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Pflanzenporträt: Schlehe 26/27 Schutz für gefährdete Arten
PFLANZENPORTRÄT
SCHLEHE
IRMELA FISCHER
Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an. Die Schlehe ist ein Strauch der Superlative: Schutz- und Nahrungsgehölz für Mensch und Tier, vielseitiger Wegbegleiter der Menschen seit der Steinzeit sowie Leitpflanze für Naturhecken.
Das heimische Pioniergehölz braucht
kaum Pflege, ist windbeständig und verfügt über ein weitreichendes Wurzelgeflecht, das Hänge und Böschungen befestigen kann.
Sie verkörpert den Wechsel von Licht und Dunkel im Leben, den Rhythmus des Jahreslaufes: jetzt in der dunklen Jahreszeit mit schwarzem Holz, nur ein wenig belebt durch die stark bereiften Steinfrüchte; im Frühjahr leuchtend als schneeweißes, nach Mandeln duftendes Blütenmeer, das vor dem Blattaustrieb erscheint.
Mit ihren langen spitzen Dornen ist die Schlehe für Kleinsäuger und Vögel ein wichtiger Rückzugsort, ein »lebendiger Stacheldraht«, der dem Wiesel den Durchschlupf gewährt, den er dem Fuchs verwehrt und der Singvögel vor räubernden Katzen schützt. Hier finden viele Insekten reichlich Nektar, für rund 20 Vogelarten sind die Früchte wichtige Winternahrung, der Neuntöter betreibt eine besondere Art der Vorratshaltung, seine Beute auf Dornen aufspießend, und Grasmücken, Heckenbraunellen sowie Zaunkönige finden ein sicheres Zuhause.
Tinte aus Schlehenrinde wurde im Mittelalter in den Skriptorien verwendet, deren rötliche Farbe bei der Käseherstellung und zum Färben von Wolle, die Blätter als Tabakersatz, das sehr harte Holz zur Herstellung von Peitschen, Spazierstöcken und Zauberstäben. In Hofnähe sollte sie vor Blitz, Feuer und Krankheit schützen. Funde aus Pfahlbauten am Bodensee legen nahe, dass Schlehenfrüchte als vitamin- und mineralstoffreicher Wintervorrat verwendet wurden und die Kerne als Schmuck dienten.
Als Heilpflanze wirkt die Schlehe zusammenziehend, leicht harntreibend, schwach abführend und entzündungshemmend. Blütentee lindert Fieber und rheumatische Beschwerden, Entzündungen der Atemwege und der Mund- und Rachenschleimhaut. Er eignet sich bestens für Kinder, die unter Blähungen, Bauchweh oder Verstopfung leiden. Die Gerbstoffe der Früchte helfen bei Zahnfleischentzündungen. Die Beeren werden nach dem ersten Frost milder und sind als Gelee oder Saft köstlich. Alles Gründe, die Verbreitung der Schlehe zu fördern!
SCHLEHE (SCHLEHDORN, SCHWARZDORN, HAGEDORN)
Prunus spinosa
• Gattung: Prunus, Familie: Rosengewächse (Rosaceae) • Wildform unserer Pflaumen- und
Mirabellenarten • Blau bis schwarz bereifte Steinfrüchte, kurz gestielt, essbar, mit sehr herbem Geschmack • Ökologisch sehr bedeutsam und bestens geeignet zur Heckenpflanzung
Die Zauneidechse: Zieht bei vielen Baumaßnahmen den Kürzeren.
Fotos: Albrecht Muscholl-Silberhorn Regensburg: Hier befindet sich angeblich eine Ausgleichsfläche für Zauneidechsen.
SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN
UMSETZUNG: UNGENÜGEND!
Wer in Bayern in Natur und Landschaft eingreift und dadurch Schaden verursacht, muss diesen laut Bundesnaturschutzgesetz ausgleichen – theoretisch. Wie schlecht diese Eingriffsregelung in Bayern tatsächlich umgesetzt wird, deckten BN-Aktive jüngst wieder auf.
Die Idee war so gut, dass andere Län-
der Deutschland sogar darum beneideten. Die sogenannte Eingriffsregelung sollte in den 1970er Jahren, inmitten des dramatisch zunehmenden Flächen- und Naturverbrauchs, Eingriffe in Natur und Landschaft eigentlich so weit wie möglich abwenden. Der Grundgedanke: Wenn Verursacher den beispielsweise durch eine Bebauung entstandenen Schaden ausgleichen müssen, wirkt das abschreckend. Soweit die Theorie.
In der Praxis führten einige grundlegende Fehler im System allerdings dazu, dass die Eingriffsregelung zu einer Art billigem Ablasshandel verkommen ist. So hat eine Anfrage der Grünen im Bayerischen Landtag ergeben, dass 50 Prozent der von Gemeinden ausgewiesenen Ausgleichsflächen entweder nicht wirksam oder gar nicht vorhanden sind. Wie kann das sein? Nach wie vor gibt es keine von den Eingriffsbehörden unabhängige Instanz, die erfasst und prüft, ob die in den Planungsunterlagen genannten Ausgleichsflächen tatsächlich vorhanden sind und ihren Zweck erfüllen. Bisher wird vielmehr der Bock systematisch zum Gärtner gemacht. So ist die Gemeinde bei einer Baumaßnahme gleichzeitig zuständig für die Planung, die Genehmigung des Bebauungsplanes, die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen und auch für die Kontrolle derselben. Dass diese Selbstkontrolle oft nicht funktioniert, wundert wenig. Ein aktueller Fall in Regensburg zeigt beispielhaft, wie verheerend sich diese Schwachstellen auf die Praxis des behördlichen Artenschutzes auswirken können. Leider nur ein Fall von vielen!
