UnternehmerZeitung_4_2012

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Nr. 4, April 2012 18. Jahrgang, SFr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

Rechtssicherheit

Nachhaltig

Carl Baudenbacher, Vorsitzender des Efta Gerichtshofs, ist vom EWR Ăźberzeugt. ÂŤDer EWR schafft RechtssicherheitÂť meint er in unserem Interview

Nachhaltig wirtschaften setzt sich immer mehr auch auf internationaler Ebene durch. Lesen Sie Ăźber eine neue Art der Zusammenarbeit

Seite 18

Seite 24

EUROPA WIRTSCHAFT UND POLITIK

Das grosse Potenzial von SĂźdkorea Seite 20 GELD Gute Anlagefonds bieten auch in einem schwierigen Marktumfeld Chancen Seite 34 UNTERNEHMEN Ein Interview mit Richard Jager von Randstad, dem Managing Director des drittgrĂśssten Stellenvermittlers in der Schweiz Seite 50 10 FRAGEN AN

Der Finanzplatz Schweiz steht vor Jahren der Neuorientierung – die Finanzwirtschaft muss näher an die Realwirtschaft rĂźcken. Foto: Bruno Strupler

Carolina MĂźller-MĂśhl, Inhaberin der MĂźller-MĂśhl Group Seite 75 ZĂœRCHER UNTERNEHMER Interview mit Guido Fluri, dem erfolgreichen Investor und Mäzen Seite 67

Finanzplatz Schweiz Mit der Einschränkung des Bankgeheimnisses gehÜrt das Geschäft mit der Steuerhinterziehung der Vergangenheit an. Die VermÜgensverwaltung als wichtigstes Mas-

sengeschäft wird schrumpfen. Der Finanzplatz braucht daher neue Geschäftsfelder. Der Bedarf ist da. So braucht die Realwirtschaft bessere Finanzdienstleister. Seite 10 Anzeige

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EDITORIAL l UZ

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Die Macht des Faktischen Tatsachen haben einen dicken Kopf. Man kann versuchen, sie zu ignorieren. Aber sie verschwinden deshalb nicht. Es hatte daher im vergangenen Jahr etwas Surreales an sich, dass die Schweiz im Wahlkampf ihr Verhältnis zu Europa fast vollständig ausblendete. Gerade die Parteien der Mitte, die sich sonst als Stimme der Wirtschaft verstehen, wollten nicht über unser Verhältnis zu unseren wichtigsten Handelspartnern sprechen. Nun diskutiert die Schweiz wieder über ihr Verhältnis zu Europa. Das ist gut so. Aber immer noch haben gerade die Parteien der Mitte Mühe, den Tatsachen ins Auge zu blicken. Die EU hat schon vor anderthalb Jahren erklärt, dass sie den bilateralen Weg nicht weitergehen wird. Wer die EU kennt, der weiss, dass sie es nicht nur ernst meint, sondern sich auch daran halten wird. Die Schweiz hat das Spiel mit der Realitätsverweigerung schon einmal durchgespielt. Das Bankgeheimnis sei nicht verhandelbar, wurde immer wieder erklärt. Innerhalb einer einzigen Woche im Frühling 2009 brach das Tabu. Die Schweiz musste das Bankgeheimnis aufgeben, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Die UBS reichte Kundendaten an die US-Behörden weiter und lieferte der amerikanischen Justiz damit wertvolles Material, um gegen weitere Banken vorzugehen. Das Ende ist noch nicht abzusehen. Der Finanzplatz Schweiz ist derzeit damit beschäftigt, die Folgen des Tabubruchs zu bewältigen. Ob ihm das gelingt, ist offen. Wer sich zu lange mit dem Geschäft mit der Steuerhinterziehung gemästet hat, wird nun eine Diät vor sich haben. Man könnte auch versucht sei n, die Energiepolitik im gleichen Licht zu sehen: Lange haben die grossen Energieversorger auf Atomstrom gesetzt. Innerhalb weniger Wochen kam die Energiewende. Nun schmelzen die Gewinne von BKW, Axpo und anderen.

5 NEWS 6 Impressum

WIRTSCHAFT UND POLITIK 9 10 16 18

Persönlich Titelgeschichte: Finanzplatz Schweiz Rudolf Strahm über die Kartellgesetz-Revision Interview mit Carl Baudenbacher, Vorsitzender des Efta-Gerichtshof 20 Exportserie Teil III: Südkorea

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Die saubere Wirtschaft wird global Interview mit Peter Droege, Präsident Eurosolar Schweizer Lösungen für Singapur Cleantech News

GELD 32 Fredy Gilgen präsentiert Perlen der OTC-Börse 34 Anlagefonds bleiben interessant 37 Schweizer Banken vernachlässigen Social-Media-Auftritt

K O M M U N I K AT I O N 40 ERP für Supply Chain Management 45 Ruedi Noser zum Thema ICT-Nachwuchs

UNTERNEHMEN 50 Randstad, Nr. 3 der Stellenvermittler in der Schweiz

52 ochs und junior, der Luxus-Uhren Start-up 54 AP Dialog, Telemarketing-Unternehmen integriert sehbehinderte Mitarbeiter

56 Serie PIONIERE: Tribelhorn baute Elektroautos vor 100 Jahren

RECHT

Ist es wirklich nötig, in der Europapolitik das gleiche Muster zu wiederholen? Wäre die Schweiz nicht besser beraten, diesmal frühzeitig den Tatsachen ins Auge zu schauen? HSG-Professor Carl Baudenbacher erläutert im Interview, wohin der Weg gehen könnte.

62 Arbeitsrecht: Mitarbeiter-Haftung 64 Die Ordentliche Generalversammlung

ZÜRCHER UNTERNEHMER 67 Interview mit Guido Fluri, Investor und Mäzen

10 FRAGEN AN 75 Carolina Müller-Möhl 77 K A P I TA L M A R K T

DAS LETZTE

Remo Kuhn, Herausgeber

78 von Ruedi Stricker


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NEWS l UZ

IN KÜRZE KOF Konjunkturbarometer Im Februar 2012 hat das KOF Konjunkturbarometer seinen Negativtrend gestoppt. Erstmals seit Mai 2011 ist das Barometer wieder leicht gestiegen. Dennoch bleibt der aktuelle Wert negativ. Dies deutet darauf hin, dass das Schweizer Wirtschaftswachstum im Vorjahresvergleich in den nächsten Monaten leicht sinken dürfte. Auf Nobels Spuren Bereits die Zeit im Mutterleib kann das Fundament für spätere Krankheiten legen. Stéphanie Vuillermot, eine 26-jährige Neurobiologin, hat dies für Schizophrenie nachgewiesen – und dafür den Empiris Award 2011 für Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Gehirnkrankheiten erhalten. Weiterbildung Die Dachverbände gewinnen den Kampf gegen den Subventionsabbau in der Weiterbildung. - Das Seilziehen um die Fördergelder der Dachverbände der Weiterbildung hat nun ein Ende. Der Nationalrat verabschiedete das dringliche Bundesgesetz (ohne Gegenstimmen) über die Unterstützung von Dachverbänden der Weiterbildung. Über zwei Jahre kämpfte der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB zusammen mit sechs weiteren, betroffenen Verbänden für die Unterstützungsgelder. Die Verteilung der Fördergelder wird über das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT erfolgen. Wesentliches fehlt Der vom Nationalrat verabschiedete Bericht zur Aussenwirtschaftspolitik 2011 ist voller edler Absichten, doch Wesentliches fehlt: Versorgungssicherheit kann nicht mit Importen hergestellt werden. Viel dringender ist die Frage, wie die Schweizer Unternehmen trotz Importen ihre führende Rolle in der globalen Wertschöpfungskette erhalten und ausbauen können.

Foto: Bilderbox.de

SWISSVR

Erfolgreiche Lancierung Foto: zVg

Anlässlich der Lancierungsveranstaltung wurde mit Referaten von Franz Steinegger, Milan Prenosil, Prof. Dr. Christoph Lengwiler und Prof. Dr. Peter Böckli swissVR erfolgreich initialisiert. Die Lancierungsveranstaltung von swissVR vom 12. März 2012 in den Räumen der NZZ war mit über 170 Anmeldungen restlos ausgebucht. Nach einer Einführung von Prof. Dr. Dr. Christian Wunderlin, Präsident swissVR, führte Franz Steinegger die Teilnehmer in die speziellen Aspekte der Verwaltungsratstätigkeit bei Grossunternehmen ein. Vor allem die Herausforderungen einer zunehmenden Regeldichte und internationaler Gremien mit babilonischer Sprachvielfalt, aber auch die Verdichtung der Informationsfülle zu Führungsinstrumenten für Verwaltungsräte standen im Zentrum seiner Ausführungen. Er plädierte dafür,

ERNST & YOUNG

Sponsoring Die Universität St.Gallen (HSG) und Ernst & Young sind ein Sponsoring eingegangen, um den Wissenstransfer von Forschung und Lehre in die Praxis stärker zu fördern. Mittels Studien, Seminaren und Veranstaltungen werden künftig aktuelle Fragestellungen von Finanzinstitutionen zur Prüfung und Beratung in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert. Das Engagement zugunsten des Instituts für Accounting, Controlling und Auditing (ACA-HSG) ist langfristig ausgerichtet und unterstreicht die Bedeutung, die Ernst & Young der Förderung von Hoch- und Fachhochschulen sowie der Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden beimisst. Ernst

swissVR Präsident: Dr. Christian Wunderlin.

sich nicht durch die Hektik des Tagesgeschäfts treiben zu lassen, sondern sich Zeit zu nehmen, um Lageanalysen durchzuführen, strategische Fragestellungen zu identifizieren und diese dann zielorientiert anzugehen. Milan Prenosil, Mitinhaber und VRP von Sprüngli, hat die Herausforderungen im Familienunternehmen erörtert. Prof. Dr. Christoph Lengwiler von der Hochschule Luzern hat sich zur Frage geäussert,

& Young misst der Bildung grosse Bedeutung zu und investiert jährlich rund zehn Prozent des Dienstleistungsertrags in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden. «Mit der vereinbarten Zusammenarbeit schaffen Ernst &

wie Mitglieder von Verwaltungsräten das für eine professionelle Mitarbeit nötige Knowhow erwerben und vertiefen können. Schlussendlich hat Prof. Dr. Peter Böckli auf zentrale Gefahrenzonen für Verwaltungsräte hingewiesen. Im anschliessenden Podiumsgespräch haben die Referenten ausgeführt, wie sich die VR Tätigkeit von früher einfachen, zwei- bis dreistündigen Treffen zu intensiven Arbeitsklausuren mit teilweise mehrtätigen Sitzungen gewandelt hat, und auch auf künftige Herausforderungen hingewiesen. swissVR ist eine Vereinigung, der sich Mitglieder von Verwaltungsräten von Gesellschaften mit mindestens 10 Mitarbeitenden anschliessen können. Das Vereinsleben wird neben Veranstaltungen zu Aktualitäten durch einen Jahresevent und zwei Firmenbesuche geprägt. Weitere Informationen: Prof. Dr. Dr. Christian Wunderlin, christian.wunderlin@swissvr.ch, www.swissvr.ch.

Young und die Universität St.Gallen die Basis, um die Qualität in Forschung sowie Aus- und Weiterbildung in der Prüfung und Beratung von Finanzinstitutionen gezielt zu fördern», sagt HSGRektor Prof. Dr. Thomas Bieger.

Für Preisstabilität im Euroraum ist Glaubwürdigkeit notwendig. EZB

Gratwanderung Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Verlauf der zur Eurokrise mündenden Finanzkrise ihr traditionelles geldpolitisches Instrumentarium ausgeschöpft und immer mehr aussergewöhnliche Massnahmen ergriffen. Erst senkte sie die Zinsen auf ein historisches Tief, dann sicherte sie den Banken unbeschränkt Liquidität zu und zu guter Letzt kaufte sie Anleihen von Eurostaaten auf. Diese Erweiterung ihres Mandates führte sowohl zu bankexterner als auch -interner Kritik. Kurzfristig ist es zwar nachvollziehbar, dass die EZB in das politische Vakuum eingetreten ist. Längerfristig sind die Risiken für ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit und damit für die langfristige Preisstabilität im Euroraum jedoch sehr hoch.

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UZ l NEWS

5. SVC-UNTERNEHMERPREIS

Medienspektakel in St. Gallen Die Microdiamant AG, Produzentin hochwertiger Diamant-Mikroprodukte für die Feinstbearbeitung von harten Oberflächen mit Sitz im thurgauischen Lengwil, gewinnt den SVC Unternehmerpreis Ostschweiz 2012. Die Plätze zwei und drei belegten an der von rund 1000 Gästen besuchten Preisverleihung in St.Gallen das Bernecker Logistik-Unternehmen Sieber Holding AG und Confiseur Läderach AG aus dem glarnerischen Ennenda. Ebenfalls den Final erreicht hatten die K+D AG (St.Gallen), Max Zeller Söhne AG (Romanshorn) und Wäscheria Textil Service AG (Ilanz). Eine «diamantklare»

Strategie, die bereits in dritter Generation konsequent und intelligent verfolgt wird, die ausgeprägte vertikale Integration der gesamten Wertschöpfungskette von Produktion bis Vertrieb und die erfolgreiche Tätigkeit in einer Nische waren laut Jurypräsidentin Franziska Tschudi entscheidende Gründe für den Sieg der Microdiamant AG. «Eine Hundertstelsekunde», so Tschudi, dahinter auf Platz 2 landete die Sieber Holding aus Berneck, einziger mittelständischer Komplettanbieter von Logistik in der Schweiz. Auch die fünfte Vergabe des SVC Unternehmerpreis Ostschweiz zog wie-

der rund 1000 interessierte Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien an und wurde so zum Stelldichein der Ostschweizer Wirtschaft. Moderiert von Joy Bolli und von TVO aufgezeichnet, wurde die Preisverleihung in einem neuen Format zum Erfolg: Talks statt Reden und spannende Einspieler zu jedem Unternehmen überzeugten das Publikum. Als prominente Gäste traten neben Hans-Ulrich Müller, Präsident des Swiss Venture Club und Initiant des Preises, auch der St.Galler Finanzdirektor Martin Gehrer und Peter Spuhler, Inhaber und CEO der Stadler Rail Group, auf. OKPräsident Marcel Küng

Mit einem Frauenanteil von 25 Prozent liegt die Schweiz im hinteren Teil des europäischen Rankings. Foto: Bilderbox.de

Frauen in den Führungsetagen vertreten. «Vor dem Hintergrund, dass Frauen über die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, ist der weibliche Anteil, den wir in den Managementetagen europäischer Unternehmen finden, wirklich dürftig. Ausschlaggebend sind kulturelle, soziale oder persönliche Gründe. Vielfach folgen Männer einfach unbewusst dem Wunsch, Menschen für Managementaufgaben unter ihresgleichen zu rekrutieren. Diese Verhal-

NEUE MERCER-STUDIE

Mehr Frauen Frauen besetzen weniger als ein Drittel aller Managementpositionen. Mit einem Frauenanteil von 25 Prozent liegt die Schweiz mit Platz 23 im hinteren Teil des europäischen Rankings. In Westeuropa führen Griechenland und Irland das Ranking an. In den ehemaligen SowjetStaaten sind die meisten

Die Brüder Daniel und Martin Spring von Microdiamant AG freuen sich über den Gewinn des SVC Unternehmerpreises Ostschweiz 2012. Foto: Roger Sieber, pd

zeigte sich am Ende «rundum zufrieden und glücklich» über den Anlass und die sechs Preisträger. Ermöglicht haben die Verleihung des SVC Unternehmerpreis Ostschweiz 2012 die Unternehmen Credit Suisse, Ernst & Young und Swisscom als

Goldsponsoren, die HRS und de Sede als Hauptsponsoren, das St.Galler Tagblatt als HauptMedienpartner und zahlreiche weitere Sponsoren. Der sechste SVC Unternehmerpreis Ostschweiz wird verliehen am 6. März 2014.

tenstendenz ist nur schwer zu durchbrechen», sagt Dagmar Wilbs, Senior Partnerin und Leiterin der Human Capital-Beratung von Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Den grössten Frauenanteil in den Führungsetagen weisen im europäischen Vergleich die ehemaligen Sowjet-Staaten auf, die mit fünf Ländern unter den Top Ten im Ranking vertreten sind. An der Spitze liegt Litauen (44 Prozent), gefolgt von Bulgarien (43 Prozent) und der Russi-

schen Föderation (40 Prozent). Westeuropa weist erwartungsgemäss Schweden (30 Prozent) einen grossen Frauenanteil auf den Managementebenen auf, aber Spitzenreiter sind Griechenland und Irland (jeweils 33 Prozent). Auf den vorderen Rängen liegen ausserdem Belgien (29 Prozent) sowie Spanien, UK und Frankreich (jeweils 28 Prozent). Die Schlusslichter im westeuropäischen Ranking bilden Deutschland (20 Prozent) und die Niederlande (19 Prozent).

IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 6. Jahrgang (18. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Köschenrütistrasse 109, CH-8052 Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch Verlagsleitung: Urs Huebscher, huebscher@unternehmerzeitung.ch Redaktion: Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Birthe Grautmann, grautmann@unternehmerzeitung.ch; Willy-Andreas Heckmann, heckmann@unternehmerzeitung.ch Layout und Produktion: Manuel Jorquera und Bruno Strupler, print@unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Georg Ackermann, Jörg Aebischer, René Baumgartner, Sandra Blättler, Markus Brasser, André Caradonna, Raphael Corneo, Sandro Emmenegger, Yves Endrass, Fredy Gilgen, Renske Heddema, Beat Imwinkelried, Steffen Klatt, Christian Knellwolf, Michael Krampf, Andreas Martens, Stefanie MeierGubser, Sandra Meister, Urs Schaeppi, Klaus Stapel, Rudolf Strahm, Ruedi Stricker, Jannick Tagmann, Reto Tarreghetta, Barbara Thönsen, Stefan Vogler, Jörg Zeuner. Anzeigen: Maureen Malhis, malhis@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8052 Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2011: 52 514 Exemplare, Druck: AZ-Print AG, Aarau Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen Die UZ ist Medienpartner von: Swisscleantech.ch; Unternehmerforum Schweiz; KMU Swiss; sivg, Schweizerisches Institut für Verwaltungsräte; Schweizer KMU-Tag, St. Gallen Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland, ATTIKA, das Zürcher Magazin, PAULI-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin, sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung: VR-Praxis und BUSINESSCLASS


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NEWS l UZ WIRTSCHAFT

Nachwuchs fÜrdern Am 14. März 2012 haben die drei Basler Privatbanquiers Baumann & Cie, E. Gutzwiller & Cie und La Roche & Co zum achten Mal den NachwuchsfÜrderpreis Wirtschaft verliehen. In einer feierlichen Zeremonie hielt Rektor Prof. Dr. Antonio Loprieno die Laudatio fßr die Erstplatzierte Frau Kristyna Ters. Der Preis, der gezielt den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich Wirtschaft fÜrdert, zeichnet jährlich drei Masterarbeiten von hoher Qualität aus. Die gesamthaft mit 45 000,- Franken dotierte Auszeichnung wird von Vertretern der drei Basler Privatbanquiers in Zusammenarbeit mit der Universität Basel vergeben. Der erste Preis

(30 000 Franken) ging an Kristyna Ters (MSc in Business and Economics) und ihre mit der Bestnote 6.0 bewertete Masterarbeit mit dem Titel: Liquidity frictions and their impact on CDS price discovery: An empirical analysis. Den mit 10 000.– Franken dotierten zweiten Platz erhielt Frau Andrea

Schnell (MSc in Business and Economics) fĂźr ihre Masterarbeit mit dem Titel ÂŤNew Output Gap Estimates for SwitzerlandÂť. Die Drittplatzierte, Frau Andrea Hasler, (MSc in Business and Economics) wurde mit 5 000.– Franken fĂźr ihre Masterarbeit: ÂŤThe Impact of Solvency II on the Asset Allocation of Non-Life InsurersÂť ausgezeichnet. Damit werden erstmals alle drei Podestplätze von Frauen belegt.

Kristyna Ters mit Prof. Dr. Heinz Zimmermann und Rektor Prof. Dr. Antonio Loprieno. Foto: zVg

Kanton Zßrich kooperiert mit Chongqing Der Kanton Zßrich und die chinesische Millionenmetropole Chongqing verstärken ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit und bauen eine Partnerschaft auf.

Ende April 2012 reist eine Delegation unter der Leitung von Regierungsrat Ernst Stocker, Volkswirtschaftsdirektor, nach Chongqing, wo ein Letter of Intent unterzeichnet werden soll. Dieser hat zum Ziel, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu verstärken und die Kontakte zwischen Zßrcher und chinesischen Unternehmen zu intensivieren. Folgende Gebiete stehen im Vordergrund: Finanzwirtschaft, energie-

Ăœberall wird gebaut: Chongqing ist auf mehrere HĂźgel an den Ufern der FlĂźsse Jangtse und Jialing verteilt. Foto: zVg

sparende Energien (Cleantech), Umweltschutz, Handel, Life Sciences sowie Stadt- und Regionalentwicklung. China ist auf dem Weg zur grĂśssten Volkswirtschaft der Welt. Die Mega-Metropole Chongqing liegt im SĂźdwesten von China, hat eine Fläche in der GrĂśsse von Ă–sterreich und 30 Millionen Einwohner!

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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK

Köpfe und Karrieren Head of Communication Thomas Brühwiler hat den Posten als Head of Communication von Hostpoint, dem grössten Webhosting Provider der Schweiz übernommen. Er war bisher im Unternehmen Social Media Officer und wird diese Aktivitäten auch in der neu geschaffenen Position beibehalten. Brühwiler betreibt seit sieben Jahren unter dem Namen «BloggingTom» eines der bekanntesten Weblogs des Landes. Neben seinem bisherigen 40-Prozent-Pensum für Hostpoint war er auch als Journalist für die ICTNachrichtenportale inside-it.ch und insidechannels.ch tätig.

Neuer Direktor Der Verwaltungsrat von Swiss Casinos Zürich AG hat Michael Favrod zum Direktor des Zürcher Casinos ernannt. Er leitete über neun Jahre erfolgreich das Airport Casino in Basel und war zuvor bereits zehn Jahre für die Swiss Casinos Gruppe tätig. Sein Eintritt erfolgt im Sommer, nachdem er seine Arbeit in Basel abgeschlossen hat. Somit ist die Geschäftsleitung für den Aufbau des neuen Casinos im Haus Ober komplett.

Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi) an: blattner@unternehmerzeitung.ch

Senior Investment Consultant Mercer, eines der führenden internationalen Berufsunternehmen, hat Philippe Lüthy als Senior Investment Consultant und stellvertretenden Leiter für den Bereich Investment Consulting in der Schweiz gewinnen können. Lüthy verfügt über eine fast 15-jährige Erfahrung als Investment Consultant in der Betreuung von Pensionskassen und anderen institutionellen Anlegern. Zudem hat er langjährige Erfahrung im Bereich Business Development. Er studierte Betriebswirtschaft an der Universität Zürich.

Verwaltungsrat Frits van der Graaf wird neues Mitglied des Verwaltungsrats der Bieler Firma netrics hosting ag. Das auf Cloud Services und Rechenzentrumsdienstleistungen spezialisierte Unternehmen holt damit einen Branchenkenner an Bord. Van der Graaff sieht die Zukunft der IT in der Cloud. Das Unternehmen netrics hat den Trend schon vor einiger Zeit erkannt und mit dem Produkt swissV die erste vollautomatische Schweizer Virtualisierungsplattform lanciert. Das 2002 gegründete Unternehmen beschäftigt 15 Mitarbeitende und befindet sich zu 100 Prozent im Besitz des Managements.

Sales Director Michael Rieder ist neuer Sales Director bei Hitachi Data Systems Schweiz und verantwortet den gesamten direkten und indirekten Vertrieb. Vor seinem Wechsel zu Hitachi Data Systems war er bei IBM Switzerland Leiter des Geschäfts für Softwarelösungen in den Bereichen Security, Storage, Business Automation und Enterprise Asset Management für die Schweiz und Österreich. Er arbeitete zehn Jahre lang bei IBM in verschiedenen Vertriebsfunktionen. Zu seinen beruflichen Stationen zählten Informix & Ascential AG, die Ericsson AG und die Platinum Technology AG.

Mitglied der Geschäftsleitung Der erfahrene OsteuropaSpezialist Rolf P. Frehner ist zur Bank sal. Oppenheim jr. & Cie (Schweiz) AG gestossen. Er ist für das Private Banking Osteuropa verantwortlich und wird Mitglied der Geschäftsleitung. Zuletzt war er vier Jahre lang als Executive Vice President für Ost- und Zentraleuropa bei der Coutts Bank in Zürich zuständig. Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren Russland sowie Länder aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), ein Zusammenschluss verschiedener Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Neuer Geschäftsführer Hans Jürg Müller, bisher Leiter der Abteilung «Finanzen, Personal, IT und Q-Management» ist zum neuen Geschäftsleiter bei der Selfix AG ernannt worden. Das Unternehmen ist eine spezialisierte Etikettendruckerei für innovative Lösungen im Etikettenund SelbstklebeetikettenMarkt. Der diplomierte Betriebswirtschafter übernimmt die Geschäftsleitung von Kurt Fischer, der sich nach über 40-jähriger Tätigkeit aus der operativen Geschäftsführung zurückzieht, dem Unternehmen aber als Delegierter des Verwaltungsrates weiter verbunden bleibt.

Leiter Logistik Jürg Bühlmann ist der neue Leiter Logistik und Mitglied der Geschäftsleitung der Zürcher Kantonalbank. Er ersetzt Anton Allemann, der nach 40-hähriger Tätigkeit für die ZKB in Pension geht. Jürg Bühlmann hat an der Universität Zürich Betriebswirtschaft studiert und anschliessend promoviert. Unmittelbar nach dem Studium stiess er zur Bank und betätigte sich in verschiedenen Bereichen des Controlling. Auch machte er einen Stage im Finanzierungszentrum Winterthur. Seit 2011 führte Bühlmann innerhalb der Logistik den Bereich Immobilien.


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WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ PERSÖNLICH

Der Augenblick und die Perspektive VON GEORG KREIS

GEORG KREIS

Der Autor ist Historiker an der Universität Basel und Leiter des Europainstituts. georg.kreis@unibas.ch

Nach dem Besuch der Bundespräsidentin in Brüssel kann man sich sagen: «Wir sind noch einmal davon gekommen». So lautet der Titel eines vor über einem halben Jahrhundert in Zürich in deutscher Version uraufgeführten Schauspiels von Thornton Wilder. Im Stück ist es die Eiszeit, die plötzlich nicht weiter voranschreitet, das Mammut schaut bloss in die bedrängte Kleinbürgerwohnung hinein, ohne sie zu betreten. Bedeutet dies, dass man darum zu den guten oder weniger guten alten Gewohnheiten zurückkehren kann? Vergleiche stimmen meistens nur in einem sehr beschränkten Punkt. Die

EU ist ja nicht Eiszeit, und Brüssel kein Mammut, höchstens ein schwacher Riese. Und die Schweiz? Hier beginnt der Vergleich zu stimmen, einmal unzweifelhaft bezüglich der Kleinheit, dann aber auch wegen ihres ausgeprägten Hangs zu Gewohnheitshaltungen. Die Schweiz sah sich zwar nicht ultimativ mit der Erwartung konfrontiert, der «institutionellen» Reform in der Frage der Übernahme von EU-Recht und der Zustimmung zu einem gemeinsamen Gericht zuzustimmen. Dass dies eine zwingende Voraussetzung für weitere Verträge ist, war aber deutlich wahrzunehmen. Das Dilemma ist, dass

sich der Bundesrat zwischen Brüssel und seinem Volk befindet und logischerweise dann dem Volk folgen muss. Bei Verhandlungen gegen aussen gleichsam ein widerständiges Volk im Rücken zu haben, kann die Verhandlungsposition stärken. Dies vor allem dann, wenn es um graduelle Lösungen geht. Aber bei grundsätzlichen Fragen? EU-Recht ist nicht verhandelbar, die Perspektive der Sonder- und Parallellösungen ist offensichtlich begrenzt, und die Frage ist naheliegend und immer dringender, welchen Preis man für das Abseitsstehen bezahlen will. Den Ausschlag in dieser Frage wird wohl die Wirtschaft geben.

Der Bundesrat und die politischen Kader sollten sich heute nicht bloss am Unwillen des Souveräns orientieren, sondern mit dem Volk eine Diskussion über die Perspektiven des Landes aufnehmen. Permanente Rückzugsgefechte mögen momentane Kurzerfolge bringen. Aber man sollte mit der Fixierung auf den bilateralen Weg nicht zugleich eine Haltung befestigen, welche die mit der Zeit doch nötige Lösung bloss erschwert. Dabei würde der Bundesrat auch sich selbst ernst nehmen, hat er doch erklärt, alle Optionen im Auge zu behalten. Zu «allem» gehört auch die Beitrittsoption.

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NEUORIENTIERUNG

Finanzplatz vor dem Test Mit der Einschränkung des Bankgeheimnisses gehört das Geschäft mit der Steuerhinterziehung endgültig der Vergangenheit an. Die Vermögensverwaltung als wichtigstes Massengeschäft wird schrumpfen. Der Finanzplatz braucht daher neue Geschäftsfelder. Der Bedarf ist da. So braucht die Realwirtschaft bessere Finanzdienstleister.

TEXT STEFFEN KLATT

Thomas Streiff hält mit seiner Kritik nicht zurück. Der Finanzplatz leide zumindest zum Teil unter einem Realitätsverlust, manche Banker würden von Gier getrieben. Die Grossbanken seien womöglich zu gross, um flexibel genug auf die Veränderungen zu reagieren. Streiff, Partner der Zürcher Unternehmensberatung BHP- Brugger und Partner, bringt als Geschäftsführer des Sustainability Forums Zürich diejenigen Finanzdienstleister Zürichs an einen Tisch, die nach einer nachhaltigen Zukunft für den Finanzplatz suchen. Dabei geht es nicht nur um ökologische, sondern auch um soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Also schlicht um dauerhaften Erfolg. Zu den Mitgliedern des Forums gehören Swiss Re, Vontobel und die auf Nachhaltigkeit spezialisierten Vermögensverwalter SAM und responsAbility. Die Grossbanken sind nicht dabei. Streiff sagt dem Finanzplatz eine schwierige Zeit des Umbaus voraus. Zumindest vorübergehend werde er schrumpfen müssen. Wenn er sich dagegen als «Schmiermittel für die Realwirtschaft» verstehe, habe er wieder Potential, sich global zu positionieren. Realwirtschaft wird mehr Gewicht erhalten Auch Manuel Ammann sieht den Finanzplatz schrumpfen. «Bei eingeschränktem Bankgeheimnis muss man damit rechnen, dass das grenzüberschreitende Geschäft in diesem Ausmass nicht mehr betrieben werden kann», sagt der

Leiter des Schweizerischen Bankeninstituts an der Universität St. Gallen. Ammann befürchtet nicht, dass das grenzüberschreitende Geschäft völlig verschwinden wird. Dafür seien die Trümpfe – harte Währung, Stabilität, Rechtsstaat – zu gross. Die Banken seien aber nun gezwungen, mehr Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln. «Das hatten sie bisher nicht nötig.» Vor allem mittlere und kleinere Banken seien bisher im Kielwasser der grossen mitgeschwommen und müssten nun Nischen finden. Da gehe es um die Qualität der Dienstleistungen, die Rendite der Anlagen, um neue Produkte. Neben der Vermögensverwaltung gebe es Nischen wie die Rohstofffinanzierung. Auch bei den Dienstleistungen für die Realwirtschaft sieht Ammann Entwicklungspotential. «Eine Gewichtsverschiebung dahin ist die logische Konsequenz.» Zürcher Kantonalbank weitet Unternehmenskredite aus Diese Gewichtsverschiebung findet bereits statt. Der Finanzplatz lernt seine heimischen Kunden wieder schätzen – gerade die Firmenkunden. So hat die Zürcher Kantonalbank ihr Portfolio an Unternehmenskrediten kontinuierlich ausgeweitet. Allein im vergangenen Jahr seien die kommerziellen Kredite der Zürcher Kantonalbank um rund 12 Prozent auf 37,6 Milliarden Franken angestiegen, sagt Heini Dändliker, stellvertretender Leiter Firmenkunden. «Das bestätigt, dass es keine Kreditklemme gibt.» Die positiven und negativen Veränderungen der Bonitätsbewertung der Unternehmen hätten sich die Waage gehalten, obwohl das Jahr gera-


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WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ

de wegen des starken Frankens anspruchsvoll gewesen sei. «Die Firmenkunden sind für uns ein zentrales Kundensegment», sagt Dändliker. Unter den rund 50.000 Firmenkunden der Zürcher Kantonalbank seien sowohl kleinste wie auch börsenkotierte und multinationale Unternehmen aller Branchen. Bei den Grossen beteilige sich die Zürcher Kantonalbank mit anderen Banken an Konsortialkrediten. Eigenkapital für Jungunternehmen Die Zürcher Kantonalbank steht auch als Wagniskapitalgeber bereit. So hat sie im vergangenen Jahr die Gründung von 91 Unternehmen in herkömmlichen Branchen mit 32 Millionen Franken unterstützt. Die Initiative «Pionier» wiederum richtet sich an innovative Jungunternehmen etwa in der Informationstechnologie, der Mikrotechnologie und den Lebenswissenschaften. Dabei arbeitet die Zürcher Kantonalbank u.a. mit der Innovationsförderagentur KTI und Technoparks zusammen. Im vergangenen Jahr wurden dabei laut Dändliker 31 Unternehmen mit 11 Millionen Franken unterstützt. In diesem Jahr stehen 15 Millionen Franken zur Verfügung. Die Unterstützung der Zürcher Kantonalbank beschränkt sich nicht auf die Gründung. «Wir stehen KMU auch als Partner für Expansions- und Übernahmefinanzierungen zur Verfügung und engagieren uns für erfolgreiche Nachfolgeregelungen», sagt Dändliker. 2011 habe die Bank 30 Firmen mit rund 700 Arbeitsplätzen bei der Nachfolgelösung begleitet. «Das ist beratungsintensiv.» Die Bank hat in diesem Bereich Lust auf mehr. Mehr Wagniskapital nötig Die Finanzierung etablierter Unternehmen funktioniere in der Schweiz gut, sagt denn auch Thomas Zellweger, Professor am KMU-Institut der Universität St. Gallen. Probleme gebe es eher bei den mittelgrossen Unternehmen, die zwischen die lokalen Filialen und die überregionalen Zentralen fallen, und bei der Unterstützung sehr kleiner und junger Firmen. Dabei seien nicht nur die Banken gefragt. Das Potential für junge, innovative Unternehmen sei in der Schweiz sogar gross. Es brauchte aber mehr Wagniskapital. Zwar gebe es Netzwerke und einige Wagniskapitalgeber. «Aber es wäre gut, das besser zu institutionalisieren und zu professionalisieren», sagt Zellweger. «Das sollte ein Geschäft werden.» Es brauche mehr Geld für innovative Neugründungen. In der Schweiz würde viel Geld verwaltet, aber nicht unbe-

dingt unternehmerisch angelegt. «Da haben wir eine Lücke.» Vermögensverwaltung noch immer das Hauptgeschäft Dieser Hinweis wird durchaus gehört. Denn die Vermögensverwaltung ist für den Finanzplatz kaum zu ersetzen – und muss sich neu orientieren. Sie bringt über die Hälfte des Bruttoertrages des Finanzplatzes Schweiz, wie aus einer im September veröffentlichten Studie der Boston Consulting Group für die Bankiervereinigung hervorgeht. Danach erzielte der Finanzplatz 2010 einen Bruttoertrag von 58,6 Milliarden Franken. Davon wurden 25,4 Milliarden im Private Banking – also in der Vermögensverwaltung ab 500.000 Franken – erzielt, weitere 6,0 Milliarden im Asset Management – also der Vermögensverwaltung unter 500.000 Franken). Gerade das Private Banking steht vor grossen Herausforderungen. Die verwalteten Vermögen aus dem Kernmarkt Westeuropa werden zurückgehen. In den Schwellenländern wächst die Konkurrenz. Beim Asset Management leidet die Schweiz – anders als das EWR-Mitglied Liechtenstein - unter dem eingeschränkten Zugang zum EU-Markt. So ist der Fondsplatz Luxemburg kaum einholbar enteilt – auch, weil er anders als die Schweiz keine Stempelsteuer kennt.

Der Finanzplatz Schweiz steht vor Jahren der Neuorientierung – die Finanzwirtschaft muss näher an die Realwirtschaft rücken.

Bankiervereinigung prüft Chancen Trotzdem sieht die Studie Chancen. So sollte sich das Private Banking noch stärker auf die Superreichen wie auch auf die Schwellenländer konzentrieren. Beim Asset Management sollten noch mehr Hedge Fonds angelockt sowie verstärkt Themenfonds aufgelegt werden. Die Studie dient der Bankiervereinigung laut ihrem Sprecher Thomas Sutter als Bestandsaufnahme. Nun würden Arbeitsgruppen Schwerpunktthemen bearbeiten, um die identifizierten Chancen auch zu nutzen. Schwerpunkte seien die internationale Vermögensverwaltung unterstützt durch möglichst viele bilaterale Steuerabkommen mit EU-Ländern. Auch das Asset Management und die Rohstofffinanzierung gehörten zu den Schwerpunkten. Der Finanzplatz solle die Chance packen, dass sich vor allem in Zug und Genf einige der weltweit wichtigsten Handelshäuser entwickelt hätten. Zu den Schwerpunkten zählt Sutter ausdrücklich auch die Nachhaltigkeit. «Sie gehört zu den Kernwerten des Finanzplatzes.» Nachhaltig wachsen Das ist eine schöne Bestätigung für ein Finanzhaus, das

Fotos: zVg


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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK THOMAS STREIFF *

bei der Nachhaltigkeit zu den Pionieren gezählt hat: Die Basler Bank Sarasin hatte Ende 2011 insgesamt 12,3 Milliarden Franken nachhaltig verwaltete Vermögen. Das waren 29,7 Prozent des mit einem Vermögensverwaltungsmandat verwalteten Vermögens. Hinzu kamen 4,7 Milliarden Franken, die «verantwortungsbewusst» verwaltet wurden. Darunter versteht die Bank Investitionen in Anlageinstrumente, die zwar ausserhalb des Universums nachhaltigen Investierens liegen, deren finanzielle Risiken aber nach nachhaltigen Kriterien untersucht worden sind. Sarasin will 2012 das nachhaltig und verantwortungsbewusst verwaltete Vermögen auf 25 Milliarden Franken steigern. Sarasin fischt zudem in Schwellenländern. Die Bank ist unter anderem in Osteuropa, am Golf, in Indien, Singapur und Hongkong vertreten. Dabei dürfte es helfen, wenn die brasilianische Bank Safra dieses Jahr den Anteil der niederländischen Rabobank übernimmt. Sarasins Ehrgeiz ist denn auch grösser als derjenige des Finanzplatzes insgesamt: Die Bank will die verwalteten Vermögen von 96,4 Milliarden Franken Ende 2011 auf 150 Milliarden 2015 steigern. Allein in diesem Jahr sollen netto 75 Kundenberater eingestellt werden.

Näher ran an die Realwirtschaft Das «Sustainability Forum Zürich» diskutiert seit über zehn Jahren über die Zukunft des Finanzplatzes Schweiz. Wenn die Schweizer Finanzbranche eine Zukunft haben will, muss sie sich wieder als Schmiermittel der Realwirtschaft verstehen, sagt Geschäftsführer Thomas Streiff.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Das erste Symposion des «Sustainability Forum» hat im Jahr 2000 stattgefunden. Was hat man damals unter Nachhaltigkeit verstanden? Thomas Streiff: Es ist schon von Anfang an nicht primär um grüne Themen gegangen. Schon das zweite Forum 2001 hat das Thema Risiko im erweiterten Sinn behandelt: Wie müssen Finanzdienstleister mit den veränderten Rahmenbedingungen umgehen? Es ging um demografische Veränderungen, um veränderte Ansprüche der verschiedenen Stakeholder im Kontext der Globalisierung. Diese Veränderungen haben Folgen für die Produktgestaltung wie für das Risikomanagement. Die Finanzindustrie wurde in diesen Diskussionen immer angesehen als ein Schmiermittel für die Realwirtschaft: Was müssen die Finanzdienstleister machen, damit die neuen Herausforderungen tragbar werden für die Realwirtschaft?

