UnternehmerZeitung_6_2012

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Nr. 6, Juni 2012 18. Jahrgang, SFr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

Polen

Effizienz

Der Aufschwung hält die Polen im Land. Die EM wird Polen nochmals Schub geben.

Energy Efficiency Fonds rechnen sich nicht nur fßr die Betreiber von Gebäuden und Anlagen sondern auch fßr Investoren. Seite 30

Seite 22

EUROPA WIRTSCHAFT UND POLITIK 2. Konjunktur-Umfrage 2012: FĂźnf prominente Meinungen. Seite 18

Neue Märkte: Indien ist im Aufwind und bietet vor allem Schweizer KMU beste MÜglichkeiten. Seite 24 GELD Die Schweizer Pensionskassen stehen unter Renditedruck, die Befreiung von gesetzlichen Fesseln ist unabdingbar. Seite 36 10 FRAGEN AN

Foto: David Engelhardt / Tetra Images / Corbis

Dorit Schmidt-Purrmann, GrĂźnderin und Inhaberin der iAngels smart communication services Seite 67 ZĂœRCHER UNTERNEHMER Der Stau-Forscher Seite 61

Der Markt soll es richten Der UNO-Nachhaltigkeitsgipfel von Rio konzentriert sich auf die nachhaltige Entwicklung und die Bekämpfung der Armut in der Welt

durch die ÂŤgrĂźne WirtschaftÂť. Etikettenschwindel, sagen Kritiker. Die Probleme der Welt liesSeite 10 sen sich damit nicht lĂśsen. Anzeige

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EDITORIAL l UZ

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Mehr Markt, bitte Marktwirtschaft ist einfach, zumindest im Prinzip: Knappe Güter sind teuer. So weit das Lehrbuch. In der Stromwirtschaft sieht es anders aus. Wir verbrauchen heute besonders billigen Strom. Das hängt mit den Investitionszyklen zusammen: Der Grossteil der Investitionen in die Wasser- und Atomkraft liegt Jahrzehnte zurück; bezahlt wurden sie weitgehend von den Steuerzahlern. Ein anderer Teil wird auf die nächste Generation überwälzt, die für den Rückbau der Kernkraftwerke zahlen muss. Denn die bisherigen Rückstellungen dafür werden nicht reichen. Strom wird knapp werden. Denn der Atomstrom fällt in absehbarer Zeit weg. Ein überzeugter Marktliberaler würde sagen, dass der Strompreis steigen muss, damit sich die Konsumenten – ob Private oder Unternehmen – auf die Knappheit einstellen könne n.

5 NEWS 6 Impressum

WIRTSCHAFT UND POLITIK 9 10 17 18 22 24 26 28

Persönlich TITELGESCHICHTE Grüne Wirtschaft Rudolf Strahm über Agrarprotektionismus Konjunkturumfrage II/2012 EUROPA Polen: Kein Land der Auswanderer Exportserie Teil V: Indien Interview mit Fabian Stiefvater, Osec Counsellor China: Bald weltweit grösster Investor?

30 Patrick Fankhauser, SUSI Energy Efficiency Fonds, im Gespräch

31 Ingela Lindh über Stockholms Ökoviertel 32 Cleantech News

ENERGIE

Economiesuisse dagegen hat Mitte Mai eine Medienmitteilung versandt, in der sie vor «massiv höheren Preisen» für Energie warnt. Die neue Energiepolitik des Bundes führe «zu zwei- bis dreimal so hohen Energiepreisen». In der Studie, auf die sie sich stützt, steht freilich etwas anderes: Die Ausgaben der Schweiz für die Energie steigen danach von heute 29 Milliarden auf 48 Milliarden Franken bis 2050. N icht erwähnt ist, dass von diesen 48 Milliarden ein grösserer Anteil als Wertschöpfung hier bleiben wird als von den heutigen 29 Milliarden – bei den Betreibern von Solaranlagen statt bei arabischen Ölscheichs.

34 Klimafreundliches Papier: Die Perlen Papier AG

GELD 36 Pensionskassen: Zwischen Renditedruck und mangelndem Freiraum 39 Experten-Tipp

K O M M U N I K AT I O N 40 Online-Schnäppchen-Portale locken 42 Informationsethik für Unternehmen 45 Digitale Werbestrategien

MOBIL 47 Neue CO2-Emissionsvorschriften

In der zweiten Junihälfte wird die UNO in Rio ihren Nachhaltigkeitsgipfel veranstalten. Sein Fokus soll auf der «grünen Wirtschaft» liegen. Was das sein soll, weiss niemand so genau. Zu b efürchten ist deshalb, dass der Gipfel sich hinter Wortschwaden verstecken und ansonsten folgenlos bleiben wird. Dabei gäbe es für eine wirklich grüne Wirtschaft, also für einen innovativen Umgang mit der Natur, viele Ansatzpunkte und gerade in der Schweiz ein grosses Potential.

MANAGEMENT 48 Betriebliches Case Management 49 Marke des Monats: Tally Weijl 50 Swiss Venture Club

UNTERNEHMEN 52 Rugenbräu 54 Schweizer Pioniere: Der Zoo Zürich

RECHT

Kosten sind wichtig. Sie dürfen nicht aus dem Ruder geraten. Aber Chancen müssen genutzt werden. Sonst tut es jemand ander es.

58 Missbräuchliche Vermögensverschiebungen vor Konkurs

ZÜRCHER UNTERNEHMER 61 Der Stau-Forscher 64 VZH-News

10 FRAGEN AN 67 Dorit Schmidt-Purrmann, CEO iAngels smart communication services

DAS LETZTE

Remo Kuhn, Herausgeber

70 Von Ruedi Stricker


Übersicht-Verlieritis Eine Krankheit, die’s bei uns nicht gibt.

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NEWS l UZ

IN KÜRZE Lohngleichheitsdialog McDonald‘s Schweiz hat seine Lohnstrukturen auf Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern durchleuchten lassen. Damit ist das Gastro-Unternehmen eine Ausnahme: Auch drei Jahre nach seiner Lancierung bleibt der Lohngleichheitsdialog hinter den Erwartungen zurück. Die Trägerschaft will deshalb in Zukunft die Unternehmen aktiver miteinbeziehen bei ihrem Engagement für gleiche Löhne von Frauen und Männern. Ausländeranteil in GL und VR Ende 2011 waren in den 115 grössten Schweizer Unternehmen 45 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder Ausländer – gleich viele wie im Vorjahr. Bei den Verwaltungsräten von 89 grossen Schweizer Unternehmen lag der Ausländeranteil bei 34 Prozent, was gegenüber 2010 einen Prozentpunkt Rückgang bedeutet. Transparente Berufsbildung Nach Meinung des Schweizerischen Arbeitgeberverbands sollen das Schweizer Berufsbildungssystem transparenter und die Abschlüsse international verständlicher werden. In seiner Stellungnahme zur Verordnung über einen nationalen Qualifikationsrahmen begrüsst der SAV daher die Instrumente, die der Bundesrat zur Verbesserung vorsieht. Für gesündere Arbeitsplätze Der Bundesrat muss prüfen, wie die Einhaltung der Vorschriften über den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz besser kontrolliert werden könnte. Der Nationalrat nahm ein Postulat mit dieser Forderung an. Der Nationalrat stimmte dem Postulat mit 85 zu 74 Stimmen bei 3 Enthaltungen zu. Der Postulant (SP) argumentierte, die aus mangelhaftem Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz entstehenden Kosten seien enorm. Die Kontrolle durch die kantonalen Arbeitsinspektorate sei aber bescheiden.

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KLIMASTIFTUNG

Mehr Subventionierung Die Klimastiftung Schweiz hat 20 KMU insgesamt 1.4 Millionen Franken Unterstützung zugesprochen. Die KMU steigern ihre Energieeffizienz oder entwickeln klimafreundliche Produkte. Zu letzteren gehören auch zwei Firmen, die besonders leistungsfähige Sonnenkollektoren auf den Markt bringen wollen. Die Nutzung der Sonnenwärme für Heizungen hat in der Industrie noch ein grosses Potenzial. Allerdings müssen Sonnenkollektoren für die Indus-

trie extrem leistungsfähig sein und Temperaturen von 120 bis 250 Grad Celsius erzeugen. Die Klimastiftung Schweiz unterstützt gleich zwei Schweizer Firmen, die Sonnenkollektoren mit einer so hohen Leistungsfähigkeit entwickeln. Dies sind die Zürcher NEP Solar AG und die Freesolar GmbH aus Rüschlikon (ZH). «Das Potenzial für CO2-Einsparungen ist bei diesen Projekten beträchtlich», sagt Vincent Eckert, Geschäftsführer der Klimastiftung Schweiz. Neben den sechs Inno-

vationsprojekten hat der Stiftungsrat der Unterstützung von 14 Effizienzprojekten zugestimmt. Darunter ist beispielsweise eine Heizungssanierung der Jugendherberge Davos oder eine Abgas-Wärmerückgewinnung beim

Metallbeschichter Metal Paint AG im aargauischen Menziken. Die Effizienzprojekte sparen zusammen 2300 Tonnen CO2 pro Jahr. Dies entspricht dem CO2Verbrauch von über 400 Schweizerinnen und Schweizern.

strebende Hochschüler für ihre aussergewöhnlider Verleihung der chen LeisEntrepreneur tungen bei Awards 2011, die Bachelorunter anderem Preisträgerin Sabine vom SchwerzenFrischknecht. Foto: zVg oder Master-Arbeibacher Softwareten aus. Den 1. Preis verHaus Soreco gesponsert liehen am Entrepreneur werden, zeichnete eine Clubabend Alt-Bundesrat Experten-Jury junge, auf-

Samuel Schmid und JuryPräsident Prof. Peter K. Link, Direktor an der Privaten Hochschule Wirtschaft PHW Bern, an Sabine Frischknecht von der Fachhochschule für ihre Master-Arbeit «A perception of the entrepreneurial environment at Imperial College» an der School of Business Administration Fribourg.

ZWEITER ENTREPRENEUR AWARD

Nachwuchs fördern Preisverleihungen gibt es wie Sand am Meer. Doch selten werden Absolventen von Hochschulen für ihre Anstrengungen belohnt. Der Entrepreneur Club schafft diesem Umstand bereits zum zweiten Mal Abhilfe: Mit

Die NEP Solar AG wird bei der Entwicklung ihrer äusserst leistungsfähigen Sonnenkollektoren durch die Klimastiftung Schweiz unterstützt. Foto: Klimastiftung Schweiz

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zeit zugänglich und mit einem detaillierten Reporting verfügt er über ein geeignetes Mittel, um Transparenz gegenüber seinen Kunden herzustellen und so die Interessenskonflikte zu minimieren», sagt Michael Däppen, Managing Director bei Swiss Fund Platform AG. Bereits jetzt stehen dem Vermögensverwalter über 1 000 Fonds von insgesamt 18 Fondsanbietern zur Verfügung. Darunter vertreten sind z.B. grosse Fondsanbieter wie Man Investments AG, Bank Vontobel AG, Skandia oder Banque Cantonale Vaudoise BCV aber auch kleinere Fondsanbieter wie Anaxis S.A. oder Plenum Investments AG. www.swissfundplatform.ch.


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UZ l NEWS

PWC-STUDIE

Jederzeit und überall Der Detailhandel wird sich in den nächsten Jahren verändern. Die Konsumenten erwarten mehr von Produkten, Lieferketten und Dienstleistungen. Zudem nutzen immer mehr Kunden verschiedene Vertriebskanäle, um sich zu informieren und einzukaufen. Unternehmen müssen sich dem neuen Konsumentenverhalten anpassen, um erfolgreich zu bleiben. Das zeigt die Studie «Customers take control» des Wirtschaftsprüfung und Beratungsunternehmen

PwC. Ausgangslage war eine Befragung von über 7000 Kunden weltweit, darunter rund 1000 aus der Schweiz. Immer mehr Kunden betreiben sogenanntes «Multichannel Shoopping». Vor dem Kauf eines Produktes vergleichen sie mehrere Händler, tauschen sich mit Bekannten aus und kaufen dann über den Vertriebskanal ihrer Wahl. Charakteristisch für das veränderte Konsumentenverhalten ist, dass die Kanäle findet oft kombiniert werden. Die Recher-

Der Detailhandel muss in den nächsten Jahren flexibler werden. Foto: Switzerland Tourismus

che findet online statt, Printkataloge dienen der Entscheidung, gekauft wird im physischen Ladengeschäft – oder umgekehrt. 88 Prozent der

Kunden verteilen schon heute ihre Einkäufe auf mindestens zwei Kanäle, 34 Prozent sogar auf vier bis fünf. Diese Entwicklung ist eine weitere Herausforderung für den Detailhandel, der bereits mit dem starken Franken, einem hohen Margendruck und wachsenden Betriebskosten zu kämpfen hat. In den nächsten vier bis fünf Jahren wird sich der Handel weiter verändern, viele Handelsunternehmen sind darauf nicht vorbereitet. Sie verkaufen entweder nur über einen Weg oder betreiben zwar mehrere Kanäle, stimmen diese aber nicht aufeinander ab.

SAV

Ja zur Liberalisierung Der Nationalrat ist dafür, dass Tankstellenshops künftig ohne Sonderbewilligungen rund um die Uhr geöffnet haben und das ganze Sortiment verkaufen können. Der Schweizerische Arbeitgeberverband begrüsst den zukunftsorientierten Entscheid. Zur Diskussion steht eine Anpassung des Arbeitsgesetzes. Heute darf das anwesende Personal von Tankstellenshops in der Zeit von 1 Uhr bis 5 Uhr ausser Treibstoff und Fertigprodukten wie Kaf-

fee und Sandwiches keine anderen Produkte verkaufen. Für die Betreiber der Tankstellenshops bedeutet dies, dass sie grosse Teile des Sortimentes aufwändig abdecken oder ganze Bereiche des Ladens absperren müssen. Dies führt dazu, dass z.B. eine warme Pizza erhältlich, aber eine Tiefkühlpizza zum Mitnehmen während dieser Zeit für den Verkauf gesperrt ist. Der Nationalrat stimmte nun mit 105 zu 73 Stimmen bei 3 Enthaltungen

Tankstellenshops sollen in Zukunft rund um die Uhr das gesamte Sortiment anbieten dürfen. Foto: bp

der Gesetzesänderung zu, die auf eine parlamentarische Initiative aus den Reihen der FDP zurückgeht. Neu sollen Tankstellenshops auf Autobahnraststätten und an Hauptverkehrsstrassen auch sonntags und in der Nacht ohne Sonderbewilligung Perso-

nal beschäftigen dürfen, wenn das Warenangebot in erster Linie auf die Bedürfnisse der Reisenden ausgerichtet ist. Auch der Bundesrat zeigte sich mit der Liberalisierung einverstanden. Die Vorlage geht nun an den Ständerat.

ASIP

Einsatz für die 2. Säule Der Schweizerische Pensionskassenverband ASIP hat an seiner diesjährigen Generalversammlung Brigitte Schmid als neue Vizepräsidentin und Jean Wey (Pensionskasse PKG Luzern) sowie Christoph Oeschger (AVADIS Vorsorge AG Baden) neu in den Vorstand gewählt. Präsident Christoph Ryter forderte Politik und Sozialpartner auf, ihre Führungsrolle für eine weiterhin starke, die Interessen der Versicherten berücksichtigende berufliche Vorsorge wahrzunehmen. Zur Zukunft der zweiten Säule mahnte der Verband, der gesetzliche Mindest-Umwandlungssatz müsse den wirtschaftlichen Realitäten entsprechen. Dies sei ein Kapitalschutz für die Arbeitnehmer. Man dürfe weder von unrealistisch steigenden Renditen träumen, noch den Anstieg der Lebenserwartung ignorieren. Im Rahmen der Vorstandswahlen wurde Brigitte Schmid, Geschäftsführerin der Pensionskasse der Swiss Re, zur neuen Vizepräsidentin bestimmt. Frau Schmid ist schon seit 1998 Mitglied des ASIPVorstands.

IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 6. Jahrgang (18. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Köschenrütistrasse 109, CH-8052 Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch Verlagsleitung: Urs Huebscher, huebscher@unternehmerzeitung.ch Redaktion: Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Birthe Grautmann, grautmann@unternehmerzeitung.ch; Willy-Andreas Heckmann, heckmann@unternehmerzeitung.ch Layout und Produktion: Manuel Jorquera und Bruno Strupler, print@unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Oliver Bendel, Mathias Binswanger, Rico A. Camponovo, André Caradonna, Elana Caro, Werner Catrina, Raphael Corneo, Beat Graf, Steffen Klatt, Georg Kreis, Andreas Martens, Aureliusz M. Pedziwol, Othmar Simeon, Thierry Spaniol, Rudolf Strahm, Ruedi Stricker, Marcel Tschanz, Stefan Vogler, Robert Wildi, Frédéric Zwicker. Anzeigen: Maureen Malhis, malhis@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8052 Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2011: 52 514 Exemplare Druck: AZ-Print AG, Aarau Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen Die UZ ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, OSEC BusinessNetwork, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, BFE Bundesamt für Energie, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse Emex, CC Award, Award Corp. Communications, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland, ATTIKA, das Zürcher Magazin, PAULI-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin, sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung: VR-Praxis und BUSINESSCLASS


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UNTERNEHMERZEITUNG, MAI 2012

«Mit Innovationen zur Energiewende» Sehr geehrte Redaktion «Innovationskraft» und «Ökosteuern» sind eine für die Wirtschaft gefährliche Kombination, denn die Steuererfinder und Subventionsjäger stehen bereit, Unternehmen und Konsumenten mit neue Abgaben zu rupfen, selbstverständlich alles «nachhaltig» und «ökologisch». Der von den Politikern geplante Atomausstieg ist niemals ökologisch, denn die Kernenergie wird realistischerweise von Gas und Kohle abgelöst, da Frankreich und Osteuropa nicht genug sauberen Atomstrom liefern können. Das zeigt sich bereits bei Deutschlands und Österreichs Ausstieg. Die – viel gelobten – Alternativenergien sind für die Versorgung weitgehend untauglich, da sie zu unre-

gelmässig und nicht planbar anfallen. Sie verursachen hauptsächlich Kosten. Weder die aus Japan und China importierten Solarzellen noch die vögelmordenden Windräder sind umweltfreundlich, da ihre Herstellung – im Verhältnis zum Nutzen – viel zu viel Energie erfordert. Japan und China erzeugen ihren Strom überwiegend aus fossilen Brennstoffen, daher steigt der weltweite CO2- Ausstoss gar durch die hochsubventionierten Solarzellen an! Ein Umdenken unserer Politiker wäre für uns wesentlich billiger und für die Umwelt nachhaltiger, als das sture Festhalten an der «Energiewende», die sich zunehmend als ruinöses Luftschloss erweist! Markus Alder, Dietikon

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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK

Köpfe und Karrieren Neuer Sitzleiter André Schaub wurde zum neuen Sitzleiter Basel bei Ernst & Young Schweiz ernannt. Er tritt die Nachfolge von Robert-Jan Bumbacher an. Der Betriebsökonom und diplomierte Wirtschaftsprüfer stiess 2000 zum weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern, Transaktionen und Beratung. Zwischenzeitlich war er auch für Ernst & Young in Australien tätig. Er betreut vorwiegend multinationale Unternehmen und hat breite Erfahrung mit grossen Beratungsund Wirtschaftsprüfungsmandaten. In der Schweiz beschäftigt Ernst & Young rund 2 000 Mitarbeitende an zehn Standorten.

Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch

Neuer Verwaltungsratspräsident Der neue Verwaltungsratspräsident bei der Banknotendruck- und Buchhandelsgruppe Orell Füssli heisst Heinrich Fischer. Er folgt auf Klaus Oesch, der auf der GV zurückgetreten war. Der neue VR-Präsident ist ein ausgewiesener Industriefachmann und war Konzernleitungsmitglied von Oerlikon Bührle sowie Unternehmensleiter und Verwaltungsrat bei Saurer. Heute ist der Präsident der Investmentfirma Diamond Scull für Startups und Mitglied von Verwaltungsräten wie Hilti, Schweiter und Tecan.

Vorsitzender der Geschäftsleitung Das traditionsreiche Handels- und Dienstleistungsunternehmen ELEKTRON AG hat einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsleitung. Er heisst Enrico Baumann. Der diplomierte Elektrotechniker und Marketingfachmann war seit 2007 Bereichsleiter Lichttechnik. Im Juni 2001 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung und übernahm die Verantwortung für das bereichsübergreifende Business Development und Marketing. Seit 2008 ist er zudem als Dozent für Beleuchtungstechnik und Lichtplanung bei interieursuisse.

Leiter Sales & Marketing Reto Leder ist neuer Leiter Sales & Marketing beim Kultur- und Kongresszentrum TRAFO in Baden. Er will mit seinem Team die Marketing- und Verkaufsaktivitäten im Hinblick auf die Erweiterung der Eventlokalitäten stärken und dabei den digitalen Medien besondere Beachtung schenken. Die Eröffnung der renovierten und mit neuster Eventtechnologie ausgestatteten, bestehenden Halle 36 und 37 der ehemaligen BBC Brown Boveri ist auf Ende 2014 geplant. Die Anzahl der Besucher soll von heute 60 000 auf rund 130 000 gesteigert werden.

Neuer Partner Fabian Trächslin wurde neuer Partner bei der in Muttenz domizilierten Personal- und Unternehmensberatung Meneghin & Partner (M&P). Diese hat sich auf die Transport- und Logistikbranche spezialisiert. Nach einer Lehre als Speditionskaufmann und ersten Berufserfahrungen in der Schweiz übernahm Fabian Trächslin bald Führungsverantwortung bei namhaften Logistikdienstleistungsunternehmen. So arbeitete er u.a. in den USA, im Mittleren Osten, Taiwan und Deutschland.

Key Account Manager Marc Challandes ist Key Account und Business Development Manager beim Couponing-Portal DailyDeal. Der erfahrene Account und Sales Manager hatte zuletzt die Teamleitung Verkauf National bei der Energy Media AG inne. Erste Erfahrungen im Bereich Marketing sammelte Challandes bei der tilllate Schweiz AG. Die DailyDeal CH GmbH wurde im Oktober 2010 als Schweizer Couponing-Portal gegründet und im September 2011 von Google übernommen. Der Marketingdienstleister bietet Unternehmen mit dem Couponing-Modell eine kostentransparente Alternative zu traditionellen Werbeformen.

Neuer Managing Director Der Erfolg von Estlander & Partners in den letzten fünf Jahren in der Schweiz und in Europa hat den unabhängigen finnischen Finanzdienstleister veranlasst, eigene Büros in Zürich zu eröffnen. Als Managing Director ist Christoffer Dahlberg für die Geschäfte in der Schweiz und Europa verantwortlich. Das Unternehmen verwaltet seit 1991 als Managed FuturesManager erfolgreich verschiedene Fonds mit hoher Durchschnittsrendite und sehr tiefer Korrelation zu traditionellen Anlagen. Das Unternehmen verwaltet Vermögen in der Höhe von USD 1 Mrd. und beschäftigt 50 Mitarbeitende.

Leiterin Personal Die neue Leiterin Personal bei Microsoft Schweiz heisst Nicole Gassler Schwengeler. Sie verfügt über einen Master in HR Management und war vor ihrem Eintritt bei Microsoft Schweiz in verschiedenen leitenden Positionen bei IBM tätig. So war sie HR Leader IT Delivery für Zentral- und Osteuropa, den Mittleren Osten und die Alpen sowie Recruiting Leader für IBM Schweiz und Österreich. Frau Gassler Schwengeler wird in ihrer neuen Funktion auch Mitglied der Geschäftsleitung.


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ PERSĂ–NLICH

Kein Kuss von Angela VON GEORG KREIS

GEORG KREIS

Der Autor ist Historiker an der Universität Basel und Leiter des Europainstituts. georg.kreis@unibas.ch

Der franzÜsischen Staatspräsident François Hollande hat am 15. Mai vor dem Kanzleramt keinen Kuss von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel bekommen, aber auch keinen gegeben. Die beiden Häupter des Duos ParisBerlin mßssen sich erst noch näherkommen. Das wird mit der Zeit schon noch eintreten. Die franzÜsisch-deutsche Partnerschaft ist etwas ganz Besonderes, nur fßr diesen Bilaterialismus gibt es das Wort couple. Die multilaterale EU ist aber insgesamt eine Kohabitation von 27 couples und das heisst von hÜchst variantenreichen Partnerschaften, die in der Summe, weil man die EU-

Nichtmitglieder vernachlässigen kann, das politische Europa ausmachen. Die Varianten sind von zwei Hauptfaktoren bestimmt: von den jeweiligen Länderinteressen und Länderkulturen sowie von den gerade regierenden Mehrheiten. Der Europa-Kern der sechs GrĂźnderländer war so etwas Club der CParteien, von der Adenauers CDU Ăźber Schumans Rassemblement Populaire bis zu de Gasparis Democrazia Christiana. Dann gab es im Jahr 2000 Momente, da erschien das Europa der FĂźnfzehn stark unter dem Einfluss der Sozialisten zu stehen. Darum gelang es, Ă–sterreich wegen der FPĂ–-Regierungsbeteiligung (JĂśrg Haider)

vorĂźbergehend etwas zu isolieren. In der Regel herrscht in der EU aber auf Grund der Kombination der in den Mitgliedstaaten gerade herrschenden Mehrheitsverhältnisse – wie in der Schweiz - eine permanente Grosse Koalition. Das hat, wie man gerade bei uns weiss, seine Schwächen; es hat aber auch seine Stärken. Man muss Kompromisse machen und sich wie Merkel im Falle Hollandes damit abfinden, dass es ernstzunehmende Gegenpositionen gibt. Der anstehende Kompromiss besteht bekanntlich in der Doppelstrategie: Fiskalpakt plus Wachstumspakt. Auf der luftigen Ebene der WĂśrter lassen sich solche Deals leichter finden als auf dem harten Boden der Realität. Die Entscheidungsträger sind sicher gut beraten, wenn allfällige

l Nr.6 l 2012 l 9 Wachstumsspritzen nicht nur kurzfristige Beschäftigungserfolge, sondern auch erforderlichen Strukturreformen anstreben. Aber: Eine Prise Sozialismus schadet nicht in der europäischen Suppe. Kommt hinzu, dass es ßbereinstimmende Standpunkte ßber Parteiunterschiede hinweg geben kann, wie das jßngste Treffen Hollandes mit Spaniens konservativem Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zeigt. Zudem: Mit Hollandes Sieg ist die Zahl der sozialdemokratisch bestimmten Länder erst von 4 auf 5 gewachsen und Europa noch immer fest in bßrgerlicher Hand. Und es macht ßberhaupt nichts, wenn das deutsch-franzÜsische Zusammengehen statt mit einem Kßsschen auch weiterhin mit einem festen Handschlag zum Ausdruck gebracht wird.

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l Nr. 6 l 2012

UZ l TITELGESCHICHTE

GRÜNE WIRTSCHAFT

Der Markt soll es richten Der UNO-Nachhaltigkeitsgipfel von Rio in der zweiten Junihälfte konzentriert sich auf die nachhaltige Entwicklung und die Bekämpfung der Armut in der Welt durch die «grüne Wirtschaft». Etikettenschwindel, sagen Kritiker. Die Probleme der Welt liessen sich damit nicht lösen.

Die Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung (engl.: United Nations Conference on Sustainable Development, kurz UNCSD) wird vom 20. bis 22. Juni 2012 in Rio de Janeiro stattfinden. Kurz als Rio 2012 bezeichnet, oder in Anspielung auf die 1992 stattgefundene Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung auch Rio+20 genannt, soll die UNCSD die drei folgenden Ziele erreichen: – Sicherstellung erneuerten politischen Engagements für nachhaltige Entwicklung – Erfassung des Fortschritts sowie anhaltender Probleme bei der Umsetzung bereits beschlossener Ziele – Adressierung neuer und entstehender Herausforderungen Thematisch werden auf der UNCSD zwei Schwerpunkte verfolgt werden: – Die Green Economy im Kontext nachhaltiger Entwicklung und Armutsbekämpfung – Die institutionellen Rahmenbedingungen nachhaltiger Entwicklung Quelle: Wikipedia

Die Politik hat sich mit dem Lösen der Wirtschaftskrise übernommen und will nun der Wirtschaft die Rettung der Welt überlassen. Foto: David Engelhard/Tetra Images / Corbis


TITELGESCHICHTE l UZ

TEXT STEFFEN KLATT

Ronald van der Vlist verkörpert die «grüne Wirtschaft» wie kaum ein anderer. Der Niederländer ist Chef von Hofstetter Umwelttechnik, einem Hersteller von Anlagen zur Gasbehandlung und -verwertung. Das Unternehmen liefert Technologien, mit denen gleichzeitig klimaschädliche Gase etwa auf Abfalldeponien beseitigt und Strom hergestellt werden kann. Derzeit seien vor allem die Projekte mit erneuerbaren Energien im Aufwind, sagt van der Vlist. Dabei wachsen vor allem die Märkte in Asien und Lateinamerika, etwa Thailand und Mexiko. Das Unternehmen mit Sitz in Holderbank verbindet Klimaschutz mit erneuerbaren Energien und Entwicklungshilfe. Schmidheiny mobilisierte die Wirtschaft Wenn die UNO-Mitglieder vom 20. bis zum 22. Juni in Rio zur Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20 zusammenkommen, dann geht es um die Verbindung der gleichen Themen wie bei Hofstetter im kleinen: Der Focus liegt auf der «grünen Wirtschaft im Zusammenhang mit der nachhaltigen Wirtschaft und der Ausrottung der Armut». Formal knüpft der Gipfel an den UNO-Umweltgipfel in Rio 1992 an – daher auch der Name: Rio+20. Damals herrschte Aufbruchstimmung. Nach dem Ende des Kalten Krieges sollten auch die anderen grossen Probleme der Welt gelöst werden. Unternehmen und Unternehmer spielten dabei eine wichtige Rolle. Das war Stephan Schmidheiny zu verdanken, der im Vorfeld von Rio 1992 mehrere nachhaltig gesinnte Grossunternehmen im Business Council for Sustainable Development vereinte. Doch die Führung lag klar bei der Politik. Der Gipfel in Rio 1992 brachte drei UNKonventionen auf den Weg, eine zur Bekämpfung des Klimawandels, eine zweite zur biologischen Vielfalt und eine dritte zur Bekämpfung der Wüstenbildung. Nachhaltige Entwicklung war nach Rio 1992 kein Nischenthema mehr; unter dem Namen Cleantech kam sie auf die Agenda der Wirtschaft. Wirtschaft soll entscheidende Rolle spielen Nun ist die Euphorie vorbei. Die Klimaverhandlungen sind seit dem Gipfel von Kopenhagen 2009 ins Stocken geraten. Die Politik hat sich mit der Rettung der Banken 2008 und 2009 übernommen und steckt nun in der Schuldenkrise. Die «grüne Wirtschaft» ist eine feine Umschreibung für ein verändertes Kräfteverhältnis: Aus Sicht der Internationalen Handelskammer und der economiesuisse übernehmen in der «grünen Wirtschaft» Handel und Industrie «eine entscheidende Rolle, indem sie marktfähige Produkte, Prozesse, Dienstleistungen und Lösungen anbieten, die für den Übergang zu einer Green Economy erforderlich sind». Mit anderen Worten: Die Politik soll in die zweite Reihe treten, Wachstum und Umweltverantwortung gehen «Hand in Hand». Das Wachstum soll weitergehen Der neue Fokus trifft auf Kritik. «Wie ist Wachstum möglich in einer Welt, die ein geschlossenes System darstellt», fragt Peter Messerli, Direktor des Zentrums für Entwicklung und Umwelt an der Universität Bern. Bei einem Wachstum von aktuell 5 Prozent verdopple sich die Weltwirtschaft alle 14 Jahre, und parallel dazu wächst der Ressourcenverbrauch. «Heute will niemand darüber reden.» Für ihn konzentriere sich die UNO derzeit auch zu sehr auf die Klimapolitik. Zudem fehle die soziale Dimension. Für Mathias Binswanger greift die Betonung der Ressourceneffizienz in der «grünen Wirtschaft» zu kurz: Das durch erhöhte Effizienz geschaffene Einsparpotential werde anschliessend oftmals

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durch eine grössere Konsummenge kompensiert, so dass am Schluss gar keine Einsparung resultiert. Effizientere Technologien trieben dieses Wachstum zum Teil sogar selbst an. «Daran hat sich grundsätzlich bis heute nichts geändert», sagt der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Die Wirtschaft ist gespalten Die grossen Unternehmen sind gespalten. So begrüsst Syngenta ausdrücklich den Fokus auf die «grüne Wirtschaft». Der Basler Agrarchemiekonzern ist eines von drei Schweizer Mitgliedern des einst von Schmidheiny gegründeten World Business Council on Sustainable Development (WBCSD). Syngenta sieht sich als Treiber der «grünen Wirtschaft». «Syngenta kann eine der grossen Herausforderungen der Welt bewältigen helfen: die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität mit weniger Ressourcen», heisst es in einer schriftlichen Antwort des Konzerns. Holcim, ebenfalls Mitglied des WBCSD, kann mit der «grünen Wirtschaft» wenig anfangen. «Den Begriff verwenden wir so nicht, sondern sprechen von nachhaltiger Entwicklung als Gleichgewicht zwischen ökonomischer Leistung, ökologischer Verträglichkeit und sozialer Entwicklung», sagt Holcim-Sprecher Peter Gysel. Holcim will es auch nicht bei Effizienz belassen, obwohl das bei der energieintensiven Zementherstellung ein wichtiges Thema ist. So habe die Entwicklung alternativer Brennstoffe eine gesellschaftliche Komponente, indem dabei etwa in Indonesien auch Kleinstbetrieben eine Chance geboten werde, sagt Gysel. Politik soll klaren Rahmen setzen Der Wirtschaftsverband swisscleantech nimmt den Etikettenwechsel gelassen. «Wir sind auch die Stimme der grünen Wirtschaft», sagt Präsident Nick Beglinger. Allerdings will er von einer Verdrängung der Politik in die zweite Reihe nichts wissen. «Die Wirtschaft braucht klare Rahmenbedingungen, und die müssen von der Politik vorgegeben werden.» Er ist optimistisch, dass dies in der Schweiz möglich ist – und verweist auf den Beschluss zum Atomausstieg, der gegen den Widerstand von economiesuisse gefällt wurde. Peter Droege, als Präsident von Eurosolar einer der wichtigsten Interessenvertreter der erneuerbaren Energien, setzt wenig Hoffnung auf die globale Politik. «Diese grossen internationalen Konferenzen bringen viel an Deklarationen.» Aber es folgten keine Taten, sagt der Professor für Nachhaltige Raumentwicklung an der Universität Liechtenstein. «Das wirkliche Handeln findet auf lokaler und regionaler Ebene statt, in der Wirtschaft wie in der Gesetzgebung.» Fair wachsen Dass solche lokalen Initiativen in der Schweiz wie in Entwicklungsländern Arbeitsplätze schaffen und sichern können, zeigt die Pakka Trade AG in Zürich. Das 2006 gegründete Unternehmen handelt mit Nüssen aus Entwicklungsländern. «Der faire Handel ist eine Nische, die beständig wächst», sagt Mitgründer Ueli Baruffol. Pakka bezieht seine Nüsse bei Kleinbauerngenossenschaften. Geröstet wird in der Schweiz um eine hohe Röst-Qualität und immer frische Ware anzubieten. So hat Pakka dazu beigetragen diesen Betrieb zu erhalten. Pakka verkauft seine Markenprodukte im Biofachhandel in der Schweiz und Nuss-Rohware sowie Halbfabrikate an die weiterverarbeitende Industrie mit Kunden im Detailhandel, die einen starken Nachhaltigkeitsfokus haben. Pakka hat Kunden in Frankreich, Skandinavien, Deutschland und Österreich. Inzwischen hat das Unternehmen sechs Mitarbeiter und einen Umsatz von 4 Millionen Franken.


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GRÜNE WIRTSCHAFT

Die Natur kehrt zurück Die grüne Wirtschaft gibt es längst in der Schweiz: Auch die Biotechnologie setzt auf die Natur. Produkte, die auf die genaue Beobachtung der Natur zurückgehen, könnten bald so omnipräsent sein wie heute die Informationstechnologie, sagen Spezialisten.

