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Pflanzenporträt
PFLANZENPORTRÄT
GEMEINE BRAUNELLE
Als kleiner lila Sommerblüher mit viel Nektar und einer genialen Mischung an Wirkstoffen ist die Gemeine Braunelle eine ideale Insektenweide sowie eine bei uns fast vergessene Würz- und Heilpflanze.
Die Prunella vulgaris liebt sonnige,
nährstoffreiche und leicht feuchte Standorte und wächst auf Weiden, Wiesen, Rasen und an Wegrändern. Mit Überdauerungsknospen direkt an der Erdoberfläche kann ein Rasenmäher ihr wenig anhaben.
Sie vermehrt sich über kriechende Ausläufer und Samen, die durch Regentropfen aus dem Kelch geschleudert werden. Diese sind in feuchtem Zustand klebrig und werden über Tierpfoten und Schuhsohlen verbreitet.
BRAUNELLEN
(Prunella) – Lippenblütler
Unsere häufigsten Arten:
• Gemeine Braunelle (Prunella vulgaris): oberstes Blattpaar direkt am Grund des Blütenstandes, häufig und ungefährdet • Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora): erstes Blattpaar mit
Abstand zur größeren Blüte,
Rote Liste Vorwarnstufe • Weiße Braunelle (Prunella laciniata): Rote Liste 3 – gefährdet • Endemische Arten auf Kreta, in
Albanien, im Mittelmeerraum • Leichte Verarbeitung und ungiftig, aber die ärztliche Kontrolle nicht vergessen!
Ihren Nektar lieben Hautflügler wie Hummeln und Bienen, deshalb Vorsicht beim Barfußgehen. Aber auch verschiedene Bläulinge, Weißlinge und der Mauerfuchs sind hier zu sehen. Die Stahlblaue Mauerbiene nutzt die Pollen zur Larvenaufzucht.
In der chinesischen Medizin wird die Gemeine (oder auch Kleine) Braunelle seit Jahrtausenden geschätzt (in der heutigen TCM vor allem als Leber und Gallenmittel), ebenso in Kaschmir, Indien und bei der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. Sie gilt als Allheilmittel. In Asien wird deshalb viel geforscht über ihre Wirksamkeit bei Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, AIDS und anderen Viruserkrankungen. Hierzulande ist sie fast vergessen, obwohl sie im Mittelalter als Wundkraut und bei Diphterie verwendet wurde. Volkstümliche Bezeichnungen der Pflanze wie Gottheil, Tischlergras oder der englische Name Selfheal deuten auf diese Wirkung hin. Heute weiß man: Sie ist antimikrobiell, antioxidativ, leberschützend, blutdrucksenkend, harntreibend, entzündungshemmend, antiviral, wundheilend sowie tumorund HIVhemmend.
Die Kleine Braunelle lädt ein zum Selbermachen: Blütenköpfchen sammeln, frisch oder getrocknet für Tee bei Erkältung, Halsschmerzen, Zahnfleischentzündungen oder als Wundauflage, zermahlen als Gewürz oder im Kräutersalz, in Wein gesotten oder als Tinktur zum Betupfen von HerpesBläschen und zum Gurgeln, Öl oder Salbe bei Wunden und Sonnenbrand. Genial als Notfallmittel bei Verletzungen unterwegs: ein Blätterverband für frische Wunden. Welch Schatz in Natur und Gärten!
IRMELA FISCHER
Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.
Fotos: Irmela Fischer Ein hübscher Anblick für uns Menschen und ein Schlemmerbüffet für Insekten: die Kleine Braunelle in Blüte