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Mitmachaktionen 48/49 BN vor Ort aktiv 50–56 Regionalseiten
Ganz schön aufregend, so ein Insektenleben! Das Erzähltheater macht die Welt der kleinen Krabbler für junge Menschen verständlicher.
BN-MITMACHPROJEKTE
THEATER FÜR INSEKTENSCHUTZ
Foto: Johannes Bentele
Um das Wissen über den Schutz unserer Insekten zu fördern, haben sich der BUND Naturschutz und ein Erzähltheater-Duo zusammengetan.
Diese innovative Kooperation soll In-
teresse für Insekten wecken und die Bedeutung der fleißigen Krabbler für Ökosysteme erklären. Zu diesem Zweck haben sich Ines Honsel und Gabi Altenbach an den BUND Naturschutz gewandt. Die Schauspielerinnen machen aus einer Theateridee ein nachhaltiges Erlebnis für Kinder und Jugendliche.
Grundlage des Theaterprojektes ist das 1893 erschienene Kinderbuch »Max Butziwackel der Ameisenkaiser« von Luigi Bertelli. Das Buch ist eine Mischung aus Abenteuergeschichte und Wissensvermittlung über Insekten. Ein Junge wird darin auf geheimnisvolle Art und Weise in ein Ameisenei verwandelt und durchlebt in Folge ein ganzes Leben als Ameise. Dabei begegnet er vielen verschiedenen Insekten, die ihm helfen oder denen er hilft. Am Ende wird er wieder in einen Jungen zurückverwandelt und es bleibt die Frage: War die Geschichte nur ein Traum – oder ist sie wirklich passiert?
Das SchauspielDuo »AH! Altenbach + Honsel« bringt diese bezaubernde Geschichte als Erzähltheater unter dem Titel »Mein Leben als Ameise« für Kinder von acht bis zwölf Jahren zur Aufführung. Lehrer*innen, die Interesse an dem Theaterstück »Mein Leben als Ameise« an ihrer Schule haben, wenden sich an info@ altenbach honsel.com. »AH! Altenbach + Honsel« sind zwei Erzählerinnen und Schauspielerinnen, die Vorführungen für Kinder und Jugendliche bieten, in denen
TERMINE
Projekttage Insektenvielfalt für Schulmoderator*innen
• Workshop »Biene Majas kleine Schwestern – Praxistag Umweltbildung«
München, Montag, 29. August, 10:30 – 16 Uhr • Online-Kurs
Insektenvielfalt 21. September, 17:30 – 19:30 Uhr • Workshop »Einführung in die Insektenwelt – Praxistag Umweltbildung«
Nürnberg, Samstag, 24. September, 10:30 – 16 Uhr
Wer Interesse an den Mitmach Workshops »Projekttage Insektenvielfalt« hat, wendet sich an das Bildungswerk unter bildungswerk@
bund-naturschutz.de.
sich Elemente des Schauspiels, des freien Erzählens sowie musikalische Elemente mischen. Sie entwickeln ihre Stücke ohne feste Textgrundlage und beziehen von Anfang an ihr Publikum mit ein.
Im Anschluss an das Erzähltheater können die Schulen das Thema weiterbearbeiten und MitmachWorkshops zur Insektenvielfalt über den BUND Naturschutz vereinbaren. Im Mittelpunkt dieser Workshops steht die spielerische Wissensvermittlung über Insekten. Je nach Jahreszeit und Zeitbudget können zusätzlich durch Schüler*innen und Eltern Insektenhotels gebaut, Blumenwiesen angelegt oder Bastel und Laufspiele durchgeführt werden. Eine schöne Variante ist auch eine Entdeckertour mit Becherlupe durch Blumenwiesen. Die anschließenden oder auch vom Theaterzeitpunkt losgelösten MitmachWorkshops werden durch die PostcodeLotterie gefördert.
Gefördert durch:
Menschen für die Schönheit der Natur begeistern – eine der wichtigsten Aufgaben des BUND Naturschutz. Viele Ehrenamtliche bieten dazu Exkursionen an, bei denen man Wälder, Fledermäuse oder Libellen entdecken kann.
Fotos: Claudia Rothhammer
EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ
EDELSTEINE DER LÜFTE ENTDECKEN
Genau hinschauen – welche Libellenart sitzt hier gerade in der Becherlupe?
Einen Moment lang bleibt diese Libelle auf der Hand des Exkursionsleiters sitzen.
Das Isarmündungsgebiet ist eine echte Schatzinsel, so viele
Kostbarkeiten beherbergt sie. Die Rede ist nicht von Gold oder Diamanten tief im Erdreich, sondern von Edelsteinen auf Sträuchern und in der Luft. Denn das Isarmündungsgebiet ist ein Paradies für Libellen, auch »Edelsteine der Lüfte« genannt.
Manche Libellen mögen es schön warm, wie unsere kleine Exkursionsgruppe von unserem Experten Walter HanschitzJandl von der BNKreisgruppe Deggendorf bald erfahren wird. So gesehen haben wir uns den perfekten Tag ausgesucht. Während die Sonnenstrahlen alles versuchen, um das Thermometer an diesem JuniTag zur 35 GradMarke hochzutreiben, stehen wir am Eingang des Infozentrums Isarmündung im Landkreis Deggendorf und warten, ob sich noch jemand zu uns gesellt.