TEXT STEFFEN KLATT

Samuel Furrer kennt sich mit Spinnen aus. Und mit Schlangen. Der Kurator des Zoos Zürich bietet Kurse an, bei denen die Teilnehmer ihre Furcht vor diesen unheimlichen Tieren ablegen können. Doch wenn Furrer Ende August an der Biomimicry Europe sprechen wird, geht es um anderes: Der Biologe spricht über die Lehren, die Manager aus der Organisation im Tierreich ziehen können. «Wir können vom Verhalten der Primaten lernen», sagt Furrer. Die nonverbalen Kommunikationsweisen der Gorillas etwa, sind Teil einer universalen Primatensprache – und diese sollten wir eigentlich auch verstehen. Aber auch Lebewesen, die den Menschen nicht so nahe stehen, können lehrreich sein. So kann das Studium von Schwärmen helfen, menschliches Schwarmverhalten zu verstehen und zu lenken. «Wie kommunizieren Fische, Vögel oder Bienen in Schwärmen? Welche Prinzipien liegen der Schwarmbildung zugrunde?» Schliesslich gehe es darum, aus den Erkenntnissen Analogien zu formulieren, um diese dann auf unsere Bedürfnisse zu übertragen. Von der Natur abkupfern Der Zoo Zürich gehört neben der Zürcher Foundation for Global Sustainability, dem Zoo San Diego, dem Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering an der Universität Harvard und anderen zu den Organisatoren der Biomimicry Europe. Die Konferenz soll zeigen, was Unternehmen bei der Natur «abkupfern» können, sagt Furrer. Schon früher habe die Natur Pate für erfolgreiche Produkte gestanden, etwa beim Klettverschluss oder der Aerodynamik. Die Konferenz solle aufzeigen, was heute möglich sei. «Biomomicry Europe richtet sich primär an die Wirt-

schaft», sagt Alex Rübel, Direktor des Zürcher Zoos. Unternehmen sollten die Möglichkeit erhalten, aus der Beobachtung der Natur Geschäftsideen zu entwickeln. Doch es geht Rübel um mehr: «Wir müssen im Umgang mit der Natur effizienter werden», sagt der Zoodirektor. «Es ist notwendig, Fortschritte in Richtung auf eine grüne Wirtschaft zu machen.» Deshalb richte sich die Konferenz gerade an Unternehmen. «Dort finden die Veränderungen statt.» Wenn die Konferenz erfolgreich sei, wenn das Interesse der Wirtschaft geweckt werden könne, dann solle sie wiederholt werden. Grenzraum zwischen Technik und Biologie Auch Daniel Gygax erwartet viel von neuen Ansätzen wie Biomimikry. Gerade die Nanotechnologie setze stark auf die genaue Beobachtung und Nachahmung der Natur, sagt der Professor am Institut für Chemie und Bioanalytik der Hochschule für Lifesciences in Muttenz. «In diesem Grenzraum zwischen Technik und Biologie werden wir sicher mit interessanten Entwicklungen konfrontiert werden.» Er nennt als Beispiel die wasserabweisenden Blätter der Lotuspflanze.

Analogien formulieren, um menschliches Schwarmverhalten zu verstehen und zu lenken. Foto: Bilderbox.de

Biotechnologie lässt Natur arbeiten Doch das Geschäft mit dem «Geheimwissen» der Natur ist alles andere als neu. Gygax weist darauf hin, dass die Schweizer Wirtschaft längst von der «Natur» durchdrungen ist – und gerade auch die in der Schweiz so starke Biotechnologie prägt. Zu den ältesten Formen, wie die Natur für Menschen arbeitet, gehören die Produktion von Brot und die Bierbrauerei. Später kam die Produktion von chemischen Substanzen wie der Zitronensäure hinzu, danach die Herstellung von Arzneimitteln. Dann wurden Therapeu-

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Empa. Auch die Universitäten Basel, Zürich und Lausanne und die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen forschen in dem Bereich. Als der Neurologe Patrick Aebischer im Jahr 2000 Präsident der ETH Lausanne wurde, machte er die «Life Sciences» – die Biowissenschaften – zu einem der Schwerpunkte der Hochschule. Rückschlag am Genfersee Aebischer wollte dabei die Genferseeregion zu einem der Kernregionen der Biowissenschaften in der Welt machen, gestützt auch auf Serono, damals eines der grössten Biotechunternehmen der Welt. Die Verlagerung der Forschung nach Boston durch die heutige deutsche Muttergesellschaft Merck ist da ein schwerer Rückschlag. Auch sonst wachsen die Bäume der Schweizer Biotechnologie derzeit nicht in den Himmel. Laut dem Swissbiotechreport 2012, herausgegeben von den wichtigsten Organisationen der Branche und vom Bund, ist der Gesamtumsatz der Branche im vergangenen Jahr von 9,3 auf 8,7 Milliarden Franken zurückgegangen – eine Folge der Frankenaufwertung. Insgesamt machte die Branche im 2011 einen Verlust von 350 Millionen Franken nach einem Gewinn von immerhin 480 Millionen Franken. Die Forschungsausgaben hielt sie mit 2,1 Milliarden Franken stabil. tika mit Hilfe der Gentechnologie und schliesslich mit Fermenten hergestellt – die Biotechnologie lässt die Natur für sich arbeiten. Heute sei die Biotechnologie in die unterschiedlichsten Wertschöpfungsketten eingewoben, von der Pharmaindustrie über die Diagnostik und Medizintechnik bis zur Kosmetik. Der Swissbiotechreport 2012, herausgegeben von den wichtigsten Organisationen der Branche und vom Bund, zählt rund 250 Unternehmen mit über 19 000 Beschäftigten. Weites Netz von Hochschulen Die Branche stützt sich auf ein weites Netz von Forschern. Zahlreiche Hochschulen haben sich in diesem Bereich spezialisiert. So beteiligen sich am Biotechnet, das von Daniel Gygax präsidiert wird, neben der Hochschule für Life Sciences FHNW auch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die Walliser Fachhochschule und die

Bald überall präsent? Daniel Gygax sieht die Biotechnologie vor einer grossen Zukunft. Er vergleicht sie mit der Informationstechnologie. «Am Anfang hatte man dort geglaubt, es werde weltweit nur ein paar wenige grosse Computer geben, die alle Aufgaben erledigen. Aber die Entwicklung ging in die entgegengesetzte Richtung. Computer wurden kleiner und verfügbar für alle.» Auch die Biotechnologie könne künftig mit ihren Produkten praktisch überall präsent sein, ohne dass dies die Verbraucher jedes Mal bemerken könnten. Die Natur, die in der Industriegesellschaft aus dem Alltag ausgesperrt wurde, kehrte damit auf dem Umweg über die Labore wieder zurück. Biomimikry als neuer Trend könnte dazu beitragen - und die Konferenz in Zürich sicherstellen, dass die Schweiz dabei eine wichtige Rolle spielt.

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«Ein wichtiges Thema wäre die Energiespeicherung. Wenn wir eine Möglichkeit fänden, grosse Mengen von Energie billig zu speichern, dann würde das grosse Folgen für die erneuerbaren Energien und ihre Marktfähigkeit haben.» Fotos: Bilderbox.de

ANTHONY GIDDENS, SOZIOLOGE

«Wir sind auf Innovatoren angewiesen» Anthony Giddens sieht im Klimawandel das grösste Risiko der Menschheit. Der britische Soziologe setzt seine Hoffnung auf die Innovationskraft der Wirtschaft. Dem Gipfel von Rio im Juni sollten mehr Taten folgen als seinem Vorgänger vor 20 Jahren.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Der Gipfel von Rio 1992 wollte eine globale Politik für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur anstossen, einschliesslich des Kampfes gegen den Klimawandel. Was ist davon übrig geblieben, jetzt, da die UN wieder einen Gipfel nach Rio einberufen? Anthony Giddens: Zuerst sollten Sie akzeptieren, dass Natur nicht länger Natur ist. Wie scheinen in ein Zeitalter einzutreten, das von Wissenschaftlern bereits Anthropozän genannt wird, so stark beeinflusst das menschliche Tun bereits die natürlich gegebene Welt. Dieses Zeitalter lebt mit grossen neuen Risiken. Bereits die blosse Tatsache, dass nun ein Gipfel Rio+20 stattfindet, weist auf ein grosses Problem, hin: Unsere Absicht, eine nachhaltige Welt zu gestalten und den Klimawandel zu begrenzen, führt nicht zu wirkungsvollem Handeln. Rio+20 sollte stärker von Taten gefolgt werden als Rio 1992. Was erwarten Sie von Rio+20? Ich hoffe, es wird echte Beschlüsse geben und vor allem auch echtes Geld. In den Klimaverhandlungen wird immer wieder Geld versprochen, ohne dass Geld fliesst. Ich hoffe, dass die Leute, die in Rio zusammenkommen, neue Ideen

hervorbringen. Aber ich zweifle, dass die UN mehr tun werden als allgemeine Rahmenbedingungen setzen.

ZUR PERSON

Ist der Klimawandel das wichtigste Thema auf der Agenda? Für mich ist der Klimawandel das dringlichste und schwierigste Thema, das vor uns liegt. Natürlich ist die Agenda von Rio umfassender als diejenige der Klimaverhandlungen. Der Gipfel soll sich mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen. Einige von ihnen sind politisch leichter zu handhaben. Es ist etwa leichter, sich mit der Wiederverwertung von Autoteilen zu beschäftigen, denn das schafft Wert. Es ist viel schwieriger, abstrakte künftige Risiken einer gestörten klimatischen Umwelt in den Griff zu bekommen.

Anthony Giddens, geboren 1938 in London, ist Soziologe und ehemaliger Direktor der London School of Economics. Giddens hat neben vielen anderen Themen auch über die Politik des Klimawandels geforscht. Er war Berater von Premierminister Tony Blair und ist seit 2004 als Lord Giddens Mitglied des britischen Oberhauses für die Labourpartei.

Was sind die grössten Hindernisse? In Bezug auf den Klimawandel ist es die schiere Untätigkeit der Wirtschaft, die von fossilen Energieträgern abhängt. Wir leben im Grunde in einer Gesellschaft, die auf fossilen Energieträgern basiert. Es ist sehr schwer, einen solchen Moloch zu bewegen, und wir haben ihn bisher nur ganz wenig bewegen können. Wir verschwenden stattdessen die Ressourcen, von denen wir abhängen. Ich hoffe, dass wir in den nächsten zwanzig Jahren mehr praktische Wirkung erzielen. Es ge-


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schieht viel, wenn auch vieles davon unabhängig voneinander statt auf staatlichem oder sogar globalen Niveau. Warum ist das wichtig? Wir brauchen viel Innovation, und viel davon kann auf lokalem Niveau stattfinden. Man kann versuchen, auf lokalem Niveau auf eine kohlendioxidarme Wirtschaft umzustellen. Aber wenn diese Versuche nicht auf höherem Niveau miteinander verbunden werden, dann wird das nicht die erwünschten Folgen haben. Wir brauchen einen tiefen strukturellen Wandel. Es könnte sein, dass die Kombination von wirtschaftlicher und ökologischer Krise einen Durchbruch bringt. Aber das scheint derzeit nicht der Fall zu sein. Welche Rolle spielen die Märkte? Marktmechanismen spielen eine wichtige Rolle, aber meist innerhalb von Rahmenbedingungen, die von den Regierungen gesetzt werden. Im Idealfall arbeiten Unternehmen und Regierungen in der Forschung zusammen. Ein wichtiges Thema wäre die Energiespeicherung. Wenn wir eine Möglichkeit fänden, grosse Mengen von Energie billig zu speichern, dann würde das grosse Folgen für die erneuerbaren Energien und ihre Marktfähigkeit haben. Aber es ist nicht so leicht, Investoren für solche Forschungen zu finden. Deshalb muss auch der Staat beteiligt werden. Auch Steuern haben einen Einfluss, da sie die Preise mit beeinflussen.

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Das Kyoto-Protokoll hat versucht, Marktmechanismen zu nutzen, indem es Emissionshandelssysteme ermöglicht hat. Mit Erfolg? Der Emissionshandel ist im grossen und ganzen gescheitert. Das europäische System hat einen gewissen Beitrag geleistet. Aber ich glaube nicht, dass er das entscheidende Instrument ist, auf das seine Erfinder gehofft haben. Wir müssen uns nach anderen Instrumenten umschauen. Welchen? Mehreren. Wir sind bis zu einem gewissen Grad auf Innovatoren angewiesen. Alle bestehenden Technologien haben Grenzen. Es ist auch teuer, wenn man zum Beispiel Kohle mit erneuerbaren Energien ersetzen will. Es gibt auch keine Garantie, dass wir die Innovation finden werden, welche den Wechsel ermöglicht. Daher sieht unsere Zukunft ziemlich gefährlich aus. Können wir nicht einfach Bäume pflanzen? Nein, so einfach geht das nicht. Man müsste so etwas wie einen Staubsauger erfinden, der die Treibhausgase in grossem Massstab aus der Atmosphäre holt, ohne allzuviel Schaden anzurichten. Klimawandel ist das grösste der Risiken, die wir kennen, und da würde ich auch die Kernwaffen darunter zählen. Wir haben keine Erfahrung, wie wir mit diesem Risiko umgehen sollen. Und es könnte bald schon zu spät sein.

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DANIEL GYGAX, BIOTECHNET SWITZERLAND

Fotos: Bilderbox.de / zVg

Der Biotechnologie fehlt es an Nachwuchs Der Abbau bei Merck Serono in Genf ist ein herber Schlag für die Schweizer Biotechnologiebranche. Nun müsse sich zeigen, ob die Branche dynamisch sei, sagt Daniel Gygax, Präsident des biotechnet Switzerland, ein Forschung- und Entwicklungskonsortium von Hochschulen und Forschungsorganisationen der Schweiz.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Ist der Abbau bei Serono ein harter Schlag für die Schweizer Biotechnologie? Daniel Gygax: Wenn eine Firma wie Merck Serono in der Region Genf so viele Stellen abbaut, dann ist das ein harter Schlag. Vielleicht war die Innovationskraft von Merck Serono nicht so stark wie erhofft. Es stellt sich die Frage, wie die Region und die Biotechnologiebranche darauf reagieren. Ist sie dynamisch genug, die freigesetzten Mitarbeiter zu absorbieren? Ist die Branche dynamisch? Im Verlaufe der letzten zehn Jahre ist die Biotechnologiebranche stetig gewachsen. Viele Kantone betreiben eine aktive Standortförderung, um jungen Firmen ein günstiges Umfeld zu bieten. Die Branche verspürt aber auch heftigen Gegenwind wie die globale Konkurrenz, den starken Franken und den Kostendruck im Gesundheitswesen. Die Entwicklung von komplexen Biotech-Produkten ist eine Gratwanderung. Die Wertschöpfungskette beinhaltet eine enorme Wissens- und Kompetenzbreite, die mit Absolvierenden aus dem dualen Bildungssystem der Schweiz zwar hervorragend alimentiert wird. Aber es sind zu wenige, die in der Schweiz ausgebildet werden. Um die Dynamik der Branche auf hohem Niveau halten zu können, brauchen wir gut ausgebildete Mitarbeitende auf allen Ebenen und eine Förderung der Forschung. Das sind Aufgaben, wo der Staat mitgefordert ist. Tut der Staat nicht schon viel? Es gibt den Nationalfonds, der vor allem die Grundlagenforschung unterstützt. Dann gibt es die KTI (die Innovationsförderagentur des Bundes, stk), die gezielt Projekte fördert, an denen Hochschulen und Industrie gemeinsam beteiligt sind. Das Biotechnet Switzerland hat in den letzten zehn Jahren zusammen mit der Industrie Projekte im Umfang von 50 Million Franken durchgeführt. Daraus resultierten neue Produkte und verbesserte Prozesse. Merck verlagert die Forschung nach Boston. Wird die Schweiz in der Forschung abgehängt? Bei den Hochschulen sind wir sehr gut aufgestellt, sowohl bei den universitären Hochschulen, in den Bereichen Grundlagenforschung und Start-ups als auch bei den Fachhochschulen, die anwendungsorientierte Forschung betrei-

Die Biotechnologiebranche verspürt heftigen Gegenwind wie die globale Konkurrenz, den starken Franken und den Kostendruck im Gesundheitswesen.

ben. Vergessen sollten wir aber nicht die gut ausgebildeten Berufsleute, die in den industriellen Forschungsgruppen viel zum Erfolg der hiesigen Forschung beitragen. Hier haben wir einen Vorteil, um den uns viele im Ausland beneiden. Biotechnet ist ein Zusammenschluss von Instituten der Fachhochschulen und der Empa. Was ist das Besondere an den Fachhochschulen? Die technisch orientierten Fachhochschulen sind aus den Techniken hervorgegangen, die reine Lehranstalten waren. Heute betreiben die Fachhochschulen praxisbezogene oder anwendungsorientierte Forschung. Wir helfen der Industrie, Ideen und Resultate in neue Produkte und Prozesse umzusetzen. In den letzten Jahren hat zum Beispiel meine Arbeitsgruppe im Bereich Diagnostik die Möglichkeit gehabt, mit der Firma Bühlmann Laboratories in Schönenbuch zusammenzuarbeiten. Aus dieser engen Zusammenarbeit sind vier Produkte entstanden. Solche Projekte werden oft über die KTI finanziert. Viele Forscher an den Fachhochschulen sehen sich als Umsetzer. Stromaufwärts arbeiten wir mit den universitären Hochschulen zusammen und stromabwärts mit der Industrie. Die meisten Start-ups kommen heute aber aus dem universitären Bereich, nicht aus den Fachhochschulen. Warum? Das ist eine strukturelle Frage. Die Universitäten haben das Promotionsrecht, sie können Doktoranden ausbilden. Im Rahmen von Dissertationen und Post-docs können interessante Resultate in ein Geschäft überführt werden. Sollten die Fachhochschulen das Promotionsrecht bekommen? In Deutschland haben die Fachhochschulen das Promotionsrecht. In der Schweiz steht die Diskussion noch an. Es geht aber weniger um das Promotionsrecht, als vielmehr um die Frage, wie wir stabile Kompetenzen in den Arbeitsgruppen aufbauen können und den jungen Menschen erst noch zu einer besseren Qualifikation verhelfen. Wir bräuchten Bachelor- oder Masterabsolventen, die sich über drei bis fünf Jahre intensiv mit der anwendungsorientierten Forschung auseinandersetzen und zum Beispiel mit einem Master of Translational Research abschliessen. Diese Ausbildung könnte zu gleichen Teilen von der KTI und der Industrie getragen werden.

ZUR PERSON Dr. Daniel Gygax ist Professor am Institut für Chemie und Bioanalytik der Hochschule für Life Sciences an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz und Lehrbeauftragter an den Universitäten Basel und Palermo. Er ist Präsident vom Biotechnet Switzerland, einem Zusammenschluss der im Bereich der Biotechnologie tätigen Hochschulen und Forschungsorganisationen.


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ

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STRUKTURWANDEL

Agrarprotektionismus VON RUDOLF STRAHM

So hatte man sich die helvetische Agrarpolitik nicht vorgestellt. Eigentlich wollte man die schweizerische Landwirtschaft fit machen für die zukünftige Öffnung. Man wollte den Strukturwandel beschleunigen, die Milchproduktionsüberschüsse in Griff kriegen, die Betriebsgrösse von heute durchschnittlich rund 18 Hektar anheben. Denn die schweizerische Landwirtschaft ist in beängstigendem Mass starr, kleinbetrieblich, teuer, und der Strukturwandel hat sich bei ihr sogar verlangsamt. Bundesrätin Doris Leuthard wollte den Strukturwandel mit einer schrittweisen Öffnung des Agrarmarkts gegenüber den EU-Staaten sanft beschleunigen. Doch schon wegen ihrer Absichtserklärung musste sich die Bundesrätin beschimpfen und mit Stallstiefeln bewerfen lassen. Ihre Parteifreunde setzten sich langsam und schleichend von ihren Öffnungsplänen ab. Und im Parlament formierten Agrarlobbyisten eine parteienübergreifende Marktabschottungskoalition, die den EU-feindlichen SVP-Block mit freisinnigen, christlichsozialen, grünen Agrarprotektionisten und welschen Linken ausweitete. Marktöffnung wird zurückbuchstabiert Noch bevor die Verhandlungen über ein Agrarfreihandelsabkommen mit Brüssel richtig und substanziell vorangekommen waren, begann von bäuerlicher Seite ein Trommelfeuer gegen jede Marktöffnung. Nicht nur Landwirte, sondern auch Teile des Agrobusiness, die als Trittbrettfahrer vom Zollschutz profitieren, mobilisierten gegen die Öffnung. Dazu gehören der 5-Milliarden-Agrarhandelskonzern Fenaco, der die Schweizer Bauern dank der Marktabschottung um durchschnittlich 20 Prozent teurer beliefert. Im Parlament gab es eine konkurrierende Serie von Vorstössen aus dem SVP- und dem CVP-Lager, die einen Abbruch der Verhandlungen mit Brüssel forderten. Im Nationalrat waren diese Vorstösse erfolgreich, im Ständerat halbwegs. Im Moment sind die Verhandlungen mit Brüssel in Agrarfragen eingefroren und ein hilfloser Wirtschaftsminister schwurbelt seither in allen Landessprachen, um die Protektionisten zu besänftigen.

DER AUTOR

Rudolf Strahm ist Chemiker und Ökonom. Er war von 1991-2004 Nationalrat und von 2004-2008 Eidgenössischer Preisüberwacher.

Weltkriegsideologie zur Marktabschottung Nationalrat und Bauernverbandsdirektor Jacques Bourgeois, ausgerechnet ein Freisinniger, führte die Speerspitze der Protektionisten und erhielt dabei von den eigenen FDPFraktionskollegen Unterstützung. Bourgeois lancierte das Begehren, der Bund müsse die schweizerische Nahrungsmittelproduktion auf «Ernährungssouveränität» ausrichten. Das ist im Grunde eine Forderung nach Marktabschottung. Ihre Wurzeln finden sich in der Selbstversorgungsstrategie des Zweiten Weltkriegs. Bei der tierischen Produktion haben wir einen kalorienmässigen Selbstversorgungsgrad von über 95 Prozent, bei der pflanzlichen von 48 Prozent. In einem hochentwickelten, global vernetzten Industrieland ist ein solcher kriegswirtschaftlicher Protektionsgrad ein absurder Anachronismus, zumal er den Steuerzahler derzeit 3,7 Milliarden Franken Agrarsubventionen und den Konsumenten und Gastwirtschaftsbetrieben zusätzlich 5 Milliarden Importpreisanhebung mit höheren Nahrungskosten abfordert. Importprotektionismus wird ausgebaut Mit dem Cassis de Dijon-Prinzip, beschlossen erst 2010, wollte man auch bei verarbeiteten Nahrungsmitteln eine Marktöffnung durch Zulassung europäischer Produkte

erleichtern. In der Verwaltungspraxis wurde die Marktzulassung aber so restriktiv ausgestaltet, dass bisher nur etwa hundert Lebensmittelprodukte einen erleichterten Marktzugang erhalten haben. Von bäuerlicher Seite fordert man sogar die Abschaffung dieses EU-konformen Marktzugangsprinzips im Nahrungsmittelbereich. Nun steht ein weiteres protektionistisches Moment zur Diskussion, nämlich die Swissness-Vorlage. Mit ihr will man eine Art Markenschutz für Schweizer Produkte einführen: Es muss mindestens 60 oder 80 Prozent Rohstoff mit Schweizer Ursprung im Nahrungsmittel stecken, damit das Produkt ein Schweizer-Label erhält. Die Vorlage wird im Bundesbern seit vier Jahren hin- und hergeschoben. Nun steht uns ein weiterer protektionistischer Coup bevor. Das sog. «Schoggigesetz», dessen Auslaufen für 2013 vorgesehen war, soll reaktiviert und verlängert werden. Das heisst, Nestlé soll für den Kauf schweizerischer Industriemilch für Exportschokolade und Exportbabynahrung weiterhin eine Produktverbilligung vom Bund erhalten. Finanziert werden diese «Ausgleichzahlungen» aus den Importzöllen, die den Konsumenten bei Agrarimporten zugeschlagen werden. Die Konsumenten werden geschröpft, damit Nestlé, Kambly und Konsorten weiterhin staatliche Produktverbilligungen beim Kauf von inländischen Agrarprodukten abrahmen können. Schwache Führung im Volkswirtschaftsdepartement Alle diese protektionistischen Tendenzen würden nicht derart ausufern, wenn unser Agrar- und Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann eine klare Linie verfolgte, den nötigen Strukturwandel mal mit Überzeugung verträte und begründete. Der bäuerlichen Abschottungsstrategie hat er aus ängstlicher Konfliktverdrängung bisher nichts entgegengesetzt. Nachdem ein Abkommen für eine generelle Agrarmarktöffnung für viele Jahre unmöglich geworden ist, müsste nun eine sektorielle Öffnung für Teilbereiche realisiert werden. Zum Beispiel könnte der Bundesrat in eigener Regie entscheiden, Tierfutterimporte für die Schweine- und Geflügelmast zu erleichtern. Oder er könnte den Importzoll von Nicht-Saison-Gemüse senken, denn die halbindustrielle Gemüseproduktion in geheizten Treibhäusern ausserhalb der Saison verdient keinen Agrarprotektionismus. Verpasste Chancen Österreich hat eine ähnlich strukturierte Landwirtschaft und Topographie wie die Schweiz. Seit dem EU-Beitritt verfolgte es eine konsequente Exportförderungspolitik mit hochpreisigen Spezialitäten, mit Bio-, Alpen- und Weideprodukten für die kaufkräftigen Mittelschichten in Europas Grossstädten. Das österreichische Agrarmarketing AMA wirbt mit «Bio», «Natur», «Alpen» und besetzt mit grossem Erfolg den Hochpreismarkt für Agrarspezialitäten. Einmal besetzt, lässt er sich kaum mehr zurückerobern. Einzig beim Wein und bei Spezialkäsesorten ist die schweizerische Landwirtschaft mit Spezialitäten halbwegs konkurrenzfähig, - ausgerechnet bei Produkten, bei denen eine gewisse Marktöffnung durchgesetzt worden war. Viele meinen immer noch, man würde unseren Bauern helfen, wenn man den Agrarprotektionismus auf die Spitze treibt. Doch langfristig erweist man ihnen einen tödlichen Dienst: Sie werden bei den nächsten Marktöffnungsrunden, zum Beispiel der WTO, noch stärker unter die Räder geraten. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.


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KONJUNKTURUMFRAGE II/2012

Trends und Facts Auch nach dem zweiten Quartal 2012 teilen sich die Meinungen der Wirtschafts-Auguren. Fest steht, dass die Krise noch nicht ausgestanden ist. Aber die Zeichen deuten auf eine Stabilisierung hin. Nach Meinung von Dr. Daniel Kalt, Chefökonom der UBS, zeigt sich die Schweizer Wirtschaft resistent und flexibel, was für ein positives Wirtschaftswachstum sprechen könnte. Andere Experten zeigen sich eher skeptisch.

1. Wie schätzen Sie die Wachstumschancen für die Schweizer Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten ein?

2. Welche Risiken sehen Sie für die Schweizer Wirtschaft?

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Die schweizerische Wirtschaft wird sich in den nächsten Monaten etwas erholen. Die Wechselkurssituation wird jedoch weiterhin bremsend wirken.

Die Risiken betreffen in erster Reihe die Entwicklung in der EU. Eine Eskalation der Probleme, seien es Schwierigkeiten, die Defizite der öffentlichen Haushalte in Grenzen zu halten oder eine strenge Austeritätspolitik auch in den Ländern, die es weniger nötig haben, wird die Schweiz als Handelspartner treffen.

Dr. Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz

Das Wirtschaftswachstum hat sich in den vergangenen Monaten zwar in der Schweiz wie auch im gesamten europäischen Umfeld abgeschwächt. Wir erwarten jedoch nicht, dass die Schweizer Wirtschaft in eine eigentliche Rezession abgleitet. Vorlaufende Konjunkturindikatoren deuten auf eine Stabilisierung in den kommenden Monaten hin. Sicherlich ist angesichts der erneuten Eskalation der europäischen Schuldenkrise die Unsicherheit über den weiteren Wirtschaftsverlauf hoch. Doch hat sich die Schweizer Wirtschaft bisher sehr resistent und flexibel gezeigt, sodass wir für das gesamte 2012 immer noch mit einem positiven Wirtschaftswachstum rechnen.

Auf der einen Seite sind sicherlich ein Staatsbankrott Griechenlands und ein ungeordneter Austritt aus dem Euro das unmittelbarste Risiko, denn dann würde es erneut zu massivem Aufwertungsdruck im Schweizer Franken kommen und die SNB müsste mit hohen Summen an den Währungsmärkten intervenieren. Wie teuer uns letztlich die Währungsuntergrenze zustehen kommt, ist damit weiterhin offen. Längerfristig ein mindest ebenso grosses Risiko sehe ich im Immobilienmarkt. Wenn sich die Preisübertreibungen bei Wohnimmobilien infolge der rekordtiefen Zinsen und der starken Immigration noch ein bis zwei Jahre so fortsetzen, könnte ein dereinst drohende stärkerer Zinsanstieg zu einem eigentlichen Immobilienmarkt-Crash führen.

Bruno Chiomento, CEO

Für die nächsten Monate wird die Schweizer Wirtschaft bestenfalls noch ganz leicht wachsen. Wahrscheinlicher scheint mir gar, dass sie ganz leicht schrumpfen wird.

Die Probleme der europäischen Schuldenkrise sind alles andere als gelöst und beinhalten auch für die Schweiz erhebliche Konjunkturrisiken. Diese haben sich in den letzten Monaten auch durch politische Entwicklungen nochmals verschärft.

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Das konjunkturelle Umfeld bleibt schwierig. Das Wachstum in den Industrienationen ist bestenfalls schwach, das der Schwellenländer wird schwächer. Im Zusammenspiel mit dem weiterhin starken Franken wird das die Schweizer Exportwirtschaft belasten. Aufgrund der unsicheren Geschäftsaussichten dürfte die Investitionstätigkeit verhalten sein.

Kurzfristig droht Ungemach vom Verlauf der europäischen Schuldenkrise. Sollten neben Italien und Spanien auch noch Frankreich und Deutschland in eine Rezession rutschen, würde dies die Exportwirtschaft noch mehr in Mitleidenschaft ziehen und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zusätzlich hemmen. Mittelfristig gilt es die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt im Auge zu behalten.

Dr. Eric Scheidegger, Stv. Direktor

Die jüngsten Indikatoren zeigen ein gemischtes Bild. Gemäss KOF rechnen die Firmen in der CH-Industrie mit einer leichten Nachfragebelebung in den kommenden Monaten. Nach Branchen zeigt sich ein sehr differenziertes Bild. Relativ stabil verhalten sich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Zu einer Verbesserung kam es im Bau und im Detailhandel, während im Grosshandel und Gastgewerbe gegenüber dem 1. Quartal eine Verschlechterung eintrat. Daher ist konjunkturelle Verbesserung derzeit und für die kommenden Monaten noch nicht gefestigt. Insgesamt werden die ungünstigen Wirtschaftsindikatoren in einigen Ländern Europas die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung der Schweiz beeinflussen.

Momentan müssen wir davon ausgehen, dass die gegenwärtige Konjunkturschwäche im Euroraum, mit einer Rezession in Südeuropa, nur zögernd überwunden wird. Entscheidend wird sein, dass die Schuldenkrise im Euro-Raum unter Kontrolle bleibt. Gemäss IMF (April 2012) bleibt die Weltwirtschaft ungewöhnlich verletzlich, obwohl die Rettungsschirme im Euroraum geholfen haben, einige Risiken zu verringern. Die unmittelbar grössten Risiken sind mit der Euroraum-Krise verbunden. Das Ländergefälle wird in den kommenden Monaten gross bleiben: Die Krisenländer leiden unter den negativen Effekten der Sparprogramme, unter Immobilienkrisen und angeschlagenen Banken, entsprechend hartnäckig dürfte die Rezession ausfallen.


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ

Der Detailhandel wird nach Meinung der Experten durch die anhaltende Zuwanderung Zuwachs erhalten.

3. Für welche Branchen erwarten Sie einen Aufwärtstrend, für welche einen Abwärtstrend?

4. Wie wird sich der Franken in den nächsten sechs Monaten zu den wichtigen anderen Währungen entwickeln?

Die Uhrenindustrie läuft bereits sehr gut und wird kaum mehr zulegen. Die Aussichten für die Pharmaindustrie und das Gesundheitswesen sind weiterhin günstig. Generell sind die Dienstleistungen eher bevorzugt in der momentanen Situation.

Der Franken/Euro-Wechselkurs wird dank der von der SNB festgelegte Untergrenze wohl eine Weile auf dem heutigen Niveau bleiben. Auf längerer Sicht gehen wir von einer Abschwächung aus.

Da die Schweizer Binnenwirtschaft auf Hochtouren läuft, verzeichnen die binnenorientierten Sektoren weiterhin einen soliden Geschäftsgang, allen voran die Bau- und Immobilienwirtschaft. Selbst in der Exportwirtschaft gibt es mit der Uhrenoder der Pharmabranche durchaus Bereiche, die sich gut gehalten haben, während der Tourismus sowie die klassischen Industrie- und Investitionsgüterbranchen vergleichsweise stark unter der Frankenstärke leiden.

Wir gehen davon aus, dass die SNB die Frankenuntergrenze zum Euro über die nächsten sechs Monate wird verteidigen können und EUR/CHF somit nahe bei 1.20 und im Falle einer Entspannung in der Eurokrise auch einmal gegen 1.23 tendieren könnte. Angesichts der virulenten Eurokrise, dürfte der USD über die nächsten Monate weiter zulegen, längerfristig gehen wir jedoch von einer Abschwächung des Greenbacks aus. Auch das britische Pfund dürfte kurzfristig gegenüber dem CHF zulegen können.

Viele exportorientierte Branchen in der Investitionsgüterindustrie werden mehr Mühe bekommen, andere wie die Luxusindustrie werden weiterhin vom starken Wachstum in den Schwellenländern profitieren.

Der Franken wird sich zum Euro und Dollar durch die Währungspolitik der Nationalbank gemäss meinen Erwartungen stabil entwickeln. Allerdings dürften die Kosten respektive die Risiken dieser Politik ansteigen, vor allem wenn sich die Entwicklungen rund um Griechenland dramatisch zuspitzen würden. Wie lange man die Grenze von CHF 1.20 dann politisch noch halten kann, darf zumindest hinterfragt werden.

Die Schweizer Uhrenindustrie profitiert weiterhin von der steigenden Nachfrage nach Luxusgütern aus den Schwellenländern. Die zu beobachtende Konjunkturabkühlung etwa in China belastet den Ausblick allerdings. Dies wird auch den Druck auf andere exportorientierte Branchen, wie etwa die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, erhöhen, welche bereits heute unter der schwachen Konjunktur in Europa leiden. Binnenorientierte Branchen erhalten weiterhin Unterstützung von der Zuwanderung und den tiefen Zinsen.

Vor dem Hintergrund der immer noch angespannten Lage in der Eurozone wird die Schweizerische Nationalbank an der Kursuntergrenze von 1.20 Franken für einen Euro auf absehbare Zeit festhalten. Die Entwicklung gegenüber den anderen Hauptwährungen wird damit durch die Entwicklung gegenüber dem Euro bestimmt.

Wir erstellen keine Branchenprognosen, kurzfristig wird jedoch ihre geographische Exportorientierung die Entwicklung massgeblich beeinflussen.

Das SECO erstellt keine Wechselkursprognosen.

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Foto: Bilderbox.de


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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK

Auch das Gesundheitswesen wird durch die demografische Entwicklung expandieren können.

Foto: Bilderbos.de

5. Wie wird sich der Binnenmarkt im gleichen Zeitraum entwickeln?

6. Wie wird sich der Arbeitsmarkt in den nächsten sechs Monaten entwickeln?

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Die binnenorientierten Firmen können sich dank eines robusten Arbeitsmarkts gut behaupten, auch wenn die Konkurrenz aus dem Ausland gewachsen ist.

Die Beschäftigung steigt langsam, ohne aber die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Eine nennenswerte Reduktion der Arbeitslosenzahlen ist in diesem Jahr nicht zu erwarten.

Dr. Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz

Die Binnenwirtschaft wird in unserer Einschätzung weiterhin solide Wachstumsraten aufweisen. Allein die anhaltend starke Immigration und dem dadurch generierten Bevölkerungswachstum von rund einem Prozent beschert der Schweizer Wirtschaft erheblich Rückenwind. Zusammen mit den rekordtiefen Zinsen sowie der wieder steigenden Konsumentenstimmung dürften sowohl die konsumnahen Branchen wie auch die Bau- und Immobiliensektoren weiterhin von einer soliden Nachfrage profitieren.

Entgegen der zum Teil sehr düsteren Szenarien von Hunderttausenden von Arbeitslosen hat sich die Situation auf dem Schweizerischen Arbeitsmarkt über die letzten Monate kaum verschlechtert. Im Gegenteil, die Beschäftigung in der Schweiz ist zuletzt weiter angestiegen. Wir gehen auch weiterhin davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt dank der solid laufenden Binnenwirtschaft weiterhin gut entwickeln wird und kein dramatischer Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten ist.

