Nr. 3, März 2013 19. Jahrgang, SFr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch
Keine Lust auf Britzerland
Klimawandel
Grossbritannien wird wohl über seine Zugehörigkeit zur EU abstimmen. Doch selbst Premierminister David Cameron warnte vor den Folgen eines Austritts. Anders als sein Parteikollege Boris Johnson, Londons Bürgermeister, sieht er die Schweiz nicht als politisches Vorbild. Seite 22
Der britische Ökonom Lord Skidelsky veröffentlicht mit seinem Sohn Anfang März die deutsche Fassung seines Buches «Wie viel ist genug?». Seite 30
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EUROPA
Auf fruchtbarem Boden Wirtschaftsförderung mit Steuernachlässen ist Vergangenheit. Nun setzen viele Kantone auf einen anderen Trend: Sie gründen immer mehr regional verankerte Innovationszentren. Damit
sollen gerade KMU gefördert werden. Ob Bionik, Energietechnik oder Hightech – die Privatwirtschaft soll von einem engeren Austausch mit der Seite 9 Forschung profitieren.
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EDITORIAL l UZ
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Markt und Mut Wenn diese Zeilen geschrieben werden, ist die Abstimmung über die Abzocker-Initiative noch nicht vorbei. Aber eines ist schon jetzt klar: Die vergangenen anderthalb Monate waren ein Desaster für economiesuisse. Erst kam sie mit der alarmistischen Nachricht, die Energiewende könne zusammen mit der Klimapolitik ein Viertel des Schweizer Brutto-Inlandprodukts kosten – eine Aussage, von der sich in dieser Form auch der Autor der Studie distanzierte, auf die sich der Wirtschaftsverband berief. Dann patzte economiesuisse auch in der Kommunikation zur Abzocker-Initiative. Den gekauften Facebook-Einträgen folgte ein teurer Werbefilm mit unsinniger Aussage – die Westschweiz breche weg, wenn die Initiative angenommen würde. Und dann wollte Daniel Vasella – 2010 in den Vorstand des Verbandes gewählt, aber derzeit nicht mehr auf der Liste - sich ein weiteres Mal auf Kosten der Aktionäre bereichern und 72 Millionen Franken einstreichen. Die Fehlschläge haben System. Der Verband vertritt zumindest nach aussen zunehmend die Interessen der grossen Konzerne. Nur sie sind von der Abzocker-Initiative betroffen, nicht die KMU. Der Verband macht sich zunehmend zum Sprecher derjenigen Kreise in der Schweizer Wirtschaft, die am liebsten nichts ändern wollten – obwohl sich die Welt um die kleine Schweiz herum im Eilzugtempo ändert. Das gilt auch für die Energiewende: Die kleine Schweiz ohne eigene Rohstoffe braucht Erneuerbare, nur so kann sie ihre Energieversorgung sichern. Die Energiepreise sind davon übrigens nicht betroffen – sie steigen ohnehin, weil Milliardeninvestitionen in neue Anlagen und Netze nötig sind.
4 NEWS
WIRTSCHAFT 6 Köpfe und Karrieren 9 TITELGESCHICHTE Wirtschaftsförderung 17 18 22 24 26 28
endlich mal anders Rudolf Strahm: Die Fatca-Kröte Konjunkturumfrage 1/2013 EUROPA Keine Lust auf Britzerland Kleiner Tiger im Osten INNOVATION Spülen ohne Wasser Verkehrspolitik: Interview mit Daniel Müller-Jentsch von Avenir Suisse
30 Interview mit Lord Skidelsky, britischer Ökonom
32 Energiewende: Für einen Ausbau mit Mass 34 Cleantech-News
GELD 36 Gibt’s mit Aktien künftiger weniger zu verdienen?
38 Weichen für die Altersvorsorge stellen
K O M M U N I K AT I O N
economiesuisse wirkt inzwischen wie der Vatikan: immer noch mächtig, aber unfähig, sich auf den neuen Zeitgeist einzustellen. Die Aussagen von Präsident Rudolf Wehrli zum Amtsantritt, economiesuisse wolle nun auf Nachhaltigkeit setzen, klingen gut. Aber bisher steckt der Verband tief in seiner neoliberalen Vergangenheit. Deswegen wird der Verband mit weiteren Fehlschlägen rechnen müssen.
40 Software Fallstudien: SaaS macht mobil 42 E-Commerce: Neue Manager-Disziplinen 44 Bring your own device
Der Verband muss sich neu erfinden. Denn die Schweizer Wirtschaft braucht eine starke Interessenvertretung. economiesuisse nimmt diese Rolle derzeit nur beschränkt wahr.
48 Eine Frau schreibt Textilgeschichte
MOBIL 46 Der Boom der Flotten
UNTERNEHMEN
MARKETING 51 Marke des Monats: Powderhorn
RECHT 54 Vorsorgliche Beweisführung
Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch
58 B Ü C H E R
10 FRAGEN AN 59 Serge Aerne, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Phoenix Pensionskasse Impressum
DAS LETZTE 62 Von Ruedi Stricker
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IN KÜRZE Bürokratiemonitor eingeführt Um die administrativen Belastungen der Unternehmen durch staatliche Regulierungen zu beobachten, hat das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO einen Bürokratiemonitor eingeführt. Im Rahmen der repräsentativen Befragung haben 50,5 Prozent der 1340 Unternehmen die Belastung als hoch oder eher hoch angesehen. Speziell in der Berufsbildung und bei den Umweltvorschriften habe die Belastung zugenommen. Schweizer Kompetenz ist gefragt In den Golfstaaten wird Wasser hauptsächlich aus unterirdischen GrundwasserReservoirs bezogen. Diese Ressourcen werden laut verschiedenen Studien in 15 bis 20 Jahren aufgebraucht sein, schreibt die Schweizer Aussenwirtschaftsförderin Osec in ihrer Mitteilung. Deshalb ist nachhaltige Wasserversorgung ein wichtiges Thema. Die Kompetenz und das Know-how von Schweizer Unternehmen sind gefragt. Ausserdem eröffnen sich Exportmöglichkeiten auch für KMU.
Luzern will der KMUfreundlichste Kanton sein Der Kanton Luzern hat sich das Ziel gesetzt, der KMUfreundlichste Kanton zu werden. Das bedeutet, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der Erfolg der KMU gefördert werden kann. Insbesondere im Bereich der Administration möchte der Kanton die KMU mit einem Massnahmenplan entlasten.
UZ l NEWS BASTIEN GIROD KRITISIERT ECONOMIESUISSE
Energiestrategie unter der Lupe Eine Studie von Economiesuisse schätzt die Auswirkungen der Energiestrategie gravierender als angenommen ein. Nationalrat Bastien Girod kritisiert die Wahrscheinlichkeit der Prognose scharf.
TEXTE SALOME KERN
Economiesuisse hat eine Studie zur Energiestrategie 2050 veröffentlicht. Die bei der Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen
Hochschule Zürich in Auftrag gegebene Studie sieht die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz in Gefahr und rechnet damit, dass das BIP um 25 Prozent einbrechen wird. Der Verband Economiesuisse fordert eine grundlegende Überarbeitung, um mit den Erfordernissen der Wirtschaft in Einklang gebracht zu werden. Der Grüne Nationalrat Bastien Girod reagierte empört auf diese Mitteilung. In einem Interview im Tagesanzeiger erklärte er, dass diese Prognose nicht eintreffen wird. Er
Dank Netzwerk zum neuen Job Nach sechs Monaten hat ein entlassener Manager eine neue Stelle, dies zeigt eine Studie der Karriereberatung Grass & Partner AG. Ein gutes Netzwerk bleibt der Erfolgsfaktor bei der Stellensuche, 40 Prozent der Betroffenen haben durch Vitamin B eine neue Stelle gefunden. Nur 21 Prozent wurden durch
Inserate oder das Internet fündig. Die Methode «Manager auf Zeit» hat mit neu 13 Prozent zugenommen. Die Entlassung von weiblichen Managern nimmt zu. 2010 waren es 25 Prozent, 2012 bereits 29 Prozent die mit Outplacement-Begleitung eine neue Position gefunden haben.
kritisiert, die Annahmen über die Höhe der CO2Steuern seien unrealistisch. Ausserdem gehe die Studie davon aus, dass seit 2000 keine technologischen Fortschritte mehr gemacht wurden. Auch der Behauptung, der Bundesrat hätte störende Faktoren einfach
weggelassen, widerspricht der Nationalrat. Er wüsste nicht, welche Faktoren. Es könne sein, dass der Bundesrat falsche Annahmen gemacht habe. Aber bis jetzt habe er vor allem Überschätzungen der Kosten und Unterschätzungen der Nutzen festgestellt.
KOF BESCHÄFTIGUNGSINDIKATOR
Kaum Veränderung Der Beschäftigungsindikator der Konjunkturforschungsstelle (KOF) verbessert sich gegenüber dem letzten Quartal nur leicht. Er steigt von -3,9 (revidiert von -3,4) auf 2,3. Der Beschäftigungsindikator wird aus Umfragen bei Schweizer Unternehmen fast aller Branchen ermittelt. Es wird ermittelt, ob die Unternehmen planen in den nächsten drei Monaten Stellen aufoder abzubauen. Das KOF geht davon aus, dass die Ergebnisse des Indikators
die grosse Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in den in den wichtigsten ausländischen Abnehmermärkten wiederspiegeln. Wenn die verschiedenen Branchen einzeln begutachtet werden, sieht die Lage für Arbeitnehmer im Bankensektor, im Detailhandel und im Gastgewerbe weniger erfreulich aus. Im Versicherungsgewerbe und in den übrigen Dienstleistungsunternehmen werden tendenziell eher mehr Stellen geschaffen.
Schwellenländer wachsen schneller
Exportbranche im Aufschwung Die Exportbranche kann mit dem Jahresbeginn zufrieden sein, sieben der neun wichtigsten Branchen verzeichnen im Januar gestiegene Ausfuhren. Insbesondere in Nordamerika und in der EU konnte mehr abgesetzt werden. Zum ersten Mal seit 17 Monaten liegt der Export von Textilmaschinen im Plus. Insgesamt schloss die Handelsbilanz mit einem Überschuss von 2,1 Milliarden Franken.
Studie der Economiesuisse: Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sei in Gefahr! Foto: Bilderbox.de
Ein gutes Netzwerk bleibt der Erfolgsfaktor bei der Stellensuche. Foto: Bilderbox.de
2050 werden China, die USA und Indien die grössten Volkswirtschaften bilden. Das ist das Resultat der Studie «World in 2050» der PwC Schweiz. Schwellenländer werden in den kommenden vier Jahrzehnten einen grösseren Aufschwung verzeichnen als die G7-Nationen. Allen voran Nigeria, gefolgt von Vietnam, Indien und Indo-
nesien. Dennoch stehen die Schwellenländer vor diversen Risiken. Indien und Brasilien weisen hohe Haushaltsdefizite auf, in Russland und Nigeria wird ein zu grosses Vertrauen in die Einnahmen aus Öl und Gas gesetzt und in China werden die gesellschaftlichen Spannungen zunehmen.
NEWS l UZ
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EUROPA FORUM LUZERN
Die Beziehung zur EU im Fokus Experten referieren am 22. April 2013 während dem Europa Forum in Luzern über die Beziehung zur EU, künftige Herausforderungen und die Rolle der Schweiz. Auch Bundesrat Didier Burkhalter wagt einen Blick in die Zukunft.
TEXT UND INTERVIEW SALOME KERN
Der Nutzen der Europäischen Union ist umstritten, die Zukunft ungewiss. Dass ein Wandel bevorsteht ist hingegen unumgänglich. Die Schuldenkrise ist noch nicht überwun-
den und eine stagnierende Wirtschaft macht den Mitgliedstaaten stark zu schaffen. Auch die Beziehung zwischen der Schweiz und der Europäischen Union steht vor Herausforderungen. Die EU hat den Druck verstärkt, der bilaterale Weg bedarf grundlegender Anpassungen. Insbesondere im Bereich der Unternehmensbesteuerungen, im Strombereich und im Hinblick auf ein Rahmenabkommen sind Lösungen gefragt, die beide Seiten zufriedenstellen. Diese und weitere Themen werden am 24. Internationalen Europa Forum
24. Internationales Europa Forum Luzern 22. April 2013 KKL Luzern Symposium, 13 bis 18 Uhr Öffentliche Veranstaltung, 19 bis 21.15 Uhr
Luzern diskutiert. Experten aus verschiedenen Kreisen referieren zu den aktuellen Themen. Bundesrat Didier Burkhalter spricht über Herausforderungen und Spielräume der Schweiz im künftigen Europa. Für ihn ist die europäische Einigung «ein ambitioniertes Projekt, ein Kraftakt und eine fortwährende Baustelle».
Bundesrat Didier Burkhalter spricht über Herausforderungen und Spielräume der Schweiz im künftigen Europa. Fotos: europa forum luzern
V I E R F R A G E N A N C H R I S T O F W I C K I , G E S C H Ä F T S F Ü H R E R E U R O PA F O R U M L U Z E R N Was erwartet die Teilnehmer des Europa Forum Luzern? Christof Wicki: Wir werden eine aktuelle Auslegeordnung der Situation und Perspektive Europas vornehmen. Es besteht grosser und langfristiger Handlungsbedarf. Die Schulden- und Eurokrise ist noch längst nicht überstanden. Die Konjunkturschwäche, insbesondere in den südlichen Mitgliedstaaten, lastet zudem schwer auf den Schultern der EU. Eine wichtige Frage wird sein, ob eine Re-Industrialisierung Europas ein erfolgsversprechendes Szenario sein könnte. Gleichzeitig stehen im institutionellen Bereich grosse Herausforderungen an. Beispiele sind etwa das latente Demokratiedefizit, Erweiterungsfragen oder das Dilemma zwischen mehr oder weniger Zentralismus. Wir fragen ausserdem, welche Folgen diese Umstände für die Schweiz und insbesondere das bilaterale Verhältnis mit der EU haben. Die Referate werden von hochrangigen und bestinformierten Experten gehalten. Das Forum bietet die Chance, sich an
Dr. Christof Wicki, ist Geschäftsführer des Europa Forum Luzern einem Tag mit der für die Schweiz wichtigen Thematik auseinander zu setzen. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit zu Begegnungen auf den einzelnen Netzwerkplattformen – erwartet werden über 1’000 Besucher. Auf welche Referate sind Sie persönlich gespannt? Grundsätzlich natürlich auf alle, denn jedes Referat beleuchtet einen relevanten
und höchst aktuellen Teilaspekt in der Gesamtthematik. Zunächst interessiert natürlich aus Sicht der Schweiz der Beitrag von Bundesrat Didier Burkhalter über unsere künftige aussenpolitische Stossrichtung in Europa. Dabei wird es spannend sein zu erfahren, wie in diesem Kontext die Vertreter der Wirtschaft und der Kantone ihre Schwerpunkte sehen. Die Steuerfrage dürfte hierbei einer der Knackpunkte sein. Bei den EU-fokussierten Themen bin ich gespannt auf das Referat von Hugo Brady, der die aktuelle Rolle Grossbritanniens in seinem künftigen Verhältnis zu Europa vertiefen wird. Zur Finanzkrise besonders attraktiv werden die Einschätzungen des ehemaligen SNB-Direktionspräsidenten Jean-Pierre Roth und ebenso die Sicht des Nicht-Euro-Staates Schweden sein. Ein spezieller Höhepunkt stellt sicher auch der Deutsche Wirtschaftsweise Lars Feld dar, der sich mit den Perspektiven der europäischen Wirtschaft befassen wird. Was glauben Sie, welche Entwicklungen darf man in
der Beziehung mit der EU erwarten? Das Verhältnis Schweiz-EU dürfte generell pragmatisch bleiben. Es zeichnet sich aber jetzt schon ab, dass sich die Schweiz mit steigendem Druck der EU früher oder später wird bewegen müssen. Die EU strebt stärker als bisher nach weitergehenden Lösungen in der Beziehung zur Schweiz, insbesondere auch im institutionellen Bereich. Von diesem Standpunkt wird sie kaum mehr abrücken. Ohne Prophet sein zu wollen, aber ich schätze die relativ klaren Botschaften der EU so ein, dass ohne ein übergreifendes Rahmenabkommen weitere bilaterale Dossiers dann kaum mehr zu realisieren sein werden, wenn es um eine materiell rechtliche Einbindung der Schweiz in den EU-Binnenmarkt geht, beispielsweise beim Stromabkommen. Welche Rolle spielt die Schweiz dabei? Grundsätzlich ist die Schweiz immer noch ein gleichwertiger Verhandlungspartner und kann ihre Rolle selbst definieren. Der Bundesrat hat Ende November
zudem betont, dass die Weiterentwicklung des bilateralen Weges, wie der EU zuvor unterbreitet, nach wie vor Priorität hat. Daran dürfte auch das Schweizer Volk kaum rütteln wollen. Schwieriger könnte es dann werden, wenn die Schweiz sich selbst Steine für eine Weiterentwicklung der bilateralen Beziehung mit der EU in den Weg legt. Dies könnte zum Beispiel dann der Fall sein, wenn sich im Dossier zur Unternehmensbesteuerung keine einvernehmliche Lösung abzeichnen sollte. Ein anderes heikles Thema betrifft die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Kroatien. Das Land wird am 1. Juli 2013 der EU beitreten. Sollte das Referendum ergriffen und die Ausdehnung vom Schweizer Volk abgelehnt werden, stünde die Schweiz vermutlich vor grösseren Problemen. Eine Kündigung der gesamten Bilateralen seitens der EU wäre ein mögliches Szenario, indem die Guillotine-Klausel zur Anwendung käme. Der Zugang zum EU-Binnenmarkt mit all seinen Vorteilen – für die Wirtschaft das Herzstück der Beziehung zur EU – wäre in der heutigen Form stark gefährdet.
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l Nr. 3 l 2013
UZ l WIRTSCHAFT
Köpfe und Karrieren
Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch
Head of Business Development Aberdeen Asset Management hat Matteo Bosco zum Head of Business Development ernannt. Er ist gleichzeitig Länderchef von Italien und wurde von Credit Suisse Asset Management rekrutiert. Bosco war innerhalb von CSAM für verschiedene Positionen tätig, unter anderem Leiter Finanzen und Controlling. Vorher begleitete er die Rolle als Relationship Manager im Corporate Department für CSAM in Zürich und betreute italienische und französische Kunden.
Konzernmediensprecherin Neue Konzernmediensprecherin für die SBB Bern ist Franziska Frey. Gemeinsam mit Christian Ginsig ist sie am Hauptsitz für die unternehmerischen Themen zuständig und komplettiert das operative Medienteam der Deutschschweiz. Sie arbeitete bereits von 1992 bis 2000 in verschiedenen Funktionen bei der SBB. Danach war die PR-Fachfrau Webeleiterin bei Loeb Bern und anschliessend Mediensprecherin bei der Stadtpolizei in Bern. Vor ihrer Rückkehr zur SBB war sie Projektleiterin bei einer Kommunikationsagentur.
Leitung Schweizer Niederlassung Frank Haug, Geschäftsführer der weltweit aktiven Bodo Möller Chemie Group übernimmt das Amt des Präsidenten der Schweizer Filiale des Spezialchemikalienunternehmens. Zuvor war er mehrere Jahre in leitenden Funktionen bei Akzo Nobel, Ciba Spezialitätenchemie und Daimler Chrysler aktiv. Seine langjährigen Erfahrungen halfen ihm massgeblich dabei, den internationalen Wachstumskurs von Bodo Möller Chemie erfolgreich in die Wege zu leiten. Bodo Möller Chemie hat die langjährige Partnerschaft mit Huntsman Advanced Materials erweitert und vertreibt nun die Produkte des führenden Spezialchemikalienherstellers.
Managing Director Colt Schweiz meldet die Ernennung von Vinoo André Mehera zum neuen Managing Director Schweiz. Der Schweizer mit indischen Wurzeln kam 2005 als Director Telesales zu Colt und war in den letzten sieben Jahren in verschiedenen Funktionen für das britische IT-Unternehmen tätig. Mehera verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung als General Manager und strategische Führungskraft in internationalem Umfeld. Zu seinen wichtigsten Karriereschritten zählen Positionen bei Datapoint, Dell International Services in Indien und Südafrika. Er besitzt einen Bachelor of Commerce der Universität Kalkutta.
Neuer CEO Martin Scheuer ist neuer CEO der travelwindow AG, zu der das OnlineReisebüro travel.ch gehört. Als ehemaliges Direktionsmitglied der Expedia Services Group in München und Beirat des Interessenverbands der deutschen InternetReiseportale (VIR) verfügt Scheuer über langjährige Erfahrung im Bereich Online-Vertriebskanäle. Martin Scheuer arbeitete von 2001 bis 2012 beim weltweit grössten OnlineReisebüro Expedia Inc. in Grossbritannien und Deutschland, zuletzt als Managing Director Packages EMEA der Expedia Partner Services Group (PSG) in München.
Neuer CEO Auf den 1. Mai wird Arthur W. Moeckl seine Stelle als Chief Executive Officer bei der bei der Verwaltungsund Privatbank Aktiengesellschaft Vaduz antreten. Umsetzungs- und Führungsstärke sowie langjährige Berufserfahrung waren zentrale Kriterien bei der Suche nach dem neuen CEO der VP Bank Gruppe. Er bewährte sich in den letzten 15 Jahren als CEO verschiedener Banken und Finanzdienstleister, zuletzt bei der bank zweiplus ag. Somit bringt er eine grosse Erfahrung in allen Bereichen des Bankgeschäftes mit.
Mitglied der Geschäftsleitung Um die erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre fortzusetzen, verstärkt die René Faigle AG ihre Unternehmensführung und hat Guido Koch in die Geschäftsleitung übernommen. Er ist bereits im November in das Unternehmen eingetreten um sich mit ihm und der Branche vertraut zu machen. Er hat nun die Verantwortung als Verkaufsleiter Deutschschweiz übernommen und ist in die Geschäftsleitung eingetreten. Koch bekleidet seit vielen Jahren Führungspositionen und pflegt einen teamorientierten Führungsstil.
Neuer CEO Der SNV-Vorstand hat Stefan Georg Guggisberg zum neuen CEO der Schweizerischen Normen-Vereinigung ernannt. Er war zuletzt als CEO bei der Multanova AG in Uster tätig und bringt neben mehrjähriger Führungserfahrung auch eine Ausbildung als Betriebsökonom und einen MBA in Generalmanagement mit. Der SNV-Vorstand ist überzeugt, dass Guggisberg dank seiner bisherigen beruflichen Tätigkeit und seiner Erfahrung in verschiedenen Bereichen die Vorwärtsstrategie der SNV als zukunftsorientierte Informationsdienstleisterin erfolgreich weiterführen kann.
Neu
Die Industrie – Basis fßr den Schweizer Wohlstand. *& $)7&*9 6&2%"/,4 *)2& !*243$)"'43,2"'4 (2033&/ /%5342*&= 2.&/ 7*& 207/ 06&2* "52&2 5-9&2 *&4&2 0%&2 "/%*3 82 307*& )&2"532"(&/%&/ /(&/*&52-&*345/(&/ *&3&3 5$) 34&--4 &234"5/-*$)& 5/% &*/."-*(& !&(."2,&/ "53 %&2 !&-4 %&2 /%5342*& 602 3 9&5(4 60/ %&/ *3*0/&/ %&2 /(&/*&52& 5/% -&#4 60/ %&/ .04*0/&/ %&3 2'0-(3 (&/"530 7*& 60/ %&/&/ %&3 $)&*4&2/3
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Von Basel in die Welt *& /47*$,-5/( 60/ &*(8 *#" 5/% "/%09 95 06"24*3 &*4&/ '"2#*(& 5/% 3 7 ##*-%5/(&/ &*/&/
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TITELGESCHICHTE l UZ
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Wirtschaftsförderung endlich mal anders TEXT STEFFEN KLATT
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Lange schien Wirtschaftspolitik einfach zu sein: Man senke die Steuern und locke Unternehmen mit nochmals weitergehenden Steuererleichterungen an. Doch trotz aller Erfolgsmeldungen: Das System ist an seine Grenzen gekommen. Nun kommt ausgerechnet aus Kantonen abseits der grossen Zentren ein neuer Trend: Statt diejenige Wirtschaft zu fördern, die noch gar nicht da ist, sollen nun diejenigen Unternehmen gestärkt werden, die das Rückgrat der bestehenden Wirtschaft bilden. Das sind in erster Linie die KMU. Schon bisher war gesagt worden, dass sie auf dem Weltmarkt – und die Schweiz gehört dazu – nur bestehen können, wenn sie innovativ sind. Schon bisher gab es praxisnahe Fachhochschulen, die mit vielen KMU zusammenarbeiteten. Doch viele andere KMU scheuen den Kontakt mit externen Forschern und Entwicklern – und vergeben sich damit Chancen. Da setzen nun Kantone wie St. Gallen, Aarau und das Wallis an. Mit regionalen Forschungszentren gehen sie nahe an die eigenen KMU heran, mit Angeboten, die auf die regionalen Industriecluster ausgerichtet sind. Diese Angebote knüpfen an den Kompetenzen an, die in den Hochschulen der näheren und weiteren Region bereits vorhanden sind. Für die Innovationen selbst sind dann die Unternehmen zuständig. Und das ist herausfordernd genug, wie das Interview mit Hilti-Geschäftsleitungsmitglied Stefan Nöken zeigt. Innovation ist ein Prozess, der beim Kontakt mit dem Kunden beginnt und dort auch wieder hinführt. Der Entwicklungsingenieur ist dabei kein einsamer Held der Innovation, sondern Mitglied einer grösseren Gruppe. Hilti führt seine Innovatoren nun in einem Innovationszentrum zusammen – und setzt weiter auf Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und mit Hochschulen. Die Schweiz verfügt über eine einzigartige Dichte von wissenschaftlicher wie auch industrieller Kompetenz in vielen Branchen. Mit Innovationszentren können diese Kompetenzen noch besser vernetzt werden.
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NEUER TREND DER WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
Fruchtbarer Boden Wirtschaftsförderung mit Steuernachlässen ist Vergangenheit. Nun setzen viele Kantone auf einen anderen Trend: Sie gründen immer mehr regional verankerte Innovationszentren. Damit sollen gerade KMU gefördert werden. Ob Bionik, Energietechnik oder Hightech – die Privatwirtschaft soll von einem engeren Austausch mit der Forschung profitieren.
TEXT NENA WEIBEL
Innovative KMU sind das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze für die Region und ziehen ausländische Fachkräfte an, sie stärken das Image des Kantons, sie bringen Innovationen an die Front, dort wo sie gebraucht werden. Auch kleine und mittelgrosse Unternehmen bringen einzigartige Produkte auf den Markt. Doch noch immer nicht genug. Denn es fliesst immer noch zu wenig angewandte Forschung in die KMU. Das sollen die Innovations-, Technologie- und Forschungszentren ändern, die zurzeit wie Pilze aus dem Boden spriessen: Sie wollen den Wissens- und Technologietransfer zwischen Industrie und Forschung vorantreiben und als Kompetenzzentren in ihrer jeweiligen Branche wahrgenommen werden. Ob nun Bionik in Luzern, Hightech im Aargau oder allgemeine Forschung und Innovation in St. Gallen, das gemeinsame Ziel ist es, die regionale Industrie stärker mit Fachkräften aus Forschungsinstitutionen verknüpfen. Sie alle sind aus einem regionalen Bedürfnis heraus entstanden und wollen führend sein in ihrer Branche. Innovationen können so dort auf fruchtbaren Boden stossen, wo zuvor
Ideen ins Ausland getragen wurden oder im Inland vergessen worden sind. KMU haben Berührungsängste Gerade die Regionalität der Zentren hat einen Vorteil: In der Region ansässige Firmen verlieren ihre Berührungsängste und können die Synergien nutzen, die in der wissenschaftlichen Umgebung vorhanden sind. In St. Gallen etwa habe sich der Standort Rheintal für das Projekt RhySearch, das vor allem KMU der Region als Forschungs- und Innovationszentrum dienen soll, geradezu aufgedrängt, sagt der St. Galler Regierungsrat Benedikt Würth. So können die Unternehmen der Region von guten Rahmenbedingungen für Innovation und Kooperation profitieren, daran setze die St. Galler Regierung alles. Das Volk gab der Regierung recht: Ende November stimmten die St. Galler Bürger zu. Auch das Fürstentum Liechtenstein unterstützt das Zentrum. Die jährlichen Kosten werden im laufenden Betrieb 7,5 Millionen Franken betragen. Mithilfe vieler Kooperationspartner soll eine interdisziplinäre Forschungs- und Dienstleistungsinstitution für Mikrosystemtechnik, Produktionsmesstechnik, Energiesysteme und technologieorientiertes Unternehmertum entste-
TITELGESCHICHTE l UZ
Als interdisziplinäres Forschungsfeld zieht die Bionik Naturwissenschaftler und Ingenieure, Architekten, Philosophen und Designer an. Der Bionik geht es um systematisches Erkennen von Lösungen der belebten Natur; sie grenzt sich damit von der zweckfreien Naturinspiration ab. Ihr Ziel ist stets ein von der Natur getrenntes technisches Objekt oder Verfahren. Damit unterscheidet sich die Bionik von Wissenschaften, die biologische Prozesse nutzen und erweitern, wie die Bioinformatik, Biophysik und Biochemie. Fotoquelle: Bilderbox.de
hen. Sie richtet sich an das bestehende Cluster von Maschinenbauunternehmen und ähnlichen Firmen im Rheintal, einem der am meisten industrialisierten Regionen Europas. «Diese Kooperation soll im neu gegründeten Forschungsund Innovationszentrum noch ausgeprägter auf die Bedürfnisse der Wirtschaft im Einzugsgebiet ausgerichtet sein. Zudem soll der Forschungs- und Bildungsstandort Buchs durch den direkten Zugang zur universitären Welt nachhaltig gefestigt werden», sagt Daniel Lippuner, Prorektor der Interstaatlichen Hochschule für Technik Buchs, wo das Zentrum beheimatet ist. Neuer Trend für Luzern Auch in Luzern ist das Bionik-Zentrum, welches vom Verein InnovationsTransfer Zentralschweiz lanciert wurde, auf akademischem Boden angesiedelt, sind jedoch unabhängig und stellen das Bindeglied zwischen Forschung und den Unternehmen dar. Zwar ist in der Region in Sachen Bionik noch zu wenig Nährboden in der KMU-Landschaft vorhanden. Doch man sei beim Kanton auf grosses Interesse gestossen und auch Umfragen bei den dortigen Unternehmen hätten gezeigt, dass man mit Bionik voll im Trend liegt, erklärt Daniel Portmann, Leiter des Bionik-Zentrums. «Wir sehen für den Kanton eine grosse Chance, hier eine Vorreiterrolle übernehmen zu können», so Portmann. Bionik, bei der Erkenntnisse aus der Natur mit der Technik verknüpft werden, hinke in der Schweiz noch sehr hinterher. Bei den Befragungen hätte die Hälfte aller Unternehmen einen zusätzlichen Entwicklungsnutzen gesehen, aber fast alle hätten über das fehlende Knowhow geklagt, berichtet Portmann. «Weil die Schwierigkeit bei der Bionik darin besteht, dass es das biologische Wissen genauso wie das technische Verständnis auf der anderen Seite braucht. Diese Kombination ist eher selten und wird durch das Bionik-Zentrum ermöglicht.» Bei der Standortfrage habe vor allem die finanzielle Unterstützung des Kantons eine Rolle gespielt und weniger die ortsspezifische KMU-Landschaft, sagt Portmann. Das Bionik Zentrum wurde über das NRP-Projekt (Neue Regionalpolitik) finanziert und wird jährlich mit rund 120 000 Franken finanziert.
