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Neues vom Grünen Band 52–58 Regionalseiten
GRÜNES BAND
KLEIN, ABER OHO
In den Hochlagen des Bayerischen Walds vernetzt der BUND Lebensräume für einen sehr seltenen und bedrohten Kleinsäuger.
HANNA EHLERS
gehört zum Team Naturschutzgroßprojekte des BUND.
TOBIAS WINDMAISSER
vom BUNDFachbereich Grünes Band managt das Projekt »Quervernetzung Grünes Band« im Inneren Bayerischen Wald.
Kaum jemand hat bislang von ihr
gehört oder sie gar schon einmal gesehen: Die Waldbirkenmaus steht auf der Liste der unbekanntesten heimischen Säugetiere wohl ganz oben. Sie ist noch kleiner als die Zwergmaus, dämmerungs- und nachtaktiv. Und sie wurde bisher nur höchst vereinzelt in Deutschland nachgewiesen.
Gut zu erkennen ist der Winzling durch einen dunklen Aalstrich auf dem Rücken. Die Maus ernährt sich vorwiegend von Insekten. Diese findet sie in einem kleinräumigen Mosaik feuchter Lebensräume und insektenreicher Wiesen und Gebüsche. Doch intakte Moor und Feuchtgebiete sind selten geworden. Zudem liegen die Vorkommen der Waldbirkenmaus weit voneinander entfernt. Sie gilt deshalb bei uns als vom Aussterben bedroht.
Große kleine Rarität: die Waldbirkenmaus
GEZIELTER SCHUTZ
2013 entdeckte das Bayerische Landesamt für Umwelt die seltene Art erstmals seit Jahrzehnten im Bayerischen Wald. Seit 2017 spüren lokale Gruppen des BUND in Bayern und des Landesbunds für Vogelschutz die Waldbirkenmaus mit Fotofallen auf. Angeleitet vom Birkenmaus Experten David Stille wiesen sie die Art mehrfach auf BUNDFlächen im Inneren Bayerischen Wald nach, direkt am Grünen Band.
Um die Bestände der Maus auf diesen oft kleinen und ganz isolierten Flächen zu schützen, geht der BUND unterschiedlich vor. Dazu Melanie Kreutz vom Fachbereich Grünes Band: »Wir optimieren ihre Lebensräume und gestalten ein Mosaik aus gemähten und ungemähten Streuwiesen, Moorflächen und Hochstaudenfluren. Magerrasen, die der Maus als Nahrungsraum dienen, erhalten und pflegen wir, indem wir aufwachsende Fichten entfernen. So entstehen neue Wanderkorridore für die Maus.«
VIELE GEWINNER
Von dem Biotopverbund profitieren viele weitere Arten: Vögel wie Wiesenpieper und Braunkehlchen genauso wie Amphibien und Reptilien, Heuschrecken und Libellen. Nicht zu vergessen Arnika und Silberdistel als typische Pflanzen der Magerrasen, aber auch Hochstauden wie Mädesüß und SumpfKratzdistel.
Gefördert wird unser Projekt zur Quervernetzung im Grünen Band im »Bundesprogramm Biologische Vielfalt« durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.
Foto: T. Windmaißer Pflegeeinsatz im Lebensraum der Maus
Foto: Tom Konopka
Vom BN gesichert: der Breite Teich bei Selb im Landkreis Wunsiedel
KREISGRUPPE WUNSIEDEL
BN KAUFT WERTVOLLEN MOORTEICH
Foto: Michal/Stock. adobe. com
Der BUND Naturschutz konnte einen großen Moorteich unweit der bayerisch-tschechischen Grenze erwerben – ein weiterer wichtiger Baustein für den Lebensraumverbund am Grünen Band Europa.
Der »Breite Teich« bei Selb ist nach
dem Weißenstädter See das zweitgrößte Binnengewässer im Fichtelgebirge. Zusammen mit dem 11,5 Hektar großen tschechischen Naturschutzgebiet »Ztracený rybník« (wörtlich »verlorener Teich«) bildet er einen grenzüberschreitenden und ökologisch herausragenden Moorkomplex.