Die LibellenExkursion wird einmal im Jahr von der BNKreisgruppe angeboten, gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz und dem Infozentrum Isarmündung – und jedes Jahr kommen viele Naturfreunde, einige davon nicht zum ersten Mal. Walter HanschitzJandl ist in der Region als kundiger Odonatologe bekannt. Auch dieses Mal sind erfahrene Exkursionsteilnehmer dabei – und bestens ausgerüstet mit Fernglas, Kamera und Makroobjektiv. Doch der Kreis bleibt kleiner als sonst. Kein Wunder, denn heute rollt die Hitzewelle über Deutschland, die in den vergangenen Tagen selbst den an hohe Temperaturen gewöhnten Spaniern zu schaffen machte.
NATUR VOR DER HAUSTÜR
Während wir warten, denke ich mir, dass mich ein Besuch des Infozentrums nicht mehr überraschen kann. Immerhin war ich hier schon ein paar Mal in diesem landschaftlichen Kleinod in Niederbayern. Das Infozentrum liegt inmitten von Auwäldern am Rande eines einzigartigen Naturschutzgebietes. Hier fließt die Isar in die Donau, die sich vor dem Aufeinandertreffen in großen Mäandern windet, so als wollte sie der Isar ausweichen. Isar und Donau gestalten diese Landschaft mit Altwässern, ausgedehnten Weich und HartholzAuwäldern, feuchten Au und Streuwiesen. Gut, auf dem über 8000 Quadratmeter großem Areal des Infozentrums ist auch einiges von Menschen statt Flusshand angelegt, aber absolut eine Reise wert.
Nun gut, heute lasse ich mich überraschen, ob ich vielleicht doch etwas Neues sehe. Schließlich bietet die BNKreisgruppe unter dem Motto »Natur vor der Haustür« Touren und Veranstaltungen an, von der selbst Einheimische schwärmen, dadurch hätten sie ihre Heimat neu kennengelernt. Wir brechen zu unserer Exkursion auf, gehen ein paar Schritte – und bleiben sogleich stehen. »Da sind ja schon die ersten«, sagt Walter Hanschitz Jandl und deutet auf die Sträucher und Bäume am Wegesrand hin. Die Ferngläser werden gezückt. »Wo?« – »Ach hier« – »Nee, da«. Wer genauer hinsieht, kann die ersten Edelsteine der Lüfte ohne Fernglas sehen. Ihr Körper ist so blau wie der Sommerhimmel. Die Libellen heißen uns willkommen.
Walter HanschitzJandl fängt mit dem Schmetterlingsnetz eine ein. »Aber Vorsicht. Libellen zu fangen ist verboten«, sagt er und hält seine Beute in der Hand, um sie in einen Becher mit Lupe zu setzen. »Außer, man hat eine Fanggenehmigung wie ich«, sagt der 65Jährige und lächelt verschmitzt. Die Libelle ist nicht nur azurblau, sondern heißt auch Azurjungfer, genauer gesagt HufeisenAzurjungfer. Wir erfahren, dass sie eine häufig vorkommende Kleinlibelle ist. Als ich bei den nächsten Schritten noch überlege, warum ich ihr dann bisher noch nie begegnet bin – oder ist sie mir nur nicht aufgefallen? – sind wir mitten im Libellenparadies am IsarAltwasser.
WÄRMELIEBENDE EINWANDERER
Die kleinen Flugakrobaten sausen an uns vorbei. Manche so klein und schnell, dass man sie selbst mit Fernglas nicht wirklich zu Gesicht bekommt, außer sie halten für einen Moment inne und verharren in der Luft oder ruhen sich auf einem Zweig aus, andere so groß, dass man intuitiv ausweicht, wenn eine auf einen zufliegt. Libellen sind schnell und gerade Großlibellen imposant. Nicht umsonst nennen die Engländer sie »Dragonfly«, Drachenfliege. Doch was sich schließlich in Blicknähe niederlässt, ist kein furchteinflößender Drache, sondern eine königliche Majestät. Wir haben eine Kleine Königslibelle vor uns. Wir erfahren, dass herabgesenkte Flügel oder gar die Ausrichtung des Hinterleibs Richtung Sonne uns auch keine K l Angst einjagen sollen. Libellen sind wechselwarme Tiere, die sich erst durch die Strahlen so richtig aufwärmen können. Aber manchmal wird es sogar den Lie i n e Kö ni gsl ib elle bellen zu heiß. Bei praller Sonne richten manche Arten in sogenannten Obeliskenstellung den Hinterleib so zur Sonne aus, dass er sich möglichst wenig erhitzt.
