Unternehmerzeitung 6 2013

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Nr. 6, Juni 2013 19. Jahrgang, SFr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

Die nächste Forderung

Stabwechsel beim Pionier

Die Schweiz soll den seit 1997 eingeführten Verhaltenskodex für die Unternehmensbesteuerung übernehmen. Bern lehnt das bisher ab. Seite 22

Bei Minergie wird mit Christian Roethenmund ein Baufachmann Geschäftsführer. Sein Vorgänger Franz Beyeler treibt die Internationalisierung voran. Seite 29

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EUROPA

Finanzplatz vor der Zeitenwende Der Finanzplatz ist für die Grösse der Schweiz überdimensioniert. Wenn er nicht auf die Grösse des österreichischen Seite 9 oder schwedischen – zwei vergleichbar grosse Volkswirtschaften – schrumpfen will, braucht er neue Ideen. Anzeige

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EDITORIAL l UZ

l Nr. 6 l 2013 l 3

Freiwillig aufs Abstellgleis Die gute Nachricht: Bern und Brüssel nähern sich im Streit um den künftigen Rahmen der bilateralen Beziehungen einander an. Experten beider Seiten haben ein Aussprachepapier geschrieben, in dem sie die verschiedenen Möglichkeiten erläutern. Allerdings scheinen die Meinungen in Bern bereits gemacht, welche der Möglichkeiten in Frage kommen. Und da beginnen die schlechten Nachrichten: Die Schweiz könnte in naher Zukunft seine Gesetzgebung zur Wirtschaftspolitik und verwandten Bereichen wie dem Sozialrecht an Brüssel delegieren. Nicht nur würden künftige Gesetze in Brüssel geschrieben und verabschiedet, ohne dass Schweizer mitreden können. Auch die konkrete Umsetzung läge letztlich bei der EU: Bei Streitigkeiten soll die Meinung des EU-Gerichtshofes verbindlich sein. Zur Erinnerung: Der EWR, den die Schweizer 1992 mit einer knappen Mehrheit abgelehnt haben, sah wenigstens einen eigenen Gerichtshof mit Schweizer Richtern vor. Diesen Gerichtshof gibt es noch immer, präsidiert vom St. Galler Professor Carl Baudenbacher, der dort die Regierung Liechtensteins vertritt. Obendrein ermöglicht der EWR auch die Mitsprache der EWRLänder an der Ausarbeitung von Gesetzesvorschlägen der EU. Daraus folgt: Das gemeinsame Aussprachepapier von Diplomaten der Schweiz und der EU will der Schweiz weniger Rechte zubilligen, als es die EWR-Länder haben. Auf der Hierarchie der Einflussmöglichkeiten auf das eigene Recht fiele die Schweiz damit in die dritte Klasse zurück. Selbst Liechtenstein hätte als EWR-Mitglied dann mehr Selbstbestimmungsrecht als die Schweiz. Und noch etwas ist stossend: Das Aussprachepapier wurde nicht veröffentlicht, sondern der NZZ zugesteckt. Und Staatssekretär Yves Rossier durfte dann gleich noch in einem Interview in der NZZ am Sonntag dafür werben. Lange Zeit hat sich Bundesbern geweigert, mit der EU über den künftigen Rahmen der bilateralen Beziehungen zu sprechen. Jetzt schlachtet es mehr heilige Kühe, als auf Schweizer Wiesen Platz haben. Das erinnert an das Vorgehen im Kampf um das Bankgeheimnis: Erst war es nicht verhandelbar, dann knickte der Bundesrat über Nacht ein. Wenn er jetzt den Weg nimmt, den die Experten beider Seiten vorgezeichnet haben, führt er die Schweiz geradewegs aufs europapolitische Abstellgleis. Die Schweiz braucht nicht weniger Mitbestimmungsrecht als Liechtenstein, sondern mehr.