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Gegenseitige Befruchtung Anders als im Aargau, wo vor allem das Bedürfnis auf Seiten der ortsansässigen Unternehmen im Wissenstransfer besteht. Schliesslich sind im Kanton Aargau ein Zehntel mehr Arbeitnehmer als sonst wo in der Schweiz im industriellen Sektor tätig. Um die Politik für ein Hightech-Zentrum zu gewinnen, habe es zunächst einmal die Einsicht gebraucht, «dass man vor allem im industriellen Sektor im Exportbereich langfristig nur Chancen auf dem Weltmarkt hat, wenn man technologisch an der Spitze dabei ist», sagt Regierungsrat Urs Hofmann. So konnte im Aargau etwa jüngst die Gründungsphase des Hightech-Zentrums, das einen Nettoaufwand von 37,9 Millionen Franken aufweist, abgeschlossen werden. Das Zentrum soll den Link zwischen Forschungs- und Bildungsinstitutionen und der KMU-Landschaft verbessern, in gegenseitiger Befruchtung, wodurch die Unternehmen im Aargau technologisch bessere Kontaktmöglichkeiten hätten, erklärt Hofmann. Im HightechZentrum Aargau will man nebst der allgemeinen Innovationsberatung vor allem auf Energie- und Nanotechnologien setzen. Wallis investiert massiv Auch das Wallis setzt künftig noch stärker auf Innovation. Der Kanton und die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) wollen eine ständige wissenschaftliche und akademische Zweigstelle im Kanton schaffen. Im Fokus des Projekt «EPFL Valais Wallis» stehen Energie, Gesundheit und Ernährung. Die drei Bereiche machen über 20 Prozent der Wertschöpfung und der Arbeitsplätze im Kanton aus. Dabei soll eng mit der Privatwirtschaft zusammengearbeitet werden. Die Idee sei aus dem Bedürfnis heraus entstanden, dass der Kanton sich transformieren müsse, sagt Jérome Grosse, Kommunikationschef der EPFL. «Und wir müssen jetzt in Forschung und Entwicklung investieren, um die wirtschaftlichen und industriellen Güter der Zukunft zu schaffen.» Dabei geht es um grosse Summen: Laut dem Walliser Volkswirtschaftsdirektor Jean-Michel Cina geht es um gleich mehrere hundert Millionen Franken.
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HIGHTECHZENTRUM AARGAU AG IN AARAU
Aargau will KMU helfen Der Aargau will den KMU im Kanton bei der Innovation unter die Arme greifen. Deshalb hat er im Dezember das HighTechZentrum Aargau AG gegründet. Auch im Zeitalter des Internets sei Nähe wichtig, sagt Volkswirtschaftsdirektor Urs Hofmann.
INTERVIEW: NENA WEIBEL
Fotoquelle: Bilderbox.de / zVg
Warum gibt es immer mehr kantonal ausgerichtete Wissens- und Technologietransfer-Zentren? Urs Hofmann: Die Tendenz kommt einerseits daher, dass man sieht, dass der Technologiebereich auch in der klassischen Industrie immer wichtiger sein wird, wenn wir in der Schweiz nicht in eine effektive Deindustrialisierung kommen wollen. Weil natürlich auch viele Industrieunternehmen wahrnehmen, dass man heute auch in China und Indien produzieren kann. Der Drang, an der Technologiespitze zu stehen, bringt zusätzliche Anforderungen mit sich. Wir hatten ja ein paar eher unerfreuliche Entwicklungen, etwa seinerzeit im Uhren- und Solarbereich. Dort wurden viele Ideen nachher im Ausland realisiert, weil die Übertragung von Forschungsergebnissen in die Industrielandschaft nicht gelungen ist. Das andere ist, dass die nationalen Bemühungen als Grundlage und Teil davon sehr gut sind. Für die Formierung vor allem in der kleinräumigen KMU-Landschaft braucht es einfach auch die Struktur in der Region und dem Kanton. Dass jetzt immer mehr solche Projekte anlaufen, weist ja auch darauf hin, dass das System Lücken aufweist und der entsprechende Bedarf vorhanden ist. Ein grösserer Nachteil wäre natürlich, wenn einzelne Kantone dahinter keinen Sinn und Nutzen sehen. Dann könnten wir plötzlich ein böses Erwachen haben.
Jede Lücke ist irgendwann gefüllt. Besteht die Gefahr des Überflusses an Forschungszentren, die in gegenseitiger Konkurrenz stehen? Aufgrund der Grösse des Kantons Aargau beispielsweise und der dortigen Industrie können wir sagen, dass es sich sehr wohl lohnt, ein Zeichen für den Industriekanton Aargau zu setzen. Bei uns ist es doch eine sehr grosse Breite im industriellen Bereich, und wir wollen nicht die Industrie im Stich lassen. Ich wüsste auch keinen besseren Ort für dieses Zentrum. Natürlich kann es einigen Jahren dazu kommen, dass eine gewisse Konzentration der Tätigkeiten nötig wird. Man kann natürlich immer die Frage stellen, ob die Rayon-Einteilung die richtige ist, ob kantonal oder eher regional gearbeitet werden soll. Oder über eine nationale Schnittstelle? Mit der KTI gibt es da ja bereits in einem gewissen Masse. Wir wollen nicht redundant arbeiten, sondern primär die Entwicklung auf die Kantone herunterbrechen. Die Lücke, die dort entstanden ist, die versuchen wir zu schliessen. Weshalb ist die starke regionale Verankerung so wichtig? Es geht hier nicht um Regionalpolitik. Es betrifft den ganzen Kanton und damit im Schweizer Verhältnis bereits eine relativ grosse Einheit, wenn man die Kantonsgrösse betrach-
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ZUR PERSON Urs Hofmann ist seit 2009 Regierungsrat des Kantons Aargau und Vorsteher des Departements für Volkswirtschaft und Inneres. Der Sozialdemokrat war vorher Nationalrat und Präsident des Aargauischen Gewerkschaftsbundes. Der 1956 in Aarau geborene Politiker hat Jura an der Universität Zürich studiert.
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tet. Man muss nahe bei den KMUs sein, das haben die Gespräche mit den KMUs gezeigt, denn sonst kommt die Forschung nicht in den Regionen zum tragen. Es wären dann primär die grösseren Firmen, die auch alleine den Weg finden. Das Zentrum wird nur dann seinen Zweck erfüllen können, wenn es sehr wirtschaftsnahe und nahe bei den KMUs funktioniert und dafür braucht es – das zeigt die Erfahrung in anderen Regionen – eine sehr grosse Nähe zu diesen Betrieben selbst und nicht einfach irgendeine Homepage, wo man sich dann in Bern oder so melden kann. Eben jene, welche beim Kontakteknüpfen sowieso schon Mühe haben, bleiben weiterhin weit weg. Die physische Nähe darf trotz Internet nicht unterschätzt werden. Richtet sich das HighTechZentrum in Aarau nur an Unternehmen im Aargau? Klar ist es primär für die Unternehmen im Aargau gemacht, aber der Wissens- und Technologietransfer findet natürlich auf der Seite der Bildung-, Forschungsinstitutionen statt und ist nicht auf den Kanton beschränkt. Dort ist es wichtig, dass man die beste technologische Entwicklung auch ausserkantonal und international mitbekommt. Insofern ist die Ausrichtung auf der Seite an Grenzen gebunden. Deshalb ist auch ein Ziel des Hightech-Zentrums, dass dessen Tätigkeit und der auch über die Kantonsgrenzen hinweg als Industriestandort wahrgenommen wird.
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I N N O VAT I O N – V O R A U S S E T Z U N G F Ü R L A N G F R I S T I G E N G E S C H Ä F T S E R F O L G
Architektur und Innovation spielen zusammen Hilti investiert an seinem Hauptsitz in Schaan 100 Millionen Franken in ein neues Innovationszentrum. Erstmals werden hier praktisch alle am Innovationsprozess Beteiligten unter einem Dach arbeiten. Denn Innovation ist eine der tragenden Säulen der Hilti-Unternehmensstrategie.
INTERVIEW: STEFFEN KLATT, SCHAAN
Der Bau des Innovationszentrums hat im vergangenen Sommer begonnen. Wie liegen Sie im Plan? Stefan Nöken: Das Bauprojekt schreitet planmässig voran und wir liegen exakt im Zeitplan. Nach der Grundsteinlegung im letzten Sommer werden wir im Herbst 2013 das Richtfest feiern können. Nächstes Jahr folgt der Innenausbau, Eröffnungstermin ist Frühjahr 2015. Gab es auch mal Zweifel an der Entscheidung, diese 100 Millionen Franken in das Innovationszentrum zu investieren? Wir haben nie daran gezweifelt. Als die Wirtschaft nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 in die Krise geriet, hatten wir zweistellige Umsatzverluste. Wir mussten auch unangenehme Massnahmen einleiten wie einen Stellenabbau. Da wäre es nicht angemessen gewesen, gleichzeitig eines der grössten Investitionsprojekte der Unternehmensgeschichte zu lancieren. Als wir uns wieder aus dem Tal herausgearbeitet hatten, haben wir die Realisierung des Projekts in Angriff genommen.
Warum bauen Sie das Innovationszentrum? Innovationen sind ein ganz wesentlicher Treiber im Geschäftsmodell von Hilti und entsprechend Voraussetzung für langfristigen Geschäftserfolg. Die Entwicklung von innovativen Lösungen bedingt ein attraktives Arbeitsumfeld, in dem sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen und ihre Ideen entwickeln, testen und letztendlich auch verwirklichen können. Unser heutiges Technisches Zentrum kann diesen Anforderungen nicht mehr genügen. Das Gebäude wurde Mitte der 60er-Jahre gebaut und ist mittlerweile in die Jahre gekommen und stösst auch an seine Kapazitätsgrenzen. Wir brauchen einen adäquaten Ersatz. Füllen Sie alten Wein in einem neuen Schlauch ab? Überhaupt nicht. Das neue Innovationszentrum wird grundsätzlich andere Merkmale aufweisen als das Technische Zentrum. Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, wie Gebäudearchitektur und Innovationsprozess zusammenspielen. Die weitere Stärkung unserer Innovationskraft ist eine der zentralen Zielsetzungen für das Projekt. Wir wollen in unseren Innovationsprozessen an Geschwindigkeit, Effektivität und Effizienz gewinnen. Die Förderung der
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Wie können Sie sicherstellen, dass Sie die Innovationen bringen, die der Markt morgen braucht? Das hat mit der Einzigartigkeit unseres Geschäftsmodells zu tun. Innovation geht bei uns Hand in Hand mit dem Direktvertrieb. Wir haben jeden Tag 200.000 Interaktionen mit unseren Kunden. Das ist eine wichtige Quelle für Innovationen. Wir sind auf den Baustellen dieser Welt unterwegs und sehen deshalb das Verbesserungspotenzial, das heute noch nicht erfüllt ist. Ausgewählte Kunden machen wir zu sogenannten Leitkunden, die uns im Entwicklungsprozess begleiten. Wir fragen sie nach ihren Bedürfnissen, erarbeiten mit ihnen eine konzeptionelle Lösung und kommen schliesslich mit einem ersten Prototyp zurück, den der Kunde auf Herz und Nieren testen kann. Erst wenn der Kunde zufrieden ist, gehen wir mit dem Produkt in den breiten Markt. Scheitern Projekte auch? Auch das gehört zur Innovationskultur. Wenn man keine Fehler machen darf, dann wird Innovation schon im Keim erstickt. Man sollte nur den gleichen Fehler nicht immer wieder machen. Wir analysieren stets, warum wir nicht zum Ziel gekommen sind, und ziehen daraus unsere Lehren für das nächste Projekt. Visualisierung: zVg / maaars architektur
Zusammenarbeit ist eine wesentliche Voraussetzung hierfür und wo immer möglich, ist für räumliche Nähe zu sorgen, um damit die Kooperation zu stimulieren. Stellen Sie in der Mitte die Kaffeemaschine auf, an der die Leute miteinander ins Gespräch kommen? Ganz so einfach ist es nicht. Wir verstehen das Gebäude als Kooperationsraum, welcher die Zusammenarbeit erleichtert und fördert. Dafür benötigen wir eine «Open Space»-Architektur, die Transparenz, und Durchlässigkeit gewährleistet. Es muss leicht sein, dass jeder mit jedem reden kann, statt im Einzelbüro vor sich hinzuarbeiten. Das Gebäude wird hoch innovativ sein, da es offene und flexible Räume schafft, gleichzeitig aber auch die notwendigen Rückzugszonen für vertrauliche Gespräche, Gruppenarbeit und den informellen Austausch bietet. ZUR PERSON: Welche Innovationen wollen Sie im Innovationszentrum entwickeln lassen? Im Wesentlichen sind es die Produkte der Geschäftsbereiche Dübeltechnik, Installationstechnik, Schraubtechnik, Direktmontage sowie Bohrer und Meissel. Wir ziehen aber nicht nur die Entwicklung im Innovationszentrum zusammen, sondern praktisch alle am Innovationsprozess beteiligten Funktionen. Was heisst das? Wir wollen an einem Ort zusammenbringen, was zusammengehört. Denn heute befinden sich die am Innovationsprozess beteiligten Stellen nicht nur im Technischen Zentrum, sondern auch noch in anderen Gebäuden. Ein Zustand, der weder effizient noch effektiv ist. Deshalb ist es unser Ziel, ein multifunktionales Gebäude zu bauen, das mit kurzen Wegen nicht nur Büros, sondern auch Versuchsbereiche, Labors und Werkstattflächen vereint. In dem Gebäude werden die Mitarbeiter aus dem Marketing mit der Konstruktion, dem Prototypenbau, dem Testbereich, den Produktionsspezialisten und dem Einkauf in Projekträumen zusammenarbeiten.
Stefan Nöken ist seit Anfang 2007 Mitglied der Konzernleitung der Hilti Aktiengesellschaft. Er verantwortet die Bereiche Befestigungstechnik, globale Logistik und Patentwesen. Nach dem Studium zum Maschinenbauingenieur an der Technischen Hochschule Aachen war er am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie in Aachen tätig. Im Jahr 2000 wechselte er zu Hilti. Stefan Nöken ist Mitglied des Kuratoriums des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie in Aachen und Vizepräsident des Forum Supply Chain Management an der ETH Zürich.
Wenn Sie nahe beim Kunden sein wollen, warum bauen Sie dann das Innovationszentrum in Schaan, im wohl teuersten Land der Welt? Zunächst ist wichtig festzuhalten, dass wir unsere Entwicklung nicht nur aus Liechtenstein heraus betreiben. Wir verfügen auch über Entwicklungsstandorte in Kaufering in der Nähe von München und in Schanghai sowie in Südchina und im ungarischen Kecskemet. Liechtenstein ist jedoch die Heimat von Hilti, von hier ist das Unternehmen in den letzten 70 Jahren in alle Welt gewachsen. Mit unserem Innovationszentrum bauen wir auf Bewährtes auf, denn hier haben wir die idealen Voraussetzungen zu einem Kompetenzzentrum für Spitzentechnologie heranzuwachsen – dies mit den besten Fachkräften, mit den besten Technologien und einem exzellenten Partnernetzwerk. Nur so können wir sicherstellen, dass in einem immer härter geführten Wettbewerb Innovation unser Hauptdifferenzierungsmerkmal bleiben wird. Unser Entscheid, ein Projekt wie das Innovationszentrum hier zu realisieren, ist somit auch ein klares Bekenntnis zum Forschungs- und Entwicklungsstandort Liechtenstein. Wer sind Ihre Partner? Die Unternehmen der Region als auch die Universitäten und die Hochschulen leisten einen unverzichtbaren Erfolgsbeitrag. Wir unterhalten beispielsweise enge Beziehungen zu den Wirtschafts- und Informatiklehrstühlen an der Universität Liechtenstein, zu den technischen Fakultäten des NTB in Buchs wie auch zur Hochschule St. Gallen und der ETH Zürich. Darüber hinaus pflegen wir weltweit ein Netzwerk mit über hundert Universitäten. Für jede dieser Universitäten haben wir im Unternehmen eine Kontaktperson, oft auch ein Abgänger der jeweiligen Universität, der die Verbindung pflegt. Wir wollen dadurch natürlich auch die besten Absolventen der Hochschulen für uns gewinnen. Hinzu kommen die Industriepartner, gerade im Rheintal, im sogenannten «Precision Valley». Hier gibt es zahlreiche Unternehmen, die sehr flexibel und speditiv auf unsere Bedürfnisse reagieren. Das sind mechanische Unternehmen, Softwarefirmen oder Hersteller von Elektronikkomponenten.
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Die Preisträger posieren für das Siegerbild: Vorne in der Mitte Claudia und Heinz Fröhlich.
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KMU für Nachhaltigkeit belohnt Zum vierten Mal vergab die Zürcher Kantonalbank den Nachhaltigkeitspreis für KMU. Die Fröhlich Info AG punktete mit Familienfreundlichkeit und Reduzierung von Umweltbelastung.
TEXT SALOME KERN
Die Fröhlich Info AG aus Zollikon wurde am 30. Januar in der Umwelt Arena Spreitenbach als Gewinner des ZKB Nachhaltigkeitspreises ausgezeichnet. Das 1924 gegründete Familienunternehmen machte mit einem familienfreundliche Arbeitsumfeld sowie ökologischen Massnahmen zur Minimierung der Umweltbelastung auf sich aufmerksam. KMU aus verschiedenen Branchen Die Jury war beeindruckt von der Förderung der rund 30 Mitarbeitenden und Lernenden. Als Siegerprämie durften die Gewinner 70000 Franken von Bruno Dob-
ler, Vizepräsident Bankrat und Heinz Kunz, Leiter Firmenkunden, der Zürcher Kantonalbank, entgegennehmen. Auf Platz zwei folgt die Liip AG aus Fribourg. Das Unternehmen kreiert Webapplikationen für verschiedene Anwendungsbereiche und besitzt eine klare, erfolgsversprechende Unternehmensstrategie. Die internationale Firma South Pole Holding AG hat sich auf die Reduzierung von Treibhausgasen und die Entwicklung nachhaltiger CO2-Strategien spezialisiert. Die ZKB prämierte ihre Arbeit mit dem dritten Platz und somit 20000 Franken. Die Sonderpreise für Kleinstunternehmen erhielten die Keller Recycling AG aus
Hinwil und die Sommer Holzwerkstatt GmbH aus Rifferswil. Nachhaltigkeit als langfristiger Wettbewerbsvorteil Die Zürcher Kantonalbank hat zum vierten Mal KMU mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet und Preisgelder von insgesamt 150000 Franken vergeben. Mit dieser Auszeichnung möchte die Bank ein Zeichen setzen. Sie ist davon überzeugt, dass nachhaltige Unternehmen längerfristig leistungsfähiger sind, als jene die auf kurzfristige Gewinne setzen. Die Jury berücksichtigt neben der ökologischen Nachhaltigkeit ebenso die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte.
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STEUERFLUCHT UND BANKGEHEIMINIS
Die Fatca-Kröte Vom Schlucken der «Fatca-Kröte» ist die Rede. Von einer «ungeniessbaren FatcaSuppe», die vom Parlament wohl nur «mit Murren, Knurren und Zähneklappern» aufgenommen werde. So wird das neue Bauchweh-Gewächs der helvetischen Politik in der Presse vorgestellt.
VON RUDOLF STRAHM
DER AUTOR
Rudolf Strahm ist Chemiker und Ökonom. Er war von 1991-2004 Nationalrat und von 2004-2008 Eidgenössischer Preisüberwacher.
Der «Foreign Account Tax Compliance Act», so heisst das Kürzel Fatca, ist ein gesetzgeberisches Tentakel, das die USA praktisch allen Finanzplätzen und grösseren Geschäftsbanken der Welt aufzwingen. Es bezweckt die Erfassung der amerikanischen Steuerflüchtlinge in aller Welt und die Vermeidung von fiskalischen Ausweichmanövern durch amerikanische Bürger und Firmen. Kaum eine grössere Bank, die mit den USA geschäftet oder Finanztransfers abwickelt, wird in Zukunft der Fatca-Regulierung ausweichen können. Vor ein paar Monaten hat Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf den Fatca-Vertrag mit den USA unterzeichnet. Bis im Herbst dieses Jahres muss er vom eidgenössischen Parlament ratifiziert werden, damit er auf den 1. Januar 2014 gleichzeitig mit den analogen Fatca-Verträgen der EU-Staaten in Kraft gesetzt werden kann. Nicht die Politik, sondern die Grossbanken insistierten auf Eile. Und sie werden über ihre Wasserträger auch das Parlament zur Ratifikation bewegen. Die Grossbanken wollten Fatca II Die USA hatten den Staaten mit relevanten Finanzplätzen und Geschäftsbanken zwei Modelle für die Kooperation gegen Steuerflucht angeboten. Fatca I installiert ein Anfragesystem über die Regierungen: Wenn der amerikanische Fiskus an die äusländische Regierung (in der Schweiz zum Beispiel ans Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen) gelangt, ersucht diese die Banken auf ihrem Staatsgebiet um Herausgabe von Bankkunden-Daten, und diese Daten werden regierungsamtlich an die USA überwiesen. Fatca II läuft direkt: Die US-Steuerbehörde respektive die US-Justiz ersucht die Schweizer Bank direkt um die Lieferung von Bankdaten über amerikanische Bankkunden in der Schweiz oder bei schweizerischen Bankniederlassungen irgendwo auf der Welt. Die Bank liefert die Daten direkt an die amerikanische Regierung und sie unterwirft sich auch der amerikanischen (exterritorialen) Anwendung des amerikanischen Steuerrechts. Die Schweiz konnte zwischen Fatca I und Fatca II wählen. In Anbetracht der regelmässigen Eiertänze, die die Schweiz bei jedem ausländischen Amtshilfebegehren vollführt, müsste man annehmen, Fatca I sei für die souveränitätsbedachte Schweiz naheliegend. Doch nein, die Grossbanken wollten Fatca II, also eine direkte exterritoriale Anwendung des amerikanischen Rechts auf Schweizer Boden. Weshalb? Die grossen Banken erhalten dadurch einen erleichterten Zugang zum amerikanischen Finanzmarkt. Freilich kann ein amerikanischer Bürger mit Vermögen in der Schweiz die Datenlieferung durch seine Bank ablehnen. Doch in diesem Fall muss die Schweizer Bank dies der amerikanischen Behörde melden und diese hat das Recht via Gruppenanfrage über ein Amtshilfebegehren an die Schweiz zu gelangen. Dieses Ersuchen muss innert acht Monaten erledigt sein – früher dauerten solche Amtshilfeverfahren Jahre.
Damit wird ein quasi-automatischer Bankdatentransfer von der Schweiz nach den USA installiert. Denn die Grossbanken brauchen die unbürokratische Preisgabe des Bankgeheimnisses. Vierzigjährige Vorgeschichte Fatca ist der vorläufige Endpunkt einer langen Serie von Aufweichungen des Bankgeheimnisses. Bereits 1972 verlangten die Vereinigten Staaten von der Schweiz erstmals eine Lockerung des Bankgeheimnisses im Falle von Mafiageldern. Die Schweiz zögerte, doch unter der Drohung, dass die USA Retorsionsmassnahmen gegen Uhren und Käse ergreifen würden, willigte die Schweizer Regierung ein, mit dem Rechtshilfeabkommen eine Auskunftserteilung unter Aufhebung des Bankgeheimnisses beim Organized Crime zuzulassen. Mitte der 1980er Jahre wollten die USA von der Schweiz eine Strafbarmachung der Geldwäscherei sowie der Insidervergehen. Bundesbern musste sich anpassen, damit in diesen Straffällen das Bankgeheimnis für die Rechtshilfe an die USA aufgehoben werden konnte. Mitte der 1990er Jahre standen die Schweizer Banken erneut unter ausländischem Druck wegen der Nachrichtenlosen Gelder von Holocaust-Opfern oder deren Angehörigen. Zuerst wehrte sich die Bankenbranche. Dank der Vermittlung des damaligen CS-Präsidenten Rainer Gut kam ein Einlenken zustande: Die Schweizer Banken zahlten zusammen 1,9 Milliarden Franken an Holocaust-Opfer. Bundesbern samt Bankenszene hatte sich erst bewegt, als mächtige Finanzkreise in den USA mit Boykottmassnahmen gegen Schweizer Banken drohten. Im Jahr 2001 mussten die Schweizer Banken einwilligen, sich als «Qualified Intermediary» zu registrieren, also als Finanzintermediär, der zur Zusammenarbeit mit der amerikanischen Steuerbehörde bereit war. Auch da war der Marktzugang von Schweizer Banken in den USA bedroht. Auch in den Zeiten nach dem Einbruch der Finanzkrise 2009 musste sich die Schweiz bewegen, indem sie die seit jeher vom Ausland kritisierte Unterscheidung in Steuerhinterziehung und Steuerflucht auf Druck der OECD preisgab. Die OECD hatte vorher mit einer schwarzen Liste gedroht, auf der die Schweiz figurieren würde. Es war 2009 die UBS selber, die in Bern diskret nach einer Aufhebung des Bankgeheimnisses für Datenlieferungen an die USA nachsuchte. Die Bank und ihre Direktoren waren in den Würgegriff der US-Justiz geraten. Zwei Jahre später standen die Credit Suisse und zehn weitere Banken in den USA unter Anklageverdacht. Und auch sie lobbyierten in Bundebern erfolgreich zugunsten der Datenlieferung. Die Schweizer Politik hatte eigentlich nie die Kraft, in Sachen Steuerflucht und Bankgeheimnis unser Haus in Ordnung zu bringen. Stets war es der Druck des Auslandes, der uns zum Handeln zwang. Mit dem Fatca-Abkommen wird diese historische Tradition bloss fortgesetzt.
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KONJUNKTURUMFRAGE 1/2013
Gewinner und Verlierer Die Baubranche dürfte auf hohem Niveau stagnieren, während Kommunikation, Versicherungen und das Gesundheitswesen weiter zulegen. Auch die Pharma- und die Uhrenindustrie dürften auf der Gewinnerseite stehen. Bedingt durch die konjunkturelle Flaute in Europa werden es die Maschinen-, die Elektround die Metallindustrie schwieriger haben. Auch die Tourismusbranche steht weiter unter Druck, fehlen doch vor allem im Sommer die europäischen Feriengäste.
1. Wie schätzen Sie die Wachstumschancen für die Schweizer Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten ein?
2. Welche Risiken sehen Sie für die Schweizer Wirtschaft?
Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen
Es ist zunächst nur mit einem langsamen Wachstum zu rechnen.
Die wirtschaftliche Verfassung Europas ist immer noch fragil.
Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz, UBS
Wir erwarten ein moderates Wachstum von aufs Jahr hochgerechnet 1 Prozent. Neben dem Konsum und den Investitionen dürften auch die Exporte wachsen. Weil aber die Importe noch rascher als die Exporte zunehmen dürften, wird der Aussenhandel wohl negativ zum BIP-Wachstum beitragen.
Ein weiterer Rückgang der europäischen Konjunktur oder auch eine Aufhebung der Kursuntergrenze und eine darauffolgende starke Aufwertung des Frankens könnten die Schweizer Wirtschaft im nächsten Jahr in eine Rezession stürzen. Dies ist allerdings nicht unser Hauptszenario. Wir erwarten eine Stagnation der Wirtschaftsentwicklung in Europa und den Franken zwischen 1.21 und 1.23. In diesem Szenario sollte die Schweiz einer Rezession entgehen und moderat wachsen.