Uns wäre gerade allen nach Abkühlung. Die Sonne brennt herab. Walter HanschitzJandl erklärt, dass sich im Zuge der Klimaerwärmung immer mehr LibellenArten aus dem Mittelmeerraum nach Norden, also zu uns, ausgebreitet haben. »So sind heute die Kleine Königslibelle und die Feuerlibelle fast überall an
Walter HanschitzJandl ist einer von vielen BNEhrenamtlichen, die bei Exkursionen Menschen für die Natur vor ihrer Haustür begeistern.
den größeren Gewässern des Isarmündungsgebiets zu finden.« Und tatsächlich begegnen wir einigen Feuerlibellen, die aus Afrika und dem Mittelmeerraum nach Bayern gekommen sind. Die Körper der Männchen sind feuerrot und dadurch nicht zu übersehen, während die Weibchen ockerfarben bis hellbraun sind. An dieser Stelle sind wir überwältigt. Fasziniert betrachten wir die Feuerlibellen, die eine Armlänge vor uns auf einer Pflanze sitzen. Jeder will ein Foto von diesen grazilen Schönheiten. Selbst unser bestens ausgerüsteter Hobbyfotograf und erfahrener Exkursionsteilnehmer ist begeistert: »So ein Foto hat mir noch gefehlt.«
PRÄCHTIGE FARBEN
Noch eine wärmeliebende Art ist zu uns eingewandert, aber noch sehr selten: der Spitzenfleck. Walter HanschitzJandl erzählt uns immer wieder von ihm, denn die ein oder andere Libelle könnte man mit ihm tatsächlich verwechseln. Doch nicht unser Exkursionsleiter. Ob Körpermerkmale, die Flügel oder gar ein Blick in die Augen – ja, Libellen haben nicht nur einen Körper in den prächtigsten Farben, sondern auch wunderschöne Augenfarben – der 65Jährige kennt die Tiere ganz genau. »Ich beschäftige mich seit gut 30 Jahren mit Libellen, da ist das nichts Besonderes«, winkt er ab, als wir über sein Fachwissen staunen. Wir, das sind deutlich mehr als noch beim Start. Während wir durch die Welt der Libellen wandern, schließen sich uns immer mehr Passanten an. Maria zum Beispiel. Eigentlich wollte sie nur eine kleine WalkingRunde drehen. Als sie merkt, dass wir Libellen beobachten, bleibt sie bei uns stehen und fragt interessiert nach. Foto: Wolfgang Willner Am Ende ist sie baff, wie viel es über Libellen zu wissen gibt. »Jetzt bin ich so oft hier und wusste gar nicht, welche besonderen Arten hier leben«, staunt sie. In der Tat: Wer mit Walter HanschitzJandl durch das Isarmündungsgebiet geht, wird es mit ganz anderen Augen sehen und eine Welt voller funkelnder Edelsteine entdecken. Claudia Rothhammer
Das Dillinger Eulenpaar in seinem Kasten
Foto: Christoph Bosch
Schleiereulen brüten bevorzugt in Scheunen, Ställen und Kirchtürmen.
KREISGRUPPE DILLINGEN
KINDERSTUBE IM LIVESTREAM
Das Internet macht’s möglich: Über eine Webcam war im Juni ein brütendes Schleiereulenpaar live in seinem Nistkasten zu beobachten — und kurz darauf auch der frisch geschlüpfte Nachwuchs.
Installiert hat die Kamera der Arbeits-
kreis Eulenschutz der Kreisgruppe Dillingen des BN, um mit der live übertragenen Aufzucht der Jungen für den Schutz und Erhalt der Vögel zu werben.
Der seit 2021 bestehende Arbeitskreis geht zurück auf die Arbeit von Georg Stoll aus Wittislingen, der vor 30 Jahren die ersten Schleiereulenkästen baute und mit Landwirten auf deren Höfen anbrachte.
Heute kümmern sich unter der Leitung von Heike Hoedt etwa 30 Ehrenamtliche um die über 300 Kästen im Landkreis, die auch von anderen Greifvögeln gern genutzt werden. Die Aktiven des Arbeitskreises unterstützen die Besitzer der Eulenkästen fachlich und praktisch, halten Schulungen ab, organisieren Wartung und Austausch der Kästen und beobachten den Bruterfolg.
Die Schleiereule steht in Bayern auf der Roten Liste, ihr natürlicher Lebensraum in strukturreichen Kulturlandschaften geht zunehmend verloren. Die Dillinger Eulenschützer halten mit Heckenpflanzungen dagegen: Allein im Mai haben sie schon über 2000 heimische Gehölze neu gepflanzt.
Durch den Verlust an Lebensraum und den Einsatz von Dünge und Pflanzenschutzmitteln schwindet auch das Nahrungsangebot in Form von Mäusen und anderen Kleinsäugern. Doch weil sie die Mäusepopulation in Schach halten, sind Schleiereulen eigentlich gern gesehene Gäste auf dem Bauernhof — und ihr Erhalt ein Gewinn für Landwirtschaft und Naturschutz.