4 NEWS 8 Köpfe und Karrieren

WIRTSCHAFT 9 TITELGESCHICHTE Finanzplatz Schweiz 16 Rudolf Strahm Bankgeheimnis: 18 22 24 26

Paradies lost – was nun? Konjunkturumfrage II/2013 EUROPA Steuerstreit Schweiz - EU INNOVATION Gebündelte Sonne Freihandelsabkommen: Brüssel macht Dampf

28 Cleantech Cluster als Wirtschaftstreiber 29 Stabwechsel beim Pionier 30 Cleantech-News

GELD 32 Aktienmarkt Europa – Potenzial noch nicht ausgeschöpft

34 Individualisierung in der beruflichen Vorsorge 37 Subventionen: Sack Jumping-WM

K O M M U N I K AT I O N 39 Home Office Day: Das Büro Zuhause 40 UZ Software Serie 42 Zukunftsfähige Organisationsentwicklung

B U S I N E S S T R AV E L 44 Meilen sammeln im Fluge 45 Mobiles Bezahlen auf Geschäftsreisen

UNTERNEHMEN 46 IHAG Privatbank: Universalbank im Kleinformat 48 Unternehmensmodell Mensch-Produkt

MARKETING 51 Marke des Monats: Elmex

WEITERBILDUNG 52 Nachfolge frühzeitig anpacken 53 Berufsmeisterschaften: Können auf höchstem Niveau

RECHT 54 Regelung bei Drittfinanzierung

10 FRAGEN AN 59 Christoph Höinghaus, CEO der Trivadis Holding AG

60 B Ü C H E R

Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch

DAS LETZTE 62 Von Ruedi Stricker


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NEWS l UZ

l Nr. 6 l 2013 l 5

2013 DREI PROZENT MEHR GEHALT

SOCIAL MEDIA

Höhere Löhne

Verwaltungen vernetzt

Unternehmen glauben an ein gutes Geschäftsjahr. Das zeigen die geplanten Lohnerhöhungen gemäss der Studie der Unternehmensberatung Towers Watson für das Jahr 2013. «Dass fast alle Unternehmen einen regulären Gehaltsanpassungsprozess durchführen, bedeutet auch, dass sie

Ein Echtzeit-Ranking zeigt, wie aktiv die Kantons- und Stadtverwaltungen auf Social Media Plattformen sind. Eine gute Figur machen Innerschweizer und Basler. Das Potenzial ist aber noch nicht ausgeschöpft.

mit stabilen Geschäftsaussichten rechnen», erklärt Hans Münch von Towers Watson. Schweizer dürfen sich auf rund zwei Prozent mehr Lohn rechnen. Das sind etwas weniger als im Vorjahr (2012: 2,3 Prozent). Mit einer Inflationsrate von 0,3 Prozent steigt die Kaufkraft insgesamt an.

Unternehmen planen Lohnerhöhung.

Foto: Bilderbox.de

setzen. Die Fan- und Followerzahlen sind dafür relevant. Der Kanton Zürich steht zurzeit an der Spitze, er ist am stärksten vernetzt. Vergleicht man aber die User pro Einwohner präsentiert das Ranking ein neues Bild: Der Kanton Glarus führt. Drei Prozent der Bevölkerung ist mit der Kantonalen Verwaltung verbunden. Basel-

Stadt liegt auf Platz zwei, gefolgt von Uri und Nidwalden. Die aktivsten User kommen aus dem Kanton Graubünden. Die Social Media Hauptstadt der Schweiz liegt ebenfalls in der Innerschweiz. Mit der Stadtverwaltung Zug sind 28 Prozent der Einwohner via Socal Media vernetzt. Trotz dieser Resultate sehen die Gründer des Echtzeit-Rankings noch Potenzial. Die Verwaltungen könnten Social Media verstärkt als Kommunikationstool einsetzen, dafür benötigen sie aber ausgebildete Fachkräfte. Die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich bietet ab Mai den ersten Fokus-Kurs «Social-Media für Städte und Gemeinden» der Schweiz an.

Die Lager sind voll, die Kunden konsumieren weniger.

Foto: Bilderbox.de

Social Media nimmt einen immer wichtigeren Platz in der Wirtschaftswelt ein: Kurznachrichten auf Twitter, Bilder auf Facebook und Videos auf Youtube. Auch Schweizer Kantonsund Stadtverwaltungen rüsten sich für das digitale Zeitalter. Die Hochschule für Wirtschaft Zürich hat mit der Internetagentur Webguerillas ein EchtzeitRanking lanciert. Es zeigt auf, wie aktiv die Verwaltungen Social Media ein-

Die Verwaltungen setzen verstärkt auf die Vernetzung via Social Media. Foto: Bilderbox.de

KMU EXPORTINDIKATOR

Exporteure atmen auf Schweizer KMU in der Exportbranche sind optimistischer als am Jahresanfang. Die wiederaufgeflackerte Eurokrise den Exportaussichten zwar kurz einen Dämpfer verpasst. Die Schweizer Exportbranchen seien gut positioniert und sollten von einer anziehenden

Nachfrage aus dem Ausland profitieren. Zu diesen Ergebnissen kommt der KMU-Exportindikator der Osec und der Credit Suisse. Insbesondere haben sich die Aussichten in die USA verbessert, auch die Schwellenländer zeigen ein insgesamt positives Bild.