Dr. Michael Grampp Chefökonom Deloitte AG Schweiz
Nach dem schwierigen Jahr 2012 hat sich die makroökonomische Situation entspannt. Die Eurokrise hat sich zumindest temporär beruhigt, der Sturz vom amerikanischen Fiskalkliff wurde vorerst vermieden und die in China beobachtete Wachstumsschwäche scheint überwunden. Für die exportorientierte Schweiz bietet sich so die Möglichkeit am anziehenden Wachstum der Handelspartner teilzuhaben. Gleichzeitig sinkt der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken. Eine, wenn auch nur relativ geringe, Abwertung sollte die Schweizer Exportwirtschaft unterstützen. Zusammen mit den traditionellen Stärken der Schweiz – flexibler Arbeitsmarkt, starker Binnenmarkt, Innovationskraft – stehen die Chancen gut für ein leicht höheres Wachstum als letztes Jahr.
Viele internationale Risiken sind verschoben, aber nicht gelöst. Bei einem Wiederaufflammen drohen die internationale Nachfrage wieder zu sinken und der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken wieder zu steigen. Europa bleibt trotz temporärer Entspannung wirtschaftlich schwach, was die Exportwirtschaft spüren wird. Erfreulich dagegen die zaghaften Erholungssignale aus den USA. Mit einer anhaltenden Volatilität ist in Wachstumsmärkten zu rechnen. Der Innovationsdruck auf Schweizer Unternehmen bleibt hoch.
Dr. Felix Brill, Chefökonom
Fast alle grossen Industrienationen mussten im vierten Quartal 2012 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung verkraften. Seit Jahresbeginn zeigen die Umfragen bei Unternehmen jedoch wieder eine etwas bessere Geschäftsentwicklung. Dies deutet auf eine gewisse konjunkturelle Erholung hin, von welcher auch die Schweizer Unternehmen profitieren. Insgesamt gehen wir in den kommenden Monaten von einem leichten Wachstum der Schweizer Wirtschaft aus.
Eine neuerliche Eskalation der Schuldenkrise in Europa oder ein böses Erwachen, was die amerikanische Haushaltspolitik betrifft.
Alexis Bill Koerber, Senior Economist
Besser als im Winter 2012/13. So deutet einiges darauf hin, dass sich die Weltwirtschaft, und damit die globale Nachfrage nach Schweizer Gütern, wieder beschleunigen.
Die Relation von positiven und negativen Risiken gibt sich wesentlich ausgeglichener als im Jahr 2012. So sind die Eintrittswahrscheinlichkeiten für Extremrisiken, vor allem einer Eskalation der Eurokrise, deutlich zurückgegangen. Schweiz spezifisch könnte die Frankenabwertung den Aussenhandel zusätzlich stärker ankurbeln als gegenwärtig erwartet. Vom Immobiliensektor geht dagegen auf mittlere Sicht ein negatives Prognoserisiko aus.
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Die Pharmaindustrie dürfte auf der Gewinnerseite stehen.
3. Für welche Branchen erwarten Sie einen Aufwärtstrend, für welche einen Abwärtstrend?
4. Wie wird sich der Franken in den nächsten sechs Monaten zu den wichtigen anderen Währungen entwickeln?
Die Kommunikation, die Versicherungen und das Gesundheitswesen dürften weiterhin zulegen, die Bauwirtschaft dürfte auf hohem Niveau stagnieren.
Dies ist schwer vorauszusagen, da der Wechselkurs des Frankens immer noch in erster Linie von seiner Funktion als «safe haven» dominiert wird.
Weiterhin gut wird sich die Baubranche entwickeln, auch wenn sich deren Wachstumsraten etwas abflachen dürften. Allerdings leidet der Bau unter geringen Margen. Auch die Pharmaindustrie und die Uhrenindustrie dürften erfolgreich bleiben. Schwierig ist die Lage für Teile der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, welche stark unter der Konjunkturflaute in Europa leiden, ebenso für den Tourismus – insbesondere fehlen im Sommer die europäischen Touristen.
Wir erwarten keine grossen Veränderungen: Zum Euro dürfte der Franken weiterhin knapp über der Untergrenze verharren, und zum Dollar steht unser Kursziel auf ein halbes Jahr bei 92 Rappen. Beim japanischen Yen erwarten wir, dass er sich von seiner aktuellen Schwäche wieder etwas erholt. Das grösste Aufwärtspotential sehen wir beim Pfund – unser Kursziel auf 6 Monate liegt fast 10 Prozent über seinem aktuellen Wert.
Eine Entspannung auf der Währungsseite und eine Belebung der internationalen Nachfrage wie sie die letzten Wochen zu sehen war käme der Schweizer Wirtschaft zugute, allerdings in unterschiedlichem Ausmass. International tätige, wettbewerbsfähige Branchen wie die Pharmabranche oder die Uhrenindustrie würden davon überproportional profitieren, Branchen mit Strukturproblemen wie die Textilindustrie oder Papier und Druck vergleichsweise weniger. Branchen, die in intensivem Preiswettbewerb stehen, wie beispielsweise die Tourismusindustrie, werden weiterhin unter starkem Druck stehen.
Setzt sich die jüngst beobachtete Entspannung fort, ist eine weitere leichte Abwertung des Franken denkbar. Bei einem Wiederaufflammen der Schuldenkrise ist beim Euro/Franken Kurs aber eine Rückkehr auf das 1.20 Niveau wahrscheinlich. Die SNB sollte jedoch in der Lage sein, die Wechselkursuntergrenze auch 2013 zu verteidigen, zumal sie letztes Jahr ihre Entschlossenheit auch gegen Widerstände unter Beweis gestellt hat. Der Euro/Franken-Kurs dürfte sich daher im Korridor von 1.20-1.25 bewegen. Aufgrund der weiterhin sehr expansiven amerikanischen Geldpolitik ist eine leichte Abschwächung des Dollars gegenüber dem Franken wahrscheinlich.
Die meisten exportorientierten Branchen kämpfen mit dem nach wie vor schwierigen weltweiten konjunkturellen Umfeld. Verhältnismässig gut schlagen sich die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie die chemisch-pharmazeutische Industrie. Auch die Uhrenindustrie zeigt sich nach einem kurzen Durchhänger wieder gestärkt. Schwierig bleibt die Lage dagegen bei vielen Unternehmen aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie.
Die Wechselkursuntergrenze der Schweizerischen Nationalbank bietet weiterhin Schutz gegen eine allfällige Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro, sollten die Finanzmärkte wieder in den Krisenmodus schalten.
Generell besser als 2012 gibt sich der Ausblick für die Schweizer Exportbranchen des verarbeitenden Sektors. Auf binnenwirtschaftlicher Seite ist vor allem seitens der Baukonjunktur mit stärkeren Wachstumsimpulsen zu rechnen. Das Sorgenkind bleibt 2013 der Bankensektor, der sich derzeit in einer Phase der Umstrukturierung befindet.
Gegenüber Yen und Euro rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung, in Relationen zum US-Dollar dürfte der Franken leicht abwerten.
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Foto: Bilderbox.de
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Die Baubranche dürfte auf hohem Niveau stagnieren.
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5. Wie wird sich der Binnenmarkt im gleichen Zeitraum entwickeln?
6. Wie sehen Sie die Zinsentwicklung in der Schweiz und in Europa in den kommenden sechs Monaten?
Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen
Er wird sich gut halten. Die Entwicklung der Lohneinkommen ist gut und stabil. Zudem dürften sich die Arbeitslosenzahlen nur wenig erhöhen. Eine kräftige Expansion erwarten wir auf kurzer Sicht aber nicht.
Wir erwarten, dass sowohl in der Schweiz als auch in Europa die Zinsen wieder langsam ansteigen werden.
Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz, UBS
Der Binnenmarkt wird wieder wichtiger für die Schweizer Wirtschaft. Der Exportanteil sank von über 53 Prozent vor der Finanzkrise auf aktuell noch 49 Prozent des BIP. Mittlerweile hat Deutschland mit einem Exportanteil von 52 Prozent die Schweiz überholt. Auf die Grösse der Volkswirtschaft bezogen liegt die Schweiz mit ihrem Exportanteil jetzt ziemlich genau im internationalen Durchschnitt. Grundsätzlich entwickelt sich der Binnenmarkt sehr robust, was auch die Gesamtwirtschaft stabilisiert. Eine Herausforderung stellen für einige Branchen, wie etwa den Detailhandel, die fallenden Preise dar. Diese führen trotz einer mengenmässigen Umsatzzunahme zu fallenden Umsätzen in Franken, was bei gleichbleibenden oder steigenden Kosten zu einem starken Margendruck führt. Für die Konsumenten allerdings sind fallende Kosten ein Segen, da ihre Kaufkraft ansteigt.
In den letzten Wochen stiegen die Schweizer Zinsen abrupt und erreichten im 10-jährigen Laufzeitenspektrum 0,7 Prozent. Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Zinsreise gemächlicher verlaufen. Das weltwirtschaftliche Wachstum ist strukturell schwach und zudem können Rückschläge in der Bewältigung der europäischen oder US-amerikanischen Schuldenkrise zeitweilig wieder für tiefere Zinsen sorgen.
Dr. Michael Grampp Chefökonom Deloitte AG Schweiz
Der Schweizer Binnenmarkt ist eine traditionelle Stütze der Schweizer Wirtschaft und sollte auch 2013 stabil bleiben. Eine trotz leichtem Anstieg weiterhin niedrige Arbeitslosigkeit, Zuwanderung und positive, moderate Lohnabschlüsse werden unterstützend wirken. Da der Schweizer Franken nicht weiter auf-, sonder tendenziell eher abwerten sollte, wird der Einkaufstourismus sich abschwächen. Der Tourismus wird aber weiterhin zu kämpfen haben, was neben dem hohen Franken auch an strukturellen Problemen liegt.
Niedrigzinsen sind ein wesentlicher Bestandteil der Krisenbekämpfung vieler Zentralbanken, auch der SNB, die durch niedrige Zinsen eine Aufwertung des Schweizer Frankens unterbindet. Gleichzeitig gibt es keinerlei Anzeichen einer anziehenden Inflation in der Schweiz. Über die kommenden sechs Monate sollte sich an der generellen Nationalbankstrategie daher nichts Wesentliches ändern, so dass Zinserhöhungen sehr unwahrscheinlich sind. Dies gilt in grossen Teilen auch für Europa.
Dr. Felix Brill, Chefökonom
Die Schweizer Arbeitnehmer profitieren von real steigenden Löhnen und der weiterhin guten Beschäftigungslage. Dies sollte sich in den kommenden Monaten positiv auf den Privatkonsum auswirken. Allerdings kämpfen Detailhandel und Tourismusbranche weiterhin mit Preis- und Margendruck.
Die Schweizerische Nationalbank wird in den kommenden sechs Monaten aller Voraussicht nach das Zielband für den Dreimonatslibor unverändert bei 0-0.25 Prozent belassen. In Anbetracht der weiterhin negativen Inflation und des geringen Wachstums der Schweizer Wirtschaft dürften die Kapitalmarktzinsen in der Schweiz damit weiterhin tief bleiben. Die Europäische Zentralbank dürfte die Leitzinsen in den kommenden sechs Monaten auf dem aktuellen Niveau von 0.75 Prozent belassen. Das Bild bei den Kapitalmarktzinsen ist je nach Land unterschiedlich. Ein wesentlicher Einflussfaktor dürfte in den nächsten Wochen der Umgang mit dem italienischen Wahlergebnis darstellen.
Alexis Bill Koerber, Senior Economist
Wie erwähnt gibt sich der Ausblick für den Bau recht dynamisch. Auch die Ausrüstungsinvestitionen dürften wieder anziehen. Der private Konsum verbleibt im positiven Bereich, allerdings nicht mehr mit ganz so kräftigen Wachstumsimpulsen, wie es 2012 der Fall war.
Bei öffentlichen Anleihen tendenziell leicht steigend. Die Schweizer Leitzinsen werden sich weiterhin um die Nulllinie bewegen, in der Eurozone dürfe die Rate von 0.75% beibehalten werden.
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Aktuell
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BRITISCHES EU-REFERENDUM
Keine Lust auf Britzerland Grossbritannien wird wohl über seine Zugehörigkeit zur EU abstimmen. Doch selbst Premierminister David Cameron warnte vor den Folgen eines Austritts. Anders als sein Parteikollege Boris Johnson, Londons Bürgermeister, sieht er die Schweiz nicht als politisches Vorbild.
TEXT ELISA ELSCHNER, LONDON
In Grossbritannien, Europa und selbst Washington richteten sich am 23. Januar alle Augen auf London. Nach wochenlanger Wartezeit gab der britische Premierminister David Cameron endlich seine Rede zu Grossbritanniens Zukunft in der EU. Vor laufenden Kameras versprach der Premier seinem Volk, die EU Mitgliedschaft neu zu verhandeln. In 2017 will er die Briten dann in einem «Rein-Raus-Referendum» über die neuen Mitgliedschaftsbedingungen abstimmen lassen. Jahre der Unsicherheit Doch hat das Versprechen des Parteichefs der Konservativen Partei zwei Haken. Zum einen will Cameron seine europäischen Amtskollegen erst nach seiner Wiederwahl in 2015 zum Verhandlungstisch bitten. Zum anderen stehen die aktuellen Konditionen der Mitgliedschaft nicht mehr zur Diskussion. Jeglicher Versuch der Bevölkerung, am Status Quo festzuhalten, würde somit zur Sisyphusarbeit. Diese Mängel in Camerons Konzept bieten Kritikern eine grosse Angriffsfläche. Sie werfen dem Premier vor, Grossbritanniens EU-Mitgliedschaft für seine Wahlkampagne aufs Spiel zu setzten. Ein Schritt, der selbst vielen ToryAbgeordneten zu weit geht. Nick Clegg, Vize-Premier und Parteichef der Liberaldemokraten, fasste die Sorgen der Kritiker aus der Politik und Wirtschaft gegenüber der BBC kurz und knapp zusammen: «Ein Referendum ist nicht im nationalen Interesse. Eine nicht klar definierte Neuverhandlung unseres Platzes in Europa bringt Jahre der Unsicherheit, die uns Wachstum und Arbeitsplätze kosten werden.» Auch wird dem Premier vorgeworfen, die öffentliche Meinung zu ignorieren und nur auf eine euroskeptische Minderheit in der eigenen Partei abzuzielen. Neuste Umfragen der Financial Times ergaben jedoch, dass nur jeder dritte Brite auf jeden Fall für den Verbleib in der EU stimmen will. Und das, obwohl Cameron ankündigte, dass ein Austritt aus der EU und der Europäischen Sozialcharta längere Arbeitszeiten für Grossbritanniens Arbeitnehmer bedeuten werde. Britzerland hat kaum Anhänger Doch was würde nach einem sogenannten «Brexit», dem britischen Austritt aus der EU, mit Grossbritannien passieren? Was für ein politisches und wirtschaftliches Modell könnte das Königreich verfolgen? In den Diskussionen über die EU-Mitgliedschaft und mögliche Alternativen ziehen britische Politiker immer wieder die Schweiz als Beispiel heran. Mitte Dezember letzten Jahres erläuterte Londons konservativer Bürgermeister Boris Johnson in einem Interview mit der Zürcher «Weltwoche», dass er Grossbritanniens Zukunft in Europa nach Schweizer Vorbild gestalten wolle. Der populäre Politiker schlug die Gründung «Britzerlands» vor, einem politischen Zusammenschluss Grossbritanniens, der Schweiz und Norwegens ausserhalb der EU. Nach den Vorstellungen des Politclowns Johnson sol-
len die Staaten des Britzerland zwar frei mit der EU handeln können, doch nicht von Brüssels Vorschriften und Regulierungen gebunden sein. Doch nachdem Boris Johnsons Wolkenschloss innerhalb seiner Partei wenig Anklang fand, scheint es sich ins Nichts aufgelöst zu haben. Bilateraler Weg voll von Nachteilen Dies machte David Cameron in seiner EU-Rede unverblümt deutlich, als er die Schweiz als Negativbeispiel nannte. Der Premier erklärte mit Bezug auf die Schweiz, wie mühselig und nachteilig bilaterale Beziehungen mit der EU seien. Die Schweiz müsse Sektor für Sektor Abkommen mit der EU aushandeln und dabei EU-Regeln akzeptieren, zu denen sie nichts zu sagen hätten. Zudem habe die Schweiz keinen vollständigen Zugang zum EU-Markt insbesondere beim Schlüsselsektor der Finanzdienstleistungen. Cameron betonte zwar seine Bewunderung für Norwegen und die Schweiz. Doch machte er deutlich, dass Grossbritanniens Fall «ganz anders» sei. Grossbritannien will Steuerparadies werden Gerade wirtschaftlich haben die Briten und die Schweizer zu unterschiedliche Interessen, als dass ein Britzerland für sie interessant sein könnte. EU-Debatten wie die zu einer europaweiten Finanztransaktionssteuer haben gezeigt, dass London seine City immer wie seinen Augapfel hüten wird – vor allem gegen Konkurrenten wie die Schweiz. Auch bei der Jagd um die Ansiedlung von Unternehmen versuchen Grossbritanniens Politiker die Schweiz mit lukrativen Steuervorzügen auszustechen. Um sich aus dem Sumpf der Rezession zu ziehen, wollen sie Grossbritannien auf Kosten der Schweiz in Europas neues Steuerparadies verwandeln. Auch steht bei einem Austritt für das Königreich zu viel auf dem Spiel: Präsident Obama warnte seinen britischen Amtskollegen, dass ein EU-Austritt das Ende der «besonderen anglo-amerikanischen Freundschaft» bedeuten würde. Für die Briten, die sich mit den engen bilateralen Beziehungen mit den Vereinigten Staaten rühmen, war diese Ansage ein Tiefschlag. Selbst das blühendste Britzerland könnte die transatlantischen Beziehungen nicht ersetzen. Austritt ohne Rückfahrkarte Entsprechend ist Camerons Beurteilung des Schweizer Sonderwegs als ein Plädoyer für Grossbritanniens EU-Mitgliedschaft und gegen die Gründung eines Britzerlandes zu verstehen. Dies untermalte Cameron mit seiner persönlichen Meinung: «Ich will eine Zukunft, in der Grossbritannien eine wichtige Rolle in einer starken EU spielt.» Er machte zudem deutlich, dass die Abstimmung das «Schicksal» Grossbritanniens massgeblich bestimmen werde. Sollten die Verhandlungen in Brüssel zu Camerons Zufriedenheit verlaufen, will er die «Rein»-Kampagne für Grossbritanniens Verbleib in der EU mit «Herz und Seele» führen. Cameron räumte jedoch ein, dass er den Anreiz an
Der Austritt Grossbritanniens aus der europäischen Staatengemeinschaft würde die Rückkehr zur EU in den nächsten Jahren unmöglich machen. Fotoquelle: Bilderbox.de
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Grossbritanniens Eigenständigkeit nachvollziehen könne. Die britische Bevölkerung müsse sich jedoch über die wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen bewusst sein. Der Austritt aus der europäischen Staatengemeinschaft würde die Rückkehr zur EU in den nächsten Jahren unmöglich machen. Tories in vielen Fragen gespalten Diese Aussagen verstärken die Kritik, dass Camerons Plädoyer für ein Referendum vor allem innenpolitisch, wenn nicht sogar innerparteilich, motiviert war. Der Premierminister will nicht nur Grossbritanniens EU-Mitgliedschaft mit grösseren politischen Freiheiten erreichen, sondern auch die Einigkeit seiner eigenen Partei herstellen und seine Machtposition sichern. Cameron steht unter starkem Druck von Hinterbänklern in der eigenen Partei. Nicht nur über die EU-Frage, sondern auch über die Gleichberechtigung
Homosexueller und Reform des britischen Oberhauses liegen sich die Tories in den Haaren. Zudem wurde erst Anfang Februar bekannt, dass einige konservative Abgeordnete in 2014 ein Misstrauensvotum einberufen wollen um den Premier noch vor der Parlamentswahl in 2015 zu stürzen. Cameron braucht nun Wahlsiege in lokalen Nachwahlen und die Unterstützung des Volkes, sonst wird die Konservative Partei in 2015 ohne ihn in die Wahl ziehen. Was auf den britischen Inseln jedoch grösstenteils ignoriert wird, ist Brüssel selbst. In London macht sich kaum jemand darüber Gedanken, wie wahrscheinlich es ist, dass Camerons europäische Kollegen eine Neuverhandlung der britischen Mitgliedschaft erlauben werden. Dabei betonten sowohl Guido Westerwelle und Laurent Fabius, Deutschlands und Frankreichs Aussenminister und auch Herman van Rompuy, der Präsident des Europäischen Rates, dass die Politik des Rosinenpickens keinen Platz in Brüssel habe.
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Bratislava ist die Hauptstadt der Slowakei und mit rund 433 000 Einwohnern die grösste Stadt des Landes. Foto: Bilderbox.de
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SELBST BENTLEY KOMMT BALD AUS DER SLOWAKEI
Kleiner Tiger im Osten Die Slowakei hat sich zu Europas «Tiger» entwickelt. Vor allem die Autoindustrie hat die Wirtschaft rasant voran gebracht. Konzerne wie Volkswagen, Kia oder PSA haben rechtzeitig auf Investitionen dort gesetzt. Doch jetzt droht die Wirtschaft zu schwächeln.
TEXT AURELIUSZ M. P E˛ DZIWOL
Bratislava. Deutsche Autos kommen zunehmend aus der Slowakei. Ob VW Tuareg oder Audi Q7 – was deutsch klingt, ist oft slowakische Wertarbeit. Die Luxusfahrzeuge von Volkswagen Slovakia sind wahrscheinlich das eindrucksvollste Symbol der Veränderungen, die das Land zwischen Tatra-Gebirge und Donau in seiner zwanzigjährigen selbstständigen Geschichte durchgemacht hat. Der Konzern aus Wolfsburg war unter den ersten Auslandsinvestoren, die in die Tschechoslowakei kamen, noch bevor das Land zum Neujahr 1993 zerfiel. Beide Investitionen der Wolfsburger wurden zu Volltreffern. Während jedoch in Jungbunzlau (Mlada Boleslav) nach wie vor die «tschechischen» Skodas hergestellt werden, produziert das Werk am Rande der slowakischen Hauptstadt Bratislava heute vor allem die «deutschen» Wagen: Luxus-SUVs Tuareg und Audi Q7, Stadtautos Volkswagen up!, und die Karosserien für den Porsche Cayenne. Und dazu noch zwei «fremde» Stadtautos: Skoda Citigo und Seat Mii. Bald soll sich eine noch luxuriösere Maschine dieser Familie anschließen: Laut Handelsblatt erwägt VW, den Bentley Falcon in Pressburg (Bratislava) herzustellen. Tiger und Bettvorleger Nachdem die Tschechoslowakei sich in zwei Nachfolgestaaten gespalten hatte, waren sich alle sicher, welcher von
ihnen der bessere und welcher von vornherein zum Niedergang verurteilt war. In Prag regierte damals ja brillante Volkswirt Vaclav Klaus, der als tschechoslowakischer Finanzminister mit seinem ehrgeizigen Konzept der Kuponprivatisierung berühmt wurde. An die Macht in Pressburg kam dagegen der autoritär veranlagte Betriebsjurist und Amateurboxer Vladimir Mec ˇiar. Umso mehr überraschten dann die Wirtschaftszahlen. Die Reformen in Tschechien, die allzu stark auf das Wirken der unsichtbaren Hand des Marktes gesetzt hatten, führten in Verbindung mit dem versteinerten System der staatlichen Banken zum rasanten Anstieg der Wirtschaftskriminalität, die sich im sehr hohen Niveau der Schulden widerspiegelte. Das bremste Tschechiens Entwicklung stark ab. Ab 1997 rutschte man für sieben Quartale in die Rezession. Die Slowakei dagegen wurde zum Tiger Mittelosteuropas. Ehrgeizige Reformen ab 2004 Hätten die makroökonomischen Indikatoren über die Wahlergebnisse entschieden, so hätte Mec ˇiar 1998 im Amt bestätigt werden müssen. Aber die hohen Wachstumsraten spiegelten sich nicht in der Verbesserung des Lebensniveaus wieder. Außerdem hatten die slowakischen Wähler von immer neuen Affären genug. Mec ˇiar gewann zwar wieder, konnte aber keine regierungsfähige Koalition bilden. Die Macht übernahm eine breite Opposition von links bis rechts
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FÜR DIE SCHWEIZ NOCH EIN KLEINER FISCH Die Slowakei gehört aus Schweizer Sicht zu den wirtschaftlichen Zwergen. So beliefen sich im Jahr 2011 die Schweizer Exporte auf 497 Millionen Franken. Die Slowakei kaufte vor allem pharmazeutische Produkte (39 Prozent) und Maschinen (20
Prozent) in der Schweiz ein. Zum Vergleich: Polen als wichtigstes osteuropäisches Land kaufte 2011 Schweizer Waren im Wert von 2,0 Milliarden Franken. Umgekehrt importierte die Schweiz 2011 aus der Slowakei Waren im Wert von 669 Millionen Franken
unter dem neuen Premier, dem Christdemokraten Mikulas Dzurinda. Für die Slowakei bedeutete dies vor allem, dass sich der bisher gesperrte Weg in die NATO und Europäische Union wieder öffnete. Als Dzurinda vier Jahre später sein nächstes Kabinett formierte, brauchte er keine Linksparteien mehr in die Koalition zu nehmen. Finanzminister Ivan Miklos konnte seine ehrgeizigen Reformen beginnen, die mit der Einführung der Einheitssteuer 2004 den Höhenpunkt erreichten. Die Auslandsinvestoren strömten ins Land. 2003 begann PSA Peugeot Citroën in Tyrnau (Trnava) eine Autofabrik zu bauen; Kia Motors folgte ein Jahr später in Sillein (Žilina). Regionale Automacht Im Lauf der Jahre wurde die Slowakei zur regionalen Automacht. Auf der Liste der umsatzstärksten Unternehmen stellt Volkswagen Slovakia 2012 die Nummer eins und Kia die Nummer drei. Der französische Autobauer PSA kommt auf Platz acht. Allein diese drei Firmen setzten 2011 gut zehn Milliarden Euro (8,13 Milliarden Franken) um, 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Autoindustrie steht für fast ein Viertel (24,3 Prozent) des Gesamtumsatzes aller umsatzstärksten 200 Firmeng. Die Branche exportierte 2011 ihre Produkte im Gesamtwert von 13 Milliarden Euro (10,6 Milliarden Franken) – fast zehn Milliarden Euro mehr als im Jahr 2000. Die ausgeführten Autos waren nahezu 8,5 Milliarden Euro (6,9 Milliarden
ein, vor allem Maschinen (41 Prozent) und Fahrzeuge (30 Prozent). Ende 2010 betrugen die Direktinvestitionen in der Slowakei 534 Millionen Franken. Die Schweizer Unternehmen beschäftigten 2010 insgesamt 7111 Personen in der Slowakei.
Franken) wert. Für das vergangene Jahr gibt es die endgültigen Zahlen noch nicht, aber es ist klar, dass sowohl VW als auch Kia ihre Produktion stark ausweiten konnten. Volkswagen plante eine Fast-Verdoppelung der Autoproduktion von 210 000 auf 400 000 Wagen. Insgesamt dürften 2012 mehr als 900 000 Autos in der Slowakei hergestellt worden sein. Trotz der Flaute auf dem europäischen Automarkt und trotz dem Rückgang bei PSA wuchs die slowakische Autobranche 2012 um unglaubliche 43,6 Prozent und zog die gesamte Wirtschaft mit sich nach oben, berichtete das slowakische statistische Amt SÚSR. Wachstum 2013 von «nur» 2,1 Prozent Dem gelungenen Produkt-Mix beim VW Slovakia (kleinste City-Wagen plus teurere Luxus-SUV) und einem attraktiven Angebot von Kia verdankt die Slowakei, dass sie einen Rückfall in die Rezession bisher vermeiden konnte. «Slovakia Up!» resümierte das Magazin Trend das vorige Jahr unter Anspielung auf das kleinste VW-Modell (Up!) aus Bratislava, das deutlich zum Wirtschaftserfolg beigetragen hatte. Erst im Dezember begann die Beunruhigung: Die Industrieproduktion, die in den ersten elf Monate stark gewachsen war, schrumpfte plötzlich um 4,4 Prozent im Jahresvergleich. Wieder war die Autobranche ausschlaggebend, die überraschend um zehn Prozent zurückging. Nun fragen sich die verunsicherten Experten, ob dies nur Ergebnis von gesammelten Betriebsurlauben in den Firmen ist, oder ein Warnzeichen, dass die Krise auch in der Slowakei ankommt. Für sein Jahrbuch, das im Dezember erschienen ist, hat das Magazin Trend Volkswirte von sieben slowakischen Banken befragt, was sie vom Jahr 2013 erwarteten. Alle waren sich einig, dass die Autoindustrie die Entwicklung bestimmen werde. Alle erwarteten, dass die Gewinne der Firmen schrumpfen würden, aber nicht so drastisch, dass sie zu Anreizen für eine Kapitalflucht werden sollte. Ihre Wachstumsprognosen wichen kaum voneinander ab. Als größter Pessimist zeigte sich Vladimír Van ˇo von der Volksbank, der auf 1,8 Prozent Zuwachs für das ganze Jahr tippte. Größter Optimist ist ein Analyst der UniCredit, der 2,1 Prozent erwartet.
