Hessenseiten im BUNDmagazin 1 / 2013

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BUNDmagazin 1. Quartal Heft 1 /2013

HESSENseiten Über die Nachhaltigkeitsstrategie muss neu nachgedacht werden: Das Drei-Säulen-Modell war und ist untauglich

EDITORIAL

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as Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit (Abbildung 1) besagt, dass eine nachhaltige und damit zukunftsfähige Entwicklung auf drei Grundpfeilern basiert, die gleichberechtigt jeder für sich einer nachhaltigen Entwicklung bedürfen. Das führt dann beispielsweise dazu, dass Politiker Entscheidungen zugunsten der Ökonomie und zulasten der Ökologie damit begründen, sie hätten eben in gerade diesem Fall den Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit bei der Schaffung von Arbeitsplätzen legen, also die ökonomische und die soziale Säule stärken müssen. Das Drei-Säulen-Modell, auf dem auch die Nachhaltigkeitsstrategie der hessischen Landesregierung aufbaut (siehe Artikel zum Fortschrittsbericht 2012 auf S. 2), verkennt allerdings eine grundlegende Tatsache: Nachhaltigkeit, das heißt dauerhafte Existenz, kann in den Handlungsfeldern Ökonomie und Soziales nur erreicht werden, wenn Nachhaltigkeit im Bereich Ökologie gegeben ist. Wenn zur Aufrechterhaltung der Ökonomie und des Sozialwesens natürliche Ressourcen schneller verbraucht werden als sie sich nachbilden können, kann das gesamte Konstrukt nicht nachhaltig sein. Wenn es nicht gelingt, global die Übernutzung der Böden und der darauf sich bildenden Vegetation mithilfe einer nachhaltigen Agrar- und Forstwirtschaft zu stoppen und die Nutzung endlicher Energieressourcen durch Erneuerbare zu ersetzen, dann hat die Menschheit keine Zukunft. Ohne ökologische Nachhaltigkeit ist ökonomische und soziale Nachhaltigkeit nicht möglich.

Das Drei-Säulen-Modell steht sozusagen auf sandigem Boden, untauglich von Anfang an. Es bedarf keines Architekturstudiums, um die alte und einfache Volksweisheit zu begründen, dass ein Gebäude nur so gut und

IMPRESSUM Herausgeber: BUND Hessen e.V., Ostbahnhofstraße 13, 60314 Frankfurt a. M., Tel. (069 ) 67 73 76-0, www.bund-hessen.de und www.facebook.com/BUND.Hessen Redaktion: Brigitte Martin (Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.) Layout und Satz: Julia Beltz

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Herwig Winter, Vorstandsmitglied des BUND Hessen

Abbildung 1: 3-Säulen-Modell

Abbildung 2: 2-Säulen+Fundament-Modell

stabil sein kann wie sein Fundament. Das Fundament der Nachhaltigkeit in sämtlichen menschlichen Lebensbereichen jedoch ist die ökologische Nachhaltigkeit. Wenn also Nachhaltigkeit durch ein Säulenkonstrukt symbolisiert werden soll, dann müssen die Säulen Ökonomie und Soziales auf das Fundament Ökologie gestellt werden (Abbildung 2). Das bedeutet in der Realität, dass alle politischen und wirtschaftlichen Handlungsfelder am Primat der ökologischen Nachhaltigkeit auszurichten sind. Erst wenn überall auf unserem Globus jegliche Entscheidung zugunsten von Projekten aller Art nur dann getroffen wird, wenn ökologische Nachhaltigkeit gegeben ist, hat die Menschheit eine Zukunft. Für uns als Umwelt- und Naturschützer muss das heißen, dass wir bei unseren Stellungnahmen die ökologische Nachhaltigkeit der jeweiligen Planung oder eines Projekts stets ganz allgemein hinterfragen und einfordern. In diesem Sinne, Herwig Winter

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