BUNDmagazin 2. Quartal Heft 2 /2011
HESSENseiten Tschernobyl und Fukushima bewegten die Landesdelegiertenversammlung am 9. April 2011 in Frankfurt
LDV
Die erneute Atomkraftwerkskatastrophe in Japan, 25 Jahre nach dem Super-GAU in Tschernobyl, bestärkte die Delegierten in ihrer Forderung nach sofortiger Abschaltung aller AKW.
Vorstandssprecher Herrmann Maxeiner thematisierte die Folgen des Reaktorunfalls am 26. April 1986 in Tschernobyl und die aktuelle Situation in Fukushima und stellte die beiden Referenten zum Schwerpunktthema vor. Sowohl Dr. Werner Neumann, Sprecher des Arbeitskreises Energie des BUND, als auch Andreas Seiverth, Vorsitzender des Vereins „Leben nach Tschernobyl e.V.“ kennen die Todeszone um Tschernobyl und engagieren sich für die betroffenen Menschen. Werner Neumann, auch Vorstandsmitglied in „Leben nach Tschernobyl e. V.“, begleitete mit seiner Rede einen Film über die Folgen des Super-GAUs von Tschernobyl. Er beleuchtete die Arbeit der meist zwangsverpflichteten Liquidatoren als „vergessene Retter Europas“, die „aufräumen“ und einen mittlerweile rissig gewordenen Beton-Sarkophag um den Katastrophenreaktor bauen mussten und ging auf die neuesten schrecklichen Vorkommnisse in Fukushima ein. Dort steht der Bevölkerung Ähnliches bevor wie um Tschernobyl. Sein Fazit lautete: „Es ist höchste Zeit, einen Schlussstrich unter die Atomwirtschaft zu ziehen.“ Strom ist genug da, Deutschland exportiert auch bei abgeschalteten AKW Strom. Eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) zeigt, dass Stromautobahnen von der Nordsee überflüssig sind, wenn die Windenergie im Binnenland an dafür geeigneten Standorten konsequent ausgebaut wird. Für den Umstieg auf eine Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien ohne Atom- und Kohlestrom sind daher keine 3600 Kilometer Höchstspannungsleitungen sondern laut IWES-Studie nur 200 Die Landesdelegierten gedachten zu Beginn der Versammlung der im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder. Vorstandssprecher Jörg Nitsch erinnerte an Landesschatzmeister Martin Stichel und an Ex-Webmaster Peter Wagner sowie an Marianne Susenburger, die im März 2011 verstarb. Marianne Susenburger war viele Jahre im Kreisverband Groß-Gerau aktiv. Auch als beliebtes und geschätztes Mitglied des Landesvorstands war sie federführend im Widerstand gegen die Umweltverschmutzung durch die Sondermüllverbrennungsanlage HIM und gegen das AKW Biblis.
Foto: Julia Beltz
25 Jahre nach Tschernobyl
Kilometer erforderlich. Die zurzeit im Planfeststellungsverfahren befindliche Höchstspannungsfreileitung betrifft Hessen im Abschnitt Wahle–Mecklar. Die Bevölkerung hierzulande hat die Entscheidung zum Wechsel aus der „Sackgasse Atomwirtschaft“ für sich schon längst getroffen. Sie will keine „Brückentechnologie ins Nirgendwo“ und benötigt dazu auch kein dreimonatiges Moratorium. Deutschland wäre bei einem Ausstieg keine AKW-freie Insel sondern Vorbild für Nachbarstaaten wie Frankreich und Tschechien. Werner Neumann betonte besonders die Verantwortung der Kommunen für die Energiewende. Kommunale Energiekonzepte können mit bürgerschaftlichem Engagement und in wiederbelebten Energiewendekomitees politisch dauerhaft umgesetzt und vorangebracht werden. Hierzu gehören vor Ort viele mehr oder weniger „kleine Schritte“ wie die energetische Sanierung der Gebäude, Nutzung von Strom und Wärme durch Blockheizkraftwerke, energetische Wohnungschecks auch für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen, Bürgeranlagen für erneuerbare Energien, fortschrittliche kommunale Satzungen und Bebauungspläne mit öffentlich-rechtlichen Verträgen für höhere als gesetzlich vorgeschriebene Klimastandards.
[2-11] Hessen-Seiten im BUNDmagazin
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