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I N N O VAT I O N
Spülen ohne Wasser An der Hochschule für Life Sciences der Fachhochschule Nordwestschweiz wurde eine mobile wasserlose Toilette entwickelt, mit welcher Verunreinigungen des Abwassers durch Einbeutelung der Ausscheidungen verhindert werden. Für die serielle Ausfertigung werden nun Investoren gesucht.
TEXT SALOME KERN
Die neue Toilette sieht üblichen Toiletten sehr ähnlich – Schüssel, Brille, Deckel und Auffangbehälter. Die Ausscheidungen werden in einem Kunststoff aufgefangen und geruchslos verpackt. Die Toilette schweisst sie automatisch in eine Endlosfolie ein. Die geruchs- und wasserdichten Beutel können dann in der Kehrrichtverbrennungsanlage entsorgt werden. Auf diese Weise wird das Abwasser gar nicht erst verunreinigt. Die Folie wird über die Brille in und durch die Toilettenschüssel gezogen, so bleibt die Toilette hygienisch. Je nach Bedarf kann der Inhalt mit Gel versteift wird. Es ist denkbar, die Folie aus biologisch abbaubarem Material herzustellen. Spontaner Einfall als Projektstart Vor rund sechs Jahren sollte ein Basler Spital einer Totalsanierung unterzogen werden, insbesondere die Nasszellen waren in einem schlechten Zustand. Die Abwasserfachleute des Kantons erklärten, nach der Sanierung das Abwasser nicht mehr ungereinigt annehmen zu wollen, da es zu verseucht sei durch Medikamentenrückstände. Eine Vorklärung wäre für ein Spital aber eine teure Investition. Bei einer Sitzung sagte jemand spasseshalber, es müsse doch eine wasserlose Toilette erfunden werden. «Ich wurde dann angefragt, ob wir nicht Kapazität für eine solche Entwicklung hätten. So wurde aus dem Witz ein Forschungsprojekt», erzählt Claude Lüscher, Projektleiter und Dozent MAS-U an der Fachhochschule Nordwestschweiz. 2008 erklärte sich ein damaliger Mechatronik-Student bereit, einen Prototyp des wasserlosen Toilettensystems im Rahmen seiner Diplomarbeit zu entwickeln.
Geruchlos abgepackt Die «Ökotoilette» wurde in einem Schweizer Spital getestet. Der Prototyp der Spitaltoilette wurde nun zu einem einfacheren, kompakteren und leichteren Gerät weiterentwickelt. Zudem sollte die Produktion kostengünstig sein. Das wasserlose Toilettensystem eignet sich für Spitäler und Pflegeheime, es kann aber auch in Gebieten eingesetzt werden, wo die Wasser-/Abwasserstruktur fehlt oder in Hilfsprogrammen nach Naturkatastrophen. Neben hygienischer Entsorgung kann auch das Wasser für jeden Spülvorgang gespart werden. «Für Drittweltländer ist die Folie und die Entsorgung zu teuer» sagt Claude Lüscher. Das System wurde als eines von drei Projekten von Schweizer Fachhochschulen an der Future Expo des Swiss Innovation Forum präsentiert.
Das wasserlose Toilettensystem eignet sich für Spitäler und Pflegeheime, es kann aber auch in Gebieten eingesetzt werden, wo die Wasser-/Abwasserstruktur fehlt oder in Hilfsprogrammen nach Naturkatastrophen. Fotoquelle: zVg / Bilderbox.de
Marktstudie und Investorensuche Die Initianten haben eine Umfrage bei Spitälern und Pflegeheimen durchgeführt, wie gross der Bedarf sei für wasserlose Toiletten. Auch bei der Messe CURAVIVA wurden die Besucher befragt. «Die Resonanz ist gross genug, viele Institutionen würden das System gerne testen», sagt Claude
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Lüscher. Die Fachhochschule Nordwestschweiz wird in naher Zukunft eine Marktstudie durchführen. «Es ist schwierig abzuschätzen, wie gross der potenzielle Markt ist. Es könnte eine grosse Nachfrage entstehen, sobald die Toilette preisgünstig erhältlich ist.» Das Toilettensystem könnte auch in Berghütten, Jachten oder Campern für Hygiene ohne Wasserverbrauch sorgen. Auch Bushersteller hätten ein Interesse daran, das System in Reisebusse einzubauen. «Momentan befinden wir uns noch im Stadium des Forschungsprojekts. Wir sind aber intensiv auf der Suche nach Investoren, die Interesse an der Produktion der wasserlosen Toilette zeigen.» Diverse Firmen haben sich bereit erklärt, den Prototyp für die Vorserie herzustellen. Die FOLAG AG hat sich verpflichtet, die speziellen Folien weiterhin zu liefern. Jedoch ist an der Fachhochschule eine Anfertigung nicht möglich. «Wir benötigen die Mittel von Investoren, damit eine serielle Ausfertigung finanziert werden kann.» Es ist geplant – sofern genügend Mittel zusammenkommen – in der zweiten Hälfte dieses Jahres ein StartUp-Unternehmen zu gründen. Die NOWAT AG hätte den Zweck, die Entwicklung der Prototypen zu beenden, Märkte
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und Produktionspartner zu suchen und die Toiletten schliesslich zu vertreiben. «Vertiefte Kalkulationen haben gezeigt, dass über eine fünf bis sechsjährige Einführungsphase hinweg ein Finanzbedarf von etwa zwei Millionen Franken nötig sein wird» laut dem Projektleiter. «Die Berechnungen gehen davon aus, dass die Toilette sowohl als Spitaltoilette, später auch in einer einfacheren Ausführung angeboten wird.» Solar-Toilette für Drittweltländer Parallel dazu hat das Projektteam eine solar funktionierende Toilette entwickelt und sich mit dieser am Wettbewerb der Bill & Melinda Gates Foundation beteiligt. Diese Solar-Toilette eignet sich speziell für Drittweltländer. «Die Ausscheidungen werden bei diesem System durch gebündelte Sonnenstrahlen verbrannt, respektive verdunstet.» Die Hochschule für Life Sciences FHNW hat auch für diesen Technologieansatz ein Patent eingereicht. Für Claude Lüscher ist die Entwicklung der Solar-Toilette aber ein Nebenschauplatz, er möchte den Fokus auf die wasserlose Toilette legen.
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AV E N I R S U I S S E – 4 4 I D E E N F Ü R D I E S C H W E I Z
Eine Frage des Preises Im Buch der Schweizer Denkfabrik Avenir Suisse werden 44 Ideen für die Schweiz vorgestellt. Daniel Müller-Jentsch ist Autor des Kapitels über eine zukunftsfähige Verkehrspolitik. Seine Vorschläge zielen auf grössere Kostenwahrheit und Transparenz ab.
INTERVIEW SALOME KERN
Was bedeutet für Sie zukunftsfähige Verkehrspolitik? Daniel Müller-Jentsch: Es geht vor allem um die Finanzierbarkeit des Verkehrssystems, hier liegt das zentrale Nachhaltigkeitsproblem. Denn die Schweizer Verkehrspolitik basiert heute auf umfangreichen und intransparenten Subventionsströmen, die viele Fehlanreize beinhalten. Diese führen zu Fehlentwicklungen, die am Ende teuer und ineffizient sind.
ZUR PERSON Dr. Daniel Müller Jentsch ist Ökonom und seit 2007 Projektleiter und Mitglied des Kaders bei Avenir Suisse. Er ist Autor einer Vergleichsstudie zur Siedlungsentwicklung und Siedlungssteuerung in den Kantonen («Kantonsmonitoring Raumplanung») und Mitglied im Rat für Raumordnung. 2012 wurde sein Buch zur Lage des Schweizer Mittelstands veröffentlicht.
Ihrer Meinung nach ist Mobilität also zu stark subventioniert und somit zu billig? Es gibt drei strukturelle Probleme im Finanzierungsbereich. Das erste sind die zu niedrigen Preise, also die starke Subventionierung. Durch die künstlich tiefgehaltenen Preise fördern wir einen Überkonsum an Mobilität. Das zweite ist, dass die Preise zu wenig differenziert sind und nicht die Knappheit im System widerspiegeln. Drittens sind die Entscheidungen über Investitionen politisiert, sie basieren zu wenig auf Kosten/Nutzen-Überlegungen und zu viel auf regionalpolitischen Erwägungen. Wie kann verhindert werden, dass die vorhandenen Gelder regional-, anstatt verkehrspolitisch eingesetzt werden? Eine wichtige Voraussetzung ist Transparenz. Ein erster sinnvoller Schritt ist die geplante Einrichtung von Finanzierungsfonds für Schienen und Strassen. Aber es muss auch bei der Auswahl der Projekte ökonomischer gedacht werden. Zurzeit wird zwischen Sierre und Visp im Wallis eine Autobahnstrecke durch den Berg gebaut. Für diese winzige Ader des Schweizer Strassennetzes wird ein Milliardenbetrag investiert, während sich der Verkehr auf der überlasteten Hauptarterie zwischen Bern und Zürich fast täglich staut. Anstatt die Kapazität der Arterie zu erhöhen, wird irgendwo in der Peripherie ein Luxusprojekt realisiert.
Wie ist die Lage im Schienenverkehr? Auch dort gibt es Engpässe, aber Überlastungen sind ökonomisch immer eine Frage des Preises. Insgesamt ist ausreichend Kapazität vorhanden, aber halt nicht auf Engpassstrecken oder zu Spitzenzeiten. Dort bräuchte man höhere Preise als Knappheitssignal, dann würde auch die Nachfrage sinken – oder auf andere Strecken und Zeiten ausweichen. Aufschläge, gerade auch zeitdifferenziert treffen den Angestellten, der den Arbeitsort und die Arbeitszeit nicht wählen kann. Das ist richtig. Hier ist auch eine Flexibilität bei den Arbeitgebern gefragt. Allerdings haben die Arbeitsnehmer Einfluss auf die Wahl ihres Wohnortes und diese Wahl wird durch die massive Subventionierung der Mobilität verzerrt. Wenn aber alle in die Stadt ziehen, steigen die Mieten noch stärker an. Es geht nicht darum, das System von heute auf morgen radikal zu ändern. Es geht vielmehr darum Fehlanreize, die durch eine massive Subventionierung gesetzt werden, schrittweise abzubauen und eine allmähliche Verhaltensänderung zu bewirken. Ihren Empfehlungen zufolge sollte die Eigenfinanzierungsquote im ÖV bis 2020 von 40 auf 50 Prozent erhöht werden und bis 2030 auf 60 Prozent. Das bedeutet eine Preiserhöhung um die Hälfte. Wer verzichtet da noch auf den Komfort des Autos? Es geht uns nicht darum die Marktanteile der Verkehrsträger zu verändern, sondern um eine grössere Kostenwahrheit. Deshalb plädieren wir auch dafür, parallel zur Preiserhöhung im öffentlichen Verkehr die benutzungsabhängigen Kosten im Strassenverkehr zu erhöhen. In kurzer Frist geht es da etwa um die Erhöhung der Benzinpreise.
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Es ist zwar richtig, dass der Eigenfinanzierungsgrad im Strassenverkehr höher ist als im öV, aber es gibt auch höhere externe Kosten. Vor allem aber müssen bis 2030 circa 45 Milliarden Franken in den Ausbau des Nationalstrassennetzes investiert werden. Um dies zu finanzieren und um einen Teil dieser Kosten durch Drosselung der Nachfrage zu vermeiden, muss man die Preise erhöhen.
ermöglicht es, Subvention, und damit die steuerlichen Belastungen zurückzufahren. Unterm Strich sinkt die Belastung der Bürger, da im System Kosten vermieden werden. Es geht einerseits um eine Umschichtung und andererseits um eine Kostenersparnis. Diese Umschichtung sollte soweit wie möglich auch verteilungsneutral erfolgen, um die politische Akzeptanz der Reform zu erhöhen.
Was steht einer grösseren Kostenwahrheit im Weg? Die fehlende politische Akzeptanz. Im Prinzip hat man die Bevölkerung durch die künstlich billig gehaltene Mobilität jahrelang angefixt und die Entwöhnung fällt schwer. Für die Menschen ist dies zu einem Gewohnheitsrecht geworden und man hat sein Arbeits- und Freizeitverhalten darauf eingestellt. Insofern wird die Erhöhung der Preise viele Leute direkt treffen und das regt politischen Widerstand. Dabei vergisst man gerne, dass die Kosten aber auch heute schon getragen werden, einfach nur auf verstecktem Weg über die Steuern. Kostenwahrheit bedeutet aber, dass man die Kosten sichtbar und spürbar macht.
Wie realitätsnah sind Ihre Ideen für die Verkehrspolitik der Schweiz? Wir haben zwischen Reformen unterschieden, die in der kurzen und solche die in der langen Frist angegangen werden können. Also eine schrittweise Erhöhung der Billetund Benzinpreise bei gleichzeitiger Steuersenkung, das liesse sich relativ leicht bewerkstelligen. Etwas Aufwändiger ist eine zeitliche Differenzierung der Preise, vor allem im Strassenverkehr, wo sie ein aufwändiges und teures Mautsystem erfordern. Es gibt aber eine ganze Reihe von Einzelmassnahmen, wie das Talzeiten-Generalabonnement oder die Tunnel-Maut, die sich kurzfristig umsetzen liessen. Es geht hier um einen langfristigen Reformprozess, der etappenweise umgesetzt werden muss.
Was bedeutet das für die Logistikbranche? Bei unseren Vorschlägen geht es vor allem um den Personenverkehr. Beim Güterverkehr hat man die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) und damit ein sinnvolles System. Damit erreicht man einen hohen Benutzerfinanzierungsgrad und eine hohe Ausdifferenzierung nach Kosten. Stichwort Privatisierung. Was haben Sie für Vorstellungen? Privatisierung im Verkehr ist sicher kein Allheilmittel und man muss mit diesem Instrument behutsam umgehen. In der kurzen Frist könnte man es in Betracht ziehen zur Modernisierung beziehungsweise dem Ausbau des Gotthardtunnels. Da wäre es leicht einzuführen, da es kaum Ausweichmöglichkeiten gibt und eine Mautstelle leicht einzurichten wäre. Geht es aber um flächendeckende Privatisierung, beispielsweise des Nationalstrassennetzes, müssen zuerst andere Probleme gelöst werden. Privatisierung ist also eher ein langfristiges Ziel über das man diskutieren kann, wenn Kostenwahrheit und Benutzungsfinanzierung eingeführt wurden. Sie möchten, dass die Erhöhung des Kostendeckungsgrades im Verkehr fiskalisch neutral erfolgt. Was bedeutet das für jeden Einzelnen? Es ist uns wichtig, nicht die Einnahmen des Staates zu erhöhen, sondern die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur umzuschichten. Eine höhere Benutzerfinanzierung
Auto-Schweiz wird in nächster Zeit die «MilchkuhInitiative» lancieren. Damit möchten sie erreichen, dass alle Abgaben der Strassenbenützer wieder in den Strassenverkehr fliessen. Was hätte das für eine Konsequenz? Die von uns vorgeschlagenen Reformen sind verkehrsträgerneutral. Unser Ziel ist es nicht, den modalen Mix zu verändern, sondern das Gesamtsystem effizienter zu machen. Wenn das Augenmerk nur auf einen Verkehrsträger gelegt wird, dann hat dies Ausweichreaktionen zur Folge. Da aber bereits heute das Strassen- und das Schienensystem in vielen Bereichen am Anschlag ist, macht eine Umschichtung zwischen den Verkehrsträgern und somit eine Veränderung der relativen Preise wenig Sinn. Was bedeuten Ihre Ideen für die Raumplanung? Es gibt viele Wechselbeziehungen zwischen Raumplanung und Verkehrspolitik. Einerseits trägt die massive Subventionierung des Pendlertums stark zu Zersiedlung der Schweiz bei, da sie das Wohnen auf dem Land verbilligt. Andererseits hat die Schweiz riesige Bauzonenreserven für ein bis zwei Millionen zusätzliche Einwohner, die meist in schlecht erschlossenen Gebieten liegen. Lässt man diese Bauzonreserven einfach dort volllaufen, wo sie liegen, hätte dies infrastrukturelle Kosten in Milliardenhöhe zur Folge. Wenn es nicht gelingt, diese raumplanerische Altlast abzubauen, muss das gesamte Verkehrssystem der Schweiz reskaliert werden und das wäre sündhaft teuer.
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Die Marktanteile der Verkehrsträger sollten nicht verändert werden, sondern eine grössere Kostenwahrheit angestrebt werden. Fotos: Bilderbox.de (l.) / SBB (r.)
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WIE VIEL IST GENUG?
Glück statt Reichtum
«
Das gute
Leben zielt nicht auf wirt-
Der britische Ökonom Lord Skidelsky veröffentlicht mit seinem Sohn Anfang März die deutsche Fassung seines Buches «Wie viel ist genug?». Darin schlagen die beiden vor, den Konsum zu drosseln, ein Grundeinkommen zu gewähren und Glück statt Reichtum anzustreben.
schaftliches Wachstum ab: Das Bruttoinlandsprodukt kann wachsen, muss es aber nicht
INTERVIEW ELISA ELSCHNER, LONDON
Lord Skidelsky, ihre detaillierte Biographie über den Ökonomen John Maynard Keynes ist wahrscheinlich ihr berühmtestes Werk. Was motivierte Sie im vergangenen Jahr dazu, eine These über den Konsum und das gute Leben zu schreiben? Skidelsky: Zwei Gründe waren motivierend für mich. Zuerst einmal war die Zusammenarbeit mit meinem Sohn Edward sehr attraktiv. Er ist Professor für Philosophie an der Universität zu Essex. Während ich die Fragen des Buches also aus ökonomischer Sicht beantwortete, bereicherte Edward unsere These um die philosophischen Standpunkte. Somit stützt sich unser Argument in «Wie viel ist genug?» nicht nur auf Keynes sondern auch auf Aristoteles. Zum anderen erschien uns der Zeitpunkt der Richtige zu sein. Nachdem die Finanzmärkte 2008 zusammengebrochen sind, sprachen viele Menschen von einem Desaster,
das uns persönlich und als ganze Gesellschaft betrifft. Viele Menschen fragten sich nicht nur was sie mit ihrem eigenen Leben anfangen sollten, sondern auch, ob der Weg den unsere Gesellschaft vor mehreren Jahrzehnten einschlug der richtige sei. Diese Grundsatzfragen ermöglichten es uns, in unserem Buch eine Diskussion über alternative Lebensweisen zu führen. In ihrem neuen Buch geht es vor allem um die Kriterien des guten Lebens. Was genau meinen Sie damit? Im guten Leben geht es nicht um das Wirtschaftswachstum, von dem unsere Gesellschaft so besessen ist. Es geht auch nicht ums Geld und wie wir um jeden Preis mehr davon kriegen können. Edward und ich finden, dass das gute Leben andere Qualitäten und Zutaten braucht. Zwar ist das gute Leben, wie wir es verstehen, nur in relativ wohlhabenden Gesellschaften möglich. Doch ansonsten ist es von Geld und Wirtschaftswachstum unabhängig.
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Worin besteht nun genau der Unterschied zwischen unserem jetzigen und dem «guten» Leben? Das gute Leben zielt nicht auf wirtschaftliches Wachstum ab: Das Bruttoinlandsprodukt kann wachsen, muss es aber nicht. Das gute Leben beschäftigt sich vielmehr mit Werten und damit das Leben lebenswert zu gestalten. Sie deuten darauf hin, dass die Regierung bei der Erzielung des guten Lebens eine massgebliche Rolle spielen könnte. Wie genau stellen Sie sich das vor? Wenn genug Menschen Veränderung verlangen, dann muss die Regierung handeln. Was wir vorschlagen, ist gar nicht mal so revolutionär. Alle Bereiche des Lebens, die wir unter die Lupe genommen haben, werden schon von Gesetzen bestimmt und kontrolliert. In seinem Text («Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkelkinder», Anm. d. Red.) ist Keynes davon überzeugt, dass der Mensch der Zukunft nicht mehr als 15 Stunden in der Woche arbeitet und die restliche Zeit mit schönen Dingen verbringt. Entsprechend schlagen wir vor, Arbeitszeiten per Gesetz zu reduzieren und Arbeitsplätze zu teilen. Das Resultat wäre mehr Freizeit, mehr Beschäftigung und eine bessere Verteilung des Wohlstandes. Die
ZUR PERSON Der britische Wirtschaftshistoriker Lord Robert Skidelsky erlangte vor allem durch seine dreiteilige Biographie über John Maynard Keynes internationalen Ruhm. Keynes (1883-1946), britischer Mathematiker und Politiker, zählt zu den bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Seine Ideen prägen politische und wirtschaftliche Theorien bis heute. Sein neues Werk «Wie viel ist genug?» erscheint am 6. März bei Kunstmann in München.
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Lebensqualität in unserer Gesellschaft würde sich immens verbessern. Wieso arbeiten wir denn so hart und haben so wenig freie Zeit, wenn wir in einer wohlhabenden Gesellschaft leben, die mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat? Wie hoch sind die Chancen, dass wir in den nächsten zehn Jahren einen Wertewandel zu mehr gutem Leben erleben werden? So schnell wird sich wahrscheinlich nichts ändern. Keynes hatte diese Vision schließlich schon im Jahre 1930 und wir sind ihr mehr als 80 Jahre später immer noch viel nicht näher gekommen. Nichtsdestotrotz können wir jetzt schon erste Veränderungen in unserer Gesellschaft feststellen. Stimmen für den Umweltschutz und Anti-KapitalismusKampagnen werden zunehmend lauter. Vor allem ökologische Parteien bieten diesen neuen Ideen ein wichtiges Forum. Sie ermöglichen es uns, solche Ideen über das gute Leben weiter zu entwickeln und in der Politik umzusetzen. Die Finanzkrise hat dazu auf jeden Fall ihren Teil beigetragen und viele Menschen wach gerüttelt. Wir machen uns heute mehr Gedanken um unser eigenes Leben und die Welt um uns herum. Ihr Buch «Wie viel ist genug?» kommt im März auf den deutschen Markt. Was für eine Reaktion erwarten Sie aus Deutschland? Bisher haben wir eine sehr positive Resonanz aus Deutschland bekommen. Die Themen, die wir in unserem Buch ansprechen, treffen dort einen Nerv. Umweltschutz ist zum Beispiel ein Thema, das den Deutschen sehr am Herzen liegt. Zudem habe ich in der Vergangenheit festgestellt, dass Deutsche trotz ihres wirtschaftlichen Erfolges großes Interesse an der Philosophie und an außergewöhnlichen Ideen haben. Ich hoffe also, dass den Deutschen mein Buch gefallen und Stoff zum Nachdenken liefern wird.
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KOSTEN SENKEN DURCH ENERGIEEFFIZIENZ. «Energiekosten sind ein wichtiges Thema in unserem Hotelbetrieb. Dank der Energie-Agentur der Wirtschaft und Förderbeiträgen der Klimastiftung Schweiz reduzieren wir unsere Kosten und schonen die Umwelt.» Felix Helbling, Direktor, Hotel Alexander, Zürich
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STEPHAN KOHLER, DEUTSCHE ENERGIE-AGENTUR
Für einen Ausbau mit Mass Die Energiepreise werden in jedem Fall steigen, auch in der Schweiz, sagt der deutsche Spezialist für erneuerbare Energien Stephan Kohler. Ein Einbruch der Wirtschaft um ein Viertel dagegen habe nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Denn auch die Wirtschaft profitiere von der Energiewende. Die Wende sollte allerdings gerade am Anfang nicht zu schnell sein.
INTERVIEW: NENA WEIBEL
In der Schweiz wird über die Kosten und die Wirtschaftlichkeit der Energiewende diskutiert. Eine Studie der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, vom Wirtschaftsdachverband economiesuisse in Auftrag gegeben, geht unter gewissen Annahmen von Wohlstandseinbussen bis 2050 von bis zu 24 Prozent aus. Wie zuverlässig sind solche Studien? Stephan Kohler : Es gibt wirklich Studien mit sehr großen Qualitätsunterschieden. Und natürlich wird der Strompreis im Zuge der Wende steigen, weil der Anlagenausbau Mehrkosten verursachen wird. Auf der anderen Seite müssen wir Netze ausbauen, auch das muss finanziert werden, und drittens brauchen wir in Deutschland mittlerweile Zuschüsse für konventionelle Kraftwerke, damit die am Netz bleiben. Bei allen Studien ist es sehr wichtig, realistische Rahmenbedingungen zugrunde zu legen, die Parameter sehr solide zu bestimmen, die stark das Ergebnis beeinflussen. Hinsichtlich der Entwicklung des Strompreises kommen wir zum Ergebnis, dass dieser bis 2022 weiter steigen wird. Die genaue Höhe kennen wir nicht, weil das auch massiv
ZUR PERSON: Stephan Kohler wurde im September 2000 Geschäftsführer der von der Bundesregierung und der KfW Bankengruppe gegründeten Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena). Seit dem 1. Mai 2006 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung. Neben Veröffentlichungen zu energiewirtschaftlichen und energiepolitischen Themen sowie der Erarbeitung von Energiewende-Szenarien ist er Autor der Bücher «Die Energiewende ist möglich» und «Sonnenenergie-Wirtschaft» sowie Mitherausgeber des Buches «Neue Wege zum Klimaschutz».
davon abhängig ist, wie das neue Energiegesetz realisiert wird. Das ist die Schwierigkeit bei den Studienerstellungen, dass wir ja oftmals nicht wissen, wie die Politik die Rahmenbedingungen bestimmen wird. Kann die Wirtschaft die Lasten der Energiewende tragen? Es geht mittlerweile nur noch darum, um wie viel die Kosten steigen werden. Wir haben ja in Deutschland das System, das zum Beispiel die energieintensive Industrie, die sehr stark im internationalen Wettbewerb steht, die Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) nicht bezahlen muss. Sie zahlen nur einen minimalen Beitrag, um eben ihre Konkurrenzfähigkeit im weltweiten Maßstab nicht zu beeinträchtigen. Deshalb gehört beides zusammen. Wir befürworten diese Ausnahmeregelung. Wenn man über die Energiewende diskutiert, muss immer darauf geachtet werden, wer mit welchen Kosten betroffen ist. Man muss die Energiewende strukturiert angehen, und zwar durch Bremsen des Ausbaus erneuerbarer Energien, weil der derzeit
Foto: zVg
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viel zu schnell ist, und dessen Synchronisation mit dem Gesamtsystem. Wenn man dann auf der anderen Seite die energieintensive Industrie nicht weiterhin belastet, dann ist die Wende auch für die Wirtschaft verkraftbar. Man darf eben nicht nur das Negative sehen. Wir haben eine sehr starke Nachfrage nach Maschinen, Anlagen, Produkten, die eine hohe Energieeffizienz haben auf den internationalen Märkten. Wenn man die Energiewende also klug ausgestaltet, denke ich, ist beides möglich. Wir können Effizienz umsetzten, regenerativ ausbauen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie erhalten oder sogar noch steigern. Aber das bedarf eben einer sehr klugen Politik. Kann die Industrie von der Wende profitieren? Ja, von der Energiewende kann die Industrie profitieren. Wir haben in Deutschland Unternehmen wie BASF oder Wacker Chemie, das sind sehr energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen. Diese Unternehmen sind von der EEG-Belastung zum größten Teil befreit. Auf der anderen Seite profitieren diese Unternehmen natürlich auch davon. Ich würde das Bild nicht so einseitig für die Unternehmen malen. Die haben auch gute wirtschaftliche Zuwächse, weil sie im Rahmen der Wende ihre Produkte auch gut verkaufen können. Das alles ist aber nur möglich, wenn die Politik die besagten Rahmenbedingungen setzt. Also widersprechen Sie der Aussage, dass die Wirtschaft um einen Viertel schrumpfen wird? Ja, eindeutig. Bei den Unternehmen ist insgesamt eine positive Stimmung festzustellen, aber es gibt auch die Befürchtung, dass die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet ist, weil die Atomkraftwerke abgestellt werden. Deshalb müssen sehr zügig neue konventionelle Kraftwerke gebaut werden, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Muss sich die Energiepolitik rechnen? Natürlich muss es sich rechnen. Ich will keine Horrorszenarien an die Wand malen, aber wir vollziehen im Schweinsgalopp, also mit hoher Geschwindigkeit, einen grundlegenden Wandel unseres Energiesystems. Und meiner Meinung nach muss noch viel mehr gerechnet werden, noch viel mehr Varianten untersucht werden, um wirklich den effizientesten Weg zu ermitteln. Und das kann man nur, wenn man verschiedenste Ausbauszenarien betrachtet, die Auswirkungen gegeneinander abwägt, das ist dringend erforderlich. Wo steht die Schweiz? Ich habe die Schweiz immer als Vorbild eingestuft. Beispielsweise das sich die Schweiz das Ziel der 2000-WattGesellschaft gesetzt hat. Das Bundesamt für Energie ist sehr aktiv, die Universitäten sind vorne mit dabei. Also ich denke schon, dass in der Schweiz sehr ernsthaft daran gearbeitet wird. Auch im Bereich Effizienz ist die Schweiz Vorbild. Was wird über den Erfolg der Wende entscheiden? Ich bin 1980 zum Ökoinstitut Freiburg, da haben wir schon Risikostudien geschrieben. Was mich immer wieder überrascht, ist, dass die Menschheit immer erst dann fähig ist, ihr Verhalten zu ändern, wenn eine Katastrophe passiert. Wir dürfen uns nicht immer zuerst die Finger verbrennen, um zu erkennen, wie gefährlich bestimmte Technologien sind. Da müssen wir vorrausschauende Risikopolitik betreiben. Aber dafür scheint die Menschheit nicht geeignet. Ich finde es faszinierend, wie die letzten Wahlen in Japan ausgegangen sind. Dort wurde ein Ministerpräsident gewählt, der ganz massiv und offensichtlich für Kernenergie plädiert, gar für den Neubau von AKWs war, und der hat fast 70 Prozent der Zustimmung der Bevölkerung bekommen.
