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Editorial des Vorstands 44–46 Meldungen
Deutschen Naturschutzrings ein Grußwort bei der Veranstaltung in Bad Kissingen. Er wies auf die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels im Waldbau hin: »Die Sicherung naturnaher Wälder und der Umbau naturferner Forste muss absolute Priorität erhalten! Dazu müssen sowohl Bund wie Bundesländer mehr Finanzen und Personal bereitstellen, um diesen Wettlauf mit der Zeit zu gewinnen«, so Weiger.
Als Alternativen zur besonders gefährdeten Fichte gelten Eichen, Buchen und Weißtannen, die eine moderate Erwärmung verkraften würden. Aber eine Klimaerwärmung von 4 bis 5 Grad Celsius würden wahrscheinlich auch sie nicht überleben. Wohl keine unserer heimischen Baumarten würde ein derartiges Mittelmeerklima verkraften. lf
DIE 10 BNFORDERUNGEN ZUM SCHUTZ DES WALDES
1. Waldsterben 2.0 durch wirksame Klimaschutzmaßnahmen stoppen 2. Waldumbau von Nadelforsten zu Laubmischwäldern 3. Wald vor Wild 4. Vorrang für das Gemeinwohl im
Staatswald 5. Mehr Förster*innen, um Kommunen und private Waldbesitzer*innen beim Waldumbau zu unterstützen 6. Waldflächen nach Extremereignissen schonend behandeln 7. Keine Begiftungen von Wäldern 8. Wälder ökologisch verträglich bewirtschaften, Holz schonend ernten 9. Kompetenzen in Laubholzwirtschaft und -verwertung ausbauen 10. Naturwälder auf zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche zulassen
LIEBE MITGLIEDER,
300 Milliarden Euro – diese gewaltige Summe will die Bundesregierung im Winter ausgeben, um steigende Energiekosten abzufedern. So richtig und wichtig ein sozialer Ausgleich für die höheren Strom-, Öl- und Gaspreise ist, so muss man doch eines feststellen: Hätten die politisch Verantwortlichen schon vor Jahren die dezentrale Bürgerenergiewende vorangetrieben, statt sie systematisch zu verschleppen und zu blockieren, dann wären wir jetzt nicht in dieser Situation. Wir hätten eine stabile, bezahlbare Energieversorgung aus nachhaltigen Quellen. Das allein sollte schon Grund genug sein, die Energiewende jetzt sofort mit Hochdruck voranzubringen.
Wer angesichts der aktuellen Situation eine längere Laufzeit für deutsche AKWs beschließt, muss sich im Klaren darüber sein, dass die vermeintlich so »saubere« Atomkraft keine sichere und auch keine erneuerbare Energie ist. Sie benötigt den Rohstoff Uran, den wir importieren müssen. Über 60 Prozent unseres Urans kommen aus Krisenregionen. Die Abhängigkeit von Rohstoffimporten würde durch eine Laufzeitverlängerung also zementiert werden. Zudem kann Uran nur unter großen Schäden für Mensch und Umwelt gewonnen werden.
Es zeigt sich so deutlich wie nie zuvor, dass Umwelt- und Klimaschutz kein teurer Luxus sind, sondern uns allen viele Milliarden Euro sparen könnten, wenn beides endlich konsequent umgesetzt würde. Die aktuellen Energiepreise sind nur ein Beispiel von vielen. Ein anderes sind die Unsummen, die nach wie vor in überdimensionierte Straßenbauprojekte versenkt werden und die im Ausbau des ÖPNV viel besser aufgehoben wären. Aktuelles Beispiel: der geplante, autobahnartige Ausbau der B 12 im Allgäu. Weder Flächenschutz noch Artenschutz noch Hochwasserschutz wurden im Planfeststellungsverfahren beachtet. Der BUND Naturschutz hat deshalb Klage eingereicht.
Der zentrale Auftrag des Verbandes, ein Anwalt der Natur zu sein, wird uns wegen solch falscher Weichenstellungen sicher auch im kommenden Jahr begleiten. Dass der BUND Naturschutz der mitgliederstärkste Umweltverband Bayerns ist, gibt der Stimme des BN besonderes Gewicht. Möglich wird dies durch Ihre Mitgliedschaft. Deshalb sagen wir allen ein herzliches »Danke!«, die dem BN zum Teil schon seit Jahrzehnten die Treue halten.
Kommen Sie gut ins neue Jahr und bleiben Sie gesund!
Foto: Toni Mader
Foto: Felix Hälbich
Besuch in Wartaweil: (vo.re.) Ministerpräsident Markus Söder, BN-Vorsitzender Richard Mergner und Herrschings Bürgermeister Christian Schiller
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder besuchte im August das Jugend- und Bildungszentrum des BUND Naturschutz in Wartaweil am Ammersee.