Das nährstoffarme Gewässer mit breiten Verlandungszonen und wachsenden Mooren ist 14,3 Hektar groß. Zusammen mit Waldstücken umfasst das neue BN Grundstück fast 17 Hektar.
Am Breiten Teich leben Tierarten wie die Kreuzotter, der HochmoorPerlmuttfalter, verschiedene Wasservögel und der vom Aussterben bedrohte Moorfrosch. Auch der Seeadler findet dort Nahrung. An besonderen Pflanzen kommen der Rundblättrige Sonnentau und der Sechsmännige Tännel vor. »Wir sind sehr stolz, dass wir einen so großen Teil des Moorkomplexes am Grünen Band Europa sichern konnten. Moore wie dieses speichern auf Dauer große Mengen CO2. Sie sind für den Klimaschutz unersetzlich und gleichzeitig Hotspots der Artenvielfalt«, so BNVorsitzender Richard Mergner.
Der Ankauf des Breiten Teiches erfolgte mit Unterstützung des Klimaprogramms Bayern 2050.
NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN
ERFOLG: Die riesige Logistikhalle unterhalb der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen im Landkreis Lichtenfels wird nicht gebaut. Das Logistikunternehmen weicht von seinen Plänen ab und baut die etwa fünf Hektar große Anlage nun in einem bereits ausgewiesenen Gewerbegebiet in Michelau. Zwar war das diesbezüglich 2019 von der Lichtenfelser BNKreisgruppe initiierte Bürgerbegehren nicht erfolgreich. Offenbar haben aber die vielen Briefe an verschiedenste Entscheidungsträger, mehrere Protestaktionen und Ortstermine ihre Wirkung nicht verfehlt.
WIDERSTAND: Unweit der Ortschaft Stadelhofen im Landkreis Bamberg soll auf einem neun Hektar großen Areal ein Kühlgutlager der Firma Lidl entstehen. Der BN wehrt sich zusammen mit der Bürgerinitiative »Juraschützer« gegen dieses Vorhaben. Bei einem Informationsbesuch der CSUBundestagsabgeordneten Emmi Zeulner schilderten die Aktiven ihre Beweggründe. Sie fürchten die Zunahme von Verkehr, Lärm, Abgasen, Staub und Kunstlicht. Mit Blick auf den grassierenden Flächenfraß fordern sie, bereits erschlossene Gewerbegebiete oder Baulücken für das Vorhaben zu nutzen.
IHR ANSPRECHPARTNER
Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/8 18 78-24 tom.konopka@bundnaturschutz.de
(10.000 t TM)
Nürnberg (40.000 t TM)
t TM = Kapazitäten in Tonnen Trockenmasse (TM)
NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN
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Gleich an acht Standorten sind in Bayern neue Anlagen zur Klärschlammverbrennung geplant.
KREISGRUPPE AUGSBURG
Gersthofen
(27.000 t TM) Straubing
(30.000 t TM)
Breitenhart
(13.000 t TM)
Zolling (37.000 t TM)
München
(37.000 t TM)
Grafik: Nicole Schmidt/BN
In Bayern sind derzeit zahlreiche neue Anlagen zur Verbrennung von Klärschlamm geplant. Ein privater Betreiber will eine große Anlage in Gersthofen bei Augsburg bauen. Der BN fordert, auch Alternativen zur Verbrennung zu prüfen.
Hintergrund für den Bauboom in ganz
Deutschland: Für Klärschlamm als Düngemittel gelten seit 2015 strengere Grenzwerte, weshalb die Nachfrage dafür sinkt. Zudem müssen Betreiber von Kläranlagen ab 2029 Phosphor aus Klärschlamm zurückgewinnen. Vor allem private Anbieter propagieren hierfür die »Monoverbrennung« von Klärschlamm, bei der der Phosphor aus der Asche extrahiert wird.