Bruno Chiomento, CEO

Immer noch besser als die Exportwirtschaft, denn auch hier wird es nicht ohne eine Abkühlung der Nachfrage ausgehen. Die Investitionsbereitschaft wird unter diesen Voraussetzungen gehemmt und dies wird nicht ohne Effekt auf die Wachstumszahlen bleiben.

In der Finanzindustrie wahrscheinlich rückläufig und für den Gesamtmarkt rechne ich bestenfalls mit stabilen Arbeitslosenquoten.

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Die Binnenwirtschaft dürfte auch in den nächsten Monaten von der anhaltenden Zuwanderung Unterstützung erhalten. Allerdings dürfte die Preispolitik vieler Unternehmen unter besonderer Beobachtung stehen. Bereits jetzt sinken die Preise auf breiter Front.

In den letzten Monaten hat der Arbeitsmarkt der Frankenstärke und der Konjunkturverlangsamung noch trotzen können. Allerdings dürfte sich das schwache konjunkturelle Umfeld in den nächsten Monaten stärker auswirken. So melden die Unternehmen derzeit knapp 14 Prozent weniger offene Stellen als noch vor einem Jahr. Dies ist ein deutlicher Vorbote für einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten.

Dr. Eric Scheidegger, Stv. Direktor

Mit Binnenmarkt werden oft der private Konsum und die Bauinvestitionen gemeint. Die Zinsen auf den Kapitalmarkt sind auf neuen Tiefstständen, daher wird der Druck, Schulden zu machen oder sie zu amortisieren viel kleiner als noch vor einigen Monaten. Tiefere Verschuldungskosten können einen Bauboom fördern. Auch für andere Sektoren der Wirtschaft, bleibt es sehr wichtig in dieser Situation, die neuen Investitionen gut zu überdenken und ihre mittelfristige Tragbarkeit, mit anderen Zinsszenarien, zu prüfen. Die weiterhin rege Zuwanderung erweist sich auch in diesem Jahr 2012 als Stütze für den privaten Konsum. Andere Wirtschaftszweige (Verwaltung, Gesundheits- und Sozial- und Unterrichtswesen) sind auch stark binnenorientierte Branchen und werden nur schon aus demografischen Gründen weiter expandieren.

Ein leichter Anstieg der Arbeitslosenzahlen wurde im April 2012 auf Basis der saisonbereinigte Daten registriert. Diese Tendenz könnte sich in den kommenden Monaten fortziehen. Ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit ist wahrscheinlich. Für die kommenden Monate deuten jedoch verschiedene vorlaufende Indikatoren nicht auf eine rapide Verschlechterung hin. Die derzeitige Konjunkturschwäche wird jedoch noch für einige Monate negativ auf dem Arbeitsmarkt nachwirken. Im Jahresdurchschnitt bedeutet dies aus heutiger Sicht (Ende Mai) Arbeitslosenquoten von 3,4% für 2012 sowie 3,7% für 2013.


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ CHRISTOPH JUEN, CEO HOTELLERIESUISSE

Hoffen auf 2013 Die Schweizer Hotellerie leidet unter dem starken Franken. Für den Sommer rechnet Christoph Juen, Chef von hotelleriesuisse, nochmals mit einem Rückgang. Doch die Inflation im Euroraum verringert den Abstand zu den Nachbarn. 2013 könnte es wieder aufwärts gehen.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Wie hat die Hotellerie den Winter abgeschlossen? Christoph Juen: Das Ergebnis liegt über 3 Prozent im Minus. Das Muster überrascht allerdings: Viele Schweizer haben in diesem Winter in der Schweiz Ferien gemacht. Bei ihnen ist die Zahl der Übernachtungen um rund 1,5 Prozent gewachsen. Bei den Ausländern liegen wir 7 Prozent im Minus. Besonders stark ist der Rückgang aus Deutschland. Eine Studie der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich zeigt, dass die Wechselkurssensibilität bei den deutschen Gästen ausgeprägt hoch ist. Wie hat sich der Städtetourismus entwickelt? Die grossen Städte haben sich mit einem leichten Plus von 0,5 Prozent halten können. Auch hier sind die Übernachtungen von Ausländern mit 0,5 Prozent im Minus leicht rückläufig. Die Konjunktur schlägt nun auch auf den Geschäftstourismus im Ausland durch.

Ich vermute, dass wir bei der Kaufkraftparität schon deutlich unter 1,40 liegen. Ende 2013 dürften wir um die 1,30 sein. Das heisst umgekehrt, dass die Kosten in der Schweiz gedeckelt oder gesenkt werden müssten. Das ist richtig. Deshalb haben wir als Notmassnahme vorgeschlagen, für ein Jahr den Mehrwertsteuersatz auf Null zu setzen. Das konnte die Politik leider nicht nachvollziehen. Jetzt müssen wir bei den Kosten ansetzen. Wir dürfen auf der Lohnseite keine zusätzlichen Kosten übernehmen und hoffen deshalb bei den Gewerkschaften auf Augenmass. Wir haben bereits mit dem Bundesamt für Landwirtschaft und dem Bauernverband darüber gesprochen, dass das Zollsystem beim Fleisch durchgekämmt wird. Wenn wir zu denselben Bedingungen einkaufen könnten wie Österreich, würde das unsere Kosten um 1 Milliarde Franken senken. Das ist ein grotesker Wettbewerbsnachteil. Wie hat sich die Marge entwickelt? Viele Betriebe haben Zugeständnisse bei den Preisen gemacht. Man beginnt sich zu unterbieten, nimmt Gruppen rein. Im Berner Oberland dürfte der Ertrag im März um 25 Prozent gesunken sein.

Schweizer bleiben der Schweizer Hotellerie treu, gut besucht ist z.B. das Grand Hotel Les Trois Rois. Fotos: hotelleriesuisse.ch /Alain D. Boillat

Wie wird es im Sommer aussehen? Im Städtetourismus befürchten wir für den Sommer ein leichtes Minus von etwa 1 Prozent, aber auf einem relativ hohen Niveau.

Wie sieht es bei den verschiedenen Sternekategorien aus? Zu den rückläufigen Übernachtungszahlen kommt ein verschärfter Wettbewerb hinzu. Viele Hotels geben deshalb bei den Preisen nach. Wenn ein Fünf-Stern-Hotel preislich auf die Vier-Stern-Ebene taucht, dann müssen die Vier-Stern-Hotels nachziehen. Der Druck ist daher besonders im Drei-Stern-Bereich hoch, am geringsten im Fünf-Stern- und im Ein-Stern-Segment. Wie wirkt sich die wachsende Beliebtheit von bed and breakfast und anderen günstigen Angeboten aus? Im bed and breakfast-Bereich und in der Parahotellerie konnten die Übernachtungen gehalten und sogar gesteigert werden. Das Angebot nimmt jetzt laufend zu, und die Anbieter gehen in die Buchungssysteme rein. Das bedeutet einen Druck auf das Drei-Stern-Segment. Für uns ist es wichtig, dass man diese Durststrecke übersteht und die Gäste trotzdem behält. Denn es geht ja darum, dass wir einen qualitativ guten Tourismus haben und ausgabefreudige Touristen. Und da stehen wir gut. Die Gäste kommen trotz des Wechselkurses gern in die Schweiz.

Wie wird sich die Ferienhotellerie entwickeln? Der Rückgang wird sich fortsetzen, aber er nähert sich der Talsohle. Wir rechnen mit einer Halbierung des Rückgangs auf 1,5 bis 1,7 Prozent. Die Schweiz wird wieder stabilisierend wirken. Gerade im Sommer haben wir verhältnismässig mehr Gäste aus dem Ausland als im Winter, gerade auch aus dem Nicht-Euro-Raum. Wird der Rückgang regional überall gleich sein? In der Zentralschweiz etwa erwarten wir in diesem Sommer noch recht gute Resultate. Hier haben wir immer mehr Gäste aus Asien, Lateinamerika. Es ist eben wichtig, dass man in diese wachsenden Schwellenländermärkte investiert. Hier könnte der Bund noch mehr für Schweiz Tourismus tun.

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ZUR PERSON Dr. Christoph Juen ist CEO des Branchenverbandes hotelleriesuisse.

Dann schmerzt der Wechselkurs weniger als erwartet? Die Eurozone geht in Richtung auf eine sanfte Inflationierung. Damit reduziert sich der Abstand jedes Jahr um 3 bis 3,5 Prozent.

Wie wirkt sich die Lage auf die Investitionen aus? Wir haben einen Zusatzkredit für die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit bekommen. Jetzt müssen gute Projekt rasch finanziert werden. Wir sind aber in der glücklichen Lage, dass viele Betriebe ihre Investitionen in den guten Jahren bis 2009 gemacht haben. Die Branche ist also punkto Innovationsbereitschaft sehr gut aufgestellt. Welche Wirkung hat die Zweitwohnungsinitiative? Es ist in solchen Zeiten wichtig, dass die Hotels erneuern können, indem sie die Investitionen über den Verkauf einiger Residenzen mitbestreiten. Ohne das geht es vielerorts gar nicht mehr. Wird es eine Lösung geben, die sowohl die Initianten als auch die Hotelliers zufriedenstellt? Wir sind auf dem besten Weg. Die Initianten richten sich vor allem gegen die Betonisierung der Alpenräume. Der Trumpf des Tourismus ist die Natur. Wenn man sich darin treffen kann, dass die Betten nicht kalt bleiben, sondern bewirtschaftet werden. Dann ist ein Konsens möglich. Wie wird es auf längere Sicht mit den Übernachtungen aussehen? Wir werden gegen Ende Jahr den Boden sehen und hoffen, dass es 2013 wieder aufwärts geht. Mit ein wenig Glück könnten wir die Zahlen vielleicht schon im Winter stabilisieren.


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UZ l EUROPA

POLEN

Kein Land der Auswanderer Kaum ein EU-Land wächst so schnell wie Polen. Die Ängste der Schweiz, von arbeitsuchenden Polen überflutet zu werden, sind unberechtigt. Im Gegenteil: Der Aufschwung hält die Polen im Land. Die EM wird Polen nochmals Schub geben.

TEXT UND INTERVIEW AURELIUSZ M. PEDZIWOL, WARSCHAU/ KATTOWITZ

Die Angst ist unberechtigt gewesen. Bevor Deutschland, Österreich und die Schweiz als letzte Staaten Westeuropas am 1. Mai 2011 ihre Arbeitsmärkte für die Bürger der neuen EU-Mitgliedsstaaten öffneten, hatte die damalige polnische Sozialministerin Jolanta Fedak geschätzt, dass 400 y000 ihrer Mitbürger binnen vier Jahre auswandern werden. Foto: Keystone.ch

Wachstum ohne Unterbrechung Doch sie wird nicht recht behalten. Zum einen sind die meisten, die in der Auswanderung bessere Zukunft gesehen hatten, längst weg – in Großbritannien, Irland, Spanien, aber auch in Deutschland. Insgesamt sind über eine Million Polen seit dem EU-Beitritt 2004 ausgewandert. Zum anderen

Die polnische Stadt Posen ist eine der Austragungsstädte der Euro 2012, was Polen zusätzliches wirtschaftliches Wachstum bringen wird.


EUROPA l UZ

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JANUSZ LEWANDOWSKI, EU-BUDGETKOMISSAR

Athen muss Sparprogramm einhalten Foto: Marek Pedziwol

brummt die Wirtschaft in Polen selbst. Es war das einzige EU-Land, das 2009 nicht in die Rezession fiel, sondern real um 1,6 Prozent wuchs. Auch in den folgenden zwei Jahren gehörte Polen mit Zuwachszahlen von 3,9 und 4,3 Prozent zu den am schnellsten wachsenden Ländern der EU. 2011 war das polnische Bruttoinlandprodukt um 43,5 Prozent höher als 2003, dem letzten Jahr vor dem EU-Beitritt. Auch in diesem Jahr könnte Polen mit einem Plus von 2,7 bis 3,0 Prozent wieder das am schnellsten wachsende Land der EU sein. Die Arbeitslosenrate ist zwar wieder zweistellig, aber sie liegt um gut ein Drittel unter den Zahlen aus dem EUBeitrittsjahr 2004. Mit der Wirtschaft stiegen auch die Löhne – binnen der letzten acht Jahre im Durchschnitt um ein Viertel. Aber es gibt Berufe, wo der Sprung weit grösser ausfiel. Seit längerer Zeit ist kaum mehr etwas über Ärzte zu hören, die auswandern wollten – es geht ihnen in der Heimat gut genug. Aufschwung regional ungleich Die Krise sieht man in Polen kaum. Überall wird was gebaut, die Städte ändern sich, in ihren Industriezonen und entlang der wichtigsten Straßen erscheinen immer neue Firmen. Investiert wird sowohl in den reichen Großstädten wie auch in der Provinz, auch wenn nicht überall gleich. Die reichen Regionen Schlesien, Großpolen um Posen und Masowien um Warschau sind zumindest bisher schneller reicher geworden, als die armen Karpatenvorland, Ermland und Masuren (das ehemalige südliche Ostpreussen). «Die Krise? Bei uns gibt es sie sicher nicht. In der Region höchstens Verlangsamung», sagt etwa Zygmunt Frankiewicz, Bürgermeister von Gleiwitz. Die Stadt in Oberschlesien boomt, seit Opel hier 1998 sein Werk eröffnet hat. EM hilft auch armen Regionen Die kommende Fußballmeisterschaft EURO 2012 hat nochmals einen Investitionsschub für die Infrastruktur des Landes ausgelöst. Endlich hat Polen Autobahnen, auch wenn das Netz noch lange nicht komplett ist, moderne Flughäfen, erneuerte Bahnhöfe – und das nicht nur dort, wo die Spiele ausgetragen werden. Lublin in Ostpolen, die Hauptstadt der ärmsten Region des Landes, eröffnet in Juli seinen Flughafen in Swidnik. Binnen der nächsten zwei, drei Jahren soll die Region Schnellstraßenverbindungen unter anderem mit Warschau bekommen. Dann wird man anfangen können, den Abstand zu den reicheren Regionen zu verringern – zeigt sich der Lubliner Bürgermeister Krzysztof Zuka überzeugt. Armut schrumpft Das alles bedeutet nicht, dass es in Polen keine Armut mehr gibt. Aber die Zahl jener, die sich kaum über das Wasser halten können, ist laut Eurostat seit dem EU-Beitritt von 13 auf 5 Millionen zurückgegangen, also von 34 auf 14 Prozent der Bevölkerung. Kein anderes EU-Land hat eine ähnliche Leistung gebracht. Mehrere Faktoren halfen dabei: Die Arbeitslosenrate ging stark zurück, der Mindestlohn stieg um drei Viertel, die Bauer bekamen Direktzahlungen aus den EU-Töpfen. Es gibt noch immer Verlierer der Transformation. Aber nicht sie sind die Mehrheit, sondern jene, die glauben, dass ihr Land eine gute Zukunft vor sich hat. Die EM kann dazu beitragen, den Aufschwung nochmals zu beschleunigen und die Hoffnung auf eine gute Zukunft weiter zu stärken – und damit die Lust auf Auswanderung noch weiter dämpfen. Dazu braucht es nicht einmal eine Ventilklausel zur Begrenzung der Einwanderung, wie sie der Bundesrat Ende April angerufen hat.

Die EU will nur noch ein Drittel ihres Budgets für die Agrarpolitik ausgeben und dafür den Anteil für Innovationen erhöhen, sagt der EU-Budgetkommissar Lewandowski. Über einen Euro-Austritt Griechenlands will der Pole nicht spekulieren. Aber auch die neue Regierung muss sich an das vereinbarte Sparprogramm halten.

Europa ist in der Krise. Können die Erfahrungen Polens aus der Zeit der Wende vor zwanzig Jahren heute bei der Bewältigung helfen? Janusz Lewandowski: Unsere Revolution der Jahre 1989 und 1990 war ein tief greifender Umbau. Osteuropa ist in den Kapitalismus, die Demokratie und den Rechtsstaat gesprungen. Heute haben nur noch wenige, allerdings politisch sehr schwierige Überbleibsel aus dem alten System überlebt. Ein gemeinsamer Nenner ist das Bedürfnis nach Reformen, die mehr Flexibilität im Wohlfahrtstaat schaffen, der nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut worden ist. Das betrifft vor allem den Arbeitsmarkt und das Rentensystem. Das ist eine Herausforderung für ganz Europa. Davon hängt auch seine Stellung in der Welt ab. Das alternde und weniger wettbewerbsfähige Europa braucht diese Reformen jetzt. Sind die polnischen, tschechischen, ungarischen Erfahrungen dabei nützlich? Sie sind eher ein Bezugspunkt für die Länder des arabischen Frühlings. Wenn diese Länder Beispiele suchen, wie die Demokratisierung eine Wohlstandsdividende bringt, lohnt es sich für sie, unsere Erfahrungen zu studieren. Gelingt diesen Ländern dieser Nachweis nicht, dann kann auf der anderen Seite des Mittelmeeres dazu kommen, dass das chinesische Modell eines gesteuerten Weges in Richtung Kapitalismus die Oberhand gewinnt.

ZUR PERSON Der liberale Volkswirt und Politiker Janusz Lewandowski, Jahrgang 1951, gehört der in Warschau regierenden Bürgerplattform PO an. Er war Wirtschaftberater der Gewerkschaft Solidarno seit ihrer Gründung 1980 bis zur Wende 1989, dann Privatisierungsminister in den Regierungen von Jan Krzysztof Bielecki (1991) und Hanna Suchocka (1992-93). Er war von 2004 bis 2010 Mitglied des Europäischen Parlaments, seit 2010 ist er Kommissar für Finanzplanung und Haushalt.

Was für Szenarien hat die EU-Kommission für Griechenland? Derzeit wird der Plan A verwirklicht, der das Verbleiben Griechenlands in der Eurozone voraussetzt: Griechenland macht seine Hausaufgabe mit Hilfe von zwei Rettungspaketen und dem Schnitt seiner Verschuldung bei den Privatgläubigern. Ich darf über keine Szenarien B oder C spekulieren. Sie werden meiner Meinung nach in grossen internationalen Unternehmen als ein Teil ihres normalen, strategischen Spiels ausgearbeitet. Sollte den Griechen nicht gelingen, eine Regierung zu bilden . . . . . . dann werden die JuniWahlen für uns ausschlaggebend sein. Sie müssen eine Regierungskoalition ergeben, die den mit der EU-Kommission, mit der Europäischen Zentralbank und mit dem Internationalen Währungsfonds ausgehandelten Vertrag verteidigt, von dem die Hilfe abhängig ist. Die Griechen müssen immer wieder daran erinnert werden, dass dieser Vertrag in 17 Ländern ratifiziert

worden ist. Ich kann mir keine neuen Verhandlungen dazu vorstellen, wie sie der Chef der extrem-sozialistischen Partei in Griechenland fordert. Und wenn auch die Wahlen keine Lösung bringen? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir dürfen nicht spekulieren – das ist ein Privileg der Finanzmärkte. Die neue Finanzperspektive der EU 2014 bis 2020 nähert sich. Wie soll der Haushalt der EU in dieser Periode ausgegeben werden – eher für die Agrarpolitik oder mehr für Innovation und Forschung? Die Zusammensetzung des EU-Budgets verändert sich nicht sprungartig, sondern graduell. Das Budget passt sich den neuen Herausforderungen an. Noch in den 80er Jahren stellte die Landwirtschaft 80 Prozent der EUAusgaben. In meinem Plan für 2014 bis 2020 sind nur noch 33 Prozent dafür im Jahr 2020 vorgesehen. Das ist eine Veränderung, dank der wir das Geld für Innovation finden.


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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK

EXPORTMARKT INDIEN

Indien lockt KMU Indien ist im Aufwind. Davon können auch Schweizer Unternehmen profitieren. Schon heute sind viele im bevölkerungsreichsten Land der Welt vertreten – und erfolgreich. Auch als Beschaffungsmarkt gewinnt das Land an Bedeutung. Doch gerade der Start ist oft schwierig.

Ein Sinnbild für indischen Luxus – das Taj Mahal. Indien hat weltweit die meisten Millionäre und ist auch für ausländische Unternehmen äusserst interessant. Foto: Bilderbox.de

TEXT RAPHAEL CORNEO

Jahr für Jahr legt Indien beeindruckende Wachstumszahlen vor: 2011 lag das Wirtschaftswachstum bei fast acht und im Jahr zuvor gar über zehn Prozent. «Die indische Wirtschaft wächst stärker als in anderen Ländern. Und auch die Zukunftsaussichten sind sehr gut», sagt Francesco Gherzi, Präsident der Schweizerischen Indischen Handelskammer. Auch deshalb seien die Schweizer Unternehmen, die heute schon in Indien aktiv sind, sehr zuversichtlich und wollen kurz- bis mittelfristig expandieren. Weltweit die meisten Millionäre Vieles spricht für Indien: «Als Absatzmarkt ist Indien für Schweizer Unternehmen sehr interessant», sagt Fabian Stiefvater, Leiter des Swiss Business Hub Indien. Das Land habe weltweit die meisten Millionäre, was es für Luxusgüter sehr interessant mache. «Doch auch für Markenartikel aus dem Nicht-Luxussegment ist das Potenzial riesig», sagt Stiefvater. Denn der Mittelstand in Indien wächst und ist

heute (je nach Definition) auf etwa 200 Millionen Konsumenten angewachsen. Besonders stark vertreten in Indien sind die Chemie-, die Maschinen- und Elektronikindustrie sowie Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie. «Diese Hauptexportpfeiler machten im 2010 zusammen 90 Prozent der Lieferungen nach Indien aus», sagt Stiefvater. Bei chemischen und pharmazeutischen Produkten gibt es eine grosse Nachfrage in Indien, bei Präzisionsinstrumenten und der Maschinenindustrie ist der technologische Nachholbedarf gross und das Interesse an Schweizer Spitzentechnologie riesig. Doch auch als Beschaffungsmarkt gewinnt Indien an Bedeutung. «Rohstoffe und Halbfabrikate können in Indien in guter Qualität und zu günstigen Preisen gekauft werden», sagt Stiefvater. Die Schweiz geniesst in Indien einen sehr guten Ruf. Bei den Einfuhren nach Indien belegt die Schweiz den dritten Platz. Im Jahr 2010 wurden Güter im Wert von mehr als 2,5 Milliarden Franken exportiert. Damit haben sich die Exporte nach Indien seit 1990 fast versiebenfacht. Und auch die Importe nahmen zu: Heute wird vier Mal mehr impor-


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ

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NEUE MÄRKTE gen. Auch die im Werkzeugbau tätige Otto Hofstetter AG mit Sitz in Uznach gründete vor zwölf Jahren eine Niederlassung in Indien. Grund dafür war der europaweite Mangel an Ingenieuren. «In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Indischen Handelskammer beraten wir heute Firmen, die einen Markteintritt in Indien prüfen», sagt Geschäftsführer Otto Hofstetter. Die Firma konnte sich inzwischen ein grosses Netzwerk aufbauen und bietet Hilfestellungen mit Praxistipps geben. Studie zeigt Stolpersteine auf Dies ist wichtig, denn es gibt auch Stolpersteine bei einem Markteintritt. Die Schweizerisch Indische Handelskammer hat deshalb zusammen mit der Universität St. Gallen in einer Studie die Herausforderungen für einen Markteintritt analysiert. Dazu wurden persönliche Interviews und eine Online-Umfrage mit Schweizer sowie europäischen und indischen KMU- Führungskräften durchgeführt. «Mit der Studie wollen wir auch praktische Lösungsansätze bieten. Denn langfristig ist Indien ein wichtiger Geschäftsmarkt für KMU, der nicht vernachlässigt werden darf», sagt Gherzi. Die wichtigsten Erkenntnisse für einen erfolgreichen Markteintritt: KMU müssen ihr Marktpotenzial in Indien sorgfältig evaluieren, das eigene Produktportfolio entsprechend anpassen und systematisch lokale und industriespezifische Netzwerke aufbauen. Insgesamt stufen die Führungskräfte die Marktevaluationsphase als am wichtigsten ein. Zentral sei eine gründliche Vorbereitung. «KMU-Führungskräfte stufen das Bewältigen der Herausforderungen in der Implementierungsphase als am komplexesten ein», sagt Winfried Ruigrok, Direktor der Forschungsstelle für Internationales Management und Akademischer Direktor der Executive School of Management, Technology and Law an der Universität St. Gallen. In dieser Phase müssen sie erstmals intensiv mit dem Regulator, den indischen Partnern sowie zukünftigen Mitarbeitern interagieren und gemeinsam Lösungen erarbeiten. «Die kulturellen Unterschiede kommen hier besonders zum Tragen», so Ruigrok. Für Gherzi hat die Studie damit bestätigt, was die Handelskammer aus der Praxis kennt: «Indien ist ein langfristiger Markt, in dem Schweizer KMU ohne die richtigen Partner und Netzwerke einen schweren Start haben».

tiert als noch 1990. Die jährliche Wachstumsrate beträgt im Durchschnitt 6,6 Prozent pro Jahr. Viele KMU sind in Indien aktiv Das Wachstum lockt neue Unternehmen an. «Indien ist ein riesiger Markt mit einem grossen Potenzial für eine Vielzahl von Sektoren», sagt Gherzi. Da Englisch in Indien weit verbreitet ist, wird die Kommunikation zudem vereinfacht. Es gibt viele Branchen, die in Zukunft noch vom Aufschwung profitieren könnten. «Das geht vom Einzelhandel über Versicherungen bis hin zu Nano- und Biotech», sagt Stiefvater. Aber auch Cleantech werde in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen, da durch den Umweltdruck alternative Energien gefördert werden. Und gerade für KMU ist Indien interessant. Denn längst sind nicht nur die Grossen wie beispielsweise die ABB oder die grossen Schweizer Pharmakonzerne in Indien aktiv, sondern auch kleinere Unternehmen. So beispielsweise die Consulting AG Baumer aus Frauenfeld, der Messtechnikhersteller Endress + Hauser aus Reinach oder Müller Martini Marketing AG aus Zofin-

Unternehmen müssen sich vorbereiten Der starke Franken hat dem Handelswachstum mit Indien in der Vergangenheit keinen Abbruch getan. «Trotzdem hat die Schweiz natürlich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüsst», sagt Stiefvater. Weiter seien aber auch die exorbitant hohen Zölle ein Problem für den Handel. Aus diesem Grund ist auch der Abschluss eines Freihandelsabkommen – das zurzeit verhandelt wird – von grosser Bedeutung. Zweifelsohne ist Indien ein interessanter Markt. Trotzdem muss der Markteintritt gut überlegt sein. «Mit viel Geduld kann man in Indien langfristig Geld verdienen, mit Ungeduld schnell sehr viel Geld verlieren», sagt Stiefvater. Die grossen Kulturunterschiede machen zudem eine Beratung sehr wichtig. Hier spürt das Business Hub eine grössere Nachfrage in den letzten Jahren. Denn neben positiven Rückmeldungen gibt es auch immer wieder Klagen über bürokratische Hürden und Korruption. Gherzi rät bei einem Markteintritt auch die grossen Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen in Indien zu beachten. «Indien ist ein Land mit tausend Welten», sagt Gherzi. Die Unternehmenskultur in Darjeeling sei eine völlig anders als beispielsweise die in Tamil Nadu. Hat man sich jedoch gut vorbereitet, hat der Markt ein grosses Potenzial für Schweizer Unternehmen.

Die UnternehmerZeitung stellt interessante Exportmärkte in einer Serie vor.

EXPORTE RASANT GESTIEGEN Indien geniesst bei der Schweizer Aussenwirtschaftspolitik einen Prioritätsstatus. Mit der Unterzeichnung des Freundschafts- und Niederlassungsvertrags zwischen der Schweiz und Indien im Jahr 1948 kurz nach der indischen Unabhängigkeit wurde eine solide Grundlage für gute Wirtschaftsbeziehungen gelegt. Zwischen 1990 und 2010 stiegen die Exporte der Schweiz nach Indien von 378 auf 2548 Millionen Franken. Seit 2003 wuchsen die Exporte um 19,4 Prozent pro Jahr. Zudem expandierten die Lieferungen Richtung Indien vor dem Jahr 2003 um das Zweifache dynamischer als die Gesamtexporte und nach 2003 - sogar um das Vierfache. Derzeit verhandeln Indien und die Europäische Freihandelszone, der auch die Schweiz angehört, über ein Freihandelsabkommen.


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FA B I A N S T I E F VAT E R , O S E C C O U N S E L L O R

Ein Riese erwacht Im Rahmen unserer Exportbeiträge interviewten wir den Hub-Leiter Indien der Osec, Fabian T. Stiefvater, Counsellor in Mumbai. Er gab auch zu kritischen Fragen ausführliche Antworten. Wer in Indien Geschäfte machen will, der muss vorsichtig vorgehen und sich möglichst gut absichern.

INTERVIEW PETER BLATTNER

Wie laufen die Verhandlungen mit Indien über den Freihandel? Fabian T. Stiefvater: Ein FTA (Free Trade Agreement) ist ein enorm wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Indien (Abschluss eines umfassenden Wirtschaftsabkommens zwischen der EFTA und Indien). Die Verhandlungen wurden im Jahre 2008 aufgenommen und bezwecken, Handelshemmnisse abzubauen, Investitionen zu vereinfachen und die Zusammenarbeit bei Forschung, Entwicklung und Hochtechnologie zu verstärken. Rechtssicherheit, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der beiden Partner werden dadurch gesteigert. Zahlreiche Verhandlungsrunden für ein umfassendes Handels- und Investitionsabkommen zwischen den EFTA-Staaten und Indien haben bereits stattgefunden. Die Verhandlungen sind vertraulich und in einer heiklen Phase, es können derzeit keine Details zu laufenden Verhandlungen kommuniziert werden.

se hinausgehen. Indien scheint im Vergleich zu den EFTA Staaten (mangels wirtschaftlicher Bedeutung) ein weniger starkes Interesse an einem zeitnahen Verhandlungsabschluss zu haben. Indien hat 600 Mio Bauern und schottet seinen Agrarmarkt ab. Wie stehen denn die Chancen für die Schweizer Exporteure, vor allem für die Milchprodukte? Da Indien der derzeit grösste Milchproduzent der Welt ist, wird ein FTA mit Zolltarifreduktion auf Milchprodukten die Chancen für CH Exporteure im Bereich Milchprodukte nicht signifikant verbessern (Probleme mit Kühlkette, tiefere Produktions- und Transportkosten entscheidend im preissensitiven indischen Markt,ein indischer Konsument hat bzgl. Milchprodukte andere Preferenzen, non-tariffäre Handelshemmnisse wie «Labelling»).

Freier Personenverkehr ist nicht geplant, wohl aber für ausgewählte Berufsgruppen, beispielsweise aus dem Informatikbereich. Was haben wir hier zu erwarten? Zentral für die indische Seite Wie ist die Situation bei ist mit Blick auf den bedeutden Industriezöllen, die samen ICT-Sektor der Schweizer Exporteure erleichterte Marktzugang in gesenkt sehen möchten? Bezug auf Dienstleistungen. Aufgrund des starken FranEs gab in der Vergangenheit kens und der exorbitant hoimmer wieder Kritik von hen indischen Zölle (teilweiindischer Seite mit Blick auf se < 100-150 Prozent) ist das die restriktive Praxis bzgl. FTA für die schweizerische ZUR PERSON Arbeitsbewilligungen für Industrie mit Blick auf den Fabian T. Stiefvater lic. iur. HSG, certified Swiss tax expert, indische ICT-Experten (KonWachstumsmarkt Indien ist Counsellor des Swiss Business Hub India. tingentierung, komplizierte von zentraler Bedeutung fabian.stiefvater@eda.admin.ch und zeitintensive föderalis(Zollabbau auf für CH Extische Verfahren, Mindestportwirtschaft bedeutsamen löhne). Indische ICT-Unternehmen mit Schweizer Präsenz Industrieprodukten). Derzeit führt die Kombination der rekrutieren derzeit vermehrt lokal, anstatt nur indische SpeFaktoren «extrem preissensitiver indischer Markt», «prohizialisten auf Projektbasis einzufliegen. In diesem Bereich bitive indische Industriezölle» und «starker CHF» dazu, dass besteht für die Schweiz aufgrund des Mangels an ICT-Fachexportorientierte Schweizer Firmen (mit CH Produktion) spezialisten ein möglicher Verhandlungsspielraum (bspw. im indischen Markt (ohne lokale Produktion) signifikant an Gewährung von Spezialkontingenten für indische ICTWettbewerbsfähigkeit eingebüsst haben, sowohl gegenüber Experten). indischen als auch ausländischen Konkurrenten. Zentral für die indische Seite ist der Marktzugang/Zollabbau im BeWas ist generell zu beachten, wenn Schweizer Unterreich der Landwirtschaft. Es kann davon ausgegangen wernehmen mit Indien ins Geschäft kommen möchten? den, dass die indische Seite «schmerzhafte ZugeständnisPatience, Perseverance, Persistence – man sollte sich Zeit se» von den EFTA-Staaten fordern wird. Es kann nicht auslassen und Stärken/Schwächen gründlich analysieren. Der geschlossen werden, dass Indien Konzessionen fordern indische Markt wird oft unter- bzw. überschätzt. Mit viel wird, die über bisherige FHAs eingeräumte Zugeständnis-

Dank der guten Beziehungen eines Hub Mitarbeiters zu Bollywood, konnten zwei Filmgrossprojekte, die in der Schweiz gedreht werden, gewonnen werden. Fotos: zVg (l.) / Keystone, Christof Schuerpf (o.)


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WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ

Geduld kann man in Indien langfristig Geld verdienen, mit Ungeduld schnell sehr viel Geld verlieren. Geschäftskontakte sollte man immer überprüfen lassen (Due Diligence bezgl. Bonität) bspw. durch den Swiss Business Hub. Man muss sich Zeit nehmen, das Unternehmen intensiv kennenzulernen. Mit einem Blick «hinter die Kulissen» erhält man wertvolle Informationen über Aufbau, Struktur und Ablauf der Betriebsprozesse, die zu einer besseren Einschätzung des Unternehmens führen. Spätestens vor der Auftragserteilung ist ein «Validation Visit» vorzunehmen, um die verantwortlichen Personen persönlich kennenzulernen. Niemals dürfen auf Broschüren, Internet- oder Messeauftritten abgestützte Entscheide getroffen werden. Auch sollte eine Lieferung nur gegen Vorauszahlung ausgeführt werden. Regelmässige Erkundigungen hinsichtlich Produktionsfortschritte sind unabdingbar. Enge persönliche Kontakte mit Entscheidungsträgern des indischen Geschäftspartners sind entscheidend für den Geschäftserfolg. Können Probleme mit Korruption auftreten, wie wirkt man dem am besten entgegen? Korruption ist allgegenwärtig und viele Schweizer Firmen werden im Geschäftsalltag mit der Korruptionsproblematik konfrontiert. Ein Hauptproblem ist, dass Firmen oftmals Agenten/Facilitators einsetzen ohne zu wissen, wie diese ihnen die Aufträge beschaffen. Besonders korruptionsanfällig sind folgende Bereiche: Zollbehörden, Produkteregistrierung für Life Sciences und Medtech-Firmen, öffentliche Beschaffungen (public tenders), Landkauf von öffentlicher Hand. Oft kommt man in Indien auch ohne Korruption zum Ziel, es dauert nur viel länger. Korruption ist in Indien ein Krebsgeschwür, gesellschaftlich de facto akzeptiert und betrifft sämtliche gesellschaftlichen Schichten. Eine der Hauptaufgaben des Swiss Business Hub ist es, präventiv

darauf hinzuwirken, dass Firmen davon absehen, dem Korruptionsdruck nachzugeben. Es kommen vermehrt indische Feriengäste in unser Land, wie liesse sich dieser Trend weiter fördern? Tourismusförderung ist grundsätzlich die Aufgabe von Schweiz Tourismus, wobei der Business Hub die Bemühungen von ST in Indien unterstützt und Synergien nutzt. So konnten dank der guten Beziehungen eines Hub Mitarbeiters zu Bollywood zwei Filmgrossprojekte, die in der Schweiz gedreht werden, gewonnen werden. Die Schweiz hat 2011 über 20 Prozent mehr Übernachtungen von indischen Gästen verzeichnen können. Das Parlament hat 2011 ein Zusatzbudget für die touristische Bewerbung der Schweiz gesprochen, um die Auswirkungen der Frankenstärke zu mildern. Konkret macht ST Folgendes: Mit Billboards/Displays werben in Mumbai an der Hauptachse zum Nariman Point-Flughafen, in Delhi innerhalb des Domestic Airports und in Bangalore an den Hauptverkehrsachsen. Es erscheinen Inserate und Beilagen in Magazinen wie Condé Nast, Outlook Traveller, Femina, Hello u.a. Eine online und mobile Kampagne erfolgt auf Websites wie TripAdvisor, Yahoo, Rediff, Economic Times u.a. Im Fernsehen werden zehn Episoden über die Schweiz auf NDTV Good Times ausgestrahlt. Und es wird mit Reiseveranstaltern wie Thomas Cook, Swiss Tours, Kuoni u.a. marketingmässig zusammengearbeitet. Hauptferienzeit in Indien ist der Mai, die Inder sollen aber überzeugt werden, unser Land auch im Sommer oder Herbst zu besuchen. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Wachstum der Besucher aus Indien in den nächsten Jahren bei über 20 Prozent liegen wird. Links zum Thema «Korruption» finden Sie auf unserer Webseite.