Platz für neue Dienstleister Das Geschäft mit der Nachhaltigkeit bringt neue Unternehmen hervor. So beurteilt die Ratingagentur Inrate die Nachhaltigkeit von Unternehmen und Staaten. Jedes Jahr kämen zwei bis drei Kunden hinzu, sagt ihr Chef Philippe Spicher. Dazu gehören die liechtensteinische LGT, Swisscanto, Raiffeisen und Vontobel. In Zürich und Freiburg i.Ue sind für Inrate inzwischen gut 30 Leute tätig. Das Center for Social and Sustainable Products (CSSP) in Vaduz hat eine unabhängige Datenbank entwickelt, die nachhaltige Investmentprodukte weltweit auflistet. Die erste Phase von www.yourSRI.com sei nun abgeschlossen, sagt Oliver Oehri, Managing Partner von CSSP. Derzeit seien rund tausend Gesellschaften mit 700 Produkten aufgeführt. Ab Mai ermögliche ein Abonnement den Zugang zur Datenbank und damit zur Welt der nachhaltigen Geldanlage. Die Kunden kämen von Universitäten ebenso wie von Banken und Pensionskassen. Inzwischen bietet CSSP für Banken auch Beraterschulungen an. Eiszeit auf dem Klimamarkt Der Umbau des Finanzplatzes bringt auch neue Risiken. Das musste der Klimamarkt erleben. Dank der Nähe vor allem zur ETH entstanden am Standort Zürich mehrere Unternehmen, die sich auf den CO2-Markt spezialisierten. Eines der ersten, die Stiftung myclimate, feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Myclimate spezialisiert sich auf die freiwillige Kompensation des CO2-Ausstosses von Unternehmen und Privatpersonen. Der Umsatz wächst seit Jahren. Der Kriechgang der internationalen Klimaverhandlungen behindert das Wachstum myclimates, hält es aber nicht auf. Anders bei Firmen, die stärker im Markt der obligatorischen CO2-Kompensation aktiv sind. Firstclimate ist nun auch in der klassischen Exportberatung tätig, um den Rückgang im Kerngeschäft auszugleichen. Höherwertigere Produkte zu niedrigerem Preis Der Finanzplatz Schweiz wird das Ende des Geschäfts mit der Steuerhinterziehung überleben. Er wird auch weiterhin grösser sein können, als es für eine Volkswirtschaft von der Grösse der Schweiz nötig ist. Aber dafür müssen die Unternehmen der Branche höherwertigere Produkte und Dienstleistungen anbieten – und das zu einem niedrigeren Preis. Die Zeit der hochbezahlten Schmalspurbanker, die gleichsam ein grosszügiges Schweigegeld ihrer steuerhinterziehenden Kunden genossen, läuft aus. Und das ist gut so.

ZUR PERSON Thomas Streiff ist Geschäftsführer des Sustainability Forum Zürich und Partner bei BHP – Brugger und Partner AG. Bis 2004 leitete der promovierte Agronom die Koordinationsstelle Nachhaltigkeit der Swiss Re. Dem Sustainability Forum Zürich gehören Finanzdienstleister wie Swiss Re, Vontobel und die Ratingagentur Inrate an. Ziel des Vereins ist die Ausarbeitung nachhaltiger Geschäftsmodelle für die Finanzindustrie.

Die Credit Suisse und die UBS sind nicht Mitglied Ihrer Denkfabrik, anders als Vontobel und Swiss Re. Gibt es eine Zweiteilung am Finanzplatz zwischen den Grossbanken, denen das Thema nicht so wichtig ist, und den kleineren Banken und den Versicherungen, die das Thema aufgreifen? Die Grossbanken sind grosse Schiffe, die nicht so schnell manövrieren können. Bis sie den Kurs gewechselt haben, haben sie den Eisberg vielleicht schon erreicht. Es sind nicht ganz zufällig kleinere und dynamischere Unternehmen, die diese Themen aufgreifen. Sie gehen bewusst in Nischen hinein. Sie wählen Langfristigkeit bewusst als ihr Geschäftsmodell. Ich frage mich, ob solche grossen Konzerne wie die UBS und die Credit Suisse überhaupt noch zukunftsfähige Modelle sind. Meine Behauptung: nein. Ihnen fehlt die Flexibilität für die schnellen Veränderungen, die es heute braucht. Die Schweizer Finanzbranche steckt heute in einer Krise. Welche ihrer Wettbewerbsfaktoren haben immer noch einen Wert auf dem Markt? Das ist nach wie vor die politische Stabilität. Das ist die Rechtssicherheit: Unsere Gesetzgebung ist berechenbar und wird gut umgesetzt. Drittens die Infrastruktur: Unsere Systeme zur Abwicklung der Transaktionen sind zuverlässig und robust. Viertens haben wir gute Fachleute. Das liegt auch an den guten Ausbildungsstätten. Fünftens haben wir ein gutes Innovationspotential sowohl im Produktebereich als auch im Risikomanagement. Auch die Kultur der Zuverlässigkeit und der Effizienz ist ein wichtiger Faktor.


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ Welche Geschäftsfelder verbleiben, nachdem das Bankgeheimnis als Trumpf verloren geht? Das ist das Asset Management, das ist das Private Banking. Die Schweiz sollte sich auch die Projektfinanzierung wieder anschauen. Warum ist der Finanzplatz Schweiz darin schwach? Dagegen spricht die Risikoaversion. Es gibt auch einen grossen Druck zivilgesellschaftlicher Organisationen. Aber man könnte aus der Schweiz heraus sehr wohl gute Projektfinanzierungen machen. Die Expertise ist vorhanden. Wie steht es mit mehr Risikokapitalismus? Immerhin haben gerade Jungunternehmen immer wieder Mühe, ihre Weiterentwicklung zu finanzieren. In den USA ist der Anteil von Venture Capital viel grösser. Dort ist die Risikobereitschaft grösser. Dort sind aber auch die Rahmenbedingungen andere. Hier können etwa die Pensionskassen nur zehn Prozent ihres Kapitals ausserhalb von festverzinslichen Anlagen und Aktien von börsenkotierten Unternehmen anlegen. Bei Risikokapital geht es auch um lange Anlegehorizonte. Da braucht es sechs bis acht Jahre, bis man die Chance hat, einen Gewinn zu erzielen. In der Schweiz beteiligt sich oft auch das direkte Umfeld der Innovatoren nicht. In der Schweiz fehlt auch die staatliche Unterstützung, wie sie etwa Deutschland kennt. Hier gibt es eher zu viele kleine Gefässe, die oft nicht gut aufeinander abgestimmt sind.

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Wohin sollte sich der Finanzplatz Schweiz langfristig bewegen? Der Finanzplatz Schweiz sollte sich fragen, wie er sich von anderen Finanzmärkten differenziert, etwa gegenüber London oder Singapur. Wir müssen unsere Standortvorteile definieren und in sie investieren. Wir müssen kritisch hinterfragen, welche Rolle der Finanzplatz spielen soll. Er muss sich wieder stärker an der Realwirtschaft orientieren. Der Finanzplatz ist ein Schmiermittel der Realwirtschaft. Er muss einen Mehrwert schaffen für die Kunden und die Gesellschaft, und nicht zuerst für sich selbst. Er muss wieder mehr auf die Kunden und deren Kontext eingehen. Auch bei den Lohnansprüchen muss der Finanzplatz sich neu orientieren. Wird der Finanzplatz Schweiz in diesem Prozess schrumpfen müssen? Man muss sicher bereinigen. Das gibt zumindest vorübergehend eine negative Entwicklung. Aber wenn der Finanzplatz Schweiz sich als ein Schmiermittel der Realwirtschaft versteht, dann gibt es ein Potential auch über die Schweiz hinaus. Damit kann sich die Schweiz auch wieder global positionieren

* Thomas Streiff, Geschäftsführer des Sustainability Forum Zürich

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RENÉ ESTERMANN *

Erst am Anfang Zu den Nischenanbietern auf dem Finanzplatz Schweiz gehört auch myclimate. Der Anbieter von freiwilligen CO2-Kompensationen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Diese Entwicklung soll fortgesetzt werden. Denn Klimaschutzprojekte seien mehr als genug vorhanden, sagt Geschäftsführer René Estermann.

INTERVIEW RAPHAEL CORNEO

myclimate feiert zehnjähriges Jubiläum. Welche Bilanz können Sie ziehen? René Estermann: Ein super kompetentes und motiviertes Team realisiert täglich Bildung, Beratung und konkrete CO2Reduktionen in unseren fantastischen Klimaschutzprojekten, die Nachfrage dafür wächst stetig, sehr gute Feedbacks tausender toller Partner & Kunden hier in der Schweiz und in immer mehr Ländern rund um den Globus. Ich bin ein glücklich jubilierender myclimate-CEO. Doch trotz dieser erfreulichen ersten zehn Jahre myclimate befinden wir uns erst ganz am Anfang des globalen Klimaschutz. Da gibt es noch unglaublich viel zu tun. Dieser gute Start ist für uns ein solides Fundament, damit wir nun unsere Klimaschutz-Leistungen national und international, rasch und stark weiter multiplizieren können. Wie wollen Sie das erreichen? Dafür sind wir natürlich auf ambitionierte Partner und Kunden angewiesen, die bereit sind, ihre Klimaschutzverantwortung wahrzunehmen und den nötigen Beitrag dafür zu leisten - eine Willensfrage. Dieser Wille muss noch massiv wachsen. Die Angebotsseite wächst momentan deutlich stärker als die Nachfrageseite. Nötig wäre, dass viel mehr Länder, Firmen und Individuen ambitionierten Klimaschutz leisten wollen. Ihre Kunden haben 2010 mehr als 303 000 Tonnen CO2 kompensiert. Tatsächlich wurden aber nur rund

168 000 Tonnen CO2-Reduktionen durch Klimaschutzprojekte generiert. Gibt es zu wenige Projekte? Es ist genau das Gegenteil der Fall. Wir haben viele Projekte in der Warteschlaufe, die wir gerne unter Vertrag nehmen würden, wenn wir mehr Klimaschutzgelder für eine längerfristige Unterstützung zur Verfügung hätten. Wir könnten ohne Probleme zehnmal mehr Projekte unterstützen. Der verzögerte Mitteleinsatz liegt in der Natur der Sache und ist bedingt durch konsequente Qualitätssicherung. Wir wählen unsere Klimaschutzprojekte sorgfältig aus und unterstützen diese langfristig, gehen damit auch langfristige Verpflichtungen ein. Was wir bei der Kompensation an Geldern einnehmen, wird innerhalb von ein bis drei Jahren in die Projekte investiert. Die Zahlungen laufen über sieben oder zehn Jahre. Aus diesem Grund können wir auch immer nur so viele Projekte unter Vertrag nehmen, für die wir eine längerfristige Unterstützung garantieren können. Mit den steigenden Einnahmen in den letzten Jahren, konnten wir auch die Anzahl jährlich um ein gutes Dutzend auf global 60 Projekte steigern. Im letzten Jahr konnten wir sogar mehr Tonnagen in den Projekten realisieren, als wir eingenommen haben: Insgesamt über 400 000 Tonnen CO2. Sie sind nicht mehr alleine auf dem Markt. Spüren Sie die stärkere Konkurrenz? Ja der Wettbewerb hat vor allem auf dem internationalen Parkett zugenommen. Es ist doch erfreulich, wenn uns viele nachahmen wollen. Das Original bleibt natürlich myclimate. Weitere Anbieter helfen, den Markt zu entwickeln. Auch aus diesem Grunde sehen wir das positiv. Auch wenn da halt ab und zu «komische» Angebote auftauchen. Wollen Sie weiter wachsen? Wenn wir nicht wachsen würden, würde das entweder bedeuten, dass wir unsere Arbeit nicht gut machen oder, dass Gesellschaft und Wirtschaft den Klimaschutz für unnötig erachten. Wenn jemand wachsen muss, dann sind das Organisationen wie wir, die helfen das «Fieber» auf Erden, in erträglichen Bahnen zu halten. Nach erfolgreichen ersten zehn Jahren sind wir bereit - auch für grössere Upgrades!

* René Estermann, Geschäftsführer myclimate

ZUR PERSON Der ETH-Agrarwirtschafter René Estermann ist seit 2007 Geschäftsführer von myclimate. Die gemeinnützige Organisation gehört heute weltweit zu den wichtigsten Anbietern von CO2Kompensation in hochwertigen Klimaschutzprojekten, CO2-Management und Klimabildungsprogrammen (I.


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ADOLF REAL *

«Wir können uns schnell ändern» Liechtenstein hat vor der Schweiz mit der Strategie der Steuerkonformität begonnen. Die Neuorientierung sei schmerzhaft, aber nötig, sagt Bankenverbandspräsident Adolf Real. Doch das Vertrauen der Kunden in den Finanzplatz sei gross. Liechtenstein habe dank der EWR-Mitgliedschaft auch grosses Potential als Fondsplatz.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Alle drei grossen Banken haben einen Einbruch des Gewinns im vergangenen Jahr erlebt. Ist das eine vorübergehende Abschwächung oder des Beginn des Abstiegs des Finanzplatzes Liechtenstein? Adolf Real: Der aktuelle Rückgang des Gewinns ist vor allem auf die schwierigen Märkte zurückzuführen. Die Gesamtsituation des Finanzplatzes ist aber aufgrund der Transformation sehr herausfordernd. Dessen sind sich alle bewusst. Dennoch zeigen die Neugeldzuflüsse, dass die liechtensteinischen Banken nach wie vor gut aufgestellt und attraktiv sind. Trotz der Turbulenzen an den Märkten ist das Vertrauen in die liechtensteinischen Banken also gross. Warum? Wir haben seit vielen Jahren eine gute Tradition im Vermögensverwaltungsgeschäft. Wir haben Know-how, wir haben ein entsprechendes Netzwerk. Die Banken sind bekannt für ihren guten Service. Mit der Umsetzung der Abkommenstrategie ist auch die Rechtssicherheit gestiegen. Die Abkommen mit den verschiedenen Ländern schaffen Klarheit und Vertrauen. Kommen die Kunden immer noch aus den gleichen Zielmärkten? Das Einzugsgebiet der liechtensteinischen Banken hat sich wohl kaum geändert. Verschiedene Banken sind auch onshore gegangen und bieten dort Dienstleistungen an, wo der Kunde wohnt oder arbeitet. Das Wachstum kann eben auch im Ausland generiert werden. Die traditionellen Zielmärkte in Westeuropa dürften kaum noch das gleiche Wachstum wie bisher generieren. Das Bankgeheimnis in Steuerangelegenheiten fällt weg. Können die Banken noch wachsen? Es gibt verschiedene Gründe, weshalb jemand einen Teil seines Vermögens ins Ausland verlegt, auch wenn es deklariert ist. Das Thema hier ist der Vermögensschutz. Das kann aus familiären Gründen sein, aus Gründen der Konkurrenz, aus Gründen des Vertrauens in die eigene Regierung. Wie interessant sind andere Märkte für Liechtenstein, gerade auch die Schwellenländer? Die liechtensteinischen Banken sind bisher schon sehr stark diversifiziert gewesen. Neben dem deutschsprachigen Raum sind in den letzten Jahren Länder in Osteuropa bearbeitet worden. Ein Teil der Banken ist auch im Mittleren und Fernen Osten physisch oder mit reisenden Vertretern vor Ort. In diesen Schwellenländern ist das Wachstumspotential grösser und die Wachstumsrate ein Mehrfaches dessen in Europa.

Liechtenstein positioniert sich zunehmend als Fondsplatz. Mit Erfolg? Der Fondsplatz entwickelt sich erst seit 1996, vorher gab es kein modernes Anlagefondsgesetz. Heute haben die Fonds ein Volumen von 36 Milliarden Franken verwalteter Vermögen. Durch die Umsetzung der EU-Richtlinien – UCITS (EURichtlinie der Organismen zur Anlage in gemeinsamen Wertpapieren stk) und jetzt AIFM (EU-Richtlinie zur Regulierung alternativer Investmentfondmanager, stk) – sind wir ein attraktiver Marktteilnehmer mitten in Europa. Alle unsere Fonds haben «automatisch» den europäischen Pass. Wir sind auch aufgrund von Marktstudien überzeugt, dass es da ein grosses Potential besteht. Dank des EWR hat Liechtenstein also einen Vorteil gegenüber dem Fondsplatz Schweiz. Aufgrund der EWR-Mitgliedschaft haben wir generell eine gute Ausgangslage mit dem Marktzugang zum Europäischen Wirtschaftsraum. Im globalen Wettbewerb ist das ein Vorteil.

ZUR PERSON Adolf Real, Jahrgang 1954, ist Präsident des Liechtensteinischen Bankenverbandes. Von 1998 bis 2008 war er auch Vorsitzender der Geschäftsleitung der VP Bank. Real hat in Zürich Agrarwirtschaft und in St. Gallen Betriebswirtschaft studiert.

In welche Richtung muss der Fondsplatz gehen, um sein Potential noch besser auszuschöpfen? Wir haben jetzt das neue AIFM-Gesetz in der Vernehmlassung. Hier sehen wir Wachstumspotential für Verwalter von alternativen Investments. Wir sehen auch Möglichkeiten im Zusammenhang mit internationalen Pensionsfonds. Hier haben wir die relevante EU-Richtlinie bereits 2007 umgesetzt. Damit ist Liechtenstein in der Lage, multinationalen Unternehmen Pensionsfonds anzubieten, bei denen das Pooling von Assets und Risiken als Zusammenfassung originärer Tätigkeiten von Pensionskassen aus Liechtenstein heraus angeboten werden kann. Als Liechtenstein mit der Neuorientierung des Finanzplatzes begonnen hat, war der Ausgang noch unsicher. Hat sich die neue Finanzplatzstrategie bewährt? Der Entscheid war richtig und ist unumkehrbar. Wir müssen potentiellen Kunden, die steuerkonform sind, noch besser erklären, dass wir ein Standort mit vielen Vorteilen in Europa sind. Wichtig ist, dass der neu eingeschlagene Weg von allen mitgetragen wird. Wir haben in der Roadmap Finanzplatz 2015 noch zahlreiche Handlungsfelder aufgezeigt, um die Zukunft langfristig zu sichern.

* Adolf Real ist Bankenverbandspräsident


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KARTELLGESETZREVISION

Es wird ein Gewaltmarsch VON RUDOLF STRAHM

Was bringt sie denn, die von Bundesrat Johann SchneiderAmmann nach vielen verwaltungsinternen Windungen dem Parlament vorgelegte KG-Revision? Hier die drei wichtigsten Reformpunkte: – Materiell sollen alle fünf Kartellarten (Preis-, Mengen- und Gebietsabreden sowie vertikale Preisbindungen und Gebietsabschottungen) grundsätzlich und generell verboten werden. Schon die Zugehörigkeit zu einer solchen Kartellgruppe soll strafbar werden, sofern der Beteiligte sich nicht auf einen Ausnahmegrund berufen kann (man spricht von einem vollständigen oder per-se.Kartellverbot). Bislang sind solche Abreden nur verboten, wenn sie in der konkreten Auswirkung den wirksamen Wettbewerb tatsächlich beeinträchtigen; die Weko muss ihnen dies beweisen. – Unternehmenszusammenschlüsse sollen aufgrund von EU-Kriterien beurteilt und verboten resp. zugelassen werden. Solche Fusionen wirken sich meist grenzüberschreitend bei multinationalen Firmen aus und sollen deshalb eurokompatibel beurteilt werden. – Als neue Entscheidbehörde soll ein Kartellgericht eingerichtet werden, das als wettbewerbspolitische Kammer im Bundesverwaltungsgericht angesiedelt wird. Die Weko, bisher ein eher zahnloses und entscheidschwaches Milizgremium aus Professoren und Verbandsvertretern, soll aufgehoben werden. Und das bisherige Weko-Sekretariat soll als Wettbewerbsbehörde die Rolle einer anklageberechtigen Staatsanwaltschaft übernehmen. Widerstände und Schlupflöcher sind programmiert Die KG-Revisionsvorlage soll im April oder Mai 2012 in der Wirtschaftskommission WAK des Ständerats beraten werden. Die Mehrheit der Verbände von links bis rechts, SGV, EconomieSuisse und SGB, werden Ablehnung der Revision beantragen oder so viele Ausnahmen des per se-Kartellverbots einfügen, dass es nicht mehr greift. Man kann nämlich derart viele „legitime Geschäftsgründe“ als Schlupfloch einbauen, dass eine gerichtliche Verhinderung von Abreden gerichtlich gar nicht mehr durchsetzbar ist. Ich gebe aus diesen Gründen einem vollständigen Kartellverbot, wie es der Bundesrat im letzten Jahr unter dem Eindruck der Frankenaufwertung beschlossen hat, politisch kaum Chancen. Oder dann bloss die Chance, dass ein Scheinverbot mit Schlupflöchern entsteht. Denn mittels „Legitimate Business Reasons“ als Ausnahmegrund lässt sich in der Gerichtspraxis jedes Verbot aushebeln. Zumal clevere Wirtschaftsanwälte aus Zürcher Kanzleien nur darauf warten, solche Ausnahmeregeln für sich lukrativ auszureizen und gegenüber einem völlig überforderten Gerichtsapparat auszuspielen.

DER AUTOR

Rudolf Strahm ist Chemiker und Ökonom. Er war von 1991-2004 Nationalrat und von 2004-2008 Eidgenössischer Preisüberwacher.

Vorrangig sind die überteuerten Importe. Die Konsumentenverbände und der Detailhandel sind zwar für eine Verschärfung des Wettbewerbs und des Kartellverbots, aber ihr Anliegen ist eigentlich viel spezieller: Sie möchten, dass die Importpreise runter geholt werden. Die Preise ausländischer Markenartikel sind in der Schweiz 20, 30 ja oftmals über 50% höher als die Preise identischer Produkte in unsern Nachbarländern. Identische Nivea-Kosmetikartikel werden von Beiersdorf Deutschland 40 bis 100 % teurer in die Schweiz geliefert als im deutschen Inland. Und Migros, Coop und Denner können die Produkte nur über einen selektiven Vertriebskanal auschliesslich in der Schweiz beziehen. Von einem Bezug in Deutschland wer-

den sie ausgeschlossen – ein klassischer Preismissbrauch zum Schaden der Schweiz, der bisher in der Wettbewerbspolitik nicht wirksam erfasst worden ist. Er schädigt nicht nur die Konsumenten, sondern auch die KMU und gewerblichen Betriebe, die in der Schweiz einkaufen müssen. Diese Preisdiskriminierung gegenüber der Schweiz fördert den Einkaufstourismus ennet der Grenzen. Er wird derzeit auf fünf Milliarden Franken Einkaufsvolumen pro Jahr geschätzt. Ausgerechnet diese gezielte Hochpreisstrategie mit selektiven Vertriebskanälen durch ausländische Markenlieferanten wird mit der bundesrätlichen Kartellgesetzvorlage nicht angegangen. Sie kann zwar ins per se-Verbot hinein gelesen werden, aber die preistreibenden selektiven Vertriebskanäle – die heute häufigste Wettbewerbsbehinderung - werden gerade nicht wirksam angegriffen. Eine gezielte Bekämpfung der unzulässigen Hochpreisstrategie bei Importgütern hat die vom Nationalrat angenommene Motion der Konsumentenschützerin Prisca Birrer-Heimo aufgezeigt: Wenn die Lieferpreise ausländischer Konzerne in die Schweiz bedeutend höher sind als im Ausland und wenn diese Konzerne den Bezug von Produkten durch Schweizer im Ausland unterbinden, soll dies als rechtswidrig behandelt werden. Diese „Lex Nivea“ würde dem Detailhandel, den Konsumenten und den KMU-Zulieferern den Zugang zum direkten Einkauf im Ausland eröffnen. Wir haben schon früher in der UZ hingewiesen, dass die EconomieSuisse diesen Wettbewerbsartikel absurderweise bekämpft, wohl mehr aus dogmatischen Gründen und zum Schaden der KMU, die auf Einkäufe in der Schweiz angewiesen sind. Weko in ein Gericht umwandeln stärkt die Wettbewerbspolitik Die Aufhebung der Weko wird von einigen Verbänden ebenfalls bekämpft, weil sie ihren Sitz in der Behörde verlieren würden. Die Weko hatte sich als Milizgremium aus den früheren Zeiten der Kartelltoleranz in unser Jahrhundert hinein gerettet. Mit der heutigen Sitzungskadenz von einem Tag pro Monat kommt die Weko nicht mehr zurecht. Sie ist heute völlig vom vorbereitenden Sekretariat abhängig. Die Marktstrukturen werden immer komplexer. Und Kartellanwälte kämpfen mit immer härteren Bandagen. Dies erfordert eine Professionalisierung der Entscheidinstanz, die in einem Kartellgericht mit vollamtlichen Richtern und unter fallbezogener Zuwahl von Richtern mit unternehmerischer Erfahrung besser erreicht wird. Reformprozess ist eine steile Bergwanderung Die Interessenkontroverse der Profi-Akteure in Verbänden und Anwaltskanzleien und die Komplexität der Vorlage werden die Kartellgesetzreform im Parlament zu einer steilen Bergwanderung machen. Sie wird die Parlamentarier überfordern und von den Lobbyisten abhängig machen. Und sie wird dem Wirtschaftsminister Schneider-Ammann den Atem nehmen. Denn die Sachbearbeiter in seinem eigenen Departement sind unter sich uneins und orientieren sich stärker am Lehrbuch als an der Praxis. Eigentlich sollte man mit der Kartellgesetzrevision vorrangig jenes Problem angehen, das im Sommer 2011 als Hauptgrund für die dringende Reform erkannt worden ist: nämlich die rasche, vorgezogene Einführung von Massnahmen gegen die hohen, wirtschafts- und konsumentenschädigenden Importpreise.


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UZ l EUROPA

CARL BAUDENBACHER, VORSITZENDER EWR-GERICHTSHOF

EWR schafft Rechtssicherheit Der Europäische Wirtschaftsraum (EWR) habe sich bewährt, sagt Carl Baudenbacher. Als Vorsitzender des Efta-Gerichtshofs steht er einem der beiden Pfeiler des EWR-Gerichtssystems vor. Unternehmen aus Liechtenstein geniessen in der EU eine grössere Rechtssicherheit als ihre Konkurrenten aus der Schweiz.

gene Recht homogen angewandt wird. Das ist gut gelaufen. Es gibt Homogenitätsvorschriften, die darauf hinauslaufen, dass wir als die kleineren dem EuGH folgen sollen. Das tun wir auch. Es hat sich aber auch gezeigt, dass der EuGH bereit ist, auch uns zu folgen, wenn wir als erste entscheiden. Natürlich kann es manchmal kleine Abweichungen geben, weil Gerichtsfälle nie völlig identisch sind oder weil der EuGH uns mal nicht folgt. Aber im Grundsatz ist es zu keinen Unfällen gekommen. Es ist noch nie ein Streitbeilegungsverfahren eröffnet worden!

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Hat der Efta-Gerichtshof die Erwartungen erfüllt? Carl Baudenbacher: Nach Auffassung aller Beobachter ganz klar ja. In Liechtenstein wurde vor zwei Jahren eine Beurteilung vorgenommen, die positiv ausfiel. Jetzt kommt ein Untersuchungsbericht der norwegischen Regierung zu einem positiven Ergebnis. Auch die Europäische Kommission sieht den EWR wohl positiv. Der Efta-Gerichtshof soll Rechtssicherheit schaffen für Unternehmen und Einzelpersonen im EWR. Ist diese Rechtssicherheit verwirklicht? Aus der Sicht aller Beobachter ist diese Rechtssicherheitssicherheit gegeben. Sie ist einer der Hauptvorzüge des EWR. Das gilt gerade auch im Vergleich zu den bilateralen Abkommen der Schweiz mit der EU, in denen Probleme etwa bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit während Jahren aufgeschoben werden. Die Schweiz und die EU treffen sich ein, zwei Mal im Jahr hinter verschlossenen Türen in diplomatischen Ausschüssen und kommen nicht vorwärts. Ein Gerichtssystem wie im EWR bringt es dagegen mit sich, dass ein öffentliches Verfahren stattfindet und dann entschieden wird. Die Fristen, in denen wir entscheiden, sind sogar kürzer als beim Europäischen Gerichtshof. Das ist Rechtssicherheit. Geniessen also liechtensteinische Unternehmen im EUBinnenmarkt mehr Rechtssicherheit als Schweizer Unternehmen? Unbedingt. Liechtensteinische Unternehmen haben mehr Rechtssicherheit. Das hat sich auch am Beispiel des Steuerstreits gezeigt. Liechtenstein hatte auch einen Steuerstreit, ebenfalls über sogenannte Offshore-Privilegien. Dieser Streit ist beigelegt worden. Liechtenstein hat sein Steuersystem geändert und hat sich von den selektiven Vorteilen für bestimmte Typen von Unternehmen verabschiedet. Es operiert jetzt mit einer generell tiefen Steuer. Im EWR gibt es zwei parallele Gerichtssysteme. Eines gipfelt im Europäischen Gerichtshof (EuGH), das andere im Efta-Gerichtshof. Wie kann sichergestellt werden, dass beide das Recht gleich anwenden? Das ist die ganz grosse Herausforderung der Justizstruktur des EWR. Die Efta-Staaten haben aus Gründen der staatlichen Souveränität darauf bestanden, einen eigenen Gerichtshof zu haben. Das hat ihnen die EU auch zugestanden. Der Efta-Gerichtshof ist der einzige Gerichtshof, den der EuGH jemals neben sich anerkannt hat. Andere Versuche sind gescheitert. So wurde 1991 versucht, einen EWRGerichtshof zu schaffen mit Richtern aus dem EuGH und mit Richtern aus den Efta-Staaten. Im letzten Jahr ist der Versuch gescheitert, einen Europäischen Patentgerichtshof, dem Richter and EU-Staaten und aus Nicht-EU-Staaten angehört hätten, zu schaffen. Die Herausforderung besteht nun darin, dass das homo-

ZUR PERSON Carl Baudenbacher, geboren 1947 in Basel, ist seit 2003 Vorsitzender des EftaGerichtshofes in Luxemburg, dem er seit 1995 als Vertreter Liechtensteins angehört. Zuvor war er Berater der Regierung des Fürstentums für den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Baudenbacher ist seit 1987 Professor für Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität St. Gallen.

Baudenbacher sieht drei Möglichkeiten für die Schweiz: Andocken an den EU- oder den Efta-Gerichtshof aber auch den Beitritt zum EWR

Ein solches Streitbeilegungsverfahren wäre also das letzte Mittel, wenn sich die beiden Gerichtshöfe nicht einig sind? Dann kann ein Streitbeilegungsverfahren in die Wege geleitet werden. Das ist dann ein politisches Verfahren. Das haben wir aber bisher vermeiden können. Sie sind der Doyen des Gerichts. Hat der Gerichtshof gleich von Anfang an gut funktioniert oder gab es da eine Entwicklung? Der Gerichtshof hat mit fünf Richtern gut angefangen, ist dann aber in Schwierigkeiten geraten, als er auf drei Richter reduziert wurde (nach dem EU-Beitritt Schwedens, Österreichs und Finnlands sowie dem EWR-Beitritt Liechtensteins am 1. Mai 1995, stk). Wir hatten damals während eines Jahres praktisch keine Fälle, das Schicksal war relativ ungewiss. Dann hat er sich wieder aufgefangen. Und in der Zwischenzeit haben alle Regierungen begriffen, dass sie diesen Gerichtshof brauchen. Die norwegische Regierung hat im Februar eine Erklärung abgegeben, wie wichtig der Gerichtshof für Norwegen sei, und dass der Gerichtshof grosses Vertrauen in Norwegen geniesse. Es gab am Anfang eine Politik gewisser Staaten, Richter zu entsenden, die so viel nationale Souveränität retten wollten wie möglich. Aber das ist vorbei. Der Efta-Gerichtshof war ursprünglich für sieben Staaten vorgesehen. Jetzt wird er von drei Staaten getragen, und zwar den kleinsten der sieben. Hat sich die Struktur trotzdem bewährt? Das ist der grosse Vorteil der drei Kleinen, dass damals die sieben Staaten – unter Einschluss der Schweiz – ein gutes Abkommen ausgehandelt haben. Die drei wären allein nicht in der Lage gewesen, das zu tun. Damals standen auf der anderen Seite zudem nur zwölf Staaten, heute sind es 27. Das System hat sich gut eingespielt. Was man heute dem EWR vorwirft, dass die Efta-Staaten kein volles Mitbestimmungsrecht bei der Gesetzgebung haben, das hat man gewusst. Aber im Bilateralismus gibt es nicht einmal ein Mitspracherecht. Man hatte den Bilateralismus als eine relativ kurze Übergangsphase zu einem EU-Beitritt angesehen. Deshalb wurde das Mitspracherecht für nicht so wichtig angesehen. Aber jetzt, da der EU-Beitritt für die Schweiz in weiteste Ferne gerückt ist, kommen die Nachteile des Bilateralismus zum Vorschein. Für die Schweiz ist das Fehlen


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Man könnte ja auch versuchen, das eine oder andere neu zu verhandeln. In welche Richtung sollte eine solche Neuverhandlung gehen? Das kann ich nicht sagen. Aber ich weiss, was die Schweizer 1992 gestört hat. Da könnten sie versuchen, etwas Besseres auszuhandeln. Das könnte die bisherige Notwendigkeit betreffen, dass die Efta-Staaten gegenüber der EU mit einer Stimme sprechen. Das passt auch den Norwegern nicht. Eine Stärke des EWR ist die gestaltende Mitsprache bei der Ausarbeitung neuen EU-Rechts durch die EU-Kommission. Diese Mitsprache wurde inzwischen abgeschwächt, weil das EU-Parlament eine stärkere Rolle spielt. Müsste man diese Mitsprache modernisieren? Man müsste versuchen, diese gestaltende Mitsprache auf das EU-Parlament auszudehnen.

eines Gerichtshofes unter dem Gesichtspunkt der Rechtssicherheit für die Unternehmen der grösste Nachteil. Die Schweiz und die EU sprechen über diese institutionellen Probleme. Wie könnte die Lösung aussehen? Solche Modelle wurden bereits vorgestellt. Ein bilaterales Gericht kann die EU nicht akzeptieren, weil es über dem EuGH stände. . . . das wäre die Lösung, die bereits 1991 für den EWR insgesamt gescheitert ist. Genau. Das hat der EuGH schon damals zurückgewiesen. Deshalb ist es merkwürdig, wie man jetzt wieder auf diese Idee kommen konnte, es sei denn, man wollte wieder auf gute Schweizer Art auf Zeit spielen. Das gleiche gilt für ein bilaterales Schiedsgericht. Auch das wird nicht gehen. Meines Erachtens gibt es drei Möglichkeiten. Entweder ein Andocken an den Europäischen Gerichtshof ohne eigenen Richter…

Fotos: zVg / Bilderbox.de

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Die EU hat

ein Interesse,

die Schweiz institutionell einzubinden»

Das wären dann die fremden Richter, die über die Schweiz entscheiden? Mit dem Argument der fremden Richter wird viel Schindluder getrieben. Aber diese Variante wären dann wirklich die fremden Richter. Als zweite Möglichkeit könnte die Schweiz andocken bei uns. Die Schweizer könnten aushandeln, bei uns einen eigenen Richter zu haben. Wäre aus Ihrer Sicht machbar, dass bei Ihnen ein Schweizer Richter sitzt und Sie dann zu viert über zwei verschiedene Vertragswerke urteilen? Das wäre sicher eine Herausforderung. Wie das funktionieren soll, wäre eine politische Entscheidung. Da müsste sich der Bundesrat mit den Norwegern, den Isländern und den Liechtensteinern zusammensetzen. Wie ich gehört habe, würde die Europäische Union eine solche Lösung befürworten. Nach 50 Jahren gemeinsamer Mitgliedschaft in der Efta sollte auf allen Seiten ein gewisses Grundvertrauen vorhanden sein, dass die Schweizer akzeptieren, wenn andere über ihre Verträge mitbestimmen – und die anderen akzeptieren, wenn Schweizer über ihre Verträge mitbestimmen. Die dritte Variante wäre ein EWR-Beitritt? Ja. Aber es müsste ja nicht einfach ein EWR-Beitritt sein.

Sollten dann Abgeordnete aus Norwegen, Liechtenstein, der Schweiz im EU-Parlament mitdiskutieren? So, wie heute nationale Experten in den Ausschüssen der EU-Kommission sitzen, müssten sie dann in den Parlamentsausschüssen sitzen. Bei der Entscheidung sitzen sie dann aber nicht am Tisch… Das ist klar. Wenn man bei den Entscheidungen am Tisch sitzen will, muss man der EU beitreten. Allerdings hat ein Kleinstaat in einer EU mit dann 30 und mehr Mitgliedern nicht mehr so viel Einfluss. Können die Schweiz und die EWR-Staaten bei Neuverhandlungen die Mitentscheidung in den sie betreffenden Bereichen verlangen? Das kann man. Aber ich sehe die Realitäten. Wie gross ist die Bereitschaft der heutigen EWR-Länder, eine Neuverhandlung anzustossen? Das weiss ich nicht. Man muss sich fragen, wieviel heute drei Staaten mehr herausholen können als damals sieben Staaten. Aber wenn die EU sieht, dass die Schweiz hinzukäme, hätte das einen Einfluss. Die EU hat ein Interesse, die Schweiz institutionell einzubinden. Der EWR ist ein Weg dazu. Das Verständnis dafür, der Schweiz eine Extrawurst zu braten, nimmt in der EU ab. Der EWR umfasst im Gegensatz zu den bilateralen Abkommen auch die Dienstleistungen. Wie wichtig ist dieser Bereich in Ihrer täglichen Arbeit? Sehr wichtig. Wir haben gerade erst Ende Februar wieder eine mündliche Verhandlung gehabt, bei der es um Dienstleistungsfreiheit ging. Jeder Volkswirtschafts- und jeder Jurastudent weiss, dass wir in Zeiten leben, in denen der Dienstleistungssektor immer grösser wird und der Industriesektor proportional zurückgeht. Mit einem EWR-Beitritt könnte der Schweizer Dienstleistungssektor also gewinnen? Unbedingt. Aber wir wissen auch, wer dagegen ist. – Wenn die EU aus ihrer derzeitigen Krise kommt, und davon gehe ich aus, dann wird sie sich vertiefen. Das wird enorme Auswirkungen auf die Schweiz haben. Heisst das umgekehrt, dass die bilateralen Probleme zunehmen werden, wenn die Schweiz es verpasst, in irgendeiner Form an die EU anzudocken? Das befürchte ich.


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EXPORTMARKT SÜDKOREA

Grosses Potenzial Der Aussenhandel mit Südkorea ist auf Kurs. Im vergangenen Jahr konnte ein starkes Wachstum verzeichnet werden. Der Markt ist auch für Schweizer KMU attraktiv. Im Bereich Cleantech sind grosse Investitionen geplant.

Südkorea, Yeosu: In der aufstrebenden Industriestadt findet die Weltausstellung 2012 statt, bei der viele namhafte Schweizer Unternehmen vertreten sein werden. Foto: www.corbis.ch

TEXT RAPHAEL CORNEO

Südkorea hat in den letzten 50 Jahren eine unglaubliche Entwicklung erlebt: Vom isolierten Agrarland auf dem Niveau von armen Staaten in Afrika zu einer der bedeutendsten Volkswirtschaften weltweit. «Der Markt hat sich in einem rasanten Tempo entwickelt, von dem wir hier in Europa nicht einmal zu träumen wagen», sagt Dr. iur. Urs Lustenberger, Präsident der Wirtschaftskammer SchweizAsien. Und noch immer verzeichnet das Land hohe Wachstumsraten. 2010 betrug das Wachstum mehr als sechs Prozent und auch für die folgenden Jahre wird ein Plus um die vier Prozent erwartet. Schweiz gut vertreten Die Gründe dafür sind vielfältig. «Das südkoreanische Erfolgsrezept basiert auf einer hohen industriellen Produktionskapazität mit hochmoderner, innovativer Infrastruktur in diversen Branchen», sagt Daniel Cavegn, stellvertretender Missionschefs der Schweizer Botschaft in Seoul. Auch die Qualität und der Preis der koreanischen Produkte

überzeugen die Kunden. «Zudem sind die Koreaner fast unschlagbar punkto Schnelligkeit. Also kein Wunder, dass sie kürzlich zur siebtgrössten Exportnation weltweit aufgestiegen sind», so Cavegn. Auch Schweizer Unternehmen haben Südkorea längst für sich entdeckt. Die Direktinvestitionen aus der Schweiz haben sich im Vergleich zum Vorjahr gar mehr als verdoppelt. Fast alle grossen Schweizer Konzerne wie beispielsweise ABB, SGS, Novartis, Roche oder Nestlé sind in dem Land präsent – und auch immer mehr KMU aus den verschiedensten Branchen haben den Schritt gewagt. Dazu gehören unter anderem der Schuhhersteller MBT, das Logistikunternehmen Panalpina, das Cleantech-Unternehmen evatec, der Schokoladenfabrikant Teuscher oder das Pharmaunternehmen Geistlich. «Gerade bei den KMU besteht aber noch ein grosses Potenzial, das bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist», sagt Cavegn. Maschinen und... Am stärksten vertreten ist die nicht elektrische Maschinenindustrie. Auf sie entfallen fast 30 Prozent aller Exporte,


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Grosse Investitionen geplant Eine Chance für Schweizer Unternehmen könnte im Cleantech-Bereich liegen. Die Regierung möchte über die nächsten zehn Jahre über 30 Milliarden Dollar in die Förderung erneuerbarer Energien, effiziente Energienutzung und Reduktion von Treibhausgasen investieren. «Südkorea möchte eine Pionierrolle einnehmen und bis 2020 einen globalen Marktanteil von zehn Prozent im Bereich Clean Energy erreichen», sagt Cavegn. Im Fokus steht auch der verstärkte Einsatz von Smart Grids. Südkorea ist das erste Land, das derzeit über die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Aufbau eines landesweiten Smart-Grid-Systems verfügt. Auch Lustenberger ist überzeugt, dass der Bereich in Zukunft eine herausragende Rolle spielen wird. «Ein brillantes Schweizer Nischenprodukt kann sicher erfolgreich sein», sagt er. Ein hier subventioniertes Unternehmen werde es aber in Südkorea schwer haben. «Es wäre wohl falsch, wenn ein Schweizer Unternehmen, das von einem solchen Förderprojekt Wind bekommt, denkt, dass es sich an diesem Futtertopf laben könnte», so Lustenberger. Denn die Industriepolitik ist in erster Linie darauf ausgerichtet, die lokale Industrie zu fördern.

gefolgt von der pharmazeutischen Industrie, die einen Anteil von rund 22 Prozent hat. Positiv auf den Handel mit Südkorea hat sich dabei auch das Freihandelsabkommen ausgewirkt, das 2006 in Kraft getreten ist. «Dies führte unter anderem zu tieferen Preisen, Abschaffung technischer Handelsbarrieren sowie einheitlicheren Normen und besserem Schutz von geistigem Eigentum», erklärt Cavegn. Daneben gibt es weitere Punkte, die für Südkorea sprechen: Das Land verfügt über gut ausgebildete Arbeitskräfte, Rechtssicherheit und eine tiefe Korruption. «Zudem ist das Land als Testmarkt für Asien geeignet», sagt Cavegn. Gleichzeitig sei der koreanische Markt selber mit 50 Millionen zahlungskräftigen Konsumenten nicht zu unterschätzen. Ein Wermutstropfen besteht darin, dass sich der Franken in den letzten Jahren auch gegenüber dem südkoreanischen Won aufgewertet hat. Dadurch können auch die Schweizer Produkte an Attraktivität einbüssen. «Die Südkoreaner sind überaus preisbewusst», sagt Lustenberger. In gewissen Branchen seien sie geradezu berüchtigt, immer die tiefsten Preise aushandeln zu wollen. Das müssen die Schweizer mit hoher Qualität wettmachen.