FEDFINANCE

KOF KONJUNKTURUMFRAGE

Bundesfinanzen auf dem Tablet

Firmen drosseln Tempo

Die Eidgenössische Finanzverwaltung lanciert ihre erste Anwendung. Die App beinhaltet die wichtigsten Informationen zu den Bundesfinanzen. Die EFV möchte damit einen Überblick über die finanzielle Lage des Bundes ermöglichen. In den drei Kapiteln informieren sie über «Zahlen im Überblick», «Einnahmen» und «Ausgaben

nach Aufgabengebieten». Über Budget, Finanzplan, Sonderrechnungen sowie zur Konsolidierten Rechnung gibt die An wendung keine Auskunft. Wer mehr dazu wissen möchte, findet die Informationen auf der Homepage. Die App «FedFinance» ist ein Pilotprojekt. Es ist nur auf Deutsch, im App-Store und für Tablets erhältlich.

Schweizer Unternehmen leiden an Frühjahrsmüdigkeit. Laut einer Umfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich konnten die Unternehmen nicht vom Schwung des Jahresanfangs profitieren und haben das Tempo gedrosselt. Studienleiter Klaus Abberger geht davon aus, dass das schlechte Wetter einen der Gründe ist. Auch die Lage des internationalen Umfelds ist nicht ideal.

Dennoch blicken die Unternehmen optimistisch in die Zukunft, sie sind zuversichtlich, dass sich die Geschäfte in den nächsten sechs Monaten beleben. Im Detailhandel ist die Lage getrübt. Die Lager sind voll, die Kunden konsumieren aber verhaltener als im Vorjahr. So haben die Detailhändler in den vergangenen Monaten weniger eingenommen. Im Dienstleistungssektor läuft

es nur bei den Banken nicht ganz so gut wie im Januar. Die Klagen über ein Schwaches Auslandsjahr haben weiter zugenommen. Versicherungen wollen zusätzliches Personal einstellen. Optimistischer ist das Baugewerbe. Der lange Winter hat die Tätigkeiten kaum eingeschränkt. Die Unternehmen haben ihre Auftragsbücher gefüllt und die Branche ist weiterhin im Hoch


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l Nr. 6 l 2013

UZ l NEWS

SUISSE PUBLIC 2013

IN KÜRZE

Treffen der öffentlichen Hand

World Enterpreneur of the Year 2013 Ernst & Young Schweiz hat Riccardo Braglia, CEO der Tessiner Helsinn Group, als «Entrepreneur Of The Year» in der Kategorie «Industrie / High-Tech / Life Science» ausgezeichnet. Nun hat die Jury entschieden, dass Braglia die Schweiz am kommenden «World Entrepreneur Of The Year» in Monte Carlo vertreten wird.

Angestellte aus öffent lichen Betrieben und Verwaltungen treffen sich an der Schweizer Fachmesse Suisse Public in Bern zum Austausch. 600 Aussteller erwarten die Besucher.

Am 18. Juni 2013 öffnet die Suisse Public ihre Tore für vier Tage auf dem Messegelände der BERNEXPO AG. 1972 zum ersten Mal durchgeführt, ist die Schweizer Fachmesse ist Treffpunkt und Marktplatz für Behörden, Verwaltungen und Verbände. 600

SUISSE PUBLIC 2013

Datum: 18 bis 21. Juni 2013 Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, 8.30 bis 17 Uhr, Freitag, 8.30 bis 16 Uhr Ort: BERNEXPO AG, Mingerstrasse 6, 3014 Bern www.suissepublic.ch

Die Suisse Public findet aus dem Messegelande der BERNEXPO statt.

Aussteller präsentieren den Besuchern ihre Errungenschaften aus verschiedenen Bereichen: Kommunalmaschinen und – Geräte, Feuerwehr-, Wehr-, und Rettungsdienste, Informatik, Strassen, Signalisation und Verkehr sowie Abfallentsorgungen, Recycling und Energiegewinnung. Die Veranstalter erwarten 20 000 bis 25 000 Gäste.