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CLEANTECH-NEWS. Luzern ist erneuerbar Luzern – Seit Anfang 2013 bezieht die Stadt für alle ihre Gebäude, Anlagen und die öffentliche Beleuchtung ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Energien. Die Stadt leistet damit einen Beitrag zur Umsetzung der städtischen Energie- und Klimastrategie. Die Mehrkosten der Stadt für den Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien gegenüber den Kosten von Graustrom, der vorwiegend aus Kernkraftwerken gewonnen wird, werden sich jährlich auf zirka 160 000 Franken belaufen. Der Stadtrat geht davon aus, die Mehrkosten längerfristig kompensieren zu können, dies mit Energiesparmassnahmen im städtischen Gebäudepark und bei der öffentlichen Beleuchtung. Swisscom und Repower spannen zusammen Bern – Repower steigt bei Swisscom Energy Solutions AG ein und wird zukünftig eine Beteiligung von 35 Pro-
Mit Power-to-Gas-Technologie wird es ermöglicht, überschüssigen Strom aus Wind- und Solarparks im ErdgasFotoquelle: erdgas zürich / zVg Netz zu speichern. zent halten. Die Swisscom Tochter hat eine innovative Lösung entwickelt, die zu einem intelligenten und nachhaltigen Management des Stromverbrauchs und so zur Energiewende beiträgt. Sie verbindet elektrische Heizsysteme einzelner Kunden wie Wärmepumpen, Nachtspeicherheizungen und Wasserboiler zu einem sogenannten virtuellen Kraftwerk. Swisscom Energy Solutions kann die zusammengeschlossenen Anlagen koordiniert kurzzeitig ein- oder ausschalten und somit Systemdienstleistungen erbringen. Windstrom als Erdgas speichern Zürich – Mit Power-to-GasTechnologie wird es ermög-
Luzern bezieht für alle ihre Gebäude, Anlagen und die öffentliche Beleuchtung ausschliesslich Strom aus erneuFoto: Swiss-Image.ch / Elge Kenneweg erbaren Energien.
licht, überschüssigen Strom aus Wind- und Solarparks im Erdgas-Netz zu speichern. Nun unterstützen Erdgas Zürich und ewz die aktuellen Demonstrationsprojekte vom Cleantech Start-Up Electrochaea mit einem finanziellen Beitrag und stellen wertvolles Knowhow sowie Datenmaterial zur Verfügung. In Dänemark entsteht dank dieser Unterstützung eine 250-Kilowatt Demonstrationsanlage. Das Projekt wird vom Technologieförderprogramm EUDP der dänischen Energieagentur mitfinanziert und durch den deutschen Energiekonzern E.ON, den dänischen Energiehändler NEAS sowie durch die Universität Aarhus unterstützt. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für das 2. Quartal 2013 geplant. Die Partner sollen bei der Ausarbeitung einer Studie zum Potenzial von Power-to-Gas in der Schweiz zusammenarbeiten. Basel bietet nachhaltige Mobilität Basel – Die sechs grössten Deutschschweizer Städte Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich haben erstmals einen gemeinsamen Bericht «Städtevergleich Mobilität» erarbeitet. Dieser zeigt die hohen Anforderungen an den Stadtverkehr für die Städte auf. Dabei weisen die
Städte Basel, Bern und Zürich, Ähnlichkeiten auf. In diesen drei Städten haben der Öffentliche Verkehr und Fussverkehr grosse Anteile am Gesamtverkehr und ein grosser Teil der Strassen ist verkehrsberuhigt. Zudem besitzt in Basel und Zürich nur jede dritte Person ein Auto. Basel weist den geringsten Anteil am Autound Motorradverkehr (18 Prozent der Wege der Bevölkerung) und den höchsten Veloanteil (16 Prozent) aller untersuchten Städte auf. Der Anteil der öffentlichen Parkplätze am gesamten Parkplatzangebot ist in Basel mit 31 Prozent deutlich am höchsten. Schweizer entwickeln «grüne» Kleidung Bad Zurzach - HeiQ Materials AG hat eine neue Generation von wasserabweisenden Textilien entwickelt. Die Technologie wird bei Outdoor-Kleidung Anwendung finden. Dabei wird auf das umweltschädliche Fluor verzichtet. Laut HeiQ wurde die neue Technologie gemeinsam mit der deutschen Rudolf Group entwickelt. Die Technologie wird unter dem Namen Barrier vermarktet. Institut für Ressourceneffizienz gegründet Windisch - Die Hochschule für Technik der Fachhochschule
Nordwestschweiz FHNW und das Paul Scherrer Institut (PSI) haben Anfang 2013 gemeinsam das Institut für Biomasse und Ressourceneffizienz (IBRE) gegründet. Das neue Institut will schweizweit erstmalig die Ressourceneffizienz gleichzeitig von der Energieund der Stoffseite angehen und damit einen wesentlichen Beitrag zur «Energiestrategie 2050» des Bundes leisten. Der Fokus liegt auf der nachhaltigen BiomasseNutzung. OTI Greentech baut Präsenz im Nahen Osten aus Zug - OTI Greentech baut seine Präsenz im Nahen Osten weiter aus und unterzeichnet ein Distributionsvertrag mit Oman Oil Industry Supplies & Services Company (OOISS). Der Schwerpunkt der Vereinbarung von OTI Greentech liegt im Bereich der Reinigungs- und Umwelttechnologien. OOISS ist ein führendes Erdöldienstleistungsunternehmen und befndet sich mehrheitlich im Besitz der Zubair Corporation, einer der führenden Unternehmensgruppen im Oman. Diese Vereinbarung baut auf die zunehmenden Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen im Oman auf. Anzeige
"Die Energie-Wende als Chance und Zukunft zu sehen bedeutet: Jetzt handeln. Der wirtschaftliche Hebel zur Lösung heisst Energieeffizienz. Darum unterstütze ich die Stromeffizienz-Initiative."
Matthias Bölke, CEO Schneider Electric Schweiz Vorstandsmitglied swisscleantech
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FLOTTENMANAGEMENT
Was ist nachhaltige Mobilität? Heute wird Nachhaltigkeit als Zukunftskonzept für das Bestehen eines Unternehmens in einem sich dauernd verändernden Umfeld verstanden. Nachhaltigkeit wird damit nicht nur als Kostenfaktor, sondern vor allem als Wettbewerbsfaktor gesehen.
lichen Vorgaben des Unternehmens und die Kosten stehen im Hauptfokus. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sollten die zu erwartenden Kosten des Fahrzeugbetriebs im Voraus bekannt sein und nutzungsgerecht optimiert werden. Es sind verschiedene Strategien einsetzbar. Ideal ist der Vollkostenansatz (TCO = Total cost of ownership), der die Kosten des Fahrzeugbetriebs in ihrer Gesamtheit angibt. Werden diese Kosten dann auch noch im Voraus durch den Flottendienstleister über die Vertragslaufzeit garantiert, sorgt dies für finanzielle Planungssicherheit. Stichwort ökologische Aspekte: Wie komme ich zum nötigen Know-how? Heute getroffene Entscheidungen sollten die künftigen Anforderungen berücksichtigen und Nachhaltigkeitsvorgaben antizipieren. Hier ist das Know-how von Fachleuten gefragt. Mobility Solutions AG setzt sich seit 2006 mit Nachhaltigkeitsfragen im Flottenbetrieb auseinander, beschäftigt fünf Mitarbeitende im Bereich Mobilitätsentwicklung.
TEXT UND INTERVIEW: SIMONE LEICHT
Für das Mobilitätsmanagement bedeutet dies konkret, dass ein nachhaltiges Flottenkonzept alle drei Aspekte integriert: Neben ökonomischen und ökologischen Faktoren stehen also auch soziale Aspekte im Fokus. Nicht zuletzt hat die Flottenpolitik eines Unternehmens zudem einen hohen Imagefaktor nach innen und aussen. Die Flottenmanagerin Mobility Solutions AG ist auf nachhaltige Mobilität spezialisiert. Sie bietet den Kunden ein umfangreiches Dienstleistungsportfolio und darunter einzigartige Lösungen wie Online-Pooling von Fahrzeugen zur Auslastungssteigerung und schrittweise Reduzierung des Fuhrparks. Das spart enorm Kosten und sorgt für eine positivere CO2-Bilanz. Frédéric Rieder, Leiter Marketing und Vertrieb, erläutert, wie ein Fuhrpark nachhaltig gestaltet werden kann. Wie können ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in Einklang gebracht werden? Da die Herausforderungen an zukunftsorientierte Mobilitätslösungen sehr vielschichtig sind, bedarf es eines breiten Wissens in unterschied-
lichsten Fachbereichen. Die perfekte Abstimmung von Strategie, Konzeption, Prozessen, Reglementen (internen und externen) und Weisungen ist der Schlüssel für eine erfolgreiche und für alle Beteiligten faire Mobilitätslösung. Es empfiehlt sich deshalb, das Flottenmanagement an einen externen Dienstleister auszulagern. Bei Mobility Solutions AG legen wir besonderen Wert auf die Beratung. Mit den Bereichen Fleetconsulting (betriebswirtschaftliche Analyse, Car Policies, Prozesse) und Mobilitätsentwicklung (Nachhaltigkeitsanalysen und -beratungen, Konzepte zur Umweltbilanz) stehen Experten für eine nachhaltige Lösungsentwicklung bereit. Diese haben ausschliesslich die optimale Lösung für den Kunden zum Ziel und können auch aus kommerzieller Sicht widersprüchlich sein. Sollen beispielsweise 100 Fahrzeuge beschafft werden, haken wir zuerst nach, ob auch weniger Fahrzeuge ausreichen könnten und es Alternativen gibt.
Frédéric Rieder.
Stichwort betriebswirtschaftliche Aspekte: Welche Strategien sind sinnvoll und zahlen sich aus? Die betriebswirtschaft-
Nachhaltige Mobilitätslösungen verbessern die (Umwelt-) Bilanz.
Fotos: zVg
Die höchste Motivation der Mitarbeitenden erreicht man durch die Erfüllung ihrer individuellen Wünsche. Gleichzeitig soll die Lösung auch für den Arbeitgeber attraktiv und bezahlbar sein. Wie gehen Sie mit diesem Spannungsfeld um? Mit dem richtigen Partner ist es recht einfach, eine massgeschneiderte Flottenlösung zu finden, die die Mitarbeiteransprüche weitestgehend berücksichtigt. Das optimale Ziel aus Kosten- und Umweltsicht lautet hier: Abschaffung des privaten Fahrzeugs! Ist die Car Policy nach Vollkostenvorgaben (fixe monatliche Kosten, aber individuelle Parameter) ausgestaltet, erfüllt sie alle Vorgaben und macht den Mitarbeitenden auch noch «Spass». Was schliesslich bringt ein Outsourcing hinsichtlich Effizienz und Kosteneinsparung? Outsourcing sorgt durch den single point of contact für geringeren administrativen Aufwand und effiziente Prozesse sowie für eine klare Umsetzung der Fahrzeugpolitik. Die Firmen können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und von einer Kostenersparnis bis zu 20 Prozent gegenüber einer inhouse-Lösung profitieren. Skaleneffekte in der Beschaffung und Wartung sowie fachmännisches Rechnungs-, Schaden- und Datenmanagement bringen unter anderem direkte Einsparungen.
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LANGFRISTIGE AKTIENRENDITEN
Gibt’s mit Aktien künftig weniger Nach dem erfreulichen Aktienjahr 2012 und dem guten Auftakt ins laufende Jahr wagen sich auch Privatanleger vermehrt aufs glatte Parkett der Aktienanlagen. Andere bleiben skeptisch und viele Experten bezweifeln ebenfalls, dass mit Aktien künftig ähnlich hohe Renditen zu erzielen sein werden, wie dies in der Vergangenheit der Fall war. Wohl zu Unrecht.
TEXT FREDY GILGEN
Seit dem Jahr 2000 haben die Aktienanleger gleich dreimal auf die Mütze gekriegt. Im Sommer 2011 als die Kurse um knapp 30 Prozent einbrachen, während der Finanzkrise 2007/2008 und auch beim Platzen der Techno-Blase 2001/2002. In diesen beiden Fällen betrugen die Taucher sogar über 50 Prozent. Gleich drei so gewaltige Abstürze innerhalb eines Dezenniums, das hat es zuvor noch nie gegeben. Kein Wunder sind Aktienanlagen noch immer so unbeliebt wie selten zuvor. Was man allerdings nicht vergessen sollte: Lange Durststrecken an den Aktienmärkten sind nichts Ungewöhnliches. Die historisch längste dauerte am Leitmarkt USA nicht weniger als 25 Jahre. Nach dem grossen Börsencrash von 1931 verging ein ganzes Vierteljahrhundert, bis der Dow Jones das Vorkrisenniveau wieder erreicht hatte. In der Nachkriegszeit blieben so lange Durststrecken bis heute aber aus. Nur noch einmal - zwischen 1973 und 1982 – mussten Aktieninvestoren rund zehn Jahre warten, bis der Dow Jones den bisherigen Rekordstand übertroffen hatte. Gute Zeiten wichtiger als schlechte Zeiten Ebenso wichtig zu wissen: Auf jahrelange Durststrecken folgten immer goldene Aktienperioden. Perioden, in denen die Verluste der Baissen um ein Vielfaches übertroffen wurden. Unter dem Strich zeigt der Trend an allen wichtigen Aktienmärkten der Welt deshalb klar aufwärts. Regelmässige Crashs hin oder her. Bei den wichtigsten Aktienindizes, darunter auch dem Swiss Performance Index SPI, beträgt der durchschnittliche Kurszuwachs höchst beachtliche sechs bis neun Prozent pro Jahr. Doch was in der Vergangenheit so war, muss sich nicht zwingend in der Zukunft fortsetzten. Die Geschichte ist bekanntlich nicht immer ein guter Lehrmeister. Es braucht zunächst also eine Erklärung, wie solche Renditen in der Vergangenheit zustande gekommen sind und eine fundierte Begründung, warum solche Renditen auch in Zukunft realistisch sein sollten. Basis der Überlegungen der Langfristbeobachter bildet das (Welt)Wirtschaftswachstum. Im ähnlichen Tempo wie dieses Wachstum müssten auch die Gewinne der Unternehmen zulegen können. Und grosso modo müsste sich dieser Gewinntrend dann auch in der Aktienkursentwicklung widerspiegeln. «Denn letztlich reflektiert der Wert der Aktie nur die Wirtschaftsleistung», sagt Finanzmarktforscher Erwin Heri. In der Tat: «Aktien sind Anteile an Unternehmen und diese schaffen über die
DIE DREI EFFEKTE Dass die Aktienkurse tendenziell sogar schneller steigen als das Wirtschaftswachstum, ist auf drei Effekte zurückzuführen: 1. Der Selektionseffekt: In den Börsenindizes sind nur ein Teil der jeweiligen Firmen eines Landes enthalten. Für die Börse muss sich ein Unternehmen mit andern Worten qualifizieren. In die bedeutenden Indizes wie Dow Jones, Dax, Stoxx 50, Nikkei oder
Zeit Wert», bestätigen die Portfoliomanager Georg von Wyss und Thomas Braun. Die Probe aufs Exempel ist rasch gemacht: Die Weltwirtschaft ist seit dem ZweitenWeltkrieg real im Durchschnitt um rund vier Prozent gewachsen, Auf knapp vier Prozent schätzen die Experten des Währungsfonds diese Rate ebenfalls für das Dezennium 2008 bis 2017. Die US-Investmentbank Goldman Sachs prognostiziert bis zum Ende dieses Jahrzehntes sogar ein durchschnittliches Weltwirtschaftswachstum von jährlich 4,3 Prozent. Die Teuerungsrate in den OECD-Staaten betrug seit dem Jahr 2000 exakt 2,5 Pro-
Fotoquelle: Bilderbox.de
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zu verdienen?
SMI schaffen es nur Top-Firmen des jeweiligen Landes wie Coca Cola, Microsoft, Daimler oder Nestlé. Und dass diese Blue-Chip-Firmen eine höhere Gewinndynamik aufweisen als der Durchschnitt sämtlicher Unternehmen eines Landes, ist eine wohl berechtigte Annahme 2. Der Index-Effekt: In den jeweiligen Indizes gewinnen konstant wachsende Unternehmen wie Microsoft,
Nestlé, Roche oder ABB regelmässig an Gewicht, die weniger dynamischen Firmen verlieren dagegen an Bedeutung oder fallen wie OC Oerlikon, Sulzer oder Swissair ganz aus den BlueChips-Indizes. 3. Der Kapitalrückzahlungseffekt. Seit Jahren übertrifft das Ausmass der Kapitalrückzahlungen jenes der Kapitalerhöhungen deutlich. Der Substanzwert je Aktie ist dementsprechend
zent. Unter dem Einzug der Schwellenländer dürften es rund drei Prozent sein. Ein nominelles Gewinnwachstum von 6,5 bis sieben Prozent pro Jahr erscheint demnach für den Durchschnitt aller Unternehmen durchaus realistisch. Und folglich müssten sich also auch die Aktienkurse dieser Unternehmen und damit auch die Aktienindizes in diesem Ausmass verbessern können. So wie dies auch in der Vergangenheit an allen grossen Aktienmärkten der Fall war. In der Schweiz beträgt der jährliche Aktienkursanstieg laut Bank Pictet seit 1926 im Durchschnitt 9,6 Prozent. In den USA sind es seit 1801 rund 8 Prozent (siehe Box).
gestiegen. Fachleute sprechen von einer Kapitalverdichtung. In unserem Land trägt dieser Effekt nach Schätzungen von Experten rund ein halbes Prozent zur Aktienindexentwicklung bei. Alle drei Effekte zusammen machen es möglich, dass die Aktienindizes langfristig um eins bis zwei Prozent rascher steigen, als dass dies aufgrund des weltwirtschaftlichen Wachstums zu erwarten wäre.
Fazit: Stellt man auf die Wachstumsprognosen von Währungsfonds, OECD und Co. ab, bewegen sich die Teuerungsraten im Rahmen der letzten zwanzig Jahre und spielen die drei Sondereffekte weiterhin, so erscheint es als wahrscheinlich, dass die Aktienrenditen auch künftig um sechs bis neun Prozent pro Jahr ansteigen. Und sogar wenn das Weltwirtschaftswachstum wegen der Verschuldungsprobleme in den USA und in Europa künftig nicht mehr so rasch zunehmen sollte, wie dies beispielsweise der Ökonomen Klaus Wellershoff befürchtet, so lägen immer noch ansehnliche Aktienrenditen von vier bis sieben Prozent drin.
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Weichen für die Altersvorsorge Das Reformvorhaben «Altersvorsorge 2020» des Bundesrats geht grundsätzlich in die richtige Richtung. Bei einzelnen Massnahmen ist jedoch mehr Tempo wünschenswert.
TEXT OTHMAR SIMEON
Verschiedene Reformmassnahmen vorziehen Die Stossrichtung der geplanten Reform ist aus unserer Sicht richtig. Eine gemeinsame Reform der ersten und der zweiten Säule macht grundsätzlich Sinn, da bei der Betrachtung des Leistungsniveaus beide Sozialwerke wichtig sind. Allerdings besteht die Gefahr, dass die AHV zulasten der zweiten Säule gestärkt wird. Dies wäre aus Sicht des Drei-Säulen-Systems eine negative Entwicklung. Mit der geplanten Reform «Altersvorsorge 2020» werden aktuelle Probleme relativ weit in die Zukunft verschoben. Eine dringende Behandlung einzelner Reformbestandteile wäre deshalb vorzuziehen. Dazu gehört eine Schuldenbremse für die 1. Säule, die Anpassung des Rentenalters 65 für die Frauen sowie die rasche Senkung des Umwandlungssatzes. Die Finanzierungsperspektiven der beruflichen Vorsorge werden im Bericht ungeschminkt dargestellt. Ein Blick über die letzten 10 Jahre zeigt die folgenden Zahlen: Der Zinssatz der 10-jährigen Bundesobligationen ist von 3,8 Prozent Ende Januar 2000 auf derzeit 0,6 Prozent gesunken. Die durchschnittliche Jahresrendite des Pictet Index 93, der einen Aktienanteil von 25 Prozent aufweist, betrug in den letzten 10 Jahren lediglich 2,77 Prozent. Dieser Index entspricht dem Anlageportefeuille zahlreicher Pensionskassen. Grafik1 zeigt, dass allein mit Obligationen nicht mehr viel Geld verdient werden konnte. Entsprechend wurde der Mindestzinssatz gegen unten angepasst. Die dargestellte finanzielle Situation wird durch die stetige Erhöhung der Lebenserwartung noch verschärft, denn das Vorsorgekapital muss auf eine längere Zeitperiode aufgeteilt werden (Grafik 2). Musste eine Pensionskasse im Jahr 1950 eine Altersrente während 15,8 Jahren ausbezahlen, so sind es aktuell 21,9 Jahre, also eine Zunahme von rund sechs Jahren. Aufgrund der Prognosen ist mit einer weiterhin steigenden Lebens-
1 . M I N D E S T Z I N S S AT Z A U F R E K O R D T I E F 8
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Zinsatz in Prozent
Das Bundesamt für Sozialversicherungen schreibt in der Zusammenfassung zur Reform «Altersvorsorge 2020»: «Der Bundesrat hat die Leitlinien für eine zukunftsfähige Altersvorsorge definiert. Damit ist das Fundament für eine umfassende Reform gelegt. Der Bundesrat verfolgt dabei einen gesamtheitlichen Ansatz, bei dem die Leistungen der 1. und der 2. Säule gemeinsam betrachtet und aufeinander abgestimmt werden. Im Zentrum stehen die Bedürfnisse der Menschen. Sie müssen darauf vertrauen dürfen, dass ihre Renten nicht sinken und nachhaltig finanziert sind.» Der Ball liegt nun beim Eidgenössischen Departement des Innern, das diese Leitlinie konkretisieren muss. Die Reform hat zum Ziel, die beiden Sozialversicherungen der ersten und der zweiten Säule gemeinsam auf einen gesunden finanziellen Weg zu bringen. Dabei soll vor allem das Leistungsniveau in beiden Säulen erhalten bleiben.
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10 jährige Bundesobligation
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BVG Mindestzinssatz
erwartung zu rechnen. Diese beiden wichtigen Tatsachen (tiefe Kapitalerträge, hohe Lebenserwartung) erfordern zwingend eine Senkung des BVG-Umwandlungssatzes, und das so bald wie möglich. Dass dies mit flankierenden Massnahmen geschehen muss, wird im Bericht «Altersvorsorge 2020» aufgezeigt. Der seit der ersten BVG-Revision geltende Umwandlungssatz von 6,8 Prozent setzt eine Rendite von 4,5 bis 5,0 Prozent voraus. Daher mussten in den letzten 10 Jahren viele Pensionskassen Pensionierungsverluste in Kauf nehmen. Zusätzlich mussten die Vorsorgekapitalien der Rentenbezüger mit rund drei bis vier Prozent verzinst werden. Dennoch sind die Deckungsgrade nicht ins Bodenlose gestürzt. Der Grund dafür liegt in der tieferen Verzinsung der Sparkapitalien der aktiv versicherten Personen. Vor allem die überobligatorischen Sparkapitalien konnten bei einer Unterdeckung zum Beispiel mit null Prozent verzinst werden. Dieser Vorgang hat aber zur Folge, dass eine permanente Umverteilung von den aktiv Versicherten zu den Rentenbezügern stattfindet. Um die Pensionierungsverluste zu reduzieren, muss der gesetzliche Umwandlungssatz sinken. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass viele gut ausgestattete Pen-
Foto: Bilderbox.de Grafikquellen: Bloomberg, BSV, Swisscanto Pensionskassenumfrage 2012
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stellen
3 . R Ü C K T R I T T S A LT E R 6 5 B E I M G R O S S T E I L D E R P E N S I O N S K A S S E N
< 60 J.
60 J.
62 J.
2. R AS AN TE Z UN AH ME DE R LE B EN SE R WA RTUN G S E IT 1950 Grundlage EVK 1950 EVK 1960 EVK 1970 EVK 1980 EVK 1990 EVK 2000 BVG 2010
Männer 12.89 13.95 14.26 15.31 16.55 17.56 19.56
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Frauen 15.84 17.37 16.65 19.28 20.92 20.37 21.89
sionskassen (sogenannte umhüllende Kassen, welche deutlich höhere Leistungen erbringen als die gesetzlich vorgeschriebenen) den Umwandlungssatz längst der Realität angepasst haben. Dazu gehören auch grosse öffentlichrechtliche Kassen wie zum Beispiel die Publica (Pensionskasse des Bundes), welche welche den Umwandlungssatz per 1.1.2015 auf 5.65% Prozent senken wird. Referenzalter statt fixes Rentenalter Eine Entspannung betreffend die steigende Lebenserwartung kann die Anpassung des Altersrücktritts bringen. Die vorgeschlagene Harmonisierung des Rücktrittsalters 65 für Männer und Frauen ist sicher zu begrüssen. Dabei ist auch einem flexiblen Altersrücktrittssystem für eine bestimmte Altersbandbreite zuzustimmen. Im Sinne einer umfassenden Flexibilisierung des Altersrücktritts wird vorgeschlagen, den Begriff des Rentenalters aufzuheben und stattdessen von einem Referenzalter zu sprechen, das für Männer und Frauen gleich ist. Das vorgesehene Referenzalter liegt bei 65 Jahren und ergibt den vollen Betrag der gesetzlich geschuldeten Leistungen der Altersvorsorge. Viele Pensionskassen arbeiten faktisch bereits mit einem
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65 J.
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Reglement 2011
Referenzalter. Die Mitarbeiter haben dort die Möglichkeit, früher in Pension zu gehen (ab Alter 58) oder über das Rücktrittsalter hinaus zu arbeiten (bis Alter 70). Vorgesehen ist, dass auch die AHV ihre Leistungen nach einem flexiblen Altersrücktrittssystem ausrichtet. Dies würde bedeuten: Kürzungen bei vorzeitigem und Zuschläge bei aufgeschobenem Rücktritt. Die meisten Pensionskassen haben das Rücktrittsalter (neu das Referenzalter) bereits bei Alter 65 festgelegt (Grafik 3). Der Anteil früherer Rücktrittsalter wie zum Beispiel 62 oder 63 hat in den letzten Jahren abgenommen. In der Mediendokumentation des Bundesrates wird das weitere Vorgehen wie folgt beschrieben: «Das Eidgenössische Departement des Innern wird nun dem Bundesrat bis Sommer ein Aussprachepapier unterbreiten, das die Eckwerte der «Altersvorsorge 2020» konkretisiert und die damit einhergehenden finanziellen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen vertieft prüft. Auf dieser Basis wird dann der Entwurf für die Reform ausgearbeitet und Ende Jahr in die Vernehmlassung geschickt». Die Reform «Altersvorsorge 2020» wird uns und die Pensionskassen in nächster Zukunft noch stark beschäftigen.
DER AUTOR Othmar Simeon ist Geschäftsführer der Swisscanto Vorsorge AG
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qiibee setzt auf die Wolke qiibee fällt auf. Und das muss so sein. Je mehr, desto besser. Das Start-up Unternehmen hat ein innovatives Konzept entwickelt, welches Werbung, Social Media und urbane Mobilität auf aussergewöhnliche Weise verbindet: Autos als mobile Werbeflächen auf der Strasse und als soziale Plattform im Internet. Gianluca Giancola (Head of Design) und Gabriele Giancola (CEO), rechts, präsentieren stolz das erste Gratisauto von qiibee.