Der BUND Naturschutz hält das Verfahren für nicht nachhaltig: Das Verbrennen benötigt viel Energie und setzt klimaschädliches Kohlendioxid, Staub und Schadstoffe frei. Dabei enthält Klärschlamm wichtige Pflanzennährstoffe, die in der Landwirtschaft wiederverwertet werden könnten. Hierzu müssten die Schlämme aber weitgehend frei von Schadstoffen sein, was ein Umdenken in der Abwasserbeseitigung erfordert. Zudem sind derzeit etliche alternative und umweltfreundlichere Verfahren zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm in der Erprobung, die im Gersthofener Genehmigungsverfahren nicht geprüft wurden.
Daher fordert der BN ein Moratorium für die geplante Anlage und generell für den Aus und Neubau von Anlagen zur Klärschlammverbrennung. Die bayerische Staatsregierung sieht er in der Pflicht, sich um eine nachhaltige Verwertung der über 260 Tausend Tonnen Klärschlamm, die jährlich in Bayern entstehen, zu bemühen und das Problem nicht dem freien Markt zu überlassen. Thomas Frey (as)
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Weitere Informationen zur Klärschlammverbrennung und der geplanten Gersthofener Anlage: augsburg.bund-natur-
schutz.de/ortsgruppen/gersthofen
TEILERFOLG: Jahrelang protestierten Bürgerinnen und Bürger, ein Aktionsbündnis und die BNKreisgruppen AichachFriedberg und Augsburg gegen die autobahnähnlich geplante »Osttangente« (siehe Foto). Seit Juni verfolgt das Straßenbauamt Augsburg diesen Ausbau nicht weiter, sondern setzt auf punktuelle Ausbaumaßnahmen. Zwar sind auch diese nach Ansicht des BN teilweise überdimensioniert, dennoch sind der reduzierte Flächenverbrauch und geringere Eingriffe in die Natur und Wasserschutzgebiete entlang des Lech eine positive Nachricht. Der BN fordert, den Bundesverkehrswegeplan auf Klima und Biodiversitätsziele hin zu überarbeiten und Projekte wie die Osttangente Augsburg zu streichen.
DEPONIE IM VIDEO: In Deutschland
entstehen jährlich etwa 400 Millionen Tonnen Schutt und Abfall, der größte Teil davon bei Bau und Abbrucharbeiten. Doch wohin damit? Zum Beispiel in die ehemalige Tongrube Ichenhausen bei Günzburg. Gegen die dort ohne Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigte Deponie für Industrieabfälle läuft seit Juni in zweiter Instanz eine vom BN unterstützte Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof. Zur Problematik informiert die BNKreisgruppe Günzburg mit einer ausführlichen Stellungnahme und dem Video »Vermächtnis unter uns«, beides abrufbar unter: https://bit.ly/BN-Ichenhausen
IHR ANSPRECHPARTNER
Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89/54 82 98-64 thomas.frey@bundnaturschutz.de
Foto: Tom Konopka
Im März protestierten die Nürnberger per Fahrrad gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs.
KREISGRUPPE NÜRNBERG-STADT
MITGLIEDERVOTUM GEGEN STADTAUTOBAHN
Die BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt hat den Vergleich zum Ausbau des Frankenschnellwegs abgelehnt. Der BN wird seine Klage fortführen.
Bei einer Wahlbeteiligung von 39 Pro-
zent haben 57 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder gegen den ausgehandelten Vergleich gestimmt. 42 Prozent stimmten zu.
BNLandesvorsitzender Richard Mergner begrüßte das Ergebnis. Landesgeschäftsführer Peter Rottner erklärte: »Unsere Klage vor dem Europäischen Gerichtshof konnte klären, dass für solche Vorhaben eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig ist. Nun muss gerichtlich geprüft werden, ob das Projekt den Gesichtspunkten des Klimaschutzes und des Immissionsschutzes genügt.« Der Kreisgruppenvorsitzende Dr. Otto Heimbucher bedauerte das Ergebnis und appellierte an die Stadtspitze, die vom BN im Vergleich durchgesetzten Verbesserungen zu übernehmen, sollte es je zu einem Ausbau kommen.
Politisch wird sich der BN nun weiter gemeinsam mit dem Bündnis gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs und Nürnberg for Future dafür einsetzen, das aus der Zeit gefallene Projekt abzuwenden. Der Verband hofft immer noch auf ein Einsehen der Stadtspitze und der Mehrheit des Stadtrates. Da die Finanzierung noch völlig ungeklärt ist, ist mit einem Baubeginn – selbst wenn der BN vor Gericht unterliegen sollte – in absehbarer Zeit nicht zu rechnen.