Schweiz markiert Präsenz Ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit steht auch die diesjährige Weltausstellung, die in der Küstenstadt Yeosu stattfinden wird und Mitte Mai ihre Tore öffnet. Auch die Schweiz wird mit einem Pavillon vertreten sein, der sich ganz dem Thema Wasser widmet. «Der Titel des Pavillons lautet ‹The Source. It‘s in your hands›. Die Nutzung, Reinigung und der Schutz der kostbaren Ressource Wasser liegen in unseren Händen», sagt Nicolas Bideau, Chef von Präsenz Schweiz. Als Wasserschloss Europas sei sich die Schweiz ihrer Verantwortung, aber auch ihrer Kompetenz bewusst, das Wasser nachhaltig zu nutzen, zu erforschen, zu schützen und allenfalls zu reinigen. Dies möchte die Schweiz in Yeosu zeigen. «Der Pavillon bietet dabei den Besuchern ein interaktives, emotionales Besuchererlebnis», so Bideau. Dabei wird die Ausstellung von verschiedenen Unternehmen unterstützt. Hauptpartner sind die Jungfraubahnen und der Uhrenfabrikant Hublot SA. In der Kategorie Supplier sind Mammut, DHL, Trunz Water Systems AG, Adnovum, Atelier Pfister und Wogg vertreten. Die Expo ist damit auch ein Schaufenster für Schweizer Firmen. «Mit der Schweizer Präsenz in Südkorea soll eine dynamische, wandelbare und vielseitige Schweiz repräsentiert werden», so Bideau. Die Organisatoren erwarten an der Expo rund acht Millionen Besucher, davon 500 000 aus dem Ausland. Auch Stolpersteine Südkorea bietet zweifellos viele Chancen für Schweizer Unternehmen. Trotzdem ist ein Einstieg in den Markt nicht ganz einfach. «Ein Unternehmen, das sich in Südkorea behaupten will, muss auf eine starke lokale Konkurrenz gefasst sein», sagt Lustenberger. Gerade in Sachen Qualität, Geschwindigkeit und Preis stellen sie oft Spitzenklasse dar. So sind dann auch die Rückmeldungen der Unternehmen bei der Wirtschaftskammer gemischt. «Die Erfahrungen reflektieren das gesamte Spektrum. Im Grossen und Ganzen sind die Rückmeldungen jedoch positiv», sagt Lustenberger. Gerade weil es aber auch grosse kulturelle Unterschiede gibt, muss ein Einstieg gut überlegt sein. «Grundsätzlich ist Korea ein sehr lukrativer Markt, es bedarf aber zuerst - wie überall - einer gründlichen Vorbereitung und Planung», sagt Cavegn.

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Die UnternehmerZeitung stellt interessante Exportmärkte in einer Serie vor.

NACH EINBRUCH WIEDER ZUNAHME Die Handelsbilanz mit Korea ist seit 1990 mit Ausnahme von 1998 und 1999 positiv. Positiv auf die wirtschaftlichen Beziehungen hat sich vor allem das Freihandelsabkommen, welches 2006 in Kraft getreten ist ausgewirkt. Im Krisenjahr 2009 kam es jedoch zu einem Einbruch bei Importen wie auch bei den Exporten: Die Exporte aus der Schweiz nach Südkorea nahmen um 4,7 Prozent ab und die Importe brachen gar um 39,1 Prozent ein. Der bilaterale Warenhandel hat sich jedoch im vergangenen Jahr wieder erholt. Die Importe aus Korea stiegen moderat um 5,6 Prozent auf 439 Millionen Franken an, während Schweizer Exporte um 19,9 Prozent auf 2,27 Milliarden Franken zunahmen. Das Handelsvolumen erreichte 2010 einen neuen Höchststand von 2,71 Milliarden Franken. Dabei erzielte die Schweiz einen Handelsüberschuss von 1,83 Milliarden Franken. Südkorea ist der sechstwichtigste Exportmarkt für die Schweiz in Asien. Umgekehrt nimmt die Schweiz bezüglich Handelsvolumen für Korea nur eine bescheidene Rolle ein.


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SÜDKOREA

Im «Trillion-Trade-Club» Das Aussenhandelsvolumen dieser ostasiatischen Republik entspricht dem der USA, von China, Japan, Deutschland und Frankreich. Am 26. April 2012 veranstaltet die Osec ein Südkorea-Forum. Über die Marktchancen schweizerischer Exporteure befragten wir Marcel Germann.

nen. Gemäss koreanischem Wirtschaftsministerium haben 2011 auch Investitionen aus der Schweiz mit +121,2 Prozent auf 188 Mio. US Dollar überdurchschnittlich stark zugeHerr Germann, Südkorea ist nicht nur Weltmeister im nommen. Export, es importiert auch Güter im Wert von 425.7 Die Umfrage unter Schweizer Unternehmen im HandelsMrd. Dollar. Wie gross ist der Schweizer Anteil? und Geschäftsverkehr mit Südkorea, welche die Schweizer Marcel Germann: Mit einem Anteil von knapp 0.6 Prozent Botschaft im September 2011 durchführte, zeigte ein posibzw. 2,321 Mrd. Franken an den Gesamtimporten nach tives Bild. 52,4 Prozent der befragten Unternehmen gaben Korea im Jahr 2011 ist dieser für die Schweiz nicht unbean, dass sie sich in den letzten fünf Jahren in Südkorea deutend, hat aber auch gute Aussichten, weiter zu steigen. ansprechend verbessern konnten. 33,4 Prozent sagten, sie Wenn wir die Schweizerexporte der letzten Jahre nach hätten sich deutlich verbessern können. 66,7 Prozent zeigKorea anschauen waren diese mit Ausnahme vom 2005 ten sich im 2011 zuversichtlich. In den nächsten fünf Jah(-1,8 Prozent) und dem Krisenjahr 2009, in dem 4,1 Proren erwarten 85,7 Prozent eine weitere Verbesserung ihrer zent weniger aus der Schweiz nach Korea exportiert wurde, Geschäftsergebnisse in Südkorea. positiv. Im 2010 wurde der Rückgang vom Die politischen und gesetzlichen RahVorjahr mit einem Plus von 19,9 Prozent menbedingungen in Südkorea erachten mehr als kompensiert. 47,6 Prozent der befragten Unternehmen als zufriedenstellend, 26,2 Prozent als gut und Für welche Branchen ist dieser Markt 7,1 Prozent als sehr gut. Für 19,1 Prozent besonders attraktiv? sind sie immer noch ungenügend. Hier Aus unserer Sicht bestehen speziell im besteht also noch Verbesserungsbedarf auf MEM- und ICT-Bereich gute Chancen. koreanischer Seite. Auch im Economic BulKorea hat gerade in diesen Bereichen Fortletin der Ministry of Strategy and Finance schritte erzielt. Wenn wir im MEM Bereich wird vermerkt, dass beispielsweise die Fledie Autobauer herauspicken, ist der Fortxibilität im Arbeitsmarkt verbessert und die schritt bezüglich Qualität, Sicherheit und ZUR PERSON Produktivität gesteigert werden muss. auch dem Design augenfällig. Dazu sind Gegenwind bekommen Schweizer beispielsweise auch qualitativ hochsteMarcel Germann ist Unternehmen im südkoreanischen Markt hende Werkzeugmaschinen aus der Korea-Berater bei der Osec. aus der EU. Trotzdem erachten 68,1 Prozent Schweiz gefragt. mgermann@osec.ch. der befragten Schweizer Unternehmen die Ein Indiz dafür, dass die koreanische Auswirkungen des im Juli 2011 in Kraft Qualität im Komponentenbereich auf dem getretenen Freihandelsabkommens zwischen Südkorea und Niveau der führenden Länder ist, zeigt sich beispielsweise der EU als positiv bis sehr positiv. Dementsprechend sehen dadurch dass jüngst koreanische Komponentenhersteller sich die meisten (64,5 Prozent) auch nicht veranlasst, ihre für die Autoindustrie sich bei den führenden japanischen Geschäftsstrategie in Südkorea mit Blick auf das FreihanAutobauern als Lieferanten empfehlen – dies mit guten delsabkommen EU-Südkorea anzupassen. Chancen. Mit den weiteren Freihandelsabkommen wie dem bereits Im ICT-Bereich liegen die Chancen allerdings weniger ratifizierten mit den USA, den mit China aufgenommenen im generellen Hardware-Bereich. Dort zählen die grossen Verhandlungen und dem möglichen trilateralen AbkomChaebols (Mischkonzerne, Anm. Red.)wie Samsung und LG men China-Japan-Südkorea ist jedoch mit mehr Konkurbereits zu den führenden Herstellern weltweit. Schwächen renz zu rechnen. zeigen sich in Korea im Softwarebereich. Dort liegen auch die Chancen für clevere Schweizer KMU. Wie wettbewerbsfähig sind unsere Exporteure? Wir haben seitens Osec zur Zeit zwei Marktstudien in Das muss im Einzelfall beurteilt werden. Ein Ausdruck der Korea in Arbeit, eine für MEM und eine für ICT. Diese werWettbewerbsfähigkeit sind die zur Zeit rund 100 Schweizer den am Korea Forum 2012 vom 26. April in Zürich und am Unternehmen, welche mit eigener Vertretung oder als Joint 2. Mai in Lausanne präsentiert werden. Ziel der Studien Venture Partner in Korea tätig sind. Diese beschäftigen total ist es, hiesigen KMU gezielt die Geschäftschancen in Korea gut 6000 Angestellte. aufzuzeigen. Dazu organisieren wir eine Unternehmerreise nach Korea. Diese wird vom 8. bis 10. August stattfinden. Die Wachstumsprognose Südkoreas wurde auf 3.8 ProSeit 2006 hat die Schweiz ein Freihandelsabkommen zent gesenkt. Wie entwickelt sich die Wirtschaft mit Südkorea (als Teil des EFTA-Südkorea FHA). Wie voraussichtlich im laufenden Jahr? wirkt sich dieses gegenüber der Konkurrenz aus dem Die weitere Entwicklung der koreanischen Wirtschaft kann EU-Raum aus? nicht ohne Berücksichtigung der Entwicklung der europäiDas Freihandelsabkommen mit Südkorea hat den Exporschen und der US-Wirtschaft abgeschätzt werden. Auf ten klar Auftrieb gegeben. Dazu steigen auch die InvestitioGrund der Bedeutung dieser Wirtschaftsräume bestehen INTERVIEW PETER BLATTNER

Seoul, Südkorea: Gwanghwamun, das grosse Haupttor des Gyeongbok Palastes, ist im 15. und 16. Jahrhundert erbaut worden.

Foto: KEYSTONE/RIA NOVOSTI/Alexey Petrov


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ auch gewisse Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung in Korea. Ein Wirtschaftswachstum von fast vier Prozent kann derzeit sicher als solid bezeichnet werden. Welches sind die wichtigsten Voraussetzungen für einen Geschäftserfolg in Südkorea? Am Anfang steht, wie bei anderen Markteintritten auch, eine gute Vorbereitung. Es empfiehlt sich, das nötige Marktwissen zu beschaffen, um einerseits fundierte Entscheide treffen zu können und andererseits mit realistischen Zielen in den Markt einzusteigen. Zum Erfolg gehören natürlich gute Produkte und Dienstleistungen und insbesondere auch eine gute Beziehung mit dem Geschäftspartner. Dazu ist eine gute und auch gesellige Kommunikation zwischen Käufer und Verkäufer gefordert. Der Weg zum Erfolg führt also nicht nur über das Produkt, sondern auch über das Beziehungs-Marketing. Zu Beginn ist es sehr ratsam, über eine Empfehlung in Kontakt zu einem möglichen Geschäftspartner zu kommen. Man sollte daher Hilfe bei der Suche nach den richtigen Kontaktpersonen bei Unternehmen, inklusive möglicher Distributionspartner, in Anspruch nehmen. Daher empfiehlt es sich, Hilfe bei der Suche nach den richtigen Kontaktpersonen bei Unternehmen, inklusive möglicher Distributionspartner, in Anspruch zu nehmen. Zu Beginn gibt es zudem immer noch oft die Sprachbarriere zu überwinden. Viele Informationen sind nur auf Koreanisch verfügbar, wie schon Suchen im Internet zeigen. Die Osec mit dem Swiss Business Hub in Seoul kann hier unterstützen.

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Gegenwind

bekommen

Schweizer Unternehmen im südkoreanischen Markt aus der EU»

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Ein guter koreanischer Partner ist wichtig, um Erfolg zu haben. Spätere Wechsel sind schwierig, da insbesondere mehrere Wechsel in der koreanischen Geschäftskultur Zweifel erzeugen. Eine fundierte Suche und Selektion des Partners zu Beginn ist daher zentral. Auf welche kulturellen Fallstricke muss man achten, wenn man in Korea Geschäfte machen will? Koreaner sind sehr zuvorkommend und höflich und sagen kaum direkt, was sie wirklich denken. In der koreanischen Kollektivgesellschaft, gilt es die soziale Harmonie zu wahren. Daher wird man oft eine positive Antwort bekommen, weil Ablehnung als Störung der Harmonie empfunden wird. Das darf nicht mit Unehrlichkeit verwechselt werden. Es ist eine kulturelle Gegebenheit, die auch positive Aspekte mit sich bringt. Im geschäftlichen Umfeld bedeutet das ein ausgeprägtes Loyalitätsgefühl, Mitarbeitergehorsam und ein formelles und zuvorkommendes Auftreten. Mit einem jederzeit respektvollen Auftreten – verbal wie non-verbal – ist man auf dem richtigen Weg. Es gilt also Dinge wie öffentlich ausgesprochene Kritik, Ungeduld aber auch negative Gesichtsausdrücke zu vermeiden. Es gibt allerdings auch Parallelen zur etwas konservativen aber offenen und flexiblen schweizerischen Geschäftskultur. Koreaner schätzen ebenfalls ein rasches Vorwärtsgehen. Allerdings geht das auch auf Kosten einer präzisen Planung. Davon kann in Korea nicht ausgegangen werden. Man wird also im Verlauf einer Zusammenarbeit sozusagen Nachbesserungen vornehmen müssen und sollte deswegen nicht mit Frustration reagieren. Das kann auch Verträge betreffen. Diese werden von Koreanern als Startpunkt betrachtet. Sie ziehen es vor, diese soweit flexibel zu halten, so dass man Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt machen kann. Hier muss man seine Erwartungshaltung entsprechend anpassen. Nach gemeinsamen Essen ist zu beachten, dass Koreaner die Kosten nicht aufteilen. Durch die Begleichung der Rechnung zeigt man dem koreanischen Gegenüber seine Grosszügigkeit und Freundschaft. Wie kann man Vertrauen schaffen? Vertrauen schafft man über den Aufbau guter Beziehungen und deren Pflege. Das geht auch über den Magen. Koreaner essen gerne zusammen. Geschäftliche Besprechungen mit wichtigen Geschäftspartnern finden daher am besten zwischen 10 und 12 Uhr statt. Diese können dann informell beim gemeinsamen Mittagessen weitergeführt werden. In der Anfangsphase sollte man sich nicht verpflichtet fühlen, zum Trinken und Karaoke gehen zu müssen. Da Koreaner viel trinken, sollte man seine eigene Trinkfähigkeit im Auge behalten, damit das Erlebnis nicht ausser Kontrolle gerät. Ein längeres gemeinsames Mittagessen ist in dieser Phase die bessere Lösung. Was sollte man als Ausländer in Korea unbedingt vermeiden? Den Gesichtsverlust des Gegenübers. Hier gilt: Was gesagt und vor allem auch was nicht gesagt wird, ist wichtig. Auch unpünktliches Erscheinen zu Besprechungen wird nicht geschätzt. Umgekehrt sollte man sich nicht ungeduldig oder gar verärgert zeigen, wenn eine hohe koreanische Führungspersönlichkeit etwas verspätet eintrifft. Dies sollte man als Zeichen der hohen Wichtigkeit und Auslastung der Persönlichkeit sehen. Das Ignorieren von koreanischen Teilnehmern tieferer Hierarchiestufen an geschäftlichen Besprechungen ist denkbar schlecht. Verantwortung ist topdown an vertrauenswürdige und verlässliche Mitarbeiter delegiert. Daher müssen diese auch mit dem gleichen Respekt behandelt werden.


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CLUSTER

Die saubere Wirtschaft wird global Ein Technologiezentrum in Norditalien, ein Netzwerk von Unternehmen und Hochschulen in Nordrhein-Westfalen, ein Wirtschaftsverband in der Schweiz: drei unterschiedliche Ansätze, die Wirtschaft nachhaltig zu machen. Und doch typisch für eine neue Form der Zusammenarbeit von Unternehmen.

TEXT STEFFEN KLATT

Die alte Tabakfabrik im norditalienischen Rovereto stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf dem Höhepunkt in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts arbeiteten hier 2000 Beschäftigte. Als die Fabrik vor fünf Jahren geschlossen wurde, waren hier noch 300 Mitarbeiter beschäftigt. Ein Fall wie viele andere in der Autonomen Provinz Trient. Die Industrie geht raus, die Einnahmen sinken. Neue Wirtschaftskultur schaffen Im Kampf gegen die Abwanderung der Industrie setzt Trient auf saubere Wirtschaft – und die alte Tabakfabrik soll zum Leuchtturm werden. Das «Progetto Manifattura» soll sowohl Teile der Universität wie auch Cleantechunternehmen vereinen. Das Investitionsvolumen beträgt 110 Mio. Euro (135 Mio. Franken). Ein Drittel kommt vom italienischen Staat, der Rest von der Provinz. Bisher seien bereits ein knappes Dutzend kleinerer Unternehmen eingezogen, sagt Brian Martin, Kommunikationschef des Progetto Manifattura. Hier sitzen auch der Green Building Council Italia und Habitech, ein Konsortium von Unternehmen, die LEED in der Provinz umsetzen wollen, den amerikanischen Standard für nachhaltiges Bauen. Aus der Sicht von Martin geht es aber zunächst einmal darum, das Denken in der Wirtschaft zu ändern. «Wir schaffen eine neue Kultur.» Dazu dient auch eine Konferenz, die im September in Riva del Garda geplant ist. Dort sollen Bauunternehmer, Investoren und Versicherer zusammenkommen, um über die Chancen nachhaltigen Bauens zu sprechen. Potential liegt an den Grenzen Szenenwechsel. Nordrhein-Westfalen ist die siebtgrösste Wirtschaftsregion der Welt. Hier sind die zentralen Schaltstellen hochkompetenter Unternehmen aus Energie, Chemie und Stahl. Darüber hinaus entwickelt sich eine hochdynamische Biotechnologie. Viele dieser Unternehmen sowie zugehöriger Universitäten und Institute zählen heute zur Weltspitze – vor allem weil sie sich auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren – bisher ein Erfolgsmodell. «Aber gerade deshalb liegen heute die Innovationspotentiale an den Grenzen dieser etablierten Industrien mit ihren hocheffizienten Kerngeschäften», sagt Ingo Gaida. Der bei Bayer groß gewordene Physiker ist Clustermanager von CleanTechNRW, einem Innovationscluster von Unternehmen und Hochschulen, der sich auf den Einsatz von erneuerbaren Energien und Energiespeichern sowie Effizienzsteigerung im Bereich von Energien und Ressourcen konzentriert. Mit dabei sind Bayer, Henkel, Evonik, RWE, Vaillant oder auch ThyssenKrupp. Zum Netzwerk gehören wissenschaftliche Einrichtungen wie die Rheinisch-Westfälische Technische

Hochschule Aachen, die Technische-Universität Dortmund, das Forschungszentrum Jülich, das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie und das Fraunhofer UMSICHT. Um die grossen Unternehmen gruppieren sich auch zahlreiche kleinere und mittelständische Unternehmen sowie das Handwerk in NRW. So nutzt CleanTechNRW die vielfältigen und kompetenten Fähigkeiten in NRW, um seine unterschiedlichen Innovationsprojekte gezielt voranzubringen. Innovationen, die das Land für die Transformation in Richtung einer «Low Carbon Society» selbst benötigt, wie auch für ein neues, nachhaltiges Wachstum in den globalen CleanTech Märkten. Umsetzung braucht Zeit Die Ziele von CleanTechNRW sind konkret: In den vom Netzwerk bearbeiteten Bereichen soll das jährliche Wachstum 15 Prozent betragen. Bis 2020 werden 5000 neue Arbeitsplätze angestrebt. Der spezifische CO2-Ausstoss soll in den neuen Anwendungen und Technologien um 25 Prozent gesenkt werden. Dafür arbeiten die Unternehmen und Hochschulen in konkreten Projekten zusammen. Dabei geht es um Vorhaben wie die Speicherung von Wärme und Energie: Diskontinuierlich anfallende Prozesswärme kann auch in anderen Unternehmen genutzt werden, überschüssige erneuerbare Energien in Form von Wasserstoff und Methan gespeichert und verwendet werden. Es geht bis hin zu hocheffizienter städtischer Landwirtschaft. Oft sind die Technologien in Teilen bereits vorhanden. Aber diese zu neuen, wirtschaftlich lukrativen CleanTech-Systemen zu entwickeln, braucht Zeit und stellt zum Teil die wahre Innovation dar. «Wir treten gegen Technologien und Prozesse an, die zum Teil in hundert Jahren entwickelt wurden. Da braucht es Zeit, Durchhaltevermögen, Engagement und eine offene Clusterkultur, um die erforderlichen Innovationssprünge tatsächlich zu schaffen», sagt Ingo Gaida. Politische Rahmenbedingungen setzen Swisscleantech, der Verband nachhaltiger Schweizer und liechtensteinischer Unternehmen wurde Ende 2009 als Gegengewicht zu economiesuisse gegründet. Der grosse Dachverband der Wirtschaft verharrt in der neoliberalen Denkweise, die Nachhaltigkeit nur unter dem Gesichtspunkt der betriebswirtschaftlichen Kosten anschaut, nicht unter dem der volkswirtschaftlichen Chancen. Sichtbar wurde dies, als er 2011 gegen die Haltung der Mehrheit der Bevölkerung, der Parteien und der Regierung am Bau neuer Kernkraftwerke festhalten wollte. Inzwischen ist der Atomausstieg beschlossene Sache; nun geht es um die konkrete Umsetzung der Energiewende. Auf politischer Ebene hat swisscleantech unter anderem die Bildung eines Runden Tisches zur Wasserkraft angeregt: Die Nutzung der wich-


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tigsten erneuerbaren Energie der Schweiz stösst bereits heute an die Grenzen des Umweltschutzes. Zunehmend vernetzt der Verband seine Mitgliedsunternehmen und Wissenschaftler, etwa in Fokusgruppen zu Themen wie der nachhaltigen Mobilität. Silicon Valley nicht exportierbar Trient, NRW, Schweiz: drei verschiedene Ansätze zur Vernetzung nachhaltiger Unternehmen. Doch alle drei Organisationen haben sehr früh auf eine globale Vernetzung gesetzt. Swisscleantech hat zusammen mit dem finnischen Cleantechcluster und Investoren in Atlanta 2010 die Global Cleantech Cluster Association (GCCA) gegründet – die Idee wurde bei einer Veranstaltung der Schweizer Botschaft in Washington geboren. Heute gehören dem Zusammenschluss bereits 36 Cluster in Nordamerika, Europa, Asien und Australien an. Peter Adriaens überrascht nicht, dass diese Cluster sich global zusammenschliessen. Konjunkturprogramme rund um die Welt hätten 2009 auf die «grüne Wirtschaft» gesetzt, ohne klar zu bestimmen, was das sein, sagt der Belgier, der Unternehmertum und Strategie an der Universität von Michigan in Ann Arbor lehrt. Viele Regionen hätten zunächst auf das Silicon Valley als Modell für ein Ökosystem der technologischen Innovation geschaut. «Aber Silicon Valley ist nicht exportierbar.» Partner vermitteln Adriaens hat die GCCA-Mitgliedscluster untersucht. Seine Feststellung: Keines gleicht dem anderen, aber es gibt verschiedenen Typen. So seien in einem Drittel der Cluster Regierungen involviert – klassische Formen staatlicher Wirtschaftsförderung. Anderswo seien grosse Unternehmen, Investoren oder Fonds die Träger. So würden die Cluster im US-Bundesstaat Washington und in Singapur durch «reife» Unternehmen geprägt, die neue Geschäftszweige und Produkte suchten. Ein einziges Cluster, das südkoreanische, werde entsprechend der Wirtschaftsstrukturen des Landes durch ganz grosse Konzerne dominiert, die Chaebols. Manche Cluster würden über Kontinente hinweg komplementär sein. So setze das finnische Cluster auf SmartgridLösungen, während San Diego die höchste Dichte von Smartgrid-Lösungen hat. Dabei sei es wichtig, jeweils die richtigen Partner zu finden. Genau das sei die Aufgabe der GCCA. «Es ist nicht immer das Geld, das zählt.»

ThyssenKrupp Stammhaus und Hauptsitz in Essen: Das Unternehmen ist Mitglied im CleanTechNRW. Foto: Peter Wieler


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PETER DROEGE, PRÄSIDENT EUROSOLAR

Energiewende wird zum Geschäftsmodell Der Gebäudepark steht für 40 Prozent des nicht-erneuerbaren Energieverbrauchs. Die Technologien für dessen Senkung wie auch für solare Überschussproduktion sind vorhanden. Doch sowohl Architekten wie Investoren zögern noch, sagt Peter Droege, Präsident von Eurosolar und Organisator von Lisdar.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Dieser Winter war ein Härtetest für den Atomausstieg: Es war lange sehr kalt, der Verbrauch hoch, acht deutsche Kernkraftwerke abgeschaltet. Wurde der Härtetest bestanden? Peter Droege: Es gibt keinen Grund, einen solchen Härtetest nicht zu bestehen. Deutschland hat seither weiter Energie exportiert. Als kürzlich in Frankreich acht Reaktoren vom Netz gingen importierte das Land 7 Gigawatt - Deutschland produziert 10 Gigawatt Solarstrom allein. Heute zielen Regionen, Gemeinden und Hausbesitzer auf Energieautonomie ab. Die nachhaltigen Technologien, die es dafür braucht, lassen sich leicht umsetzen, durch eine Kombination von Energieeffizienz, thermische Unterstützung durch Geothermie, Solarthermie und Photovoltaik. Die Art von Energie, die dabei gebraucht wird, lässt sich leicht liefern, und zwar durch dezentrale Systeme. ZUR PERSON Wer muss dafür sorgen, dass diese Technologien auch umgesetzt werden? Das sind auf der einen Seite Investoren und Eigentümer. Dafür muss die Politik – ob es die Staaten oder die Regionen oder Gemeinden sind – auch die richtigen Anreize setzen. Viele Länder und Regionen machen das bereits. Die EU hat vorgeschrieben, dass ab 2020 alle neuen Wohnbauten in der Bilanz sich weitgehend selbst mit erneuerbarer Energie versorgen müssen.

Ist die Bauwirtschaft auf gutem Weg, das Ziel zu erfüllen? Die Bauwirtschaft selbst schon. Die Herausforderung liegt vor allem auf der Seite Investoren und der Eigentümer auf der einen Seite und der Architekten und Ingenieure auf der anderen Seite. Viele Investoren denken aber immer noch nur an die Kosten solcher Massnahmen. Dabei geht es hier jedoch um Investitionen, denen deutliche Einsparungen gegenüberstehen werden.

Professor Peter Droege ist Lehrstuhlinhaber für Nachhaltige Raumentwicklung an der Universität Liechtenstein. Er ist Präsident von Eurosolar, dem europäischen Verband für erneuerbare Energien. Droege hat an der Technischen Universität München sowie am Massachusetts Institute of Technology studiert und an den Universitäten Tokio, Sydney und Newcastle gelehrt. Er ist Gründungsmitglied und General Chairman des Weltrats für Erneuerbare Energien.

Fallen diese Investitionen und die künftigen Einsparungen bei den gleichen Akteuren an? Bei Neubauten sind die Zusatzkosten inzwischen so gering, dass man sie vernachlässigen kann. Allerdings muss man energieautonome Systeme schon ganz zu Beginn der Planung einbeziehen. Beim Umbau ist es etwas anderes. Da muss das Gebäude neu angepasst werden. Hier entstehen Kosten, und man muss für jedes einzelne Gebäude anschauen, wie weit es sinnvoll ist, bei der Effizienz zu gehen, und somit durch erneuerbare Systeme zu kompensieren. Bei Neubauten geht es eigentlich nur darum, dass Planer, Architekten und Ingenieure umsetzen, was bereits möglich ist? Ja, und dafür müssen sie Bescheid wissen und das Wissen auch anwenden können. Manche Architekten wollen sich aber immer noch nicht mit der Integration von Solaranlagen beschäftigen. Das heisst umgekehrt

Umrüsten auf Solaranlagen ist aufwendig, aber möglich, wie hier die Südwest Fassade der Stiftung «Maisons pour Etudiants» nach Renovation. Die Anlage liefert Gleichstrom ohne Wechselrichter ins Netz für Trolleybusse. Foto: de Lainsecq Eric

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ZUM KONGRESS Vom 2. bis zum 4. Mai findet an der Universität Liechtenstein bereits zum dritten Mal der Liechtenstein Congress on Sustainable Development and Responsible Investment (Lisdar) statt. Der von Peter Droege initiierte und geleitete Kongress bringt Architekten, Raumplaner, Investoren, Betriebswirtschaftler und IT-Spezialisten zusammen. Der Kongress ist eine internationale Plattform für praxisbezogene Forschung, um die Wende zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu schaffen. www.lisdar.li

auch, dass die neuen Gebäude, die heute noch nicht mit Solaranlagen aus-gerüstet sind, später nur schwer umgerüstet werden können. Welche Rolle spielen da die Investoren? Wenn die Investoren ein langfristiges Interesse haben, müssen sie darauf pochen, dass das Gebäude keine Energieschleuder ist. Für manche Investoren ist das bereits eine Selbstverständlichkeit, etwa die Credit Suisse, oder die Zürich Versicherungsgesellschaft. Andere denken bisher nur kurzfristig. Gerade bei Umbauten gibt es bisher nur wenig Anreize. Nehmen die Finanzmärkte Nachhaltigkeit bereits als Chance wahr? Bisher wird es vor allem als Thema für Fonds gesehen. Die «Märkte als solche» nehmen aber Nachhaltigkeit noch nicht wahr. Das ist mit ein Grund, warum wir uns in einem Zyklus immer schneller kommender Finanzkrisen befinden, die

durch das bereits fühlbare globale Erdölfördermaximum nur weiter verstärkt wird. Wie gross ist das Interesse auf dem Finanzmarkt Liechtenstein, der ja nach einer neuen Ausrichtung sucht? Sehr gross - und wir sehen es an den wachsenden Teilnahmezahlen in verschiedenen Bereichen. Denn der Kongress setzt sich eigentlich aus drei Konferenzen zusammen, die verschiedene Stossrichtungen und ein unterschiedliches Publikum haben. Wir erwarten, dass etwa die Hälfte der Teilnehmer länger als einen Tag bleiben. Wir wenden uns vor allem an diejenigen, die eine neue Sichtweise suchen und in andere Bereiche hineinschauen wollen, sei es näher am Markt oder näher an der Wissenschaft. Der Liechtenstein Kongress findet nun bereits zum dritten Mal statt. Es ist eine fixe Institution - und auf dem besten Wege, als das Davos der Nachhaltigkeit anerkannt zu werden.

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ETH IN SINGAPUR

Schweizer Lösungen für Singapur Bundesrat Alain Berset hat das erste Forschungszentrum einer Schweizer Hochschule in Asien eröffnet. Das «ETH-Centre for Global Environmental Sustainability» in Singapur erforscht die nachhaltige Stadt von morgen. Damit soll auch die Wettbewerbsfähigkeit beider Länder gesichert werden.

TEXT GEORG ACKERMANN

Es war wie ein Treffen alter Freunde. Bundesrat Alain Berset und Singapurs Umweltminister Vivian Balakrishnan eröffneten Mitte März im Stadtstaat das «ETH-Centre for Global Environmental Sustainability», das erste Forschungszentrum einer Schweizer Universität in Asien. Innerhalb von drei Jahren realisiert Balakrishnan begann seine Rede mit der Anekdote, wie er Professor Gerhard Schmitt, Direktor des Zentrums, zum ersten Mal begegnete. Im Jahr 2007 befand er sich als Minister für Sport auf Stimmenfang in Zürich. Singapur bewarb sich damals für die Olympischen Jugendspiele. Im Anschluss an ein Essen im FIFA-Hauptquartier sollte Balakrishnan auch Schmitt treffen. Dieser fuhr mit seiner Familie im Privatwagen vor und chauffierte den Minister durch die Stadt zum neuen, energieeffizienten HIT-Gebäude auf dem Campus der ETH. Der Auftrag für das Treffen kam vom damaligen Vorsitzenden von Singapurs National Research Foundation (NRF) Tony Tan, dem heutigen Staatspräsidenten. Bereits drei Jahre später, im September 2010, unterzeichneten NRF und ETH die Gründungsurkunde für das Singapurer Forschungszentrum. Spitzenduo der Wettbewerbsfähigkeit Bundesrat Alain Berset bezeichnete die Zusammenarbeit als «wichtiges Kapitel» für die Beziehung beider Länder. «Unsere beiden Staaten sind eng miteinander verbunden, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Wissenschaft,» so Berset. «Das Engagement der Regierung hat den Stadtstaat in einen globalen Hub für Forschung und Entwicklung gewandelt.» Als Folge sei Singapur auch im vergangenen Jahr auf Rang zwei der wettbewerbsfähigsten Ländern gelandet - direkt hinter der Schweiz. «Ich sage dass mit einigem Stolz, doch wir werden uns beide anstrengen müssen, um die Führung zu behalten.» MIT und TU München sind schon da Vivian Balakrishnan, dessen offizieller Titel «Minister für Umwelt und Wasserressourcen» lautet, wies darauf hin, dass Singapur dazu verdammt ist, sämtliche Nahrungsmittel, die Hälfte seines Trinkwassers und «99 Prozent der Energie» einzuführen. Deshalb sei man auf Forschung und Entwicklung angewiesen. Wissenschaft wird somit zur Überlebensfrage und das Land bemüht sich entsprechend. Auf dem glitzernd neuen «CREATE-Campus» tummeln sich Forschungseinrichtungen wie das Massachusetts Institute of Technology, die Universitäten Peking und Berkeley oder die Technische Universität München. Mit den lokalen Hochschulen NTU und NUS, der National Research Foundation Singapur und der ETH Lausanne hat die ETH Zürich das «Future Cities Lab» ins Leben gerufen. Die Einrichtung hat sich zum Ziel gesetzt, die Nachhaltigkeit der Städte im globalen Rahmen unter die Lupe zu

nehmen. «Seit 2008 lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten und Schätzungen der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass es im Jahr 2030 fünf Milliarden Menschen sein werden,» erklärt Schmitt. «Wir müssen besser verstehen, wie die grossen Städte funktionieren, um eine nachhaltigere Umgebung schaffen zu können.» Guter Standort für Stadtforschung Die Forschung findet auf drei verschiedenen Ebenen statt. Der kleine Massstab betrachtet das einzelne Gebäude, die Gebäudetechnologie, der mittlere reicht bis zur Stadtquartiergrösse und im grossen Massstab werden ganze Territorien analysiert. Eine Stadt ist ein dynamisches System, ein urbaner Metabolismus in dem sich Menschen, Energie, Wasser, Materialien, Kapital und Information bewegen. Schmitts Simulationen bringen dies alles zusammen. Der Standort Singapur eignet sich besonders gut, da von hier aus die urbanen Probleme aus der Nähe beobachtet werden können. Die Tropeninsel ist die Drehachse zwischen Indien, China, Indonesien und Malaysia. Es herrschen klimatische Verhältnisse, die denen der meisten MegaStädte sehr nahe kommen. Die Forschungsgelder der National Research Foundation dürften auch eine Rolle gespielt haben. «Wir müssen in der Lage sein, unsere Planungen besser auszurichten,» sagt George Low, Direktor der Stiftung und begrüsst die Nähe einer renommierten Institution wie der ETH. Innovative Umwelt- und Wassertechnologien sind von strategischem Interesse für das Land und somit ein Investitionsschwerpunkt. Das soll sich für Singapur am Ende auch finanziell auszahlen - es muss weniger Wasser und Energie importiert werden.

Vivian Balakrishnan (l.) und Alain Berset bei der Besichtigung der ETH Zürich in Singapur. Foto: Keystone


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CLEANTECH NEWS des Elektrizitätswerks des Kantons Zürich EKZ. ce Europarekord in Genf Genf - Auf den Dächern des Flughafens Genf entsteht auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern die grösste Solarthermie-Anlage Europas. Installiert wird sie vom Genfer Unternehmen SRB Energy, einer Ausgründung des Europäischen Kernforschungszentrums CERN. Die flachen Vakuumkollektoren ermöglichen eine Höchstleistung für die mitteleuropäischen Breitengrade. Mit diesen wird im Sommer der Flughafen gekühlt und im Winter mit Wärme versorgt. (ce)

Einstieg in den Energiespeichermarkt: Leclanché kombiniert die eigenen Lithium-Ionen-Zellen mit einem Batterie-Management-System von ads-tec . Foto: Leclanché Kompass für CleantechUnternehmen Bern –Der Wirtschaftsverband swisscleantech hat an der Cleanteccity Mitte März in Bern den Cleantech Kompass vorgestellt. Das Klassifizierungsinstrument stellt die Aktivitäten von Unternehmen im Bereich Cleantech dar. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern entwickelt. Bern ist nun auch der erste Kanton, welcher den Cleantech Kompass in der Praxis umsetzt. Die ersten Berner Unternehmen haben sich bereits eingetragen, weitere sollen so schnell wie möglich folgen. (ce) Ökostrombörse Schweiz gestartet Basel – Anfang März ist die Ökostrombörse Schweiz gestartet. Auf ihr sollen

Stromproduzenten erneuerbarer Energie, die vom Bund nicht gefördert werden, ihren Strom Energieversorgern anbieten können. Das Angebot richte sich insbesondere an private Produzenten. Energieversorger schreiben auf der Börse online aus, wie viel erneuerbaren Strom sie in einem bestimmten Zeitraum benötigen. Nach Ablauf der Bietzeit erhalten die günstigsten Angebote den Zuschlag, bis die nachgefragte Menge gedeckt ist. Der Ökostromlieferant erhält das Entgelt für seine Leistung direkt vom Energieversorger. Die Ökostrombörse Schweiz wird von Energie Zukunft Schweiz (EZS) betrieben und ist eine gemeinsame Initiative der drei Partner Wasserwerke Zug WWZ, Aargauer Energiewerke AEW und

Sonnenstrom für 300 Haushalte Châtel-St-Denis - Auf dem Dach der Firma swisspor wurde die grösste Solaranlage des Kantons Freiburg eingeweiht. Sie ist 8000 Quadratmeter gross und versorgt rund 300 Haushalte mit grünem Strom. Erwartet werden pro Jahr über eine Million Kilowattstunden. Greenwatt, die grüne Tochtergesellschaft der Groupe E, ist Besitzerin und Betreiberin der Anlage. (ce) App für Biogas-Tankstellen Arlesheim - Die Gesellschaft gasmobil ag hat eine Applikation für das Mobilfunktelefon entwickelt, mit der man die nächstgelegene Tankstelle für Bio- oder Erdgas finden kann. Die App zeigt alle ErdgasTankstellen der Schweiz auf der Karte und ermöglicht auch die Suche nach einem bestimmten Ort, heisst es in der Mitteilung weiter. Die App

ist speziell für das I-Phone konzipiert worden, läuft aber auch auf allen anderen AppleGeräten. ce Klimastiftung macht mobil Langenbruck - Das fünfte Smile -Elektroauto der Vorserie Buggy des Schweizer Elektroautoherstellers Smile hat die Forschungshalle verlassen. Dies wurde dank der Unterstützung der Klimastiftung Schweiz in der Höhe von 150000 Franken möglich. Fünf weitere Fahrzeuge der Vorserie werden im Mai folgen. Die zehn Testfahrzeuge werden mittels Black Box ein Jahr lang genau überwacht und ausgewertet. Auch das Bundesamt für Energie unterstützt das Projekt. (ce) Industriellen Speichermarkt erschlossen Yverdon-les-Bains - Der Schweizer Batterie-Hersteller Leclanché steigt in den industriellen Energiespeichermarkt ein. Ein Kunde soll in den nächsten Wochen sechs

Module erhalten, die jeweils aus dreizehn miteinander verbundenen Speichereinheiten mit einer Gesamtkapazität von 156 Kilowattstunde bestehen. Bei dem Kunden handelt es sich laut Leclanché um eine internationales Elektronik- und Energieversorgungsunternehmen. In den Modulen sind die Lithium-Ionen-Zellen von Leclanché mit einem BatterieManagement-System von adstec kombiniert. Das System wird in industriellen Containersystemen beispielsweise zur Stabilisierung der Netzlast oder als Massenspeicher von Wind- und Solarenergie eingesetzt. (ce) Folie aus Zuckerrohr Zürich - Lindner Suisse wird auf der Verpackungsmesse EasyFairs Ende April in Zürich eine Stretchfolie aus umweltfreundlichem Kunststoff vorstellen, der aus Zuckerrohr hergestellt ist. Die Folie verfügt über dieselben Eigenschaften wie eine auf Erdöl oder Gas basierende Folie. (ce)

Bereits fünf Elektrofahrzeuge bietet der Schweizer Elektroautohersteller Smile an – hier der Tazzari Zero. Foto: Smile AG Anzeige

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GEFU PRODUKTIONS AG

CO2-neutral dank Biogasanlage

Die drei Türme der Biogasanlage der Gefu Produktions AG prägen das Ortsbild von Rickenbach LU. Als Wahrzeichen des Dorfes darf man sie getrost ansehen, da mit dem hier produzierten Strom ohne Weiteres sämtliche Privathaushalte der 2000 Seelen-Gemeinde versorgt werden können.