Er besichtigte das 2018 umfassend renovierte und ausgebaute ehemalige Fraunhofer-Institut, das bayernweit beispielhaft ist für ökologisches und energetisch optimiertes Bauen. Der BN-Vorsitzende Richard Mergner betonte: »Unser Bildungszentrum ist ein Leuchtturm der Energieeffizienz. Wir haben hier dreifach verglaste und entspiegelte Fenster, Holzfaserdämmung und eine Hackschnitzelheizung. Dazu ist es eines der wenigen Verwaltungsgebäude in Bayern aus heimischem Holz und wird zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben. Zu betonen ist außerdem, dass wir uns damals bewusst für einen Umbau statt einen Neubau entschieden haben – das trägt zum Flächen- und Klimaschutz bei. Wir freuen uns sehr, dass sich Ministerpräsident Markus Söder persönlich ein Bild von unserem Haus macht.«
Mergner forderte die Staatsregierung auf, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise mit gutem Beispiel voranzugehen und die Gebäude der öffentlichen Hand energetisch zu sanieren.
TREFFEN MIT VERKEHRSMINISTER BERNREITER
Eine Gruppe von Vertreter*innen des BUND Naturschutz traf sich Ende August zu einem Kennenlern-Gespräch mit dem neuen bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter.
Mitgebracht hatten sie ein symbolisches 365-Euro-Ticket, das sie dem Minister überreichten, verbunden mit der Forderung an die Staatsregierung, eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket nicht länger zu blockieren. Zudem erläuterten sie die BN-Position zum ÖPNV, unter anderem die Forderung, den Regionalverkehr der Bahn in Bayern endlich auf Vordermann zu bringen. Grundsätzlich begrüßt wird vom BN die Überarbeitung des Staatsstraßenausbauplans. Überarbeitet werden sollte aber auch das Zuschusswesen für den Straßenbau im Freistaat, das derzeit eher Anreize für Ausbau als für Sanierung schafft.
NEUER BEIRATSSPRECHER
Bei der diesjährigen Delegiertenversammlung des BUND Naturschutz in Memmingen stand turnusgemäß die Neuwahl des Beirats an.
Der Beirat berät den Vorstand und überwacht die Umsetzung der Beschlüsse der Delegiertenversammlung. Außerdem entscheidet er über Fachpositionen und Finanzen, beschließt über grundsätzliche Fragen, Aktionen und Programme.
Zum neuen Sprecher des Beirats wurde Reinhold König gewählt. Er war bereits seit 2013 Beiratsmitglied und seit 2015 stellvertretender Sprecher. König ist 77 Jahre alt, verheiratet, hat eine Tochter und einen erwachsenen Enkel. Als DiplomIngenieur für Maschinenbau war er in leitender Funktion für mehrere industrielle Großunternehmen tätig. Seit 2008 ist er bei der Kreisgruppe Landshut im Vorstand aktiv.
Zur neuen stellvertretenden Sprecherin des Beirats wurde Nadine Osbild gewählt.
20 JAHRE GEBIETSBETREUUNG
In diesem Jahr konnte die Einrichtung der Gebietsbetreuung in Bayern ihr 20jähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass fanden in allen bayerischen Regierungsbezirken Festveranstaltungen statt, unter anderem in Lindau.
Zu dieser Jubiläumsfeier reiste auch der BN-Vorsitzende Richard Mergner an. Im Landkreis Lindau ist der BUND Naturschutz Träger der Gebietsbetreuung. Mit Isolde Miller ist hier zudem eine der dienstältesten Gebietsbetreuer*innen Bayerns aktiv, die seit 2003, also fast von Anfang an, tätig ist. »In dieser schwierigen Zeit, in der Klimawandel und Krieg uns sehr beschäftigen, ist es umso wichtiger, den Naturschutzgedanken bei den Menschen zu verankern«, würdigte Mergner die Arbeit der Gebietsbetreuer*innen.
Vor 20 Jahren hat sich die Gebietsbetreuung in Bayern als kooperatives Naturschutzprojekt zwischen Behörden, Verbänden und Naturnutzer*innen etabliert. Ermöglicht wird dieser innovative bayerische Weg durch die Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds und eine Fülle lokaler Träger wie Verbände oder Kommunen. So beschäftigt der BN mittlerweile sieben Gebietsbetreuer*innen. Das Motto der Gebietsbetreuung »Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.« drückt aus, worum es geht: Im guten Kontakt zu den Menschen vor Ort agieren, um ihnen den Naturschutzgedanken nahe zu bringen und dazu beizutragen, dass Naturjuwele gepflegt und erhalten bleiben.
Die Aufgaben der Gebietsbetreuung können mit »beobachten, vermitteln, informieren« zusammengefasst werden. Dahinter verbergen sich so vielfältige Aufgaben wie Öffentlichkeitsarbeit, die Erstellung von Nutzungskonzepten, Zusammenarbeit mit Behörden und Verbänden, aber auch Exkursionen in die Natur oder Umweltbildung. So führte Isolde Miller die Gäste der Jubiläumsfeier in Lindau durch eine neue, von ihr konzipierte Ausstellung zum Naturraum Bodensee.
www.gebietsbetreuung.bayern
PROTEST GEGEN »ALLGÄU-AUTOBAHN«
Der Ausbau der B 12 zur Allgäu-Autobahn ist ein besonders klimaschädliches und teures Straßenbauprojekt.