Thomas Frey (as)
iWeitere Infos
Den Link zur Webcam gibt es unter
www.dillingen.bund-naturschutz.de
NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN
TOTGESPRITZT: Bei einer Routinebegehung Ende Mai deckten Mitglieder der Kreisgruppe DonauRies des BN einen unglaublichen Naturfrevel auf. Ein Landwirt hatte in seinem Wald offenbar gezielt das Blattgift Glyphosat eingesetzt und so eines der größten FrauenschuhVorkommen der Region zerstört. Über 100 Exemplare der vom Aussterben bedrohten und streng geschützten Orchideenart sind vernichtet, nur vereinzelte Pflanzen stehen noch in der verdorrten Fläche. Der BN erstattete Anzeige und nahm Bodenproben. Auch bei der Naturschutzbehörde des Landkreises stieß die Zerstörung auf Entsetzen. Der Waldbesitzer muss sich wegen Verstoßes gegen Naturund Artenschutzrecht sowie gegen das Pflanzenschutzgesetz verantworten, das die Anwendung von Glyphosat in Wasserschutzgebieten und im Wald verbietet. AUSGEZEICHNET: Die Arbeitsgruppe Amphibienschutz der BNOrtsgruppe Kaufbeuren wurde am 23. Mai mit dem Umweltpreis des Bezirks Schwaben ausgezeichnet. Rund um den Kaufbeurer Kaiserweiher betreuen etwa 50 Ehrenamtliche eines der größten Amphibienvorkommen Schwabens und retten jedes Jahr bis zu 9000 Kröten, Frösche und Molche vor dem Straßentod durch Überfahren. Ein wichtiges Anliegen ist der AG auch, den Lebensraum für Amphibien zu erhalten: Nach langjährigem Einsatz konnte der letzte verbliebene Wanderkorridor der Tiere vor einer Bebauung bewahrt bleiben.
Foto: KG DonauRies
IHR ANSPRECHPARTNER
Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89/54 82 9864 thomas.frey@bundnaturschutz.de
Foto: Stefan Maurer BNVorsitzender Richard Mergner (li.), Markus Fäth, Bürgermeister von Rothenbuch (2. vo. li.), und BNEhrenvorsitzender Hubert Weiger (re.) pflanzten eine Ehrenlinde für Sebastian Schönauer (2. vo. re.).
KREISGRUPPEN ASCHAFFENBURG UND MAIN-SPESSART
»EINSATZ TRÄGT FRÜCHTE«
Das letzte ökologisch intakte Tal des Spessarts ist gerettet! Der BN würdigte das Engagement Sebastian Schönauers, der jahrzehntelang für das Hafenlohrtal gekämpft hatte.
Der Regionale Planungsverband für
die Region Würzburg hat im Mai die Streichung des Trinkwasserspeichers im Hafenlohrtal aus dem Regionalplan beschlossen. Über Jahrzehnte hatte insbesondere Sebastian Schönauer als Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal (AGH) und als stellvertretender BN-Landesvorsitzender den Einsatz gegen den Speicher mit viel Energie vorangetrieben.
Dieses Engagement wurde mit der aktuellen Entscheidung endlich belohnt. Der geplant 15 Kilometer lange Speicher, der mit enormen Eingriffen in das ursprüngliche Tal und dem Verlust wertvollster Lebensund Erholungsräume verbunden gewesen wäre, gehört damit endgültig der Geschichte an«, freut sich der BNVorsitzende Richard Mergner. »Wir verdanken diesen großartigen Erfolg unserem vielgeschätzten und langjährigem stellvertretenden Landesvorsitzenden Sebastian Schönauer, der mit grandiosem Einsatz und profundem Fachwissen zentrale Figur des Widerstandes war.«
Seinen Dank sprach Mergner auch den vier Hafenlohrtalgemeinden Rothenbuch, Weibersbrunn, Hafenlohr, Windheim sowie der Stadt Rothenfels am Main aus und nicht zuletzt den über 800 Mitgliedern der AGH, die es zusammen mit der Orts und Kreisgruppe des BUND Naturschutz geschafft haben, das letzte nicht zersiedelte und ökologisch intakte Tal des gesamten Spessarts zu erhalten! Zu Ehren Sebastian Schönauers wurde eine »Ehrenlinde« im Rahmen eines kleinen Festakts im Hafenlohrtal gepflanzt. Schönauer war seit 1992 im Amt und schied im Juli 2021 nach fast 30 Jahren aus dem Landesvorstand aus.
NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN
UMGEHUNG GEKIPPT: Die Regie
rung von Unterfranken hat im April das Planfeststellungsverfahren für die rund acht Kilometer lange Umgehung von Giebelstadt, Herchsheim und Euerhausen im Landkreis Würzburg gestoppt. Damit wurde die Kritik des BUND Naturschutz bestätigt, der sich über viele Jahre gegen die enormen Eingriffe in Lebensräume von Feldhamster, Wiesenweihe und Co sowie die Versiegelung landwirtschaftlicher wertvollster Böden und neue Belastungen für viele Bürger*innen der Gemeinden gestemmt hatte.
NACHRUF: Völlig überraschend ist am 14. Juni Erich Perchermeier verstorben. Wegen seines jahrelangen, unermüdlichen Einsatzes für den BUND Naturschutz wurde Erich Perchermeier, langjähriger Vorsitzender der Kreisgruppe MainSpessart und zuletzt stellvertretender Vorsitzender, im Mai zum Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe ernannt. Aktiv war er auch im Landesbeirat, als Mitglied im Landesarbeitskreis Umweltbildung, im Landschaftspflegeverband, im Naturschutzbeirat des Landkreises und als stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Hafenlohrtal. 2006 wurde er mit der Bayerischen Naturschutzmedaille geehrt.