Neben den Informationsständen soll die Messe auch eine Plattform für Fach- und Meinungsaustausch sein. Zum zweiten Mal ist die Swissinfrasport als Messe in der Messe dabei. Sie behandelt Themen im Angebot der Sport- und Freizeitinfrastruktur. Referenten, Roundtables und Talks ergänzen das Ange-

SWISS TAX REPORT 2013

Ende der Steuersenkungen Die Zeit von sinkenden Steuersätzen ist vorbei. Dies gilt für OECD- und EU-Staaten, aber auch für die Schweizer Kantone. Das sind die Resultate des aktu-

ellen «Swiss Tax Report 2013» der KPMG. Der Schweizer Durchschnitt der Spitzensteuersätze für natürliche Personen ist erstmals leicht angestiegen.

Die Schweiz hält mit den globalen Entwicklungen mit. In der Unternehmensbesteuerung führen die Zentralschweizer Kanton die Rangliste weiterhin an.

Foto:zVg

bot. Ein spezieller Fokus liegt auf Pro Aqua. Nicht in jedem Land ist Wasser so sauber und reichhaltig verfügbar wie in der Schweiz. Der Rohstoff Wasser wird immer bedeutender. Eine Sonderschau zeigt Möglichkeiten rund um die Wassergewinnung, dessen adäquater Verteilung und Aufbereitung.

Im nationalen Vergleich der Gewinnsteuersätze in den Kantonshauptorten liegt der Kanton Luzern an der Spitze mit einem maximalen effektiven Vorsteuersatz von 12.20 Prozent. Dicht hinter Luzern folgen Obwalden, Nidwalden und Appenzell-Ausserrhoden mit 12.66 Prozent

Swiss Cancer Foundation Die Charityplattform Swiss Cancer Foundation hat mit dem Arbeitgeberverband einen starken Partner ins Boot geholt. Grund für die Partnerschaft ist, dass die Erkrankung von Angestellten und deren Angehörigen auch die Arbeitgeber direkt betreffen, denn sie führen zu schwierigen Situationen am Arbeitsplatz. Gemäss dem Motto der Stiftung sollte der Kampf gegen Krebs nicht nur von Privatpersonen, sondern auch vermehrt von Unternehmen und anderen Organisationen getragen werden. Mehr Konkurse Über 12000 Konkurse mussten im vergangenen Jahr eröffnet werden. Das sind fast 1000 mehr als 2011, das bedeutet eine Zunahme von 8,4 Prozent. Diese Zahlen präsentierte das Bundesamt für Statistik. Die Verluste aus den Abschlüssen von Konkursverfahren sind um 4,4 Prozent auf 2,2 Milliarden Franken gestiegen.

IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 7. Jahrgang (19. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@ swissnews.ch Verlagsleitung: Jonas Hugentobler, hugentobler@ unternehmerzeitung.ch Redaktion: Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@ unternehmerzeitung.ch; Salome Kern, kern@ unternehmerzeitung.ch Layout und Produktion: Bruno Strupler, print@ unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Peter Bänziger, Roland Biehler, Eric Bonse, Alfred Breu, Christian Bühlmann, Gregor Dossenbach, John Dyer, Christian Häuselmann, Ronald Kessler, Alfred Kuhn, Robert Mayer, Herbert Mattle, Stefanie Meier-Gubser, Jörg Odermatt, Michael Petersen, Thomas Schumacher, Adrian Sidler, Klaus Stapel, Rudolf Strahm, Ruedi Stricker, Marianne Truttmann, Dennis Ulmann, Stefan Vogler, Michael von Kutzschenbach, Nena Weibel Anzeigen: Maureen Malhis, malhis @ unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@ unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2012: 44 818 Exemplare Druck: NZZ-PRINT, Schlieren, Zürich; Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen Die Unternehmer Zeitung ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, OSEC BusinessNetwork, EnAW EnergieAgentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland; ATTIKA, das Zürcher Magazin; SWISS-CUISINE, das GastronomieFachmagazin sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung: VR-Praxis und BUSINESSCLASS


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l Nr. 6 l 2013

UZ l WIRTSCHAFT

Köpfe und Karrieren

Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch

Chief Operating Officer Andreas Emlinger ist neuer COO bei Trivadis Schweiz. Er tritt die Nachfolge von Christoph Höinghaus an, der als CEO diese Funktion bisher in Personalunion ausgeübt hat. Als langjähriger Mitarbeiter ist Emlinger mit dem ITMarkt Schweiz bestens vertraut. Zuvor war er ITDirektor bei Jacob Holm. Davor arbeitete er als Senior Projektleiter bei Systor AG und bei ABB Vesteras in Schweden. Andreas Emlinger ist Elektroingenieur und hat ein Executive MBA in Business Engineering der Universität St. Gallen absolviert.