TEXT UND INTERVIEW JANICK TAGMANN

Die Gefu Oberle Gruppe entstand als reiner Futterhandelsbetrieb. In den letzten 20 Jahren wurde die Wertschöpfungskette kontinuierlich erweitert. Sie umfasst mittlerweile nebst der Produktion von Futtermitteln eine eigene Transportfirma, die Herstellung von Fütterungsapparaten und nicht zuletzt eine firmeneigene Kälbermast. Biogasanlage für die Milchzuckerverwertung Die Gefu Produktions AG, ein Unternehmen der Gefu Oberle Gruppe, verwendet Molke, ein Käsereinebenprodukt, als Ausgangsmasse zur Produktion von Futtermitteln. Aus 80 bis 100 Käsereien werden täglich rund 650 000 Liter verarbeitet. Die Molke selbst kann hierbei nicht direkt für die Futtermittelproduktion verwendet werden – der Proteingehalt ist zu tief. Sie wird daher mittels Ultrafiltration getrennt. Bei der Herstellung des hochwertigen Futtermittels bleiben grosse Mengen Milchzucker übrig. Um diesen Milchzucker,

sozusagen ein Abfallprodukt, das sich mehr schlecht als recht verkaufen liess, sinnvoll zu verwerten, wurde eine der grössten Biogasanlagen der Schweiz gebaut. Innovative Abwärmenutzung Das Biogas treibt zwölf Mikrogasturbinen an, welche pro Jahr 6.5 GWh Strom produzieren – das reicht für ca. 1 500 Haushalte. Die eigentliche Innovation, welche, wie Jörg Oberle nicht ohne Stolz erzählt, zahlreiche Gäste – unter anderem aus Russland und den USA – nach Rickenbach LU lockte, ist die effiziente Nutzung der Abwärme der Biogasanlage. So wird mit der heissen Abluft der Mikrogasturbinen Dampf produziert, der für das Eindampfen der Molke verwendet wird. Die Nutzung der Abluft spart jährlich alleine 850 Tonnen Heizöl ein. Mit der Restwärme aus dem Verdampfungsprozess wird wiederum das Futtermittel getrocknet – eine Verringerung des Heizölverbrauchs um weitere 650 Tonnen jährlich ist die Folge. Insgesamt ergibt sich in Ricken-

Die Gefu Produktions AG verwendet Molke, ein Käsereinebenprodukt, als Ausgangsmasse zur Produktion von Futtermitteln. Mit dem Abfallprodukt Milchzucker betreibt das Unternehmen eine der grössten Biogasanlagen der Schweiz. Fotos: zVg


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bach LU aus der Integration der Biogasanlage in den Produktionsprozess eine jährliche Reduktion des CO2-Ausstosses um ca. 5 400 Tonnen. Die Anlage löst – Chemiereinigungen ausgenommen – auch noch ein weiteres Problem: Die Abwasserreinigung. Diese entfällt, da das Abwasser mit dem Milchzucker zu Biogas vergärt wird. Der Wirkungsgrad der Biogasanlage ist hoch: Die Anlage wandelt 95 Prozent des Milchzucker-Wasser-Gemischs in Biogas um - nur ein kleiner Rest von fünf Prozent bleibt als Schlamm zurück. Energie nicht nur im Betrieb sparen Bei 650 000 Litern Schotte, die Tag für Tag angeliefert worden wären, war bald klar: Eine dezentrale Verarbeitung der Schotte schont den Geldbeutel und die Umwelt. Bereits seit 2007 wird daher die Schotte von Käsereien, die mehr als 30 Kilometer von Rickenbach LU entfernt sind, direkt in den Käsereibetrieben mittels Umkehrosmose zu einem Konzentrat eingedickt. Die mit den eigenen Biodieselfahrzeugen zurückgelegten Kilometer konnten hierdurch um 2/3 reduziert werden. So ist es kein Geheimnis, dass das Unternehmen – u.a. auch dank dieser logistischen Massnahme – die zusammen mit der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) im Jahr 2005 vereinbarten Energieeffizienzziele bereits 2007 erreicht hat.

ENAW: ENERGIE-AGENTUR DER WIRTSCHAFT Gegründet: 1999 von den Spitzenverbänden der Wirtschaft, operativ seit 2001 Angebot: Beratung und Unterstützung von Unternehmen aus allen Branchen und jeglicher Grösse bei der Reduktion des CO2-Ausstosses und der Steigerung der Energieeffizienz. Im Zentrum stehen Massnahmen, die für den Betrieb wirtschaftlich sind. Berater: Rund 50 Moderatorinnen und Moderatoren und KMU-Berater EnAW-Teilnehmer: Rund 2200 Unternehmen in der ganzen Schweiz Leistung: Reduktion von 1,3 Mio. Tonnen CO2/Jahr Energieeffizienz: Steigerung um 5600 GWh/Jahr Kontakt: Dr. Armin Eberle, Geschäftsführer EnAW info@enaw.ch, www.enaw.ch

Mit ökologischer Vision bestens gerüstet Dass die von der EnAW hoch gehaltenen Energiesparmassnahmen nicht nur dem Geldbeutel des KMU und der Umwelt zugute kommen, beweist Jörg Oberle eindrücklich. Die Vision 2011, welche das Unternehmen bereits 2005 formuliert hat, lautet: «Führender Hersteller von Schweizer Kalbsfleisch aus tiergerechter Haltung, sowie nachhaltige und ökologische Produktion aus firmeneigenen, CO2-neutralen Futtermitteln.» Dank der konsequenten ökologischen Planung aller Prozesse – von der Biogasanlage bis hin zur CO2-neutralen Auslieferung der Produkte – ist es dem grössten Schweizer Kälbermäster gelungen, sich mit Schweizer Innovationskraft für die Zukunft zu rüsten. Einem allfälligen EU-Agrarfreihandel sieht das Unternehmen entsprechend gelassen entgegen

JÖRG OBERLE, INHABER GEFU OBERLE GRUPPE

Fast unabhängig von fossilen Brennstoffen Ihr Betrieb ist umgeben von Einfamilienhäusern. Gab es, als Sie Ihre neue Biogasanlage planten, keinen Widerstand der Anwohner? Jörg Oberle: Klar waren die Anwohner zu Beginn skeptisch und hatten Angst vor erhöhten Geruchsemmissionen. Wir konnten in einem kontinuierlichen Dialog mit den Einwohnern von Rickenbach LU diese Einwände überwinden. Die Geruchs- und Lärmemissionen sind für die Anwohner nicht höher als vor der Inbetriebnahme der Biogasanlage. Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, aus Schotte, einem Nebenprodukt von Käsereien,

CO2-neutrales Futtermittel für die Kälbermast zu produzieren? Fleisch- und Molkereiprodukte sind landläufig als Klimakiller bekannt. Als Bauernsohn, der nach einer Lehre zum Heizungsmonteur, in Molkereien gearbeitet hat, habe ich Erfahrungen sowohl in der Landwirtschaft als auch in Käsereien gesammelt. Die grossen Mengen an Schotte konnten damals aufgrund des zu tiefen Eiweissgehalts nicht für die Mast genutzt werden. Da es sich um ein Milchnebenprodukt handelt, ist es CO2neutral. Mein Betriebsleiter, Anton Habermacher, und ich hatten bereits vor zehn Jahren, als ich die Mosterei in Rickenbach übernommen habe, die Vision, CO2-neutrale Futtermit-

tel und CO2-neutrales Fleisch zu produzieren. Mit einem speziellen Ultrafiltrationsverfahren gelingt es uns heute, die Schotte in Milchproteine mit einem hohen Eiweissgehalt und Milchzucker zu trennen. Die Milchproteine können als Flüssigkonzentrat für die Kälbermast verwendet werden. Nun macht aber CO2-neutrales Futtermittel noch kein CO2-neutrales Kalb. Wie schaffen Sie es, dass Gastronomiebetriebe beispielsweise im TOP CC Ihr CO2neutrales «Swiss PremiumKalb» erwerben können? Den vorhandenen Milchzucker, welcher bisher nur schwer und unwirtschaftlich abzusetzen war, verwerten wir durch Ver-

Jörg Oberle, Inhaber der Gefu Oberle Gruppe. gärung zu Biogas. Die Anlage ging im November 2010 in Betrieb und macht uns 2012, von Spitzenzeiten abgesehen, von fossilen Brennstoffen unabhängig. Da wir zudem unser Kalbfleisch mit unserem eigenen Biodiesel-Fahrzeugpark ausliefern, können wir den grössten Teil unserer Kundschaft mit CO2-neutralem Kalbfleisch beliefern.

Im Jahr 2005 haben Sie eine Zielvereinbarung mit der EnAW zur Reduktion Ihres Energieverbauchs abgeschlossen. Was waren Ihre Beweggründe? Bereits 2006 haben wir an der jährlichen EnAW-Fachtagung unsere Vision von CO2-neutralen Futtermitteln und CO2-neutralem Fleisch präsentiert. Jetzt, rund fünf Jahre später, haben wir dieses Ziel realisiert. Für uns standen bei der Zusammenarbeit mit der EnAW nicht nur die Einsparung von Abgaben oder Kostenersparnisse durch die höhere Energieeffizienz im Vordergrund. Fast noch wichtiger ist für uns das Energieeffizienz-Label. Hiermit positionieren wir uns v.a. auch gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Wir bieten nicht nur PremiumFleisch aus artgerechter Haltung, sondern ebenso auch ein ökologisch ansprechendes Produkt.


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UZ l RUBRIK

OTC-BÖRSE

Auf gutem Kurs Unser Autor Fredy Gilgen porträtiert diesen Monat wieder drei ganz unterschiedliche Gewinner an der Nebenbörse.

Die Giesserei von Cendres+Métaux ist ein entscheidender Zulieferer in der Dental-, Medizin-, Uhren- und Schmuckbranche. Fotos: zVg

CENDRES+MÉTAUX

Mit Präzision zum Erfolg Cendres+Métaux. Sogar in ihrer engeren Heimat ist die Bieler Unternehmensgruppe ausserhalb von Fachkreisen nur wenig bekannt. Mit dem im Geschäftsjahr 2010/11 erreichten Umsatz von 344 Mio. Franken und der Mitarbeiterzahl von 437 Beschäftigten hat das traditionsreiche Unternehmen aber eine stattliche Grösse erreicht, mit der es etliche deutlich renommiertere Unternehmen locker übertrumpfen kann. Die Bieler Edelmetallschmelze und feinmechanische Unternehmung ist als Zulieferer der Dental- und Medizinaltechnik- sowie der Schmuck- und Uhrenbranche tätig. Wie viele Unternehmen des Jurabogens baut Cendres+Métaux, auf Genauigkeit, Sorgfalt und Präzision. Das fängt bei der Reinheit der raffinierten Edelmetalle an und setzt sich bis in die hochgenaue Produktfertigung nach Kundenspezifikation fort. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Gruppenumsatz, nicht zuletzt wegen höherer Edelmetallpreise, deutlich um fast 20 Prozent auf 344 Mio. Franken. Deutlich höher war auch die Abschreibungen mit 21,1 (Vorjahr: 12,2) Mio. Franken. Ursachen waren der starke Franken und Goodwillabschreiber auf die 2009 gekaufte Metalor Dental. Trotzdem konnte der Reingewinn von 2,8 auf 3,5 Mio. Franken gesteigert werden, was auch eine leicht erhöhte Dividende von 310 Franken (+ 10 Franken) möglich macht. Die langfristig ausgerichtete Strategie zielt darauf ab, sowohl in zyklischen wie nicht zyklischen Branchen verankert zu sein. Dies hat sich bezahlt gemacht, weist der Bieler Industriezulieferer doch ein kontinuierliches operatives Wachstum aus. In den vergangenen 20 Jahren ist es dem Unternehmen regelmässig gelungen, die Dividende zu steigern und ein solides Finanzpolster aufzubauen. Die Bilanz weist einen Eigenkapitalanteil von fast 60 Prozent aus.

Dank dieser soliden finanziellen Basis wird C+M das aktuelle Ausbauprojekt am Hauptsitz in Biel-Bözingen weitgehend aus eigenen Mitteln bestreiten können. Geplant ist ein mehrgeschossiger Neubau, mit dem das Unternehmen seine Produktionsfläche um gut die Hälfte erweitern kann. Investiert werden nach Angaben von Unternehmensleiter Freddy Lei rund 20 Mio. Franken. Der Neubau sollte Ende 2013 fertig erstellt sein und dem Bieler Unternehmen ein weiteres stetiges Wachstum sichern. In den letzten Jahren lief besonders die Zuliefertätigkeit für die Uhren- und Schmuckindustrie auf Hochtouren. Die Aussichten für diese Sparte sind angesichts der aktuellen Branchenhochs unverändert gut, das rasche Wachstum dürfte hier anhalten. Schon im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte die Bedeutung dieser Sparte deutlich zugenommen. Der Anteil am Gruppenumsatz war von 25 auf 32 Prozent gestiegen. Die Sparte Dental leidet dagegen etwas unter den hohen Edelmetallpreisen und der Verbreitung nichtmetallischer Werkstoffe. Mit einem neu entwickelten Produkt wollen die Bieler hier Gegensteuer geben. Der Aktienkurs von Cendres+Métaux hat im Verlauf des Jahres der letzten zwölf Monate etwas nachgegeben. Für Anleger mit dem Wunsch nach einer langfristigen Wertἀstabilität und einer attraktiven Dividendenrendite ist der Titel aber eine Überlegung wert.

C E N D R E S + M É TA U X I N Z A H L E N Umsatz in Mio Fr. Gewinn Mio Fr. Dividendenrendite in % KCF KUV Buchwert je Aktie in Fr. Kurs in Fr. 9.3.12 Ouelle: OTC-X / *Schätzung UZ

2010 / 11 434 3.5 3.3 5 0.4 4131

2011 / 12 * 450 4.0 3.4 4.8 0.4 4200 9500


GELD l UZ PRIVATBANK LIENHARDT & PARTNER

Sicherheit vor Rendite «Wir unterscheiden uns von herkömmlichen Bankern: Wir haben auf dem Golfplatz ein hohes Handicap, dafür in der Bank ein tiefes». «Weil unsere Bank in den letzten 143 Jahren nie in den Schlagzeilen war, müssen wir sie eben selber schreiben.» So frech ist die Zürcher Privatbank Lienhard & Partner allerdings nur in der Werbung. Sonst setzt sie auf die klassischen Werte des Bankgeschäfts. Sie will gradlinig, verlässlich und topseriös sein. In der Anlagestrategie folgt sie dementsprechend einer defensiven Grundhaltung nach dem Grundsatz «Sicherheit vor Rendite». In der Vergangenheit hat sich das Institut durch eine unspektakuläre, aber stetige Aufwärtsentwicklung ausgezeichnet. Bemerkenswert: In den an den Finanzmärkten äusserst schwierigen Jahren 2007 bis 2009 erreichten die Zürcher Jahr für Jahr ein neues Rekordergebnis. Nicht zuletzt wegen der Investitionen in eine neue Informatikplattform ist der Gewinn in den letzten beiden Jahren zwar jeweils leicht gefallen, er kann aber immer noch als solide bezeichnet werden. Umso mehr als ab dem neuen Geschäftsjahr dank diesen Investitionen nun mit Einsparungen bei den Sachkosten gerechnet werden kann. Die Grundlage des Erfolgs des bereits 1868 gegründeten Instituts: Die Erträge der Bank sind breiter diversifiziert als bei vergleichbaren Instituten. Wichtigster Ertragspfeiler ist das Private Banking für die nationale und internationale Kundschaft, die Anlageberatung oder Vermögensverwaltung wünscht. Das Finanzierungsgeschäft ist eine zweite wichtige Ertragsquelle. Darunter fallen vornehmlich Hypotheken, kommerzielle Kredite sind die Ausnahme. Die-

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se Aktivität der Bank ist auf den Grossraum Zürich beschränkt. Das Immobiliengeschäft ist die dritte Ertragsquelle. Lienhardt ist in der Vermittlung von Wohn- und Anlageobjekten tätig. Ausserdem werden mehrere tausend Mietobjekte verwaltet und bewirtschaftet. Die Bank richtet sich mit ihren Leistungen an Privatpersonen, aber auch an institutionelle und unabhängige Vermögensverwalter. Diese machen rund 20 Prozent der von Lienhardt verwalteten Kundengelder aus. Im Herbst ist Lienhardt & Partner zudem in den Handel mit nichtkotierten Aktien eingestiegen, der zuvor hauptsächlich von der Berner und der Zürcher Kantonalbank betrieben worden ist. Das Eigenkapital pro Aktie beläuft sich auf 1938 Franken. Rechnet man die übrigen Rückstellungen dazu, beträgt der Buchwert pro Aktie rund 2200 Franken, das entsprechende Kurs-Buchwert-Verhältnis günstige 1,2. Weniger attraktiv erscheint die Aktie bezüglich Dividendenrendite, die nur rund anderthalb Prozent beträgt und bezüglich KursGewinn-Verhältnis. Doch der Markt traut dem Unternehmen offenbar weitere stetige Fortschritte zu. Wohl zu Recht.

L I E N H A R D T & PA R T N E R I N Z A H L E N 2011 666 4.7 1.5 28.6 1938

Bilanzsumme Mio Fr. Gewinn Mio Fr. Dividendenrendite in % KGV Buchwert je Aktie in Fr. Kurs in Fr. 9.03.12

2012* 680 5.1 1.5 28 2100 2460

Ouelle: OTC-X / *Schätzung UZ

SCHÜTZENGARTEN

Erfolg im schrumpfenden Biermarkt

Das Sudhaus der Brauerei Schützengarten in St.Gallen – die älteste Brauerei der Schweiz.

Die St. Galler Brauerei Schützengarten ist mit 230 Jahren die älteste Brauerei der Schweiz und die grösste selbständig gebliebene. Sonst dominieren im diesem Markt bekanntlich grosse ausländische Konzerne wie Heineken oder Carlsberg. Seit Jahren gelingt es den St. Gallern aber, sich im schrumpfenden inländischen Biermarkt zu behaupten und Marktanteile zu gewinnen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/11 erreichte Schützengarten das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte: Der Absatz bei den Markenbieren ging im Vergleich zum Rekordjahr 2009/2010 nur marginal zurück. Insgesamt stiess die St. Galler Brauerei im vergangenen Braujahr 170 100 Hektoliter eigen gebrautes Bier aus; das sind 3,5 Prozent weniger als 2009/2010. Hinzu kamen 127 800 verkaufte Hektoliter Handelsprodukte. Unter dem Strich resultierte ein Getränkeabsatz von 297 000 Hektoliter, was 1,3 Prozent weniger war im Jahr zuvor. Der Umsatz konnte dagegen erneut leicht auf 76,5 Mio. Franken gesteigert werden. Ein neues Rekordresultat. Noch besser sieht es unter dem Strich aus: Der Gewinn kletterte um 10 Prozent auf 3,2 Mio. Franken. Zur Freude der Aktionäre der Brauerei Schützengarten. Die Dividenden wurden von 570 auf 600 Franken pro Namenaktie und von 114 auf 120 Franken pro Partizipationsschein erhöht. Die Brauerei Schützengarten verdankt diesen Erfolg der rechtzeitigen Ausrichtung der Verkäufe auf den Detailhandel. Dem sinkenden Bierabsatz begegnete sie mit der Ausrichtung auf Spezialitäten wie das Klosterbräu oder das neuen Gallus-Bier. Der Anteil an margenträchtigen Spezialbieren ist bei Schützengarten heute rund doppelt so hoch wie bei anderen Schweizer Grossbrauereien. «Es ist für unser Image wichtig, uns im Detailhandel als Brauerei zu positionieren, die verschiedene Biere anbietet», sagt der im

Herbst abtretende langjährige Vorsitzende der Geschäftsleitung Christoph Kurer. Das ist den St. Gallern offensichtlich gelungen. Während die Bierverkäufe in den letzten zehn Jahren in der Schweiz gesamthaft und inklusive der stark gestiegenen Importe um knapp 9 Prozent zugenommen haben, legten jene der Schützengarten-Biere dagegen um beachtliche 34 Prozent zu. Erste Erfolge kann Schützengarten aber auch im Ausland verbuchen. Die Deutsche Landwirtschafts Gesellschaft (DLG) hat im letzten Jahr Schützengarten Lager, Edelspez Premium und St. Galler Klosterbräu mit Goldmedaillen ausgezeichnet. Ein weiterer Erfolg war der Gewinn der Bronzemedaille am European Beer Star in München in der Kategorie «German Style Kellerbier hell» für das Schützengarten Säntisbier. Die PS Schützengarten werden vergleichsweise häufig ausserbörslich gehandelt. Derzeit sind die Liebhaberwerte zu 5120 Franken Geld bzw. 5450 Franken Brief gestellt.

SCHÜTZENGARTEN IN ZAHLEN

Umsatz in Mio. Fr Gewinn Mio Fr. Dividendenrendite PS in % KGV KUV Kurs in Fr. 9.3.12 Ouelle: OTC-X / *Schätzung UZ

2010 / 11 76.5 4.2 2.3 19.5 1.1

2011 / 12* 77 4.3 2.3 19 1.1 5120


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UZ l GELD

ANLAGEFONDS

Gute Karten in jeder Situation Auch in diesem schwierigen Marktumfeld sind Anleger mit Anlagefonds gut beraten. Weil die Zinsen auf sehr tiefem Niveau verharren, braucht es für bessere Renditen jedoch eine höhere Risikobereitschaft. Gute Anlagelösungen sind aber auch in dieser Spiel- respektive Marktsituation möglich.

TEXT RETO TARREGHETTA

Anleger befinden sich derzeit in einem Dilemma: Das Angebot an wirklich sicheren Anlagen hat sich im Zusammenhang mit der europäischen Schuldenkrise auf wenige Anlagemöglichkeiten reduziert. Dazu zählen unter anderem Anleihen von Staaten erstklassiger Schuldnerqualität wie zum Beispiel die Schweiz oder Deutschland. Auch wenn in diesen Fällen die Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts mit entsprechenden Verlusten äusserst gering ist, sind solche Staatspapiere im aktuellen Umfeld trotzdem nicht erste Wahl. Der Grund dafür sind die äusserst tiefen Renditen, welche nach Abzug der Inflation sogar negativ sind und somit das investierte Kapital real nicht erhalten können. Und wenn die derzeit noch tiefe Inflationsrate ansteigt, dürfte es zu Zinserhöhungen kommen, was wiederum bei den Anleihen zu Kursverlusten führen wird. Anpassung an verändertes Marktumfeld Haben sicherheitsorientierte Anleger nun ganz einfach schlechte Karten, wie dies auch beim Jassen vorkommen kann? Der Vergleich mit dem traditionellen «Schweizer Nationalsport» eignet sich sehr gut, um die aktuelle Situation aufzuzeigen und mögliche Lösungen für passende Anlagen im aktuellen Marktumfeld zu skizzieren. Wie beim Jassen geht es auch bei der Geldanlage darum, in der gegebenen Spielsituation respektive unter den momentanen Marktbedingungen die passende Strategie zu wählen. Entscheidend für den Erfolg ist, aus der verfügbaren Auswahl die richtigen Karten zum richtigen Zeitpunkt zu spielen. Niedrige Zinsen und risikoreiche Aktienmärkte bei mittelfristig drohenden Inflationsgefahren – das ist die «neue Normalität», mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Als Ersatz für den sicheren Hafen der Staatsanleihen braucht es neue Anlagevarianten, die mit der Risikoscheu konservativer Anleger und ihren Ertragserwartungen übereinstimmen. Der Weg zu einer guten Rendite führt aber nur über die Bereitschaft, ein Mindestmass an Risiko einzugehen. Unternehmensanleihen mit Zinsvorteilen Vor dem Hintergrund der schlechteren Bonität vieler Industrieländer und der extrem niedrigen Staatsanleihen- und Geldmarktrenditen ist es sinnvoller, in Unternehmen zu investieren statt zu sparen. Unternehmensanleihen bieten gegenüber Schweizer «Eidgenossen» einen Zinsvorteil, der je nach Bonität des Schuldners unterschiedlich hoch ist und im Zeitablauf je nach Einschätzung von Konjunktur- und Zinsentwicklung schwankt. Bei Unternehmensanleihen kommen Anleger in den Genuss einer Risikoprämie. Diese deckt das im Vergleich zu Staatsanleihen höhere Schuldnerrisiko ab. Die Risikoprämie besteht aus höheren Coupons und damit

langfristig höheren Renditen. Damit verbunden sind Kursschwankungen, die aber längst nicht so stark sind wie bei Aktien. Auch bei den Unternehmensanleihen empfiehlt es sich, in Anlagefonds zu investieren, weil damit anspruchsvolle und zeitintensive Tätigkeiten wie die Titelauswahl und die Überwachung der Schuldnerrisiken von Anlageprofis übernommen werden. Am Markt erhältlich sind sowohl Anlagefonds, die schwergewichtig in Anleihen der Kategorie Investment Grade (gute Schuldnerqualität) investieren, als auch solche, die sich auf Hochzinsanleihen (tiefere Schuldnerqualität, aber höhere Coupons) spezialisieren. Wer den reinen Zinsvorteil nutzen will, wählt Anlagefonds, welche die mit internationalen Titeln verbundenen Währungsrisiken vollständig absichern. Mit der «Karte Unternehmensanleihen» sichern sich die Anleger Zinsvorteile. Strategien mit Risikobegrenzung Anleger wollen wissen, mit welchen Wertschwankungen ihre Anlageergebnisse erzielt werden. In der Finanzsprache nennt sich das Ergebnis risikoadjustierte Performance». Kurz gefasst: Je gleichmässiger ein positiver Kursverlauf, desto höher die risikoadjustierte Performance. Die erzielte Rendite wird dabei ins Verhältnis zur Volatilität (Wertschwankung) gesetzt. Die so errechnete Kennzahl heisst Sharpe Ratio. Hier ein Beispiel, bei dem die Ergebnisse von drei unterschiedlichen Anlagevarianten miteinander verglichen werden (siehe Tabelle). Das Ergebnis verblüfft: Anlage 1 ist trotz der niedrigen Rendite von sechs Prozent die beste Anlage, wenn man die risikoadjustierte Performance als Massstab nimmt. Die schlechteste risikoadjustierte Performance zeigt Anlage 3. Diese weist zwar die höchste Rendite auf, die jedoch mit sehr hoher Volatilität erzielt wurde. Für die Praxis bedeutet dies, dass Verlustperioden möglichst kurz und Verluste möglichst klein zu halten sind. Anlagekonzepte, die versuchen, diesen Anspruch in die Tat umzusetzen, gibt es inzwischen schon viele. Dazu gehören auch Absolute-Return-Strategien, die schwergewichtig in Anleihen verschiedener Segmente investieren. Ein anderes Konzept sind Strategien, die bei der Vermögensaufteilung keine Quoten für Aktien, Anleihen etc. definieren, sondern stattdessen eine feste Risikolimite in Form einer maximal zulässigen Volatilität aufweisen. Wenn in turbulenteren Zeiten an den Finanzmärkten dieses Mass überschritten wird, werden risikoreichere Anlagen wie zum Beispiel Aktien zu Gunsten risikoärmerer Anlagen abgebaut. Wenn sich die Märkte beruhigen, geschieht das Gegenteil. Auf der Basis einer Risikovorgabe wird somit die Zusammensetzung des Portfolios gesteuert. Wer die «Karte Risikobegrenzung» spielt, hat die Wertschwankungen besser unter Kontrolle.

Wie beim Jassen geht es auch bei der Geldanlage darum, in der gegebenen Spielsituation respektive im momentanen Marktumfeld die passende Strategie zu wählen. Foto: Bilderbox.de


GELD l UZ

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S H A R P E R AT I O Die Kennzahl für risikoadjustierte Renditen

Rendite Risikoloser Zins Volatilität Sharpe Ratio

Anlage 1 6% 1% 8% (6-1)/8 = 0.625

Anlage 2 10% 1% 15% (10-1)/15 = 0.60

Anlage 3 14% 1% 22% (14-1)/22 = 0.59

DIVIDENDEN- UND ANLEIHENRENDITEN Von Schweizer Firmen im Vergleich in % 8 7 6 5 4 Dividendenrendite

3 2

10-Jahres-Zins «Eidgenossen»

1 0 1990 1992

1994 1996 1998 2000

Dividendenstarke Aktien Für Anleger, die an den Aktienmarkt zurückkehren möchten, eignet sich im jetzigen Marktumfeld eine Dividendenstrategie sehr gut. Dividenden machen auf Dauer einen erheblichen Teil des Gesamtertrages von Aktien aus – mindestens genauso viel wie die Kursentwicklung. Und im Gegensatz zum Kursanstieg, der immer mit Unsicherheit behaftet ist, solange ein Gewinn nicht realisiert ist, fliesst mit der Auszahlung der Dividende reales Geld aufs Konto. Das könnte dieses Jahr mehr sein als je zuvor. Die durchschnittliche Dividendenrendite von Schweizer Aktien ist mit über drei Prozent dieses Jahr viermal so hoch wie die aktuelle Rendite des zehnjährigen «Eidgenossen» (siehe Grafik 2).

2002 2004 2006 2008 2010

Quelle: Datastream

Die konstante Ausschüttung guter Dividenden ist für ein Unternehmen ein klares Zeichen der Stärke. Ausserdem gelten Aktien zurzeit generell als unterbewertet und sind deshalb in der Lage, Kursgewinne auf breiter Front zu erzielen. Mit der «Karte Dividendenstrategien» setzen Anleger auf Firmen, die auch in schwierigen Zeiten solide Gewinne erzielen. Die Wahl, welche «Karte» nun zu spielen ist, hängt von der persönlichen Risikobereitschaft des Anlegers ab. Wie auch immer sich ein Anleger letztlich entscheidet: Anlagefonds bieten Trümpfe wie eine bessere Risikostreuung oder den jederzeitigen Schutz der Anlage als konkursfestes Sondervermögen. Und wie beim Jassen gilt auch beim Investieren: Die Erfolgschancen steigen mit einem verlässlichen Partner, dem man in jeder Spielsituation vertrauen kann.

DER AUTOR

Reto Tarreghetta ist Mitglied der Geschäftsleitung der Swisscanto Gruppe.


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UZ l GELD

BERUFLICHE VORSORGELÖSUNGEN FÜR KMU

Überblick bewahren In der Schweiz ist die berufliche Vorsorge bekanntlich gesetzlich sehr detailliert geregelt. Dennoch sind beispielsweise die effektiven Kosten nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Die Reglemente der einzelnen Vorsorgeeinrichtungen enthalten wohl die gesetzlichen Grundlagen, versuchen jedoch mit diversen Zusätzen das Kundeninteresse auf sich zu ziehen.

DIESE FRAGEN SOLLTEN SIE SICH STELLEN: – Wann habe ich oder mein Versicherungsbroker die Vorsorgelösung letztmals unabhängig überprüft? – Sind mir sämtliche relevanten Kosten meiner Vorsorgelösung bekannt? – Wie steht meine KMU-Vorsorgelösung im Marktquervergleich? – Wieviel Prämienfranken ist mir die Sicherheit (Vollversicherungslösung) wert?

Um im Alter ruhige Tage geniessen zu können, lohnt es sich regelmässig seine Vorsorgelösung zu prüfen.

TEXT MARKUS BRASSER*

Für KMU ist es äusserst schwierig geworden sich einen Überblick zu verschaffen und die gegebene Lösung einem Quercheck im Markt zu unterziehen. Prüfung der Vorsorgelösung Die passende Lösung für die Unternehmung resp. die Mitarbeiter zu evaluieren ist eine äusserst anspruchsvolle Aufgabe und im Regelfall nur mit neutralem Support möglich. Entscheidend ist letztlich die Erkenntnis: Es gibt keine allgemeingültige Lösung! Man hat unter zahlreichen Anbietern und deren verschiedenen Modellen auszuwählen und sich für die bestmögliche Variante zu entscheiden. Das Bedürfnis nach absoluter Sicherheit bei den BVG-Geldern steht in den letzten Jahren oft im Zentrum und der Weg zu einer Vollversicherungslösung scheint für zahlreiche KMU der einzig richtige Weg zu sein. Gern vergessen wird, was die Sicherheit kostet und welchen Einfluss diese auch auf die künftige Performance haben kann. Jährlich stattfindende Vergleiche unter den Sammelstiftungen in der Presse führen durchaus zu einem, wenn auch nur beschränkten Überblick. Dies weil bei

diesen Vergleichen meistens nur einseitig der Prämienfranken, die Verwaltungskosten und die Performance, ausgehend von einer KMU-Branche, verglichen wird. Weitere relevante Informationen, welche für ein KMU von Bedeutung sind, gehen darin oft verloren. Vielfach werden einzelne Kostenpunkte überbewertet während die Gesamtkosten in den Hintergrund treten. Die regelmässige Prüfung der Vorsorgelösungen eines KMU-Unternehmens ist von Bedeutung, auch dahingehend, ob die vorgegebenen Personengruppen und die versicherten Leistungen noch zeitgerecht sind, d.h. dem Vorsorgebedarf der Versicherten entsprechen. Es geht um Ihr Altersguthaben Es treten in der Presse immer wieder im Rahmen der beruflichen Vorsorge die Schlagwörter Deckungsgrad, Rentenumwandlungssatz, Verwaltungs- und Anlagekosten in den Vordergrund. Dazu ist anzumerken, dass ein Vorsorgewerk aus wesentlich mehr Mosaiksteinchen zusammengefügt ist und keinesfalls ausgehend von den vorgenannten Elementen ein voreiliges Gesamturteil über die Vorsorgeeinrichtung abgegeben werden kann. Nicht alles, was auf den ersten Blick nicht überzeugend wirkt, sollte voreilig als un-

Foto: Bilderbox.de

tauglich deklariert werden. In der beruflichen Vorsorge zählt ganz speziell der langfristige, nachhaltige und nicht der kurzfristige Erfolg. Prüfen Sie Alternativen Ein Wechsel der Vorsorgeeinrichtung ist unter Berücksichtigung der Dauer der gegebenen Anschlussvereinbarung möglich; Kündigungstermin ist jeweils der 30. Juni. Doch bevor die Kündigung durch die Vorsorgekommission des Unternehmens ausgesprochen wird, gilt es eine Reihe von relevanten Punkten zu klären, damit ein Wechsel nicht zu einem Alptraum verkommt. Die Festlegung, welches Modell und welcher Anbieter für Ihr KMU den passenden Rahmen bietet, ist ein anspruchsvoller Prozess, welcher mit externer Unterstützung ablaufen sollte. Die GRANO Management AG ist hierfür ein wertvoller und erfahrener Partner, um Sie effektiv zu begleiten. Die vielfältigen Einflussfaktoren in Einklang zu bringen, das optimale Verhältnis zwischen Kosten, Nutzen und Rentabilität herzustellen, darin liegt die Kunst einer optimalen beruflichen Vorsorgelösung. * Markus Brasser ist Geschäftsführer der GRANO Management AG, Winterthur


GELD l UZ

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SOCIAL MEDIA

Schweizer Banken im Rückstand assetinum.com, das unabhängige Informationsportal für Anleger, hat die Social-Media-Auftritte der 50 führenden Privatbanken analysiert. Resultat: Die Schweizer Banken kommunizieren mit Social Media wesentlich schlechter als die internationale Konkurrenz.

Facebook, Twitter, LinkedIn & Co. sind in aller Munde. Allerdings nicht bei den Schweizer Banken: Diese gehen noch reichlich unbeholfen mit Social Media um. Besonders hapert es bei den von assetinum.com untersuchten Privatbanken: Die neun untersuchten Schweizer Institute – Credit Suisse, Pictet & Cie, UBS, UBP, Zürcher Kantonalbank, Lombard Odier Darier Hentsch, Julius Bär, Vontobel und Bank Sarasin – sind mit durchschnittlich gerade einmal 20 von 100 möglichen Punkten noch deutlich schlechter als ihre internationale Konkurrenz, die durchschnittlich 48 Punkte erzielt. Credit Suisse vor Pictet & Cie und UBS Am besten schneiden bei den Schweizer Banken die Credit Suisse (22. Rang) und Pictet & Cie (26. Rang) ab, die UBS liegt noch weiter abgeschlagen auf dem 33. Rang. Dabei wäre eine fortschrittliche Social-Media-Strategie der Schweizer Banken dringend nötig. Mit der kommenden Neudefinition des Bankkundengeheimnisses braucht es eine offensivere Kommunikationsstrategie. «Es ist höchste Zeit, dass die Schweizer Banken über den eigenen Schatten springen und ihre Zurückhaltung gegenüber Social Media in ihrem eigenen Interesse ablegen», so Assetinum-Geschäftsführer Benjamin Manz.

Foto: Bilderbox.de

Citibank vor Société Générale und ABN AMRO assetinum.com hat für die vorliegende

Studie die Kommunikation auf Facebook, Twitter, YouTube, LinkedIn und die Social-Media-Integration in die Websites der 50 führenden Banken im Bereich Wealth Management und Private Banking mit zahlreichen Bewertungskriterien untersucht. Ergebnis: Citibank führt die Rangliste an vor Société Générale, ABN AMRO, Barclays, Wells Fargo, Standard Chartered, Deutsche Bank und Vanguard, die alle mindestens 70 Punkte erreichen. Dabei stehen bei den Social-Media-Strategien der führenden Banken nicht nur Finanzthemen im Vordergrund – auch Sponsoring-Kampagnen in den Bereichen Sport, Kunst, Wissenschaft, Kultur, Entwicklungshilfe oder Nachhaltigkeit sorgen auf Facebook & Co für Aufmerksamkeit. Die bestplatzierten Banken überzeugen nicht zuletzt durch die Interaktion mit den Nutzern auf ihren Social-Media-Kanälen. Mit Social Media gegen «Shitstorms» Im Bereich Social Media ist ein Paradigmenwechsel im Gang, der auch das Medienverhalten von vermögenden Bankkunden nachhaltig verändert. Digitale Medien dienen nicht nur der Informationssuche, sondern vermehrt auch dem Reputationsaufbau und -erhalt sowie der Kundenakquise. Reputationsgefährdende «Shitstorms» können am besten verhindert werden, indem eine Bank selbst prominent in den wichtigen SocialMedia-Kanälen präsent ist und so rechtzeitig auf die erhobenen Vorwürfe reagieren kann. Gerade für renommierte

Banken mit anspruchsvoller Kundschaft ist es daher zunehmend wichtig, im sozialen Netz präsent zu sein. «Schweizer Banken müssen sich beeilen, solange sie noch auf den Zug aufspringen können. Denn der Aufbau einer aktiven Internet-Community braucht Zeit», so Benjamin Manz. Schweizer Banken im Winterschlaf Facebook hat sich zur zentralen sozialen Interaktionsplattform entwickelt. Umso mehr erstaunt es, dass 7 von 9 Schweizer Banken kein aktives Facebook-Profil haben. Am besten abgeschnitten haben Royal Bank of Canada, ABN AMRO, Nordea und Standard Chartered, die ihre Nutzer aktiv in ihre Kommunikation miteinbeziehen und am Online-Geschehen teilhaben lassen. Die untersuchten Schweizer Banken erreichen gerade einmal einen Zehntel der möglichen Facebook-Punktzahl. Auch hat von den Schweizer Instituten nur Pictet & Cie auf eine Assetinum-Testanfrage über Facebook reagiert – ein deutliches Zeichen für die mangelhafte Interaktion mit den Nutzern. Auch mit dem sozialen Nachrichtendienst Twitter kommunizieren die untersuchten Schweizer Banken nicht viel gekonnter: Zwar verfügen 7 von 9 Banken über einen Twitter-Account, allerdings gehen nur 2 der Banken aktiv auf die Tweets der Nutzer ein. Auch verfügen nur die UBS, die Credit Suisse und Pictet & Cie über mehr oder weniger aktive YouTube-Kanäle. Immerhin verfügen alle Schweizer Banken über ein LinkedIn-Profil, das vor allem den HumanResources-Abteilungen zudienen soll. Ein genauerer Blick in die LinkedIn-Profile zeigt jedoch, dass nur Credit Suisse und UBS zusätzlichen Inhalt präsentieren. Ungenügende Online- und Mobile-Integration Die Defizite zeigen sich auch auf den bankeigenen Websites: Knapp die Hälfte der Institute integrieren Social Media nur ungenügend in ihren Internet-Auftritt. In der Schweiz bindet sogar nur die Credit Suisse Social Media einigermassen prominent in die eigene Website ein. Von den 50 Banken verfügen 19 über einen eigenen Blog, darunter keine einzige Schweizer Bank. Nur UBS, UBP, Pictet & Cie und Lombard Odier Darier Hentsch verfügen über eine fokussierte Subsite zu WealthManagement- oder Private-Banking-Themen. Nur 22 oder weniger als die Hälfte der Banken verfügen über eine Website, die für Smartphones optimiert ist, in der Schweiz sind es nur 4 von 9 Banken. Auch verfügen nur 4 von 9 Schweizer Banken über eine Mobile-App.