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NEUE MÄRKTE

Die UnternehmerZeitung stellt interessante Exportmärkte in einer Serie vor.

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Mit viel

Geduld kann man in Indien langfristig Geld verdienen, mit Ungeduld schnell sehr viel Geld verlieren.»


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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK

CHINA

Bald weltweit grösster Investor? Dass die Chinesen immer mehr Güter exportieren und inzwischen zum weltweit grössten Exporteur aufgestiegen sind, ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, dass China zunehmend auch zu einem der weltweit grössten, internationalen Investoren wird.

China fokussiert sich bei den grossen Direktinvestitionen neben Hong Kong vor allem auf Europa. Foto: Bilderbox.de

TEXT MATHIAS BINSWANGER

Im Jahre 2011 war China mit rund 70 Milliarden Dollar bereits der fünftgrösste Auslandsinvestor gemessen an den Direktinvestitionen. Diese Zahl ist deshalb erstaunlich, weil die Chinesen im Jahre 2004 mit fünf Milliarden noch relativ unbedeutend waren. In den letzten Jahren ging dann aber die Post ab. Aus diesem Grund taucht immer häufiger die

Frage auf, ob China nun auch zum weltweit grössten Investor wird, und was dies für die globale Wirtschaft bedeutet. Ganz besonders aktuell ist diese Frage zurzeit in Europa. Dort haben ja bekanntlich nicht wenige Länder Finanzprobleme und da wäre es doch schön, wenn die Chinesen sich an «der Rettung Europas» beteiligen würden. Und tatsächlich haben chinesische Unternehmen im vergangenen Jahr in keiner anderen Region der Welt mehr investiert als in


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ

Europa. Wie bisher unveröffentlichte Zahlen vor Beginn des EU-China-Gipfels im Februar dieses Jahres in Peking zeigen, flossen 15 Prozent (10,4 Milliarden Dollar) der Direktinvestitionen des Jahres 2011 nach Europa. Berücksichtigt man nur die Fusionen und Übernahmen, waren es sogar 34 Prozent aller Direktinvestitionen. Europa ist damit letztes Jahr zur wichtigsten Destination für chinesische Direktinvestitionen (mit Ausnahme von Hong Kong) geworden. Chinas Auslandsinvestitionen Bevor man nun aber voreilige Schlussfolgerungen über die Rolle der chinesischen Auslandsinvestitionen zieht, sollte man die Situation genauer anschauen. Erstens erfolgt mehr als die Hälfte der chinesischen Direktinvestitionen in Hong Kong, was die Zahl von 70 Milliarden schon einmal relativiert. Zweitens sind trotz des enormen Wachstums der chinesischen Investitionen im Ausland die Direktinvestitionen von Ausländern in China immer noch wesentlich höher. Ihr Wert betrug im letzten Jahr rund 116 Milliarden, was bedeutet, dass netto nach wie vor Geld über Direktinvestitionen nach China fliesst und nicht umgekehrt. Und drittens müssen wir berücksichtigen, dass Direktinvestitionen, welche vor allem den Erwerb von Aktien ausländischer Unternehmen umfassen, nur einen kleinen Bruchteil der Finanzen ausmachen, welche China dem Rest der Welt zur Verfügung stellt. Den weitaus grössten Teil der Finanzierung des Auslandes erfolgt über Käufe von ausländischen Staatsschulden durch die chinesische Zentralbank (People’s Bank of China). Auf diese Weise finanziert diese insbesondere Schulden der USA in einer Grössenordnung, welche die Zahlen für die in diesem Artikel untersuchten Direktinvestitionen bei weitem übersteigt. Trotz dieser Relativierungen sind die chinesischen Auslandsinvestitionen von globaler Bedeutung und erreichen in Einzelfällen bereits gigantische Ausmasse. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der in den Medien immer wieder erwähnte, im Jahr 2007 vom Finanzministerium gegründete chinesische Staatsfond China Investment Corporation (CIC) Seit dem Jahr 2009 mischt dieser Fonds bei den chinesischen Auslandsinvestitionen ganz vorne mit. Im Vordergrund standen dabei Investitionsvorhaben, die mit mineralischen Rohstoffen, erneuerbare Energien, Kohle, Gas oder Öl zu tun hatten. Zielländer der Investitionen waren unter anderem Kanada, Indonesien, Russland und Kasachstan. Auch die grösste Investition des Jahres 2011 ging auf das Konto des CIC und passt bestens in das Bild der bisherigen Aktivitäten. Der CIC erwarb zu einem Preis von 3,2 Milliarden Dollar 30 Prozent der Aktien des französischen Erdölund Erdgasgiganten GDF Suez E&P und erweiterte damit seinen Einfluss bei diesen Energieträgern. Grosser Player bei der Erdölförderung Einen noch viel grösseren Coup landete bereits zwei Jahre früher eine andere staatliche Institution, der Konzern Sinopec (China Petrochemical Cooperation), bei uns in der Schweiz. Damals erwarb Sinopec von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt die hierzulande ansässige Ölfirma Addax Petroleum für 7,8 Mrd. Fr. Diese Firma, die unter anderem grosse Ölfelder in Nigeria und Irak besitzt, wurde im Jahre 1987 vom Schweizer Jean Claude Gandur in Genf gegründet und entwickelte sich in der Folge zu einem der grossen Player bei der Erdölförderung. Kein Wunder, dass Sinopec Interesse zeigte und Addax Petroleum im Jahr 2009 zu 100 Prozent übernahm. Die zusätzlichen Ölfelder von Addax Petroleum ergänzten die sich bereits im Besitz von Sinopec befindenden Vorkommen in Kanada, Algerien,

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Sudan, Äthiopien, Gabun, Kongo-Brazzaville und Angola nämlich hervorragend. Und Jean Claude Gandur wurde durch den Verkauf zum Milliardär, da er selbst über 30 Prozent der Aktien von Addax gehalten hatte. Investitionen in Energie und Rohstoffe Investitionsvorhaben wie der Kauf von Addax Petroleum werden oftmals mit Argwohn betrachtet. Man vermutet in solchen Fällen, dass sie vor allem den Interessen des chinesischen Staates dienen, der den zukünftigen Energie- und Rohstoffhunger Chinas absichern soll. Tatsächlich sind solche Überlegungen nicht von der Hand zu weisen. Betrachten wir die chinesischen Auslandsinvestitionen in Afrika, Nord- und Südamerika und im Pazifischen Raum, dann handelt es sich dabei fast ausschliesslich um Investitionen im Energie- und Rohstoffbereich. Gemäss Zahlen der Heritage Foundation aus Washington, welche die chinesischen Auslandsinvestitionen von 2005 bis 2011 analysiert hat, sicherte sich China vor allem in Ländern wie Australien (42.5 Milliarden Dollar), Brasilien (24.6 Milliarden Dollar), Nigeria (18.1 Milliarden Dollar) oder Saudi Arabien (11.8 Milliarden Dollar) erheblichen Einfluss auf entsprechende Unternehmungen. Auch bei den Investitionen des Jahres 2011 erfolgten gemäss Schätzungen des Asian Dragon Capital Index aus Peking 51 Prozent im Energie und Rohstoffsektor. Neue Investitionsbereiche im Blick Obwohl, wie die Beispiele von GDF Suez E&P und Addax Petroleum zeigen, auch ein erheblicher Teil der Investitionen in Europa der Energie- und Rohstoffsicherung dient, verfolgen die chinesischen Direktinvestitionen auf diesem Kontinent noch andere Ziele. Chinesen haben auch Interesse an hochwertiger Technik, Logistik, Chemie und Finanzdienstleistungen. In dieser Hinsicht erweist sich vor allem Deutschland als zunehmend interessante Destination für Direktinvestitionen. Jüngstes Beispiel ist der Baumaschinenhersteller Sany. Zunächst errichtete die Gruppe aus Changsha für 100 Millionen Euro in Nordrhein-Westfalen eine Fertigung von Betonpumpen und dann kaufte sie für rund 320 Millionen Euro den schwäbischen Weltmarktführer Putzmeister. Generell scheint aber auch die Krise zur Attraktivität Europas beizutragen. Diese sorgt dafür, dass gewisse Unternehmen relativ günstig zu erwerben sind. So reiste der chinesische Vizepremier Zhang Dejiang im Jahr 2010 in das von einer Schuldenkrise geschlagene Griechenland, um 14 Kooperationsabkommen zu unterzeichnen. Die bilateralen Abschlüsse beliefen sich auf 500 Millionen Euro und schlossen Joint Ventures, Charterverträge und Schiffbauprojekte ein. Und auch in Spanien und Portugal wird über chinesische Unternehmenseinkäufe gemunkelt. Mit weiteren Überraschungen darf also gerechnet werden. Fazit Zusammenfassend kann man sagen, dass die chinesischen Auslandsinvestitionen zwar ein grosses Wachstum aufweisen, aber weltweit noch keine dominierende Rolle spielen. Ganz anders sieht es jedoch bei bestimmten Branchen aus. Vor allem bei Energie und Rohstoffen sind die Chinesen zu einem der weltweit wichtigsten Investoren geworden und haben sich auf diese Weise strategisch wichtige Vorkommen gesichert. Und auch in den angeschlagenen Eurosüd-Ländern könnte China zu einem wichtigen Rettungsanker werden. Sicher ist das aber nicht, denn die Chinesen haben bis heute wesentlich mehr angekündigt als tatsächlich umgesetzt.

DER AUTOR Dr. Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen. Er war zusätzlich Gastprofessor an der Technischen Universität Freiberg in Deutschland, an der Qingdao Technological University in China und an der Banking University in Saigon (Vietnam). Mathias Binswanger ist Autor von zahlreichen Büchern und Artikeln in Fachzeitschriften und in der Presse. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Makroökonomie, Finanzmarkttheorie, Umweltökonomie sowie in der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Glück und Einkommen.


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PAT R I C K FA N K H A U S E R , M I T G R Ü N D E R S U S I E N E R G Y E F F I C I E N C Y F O N D S

In Effizienz investieren Energieeffizienz rechnet sich nicht nur für die Betreiber von Gebäuden und Anlagen, sondern auch für Investoren. Das ist der Grundgedanke des SUSI Energy Efficiency Fonds. Ab Herbst gibt er professionellen Anlegern die Möglichkeit, in Projekte zur Energieeffizienz in der Schweiz und Europa zu investieren.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Was macht ein Fonds, der sich auf Energieeffizienz spezialisiert? Patrick Fankhauser: Wir finanzieren Projekte zur energetischen Sanierung von grösseren Gebäuden, öffentlicher Infrastruktur und Produktionsanlagen und erhalten dafür einen Anteil der realisierten Energieeinsparungen. Die Projekte werden von renomierten Technologiepartnern ausgeführt, welche eine Mindesteinsparung von 20-30 Prozent garantieren und so sicherstellen, dass die Projekte für alle Beteiligten profitabel sind. Den Kunden ermöglichen wir damit rasch und ohne eigene Mittel die energetische Sanierung ihrer Immobilienportfolios. Zudem erhalten sie einen Anteil an den Einsparungen. Wo kommen die Projekte her? Wir bekommen die Projekte aus zwei Bereichen. Einerseits sind das Technologieunternehmen, die ihren Kunden helfen, energieeffizienter zu werden. Oft verfügen die Kunden nicht über die notwendigen Budgets, auch wenn sich die Projekte in drei bis vier Jahren selbst bezahlen. Entsprechend suchen die Technologieanbieter eine Finanzierungslösung, um die Projekt realisieren zu können. Andererseits suchen wir aktiv Kunden, die Interesse an einer energetischen Sanierung ihrer Gebäude haben. Wer sind Ihre Investoren? Wir wenden uns an das klassische Spektrum qualifizierter Investoren. Das sind institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen sowie Family Offices, die nach alternativen Anlagemöglichkeiten suchen. Wir bieten einen nachhaltigen Mehrwert, der auch in Tonnen eingesparten CO2 messbar ist. Zudem bieten wir Anlagemöglichkeiten, die nicht direkt mit kotierten Anlagen korrelieren und damit eine ideale Ergänzung zur Diversifikation der Portfolios darstellen. Wie gross ist der Fonds? Wir sind in der Vorbereitungsphase und am realisieren erster Referenzprojekte. Der Fonds wird in der zweiten Hälfte dieses Jahres lanciert. Wir planen ein

ZUR PERSON Patrick Fankhauser ist seit August 2011 Mitbegründer der SUSI Energy Efficiency AG. Er war zuvor als Managing Director für den Betrieb der Liegenschaften von Credit Suisse verantwortlich. Vorher war er als Unternehmer im Bereich Immobilienbewirtschaftung in Nordamerika tätig. Fankhauser hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel studiert.

First Closing des Fonds mit 60 bis 80 Millionen und ein Final Closing von 200 bis 250 Millionen. Wir haben dabei ein Euro und ein Schweizer Franken Compartment. In welchen Märkten wollen Sie investieren? Der Eurofonds hat seinen Hauptfokus derzeit auf Deutschland und Frankreich. Wenn er sich geografisch ausdehnt, dann in nördliche Ländern wie Belgien und Holland. Südliche Euroländer sind nicht ausser Reichweite, werden aber aufgrund der Anlagesicherheit kritischer betrachtet. Wo steckt bei der Energieeffizienz das grösste Potential? In der Öffentlichkeit wird bei Energieeffizienz im Gebäudebereich oft an die Sanierung der Gebäudehülle gedacht. Das funktioniert aufgrund der Zeitdauer der Amortisierung für unseren Fonds nicht. Wir fokussieren uns auf maximale Projektlaufzeiten von zehn Jahren. Die Amor-

Der Fonds finanziert unter anderem die Erneuerung der energieintensiven Gebäudetechnik, z.B. Gebäude mit thermischen Kollektoren für Luft- und Wasserwärmepumpen, wie hier in Gams realisiert durch die Heizplan AG. Foto: Heizplan AG

tisationszeiten müssen also kürzer sein. Der Fokus liegt daher auf drei Segmenten: Unser erstes Segment ist die Erneuerung der energieintensiven Gebäudetechnik. Hierunter fallen Beleuchtung, Gebäudesteuerung, Lüftungen und die Produktion von Wärme und Kälte einschliesslich des Einsatzes von Blockheizkraftwerken. Als zweites Segment sehen wir die öffentlichen Infrastrukturen wie die Erneuerung von Strassenbeleuchtung und Abwasseranlagen. Das dritte Segment beinhaltet Projekte im industriellen Bereich, welche oft sehr grosse Potentiale bieten. Das Spektrum der Projekte ist hierbei sehr breit. Sind angesichts der heute vergleichsweise niedrigen Energiepreise interessante Renditen zu erwarten? Das Grundprinzip, die Erhöhung der Energieeffizienz selbstfinanzierbar zu machen, ist bei den heutigen Energiepreisen möglich, ohne auf Zuschüsse der öffentlichen Hand zurückzugreifen. Die Technologieanbieter haben die Erfahrung entsprechende Projekte umzusetzen und ältere Gebäude mit Einsparpotential gibt es in Europa in grossem Umfang. Aufgrund der Projekte, die wir angesehen haben, sind attraktive Renditen durchaus realisierbar. Heute sind nicht die möglichen Projekte das Problem, sondern die fehlende Finanzierung. Energieeinsparverträge können mit normalen Kreditinstrumenten nur sehr schwer finanziert werden.


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INGELA LINDH, SCHWEDISCHE ARCHITEKTIN

Zusammenarbeit gefragt Hammarby Sjöstad in Stockholm ist in den 90er Jahren eines der ersten Ökoviertel Europas gewesen. Stadtplanerisch wurde es ein Erfolg. Doch nicht alle ökologischen Ziele wurden erreicht. Künftig müsste allerdings das Verhalten der Nutzer stärker in Rechnung gestellt werden, sagt die schwedische Architektin Ingela Lindh, die an der Planung beteiligt war.

marby Sjöstad haben wir das zu wenig gemacht. Wurden die Leute nicht wegen des anderen Lebensstils von Hammarby Sjöstad angezogen? Das ist vielleicht heute der Fall. Aber das war nicht von Anfang an so. Die Leute zogen nach Hammarby Sjöstad, weil es ein attraktives Viertel in Stockholm war, unabhängig davon, dass es nachhaltiger ist als andere Viertel. Der Ort selber war attraktiv. Wenn heute Leute dahin ziehen, dann sind sie sich stärker bewusst, dass es sich um ein nachhaltiges Viertel handelt. Sie sind deshalb stärker daran interessiert. Das in den 1990er Jahren gebaute Hammarby Sjöstadt war das erste Ökoviertel Stockholms und eines der ersten Europas. Foto: hammarbysjostadt.se/ Marlena Karlsson

ZUR PERSON INTERVIEW ELANA CARO

Hammarby Sjöstad hat nicht alle Erwartungen erfüllt. Warum ist das so? Ingela Lindh: Wir waren zu optimistisch, was den Besitz von Autos betrifft. Wir erwarteten nur 0,3 Autos pro Haushalt. Aber die Leute haben viel mehr Autos. Das hat die Parkplatzsituation aus den Angeln gehoben. Wir mussten viel mehr Parkplätze bauen als ursprünglich geplant. Aber das Hauptproblem besteht darin, dass Hammarby Sjöstad mit dem verglichen wird, was heute möglich ist. Einige Leute sagen, dass der Energieverbrauch zu hoch ist. Aber ich denke, das ist falsch. Hammarby Sjöstad zeigt, was möglich war, als es gebaut wurde. Ist der ökologische Fussabdruck von Hammarby Sjöstadt kleiner als der anderer Teile Stockholms? Ja. Auch der Energieverbrauch pro Haushalt ist niedriger. Aber es kann mehr getan werden. Selbst wenn man das perfekte Haus baut, kann der Energieverbrauch noch immer hoch sein, weil die Leute morgens 40 Minuten lang duschen oder viel Strom brauchen. Das heisst, wir müssen stärker mit den Mietern zusammenarbeiten und sie informieren, wie sie ihren Verbrauch ändern können. Versuchen Sie die Zahl der Autos in Hammarby Sjöstad zu senken? Es gibt eine Innenstadtmaut in Stockholm. Wer mit dem Auto in die Innenstadt

Ingela Lindh (Jahrgang 1959) ist seit 2009 Chefin von Stockholmshem, eines der grössten Immobilienunternehmen Schwedens. Die Architektin war von 1991 bis 1996 politische Beraterin des Stockholmer Bürgermeisters und dabei auch an der Entwicklung des Ökoquartiers Hammarby Sjöstad beteiligt.

fährt, muss zahlen. Eine der Folgen davon ist, dass Stockholm eine Stadt für Fahrradfahrer geworden ist. Das war vorher nicht der Fall. Die Einwohnerzahl Stockholms wächst rasch. Das heisst, wir müssen viel für den öffentlichen Verkehr tun. Stockholms öffentlicher Verkehr wird stark genutzt. Aber wir haben noch nicht genug investiert, um mit diesem Wachstum Schritt zu halten. Wenn Hammarby Sjöstad heute gebaut würde, könnte es die ökologischen Ziele besser erreichen? Definitiv. So haben wir gelernt, dass wir mehr über das Verhalten der Menschen nachdenken müssen, die im Viertel leben. Als wir mit Hammarby Sjöstad begannen, dachten wir, dass es keine Unterschiede geben sollte, ob man hier oder in einem anderen Viertel lebt. Heute ist uns völlig bewusst, dass wir den Leuten sagen müssen, sie zögen an einen Ort der Nachhaltigkeit und müssten daher mit weniger Autos rechnen und ein Interesse an diesen Themen mitbringen. In Ham-

Verglichen mit Ihren Erwartungen vor fünfzehn Jahren, ist Hammarby Sjöstadt ein Erfolg? Ja, auf jeden Fall. Es ist ein sehr attraktives Viertel in Stockholm, die Leute wollen wirklich hier leben. Wir haben viele Familien, die auch nach ihrem zweiten oder dritten Kind hier bleiben, statt ein Haus in einem Vorort zu kaufen, wie es so viele Familien in Stockholm tun. Als wir über Hammarby Sjöstad zu sprechen begannen, waren die Immobilien- und die Baubranche nicht erfreut, dass es ein Viertel mit nachhaltigen Gebäuden sein sollte. Heute gibt es solche Diskussionen nicht mehr. Heute ist es selbstverständlich für jeden Immobilienentwickler, auch über Nachhaltigkeit nachzudenken. Hammarby Sjöstad hat einen Wandel im Denken dieser Branchen ausgelöst. Kann Hammarby Sjöstadt auch das übrige Stockholm beeinflussen? Wir wenden die Erfahrungen von Hammarby Sjöstad auch in zwei Gebieten an, die wir derzeit entwickeln. Eines ist der Königliche Seehafen im nördlichen Teil der Innenstadt. In diesem Gebiet versuchen wir noch weiter zu gehen als in Hammarby Sjöstad. Allerdings ist der Königliche Seehafen etwas Besonderes. Aber auch überall sonst wenden wir an, was wir in Hammarby Sjöstad gelernt haben. So hat das Unternehmen, das ich leite (Stockholmshem, eine der grössten Immobiliengesellschaften Schwedens, ec), das erste Passivhaus Schwedens gebaut. Das wäre ohne Hammarby Sjöstad nicht möglich gewesen.


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CLEANTECH NEWS den Weg zur 2000-WattGesellschaft. Die Baueingabe für die ersten Baufelder erfolgt voraussichtlich im Herbst 2012. ce

Der Bau des Stadtteils «Green City Zurich» wird voraussichtlich Herbst 2012 starten. Visualisierung: Losinger Marazzi AG

Planet Solar beendet Weltreise Monaco - Der Solar-Katamaran PlanetSolar hat die erste Weltumrundung mit Sonnenenergie nach 60.000 Kilometern in Monaco beendet. Ein Teil der Festlichkeiten zur Ankunft wurde mit Solarenergie versorgt, welche das Boot während seiner 19 Monate dauernden Fahrt gespeichert hatte. ce Waadt plant ein Viertel Windenergie Lausanne - Die Waadtländer Regierung hat 19 Windenergiestandorte ins kantonale Richtplanverfahren aufgenommen, zehn davon mit Vorbehalt. Vorgesehen sind 67 Windenergieanlagen in den Vorzugsstandorten und 103 Kraftwerke in den noch mit Vorbehalten belegten Projekten. Mit den Anlagen könnte ein Viertel des kantonsweiten Strombedarfs produziert werden. ce Terravent kauft ersten Windpark Dietikon - Die Beteiligungsgesellschaft Terravent AG hat

ihren ersten Windpark gekauft. Er steht im französischen Department Aveyron der Region Midi-Pyrénées und produziert jährlich knapp 40 Millionen Kilowattstunden Strom. Die Terravent AG wurde im Sommer 2011 mit dem Ziel gegründet, in Europa in Onshore-Windkraftprojekte zu investieren. Das Unternehmen ist Eigentum der fünf Schweizer Energieversorger AET, EKS, EKZ, ewl und SN Energie sowie der Energiehändlerin EGL. ce Geothermie-Projekt wird geprüft Herisau-Gossau - Im Gebiet Herisau-Gossau wird die Machbarkeit eines Geothermiekraftwerks inklusive Nahwärmeversorgung geprüft. Die Axpo AG, die St.GallischAppenzellische Kraftwerke AG und die Sankt Galler Stadtwerke haben sich für eine entsprechende Studie zu einem Konsortium Geothermie zusammengeschlossen. Dies wäre bereits das zweite Geothermiekraftwerk in der Region. Im Westen der Stadt St. Gallen werden bereits die

Probebohrungen für das erste Kraftwerk vorbereitet. ce Klimastiftung Schweiz verdoppelt Zahlungen Zürich – Die Klimastiftung Schweiz hat 2011 KMU mit über 2,7 Millionen Franken unterstützt. Dies entspricht mehr als einer Verdoppelung der Auszahlungen gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt 77 Projekte von KMU wurden mit insgesamt 2,55 Millionen Franken unterstützt. Weitere rund 150 KMU wurden mit total 150’000 Franken darin unterstützt, Energiesparmassnahmen in ihrem Betrieb gemeinsam mit der Energie Agentur der Wirtschaft zu definieren und umzusetzen. Bis 1. September 2012 können wieder neue Projektanträge eingereicht werden. ce Nachhaltiges Stadtquartier in Zürich Zürich - Der Zürcher Stadtrat hat den ergänzenden Privaten Gestaltungsplan «GreenCity.Zurich» festgesetzt. Im Süden von Zürich macht sich ein rund acht Hektar grosser neuer Stadtteil auf

Luzern fördert Elektro-Roller Luzern - Ab sofort fördert die Stadt Luzern Elektro-Roller für Private und Unternehmen. Das Förderangebot Sauber fahren ist eine Aktion der Stadt in Zusammenarbeit mit ewl energie wasser luzern und NewRide. Es ergänzt die mit dem Climate Star ausgezeichnete Luftreinhalte-, Energie- und Klimakampagne unter dem Motto «Luzern packt’s an». Wer einen Elektro-Scooter anschafft, erhält von der Stadt Luzern eine Rückerstattung von 25 Prozent des Kaufpreises, maximal 2’000 Franken. ewl energie wasser luzern übernimmt zudem den Ökostrom-Aufpreis für die gesamte Lebensdauer. ce

Gefahrenkarten zu 80 Prozent erstellt Bern - Die grossen Anstrengungen der Kantone bei der Erarbeitung der Gefahrenkarten zeigen Wirkung. 80 Prozent der Gefahrenkarten sind erstellt. Insbesondere sind die Gebiete mit hohem Schadenspotential erfasst. Aus den Karten ist ersichtlich, welche Naturgefahren wie Lawinen, Rutschungen, Steinschlag oder Hochwasser die Siedlungsgebiete bedrohen können. Die verbleibenden 20 Prozent sollen gemäss den kantonalen Planungen bis 2013 erarbeitet sein. Die Bedrohung durch Naturgefahren wird auch anschliessend regelmässig überprüft. Ein wichtiger Schritt ist die Anwendung der Gefahrenkarten in der Raumplanung. Bis heute sind gemäss Bundesamt für Umwelt rund zwei Drittel der Gefahrenkarten in der kommunalen Nutzungsplanung verbindlich bis auf Stufe Parzelle umgesetzt. ce

Wer ab sofort in Luzern mit dem Elektro-Scooter, wie z.B. mit dem Govecs Go von m-way, zur Arbeit fährt, wird von der Stadt gefördert. Foto: m-way Anzeige

Zu den Gewinnern der Energiewende gehören. Der Wirtschaftsverband swisscleantech - holt ihren Input in Fokusgruppen ab, damit die Wende wirtschaftsfreundlich umgesetzt wird - setzt sich für Rahmenbedingungen ein, die Nachhaltigkeit belohnen www.swisscleantech.ch/mitgliedschaft www.youtube.com/swisscleantech


ECO PERFORMANCE AWARD 2012

SIEGER 2012 mit dem Programm «Eco Balance by CAMION TRANSPORT»

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UZ l ENERGIE K L I M A F R E U N D L I C H E S PA P I E R

Synergien klug genutzt Die Perlen Papier AG ist eine vorbildliche Vertreterin der Papierindustrie. In den vergangenen Jahren wurden diverse Massnahmen ergriffen, um die Energieeffizienz zu steigern und den CO2-Ausstoss zu senken. Ein weiterer grosser Schritt in Richtung klimafreundlicher Produktion steht bevor.

TEXT UND INTERVIEW FRÉDÉRIC ZWICKER

1873 gründeten Industriepioniere an der Reuss in Perlen – zwischen Luzern und Zug – die Papierfabrik Perlen. Heute werden mit zwei Papiermaschinen (PM 4 und 7) und knapp 400 Mitarbeitern an die 500 000 Tonnen Papier pro Jahr hergestellt. In den kommenden Jahren wird die Kapazität durch das Hochfahren der neuen PM7 auf über 550 000 Tonnen gesteigert. Die Papierherstellung ist ein energieintensiver Prozess, da der Wasseranteil des Papierstoffes von über 99 Prozent auf rund 5 bis 8 Prozent reduziert werden muss. Auch wenn ein grosser Anteil mechanisch entwässert werden kann, braucht es zusätzlich thermische Energie, um die nötige Trockenheit zu erreichen. Bei diesem dampfbeheizten Trocknungsprozess läuft die Papierbahn über die Trockenpartie, bestehend aus 31 Trockenzylindern in Serie (PM7). Rund 50 Prozent der benötigten thermischen Energie wird heute durch die Warmerückgewinnung bei der Herstellung von Holzfaserstoff (Thermo Mechanical Pulp/Halbstoff für Papierherstellung) sowie durch die Nutzung von CO2-neutralen Brennstoffen (Produktionsschlämme/Altholz) gedeckt. Die restliche Prozessdampfmenge wird durch Heizöl schwer und Erdgas erzeugt, wobei der Verbrauch von Heizöl schwer zugunsten des CO2- freundlicheren Erdgases seit 2007 um 80 Prozent gesenkt werden konnte. Mehr Energieeffizienz Mit der neuen Papiermaschine PM7, eine der weltweit modernsten Maschinen zur Herstellung von Zeitungsdruckpapier, hat die Perlen Papier AG im Jahr 2010 eine immense

PATRICK BIRRER

In Energieeffizienz investiert Herr Birrer, weshalb haben Sie in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage in den neuen Maschinenpark investiert? Patrick Birrer: Wir haben in mehreren Studien analysiert, wie sich der Markt entwickeln wird. Grundsätzlich war es so, dass die PM5, also die Vorgängerin der neuen Papiermaschine, mit Baujahr 1971 an ihrem Lebensende war. Die Frage war, ob eine neue Papiermaschine zur Herstellung von Zeitungsdruckpapier oder eine andere Papiersorte angeschafft werden

sollte. Auf Basis diverser Studienergebnisse entschied sich der Verwaltungsrat der CPH-Gruppe für die neue Zeitungsdruckmaschine. Bald nach dem Entscheid kam die Wirtschaftskrise, die das wirtschaftliche Umfeld bis heute drastisch verschlechterte. Entscheidend in unserem Geschäft ist die Kostenführerschaft. Die neue PM7 hilft uns, diese auch langfristig zu halten, da die Fixkosten bei einer beinahe Verdreifachung der Produktion annähernd gleichgeblieben sind.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit der EnergieAgentur der Wirtschaft aus? Wir sind regelmässig in Kontakt. Gerade eben hatten wir das Problem, dass mit der Inbetriebnahme der neuen Papiermaschine PM7 durch die signifikant höhere Produktionsmenge auch der Energieverbrauch und der CO2-Ausstoss angestiegen sind. Dies, obwohl wir viel in Energieeffizienz-Massnahmen investiert haben und unser Energieverbrauch pro Tonne Papier gesunken ist. In

Investition getätigt. Rund 500 Millionen Franken betrugen die Kosten für die Maschine, mit welcher das Unternehmen seine Produktion beinahe verdoppeln wird. Obschon die Energieeffizienz der PM7 deutlich höher ist als bei der Vorgängerin PM5 – der Gesamtenergieverbrauch pro Tonne Papier beträgt statt 2.67 MWh neu 2.21 MWh – führte die gestiegene Produktionsmenge zu einem höheren Gesamtenergieverbrauch. Die CO2-Vereinbarung mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) musste aufgrund der Produktionssteigerung neu verhandelt werden. «Bei den Verhandlungen mit dem BAFU war uns die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) eine grosse Hilfe», sagt Patrick Birrer, Umweltkoordinator und Ressortleiter Energie- und Umwelttechnik der Perlen Papier AG. Heute liegt das Unternehmen für die Periode 2011/2012 wieder auf Kurs. Mit dem Ersatz der alten Zeitungsdruckpapiermaschine durch die Papiermaschine PM7 verfügt die Perlen Papier AG über einen topmodernen und effizienten Maschinenpark. Verschiedene Massnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz und zur Erhöhung der Energieeffizienz an allen Anlagen haben dazu geführt, dass der CO2Ausstoss trotz Produktionssteigerung im Jahr 2011 um 40 000 Tonnen reduziert werden konnte. Alleine die Leistungssteigerung der Dampfproduktion und die vorgenommenen Dampfsparmassnahmen an der PM4, mit der hochwertiges LWC-Papier (Light Weight Coated Paper) hergestellt wird, sorgten für Energieeinsparungen von rund 40 000 MWh/a. Dies entspricht rund 12 000 Tonnen CO2. Die Früchte der Bemühungen der Perlen Papier AG sind eine CO2-Intensität von gerade einmal 65 Prozent und eine Energieeffizienz von rund 105 Prozent. So wird das Unter-

solchen Fällen, also wenn eine Leistungssteigerung vorgenommen wurde, gibt es die Möglichkeit die CO2-Vereinbarung aufgrund einer strukturellen Änderung mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) neu zu verhandeln. Die EnAW hat unsere Situation mit dem BAFU und dem Bundesamt für Energie analysiert und eine Befreiung von der CO2-Abgabe bis ins Jahr 2012 erreicht. Die Perlen Papier AG soll schon bald von der Energie profitieren, welche in der neuen Zentralschweizerischen Kehrichtverbrennungsanlage produziert wird. Diese wird direkt

neben dem Firmengelände gebaut. Wie kam dieses Projekt zustande? Die bestehende Anlage bei Luzern muss erneuert werden. Die KVA Luzern betreibt bereits heute ein Fremdwärmenetz, über welches unter anderem das Kantonsspital Luzern versorgt wird. Die Energieeffizienz ist jedoch relativ gering. Es standen verschiedene neue Standorte zur Diskussion. Der gewählte Standort hier in Perlen ist verkehrstechnisch hervorragend gelegen und erlaubt es, einen grossen Teil der Energie ohne Verlust der angrenzenden Perlen Papier AG zu liefern. Dadurch kann der CO2-Ausstoss der Perlen Papier AG jährlich um 90.000 Tonnen


ENERGIE l UZ

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P E R L E N PA P I E R A G Gegründet: Mitarbeiter: 478 000 T: 40 000 T: Reduktion:

nehmen einerseits von der CO2-Abgabe entbunden. Andererseits schonen tiefere Energiekosten auch den Geldbeutel des Unternehmens.

Die PM7 ist einer der modernsten Maschinen zur Herstellung von Zeitungspapier. Fotos: zVg

Energie aus Abfall Schon bald soll bei der Perlen Papier AG fast gar kein CO2 mehr ausgestossen werden. Direkt neben dem Firmengelände beginnen nämlich im Sommer 2012 die Bauarbeiten für die neue Zentralschweizerische Kehrichtverbrennungsanlage durch die Renergia Zentralschweiz AG. Die Anlage wird voraussichtlich 2015 in Betrieb genommen. Ein grösserer Anteil der thermischen Energie, die bei der Kehrichtverbrennung entsteht, wird künftig den Bedarf der Papierfabrik decken. Durch diese Zusammenarbeit erreicht die Kehrichtverbrennungsanlage einen Energienutzungsgrad von rund 70 Prozent. Und bei der Perlen Papier AG lassen sich so jährlich bis zu 90 000 Tonnen CO2 einsparen.

reduziert werden und die KVA Luzern wird zu einer der wettbewerbsfähigsten Anlagen der Schweiz. Wird auch beim Holz auf eine klimafreundliche Herkunft geachtet? Ja, wir wissen, woher unser Holz und auch die Hilfsstoffe kommen. Unsere Papiere besitzen das FSC-Label. Die Herkunft lässt sich immer Patrick Birrer, Ressortzurückverfolgen. So achten wir auf die Ökobilanz der ver- leiter Energie- & Umwelttechnik Perlen Papier AG. wendeten Stoffe. Und soweit es finanziell zu verkraften ist, setzen wir natürlich auf die lut bewusst, dass wir in umweltfreundlichsten Stoffe. Sachen Umweltschutz auch in Wir sind ein sehr energieinten- Zukunft weiterhin viel tun siver Betrieb und uns ist abso- müssen.

Für die Produktion der verschiedenen Papiere wird eine Mischung aus Primärfasern (Zellstoff und TMP) sowie rezykliertem Altpapier eingesetzt.