Location Manager Als Nachfolger von Andreas Emlinger ist Peter Gnägi zum neuen Location Manager Zürich ernannt worden. Er gehört dem Unternehmen seit 2007 an. Als Senior Solution Unit Manager im Bereich Application Development verfügt Peter Gnägi über umfassende Fachkompetenz. Er hat langjährige Erfahrung im Projektgeschäft und Time& Material-Umfeld. Er ist Informatik Ingenieur und hat ebenfalls ein Executive MBA der Universität St. Gallen absolviert.

Managing Director Der Verwaltungsrat von LeasePlan (Schweiz) AG hat Brit Schönenberger zur neuen Managing Director ernannt. Sie bringt eine über 20-jährige Erfahrung in der Automobilbranche mit. Bisher war sie für den globalen Einkauf sowie die interrnationalen Operations und Car Remarketing Aktivitäten der LeasePlan Gruppe verantwortlich. Sie hat die globalen Einkaufsaktivitäten der LeasePlan Gruppe aufgebaut, das Supply Chain Management strategisch positioniert und die LeasePlan Services AG zu einem wettbewerbsfähigen internationalen Unternehmen entwickelt. Sie besitzt u.a. einen MBA der London Business School.

Partner und Seniorberater Jan B. Keller ist neu bei Grass & Partner AG als Partner/Senior Berater. Der Marktführer für Outplacement- und Bestplacement-Dienstleistungen von Führungskräften verstärkt damit sein Beraterteam. Er absolvierte zunächst ein Studium in Architektur an der ETH, welches er mit einem BA abschloss. Es folgten ein Studium an Betriebspsychologie an der Uni Zürich und eine mehrjährige Tätigkeit als HR Consultant mit Schwerpunkten Assessment, Potenzialanalysen und Training. Er absolvierte zuletzt eine Weiterbildung im Bereich Executive Coaching.

Geschäftsführerin Marie-Claire Pellerin wird neue Geschäftsführerin und Vorsitzende der Geschäftsleitung bei der claro fair trade AG. Sie war seit 2005 in verschiedenen leitenden Funktionen, zuletzt als Geschäftsleiterin in einem der grössten Biofachgeschäfte der Schweiz tätig und hat dort massgeblich an der erfolgreichen Neuausrichtung mitgewirkt. Sie studierte in Reutlingen (D) und Reims (F) Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Konsumgütermarketing (dipl. Betriebswirtin FH). claro fair trade AG ist das grösste Einzelhandelsunternehmen der Schweiz, das sich für faire Produkte einsetzt.

Vorstand bei Swico Adrian Müller ist Country General Manager, Printing und Personal Systems Group Hewlett-Packard (Schweiz) GmbH. und neu im Vorstand bei Swico, dem Wirtschaftsverband für die digitale Schweiz. Swico vertritt die wirtschaftlichen Interessen der Anbieter-Firmen für Informations- und Kommunikationstechnologie , Consumer Electronics und Druck und Foto. Adrian Müller besitzt einen Abschluss als Betriebsökonom HWV.

Geschäftsleitungsmitglied Tobias Fehrlin ist neu in die Geschäftsleitung der Goldbach Media (Switzerland) AG eingetreten. Er ist seit 1998 in der Medienbranche tätig und verfügt über umfangreiche TV- und Online-Erfahrung. Seine Karriere bei der Goldbach Group AG startete er vor zehn Jahren als Crossmedia Consultant bei IP Productions. Zum Schluss war er stellvertretender Head of TV Sales bei Goldbach Media (Switzerland) AG. Es folgte der Aufbau der neugegründeten Abteilung Strategic Sales, die er seit 2007 leitet. Tobias Fehrlin ist Betriebsökonom FH und schliesst dieses Jahr sein MBA FH in Entrepreneurship ab.

Geschäftsführer Michel Loris-Melikoff hat die Geschäftsführung der Umwelt Arena Spreitenbach übernommen und tritt die Nachfolge von Umwelt-Arena-Initiant Walter Schmid an, der VR-Präsident bleibt. Loris-Melikoff war von 2000 bis 2006 Präsident der Street Parade Zürich, von 2007 bis 2013 Geschäftsführer der Event Schweiz AG und bis 2010 gleichzeitig Geschäftsleitungsmitglied des Freddy Burger Managements. Hauptaufgabe wird die Positionierung der Umwelt Arena Spreitenbach als attraktiver Ausflugs- und Ausstellungsort sein.