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UZ l GELD

EXPERTEN-TIPP

Erfolgsfaktor Gesundheit VON RENÉ BAUMGARTNER

RENÉ BAUMGARTNER Der Autor ist Firmenkundenbetreuer der Kolping Krankenkasse und zertifizierter Spezialist für Sozialversicherungen, www.mykolping.ch.

Zeitdruck, Informationsflut oder stetiger Konkurrenzkampf fordern Arbeitnehmer oft bis an die Grenzen. Deshalb muss eine nachhaltig hohe Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden gestützt werden durch gute Gesundheit. Im Jahr 2010 sind in Schweizer Firmen rund 180 Millionen Arbeitsstunden Krankheiten oder Unfällen zum Opfer gefallen. Mitarbeitende, die aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht zur Arbeit erscheinen, sind volks- und betriebswirtschaftlich also ein immenser Kostenfaktor. Hier sind die Kranken-Versicherungen gefordert und

müssen mit marktgerechten Leistungen dazu beitragen, dass KMU oder auch grössere Unternehmen in der Schweiz prosperieren können. Naturgemäss gibt es Unterschiede: Die Kolping Krankenkasse etwa kann bei Zusatzversicherungen im KollektivBereich attraktive Prämien anbieten. Mitarbeitende richtig versichern Die kollektive Krankenversicherungslösung, also die Absicherung des Arbeitnehmers durch den Arbeitgeber bei Krankheit und Unfall, zählt zu den wesentlichen Bestandteilen der Sozialleistungen eines Arbeitgebers. Auch hier gilt dasselbe wie für

Privatpersonen: Vielen ist das Vergleichen von Prämien, Franchisen und Leistungen zu kompliziert. Deshalb verzichten sie auf einen Kassenwechsel – trotz möglicher Optimierungen und manchmal sogar Unzufriedenheit. Denn für die meisten Menschen sind das Vertrauen in die Versicherung und die Kundennähe das A und O. Die Kolping Krankenkasse ist keine anonyme Grosskasse, die ihre Versicherten nur von Formularen her kennt. Persönliche Beratung und Betreuung sind uns wichtig. Wir beraten auf Wunsch die Mitarbeitenden persönlich in der Firma, geben Spartipps und erstellen eine Offerte anhand der Bedürfnisse. Dass dies nicht einfach markige Sprüche sind, zeigen die Kundenzufriedenheits-Umfragen 2011 von

Foto: Bilderbox.de

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comparis.ch: Dort steht die Kolping Krankenkasse mit der Note 5.4 an der Spitze. Das Gewicht legt die Kolping Krankenkasse auf bedarfsgerechte Zusatzversicherungen: Mitarbeitende und deren Familienmitglieder oder Konkubinatspartner profitieren bei der Kolping von attraktiven Prämien. Zudem erhalten sie einen weltweiten Rundumschutz mit der Assistanceversicherung bei den Zusatzversicherungen Light, Plus, Flex und Kombi. Dank den vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der Produkte bezahlen Mitarbeitende nur für Leistungen, die sie auch wirklich benötigen.

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VON JÖRG ZEUNER

DR. JÖRG ZEUNER Der Autor ist Chief Strategist und Chief Economist der VP Bank Gruppe. Dort leitet er das Investment Service Center und ist Vorsitzender des Anlageausschusses. joerg.zeuner@vpbank.com

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ÖLPREIS

Risiko bis jetzt in Grenzen Der Streit um das umstrittene iranische Atomprogramm hat sich in den letzen Wochen weiter zugespitzt. Die Angst vor einer weiteren Destabilisierung der Region und einer möglichen Versorgungsknappheit hat die Rohölpreise, besonders in Europa, sprunghaft ansteigen lassen. Der derzeitige Preisanstieg ist jedoch nicht mit einem Ölschock gleichzusetzen. Der Risikoaufschlag für die politischen Gefahren liegt bei rund 10 bis 20 USDollar pro Fass Brent Rohöl. Die gestiegenen Preise des «schwarzen Goldes» erhöhen derweil unzweifelhaft die konjunkturellen Risiken. Sollte der Preis für ein

Fass Rohöl der Sorte WTI im weiteren Verlauf des Jahres auf dem bereits erreichten Niveau verharren, werden die wirtschaftlichen Auswirkungen allerdings überschaubar bleiben. Die Gründe hierfür sind: – Aufgrund energieschonender Verfahren ist ein linearer Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Ölpreis nicht mehr ableitbar. Neuere nicht-lineare Modelle zeigen, dass die in den 70er und 80er Jahren empirisch gemessenen Beziehungen nur noch in abgeschwächter Form gelten. – Der derzeitige Preisanstieg ist nicht mit einem Ölschock gleichzuset-

zen. Höhere Konjunkturrisiken bedingen empirisch jedoch einen Ölpreisschock. – Ölfördernde Länder stimulieren über zusätzliche Einnahmen die globale Nachfrage. – Trotz des jüngsten Anstieges notiert der inflationsbereinigte Ölpreis unter dem Niveau der 80er Jahre. Das reale Welt-BIP ist verglichen mit den 80er Jahren jedoch mehr als doppelt so hoch. Ölpreis bleibt Risikofaktor für Weltwirtschaft Trotz neuer Techniken gehören die USA unter den Industrienationen immer noch zu den energieintensivsten Ländern. Steigende

Ölpreise schüren deshalb besonders jenseits des Atlantiks Konjunkturängste. Kommt es zu keinem weiteren deutlichen Ölpreisanstieg, dürfte der US-amerikanische Aufschwung aber nicht aus dem Tritt kommen. Die kontraktive Wirkung des Rohölpreisanstieges sollte sich deshalb bislang im Zaum halten. Darüber hinaus erachten wir das aktuelle Preisniveau im Rohöl für hoch und rechnen mit einem Rückgang der N otierungen. Besonders der Aufschlag von europäischem Brent gegenüber amerikanischem WTI sollte sich wieder abschwächen. Dennoch stellt der Ölpreis einen potenziellen Risikofaktor für die Weltwirtschaft dar.

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BVG: Sicherheit und Garantien sind gefragt Im Zuge der europäischen Schuldenkrise und des Niedrigzinsumfelds sind viele Pensionskassen in Unterdeckung geraten. Mit entsprechenden Folgen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die oftmals für die Verluste geradestehen müssen. Dementsprechend gewinnen Vollversicherungslösungen an Attraktivität. Die Herausforderungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind derzeit besonders gross. Viele europäische Staaten leiden unter einer enormen Schuldenlast, der starke Franken setzt die Margen in der Exportwirtschaft unter Druck – und historisch tiefe Zinsen sowie volatile Finanzmärkte belasten die Kapitalanlagen in der Altersvorsorge. Ende Dezember 2011 befanden sich 79 Prozent der öffentlich-rechtlichen und rund 26 Prozent der privatrechtlichen Kassen in Unterdeckung.

Verlässliche Werte zählen Die geringeren Renditeaussichten an den Kapitalmärkten sowie das Niedrigzinsumfeld machen den Vorsorgeeinrichtungen weiter schwer zu schaffen. Dass in einem solch schwierigen Umfeld verlässliche Werte zählen, spüren die Schweizer Versicherungsgesellschaften derzeit vor allem im BVG-Geschäft. Risiken abwägen Während einige autonome Pensionskassen in den vergangenen Jahren in

Allianz Suisse – Ihre Vorteile einer BVG-Vollversicherung • Kein Risiko – garantierte Vorsorgeleistungen • Attraktive Gesamtverzinsung des Kapitals • Bedarfsgerechte Produkte • Niedrige Kosten • Wenig administrativer Aufwand Die Allianz Suisse berät Sie gern. Informationen erhalten Sie bei 40 Generalagenturen in der ganzen Schweiz und bei akkreditierten Maklern.

Schieflage geraten sind, hat sich das Modell der Vollversicherung bewährt. Mittlerweile entscheiden sich immer mehr KMU im Bereich der beruflichen Vorsorge für langfristige Stabilität und garantierte Leistungen, anstatt mit Vorsorgegeldern auf kurzfristige Schwankungen des Kapitalmarktes zu spekulieren. Mit diesem Modell übernimmt eine private Lebensversicherungsgesellschaft sämtliche Risiken, Sanierungsbeiträge in Form von Nachzahlungen sind für die Unternehmen und ihre Beschäftigen in der beruflichen Altersvorsorge kein Thema mehr - und eine Unterdeckung ist

nicht möglich. Ein Unternehmen geht mit einer Vollversicherungslösung also kein Risiko ein.

BVG-Vollversicherung

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UZ l KOMMUNIKATION

U N T E R N E H M E N S O R G A N I S AT I O N

Die Risiken entdecken, bevor sie Um Risiken in der Supply Chain früh zu entdecken, genügt es nicht, eigene ERP-Daten für Lieferanten auszuwerten. Vielmehr muss das gesamte Netzwerk betrachtet und Daten aus externen Quellen mit internen Daten verknüpft werden. Mit Hilfe semantischer Technologien können Daten integriert, automatisch analysiert und so Risiken früher identifiziert werden.

TEXT BARBARA THÖNSSEN UND SANDRO EMMENEGGER

Die Globalisierung der Wirtschaft, die laufende Veränderung der Marktsituation und der ständig steigende Kostendruck haben zur Anpassung der Beschaffungsstrategie gezwungen, weg von der lokalen Beschaffung hin zu internationalen Beschaffungsaktivitäten. «Global Sourcing», die strategische Ausrichtung des Versorgungsmanagements auf internationale Märkte und der Zugang zu preisgünstigen Bezugsquellen ist mittlerweile ein wichtiger Wettbewerbsfaktor für Unternehmen jeder Größe. Allerdings bergen die Vorteile auch viele Nachteile, wie z.B. eingeschränkte persönliche Kontakte aufgrund geografischer Entfernungen oder Sprachbarrieren, grössere Intransparenz der Zulieferketten oder Gefahren für die Logistik aufgrund politischer oder umweltbedingter Krisen. Die gesamte Supply Chain betrachten Im Rahmen einer jährlich von PRTM durchgeführten Studie wurden Vertreter von mehr als 300 Herstellungs- und Dienstleistungsbetrieben weltweit nach aktuellen Trends in der Supply Chain für 2012 befragt. «End-to-End Supply Chain Risk Management» war eine der häufigsten Aussagen. Das heisst, das Risiko- und Chancenmanagement sollte die gesamte Wertschöpfungskette umfassen, von der Bedarfsplanung über die Lieferantensuche, -evaluation und -beobachtung bis hin zum Monitoring der Zulieferkette von Schlüsselpartnern. Eine (automatisierte) Analyse und Auswertung interner Daten, z.B. aus ERP-Systemen, kann dazu einen wesentlichen Teil beitragen – allerdings nur in Bezug auf bereits bestehende, direkte Firmenbeziehungen. Externe Informationsquellen erschliessen Dabei wären auch viele Informationen über Firmen vorhanden, die noch nicht oder nicht direkt zum Lieferantennetzwerk gehören. Im Internet. Verstreut über zig Web-Seiten, versteckt in unverständlichen Formulierungen, verklausuliert in News. Deshalb gibt es längst Anbieter, die sich auf das Finden, Analysieren und Bereitstellen firmenrelevanter Informationen spezialisiert haben und auch die öffentliche Hand ermöglicht den elektronischen Zugang zu strukturierten Firmendaten, z.B. aus den Handelsregistern. Und dennoch bleibt das Bild fragmentiert, der Blick rückwärts gerichtet und Abhängigkeiten intransparent. The Big Picture Wie man das ändern kann, wird an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW im Rahmen des nationalen Forschungsprojekts APPRIS (Advanced Procurement Performance and Risk Indicator System) untersucht. Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, Software-Entwicklungspartner, Informationsanbieter und Anwendungspartner erarbeiten gemeinsam ein System zur Früherken-

nung von Risiken in der Supply Chain. Im Rahmen dieses Projekts wurde von der ETH ein Risikomodell entwickelt, in welchem zehn Top-Risiken und dazu gehörende Warnsignale identifiziert wurden. Angereichert mit Risiko-Indikatoren und einem Bewertungsschema ergibt sich ein semantisches Modell, das als Basis für das Frühwarnsystem dient. Die aus verschiedenen Quellen aufbereiteten Informationen werden mit dem semantischen Modell verknüpft und erlauben aggregierte Auswertungen und Schlussfolgerungen. Für Management und Einkauf werden die Risiken in einem Cockpit aufbereitet und visualisiert. In volatilen Märkten Risiken in der Supply Chain souverän managen Die Risiken im Zusammenhang von direkten Lieferantenbeziehungen zu managen ist für ein Unternehmen bereits eine Herausforderung. Die Komplexität bzw. die Menge an Informationen nimmt nochmals zu, wenn nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Produkte überwacht werden sollen. Nehmen wir als Beispiel ein Produkt X7 das von den Lieferanten A und B geliefert wird. Auf den ersten Blick würde man ein Single-Sourcing-Risiko ausschliessen. Betrachten wir aber auch die weiteren Beziehungen unserer Lieferanten, so könnten wir vielleicht erkennen, dass Lieferant B der einzige Hersteller von Produkt X7 ist und ebenfalls an Lieferant A liefert. Das System müsste dieses Warnsignal identifizieren und das Risiko ausweisen. Zur Erkennung von Risiken müssen in der Regel viele unterschiedliche Daten- und Informationsquellen ausgewertet werden. Damit dies möglichst aktuell und über grössere Datenmengen erfolgen kann, bieten sich semantische Technologien an. Die Bedeutung externer, interner, strukturierter, semi-strukturierter und unstrukturierter Daten wird in einem semantischen Modell sichtbar gemacht und mit Hintergrundinformationen verknüpft. Mittels semantischer Verfahren können somit auch versteckte oder indirekte Risiken erkannt und für das Management oder den Einkauf visualisiert werden. Der Blick in die Zukunft Ein Frühwarnsystem ist nicht früh, wenn nur auf Fakten basierende Risiken ausgewertet werden. Heutige RisikoManagement-Systeme basieren vornehmlich auf internen Quellen oder Firmenbewertungen von Drittanbietern. Sie alle aber liefern Vergangenheitsdaten. Für den Blick in die Zukunft müssen andere Quellen erschlossen werden. Dazu zählen gängige Medien wie Zeitungen, aber auch soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Co. Allerdings bergen solche Informationen selbst wieder ein Risiko, da es sich um Meinungen, Annahmen und Schlussfolgerungen handeln kann und nicht um Tatsachen. Entschärft werden

Zur Erkennung von Risiken in volatilen Märkten müssen in der Regel unterschiedliche Datenund Informationsquellen ausgewertet werden. Foto: Bilderbox.de / Grafik: zVg


KOMMUNIKATION l UZ

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entstehen

ENTERPRISE-RESOURCE-PLANNING (Einsatzplanung der in einem Unternehmen vorhandenen Ressourcen, meist ist die dafür eingesetzte Software gemeint)

Quellen

Dashboard/Cockpit

Semantik

FFakten a kte n (Vergangenheitsbezogen) ( V e rga nge nhe its be z oge )

Cockpit

ERP ER P U nte rne hme ns a na ly s e n

R i s iko

1

Wa rns igna l

B 2B I nforma tione n v on e x t. D ie ns tle is te rn

R e a s oning

Supplier

Value

ID

L ie fe r G mbh

43%

6455453

P roduc e I nc .

94 %

3474365

Ma c hma l AG

55%

3455466

S c hle c ht & P a rtne r

78 %

7843453

S e hrgut AG

82 %

8843452

R is ikofa ktor

3 I ndika tor N e ws ( Z ukunfttssbbeezzooggeenn))

DIE AUTOREN

1 G e wic htung

I nte rne t

2 U mfra ge n

D ire kte I nforma tion ( T e l ., E ma il , … )

4 1) D a te n - E x tra ktion 2) V e rknüpfung D a te n ( I nst a nz e n) mit O ntologie 3) R e a s oning und B e re c hnung ba s ie re nd a uf S W R L - R e ge ln 4) V is ua lis ie rung de r be re c hne te n R i s ikowe r t e

können solche Unsicherheiten wiederum mit Hilfe semantischer Technologien: Als erstes kann dieses Risiko maschinell erkannt und evaluiert werden. In einem zweiten Schritt kann dann das ausgewiesene Risiko von Experten bewertet und anschliessend relativiert bzw. eskaliert werden.

Erst wenn eine ganzheitliche Sicht auf SupplyChain-Risiken vorhanden ist, verschiedenste Informationsquellen genutzt, Fakten und News ausgewertet und Abhängigkeiten identifiziert werden, können Warnsignale früh erkannt, Risiken minimiert und zu Chancen gemacht werden.

Barbara Thönssen ist Dozentin am Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und leitet den Kompetenzschwerpunkt Information Management. Sandro Emmenegger ist wissenschaftlicher Assistent im selben Kompetenzschwerpunkt www.fhnw.ch/iwi


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UZ l KOMMUNIKATION

ICT FÜR FIRMENGRÜNDER

Einfach und ausbaufähig starten VON ANDRÈ CARADONNA

DER AUTOR André Caradonna ist Produktspezialist von Swisscom und beantwortet Fragen zur Informationsund Kommunikationstechnologie. vernetzt@unternehmerzeitung.ch

Analyse der Situation Die Bedürfnisse von Neugründern an ihre IT- und Telekommunikationsinfrastruktur sind je nach Branche unterschiedlich. Es lohnt sich deshalb, etwas Zeit zu investieren, um sich über den eigenen Bedarf Die eigene Geschäftsidee klar zu werden. Vielfach ist in Umsatz ummünzen – das ist das grosse Ziel von zu Beginn weniger mehr und ein Starterpaket mit Jungunternehmern. Startden wichtigsten Basisdiensups stecken dabei aber oft ten wie Festnetztelefonie, in einer Zwickmühle: Einerseits benötigen sie für Internet und Mobilfunk ausreichend. Diese Infraden Erfolg eine professionelle Infrastruktur, anderer- struktur kann einfach erweitert oder ergänzt werseits möchten sie nicht zu den und wächst somit quasi viel in geschäftsfremde Aktivitäten investieren und mit dem Unternehmen mit. die Fixkosten tief halten. Worauf sollten JungNur Benötigtes zahlen unternehmer also bei Wer sein Budget möglichst ihrer ICT-Ausstattung effizient einsetzen will, für achten? den könnten cloudbasierte Ich stehe kurz vor der Gründung meines eigenen Unternehmens. Worauf sollte ich bei der Wahl meiner IT- und Kommunikationsinfrastruktur besonders achten?

Produkte eine echte Alternative sein. Cloudbasiert heisst, dass Anwendungen wie E-Mail-Services, Buchhaltungs-Applikationen oder Dokumentenablagesysteme nicht lokal auf dem Computer installiert, sondern auf Servern des externen Anbieters zur Verfügung gestellt werden. Vorteil: Neben den geringeren Installationskosten wird jeweils nur das bezahlt, was auch wirklich gebraucht wird. Somit entfallen hohe Kosten für «leere» Leistungen. Der Nutzer kann zudem via Internet von überall auf diese Anwendungen zugreifen. Alles aus einer Hand Weiter ist es sinnvoll, alle Dienste vom gleichen An-

bieter zu beziehen. Darin liegt der Vorteil, dass die einzelnen Elemente miteinander kompatibel sind und nur eine Ansprechperson für den Support gebraucht wird. Gerade in sog. Sorglos-Paketen, welche speziell für Jungunternehmen angeboten werden, sind diese Hilfeleistungen häufig inbegriffen. So enthalten diese nebst den Produkten oft auch eine professionelle Installation vor Ort, eine persönliche Beratung oder einen Beitrag an die Firmen-Kasse. ICT-Anbieter unterstützen so Jungunternehmer beim Start in die Selbstständigkeit und tragen dazu bei, dass die grossen Ideen trotz kleinem ITBudget realisiert werden können.

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Foto: zVg

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Neue Internetmesse OnE heisst die neue Messe, welche zum ersten Mal am 9./10. Mai 2012 in der Messe Zürich stattfinden wird. Im Mittelpunkt stehen Lösungen und Anbieter rund um Internet, E-Commerce, Social Media und Online Marketing. Zu den Initianten gehören das InternetBriefing von Reto Hartinger, die OnlineAgentur Blogwerk sowie das Beratungsunternehmen Carpathia Consulting. Als Orientierungshilfe für Internet, E-Commerce, Social Media und Online-Marketing – kurz OnE – will die geplante Messe Transparenz in den vielfältigen OnlineMarkt bringen. Referate, Interviews, Beratung und ein integrierter Konferenzteil werden den Besuchern Fachwissen rund ums Online-Business vermitteln. Ein innovatives Ausstellungskonzept sorgt für eine übersichtliche Präsentation sämtlicher Komponenten entlang der InternetWertschöpfungskette. Eine Messe für alle Themen rund ums Internet Die OnE richtet sich mit klarem Fokus an Unternehmen und Entscheider, die nach einer Web oder CRM-Lösung suchen oder sich über die Einsatzmöglichkeiten von Social Media und Weboptimierung informieren wollen. «Erstmals wird eine Konferenz

und Messe von kompetenten Partnern mit Leaderfunktion organisiert», begründet Reto Hartinger das Engagement seines erfolgreichen Internet-Briefings und unterstreicht gleichzeitig die Bedeutung der beiden Mitinitianten Blogwerk als führendes Blog-Medienunternehmen und Thomas Lang als einer der kompetentesten E-Commerce Experten der Schweiz. Mit ihrem Angebot will die OnE Antworten geben auf die Fragen vieler Anwender, wie sich ein Online-Angebot effektiver präsentieren lässt, wie Webprojekte optimal geplant werden, wie sich Social Media gewinnbringend nutzen lässt oder einfach: Welche Anbieter und welche Tools es auf dem Schweizer Markt gibt. Wertschöpfungskette als Orientierungshilfe Was für Anbieter von Business Software längst Gewohnheit ist, steht mit der OnE nun auch Online-Dienstleistern zur Verfügung: Ein Event, um das gesamte Leistungsspektrum gemeinsam präsentieren

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zu können. Nebst dem Ausstellungsbereich werden im Content-Bereich Fachreferate, Experten-Interviews, Beratungsmöglichkeiten sowie eine separate Themenkonferenz durchgeführt. Interessierte Anbieter können hier entsprechende Slots buchen. Eine angenehme Meeting-Area zwischen Content- und Ausstellerbereich lädt zu Gesprächen, Erfahrungsaustausch und Relaxen ein. Zu den Ausstellern zählen Webagenturen sowie sämtliche Anbieter von Lösungen und Dienstleistungen entlang der OnlineWertschöpfungskette. Für interessierte Aussteller besteht derzeit noch die Möglichkeit, bei der Gestaltung der neuen Messe aktiv mitzuwirken. Organisatoren mit Relevanz und Kompetenz Organisiert wird die neue Messe von schmid + siegenthaler consulting, den Machern der topsoft. Hinter der OnE stehen als Content-Partner erfahrene Experten. Dazu gehören das Beratungsunternehmen Carpathia Consulting, die Online-Agentur Blogwerk sowie das Internet Briefing von Reto Hartinger mit seinen rund 750 Mitgliedern als wohl grösste Organisation für Internet und Social Media. Cyrill Schmid von schmid + siegenthaler consulting zeigt sich als Messeorganisator von der Zusammenarbeit überzeugt: «Mit diesen Partnern konnten wir namhafte Vertreter der Schweizer Internet-Szene als Unterstützung für die neue Messe begeistern. Mit der OnE entsteht eine neue Fachmesse für Internet, welche ganz auf Qualität, Relevanz und Kompetenz setzt». Thomas Lang, Geschäftsführer von Carpathia Consulting, sieht zudem interessante Synergien zur gleichzeitig stattfindenden Business-Software-Messe topsoft, betont aber, dass sich die OnE als eigenständige Fachmesse ganz klar auf das Internet konzentriert. www.one-schweiz.ch

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Mit Innovationen und ökologischer Steuerreform zur Energiewende Dienstag, 15. Mai 2012, 09.30–17.00 Uhr Referenten

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Prof Dr. Beat Hotz-Hart, Energieforschung ETH Zürich Prof. Dr. Göran Andersson, Intelligente Netze, Last Management, ETH Zürich Dr. Jochen Ganz, Private Forschung, awtec AG, Zürich Prof. Dr. Massimo Filippini, Wirtschaftlichkeit Energiemassnahmen Gebäude, ETH Zürich Prof. Gerhard Zweifel, Energiestandard, Hochschule Luzern – Technik & Architektur, Horw Dr. Walter Steinmann, Energiestrategie 2050, Bundesamt für Energie, Bern Christian Renken, Zukunft Photovoltaik, 3S Swiss Solar Systems AG, Lyss Kaspar Bolzern, Weiterbildung, ABZ-Suisse GmbH, Reiden Dr. Jeanette Müller, EU-Projekte, Technologievermittlung energie-cluster.ch, Bern Flavio Ravani, Plusenergie-Gebäude, swissRenova, Münsingen Dr. Rolf Iten, Ökologische Steuerreform, INFRAS, Zürich Kurt Dütschler, Ökologische Steuerreform, Eidg. Steuerverwaltung, Bern Attraktive Innovationsbörse/Tischmesse mit Unternehmen, Organisationen, Stehlunch, Apéro. Podiumsdiskussion: Henrique Schneider, Schweizerischer Gewerbeverband, Josias Gasser, Nationalrat, Walter Steinlin, Präsident KTI, Dr. Walter Steinmann, Direktor BFE, Josef Jenni, Solarunternehmer

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R U E D I N O S E R , N AT I O N A L R AT

Keine Pro-Kopf-Betrachtungen ICT-Fachkräfte könnten in den nächsten Jahren in der Schweiz Mangelware werden. Damit dies nicht eintritt, braucht es engagierte Unternehmer, wie Nationalrat Ruedi Noser von der Noser-Gruppe, die sich für die Ausbildung des ICT-Nachwuchs einsetzen.

INTERVIEW JÖRG AEBISCHER

Herr Noser, Sie sind ein erfolgreicher ICT-Unternehmer. Wie ist es dazu gekommen? Ruedi Noser: Mein Bruder und ich sind 1984 ins IT-Business eingestiegen und haben damit die ganze Mikrocomputerentwicklung mit gemacht. So ist die Noser Gruppe entstanden. Ich bin ein Kind der Mikroprozessoren und so auch die Noser Gruppe. Was hat Sie dazu bewogen sich nebst Ihrer beruflichen Karriere in der Politik zu engagieren? Sind Sie als Unternehmer zu wenig gefordert? Nein, ganz und gar nicht. Ich könnte mich gut auch 150 Prozent und mehr im Unternehmen engagieren. Das habe ich 17 Jahre lang auch getan. Dann habe ich das Unternehmen neu organisiert und dabei viele meiner Kompetenzen der Geschäftsleitung übertragen. Das war auch die Zeit, als ich in die Politik eingestiegen bin. Damit war ich automatisch weniger in der Unternehmung, was für den Reorganisationsprozess geradezu ideal war. Im Weiteren bin ich davon überzeugt, dass sich Unternehmer auch aktiv in die Politik einbringen sollten. Die Wirtschaft darf die Politik nicht einfach den Anwälten und Verbandsvertretern überlassen. Nach welchen Prinzipien führen Sie Ihr Unternehmen bzw. Ihre Mitarbeitenden? Nur wer das nötige Wissen hat, soll auch über die Entscheidkompetenz verfügen. Oder anders gesagt, Entscheide werden bei uns nicht einfach gemäss Hierarchie auf der «Chefetage» gefällt, sondern die Kompetenz den verantwortlichen Mitarbeitenden übertragen. Weiter sind wir eine Arbeitsgemeinschaft, die auf Vertrauen aufbaut. Kontrolle ist nur so viel wie nötig, aber nicht mit Kontrolle Vertrauen ersetzen. Das heisst auch Vertrauen haben in die Entscheide der Knowhow Träger! Gerade in der ICT-Branche läuft viel falsch, weil Geschäftsleitungen über Dinge entscheiden, von denen sie eigentlich gar nichts verstehen. Hier pflegen wir in der Noser Gruppe eine völlig andere Kultur. Dazu gehört auch, dass wir unsere eigenen Mitarbeitenden ins Kader

nachziehen und nicht auf externes Personal setzen. Die Noser Gruppe hat eine eigene Berufsbildungsunternehmung aufgebaut, die Noser Young Professionals AG. Welche Ziele verfolgen Sie damit? Der Fachkräftenachwuchs ist die entscheidende Grösse, die über das weitere Wachstum entscheidet. Die Noser Gruppe ist gewillt ihre Fachkräfte selbst auszubilden und aufzubauen. Wir sind überzeugt, dass sich das auf lange Sicht auszahlen wird.

ZUR PERSON Ruedi Noser ist Verwaltungsratspräsident der Noser Management AG und Hauptaktionär der Firmen der Noser Gruppe. Der 1961 im Kanton Glarus geborene Unternehmer wurde 2003 in das schweizerische Parlament gewählt. Als freisinniger Nationalrat engagiert er sich pointiert für die freie Entfaltung der Wirtschaft, für die Anliegen der KMU (kleinere und mittlere Unternehmen) und für die Berufsbildung.

Sie sind Präsident von ICTswitzerland. In dieser Rolle haben Sie den Verband ICT-Berufsbildung Schweiz gegründet und vertreten dort die Stimmenmehrheit. ICTBerufsbildung Schweiz ist unter anderem die Prüfungsorganisation der eidgenössischen ICTFachausweise und Diplome. Welchen Stellenwert messen Sie diesen Ausbildungsabschlüssen bei? Es ist entscheidend, dass wir nicht nur über eine gute Hochschulbildung verfügen, sondern vor allem auch über eine hervorragende höhere Berufsbildung in der ICT. Nur so sind wir für die Jugendlichen auch attraktiv. ICTswitzerland setzt sich für eine qualitativ hochstehende Berufsbildung ein. Es muss möglich sein, dass man auch in unserer Branche über den Berufsbildungsweg Karriere machen kann und nicht nur über die Hochschule. Welche Art von Jobs haben Sie in Ihrer Gruppe für ICT-Professionals mit einem eidgenössischen Fachausweis oder einem eidgenössischen Diplom als Informatiker bzw. Informatikerin? Grundsätzlich steht jeder gut qualifizierten ICT-Fachkraft jeder ICT-Job offen. Eidgenössisch geprüfte Fachleute sind gesucht und sehr willkommen. Die formelle Qualifikation ist sehr wichtig, aber nicht alles. Die Leute müssen zu uns passen. Als Unternehmer müssen Sie hart kalkulieren. Welche Gruppe von ICT-

Fachkräften bringt Ihnen den grössten Profit? Weshalb? Wir machen keine Pro-KopfBetrachtungen! Die Noser Gruppe ist ein Team. Alle haben ihre Aufgabe und jede und jeder muss seinen Beitrag zum guten Gelingen leisten. Es gibt keine Gruppe, die wichtiger ist als die andere. Nehmen wir ein Beispiel: Wenn ein Verkäufer einen Auftrag an Land zieht, dann liegt das daran, dass die Kompetenz des Unternehmens, die Referenzen, die Zufriedenheit der Kunden, die Unternehmenskultur und die Unterstützung stimmen. Ein Kunde gibt uns den Auftrag, weil er dem Unternehmen als Ganzes vertraut. Deshalb werden bei uns Verkäufer auch nur schwach mit Incentiv-Programmen ausgestattet. Wir eifern nicht den Amerikanern nach, sondern bieten mit der Kultur Schweizer Maschinenbauer Softwarelösungen an.

Gemäss den Studien von ICT-Berufsbildung Schweiz fehlen in der Schweiz in fünf Jahren 32 000 ICT-Fachkräfte. Was muss unternommen werden, um dieser Tatsache entgegenzuwirken und was sind die Konsequenzen, wenn das Manko nicht beseitigt werden kann? Ganz wichtig ist, dass a) die Wirtschaft aktiv wird in der Ausbildung von jungen ICT-Leuten und b) die Politik und die Gesellschaft sich bewusst werden, welche Bedeutung die ICT für unser Leben und unseren Wohlstand hat. Aus Sicht der Wirtschaft wurde der Verband ICT-Berufsbildung Schweiz gegründet, mit dem Ziel eine Organisation zu haben, wo sämtliche Massnahmen gebündelt werden, um dem Fachkräftemangel quantitativ und qualitativ zu begegnen. Die Massnahmen sind vielfältig und reichen von der Imagebildung bis hin zu ganz konkreten Fördermassnahmen für zusätzliche ICT-Abschlüsse. Wenn wir nichts unternehmen verlieren wir in der Schweiz Arbeitsplätze, weil sich die Unternehmen ihre Kompetenz im Ausland holen werden. Wir würden hier eine riesige Chance vergeben, uns ein neues Kompetenzfeld neben den Banken, Versicherungen und der Chemie zu erschliessen.


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SWISSCOM

Neue Märkte im Fokus Foto: swisscom

der datenbasierten Kommunikation wie SMS, E-Mails oder Internetdiensten. Inzwischen bietet Swisscom umfassende Kommunikationslösungen für Unternehmen wie Communications & Collaboration oder Datahousing-Lösungen an. «Die Kundenbedürfnisse verändern sich ständig und verlangen laufend nach neuen Kommunikationslösungen», meint Urs Schaeppi, Leiter Swisscom Grossunternehmen und ergänzt, dass mit innovativen Produkten und Dienstleistungen der Umsatz im ICT-Geschäft kontinuierlich gesteigert werden konnte. M2M als strategisch wichtiger Markt Mit Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) setzt Swisscom im Jahr 2012 auf einen weiteren Treiber im ICT-Markt. Experten gehen mittelfristig von einem weltweiten Potenzial von 8,6 Mrd. Franken aus. Kurzfristig erwartet man in der Schweiz eine jährliche Umsatzsteigerung von 22 Prozent. Und schon bald werden mehr Maschinen direkt miteinander kommunizieren als es Handykunden gibt. Swisscom schätzt, dass in der Schweiz langfristig mehr als 100 Mio. Maschinen über das Mobilfunknetz miteinander verbunden sind.

Urs Schaeppi setzt im Bereich Grossunternehmen auf die Machine-to-Machine-Kommunikation.

Unter ständig ändernden Marktbedürfnissen hat sich Swisscom im Geschäft mit Grosskunden zu einem der führenden Schweizer ICT-Unternehmen entwickelt.

Während die traditionelle Festnetztelefonie an Bedeutung verliert, rücken neue Dienstleistungen rund um die Geschäfts-

kommunikation in den Fokus. Ein wichtiger Treiber für die Zukunft ist die Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M). Der Umsatz mit Grosskunden im traditionellen Festnetzbereich ist in den vergangenen vier Jahren bei Swisscom um rund 20 Prozent zurückgegangen. Die Gründe dafür sind einerseits der starke Wettbewerb, anderseits die zunehmende Verbreitung der mobilen Telefonie und

M2M – Das Internet der Dinge Unter Machine-to-Machine versteht man Kommunikation, an der mindestens ein ferngesteuertes Gerät beteiligt ist. Es handelt sich dabei nicht um typische Kommunikationsgeräte wie Mobiltelefone, sondern um Dinge wie eine Uhr. Die Kommunikation erfolgt über die SIM-Karte. Dank vollautomatisierter Kommunikation werden Prozesse vereinfacht, Kosten gesenkt und Ressourcen nachhaltig eingesetzt.

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Kein Geld verschenken TEXT KLAUS STAPEL

DER AUTOR Klaus Stapel ist Geschäftsführer von AirPlus International AG (Schweiz), einem führenden internationalen Anbieter von Lösungen für das tägliche Geschäftsreise-Management. www.airplus.com/ch/de/

Geschäftsreisen sind für Unternehmen eine unabdingbare Investition ins Wachstum. Das zeigt die aktuelle Travel Management Study von AirPlus. Sie zeigt aber auch, dass 34 Prozent der Befragten kaum Zeit für das Reisemanagement haben.

Selbst in Firmen mit hohen Reisekosten kann jeder Zweite nur ein Viertel seiner Arbeitszeit für das Reisemanagement aufwenden. Diese Zahlen sind umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass diese Firmen jährlich mindestens eine Million US-Dollar für Geschäftsreisen ausgeben. Fakt ist, dass Geschäftsrei-

sen hinter dem operativen Kerngeschäft den zweitgrössten Kostenblock darstellen. Bei den indirekten Kosten gilt die Reisekostenabrechnung gar als Kostentreiber Nummer eins. Die Vorteile eines zentralen Abrechnungssystems liegen auf der Hand: Der Verwaltungsaufwand wird reduziert und dadurch eine Verschlankung der Prozessund Personalkosten erreicht. Gleichzeitig erhält das Unternehmen eine grössere Kostentransparenz. Erfahrungswerte zeigen mithilfe dieser Systeme eine erhebliche Verkürzung des gesamten Abrechnungsprozesses. Am sinnvollsten ist eine Lösung, die die Teilbereiche Bezahlung und Aus-

wertung ermöglicht. Über ein zentrales Abrechnungsmedium werden im ersten Schritt alle Leistungen, die im Vorfeld der Reise gebucht werden, erfasst und bezahlt. Während der Geschäftsreise nutzen die Mitarbeiter eine einheitliche Firmenkreditkarte für alle Ausgaben. Sämtliche Informationen zu den getätigten Ausgaben werden zusammengeführt, aufbereitet und können in zentrale Abrechnungssysteme der Firmen überführt werden. Dies erleichtert die Abrechnung und Dokumentation erheblich. AirPlus bietet detaillierte Abrechnungen an, in denen sämtliche Positionen nach firmenindividuellen Bedürfnissen sortiert und ausgewiesen werden.

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Das sorgt für eine einfache und verursachergerechte Zuordnung der Kosten und garantiert grösstmögliche Transparenz bei den Ausgaben. Final kommen dann Management-InformationsSysteme zum Einsatz. Mit ihnen ist die globale Auswertung aller reisebezogenen Leistungen auf Knopfdruck möglich. Des Weiteren bieten sie den Firmen Einsparpotenziale, da sie den Travel Managern die notwendigen Daten an die Hand geben, um Rabattverhandlungen mit Airlines, Hotels oder Mietwagenanbietern zu führen. Die Vorteile werden von den aktuellen Ergebnissen der Travel Management Study bestätigt: In 2011 hat die Analyse von Geschäftsreiseausgaben zugenommen. Die Nutzung von Unternehmenskreditkarten ist von 2008 bis 2011 um 6 Prozent auf 81 Prozent gestiegen.

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N A C H H A LT I G E U N T E R N E H M E N S E N T W I C K L U N G

Finanziell flott mit Flottenleasing Die Auswirkungen der Finanzmarktkrise und der verstärkten Finanzmarktregulatorien für Kreditinstitute haben einen deutlich spürbaren Einfluss auf die Einschätzung der Kreditwürdigkeit von KMU, die Kapitalbeschaffungskosten sowie die Berichterstattungspflicht gegenüber Finanzinstituten. Fast scheint es, als würde der Druck von oben an die Kundschaft weitergereicht werden.

TEXT BEAT IMWINKELRIED

Die Massnahmen zur Umsetzung der EU-Richtlinien aus dem Jahr 2006 für Eigenkapitalvorschriften und eine bessere Aufsicht des Bankenwesens, die unter dem Terminus «Basel II» bekannt sind, wurden vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht vorgeschlagen und müssen seit Januar 2007 in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union für alle Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute angewendet werden. In der Schweiz wird die Umsetzung durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) überwacht. Eines der Hauptziele von Basel II ist die Sicherung einer angemessenen Eigenkapitalausstattung von Finanzinstituten, um ihr Insolvenzrisiko bei Forderungsausfall zu minimieren. Die staatlich verlangten regulatorischen Anforderungen verlangen ausserdem, dass das tatsächliche Risiko bei der Kreditvergabe stärker gewichtet wird. Als Folge davon wird der Firmenkunde einem Rating unterzogen, welches seine Bonität und Kreditwürdigkeit definiert. Generell gilt: höhere Risiken gleich höhere Zinsen. Wenn die Bank bei einem schlechten Rating mehr Eigenkapital unterlegen muss, erhöhen sich ihre Eigenmittelkosten. Das macht den Kredit durch höhere Zinsen teurer. Umgekehrt profitiert ein Kreditnehmer mit gutem Rating von niedrigeren Kreditzinsen, weil die Bank für den Kredit geringere Eigenmittel hinterlegen muss. Einführung «Basel III» Parallel zu dieser Entwicklung schlitterten die Weltwirtschaft und das Bankenwesen jedoch in die im Frühjahr 2007 beginnende Subprime-Krise und in die im Herbst 2008 kulminierende, vom Investmentsektor ausgehende US-Bankenkrise. Dies verschärfte den Druck, und der Ruf nach weiterführenden Regulatorien wurde lauter. Deshalb wurde auf der Basis der Erfahrungen von Basel II das im Dezember 2010 veröffentlichte Regelwerk «Basel III» ins Leben gerufen, das ab 2013 schrittweise in Kraft treten soll. Zusätzlich zu den Anforderungen an eine Risikomessung sowie bankenaufsichtliche Überprüfungs- und Offenlegungsprozesse kommen künftig noch die sogenannte LeverageRatio (die Höchstverschuldungsrate) sowie Regelungen zur Mindestliquidität hinzu. Ein «circulus vitiosus» und Wege hinaus Alles in allem werden die Rahmenbedingungen für eine Kreditaufnahme bei einem Finanzierungsinstitut nicht einfacher aber teurer. Mehr noch fördern die eingeleiteten Massnahmen anstelle einer antizyklischen Förderung eher einen konjunkturellen Abschwung: – Unternehmen des Mittelstandes verfügen häufig über eine schlechtere Eigenkapitalstruktur, was zu einem schlechteren Rating und infolge dessen zu höheren Finanzierungskosten sowie Auflagen an den Kreditrahmen führen kann.