IHR ANSPRECHPARTNER
Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bundnaturschutz.de
So könnte die neue »Grüne Lunge« in der Münchner Innenstadt aussehen, wenn die Sonnenstraße wieder zum ParkBoulevard wird.
Foto: KG München/Montage: Fair Fleet
KREISGRUPPE MÜNCHEN
EIN CENTRAL PARK FÜR DIE CITY
Unter Bäumen flanieren statt im Stau stehen? Geht es nach der BN-Kreisgruppe München, könnte dies bald Wirklichkeit werden. Für ihr im März präsentiertes Konzept eines »Munich Central Park« erntete sie überwältigenden Zuspruch.
Nicht nur das Medienecho war riesig,
auch der Stadtrat signalisierte Unterstützung und lässt den Entwurf derzeit auf seine Umsetzbarkeit prüfen.
Der neue Park soll sich wie ein grünes Band durch die City ziehen: Vom Sendlinger Tor bis zur Brienner Straße, wo sich der Verkehr derzeit auf bis zu fünf Fahrspuren staut, soll eine durchgehende Parkanlage entstehen. Die jetzt so verkehrsbelastete Sonnenstraße könnte zur Flaniermeile werden, seitlich mit Radwegen, Tramgleisen und einer Autospur je Richtung und in der Mitte, auf gut 30 Metern Breite, mit genug Platz für neue Bäume und viel Grün.
Das gab es schon einmal: Bis Ende der 1930er Jahre war die Straße ein parkartiger Boulevard, der 1938 den größenwahnsinnigen Baufantasien der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. In der Nachkriegszeit entstand hier der westliche Altstadtring und heute ist der Stachus der verkehrsreichste Platz in Europa. Dass der Münchner Stadtrat bereits auf weniger Individualverkehr, mehr ÖPNV und den Altstadt Fahrradring setzt, hilft dem Projekt »Munich Central Park«, und mit Fahrspur, Lieferzonen und Parkhäusern bleibt die Innenstadt weiterhin motorisiert erreichbar.
Auch angesichts des Klimawandels spricht alles für den Park: Bleiben Sonnenstraße und Stachus Asphaltwüste, könnten einer Studie zufolge dort im Sommer Temperaturen von bis zu 47 Grad Celsius erreicht werden. Neue Bäume und Grünflächen würden für Abkühlung sorgen — und für mehr Lebensqualität in der Stadt. Katharina Horn (as)
Mehr Infos unter
NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN
ARTENHILFE: Die BNOrtsgruppe Baar Ebenhausen/Reichertshofen/Pörnbach hat sich seit 2010 dem Schutz der Wildbienen um den Windsberg in Freinhausen verschrieben. Dort findet sich die OchsenzungenSandbiene und das bayernweit einzige Vorkommen der Malven Langhornbiene (siehe Foto). Die seltene Art sammelt im Juni Pollen auf rosa Wildmalven. Die Futterpflanzen müssen die Ehrenamtlichen des BN im Frühling markieren, damit sie nicht versehentlich abgemäht werden. Weiter bildet die Ortsgruppe Interessierte als »Bienenzähler« aus. Foto: Peter Bernhart MOOR IST MEHR: Unter diesem Motto starteten die BNKreisgruppen Aichach Friedberg und NeuburgSchrobenhausen ihre gemeinsame Ausstellungsreihe zum Themenfeld Donaumoos. Zum Auftakt Anfang Mai luden der BN, die Interessengemeinschaft Schorner Röste und die Marktgemeinde Pöttmes zum runden Tisch im Rathaus, um Perspektiven für das altbayerische Donaumoos zu entwerfen. Gemeinsam wollten die Beteiligten neue Wege finden, um diesen einzigartigen Natur und Kulturraum zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Zunahme von Starkregenfällen und Trockenperioden durch den Klimawandel erfordern ein proaktives Moormanagement. Diskutiert wurden unter anderem die negativen Klimaeffekte von entwässerten Niedermooren, das durch Wasserausleitung bedingte Absacken von Moorböden und der Verlust an typischen Tier und Pflanzenarten im Donaumoos, sowie mögliche Maßnahmen zur Abhilfe und deren Finanzierung.
IHRE ANSPRECHPARTNERIN
Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bundnaturschutz.de
Foto: Reinhard Scheuerlein Zum Jubiläum des BN gratulierten (vo.re.) Landrätin Tanja Schweiger, Oberbürgermeisterin Gertrud MaltzSchwarzfischer, BNLandesvorsitzender Richard Mergner und Pettendorfs Bürgermeister Eduard Obermeier. Links Kreisgruppenvorsitzender Raimund Schoberer
KREISGRUPPE REGENSBURG
JUBILÄUM AUF DER DONAUINSEL
Grund zum Feiern: Die BN-Kreisgruppe Regensburg wurde vor 50 Jahren im Mai 1972 gegründet und ist seitdem zusammen mit ihren derzeit 17 Ortsgruppen mit vielen Themen aktiv.
Zu einer Jubiläumsfeier auf der Do-
nauinsel Mariaort konnten die Aktiven der Kreisgruppe Mitte Mai zahlreiche Besucher*innen und Ehrengäste empfangen.