Nachdem der Vergleich vom Tisch war, begannen intensive Diskussionen um Alternativen zur Stadtautobahn. Tom Konopka (ht)
NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN
RIESENERFOLG: Ende Mai haben 52 Prozent der Bürger von Pfofeld in einem Bürgerentscheid eine Ansiedlung von CenterParcs im Wald der ehemaligen Muna Langlau abgelehnt. Damit ist die Planung vom Tisch. Der Konzern hat mitgeteilt, dass er das Votum akzeptiert. »Das ist eine gute Nachricht für den Klima und Artenschutz. Der BN sieht damit gute Chancen, dass das Munagelände von Munition gereinigt und für den Naturschutz und in Teilen für die Allgemeinheit geöffnet werden kann«, so BNLandesvorsitzender Richard Mergner.
PROTEST: Coronoabedingt, und weil der Nürnberger Reichswald so stark bedroht ist wie zuletzt in den 1970erJahren, fand Mitte Juli anstelle des Reichswaldfestes eine Protestkundgebung statt. Aus sieben Orten kamen Radfahrer per Sternfahrt zur Kundgebung; 300 Demonstranten pilgerten auf den Nürnberger Schmausenbuck und zeigten Flagge. Die Transparente der Bürgerinitiativen und die Fahnen der Vereine, die sich um den Reichswald sorgen, boten einen beeindruckenden Anblick unter den mächtigen Eichen. Mit einer kämpferischen Rede sorgte der BN Ehrenvorsitzende Hubert Weiger für die richtige Stimmung: »Wer die Axt an den Reichswald legt, bekommt es mit der Bürgerbewegung zu tun«, machte er klar.
IHR ANSPRECHPARTNER
Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/8 18 78-24 tom.konopka@bundnaturschutz.de
KREISGRUPPE EBERSBERG
Foto: N.N.
Mitglieder der Kreisgruppe Ebersberg an einem potenziellen Windkraftstandort im Ebersberger Forst
WINDKRAFT IM AUFWIND
Mit knapper Mehrheit sprachen sich die Bürgerinnen und Bürger dafür aus, die Planung für Windräder im Ebersberger Forst weiterzuverfolgen. Der BN hatte für ein Ja im Bürgerentscheid Mitte Mai geworben.
Rund 53 Prozent Zustimmung stan-
den gut 47 Prozent ablehnenden Stimmen gegenüber; die Wahlbeteiligung lag bei knapp 62 Prozent.
Das Ergebnis gibt nicht etwa den Startschuss für den Baubeginn, sondern hebt für einen kleinen Teil des Ebersberger Forsts die Ausweisung als Ausschlussgebiet für Windkraft auf. Nun kann das Planungsverfahren starten, bei dem auch natur und artenschutzrechtliche Belange geprüft werden.
Der Landkreis Ebersberg will bis zum Jahr 2030 unabhängig von fossilen Energieträgern sein und setzt daher auf Erneuerbare Energien. Doch die Verschärfung der Abstandsregeln durch die bayerische Staatsregierung brachte den Ausbau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erliegen. Vor diesem Hintergrund sind die Standorte im Wald auch für den BN nicht erste Wahl, sondern ein angesichts des Klimawandels unverzichtbarer Notnagel. Für den Bau müssen 1,5 Hektar Wald gerodet werden; dies entspricht 0,02 Prozent des 9000 Hektar großen Landschaftsschutzgebiets Ebersberger Forst, die an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden müssen.