– Die Entwicklungskraft von KMU wird gebremst, weil ihnen durch die oben beschriebenen Regulatorien durch höhere Zinsen und eine Kreditlimite weniger finanzielle Mittel für Investitionen zur Verfügung stehen. Damit erhöht sich der Druck auf die Liquidität. – Den Finanzinstituten steht heute weniger Kapital für die Kreditvergabe zur Verfügung. Das heisst, Kreditanträge mit Risiko werden unter Umständen zurückgewiesen. – Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten, wenn es womöglich auf den zugesprochenen Bankkredit ankommt, sinken die Finanzierungsmöglichkeiten der Banken, weil steigende Kreditausfallraten zu einem höheren Eigenkapitalerfordernis führen. Wie können sich kleine und mittelständische Unternehmen dennoch bestimmte Freiräume mit finanzieller Luft zum Atmen schaffen? Finanzierungsprodukte Der Finanzierungsmarkt bietet heute eine ganze Reihe von Produkten für die kurz-, mittel- und langfristige Finanzierung an: vom klassischen Bankkredit über die Forderungsabtretung (Factoring), Mezzanine-Kapital (stimmrechtsloses Eigenkapital) bis hin zum Leasing von Anlagevermögen respektive Betriebsmitteln wie Produktions-/Bau- und Büromaschinen, IT-Infrastruktur und Fahrzeugen wie Personenwagen und Nutzfahrzeuge. Steht Eigenkapital zur Verfügung wird dieses eher in werterhaltendes oder gar wertsteigerndes Anlagevermögen wie Grundstücke oder Beteiligungen investiert und am ehesten in zum Kerngeschäft des Unternehmens gehörende Anlagen oder Lizenzen. Fremdkapital kostet immer Geld, die Frage ist nur wie viel. Die für den Zweck oder das Objekt beste Finanzierung ist zu finden unter der Berücksichtigung, die Kreditwürdigkeit für wichtige Projekte nicht zu blockieren oder zu gefährden. Beispielsweise ist ein Bankkredit für die Finanzierung des Wagenparks, welcher einer naturgemässen Fluktuation unterliegt, in der Regel teuer und unflexibel. Unter Umständen belegt er auch noch benötigtes langfristiges Fremdkapital für Erneuerungen oder Erweiterungen von Produktionsanlagen. Flottenleasing – Finanzierung mit geringem Risiko Eine umsichtige Geschäftsführung sucht immer nach einem möglichst effizienten Einsatz der finanziellen Mittel – ein bedeutender Aspekt für die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens. Um den finanziellen Spielraum für wichtige Investitionen und Entwicklungsschritte zu bewahren, werden Betriebsmittel wie Fahrzeuge am besten durch Leasing finanziert. Leasingraten sind objektbezogene, kalkulierbare und budgetierbare Verbindlichkeiten, welche im Rahmen der monatlichen Rechnungsstellung einen durchlaufenden Posten darstellen. Sie belasten die Liquidität und die vollumfängliche Ausschöpfung einer Kreditlimite für

Foto: Bilderbox.de


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Flotten-Leasing – ein kostengünstiger Vorteil für ein nachhaltiges Unternehmen.

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grössere Anschaffungen nicht. Ausserdem werden beim Leasing in der Regel keine Sicherheiten verlangt. Das Motto heisst: Nutzen statt kaufen. Fahrzeuge verlieren naturgemäss rasch an Wert, und mit dem derzeitigen Euro-Franken-Wechselkursverhältnis bieten sie darüber hinaus keinen echten Vorteil für das Anlagevermögen. Innert kürzester Zeit haben Autos bis zu knapp einem Drittel ihres Neubeschaffungswertes verloren, was sich auch im Wiederverkauf niederschlägt. Nach Ende der Nutzungsphase fliesst heute bei der Veräusserung der Fahrzeuge deutlich weniger an Umlaufvermögen in die Kasse zurück, als ursprünglich kalkuliert. Ein weiterer Aspekt ist die Verteilung der Finanzmittelbereitstellung auf mehrere Pfeiler. Die Zeiten der Hausbank, die für alle Notfälle einspringt, sind längst vorbei. Heute haben die Informationsbeschaffung und verschiedene Geschäftsbeziehungen eher virtuellen Charakter angenommen. Vieles wird über das Internet eingeholt und abgewickelt, so auch Finanzierungsmöglichkeiten. Warum die bestmögliche Finanzierung nicht dort beschaffen, wo ich die beste Leistung für mein Geld erhalte? Im Fall des Fahrzeugleasings eignen sich reine Leasinggesellschaften hierfür am ehesten, weil sie keine Quersubventionierung betreiben müssen wie bei den bankenangegliederten Leasingprofitcenters oder der herstellereigenen Leasingfirma. Darüber hinaus verfügt eine klassische Leasinggesellschaft in der Regel über eine langjährige, solide Erfahrung und ist bewährter Profi in seiner Geschäftstätigkeit. Mehrwert durch Flottenmanagement Hinzu kommt der ausgesprochene Mehrwert, welcher ein Leasingprofi zu leisten vermag; nämlich das Fahrzeugmanagement von der Beschaffung über die Dienstleistungen während der Laufzeit bis hin zum Wiederverkauf nach Vertragsende. Das hält dem eigenen Personal den Rücken frei, sich voll auf die geschäftsnotwendigen Prozesse zu konzentrieren. Gesellschaften für Flottenleasing bieten verschiedene Finanzierungs-/Dienstleistungslösungen an: – Das reine Finanzleasing, wobei die gesamte administrative Abwicklung und Betreuung der Flotte beim Leasingkunden bleibt. Bei dieser Variante erfolgt die Flottenverwaltung durch das eigene Personal. – Das sogenannte Full Service Leasing, bei dem sämtliche Dienstleistungen wie Wartung/Unterhalt, Treibstoffmanagement, Schadenmanagement, Verkehrssteuer bis hin zur Vignette und dem Ersatzwagen ausgelagert werden. Eine Teilauswahl von definierten Services und Outsourcing an den Flottenmanager ist ebenfalls möglich. – Die reine Fahrzeugverwaltung (Management only), bei dem der Kunde die Fahrzeuge selbst beschafft und alle zur Flottenverwaltung gehörenden Dienstleistungen auslagert. Dies bietet zwar den Vorteil, Personal zielgerichtet für das Kerngeschäft einzusetzen, hilft aber nicht primär beim Erhalt der vollen Bonität bei engeren Eigenkapitalverhältnissen. Ausserdem können Fahrzeugflotten bereits ab einem Fahrzeug ins Leasing überführt werden – ein Vorteil, den sich die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Schweiz zunutze machen können. Neuere Finanzierungsansätze beim Fahrzeugleasing berücksichtigen ausserdem die Nutzungsqualität der Fahrzeuge. Beim klassischen Fahrzeugleasing wird die Leasingrate auf der Basis einer definierten Gesamtlaufzeit und Jahreskilometerleistung berechnet. Will oder kann sich der Leasingkunde noch nicht gleich zu Beginn auf eine Gesamtlaufzeit des Fahrzeugs festlegen und müssten noch saisonale Schwankungen im Einsatz der Fahrzeuge berücksichtigt werden, kann auch die monatliche Abrechnung nach effektiv gefahrenen Kilometern erfolgen. Im Kilometerpreis sind dann alle definierten Dienstleistungen eingerechnet.

DER AUTOR Beat Imwinkelried ist Vorsitzender der Geschäftsleitung und Präsident des Verwaltungsrates bei Auto-Interleasing AG.


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R A N D S TA D

Temporärarbeit besser etablieren Seit Mitte 2011 ist Richard Jager Managing Director bei Randstad Schweiz. Mit 50 Filialen und 250 Angestellten ist der holländische Stellenvermittler die Nummer drei auf dem Schweizer Markt.

INTERVIEW RENSKE HEDDEMA

Randstad veröffentlicht seit 2003 den sogenannten Workmonitor mit Trends auf dem Arbeitsmarkt in 32 Ländern. Im Workmonitor vom März zeigt sich, dass die Schweizer weltweit ihre Arbeit am befriedigendsten finden. Welche Konsequenzen hat dies für ihre Mobilitätsbereitschaft? Richard Jager: Die Schweizer sind jetzt gemeinsam mit den Norwegern und Dänen am glücklichsten mit ihrer Arbeit. Aber mit der Arbeit zufrieden sein bedeutet nicht, dass man keinen anderen Job haben möchte. Schweizer wechseln immer schneller den Arbeitsplatz, darin unterscheiden sie sich nicht vom Rest Europas. Es ist sogar so, dass die Schweizer ohne Probleme mit einer völlig neuen Karriere beginnen. Das freie Marktdenken in der Schweiz erinnert an das in Amerika. Hier suchen sich Menschen mit 40 ganz gelassen einen völlig neuen Beruf. Es ist wohl ein wenig eigenartig, dass sich im letzten Workmonitor auch zeigte, dass die Angst, die Arbeitsstelle zu verlieren, hier sechs Mal grösser als in anderen europäischen Ländern ist. Das ist ungewöhnlich für ein Land, in dem es einen dauernden Mangel an Arbeitnehmern gibt. Diese Angst ist irrational. Wie beurteilen Sie die Schweizer Arbeitsmoral? Hinsichtlich harter Arbeit und Hingabe kann die Schweiz mit asiatischen Ländern verglichen werden. Aber im Gegensatz zu Asien haben die Schweizer eine sehr ausgeprägte Work-Life-Balance, auf die sie sehr stolz sind. Gearbeitet wird von etwa 8.00 Uhr bis 17.30 Uhr, und dann geht’s auch wirklich nach Hause. Während der Arbeitszeit wird härter oder gründlicher gearbeitet, aber es gibt eine deutliche Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Als ich hier gerade angefangen hatte, schlug ich meinem Management Team ein abendliches Arbeitsessen vor. Das war allerdings nicht so eine gute Idee. Die Existenz von Randstad war ursprünglich mit der Inflexibilität des Arbeitsmarkts in Holland verbunden. Wie ist das in der Schweiz? Die Vermittlung von hochqualifizierten Bewerbern für Feststellen ist eine unserer wichtigsten Dienstleistungen. Darüber hinaus bieten wir die Vermittlung von Temporärmitarbeitern und Randstad Inhouse Services, über welche Unternehmen ihr Human Resources Management an uns delegieren können. Auch in der Schweiz sind wir als Spezialist von Temporärarbeitskräften gestartet, aber innerhalb von kürzester Zeit haben grosse Kunden wie z. B. Philipp Morris, Johnson & Johnson und Nestlé uns beauftragt, ihr gesamtes Human Resources Management zu übernehmen. Wenn Kunden sparen möchten, können sie dies auf zweierlei Art und Weise tun: ihre Margen reduzieren oder die Effizienz der Organisation steigern. Hinsichtlich des Einsatzes von Mitarbeitern ist die betriebliche Planung oft suboptimal;

Randstad kann dies besser. Wir betrachten die Unternehmensabteilungen aus der Vogelperspektive und haben daher wesentlich mehr Übersicht. Aber das ist doch eigentlich die Rolle der HR-Abteilung eines Betriebes? In einem Unternehmen gibt es festangestellte und temporäre Mitarbeiter. Personalabteilungen planen zuerst die eigenen Mitarbeiter ein und beginnen danach, sich nach temporären Arbeitskräften umzusehen, um die Reststunden aufzufüllen. Fügt man allerdings diese beiden Bereiche zusammen – die festen Mitarbeiter bekommen dann wohl Vorrang – und sorgt für eine bessere Kombination von Dauerstellen und Temporärarbeit, kann man die Kosten um bis zu 5 Prozent senken. Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Dieser Prozess ist an sich unkompliziert, die Durchführung ist allerdings nicht immer ganz einfach. Wir planen so lange bis unser Kunde für 100 Prozent zufrieden ist. Randstad hat für die temporären Mitarbeiter auf verschiedenen Grossanlässen wie die Olympischen Spiele in Atlanta gesorgt. Fokussieren Sie auch auf Events in der Schweiz? Randstad ist sehr stark im Hotel- und Gaststättengewerbe und auf dem Gebiet von Catering. Das können wir auf Grossveranstaltungen gut beweisen. Wir sind Partner des Musikfestivals Zermatt Unplugged. Ich finde es ein fantastisches Festival, auch, weil es sich durch ein «out- of-the-box-Denken» kennzeichnet. Damit möchte Randstad gerne assoziiert werden. Damit können wir den Temporärmitarbeitern von Randstad spannende Jobs liefern. Unsere eigenen Mitarbeiter arbeiten auch mit, und wir laden selbstverständlich unsere Kunden dazu ein. Dasselbe tun wir auf dem Zürich Film Festival. Auf diese Art und Weise können wir unsere Expertise im Gaststätten- und Cateringbereich hervorheben. Wie unterscheiden Sie sich von der Konkurrenz? Randstad hat weltweit eine Matrixstruktur und arbeitet nach dem Seerosen-Prinzip: Wir gründen kleine Filialen, die sich dann verzweigen, trennen und wachsen. Wir informieren einander unablässig über Best Practice auf der ganzen Welt. Wenn Randstad Mexico eine sinnvolle Neuerung einführt, dann können wir diese innerhalb eines Quartals auch hier in der Schweiz anwenden. Qualität und Service sind der wichtigste Fokus von Randstad. Mein Bestreben ist es, nicht unbedingt der Schnellste, sondern der Beste zu sein. Seit Januar 2012 besteht in der Schweiz ein Gesamtarbeitsvertrag für Temporärarbeit. Was bedeutet dieser GAV? Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Mindestlohn für Temporärmitarbeiter wird eingeführt, das Arbeitsversäumnis wegen Krankheit wird besser geregelt, ebenso die Weiterbildung und die Schulung. Temporärarbeit wird erns-

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anderen Branchen noch zu sehr und ist dadurch bezüglich der Temporärarbeit noch nicht ausreichend flexibel. Krankschreibung und Schulung werden in der Temporärarbeit eben anders gehandhabt als bei Festangestellten. Die Einführung eines GAV speziell für die Temporärarbeitsbranche ist daher auch gerechter. So kann man die gemeinsamen Kosten für Arbeitgeber senken. Dies wird allerdings noch nicht überall so gesehen? Die Kraft der Schweizer ist ihre grosse Anpassungsfähigkeit. Hier herrscht nicht die Meinung, dass das, was aus der Fremde kommt, schlecht ist. Hier wird Europa nicht der Rücken zugekehrt, ganz im Gegenteil. Man prüft genau was man vom Ausland lernen kann und verwendet es dann ganz pragmatisch. Das Gleiche gilt für die Meinung der Schweizer zur Temporärarbeit, die sich schnell entwickeln wird. Durch die offenen Grenzen in Europa wird Arbeitsmigration zu einem grossen Thema. Welche Rolle spielt das für Randstad Schweiz? Meine Priorität liegt darin, dafür zu sorgen, dass Schweizer auch Schweizer Jobs bekommen. Das erreiche ich mit 50 Filialen, zum Jahresende werden es 53 sein. Schaut man allerdings über die Grenzen hinaus, sieht man 875 Filialen von Randstad. Wir vermitteln zum Beispiel Fachkräfte im Baugewerbe gemeinsam mit unserem internen Dienst Cross Border Staffing. Temporäre Kräfte bleiben hier weniger lang als in anderen Ländern. Wenn wir das Anwerben von Mitarbeitern aus dem Ausland verbessern, können wir Cross–Border–Arbeitskräfte auch in der Schweiz länger an uns binden. Das soll unser Ziel sein.

ZUR PERSON Richard Jager (1971) ist seit 1. Juli 2011 Managing Director von Randstad Schweiz. Unmittelbar nach seinem Studium Business & Economics an der Erasmus Universität in Rotterdam begann er 1997 seine Laufbahn als Berater bei Randstad in Den Haag. Nach verschiedenen Stufen als Regionaldirektor wurde Richard Jager 2010 die Aufgabe des Operational Directors in den Niederlanden übertragen. Richard Jager ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt mit seiner Familie in der Umgebung von Zürich.

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Die Angst, die Arbeitsstelle zu verlieren,

ist in der Schweiz sechs Mal grösser als in anderen

europäischen Ländern»

ter genommen. Der Markt wird erwachsener. Aber wir haben unser Ziel noch nicht ganz erreicht. Weshalb nicht? Arbeitgeber befürchten, dass Temporärarbeit durch den GAV nur teurer wird. Aber der GAV ist sowohl für den temporären Mitarbeiter als auch für die Arbeitgeber eine gute Sache. Der erste GAV gleicht den bisherigen Verträgen in

Was ist Ihre grösste Herausforderung auf dem Schweizer Markt? Obwohl wir in der Schweiz die Nummer 3 sind, wird Randstad als Handelsmarke zu wenig wahrgenommen. In diesem Jahr werden drei neue Filialen eröffnet, die erste in Liestal. Je näher man am Kunden dran ist, desto sichtbarer ist man. Auf einem anderen Niveau arbeiten wir am Wachstum des Marktes für Temporärarbeit. Innerhalb des Produktes Temporärarbeit muss eine grössere Einheit entstehen. Die Branche sollte auch politisch und wirtschaftlich besser verankert werden. Ich komme aus einem Land, in dem Temporärarbeit wesentlich besser entwickelt ist als hier. Ich sehe wieviel unser Produkt unseren Kunden, den temporären Arbeitskräften und der Wirtschaft bringen kann. In den Niederlanden ist Randstad ein Begriff; in Deutschland und Frankreich sind wir die Nummer 2 und da haben wir einen etablierten Ruf. Das möchte ich in der Schweiz auch erreichen.


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B E AT W E I N M A N N , G E S C H Ä F T S F Ü H R E R O C H S U N D J U N I O R

«Hubraumbeschriftungen sind Wer im Uhrengeschäft Erfolg haben will, packt ein billig gekauftes Werk möglichst edel ein und treibt, um auf hohe Stückzahlen zu kommen, einen grossen Marketingaufwand. In Luzern hat Ruedi Stricker ein paar Unverbesserliche gefunden, die sich nicht an diese Methode halten.

INTERVIEW RUEDI STRICKER

Herr Weinmann, das Uhrengeschäft ist an sich simpel: Ein eingekauftes Standardwerk schön verpacken und mit grossem Marketinggetöse und hoher Bruttomarge unter die Leute bringen. Beat Weinmann: Für mich greift dieses simple Erfolgsrezept generell zu kurz. Die ETA produzierte extrem hochwertige, zuverlässige und zudem in der Tat preisgünstige Basiswerke, welche von sehr vielen Uhrenfirmen – unter anderem auch uns - genutzt wurden und werden. Seit Jahren liegt die ETA (Swatch Group) mit der WEKO im Streit darüber, ob sie diese Werke nach wie vor an Mitbewerber verkaufen muss. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Marken eigene Basiswerke konstruiert - mit einem extrem hohen Entwicklungsaufwand und entsprechenden Kosten. Die Zeiten der preiswerten Basiswerke aus der Schweizer Produktion könnten also bald vorbei sein. Auch wir haben uns da strategisch neu ausgerichtet. Das mit dem extrem hohen Marketingaufwand stimmt natürlich. Wir versuchen da einen anderen Weg zu gehen: Mit Ludwig Oechslin haben wir die Persönlichkeit der Uhrenbranche, die querdenken und auch so konstruieren kann. Mit ochs und junior machen wir in kleinsten Mengen konsequent Innovationen - Funktionen, die wir als nützlich empfinden und die es in dieser Art noch nicht gibt. Da wir diese kleine Produktionsmenge nur direkt verkaufen, haben wir keine Distributions- oder Detailhandelsmarge eingebaut. Es ist der direkte Weg zwischen Produktion und Käufer. Wir fertigen fast alle Teile – ausser dem Basiswerk – ausserhalb der Uhrenindustrie. Gehäuse, Schliesse, funktionelle Zifferblätter, die Funktionen wie Jahreskalender und Mondphasen kommen alle aus einer mechanischen Werkstätte, die auch für Sauber Titanteile herstellt. Hier an der Zürichstrasse fahren pro Tag über 30 000 Autos vorbei, das ist doch alles andere als eine typische Einkaufsstrasse. Wie kann man nur an einer solchen Lage ein Geschäft aufmachen? Wir haben neben uns tolle Restaurants, die grösste Luzerner Werbeagentur, haufenweise Architekturbüros, ein Designmöbelgeschäft und einen Küchenbauer. Die Lage ist ungewohnt für Uhren. Pro Tag fahren über 35 000 Autos an uns vorbei und wir haben 10m Fensterlänge. Wir fokussieren uns am Rande auf Laufkundschaft. In unserem Konzept ist dies lediglich ein weiterer Faktor. Unser Laden- und Büroloft ist so gelebt, wie wir uns ochs und junior vorstellen. Unsere Kunden sind kreativ. Ob es nun Unternehmer, Ärzte, Künstler oder auch Leute aus der Finanzbrache sind. Alle interessieren sich für neue Konzepte und Ideen und verlassen gerne ausgetretene Pfade. Hätten wir unser Lokal an einer klassischen Einkaufsstrasse eröffnet, hätte das nicht gepasst.

ZUR PERSON Beat Weinmann (40) ist ein anerkannter Uhrenexperte und arbeitete 16 Jahre für Embassy in Luzern. Er hat mit Ludwig Oechslin zusammen die MIH Uhr realisiert und ist seit Frühling 2012 CEO der innovativen Uhrenfirma ochs und junior. Beat Weinmann ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

Wer erfolgreich Uhren vermarkten will, braucht Stückzahlen und ein grosses Distributionsnetz. Und Sie wollen mit 300 Uhren jährlich reich werden? Das ist nicht unser Ziel. Wir wollen gute Produkte machen und davon leben. Das hier bleibt der einzige Standort. Was wir nicht hier verkaufen, geht über das Internet. Wir glauben fest daran, dass man entweder gross genug ist oder eben dann klein genug. Dazwischen liegt das grösste Risiko. Bei ochs und junior wollen wir die ganze Wertschöpfungskette, also Innovation, Entwicklung, Produktion, Kommunikation, Vertrieb und dann auch den Service der Uhren im Griff haben. Bei uns geht alles direkt und so haben wir den Kontakt zu unseren Kunden. Das Hauptaugenmerk gilt der Tinta Kollektion, in der man momentan zwischen vier Funktionen, zwei Grössen und Materialien und allen Pantone Farben für das Zifferblatt auswählen kann. Diese Preise liegen zwischen 6 000 und 8 000 Franken. Zudem haben wir eine Junioruhr im Sortiment die ebenfalls zu 100 Prozent in der Schweiz hergestellt wird. Heute reden alle von Branding oder Markenpflege. Die MIH Uhr, die ich bei Ihnen gekauft habe, trägt weder ein klassisches Markenlogo noch den obligaten Aufdruck «Swiss Made». Warum vernachlässigen Sie dieses im Uhrenmarkt absolut zentrale Thema?

Modell «Tinta selene».

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Wir machen

vieles bewuss-

ter als andere – und darum auch so viel anders»


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Stimmt. Natürlich kommunizieren wir trotzdem. Einfach immer direkt. Dort, wo wir die Geschichte erzählen können.

unelegant»

. . . und Ihre Uhren sehen anders aus als andere. Ist das Spielerei? Oder einfach Anderssein um des Andersseins willen? Oder haben Sie ganz einfach die Trends verschlafen? Ludwig Oechslin ist das Genie der Uhrenindustrie, und mit seinem extrem breiten und ungewöhnlichen Bildungshorizont ist er seiner Zeit voraus. Ich habe 16 Jahre Erfahrung im Uhrendetailhandel und habe mit den exklusivsten Marken und Kunden gearbeitet. Wir stellen fest, dass es eine ganz kleine Gruppierung von Leuten gibt, die endlich Neues sehen will und nicht das dauernde Retrodesign in Uhren. Zudem wollen sie keine mit Marketingbotschaften übersäten Produkte am Handgelenk tragen, sondern ihre Individualität zeigen. Je mehr die Masse der Käufer in die eine Richtung geht, desto eher wächst unsere Zielgruppe. Ein Pendel, das extrem in eine Richtung schwingt, löst auch eine Gegenenergie aus und da sind wir! Oechslin löst seine Aufgaben mit der elegantesten Ausführung, wie in der Mathematik, mit so wenigen mechanischen Bauteilen wir möglich. Das setzt enorm viel Denkarbeit voraus. Wir sind die einzigen in der Uhrenbranche die sich nicht um Komplikationen, sondern um Reduktionen bemühen. Zudem sind die Uhren von ochs und junior auch ohne Logo extrem markensprechend. Verdecken Sie mal mit der Hand den grössten Teil des Zifferblattes. Zwischen Ihren Fingern sehen sie die Lockkreisspirale oder einen Ausschnitt der Mondphase. Oder auf dem Gehäuse und der Schliesse die Bearbeitungsspuren. Haben sie das einmal gesehen und registriert, bringen sie das nur mit ochs und junior in Verbindung. Sie tragen hier die Verantwortung für das Gesamtkonzept, für Marketing und Vertrieb. Wie wollen Sie für so ein spezielles Projekt die passenden Leute finden? Wir haben ein Netzwerk von talentierten und vielseitigen Leuten. Ludwig Oechslin ist der Querdenker der Schwei-

Fotos: Bea Weinmann

Wir machen vieles bewusster als andere – und darum auch so viel anders. Diese Hubraumbeschriftungen auf Produkten gefallen uns nicht. Wir finden sie unelegant, darum verzichten wir ganz darauf. Auch das «Swiss Made» ist ziemlich verwässert und kann über den Produktionsort der einzelnen Teile in die Irre führen. Darum haben wir schon bei der MIH Uhr im Begleitbüchlein und bei ochs und junior nun im Internet alle Lieferanten genannt und begründen warum wir mit ihnen arbeiten. Wir sind absolut transparent – sehr ungewöhnlich für die Uhrenbranche. Bei der MIH Uhr hat der Designer Christian Gafner das Logo bei 9 Uhr in den Indices integriert. Als Hommage an die 9 Teile des Jahreskalenders. Bei ochs und junior haben wir ein Logo, allerdings als Brandstempel auf der Rückseite des Armbandes. Die ökologisch gegerbten Lederbänder werden mit einem Feuereisen gebrandmarkt und bringen das Wort Branding zurück an den Ursprung: Markieren der Kuh in den Hintern. Das ist das einzige sichtbare Logo auf der Uhr. Sie machen keine Inserate, Sie betreiben keinerlei klassische Werbung. Wie wollen Sie Ihre Zielgruppen aktivieren, wenn man Sie nicht kennt?

DAS UNTERNEHMEN

Oechslin und Weinmann beim Kreativspaziergang.

Eröffnung: April 2012 ochs und junior Zürichstrasse 49 6004 Luzern Tel. 041 / 266 02 12 Öffnungszeiten: Di bis Fr 10.00 bis 12.00 und 14.00 bis 18.00 Sa 9.00 bis 16.00 Oder auf Vereinbarung und immer wenn jemand da ist – und das ist oft früh am Morgen und bis spät abends... www.ochsundjunior.ch

zer Uhrenbranche. Als Doktor der theoretischen Physik, studierter Astronom, Mathematiker und Altertumswissenschaftler nutzt er seinen breiten Bildungs- und Erfahrungshorizont für innovative Armbanduhren, die eine von der Schweizer Uhrenindustrie nahezu unbesetzte Disziplin belegen: Die Vereinfachung. Unser wichtigster Lieferant ist Peter Cantieni. Von ihm kommen die Gehäuse, Schliessen, Zifferblätter und Funktionen der Uhren. Sjoerd van Rooijen ist mein Sparringpartner für die Kommunikation. Er macht alles, was das Design ausserhalb der Uhren bestimmt. Im Atelier von Marion Müller werden unsere Uhren zusammengebaut. An der Zürichstrasse haben wir zudem ein Fotostudio, das von meiner Frau Bea Weinmann betrieben wird. Alles ist sehr direkt bei uns.


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AP DIALOG

Sozial engagierter Dienstleister Hinter dem Unternehmen AP Dialog steckt mehr als nur eine gewöhnliche Telemarketingfirma. Denn die Firma aus Baden-Dättwil ist höchst engagiert in der Integration von sehbehinderten und blinden Menschen in den Arbeitsalltag. CEO Peter Frommenwiler erklärt, warum gerade die sehbehinderten und blinden Mitarbeitenden ein wertvoller Bestandteil des Unternehmens sind.

TEXT SANDRA BLÄTTLER

AP Dialog GmbH wurde im Jahre 2005 gegründet und entstand aus der Fusion von Agendaset GmbH und Phontom GmbH. Die Firma bietet ein leistungsstarkes Dienstleistungsangebot für verkaufsorientierte Unternehmen an. Spezialisiert hat sich AP Dialog auf die Kundenansprache via Telefon. Damit werden Dienstleistungen wie Bedarfs- und Zufriedenheitsanalysen, Terminvereinbarungen, Mitgliedergewinnung, Service Desk, Bestellhotline, Fundraising oder direkter Verkauf am Telefon angeboten. Ziel ist es dabei, die Kunden zu einem Grossteil ihrer Wertschöpfungskette zu begleiten und optimal zu unterstützen. Als Marketingfirma deckt AP Dialog den gesamten Leadprozess vom ersten Kundenkontakt bis zum Termin am Telefon ab. Immer mit dem Ziel: «Unsere Kunden erfolgreicher zu machen». AP Dialog führt Marktaktivitäten im Namen ihrer Kunden durch und versteht sich als ausgelagerte Verkaufsabteilung, die Kampagnen von der Planung bis zur Umsetzung übernimmt. Integration von Sehbehinderten und Blinden Mitarbeiter sind das Kapital für eine erfolgreiche Unternehmung. Dessen ist sich auch AP Dialog bewusst. Die Firma legt Wert auf gut ausgebildete, zufriedene und motivierte Mitarbeiter. Dazu gehören auch 20 Prozent blinde und sehbehinderte Menschen. Blinde Menschen haben gelernt, sehr gut zu zuhören. Sie nehmen so das kleinste Detail eines Gespräches wahr und können auf die Bedürfnisse ihrer Gesprächspartner sensibel eingehen. Neuste Forschungsergebnisse haben aufgezeigt, dass das Sehzentrum der blinden Menschen andere Aufgaben erfüllt als bei sehenden Menschen und so die Sinne schärft. Zuhören ist die Voraussetzung für den Erfolg, da man nur so Wünsche und Bedürfnisse von potentiellen Käufern feststellen und wecken kann. Anpassung des Betriebes Im Betrieb mussten einige technische Anpassungen vorgenommen werden. Für nicht so stark sehbehinderte Mitarbeiter braucht es lediglich eine Software, die den Bildschirm vergrössert. Ist ein Mitarbeiter aber vollständig blind, muss weiter technisch aufgerüstet werden. So brauchen

Für die blinden und sehbehinderten Menschen mussten die Arbeitsplätze technisch umgerüstet werden, z.B. mit einer Braillezeile. Die Markierungen am Fussgängerstreifen bei der Haltestelle Täfern in Baden-Dättwil sind AP-Dialog zu verdanken. Fotos: zVg

PETER FROMMENWILER, CEO AP DIALOG

«Blinde wollen keine Sonderbehandlung» INTERVIEW BIRTHE GRAUTMANN

Sehbehinderte und Blinde zu beschäftigen, gehört leider zur Seltenheit. Wie kamen Sie auf die Idee hier Vorreiter zu werden? Peter Frommenwiler: Die Idee wurde von Personen und Partnern geboren, die dem Schweizerischen Blinden und Sehbehindertenverband (SBV) nahe standen. Es sollte eine Möglichkeit geschaffen werden, blinden Personen eine Anstellung zu ermöglichen und deren kognitive Fähigkeiten einzusetzen. Am Telefon sind blinde Personen nicht

«behindert». Sie können hier ihre Stärken nutzen. Aus diesen Überlegungen entstand mit Unterstützung des Integrationsbüros die Agendaset GmbH in Bern, aus der die AP Dialog entstand. Das soziale Engagement empfinden wir als bereichernd und werden es auch in Zukunft weiterführen. Wünschenswert wäre aber etwas mehr Unterstützung in Form von Aufträgen von staatlicher als auch privater Seite (Marktforschung, Fundraising, Terminvereinbarung, Umfragen, Hotline etc.).

Hat AP Dialog von Anfang an diesen sozial engagierten Weg eingeschlagen? Nein. Gegründet wurde die Phontom als «normales» Unternehmen. Erst mit dem Zukauf von Agendaset wurden uns neue Möglichkeiten aufgezeigt. Heute beschäftigt die AP Dialog integrativ circa 20 Prozent blinde und sehbehinderte Mitarbeiter. Wie hat die Integration unter den sehenden Mitarbeitern geklappt? Hervorragend. Das Arbeits-


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diese Mitarbeiter eine Braillezeile, welche die Informationen des Bildschirmes in der Blindenpunktschrift Braille ausgeben. Höhenveränderbare Stifte stellen dabei die Braillepunkte dar, die die sehbehinderten Mitarbeiter mit ihren Fingerkuppen ertasten. So musste eine spezielle Software installiert werden, die das Menü des Computers vorliest, welches über einen Kopfhörer durch die sehbehinderten Mitarbeiter vernommen wird. Des Weiteren braucht es einen Verteilerkasten, der die Leitung des Vorlesens mit der Leitung des Telefons zusammenfügt und auf die Kopfhörer weiterleitet. Man beachte, dass die sehbehinderten Menschen hier eine grosse Leistung bringen: Sie müssen mit zwei Stimmen im Kopfhörer klarkommen! Die eine Stimme liest das Menü des Computers vor und die andere ist die Stimme des Kunden. Dank der speziellen Fähigkeiten der sehbehinderten Menschen gelingt ihnen das aber ohne Probleme. Engagement über die Firma hinaus Dass das Wohlergehen von sehbehinderten und blinden Menschen AP Dialog ein Anliegen ist, zeigt das Engagement des Unternehmens auch ausserhalb der Firmenumgebung. Sie hat zusammen mit dem Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband und dem Kanton Aargau veranlasst, dass beim Fussgängerstreifen bei der Bushaltestelle Täfern in Baden-Dättwil zwei Bodenmarkierungen angebracht und die Inseln erhöht wurden, damit auch die sehbehinderten Mitarbeiter die Strasse überqueren können und sicher zu ihrem Arbeitsplatz finden.

klima ist wesentlich besser, da Hilfe ein Naturinstinkt ist. Man darf aber nicht vergessen, dass Blinde ansonsten ganz normale Menschen sind. Es wird von ihnen kaum Sonderbehandlungen verlangt. Im Gegenteil, sie wollen sich in der Welt der Sehenden behaupten können. Wie muss man sich den Arbeitsalltag bei AP Dialog vorstellen? Wie in jedem Callcenter mit diversen Kundenprojekten. Sämtliche Mitarbeiter werden auf Kundenkampagnen eingeteilt und arbeiten als ausgelagerte Mitarbeiter des jeweiligen Kunden. Unsere Kunden schätzen vor allem, dass die Mitarbeiter langfristig bei uns angestellt sind und entsprechend langjähriges Know-how aufgebaut werden kann.

Gibt es Situationen, in denen Ihre sehbehinderten und blinden Mitarbeiter an ihre Grenzen stossen? Solche Situationen sind vor allem im Zusammenhang mit visuell orientierten Projekten oder bei Schulungen denkbar. Es muss meistens zur normalen Schulung, die fast immer auf Power Point basiert, meist noch eine Nachschulung oder zumindest ein Übersetzung in Text erfolgen. Es ist schwierig vorstellbar, wenn man z.B. einen Werbebanner auf einer Website verkauft, diesen auf Anhieb treffend erklären zu können. Trotzdem gibt es Untersuchungen, dass bei blinden Menschen das Sehzentrum sehr aktiv ist, wenn jemand etwas beschreibt. Dasselbe passiert, wenn normal sehende Personen ein Buch lesen und

sich die Geschichte visuell vorstellen. Wie ist die Resonanz auf der Kundenseite? Einige Kunden schätzen das sehr, leider machen die wenigsten Werbung damit. Wurde der Umbau des Fussgängerstreifens bei der Haltestelle Täfern in BadenDättwil von Ihren Mitarbeitenden angeregt? Das wurde aktiv von AP Dialog und den Mitarbeitern angegangen. In der Gesellschaft herrschen immer noch Vorurteile, dass handicapierte Menschen weniger leistungsfähig im Arbeitsalltag sind. Woher kommt Ihrer Meinung nach dieses Vorurteil?

Handycap heisst ja Einschränkung. Wenn man sich jedoch auf die jeweiligen Stärken der Person konzentriert, ist sie zwangsläufig voll einsatzfähig. Eine blinde Person könnte sehr schlecht eine Funktion ausüben, die auf Sehen beruht. Oder eine Person im Rollstuhl wäre schlecht einsetzbar als z.B. Kondukteur. Im Callcenter hingegen sind das Gehör und die Sprache gefordert und deshalb ist die Person an so einem Ort nicht «behindert». Man muss eine Umgebung schaffen, in der die Behinderung nicht die Leistung beeinträchtigt, dann ist das Vorurteil schnell entkräftet. Leistet Ihr Unternehmen auch aktiv Aufklärungsarbeit? Zurzeit leider wenig.

ZUR PERSON Peter Frommenwiler ist Gründer und CEO der AP Dialog. Ursprünglich war er Masch. Ing. HTL, ist aber schon während dem Studium in die IT abgewandert. Er war ca. 15 Jahre in der IT tätig und hat 2004 mit einem Partner ein Telemarketing Unternehmen gegründet. 2007 trennten sich die Wege und Phontom wurde gegründet.


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AUTOMOBILPIONIER

Zuverlässig, einfach und dennoch verkannt In der heutigen Automobilindustrie spielen Elektroautos eine grosse Rolle. Jeder Hersteller möchte seinen Beitrag für die Umwelt leisten. Doch wer hätte gedacht, dass es schon seit 100 Jahren Elektrofahrzeuge in der Schweiz gibt? Johann Albert Tribelhorn war der Automobilpionier seiner Zeit.

TEXT BIRTHE GRAUTMANN

dem Tod seiner Frau 1899 zusammen mit den Kindern in die Schweiz zurück.

Dass die Geschichte des Elektromobils in der Schweiz so gut zu rekonstruieren ist, ist der letzten NEFAG-Direktorin Margrit Weiss-Schaad und Martin Sigrist zu verdanken, dem Autor des aktuellen Bandes in der Reihe «Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik». Margrit Weiss-Schaad sammelte die alten Aktenbestände, wie Korrespondenzen, Konstruktionspläne und Fotos, die das Erbe von Johann Albert Tribelhorn dokumentieren. Heute sind diese Schätze im Verkehrshaus der Schweiz, Luzern, archiviert. Als sich Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Automobile etablieren, ist noch völlig offen, welches Antriebsystem sich später durchsetzen würde. Das Elektromobil hat durch einige klare Vorteile sogar die Nase vorn. Denn es ist zuverlässiger, pünktlicher, sauberer und einfach zu bedienen. Die Pionierphase des Elektroautos lässt sich grob auf die Jahre zwischen 1880 und 1920 festsetzen. Dass bereits damals dieses Verkehrsmittel eine erste Blüte erlebt, ist massgeblich Johann Albert Tribelhorn und der Geschichte seines Unternehmens zu verdanken, denn als einzige Firma erreicht seine «Fabrik Elektrischer Fahrzeuge» namhafte Stückzahlen.

Vom Erfindergeist angetrieben Bereits in Argentinien meldet Tribelhorn die verschiedensten Erfindungen zum Patent an. Darunter einen Morseapparat, eine Maschine zur Herstellung präziser Zahnräder, einen Telefonapparat, einen Gasmotor und den «Tellerakkumulator», der bald die Grundlage seiner Elektromobile wird. Mit diesem Gerät gelingt Tribelhorn eine einfache, modular erweiterbare Lösung für die lokale Stromspeicherung und Bereitstellung. 1900 lässt sich Tribelhorn in Olten nieder und eröffnet die «Schweizerischen Accumulatorenwerke Tribelhorn AG», nachdem er schon ein Jahr zuvor erste Berechnungen zum Bau eines «Automobilwagens» angestellt hat. Damit legt Tribelhorn den Grundstein für seine weiteren Elektromobile. 1902 konstruiert er zwei Erstlingswerke, einen Lastwagen und den Wagen «Benjamin», beide weisen jedoch Schwächen in der Fahrweise auf, da sich Tribelhorn zunächst auf den Antrieb und dessen Effizienzsteigerung konzentriert. Doch nach den ersten Anlaufschwierigkeiten produziert Tribelhorn in seiner Zeit in Olten schon acht Automobile und fünf elektrische Boote.