TITELGESCHICHTE l UZ

l Nr. 6 l 2013 l 9

Finanzplatz vor der Zeitenwende VON STEFFEN KLATT

Fotoquellen: Bilderbox.de / zVg

Der Finanzplatz Schweiz steckt in einer Krise, und ein Ende ist nicht abzusehen. Das alte Geschäftsmodell ist hinfällig geworden. Das Bankgeheimnis, so weit es zur Steuerhinterziehung benutzt wurde, ist zur Belastung geworden. Die beiden Grossbanken haben hunderte Millionen Franken Busse gezahlt, die kleine Bank Wegelin ist verschwunden. Weitere Banken werden folgen, und sie können von Glück sprechen, wenn es bei einer Busse bleibt. Es ist auch keine Frage mehr, ob die Schweiz den automatischen Informationsaustausch akzeptiert. Es wird noch einige Zeit brauchen, bis es so weit ist. Unsicherheit aber ist Gift für das Geschäft. Dabei steht der Finanzplatz auch so vor Herausforderungen, die es in sich haben. Die Geldschwemme der westlichen Zentralbanken – die Schweizerische Nationalbank eingeschlossen – flutet das System mit Liquidität und drückt die Zinsen unter die Inflation. Wer heute Geld verdienen muss – Pensionskassen, Versicherer, Vermögensverwalter -, dem bleibt nur die Wahl zwischen verschiedenen Blasen: Aktien, Immobilien, Rohstoffe. Denn mit Geld kann man heute nur Geld verlieren. Noch schlimmer aber wird es sein, wenn die Zinsen wieder steigen. Das jedenfalls sagt Klaus Wellershoff (siehe Interview). Wenn Geld teurer wird, werden die aufgeblasenen Vermögenswerte wieder schrumpfen. Das ist gut für die Weltwirtschaft, aber schlecht für die Vermögensverwalter. Das trifft die Schweiz, immer noch der wichtigste Platz für die Verwaltung von Vermögen im Ausland, besonders hart. Der Finanzplatz ist für die Grösse der Schweiz überdimensioniert. Wenn er nicht auf die Grösse des österreichischen oder schwedischen – zwei vergleichbar grosse Volkswirtschaften – schrumpfen will, braucht er neue Ideen.

Das Sustainability Forum Zürich und Sustainable Finance Geneva haben gemeinsam ein Whitepaper erarbeitet, wie ein nachhaltiger Finanzplatz Schweiz geschaffen werden kann. Sie streben ein Finanzzentrum an, dass kurz- wie langfristig Werte schafft, die Wettbewerbsfähigkeit und gleichzeitig die Umwelt und den sozialen Zusammenhalt sichert. Aus ihrer Sicht braucht es dafür eine gemeinsame Anstrengung von Finanzunternehmen, Organisationen und der Regierung, die Aufsichtsbehörden eingeschlossen. Es braucht Innovationen und Offenheit für neue Akteure. Dabei geht es nicht mehr nur um Nischenprodukte: Nachhaltigkeit gehört zum Finanzplatz wie das Salz zur Suppe. Die Energiewende etwa liefert neue Investitionsmöglichkeiten. Ein nachhaltig agierender Finanzplatz, so die Hoffnung, kann der Schweiz nach aussen wieder verstärkt Vertrauenswürdigkeit verleihen. Doch um das Whitepaper umzusetzen, brauchte es einen gemeinsamen Auftritt, nach innen wie nach aussen. Kleinere Finanzplätze machen es vor. Liechtenstein setzt gezielt die neue EU-Richtlinie zum Management alternativer Investmentfonds ein, um sich als nachhaltigen Fondsplatz zu präsentieren. Die neue Regierung arbeitet mit den Akteuren des Finanzplatzes an einer gemeinsamen Strategie für die Zukunft. Luxembourg for Finance, eine gemeinsame Agentur der Regierung des Grossherzogtums und der Finanzplatzverbände, koordiniert die Entwicklung des Finanzplatzes. Die Schweiz ist grösser und vielfältiger. Sie hat keinen Erbprinzen und keine Grossherzogin, die für sie auf Werbetour gehen können. Vielleicht aber braucht auch sie einen glaubwürdigen Botschafter, nach aussen wie nach innen.