TEXT CHRISTIAN BÜHLMANN
DAS PROJEKT Die noch junge Firma qiibee hat Erfolg und ehrgeizige Wachstumsziele. Von Anfang an wurde mit myfactory die benötigte Unternehmenslösung als «Software as a Service» (SaaS) über das Internet bezogen. Dadurch wurden kostspielige IT-Investitionen vermieden. Trotzdem erfüllt die Software sämtliche Anforderungen und lässt genügend Spielraum für die Individualität des Unternehmens. Innovation am Puls der Zeit ist ohne Mobilität und soziale Online-Interaktion kaum vorstellbar. Während viele Firmen noch überlegen, wie sich Social Media kommerziell nutzen lässt, hat qiibee damit ein innovatives Geschäftsmodell entwickelt. Die Gegenleistung Das Start-up Unternehmen verkauft Werbeflächen auf Fahrzeugen und stellt die beschrifteten Autos ausgewählten Bewerbern drei Jahre lang praktisch gratis zur Verfügung. Als Gegenleistung sorgen die Fahrer mit ihren kultigen Fiat 500 «Cinquecento» für Präsenz im urbanen Umfeld und berichten über Social Media Kanäle von ihren Erlebnissen. Den Kunden von qiibee erschliesst sich durch die einzigartige Kombination von klassischer, mobiler Aussenwerbung und Online-Marketing eine attraktive, moderne Kommunikationsplattform mit hohem Sympathiewert. Inzwischen nutzen bekannte Marken wie Burger King, Pro Linguis, Fashion Fish und viele mehr die auffälligen Werbeträger und profitieren von der Social Media Interaktion. Seit Ende Dezember 2012 – knapp ein halbes Jahr nach der Firmengründung durch die beiden Brüder Gianluca und Gabriele Giancola – kurven die ersten Autos durch Zürich und ziehen die Blicke der Passanten auf sich. Ausgangslage Die 2012 gegründete qiibee beschäftigt heute bereits sieben Mitarbeitende, davon einen Lernenden. Was aus einer Idee entstand, hat sich rasch zu einem dynamischen Unternehmen entwickelt. Als zukunftsorientiertes Start-Up plante
Kunde: Mitarbeiter: User: Branche: Thema: Anbieter: Lösung:
qiibee ag, 8152 Glattbrugg, 7 4 Werbung, Kommunikation ERP, SaaS, Cloud myfactory Software Schweiz AG, 9000 St. Gallen myfactory
www.myfactory.ch, www.qiibee.com
Foto: zVg
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Bei der Ein-
führung von Business Software war es uns wichtig, jederzeit zu wissen, wo wir stehen. Wir hatten zum Glück einen Lösungs-
qiibee von Anfang an den Einsatz von Business Software, um die Effizienz der Geschäftsprozesse und die Verfügbarkeit aktueller Daten zu gewährleisten. Mit der Absicht, in naher Zukunft sowohl quantitativ als auch qualitativ zu wachsen, legte qiibee Wert darauf, eine Unternehmenslösung einzusetzen, welche sich auch in Zukunft problemlos nutzen lässt. Ziele Bei der Evaluation wurde nach einer Lösung gesucht, welche sich flexibel an die Unternehmensentwicklung anpassen lässt und über ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis verfügt. Durch die Nähe des eigenen Angebots zum Internet und zu Mobilität lag es für qiibee nahe, eine CloudLösung zu bevorzugen. Mit dem Entscheid für ein modernes Betriebsmodell mit monatlichen Benutzer-Abonnements wollte sich qiibee jederzeit die Möglichkeit offen halten, die Anzahl User flexibel dem Unternehmenswachstum und den aktuellen Anforderungen anpassen zu können. Bei der Suche nach einer geeigneten Lösung war die Anpassungsmöglichkeit der Software an individuelle Bedürfnisse ein weiteres wichtiges Kriterium. Das neue System sollte besonders den Aussendienst beim Vertrieb der Werbeflächen unterstützen. Der mobile Zugriff auf die entsprechenden Unternehmensdaten war für qiibee ein zen-
partner, der sehr strukturiert gearbeitet hat und uns einen klar erkennbaren Pfad durch die Phasen und Konzeption des Systems zeigte Gabriele Giancola, CEO, qiibee ag
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KOMMUNIKATION l UZ trales Element bei der Suche nach einer passenden Software. Vorgehen Während der Evaluationsphase prüfte qiibee verschiedene Anbieter von Business Software. Dabei fiel die Wahl schlussendlich auf myfactory, welches die gewünschten Anforderungen am besten erfüllte und durch Bedienungsfreundlichkeit sowie Aktualität und Systemdesign überzeugte. Dass hinter der «Software aus der Wolke» in Form von myfactory Schweiz ein konkretes Unternehmen als ITPartner zur Verfügung stand, war ein entscheidender Vorteil: Dadurch konnte qiibee bei der Einführung und Schulung auf entsprechende Dienstleistungen zurückgreifen, was dem Projekt zusätzliche Sicherheit gab. Lösungskonzept Bei der Implementierung unterstützte das Team von myfactory Schweiz ihren neuen Kunden mit Rat und Tat. Rückblickend stellte Gabriele Giancola, CEO qiibee ag, allerdings fest, dass es vorteilhafter gewesen wäre, die Geschäftsprozesse über längere Zeit in der Praxis anwenden zu können. Glücklicherweise kamen hier die Erfahrungen und die strukturierte, transparente Vorgehensweise des Lösungspartners zu Hilfe, um die Ziele dennoch zu erreichen. Die von myfactory Schweiz in einem Konzept abgebildeten Geschäftsprozesse wurden gemeinsam mit qiibee analysiert und angepasst. So konnte qiibee das neue System rasch in Betrieb nehmen und danach laufend den eigenen Wünschen entsprechend optimieren. Das Schu-
lungsangebot von myfactory ermöglichte es den Benutzern, die Funktionsweise der neuen Lösung rasch zu erlernen und in die Arbeitsabläufe zu integrieren. Dass sich «Software aus der Wolke» auch ganz individuell anpassen lässt, bewies myfactory mit dem speziell auf den Vertrieb ausgerichteten Webportal. Der Aussendienst kann so direkt beim Kunden die gewünschten Werbeflächen buchen und der integrierten Auftragsbearbeitung übergeben. myfactory sorgt dafür, dass in allen Geschäftsbereichen wie Einkauf, Verkauf, Lager, Rechnungswesen sowie Marketing die benötigten Funktionen und Daten jederzeit zur Verfügung stehen. Fazit Gabriele Giancola, CEO von qiibee, ist überzeugt, die richtige Lösung gefunden zu haben: «myfactory passt ideal zu den Anforderungen eines Start-up Unternehmens wie qiibee. Es ermöglicht uns, die Organisation und Prozesse effizient und einfach zu gestalten. Gleichzeitig können wir dank verschiedener Auswertungen aktuelle Informationen zu transparenten Entscheidungsgrundlagen zusammenfassen.» Heute arbeiten vier Benutzer mit dem ERP-System myfactory. Für qiibee ist es wichtig zu wissen, dass das Unternehmen jederzeit einfach und flexibel weitere Lizenzen abonnieren kann. Mit der Einführung von myfactory als Gesamtlösung für das Unternehmen hat sich qiibee eine ideale Basis für das weitere Wachstum verschafft. Die Fahrzeugflotte wird derzeit laufend ausgebaut und soll bald auch in anderen Städten im In- und Ausland als mobile Werbeträger auf Strassen und in Social Media unterwegs sein.
DER AUTOR Christian Bühlmann ist Verfasser zahlreicher Fallstudien und Kommunikationsverantwortlicher der Topsoft, welche die auf Business Software ausgerichtete Fachmesse am 15./16. Mai 2013 in Zürich organisiert (www.topsoft.ch).
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E-COMMERCE
Neue Manager-Disziplinen Der Verkauf übers Internet ist heute technisch relativ leicht zu realisieren. Damit dies aber erfolgreich und nachhaltig ist, braucht es ein strukturiertes Vorgehen. «Entscheidungsträger brauchen das fachliche Rüstzeug, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.»
TEXT PROF. MARTINA DALLA VECCHIA
Von den ersten einfachen selbst entwickelten Shop-Lösungen im Internet sind wir heute auf einem hochprofessionellen Level angelangt. Fast alle Wünsche von Marketern und Verkaufsverantwortlichen lassen sich erfüllen: Die volle Integration von Logistik-Anbietern, das Real-Time-Überprüfen der Bonität eines Kunden, die direkte Schnittstelle zum CRM-System eines Unternehmens und natürlich können wir unseren Online-Shop heute auch auf mobilen Endgeräten mit dem Daumen bedienen. Hinter diesen tollen Lösungen stehen anspruchsvolle Konzepte und es braucht eine Orchestrierung, die von Anfang an durchgeplant ist. Webanalyse: Kunden-Know-how pur Im Offline-Geschäft gehören das Beobachten des Kundenverhaltens und das Optimieren der Ladeneinrichtung zum Kernbusiness. Gleiches zeichnet sich nun auch für OnlineShops ab. Das Wissen darüber, welche Warenkörbe stehen gelassen werden und warum 97 Prozent aller OnlineBesucher nicht kaufen, wird zur neuen Verkaufs- und Marketing-Disziplin. Oft sind es die kleinen Dinge, welche
Foto: Bilderbox.de
die Kunden verunsichern oder zögern lassen. Dies können fehlende Zahlungsoptionen sein, falsch beschriftete Buttons oder ablenkende Angebote. Es braucht eben genau die richtige Art der Online-Shop-Gestaltung. Hier zählt, was dem Kunden gefällt. Mit den heutigen Webanalyse-Instrumenten lässt sich das Verhalten der Kunden bis ins letzte Detail auswerten. Rechtskonformer Online-Shop: Wissen, was legal ist Wenn Unternehmen das Internet als Absatzkanal nutzen, ist es essenziell, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu kennen. Dies kann je nach Aktionsradius das nationale, das europäische oder das internationale Recht betreffen. Sobald man über die Landesgrenzen hinweg Leistungen und Waren anbietet, muss man die verschiedenen Rechte und Pflichten kennen. Lässt man dies ausser Acht, kann es zu Abmahnungen oder Klagen kommen. Darüber hinaus können derartige Mängel potenzielle Käufer auch davon abhalten, einzukaufen, da vielleicht Lieferfristen, Preisinformationen oder andere Aspekte nicht rechtskonform respektive wie sie es von anderen Online-Shops gewohnt sind, dargestellt werden. Zentral sind rechtskonforme AGB, Impressum, Lieferangaben, Preise oder Steuern. Diese Elemente kann man heute bereits zertifizieren lassen. Den Kunden wird dies häufig mit einem Gütesiegel auf jeder Seite des Online-Shop-Webauftritts vor Augen geführt. Durch die Marketing-Brille betrachtet, könnte man sagen: Vertrauen schafft Vertrauen. Je öfter dem Kunden sicherheitsvermittelnde Elemente gezeigt werden, desto stärker die Wirkung. Business-Logik: Preisstrategie und Logistik Im Internet haben sich viele neue Businessmodelle etabliert und sicher ist auch zukünftig noch Raum für innovative Lösungen. Für Marketing- und Businessverantwortliche ist es wichtig, die Auswirkungen dieser Modelle und Technologien abschätzen zu können. Passt diese Idee zur
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KOMMUNIKATION l UZ bisherigen Strategie? Welche Implikationen hat das neue Modell für bestehende Kanäle? Neue Applikationen oder Services bieten den Unternehmen entscheidende Marktvorteile entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Hierzu gehören sicher Entwicklungen im Bereich der mobilen Lösungen und damit verbundene Anforderungen an eine flexible Darstellung der Inhalte (Responsive Design), sowie die Digitalisierung von Produkten (vom Buch zum eBook) und Dienstleistungen (vom Seminar zum Webinar). Ein weiterer Bereich ist die Preisgestaltung. Hier haben neue Modelle wie das «Freemium» Einzug gehalten. «Freemium» ist ein Kunstwort und setzt sich zusammen aus «Free» und «Premium». Dabei wird ein abgespeckter Dienstleistungskatalog gratis und das volle Programm zum Premiumpreis angeboten. Ein Beispiel hierfür ist das Businessnetzwerk XING. Ein weiterer Sektor, in dem sich viel tut, sind die Zahlungsmöglichkeiten. Gerade bei den Zahlungsmöglichkeiten versuchen Mobile-Lösungsanbieter neue Konzepte zu etablieren. Wenn dies gelingt, müssen Online-Shops rasch reagieren. Die genaue Kalkulation der einmaligen Einrichtungsgebühren und laufenden Kosten pro Transaktion verlangen ein breites Grundverständnis der komplexen Abläufe. Security: Sicherheit und Gefahren Online-Shops sind willkommene Ziele für Angriffe. Im Visier stehen sowohl der Shop als auch die im Hintergrund gespeicherten Daten. Beides kann für Unternehmen fatale Folgen haben. Einerseits kommt es zu Vertrauensverlust bei den Kunden und zu schlechter Presse, andererseits kön-
FÜNF DISZIPLINEN Relevant um den Online-Verkauf richtig voranzutreiben: – Webanalyse: Kunden-Know-how pur – Rechtskonformer Online-Shop: Wissen, was legal ist – Business-Logik: Preisstrategie und Logistik – Security: Sicherheit und Gefahren – Online-Marketing: Die Google-Trickkiste E-Commerce. Erfolg im Online-Vertriebskanal (für die Schweiz), ISBN 978-3-905413-18-2.
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nen daraus nicht unerhebliche Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden. Eine auf Sicherheit ausgerichtete IT-Infrastruktur ist daher unerlässlich. Grundlage zur Prüfung des Sicherheitslevels sind heute Vorgaben aus dem deutschen BSI-Grundschutzhandbuch. Ein transparentes Konzept zur Datenablage und Archivierung sollte heute zum Standard gehören, ebenso wie ein regelmässiges Testen der IT-Infrastruktur auf Sicherheitslücken durch einen gezielten Hackerangriff. Es gibt einige Unternehmungen, die sich auf «weisses» Hacking spezialisiert haben und im Auftrag Sicherheitsmängel aufdecken. Auch wenn man hier mit Profis zusammenarbeitet, so ist doch die Geschäftsleitung für den gesamten Online-Shop verantwortlich und muss die Prozesse vorgeben und überprüfen. Online-Marketing: Die Google-Trickkiste Kaum jemand tätigt heute noch einen Kauf, ohne vorher das Internet zu konsultieren. Die Suche nach einem Produkt, nach Informationen hinterlässt eine digitale Spur. Diese Spur wird ausgewertet. So entstehen automatisch persönliche Profile. Unter www.google.com/ads/preferences sehen Sie, welche Spur Sie bei Google hinterlassen haben. Von demografischen Daten bis hin zum Musikgeschmack wird alles registriert. Die Trefferquote ist derzeit vielleicht noch nicht befriedigend, aber dies wird sich ändern. Die Logik, die notwendig ist, um bei Suchmaschinen und Online-Werbetreibenden digitale Spuren auszuwerten, entwickelt sich rasant, wird messerscharf. Um dann dieses Instrumentarium richtig auszuspielen, braucht es aktuelles Wissen. Was vor drei Jahren über Suchmaschinen-Marketing gesagt und geschrieben wurde, ist heute überholt. Durch den Einbezug von Social-Media-Plattformen in das Suchergebnis wurden die Karten neu gemischt. Das Social-Media-Framework ist zum festen Bestandteil von Marketing-Konzepten geworden. Fazit: Der Online-Shop ist wie eine neue Niederlassung! Es braucht ein Team von Expertinnen und Experten, die ihr Handwerk verstehen und die Online- und Offline-Prozesse optimal koordinieren. Das Know-how hierfür sollte systematisch aufgebaut werden. Für «Trial and Error» bleibt im heutigen E-Commerce keine Zeit.
DIE AUTORIN Prof. Martina Dalla Vecchia ist Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. www.fhnw.ch/iwi/cas-e-commerce
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UZ l KOMMUNIKATION
BRING YOUR OWN DEVICE
Grünes Licht für private Geräte Den Anfang machte der Geschäftsführer, der mit seinem iPhone auf seine E-Mails zugreifen wollte. Dann kam der Vertriebsleiter auf die IT-Abteilung zu, da er die aktuellen Verkaufszahlen auch beim Kunden vor Ort auf seinem schicken Tablet abrufen wollte. Irgendwann waren es immer mehr Mitarbeiter, die ihre privaten Geräte mit in die Firma brachten und Zugriff auf die Unternehmens-IT verlangten.
TEXT HANS-HEINRICH AENISHÄNSLIN*
Viele IT-Leiter kennen dieses Szenario: Sollen sie private Smartphones, Tablets oder Netbooks akzeptieren oder aussperren? Können sie den Trend zur «Consumerization» oder «Bring your own Device» (BYOD) ignorieren oder sollen sie diese Entwicklung annehmen und aktiv gestalten? Die Bedenken der IT-Abteilung liegen auf der Hand. Sie befürchtet zunächst schlicht und einfach, die Kontrolle zu verlieren, denn die Vielzahl privater Endgeräte widerspricht dem Bedürfnis nach Standardisierung. Befürchtet wird, dass mit der privaten Nutzung die Grenzen zwischen privaten und Unternehmensdaten verschwimmen und Datenschutzmassnahmen ausgehebelt werden. Weitere Probleme können bei der Verwaltung der Geräte und bei Zugriffsberechtigungen entstehen, ganz zu schweigen vom Support am Service Desk.
Klare Richtlinien festlegen Verdeutlicht werden diese Bedenken durch die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von Dell unter IT-Verantwortlichen zum Thema Service Desk und BYOD. Lediglich gut ein Drittel der Teilnehmer sagten, dass sie private Smartphones und Tablets in ihrem Unternehmens-Netzwerk dulden. Und rund zwei Drittel der IT-Support-Teams können oder wollen keine privaten mobilen Endgeräte unterstützen. Diese Wir-können-oder-wollen-nichtHaltung gegenüber BYOD ist nicht überraschend. Dennoch können Unternehmen sich diesem starken Trend eigentlich nicht entziehen, geschweige denn ihn aufhalten, sonst wird er sie unkontrolliert überrollen. Entscheidend wird sein, dass die IT den Einsatz von Endgeräten, die von aussen ins Unternehmen kommen, effizient und sicher unterstützt. Neben klaren Richtlinien für den Einsatzbereich der Geräte und einer ausgeklügelten Sicherheits-Strategie (Nutzungsrechte,
Datenhaltung) ist eine einheitliche Verwaltung über ein System-ManagementTool erforderlich, mit dem alle Geräte der Mitarbeiter erfasst werden können. Trend nicht verpassen Der Trend zu BYOD wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. Insbesondere jüngere Mitarbeiter wollen auch beruflich möglichst komfortabel und flexibel mit den ihnen bekannten Tools arbeiten, sei es auf dem unternehmenseigenen oder ihrem persönlichen Gerät. Das steigert die Motivation und die Arbeitszufriedenheit und wohl auch die Produktivität. Die Erlaubnis, private Endgeräte am Arbeitsplatz nutzen zu dürfen, kann Unternehmen auch als Arbeitgeber attraktiver machen. In Zeiten des drohenden Fachkräftemangels ist das ein nicht zu unterschätzender Faktor. * Hans-Heinrich Aenishänslin ist Regional Sales Senior Manager bei Dell in Genf
Die Erlaubnis, private Endgeräte am Arbeitsplatz nutzen zu dürfen, kann Unternehmen auch als Arbeitgeber attraktiver machen. Foto: zVg
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KOMMUNIKATION l UZ ONLINE-WEITERBILDUNG
Erfahrungsaustausch VON GREGOR DOSSENBACH
DER AUTOR Gregor Dossenbach ist KMUBerater bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.
Ich möchte mich weiterbilden. Für eine Fortbildung im grossen Stil fehlt mir aber Zeit und Geld. Was kann ich da tun? Das Angebot an Weiterbildungen, Schulungen und Workshops ist riesig. Daraus die richtige Wahl zu treffen, gar nicht so einfach. Die Weiterbildung soll zeit- und geldsparend sein und dennoch den erwünschten Ertrag bringen. Deshalb lohnt sich in einem ersten Schritt häufig der Blick ins Internet: Denn auch soziale Netzwerke, Foren oder spezielle KMU-Portale können Wissen vermitteln und Weiterbildungen teilweise sogar ersetzen.
KMU helfen KMU Plattformen wie Facebook, Twitter oder die Foren auf verschiedenen Webseiten bieten die Möglichkeit, sich in Diskussionen zusammen mit anderen KMU auszutauschen und wertvolle Tipps oder Best Practices zu erfahren. Diese Form der Weiterbildung ist je länger, desto beliebter. Das Know-how und die Erfahrungen anderer KMU sind ja häufig auch für das eigene Unternehmen interessant und hilfreich. Viele KMU haben einen ähnlich hektischen Geschäftsalltag und kennen mögliche Probleme, mit welchen Unternehmer konfrontiert sind. Da helfen Tipps und Tricks von Gleichgesinnten. In sozia-
len Netzwerken und Foren werden Themen aus der Praxis diskutiert und mit eigenen Erfahrungen angereichert. Wer auf den Plattformen gezielt Fragen stellt, erhält auch konkrete Antworten und kann bei Unklarheiten direkt nachfragen. So erhält ein KMU mögliche Hilfestellungen von anderen KMU und die gewonnenen Erkenntnisse können direkt im eigenen Alltag umgesetzt werden. Effizient, kostengünstig und mobil Im Netz kann man sich mit Unternehmern aus der gleichen Branche auch über regionale oder gar Landesgrenzen hinaus austauschen – und vielleicht längerfristige Kontakte
knüpfen. Auf den speziellen KMU-Portalen findet man zudem häufig kurze Fachartikel von Experten. Teilweise werden auch Checklisten, Leitfäden oder Ähnliches zum Download angeboten. Das Web kann damit manchmal eine gute Alternative zu teuren Workshops sein. Auch wenn der Blick ins Web «OfflineSchulungen» nicht vollständig ersetzt, können themen- und branchenspezifische Portale einen ersten Überblick in unbekannte Themenfelder geben. Sich weiterbilden ist heutzutage nicht mehr immer gleichbedeutend mit wöchentlichen Kursen, die zeit- und geldraubend sind. Wissen aneignen und Tipps holen geht heute auch online: dank PC, Tablet oder Mobile – am Arbeitsplatz, zu Hause oder unterwegs.
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FLOTTENMANAGEMENT
Der Boom der Flotten
BMW 3er Touring: Die neue Auflage ist vor allem als Diesel mit wie ohne 4x4 gefragt.
Im boomenden, aber unübersichtlichen Geschäft mit Flottenfahrzeugen und deren Rabatten liegen die Trends im tieferen CO2-Ausstoss – und im Outsourcing des Flottenmanagements.
TEXT TIMOTHY PFANNKUCHEN
Bei typischen Mittelklassekombis ist der Fall klar: Begegnet man einem weissen Skoda Octavia Combi oder einem Renault Laguna Grandtour, ahnt man selbst bei fehlendem Firmenlogo: Flottenfahrzeug. Doch auch die übrigen, vermeintlich privaten Personenwagen sind weit häufiger Flottenfahrzeuge, als man denkt. Zwar fehlt in der Schweiz im Gegensatz zu Nachbarländern noch eine vollständige Datenbasis. Aber der Anteil Firmenfahrzeuge an neu immatrikulierten Personenwagen (2012: 328’000 PW) dürfte ein Drittel betragen. Tendenz steigend, gerade im Flottengeschäft. Denn längst werden auch «normale», einzelne Geschäftswagen als Flottenwagen verkauft.
Fotos: zVg
Rabatte sind Verhandlungssache Für die Auto-Importeure sind Flottenkunden Fluch und Segen zugleich. Sie bieten die Möglichkeit, Volumen zu generieren – zum Preis, auf Gewinnmarge zu verzichten. Im letzten Jahr dürfte wie bei den privat gekauften PWs die AMAG-Gruppe (vor allem mit VW und Skoda, aber auch Audi) vorne gelegen haben. Stark im Business sind auch Renault sowie BMW, Mercedes und Volvo, zudem Ford, Opel und Peugeot. Als klar meist gefragtes Flottenmodell gilt der Skoda Octavia, der aktuell in neuer Generation anrollt. Dabei ist der Markt der Flottenfahrzeuge unverändert einer der Europäer, auch wenn frische Wettbewerber wie Hyundai mit dem i40 Wagon inzwischen stark um Anteile werben. Bei BMW, wo der neue 3er als Touring das beliebteste Flottenmobil ist, nennt man drei Autos als Grenze zur Flotte. Traditionell spricht man ab fünf Autos von Flotte. In Zeiten harten Wettbewerbs ist das jedoch ebenso eine Verhandlungssache wie der erzielbare Flottenrabatt. Voraussetzung ist in der Regel ein Handelsregistereintrag. Beim Rabatt sind die Spielräume in einer Branche, die
inzwischen auch Private mit unzähligen Euro-, Sonder-, Ausstattungspaket- und Frühbucherrabatten umwirbt und die Kumulation etwa von Euro- und Flottenrabatten ermöglicht (und dann noch ein günstiges Ausstattungspaket dazugibt), in unüberschaubare Dimensionen entglitten. Nur ein einzelnes Beispiel: Schon beim günstigen Fiat 500, beliebt als sympathischer Firmenbotschafter, gibt Fiat beim ersten Auto fünf, bei einem jährlichen Potenzial bis 15 Fahrzeuge acht und ab 15 Autos zehn Prozent als Empfehlung an. Der Rest ist bei quasi allen Marken Verhandlungssache und hängt ganz vom Potenzial – also bestehender oder geplanter Flotte – entscheidend auch von der Marke und deren Nachfragesituation sowie dem Preissegment ab. Zehn, sogar fünfzehn Prozent sind beim ersten Auto keine Seltenheit mehr, ebenso wenig schon mal 15 oder gar 20 Prozent bei zehn Fahrzeugen: eine für Kunden günstige, für Importeure fast ruinöse Situation. Manche locken gar mit Rabatten für einen markentreuen Fuhrpark oder Grosskunden dafür, die beabsichtigte Zahl Autos später in der Tat gekauft zu haben – da kein Kunde eine Zahl zusichern mag. Kauf oder Leasing? Vom Rabatt aber sollte man sich nie blenden lassen, denn die Gesamtkosten sind vor allem von den Betriebskosten abhängig. Ein Prozent mehr Rabatt verringert die Gesamtkosten mitunter nur um ein halbes Prozent. Der Entscheidungsprozess sollte daher keinesfalls nur vom Nettopreis diktiert werden, sondern von einem definierten Katalog der Anforderungen und einer Übersicht über die Gesamtkosten. Wichtig der Entscheid «Kauf oder Leasing?». Überraschenderweise wird zu zwei Dritteln immer noch der Kauf vorgezogen – ganz im Gegensatz zum leasingdominierten Ausland. Doch mit dem Kauf ist das Management der Flotte keineswegs abgeschlossen, was den Job des Flottenmanagers bereits in Kleinunternehmen schnell zum Vollzeitjob stem-
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VW Golf: Das meist verkaufte Auto der Schweiz ist auch als 4x4 lieferbar.
Citroën DS5: Der edelste Citroën ist eine charismatische Alternative mit Dieselhybrid.
Opel Ampera: E-Auto mit 500 Kilometer Reichweite – und tiefen Betriebskosten.
Mercedes E-Klasse: An April stark geliftet und optional mit Grill- statt Haubenstern.
Renault Clio Grandtour: Als neuer Kombi bietet der Clio viel Raum für das Business.
Skoda Octavia Combi: Im Mai startet diese neue Generation des Flottenbestsellers.
Fiat 500: Der auch mit Gasantrieb erhältliche 500 ist ein sympathischer Imageträger.
pelt. Die richtige Versicherungslösung will gefunden sein, um im Falle des Falles Turbulenzen zu vermeiden. Zu klären ist, wer den Service zu welchen Konditionen übernimmt – wobei es hier seitens der Importeure optional erweiterbare Garantien gibt. Selbst Wahl, Kauf und Montage der Winterpneus will organisiert und koordiniert sein, das Tankmanagement, ja sogar um die Autobahnvignette muss sich jemand kümmern. Als sei all dies nicht genug, wird in wirtschaftlich unsicheren Zeiten auch Zurückhaltung auf der
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Kostenseite erwartet – eine Mammutaufgabe, die schon bei kleinen Flotten sprengt, was ein nebenher damit betrauter Mitarbeiter leisten kann. Kein Wunder, zählt Outsourcing des Flottenmanagements gerade bei KMU zu den Trends der Branche. Im Ausland vertrauen bereits bis zu drei Viertel darauf, während die Quote bei uns bei einem Fünftel, bei Kleinbetrieben gar nur im Bereich von etwa fünf Prozent liegt. Auslagerung hat den unübersehbaren Vorteil der Kostensicherheit. Statt Rabatte zu studieren und Tankrechnungen zu kontrollieren, konzentriert sich das Unternehmen auf sein Kerngeschäft – und der Flottendienstleister auf seines. Welche Einsparungen möglich sind, verblüfft: Eine Kostenanalyse des Fuhrparks einbezüglich aller Faktoren – Kauf, Wertminderung, Unterhalt, Betrieb, Reparaturen, Managament – sollte am Anfang stehen und ergibt in der Regel, dass die wahren Kosten höher liegen als gedacht. Die Modularität der Lösungen macht die Alternative attraktiv: Sie kommt sowohl bei Kauf wie Leasing in Frage, und ganz nach Wunsch wird das Vertragsverhältnis gestaltet, dass das Unternehmen etwa über Teile wie die Treibstoffkosten die Kontrolle behält. Praktisch jede Marke arbeitet mit Dienstleistern zusammen. Strittig bleibt, wann es sich lohnt. Häufig wird von 20 Autos als Untergrenze gesprochen, inzwischen oft von zehn. Heute kann man sagen: Es kommt darauf an. Elektrofahrzeuge im Flottenmanagement Etwa drei bis fünf Prozent der Gesamtkosten kostet der Dienstleister, dafür reduziert sich der eigene Aufwand enorm. Das Unternehmen zahlt einen monatlichen Betrag, kennt die Kosten von Anfang an und gibt das Risiko an den Dienstleister weiter. Als Alternative kann auch vereinbart werden, dass ein eventueller Gewinn ausbezahlt bzw. höhere Kosten vom Unternehmen getragen werden. Verträge können während der Laufzeit zumeist angepasst werden, etwa bei einer höheren Kilometerleistung. Nicht zu unterschätzen ist, dass auch ein weiterer Flottentrend viel Expertenwissen erfordert: der CO2-Ausstoss. Dabei geht es nicht nur um «grüne» Leitbilder und die positive Aussenwirkung auf Kunden. Nebenbei behält man über die CO2-Grenze den Verbrauch als mit gut einem Drittel wichtigste Betriebskostenvariable im Auge. Setzt ein Flottenkunde etwa auf 130 g/km maximalen CO2-Ausstoss, entspricht das einem Normverbrauch von 4,9 Liter Diesel beziehungsweise 5,5 Liter Benzin je 100 Kilometer. Allerdings sollte bei den so genannten «downgesizten» Motoren (Turbolader ersetzt Hubraum) eingerechnet werden, dass die ambitionierten Normwerte im Dienstwagenalltag oft nicht erreicht werden. Eine Alternative, die CO2-Bilanz wie Treibstoffkosten senkt, ist der Erdgasantrieb (CNG) – dank hoher Tankstellendichte und breitem Angebot an Fahrzeugen sowie bivalentem Betrieb (statt Erdgas kann Benzin getankt werden). Erst langsam kommen Elektrofahrzeuge in den Flotten an. Sie werben mit geringen Betriebskosten, allerdings ist deren Kaufpreis hoch. Dabei machen manche Modelle bereits sogar im typischen Flottenbetrieb Sinn. Beispiel: Der Opel Ampera bzw. der baugleiche Chevrolet Volt legen 50 bis 60 Kilometer akkuelektrisch mit geladenem Strom zurück. Ist der Akku leer, muss der 150-PS-E-Gleiter aber nicht an die Steckdose – dann setzt ein Benziner ein, der aber im Gegensatz zu «normalen» Hybriden nicht als Antrieb, sondern «nur» als Stromerzeuger dient. Reichweite: 500 Kilometer. Attraktiv ist vor allem, dass Kurzstrecken mit Strom für zwei bis drei Franken auf 100 Kilometer zurückgelegt werden, dennoch Langstrecken möglich und grosszügige Garantien auf den Antriebsstrang inklusive sind. Trotz der hohen Kaufpreise (Ampera 50 900, Volt 57 300 Franken, je inkl. MWSt) kann sich ökologisches Fahren also auch finanziell lohnen.