Wie alles begann Über die Kindheit von Johann Albert Tribelhorn ist wenig bekannt, da er schon früh Halbweise wurde und in einem Waisenhaus aufgewachsen ist. Sein Vater Johann Albert senior stirbt 1870 und hinterlässt eine fünfjährige Tochter und den zweijährigen Johann Albert junior. Seine Mutter Emilie Tribelhorn-Hönger bekommt 1872 einen weiteren unehelichen Sohn. Da sie dem gesellschaftlichen Druck vermutlich nicht standhalten kann, wandert sie nur mit dem jüngsten Kind nach Amerika aus. Tribelhorns Schwester Emilie Louise wird in eine Pflegefamilie übergeben, Johann Albert Tribelhorn dem Waisenhaus. Er nimmt eine Maschinenschlosserlehre auf, die er mit hervorragenden Noten abschliesst. Danach wird er Mitarbeiter bei der Zürcher Telegraphengesellschaft und lernt dort die neue Energieform «elektrischer Strom» kennen. 1889 geht der 21-jährige Tribelhorn nach Argentinien, wo er an der «Universidad de la Capital» in Buenos Aires Vorlesungen in Elektrotechnik besucht. Nebenbei arbeitet er in einem Ingenieurbüro. Im Alter von 23 Jahren wird Johann Albert bereits Chef der Mechanischen Werkstätte der Staatlichen Telegraphengesellschaft von Argentinien. 1891 heiratet er die Auslandschweizerin Josefa Grendelmeier, genannt «Pepa», bekommt mit ihr 1892 Tochter Emma Kitty und 1894 Sohn Leon Ricardo. Leider ist ihm das private Glück nicht lang gewährt und Tribelhorn kehrt nach

Ausbau und Aufschwung Mit der neuen Fabrik in Feldbach beginnt 1906 der Aufschwung. Die neue Liegenschaft ist grosszügig, bietet Wohnraum für die Familie und verfügt sogar über eine eigene Turbine zur Stromerzeugung. Auch die Lage ist günstig, denn in der Nähe befindet sich das Elektrizitätswerk und dessen Mitarbeiter erweisen sich als gute Kundschaft. Das Interesse am Automobil wächst rasant. Tribelhorn bietet sogar Fahrkurse für Chauffeure an. Bis zum Ersten Weltkrieg ist die Fabrik Tribelhorns in Feldbach das Zentrum der Produktion elektrischer Fahrzeuge in der Schweiz. Die Nachfrage steigt stark an, denn die ersten Benzinwagen sind alles andere als zuverlässig. Ihr Betrieb ist sehr aufwändig und schwierig, vor allem beim Startverhalten und Unterhalt. Das Elektromobil ist hingegen bei voller Batterie nach dem Umlegen des Hauptschalters sofort fahrbereit, es braucht kaum Schmieröl, es entstehen keine Abgase und der Motor vibriert und knallt nicht. Zudem ist es weniger reparaturanfällig, da es weniger Komponenten als ein Benziner hat. Unter den Zeitgenossen gilt das Elektroauto schon bald als tatsächliches Transportmittel und nicht als Luxusgerät. Von Tribelhorns Fahrzeugen sind vor allem Ärzte überzeugt, da sie nun ein verlässliches und leises Fahrzeug haben, mit denen sie zu jeder Tages- und Nachtzeit zu den Patienten eilen können. Aber auch bekannte Schweizer Familien wie Sprüngli, Sulzer oder Sarasin gehören zur

Frühe Aufnahme der Tribelhorn Fabrik an der Bahnhofstrasse 1 und 2 in Feldbach. Der vordere Teil wurde in den 1950er Jahren abgerissen. Die Familie posiert mit «Benjamin», Tribelhorns erstem Automobil. Die «Mathilde» des Hotels Schweizerhof in Luzern. Die Schweizerische Post ist während Jahrzehnten Tribelhorns treueste Abnehmerin. Der letzte NEFAG verlässt 1980 die Fabrik. (l.n.r.) Fotos: Archiv des Verkehrshaus der Schweiz


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CH PIONIERE Sie stehen für Innovation und unternehmerisches Gespür – die Schweizer Pioniere. Die UnternehmerZeitung gibt in einer Reihe Einblick in die Biografie ausgewählter Schweizer Pioniere, die sich grossen Verdienst in Wirtschaft und Technik erworben haben.

Kundschaft. Besonderen Anklang finden die Elektroautos auch in der Tourismusbranche. Hotels, namentlich aus Luzern, bestellen Gästebusse bei Tribelhorn. Die legendäre «Mathilde» des Hotels «Schweizerhof» steht heute im Verkehrshaus der Schweiz und ist nach der Restauration nun wieder fahrbereit. Nischen erkennen Während des Ersten Weltkrieges verkauft Tribelhorn vor allem Nutzfahrzeuge. Ab 1915 setzt ein regelrechter Boom ein, weil die Schweizer Industrie vom kriegsführenden Ausland profitiert und viele Waren exportiert. Man kann dem Bedarf an Pferden nicht mehr nachkommen, diese werden zu Hunderttausenden auf den Kriegsschauplätzen verschlissen. Deshalb müssen andere Transportmittel her, die nicht vom knappen Treibstoff abhängig sind, wie Elektromobile. Diese kommen zum Beispiel bei der SBB als Zubringertransportmittel zur Eisenbahn zum Einsatz oder werden von der Post verwendet. Während der Kriegsjahre ist das Unternehmen Tribelhorns daher sehr erfolgreich. Krisenzeiten Ab 1920 sind die benzinbetriebenen Fahrzeuge auf dem Vormarsch, denn sie gelten zunehmend als modern, rassiger und sportlicher. Es formieren sich bereits einzelne Automobilclubs, jedoch bleiben die Elektrofahrer weitgehend unorganisiert. Tribelhorn versucht daher verstärkt Elektofahrzeuge für Bereiche zu bauen, in denen das Benzinauto nicht konkurrenzieren kann, wie zum Beispiel in der Fabrikhalle. Für die Tribelhorn AG ist dies eine schwierige Zeit, in der sie beinahe Konkurs gegangen wäre, hätte die «Akkumulatorenfabrik Oerlikon» nicht den Betrieb übernommen.

NEUER PIONIEREBAND Der Verein für wirtschaftshistorische Studien hat seine schon fast 100 Bände umfassende Reihe um ein weiteres Werk ergänzt. Die Autoren Dr. Bernhand Ruetz und Susanna Ruf würdigen in ihrem Band die Leistungen des Zürcher Filmpioniers Heinrich Fueter, der in diesem Jahr seinen 101. Geburtstag gefeiert hätte. Fueter hat gerade die Schweizer Filmszene in den Nachkriegsjahrzehnten entscheidend geprägt. Bezogen werden kann das Werk unter www.pioniere.ch.

Bis zu seinem Tod 1925 arbeitet Johann Albert Tribelhorn als Direktor in der «Elektrische Fahrzeuge AG», kurz EFAG. Mit seinem Tod verliert die Schweiz einen der überzeugtesten Verfechter des Elektromobils. Eine neue Ära beginnt 1926 übernimmt Tribelhorns Sohn Leon Ricardo den Posten des Direktors bei der EFAG. Er war bereits in der alten Fabrik des Vaters sehr engagiert und möchte nun neue Ideen in die Firma einbringen. Die Fahrzeuge des Vaters zeichneten sich stets durch ihre Einfachheit und die saubere, überschaubare Konstruktion aus, mit einer Lebensdauer von etwa 10 bis 15 Jahren. Leon konstruiert nun Autos nach den allerneuesten Trends. Mit der Neuerung des Frontantriebs verspricht sich Leon Tribelhorn den Wiedereinstieg der EFAG in das Automobilund Lastwagengeschäft. Unter seiner Führung entstehen technisch anspruchsvolle und nahezu avantgardistische Modelle, die jedoch nicht annähernd so zuverlässig sind wie die Fahrzeuge seines Vaters. Als Leon Tribelhorn 1932 zur Konkurrenz wechselt, übernimmt Chef-Verkäufer Hans Weiss das Unternehmen, kauft 1937 die EFAG für 45.000 Franken und benennt sie in «Neue Elektrische Fahrzeuge AG» um, genannt NEFAG. Eine Frau als Direktorin Nach dem Tod Hans Weiss im Jahr 1972 übernimmt seine Frau, die promovierte Mathematikerin Margrit WeissSchaad, den Betrieb und setzt sich in diesem von Männern dominierten Business erfolgreich durch. Heute ist die ehemalige NEFAG im Besitz der W. Klingler Fahrzeugtechnik AG.


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PUBLIREPORTAGE

R AT I N G

Starke Unternehmen zeigen Stabilität Von den Schweizer KMU haben nur die wenigsten ein finanzstarkes Mutterhaus im Rücken. Sie müssen deshalb sehr genau wissen, welche Risiken sie eingehen und mit wem sie zusammenarbeiten. Firmen mit einem Top-Bonitätsrating können nun ihre Stärke auch proaktiv und selbstbewusst nach Aussen zeigen.

TEXT CHRISTIAN KNELLWOLF *

Die Schweiz ist ein KMULand. Beinahe 90 Prozent der Firmen haben weniger als zehn Mitarbeitende. Auf der anderen Seite gibt es die Grossunternehmen mit über 250 Mitarbeitenden, welche insgesamt weniger als ein halbes Prozent aller Firmen ausmachen. Sie sind oft gut kapitalisiert und komplex vernetzt. KMU müssen deshalb sehr genau wissen, welche Risiken sie eingehen und mit wem sie zusammenarbeiten. Risiken im Auge behalten Eines der grossen Risiken im täglichen Geschäft lauert im Lieferantenkredit. Dieser wird automatisch gewährt, sobald eine Firma auf Rechnung liefert. Der Lieferantenkredit beinhaltet das Risiko, dass er zu spät zurückgezahlt wird, wobei der Lieferant auf den Zins verzichten muss und sich seine Liquidität verschlechtert. Doch nicht nur als Lieferant, sondern auch als Kunde gibt es Risiken, die von den Geschäftspartnern ausgehen. Wenn Abhängigkeiten zu einzelnen Lieferanten bestehen, können Verzögerungen oder Ausfälle von Lieferungen schwerwiegende Auswirkungen auf die eigene Produktion haben. Im schlimmsten Fall können die eigenen Kunden nicht mehr bedient werden. Das Überprüfen der Geschäftspartner ist also wichtig, um die Risiken seiner Geschäftstätigkeit professionell einschätzen und einstufen zu können. Ein spezielles Augenmerk gilt hierbei

Das Rating-Zertifikat gibt Auskunft über den Risikofaktor eines Unternehmens.

der Bonität, also der Zahlungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit. Als Mindestanforderung sollten Unternehmen ihre Kunden nach zwei Kriterien segmentieren: Wie stark sind sie vom einzelnen Lieferanten oder Kunden abhängig? Und wie hoch ist konkret dessen Ausfallrisiko? Mit diesen Einschätzungen können Massnahmen wie Bonitätsprüfung und Firmenüberwachung festgelegt werden. Klassischerweise ist dies die Aufgabe des Lieferanten, der einen Kunden beliefern will, oder des Einkäufers, der zuverlässige Warenlieferungen benötigt.

Stolz auf die eigene Stärke Für Unternehmen, die mit anderen Firmen zusammenarbeiten möchten gibt es die Möglichkeit, den Spiess umzudrehen und ihre Stabilität proaktiv nach Aussen zu kommunizieren. Sie zeigen, dass sie stabile und sichere Geschäftspartner sind. Eine elegante Möglichkeit dazu ist das D&B Rating Certificate: Dieses bestätigt dem Unternehmen, dass es sich in der besten Risikokategorie befindet. In der Schweiz sind es weniger als zwei Prozent der Firmen, welche überhaupt in der

Lage sind, dieses Zertifikat zu erhalten. Denn zahlreiche Faktoren müssen durch positive Indikatoren beeinflusst werden, um bei D&B in die beste Risikoklasse zu kommen. Und nur wenige Unternehmen haben auf allen Ebenen positive Einflussfaktoren. So reicht es bei der Bewertung des Ausfallrisikos oft nur zu einem durchschnittlichen Risikoindikator. Für Firmen in der besten Risikokategorie ermöglicht das D&B Rating Certificate, den Lieferanten und Kunden die eigene Stabilität zu zeigen. Es kann sowohl Online wie auch

Foto: Bilderbox.de / zVg

Offline die Partner davon überzeugen, die richtige Verbindung einzugehen. Bereits mehrere hundert Firmen haben sich entschlossen, ihre ausgewiesene Stabilität und Kreditwürdigkeit aktiv zu nutzen und sie nach Aussen zu zeigen, um damit schneller und besser ins Geschäft zu kommen. Diese starken Firmen sind unter http://www.top-rating.ch aufgelistet.

*Christian Knellwolf ist Leader Business Development bei der Dun & Bradstreet (Schweiz) AG.


MARKETING l UZ MARKE DES MONATS: PROCTER & GAMBLE

Ein positives Vorurteil VON STEFAN VOGLER

DER AUTOR

Stefan Vogler berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch. Marke des Monats im April 2012:

www.pg.com/de_CH/

Wissen Sie wer hinter so bekannten Marken wie Ariel, Lenor, Duracell, Gillette, Head & Shoulders, Pampers, Pantene oder Wella steckt? Während Nestlé seit Jahrzehnten seine Produktmarken wie z.B. Kit Kat mit der NestléUnternehmensmarke kennzeichnet, verfolgt das Unternehmen Mars (ehemals Effems) eine reine Produktmarkenstrategie. Mars, Milky Way, Snickers und Bounty erscheinen konsequent nur mit der Produktmarke. Erst wer aufmerksam die Rückseite dieser Schokoriegel liest, sieht den Hersteller im Kleinstgedruckten. Der Vorteil dieser Markenstrategie liegt auf der Hand: Erleidet eine Produkt-

marke einen Reputationsschaden, hat er kaum negative Auswirkung auf alle Marken desselben Herstellers. Die anderen beiden Global Players im FMCGBereich (FastMovingConsumerGoods oder eben kurzlebige Konsumgüter), Unilever und Procter Gamble (P&G), haben während Jahrzehnten dieselbe Markenstrategie verfolgt. Im Zentrum standen ausschliesslich die Produktmarken, bis vor einigen Jahren - nicht zuletzt auf Druck der Konsumenten eine Öffnung eingeleitet wurde. Die gut informierten, global bestens vernetzten Konsumenten wollen heutzutage wissen, woher

Markenartikel stammen, wer sie verantwortet. Nur dann schenken sie ihnen ihr Vertrauen. Dieses Bedürfnis nach Transparenz hat P&G beherzigt und kennzeichnet seine Produkte nun auch mit der Unternehmensmarke. Schliesslich steht P&G für Qualität, denn die eingangs erwähnten und total 26 Produktmarken, profitieren von der enormen Forschungs-, Entwicklungsund Vermarktungskompetenz des Konzerns. Das sind good news für die Konsumenten: Die Anforderungen an den (nun sichtbaren) Hersteller sind noch höher als früher. Umgekehrt profitieren alle Produkte von P&G davon, dass die beiden Buchstaben ein bekanntes und bestens profiliertes Quality Label sind. Wie lautet die Definition einer

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NEWS AUS DER M A R K E N W E LT Die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich und die Brand Value Rating Agency BV4 Ltd. haben eine Studie «The Most Valuable Social Media Brands 2012» veröffentlicht. Die Top 10: Facebook (29,115 Mio USD), 2. YouTube (18 099), 3. Twitter (13‘309), 4. Qzone, 5. Sina Weibo, 6. Badoo, 7. Linkedin, 8. Tencent Weibo, 9. Zynga, 10. Habbo. Gratis-Download: www.bv4.ch und www.fh-hwz.ch/fsmm.

starken Marke treffend? P&G soll ein «positives Vorurteil» sein. Im Olympiajahr unterstützt Didier Cuche dieses Ziel als sympathischer P&G- Markenbotschafter.

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ARENENBERG BELEBT


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l Nr. 4 l 2012

UZ l MANAGEMENT

UNLAUTERER WETTBEWERB

Schluss mit den Schwindeleien Seit 1. April sind Gewinnversprechen, Werbeanrufe und andere unlautere Geschäftsmethoden verboten. Neu kann der Bund gegen die Schwindler klagen oder Strafantrag stellen.

Das Seco hilft in Fragen des unlauteren Wettbewerbs und ist berechtigt, Klagen gegen Firmen zu erheben. Foto: Bilderbox.de

TEXT MICHAEL KRAMPF

«Die Schweiz würde zu den Pionieren gehören», freute sich Bundesrätin Doris Leuthard vor anderthalb Jahren, als im Parlament die neuen Bestimmungen zum unlauteren Wettbewerb (UWG) beraten wurden. Der Ständerat hatte gerade vorgeschlagen, auch Gewinnversprechen zu verbieten, die dubiose Anbieter als Lockvogel für Werbefahrten oder Verkaufsveranstaltungen einsetzen. Doch damit nicht genug. Neben solchen unlauteren Versprechen gelten seit dem 1. April noch weitere Geschäftsmethoden als verboten:

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– Werbeanruf trotz Sterneintrag: Es spielt keine Rolle, in welchem Verzeichnis der Eintrag vermerkt ist. Der Sterneintrag verbietet auch, dass die Daten zu Werbezwecken weitergegeben werden. – Online-Shop ohne Identität: Der Internetanbieter legt weder offen, wer er ist, noch gibt er Post- und E-Mail-Adresse bekannt, unter der man ihn erreichen kann. Zudem fehlen Angaben darüber, wie man Eingabefehler bei der Bestellung korrigieren kann, und eine eingegangene Bestellung wird nicht umgehend bestätigt. – Adressbuchschwindel: In der Offerte für einen Registereintrag oder ein Inserat wird nicht in grosser Schrift, an gut sichtbarer Stelle und in verständlicher Sprache auf Kosten, Laufzeit, Gesamtpreis, Form und Verbreitung der Publikation hingewiesen. Ebenfalls verboten ist, eine Rechnung für einen Registereintrag oder ein Inserat zu verschicken, ohne vorher dafür einen Auftrag erhalten zu haben. – Schneeballsystem: Es wird eine Prämie versprochen, wenn man weitere Personen anwirbt, die bereit sind, eine Ware oder Dienstleistung zu kaufen, die kaum marktfähig ist. Im Vordergrund steht das Anwerben von neuen Teilnehmern und nicht der Verkauf des Produktes. Verstösse gegen die neuen Bestimmungen werden mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe geahndet. Wie ist vorzugehen? Was gilt nun, wenn man auf eine unlautere Methode hereingefallen ist und einen

Vertrag abgeschlossen hat? Führt der Verstoss gegen das neue Recht in jedem Fall dazu, dass der Vertrag nichtig ist und sich somit automatisch auflöst? Oder muss der Betroffene beweisen, dass er zum Beispiel reingelegt wurde? Die Frage ist unter Juristen umstritten. Sie wird letztlich durch die Gerichte und zuletzt durch das Bundesgericht geklärt werden. Bis dahin müssen sich Betroffene selber wehren und mit einem eingeschriebenen Brief je nach Vertrag wie folgt vorgehen: – Wer am Telefon etwas bestellt oder auf einer Werbefahrt etwas gekauft hat, kann den Vertrag innert sieben Tagen widerrufen. – Wenn man sich über die Identität des Online-Shops geirrt hat, sollte der Vertrag wegen Irrtums angefochten werden. – Wer auf einen Adressbuchschwindler hereingefallen ist, muss den Vertrag wegen Täuschung und Irrtums anfechten. – Schneeballsysteme sind verboten, weshalb geltend gemacht werden kann, der Vertrag sei nichtig. Hilfe durch das Seco Zudem können Betroffene Strafantrag wegen unlauteren Wettbewerbs stellen. Dabei dürfen Sie neu auf die Unterstützung des Bundes hoffen. Denn das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco ist berechtigt, Klagen gegen Firmen mit unlauteren Geschäftspraktiken zu erheben oder Strafanträge zu stellen, wenn mehrere Personen betroffen sind. Zudem hat das Seco die Möglichkeit, die Namen der fehlbaren Firma zu publizieren, um weitere potentielle Opfer zu warnen. Bis das Seco aber aktiv wird, braucht es gemäss der bundesrätlichen Botschaft mindestens 20 Beschwerden. Darum ist es wichtig, dass sich möglichst viele Betroffene beim Seco melden. Wer zum Beispiel das Formular eines Adressbuchschwindlers erhalten hat, sollte dieses mit einer kurzen Beschreibung des Sachverhaltes an das Seco weiterleiten: Staatssekretariat für Wirtschaft Seco, Ressort Recht, Holzikofenweg 36, CH-3003 Bern, fair-business@seco.admin.ch.

DER AUTOR

Michael Krampf ist Rechtsanwalt und als Berater und Redaktor beim «Beobachter» tätig.


MANAGEMENT l UZ

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GESUNDHEIT

Mit Stress richtig umgehen Am 11. März 2012 hat das Schweizer Stimmvolk die Initiative «6 Wochen Ferien für alle» abgelehnt; offenbar haben die Argumente der Gegner – deutlich steigende Arbeitskosten und somit eine unnötige Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit – bei der Mehrheit der Stimmberechtigten Zuspruch gefunden.

TEXT ANDREAS MARTENS

Travail Suisse, die Begründerin der Initiative, ist nach eigener Aussage dennoch stolz, Probleme wie Stress, Zeit- und Leistungsdruck und Motivation am Arbeitsplatz zumindest einmal thematisiert zu haben. Die Zahlen Gemäss der Seco-Stress-Studie 2010 kostet uns übermässiger Stress am Arbeitsplatz jährlich mindestens 4,2 Mrd. Franken – Kosten, die durch stressbezogene Leistungsverminderung und stressbezogenen freiwilligen Wechsel des Arbeitgebers entstehen, sind in dieser Schätzung noch nicht enthalten. Rund ein Drittel der Erwerbstätigen in der Schweiz fühlen sich häufig oder sehr häufig gestresst. Der Anteil von häufig und sehr häufig gestressten Personen ist seit 2000 von 26,6 Prozent auf 34,4 Prozent angestiegen. «Wenn das so weitergeht, bekomme ich ein Burnout.» Dieser oder ähnliche Sätze gehen heute so schnell über die Lippen wie die Feststellung, dass man vor Stress zu nichts mehr kommt. Doch manch falsche Selbstdiagnose und der inflationäre Gebrauch des Begriffs ändern nichts an der Tatsache, dass Burnout existiert und die Betroffenen stark darunter leiden. Zudem kostet Burnout. Ein Grossteil dieser Kosten lastet auf den Unternehmen, sie zahlen für Absenzen und Produktionsausfälle. Ein Rechenbeispiel: Ein 55-jähriger Mitarbeiter mit einem Jahreseinkommen von 96 000 Franken erkrankt an Burnout, er wird zu 100 Prozent arbeitsunfähig. Es dauert ein Jahr, bis er wieder zu 50 Prozent erwerbsfähig ist, in seinem neuen Job verdient er 48 000 Franken. Die Kosten für Arbeitgeber und Sozialversicherungen belaufen sich auf rund 391 000 Franken – für einen einzigen Burnout-Fall. Die Summe setzt sich zusammen aus Lohnfortzahlungen des Arbeitgebers und der Krankentaggeldversicherung, den Individualrenten der IV und der Pensionskasse, den Heilungskosten der Krankenkasse für einen stationären Reha-Aufenthalt, Arztbesuchen, Psychotherapie und Medikamenten. Ein hoher Stresslevel hat also einen Einfluss auf die Unternehmensleistung. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Un-

Um lange Ausfallzeiten von Mitarbeitenden zu vermeiden, müssen die Anzeichen von Stress frühzeitig erkannt werden. Foto: Bilderbox.de

ternehmen mit Massnahmen zur Reduktion von Stress und zur Unterstützung der Mitarbeitenden aktiv werden. Was Betriebe tun können Hinschauen und Handeln ist die Devise: - Machen Sie sich ein Bild der Belastungssituation im Betrieb. Mit dem von Gesundheitsförderung Schweiz entwickelten Werkzeug s-tool erhalten Sie mit wenig Aufwand einen detaillierten Überblick über das Stressgeschehen in Ihrem Unternehmen. - Sensibilisieren Sie Ihre Führungskräfte: Beispielsweise macht das Programm «stressnostress» Führungskräfte auf das

ANGEBOTE AEH AEH ist Partner von Gesundheitsförderung Schweiz und bietet auf den Betrieb massgeschneiderte Stressinterventionen an. Diese reichen von Stresserhebungen (S-Tool) über Gesundheitswerkstätten bis zu Stressmanagement-Kursen. Informationen dazu finden Sie auf unserer Homepage unter www.aeh.ch/Corporate Health/Ressourcenförderung. Aktuell startet der nächste Lehrgang «Ausbildung zum Stresscoach» (April 2012). Informationen und Anmeldung unter info@aeh.ch www.s-tool.ch www.stressnostress.ch

Thema aufmerksam und unterstützt sie dabei, Stress-Signale rechtzeitig zu erkennen und Stress-Ursachen zu identifizieren. Wichtig ist dabei auch die Wertschätzung, die den Mitarbeitenden entgegengebracht wird. – Erkennen Sie als Führungskraft kritische Situationen: Burnout-Gefährdete fallen oft in «hektische Betriebsamkeit», sie schuften lange, machen kaum Pausen – und das bei geringer Effizienz. Achten Sie auf diese Symptome. – Thematisieren Sie Stress und Burnout. Mit Arbeitsbelastung und Stress umzugehen zu können, ist das eine, stärker bedrückt viele Beschäftigte die Angst, als nicht mehr belastbar zu gelten. Ein vertrauliches Gespräch und verständnisvolles Zuhören können hier erste Abhilfe schaffen; konkrete Massnahmen werden dadurch allerdings nicht ersetzt. – Lassen Sie ggf. Führungskräfte zum Stresscoach ausbilden: In dieser Ausbildung werden Mitarbeitende so geschult, dass sie nach dem Kurs Stressproblematiken im Betrieb erkennen, geeignete Massnahmen vorschlagen und einleiten können, um so die KollegInnen bei der Stressbewältigung zu unterstützen.


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UZ l RECHT

ARBEITSRECHT

Vertragliche Haftung Grundsätzlich haftet der Arbeitnehmer für jeden Schaden, den er dem Arbeitgeber zufügt. Obwohl Gesetz und richterlicher Ermessensspielraum diesen Grundsatz im Einzelfall massiv relativieren, lassen sich für die Praxis Tendenzen ableiten.

TEXT STEFANIE MEIER-GUBSER

Voraussetzung für eine Haftung des Arbeitnehmers ist das Vorliegen eines Schadens, der durch eine verschuldete Verletzung vertraglicher Pflichten entstanden ist. Der Arbeitgeber muss Schaden, Vertragsverletzung und Kausalzusammenhang zwischen beidem beweisen. Das Verschulden des Arbeitnehmers hingegen wird gesetzlich vermutet. Für ein Nichtverschulden ist dieser beweispflichtig.

Mass der Haftung Der Arbeitnehmer ist grundsätzlich für jede Vertragsverletzung schadenersatzpflichtig. Das Gesetz schränkt die Haftung für Fahrlässigkeit allerdings durch einen relativierten Sorgfaltsmassstab ein: Entscheidend sind die Anforderungen an das spezifische Arbeitsverhältnis sowie die tatsächlichen persönlichen und fachlichen Eigenschaften des Arbeitnehmers im Einzelfall. Davon darf vertraglich nicht zum Nachteil des Arbeitnehmers abgewichen werden. Abgestufte Fahrlässigkeit Die Praxis unterscheidet zwischen grober, mittlerer und leichter Fahrlässigkeit und stuft die Schadenersatzhöhe danach ab. Bei grober Fahrlässigkeit werden elementarste Vorsichtsmassnahmen missachtet («das darf nicht passieren»). Bei mittlerer Fahrlässigkeit werden zwar Sorgfaltspflicht verletzt, aber nicht in Missachtung elementarster Vorsicht («das sollte nicht passieren»). Leichte Fahrlässigkeit schliesslich liegt vor, wenn die zu erwartende Sorgfalt nur geringfügig, etwa aus Unvorsichtigkeit oder Unachtsamkeit, verletzt wird («das kann schon mal passieren»). Weitere Reduktionsgründe Berufsrisiko: Wo das Risiko für Schäden besonders hoch ist (sog. schadensgeneigte Arbeit), wie zum Beispiel bei Berufschauffeuren, haftet der Arbeitnehmer in der Regel nicht für leichte Fahrlässigkeit oder geringfügige Schäden. Allerdings kann nicht einfach jeder Schaden pauschal mit dem Berufsrisiko entschuldigt werden.

Bei Schäden, die durch eine Versicherung gedeckt sind (z.B. am Geschäftswagen), haftet der Arbeitnehmer nur mit dem Selbstbehalt. Foto: Bilderbox.de

Selbst- oder Mitverschulden des Arbeitgebers: Ein Selbst- oder Mitverschulden des Arbeitgebers am Schaden, etwa weil für die Arbeit nicht qualifizierte Arbeitnehmer beauftragt werden oder sie ihren Fähigkeiten entsprechend ungenügend instruiert oder beaufsichtigt werden, führt zu einer Reduktion der Haftung. Lohnhöhe: Namentlich bei hohem Schaden kann ein bescheidener Lohn zu einer Reduktion der Haftung führen. Faustregeln für Schadenersatz Jede Fahrlässigkeit und Absicht führt bei Vorliegen der weiteren Haftungsvoraussetzungen zu einer Schadenersatzpflicht. Die Gerichte haben bei der Festsetzung der konkreten Höhe des Schadenersatzes einen weiten Ermessensspielspielraum. Schemenhaft lässt sich die jeweils maximale Höhe wie folgt darstellen:

– Leichte Fahrlässigkeit kann bei schadensgeneigter Arbeit zum Entfallen der Schadenersatzpflicht führen, ansonsten zu einer Reduktion. Faustregel für Haftung: Bis zu Hälfte des Schadens, maximal ein Monatslohn. – Mittlere Fahrlässigkeit führt ebenfalls zu einer Reduktion des Schadenersatzes. Faustregel für Haftung: Hälfte bis zwei Drittel des Schadens, maximal zwei Monatslöhne. – Grobe Fahrlässigkeit führt in der Regel zu keiner Reduktion der Haftung. Allerdings werden Schadenshöhe und Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers berücksichtigt. Faustregel für Haftung: Voller Schaden, maximal drei Monatslöhne. Absicht führt, wenn sie nachgewiesen ist, grundsätzlich zur Durchsetzbarkeit der gesamten Schadenersatzforderung. Mitverschulden des Arbeitgebers führt nicht zu einer Aufhebung, sondern nur zu einer Reduktion des Schadenersatzanspruches. Schäden, die durch eine Versicherung gedeckt sind, erheben nur noch Selbstbehalt, Malus und gegebenenfalls ungedeckt gebliebene Schäden zum Anspruchsgegenstand. Für diese Schäden ist der Arbeitnehmer nach den besprochenen Grundsätzen haftbar. (Es gibt Gerichte, die zugunsten des Arbeitnehmers davon ausgehen, dass der Arbeitnehmer für Fahrzeugschäden generell eine Vollkaskoversicherung abzuschliessen habe und pauschal nur diesen hypothetischen Schaden berücksichtigen, was dogmatisch falsch ist.)

Geltendmachung spätestens beim letzten Lohn Ersatzforderungen für absichtlich zugefügte Schäden dürfen ohne Einschränkung mit den Lohnforderungen des Arbeitnehmers verrechnet werden. Für fahrlässige Schadensverursachung bildet der pfändbare Lohn (Existenzminimum) die Grenze. Die Schadenersatzforderungen verjähren nach zehn Jahren. Allerdings kann der Arbeitnehmer von einem Verzicht auf Geltendmachung ausgehen, wenn der Arbeitgeber trotz Kenntnis des Schadens den (letzten) Lohn vorbehaltlos ausbezahlt. Es empfiehlt sich, Schadenersatzforderungen immer sofort geltend zu machen oder vorzubehalten, spätestens aber bei Auszahlung des letzten Lohns.

DIE AUTORIN Stefanie Meier-Gubser ist Rechtsanwältin und Spezialistin für Arbeits- und Sozialversicherungsrecht beim Centre Patronal Bern. (www.centrepatronal.ch).


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UZ l RECHT

O R D E N T L I C H E G E N E R A LV E R S A M M L U N G

GV – heute und morgen Das schweizerische Obligationenrecht schreibt für die Aktiengesellschaft drei Organe vor. Die Generalversammlung (GV), den Verwaltungsrat (VR) und die Revisionsstelle, wobei auf Letztere bei kleineren Verhältnissen verzichtet werden kann. Auf welche Formalien gilt es bei der ordentlichen Generalversammlung zu achten?

TEXT SANDRA MEISTER UND YVES ENDRASS

Die GV wird von Gesetzes wegen als das «oberste Organ» der Aktiengesellschaft bezeichnet. Ihr sind daher auch die wichtigsten Kompetenzen unübertragbar zugeordnet worden, wozu insbesondere die Wahl der anderen Organe, aber auch die Festsetzung und Änderung der Statuten sowie die Beschlussfassung über die Verwendung des Bilanzgewinns zu zählen sind. Die ordentliche Generalversammlung heute Die ordentliche GV findet alljährlich innert sechs Monaten nach Abschluss des Geschäftsjahres statt. Sie wird durch den Verwaltungsrat, nötigenfalls durch die Revisionsstelle (beispielsweise weil der VR nicht mehr handlungsfähig ist) einberufen. Die Einberufung hat mindestens 20 Tage vor dem Versammlungstag zu erfolgen. Die im Aktienbuch eingetragenen Namenaktionäre werden durch schriftliche Mitteilung, die Inhaberaktionäre durch öffentliche Publikation im Schweizerischen Handelsamtsblatt (SHAB) und allenfalls weiterer statutarisch vorgesehenen Medien eingeladen. Traktandenliste und Anträge In der Einberufung sind neben Ort und Zeit der Versammlung, die Traktanden sowie die Anträge des VR und allenfalls der Aktionäre bekannt zu geben, welche die Traktandierung eines Verhandlungsgegenstandes verlangt haben. Die Verhandlungsgegenstände werden vom VR festgelegt und der VR ist gehalten die dazugehörigen Anträge zu stellen. Das Recht zur Traktandierung steht aber auch einem Aktionär zu, sofern er (allenfalls zusammen mit anderen Aktionären) mindestens 10 Prozent des Aktienkapitals oder aber Aktien im Nennwert von eine Million Franken vertritt. Die Anmeldung der Traktanden durch den Aktionär hat rechtzeitig zu geschehen, so dass der Vorbereitungszeit des VR und der Einberufungsfrist von 20 Tagen angemessen Rechnung getragen werden kann. Über Anträge zu nicht gehörig angekündigten Verhandlungsgegenständen können keine Beschlüsse gefasst wer-

den. Dagegen bedarf es zur Stellung von Anträgen im Rahmen der traktandierten Verhandlungsgegenstände und zu Verhandlungen ohne Beschlussfassung keiner vorgängigen Ankündigung. Ebenso keiner Ankündigung bedürfen Anträge auf Einberufung einer ausserordentlichen GV, auf Durchführung einer Sonderprüfung und auf Wahl einer Revisionsstelle infolge eines Begehrens eines Aktionärs. In der Einberufung zur ordentlichen GV ist darauf hinzuweisen, dass der Geschäftsbericht und der Revisionsbericht am Sitz der Gesellschaft zur Einsicht aufliegen und jeder Aktionär verlangen kann, dass ihm eine Ausfertigung dieser Unterlagen zugestellt wird. Diese Berichte sind daher spätestens 20 Tage vor der ordentlichen GV aufzulegen. Die Universalversammlung Weniger formalistisch geht es bei der Universalversammlung zu und her: Als Universalversammlung wird eine GV bezeichnet, an welcher sämtliche Aktionäre anwesend oder vertreten sind und diese mit der Durchführung einer Universalversammlung einverstanden sind. Bei einer Universalversammlung müssen die sonst zwingenden Vorschriften betreffend Einberufung und Traktandierung nicht eingehalten werden. Eine ordentlich einberufene GV kann bei Anwesenheit aller Aktionäre daher auch als Universalversammlung durchgeführt und über nicht gehörig traktandierte Verhandlungsgegenstände Beschluss gefasst werden. Das Erfordernis der Präsenz sämtlicher Aktionäre während der gesamten Versammlung führt jedoch dazu, dass die Universalversammlung beendet ist, sobald nur ein Aktionär die GV verlässt oder Widerspruch gegen die Durchführung einer Universalversammlung erhebt. Zu beachten ist jedoch hierbei, dass eine Zustimmung auch stillschweigend erfolgen kann.

Bei der Generalversammlung müssen bestimmte Formalien eingehalten werden. Foto: Bilderbox.de

Durchführung Nicht zulässig ist eine GV auf dem Zirkulationsweg, wenn also alle Aktionäre abwesend wären. Mindestens ein Aktionär muss nach geltendem Recht somit physisch anwesend oder durch eine Drittperson (sofern dies statutarisch nicht ausgeschlossen ist) vertreten sein.

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RECHT l UZ

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die Änderung des Gesellschaftszwecks) sind mindestens zwei Drittel der vertretenen Stimmen und die absolute Mehrheit der vertretenen Aktiennennwerte erforderlich. Da auf die vertretenen Stimmen abgestellt wird, zählen Stimmenthaltungen faktisch als Nein-Stimmen (laut Gesetzesentwurf zur Aktienrechtsrevision soll aber neu auf die abgegebenen Stimmen abgestellt werden). Der VR hat über die GV ein Protokoll zu führen.

Sofern in den Statuten nichts anderes festgehalten ist, kann der Durchführungsort der GV frei bestimmt werden. Die Wahl eines Durchführungsortes darf indes nicht missbräuchlich erfolgen. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn ein Ort für die GV gewählt wird, den zahlreiche Aktionäre gar nicht oder nur mit grossem Aufwand erreichen können. Dasselbe gilt mit Bezug auf die Festlegung des Zeitpunkts der GV. Die Versammlungsleitung obliegt dem Vorsitzenden, also in der Regel dem VR-Präsidenten. Er kann beispielsweise die Redezeit beschränken oder das Wort entziehen (insbesondere bei Ehrverletzungen oder nicht themengerechten Äusserungen). Die Generalversammlung fasst ihre Beschlüsse und vollzieht ihre Wahlen, soweit das Gesetz oder die Statuten nichts anderes bestimmen, mit der absoluten Mehrheit der vertretenen Stimmen. Bei wichtigen Beschlüssen (beispielsweise

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Die ordentliche Generalversammlung morgen: «Cyber-GV» und elektronische Teilnahme an der GV Wir können mit dem heutigen Stand der Kommunikationstechnologie fast alles online erledigen - von der Urlaubsbuchung bis zum Universitätsstudium. Das Worldwideweb ermöglicht uns eine unkomplizierte und ortsunabhängige Erledigung verschiedenster Bedürfnisse. Ein solches Bedürfnis besteht auch mit Bezug auf das Aktienrecht: Vor allem bei einem international diversifizierten Aktionariat wäre die Durchführung einer online GV durchaus wünschenswert. Der Bundesrat hat diesen Wunsch aus der Wirtschaft aufgenommen und in seinem Entwurf zur Revision des Aktienrechts vom 21. Dezember 2007 vorgeschlagen, dass eine GV ausschliesslich mit elektronischen Mitteln ohne Tagungsort durchgeführt werden kann. Voraussetzung hierfür ist, dass die Eigentümer oder Vertreter sämtlicher Aktien damit einverstanden sind und die Beschlüsse der GV keiner öffentlichen Beurkundung bedürfen. Die Voten der Teilnehmer sollen durch elektronische Mittel an den jeweiligen Aufenthaltsort aller Teilnehmer übertragen werden. Im Entwurf des Bundesrats wird ausserdem die Möglichkeit vorgesehen, dass Aktionäre ihre Aktionärsrechte an einer tatsächlich stattfindenden GV auf elektronischem Weg ausüben können. Voraussetzung dafür ist, dass die Statuten dies so vorsehen, die GV durch elektronische Mittel übertragen wird und die Voten der Aktionäre durch elektronische Mittel am Tagungsort übertragen werden. Dem Aktionär soll bei dieser Variante also freistehen, ob er physisch an der GV teilnehmen oder seine Aktionärsrechte lieber online ausüben möchte. Noch sind die vom Bundesrat angepeilten Gesetzesänderungen jedoch Zukunftsmusik und es ist bis dato weder klar, wann noch in welcher Form die vorgeschlagenen Normen in Kraft treten. Nebst der gesetzlichen Änderung sind für die meisten Neuerungen von den einzelnen Aktiengesellschaften auch einige technische und organisatorische Hürden zu nehmen.

DIE AUTOREN

Sandra Meister und Yves Endrass sind Rechtsanwälte bei der Anwaltskanzlei Stiffler & Partner in Zürich. Nebst Gesellschaftsrecht beschäftigen sie sich unter anderem mit Vertragsrecht, Erbrecht und Zivilprozessrecht.

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GUIDO FLURI STIFTUNG

Investor und Mäzen Guido Fluri ist ein untypischer Unternehmer. Einerseits macht er Millionengewinne mit kurzfristigen Immobiliengeschäften, andererseits investiert er Millionen in Projekte für Menschen in Not.

Mit dem wirtschaftlichen Erfolg seiner Unternehmen finanziert Guido Fluri gemeinnützige Projekte seiner Stiftung.

Foto: Remo Kuhn

INTERVIEW PETER BLATTNER

Herr Fluri, Sie haben kürzlich eine Wohnsiedlung in Greifensee übernommen und verkaufen die 96 unrenovierten Wohnungen nun stückweise an die bisherigen Mieter. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Sie sich mit Ihrer eigens benannten Stiftung für benachteiligte Menschen einsetzen. Sind Sie nun Spekulant oder Wohltäter? Guido Fluri: Ich sehe mich nicht als Spekulant, sondern vielmehr als besonnenen vielseitigen Investor. Den wirtschaftlichen Erfolg nutze ich insbesondere auch um über meine Stiftung gemeinnützige Projekte zu finanzieren. Im Zusammenhang mit Ihrer Übernahme dieses Wohnblocks in Greifensee wurden Sie in der Presse

kritisiert, Sie würden ohne Eigenleistung die Wohnungen kündigen und teuer als Eigentumswohnungen weiterverkaufen. Wie stellt sich die Situation heute dar? Von den 96 Wohnungen wurden bis anhin 45 an bisherige Mieter verkauft, weitere 35 an Externe. Die Vierzimmerwohnungen mit Garage und Waschküche waren unter 400 000 Franken zu haben. Auch wenn ein gewisser Renovationsbedarf vorliegt, sind diese Preise für den Bezirk Uster in der aktuellen Situation mehr als moderat. Dank den tiefen HypothekarZinsen fallen die monatlichen Belastungen für die neuen Eigentümer heute zudem tiefer aus als vorher als Mieter. Die Wohnungspreise scheinen in der Tat günstig zu sein, wäre da eine sanfte Renovation nicht sinnvoll und finanzierbar gewesen?