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l Nr. 6 l 2013

UZ l TITELGESCHICHTE

T R E N D Z U M A U T O M AT I S C H E N I N F O R M AT I O N S A U S TA U S C H I S T N I C H T A U F H A LT B A R

Paradies für Unternehmertypen Die Aufweichung des Bankgeheimnisses und noch mehr die Erwartung langfristig steigender Zinsen wird die Margen, die Gewinne und die Löhne in der Vermögensverwaltung schrumpfen lassen, sagt Klaus Wellershoff. Doch es bieten sich auch Chancen für unternehmerisch denkende Banker – von denen es in der Schweiz zu wenige gibt.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Politik und Finanzplatz streiten, ob die Schweiz auf den von der EU geforderten automatischen Informationsaustausch eingehen soll. Ist das nur noch ein Nachhutgefecht? Klaus Wellershoff: Der Trend zum automatischen Informationsaustausch ist nicht aufhaltbar. In der Schweizer Diskussion wird versucht, die bisherigen falschen Positionen zu verteidigen, um ohne Gesichtsverlust aus der Abgeltungssteuer herauszukommen. Ausserhalb der Schweiz geht es um mehr. Unter Bankgeheimnis verstehen wir, dass nicht jeder weiss, was auf einem Bankkonto geschieht. Die Schweiz muss sich dafür einsetzen, dass das auch künftig nicht möglich ist. Transparenz gegenüber Steuerbehörden heisst also nicht das Ende des Bankgeheimnisses? Die Meldung von Kapitalerträgen an Steuerbehörden ist etwas ganz anderes, als wenn Dritte in Bankkonten schauen können und anhand der Abrechnung Ihrer Maestrocard feststellen können, dass Sie am 23. März um 12.53 Uhr in der Migros am Toblerplatz Kekse gekauft haben. Noch lagert viel Schwarzgeld in der Schweiz. Nimmt der Finanzplatz Schaden, wenn das nicht geregelt wird? Die Versuche ausländischer Staaten, mit Hehlerei und Wirtschaftsspionage an diese Daten zu kommen, sind ein Übergangsphänomen. Alle Beteiligten sind darauf aus, eine dauerhafte Lösung zu finden. Es zeichnet sich ab, dass dies auf globalem Weg erfolgen wird, über die OECD und die G20. Es entstehen Rahmenbedingungen, die den Finanzplatz Schweiz vor neue Herausforderungen stellen. Jeder, der in irgendeiner Form auf diesem Finanzplatz arbeitet oder wie die Schweizer Steuerbehörden von ihm profitiert, sollte sich darauf einstellen. Hat die Vermögensverwaltung in der Schweiz eine Zukunft? Sicherlich. Gerade für grössere Vermögen ist die Diversifikation des Ortes der Vermögensverwaltung ein wichtiges Motiv, in die Schweiz zu kommen. Ausserdem ist die durchschnittliche Qualität der Beratung in vielen europäischen Ländern noch immer nicht so hoch wie diejenige, die wir in der Schweiz bieten können – wenn auch nicht immer wirklich bieten. Daneben hat die Schweiz eine eigene Währung. Das ist ein Argument für diejenigen, die skeptisch gegenüber den grossen Weltwährungen Dollar, Euro und Yen sind.

Fotoquellen: Bilderbox.de / zVg

Wird die Höhe der verwalteten Mittel in der Schweiz sinken? Es gibt sicherlich einen Abfluss. Wenn man einmal den Informationsaustausch akzeptiert hat, dann werden die -