1873; Teil der CPH Chemie + Papier Holding AG Rund 400 Verkaufte Tonnen Papier 2011 Reduktion CO2-Ausstoss 2011 Gesamtenergieverbrauch pro Tonne Papier durch Inbetriebnahme PM7 (im Vergleich zur PM5): Von 2.67 MWh auf 2.21 MWh

ENERGIE-AGENTUR DER WIRTSCHAFT (ENAW) Gegründet: 1999 von den Spitzenverbänden der Wirtschaft, operativ seit 2001 Bietet: Beratung und Unterstützung von Unternehmen aus allen Branchen und jeglicher Grösse bei der Reduktion des CO2-Ausstosses und der Steigerung der Energieeffizienz. Im Zentrum stehen Massnahmen, die für den Betrieb wirtschaftlich sind. Berater: Rund 50 Moderatorinnen und Moderatoren und KMU-Berater EnAW-Teilnehmer: Rund 2200 Unternehmen in der ganzen Schweiz Leistung: CO2-Reduktion: 1,3 Mio. Tonnen CO2/Jahr Energieeffizienz: Steigerung um 5600 GWh/Jahr Kontakt: Dr. Armin Eberle, Geschäftsführer EnAW info@enaw.ch www.enaw.ch


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UZ l GELD

PENSIONSKASSEN

Zwischen Renditedruck und mangelndem Freiraum In den letzten Jahren gab es für die Schweizer Pensionskassen marktbedingt mehr «Gegen»- als «Rückenwind». Umso wichtiger wäre die Befreiung von gesetzlichen Fesseln.

G R A F I K 1 : A N PA S S U N G D E R Z I E LW E R T E I N D E N A N L A G E K AT E G O R I E N

TEXT OTHMAR SIMEON

Die Schweizer Pensionskassen befinden sich nach wie vor in einer nicht gerade komfortablen Situation. Die Ergebnisse der von Swisscanto jährlich durchgeführten, breit angelegten Meinungsumfrage zum Zustand der 2. Säule zeigen, dass das Jahr 2011 insgesamt unbefriedigend verlief. Die Performance einer Schweizer Pensionskasse betrug während dieser Zeit durchschnittlich -0,3 Prozent und liegt damit deutlich unter dem Ergebnis des Vorjahres von rund 3 Prozent. Bei mehr als vier Fünftel der befragten Kassen lag die Performance innerhalb einer Bandbreite von -2,5 Prozent bis +2,5 Prozent und damit unter der Sollrendite. Diese Renditewert (zur Zeit 3,4 Prozent) ist nötig, um den Deckungsgrad einer Pensionskasse zumindest konstant zu halten. Während also die Marktentwicklung als «dritter Beitragszahler» ein weiteres Mal nicht die gewünschte Unterstützung bot, hat sich an den gesetzlichen Parametern nichts zu Gunsten der Vorsorgeeinrichtungen verändert. Noch sind

sowohl die Mindestverzinsung als auch der Mindestumwandlungssatz auf einem Niveau festgelegt, das auf Dauer an der Substanz der Pensionskassen zehrt. Tiefere Obligationenquoten Die von Swisscanto nun schon seit mehreren Jahren erhobenen Daten zur Anlagepolitik der Schweizer Pensionskassen zeigen, dass die durchschnittliche Asset Allocation, also die Aufteilung der Gelder auf die verschiedenen Anlageklassen, über längere Zeit schon recht stabil ist. Auch die neusten uns vorliegenden Zahlen per Ende 2011 weichen nur geringfügig von früheren Werten ab. In der durchschnittlichen Asset Allocation der Schweizer Pensionskassen haben die wichtigsten Anlageklassen folgende Anteile: – Aktien: 25,9 Prozent – Obligationen: 37,3 Prozent – Immobilien: 20,6 Prozent – Alternative Anlagen: 5,1 Prozent Rund zwei Drittel der Pensionskassen haben letztes Jahr keine Anpassung ihrer strategischen Asset Allocation vor-


GELD l UZ

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IGS-Staaten betrifft, sind die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen nicht stark exponiert. 62 Prozent halten gar keine Titel aus diesen Ländern, und bei 36 Prozent beträgt der Anteil maximal 10 Prozent am gesamten Obligationen-Portfolio.

GRAFIK 2: UMGESETZTE SANIERUNGSMASSNAMEN 2011

genommen. Dort, wo es zu einer Anpassung kam, geschah dies vor allem, um das Portfolio zu optimieren. Ein Beispiel: Bei den privatrechtlichen Pensionskassen waren es 17 Prozent, welche die Anpassung explizit als Folge der Tiefzinssituation vornahmen. Während im Segment Aktien Schweiz sich die Anhebung und die Reduktion der Zielwerte in etwa die Waage halten, fällt auf, dass eine klare Tendenz zum Ausbau der Quote für ausländische Aktien besteht (s. Grafik 1). Nicht überraschen kann hingegen der häufig vorgenommene Abbau des Segments Obligationen Schweiz (bei 56 Prozent der Pensionskassen), da sich mit diesen Papieren nur noch sehr geringe Renditen erzielen lassen. Den Gegensatz dazu bildet das Segment Immobilien Schweiz, bei welchem 55 Prozent der Kassen die Quote erhöhten. Die von den Pensionskassen vorgenommenen Anpassungen zeigen auch, wie schwierig es nach wie vor ist, risikolose Renditen zu erzielen. Innerhalb der Obligationen-Portfolios ist es zu deutlichen Umschichtungen von Staatsanleihen zu Unternehmensanleihen gekommen. Was Anleihen der schuldengeplagten PI-

Um später eine gute Vorsorge gewährleisten zu können, müssen sich die Pensionskassen den Entwicklungen am Markt anpassen. Foto: Bilderbox.de

Umwandlungssätze – Senkungen jetzt schon Tatsache Die Pensionskassen haben alles Interesse daran, dass die Politik beim Thema BVG-Umwandlungssatz möglichst bald eine gangbare Lösung findet. Der Bundesrat zeigt im Entwurf zum Bericht über die Zukunft der 2. Säule ein dreistufiges Verfahren zur Anpassung des BVG-Umwandlungssatzes auf. Gemäss dem Bericht kann der BVG-Umwandlungssatz in einem Schritt ab 2015 oder schrittweise bis 2022 auf 6,4 Prozent gesenkt werden. Als flankierende Massnahmen werden die Senkung des BVG-Koordinationsabzuges oder die Erhöhung der BVG-Altersgutschriften vorgeschlagen. Während einer Übergangsphase soll zudem der Nominalwert der Altersrente garantiert werden, wobei die dazu notwendige Zusatzfinanzierung durch die 1. oder 2. Säule gesichert werden kann. Die Dringlichkeit des Anpassungsbedarfes wird damit abgerundet, dass sogar die Aufhebung eines BVG-Umwandlungssatzes ins Auge gefasst wird. Die vom Bundesrat aufgezeigten Lösungsvorschläge zielen in die richtige Richtung. Da viele Pensionskassen aber nach dem umhüllenden Prinzip (Leistungen der obligatorischen und überobligatorischen Vorsorge in einer Kasse) funktionieren, lässt sich der Umwandlungssatz auf dem Gesamtvermögen in Eigenregie festlegen, was denn auch geschieht. Während im Jahr 2005 der verwendete Umwandlungssatz beim Rücktrittsalter 65 im Mittel noch bei 7 Prozent lag, liegt dieser Wert im laufenden Jahr noch bei 6,6 Prozent, also bereits deutlich unter dem erst für 2014 gesetzlich vorgesehenen Satz von 6,8 Prozent. Die in den vergangenen Monaten beschlossenen, teilweise drastischen Senkungen des Umwandlungssatzes einiger grosser Pensionskassen deuten darauf hin, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Tiefere Verzinsung die häufigste Sanierungsmassnahme Aufgrund der weiterhin ungenügenden Finanzierungssituation vieler Kassen nach dem Einbruch von 2008 werden nach wie vor Sanierungsmassnahmen ergriffen. Sie betreffend etwas unerwartet die öffentlich-rechtlichen Kassen in grösserem Masse als die privaten. Im vergangenen Jahr wurden in 34 Prozent der teilnehmenden öffentlichen Kassen Sanierungsmassnahmen durchgeführt, im laufenden Jahr sind es sogar 38 Prozent. Bei den privaten Vorsorgeeinrichtungen blieb der Anteil mit 20 resp. 19 Prozent ungefähr konstant. Eine tiefere Reduktion der Vorsorgegelder (bei umhüllenden Vorsorgeplänen) ist die mit Abstand häufigste Sanierungsmassnahme. Sie wird bei 70 Prozent aller Kassen, welche Sanierungsmassnahmen melden, angewendet. Sehr häufig ergreifen die Pensionskassen jedoch einen Mix von Massnahmen (s. Grafik 2). Diese sind absolut nötig, denn die künftigen Herausforderungen, seien sie gesetzlicher oder markttechnischer Natur, werden gross bleiben.

DER AUTOR Othmar Simeon ist Geschäftsführer der Swisscanto Vorsorge AG.


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PUBLIREPORTAGE

VORSORGE

Phoenix Pensionskasse: Neuer Schwung im Vorsorgewesen Unternehmen haben bei Phoenix Pensionskasse die Wahl zwischen drei Pools mit vordefinierten Anlagestrategien oder der Vollversicherungslösung. Das bedeutet: Maximale Flexibilität bei grösstmöglicher Sicherheit.

berechnet, so dass jedes angeschlossene Unternehmen trotz Kollektivität einen individuellen Status geniesst. «In Zeiten steten Wandels brauchen Unternehmen eben bedürfnisorientierte und flexible Pensionskassenlösungen. Wir haben sie» so Serge Aerne.

Die drei Phoenix Anlagestrategien defensiv, ausgewogen oder offensiv.

«Optimale Vorsorge bedeutet Vertrauen und Sicherheit für den Unternehmer wie für die Mitarbeitenden,» sagt Serge Aerne, der zusammen mit Markus Lupert die Phoenix Pensionskasse leitet, welche seit diesem Jahr operativ tätig ist. Das Phoenix-Team – alles ausgewiesene Fachleute – will frischen Wind ins Schweizer Vorsorgewesen bringen. «Wir erfinden das Pensionskassensystem natürlich nicht neu. Aber wir vereinen die interessantesten Modelle für unsere Kunden unter einem Dach», betont Markus Lupert. Massgeschneiderte Vorsorgelösungen In Zusammenarbeit mit den Unternehmen entwickeln und realisieren die Spezialisten von Phoenix massgeschnei-

derte Vorsorgelösungen. Durch den persönlichen Kontakt mit dem Kunden kann die Vorsorge auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden. «Gerade Fragen zum richtig abgestimmten Vorsorgeplan sollten immer in einem persönlichen Gespräch beantwortet werden». «Nur so lassen sich auch garantiert die passenden Modelle herausschälen», führt Serge Aerne aus. Durch unsere individuellen Anlagestrategien – «defensiv», «ausgewogen», «offensiv» – im teilautonomen Vorsorgemodell, bis hin zur Vollversicherung mit 100% Zins- und Kapitalgarantie, steht die persönliche Risikobereitschaft des Kunden im Mittelpunkt. Für jedes Vorsorgewerk wird zudem ein separater Deckungsgrad

Unser Leistungsplus für einen gesicherten Ruhestand Durch verantwortungsbewusstes Handeln strebt Phoenix Pensionskasse im Sinne ihrer Kunden langfristige und marktkonforme Renditen an. Der Fokus wird darüber hinaus stets auch auf individuelle Leistungen zugunsten der Versicherten gelegt; beispielsweise mit einer persönlichen AHV-Überbrückungsrente oder der Betreuungsrente für Alleinerziehende im teilautonomen Vorsorgemodell. Und dank der schlanken und kostenbewussten Verwaltungsstruktur im eigenen Hause können Kundenwünsche speditiv erledigt werden. Der direkte Online-Zugang zu den wichtigsten Daten macht das Handling für die angeschlossenen Unternehmen zudem einfach und transparent. «Unternehmer und Angestellte sehen sich in turbulenten Zeiten mit mannigfaltigen Herausforderungen konfrontiert. Umso wichtiger ist es, weitsichtig vorzusorgen, um einen gesicherten Lebensabend geniessen zu können», untermauern Serge Aerne und Markus Lupert das Bestreben ihres Teams. Mit zukunftsorientierten, flexiblen und sicheren Vorsorgelösungen will Phoenix Pensionskasse ihren Teil dazu beitragen. Mehr unter www.pk-phoenix.ch


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Foto: Bilderbox.de

GELD l UZ

TEXT MARCEL TSCHANZ

MARCEL TSCHANZ

Der Autor ist CEO der VP Bank (Schweiz) AG. marcel.tschanz@vpbank.com.

KUNDENZUFRIEDENHEIT

Ehrlich währt am längsten Im letzten Beitrag wurden Bankberater mit Hafenlotsen verglichen, die ihre Kunden durch die momentanen Untiefen in der Finanzwelt navigieren. Würden Sie aber einem Lotsen vertrauen, von dessen Aufrichtigkeit Sie nicht überzeugt sind? Die Finanzindustrie scheint von einem erschreckenden Muster geprägt zu sein: Immer wieder gerät eine Bank, ein Geschäftsführer oder ein Mitarbeiter in Verdacht, Kundengelder veruntreut, Vorschriften missachtet, Geld der Investoren verspekuliert, Aufsichtsbehörde und Revision getäuscht oder einfach auf eigene Kappe gewirtschaftet zu haben. Sind im Bankenbereich aussergewöhnlich

viele schwarze Schafe beheimatet? Wohl kaum. Den bekannt gewordenen Fällen gemeinsam ist, dass es um sehr viel Geld geht – um viel mehr als der durchschnittlich verdienende Arbeitnehmer zur Verfügung hat. Wo Reichtum ist, sind oftmals Neid und Gier nicht weit . . . und beides lässt sich medial vermarkten. Unabhängig davon gilt aber, dass Kunden ihr Geld nur vertrauenswürdigen und kompetenten Personen und Instituten anvertrauen wollen. Ähnlich wie man einen zuverlässigen und engagierten Arzt aussucht. Über seine Gesundheit oder sein Geld spricht man aber nicht … ausser man fühlt sich darum betrogen. In

der VP Bank halten wir es mit dem Schweigen etwas anders: Erstens ist Geld unser Geschäft und zweitens zeigt unsere Erfahrung, dass langfristiger Erfolg und Vertrauen nur in einer offenen und ehrlichen Kultur – geprägt von humanistischen Werten – gedeihen kann. Der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Zielen muss im Zentrum stehen. Werte manifestieren sich durch die Personen, die sie leben. Diese erleben bestehende Kunden im Austausch mit ihrem Berater, jene auf der Suche nach einem passenden Finanzpartner haben es da etwas schwieriger. Bewertungen von unabhängigen Institutionen können hier wichtige Hil-

feleistung bieten. So attestiert der renommierte deutsche Elite Report den Mitarbeitenden der VP Bank höchste Qualität, ausserordentliche Kompetenz und hohes Engagement. Die Höchstnote «summa cum laude» belegt auch, dass das Handeln im Sinne und zum Nutzen des Kunden von oberster Priorität ist. Voraussetzung hierfür ist gelebte Unabhängigkeit: Einerseits durch langfristig orientierte Eigner, andererseits durch die ausgebildete Kompetenz, weltweit die passenden Lösungen für jedes Kundenbedürfnis zu finden. Ehrlich im Inhalt, fair im Preis – dies ist die beste Garantie für langfristigen Erfolg.

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UZ l KOMMUNIKATION

O N L I N E - S C H N Ä P P C H E N - P O R TA L E

Dünne Margen für kühle Rechner Das Schnäppchenportal Deindeal.ch buhlt mit satten Rabatten um Netzkunden. Zu haben ist fast alles, von der Akupunktur bis zur ZumbaTanzstunde. Anbieter profitieren vom Vertriebskanal und verzichten dafür auf Umsatz und Marge. Eine Gratwanderung in Bezug auf Image und Seriosität.

TEXT ROBERT WILDI

Der Schnäppchen-Newsletter donnert in Höchstgeschwindigkeit und voller Überraschungen über die Email-Server. Bereits eine halbe Million Schweizer erhalten per elektronischer Post regelmässig Angebote von Deindeal.ch auf den Bildschirm geliefert, die ohne Zweifel verlockend wirken. Da wird eine Gesichtsbehandlung inklusive Hautanalyse für 99 statt 235 Franken offeriert. Oder eine medizinische Heuschnupfentherapie inklusive Diagnostik, Akupunktur, Kräuterbehandlung und Massage für nur 189 statt 450 Franken. Auch ein dreier BH-Set kann per Knopfdruck zum Schleuderpreis ergattert werden. Auf dem Discount-Portal Deindeal.ch wird es für 39 statt 99 Franken feilgeboten. Ein Tor, wer hier nicht zuschlägt und sich stattdessen die gleichen Produkte zum Vollpreis beim Detailhändler, Naturheiler oder im Kosmetikstudio besorgt – inklusive Wegkosten. Online-Schnäppchen-Portale wie Deindeal.ch liegen voll im Trend und finden immer mehr Anhänger. Auch Wellness- und alle anderen Ferienarten können über das Portal zum regelrechten Wohlfühl-Tarif erstanden werden. Zwei Nächte im Hotel Walliserhof in Grächen inklusive Frühstücksbuffet, 4-Gang-Dinner und einer Flasche Wein auf dem Zimmer kosten nicht etwa 524 Franken, wie regulär ausgeschrieben, sondern können via Deindeal.ch für 259 Franken «gewonnen» werden. Bei zu wenigen Buchungen – kein Deal Gründer und CEO von Deindeal.ch ist Amir Suissa, der das Portal mit vier Geschäftskollegen vor rund zwei Jahren aufgeschaltet hat. «Wir waren entgegen der Einschätzung verschiedener Experten überzeugt, dass wir damit Erfolg haben würden.» So kam es. Zwei Jahren nach der Gründung zählt

Deindeal.ch heute bereits 160 Mitarbeitende. Suissa hat in der Schweiz als Pionier das sogenannte «Group Buying Konzept» eingeführt. Es funktioniert so: Der Kundschaft werden online Deals respektive Gutscheine für Produkte, Angebote und Dienstleistungen in der ganzen Schweiz offeriert. Diese enthalten in der Regel einen Rabatt von 50 bis 70 Prozent auf den Normalpreis. Als Bedingung, damit der Deal zustande kommt, braucht es eine Mindestanzahl Käufer in einer bestimmten Zeitperiode. Sobald diese erreicht ist, kann das Schnäppchen eingelöst werden. Wenn nicht, verfällt der Deal und Kunden, die bereits gebucht haben, erhalten keine Kreditkartenbelastung. «Weil wir ihnen diese fixe Anzahl Kunden garantieren, gewähren uns die Unternehmen für ihre Angebote so hohe Rabatte», erklärt Amir Suissa. Hinter dem attraktiven Tiefpreis stecken also Skaleneffekte, von denen die Dienstleister profitieren können. Dies, obschon sie auf den bereits reduzierten Verkaufstarif nochmals eine Marge abtreten müssen. Denn auch Deindeal.ch will verdienen. Und dies nicht zu knapp. «40 Prozent des pro Deal erzielten Umsatzes gehen an uns», sagt Amir Suissa. Das heisst: Der Anbieter der Gesichtsbehandlung erhält für seine Leistung mit dem realen Wert von 235 Franken am Ende gerade noch 60 Franken, also 25 Prozent. Kann das seriös sein? Heikler Deal mit Brustvergrösserung Nein, finden nicht wenige Unternehmen, etwa aus der Reisebranche. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis auf diesen Portalen sei nicht attraktiv, erklärte jüngst ein Vertreter von Tui Suisse gegenüber der Fachzeitung «Travel Inside». Und auch Kuoni winkt ab. Für ganz neue und unbekannte Marktteilnehmer könne es allenfalls Sinn machen, sich über Portale wie Deindeal.ch einen Namen zu machen, sagt der Leiter


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KOMMUNIKATION l UZ

R I N G I E R D E A LT M I T, TA M E D I A S T E I G T WIEDER AUS Beteiligung Die Erfolgsgeschichte von Deindeal.ch zieht Investoren an. So hat sich das Medienhaus Ringier im vergangenen Jahr mit 60 Prozent am führenden Schweizer Anbieter im Group Buying-Geschäft beteiligt. Die restlichen 40 Prozent teilen sich die Gründer sowie andere Investoren. Expansion Neben der Stärkung der Marktführerschaft im Kerngeschäft will Deindeal.ch in diesem Jahr auch neue E-Commerce-Angebote für die Portal-User (Smartphones oder Tablet PC) lancieren. Dazu gibt es engere Partnerschaften mit Anbietern wie M-Electronics, Sharp, Powerdata, Kraft-Foods, Fujifilm oder mit der Post. Die Kooperationen sind individuell aufgebaut und bestehen in der Regel aus gemeinsamen Deals und ganzen Deal-Packages, wie CEO Amir Suissa bestätigt. Konkurrenz Die wichtigsten Mitbewerber von Deindeal.ch sind zurzeit Portale wie Groupon und Dailydeal. Weitere Anbieter wie Dealini.ch wollen vom Trend bei der Kundschaft ebenfalls profitieren. Nicht mehr im Rennen ist die Konkurrentin Scoup. Der Zürcher Tamedia-Konzern und sein Partner, das Modeportal Fashionfriends, stellten die erst Mitte September 2011 lancierte Aktionsplattform Ende April 2012 ein. Betroffen sind 37 Mitarbeitende. (row)

E-Commerce beim Branchenführer. «Der Marke Kuoni würde es wohl eher schaden.» Vor allem aus Image-Gründen. Amir Suissa kann damit leben, dass nicht alle Unternehmen ihre Angebote über Deindeal.ch ausschreiben wollen. «Auch so werden bei uns wöchentlich 130 bis 150 neue Deals aufgeschaltet.» Die Nutzer hätten permanent Zugriff auf rund 200 aktive Deals. Dass sich darunter keine «heik-

len» Angebote befinden, ist dem Chef äusserst wichtig. Denn damit hat Deindeal.ch schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht. So wurde zum Beispiel im November 2011 eine Brustvergrösserung ohne Implantate für 1799 statt 3750 Franken angepriesen. Der ausführende Arzt, ein Dermatologe aus Biel, spritzte den Patientinnen die gleiche Flüssigkeit in die Brüste, mit der Lippen vergrössert oder Falten ausgebügelt werden. Das Verfahren ist zwar umstritten, aber zulässig. Nur reichte die auf Deindeal.ch angebotene Menge von 50 Milliliter Flüssigkeit pro Brust nicht aus für einen sichtbaren Erfolg. Dafür wären 80 bis 150 Milliliter notwendig gewesen. Die Geschichte warf hohe Wellen und sorgte für Kritik von Seiten anderer Ärzte. «Nicht verscherbeln, sondern bekannt machen» Aus der Geschichte hat man bei Deindeal.ch die Lehren gezogen. «Bevor wir einen Deal anbieten, klären wir immer die Qualität und Seriosität des Anbieters ab», sagt Amir Suissa. Auf Schönheits-Operationen werde im Deal-Portfolio zurzeit ganz verzichtet. Sollten sie dereinst als Angebot in Erwägung gezogen werden, dann nur über Ärzte mit FMH-Titel. Im Zusammenhang mit einem Deal für Augen-Laserbehandlungen offeriert Deindeal.ch der Kundschaft eine Geld-zurückGarantie, sollte sich bei der obligatorischen Voruntersuchung herausstellen, dass der Eingriff nicht möglich ist. Deindeal.ch tut einiges, um das Vertrauen der Kundschaft zu gewinnen. Die anhaltende Image-Diskussion sieht Portal-Gründer Suissa aus einem anderen Blickwinkel. «Viele seriöse Anbieter von Dienstleistungen arbeiten nicht mit uns, um ihr Produkt zu verscherbeln, sondern um es auf eine effiziente Weise bekannt zu machen.» Bei 500 000 Newsletter-Abonnenten, Tendenz steigend, kann dem wohl kaum widersprochen werden.

Bei DeinDeal.ch dürfen keine «heiklen» Produkte angeboten werden, das ist Chef Amir Suissa äusserst wichtig. Foto: zVg


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UZ l KOMMUNIKATION

I N F O R M AT I O N S E T H I K F Ü R U N T E R N E H M E N

Eine Frage der Moral Aristoteles ist einer der Väter der Ethik. Die Glückseligkeit im Diesseits war sein Ideal. Heute finden wir Bereichsethiken wie Informationsethik, Wirtschaftsethik, Politikethik und Medizinethik vor. Die Informationsethik untersucht die moralischen Implikationen des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien und neuen Medien. Ihre Methoden und Inhalte können auch für Unternehmen nützlich sein.

TEXT OLIVER BENDEL

Die Ethik ist eine Disziplin der Philosophie. Es ist auffällig, dass Ethiker oft auch Logiker sind, als bräuchte in ihnen die scheinbar weiche Wissenschaft eine offensichtlich harte an ihrer Seite. Aristoteles ist dafür ein Beispiel, aber auch – um einen Sprung in die Gegenwart zu machen – Ernst Tugendhat oder Ursula Wolf. Die Ethik ist eine schwierige Wissenschaft, wenn es überhaupt eine einfache gibt. Es ist hilfreich, sich an Philosophen zu halten, die sich klar und deutlich ausdrücken. Dazu gehören neben den Genannten auch Otfried Höffe und Annemarie Pieper, die ich bei der folgenden begrifflichen Arbeit bemühe. Die philosophische Ethik sucht nach Höffe «auf methodischem Weg . . . u. ohne letzte Berufung auf politische u. religiöse Autoritäten . . . oder auf das von alters her Gewohnte u. Bewährte allgemeingültige Aussagen über das gute u. gerechte Handeln». Mit Pieper kann man ergänzen: «Die Ethik als eine Disziplin der Philosophie versteht sich als Wissenschaft vom moralischen Handeln.» Moral und Sitte stellen, so Höffe, den «normativen Grundrahmen für das Verhalten vor allem zu den Mitmenschen, aber auch zur Natur u. zu sich selbst dar». Sie «bilden im weiteren Sinn einen der Willkür der einzelnen entzogenen Komplex von Handlungsregeln, Wertmaßstäben, auch Sinnvorstellungen». In der empirischen oder deskriptiven Ethik beschreibt man Moral und Sitte, in der normativen beurteilt man sie, kritisiert sie und begründet gegebenenfalls die Notwendigkeit einer Anpassung. Die Informationsethik hat die Moral (in) der Informationsgesellschaft zum Gegenstand. Sie untersucht, wie wir uns, Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) und neue Medien anbietend und nutzend, in moralischer Hinsicht verhalten bzw. verhalten sollen. Die Informationsethik steht mit jeder anderen Bereichsethik im Zusammenhang und damit sozusagen im Zentrum. Dies hat damit zu tun, dass wir in der Informationsgesellschaft leben, dass die ICT und die digitalen Medien in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft etc. eingedrungen sind und häufig den Kern von Anwendungen und Tätigkeiten bilden.

Die Moral der Informationsgesellschaft Wir brauchen die Informationsethik, um den Herausforderungen der (Post-)Informationsgesellschaft gewachsen zu sein. Wenn unsere Freunde, Mitarbeitenden und Kunden zu Schaden kommen, weil wir soziale Netzwerke oder Überwachungsdienste benutzen, müssen wir die Probleme auf der moralischen (und der rechtlichen) Ebene identifizieren. Wenn Daten eine unbekannte Reise antreten, müssen wir die moralischen (und rechtlichen sowie wirtschaftlichen) Konsequenzen diskutieren. Ein Aspekt ist die Übernahme von Verantwortung. Debora Weber-Wulff schreibt hierzu: «Gegenstand der Informatik ist auch der Mensch; aus der isolierten Wissenschaft ist eine interdisziplinäre geworden. Das technische Handeln eines Individuums kann einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben. In der Konsequenz daraus müssen Informatiker bereit sein, Verantwortung für die Folgen ihres technischen Handelns zu übernehmen.» Und nicht nur die Informatiker, sondern auch die Betriebswirtschaftler – und alle, die Informationssysteme planen, umsetzen, einführen und nutzen. Der Begriff der unternehmerischen Verantwortung wird durch die Informationsgesellschaft neu definiert. Informationsethik ist in zahlreiche Gebiete untergliedert, in denen unzählige Anschauungsobjekte zu finden sind. Es gibt genügend Diskussionen und Materialien zu Diensten wie Facebook und Google Street View, zu Themen wie Cybermobbing und Onlinesucht, zu Phänomenen wie Verlust von Privatheit und Überwachung am Arbeitsplatz, im Internet und in der Stadt. Ich möchte an dieser Stelle einen Schritt zurücktreten und ein paar grundsätzliche Probleme nennen: – Wir nehmen Einbussen bei der Qualität in Kauf. – Wir verschwenden Zeit und Aufmerksamkeit. – Wir gleichen uns an in unserem Denken und Verhalten. – Wir schaffen Alternativen ab und stellen Abhängigkeiten her. – Wir verlieren unsere Erkenntnisse und unsere Fähigkeiten. – Wir lassen Kunden, Mitarbeiter und Freunde zu Schaden kommen.

Informatiker und Betriebswirtschaftler müssen für ihr Handeln und ihre Lösungen Verantwortung über nehmen und dürfen ihre Hände nicht in allen Fällen in Unschuld waschen. Foto: zVg

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KOMMUNIKATION l UZ

Diese Probleme sind für Privatpersonen und für (anbietende und nutzende) Unternehmen gleichermassen relevant. Sie bestehen seit langem; aber durch den Einsatz von ICT und digitalen Medien entstehen neue Möglichkeiten, neue Qualitäten und Quantitäten. Und genau hier wird die Beschäftigung mit Informationsethik interessant. Netiquetten, Kodizes, Richtlinien Wenn man als Anbieter im Internet oder als Verantwortlicher im Unternehmen den Schluss gezogen hat, dass Handlungsbedarf besteht, bleibt die Frage der Umsetzung. Wie erreicht man im Rahmen der normativen Ethik, dass sich Menschen so verhalten, wie man es sich wünscht? Wie beteiligt man die Menschen, wie nimmt man sie ernst? Im Internet kursieren Netiquetten aller Art. Die «klassische Netiquette» ist für das Usenet mit seinen Newsgroups entstanden. Die zentralen Gebote regten zum Nachdenken an und taugten als Hilfe und Stütze in Foren. Sie waren mehr als ein Knigge und weniger als ein Gesetz. Das Netz hat sich

stark verändert, so wie das Verhalten der Benutzer darin. Manche Gebote werden nicht mehr beachtet, manche umgeschrieben, bis zum Gegenteil ihrer ursprünglichen Bedeutung. In Unternehmen kann die Netiquette bzw. ihre jeweilige Adaption durchaus sinnvoll sein, etwa um die Kommunikation in den internen Communities zu regeln. Wichtig ist, dass die Netiquette nicht das Ende, sondern der Anfang ist: einer nicht endenden Diskussion. Moralische Kodizes von ICT-anbietenden und -nutzenden Unternehmen können eine Innen- und Aussenwirkung entfalten. Im Sommer 1944 schrieb Max Born an Albert Einstein, dass die Wissenschaftler einen internationalen Verhaltenskodex zur Ethik bräuchten, um nicht länger blosse «Werkzeuge der Industrien und Regierungen» zu sein. Der Physiker aus Ulm antwortete lapidar: «Mit einem ethical code haben die Mediziner erstaunlich wenig ausgerichtet, und bei den eigentlichen Wissenschaftlern mit ihrem mechanisierten und spezialisierten Denken dürfte noch weniger eine ethische Wirkung zu erwarten sein.» Ein Kodex sollte einen auf jeden Fall hellhörig machen und einen geschärften Blick werfen lassen. Manchmal handelt es sich um einen Baum, an den man sich lehnen oder auf den man sich retten kann. Und manchmal nur um ein Blatt – um ein Feigenblatt, um genau zu sein –, um Missstände dahinter zu verbergen. Jeder möge alleine oder zusammen mit anderen herausfinden, was für IT-Konzerne zutrifft – und Fragen stellen, die sich zwischen Informationsethik und Wirtschaftsethik bewegen. Die Social-Media-Richtlinien, die in immer mehr Unternehmen einziehen, unter mehr oder weniger intensiver Beteiligung der Mitarbeitenden, haben ebenfalls mit Informationsethik zu tun. Wenn die private und berufliche Nutzung geregelt, an die Eigenverantwortlichkeit appelliert, die Herstellung von Transparenz oder die Deklaration von privaten Meinungsäusserungen gefordert wird, sind Informationsethik und Rechtswissenschaft gleichermassen gefragt. Grundsätzlich können aus ethischen Überlegungen rechtliche Bestimmungen werden; umgekehrt ist längst nicht alles, was Recht ist, auf dem Boden der Gerechtigkeit gewachsen. Gefragt ist in diesem Zusammenhang auch die Rechtsethik – und natürlich die Wirtschaftsethik. Diskurs statt Dekret Es gibt viele Philosophen, aber zu wenige, die sich für Informatik interessieren, und zu wenige (Wirtschafts-)Informatiker, die auf dem Gebiet der Philosophie reüssieren. Wir bräuchten eine Aus- und Weiterbildung, die auf wissenschaftlichem Fundament ethische Fragen aufgreift. Die nicht einzelnen Unternehmen verpflichtet ist, sondern neutral informationsethische und wirtschaftsethische Inhalte vermittelt. Die empirische Informationsethik schafft Verständnis für alternative Verhaltensweisen und Lebensentwürfe; die normative mündet in Vorschläge, die wir im Internet und im Unternehmen zusammen weiterdiskutieren und -entwickeln. Und sie liefert nachvollziehbare und brauchbare Begründungen. Diskurs statt Dekret, das ist die Devise.

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Zitierte Literatur: – Höffe, Otfried. Lexikon der Ethik. 7., neubearb. und erweit. Auflage. C. H. Beck, München 2008. Eintrag Ethik bzw. Moral. – Pieper, Annemarie. Einführung in die Ethik. 6., überarb. u. akt. Auflage. A. Francke Verlag, Tübingen und Basel 2007. S. 17. – Bendel, Oliver. Die Rache der Nerds. UVK Lucius, München 2012. (Erscheint im Sept. 2012.) – Weber-Wulff, Debora; Class, Christina; Coy, Wolfgang et al. Gewissensbisse: Ethische Probleme der Informatik. Biometrie – Datenschutz – geistiges Eigentum. transkript-Verlag, Bielefeld 2009. S. 17. – Einstein, Albert; Born, Max. «Briefwechsel 1916 – 1955», LangenMüller, Frankfurt/Main 1982.

DER AUTOR Oliver Bendel lehrt und forscht als Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft (Fachhochschule Nordwestschweiz). Er ist studierter Philosoph und promovierter Wirtschaftsinformatiker. Anzeige

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PUBLIREPORTAGE

D O K U M E N T E N - M A N AG E M E N T

Nachhaltig und kostengünstig Die Verschwendung personeller und finanzieller Ressourcen für das Druck- und Dokumentenmanagement gehört zum Alltag in vielen Unternehmen. Mit KYOCERA Managed Document Services (MDS) hat KYOCERA ein umfangreiches neues Angebot an Professional Services für ein effizientes Dokumentenmanagement für KMU und Grossunternehmen entwickelt.

90 Prozent der europäischen Unternehmen können keine Schätzung ihrer Kosten für Dokumente vornehmen. Oft fehlt ein Gesamtüberblick über die Anzahl der installierten Systeme und wichtige Kennzahlen wie Auslastung, Nutzungsverhalten, Einsatzgebiete, Druckvolumina oder verwendete Technologien. Mit den professionellen KYOCERA Managed Document Services können bedeutende Einsparpotenziale erschlossen werden. Zunächst werden die bestehende Infrastruktur, die Dokumentenprozesse, die tatsächlichen Kosten und die spezifischen Anforderungen des Unternehmens analysiert. Dank der modular aufgebauten Bausteine des Service-Pakets hat der Kunde alle Freiheiten sich für die Optimierungsschritte, die für ihn in Frage kommen zu entscheiden. Die anschliessende Optimierung der Geräteflotte bringt 100 Prozent Kostentransparenz und bis zu 30 Prozent Ersparnis. Abfallmenge und Kosten drastisch senken Weltweit steigt das Druckvolumen kontinuierlich an – entsprechend wichtig sind gleichermassen wirtschaftliche wie umweltfreundliche Druckverfahren. Mit dem innovativen ECOSYS-Konzept hat KYOCERA Document Solutions eine ressourcenschonende Technologie entwickelt, die mit Hilfe extrem langlebiger Komponenten die Abfallmenge stark reduziert und dazu noch zu einer bedeutenden Kosteneinsparung für unsere Kunden führt.

Oft fehlt ein Gesamtüberblick über Auslastung, Nutzungsverhalten, Einsatzgebiete, Druckvolumina oder verwendete Technologien. Foto: zVg

ECOSYS – Das ökologische Konzept Die Vorgabe war die Entwicklung eines umweltschonenden Druckers, der Abfall vermeidet, sparsam mit Energie umgeht, leise ist, uneingeschränkt Recyclingpapiere bedrucken kann, leicht zu entsorgen ist und eine niedrige bzw. keine Ozonemission aufweist. Das Ergebnis sind die ECOSYSDrucker mit neuen langlebigen Drucktechnologien, die die genannten Anforderungen erfüllen. Bis heute ist KYOCERA Document Solutions der weltweit einzige Hersteller, dessen Laser-Drucker keine Verbrauchsmaterialien ausser Toner benötigen. Mit dem Erfolgskonzept ECOSYS garantieren wir seit 20 Jahren ressourcenschonendes sowie wirtschaftliches Drucken und Kopieren.