Dabei wies Kreisvorsitzender Raimund Schoberer darauf hin, dass die Kreisgruppe mit über 8700 Mitgliedern und Förderern der Umwelt und der Natur in Stadt und Landkreis Regensburg eine hörbare Stimme verleihe, die heute mehr denn je nötig sei. Er betonte, dass gerade der gegenwärtige Bauboom in der Region für Konflikte sorge, die den BN zu Stellungnahmen veranlassten, »die auch mal weh tun«. Nicht fehlen durfte bei der Feier das Naturmobil, das als umgebauter Caravan das Rückgrat der BNUmweltbildung in und um Regensburg darstellt. Auf der Donauinsel Mariaort, wo der BN Flächen besitzt, bot die Kreisgruppe eine Führung zu ihren dortigen Naturschutzprojekten an.
BNLandesvorsitzender Richard Mergner gratulierte der Kreisgruppe zu ihrer Tätigkeit und ihrer breiten Verankerung in der Gesellschaft.
Während Landrätin Tanja Schweiger (FW) auf die gute Zusammenarbeit mit dem BN bei der Energiewende verwies, räumte die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud MaltzSchwarzfischer (SPD) ein, dass im Stadtrat inzwischen alle Parteien begriffen hätten, dass man nicht immer weiter Flächen versiegeln könne.
Dem Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe, Dr. Peter Streck, blieb es vorbehalten, einzelne Rückblicke in die Geschichte des Regensburger BN in gewohnt launigem Ton vorzutragen, bevor sich die Gäste der unvergleichlichen Stimmung am Donauufer mit unverstärkter Musik und nachhaltigen Snacks hingeben konnten. Reinhard Scheuerlein (lf)
NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ
ERFAHRUNGSAUSTAUSCH: Gerade
im ländlichen Raum spielen EAutos neben einem zu verbessernden ÖPNV eine besondere Rolle für die klimafreundliche Mobilität. Die BNKreisgruppe Cham veranstaltete daher Mitte Mai einen Erfahrungsaustausch, bei dem überzeugte E Auto Fahrer*innen ihre Fahrzeuge öffentlich vorstellten. Dabei standen vom Kleinwagen bis zum Transporter 16 Modelle verschiedener Marken und Größen bereit. Angesichts des stockenden Rückgangs der CO2 Emissionen im Verkehrssektor hält BNKreisvorsitzender Robert Kurzmann den Abbau von Hürden für emissionsfreie Formen der Mobilität für sehr wichtig. Bei BioKaffee und Kuchen gab es Gelegenheit, sich über alle Themen rund um das EAuto auszutauschen.
KLIMAFIT WERDEN: An der Volks
hochschule Neumarkt hat BNOrtsgruppenVorsitzender Alfons Greiner im Frühjahr einen »Klimafit« Kurs geleitet. Dabei haben sich die Teilnehmenden (im Bild) damit auseinandergesetzt, was die Klimakrise für sie und ihre Gemeinden bedeutet und wie sie zum Klimaschutz beitragen können. Zudem haben sie in Vorträgen Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen sowie BestPracticeBeispiele kennengelernt. Alfons Greiner ist überzeugt, dass solche engagierten Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen gebraucht werden, damit Klimaschutz vor Ort umgesetzt werden kann.
IHR ANSPRECHPARTNER
Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/8 18 7813 reinhard.scheuerlein@ bundnaturschutz.de
Foto: Tom Konopka Mit vielen Kundgebungen warben die Aktiven für die Ablehnung der Ortsumfahrung.
»ALTERNATIVEN ERNST NEHMEN!«
Ein schöner Erfolg für die Natur: Die völlig überzogene Planung für die Ortsumfahrung Niederndorf-Neuses konnte per Bürgerentscheid verhindert werden.
Erleichterung bei der Ortsgruppe Her-
zogenaurach des BUND Naturschutz: »Wir haben es geschafft. Die Stadtratsmitglieder und die Stadt sind jetzt gefordert, unsere Alternativen wirklich ernst zu nehmen und nicht mehr beiseite zu schieben«, so Dr. Horst Eisenack von der BN-Ortsgruppe.
18 420 Stimmberechtigte waren im Mai aufgerufen, über die Planung der Südumfahrung des Herzogenauracher Ortsteils Niederndorf abzustimmen. Das vom BUND Naturschutz, der örtlichen Bürgerinitiative HerzoSüdBewahren, einer Interessengemeinschaft der Landwirte, von fridays for future, dem VCD, der FDP, den FW, B90Die Grünen unterstützte Bürgerbegehren des Aktionsbündnis Stopp Südumfahrung erhielt die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.
Besorgt sind Horst Eisenack und seine engagierten Mitstreiter*innen, weil manche der beim Entscheid Unterlegenen am liebsten nach der 1JahresBindungsfrist des Bürgerentscheides mit der Planung weitermachen wollen.
Dabei gibt es viele gute Gründe gegen den geplanten Straßenbau. Die geplante Umfahrung zerstört und zerschneidet Äcker, Wälder, Biotope und Landschaftsschutzgebiete. Geschütze Tiere und Pflan zen verlieren ihren Lebensraum. Die Natur wird auf über 5 Kilometer durch Ampeln, Kreisverkehr, große Brücken, hohe Dämme und mächtige Einschnitte verschandelt.