Werden alle fünf Windräder gebaut, können diese jeden fünften Ebersberger Haushalt ausschließlich mit Ökostrom versorgen. Für eine vollständige Energiewende im Landkreis reicht dies bei weitem nicht aus. Daher fordert der BN, die 10HAbstandsregel abzuschaffen, und hofft, dass die Gemeinden im Landkreis weitere Standorte für Windkraftanlagen zur Verfügung stellen. Annemarie Räder (as)
NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN
ANACHRONISMUS: GarmischPartenkirchen will sich für die alpine SkiWeltmeisterschaft 2027 bewerben. In einem offenen Brief an die Marktgemeinderäte kritisiert die BNKreisgruppe diese Entscheidung heftig: In den letzten 40 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in GarmischPartenkirchen um 1,5 Grad Celsius gestiegen. Das entspricht einer Differenz von 300 Höhenmetern, die Garmisch heute klimatisch niedriger liegt. Um SkiWeltmeisterschaften zu ermöglichen, sind voraussichtlich massive Ausbauten von Beschneiungsanlagen und Beschneiungsbecken nötig. SkiWeltmeisterschaften in Bayern sind ein Anachronismus in Zeiten der Klimakrise. Bereits die SkiWM 2011 war mit erheblichen Eingriffen in die Natur verbunden.
TIERISCH GEPFLEGT: Im Landkreis
Mühldorf sind Rinder, Büffel, Ziegen, Schafe und Pferde heute entscheidende Akteure in der Biotoppflege. Die BNKreisgruppe setzt seit vielen Jahren auf die tierischen Helfer und veranstaltete im Frühjahr erstmals die Wahl zur »Landschaftspflegerin des Jahres«, an der sich rund 250 Personen beteiligten. Mit 40 Prozent der Stimmen siegte Kuh Heidi (siehe Bild), beheimatet auf dem ReisererHof in Oberneukirchen, die inzwischen auch Mutter geworden ist.
IHRE ANSPRECHPARTNERIN
Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bundnaturschutz.de
Angesichts der Klimakrise fordert der BN, dass die DreistädteRallye des ADAC abgesagt wird.
KREISGRUPPE FREYUNG-GRAFENAU
NEIN ZUR ADAC-RALLYE
Für Oktober 2021 plant der ADAC eine länderübergreifende »Drei-Städte-Rallye«. Sie soll auf elf Kilometern durch sechs Gemeinden führen — nicht nur für den BUND Naturschutz ein überflüssiges Spektakel.
Eine derartige Motorsportveranstal-
tung ist nicht mehr zeitgemäß und in der aktuellen Debatte um den Klimawandel verantwortungslos, findet das breite Bündnis der Gegner, dem neben den BN-Kreisgruppen Freyung-Grafenau und Passau auch der Verkehrsclub Deutschland, der Landesbund für Vogelschutz Freyung, Fridays for Future Passau sowie Vertreter der Parteien angehören.
Mit der OnlinePetition »Klima schützen statt DreistädteRallye« sammelt die Kreisgruppe FreyungGrafenau, unterstützt von ihren Bündnispartnern, Unterschriften gegen die Veranstaltung, die durch Bayern und Tschechien führen soll. Gleichzeitig bemüht sich das Bündnis, die Entscheidungsträger vor Ort, in den Landkreisen FreyungGrafenau und Passau, davon zu überzeugen, ihre Unterstützung für die Rallye zurückzuziehen. Neben der unnötigen Belastung mit Abgasen und Feinstaub drohen Einschränkungen, Lärmbelästigung und Gefahren für die Anwohner der Rennstrecke. »In Zeiten, in denen Regierungen und Bürgerinnen und Bürger versuchen, möglichst viel schädliches Kohlendioxid einzusparen, den Individualverkehr zu verringern und die Verbrennungstechnik emissionsarm zu machen, ist diese Art von Rennsport doch reichlich überkommen«, mahnt Freyungs BNVorsitzender Peter Mayer. Rita Rott (as)
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Die Petition im Internet
www.openpetition.de/petition/online/ klima-schuetzen-statt-dreistaedte-rallye Weitere Infos
NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN
GRÜNER VERBUND: Der Biotopverbund der Stadt Mainburg im Landkreis Kelheim war vor knapp 30 Jahren ein Pionierprojekt in Niederbayern und ist es bis heute. Das Schutzkonzept wurde im Mai vom Stadtrat um weitere drei Jahre fortgeschrieben. Damit setzen sich die BN Ortsgruppe und die Stadt Mainburg auch künftig zum Ziel, die »Hallertauer Kulturlandschaft zu erhalten und den Biotopverbund als Generationenauftrag weiterzuentwickeln«. Umgesetzt werden die Maßnahmen auf 61 Quadratkilometern vom Landschaftspflegeverband Kelheim (VöF). Auch Privatleute können sich beteiligen, etwa mit Streuobstwiesen, Heckenpflanzungen und extensivem Grünland.