Umweltfreundliche Verpackungen KYOCERA Document Solutions sieht auch die Geräteverpackung als integralen Bestandteil des Produktkonzeptes an, für den dieselben Umweltkriterien gelten müssen. Auch hier wurde das Volumen auf ein Minimum reduziert und komplett auf Styropor-Schäume verzichtet. Stattdessen setzen wir nur noch Transportverpackungen aus Pappe bzw. Altpapier ein. Produktverantwortung – Den Lebenszyklus im Blick Produktverantwortung und die Verpflichtung zum Schutz der Gesundheit und der Umwelt erstrecken sich bei KYOCERA über den gesamten Produktlebenszyklus, d.h. vom Rohstoffeinsatz, über die Produktion, die Logistik, die Nutzungsphase bis hin zur Verwertung.

Unsere Kopierer, Drucker und Multifunktionsgeräte sind komplett bleifrei und erfüllen sämtliche EU-Richtlinien für elektronische Produkte. Darüber hinaus sind unsere Produkte mit Umweltsiegeln, wie z.B. dem Blauen Engel, ausgezeichnet worden und übertreffen somit oftmals die gesetzlichen Anforderungen. KYOCERA – Nachhaltigkeit im Vordergrund Das Thema Nachhaltigkeit, das heisst der Einklang zwischen wirtschaftlicher Geschäftstätigkeit, Natur und Gesellschaft, ist für das Un-

ternehmen KYOCERA Document Solutions und seine Mitarbeiter seit jeher in der täglichen Arbeit verwurzelt. Wir sind überzeugt: Technologie und Verantwortung für Mensch und Umwelt gehören untrennbar zusammen. Daher konzentriert der Konzern KYOCERA seine gesamten Anstrengungen darauf, gleichermassen umweltverträgliche und innovative Produkte zu entwickeln, die eine positive Auswirkung auf die globale Umweltsituation haben oder die ungünstigen Auswirkungen auf die Umwelt minimieren.

KYOCERA Document Solutions, Tel: +41 (44) 908 49 49, www.kyoceradocumentsolutions.ch


KOMMUNIKATION l UZ

l Nr.6 l 2012 l 45

DIGITALE WERBESTRATEGIEN

unterschiedliche Schaufenstergrössen besitzt und nicht unbedingt der ganze Platz für den Bildschirm aufgewendet werden soll, kommt eine weitere Stärke schäfts. Wer dabei aber nur gemietet werden können – Mein Geschäft liegt an an Schaufensterpuppen, reichen aus, um innert kür- dieser Werbeform zum Traeiner gut frequentierten Lage mit vielen Passanten. Auslagevitrinen oder Plaka- zester Zeit Inhalte zu erargen: Es gibt keine Grenzen, te denkt, vergisst die wirbeiten, aufzuschalten und Gibt es technische Mögwas die Grösse des Bildlichkeiten, um mit den Pas- kungsvollen Möglichkeiten via Ausgabegerät im Schau- schirmes betrifft. Die Insanten in Kontakt zu treten technischer Hilfsmittel. Mit fenster seiner Laufkundhalte können per Beamer Hilfe von Bildschirmen kön- schaft anzupreisen. und sie für mein Lokal sogar auf eine Fläche projinen beispielsweise nicht Die Erarbeitung einer neugierig zu machen? ziert werden. nur bewegte Bilder oder solchen Präsentation ist verDas beschriebene Komgleichbar mit dem Erstellen munikationsinstrument ist Als wäre für KMU das Kern- kurzfristig gültige Sondergeschäft nicht schon angebote, sondern genauso einer Powerpoint-Präsenta- sehr einfach zu bedienen herausfordernd genug: und für die Ansprache der tagesaktuelle News platziert tion: Im Bearbeitungstool einloggen, Bilder oder FilZunehmend sind Marketing werden. Passanten werden Passanten äusserst wirme auswählen, einen geeig- kungsvoll. Gleichzeitig ist und Werbung wichtig, um neugierig gemacht, halten neten Text eingeben und die (Lauf-)Kundschaft zu aber die Bezeichnung der inne und lassen sich gegeinformieren, Angebote Lösung etwas gewöhnungsbenenfalls zum Besuch des schon ist die Werbebotschaft für das Schaufenster bedürftig: Der Fachbegriff bekannt zu machen, aber Geschäftes animieren. vor allem auch Neukunden Wirklich neu an dieser dafür lautet Digital Signage bereit. Im Unterschied zur zu gewinnen. Dazu eignet oder auch Digital Retailer Möglichkeit ist die sehr inPowerpoint-Präsentation tuitive Benutzerführung bei werden die Inhalte aber di- und beschreibt den Prozess, sich die Aufwertung der der Erstellung und Veröfrekt auf dem Internet erInhalte via Internet auf eiSchaufensterfläche zum fentlichung der Inhalte. Ein stellt und können überall – nem physischen AusgabeKommunikationskanal. Internetzugang sowie Bild- nicht nur im Bildschirm des gerät oder einem OnlinekaDas Schaufenster, ganz Schaufensters – publiziert nal (bspw. Facebook) zu pugleich in welcher Grösse, ist schirm und Datenempfangsgerät – die beide auch werden. Weil jedes Geschäft blizieren. die Visitenkarte des Ge-

Mediales Schaufenster

VON ANDRÉ CARADONNA

DER AUTOR André Caradonna ist Produktspezialist von Swisscom und beantwortet Fragen zur Informationsund Kommunikationstechnologie. vernetzt@unternehmerzeitung.ch

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l Nr. 6 l 2012

UZ l MOBIL

CAMION TRANSPORT AG

Ökologisch engagiert Der angesehene Eco Performance Award geht in die Schweiz. Das Transport- und Logistikunternehmen CAMION TRANSPORT AG (CT) mit Hauptsitz in Wil SG setzt sich gegen namhafte Konkurrenten durch und entscheidet das Rennen für sich.

Der Preis wurde am 14. Mai in Hamburg in feierlichem Ambiente verliehen. Die Sieger wurden von einer erfahrenen Jury mit namhaften Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Wolfgang Stölzle, Ordinarius am Lehrstuhl für Logistikmanagement an der Universität St. Gallen bestimmt. Das Spitzenfeld war im diesjährigen Finale sehr eng besetzt. In der Kategorie Grossunternehmen (ab 50 Lkw) wurden deshalb zwei Unternehmen mit dem Eco Performance Award prämiert: CAMION TRANSPORT AG und das türkische Unternehmen Ekol Logistics GmbH. Die Jury würdigte bei CT das Programm und den geschützten Brand «Eco Balance by CAMION TRANSPORT». Neben dem konsequenten Ausbau der Transporte auf der Schiene, der regelmäs-

DAS UNTERNEHMEN CAMION TRANSPORT AG ist eines der führenden Schweizer Dienstleistungsunternehmen in den Bereichen Transport und Logistik. Mit den rund 1 000 Mitarbeitenden und 500 Fahrzeugen an 14 Standorten in der ganzen Schweiz werden täglich über 7 500 Sendungen und Logistikaufträge bearbeitet. Das Unternehmen verfügt über ein Netzwerk verkehrstechnisch günstig gelegener Niederlassungen mit modernster Infrastruktur und Gleisanschluss. www.camiontransport.ch

sigen Aus- und Weiterbildung mit ökologischer Ausrichtung verfolgt das Unternehmen auch das Reduzieren und Vermeiden von CO2. Eine Massnahme ist der Einsatz von Fahrzeugen mit Erdgas- oder Hybridantrieb. Ökologische Tradition Mit der Auszeichnung unterstreicht das Ostschweizer Unternehmen die gelebte nachhaltige Unternehmensführung. Bereits im Jahre 1985 nahm CT einen Stückgut-Shuttle auf der Schiene zwischen Wil und Genf in Betrieb. Die strategische Ausrichtung auf den kombinierten Verkehr wurde über Jahre weiterverfolgt. Das Duale Transportkonzept (Stückgut auf Schiene und Strasse) ist denn auch das Herzstück der Transportorganisation und ein wichtiger Träger des Unternehmenserfolgs.

Die glücklichen Gewinner: Josef A. Jäger, VR Präsident und Direktor und Andreas Hollenstein, Leiter Infrastruktur & Umwelt CAMION TRANSPORT AG. (v. r. 1.und 3.)

Eco Balance Mit dem Programm «Eco Balance by CAMION TRANSPORT» intensiviert das Unternehmen das ökologische Engagement. Dabei geht es nicht ausschliesslich um Flotte und Transportleistungen. Das Programm umfasst auch Themen wie Ausund Weiterbildung der Fahrer, ökologische Beschaffung, Abfalltrennung und Recycling sowie IT-basierte Routenplanung und energieoptimierte Bauten. CT konzentriert sich dabei auf die Dinge, die mit einer Eigenleistung beeinflusst werden können und verzichtet so zum Beispiel darauf Emissionen durch den Zukauf von Zertifikaten zu kompensieren. «Eco Performance Award» Der Eco Performance Award ist eine der führenden Auszeichnungen für Nachhaltigkeit im gewerblichen Gütertransport in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Gekürt werden Vorbilder aus der Transportbranche, denen es erfolgreich und langfristig gelingt, Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und soziales Engagement miteinander zu verknüpfen. Unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen wird die Auszeichnung vom Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St. Gallen, Schweiz wissenschaftlich begleitet. Gestiftet wird der Eco Performance Award als unabhängiges Gütesiegel vom DKV Euro Service, dem Marktführer für Tank- und Servicekarten in Europa. Foto: zVg


MOBIL l UZ

l Nr.6 l 2012 l 47

C O 2- E M I S S I O N E N

Effiziente Autos lohnen sich Ab dem 1. Juli 2012 gelten in der Schweiz neue CO2-Emissionsvorschriften für Personenwagen. Konsequenzen hat dies für Käufer und Importeure von Neuwagen, die nach diesem Zeitpunkt erstmals beim kantonalen Strassenverkehrsamt zugelassen werden. Liegt der CO 2-Ausstoss des Neuwagens über der Zielvorgabe, muss eine Sanktion gezahlt werden.

Das Ziel von Bundesrat und Parlament ist klar: Die CO2-Emissionen des motorisierten Individualverkehrs sollen sinken – bis 2015 dürfen neue Personenwagen im Durchschnitt nicht mehr über 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Das revidierte CO2-Gesetz und die dazugehörige Verordnung über die Verminderung der CO2-Emissionen von Personenwagen traten am 1. Mai in Kraft und bringen eine wichtige Änderung: die sogenannten CO2Zielvorgaben, die für alle Neuwagen gelten, die nach dem 1. Juli 2012 in der Schweiz neu zugelassen werden. Stösst ein Neuwagen respektive die Neuwagenflotte eines Importeurs mehr CO2 aus als die spezifische Zielvorgabe vorsieht, muss der Importeur eine Sanktion dafür bezahlen. Von dieser Regelung sind alle Autoimporteure betroffen. Für Grossimporteure, die 50 oder mehr Autos pro Jahr importieren, welche neu zugelassen werden, wird die gesamte Flotte für die Festlegung der Zielvorgabe herangezogen. Das heisst, werden aus ihrer Importflotte energieeffiziente Autos zugelassen, können sie die Zulassung von Wagen mit hohen Emissionen kompensieren. Bei Klein- und Privatimporteuren wird jedes einzelne Auto abgerechnet, Kompensationen sind keine möglich. Jeder Kleinimporteur hat jedoch die Möglichkeit sich mit anderen Importeuren zusammenzuschliessen, um so die Grenze von 50 Personenwagen pro Jahr zu erreichen. Ineffiziente Autos werden teurer Der CO2-Zielwert wird in Abhängigkeit von Leergewicht und CO2-Ausstoss des Fahrzeugs berechnet. Grundsätzlich haben leichte Fahrzeuge einen tieferen Zielwert als schwere Wagen. Denn das Gesetz will nicht primär die leichten sondern die effizienten Autos entlasten. Wer also einen leichten Wagen mit tiefem Zielwert aber hohem Verbrauch neu zulässt, muss unter Umständen eine Sanktion bezahlen. Nehmen wir das Beispiel eines 1190 Kilogramm leichten Wagens mit einem CO2-Ausstoss von 127 Gramm pro Kilometer. Gemäss der gesetzlich festgelegten Berechnungsformel liegt sein Zielwert bei 118 Gramm pro Kilometer, wo-

Wessen Neuwagen zuviel CO2 ausstösst, muss ab 1. Juli mit Sanktionen rechnen.

Foto: zVg

mit eine Sanktion für 9 Gramm CO2 fällig wird.

gen beim Strassenverkehrsamt zulassen kann.

Wie gehe ich beim Autokauf vor? Wer sich ein neues Auto kaufen will, sollte sich bei seinem Autohändler unbedingt über eine allfällige Sanktion informieren. Wird das Auto über einen Grossimporteur in die Schweiz eingeführt, sind allfällige Sanktionen in der Regel bereits im Kaufpreis inbegriffen. Der Neuwagen kann beim Händler bereits zugelassen abgeholt werden. Wird der Kauf bei einem Kleinimporteur getätigt, sollten sich Käuferinnen und Käufer unbedingt vorgängig informieren, ob eine allfällige Sanktion bereits bezahlt wurde. Ist dies schon geschehen, steht einer Zulassung beim kantonalen Strassenverkehrsamt nichts mehr im Wege. Ist die Sanktion noch nicht bezahlt, muss der Autokäufer die erforderlichen Dokumente beim Bundesamt für Strassen (ASTRA) einreichen, welches dann den individuellen Zielwert berechnet und eine allfällige Sanktion in Rechnung stellt. Nach Erhalt des Geldes erhält der Käufer eine Bescheinigung, damit er den Neuwa-

Schrittweise Einführung des Zielwertes Bis 2018 werden reduzierte Sanktionssätze pro Gramm zu viel ausgestossenes CO2 berechnet. Das erste Gramm über dem Zielwert kostet 7.50 Franken, das zweite 22.50 Franken und das dritte 37.50 Franken. Für jedes weitere Gramm über der Zielvorgabe beträgt die Sanktion 142.50 Franken. Zudem wird der Zielwert bis 2015 schrittweise eingeführt. Bei Grossimporteuren muss anfänglich nur ein Teil der Flotte (2012: 65 Prozent, 2013: 75 Prozent, 2014: 80 Prozent) die Vorgabe erfüllen. Beim Kleinimporteur werden die Sanktionsbeträge für die einzelnen Autos mit den eben genannten Prozentsätzen multipliziert und so entsprechend reduziert. Der im obigen Beispiel erwähnte Wagen müsste also 2012 mit 9 Gramm Überschreitung der Zielvorgabe eine Sanktion von 600 Franken bezahlen: (7.5 +22.5+ 37.5 + (6 x 142.5)) x 0.65. Weitere Informationen: www.bfe.admin.ch/auto-CO2


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l Nr. 6 l 2012

UZ l MANAGEMENT

BETRIEBLICHES CASE MANAGEMENT (BCM)

Unterstützung nach Bedarf Fehlzeiten belasten Betriebe, Vorgesetzte und Kollegen sowie die Erfolgsrechnung. Problematisch und kostenträchtig sind Langzeitabwesenheiten. Ein Drittel aller Ausfalltage entstehen durch Ausfälle, die über 12 Wochen dauern. Genau diese führen oft zu einer Berentung. Ein systematisches BCM hilft Risikofälle frühzeitig zu erkennen, Massnahmen für eine rasche berufliche Reintegration zu finden, um Betriebe und Vorgesetzte zu entlasten und einen wirtschaftlichen Nutzen zu erzielen.

BETRIEBLICHES CASE-MANAGEMENT

Gesundheitsbedingte Fehlzeit / Auffälligkeit

Prozessabschluss

Rückkehrgespräch

3. Fehlzeit in 6 Mt.

Unterstützungsgespräch

Stufe l

Fehlzeit >20 AT in 12Mt.

Stufe ll

Direkter Vorgesetzter

Arbeitsmedizin

TEXT ANDREAS MARTENS

BCM ist ein Unterstützungsangebot für Mitarbeitende mit gesundheitlichen Problemen und dient einer raschen und vollständigen Reintegration bei der Arbeit. Oft ist das BCM mit dem systematischen Prozess des Fehlzeitenmanagement verknüpft. Daraus ergeben sich gegenüber einer konventionellen Lösung mit einem Versicherungspartner wesentliche Vorteile: – Entscheidung CM-Fall oder nicht liegt beim Betrieb und nicht bei der Versicherung; – Schlanke, rasche und effiziente Prozesse; – Rasche Erfassung der Risikofälle; – Beteiligte kennen den Prozess, sind sofort involviert; – Erkenntnisse für den Präventionsbereich. – Erkennen von Risiken Je länger ein gesundheitliches Problem dauert, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit einer Berentung. Ein frühzeitiges Erkennen der Risiken und eine gezielte Betreuung der Person sind wichtig. Neben der medizinischen Gesundheitsproble-

VG und Bereichsleitung/HR

Auffälligkeit

l

Fehlzeitengespräch Erneute Fehlzeit in 3 Monaten

Stufe lll

Auffälligkeit

HR

Unterstützung Betriebliches Care Management

l

Coaching

matik spielen viele Faktoren wie z.B. private/soziale Umstände sowie betriebliche Gegebenheiten eine Rolle. Das BCM bedient sich bei der Triage medizinischer und arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse. Das HR wird, wo nötig, durch eine Fachperson in einem Triagegespräch unterstützt. Der Betrieb sitzt im «Driver’s Seat» und führt eine Triage nach vordefinierten Kriterien durch. Prüfung Reintegrationspotential Wird ein Case Management notwendig und ist der Klient damit einverstanden, findet ein Erstgespräch mit dem Case Manager statt. Es folgt eine Prozess- und Rollenerklärung. Durch ein Assessment wird die gesundheitliche, die berufliche und das soziale/private Umfeld analysiert. Zusammen werden Massnahmen erarbeitet, um anvisierte Ziele zu erreichen. Nur wenn alle Beteiligten einig sind, wird der weitere gemeinsame Weg zur Reintegration beschritten und werden allfällige weitere Kostenträger (UV, KTG, PK, IV) gesucht. Integration Der Case Manager räumt dem Klienten in

Case Manager können langfristige Arbeitsausfälle verhindern und Lösungen für eine Wiedereingliederung im Betrieb finden. Foto: Bilderbox.de / Grafik: zVg

dieser schwierigen Zeit mögliche Stolpersteine aus dem Weg. Die Prozesse werden beschleunigt und Beteiligte rasch zielorientiert koordiniert und informiert. Im Betrieb sucht der Case Manager in enger Zusammenarbeit mit den Beteiligten nach neuen Einsatzmöglichkeiten. Arbeitsversuche werden organisiert und Involvierte rasch informiert. Gleichzeitig wird der Betrieb über den Stand und die Erreichung der Reintegrationsziele informiert. Das Empowerment des Klienten hilft ihm wieder motiviert in die Zukunft zu schauen. Vorhandene Ressourcen werden nicht auf das Leiden, sondern auf die Reintegration gelenkt. Nutzen Dieser Mensch fühlt sich am Puls der Zukunft und nimmt wieder aktiv am Leben teil. Die persönliche Zufriedenheit steigt und er ist wieder motiviert, Selbstverantwortung zu übernehmen. Das in der kantonalen Verwaltung Zürich eingeführte CM zeigt, dass auch betriebswirtschaftlich ein hoher Nutzen resultiert (Reduktion der Kosten durch gesundheitsbedingte Berentungen und Langzeitabwesenheiten von 5.2 Mio. Franken bei einem Aufwand für das CM von 1.4 Mio. Franken. Kosteneinsparung 2.7 Franken pro eingesetztem Franken). AEH AEH Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene AG stellt Menschen in den Mittelpunkt und unterstützt sie bei der langfristigen Erhaltung der Leistungsfähigkeit. Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützt AEH Unternehmen umfassend in den Bereichen Arbeitssicherheit, Arbeitsgestaltung, Führung, Fehlzeiten- und Case Management sowie in Kursen zur Förderung der individuellen Gesundheitsverantwortung und in der medizinischen Betreuung.

Kontakt: Pino Manca, AEH Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene AG, Militärstrasse 76, CH-8004 Zürich www.aeh.ch


l Nr.6 l 2012 l 49

MARKETING l UZ MARKE DES MONATS: TALLY WEIJL

183 Mio. sind totally sexy VON STEFAN VOGLER

DER AUTOR

Stefan Vogler berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch Marke des Monats im Juni 2012:

www.tally-weijl.com

Nur wenige Marken von nicht-typischen Schweizer Branchen wie Uhren, Banken, Chemie/Pharma, Schokolade etc. zählen gemäss Interbrand zu den 50 wertvollsten der Schweiz. Und nur eine einzige Modemarke hat es 2012 in die Top 50 geschafft. Ihr attestiert man kaum Swissness. Vermutlich kennen Sie die Marke, auch wenn Sie nie oder längst nicht mehr zur Zielgruppe gehören. Aber haben Sie gewusst, dass die «totally sexy»-Marke urschweizerisch ist? Nicht nur weil der Markenwert von Tally Weijl stolze 183 Mio. Franken betragen soll. Die total modisch und total günstig positionierte

Marke – was in Kombination höchste Anforderungen stellt – wird als internationale Marke wahrgenommen. Vielleicht weil sie für die typischen Swissness-Eigenschaften schlicht zu sexy ist? Oder weil die Werbekampagnen von Tally Weijl oft als sexistisch kritisiert werden? Tally Weijl ist ein schweizerisches, 1984 in Lohn im Kanton Solothurn gegründetes Unternehmen. Die beiden Gründer Tally Elfassi-Weijl – die Namensgeberin – und Beat Grüring haben das Unternehmen weltweit in 31 Länder und 760 Stores expandiert. 2011 betrug der Aussenumsatz stolze 515 Mio. Euro und noch

immer wächst Tally Weijl rasant. Die Gründer sind der Schweiz treu geblieben, was uns ehrt, aber eine besondere Herausforderung für das dynamische Modeunternehmen war. Die elegante Lösung überzeugt: Der Hauptsitz mit dem Service und Support Center ist in Basel, das Design-Studio am Nabel der Modewelt, im Herzen von Paris domiziliert. Egal, ob Sie auf die sexy-Mode für selbstbewusste junge Frauen (Zielgruppendefinition by Tally Weijl) stehen oder nicht, diese Schweizer Marke hat es international geschafft. Während bald 30 Jahren im globalisierten Modewettbewerb Erfolg zu haben braucht auch eine alte Schweizer Tugend: Harte unternehmerische Arbeit. Thank you Wally for some Swissness.

NEWS AUS DER M A R K E N W E LT Best Swiss Brands 2012 (www.interbrand.ch). Dominanz der typischen CH-Produkte: 1. Nescafé (11 101*) 2. Roche (7 313*) 3. Novartis (6 825*) 4. Rolex (6 275*) 5. Nestlé (6 059*) 6. Swisscom (4 822*) 7. CS (3 748*) 8. UBS (3 481*) 9. Zurich (3 454*) 10. Omega (3 173*) 11. Kantonalbanken (2 332*) 12. Adecco (2 321*) 13. Nespresso (1 925*) 14. Davidoff (1 878*) 15. Julius Bär (1 748*) 16. Lindt (1 737*) 17. Schindler (1 683*) 18. Patek Philipp (1 426*) 19. Vontobel (1 298*) 20. Chopard (1050*) 50. Jura (98*) * Mio CHF

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Das aktuelle Kursangebot 2012 Weiterbildung für Fach- und Führungskräfte Leadership, Coaching & Change Management p p p p p p p p p p p p p p p

MAS / DAS / CAS Leadership & Management R bis 4 Semester MAS Supervision & Coaching in Organisationen R 5 Semester MAS Coaching & Organisationsberatung R ca. 8 Semester CAS Change Management, Organisationsberatung & -entwicklung R 17 Tage CAS Beratung in der Praxis (Grundmodul) R 8 Tage CAS Beratung in der Praxis (Aufbaumodul) R 9 Tage CAS Coaching Advanced R 18 Tage Führung in der Praxis R 2 Tage + 7 × 3 Std. Führung als Herausforderung R 5 Tage Unternehmenskultur R 2 Tage Konfliktmanagement R 4 Tage Mediation in der Berufspraxis R 2 Tage Verhandlungstraining R 2 Tage Die Führungskraft als «Coach»? R 2 Tage Mit Führung den demografischen Wandel gestalten R 2 Tage

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CAS Ausbilder / in in Organisationen R 2 Semester CAS Didaktik-Methodik R 14 Tage CAS Beratung in der Praxis (Aufbaumodul), Vertiefung HR-Praxisfeld R 9 Tage Lernprozesse von Gruppen begleiten R 4 ½ Tage Interviewtechnik für die Personalselektion R 2 Tage Supervision für Ausbilder / innen R 5 × ½ Tag

Persönlichkeit, Kommunikation & Sport p p p p p p

CAS Psychologisches & mentales Training im Sport R 3 Semester Emotionale Intelligenz I R 2 Tage Emotionale Intelligenz II R 2 Tage Persönlichkeit und Führung R 3 Tage + 6 × 2 ½ Std. Wirkungsvolle Moderation R 2 Tage Bewusster kommunizieren R 5 × 3¼ Std.

Berufs-, Studien- & Laufbahnberatung p MAS Berufs-, Studien- & Laufbahnberatung R 4 Semester

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l Nr. 6 l 2012

UZ l MANAGEMENT

SWISS VENTURE CLUB

Vorbildlich Der Swiss Venture Club (SVC) setzt sich für die Förderung von KMU ein und vergibt in den sieben Wirtschaftsregionen der Schweiz den SVC Unternehmerpreis. Für Werner Twerenbold, Gründer und CEO der Twerenbold Reisen Gruppe, hat der Preis auch noch Monate nach seiner Verleihung einen besonderen Stellenwert.

TEXT UND INTERVIEW BEAT GRAF

Ende letzten Jahres gewann die Twerenbold Reisen Gruppe den fünften SVC Unternehmerpreis Nordschweiz und setzte sich gegen eine starke Konkurrenz durch. Das 1895 gegründete Unternehmen kombiniert klassische Rundreisen und Flusskreuzfahrten mit Aktivferien. Dank einer eigenen Carflotte und eigenen Flussfahrtschiffen gehört das Unternehmen heute in der Schweiz zu den führenden Anbietern von erdgebundenen und ökologisch sinnvollen Reisen. In ihrer Laudatio lobte Jurypräsidentin Dr. Ingrid Duplain die hochgehaltenen Werte des Unternehmens, namentlich Kontinuität vor kurzfristigem Gewinn, Verlässlichkeit und Fairness gegenüber Kundschaft und Belegschaft. Werner Twerenbold, Gründer und CEO der Twerenbold Reisen Gruppe, freute sich sehr über die Auszeichnung und widmete sie seinen motivierten Mitarbeitenden. Einige Monate nach der Preisverleihung hallt die öffentliche Auszeichnung immer noch nach: Herr Twerenbold, die Verleihung des SVC Unternehmerpreis Nordschweiz liegt bereits mehrere Monate zurück. Das Siegerdiplom hängt prominent im Pausenraum, die Siegestrophäe ist bei Ihnen im Büro ausgestellt. Woran denken Sie, wenn Sie sie anschauen? Werner Twerenbold: Das Diplom und die Trophäe erinnern mich an die Preisverleihung. Der Anlass als Ganzes war ein Highlight für mich, meine Familie und meine «Entourage». Er war professionell, bis ins Detail perfekt geplant und umgesetzt. Es hat mich riesig gefreut, dass rund 30 Personen aus der Unternehmung live mit dabei sein konnten. Das waren «Emotionen pur». Ein grossartiges Erlebnis. Die Auszeichnung sehe ich auch als eine Krönung meines 40jährigen unternehmerischen Wirkens. Durch die Verleihung wurde unsere Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Die Auszeichnung ist eine wertvolle Plattform für unser Unternehmen, unsere Dienstleistungen und Produkte. Welche Reaktionen haben Sie seit der Auszeichnung erhalten? Das Interesse der Medien an unserer Unternehmung und der Auszeichnung war erfreulich. Ausserdem erhalte ich seither vermehrt Anfragen, Referate zu halten zu Themen wie «Freude und Motivation an der Arbeit» und «Zielgruppe Best Agers». Eine externe Auszeichnung, von einer unparteiischen Expertenjury, attestiert, dass wir uns als Unternehmung gegenüber unseren Wettbewerbern abheben kön-

SVC Gründer und Präsident Hans-Ulrich Müller mit dem glücklichen Gewinner des SVC Unternehmerpreis Nordschweiz 2012: Werner Twerenbold. Fotos: zVg

nen. Sie ist ein Gütesiegel für unsere Dienstleistungen und Angebote, was auch unsere Kunden positiv wahrnehmen. Gerade für ein Reiseunternehmen mit tausenden Kunden ist dies sehr wertvoll. Des Weiteren motiviert eine solche Auszeichnung auch die Mitarbeitenden, die gerne für ein erfolgreiches Unternehmen tätig sind und bestätigt erhalten, dass sie einen wertvollen Beitrag zu einem guten Endresultat liefern. Was mich ganz besonders freute, war, dass an der Preisverleihung Jungunternehmer an mich herantraten und mir gratulierten. Viele von ihnen haben das Ziel, selbst einmal eine Auszeichnung vom SVC für ihr unternehmerisches Schaffen entgegennehmen zu dürfen. Es erfüllt mich mit Stolz, ein Vorbild für diese jungen Unternehmer zu sein und ihnen zeigen zu können, dass es sich lohnt, hart zu arbeiten und viel zu investieren. Wie haben Sie die Auszeichnung mit Ihren Mitarbeitenden gefeiert? Im Februar haben wir ein Fest veranstaltet, an dem rund 200 Mitarbeitende teilgenommen haben. Gutes Essen, gute Unterhaltung. Darauf freuten wir uns alle. Da wir ein «Rundum-die-Uhr-Betrieb» sind, sind leider nie alle Mitarbeitenden gleichzeitig abkömmlich, viele Car-Chauffeure und Reiseleiter etwa waren unterwegs. Aber ich habe mich gefreut, dass wir doch so viele waren und zusammen diese gemeinsam erarbeitete Auszeichnung feiern konnten. Hatten Sie im Vorfeld mit dem Sieg gerechnet? Die hohe Qualität der Mitbewerber hatte mich sehr beeindruckt. Daher sind wir auch nicht vom Sieg ausgegangen.


MANAGEMENT l UZ

l Nr.6 l 2012 l 51

SWISS VENTURE CLUB (SVC) Der SVC ist ein unabhängiger und nicht gewinnorientierter Verein zur Förderung von KMU in der Schweiz. Seit seiner Gründung vor mehr als zehn Jahren ist der SVC zu einem Verein mit über 2 500 Mitgliedern sowie über 500 Partnern und Sponsoren gewachsen. Der SVC setzt sich dafür ein, dass das Bewusstsein für die Anliegen der KMU geschärft, unternehmerisches Handeln gefördert und Begegnungen ermöglicht werden: – Mit dem SVC Unternehmerpreis werden in den sieben Wirtschaftsregionen der Schweiz herausragende Leistungen von KMU prämiert. – Der Bereich SVC Bildung bietet praxisbezogenen Austausch zu KMU-relevanten Themen wie auch massgeschneiderte Weiterbildungen. – Die Plattform SVC Finanz vermittelt Zugang zu alternativen Finanzierungsformen. Die Credit Suisse gründete 2010 die SVC – AG für KMU Risikokapital und stellt KMU 100 Millionen Franken Risikokapital zur Verfügung. – Bei SVC Sport stehen Begegnung und Vernetzung in lockerer, sportlicher Atmosphäre im Vordergrund. – SVC Politik verschafft KMU Gehör bei Behörden und Politikern. Werden Sie Mitglied und unterstützten Sie das Schweizer Unternehmertum: www.swiss-venture-club.ch.

Die Preisverleihung vom 17. November 2011 mit über 1200 Gästen rückte KMU ins verdiente Rampenlicht.

Wir waren sehr positiv überrascht, dass wir uns gegen fünf renommierte und gute Unternehmungen, zum Teil Weltmarktführer in ihrer Branche, durchsetzen konnten. Vielleicht auch, weil unsere Reiseveranstaltungen ein eher einfach gestricktes Produkt darstellen. Was zeichnet denn Ihrer Meinung nach Ihre «einfachen» Produkte aus? Wir planen Gruppenreisen, vom Reisemittel, über das Rahmenprogramm und die Hotels, bis zu den passenden Kommunikations- und Werbemitteln – sprich von Anfang bis Ende. Diese Angebote schneiden wir möglichst optimal auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden zu. Wir verkaufen Emotionen. Wir versüssen unseren Kunden die schönsten Tage ihres Lebens. Schliesslich haben die meisten von uns ja nur vier bis fünf Wochen Ferien pro Jahr, und die sollen gepflegt, gediegen und mit guter Qualität verbracht werden können. Dabei ist es hilfreich, dass wir Kontakt mit unseren Kunden pflegen und so wissen, was gewünscht wird. Langjährige Kontakte helfen uns dabei. Ich selbst kümmere mich fast ausschliesslich um Strategien und kann mich selbst nicht mehr um die Produktion der Reiseangebote kümmern. Das machen unsere Experten. Als Jugendlicher begannen Sie ein Studium, besannen sich dann anders und beschlossen, Unternehmer zu werden und in die Firma Ihres Vaters einzusteigen. Worin sehen Sie die Vorteile, Unternehmer zu sein? Der Riesenvorteil als Unternehmer ist es, selbstständig zu sein. Man kann sich selber verwirklichen, die eigenen Ideen,

Träume und Visionen umsetzen. Man muss niemandem Rechenschaft ablegen. Selbst nach 42 Jahren als Unternehmer gehe ich nach wie vor jeden Tag gerne und voller Enthusiasmus, Begeisterung und Tatendrang an die Arbeit. Es gibt für mich nichts Schöneres, als selbstständig wirken zu können. Das verleiht mir auch noch nach Jahren eine unfassbare Befriedigung. Dabei sind Geld oder Dividenden für mich nicht ausschlaggebend, sondern vielmehr das Weiterentwickeln der Unternehmung, der Erfolg und zufriedene Kunden. Das wiegt mehr als jede monetäre Entschädigung. Um langfristig erfolgreich sein zu können braucht es unternehmerisches Flair und die «richtigen Gene». Dies muss einem gegeben sein, das kann man nicht lernen. Jeder Jungunternehmer muss sich im Klaren sein, dass das selbstständige Unternehmertum einem Haifischbecken gleicht. Die Konkurrenz ist hart, ein rauer Wind bläst einem entgegen und es scheint nicht konstant die Sonne. Wer selbstständig tätig werden will, der soll es nichtsdestotrotz versuchen. Es lohnt sich und ich kann es nur empfehlen.

DER AUTOR

Beat Graf ist Geschäftsführer des SVC. www.swiss-venture-club.ch


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l Nr. 6 l 2012

UZ l UNTERNEHMEN

Die Rugenbräu Brauerei ist in den letzten Jahren stetig ausgebaut und modernisiert worden. Neu kam eine Whisky-Destillerie dazu.

RUGENBRÄU BRUNO HOFWEBER

Erfolg mit Kontinuität und Innovationen Die Rugenbräu, domiziliert in Matten bei Interlaken, profiliert sich mit verschiedenen Bieren und neuerdings mit exklusivem Whiskey. Gerade der in der Eisgrotte des Jungfraumassivs gereifte «Ice Label» Whiskey soll zum «must-have» des Whiskey-Kenners werden.