Für die etwa 50 Meter breite Straßenschneise, wovon allein 28 Meter die Fahrbahn einnimmt, müssen über 100 Hektar Fläche betoniert und asphaltiert werden. Wiesen und Wälder werden zerstört und die Geschwindigkeitsbegrenzung fällt weg. BN-Aktive haben im September gegen den Ausbau demonstriert – mit einem Banner, das eindrucksvoll die Dimensionen des Ausbaus zeigte.
Der BUND Naturschutz hat gegen dieses überdimensionierte Projekt Klage eingelegt. Das Allgäu braucht einen sanften Tourismus, der die Natursuchenden mit Bus und Bahn in die Berge bringt.
Foto: Thomas Frey
Neue Fachleute im Landwirtschaftsreferat des BUND Naturschutz: Harald Ulmer und Christine Hertrich
VERSTÄRKUNG FÜR BN-AGRARREFERAT
Das Landwirtschaftsreferat des BUND Naturschutz hat Verstärkung bekommen: Christine Hertrich und Harald Ulmer haben vor kurzem ihre neue Aufgabe übernommen.
Bis die BN-Agrarreferentin Marion Ruppaner im kommenden Jahr ihren wohlverdienten Ruhestand antritt, kann so eine fließende Übergabe stattfinden. Die beiden Neuen bringen viel Fachwissen mit und sind seit ihrer Kindheit von der Landwirtschaft geprägt.
Christine Hertrich ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, doch wie so viele andere familiengeführte Höfe in Bayern wurde auch dieser inzwischen aufgegeben. »In diesem Dorf gibt es heute keine Landwirtschaft mehr«, sagt die 53-Jährige. Deshalb beschäftigt sie sich seit Langem mit der Frage, wie Landwirtschaft so funktioniert, dass die Bäuerinnen und Bauern davon leben können. Nach dem Studium der Sozialpädagogik und Theologie war sie bis 2002 für die Katholische Landjugend tätig, danach für Attac, ab 2008 kehrte sie als Geschäftsführerin der BNKreisgruppe Bamberg in ihre fränkische Heimat zurück. In allen Tätigkeiten beschäftigte sich Hertrich intensiv mit Agrarthemen. So initiierte sie das »Bündnis gentechnikfreie Region« in Bamberg und stieß 2018 das Projekt »Vom Acker auf den Teller« an. Ihr letztes Projekt als Geschäftsstellenleiterin ist der »Weltacker«, der sich mit der gerechten Verteilung Ackerfläche auf globaler Ebene beschäftigt.
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Ihr neuer Kollege Harald Ulmer ist auf der Schwäbischen Alb aufgewachsen, ebenfalls in einem kleinen Dorf, und hat bei seinem Onkel auf dem Bauernhof mit angepackt. Als Sohn einer Gastwirtin hat er erlebt, wie die wirtschaftlichen Zwänge dafür sorgten, dass immer weniger Produkte aus der Region verwertet wurden. Ulmer hat Politikwissenschaften studiert und seine Abschlussarbeit zum Thema europäische Agrarpolitik geschrieben. Danach ging er an der TU München-Weihenstephan in die Forschung und beschäftigte sich im Rahmen des Projekts »Von der Agrarwende zur Konsumwende« mit der Frage: Wie kann die erfolgreiche Umstellung auf Bio-Landbau vorangetrieben werden? Von 2006 bis 2017 war Ulmer bayerischer Geschäftsführer der Landesvereinigung für ökologischen Landbau (LVÖ) in Bayern. Seit 2017 ist der 54-Jährige selbstständig tätig. Er lebt in Augsburg.
Die Beiden erwartet ein breites Aufgabenfeld, mit einem ersten Arbeitsschwerpunkt zur bayerischen Landtagswahl im kommenden Jahr. Ulmer und Hertrich sehen einen drohenden Rollback in der Agrarpolitik, der viel bereits Erreichtes wieder infrage stellt. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Gentechnik sein. Hier drohen Versuche, Gentechnik salonfähig zu machen, indem neue Verfahren als harmlos dargestellt werden.
Einen Ausgleich für die beruflichen Herausforderungen finden übrigens beide – wie könnte es bei Agrarfachleuten anders sein – in ihrem Garten. lf
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WIR SUCHEN EINEN PROTOKOLLANTEN (M/W/D) PROTOKOLLANTEN (M/W/D)
Für unsere vier Beiratssitzungen und die Delegiertenversammlung suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Protokollanten mit Liebe zu Umweltthemen, gerne mit Steno grafi e- und Schnellschreibkenntnissen. Sie betreuen fünf Veranstaltungen am Wochenende pro Jahr an verschiedenen Standorten. Klingt das interessant für Sie? Dann schreiben Sie bitte einfach an: martina.graef@bund-naturschutz.de