Alternativen wurden bei der Planung unzureichend berücksichtigt, so die fest geplante StadtUmlandbahn Nürnberg ErlangenHerzogenaurach, die geplanten Radschnellwege, Park & Ride und der Trend zum HomeOffice. Zudem hätte die Trasse eine deutliche Verlängerung des Verkehrsweges mit sich gebracht. Nun setzen sich die Aktiven für einen besseren Lärmschutz mit Tempo 30 und Lkw Verbot in Niederndorf ein. Tom Konopka (lf)
NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN
KIEBITZ DARF BLEIBEN: Die geplan
te und vom BN bekämpfte Ortsumfahrung Eltersdorf (Stadt Erlangen) ist offenbar wegen des Artenschutzes nicht mehr realisierbar. Eine große Kolonie des bedrohten und geschützten Kiebitzes wäre vom Bau der Straße betroffen, eine Umsiedlung nicht möglich. Das Planfeststellungsverfahren muss zwar noch eingestellt werden, aber in einem Artikel der Erlanger Nachrichten Mitte Mai 2022 war zu lesen, dass die Höhere Naturschutzbehörde bei der Regierung von Mittelfranken der »geplante(n) Trasse kaum eine Realisierungschance« einräumt. Die Stadt will nun verkehrsberuhigende Maßnahmen vorbereiten und eine Abstufung der bisherigen Staatsstraße erreichen.
BAHN-REAKTIVIERUNG: Seit vielen
Jahren kämpft der BUND Naturschutz mit der Bürgerinitiative Mutschachfreunde in Dinkelsbühl gegen eine Ortsumfahrung der Stadt und klagt gegen den Bau auch vor dem Verwaltungsgerichtshof in München. Als Alternative fordern beide die Reaktivierung der Bahnstrecke Dombühl DinkelsbühlNördlingen. Zumindest diese Forderung könnte bald Erfolg haben: Mitte Mai 2022 unterstützte der Verkehrsausschuss des Landtages eine Petition der Initiative »Mission Bahnstation« zur Reaktivierung im Abschnitt DombühlWilburgstetten, in dem auch Dinkelsbühl liegt (im Bild die stillgelegte Strecke in Dinkelsbühl mit Bahnhof).
IHR ANSPRECHPARTNER
Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/8 18 7824 tom.konopka@bundnaturschutz.de
KREISGRUPPE PASSAU
Reinhard Bieringer, hier vor Ort im umstrittenen Waldstück, gründete die Bürgerinitiative, die mit dem BN gegen den Kiesabbau bei Marterberg kämpft.
WALD STATT KIESABBAU
NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN
ALTE FREUNDE: Unter dem Motto »Mein Freund der Baum« hat die Kreisgruppe DingolfingLandau des BN gemeinsam mit dem örtlichen Gartenbauverein einen Fotowettbewerb ausgeschrieben, bei dem markante Bäume im Landkreis gesucht werden. Auch ältere Bilder sind willkommen, Einsendeschluss ist am 28. Oktober. Die Bilder werden auf einer Abschlussveranstaltung prämiert; auch ein Fotokalender soll entstehen. Begleitet wird der Wettbewerb von Fachvorträgen und einer Aktion für Kinder und Jugendliche. Infos: dingolfing-landau.bund-natur-
schutz.de/natur-in-unserem-landkreis
GROSSE HILFE: Bis 1990 gab es die Gelbbauchunke noch fast überall im Landkreis RottalInn. Heute ist der kleine Froschlurch mit dem charakteristisch gefärbten Bauch selten geworden. Die BN Kreisgruppe will der gefährdeten Art nun mit der Anlage von Kleinstgewässern und »Unkenbecken« zur Laichablage helfen. Weiter hat sie im Mai ein Bürgerforschungsprojekt gestartet, das dazu aufruft, Vorkommen und Fundorte zu melden. Den Anfang machten drei junge Naturschützer aus Schönau, die die Tiere schon zum zweiten Mal sichteten. Infos: rottal-inn.bund-naturschutz.de/
aktuelles
Am Marterberg bei Vilshofen will ein Unternehmer großflächig Kies abbauen. Dies wollen die örtliche Bürgerinitiative und die BN-Kreisgruppe Passau verhindern.
Mitte Juni überreichten Aktive des
BUND Naturschutz und der Bürgerinitiative dem Prior des Klosters eine Liste mit über 3000 Unterschriften gegen den Eingriff im »Marterbergholz«.
Bereits Ende Mai hatten sie diese schon dem Vilshofener Bürgermeister Florian Gams übergeben und ihn aufgefordert, gemeinsam den Kiesabbau zu verhindern. Zwischen den Ortschaften Marterberg und Sandbach liegt oberhalb des Donaulaufs ein neun Hektar großes Waldstück, das dem Kloster Schweiklberg gehört. Aus wirtschaftlichen Gründen haben es die Mönche an einen Kiesunternehmer zum Abbau verpachtet. Doch seit die Pläne vor zwei Jahren bekannt wurden, gibt es Widerstand.