UMSIEDLUNGSAKTIONEN FEHLGESCHLAGEN
Vier abgeschlossene Baumaßnahmen haben BN-Aktive in Regensburg vergangenes Jahr genauer unter die Lupe genommen. Bekannt war, dass auf allen
ZAUNEIDECHSE
(Lacerta agilis)
Foto: Uwe Hammon
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata) Familie: Echte Eidechsen (Lacertidae) Schutzstatus: europarechtlich streng geschützt Gefährdung: bayernweit gefährdet
Flächen vor Baubeginn Zauneidechsen lebten, die auf Ausgleichflächen umgesiedelt werden sollten. Doch was die Naturschützer bei ihrer Ortsbegehung vorfanden, war ein Desaster: Alle Vorkommen waren erloschen, die bei dieser Art ohnehin als schwierig bekannten Umsiedlungsaktionen waren vollständig fehlgeschlagen. Außerdem mussten die BNExpert*innen feststellen, dass die laut Aktenlage für die Eidechsen geschaffenen Ersatzlebensräume entweder komplett ungeeignet oder schlicht nicht vorhanden waren. Einige Ausgleichsflächen waren nach Fertigstellung der Bebauung wieder eingeebnet, eine sogar für die Lagerung von Bauschutt genutzt worden.
KEINE ERFOLGSKONTROLLE
Um sich Klarheit über die Vorgänge zu verschaffen, forderten die BN-Leute Akteneinsicht. Es folgten viele, viele Stunden mühsamer Schreibtischarbeit und die Erkenntnis, dass das völlige Misslingen der Ausgleichsregelung den Behörden durchaus bekannt war, offenbar aber keine Konsequenzen haben sollte. Im Januar forderte der Verband die Stadt Regensburg daher schriftlich auf, den entstandenen Umweltschaden – das Erlöschen mehrerer Zauneidechsen-Populationen – zu sanieren. Diese verwies daraufhin an die Regierung der Oberpfalz, die laut Schreiben vom Juli und September keinen Umweltschaden erkennen kann.
Die mit viel ehrenamtlichem Engagement, Akribie und Sachverstand aufgedeckten und dokumentierten Verstöße in Regensburg sind die Spitze eines Eisberges, über den niemand einen Überblick hat. Sie betreffen nicht nur Zauneidechse, sondern auch Kiebitz, Springfrosch und andere durch EU-Recht streng geschützte und gefährdete Arten. Es erfolgt keine zentrale Auswertung und Erfassung der Umsetzung und vor allem der Wirksamkeit der Ausgleichs- und Schutzmaßnahmen. Keine übergeordnete Stelle verfolgt die Entwicklung und fordert Nachbesserungen, wenn die Arten eben doch verschwinden und damit im rechtlichen Sinne eigentlich die Voraussetzung für die Baugenehmigung erlischt.
Wo die BN-Gruppen vor Ort sich darum kümmern, treffen sie oft nicht auf offene Ohren, sondern geraten in formal-juristische Mühlen und ein VerantwortlichkeitsNirwana.
Die Biodiversitätskrise und das Ziel, den Rückgang der Artenvielfalt aufzuhalten, waren Auslöser für das europäische Artenschutzrecht – dieses Ziel kann aber nur erreicht werden mit klaren Verantwortlichkeiten, mit einer effektiven Kontrolle der tatsächlichen Wirksamkeit der Maßnahmen und mit Nachbesserungen bei Defiziten.
IN BEDRÄNGNIS
Die Zauneidechse gilt vielen als eines dieser »Allerweltstiere«, um die man sich keine Sorgen machen braucht. Leider trügt dieser Eindruck, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt feststellen musste. Weil der Bestand in den vergangenen Jahren erheblich abgenommen hat, gilt die Art im Freistaat nun erstmals als gefährdet.
Die großflächigen Magerwiesen und Trockenhänge, auf denen die Zauneidechse natürlicherweise vorkommt, werden immer seltener. Deshalb gerät die Art in Bedrängnis und lebt heute oft auf wenigen Quadratmetern »Natur« inmitten intensiv genutzter Landschaften: an Straßenböschungen, auf Bahndämmen und Uferverbauungen oder am Rand von Kleinstwäldern mitten im Kulturland. Auch Gärten, Grünanlagen und Friedhöfe werden besiedelt, wenn sie ein Minimum an Struktur und Naturnähe bieten. Wahrscheinlich entsteht dadurch der Eindruck, die Art sei noch recht häufig. Wahr ist jedoch, dass in diesen Ersatzlebensräumen oft nur einige wenige Tiere leben. Verluste wirken sich hier viel stärker aus als in großen Kolonien. Die Überlebenschancen dieser Kleinstpopulationen sind entsprechend gering.
Wissenswertes
Mit einer Länge von 20 bis 25 Zentimetern ist die tagaktive Zauneidechse die kleinste Vertreterin der Smaragdeidechsen. Beide Geschlechter sind meist braun mit zwei sandfarbenen Bändern auf dem Rücken. Weitere Punkte und Streifen auf der Rückseite sorgen dafür, dass die Zauneidechsen in ihrem natürlichen Lebensraum perfekt getarnt ist. Während der Paarungszeit leuchten die Flanken und die Kehle des Männchens grün.
Die Reptilien sonnen sich gerne auf Steinen, Baumstümpfen, Kies- oder Holzhaufen, brauchen aber immer Versteckmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe, weil sie nie weit flüchten. Auf ihrem Speisezettel stehen vor allem Insekten wie Schmetterlinge und Käfer.