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ANNETTE DOUGLAS TEXTILES
Eine Frau schreibt Textilgeschichte Musik ist Schall. Aber nicht jeder Schall ist Musik.
TEXT RUEDI STRICKER
Wenn die Evolution nochmals bei null starten könnte, würde sie uns nicht nur mit Augenlidern, sondern auch mit Ohrenklappen ausstatten. Lärm ist eine der grössten Plagen geworden. Er nervt, stört die Kommunikation, vermindert die Arbeitsleistung und macht auf die Dauer krank. In Räumen, in denen Menschen arbeiten, miteinander reden oder sich erholen wollen, sind schallabsorbierende Flächen notwendig. Annette Douglas, schon in der dritten Generation mit der Faszination für Textilien infiziert, hat die Symbiose von lichtdurchlässigen Vorhängen und schallschluckenden Elementen geschaffen. Unter dem Namen Annette Douglas Textiles ACOUSTICS® bietet sie Vorhänge an, die fünfmal mehr Schall als herkömmliche lichtdurchlässige Vorhänge schlucken. Die Stoffe der «Silent Space Collection» verkürzen den Nachhall, vermindern den Lärm und verbessern die Sprachverständlichkeit. Auch Annette Douglas kann nicht alles allein machen. Die Erfindung der «Silent Space Collection» ist die Frucht jahrelanger Forschungsanstrengungen, zuletzt im Rahmen eines KTI-Projekts (Kommission für Technologie und Innovation KTI) in enger Zusammenarbeit mit der EMPA. Das Ergebnis ist die weltweit erste, transparente und akustisch wirksame Akustikkollektion. Für diese Schweizer Innovation hat Annette Douglas nicht nur die Anerkennung aus der technischen Fachwelt, sondern zahlreiche Design- und Innovationspreise erhalten. Die transparenten Akustik-Textilien erreichen trotz ihrer Leichtigkeit einen Schallabsorptionsgrad von alpha w 0.6 und eignen sich damit als ergänzende Massnahme zur deutlichen Verbesserung der akustischen Eigenschaften in grossen Räumen, vom Sitzungszimmer bis zum Mehrzwecksaal. Architektur ist Ästhetik. Aber nicht nur. «Architektonische Struktur und deren textile Auskleidung gehören seit den Anfängen der menschlichen Behausung untrennbar zusammen. Die technisch innovativen Textilien von Annette Douglas erfüllen räumliche und ästhetische, gleichzeitig aber auch akustische Anforderungen und definieren damit die Rolle des Textilen in der Architektur neu.» So wenigstens sieht es Prof. Christoph Gantenbein, Christ & Gantenbein Architekten ETH SIA BSA. Wenn Annette Douglas nicht Designerin geworden wäre, dann Architektin. Sie verfügt über eine grosse Affinität zur Architektur und entwarf schon während ihres Studiums textile Fassaden und andere textile Anwendungen für die Architektur. Heute kann sie eine ganze Reihe von Gebäuden vorweisen, an und in denen textile Anwendungen markante Akzente setzen, so im Jacob Burckhardt Haus in Basel, in der Rehabilitationsklinik Schinznach sowie bei Credit Suisse in Schönenwerd oder ganz aktuell der im Bau befindliche Hochschulcampus, das Toni Areal in Zürich. Textiles für Interiors «Zu den herausragenden Textilgestalterinnen gehört Annette Douglas. Sie ist eine der vielfältigsten, kennt jegliche Art der Textiltechnik und beherrscht sie auf einem
ANNETTE DOUGLAS (1971) Sie ist britisch-schweizerische Doppelbürgerin und in dritter Generation in der Textilbranche tätig. Ihr Grossvater, Robert Douglas, war CEO von Dobson & Barlow in Bolton, Grossbritannien. Ihr Vater, Keith Douglas, arbeitete im «Textile Engineering» bei Zellweger Uster. Er hat das bedeutendste Textillexikon aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Die besondere Fähigkeit von Annette Douglas liegt in ihrer einzigartigen Mehrfach-
kompetenz. Als Designerin kann sie sich auf ihr subtiles Farb-, Form- und Materialempfinden verlassen. Ihr technisches Wissen und Verständnis sorgen dafür, dass ihre Ideen und Entwürfe realisierbar sind. Und ihr unternehmerisches Denken befähigt sie, ihre Ideen Entwicklungen erfolgreich zu vermarkten. Diese Fähigkeiten verdankt sie nicht einfach ihrem Talent, sondern ebenso ihrer fundierten Ausbildung an der
Schweizerischen Textilfachschule sowie der Schule für Gestaltung und Textildesign in Basel und diversen Weiterbildungen, unter anderem im Projektmanagement. 1999 gründete Annette Douglas ihre eigene Unternehmung «Annette Douglas Textiles» mit Sitz in Wettingen. Inzwischen ist das Unternehmen eine hundertprozentig privat finanzierte Aktiengesellschaft und beschäftigt drei Mitarbeitende.
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Erstaunlich für mich ist, wie Annette Douglas bei allem gestalterischem Flair mit grosser Entschiedenheit und ausgeprägtem unternehmerischem Denken den Aufbau ihrer Unternehmung vorantreibt. Dr. Marco Gruber, Rechtsanwalt, VRP Gruber Partner AG, Aarau und Luzern
Niveau, das ihr immer wieder erlaubt, Grenzen zu überschreiten. Scheinbar mühelos. Für Atelier Pfister entwirft sie mit grossem Schwung eine Kollektion von Vorhängen.» So das Urteil von Alfredo Häberli, Designer, Kurator Atelier Pfister. Sie wurde auch schon als «Daniel Düsentrieb der Textilbranche» bezeichnet. In ihren Entwicklungen, vorzugsweise in Schaft- und Jacquardtechnik, arbeitet sie eng mit ihren AuftraggebernProduzenten zusammen und hat so die Türen der namhaftesten Unternehmen wie Weisbrod, Himatsingka, JAB, Bonjour, Larsen, Maharam, Ulf Moritz, Z+ R oder eben Atelier Pfister geöffnet. Die Webereien erhalten die Daten für die Produktion in verschiedensten Formaten, auf Wunsch schon aufbereitet für die Jacquardpatrone und Harnischverknüpfung. So entstehen einzigartige Gewebe für Vorhänge und Akustikstoffe, Bettwäsche, Tapeten oder Möbelstoffe.
Fotos: zVg
Research & Development: Immer einen Schritt voraus. «Wer forschen und erfinden will, muss Fragen stellen können und sich Vorstellungen jenseits des Üblichen machen. Design wird meistens für die Augen gemacht. Die Produkte von Annette Douglas sprechen auch andere Sinne an. Textildesign mit Fokus auf das Hören war eine spannende Herausforderung für uns Akustiker», sagt Kurt Eggenschwiler, Leiter Akustik bei der EMPA. Für Annette Douglas sind Textilien Werkstoffe. Ihre Aufgabe besteht darin, dem Material mehrere Funktionen zuzuordnen. Das ist mehr als Design im Sinn von Ästhetik. Es verlangt auch mehr, nämlich ein breit gefächertes Verständnis für die Materialwahl, die Konstruktion, den industriellen Prozess und Marktkenntnisse. Darum die angewandte Forschung, darum auch das KTI-Projekt. Als Initiantin, Projektleiterin und Wirtschaftspartnerin hat Annette Douglas dieses gemeinsam mit Weisbrod und Empa realisiert. Und fast im Alleingang hat sie als eine von wenigen europäischen Designerinnen zur Teilnahme eingeladenen ein prämiertes «Pop-up»-Textil entwickelt, das sich in einem industriellen Prozess durch Thermofixierung verbiegen lässt. Wie schützt Annette Douglas ihr geistiges Eigentum gegen Nachahmer? Ein kleines Unternehmen hat wenig begrenzte Möglichkeiten, sich wirklich mit Patenten und weiteren wirksamen Massnahmen wirksam zu schützen. Annette Douglas ist eher der Tatbeweis für den Spruch «Die Kleinen werden nicht mehr von den Grossen geschluckt, sondern die Langsamen Trägen von den Schnellen Dynamischen überholt». Zu ihrem klaren Blick für das Machbare passt auch die Finanzierung ihrer Unternehmung, indem sie sich den Gang zu den Banken gleich erspart und komplett privat finanziert hat. Und die letzte, obligate Frage zur Nachhaltigkeit beantwortet sie mit «Unsere Kunden sind anspruchsvolle Unternehmen, und die Einhaltung von Brandschutzvorschriften genügt längst nicht mehr. Wir designen nachhaltig, wir entwickeln hochwertige Produkte mit einer langen Lebensdauer. Wir halten den Ökostandard 100 ein und produzieren bewusst nicht einfach in der billigsten Ecke der Welt, sondern zu einem ansehnlichen Teil hier in Europa.»
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UZ l MARKETING
X . D AY S 2 0 1 3
Heute Idee morgen Realität Die X.DAYS haben sich in den letzten Jahren mit über 1300 Besuchern täglich als erfolgreichste nationale Business- und Networking-Plattform etabliert. Das liegt unter anderem daran, dass jedes Jahr ein neuer Spannungsbogen zwischen ICT- und Business gezogen wird und für beide Zielgruppen Themen behandelt werden, die sich ergänzen und den Zeitgeist treffen. Foto: Bilderbox.de
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Der Zeitgeist ist mobil, trifft sich in der Cloud, verursacht Datenfluten und mobilisiert ganze IT-Infrastrukturen und –Systeme, um den Evolutionsprozess voranzutreiben. Viele dieser Entwicklungen sind hilfreich. Sie erleichtern den Alltag, öffnen Türen zu neuen Kooperationen und ermöglichen effizientere Abläufe und Produktentwicklungen. Andere irritieren, müssen zuerst verstanden und eingeordnet werden und hinterlassen Fragezeichen. Die Prozesse und Technologien werden komplexer und es entstehen neue Fachbegriffe wie Cloud, Big Data, Business Intelligence etc.. Welche Vorteile diese Technologien dem eigenen Unternehmen effektiv bringen, ist nicht einfach abzuschätzen. Die X.DAYS verstehen es, hier erfolgreich eine Brücke zwischen ICT und Unternehmen zu schlagen. Der grosse Anteil praxisorientierter Vorträge
hilft Geschäftsleitungsmitgliedern, Technologien zu verstehen. Dies ermöglicht, die richtigen, Lösungen für das eigene Unternehmen zu finden, und Investitionen sinnvoll zu tätigen. Aus 24 Sessions, sucht sich jeder Besucher die Schwerpunkte aus, die ihn interessieren. So sitzen IT-Manager, Abteilungsleiter und Geschäftsführer in denselben Präsentationen. Sie tauschen sich aus und beleuchten die Herausforderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Dies erhöht das gegenseitige Verständnis für die aufgabenorientierten Bedürfnisse und Anforderungen an die IT und hilft Projekte einfacher und vor allem zielorientiert voranzutreiben Die X.DAYS finden am 13./14. März 2013 in Interlaken statt.Tickets und weitere Infos unter www.xdays.ch
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MARKETING l UZ MARKE DES MONATS: POWDERHORN
NEWS AUS DER M A R K E N W E LT
Pulverschnee im Blut VON STEFAN VOGLER
DER AUTOR Stefan Vogler berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch Marke des Monats im März 2013: www.powderhornworld.com
Schnee). So ist Powderhorn entstanden. Positiver Nebeneffekt: Mit diesem Wort wird ein Berg assoziiert, der gar nicht existiert. Seit dem Bau der ersten Sesselbahn in die Tetons ist der Geburtsort von Powderhorn das Mekka der Freerider (Ja, das sind die Wilden, welche abseits der Pisten den Berg hinunterbrettern). Wer für sich «ski the outer limits» beansprucht, braucht spezielle Kleider. Aus dieser Erkenntnis ist 1972 in einer Hinterhoffabrik das Produkt zum Skilabel entstanden. Powderhorn verschafft Skibegeisterten Tragekomfort, optimalen Kälteschutz und vermittelt mit speziellen Designs ein verwegenes Könner-
Haben Sie für Ostern Skitage gebucht? Die Schweizer Tourismusindustrie hätte ihre helle Freude – vorausgesetzt Sie geniessen Ihr Schneesportvergnügen hierzulande. Nun lesen Sie hier aber nichts über eine der grossen Tourismus- oder Skimarken, sondern über «Powderhorn». Vermutlich haben Sie noch nie von diesem Begriff gehört und Sie wissen kaum, wer und was dahinter steckt. Englisch deutet auf USA. Stimmt: John Horn hat in einem kleinen Nest in Wyoming, im Westen der Rocky Mountains eine Markenidee geboren. Vor seinen Namen setzte er das begehrteste Gut aller Skifahrer, Pulver (das beim
Image, fernab biederer Funktionskleider. Dadurch gelangte die funktional und ästhetisch überzeugende Skimode rasch aus dem Tiefschnee. 2006 hat der mutige Schweizer Sportartikelunternehmer Christian Bättig das Label gekauft und vermarktet es bis heute weltweit. Dies geschah in einem heiss umkämpften Markt mit höchst bescheidenem Budget und kreativer Kommunikation. So sind die Bilder der WinterKollektion 2013/14 ein wahres Feuerwerk. Womit wir wieder beim Pulver wären. Vielleicht treffen Sie die überzeugende Marke nicht nur im unwegsamen Gelände, sondern immer öfter auch
Swiss Social Media Ranking by Webguerillas @ BILANZ (Bewertung Auftritt bei Facebook, Twitter, Video-Plattformen und Blogs): 1. Swiss 15.75 Pkt. 2. Logitech 14.5 3. Swisscom 14.5 4. IWC, SRF 6. SBB, Swatch Group 8. Credit Suisse, Migros, Tally Weijl 11. Nestlé 12. Roche 13. Omega 14. Nespresso, Rolex, TAG Heuer 17. Digitec, Ovomaltine. «One brand, one voice, one power»: Die von Victorinox übernommene Marke Wenger wird eingestellt beziehungsweise auf die starke Traditionsmarke Victorinox konzentriert.
auf gut präparierten Pisten an. Und kennen dann die DNA dieser Marke mit Kultpotential.
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PUBLIREPORTAGE
WEITERBILDUNG
Informatik muss früh erlebt werden ICT-Berufsbildung Schweiz hat die jüngsten Informatik- und Mediamatik-Lernenden in einer gesamtschweizerischen, repräsentativen Erhebung befragt. Die wesentlichsten Erkenntnisse sind: Das Berufsbild der Mädchen unterscheidet sich von demjenigen der Jungen. Der frühe Kontakt mit Informatik ist Voraussetzung, damit Jugendliche eine ICT-Lehre ergreifen. Mädchen finden auf anderen Wegen in den Beruf als Jungen. IT-Anwenderunternehmen bilden deutlich unter ihrem Fachkräftebedarf aus.
ICT-Berufsbildung Schweiz ist die nationale Organisation der Arbeitswelt (OdA) für das Berufsfeld der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT). Der Verband schafft die Voraussetzungen für einen zahlenmässig ausreichenden und genügend qualifizierten Nachwuchs an ICT-Berufsleuten, ausgerichtet auf die Anforderungen von Wirtschaft und öffentlichen Verwaltungen und abgestimmt auf die internationalen Standards. Zurzeit sind rund 177‘000 Personen im Berufsfeld der ICT beschäftigt. ICT-Berufsbildung Schweiz führt im Rahmen des Berufsfeldmonitorings regelmässig Erhebungen durch und verfasst Studien zur Fachkräftesituation. Die neuesten Erkenntnisse liefert die aktuell vorliegende erste ICT-LehrbeginnerBefragung 2012. Mädchen entscheiden anders als Jungen, wenn es um die Berufswahl von Informatikerinnen und Mediamatikern (ICT-Lernenden) geht. Für 57 Prozent der Jungen war früh klar, dass sie in die Informatik wollen. Bei den Mädchen sagen das nur gerade 27 Prozent. Die Mädchen wurden deutlich stärker von aussen ermuntert in die ICT einzusteigen als die Jungen. Eine stärkere Bedeutung haben vor allem die Eltern, Vorbilder in der Familie und die Berufswerbung. Auch gewichten die Mädchen die Zukunftsaussichten (Beschäftigungssicherheit, zukünftige Bedeutung der Informatik) höher bei ihrem Berufswahlentscheid als die Jungen. Bei Letzteren ist das Interesse an der Informatik als solches der klar dominierende Entscheidungsfaktor (58 Prozent bei den Jungen
KRITERIEN FUR DIE BERUFSWAHL 70 % 60 % 50 % 40 % 40 % 20 % 10 % 0% Wollte schon immer
Vorbilder in Familie
Weiblich
Eltern haben empfohlen
Lehrperson
Berufsberatung
Schnupperlehre
Medien/ Web
Männlich
Die ICT-Lernenden haben je nach Geschlecht ein anderes Image von ihrem Beruf.
gegenüber 38 Prozent bei den Mädchen). Die jungen ICT-Lernenden haben je nach Geschlecht auch ein anderes Image von ihrem Beruf. Die Mädchen haben primär das Bild vom Büro-Job, während die Jungen dem Beruf ein Technik-Image zuschreiben. Insgesamt herrscht bei den Erstlehrjahr-Lernenden ein technisches, handwerkliches und analytisches Berufsbild vor (57 Prozent). Das Innovative, Kreative und Kommunikative wird (noch) kaum erkannt (13 Prozent). Drei Monate nach Lehrbeginn (Erhebungszeitpunkt: November 2012) hat sich das Image für 58 Prozent der Lehrbeginner positiv verändert, für 37 Prozent ist es unverändert geblieben und für 5 Prozent hat sich das Bild verschlechtert. Nicht zuletzt, um vermehrt junge Frauen für das Berufsfeld
Etwas anderes Andere lernen Gründe
der ICT zu gewinnen, ist es wichtig, dass das Berufsbild dorthin kommuniziert wird, wo es in Wirklichkeit auch ist: kommunikativ, kreativ und innovativ. Denn es ist schnell geschehen um talentierte Jugendliche. Das Potenzial einen anderen Berufsweg einzuschlagen ist gross. Selbst von denjenigen, die sich letztlich für eine ICT-Lehre entschieden haben, hat fast jeder Dritte (30 Prozent) das Gymnasium als Alternative geprüft und jede Vierte (27 Prozent) eine kaufmännische Lehre. Wie bei unseren früheren Erhebungen manifestiert sich die Feststellung, dass vor allem IT-Dienstleistungsunternehmen ihre Ausbildungsverantwortung sehr gut wahrnehmen. Jede dritte ICT-Lehrstelle ist in diesem Umfeld angesiedelt. Die öffentliche Verwaltung vermag in etwa den eigenen
Nachwuchsbedarf zu decken. Alle anderen ITBezüger (Anwenderunternehmen) bilden in Relation zu deren ICT-Fachkräftebedarf zu wenig Lernende aus. Das zeigt sich auch dadurch, dass fast die Hälfte der Befragten die Lehrstellensuche als mittel bis sehr schwierig empfunden hat. 30 Prozent der Jugendlichen mussten mehr als zehn Bewerbungen schreiben, um zu einer ICT-Lehrstelle zu kommen. 34 Prozent der ICT-Lernenden haben ihre Lehrstelle aufgrund einer Schnupperlehre gefunden, 23 Prozent durch persönliche Beziehungen. Die wichtigsten Beeinflusser im Berufswahlprozess sind in der Familie und im Bekanntenkreis zu finden: 74 Prozent bei den Mädchen und 64 Prozent bei den Jungen. Berufsberaterinnen (9 Prozent) und Lehrer (8 Pro-
Foto: Bilderbox.de / Grafikquelle: zVg
zent) haben eine nachrangige Bedeutung. Das Internet ist fast doppelt so wichtig (15 Prozent) wie Letztere. Social Media (2 Prozent) und Printmedien (1 Prozent) spielen kaum eine Rolle im Berufswahlprozess. Aus diesem Befund geht hervor, dass es sehr wichtig ist, die Eltern frühzeitig mit entsprechenden Berufsinformationen zu versorgen. Damit sich jedoch nicht eine soziale Kluft öffnet zwischen den Informierten und den Nichtinformierten, sowie denjenigen Familien, die ihren Kindern den Umgang mit Informatik ermöglichen können und denjenigen, die das nicht können, ist es entscheidend, dass alle Kinder systematisch in der Volksschule erste Erfahrungen mit Informatik machen können. Detaillierte Auswertungen unter www.ict-berufsbildung.ch/infobox-links/publikationen/studien
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Managementdiagnostik (Assessment) Fahreignungsdiagnostik von Berufslenkenden Eignungsdiagnostik in sicherheitssensiblen Organisationen Spezialabklärungen bei sicherheitsrelevanten Fragestellungen Beratung im verkehrs- und sicherheitspsychologischen Kontext
Human Resources, Development & Sportpsychologie e e e e
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Entwicklung von Bildungsmanagementkonzepten Evaluation von Aus-/ Weiterbildungen Trainingsplanung, Curriculum-Entwicklung Sportpsychologische Einzel- und Teamberatung
Information und Anmeldung IAP Institut für Angewandte Psychologie Merkurstrasse 43, 8032 Zürich Telefon + 41 58 934 83 33, info.iap@zhaw.ch
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Donnerstag, 14. März 2013
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UZ l RECHT
ABKLÄRUNG VON PROZESSCHANCEN
Vorsorgliche Beweisführung Jeder Zivilprozess birgt Risiken und ist oft mit erheblichen Kosten verbunden. Insbesondere bei Haftpflichtfällen können unnötige Prozesse vermieden werden, indem zentrale Haftungsvoraussetzungen vor Einleitung eines Prozesses mittels vorsorglicher Beweisführung abgeklärt werden.
TEXT THIERRY SPANIOL
Es kann beispielsweise das Vorliegen eines Baumangels oder die Pflichtverletzung eines Arztes durch ein gerichtliches Gutachten abklärt werden, bevor eine Klage über den darauf gestützten Haftungsanspruch eingereicht wird. Wann kommt eine vorsorgliche Beweisführung in Frage? Mit der vorsorglichen Beweisführung lassen sich drei unterschiedliche Zwecke verfolgen. Zum einen dient sie der Durchsetzung eines entsprechenden gesetzlichen Anspruchs. Grundlage für die vorsorgliche Beweisabnahme bildet in diesen Fällen folglich ein vom Gesetz ausdrücklich eingeräumter Anspruch auf Feststellung des Sachverhalts ausserhalb eines Prozesses. So räumt beispielsweise das Werkvertragsrecht dem Bauherrn das Recht ein, das Werk durch Sachverständige amtlich prüfen zu lassen.
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Weiter dient die vorsorgliche Beweisführung der Sicherung gefährdeter Beweise. Zu denken ist etwa an die vorsorgliche Einvernahme eines hochbetagten Zeugen. Gerade bei erbrechtlichen Auseinandersetzungen sind solche Konstellationen häufig. Auch die Feststellung eines Baumangels eines vom Einsturz bedrohten Gebäudes sollte im Rahmen der vorsorglichen Beweisführung abgeklärt werden. Eine vorsorgliche Beweisabnahme zur Sicherung gefährdeter Beweise ist bereits dann möglich, wenn ein weiteres Zuwarten die zukünftige Beweisführung erschwert. Dies trifft unter Umständen schon bei der Abreise eines Zeugen ins Ausland zu. Schliesslich soll die vorsorgliche Beweisführung auch die Abklärung von Beweis- und Prozessaussichten ermöglichen. Statt aufgrund eines vom Kläger erstellten Privatgutachtens einen kostspieligen Zivilprozess einzuleiten, eröffnet die vorsorgliche Beweisabnahme die Möglichkeit, vor dem Prozess ein gerichtliches Gutachten zur Abklärung bestimmter Haftungsvoraussetzungen einholen zu lassen. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt vor allem darin, dass einem gerichtlichen Gutachten im Vergleich zu einem blossen Privatgutachten ein erhöhter Beweiswert zukommt. Damit lässt sich verhindern, dass das Privatgutachten erst im Prozess durch ein gerichtliches Gutachten widerlegt wird und die ganze Klage wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzt. Sofern die Gegenpartei ihrer vertraglichen Pflicht zur Herausgabe von Dokumenten oder Berichterstattung nicht nachkommt, kann die vorsorgliche Beweisführung ebenfalls ein geeignetes Mittel sein. Die für die Feststellung einer Sorgfaltspflichtverletzung oder der Höhe des Schadens erforderlichen Auskünfte können auf diese Weise von der Gegenpartei gerichtlich eingefordert werden. Gerade bei Schadenersatzansprüchen gegen Vermögensverwalter, die ihrer Rechenschaftspflicht nicht vollumfänglich nachkommen, können so die zur Abklärung der Erfolgsaussichten notwendigen Informationen beschafft werden. Glaubhaftmachen eines Anspruches Unter welchen Voraussetzungen ist die vorsorgliche Beweisführung zur Abklärung von Prozesschancen zulässig? Wer eine vorsorgliche Beweisführung zur Abklärung der Prozesschancen wünscht, muss gemäss Bundesgericht zumindest glaubhaft machen, dass ein Sachverhalt vorliege, gestützt auf den das materielle Recht dem Gesuchsteller einen Anspruch gewähre, und zu dessen Beweis das abzunehmende Beweismittel dienen könne (BGE 138 III 76). Dies trifft zu, falls mehr für als gegen das Vorliegen eines solchen Sachverhaltes spricht das heisst, die Wahrscheinlichkeit des Behaupteten über 50 Prozent liegt. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sämtliche Voraussetzungen eines allfälligen Haftpflichtanspruches glaubhaft gemacht werden müssen. Namentlich die mit der vorsorglichen Beweisführung bezweckte Abklärung einer Sorgfaltspflichtverletzung muss weder bewiesen noch glaubhaft gemacht werden. Die Abklärung allfälliger Sorgfaltspflichtverletzungen stellt einen
RECHT l UZ
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gen. Falls die Einholung eines gerichtlichen Gutachtens gewünscht wird, müssen die vom Sachverständigen zu beantwortenden Fragen für den Richter ebenfalls vorformuliert werden. Schliesslich ist darauf zu achten, dass die für den Haftungsanspruch geltenden Verjährungs- und Verwirkungsfristen durch die Beantragung einer vorsorglichen Beweisabnahme nicht gewahrt oder unterbrochen werden können. Mit einem Gesuch um Einholung eines gerichtlichen Gutachtens zur Feststellung eines Baumangels im Rahmen der vorsorglichen Beweisführung können daher weder die für die Geltendmachung von Mängeln anwendbare Rügefrist noch die für den Haftungsanspruch laufende Verjährungsfrist gewahrt werden. Hierzu bedarf es separater Rechtshandlungen.
Das Werkvertragsrecht räumt dem Bauherrn das Recht ein, das Werk durch Sachverständige amtlich prüfen zu lassen. Foto: Bilderbox.de
klassischen Fall der vorsorglichen Beweisführung dar. Ein entsprechendes Gesuch darf vom Gericht daher nicht mit der Begründung zurückgewiesen werden, aufgrund bereits vorliegender Privatgutachten erscheine es nicht glaubhaft, dass eine Sorgfaltspflichtverletzung vorliege. Praktische Überlegungen Anders als bei einem bereits rechtshängigen Prozess kann sich der zur Anordnung der vorsorglichen Beweisführung angerufene Richter selbst noch kein genaues Bild über die für die Beurteilung eines Anspruches relevanten Beweisthemen machen. Beim Gesuch um vorsorgliche Beweisführung muss daher dargelegt werden, weshalb ein bestimmtes Beweismittel für die Abklärung der Prozesschancen überhaupt relevant ist. Darüber hinaus ist der Gesuchsteller verpflichtet, die Beweismittel möglichst präzise zu beschreiben. Konkret bedeutet dies, dass die vom Gericht einzufordernden Dokumente genau bezeichnet werden müssen. Damit soll unter anderem eine unzulässige Beweisausforschung verhindert werden. Bei einer beantragten Zeugeneinvernahme ist es sodann Aufgabe des Gesuchstellers, dem Gericht die an den Zeugen zu richtenden Fragen vorzule-
Schranken der vorsorglichen Beweisführung Die vorsorgliche Beweisabnahme dient nicht der Erforschung des Sachverhalts, sondern dessen Beweis. Der Gesuchsteller muss daher den Anspruch begründenden Sachverhalt möglichst konkret und glaubhaft darlegen. Durch das Gericht anzufordernde Urkunden sind so zu bezeichnen, dass diese von der zur Herausgabe verpflichteten Partei ohne weiteres ermittelt werden können. Nur so lassen sich «fishing expeditions» beziehungsweise blosse Beweisausforschungen vermeiden. Wie im ordentlichen Beweisverfahren hat das Gericht auch bei der vorsorglichen Beweisabnahme die erforderlichen Massnahmen zum Schutz des Geschäftsgeheimnisses zu treffen. Die Schutzmassnahmen müssen verhältnismässig sein und sind auf das Erforderliche zu beschränken. Zu denken ist an die Beschränkung des Akteneinsichtsrechts oder die Teilabdeckung von Urkunden. Die Beweisabnahme ist nur dann vollständig zu verweigern, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, das schutzwürdige Interesse der betroffenen Partei zu wahren. Fazit Die vorsorgliche Beweisführung ist vor allem in zwei Fällen zu empfehlen. Einerseits, wenn die oft erst Monate nach Einleitung eines Prozesses vom Gericht durchgeführte Beweisabnahme durch ein solches Zuwarten erschwert oder gar vereitelt würde. Andererseits ist die vorsorgliche Beweisabnahme dann angezeigt, wenn vor dem Prozess das Vorliegen einer zentralen Haftungsvoraussetzung isoliert abklärt werden soll. Einem potentiellen Kläger wird so ermöglicht, den Entscheid, einen Prozess und den damit verbundenen Aufwand auf sich zu nehmen, gestützt auf ein gerichtliches Gutachten zu treffen.