TEXT UND FOTOS WERNER CATRINA

In Eispalast auf dem Jungfraujoch präsentiert Bruno Hofweber, CEO und Mitbesitzer des Familienunternehmens Rugenbräu den «Swiss Highland Single Malt Whisky Century» der Presse. In dem für die Touristenscharen abgeschlossenen Eisgrotte reifen bei minus vier Grad mehrere Fässer des einzigartigen «Ice Label» Whisky heran. Der edle Century wird zu Ehren des Hundertjahr-Jubiläums der Jungfraubahn destilliert und kommt ab 1. August 2012 in den Verkauf. Das naturbelassene, ungefilterte, im Eis gelagerte Destillat zeugt von der Innovationskraft der Firma. «Als wir von der Reifung im Eis hörten, dachten wir, es handle sich um einen gelungenen Marketinggag. Doch jeder einzelne Jahrgang dieses Whiskys hat sein eigenes Bouquet, das auch stark vom entsprechenden Fass aus amerikanischer Weisseiche abhängt», sagt Sonja Petignat, ebenfalls anwesende Fachfrau der Eidgenössischen Forschungsanstalt Agros-

cope, «die Kälte und die Luftfeuchtigkeit bewirken einen besonderen Reifungsprozess, den wir nicht voll erklären können; doch das Resultat ist frappierend und überzeugt!» Rugenbräu erwirtschaftet ihren Hauptumsatz jedoch nicht mit Whisky sondern mit Bier. Der historische, für die Lagerung von Bier nicht mehr gebrauchte Felsenkeller unter der Brauerei, bot sich für die Reifung von Whiskey geradezu an. «Wir wollen und müssen innovativ sein» Die Rugenbräu produziert am bewaldeten Hügelzug Rugen, hinter dem das Jungfraumassiv aufragt. Bruno Hofweber bedauert, dass seine Vorfahren den Gerstensaft nicht nach dem weltberühmten Viertausender tauften, sondern ihm den Namen des unscheinbaren Rugen verpassten. Dorthin verlegte Joseph Hofweber im Jahre 1895 den ursprünglich in Interlaken domizilierten Betrieb. Er baute über dem zur kühlen Lagerung des Biers erstellten Kellergewölbe ein Brauhaus und verlegte auch die Produktion aus dem mon-

«Raritäten für wahre Kenner» Weshalb brennen sie als traditionsreicher Bierbrauer Whisky? Als die neue Alkoholverordnung 1999 das Brauen von Whisky in der Schweiz erlaubte, machten wir mit unseren Fachleuten viele Versuche, wobei uns das Knowhow für die Bierproduktion sehr half; denn die Grundstoffe Gerstenmalz, Wasser und Hefe sind gleich. Wir bauten eine Destillerie, und der leere, alte Gewölbekeller der Brauerei eignet sich hervorragend für die Lagerung


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ren und anderen Getränken. Rugenbräu hat sich der «Bierkultur – mit Qualität und Charakter» verschrieben und bietet ein Sortiment, das vom hellen Bier über dunkel bis alkoholfrei reicht. Dazu Spezialitäten wie die schwach gehopfte Alpenperle mit einer Zugabe von auserlesenem Mais, gebraut mit «frischem Bergquellwasser». «Wir wollen und müssen innovativ sein, denn der Markt sagt, was er will», bekräftigt Hofweber. So entwickelte man zum Beispiel den «Mountain Twister», ein alkoholfreier Apfelmixdrink in charakteristischer gedrehter Twist-Flasche. Und wenn schon kein Jungfraubier, so vertreibt das Unternehmen immerhin Jungfrauwasser, ein Mineralwasser aus der Gegend und als Depositär auch gängige Softgetränke wie Rivella. Hauptliefergebiet der Rugenbräu ist der Kanton Bern, wo die firmeneigenen, mit Eiger Mönch und Jungfrau geschmückten Lastwagen Gastrobetriebe und Privatkunden beliefern. Auch Wein gehört zum Sortiment und neuerdings der aussergewöhnliche Whisky.

des Whiskys in den alten Sherry-Fässern. Wie kommt der Highland Whisky im Markt an? Die erste Edition des Swiss Highland Single Malt Whiskey 2008 war in einer Auflage von 3500 Flaschen und zum Preis von 129 Franken inkl. Versand bald ausverkauft, Prämierungen und Medaillen belohnten unsere Anstrengungen. Der Aufwand für das Qualitätsprodukt ist gross, und unsere Quantitäten sind verglichen mit den internationalen Brennereien klein. Und wie kamen Sie auf die Idee des Ice Label? Im Gespräch mit einem renommierten schottischen Whiskybrenner sagte dieser, das nahe Meer trage viel zur

Vor- und Nachteile der Lage im Gebirge Rugenbräu ist eine traditionsreiche Kleinbrauerei im Lande. 70 Prozent des Inlandverbrauchs von 4,5 Mio. Hektoliter jährlich produzieren die 16 im Bierbrauerverband organisierten Unternehmen, darunter die beiden Giganten Carlsberg/Feldschlösschen sowie Heineken/Eichhof/Calanda. 300 Mini- und Kleinbrauereien teilen sich in den Rest des Marktes und besetzen viele Nischen. Die geografische Randlage der Rugenbräu hat zwei Seiten; einerseits signalisiert der Standort im Berner Oberland Exklusivität und Naturnähe und weckt Sympathie, andrerseits ist der Distributionsweg in die Täler und hinunter in die Zentren weit und kostspielig. Der CEO schildert den stetigen Kampf um Märkte und Kunden, der um jeden einzelnen Gastrobetrieb geführt werde, was mit zunehmender Schwierigkeit verbunden ist, denn Restaurants wechseln oft rasch den Besitzer. Früher seien die Bierbrauer Autoritäten gewesen, erklärt Hofweber im gemütlichen Stübli neben dem neuen Sudhaus. «Das ist heute diametral anders», weiss der Chef der alpinen Familienbrauerei, «wir müssen an den Markt gehen, Marketing betreiben und um unsere Kunden werben wie alle andern Branchen auch.» Rugenbräu ist eine der grösseren unter den vielen kleinen Brauereien im Lande; Produktionszahlen hält man freilich aus Konkurrenzgründen unter Verschluss. Im Gespräch mit Hofweber wird klar, dass es sehr viel Initiative, Energie und Investitionen braucht, um im helvetischen Biermarkt als kleine Brauerei zu reüssieren.

Qualität des Scotch bei. Wir haben kein Meer aber am Jungfraujoch ein Eismeer. So reifte das Projekt, das wir in Zusammenarbeit mit der Jungfraubahn realisieren konnten. Und wie ging es weiter? Mit der neuen Destillerie haben wir mehr Kapazität für den Swiss Highland Single Malt Whisky. Seit 2008 kommt auch jedes Jahr ein weiterer Jahrgang «Ice Label» dazu. Die Century Edition 2012 ist der vorläufige Höhepunkt, das edle Destillat mit reichem Bouquet mit holzigen Noten mit Kaffee- und Schokoladetönen, kommt in handgefertigten Holzschachteln mit Zertifikat und Gesteinsstücken aus der Eigernordwand im Lederbeutel auf den Markt. 1291 Fla-

dänen Kurort ins Grüne. CEO Bruno Hofweber, firmiert auch als Delegierter des Verwaltungsrates des Familienbetriebs Rugenbräu AG. Er leitet ein Unternehmen, dessen Wurzeln auf das Jahr 1866 zurückgehen und das Joseph Hofweber, Ahne der heutigen Besitzerfamilie, in den 1890er Jahren erwarb. Dies nachdem er die Brauerei Schloss Reichenbach in Zollikofen BE gekauft hatte, die bis heute zur Rugenbräu gehört. Mit seinen heute 60 Mitarbeitenden produziert und vertreibt das Unternehmen eine breite Palette von Bie-

Bruno Hofweber, CEO der Rugenbräu. schen zum stolzen Preis von je 345.40 Franken, eine Rarität, an die sich nur echte Kenner wagen werden. Ich denke, manche der kostbaren Flaschen werden nie geöffnet, sondern in Whiskey-Sammlungen für die Nachwelt aufbewahrt.

Flagge zeigen am Popkonzert und am Jodelfest In der automatischen Abfüllerei gleiten auf dem Fliessband gerade «Lager hell» im Sekundentakt vorbei, «das Meistgetrunkene», wie die Werbung verheisst. Gerade als Kleinbrauerei muss man im Gespräch bleiben, so tritt Rugenbräu im Berner Oberland als Sponsor von Anlässen aller Art auf, am Snowpenair, dem Pop-Konzert mit bis zu 4000 Besuchern am Ende der Wintersaison auf der Kleinen Scheidegg wird unter anderem die alkoholfreie Eigenkreation Mountain Twister kredenzt. An Jodel- und Schwingfesten ist man mit Bier präsent, das aus riesigen Tanks in die Humpen abgefüllt wird, immer sind auch die alkoholfreien Getränke mit dabei. «Wir sind von der Konkurrenz der kleinen und der grossen Brauereien umlagert», sagt Hofweber, «wir bemühen uns um jede Chance am Markt.» Rugenbräu schaltet Inserate und auch TV-Spots für den Mountain Twister. Wie für alle Brauereien ist jedoch das Wetter der beste Promotor, ein milder Sommerabend, wo die Gartenbeizen, die Balkone und die Schrebergärten voller Menschen sind, lässt Hofweber zufrieden lächeln, denn er weiss, dass sich jetzt die Vorratslager leeren und die Brauerei auf Hochtouren laufen kann.


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T I E R - U N D N AT U R S C H U T Z P I O N I E R E

Natur pur Als Unternehmen spielt der Zoo Zürich eine bedeutende Rolle in der Stadt. Er bringt die Tiere näher und motiviert Menschen für den Tierschutz. Dass der Weg dahin steinig war, zeigen bald 83 Jahre Zoogeschichte.

TEXT BIRTHE GRAUTMANN

Für Alex Rübel ist ein Zoo eine «Kulturinstitution, die von Menschen für Menschen betrieben wird» und ein Unternehmen, das wie jedes andere mit Höhen und Tiefen zu kämpfen hat. Der promovierte Tierarzt und fünfte Direktor des Zürcher Zoos hat alle Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Unter seiner Leitung hat sich der Zoo Zürich zu einem rentablen Unternehmen mit klarem Profil entwickelt. Dass der Weg dahin steinig war, zeigt der Autor Bernhard Ruetz in seinem Buch «Von der Tierschau zum Naturschutzzentrum» auf. Es ist eine weitere aktuelle Veröffentlichung in der Reihe «Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik». Anhand der Biografien und des Lebenswerks der einzelnen Zoodirektoren veranschaulicht der Autor, wie sich der Zoo Zürich zu einem international anerkannten Naturschutzzentrum und zu einem der besten Zoos in Europa entwickelt hat. Bescheidene Anfänge Die Idee eines zoologischen Gartens für Zürich kam 1871 durch die Initiative des Pfarrers und Tierschutz-Pioniers Philipp Heinrich Wolf auf. Trotz Gründung eines Vereins, der sich für einen Tiergarten einsetzte, kam das Projekt nicht über das Planungsstadium hinaus. Die Bewohner und Stadtbehörden Zürichs waren gegenüber der Zoo-Idee wenig aufgeschlossen. Zeitgleich entstanden aber feste Menagerien in Zürich, die aussergewöhnlichste war wohl die des Bildhauers «Löwen-Urs» Eggenschwyler am Milchbuck, der die Verhaltensweisen seiner Löwen imitierte und sogar mit ihnen unter freiem Himmel lebte. Mitte der 1920er Jahre gelang dann der Durchbruch: Der junge Zoologe Hans Steiner griff die Zoo-Idee erneut auf und konnte ihr dank seines Sachverstands nach diversen Misserfolgen doch noch zur Umsetzung verhelfen. Der Spatenstich des Zoos erfolgte im Oktober 1928. Nach dem damals üblichen Prinzip wurden die Tiere meist einzeln in Käfigen und in Gräben gezeigt. Artgerechte Haltung und Zuchterfolge spielten noch keine Rolle. Hans Steiner wurde 1929 der erste Direktor des Zoos Zürich, der als Genossenschaft organisiert war. Um mehr Zeit der Forschung widmen zu können, trat der spätere ETH-Professor bereits 1932 zurück. Von Tierfreunden, Praktikern und Zoobiologen Zweiter Zoodirektor wurde Felix Hofmann. Seine Freundschaft zu Hans Steiner und der Wunsch des Vorstandes der Zoo-Genossenschaft, keinen unzugänglichen Wissenschaftler als Direktor einzusetzen, verschaffte Hofmann den Direktorenposten. Nach einer Kindheit im Waisenhaus studierte Hofmann an der ETH Zürich Agronomie und lernte dort Hans Steiner kennen, schloss jedoch das Studium nie

ab. 1932 bewarb er sich auf Anraten Steiners um die vakante Direktorenstelle. Unter Hofmanns Leitung wurde der Zoo Zürich immer populärer, Grund dafür war sicherlich auch die Flucht eines Pantherweibchens, das am Ende im Kochtopf eines St. Galler Tagelöhners landete, weil er es für einen Hund gehalten hatte. Trotz dieses Medienereignisses hatte der Zürcher Zoo in den Kriegsjahren mit rückläufigen Besucherzahlen zu kämpfen. Durch Einsatz des Vorstands konnte jedoch eine Subventionierung des Zoos durch Stadt und Kanton erreicht werden. 1954, im Jahr des 25jährigen Jubiläums, gab Felix Hofmann sein Amt an Heini Hediger ab. Hediger galt fachlich als bestmöglicher Kandidat, nicht zuletzt deshalb, weil er zuvor den Zoo Basel geleitet hatte und zum Gründerkreis des internationalen Zoo-Direktorenverbandes gehörte. Neben seiner Direktorentätigkeit hielt er Vorlesungen im Bereich Tierpsychologie und Tiergartenbiologie und leiste mit seinen «Presse-Aperitifen» gelungene Öffentlichkeitsarbeit. Während seiner Tätigkeit kam es immer wieder zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen Hediger und dem Vorstand der Genossenschaft, die schliesslich zur Suspendierung Hedigers führten. Doch die Medien und die Bevölkerung sorgten für die Rehabilitation des beliebten Zoologieprofessors, der einen entscheidenden Beitrag zur Edukation geleistet hatte. Er hatte z.B. die alten Namensschilder an den Gehegen durch Informationstafeln ersetzt, die über Herkunft, Ausbreitung und Merkmale des Tieres Auskunft geben und bis heute als «Hediger-Tafeln» bekannt sind. Die 1950er und 60er Jahre waren von steigenden Besucherzahlen und zahlreichen Bautätigkeiten geprägt. Der Zoo-Leitung gelang es, dass die Stadtzürcher für einen Kredit in Millionenhöhe stimmten. Damit konnten das Afrika-Haus für Nashörner und Flusspferde und eine geräumige Anlage für Riesenschildkröten gebaut werden. Dr. Peter Weilenmann war bereits viele Jahre Zootierarzt und fühlte sich dem Zürcher Zoo sehr verbunden, als er 1973 Direktor wurde. Weilenmann bildete sich stets weiter, eine wissenschaftliche Karriere strebte er jedoch nicht an. Auch in seiner Freizeit opferte er sich für seine vielen Patienten auf, gerade pflegebedürftigen Jungtieren bot er in seiner Villa ein Zuhause. Besonders wichtig war ihm die Erweiterung

Mit dem Kaeng Krachan-Elefantenpark schliesst der Zoo Zürich im übernächsten Jahr eine weitere Etappe des Masterplans 2020 ab.

Grosser Madagaskar Taggecko.


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CH PIONIERE Sie stehen für Innovation und unternehmerisches Gespür – die Schweizer Pioniere. Die UnternehmerZeitung gibt in einer Reihe Einblick in die Biografie ausgewählter Schweizer Pioniere, die sich grossen Verdienst in Wirtschaft und Technik erworben haben.

Alex Rübel ist seit 1991 Direktor des Zürcher Zoos. Visualisierung (l.) und Fotosw: zVg / Zoo Zürich / Karsten Blum

des Zoos. Die Besucherzahl hatte sich seit den Anfängen 1929 verdreifacht und die Anforderung an Tierhaltung und –zucht waren gestiegen, sodass es nötig war, den Zoo weiter auszubauen. Genauso wie unter Heini Hediger gewann auch hier die öffentliche Hand an Bedeutung. Durchschnittlich 40 Prozent der benötigten Mittel wurden über Subventionen finanziert. Zudem gelang es Weilenmann, den Anteil an privaten Schenkungen und Vergaben zu erhöhen. Und heute? Der jetzige Direktor Alex Rübel ist seit 1991 im Amt und hat es in den vergangenen Jahren geschafft, die zuvor seit Jahrzehnten stockende Erweiterung in die Tat umzusetzen. Für Rübel ist es wichtig, neben der sorgfältigen Pflege der Tiere auch in die Bereiche Edukation, Öffentlichkeitsarbeit und Restauration zu investieren und sich als Zoodirektor stets auch als Unternehmer zu sehen. Rübel erwies sich gleich zu Anfang innovativ, so nutzte er den «DinosaurierHype» um die «Jurassic Park» Filme und bot den Besuchern die Sonderausstellung «Dinamation». Die Ausstellung brachte 1992 eine rekordhohe Besucherzahl von 900 000 Personen und damit auch einen Rekordgewinn. Zwei Jahre später gab es eine ähnliche Ausstellung über die «Welt der Wale». Alex Rübel führte auch 1991 die Tierpatenschaften ein. Viele Zoofreunde machten davon Gebrauch und erwarben gleich eine Patenschaft für ihr Lieblingstier. Mittlerweile liegen die Einnahmen der Patenschaften im sechsstelligen Bereich.Wichtigstes Ziel Rübels war es, für den Zoo ein klares Profil zu entwickeln und einen entsprechenden Entwicklungsplan aufzustellen. Mit dem «Masterplan 2020» sollte und soll immer noch, der Zoo Zürich zum Naturschutzzentrum gemäss der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie werden. Das Motto des Plans lautet: «Doppelt so viel Platz für gleich viele Tiere.» In mehreren Etappen soll der Zoo flächenmässig von 13 auf 27 ha verdoppelt und dabei auch die Verkehrsplanung berücksichtigt werden. Gemäss dem Masterplan von 1993 hat Rübel den Zoo nach dem Konzept eines Geozoos in drei zoogeographische Zonen eingeteilt: Eurasien, Südamerika und Afrika. Hauptattraktion ist dabei der «Masoala Regenwald».

Mehr Eigenständigkeit Da Alex Rübel den Zoo auch als Unternehmen versteht, strebte er bereits früh die finanzielle Eigenständigkeit an. 2004 generierte der Zürcher Zoo bereits 73 Prozent der benötigten finanziellen Mittel selbst und wurde damit immer unabhängiger von den öffentlichen Fördermitteln. 1999 wurde dann das Genossenschaftsmodell überdacht, da es für die grossen Bauvorhaben nicht die geeignete Form war. Die Entscheidungswege waren zu lang. Deshalb wurde die Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, mit Alex Rübel als Direktor der Geschäftsleitung. Als Verwaltungsratspräsident amtet seit 2004 Martin Naville. Dem Direktor zur Seite stehen vier Bereichsleiter: Tierpflege, Entwicklung & Logistik, Marketing & Edukation, sowie Personalentwicklung & Finanzen. Der Veterinär fungiert als Stabsstelle. Zudem wurde neben der AG auch eine Zoo-Stiftung unter Leitung des Rechtsanwalts und Bankiers Thomas Bär ins Leben gerufen. Für das «Masoala Regenwald»-Projekt ist der Zoo Zürich eine strategische Partnerschaft mit den madagassischen Behörden sowie mit der «Wildlife Conservation Society» eingegangen. Der Zoo Zürich hat sich verpflichtet, langfristig den madagassischen Masoala-Nationalpark auf verschiedene Weise zu unterstützen. Gelingt es diesen langfristig zu erhalten, wird immerhin 1 Prozent der weltweiten Biodiversität geschützt. Der «Masoala Regenwald» ist daher ein Schweizer Schaufenster für ein bedrohtes Ökosystem und weltweit einzigartig. Im Eröffnungsjahr der Halle konnte ein neuer Besucherrekord von über 1,5 Millionen verbucht werden. Heute ist der Zoo Zürich in den Bereichen Tierhaltung, Zuchterfolg und Haltungsqualität führend. Er unterstützt Forschungsund Naturschutzprojekte. Darüber hinaus hat Rübel den Veranstaltungsbereich ausgebaut, jedoch möchte der Zoo nicht als Freizeitpark, sondern als wissenschaftliche Institution mit pädagogischem Anspruch verstanden werden. Heute besuchen alle Schulklassen des Kantons Zürich den Zoo unentgeltlich. Der Zoo Zürich steckt immer noch in der Umsetzung des «Masterplans 2020», nächste Stufe wird die Eröffnung des Elefantenparks «Kaeng Krachan» 2014 sein.

Rodrigues-Flughund.

Verein für wirtschaftshistorische Studien Der nächste Band der Reihe «Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik» befasst sich mit dem Chemiker Karl Heinrich Gyr (18791946). Unter seiner Leitung hat sich die Zuger Firma Landis & Gyr zum international tätigen Grossunternehmen und zum Weltmarktführer im Bereich Stromzähler entwickelt. Dass der Kanton Zug heute ein sehr erfolgreicher Wirtschaftsstandort ist, verdankt er in hohem Masse Karl Heinrich Gyr. www.pioniere.ch


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RANGRÜCKTRITTSVEREINBARUNGEN

Stunden und nicht verzichten Aufgrund neuer Gerichtsurteile und im Nachgang zur Aktienrechtsreform vom 1. Januar 2008 wurde das Textbeispiel «Rangrücktrittsvereinbarung» der Treuhand-Kammer für ordentliche und eingeschränkte Revisionen sowie für Gesellschaften mit Opting Out vereinheitlicht.

TEXT RICO A. CAMPONOVO

Mit Inkrafttreten der Aktienrechtsreform am 1. Juli 1992 wurde der seit Jahrzehnten in der Praxis verbreitete Rangrücktritt durch das Gesetz anerkannt. Seine bis heute ungeschmälerte Popularität verdankt er vor allem seiner Einfachheit, der rechtlichen Bewährtheit und der kurzfristigen Verfügbarkeit in zeitkritischen Sanierungssituationen. Zweck der Rangrücktrittsvereinbarung Art. 725 Abs. 2 OR gibt dem Verwaltungsrat (und der Revisionsstelle) die Möglichkeit, trotz festgestellter Überschuldung auf die Benachrichtigung des Richters zu verzichten, sofern Gesellschaftsgläubiger im Ausmass der Unterdeckung im Rang hinter allen anderen Gesellschaftsgläubiger zurücktreten. Mit dem Rangrücktritt stundet der Gläubiger seine Forderung, solange Forderungen Dritter gegen die Gesellschaft durch Aktiven nicht vollständig gedeckt sind. Forderungsverzicht bei Zwangsvollstreckung Ein Rangrücktritt bewirkte gemäss der bisherigen Ausgestaltung keinen Verzicht des Gläubigers auf die Forderung. Die nachrangige Forderung nahm dann an der Verteilung teil, wenn alle übrigen Gesellschaftsgläubiger vollständig befriedigt waren. Neu verzichtet der Gesellschaftsgläubiger im Insolvenzfall des Schuldners (nicht aber im freiwilligen Liquidationsfall) auf die rangrücktrittsbelastete Forde-

S E PA R AT E R R E V I S I O N S B E R I C H T Prüfungsgegenstand/Revisionsart Jahresrechnung / Ordentliche Revision Jahresrechnung / Eingeschränkte Revision Zwischenbilanz nach Art. 725 Abs. 2 OR

In manchen Fällen muss ein separater Revisionsbericht erstellt werden. Foto: Bilderbox.de

TA G U N G R E C H N U N G S W E S E N Jahrestreffen der Fachleute aus Buchführung und Rechnungslegung. Ausgewiesene Fachspezialisten erarbeiten mit Ihnen zusammen Lösungswege zu schwierigen Buchhaltungsfragen. Zudem werden Sie über die wichtigsten Neuerungen sowie den aktuellen Stand in der Gesetzgebung Rechnungslegung informiert. 12. September 2012, im Lake Side Zürich Weitere Informationen und Anmeldung unter www.unternehmerforum.ch

rung. Sobald im Konkursverfahren das Betreffnis für diese Forderung feststeht, tritt automatisch ein rückwirkender Forderungsverzicht im Umfang der Unterdeckung in Kraft. Dies ist eine Reaktion auf eine neue Praxis des Bundesgerichtes (z.B. BGer 4A_277/2010 vom 2.9.2010), welche den verantwortlichen Organen die erhaltenen Rangrücktritte betraglich bei der Berechnung des von ihnen verursachten Schadens hinzurechnet. Aufhebung der Rangrücktrittsvereinbarung In den meisten bisherigen Rangrücktrittsvereinbarungen findet sich für die Aufhebung lediglich eine Formulierung, die sich auf die gesetzlichen Voraussetzungen für einen Revisionsbericht ohne Hinweis auf Art. 725 Abs. 2 OR bezieht. Wird die Gesellschaft ordentlich geprüft, so genügt es nach wie vor, wenn ein zusammenfassender Bericht der Revisionsstelle ohne Erwähnung von Art. 725 Abs. 2 OR vorliegt. Ein separater Revisionsbericht ist jedoch erforderlich für Gesellschaften, die nicht der ordentlichen Revision unterliegen, oder wenn der Beurteilung eine (Zwischen-)Bilanz zugrunde gelegt wird (s. Tabelle). Der separate Revisionsbericht, wonach die Überschuldung beseitigt ist, basiert

Revisionsbericht für die Aufhebung einer Rangrücktrittsvereinbarung Zusammenfassender Bericht der Revisionsstelle Separater Revisionsbericht Separater Revisionsbericht

weder auf einer ordentlichen noch eingeschränkten Revision. Es handelt sich um eine auf die jeweiligen Umstände ausgerichtete Revision nach den PS 290 Pflichten bei Kapitalverlust und Überschuldung oder PS 800 Berichte über Spezialprüfungen. Der entsprechende Musterbericht ist auf der Website der Treuhand-Kammer verfügbar. Der Revisionsbericht bei eingeschränkter Revision genügt zur Aufhebung einer Rangrücktrittsvereinbarung nicht. Er gibt nur eine negative Zusicherung zur Jahresrechnung ab und die Prüfungssicherheit liegt tiefer als bei der ordentlichen Revision. Die neuen Formulierungen im Textbeispiel «Rangrücktrittsvereinbarung» eignen sich daher sowohl für ordentlich und eingeschränkt revidierte Jahresrechnungen als auch für Gesellschaften ohne Revisionsstelle.

DER AUTOR

Rico A. Camponovo ist Stv. Direktor bei KPMG und Rechtsanwalt, lic.oec.publ.


WEITERBILDUNG l UZ

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GESCHÄFTSREISEBEREICH

Perspektiven für Quereinsteiger Die Reisebranche ist laut der Welttourismusorganisation einer der am weltweit schnellsten expandierenden und sich verändernden Wirtschaftszweige. Der Stellenmarkt hat sich in den letzten 30 Jahren stabil weiterentwickelt und der Bedarf nach Arbeitskräften steigt konstant.

TEXT URS HUEBSCHER

GABRIELA PRAJCZER *

Der Kampf um den betrieblichen Nachwuchs in der Reisebranche hat begonnen, da der ständige Bedarf an Fachkräften über den «herkömmlichen» Arbeitsmarkt nicht gedeckt wird, denn der «Talentspeicher» reicht bei weitem nicht. Dies wird sich in den nächsten Jahren vor allem durch den demografischen Faktor weiter verschärfen. Künftig können Firmen in der Reisebranche nur mit top ausgebildeten Mitarbeitern gegen das Internet konkurrenzieren. Die gesamte Branche bietet jährlich ca. 200 kaufmännische Lehrstellen an. Den Löwenanteil von über 70 Prozent machen hierbei die führenden Unternehmen aus. Weniger Lehrstellen gibt es bei den unabhängigen Reisebüros. Da der Bedarf aber die Anzahl der vorhandenen Lehrstellen übersteigt, haben junge Leute nach der Sekundarschule nur noch wenige Möglichkeiten in die Branche einzusteigen. Und auch die qualitativen Ansprüche an die Beschäftigten selbst wandeln sich, da sich die Reisebranche Herausforderungen, wie der Globalisierung und immer dynamischeren technologischen Entwicklungen, stellen muss. Um dem stetigen Wandel gewachsen zu sein und dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, ist die Industrie auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen und stets auf der Suche nach neuen motivierten Fachkräften. Die Chancen für Interessierte mit unterschiedlichem Background auf eine Karriere in der Branche stehen also gut. Weiterbildung on the job Angebote für spezialisierte Weiterbildungsmöglichkeiten seitens der Firmen als auch Hochschulen gibt es – jedoch nur wenige. Zu den Fachschulen im Land gehören die Internationale Schule für Touristik (IST), die Pro Target, die Academia Engiadina oder auch das Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule für Wirtschaft in Luzern. Im Geschäftsreisebereich ergibt sich noch einmal eine spezielle Situation: Gegen die Haltung vieler Unternehmen nur Brancheninsider zu engagieren, gibt es auch solche, die Quereinsteigerprogramme anbieten. Als Vorreiter in der Branche gilt hier der Geschäftsreise-

Flexibilität und Teamfähigkeit Herrscht der sogenannte «War of talents» auch im Geschäftsreisebereich? Gabriela Prajczer: Ja. Es gibt zu wenig ausgebildete und erfahrene Fachkräfte auf dem Markt; insbesondere im Bereich Business Travel. Ziel von HRG Switzerland ist es daher attraktive Anstellungsbedingungen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen, um bestehende Mitarbeiter zu halten und neue Talents anziehen zu können. Was erwarten Sie von den Auszubildenden? Aufgrund unserer schnelllebigen Branche und den hohen Qualitätsansprüchen von HRG Switzerland, müssen Teilnehmer des Quereinsteigerlehrgangs einen hohen Grad an Flexibilität und Teamfähigkeit vorweisen. Mit situationsbedingtem Druck müssen sie umgehen können und über eine hohe Auffassungsgabe verfügen. Dazu legen wir grossen Wert auf eine dienstleistungs- und lösungsorientierte Arbeitsweise. Die Freu de an neuen Kulturen, fremden Destinationen und eine weltoffene Einstellung ist unabdingbar. Interessenten

dienstleister HRG Switzerland, der mit dem dreimonatigen Lehrgang «Business Travel Consultant» neue Fachkräfte ausbildet. Ziel des Quereinsteigerlehrgangs von HRG Switzerland ist es, gut ausgebildete Leute für die Branche zu gewinnen, die den steigenden Bedürfnissen der anspruchsvollen Kundschaft gewachsen sind. HRG Switzerland rekrutiert den Bedarf dabei vor allem aus verwandten Branchenzweigen wie der Luftfahrt, Hotellerie oder dem Tourismus. Die meisten sind zwischen 25 und 35 Jahre alt, gut ausgebildet und in ihren Erstberufen sehr erfahren. Für Quereinsteiger spielt auch

sollten zudem aus einer verwandten Branche kommen und mehrsprachig sein. Englisch ist im Umgang mit unserer mehrheitlich internationalen Kundschaft essentiell. Was bietet die Ausbildung? Sie gliedert sich in einzelne Module und bietet sowohl theoretische als auch praxisorientierte Ausbildungstage. Der Aufbau ist straff strukturiert und die Einheiten optimal aufeinander abgestimmt. Die Teilnehmer werden 1:1 von erfahrenen Fachspezialisten begleitet, gefördert und beurteilt. Für einen optimalen Wissenstransfer wird das angeeignete theoretische Fachwissen alternierend im Praxiseinsatz umgesetzt. Im Anschluss an den Lehrgang wird die praktische Erfahrung in Zusammenarbeit mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten weiter aufgebaut. Wann startet der nächste Ausbildungsgang und wie kann man sich bewerben? Der nächste Lehrgang wird voraussichtlich Ende 2012 bzw. Anfang 2013 starten. Interessierte können sich direkt mit mir in Verbindung setzen. * Gabriela Prajczer ist Head of Human Resources beim Geschäftsreisedienstleister HRG Switzerland, dem führenden Anbieter von Geschäftsreisen in der Schweiz. Das Quereinsteigerprogramm zum Business Travel Consultant wurde 2008 von HRG Switzerland konzipiert. gabriela.prajczer@hrgworldwide.com www.hrgworldwide.ch

die Spezialisierung zwischen Ferien- und Geschäftsreisen eine Rolle, die in der Branche bereits vor mehr als 20 Jahren vollzogen wurde. Denn insbesondere für den Geschäftsreisenbereich werden hochqualifizierte Arbeitskräfte gesucht. Business Travel Consultants organisieren und koordinieren nicht nur, sie müssen auch Reiserichtlinien, internationale Vorschriften sowie komplexe Flugtarifstrukturen beherrschen, um eine kompetente Beratung leisten zu können. Das ist eine Entwicklung weg von der Reisestelle hin zum rundum Dienstleistungsbereich. Diese Kompetenzen kann nur eine hochkomplexe Ausbildung vermitteln.

Foto: zVg


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UZ l RECHT

I N S O LV E N Z R E C H T

Missbräuchliche VermÜgensverschiebungen Nicht nur bei den in die Schlagzeilen geratenen Liquidationen grosser Unternehmen, sondern auch bei weniger bekannten Zwangsvollstreckungen stellt sich fßr die Gläubiger oft die Frage, was gegen die missbräuchliche Verschiebung von VermÜgenswerten durch zahlungsunfähige Schuldner unternommen werden kann.

Was tun, falls vor ErÜffnung des Konkurses VermÜgen missbräuchlich verschoben wurde?

TEXT THIERRY SPANIOL

Lieferanten, deren Forderungen im Konkurs nur noch mit einer symbolischen Konkursdividende abgegolten wurden, mßssen oft feststellen, dass das Geschäft ihres ehemaligen Kunden bereits durch eine Nachfolgegesellschaft weitergefßhrt wird. Sofern die fßr die Weiterfßhrung des Betriebes notwendigen Aktiven vor ErÜffnung des Konkurses ßbertragen wurden, wirft ein solches Vorgehen regelmässig die Frage nach einer missbräuchlichen Verschiebung von VermÜgenswerten auf. Dies gilt insbesondere dann, wenn zwischen den Eigentßmern der konkursiten Gesellschaft und denen der Nachfolgegesellschaft eine besonders enge Beziehung besteht.

Foto: Bilderbox.de

Drei unterschiedliche Rechtsbehelfe Grundsätzlich stellt das Gesetz fĂźr solche Fälle drei verschiedene Rechtsbehelfe zur VerfĂźgung. Dabei handelt es sich um die Schenkungsanfechtung, die Ăœberschuldungsanfechtung und die Absichtsanfechtung. Allen gemeinsam ist, dass sie eine Schädigung der Gläubiger durch Verminderung des VermĂśgens des Schuldners vor der Pfändung

oder dem Konkurs voraussetzen. Mit der Schenkungsanfechtung werden Leistungen des Schuldners zu Gunsten Dritter angefochten, fĂźr welche der Schuldner keine angemessene oder marktĂźbliche Gegenleistung erhalten hat. Ob der Empfänger der Leistung von der angespannten VermĂśgenslage des Schuldners gewusst hat, ist nicht massgebend. Vorausgesetzt wird einzig, dass die Zuwendung innerhalb eines Jahres vor der Pfändung oder der KonkurserĂśffnung vollzogen wurde. Im Gegensatz zur Ăœberschuldungsanfechtung und der Absichtsanfechtung spielt bei der Schenkungsanfechtung das Wissen der Beteiligten keine Rolle. Da die Voraussetzungen der beiden anderen Klagen in dieser Hinsicht strenger sind, sollte zuerst geprĂźft werden, ob eine Schenkungsanfechtung mĂśglich ist. Wer ist zur Anfechtung missbräuchlicher VermĂśgensverschiebungen berechtigt? Im Konkurs ist zunächst nur die Konkursverwaltung zur Anfechtung berechtigt. Erst wenn feststeht, dass die Konkursverwaltung die kritischen Veräusserungsgeschäfte nicht anfechten wird, kann sich der einzelne Gläubiger die-

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Soweit sich die Vermögenswerte noch in den Händen des Beklagten befinden, richtet sich die Klage auf deren Herausgabe. Falls dies nicht mehr möglich ist, richtet sich die Klage auf Erstattung des Sachwertes. Nebst dem Anspruch auf Rückleistung der anfechtbar veräusserten Vermögenswerte hat der Gläubiger auch einen Anspruch auf Rückerstattung der daraus bezogenen Erträge. Der Erlös aus der Anfechtung fällt zuerst an die klagenden Gläubiger. Ein nach Abzug der Kosten verbleibender Überschuss ist an die Konkursmasse abzuliefern. Der Gläubiger muss seine Anfechtungsklage nicht unbedingt auf die Höhe seiner Forderung gegen die konkursite Gesellschaft beschränken. Im Konkurs wird die Anfechtung nur durch die Summe der Forderungen aller Gläubiger begrenzt. Das mit dem Einklagen eines zu hohen Betrages verbundene Kostenrisiko tragen allerdings allein die klagenden Gläubiger. Insofern empfiehlt es sich in der Regel dennoch, nicht mehr als die eigene Forderung einzuklagen.

sen Anspruch abtreten lassen. Falls sich gleichzeitig mehrere Gläubiger solche Ansprüche von der Konkursverwaltung abtreten lassen, müssen diese ihr Vorgehen bei einer Klage koordinieren. Dies kann eine Durchsetzung der Ansprüche zusätzlich erschweren. Sofern die Konkursverwaltung gegen anfechtbare Rechtshandlungen vorgeht, fällt ein allfälliger Erlös der Gesamtheit der Gläubiger zu. Wenn sich dagegen ein einzelner Gläubiger, dem der Anfechtungsanspruch abgetreten wurde, erfolgreich gegen die anfechtbare Rechtshandlung wehrt, dient der Erlös primär der Deckung seiner Forderung. Er trägt allerdings auch das mit dem Prozess verbundene Kostenrisiko. Ziel der Anfechtungsklage Ziel der Anfechtungsklage ist es, dem Kläger den Zugriff auf das vom Schuldner in anfechtbarer Weise veräusserte Vermögen zu verschaffen. Dazu muss gegen denjenigen geklagt werden, der mit der konkursiten Gesellschaft das anfechtbare Rechtsgeschäft abgeschlossen hat; im eingangs erwähnten Beispiel also gegen die Nachfolgegesellschaft.