Auf dem fraglichen Areal steht ein durch Borkenkäfer und Stürme gestresster Fichtenwald, der sich gerade zu einem jungen, klimastabilen Mischwald wandelt. Diese Entwicklung möchten die Aktiven des BN unterstützend begleiten. Der Idee des Unternehmers, das Gebiet nach Ende des 15jährigen Abbaus zu renaturieren, erteilen sie eine Absage: Klimaschutz ist jetzt notwendig und kann nicht erst in Jahrzehnten beginnen. Dafür muss, gerade im waldarmen südlichen Teil des Landkreises, das Marterbergholz jetzt erhalten bleiben.
Deutlich werden an diesem Fall die Fallstricke eines veralteten Bergrechts, das der Sicherung von Rohstoffen noch immer Vorrang vor Natur und Umweltschutz gibt — obgleich der Wald als natürliche Ressource schwindet und der Klimawandel längst Realität ist.
Rita Rott (as)
Landau Foto: KG Dingolfing
IHRE ANSPRECHPARTNERIN
Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89/54 83 01 12 rita.rott@bundnaturschutz.de
Foto: AdobeStock/AVTG
Wie hier würde es vielerorts aussehen, wenn sich nicht engagierte Menschen den oft kurzsichtigen Bauplänen entgegenstellen würden.
KREISGRUPPE BAYREUTH
WER BREMST DIE BAUWUT?
Seit zwei, drei Jahren zieht sich eine Bauwut durch die Stadt Bayreuth und durch den Landkreis. Nachhaltige, klimaschonende Planung? Fehlanzeige!
Die Kreisgruppe Bayreuth des BUND
Naturschutz hat allein 2021 zu rund 85 und 2022 (bis Juni) zu 45 Planungen ausführliche Stellungnahmen eingereicht. Seit Anfang 2021 hat die Stadt Bayreuth Bauvorhaben beschlossen, die zu einer Neuversiegelung von rund 54 Hektar führen.
Die Erkenntnis, dass diese Art von Bauplanung und Umgang mit der Ressource Grund und Boden nicht nachhaltig ist, scheint einfach nicht in der kommunalen Bauplanung anzukommen! Einfache Maßnahmen werden von Verwaltung und Politik in den Plänen »vergessen«, so die Festlegung von für Kleintiere durchlässige Einfriedungen ohne Sockel, oder Regelungen hinsichtlich Lichtverschmutzung, um schädliche Einwirkungen durch Kunstlicht zum Schutz nachtaktiver Insekten, Vögel oder Fledermäuse zu regeln.
Düster sieht es auch bei der Festsetzung von Ausgleichsmaßnahmen aus: Anstatt den verursachten Schaden an Natur und Kultur durch ökologischen Ausgleich vor Ort auch wirklich auszugleichen, wird oft auf externe, dem Eingriffsort ferne Flächen zurückgegriffen und in fast allen Fällen eine Handvoll kostengünstiger Obstbäumchen auf einer Wiese in Nähe einer Autobahn oder Bundesstraße gepflanzt.
Noch schwieriger sieht es beim Wassermanagement und einer Verpflichtung zu lokaler Regenwasserrückhaltung aus. Diese würde das zurückgehaltene Wasser über örtliche Versickerung dem lokalen Naturhaushalt zuführen, statt es über die Kanalisation abzuleiten.
Umso wichtiger ist die mühselige Basisarbeit der BNKreis und Ortsgruppen wie in Bayreuth, die sich trotz aller Widerstände um Einsicht in der kommunalen Verwaltung und Politik bemühen: Weg von ungebremster Bauwut hin zum Bauen mit Verstand, Vernunft und ökologischer Weitsicht.
NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN
NEUWAHL: In der Kreisgruppe Bamberg konnte im Mai erstmals wieder eine Mitgliederversammlung in Präsenz stattfinden. Erfreulicherweise stellten sich bei der Neuwahl so viele junge und engagierte Kandidat*innen zur Verfügung, dass der neue Vorstand unter neuer Führung von Erich Spranger nun 18 Aktive umfasst (im Bild). Der bisherige Vorsitzende Martin Bücker war nicht mehr angetreten und feierlich verabschiedet worden. Der BN Landesvorsitzende Richard Mergner würdigte ihn als ausgewiesenen Artenkenner und Umweltschützer. Er hielt auch die Laudatio für den 16. Bamberger Naturschutzpreis, der diesmal an den Freundeskreis Nationalpark Steigerwald verliehen wurde.
LERCHENHOFTRASSE: Der Bayeri
sche Verwaltungsgerichtshof hat die Klage des BN und der Bürgerinitiative abgewiesen und den Weg für die umstrittene Lerchenhoftrasse (B 303) und den vierspurigen Aus und Neubau der B 173 bei KüpsJohannisthal freigemacht. Der BUND Naturschutz stemmt sich seit Jahren gegen das Projekt, es ist landschaftsverbrauchend, klimaschädlich und beeinträchtigt den Hochwasserraum der Rodach. Richterin Judith Müller betonte, dass sie die gesetzlichen Grundlagen in Sachen Umweltschutz für unzureichend halte. Das Gericht müsse aber nach Rechtslage entscheiden.
IHR ANSPRECHPARTNER
Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/8 18 7824 tom.konopka@bundnaturschutz.de