DER AUTOR Thierry Spaniol, Rechtsanwalt, LL.M. ist Partner in der Anwaltskanzlei Zulauf BürgiPartner in Zürich. Zu seinen bevorzugten Arbeitsgebieten gehören das Banken-, Versicherungs-,Gesellschafts- und Insolvenzrecht.
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UZ l UNTERNEHMERFORUM
BEI DER NACHFOLGEREGELUNG BESTEHT EIN VIELSCHICHTIGER HANDLUNGSBEDARF
Komplexe Nachfolgeplanung Bei vielen Unternehmerinnen und Unternehmern löst nur schon der Gedanke an die frühzeitige Regelung der eigenen Nachfolge so viel Kopfzerbrechen aus, dass er auch gleich wieder verdrängt wird und in der Hektik des Tagesgeschäfts unterzugehen droht. Aufgrund der Komplexität von Nachfolgeplanungen, empfiehlt es sich, die Situation zusammen mit einem unabhängigen Team mit unterschiedlichen und ergänzenden Kernkompetenzen frühzeitig zu analysieren.
TEXT FRANZISKA MÜLLER TIBERINI, RETO ARNOLD, MARKUS ALDER
Eine Vielzahl persönlicher wie auch unternehmerischer Entscheide sind im Hinblick auf die Nachfolgeplanung zu fällen: Erbangelegenheiten, güterrechtliche Regelungen, Finanzierungs- und Budgetplanung für den nächsten Lebensabschnitt, Gespräche in der Familie, Steuerthemen, Strategie für das Unternehmen für eine nachhaltige Existenz im Markt, sowie auch die Suche nach möglichen externen Nachfolgern, um nur eine Auswahl von Themen zu nennen. Bei Familienunternehmen sind unter anderem folgende Fragen zu klären: Wollen wir das Unternehmen auch in der nächsten Generation «gemeinsam besitzen» und wenn ja, wie machen wir das, das heisst nach welchen Regeln, Gesichtspunkten gehen wir diesen Prozess an und wie setzen wir dies erfolgreich um? Bei der Regelung der Nachfolge des Unternehmens besteht immer ein rechtlicher Handlungsbedarf, und sei es auch nur, um einen allfälligen Verkauf des Unternehmens in einem einwandfreien Vertrag festzuhalten. In den meisten Fällen – und insbesondere auch bei der Nachfolge in Familienunternehmen – empfiehlt es sich, rechtzeitig die notwendigen rechtlichen Vorbereitungen an die Hand zu nehmen, um die vielfältigen familiären, unternehmerischen und auch steuerlichen Gesichtspunkte auf eine optimale Unternehmensnachfolge ausrichten zu können. Dies kann bei der Abfassung von Eheund Erbverträgen beginnen. Diese wiederum sind in Einklang mit sogenannten Aktionärbindungs- oder Gesellschafterverträgen zu bringen, welche sich bei allen Unternehmen aufdrängen, welche nicht einer Person alleine gehören. Aktionärbindungs- und Gesellschafterverträge enthalten für gewöhnlich jedoch nicht nur Bestimmungen im Hinblick auf eine Nachfolge, sondern regeln darüber hinaus auch das «Zusammenleben» zwischen den einzelnen Inhabern zu Themen wie Organisation der Unternehmensführung (Besetzung Verwaltungsrat beziehungsweise Geschäftsleitung), Fällung
preferred leaders club
Das Unternehmer Forum Schweiz ist ein im Jahre 1998 gegründetes Bildungsinstitut für Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungskräfte. Die jährlich von weit mehr als tausend Persönlichkeiten besuchten Veranstaltungen zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug und ein erstklassiges Netzwerk aus. Über allem steht der preferred leaders club. Dort werden Unternehmens- und Fachfragen das ganze Jahr über von kompetenter Seite beantwortet. www.unternehmerforum.ch www.plc.unternehmerforum.ch
wichtiger Entscheide im Unternehmen, Dividendenpolitik und Übertragungsbeschränkungen (Kaufs- und Vorkaufsrechte), um nur einige zu nennen. Und schliesslich muss meist auch das Unternehmen selbst unter rechtlichen Gesichtspunkten auf die Nachfolge vorbereitet werden. Allfällige im Zusammenhang mit einer Unternehmensnachfolge verbundene Steuerfolgen sind ebenfalls möglichst zu Beginn des Nachfolgeprozesses frühzeitig zu analysieren und sodann zu minimieren. Sofern in einer Kapitalgesellschaft unterschiedliche Geschäftstätigkeiten zusammengefasst sind oder Immobilien gehalten werden, kann es gegebenenfalls notwendig sein, diese mittels einer Umstrukturierung rechtlich voneinander zu trennen. Zudem sollte vor einer Nachfolgeplanung jeweils geprüft werden, ob durch Anpassungen in der Wertschöpfungskette bzw. Struktur der Unternehmenswert nachhaltig gesteigert werden kann (Schaffung einer Holdingstruktur, Nutzung von Steuerprivilegien). Für den Gesellschafter ist es von zentraler Bedeutung, dass der Verkaufserlös bei ihm einen steuerfreien privaten Kapitalgewinn darstellt. Um dies sicherzustellen, empfiehlt es sich daher, bei den zuständigen Steuerbehörden eine rechtsverbindliche Bestätigung einzuholen. Sofern der Geschäftsbetrieb als Einzel-
In den meisten Fällen – und insbesondere auch bei der Nachfolge in Familienunternehmen – empfiehlt es sich, frühzeitig die notwendigen rechtlichen Vorbereitungen an die Hand zu nehmen. Foto: Bilderbox.de
unternehmen oder als Personengesellschaft geführt wird, realisiert der Inhaber durch den Verkauf seines Unternehmens grundsätzlich steuerbares Einkommen. Durch eine frühzeitige steuerneutrale Umstrukturierung des Unternehmens können die Steuerfolgen jedoch vielfach eliminiert werden. Ziel einer umfassenden professionellen Beratung muss es sein, sämtliche bei der Nachfolgeregelung involvierten Parteien bei der Standortbestimmung zu unterstützen und eine Agenda zu erarbeiten, die das «Wie» und «Wann» mit Prioritäten festlegt. Somit kann Klarheit geschaffen werden, wie und wann der Prozess der Nachfolge oder des Generationenwechsels vorzunehmen ist.
DIE AUTOREN Franziska Müller Tiberini, Gründerin von familienunternehmen.ch / Reto Arnold, dipl. Steuerexperte und Partner bei PrimeTax AG / Markus Alder, Rechtsanwalt und Partner bei Thouvenin Rechtsanwälte. Als interdisziplinäres Team beraten die drei Experten Unternehmen bei Fragen der Nachfolgeplanung.
SIVG l UZ
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VERWALTUNGSRATSHONORAR
Sozialversicherungen für ausländische VR TEXT STEFANIE MEIER-GUBSER *
Die Verwaltungsrat-Tätigkeit gilt in der Schweiz sozialversicherungsrechtlich als unselbständige Erwerbstätigkeit, das Honorar somit als beitragspflichtiger Lohn (jedenfalls dann, wenn es nicht an eine juristische Person ausbezahlt wird). Bei ausländischen Verwaltungsräten kann dies zur einer bösen Überraschung führen: Sie sind – je nach Situation – für ihr gesamtes Einkommen in der Schweiz beitragspflichtig. Zwei Hauptkonstellationen sind zu unterscheiden: 1. Verwaltungsrat ist EUoder EFTA-Bürger, 2. Verwaltungsrat ist Drittstaats-
angehöriger. (Für EU-Bürger gelten seit 1. April 2012 die Verordnungen EG 883/2004 und EG 987/2009, für EFTA-Bürger weiterhin die Verordnungen EWG 1408/71 und 574/72. Für Drittstaatsangehörige haben allfällige bilaterale Abkommen Gültigkeit.) EU-/EFTA: Bei gleichzeitig selbständiger und unselbständiger Tätigkeit in mehreren Staaten geht die unselbständige Erwerbstätigkeit vor. Doppelunterstellungen – wie sie nach den alten Verordnungen möglich waren – gibt es nicht mehr. Der im Ausland ausschliesslich selbständig erwerbstätige Verwaltungsrat einer
Das jedes Verwaltungsratsmitglied persönlich und solidarisch für nicht bezahlte Beiträge und Steuern haftet, empfiehlt sich die Prüfung der sozialversicherungsund steuerrechtlichen Situation ausländischer Ver waltungsräte. Foto: Bilderbox.de
Schweizer AG ist für sein gesamtes Einkommen in der Schweiz beitragspflichtig. Er bleibt jedoch dem Sozialversicherungsrecht seines Wohnsitzstaates unterstellt, sofern er dort (zusätzlich) zu mindestens 25 Prozent unselbständig erwerbstätig ist.
Unselbständig Erwerbstätige, die für mehrere Arbeitgeber mit Sitz in verschiedenen Staaten tätig sind, bleiben dem Recht des Wohnsitzstaates unterstellt. Die Schweizer Arbeitgeberin muss mit der ausländischen Sozialversicherung abrechnen.
Drittstaaten: Die Unterstellung richtet sich nach den jeweiligen Sozialversicherungsabkommen. Eine Doppelunterstellung ist möglich.
*Stefanie Meier-Gubser ist Geschäftsführerin sivg
MUT – GLAUBE – VERÄNDERUNG
Die Megatrends Sich mit der Zukunft und Trends zu beschäftigen heisst, auch seine Zukunft selbst zu gestalten und nicht von Neuem überrascht zu werden.
Die Analyse und Interpretation von Entwicklungen und Trends ist eine laufende und notwendige Aufgabe einer Unternehmensführung. Von Megatrends wird gesprochen, wenn diese unser Leben über grössere Zeiträume grundlegend verändern. Solche Megatrends haben die Charakteristik eines Anhaltens von mehreren Jahrzehnten und sind global spürbar. Trendforscher sprechen je nach Literatur von zehn oder mehr Megatrends. Die aus unternehmerischer Sicht wichtigsten sind: Bildung, Ökologie, vernetzte Welt, Globalisierung, Mobilität, Arbeitsmodelle, Individualisierung, Demografie-wandel und Gesund-
heit. Am etablierten KMU SWISS Forum vom 16. Mai 2013 schildern erfahrene Unternehmer als Referenten deren Umgang MIT Trends. Sie zeigen auch wie sie diese Veränderungen in ihren Geschäftsmodellen nutzen und umsetzen. Unternehmerische Persönlichkeiten wie JeanClaude Biver (Hublot), Prof. Dr. Kurt Grünwald (Fernfachhochschule Schweiz), Matthias Keller (UMB), Christoph Häring (Häring & Co.), Dr. Oliver Vietze (Baumer Group) und Martin Huldi (Aduno) werden an diesem Tag aus dem Vollen schöpfen. Die Teilnehmer des Forums sollen sich motivieren mit Trends umzugehen und dadurch nachhaltig zu profitieren. KMU SWISS freut sich unternehmerisch denkende Persönlichkeit in Baden zu begrüssen. www.kmuswiss.ch
K M U S W I S S V E R A N S TA LT U N G E N : 06.03.2013 KMU SWISS Infotable Spezial: «Automobilsalon Genf mit Hyundai», Letztes Jahr war der Besuch des Autosalons in Genf ein voller Erfolg. Diesen möchten wir dieses Jahr noch spezieller gestalten und wir werden in exklusiver Gesellschaft am 2. Pressetag nach Genf reisen - reservieren Sie sich dieses Datum! 12.03.2013 KMU SWISS Stammtisch (Für KMU SWISS Mitglieder und deren Gäste): «Wie Mitarbeiterumfragen zur besserer Führung verhelfen», Welches sind die zentralen Faktoren der Mitarbeiterzufriedenheit? Wie erhalten Sie diese Informationen und wie können Sie damit in der Führung korrekt mehr erreichen? Das interaktive Referat - ergänzt mit livePraxisbeispielen - liefert einfach umsetzbare Antworten. 16.05.2013 KMU SWISS Forum 2013: «Mut-Glaube-Veränderung: Megatrends»; Haben Sie Mut zur Veränderung, wecken Sie den Individualisten in Ihnen, wagen Sie sich Neues, beobachten Sie Trends und entfalten Sie Ihre Kreativität anhand der spannenden Präsentationen unserer Referenten! Sichern Sie sich bereits heute einen Platz und seien Sie dabei!
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Ratgeber
Innovationsmanagement für KMU; Kurt Schori, Andrea B. Roch, Haupt Verlag, 176 Seiten, gebunden, CHF 48.– ISBN 978-3-258-07749-9
Trend Tools; Ralph Scheuss, Walhalla Fachverlag, 149 Seiten, gebunden, CHF 24.50 ISBN 978-3-8029-39969
Ideen für die Schweiz; Gerhard Schwarz, Urs Meister NZZ Libro, 324 Seiten, broschiert CHF 38.– ISBN 978-3-03823-821-8
Innovationsmanagement für KMU Wenn die Wertschöpfung in den industrialisierten Ländern auf dem aktuellen Niveau gehalten werden soll, bedarf es einiger Anstrengungen. Dazu gehören die Steigerung der Innovationskraft, die Optimierung von Prozessen und last but not least müssen immer wieder neue Produkte auf den Markt gebracht werden. Nicht selten muss das Geschäftsmodell erneuert werden. Einen wesentlichen Teil dieser Innovationen erbringen KMU, sie überlassen die geeigneten Strukturen und Prozesse im Unternehmen nicht dem Zufall. Die Publikation liefert einen Überblick über den aktuellen Wissensstand und schafft den Bezug zur Praxis eines KMU. Trend Tools Zukunftsmärkte erkennen, Zukunftskompetenz aufbauen und entwerfen. Der Autor präsentiert die besten Instrumente aus dem Zukunftsmanagement, kompakt und in praktisch nutzbarer Form. Die Anregungen lassen attraktive Marktkräfte entdecken, Entwicklungen zu hinterfragen und Zukunftschancen zu nutzen. Jedes Denkwerkzeug besteht aus einer kurzen Erläuterung, markanten Grafiken und hilfreichen Tipps zum weiteren Vorgehen. Screeing, Trendradar, Hot Spots, Marktkräfte-Check, Bench-Learning, Impact Analyse, Forecasting, Backcasting sind nur einige Stichworte aus dem reichhaltigen Repertoir des Autors. Ideen für die Schweiz Die Schweizer Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren robust entwickelt, dies nicht zuletzt auch wegen der Reformen, die im Gefolge der Wachstumsschwäche der 90er-jahre eingeleitet wurden. Es besteht aber kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Es drohen Überalterung, steigende Gesundheitskosten, Engpässe in den Infrastrukturen, Zersiedlung um nur einige der Probleme zu erwähnen. Avenir Suisse hat daher einen Strauss möglicher Reformen zusammengestellt und in Buchform präsentiert. Der Think Tank präsentiert kein umfassendes Programm, zeigt aber an 44 Beispielen, welche Ideen und Denkanstösse für die erfolgreiche Schweiz von morgen möglich wären.
Facebook macht blöd; blind und erfolglos, Anitra Eggler, orell füssli Verlag, 224 Seiten, gebunden, CHF 26.90 ISBN 9-783280-054956
Die neuen Asiaten; Urs Schoettli, NZZ Libro, 368 Seiten, broschiert CHF 38.– ISBN 978-3-03823-826-3
Schluss mit halben Sachen; Im Verkauf, Oliver Schumacher, Business Village, 200 Seiten broschiert CHF 37.90 ISBN 978-3-86980-181-0
Facebook macht blöd, blind und erfolglos Vom Smartphone versklavt, ständig erreichbar, die Autorin nennt das SklavenPhonitis und bietet erste Hilfe für das digitale Ich. Wenn jemand mehr „Freunde“ auf Facebook als im echten Leben hat , sollte das zu denken geben. Anitra Eggler mokiert ich über Leute, die viel Zeit in soziale Netzwerke investieren und wenig Nutzen daraus ziehen,. Mithilfe gnadenloser Selbsttests kann sich der Leser analysieren, eine knallharte Diagnose stellen und anschliessend mit der Therapie beginnen. 55 kreative Heilmittel für eine radikale Kur verspricht die Autorin. So wird Stress minimiert, Zeit eingespart und der Erfolg stellt sich ein. Ein Must-have für online-affine Menschen. Die neuen Asiaten Der Generationenwechsel, der sich in Asien vollzieht, betrifft uns alle. Der Autor beleuchtet die Veränderungen und Konstanten, die sich im Übergang der politischen und wirtschaftlichen Macht von der 68-er-Generation auf deren Nachkommen ergeben. Daraus resultieren kulturelle und soziale Folgen. Es geht um die drei Generationen zwischen 1930 und 1945, zwischen 1946 und 1970 und nach 1971 Geborenen. Gegliedert wird das Thema in die Vorgeschichte von China, Korea, Japan, Südostasien, Indien, Pakistan u.a. Die Zeitgeschichte der drei Generationen zeigt die wirtschaftlichen, sozialen, geopolitischen und demografischen Rahmenbedingungen und die Konsequenzen, die der Generationenwechsel in Asien für Europa haben wird. Schluss mit halben Sachen im Verkauf Mehr Kundenbesuche, bessere Präsentationen, mehr Rabatte, war und ist dies immer noch das Erfolgsrezept? Viele Verkäufer verschenken ihren Umsatz an die Konkurrenz weil sie halbe Sachen machen. Ein Verkäufer muss ein Multitalent sein. Motivation, Kommunikation und Organisation – dieser Dreiklang macht erst Verkaufserfolge möglich. Das „Weiter so wie bisher“ hat ausgedient. Ein erfolgreicher Verkäufer darf nicht zum Routinier mutieren. Der Verkaufsalltag soll systematischer, professioneller und wirtschaftlicher angegangen werden. Der Autor war selber zehn Jahre lang Verkäufer im B2BBereich und weiss, wovon er spricht. Er sagt, wie man es Kunden leichter macht, ja zu sagen.
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10 FRAGEN AN l UZ
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SERGE AERNE
Mit Gedankenaustausch Fehler vermeiden 1. Warum sind Sie Unternehmer geworden? Schon immer hat mich der Gedanke fasziniert, die eigene Entscheidungsfindung in die Realität umzusetzen – trotz der damit verbundenen Pflichten und Verantwortungen. Und weil es in der Beruflichen Vorsorge meiner Meinung nach immer noch sehr viel Optimierungspotenzial gibt, war und bin ich motiviert, eine innovative und transparente Pensionskasse für alle versicherten Personen zu schaffen.
6. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer einmal gerne getroffen? Als Unternehmer muss man mehrere Attribute miteinander vereinen. Deshalb würde ich mich auch gerne mit mehreren Persönlichkeiten treffen. Wenn es um Geschäftstüchtigkeit und Innovation geht, denke ich an Steve Jobs, über Durchhaltevermögen und Kampfgeist würde ich gerne mit Michael Jordan diskutieren, und vorbildhaften Pionier- und Unternehmergeist verkörpert Gottlieb Duttweiler.
2. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Ich habe mir mit der Phoenix Pensionskasse meinen Traumjob bereits geschaffen.
7. Worüber können Sie sich ärgern? Über sehr viele Kleinigkeiten. Selbst wenn sich im Nachhinein fast immer herausstellt, dass es sich einmal mehr nicht gelohnt hat.
3. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Leider sind viele Pensionskassen in ihren Strukturen festgefahren und dadurch unnötig träge. Diesem Image tritt die Phoenix Pensionskasse mit ihrer jungen und dynamischen Art ganz bewusst entgegen. 4. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Als ich mich mit 22 Jahren für die Selbstständigkeit entschieden habe, war dies sicherlich ein prägendes Erlebnis. Das bislang höchste Gefühl erlebte ich jedoch am 23. Dezember 2011, als ich die Gründungsurkunde der Phoenix Pensionskasse in den Händen hielt. 5. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Meine Brille nicht von Anfang an bei … gekauft zu haben. Scherz beiseite: Als Unternehmer fällt man täglich sehr viele Entscheidungen. Naturgemäss liegt man dabei nicht immer richtig. Bis jetzt habe
SERGE AERNE Unternehmen: Phoenix Pensionskasse Position: Vorsitzender der Geschäftsleitung Erster Job: In den Ferien verdiente ich mein erstes Geld als Hilfsarbeiter auf der Baustelle Werdegang: Studium zum Betriebsökonom sowie anschliessendem Abschluss als MBA. Bevor Serge Aerne im 2011 die Phoenix Pensionskasse mitgründete, war er in der Vermögensberatung und Verwaltung selbständig und als Direktionsmitglied einer Generalunternehmerin für Anlage- und Vorsorgelösungen für die Leitung der Kundenbetreuung und des Vertriebs verantwortlich. Ausbildung: Nach dem KV habe ich Weiterbildung im Anlagesektor genossen. Anschliessend Betriebsökonom bis zum MBA. Liebste Hobbies: Familie und Arbeit Zivilstand: verheiratet und zwei Kinder
ich zum Glück nur kleine Fehler begangen und noch keine falschen Entscheidungen mit ernsthaften Konsequenzen getroffen. Bei der Phoenix Pensionskasse unterstützt mich ein kompetentes Team. Der rege Gedankenaustausch und die offene Gesprächskultur verhindern die meisten Fehler schon sehr früh.
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8. Wie erholen Sie sich vom Stress? Wenn ich meine Familie um mich habe, bin ich von der Arbeitswelt losgelöst. In der Welt meiner Kinder hat das Wort Stress noch absolut keine Bedeutung. 9. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich durch den zentralen Standort, ihre Kaufkraft sowie das verhältnismässig stabile Umfeld aus. Ich hoffe, dass unser Vorsorgesystem den Prüfungen der Zeit standhält und weiterhin – in meinen Augen – eines der fortschrittlichsten und sichersten bleibt. 10. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Dass unser Land weiterhin unabhängig bleibt. Und dass die Schweiz auch in Zukunft herausragende Persönlichkeiten aus Forschung, Sport oder Wirtschaft hervor bringt, die das kleine Land auf dem internationalen Parkett vertreten.
IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 7. Jahrgang (19. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch Verlagsleitung: Jonas Hugentobler, hugentobler@unternehmerzeitung.ch Redaktion: Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Salome Kern, kern@unternehmerzeitung.ch; Fabia Bernet, bernet@unternehmerzeitung.ch Layout und Produktion: Bruno Strupler, print@unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Markus Alder, Reto Arnold, Hans-Heinrich Aenishänslin, Christian Bühlmann, Elisa Elschner, Gregor Dossenbach, Fredy Gilgen, Stefanie Meier-Gubser, Simone Leicht, Franziska Müller Tiberini, Aureliuz Pędziwol, Timothy Pfannkuchen, Othmar Simeon, Thierry Spaniol, Rudolf Strahm, Ruedi Stricker, Martina Dalla Vecchia, Stefan Vogler, Nena Weibel Anzeigen: Maureen Malhis, malhis@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2012: 44 818 Exemplare Druck: NZZ-PRINT, Schlieren, Zürich; Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen keine Haftung übernommen Die Unternehmer Zeitung ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, OSEC BusinessNetwork, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, BFE Bundesamt für Energie, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW. Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland; ATTIKA, das Zürcher Magazin; SWISS-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung: VR-Praxis und BUSINESSCLASS
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UZ l DIE LETZTE
DIE GESCHLECHTERFRAGE
Aus dem Tagebuch einer Gleichstellungsbeauftragten TEXT RUEDI STRICKER
Montag Sitzung mit dem Stadtrat. Die Präsidentin schreibt das Protokoll selber, der Sekretär sei im Vaterschaftsurlaub. Beim Nachtessen mit Heinz gestritten. Keine Ahnung, was der mit dem Haushaltsgeld macht. Dienstag Die Krankenkasse weigert sich, die Geschlechtsumwandlung von Heinrich K. zu übernehmen, da er bei der Aufnahme in die Kasse wesentliche Fakten zu seiner sexuellen Orientierung verschwiegen habe. Abends nicht mit Heinz gestritten. Mittwoch Das Studio Venus sucht eine Liebesdienerin für eine Teilzeitstelle. Der homosexuelle Robert C. beschwert sich wegen der Absage auf seine Bewerbung. Den Fall der Rechtsabteilung übergeben. Habe keine Lust, mich mit diesen Weibern von der Venus GmbH herumzuschlagen. Donnerstag Stundenlang mit dem Journalistenverband EMails ausgetauscht. Die wollen nicht einsehen, dass die Formulierung «Verbrecherinnen und Verbrecher» tendenziös ist. Über achtzig Prozent der Gewaltverbrechen werden von Männern zwischen 18 und 28 Jahren verübt. Hätte nach dem Essen gern mit Heinz gestritten, aber der war mit Freunden im Ausgang.
Mittwoch Kopfschmerzen. Wie immer am Monatsende. Am Mittag doch noch ins Büro gegangen und mit Käser gesprochen. Die Krankenkasse würde 20 Prozent an die Geschlechtsumwandlung zahlen, aber jetzt will Käser nicht mehr. Er hat sich versehentlich in eine Frau verliebt. Männer . . . Donnerstag Wieder dieser Journalistenverband. Wir einigen uns auf meinen Kompromissvorschlag: «Bei Personen und Gruppen, deren Bezeichnung ethisch neutral oder positiv besetzt ist, wird grundsätzlich die weibliche Form benützt, in anderen Fällen die männliche.» Heinz hat gut gekocht und diskutiert ausnahmsweise recht vernünftig. Freitag Die Erzfundamentalisten verlangen jetzt, dass Kinder neutral erzogen werden und bei Eintreten der Mündigkeit über ihr Geschlecht entscheiden dürfen. Als ob eine Achtzehnjährige entscheiden könne, ob sie mit 62 oder 65 pensioniert werden will. Heinz hat einen schlechten Tag und sucht Streit. Gehe mit Priska eins trinken. Samstag Hätte gern ausgeschlafen, Heinz gibt keine Ruhe und schleppt Cappuccino ans Bett. Sonntag Ausgeschlafen. Heinz hat Kopfschmerzen und kann nicht Kaffee kochen. Männer...
Freitag Überstunden kompensiert und shoppen gegangen: Eine Schlagbohrmaschine und rote Schuhe. Und schwarze Unterwäsche; Heinz hat morgen Geburtstag. Samstag Ausgeschlafen, Heinz verführt und Cappuccino ans Bett gebracht. Sonntag Ausgeschlafen, Heinz verführt und Cappuccino ans Bett bekommen.
RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Speicher AR. www.stricker-consulting.ch
Montag Sitzungsmarathon in Bern. Gleichstellungsfanatiker verlangen von den Versicherungsgesellschaften gleiche Prämien für Mann und Frau, obwohl die Frauen weniger Unfälle machen. Ausgebrannt nach Hause gekommen und mit Heinz gestritten. Die intellektuelle Entwicklung meines Gatten scheint den Zenit überschritten zu haben. Dienstag Überstunden kompensiert und gelesen. «Wenn die Evolution ins Casino geht – Chancen und Risiken der sexuellen Fortpflanzung». Am Abend erfolglos versucht, mit Heinz ein Gespräch zu führen. Danach erfolgreich eine Flasche Amarone geleert.
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Montag Wieder Käser im Büro gehabt. Seine neue Geliebte hat einen Anderen, und die Krankenkasse hat sein Dossier geschlossen. Erklärt, dass ich das nicht nochmals mitmache und ihn rausgeworfen. Bei Anzüglichkeiten und Drohungen hört mein Verständnis auf. Heinz findet, ich sei zu hart. Der hat gut lachen hinter seinen Pfannen und Bügeleisen.
Dienstag Überstunden kompensiert und shoppen gegangen. Die Schlagbohrmaschine gegen das grössere Modell eingetauscht. Danach zum Coiffeur. Wieso zahlen Frauen viel mehr als Männer für einen Haarschnitt? Werde mir eine Coiffeuse suchen. Mittwoch Das Studio Venus würde Robert C. doch einstellen. Bedingung: Er zieht seine Klage zurück und akzeptiert einen Vertrag mit einem Pensum von 10 statt 50 Prozent. Nicht als Liebesdiener, aber im Backoffice. Das wird nicht einfach. Donnerstag Meine Haare sind eine Katastrophe. Sonja von Coiffure Z flickt das Schlimmste vom Dienstag notdürftig. Über den Preis werde ich das nächste Mal mit ihr reden.
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