Prozessrisiko Eine der Hauptschwierigkeiten bei der Schenkungsanfechtung stellt für den Kläger der Nachweis des Missverhältnisses zwischen der Leistung der konkursiten Gesellschaft und der Gegenleistung der Beklagten dar. Oft wird hier nur ein Gutachten über den tatsächlichen Wert der veräusserten Vermögenswerte weiterhelfen. Insbesondere bei Vermögenswerten für die kein liquider Markt existiert, stösst man in der Praxis hier aber oft an Grenzen. Zur Erleichterung von Anfechtungsklagen ist daher eine Gesetzesrevision beabsichtigt, wonach im Falle der Begünstigung einer dem Schuldner nahe stehenden Person, diese den Nachweis erbringen muss, dass kein Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung vorgelegen hat. Bei der Absichtsanfechtung muss der Kläger die tatsächliche Gläubigerschädigung, die Schädigungs- bzw. Begünstigungsabsicht des Schuldners sowie die Erkennbarkeit dieser Absicht für den begünstigten Vertragspartner nachweisen. Insbesondere der Nachweis der subjektiven Elemente der Begünstigungsabsicht sowie der Erkennbarkeit dieser Absicht gestaltet sich in der Praxis allerdings oft als erhebliche Hürde. Auch hier soll die geplante Gesetzesrevision zumindest teilweise für Abhilfe sorgen. Wenn die begünstigte Person dem Schuldner nahe steht, soll die Begünstigungsabsicht und deren Erkennbarkeit vermutet werden. Der Gläubiger muss in diesen Fällen nur noch die Gläubigerschädigung sowie das Vorliegen eines Näheverhältnisses beweisen.

DER AUTOR Thierry Spaniol, Rechtsanwalt, LL.M. ist Partner in der Anwaltskanzlei Zulauf Bürgi Partner in Zürich (www.zblaw.ch). Zu seinen bevorzugten Arbeitsgebieten gehören das Banken-, Versicherungs-, Gesellschaftsund Insolvenzrecht.

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ZÜRCHER UNTERNEHMER

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ZUR PERSON

VERKEHR

Der Stau-Forscher Der ETH-Professor Dirk Helbling hat ein neues Verkehrsleitsystem entwickelt, das die Wartezeiten an den Ampeln verkürzen und Staus vermeiden soll. In Dresden wurde bereits ein Testlauf gestartet, guter Grund uns vor Ort bei Dr.-Ing. Stefan Lämmer vom Lehrstuhl für Verkehrsökonometrie- und –statistik nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.

INTERVIEW PETER BLATTNER

Herr Dr. Lämmer, was muss man sich unter einem Verkehrs- und Komplexitätsforscher vorstellen? Stefan Lämmer: Üblicherweise versucht man, den Verkehr zu «planen», indem man z.B. vorgibt, wann welche Ampel wie lange grün haben wird, damit der im Mittel erwartete Verkehr bestmöglich abgefertigt wird. Stattdessen versuchen wir, einfache Regeln zu finden, nach denen sich die Ampeln in Abhängigkeit der aktuellen tatsächlichen Verkehrssituation zu verhalten haben. Die Ampeln schauen also nicht mehr

Dr.-Ing. Stefan Lämmer promovierte an der Fakultät für Verkehrswissenschaften der TU Dresden auf dem Gebiet der selbstorganisierten Lichtsignalsteuerung. Sein Doktorvater war Prof. Dirk Helbling von der ETH Zürich. Seit drei Jahren vertritt Lämmer die Professur für Verkehrsökonometrie und –statistik. stefanlaemmer@tu-dresden.de

hauptsächlich «auf die Uhr», sondern «auf die Strasse». Der Verkehr wird über Detektoren erfasst. Strassen mit wenigen Autos bekommen seltener und kürzer grün, die anderen umso länger.

gleiche ziehen. Im Ergebnis haben wir festgestellt, dass alle Autos im Mittel weniger lang warten müssen. Auch Fussgänger sind schneller, sie bekommen bei jeder sich im Autostrom bietenden Lücke grün. Busse und Strassenbahnen wurden pünktlicher. Je nachdem, wie hoch man eine Strassenbahn gegenüber einem Auto gewichtet, kann man die Qualität bestimmter Verkehrsarten gezielt vorgeben und sogar ein «harmonisches Miteinander» erreichen.

Sie revolutionieren das Verkehrsleitsystem und lassen die Ampeln durch den sich nähernden Verkehr steuern statt wie bisher umgekehrt. Haben Sie das schon getestet? Am Anfang standen umfangreiche Simulationstests. Dazu haben wir auf dem Computer reale Situationen detailgetreu nachgebildet und konnten so direkte Ver-

Wer entscheidet in Zürich, ob Ihr System eingeführt wird? Welche Hürden müssen Sie noch nehmen? Für die Entwicklung unserer Lösung sind wir bereits einen Weg gegangen: Die systemtheoretischen Ausarbeitungen samt Stabilitätsbeweisen, die Korrespondenzen mit Patentprüfern und nicht zuletzt die oben erwähnten Simulationsstudien.


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ZÜRCHER UNTERNEHMER Die gleiche Dienststelle sieht die Blechkolonnen dadurch begründet, dass die Strassenkapazitäten erschöpft seien. Teilen Sie diese Meinung? Selbstverständlich. Der Strassenraum ist beschränkt und Autofahrer nehmen Staus in Kauf, daran wird man kaum etwas ändern können. Der Ansatz muss stattdessen sein, die Staus aus den Gebieten heraus zu verlagern, wo sie empfindlich stören. Noch bevor das Stadtzentrum verstopft, muss der Verkehr grossflächig vorher zurückgehalten werden. Im Stadtzentrum fliesst der Verkehr, Strassenbahnen werden nicht behindert, Die Aufenthaltsqualität steigt.

Fotos: zVg

Skeptiker befürchten eine Zunahme des Verkehrs, wenn er erstmals staufrei rollt. Glauben Sie das auch? Unser Ansatz sorgt dafür, dass Autofahren nicht unbedingt attraktiver wird. Da wir Strassenbahn deutlich höher als die Autos gewichten, können die Autos den Strassenbahnen keine Grünzeiten mehr «wegnehmen». Wenn der öffentliche Verkehr dadurch schneller und zuverlässiger wird, haben wir sogar die Hoffnung, einige Autofahrer zum Umsteigen zu motivieren.

darauf, Umprogrammierungen innert Minuten durchführen zu können. Reicht das nicht für einen guten Verkehrsfluss?. Das heutige System funktioniert in der Tat recht gut. Hierin zeigt sich, wie ehrgeizig Zürich ist, die Verkehrsanlagen ständig aktuell zu halten. Die Frage ist, ob man damit zufrieden ist oder besser einen Schritt weiter gehen möchte. Unsere Selbststeuerung reagiert sekundenfein.

Wie lange würde eine Umrüstung dauern und gibt es Vorstellungen über die Kosten? Der Aufwand ist überschaubar. Eventuell müssten an einigen Stellen Detektoren nachgerüstet werden, doch die Detektorlage ist in Zürich bereits sehr gut. Ansonsten muss auf den Steuerrechner lediglich die neue Software aufgespielt werden. Da wir das Gebiet vorher auf dem Computer simulieren, wissen wir dann schon, welche Parameter wie einzustellen sind.

Der Bürkliplatz, wo Trams und Autos sich gegenseitig behindern.

Alle diese Schritte konnten wir mit vielversprechenden Ergebnissen abschliessen, die uns Mut für den nächsten Schritt gaben. Ob sich die Stadt Zürich für eine innovative Verkehrslösung entscheidet, hängt von vielen Faktoren ab – auch von der Unterstützung der Verkehrsteilnehmer selbst. 2500 Signale gibt es in unserer Stadt und die zuständige Abteilung ist stolz

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ZÜRCHER UNTERNEHMER 100 JAHRE NATUR- UND HEIMATSCHUTZKOMMISSION

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WINTERTHUR

Zürich im Wandel

Infrastruktur der Zukunft Als bedeutender Wirtschafts- und Bildungsstandort braucht Winterthur eine zukunftsfähige Infrastruktur. Der Stadtrat setzt sich dafür ein und überweist die Vorlage für ein flächendeckendes Glasfasernetz an den Grossen Gemeinderat. Das letzte Wort hat das Volk.

Am 31. Mai feierte die Natur- und Heimatschutzkommission ihr hundertjähriges Bestehen. Die Arbeit der vom Regierungsrat gewählten Sachverständigenkommission wirkt sich direkt auf die Gestaltung des Kantons Zürich aus.

In den letzten hundert Jahren haben sich Siedlungsstruktur, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft rasant verändert. Landschaften, Städte und Dörfer sind einem starken Wandel unterworfen. Jede Minute werden schweizweit 60 Quadratmeter Kulturlandschaft verbaut. Jahrhunderte alte Natur- und Kulturgüter drohen zu verschwinden. Die Kommission befasst

sich auf Anfrage mit konkreten Projekten, wenn es um Natur- und Landschaftsschutz geht, wozu auch der Ortsbildschutz gehört. Sie berät Kanton und Gemeinden und hilft, verträgliche Lösungen zu finden. Sie prüft private und öffentliche Bauvorhaben, die Landschaft oder Ortsbild beeinflussen. Ihre Stellungnahme gibt die Natur- und Heimatschutzkommission als Gutachten ab, für das über ein Team von Spezialisten zurückgegriffen werden kann. Wenn Fragen bereits während der Projektierungsphase geklärt werden, hilft das, den Projektablauf zu beschleunigen. Letztes Jahr wurden 15 Projekte bearbeitet. www.bd.zh.ch/nhk

Auch der Katzensee soll geschützt werden. Foto: Thom Held

Die heutigen Datenübertragungsleitungen mit Coaxial- und Kupfertechnologie werden in absehbarer Zeit nicht mehr genügen. Nicht nur Bildungsstätten und Unternehmen sind mit ihrem Medienkonsum auf grosse Bandbreiten angewiesen. Der Stadtrat von Winterthur spricht sich für ein flächendeckendes Glasfasernetz (Fibre to the home «FTTH») aus. Die entsprechende Vorlage beantragt dazu einen Kredit von 67,4 Millionen Franken. Schon seit 2004 baut und betreibt Stadtwerk Winterthur ein Glasfasernetz für die Geschäftskundschaft. Neu sollen alle privaten und gewerblichen Liegenschaften flächendeckend damit erschlossen werden. Für den Ausbau arbeitet der lokale Energieversorger mit der Swisscom zusammen. Dies erlaubt die Verteilung der Chancen und Risiken. Die Kooperation ermöglicht ein offenes Netz, d.h. verschiedene Dienstanbieter können der Kundschaft ihre Produkte auf dem gleichen Netz anbieten. Bis 2017 sollen die Arbeiten beendet sein. www.stadtwerk.winterthur.ch

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ZÜRCHER UNTERNEHMER

NEUER PRÄSIDENT STIFTUNG TECHNOPARK ® ZÜRICH

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An der Spitze der Stiftung TECHNOPARK® Zürich kommt es altershalber 2013 zu einem Wechsel. Dr. Thomas von Waldkirch, Initiator des Technologietransfer- und Jungunternehmerzentrums tritt zurück. Seine Nachfolge übernimmt Gian-Luca Bona, Direktor der Empa.

Dr. Thomas von Waldkirch leitet die Stiftung seit 1991, zunächst als Direktor, seit 2004 als Präsident. Sein

Nachfolger übernimmt auf das 20-jährige Jubiläum des TECHNOPARK® hin sein neues Amt. «Mit

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News

Gian-Luca Bona», so der Leiter der Findungskommission, Prof. Albert Waldvogel, «konnten wir

Präsident Stiftung TECHNOPARK ® ab 2013: Gian-Luca Bona.

eine Persönlichkeit als Präsident gewinnen, der dem TECHNOPARK® neue Impulse geben wird. Wir sind glücklich, einen solchen Experten gefunden zu haben». Bona ist seit 2009 Direktor der Empa und zugleich Professor für Photonik an den beiden ETH in Zürich und Lausanne. Zuvor war er in der Forschung und Entwicklung bei IBM in der Schweiz und in den USA tätig. Das Technologietransfer- & Jungunternehmerzentrum Technopark bekommt einen Foto: zVg neuen Präsidenten.

T E C H N O PA R K ® A C A D E M Y TECHNOPARK und KTI Startup lancieren TECHNOPARK ® ACADEMY. Start-ups und Spin-offs haben die Möglichkeit, konkrete Fragestellungen in kompakten NachmittagsWorkshops anzugehen. Das geschieht in Kleingruppen und für Unternehmen der

TECHNOPARK ®-Welt, der Swiss Parks sowie des KTI Start-up-Programms zu Vorzugspreisen. Innovative High-Tech-Jungunternehmen verfügen über exzellentes technologisches Know-how, häufig fehlt aber die Kenntnis in wichtigen

Bereichen wie PR/Marketing, Finanzierungsformen, Arbeitsund Kooperationsverträgen oder Führungsfragen. Im neuen Konzept werden kompakte Workshops organisiert, die für Jungunternehmen in der Wachstumsphase von grösster Wichtigkeit sind. Ziel ist es,

AUSSCHREIBUNG «THIS-PRIIS» 2013

zig Unternehmen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen ausgezeichnet. Diese Beispiele zeigen, dass eine Integration von Menschen mit einem Handikap in Betrieben der unterschiedlichsten Branchen ohne grossen Auf-

Theorie und Praxis zu verbinden. Experten mit akademischem Hintergrund – sogenannte Pracademics – leiten die Workshops. Gestartet wird in der Woche 26, also ab 25. Juni 2012. info@academy.ch www.tp-academy.ch

«THIS-PRIIS»

Integration mit Handikap Zum achten Mal wird im Januar 2013 der mit 25 000 Franken dotierte «ThisPriis» vergeben. Er wird an Unternehmen verliehen, die nachhaltig Menschen mit einem Handikap beschäftigen. In den vergangen Jahren wurden zwan-

www.technopark.ch

wand des Arbeitgebers möglich ist. Die Kriterien sind folgende: Anstrengungen zur nachhaltigen Integration im eigenen Betrieb von Menschen mit einem Handikap, KMU-Betriebe im Profit- und NonprofitBereich mit nicht subven-

Eichacker 21, 8051 Zürich, sybille.eugster@this-priis.ch www.this-priis.ch. Nominationen werden bis zum 1. Oktober 2012 entgegengenommen.

tionierten Arbeitsplätzen, Sitz im Wirtschaftsraum Zürich.

Entlassung eines Arbeitnehmervertreters Im Rahmen einer Massenentlassung kündigte eine Arbeitgeberin einem Mitarbeitenden, der zu dieser Zeit auch Präsident der Personalkommission war, wogegen der Betroffene klagte. In erster Instanz gab ihm das Arbeitsgericht Recht und sprach ihm eine Entschädigung zu. Das Zürcher Obergericht stiess den Entscheid um. Dem folgt auch das Bundesgericht, denn für eine bevorzugte Behandlung der Arbeitnehmervertreter bedürfte es einer Gesetzesänderung. Jahresbericht VZH 2011 Der neue Jahresbericht 2011 mit überarbeitetem inhaltlichen Konzept steht auf der Webseite www.vzh.ch unter dem Stichwort «Verband/ Jahresbericht» sowie bei den «News» in elektronischer Form bereit. Er enthält Informationen über die Tätigkeit des VZH im Berichtsjahr, über die Zusammenarbeit mit unserem Sozialpartner KV Zürich sowie ausführliche Berichte über unsere Kernthemen Arbeitsund Sozialversicherungsrecht. Um Ressourcen zu schonen, verzichten wir auf einen allgemeinen Versand. Ein gedrucktes Exemplar kann per E-Mail info@vzh.ch oder unter 044 211 40 58 angefordert werden. VZH Vertrauensärzte: Wie bisher: Dr. med. Jörg Nagel: 044 241 10 66; Neu: Dr. med. Urs Steinmann, 043 277 93 77 / 052 213 77 88,Dr. med. Petra Rindova Stelzer: 079 411 32 34 / 044 466 15 21 VZH Geschäftsstelle: Neue juristische Sekretärin ist RA lic. iur. Angela Steiner Leuthold. Ihr Spezialgebiet ist das Arbeitsrecht.


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l Nr. 6 l 2012

PUBLIREPORTAGE

« BYO D »

Vorteil oder mobile Anarchie? Eine Geschäftswelt, die zunehmend von der «Konsumerisierung» der IT vorangetrieben wird und in der die Mitarbeiter mit Vorliebe «BYOD – Bring Your Own Device» betreiben, also die eigenen IT-Geräte auch für die Erledigung der Arbeit nutzen, stellt die IT-Verantwortlichen vor neue Herausforderungen.

Laut einer aktuellen Umfrage von TNS Infratest im Auftrag von Dell erlauben über die Hälfte (53 Prozent) der 328 befragten ITManager zumindest inoffiziell den Zugriff auf das Firmen-Netzwerk, nur 20 Prozent verbietet das explizit und der Rest toleriert die Nutzung privater Geräte. Wie kann dabei eine mobile Anarchie vermieden, gleichzeitig aber ein zuverlässiger und sicher mobiler Zugang zum Unternehmensnetzwerk realisiert werden? Die Unternehmen müssen gleichermaßen in beide Richtungen schauen, ehe sie die Straße der mobilen Sicherheit überqueren. Andernfalls riskieren sie von den Kosten überrascht zu werden, die beispielsweise durch Cyber-Attacken entstehen können. Aber auch überreglementierte Sicherheits-Kriterien schlagen sich auf der Kostenseite nieder, wenn dadurch die Produktivität und Effektivität sinkt. Eine aktuelle Studie unter 50 der größten international agierenden US-Unternehmen hat ergeben, dass durchschnittlich Kosten von 5,9 Millionen US-Dollar durch Cyber-Attacken verursacht wurden – pro Firma und Jahr wohlgemerkt. Dazu kommen die Kosten für verlorene Produktivität und frustrierte Mitarbeiter, denen die Nutzung ihrer mobilen Endgeräte zum Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk verboten ist. Im Prinzip sollte es egal sein, wie die Mitarbeiter auf die für sie relevanten Daten zugreifen können. Ob sie den Arbeitsplatzrechner im Büro, den eigenen TabletPC, das Smartphone oder den heimischen Privat-PC

Hauptproblem, so Sicherheitsspezialist SonicWALL, ist nicht die Kontrolle, sondern die Schadenanfälligkeit der Infrastruktur. Zu oft zielen die bestehenden ITSicherheits-Lösungen auf die Kontrolle und das Verbot von Zugriffen ab. Das ist aber in einer Welt von mobilen Geräten wenig geeignet, da diese sowohl innerhalb, als auch ausserhalb der Firewall genutzt werden. Und zu viel Kontrolle verursacht ein träges, leistungsschwaches Netzwerk, das die Geschäftsaktivitäten behindert. Das ist natürlich nicht gewünscht, da es die Mitarbeiter verärgert, die alle einen schnellen Zugriff erwarten, um auf die Anwendungen und Daten zuzugreifen, die sie für die tägliche Arbeit benötigen.

MobileConnect ermöglicht sicheren nativen Zugriff per VPN auf das Netzwerk von verschiedenen mobilen Plattformen. Fotos: zVg / Bilderbox.de

verwenden – der Zugang sollte einfach und problemlos möglich sein. Denn die Mitarbeiter wollen doch eigentlich nur so schnell und unkompliziert wie möglich auf die für sie relevanten Daten zugreifen, um zügig ihre Arbeit erledigen zu

können. Allerdings führt die Konsumerisierung der IT mit ihrer Ausbreitung an unterschiedlichen Geräten und Betriebssystemen bei den Administratoren den starken Wunsch nach mehr Kontrolle bei so geringem Risiko wie möglich.

Sicherheitslücken schliessen Wie aber sollen es die Unternehmen schaffen, der neuen BYOD-Mentalität gerecht zu werden, ohne dass die Sicherheit der eigenen IT-Infrastruktur nachhaltig gefährdet wird? Das

Neue Sicherheits- und Zugangstechnologien Durch die Einführung neuer Technologien, die in Echtzeit einen 360-Grad-Blick auf das Geschehen im Netzwerk bieten, können die IT-Verantwortlichen eine anarchische Struktur vermeiden. Die heute verfügbaren Lösungen können die Zugriffe im Netzwerk bewerten, sofort reagieren und individuell entscheiden, ob ein Zugriff ermöglicht wird oder nicht. Diese neuen Sicherheitsund Zugangstechnologien helfen Unternehmen und Organisationen dabei, ihre Flexibilität und Effizienz zu steigern und dabei gleichzeitig die größtmö gliche Sicherheit für das IT-Netzwerk zu gewähren. So hat jeder Mitarbeiter jederzeit und überall sicheren Datenzugriff, egal mit welchem Gerät. Schadsoftware und unerwünschte Angriffe aber nicht. Damit gewinnen alle Seiten.


10 FRAGEN AN l UZ

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D O R I T S C H M I D T- P U R R M A N N , C E O I A N G E L S S M A R T C O M M U N I C AT I O N S E R V I C E S

Für mehr Pioniergeist 1. Warum sind Sie Unternehmerin geworden? Selber etwas zu initiieren, voran zu treiben und auch dafür einzustehen, hat mich schon als Kind begeistert. Dort liegt der Ursprung für meine Entscheidung, Unternehmerin zu werden. Abgesehen davon, schätze ich den freien Gestaltungsrahmen und die Leben-

3. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Die in manchen Bereichen hochgradige Übersättigung mit Informationen und News. Oft fallen noch nicht bis wenig bekannte Unternehmen und deren Produkte deshalb gänzlich oder lange Zeit durch das «Wahrnehmungs»-Raster. Selbst, wenn hohe Qualität und/oder innovative Ideen vorhanden sind, kann es sehr viel Geduld erfordern bis diese sich durchsetzen.

digkeit des Unternehmertums. Auch, wenn sich mit den Freiräumen eine gute Portion Pflichten und Verantwortung verbindet. 2. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Ich liebe das, was ich tue. Daher stellt sich diese Frage nicht. Foto: tabeavogel.ch / zVg

4. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? An meinen Schritt in das Unternehmertum vor 16 Jahren. 5. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Zu sehr auf einen Kunden rsp. ein grosses Projekt zu setzen, das nach mehrjähriger erfolgreicher Laufzeit kurzfristig gestoppt wurde. Das passierte in meinen ersten Jahren als Unternehmerin. Glücklicherweise kann man aus Fehlern lernen. 6. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer einmal gerne getroffen? Ray Charles und Leonard Bernstein. 7. Worüber können Sie sich ärgern? Unzuverlässigkeit, unklare bis nicht stattfindende Kommunikation und «NichtZuhören-Können». 8. Wie erholen Sie sich vom Stress? Beim Singen/Musizieren, in der Natur bei langen Spaziergängen oder auf dem Golfplatz. Dort geniesse ich vor allem die Stille.

D O R I T S C H M I D T- P U R R M A N N Unternehmen: Position: Erster Job: Werdegang:

iAngels smart communication services (iangels-pr.ch), Winterthur Inhaberin und Geschäftsführerin freie Mitarbeiterin in der Dramaturgie der Alten Oper Frankfurt/M. 1989 - 1991 Marketingassistentin, Alte Oper Frankfurt/M., 1991 - 1996 PR-Beraterin in verschiedenen PR Agenturen, seit 1996 selbständige PR- und Kommunikationsberaterin, seit 3/2009 Medienverantwortliche des Verbands Frauenunternehmen (frauenunternehmen.ch), seit 7/2010 Inhaberin und Geschäftsführerin von iAngels smart communication services Ausbildung: M.A. der Musikwissenschaft, Studium der Musikwissenschaft, Philosophie, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft an der Johann-Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt/M. Liebste Hobbies: Singen/Musizieren/Komponieren (Jazz/Gospel), Golf Zivilstand: verheiratet

9. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Verlässlichkeit und Kontinuität. 10. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Mehr Selbstbewusstsein und -vertrauen. Etwas mehr von dem Pioniergeist früherer Zeiten (19./20. Jahrhundert) dürfte sich wieder zeigen.

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Verkauf Sprachschule im Rheintal (2018) Profitable Sprachschule zu verkaufen im Rheintal, Schweiz. Wir haben etwa 500 eingeschriebene Studenten für das akademische Jahr 2012. Englisch und andere Sprachen werden an Schweizer Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene vermittelt. Die Schule verfügt über drei Standorte um Rheintal, mit dem Hauptsitz im Mittelrheintal, nahe Bahnhof und Autobahn Verbindung. Verkaufspreis CHF 200 000. Verkauf exklusiver Boutique (2016) Die repräsentative und charmante Boutique, blickt auf eine langjährige Geschichte zurück und befindet sich in einem Altbau an sehr guter und zentraler Einkaufslage im Kanton Zürich. Das außergewöhnliche und breite Sortiment an exklusiven Geschenkideen, Wohnaccessoires, ausgewählten Modemarken, Damenmode, Schmuck, Ledertaschen und vielen anderen Accessoires, liegt im mittleren bis gehobenem Preissegment. Verkaufspreis CHF 150 000. Verkaufs- und Produktionsunternehmen (2010) Erfolgreiches, kleineres international tätiges Marketing-, Verkaufs- und Produktionsunternehmen im Bereich Chemie - Zusatzstoffe für die Mineralöl- und Schmierstoffindustrie - wegen Nachfolgeregelung zu verkaufen. Besonders geeignet für jüngere Unternehmer, die durch persönlichen Einsatz und Initiative grosses vorhandenes Entwicklungspotential auszu-

Nachfolger/CEO für eine Personalberatung (2011) Die Unternehmung, welche bereits seit vielen Jahren im Bereich Personalberatung tätig ist, verfügt über mehrere Standorte in der Deutschschweiz. Für den heutigen Eigentümer wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein Nachfolger gesucht. Eine ordnungsgemässe Übergabe der Geschäfte ist vorgesehen. Für weitere Informationen kontaktieren Sie Hauser / Grasshoff Partner AG, Frau Olivia Hauser, 052 260 06 21. Nachfolger/CEO für ein grafisches Unternehmen (2012) Das im Mittelland domizilierte, traditionsreiche grafische Unternehmen mit einem starken Businesskonzept, arbeitet sehr erfolgreich in einem Nischenmarkt. Im Zuge der Nachfolgeregelung sucht der heutige Inhaber zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Käufer. Eine ordnungsgemässe Übergabe der Geschäfte ist vorgesehen. Das Unternehmen erbringt Dienstleistungen in den Bereichen der modernen Kommunikation, von der konventionellen Werbung über Konzepte, Druck bis zur Veredelung, die den Kundenbedürfnissen optimal angepasst werden. Für weitere Informationen kontaktieren Sie Hauser / Grasshoff Partner AG, Frau Olivia Hauser, 052 260 06 21. Nachfolger/CEO für einen Produktionsbetrieb (2013) Für das im Grossraum Zürich domizilierte, traditionsreiche Unternehmen, tätig in der Produktion von Aussenwerbung und im Nischenmarkt für Sportsicherheit, suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Nachfolger. Eine ordnungsgemässe Übergabe

der Geschäfte ist vorgesehen. Verkaufspreis CHF 2.5-3 Mio. Für weitere Informationen kontaktieren Sie Hauser/ Grasshoff Partner AG, Frau Olivia Hauser, 052 260 06 21. Erotikclub zu verkaufen (2027) Erotikclub zu verkaufen – Raum Zürich – bekannt und sehr erfolgreich – beste Lage – Top-Infrastruktur – Verkaufspreis CHF 1,4 Mio. – für Investor als lukrative Kapitalanlage oder für weltoffene Persönlichkeit auf der Suche nach einer neuen Herausforderung – Infos nur gegen Kapitalnachweis. Verkaufspreis CHF 1.25-1.5 Mio. Rollladen und Storenfirma / Nachfolgeregelung (2032) Gesucht: Nachfolger einer langjährigen (25 Jahre) und erfolgreichen Rolladen- und Storenfirma im Kt. AG / Grenze Kt. ZH. Geeignet für bestehende Firma die sich vergrössern will, oder für einen erfahrenen Monteur der sich selbständig machen möchte. Einführung ist gewährleistet. Interessiert? Verkaufspreis CHF 250 000 oder dem Höchstbietenden. Gebäckschneidegeräte (halbund vollautom.) (2028) Es handelt sich um ein halbund vollautomatisches Gerät für das rationelle Schneiden von Pizzen. Der Kundenkreis liegt bei Restaurants, Bäckereien, Pizzerien, Cafés, Kantinen, Verpflegungststätten. Ein fertig konstruiertes Gerät wäre auch für Privathaushalte geeignet. Vertrieb für ganz Europa (Kontakte bestehen). Weitere Informationen erhalten Sie unter www.companymarket.ch oder PARTNERINVEST AG Herr Rolf W. Stalder 041 610 64 54.

Weitere Informationen auf

Kinderschuhfachgeschäft (1997) Bedingt durch Familie und Umzug müssen wir leider einen Verkauf anstreben. Das Ladenlokal auf ca. 80m2 und ein UG mit ca. 70m2 (plus Lager und WC) ist an einer attraktiven Lage in der Altstadt von Winterthur. Das Mobiliar, Kassensystem, Beleuchtung, Lagermobiliar etc. sind im Preis enthalten. Die Mietverträge für das Ladenlokal können übernommen werden. TOP-RESTAURANT IN ZUG (ALTSTADT) (2007) Sehr erfolgreiches Restaurant in der Altstadt von Zug. Wir altershalber verkauft (Inventar). Es ist in gemieteten Räumlichkeiten und bietet 65 Innen und 80 Aussensitzplätze. Verkaufspreis CHF 200 000-250 000 PARTNERINVEST AG Herr Rolf W. Stalder 041 610 64 54.

Zum Kauf gesucht Beteiligungsmöglichkeit/D arlehen (2031) Als spezialisierte Unternehmensberatung im Bereich Firmensanierungen bieten wir Beteiligungsformen und Darlehen an Start-ups, Nachfolgelösungen, Turnaround-Unternehmen und Wachstumsfinanzierungen. Die Beteiligungen beziehungsweise Darlehensnehmer werden von uns aufgrund unserer langjährigen Erfahrung vorgängig sorgfältig geprüft. Weiterinformationen finden Sie unter 190 Grad Herr Albert Koller, 041 934 02 40.

Firma (M&A) / Kooperation (2029) Die Internationale HoldingGesellschaft, die seit 1999 erfolgreich auf dem Markt aktiv ist, sucht Kooperationen mit Unternehmen in der Schweiz und Liechtenstein (515 Mitarbeiter), die verschiedene finanzielle und juristische Dienstleistungen anbieten. Weitere Informationen finden Sie auf companymarket.ch Inserate Nr. 2029. Angebot Teilhaberschaft, Beteiligung(in) (1963) Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energie sucht einen Teilhaber. Beteiligungshöhe CHF 100‘000500‘000 Vakante Funktion Direktion. Weitere Informationen finden Sie unter www.biocomenergy.com oder auf companymarket.ch. Maschinen- und Apparatebau (497) Persönlichkeit (Alter 44), Maschineningenieur HTL (FH), mit NDS- Energie und Betriebswirtschaft Richtung Unternehmensberatung, mit mehrjähriger erfolgreicher Geschäftsleitererfahrung sucht Selbstständigkeit als CEO in der Maschinenindustrie oder Energie und Umwelttechnik: Die Suche fokussiert sich auf die Maschinen- wie auch auf den internationalen Apparatebau von einem etablierten, dynamischen Betrieb mit eigener Produktion (Qualitätsprodukt in der Nische) und Serviceorganisation. Bei Interesse kontaktieren Sie Aargauische Kantonalbank, Herr André Kühni, 062 835 75 92.

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l Nr. 6 l 2012

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Bildung statt Bier! Nichts gegen ein Glas Bier oder einen Fernsehabend mit Salzstengeln. Aber Hand aufs Herz: Haben Sie sich nicht anfangs 2012 vorgenommen, etwas in Ihre persönliche Entwicklung zu investieren? Für die Unentschlossenen hier ein Auszug aus unserem neuen Kursprogramm.

VON RUEDI STRICKER

Dipl. Aktivist: Der Lehrgang erfreut sich grosser Beliebtheit und wurde für das nächste Semester in zwei Fachrichtungen aufgeteilt. Der/die Umweltaktivistin lernt in fünf Monaten die Grundlagen der Ökologie und das Prinzip der Nachhaltigkeit kennen. Besonderes Augenmerk wird auf das systematische Aufspüren und Identifizieren von Feindbildern gelegt. Die Sozialaktivisten – nicht zu verwechseln mit den Sozialhilfeberatern – benötigen hingegen keine Kenntnisse von gesetzlichen Grundlagen und können sich daher während des ganzen Semesters voll auf Planung, Durchführung und Auswertung von Aktionen konzentrieren. Beide Lehrgänge schliessen mit praktischen Einsätzen bei der Besetzung einer Bank oder einer anderen geeigneten Einrichtung ab. Bundesrat: Mangels präziser Umschreibung der Lernziele wird der Lehrgang bis auf weiteres sistiert. Zertifizierter Leserbriefschreiber: Sie werden in zwei Semestern in die Geheimnisse des Leserbriefschreibens eingeführt. Der Abendkurs vermittelt umfassende Grundlagen von Polemik und Dialektik. Die Teilnehmer beherrschen nach dem Lehrgang den flexiblen Umgang mit Fakten und können den strafrechtlichen Rahmen ihrer Tätigkeit umschreiben. Grosses Gewicht wird auf die Finanzierungsquellen der Tätigkeit gelegt. Sie lernen, wie man erfolgreich Lobbyisten anpumpt und publizierte Leserbriefe der Literaturverwertungsgesellschaft anmeldet.

RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Speicher AR. www.stricker-consulting.ch

Reiseleiter Einkaufstourismus: Sie lernen im neuen Abendkurs die wesentlichen Rahmenbedingungen für die Organisation von Einkaufsreisen kennen. Fachleute aus der Praxis zeigen Ihnen auf, bei welchen Produkten sich der Direktimport für Konsumenten lohnt. Sie lernen die einschlägigen Zollbestimmungen und –formalitäten kennen und erhalten einen Einblick in die komplexe Welt der Logistik. Abgerundet wird der Lehrgang mit Methoden zur Gestaltung von interessanten Carfahrten und der Vermarktung Ihrer Ideen. Im Kursgeld inbegriffen ist die Teilnahme

an der Abendveranstaltung zum Thema «Umgang mit Reisekrankheiten» mit Prof. Dr. H. E. Pressok im Casino Baden. Zertifizierter Sozialhilfeberater: Der zukunftsträchtige Sozialhilfemarkt wächst rasant und weist einen grossen Mangel an Fachkräften auf. Um diesem Bedürfnis Rechnung zu tragen, haben wir den Lehrgang zum Sozialhilfeberater ins Leben gerufen. Er vermittelt die Grundlagen der einschlägigen Gesetzgebung und legt den Fokus auf nicht ausgeschöpfte Ansprüche gegenüber dem Gemeinwesen. Die breit gefächerte, anspruchsvolle Kundschaft des Sozialhilfeberaters reicht vom papierlosen Migranten über misshandelte Eheleute bis zum subventionsunkundigen Landwirt. Dipl. Trendforscher: Dieser Lehrgang, unser neuestes Produkt, war bei Drucklegung schon fast ausgebucht. Die Teilnehmenden werden an 40 Abenden zu kompetenten Zukunftsforschern ausgebildet. Sie erhalten die mathematischen Grundlagen wie Prozent- und Dreisatzrechnen und gewinnen einen Einblick in die Methoden der Extrapolation. Im Fach «Prozessgestaltung» lernen Sie, wie man aus einer Idee eine Überzeugung formuliert und sie danach in eine unverbindliche, quantitativ präzise Form giesst. Die letzten fünf Veranstaltungen konzentrieren sich auf die Präsentation der Ergebnisse vor Publikum und Medien. Zert. Unternehmensberater: Der berufsbegleitende Lehrgang zum Unternehmensberater erfreut sich anhaltender Beliebtheit. In zwei Semestern lernen die Teilnehmenden die Grundlagen der Betriebs- und Volkswirtschaft kennen und erhalten einen Einblick in die psychologischen Aspekte der Führungsarbeit. Methodisch orientiert sich die Ausbildung am Vorgehensmodell KOSANV (Kosten reduzieren – Sanieren – Verkaufen), das an unserem Institut entwickelt wurde. Zum Lehrgang zugelassen wird, wer mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und gute Kenntnisse in einer Landessprache nachweisen kann.


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