Hessenseiten im BUNDmagazin 2 / 2008

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BUNDmagazin 2. Quartal Heft 2 /2008

HESSENseiten Landesdelegiertenversammlung 2008

LDV

Biodiversität und Klimawandel im Mittelpunkt Sieger im Kreativwettbewerb „alternative Flugverkehrsanzeigen entwerfen“ bekannt gegeben Dr. Stefan Nawrath bei seinem Vortrag

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Fotos: Julia Beltz

u Beginn der diesjährigen Landesdelegiertenversammlung gedachten die Aktiven des am 26. April 2007, dem Jahrestag des Super-Gaus von Tschernobyl, verstorbenen unermüdlichen Kämpfers für Umwelt, Natur und Menschen, Eduard Bernhard. Ein von den Delegierten beschlossener neu geschaffener EduardBernhard-Preis des BUND Hessen erinnert künftig an sein Motto „The fight must go on!“ Thorwald Ritter (KV HU) merkte hierzu an, dass Eduard Bernhard sicher gerne hiermit verbunden eine Torte in symbolischer AKW-Form gesehen hätte, die man aufessen könne.

„Klimawandel und Biodiversität“ Der Gastvortrag von Dr. Stefan Nawrath widmete sich den Veränderungen der Artenvielfalt durch den Klimawandel unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen in Hessen. Anschaulich beschreibt er den bisherigen Kenntnisstand zum Klimawandel in Hessen und zeigt viele Beispiele für bereits laufende Veränderungen in der Verbreitung von Tieren und Pflanzen. Im Ausblick formuliert Dr. Nawrath, dass Naturschutz in Zeiten des Klimawandels wichtiger denn je sei. Gegenüber dem statischen Naturschutzdenken, das bestimmte Zustände fixieren will, müsse nun ein stärker dynamisches Denken treten. Wichtig seien große Schutzgebiete, in denen die natürlichen Abläufe möglichst unbeeinflusst stattfinden können. Auf die Frage nach dem Verhältnis von „Gewinnern und Verlierern“ unter dem Blickwinkel der sehr schnellen Veränderungen erläutert Stefan Nawrath, dass es hier vor allem um die Größe der Populationen gehe. Je kleiner eine Population sei, desto größer ist das Risiko des Aussterbens. Dieser Zusammenhang wirke auch beim Klimawandel. Aber nicht nur ein Aussterben und Verschieben von Vorkommen vieler Tier- und Pflanzenarten im Zeitrafferrhythmus sondern auch die Gefahren für die Gesundheit durch vorher nicht überlebensfähige Tiere und Pflanzen bereiten dem Wissenschaftler Sorge. So überträgt die Tigermücke lebensgefährliche Krankheiten auf den Menschen und die Beifuß-Ambrosie breitet sich eingeschleppt durch ungenügend kontrolliertes Vogelfutter immer mehr auch in Hessen aus – eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, da deren

feine Pollen zu schweren Allergien und Atemwegserkrankungen führen können. Sorge bereiten ihm auch im Hinblick auf die Biodiversität die Intensivierungen in der Landwirtschaft durch den gezielten Anbau von „Energiepflanzen“. In der Diskussion ist Carl Scherrer (KV F) mit Dr. Nawrath einig, dass die Nutzung von Reststoffen aus der Landschaftspflege und der Landwirtschaft zur Energiegewinnung voran getrieben werden muss, aber nicht die Intensivierung der Landwirtschaft zur Gewinnung von Energie. Werner Neumann (OV Altenstadt, AK Energie) erinnert an die diesbezügliche Position des BUND zur Biomasse-Nutzung, die von anderen, wie dem Sachverständigenrat für Umweltfragen, später in der Grundaussage unterstützt wurde. Als notwendig erachtet ein anderer Delegierter es, das Naturschutzrecht in Sachen „Energiepflanzenanbau“ anzupassen. Preissteigerungen für Lebensmittel dürfen nicht dadurch verursacht werden, dass Sprit anstatt Brot vom Acker kommen soll. Paul-Erich Etzel (KV HG) vertieft aus seiner praktischen Erfahrung als Bio-Landwirt die Dimension des Konfliktes um Energiepflanzenanbau und Lebensmittelerzeugung. Er ist bereit, in einem AK Landwirtschaft mitzuarbeiten. Er schildert drastisch die zunehmende Gefahr, dass die Landwirte auch den letzten Zipfel Boden intensiv nutzen wollen, um Geld zu verdienen, dadurch aber Böden und Artenvielfalt in kürzester Zeit unwiederbringlich schädigen. Scharf wandten sich die Delegierten auch gegen die sogenannte „Grüne“ Gentechnik und forderten die Uni Gießen auf, auf die letzte Ver-

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