Der sofortige Aufschlag der Renovation auf den Kaufpreis wäre für dieses Käufersegment belastender gewesen als mit einem Erneuerungsfonds, der sich auf Jahre hinaus bildet. Mit 400 Franken pro Monat und Käufer kann die Gebäudehülle und die Haustechnik in den nächsten zehn bis 15 Jahren sukzessive renoviert werden. Mussten Sie also in Greifensee niemandem kündigen? Es konnte für alle gegenwärtigen Mieter eine Lösung gefunden werden, deshalb mussten keine Kündigungen aufgrund der Veräusserung der Wohnungen vorgenommen werden. Die Vorgehensweise von zahlreichen Pensionskassen beispielsweise, welche im aktuellen Marktumfeld des Anlagenotstandes ihren Mietern kündigen, um durch Sanierungen bessere Erträge zu generieren, habe ich stets verurteilt.


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ZÜRCHER UNTERNEHMER

Man kann Sie als Selfmademan bezeichnen, Sie starteten Ihre Karriere mit hart ersparten 6 000 Franken. Heute besitzen Sie Immobilien und Beteiligungen im Wert von mehreren Hundert Millionen. Wie haben Sie das geschafft? Der Grossteil der Wertschöpfung resultiert aus günstigen Zukäufen während der Immobilienkrise der 90er Jahre. Darüber hinaus befinden sich viele Objekte an Zentrumslagen in den Städten Zürich, Zug, Winterthur und Basel. Ich hatte das Glück, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und habe es auch nicht

ZUR PERSON Guido Fluri ist Unternehmer und Präsident des Stiftungsrates der Guido Fluri Stiftung, die sich caritativ im Bereich Krebsforschung einsetzt und bestrebt ist, schizophrene Menschen besser in die Gesellschaft zu integrieren, sowie Gewalt an Kindern zu verhindern.

auf die Spitze getrieben. Dadurch konnte ich diese Zeit gut überstehen. Viele Protagonisten aus den 90er Jahren sind heute hingegen nicht mehr im Marktgeschehen. Sie wurden in dieser Krise regelrecht ausgehebelt. Es war für alle eine schwierige Phase, das sollte man nicht vergessen. Nun existiert schon seit längerer Zeit ein erneuter Herdentrieb, wie wir es bereits einmal hatten. Trotzdem darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass Anlageobjekte immer auch mit Risiken befrachtet sind, ein nicht zu unterschätzender Faktor im Immobiliengeschäft. Wie meinen Sie das? Wenn ich in fünf Jahren ein Anlageobjekt beurteilen muss, bei dem die Refinanzie-

«

Die Vorgehensweise von Pensions-

kassen, welche ihren Mietern

kündigen, um durch Sanierungen bessere Erträge zu generieren, habe ich stets verurteilt» rungskosten drei Prozent höher liegen – und dies bedeutet nicht die Welt in Anbetracht der heutigen Nullzinspolitik – kann sich der Wert der Immobilie je nach Lage um 20 Prozent – 40 Prozent nach unten korrigieren. Nicht auszudenken, wenn grosse Portefeuilles von Pensionskassen und Fonds solche Wertberichtigungen hinnehmen müssen.

Herr Fluri, nun zu Ihrem sozialen Engagement, das verschiedenste Bereiche umfasst und in einer Stiftung mit Ihrem Namen untergebracht ist. Welche Ziele verfolgen Sie hauptsächlich damit? Die Stiftung verfolgt mehrere Zwecke, welche alle einen unmittelbaren Bezug zu meinem Leben haben. Dazu gehört das Mitwirken gegen Hirntumore, das Bestreben, schizophrene Menschen besser in die Gesellschaft zu integrieren, sowie Gewalt an Kindern zu verhindern. Dies sind unsere Schwerpunkte. Daran gliedern sich zahlreiche kleinere Bezugsprojekte an. So liegt mir beispielsweise auch die historische Aufarbeitung der Zustände in den Kinderheimen in der Schweiz am Herzen, ein Vorhaben, das auch vom Beobachter stark unterstützt wird. Es geht um Heimkinder und deren Behandlung bis in die 70er Jahre hinein. Wir von der Stiftung verlangen vom Bundesrat eine Entschuldigung für die Betroffenen, welche auch in staatlichen Einrichtungen und gemeinnützigen Institutionen bis hin zur Heilsarmee schlimme Zustände erdulden mussten. Ich konnte unsere Forderungen diesbezüglich unlängst an einem Anlass Frau Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf darlegen und erhoffe mir nun einen wichtigen Schritt in die von uns eingeschlagene Richtung. Die Stiftung hat zudem ein ehemaliges Kinderheim in Mümliswil im Kanton Solothurn erworben um eine Dauerausstellung als Mahnmal gegen Gewalt an Kindern einzurichten. Auch dort besteht ein persönlicher Bezug, da ich selber als Kind eine gewisse Zeit in dieser Institution verbringen musste. www.guido-fluri-stiftung.ch

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ZÜRCHER UNTERNEHMER

Neues von der Durchmesserlinie

Wohnqualität Flughafenregion

Das ehrgeizige Projekt, auf einer Strecke von knapp zehn Kilometern Zürich West mit Zürich Ost zu verbinden, macht gute Fortschritte. Ein Teilbetrieb der neuen Verkehrsachse, welche den Hauptbahnhof entlastet, soll 2014 in Betrieb genommen werden.

wert. Die Verordnung sieht raumplanerische Massnahmen auf regionaler und kommunaler Ebene vor. Das beinhaltet auch finanzielle Förderung nebst einer Beratung für Hauseigentümer, die ihre Immobilien durch Zusatzinvestitionen mit hochwertigem Schallschutz versehen wollen. Die Subventionierung von Bauprojekten wird koordiniert mit den bestehenden Schallschutzund Energiesparprogrammen und beginnt im Sommer 2012.

Der Regierungsrat hat im Dezember 2011 eine Revision der Verordnung zum Zürcher FluglärmIndex verabschiedet. Die Massnahmen zur Förderung der Wohnqualität in der Flughafenregion werden damit geregelt. Die Verordnung trat am 1. März 2012 in Kraft. Die Revision umfasst Fördermassnahmen innerhalb der Abgrenzungslinie. Diese Linie umfasst das Gebiet mit bestehender oder gemäss Sachplan Infrastruktur Luftfahrt möglicher zukünftiger Flugklärmbelastung über dem Immissionsgrenz-

Den Kern des ganzen Projektes bildet der neue, unterirdisch angelegte Durchgangsbahnhof Löwenstrasse, 16 Meter tief unter der Erdoberfläche. Die Züge im darüber liegenden Hauptbahnhof müssen natürlich weiter verkehren, zu diesem Zweck werden einige Geleise in der grossen Perronhalle um 100 Meter verkürzt. Die ersten Geleise im Bahnhof Löwenstrasse wurden bereits im Januar dieses Jahres verlegt. Die Ausfahrt aus diesem Durchgangsbahnhof gegen Westen bilden zwei eingleisige Brücken. Vorgesehen ist der Bau des Rampenwerks Ost im April 2014. Mit der Fertigstellung der Durchmesserlinie kann 2015 gerechnet werden.

www.vd.zh.ch/wohnqualitaet

Mehr Wohnungen Die gigantische Tunnelbohrmaschine.

Die Verbindung zwischen dem Bahnhof Löwenstrasse und Oerlikon bildet der 4,5 Kilometer lange Weinbergtunnel, dessen Fertigstellung ist im Mai vorgesehen. Danach erfolgt der Einbau

Foto: zVg

der bahntechnischen Anlagen, der Betrieb erfolgt ab Mitte 2014. Der Bahnhof Oerlikon wird um zwei Geleise und Perrons «aufgerüstet». Ferner wird eine unterirdische Einkaufsmeile gebaut.

139 Bauprojekte wurden im 4. Quartal in der Stadt Zürich neu bewilligt, davon waren 106 Umbauprojekte. Die Bausumme neu bewilligter Gebäude in Neubauprojekten beläuft sich auf 354 Millionen Franken, eine Zunahme von über 40 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im 4. Quartal wurden 939 Wohnungen

fertiggestellt, vorab in den Quartieren Affoltern, Albisrieden und Seebach. Durch Umbau und Umnutzung kamen weitere Wohnungen dazu, aus dieser Bautätigkeit ergibt sich ein Saldo von 810 Wohnungen. Insgesamt stehen in der Stadt Zürich gut 54 000 Gebäude mit 209 000 Wohnungen.

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l Nr. 4 l 2012

ZÜRCHER UNTERNEHMER

INDUSTRIEFLAIR

Neues Boutique Hotel Auf dem ehemaligen Hürlimann-Areal wohnen Gäste im B2 Boutique Hotel + Spa an einem Ort mit industrieller Vergangenheit. Die Turicum Hotel Management AG schliesst mit der Hoteleröffnung die mehrjährige Gebäudekonvertierung auf dem einstigen Brauereiareal ab.

In den letzten fünfzehn Jahren wurde das ehemalige Firmenareal komplett neu gestaltet. Bekanntester Mieter ist das Internet-Unternehmen «Google». Mit der Eröffnung des B2 Boutique Hotels kommt den denkmalgeschützten Gebäudeteilen eine neue Bestimmung zu. Der industrielle Charakter bleibt erhalten. Schon beim Betreten macht der Gast eine aussergewöhnliche Zeitreise. Die Library mit ihren lang gezogenen Bogenfenstern erinnert an eine Kathedrale. In der Hotelbibliothek finden sich nicht weniger als 33 000 Bücher. In einer Wohnzimmer-Atmosphäre kann der Gast lesen, arbeiten, plaudern oder relaxen. In der Library Lounge mit Winebar werden die Gäste lukullisch verwöhnt, Käse, Weine stammen aus der Region und die Tapas sind homemade. In diesem Raum wird auch gefrühstückt. 60 Gästezimmer warten in den oberen Geschossen mit eigenen Proportionen und Stimmungen auf. Kunstvolle, grossformatige Bilder visualisieren die Vergangenheit der Brauerei. Die Böden sind

Die Bibliothek umfasst 33 000 Bände.

Helle Zimmer, anheimelnde Böden, genügend Platz für Waschartikel. Fotos: zVg

aus geölter Eiche, die textilen Wandbespannungen aus Stramin. Die moderne Nasszelle enthält eine Regendusche. Vieles hebt sich vom üblichen Vier-Sterne-

Standard ab: Der mobile Arbeitsplatz, die Nespresso-Kaffeemaschine, die kostenlosen Getränke aus der Minibar. Die Zimmer sind zwischen 24 und 28

B2 BOUTIQUE H O T E L + S PA Hürlimann-Areal Zürich Brandschenkestrasse 152, 8002 Zürich, Telefon 044 567 67 67, www.b2 boutiquehotels.com

m2 gross und ideal für Einzelreisende und Kurzaufenthalter. Die Executive Zimmer sind in den obersten Etagen gelegen. In den Eckzimmern gibt es ein King Size-Bett. Die Junior Suite bietet nebst separatem Schlafraum ein Wohn/Arbeitszimmer. Die Suiten verteilen sich auf zwei Etagen und weisen einen separaten Essbereich, eine Bar-Vitrine auf jeweils 55 m2 an. Die Zimmer- und Suitenpreise variieren zwischen 290 und 770 Franken. Pool unter und auf dem Dach Unter dem Dachgeschoss wurde ein Pool angelegt, der sich bis in die erste Etage zieht. Hier ist einer der beiden Boardrooms angesiedelt. Dem Hotel angegliedert ist das Thermalbad & Spa Zürich, direkt zugänglich via Dachbad. Hier baden die Gäste im AquiWasser. Beteiligt am Bau waren der Bauherr PSP Swiss Property, die GU MLG AG, die Architekten Margrit Althammer und René Hochuli, die Innenarchitektur besorgte ushitamborriello. Guest Ambassador ist Katrin Wolf, General Manager.

AUSSTELLUNG

«Gift essen» im Mühlerama Wie wir uns alle erinnern, vergiftete im Märchen die böse Stiefmutter das Nichts ahnende Schneewittchen. Die neue Ausstellung im Mühlerama spürt an vier Tatorten giftigem Essen nach. Gefahr lautert überall, in der Natur, in der Küche, in der Mühle oder in der Bibliothek.Heute braucht man kaum mehr Vergiftungen zu

befürchten. Die Lebensmittelproduktion wird streng kontrolliert, die Esswaren sind mit einem Haltbarkeitsdatum versehen und wir lagern unsere Nahrungsmittel in Kühlschrank und Tiefkühltruhe. Aber früher waren Vergiftungen keine Seltenheit. Manch giftige Pflanze oder Pilze schmecken angenehm, so

die Tollkirschen oder die Knollenblätterpilze. Das Sammeln von Wildpflanzen und Pilzen in freier Natur will verstanden sein. Um Bakterien und Schimmel an Lebensmitteln zu verhindern, wurden sie geräuchert, getrocknet oder eingekocht. Revolutionär war in diesem Zusammenhang die Erfindung der Konser-

MÜHLERAMA Museum in der Mühle Tiefenbrunnen, Seefeldstasse. 231, 8008 Zürich, Telefon 044 422 76 60, www.muehlerama.ch Geöffnet Di – Sa 14-17 Uhr, So 10-17 Uhr.

vendose und des Sterilisierungsverfahrens im 19. Jahrhundert. Die Ausstellung dauert bis zum 31. Januar 2013..

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News «Schnuppern» erlaubt Ein Geschäftsführer in einem Restaurant liess einen Asylsuchenden probeweise und ohne Lohn zweimal über Mittag je anderthalb Stunden arbeiten, um seine Eignung zu testen. Die Zürcher Staatsanwaltschaft erhob in der Folge Klage wegen Beschäftigung eines Ausländers ohne Bewilligung. Das Obergericht wie später auch das Bundesgericht entschieden, dass sich der Geschäftsführer nicht strafbar gemacht habe. «Schnupperhalbtage» seien in vielen Betrieben üblich und hätten keinen Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Es handelte sich nicht um eine Probezeit, sondern ein Evaluationsverfahren. Neuer GAV Personalverleih Der Bundesrat hat auf den 1. Januar 2012 einen neuen Gesamtarbeitsvertrag für den Personalverleih für die ganze Schweiz allgemeinverbindlich erklärt. Er gilt für Betriebe, die eine Arbeitsverleihbewilligung haben, bei der SUVA versichert sind und pro Kalenderjahr eine Lohnsumme von mindestens 1,2 Mio. Franken für die verliehenen Arbeitnehmenden aufweisen. Ausgenommen sind Arbeitnehmende mit Jahreslöhnen über dem maximal versicherten Verdienst nach SUVA (126’000 Franken) sowie Arbeitnehmende, die bei Engpässen in landwirtschaftliche Betriebe verliehen werden. Juristischer Sekretär RA lic. iur. Raphael Spring ist unter bester Verdankung der geleisteten Dienste aus dem Verband vzh ausgetreten. Interimistischer Nachfolger ist Dr. Alfred Müller.


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PUBLIREPORTAGE

l Nr. 4 l 2012 l 73

S I Z C A R E AG

Unterstützung durch neutrale Care Manager «Gesundheit ist Chefsache» – eine Formulierung, die vom Managament oft gebraucht wird, um die Erwartungen an die Führungskräfte darzulegen. In der Praxis sieht es gelegentlich allerdings etwas anders aus.

«SIZnet» eine OnlineAbsenzerfassungsplattform an, die eine bequeme und einfache Absenzverwaltung ermöglicht. Periodische Auswertungen geben einen detaillierten Überblick über die Situation und weisen auf besondere Auffälligkeiten hin. Den Kunden wird auch aufgezeigt, wie sich die Absenzzahlen im Vergleich zu andern Unternehmen präsentieren.

TEXT KURT METTLER*

Es ist unbestritten, dass der Gesundheitszustand des Personals durch die Betriebskultur einerseits und das Führungsverhalten andererseits nachhaltig beeinflusst werden kann. Dies zeigt sich darin, dass bei mehr als einem Drittel der Arbeitsunfähigkeiten die Situation am Arbeitsplatz oder das Arbeitsumfeld eine wesentliche Mitursache für die angeschlagene Gesundheitssituation der Angestellten sind. Mobbingähnliche Konstellationen sowie die sich ausbreitende BurnoutProblematik spielen dabei eine wichtige Rolle. In solchen Fällen sind die Führungskräfte oft (zu) stark mitbeteiligt, um die Probleme unbefangen angehen zu können. Externer Support (auch) für die Vorgesetzten Daher gehen Unternehmen vermehrt dazu über, im Bereich des Absenzenmanagements neutrale Spezialisten beizuziehen. Damit kann wohlgemerkt nicht etwa die Verantwortung delegiert werden, sondern es wird zur Bewältigung einer schwierigen Aufgabe professionelle Unterstützung geholt. Mit einer solchen Massnahme signalisiert das Unternehmen auch gegenüber den Vorgesetzten, dass sie auf entsprechenden Support zählen können. Neutraler Care Manager schon in den ersten vier Wochen Die Vision der SIZ Care AG ist bestechend einfach: Den arbeitsunfähigen Mitarbei-

Z A H L E N U N D FA K T E N Z U R S I Z C A R E A G

Gesprächen zwischen Vorgesetzten und Arbeitnehmenden immer wieder eine gewisse Rat- und Hilflosigkeit zurück. Hier unterstützen die SIZ-Care Manager, indem sie bei wiederkehrenden Kurzabsenzen solche Gespräche auch selber führen. Tatsächlich gelingt es in vielen Fällen, signifikante Verbesserungen zu erreichen.

Arbeitsrechtliche Knacknüsse bei Krankheit Nebst dem Problem, wie die fehlende Arbeitskraft zu ersetzen ist, tauchen häufig auch arbeitsrechtliche Fragen auf. Welches sind die Rechte und Pflichten der Beteiligten bei Arbeitsunfähigkeit? Worauf müssen Unternehmen besonders achten, wenn eine Auflösung des Arbeitsverhältnisses zur Diskussion steht? Welche Bedeutung hat das Arztzeugnis? Diese und andere Themen werden an der Personal Swiss im Referat: «Arbeit und Krankheit – Stolpersteine und Lösungsansätze für Unternehmen» (18. April, 10.10 – 10.40 Uhr im Praxisforum 4) beleuchtet. Am Stand der SIZ Care AG (Halle 6, Stand J 20) können auch während der gesamten Messe dem Referenten Fragen gestellt werden.

Absenzverwaltung leicht gemacht Da häufige Kurzabsenzen auch ein Frühwarnindikator für eine potenzielle Langzeitarbeitsunfähigkeit sein können, ist ein frühzeitiges Handeln umso wichtiger. Die SIZ Care AG bietet mit

* Kurt Mettler ist Rechtsanwalt (kurt.mettler@sizcare.ch) und Geschäftsführer der SIZ Care AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Absenzen/Case Management und ist spezialisiert in Fragen des Sozialversicherungs- und Arbeitsrechts.

– Seit 1998 begleitet und unterstützt die SIZ Care AG arbeitsunfähige Personen auf dem Weg zurück in den Arbeitsprozess. – 17 Care Manager kümmern sich in der ganzen Schweiz um Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. – Die Care Manager der SIZ Care AG betreuten im Jahr 2011 mehr als 2‘000 Menschen. – Mehr als 100 Unternehmen mit insgesamt rund 30 000 Mitarbeitenden profitieren von der Unterstützung durch die SIZ Care AG.

Fallen Mitarbeiter wegen Burnout aus, sind häufig Führungskräfte involviert. Neutrale Care Manager können weiterhelfen. Foto: Bilderbox.de

tenden eines Unternehmens wird spätestens nach drei bis vier Wochen ein neutraler Care Manager zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, sowohl die Unternehmen als auch die arbeitsunfähigen Personen im Hinblick auf eine optimale Reintegration am Arbeitsplatz zu unterstützen. Die Chancen für eine erfolgreiche Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess sinken schon nach zwei bis drei Monaten Abwesenheit massiv. Deshalb steht beim Absenzenmanagement der SIZ Care AG das Verhindern der Desintegration im Vordergrund. Besonderes Merkmal dieser Methode ist die systematische Betreuung sämtlicher

Absenzfälle eines Unternehmens, es erfolgt also keine Vorselektion durch den Arbeitgeber. Mit dieser Vorgehensweise lassen sich sowohl Mitarbeitende, die Gefahr laufen, längerfristig aus dem Arbeitsprozess zu fallen, als auch solche mit Reintegrationspotenzial früher erkennen. Häufige «Diagnose»: Kurzabsenzproblematik Zahlreiche Firmen bekunden Probleme mit Mitarbeitenden, die der Arbeit zwar jeweils nur kurz, aber immer wieder fern bleiben. Da die Situation am Arbeitsplatz oder das Arbeitsumfeld oft eine wesentliche Mitursache bilden, bleibt auch nach


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l Nr. 4 l 2012

UZ l BÜCHER

NEUERSCHEINUNGEN

Kritisch beleuchtet Foto: Bilderbox.de

Loretta Napoleoni China – der bessere Kapitalismus Was der Westen vom Reich der Mitte lernen kann, Orell Füssli Verlag, Zürich 2012 320 Seiten, gebunden CHF 26.90 / € 19.95 ISBN 978-3-280-05457-4

Walter Wittmann Superkrise Die Wirtschaftsblase platzt, Orell Füssli Verlag, Zürich 2012 208 Seiten, gebunden CHF 26.90 / € 19.95 ISBN 978-3-280-05447-5

Kurt Pelda Gaddafis Vermächtnis Orell Füssli Verlag, Zürich 2012 224 Seiten, klappenbroschiert CHF 22.90 / € 16.95 ISBN 978-3-280-05456-7

China - der bessere Kapitalismus Der Westen begegnet China noch immer mit Vorurteilen. Dabei wäre es höchste Zeit umzudenken. Während bei uns die Wirtschaft außer Rand und Band gerät, hat in China der Staat noch immer die Zügel in der Hand. Ist mehr staatliche Lenkung das Erfolgsmodell des 21. Jahrhunderts? Siegte mit dem Ende des Kalten Krieges der westliche Kapitalismus über den Kommunismus? Keineswegs, sagt Loretta Napoleoni. Mit dem Ende des Kalten Krieges setzte vielmehr der Untergang des westlichen Kapitalismus ein – und der Sieg der sozialistischen Marktwirtschaft mit profitorientiertem Denken. In ihrem Buch zeichnet die BestsellerAutorin den unaufhaltsamen Aufstieg des chinesischen Wirtschaftswunders nach und vergleicht dieses mit den maroden Verhältnissen im Westen. Superkrise - Die Wirtschaftsblase platzt Die Wirtschaftsblase platzt. Sehr wahrscheinlich bereits 2012. Denn die Rezession ist im Anmarsch. Die Staaten hoch verschuldet. Und alle bisherigen Versuche, den Finanzsektor zu regulieren, scheiterten. Seit 2007 geht es Schlag auf Schlag: Immobilienkrise, Finanzkrise, Schuldenkrise. Die letzten vier Jahre waren jedoch nur der Anfang, davon ist Walter Wittmann überzeugt. Warum das Jahr 2012 das «verflixte Jahr» sein wird, welche Parallelen man zum Jahr 1929 ziehen kann und was heute anders ist, erklärt Walter Wittmann in markigen Worten. Das Gute am viel gepriesenen «Schwarzseher» Wittmann: Er sagt uns auch, wie sich jeder Einzelne schützen kann. Waffen, Öl und die Gier des Westens Das Vermächtnis, das Gaddafi hinterließ, wiegt schwer. Aber auch die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen dem Westen und dem Despoten hinterlassen tiefe Spuren. Wird es das Land schaffen, auf eigenen Beinen zu stehen? Unter Gaddafis Regime wurden die politischen und wirtschaftlichen Strukturen des Landes nachhaltig zerrüttet. Dementsprechend hindernisreich zeigt sich nun dessen Wiederaufbau. Kurt Pelda erklärt, wie sich das Unrechtsregime etablieren konnte und welchen Einfluss es in ganz Afrika ausübte. Er gibt Einblick in die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen dem Westen und Libyen, in Gaddafis «Islamische Legion» und in seine Kontakte zu KaidaFilialen, Drogenhändlern und Jihadisten. Der Autor macht deutlich, mit welchen Herausforderungen das neue Libyen zu kämpfen haben wird und welche Rolle der Westen dabei übernehmen kann.

Dollar-Dämmerung Die amerikanische Schuldenkrise und das Ende der Dollar-Herrschaft werden zum wichtigsten Ereignis des 21. Jahrhunderts. Myret Zaki entlarvt den DollarMythos, indem sie die aktuelle wirtschaftliche Lage der USA einer schonungslosen Analyse unterzieht und sie mit derjenigen der europäischen und asiatischen Länder vergleicht. Sie beschreibt, wie der Dollar zur größten Spekulationsblase der Geschichte wurde, und macht Vorschläge, wie die Zentralbanken einen geordneten Rückzug aus dem Dollar in die Wege leiten können. Die Autorin entwickelt Zukunftsszenarien für die PostDollar-Ära und für ein komplett neu organisiertes monetäres System, das den neuen Realitäten angepasst ist.

Bevor die Liebe geht... Wenn der Alltag die Partnerschaft zur Routine werden lässt, die Liebe wegen Krisen und Konflikten ins Schleudern gerät und die Leidenschaft durch die Hintertür verschwindet, ist es höchste Zeit, wieder Schwung in die Beziehung zu bringen. Sich zu verlieben, geht schnell. Eine grössere Herausforderung ist es, eine langjährige Beziehung harmonisch und erfüllend zu führen. Randi Gunther kennt all die Beziehungsfallen, die sich Paaren stellen, die länger zusammen sind. Anhand von zahlreichen Fallbeispielen und Tests lässt sie ihre Leser erkennen, welche dieser Stolpersteine die eigene Beziehung gefährden. Die Autorin hält Schritt-für-Schritt-Anleitungen und konkrete Tipps bereit, um bekannte Muster zu durchbrechen, Gegenmassnahmen zu ergreifen und das Liebesglück neu auszuloten.

Myret Zaki Dollar-Dämmerung Orell Füssli Verlag, Zürich 2012 240 Seiten, gebunden CHF 26.90 / € 19.95

Randi Gunther Bevor die Liebe geht... Orell Füssli Verlag, Zürich 2012 252 Seiten, broschiert CHF 19.90 / € 14.95

ISBN 978-3-280-05450-5

ISBN 978-3-280-05459-8


10 FRAGEN AN l UZ

l Nr. 4 l 2012 l 75

«Leidenschaftlich gerne Unternehmerin» Foto: zVg

1. Warum sind Sie Unternehmerin geworden? Weil mich mein Schicksal vor zwölf Jahren herausgefordert hat und ich die Herausforderung angenommen habe. Heute bin ich leidenschaftlich gerne Unternehmerin. 2. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Ich habe meinen Traumjob bzw. meine Traumjobs: Als Präsidentin der Müller Möhl Group, der Müller Möhl Foundation und mit meinen verschiedenen VR- und Stiftungsrats-Mandaten bin ich vielseitig engagiert, was mir ein sehr spannendes Leben beschert. 3. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Die Gier und die Schwätzer. 4. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Da gibt es kein einzelnes Ereignis, das hervorsticht. Ich freue mich immer, wenn ich ein mir gesetztes Ziel erreicht habe. Das kommt zum Glück ab und zu vor.

CAROLINA MÜLLER-MÖHL Unternehmen: Müller - Möhl Group, ein single family office

5. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Den falschen Leuten vertraut zu haben.

Position: Präsidentin Erster Job: PR Beraterin Werdegang: Abitur in Deutschland, Studium (Geschichte und Recht), Abschluss als Politologien, Weiterbildungen in London an der School of Economics und am Europa-Institut der Uni Basel

6. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer einmal gerne getroffen? Eigentlich bin ich kein Groupie-Typ, aber als Jazz Fan hätte ich gerne Miles Davis, John Coltrane, Ella Fitzgerald, Kenny Barron, Chet Baker, Billie Holiday, Shirley Horn, Stan Getz oder Abbey Lincoln getroffen und würde heute gerne Charlie Haden, Keith Jarrett, Dee Dee Bridgewater, Herbie Hancock, Diana Krall treffen.

8. Wie erholen Sie sich vom Stress? Indem ich Zeit mit mir selbst verbringe.

7. Worüber können Sie sich ärgern? Je älter ich werde, desto weniger. Aber wenn, dann über Illoyalität und mangelnde Zivilcourage.

9. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Wissen, Humankapital, Innovation, Verlässlichkeit und ein stabiles rechtliches

Ausbildung: Politikstudium Liebste Hobbies: lebenslanges Lernen Zivilstand: lebt in einer Partnerschaft

und wirtschaftliches System. 10. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Dass sie sich auf ihre Stärken konzentriert und weniger häufig auf ihre Schwächen hinweist.

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Jill Abramson, Chefredaktorin der New York Times

Joschka Fischer, Ex-Aussenminister Deutschlands

Urs Rohner, VR-Präsident Credit Suisse

Harry Hohmeister, CEO Swiss

Katharina Borchert, Peter Hogenkamp, CEO Spiegel Online Unternehmensleitung NZZ

Moderation: Carolin Schober, CNBC

SwissMediaForum – die jährliche Veranstaltung fĂźr Verantwortungsträger aus Medien, Kommunikation, Unternehmen und Politik. Alles zu Programm und Teilnahme am zweiten SwissMediaForum auf www.swissmediaforum.ch Teo Gheorghiu, Pianist

Annabelle Yu Long, Miriam Meckel, CEO Bertelsmann Professorin fĂźr China Kommunikation

John Della Volpe, Professor Harvard Institute of Politics

Kontakt: info@swissmediaforum.ch, Telefon 056 221 10 10


KAPITALMARKT l UZ

Zum Verkauf angeboten Moderne, erfolgreiche Carrosseriewerkstätte (Nr. 1893) Nachfolger gesucht für regional gut verankerte, moderne Carrosseriewerkstätte im Mittelland (guter, zentraler, verkehrstechnisch optimaler Standort). Grosser Anteil von Stammkunden, rentable Carrosserie mit Spenglerei und gut laufender Malerei. Potential und Platz für weiteren Ausbau vorhanden. Umsatz: CHF 800 000 – 1 000 000. Kontaktaufnahme bitte über Herr André Kühni 062 835 75 92 Handelsvertreter gesucht (Valetino Handels) (Nr. 1943) Gesucht werden freie Handelsvertreter/innen mit hoher Einsatzbereitschaft und unternehmerischem Denken. Es handelt sich um exklusive Produkte im Grünen Markt, welche an Floristen, Gärtnereien und Gartencenter verkauft werden. Grosser Wert wird auf die kontinuierliche und persönliche Betreuung der Kunden gelegt. Für genauere Angaben kontaktieren Sie bitte Herr Dino Waldvogel 044 340 18 88 Firmenverkauf infolge Nachfolgeregelung (Nr. 1942) Eine erfolgreiche, profitable und sehr gut etablierte Holzbau-Unternehmung sucht einen Nachfolger. Die Tätigkeiten liegen im Neu- und Umbau von vorfabrizierten EFH und MFH, wie auch in der Planung und Fertigung von Inneneinrichtungen. Zusätzlich werden Gewerbeund Landwirtschaftsbauten erstellt. Region: Ostschweiz, Umsatz: CHF 3 500 000 6 000 000. Mehr Informationen erhalten Sie von Herr Roland von Gunten 071 314 00 00 GREEN APPLE – Alternative Energie (Nr. 1931) Gesucht werden Finanzund/oder strategische Investoren oder Privatpersonen, die sich an diesem Unternehmen

beteiligen wollen. GREEN APPLE hat als Start-up Energieanlagen aus bewährter Grossanlagentechnik für den mittleren Leistungsbereich zwischen 0.5 und 7.0 Megawatt (MW) für ein breites Brennstoffband an Biomassen und Abfallbrennstoffen entwickelt. Es geht darum, diese Anlagen im Markt einzuführen. Weitere Informationen erhalten Sie von Herr Patrick Knüsel 041 368 12 71 Physio-Fitness- & WellnessCenter (Nr. 1944) Nachfolger gesucht für Center in der Region Aargau. Übernahme von Anlagen und Geräten, sowie Mietzins von CHF 7500/Monat, Laufzeit bis 2019. Verkaufspreis: CHF 750000 (oder CHF 250000 plus Übernahme der Kredite). Für genauere Angaben kontaktieren Sie bitte Herr Dr. Jean-Luc Cornaz 044 862 31 51 Restaurant, Bar und Take Away (Nr. 1921) Gut eingeführte Pizzeria, Restaurant, Bar, Delivery und Take Away im Herzen von Wetzikon ZH zu verkaufen. Total verfügt das Restaurant über 60 Sitzplätze innen und im Sommer über zusätzlich 40 Sitzplätze draussen. Verkaufspreis: CHF 500 000 - 600'000. Die Kontaktaufnahme läuft über companymarket.ch Heizungsspezialist sucht Nachfolger (Nr. 1935) Traditionelle Heizungsfirma im Zürcher Oberland, welche im Service (Ölbrenner-Service) und der Installation von Heizungen aller Art einen ausgezeichneten Ruf geniesst. Für mehr Informationen kontaktieren Sie bitte Herr Florin Gass 044 931 35 85 Handelsvertreter gesucht (Seufert Verpackung) (Nr. 1928) Gesucht wird ein freiberuflicher Handelsvertreter (m/w) auf Provisionsbasis für die Schweizer Vertretung von hochwertigen Verkaufsverpackungen aus Kunststoff. Erfahrung im Bereich Faltschachteln oder einem angrenzendem Sektor erwünscht. Bei Interesse, Kontakt bitte über Herr Dino Waldvogel 044 340 18 88

Kamin- und Ofenbau Geschäft zu verkaufen (Nr. 1925) Führende Kamin- und Ofenbaufirma in den Gebieten Cheminéebau, Cheminéeöfen, Cheminéesanierungen, Kaminbau, Kaminsanierungen und Pelletsöfen. Eine einmalige Gelegenheit für einen dynamischen Fachmann und Unternehmer. Region: Bern, Verkaufspreis: CHF 100 000 150 000. Kontaktaufnahme bitte über Herr Ernst Knutti 033 822 73 73 Hoch- und Tiefbauunternehmung (Nr. 1926) Eine alteingesessene und bekannte Unternehmung im Bereich Hoch- und Tiefbau ist infolge fehlender familieninterner Nachfolge zu verkaufen. Die Unternehmung beschäftigt rund 30 Mitarbeitende und erzielt einen jährlichen Umsatz von ca. CHF 6.75 Mio. Region: Thurgau. Mehr Informationen unter companymarket.ch,

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Weitere Informationen auf

Zum Kauf gesucht Kleinbetrieb gesucht (Handel oder Produktion) (Nr. 1941) Ab sofort oder nach Vereinbarung suchen wir einen Kleinbetrieb in der Region Zürich (bis und mit Baden – Schaffhausen – St. Gallen – Rapperswil – Zug). Keinen Sanierungsfall, sondern eine Nachfolgeregelung. Kaufpreis: bis CHF 1 000 000. Kontaktaufnahme bitte mit Herr Yves Böniger 044 744 63 30 TALOS - Suche nach Kaufobjekt (Nr. 1934) Suche nach einer Unternehmung, die käuflich

übernommen werden kann oder an der eine Beteiligung möglich ist. Im Fokus der Suche steht eine Unternehmung in der Metall- oder Logistikbranche. Unser Mandant ist daran interessiert sich sowohl finanziell, als auch operativ zu engagieren. Bei Interesse, Kontakt bitte über Herr David Dahinden 041 368 12 14 Mehrmarkengarage Raum Zürich/Aargau (Nr. 1887) Im Auftrag eines Mandanten wird eine attraktive Marken/Mehrmarken-Garage mit oder ohne Liegenschaft im Raum Zürich/Aargau gesucht. Mehr Information unter companymarket.ch

K M U S W I S S V E R A N S TA LT U N G E N : 14.04.2012 KMU SWISS Infotable 04-12: «Armee und Wirtschaft Eine Partnerschaft für die Sicherheit», Die Höhere Kaderausbildung der Armee (HKA) öffnet für die KMU Swiss ihre Türen und stellt den Gästen die aktuellen Inhalte der militärischen Führungsausbildung vor. Dabei zeigt sie auf, welchen konkreten Mehrwert ausgebildete Miliz-Offiziere an ihren Arbeitsplatz zurückbringen. Der Infotable bei der HKA soll ein offenes Dialogforum zwischen Wirtschaft und Armee sein und Möglichkeiten für Fragen und Diskussionen geben. 09. & 10.05.2012 KMU SWISS Forum 2012– Jubiläum: Reservieren Sie sich schon heute einen Platz am KMU SWISS Forum 2012 zum Thema «Risiko versus Status Quo» und der Übergabe des SWISS Lean Awards! 24.05.2012 KMU SWISS Infotable 05-12: «Fuhrparkmanagement im KMU Betrieb», Am Beispiel von Hyundai wird aufgezeigt, was sowohl Hersteller als auch Detailhandel für die Bedürfnisse von Fuhrparkbesitzern anbieten. Anhand der Referate werden diese Risiken durchleuchtet. Ebenfalls gibt es zur Kostenstruktur TCO (Total Cost Of Ownership) interessante Informationen eines Experten. Weitere und detaillierte Informationen finden Sie auf www.kmuswiss.ch


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UZ l DAS LETZTE

Der Bonusplan von Erika F. Verantwortung wiegt schwer. Auch wenn Erika F., eine erfolgreiche Hausfrau in Oberentfelden, keinen Wirtschaftsboom auslösen könnte, trägt auch sie zum Wohl des Landes bei und erhältlich folglich einen Bonusplan.

VON RUEDI STRICKER

1. Grundgehalt E. F. erhält für ihre Tätigkeit ein monatliches Grundgehalt von 900.– pro Schicht bzw. 2 700.– für alle drei Tagesschichten* von Montag bis Freitag. Das Wochenende zählt als vierte Schicht und wird inklusive Zuschlag mit 1 100.– vergütet. Das daraus resultierende monatliche Grundgehalt von 3 800.– wird jeweils am 25. des Monats ausbezahlt und Ende Jahr um einen 13. Monatslohn als Gratifikation und einem 14. für den generellen Ferienverzicht ergänzt. * Frau F. hat zwei Kinder zu betreuen.

2. Ernährung Für die ausreichende Ernährung ihres Ehemannes und ihrer Kinder erhält die Stelleninhaberin einen jährlichen Bonus wie folgt: – bei stabilem Körpergewicht der Betreuten 50 000.– – bei einer Erhöhung von über 10 Prozent zusätzlich 30 000.–* – für eine Gewichtsreduktion ihres Ehemannes (derzeitiger Body Mass Index: 34) wird ein Betrag von weiteren 60 000.– ausgerichtet * gilt nur für die Kinder

RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Speicher AR. www.stricker-consultung.ch

3. Sicherheit in Haus und Hof Frau F. ist dafür verantwortlich, dass sämtliche Einrichtungen und Anlagen stets in einwandfreiem Zustand sind und den einschlägigen Bestimmungen des Gesetzgebers bzw. des Herstellers entsprechen. Sie erhält jährlich einen fixen Betrag von 30 000.– als Bonus ausbezahlt, falls keine sicherheitstechnischen Mängel zu beanstanden sind. 4. Gesundheit Falls die laufenden Kosten für medizinische Betreuung durch Hausarzt und Spital die Krankenkassenprämien um nicht mehr als das Doppelte übersteigen, erhält Frau F. einen Gesundheitsbonus von 25 000.–.

5. Bildung Frau F. ist dafür besorgt, dass ihr Ehemann im laufenden Jahr mindestens vier Fernsehabende streicht und dafür ein Buch oder eine Zeitung liest. Fernsehbeiträge über Pädagogik oder Kinderkrankheiten zählen im vorliegenden Kontext als Buch. Im Erfolgsfall wird Frau F. ein Bonus von 44 000.– gutgeschrieben. 6. Sport und Freizeit Frau F. erzieht Mann und Kinder zu regelmässiger körperlicher Ertüchtigung. Falls sie im laufenden Jahr das Schleppen von Getränkeharassen erfolgreich delegiert, erhält sie einen Betrag von 23 000.– . Dieser Wert wird um die Hälfte erhöht, falls sich ihr Sohn endlich dazu entschliesst, dem Fussballclub beizutreten. 7. Finanzen Frau F. wirkt motivierend darauf hin, dass ihr der Ehegatte monatlich einen angemessenen Betrag für den Haushalt ausrichtet. Sie sorgt sodann für einen zweckdienlichen Einsatz der Mittel und ist dafür verantwortlich, dass das Familienoberhaupt das verbliebene Taschengeld nicht für Ungesundes verschwendet oder leichtfertig verschenkt. Der entsprechende Bonus beträgt im Erfolgsfall 66 000.– 8. Ausbau der Familie Im Einklang mit der aktuellen Familienplanung erhält Frau F. einen Bonus von 130 000.– für die geplante Geburt eines zweiten Sohnes. Im Fall von Zwillingsgeburten oder Abweichungen beim Geschlecht entscheidet das Familienoberhaupt in letzter Instanz. 9. Vorzeitige Auflösung des Vertrags Falls eintretende Umstände (Scheidung, Verlust der Motivation usw.) die vorliegende Vereinbarung gegenstandslos machen sollten, kann Frau F. die Verantwortung für Haus und Familie mit einer Kündigungsfrist von 48 Stunden niederlegen. Sie erhält in diesem Fall eine Abgangsentschädigung in der Höhe von 5 Jahresboni (2 556 000.– ).


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Für Truls Toggenburger, Geschäftsführer, überzeugt die Zürcher Kantonalbank mit ihren Leistungen. Eine konstante Beziehung und die lokale Verwurzelung bilden das Fundament dieser erfolgreichen Partnerschaft.


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