Info: Ortsgruppe Mainburg, poeppel@hallertau.net
Foto: Konrad Pöppel
QUELLENFORSCHUNG: Die BNOrts
gruppe Oberes Vilstal im Landkreis Landshut erfasst seit dem Frühjahr systematisch die Quellen in der Gemeinde Velden und bewertet ihren ökologischen Zustand vor Ort. Die Aktiven um den Vorsitzenden Josef Gerbl nutzen dazu GPSDaten per App auf dem Smartphone, kartieren und dokumentieren die Fundstellen mit Hilfe des bayerischen Quelltypenkatalogs und melden sie an das Bayerische Landesamt für Umwelt. Ein weiteres Ziel ist es, gefasste oder verfüllte Quellen durch einfache Maßnahmen wieder zu naturnahen Biotopen zu machen.
Kontakt: josef-l-gerbl@gmx.de
IHRE ANSPRECHPARTNERIN
Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89/54 83 01 12 rita.rott@bundnaturschutz.de
Foto: Reinhard Scheuerlein
Der Freihölser Forst wird von vielen Seiten angenagt; hier die Rodung für das Gewerbegebiet der Gemeinde Ebermannsdorf.
KREISGRUPPE AMBERG-SULZBACH
KEINE RODUNGEN MEHR IM FREIHÖLSER FORST!
Bayern hat sich anspruchsvolle Klimaschutzziele gesetzt und den Wäldern dabei eine wichtige Rolle zugeschrieben. Doch im Landkreis Amberg droht erneut amtlich genehmigter Raubbau am Staatswald.
Im Freihölser Forst östlich von Amberg
sollen 18,5 Hektar Staatswald für den Bau einer Sandaufbereitungsanlage fallen. In den vergangenen zwei Jahren wurden bereits 5,6 Hektar dieses Waldgebiets für den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße B 85 und weitere 10,6 Hektar für ein neues Gewerbegebiet geopfert. Weitere großflächige Rodungen sind geplant.
Bei einem Ortstermin forderte der BNLandesvorsitzende Richard Mergner: »Der Staatswald muss zum Nutzen aller Bürgerinnen und Bürger Bayerns erhalten und vorbildlich bewirtschaftet werden. Er darf nicht zu einer Reservefläche für Eingriffsplanungen aller Art verkommen.« Ministerpräsident Markus Söder und Finanzminister Albert Füracker müssten dem Raubbau am Staatswald einen Riegel vorschieben. Mit ihrer bisher laxen Haltung schaffe die bayerische Staatsregierung fatale Fehlanreize, die dazu führten, dass für große Eingriffe bevorzugt Staatswälder ins Visier genommen würden. Reinhard Scheuerlein (ht)
NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ
KRITIK: Trotz jahrelanger Proteste in den benachbarten Orten hat das Landratsamt Regensburg Anfang März das Verfahren für einen Granitsteinbruch inmitten des Forstmühler Forsts bei Wiesent eröffnet. In seiner Stellungnahme lehnt der BN das Vorhaben in einem Landschaftsschutzgebiet ab, das zwölf Hektar Waldrodung, regelmäßige Sprengungen und intensiven Fahrzeugverkehr bedeuten würde. Betroffen wären auch ein bislang ruhiger, potenzieller Luchslebensraum und ein bayernweit bedeutender Wanderkorridor für störungsempfindliche Tierarten wie die Wildkatze.
VORBILDLICH: Nur eine regionale Fleischversorgung aus biologischer Erzeugung kann sowohl dem Umwelt und Naturschutz gerecht werden als auch unnötiges Tierleid vermeiden. Dies betonte BNVorsitzender Richard Mergner Mitte Mai bei einem Besuch der Biometzgerei Jurahof in Schmidtstadt im Landkreis AmbergSulzbach. Daher begrüßt es der BN, wenn regionale Schlachtungen wie in Schmidtstadt oder in Penkhof bei der Metzgerei Wiedenbauer kurze Wege beim Tiertransport ermöglichen. »Wenn dies Schule machen soll, braucht es aber auch die entsprechende Nachfrage«, so Mergner. Er appellierte an die Bevölkerung, Biofleisch aus der Region zu kaufen.
IHR ANSPRECHPARTNER
Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bundnaturschutz.de
Foto: Elisabeth Assmann
Falafel und Naanbrot aus Ackerbohnen und Sonnenblumen – alles aus heimischen Bioprodukten
KREISGRUPPE BAD KISSINGEN
HÜLSENFRÜCHTE STATT FLEISCH
NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN
STEIGERWALDBAHN: Der BN möch
te die Steigerwaldbahn zwischen Schweinfurt und Kitzingen reaktivieren. Doch anliegende Kommunen fürchten mehr Lärm und sehen ihre Entwicklungschancen eingeschränkt. Auch eine Nutzung als Teststrecke für autonom fahrende Elektrobusse wurde ins Spiel gebracht. Dafür würde die rund 50 Kilometer lange Trasse aber auf einer Breite von vier bis fünf Metern versiegelt und wertvolle Biotope müssten weichen. Sollte die Bahnstrecke nicht reaktiviert werden, wird sich der BN für den Erhalt der Trasse als »Grünes Band« durch die fränkische Flur einsetzen.
SÜDLINK: Die geplante, 114 Kilometer lange SüdLinkTrasse durch Unterfranken kreuzt geschützte Biotope, wertvoller Wald müsste gerodet und ein FFHGebiet sowie der Main unterbohrt werden. Die Erdkabel könnten Tausende Hektar Böden, die ohnehin schon von Trockenheit betroffen sind, weiter aufheizen. Aktuell soll der Trassenverlauf festgelegt werden. Der BN fordert, das gesamte Verfahren auszusetzen. Es besteht kein Bedarf für das Vorhaben, weil die Netze für hohe Anteile von Kohle und Atomstrom geplant wurden, die in Zukunft wegfallen werden. SüdLink würde zudem Mensch und Natur stark belasten.
Heimische Hülsenfrüchte sind eine gute Alternative zu Fleisch oder Soja aus dem Regenwald. Leider werden sie bisher wenig angebaut. Der BN will das ändern.
Aktuell bauen deutsche Landwirte
nur auf zwei Prozent der Äcker Hülsenfrüchte an. Mit dem vom bayerischen Umweltministerium geförderten Projekt »Das interessiert mich echt die Bohne« wirbt der BUND Naturschutz für den Anbau und die verstärkte Nutzung der pflanzlichen Eiweißlieferanten in der Küche.
Damit unterstützt er gleichzeitig eine nachhaltige Landwirtschaft und einen möglichst klimaneutralen Konsum. »Wir wollen neben Verbrauchern und Landwirten auch Gärtner motivieren, sich für den Anbau und die Nutzung heimischer Hülsenfrüchte zu engagieren«, so Projektleiterin Elisabeth Assmann.
Gemeinsam mit dem Bioanbauverband Naturland hat der BN 2021 bereits fünf Verkaufsstellen für Erbsen, Ackerbohnen und weiße Lupinen im Raum Bad Kissingen geschaffen. Außerdem gab es kostenfreies Saatgut für Ackerbohnen und Körnererbsen sowie öffentliche Gartenführungen von Bohnenexperten, zu Permakultur und wassersparenden Anbaumethoden. Auch drei OnlineKochkurse zu heimischen Hülsenfrüchten fanden statt. Dank Foodbloggerin und HülsenfrüchteFan Cecilia Antoni und dem Team von Naturland war dies ein Genusserlebnis. Raffinierte Rezepte für Falafel aus Ackerbohnen oder Aufstriche aus Sonnenblumen sorgten für Begeisterung bei den Teilnehmern. Weitere Kochtermine, auch für Schulen, Kitas und Kantinen, strebt der BN an. Elisabeth Assmann/Steffen Jodl (ht)
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Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bundnaturschutz.de