jenigen einen Teil ihres Vermögens verlieren, die es wegen der Steuerintransparenz in der Schweiz angelegt haben. Ausserdem sind diejenigen, die ihr Vermögen versteuert haben, wohl auch schneller bereit, ihr Vermögen anderswo anzulegen. Das senkt die Margen und erhöht die Konkurrenz. Aber wir dürfen unsere eigenen Probleme nicht überschätzen. Ich würde mich im Dollar heute unwohler fühlen als im Franken. Das gilt für viele Euroskeptiker auch für den Euro, um vom Yen gar nicht erst zu reden. Der Yen steht kurz vor einem Kollaps. Wer sind die wichtigsten Konkurrenten? Die wichtigsten Konkurrenten werden neu nicht andere offshore-Finanzplätze sein, sondern die jeweiligen nationalen Finanzplätze. Für die meisten Vermögenden ist es naheliegend, dass sie ihr Vermögen da verwalten lassen, wo sie wohnen. Die anderen offshore-Finanzplätze werden künftig den gleichen Rahmenbedingungen unterliegen wie die Schweiz. Kann der Finanzplatz Schweiz einen Teil der Verluste in der Vermögensverwaltung in anderen Geschäftsfeldern wieder wettmachen? Da bin ich skeptisch. Wir haben in den vergangenen dreissig Jahren wegen der ständig fallenden Zinsen eine überproportionale Aufwertung der Finanzaktiva erlebt. Die Finanzindustrie hat es dabei geschafft, ihren Bruttoertrag an den Wert der verwalteten Vermögen zu binden. Deshalb war sie eine Wachstumsindustrie. Jetzt geht dieses Spiel nicht mehr weiter, weil die Zinsen bei Null sind. Im schlechten Fall führt das zusammen mit der extrem expansiven Politik der Zentralbanken dazu, dass die Inflationsraten und die Zinsen steigen und damit die Vermögen schrumpfen. Das ist wahrscheinlich die grössere Herausforderung für die Finanzindustrie als die Steuerfrage. Das klingt nach einer doppelten Herausforderung: Heute sind die Zinsen niedrig, also lässt sich wenig Geld verdienen, und morgen steigen die Zinsen und schrumpfen die Vermögen… Die Schweiz hat einen Wettbewerbsvorteil. Es war die historische Leistung der Schweizerischen Nationalbank, eine Währung mit niedriger Inflation zu schaffen, deren Wert gegenüber den anderen Währungen deutlich zugenommen hat. Wenn die Nationalbank das auch künftig schafft, hat der Finanzplatz Chancen. Diversifikation in die Produktion alternative Anlageprodukte, wie oft vorgeschlagen wird, ist ein natürlicher Prozess. Die Politik muss das aber sehr vorsichtig begleiten. Wenn Anbieter mit neuen Produkten nur der Regulierung in den traditionellen Bereichen ausweichen wollen, muss man prüfen, was davon blosse Umgehung des Willens des Gesetzgebers ist. Ausserdem gibt es eine Menge Pseudoinnovation.


TITELGESCHICHTE l UZ

Wie stark ist die Schweiz im Asset Management? Kann ein ausländischer Anleger in der Schweiz ebenso gute Ergebnisse erwarten wie in London, New York und anderswo? Wir haben eine Reihe von Anbietern, die eine sehr hohe Qualität bieten, wir haben aber auch eine Reihe von Anbietern, deren Qualität zweifelhaft ist. Wir haben in der Schweiz inzwischen drei- bis viertausend externe Vermögensverwalter, die zwischen der Bank und den Kunden stehen. Die Finanzmarktaufsicht wird jetzt beginnen, diese zu regulieren. In den meisten anderen Ländern, in denen das geschehen ist, sind 90 Prozent der Anbieter verschwunden, weil sie die Lizenz nicht bekommen haben. Das wird hier nicht besser aussehen. Gibt es ausserhalb der Vermögensverwaltung Geschäftsfelder, die weiter ausgebaut werden können, etwa die Handelsfinanzierung? Sicherlich. Der Welthandel wird wohl auch künftig schneller wachsen als die Weltwirtschaft. Und Handel bedingt Finanzierung. Ich zweifle aber, dass dies einen Wertschöpfungsbeitrag leisten kann, der mit dem der Vermögensverwaltung vergleichbar ist. Wir reden über fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts, die derzeit gefährdet sind. Diese Grössenordnung können Sie nicht mit klassischen Bankgeschäften auffangen. Weil die Finanzwirtschaft durch die goldenen Jahren verwöhnt worden sind? In Zeiten sinkender Zinsen sind viele kapitalmarktnahe Dienstleistungen sehr attraktiv für Banken. Sie waren attraktiver als klassische Dienstleistungen wie die Exportfinanzierung. Wer vor dreissig Jahren auf Vermögensverwaltung und Investmentbanking gesetzt hat, der hat in den ersten zwei Jahrzehnten alles richtig gemacht. Das darf man nicht vergessen. Man hat nur nicht rechtzeitig den Schalter wieder umgelegt. Warum nicht? Das hat viel mit psychologischen Prozessen zu tun. Wenn Sie in einem Bereich erfolgreich sind, dann erwarten Sie, dass es immer so weiter geht. Gibt es genügend unternehmerisches Denken in den Banken? Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob wir von unseren Bankern erwarten, unternehmerisch zu denken. Wem würden

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Sie Ihr Geld anvertrauen? Dem Typ kantonaler Beamter oder dem dynamischen, wagemutigen Unternehmertyp? Die Vermögensverwalter haben also einen guten Grund, langweilig zu sein. Ich kenne nur sehr wenige Banker, die wirklich darüber nachdenken, was ihre Kunden wollen. Noch weniger Banker kenne ich, die ernsthaft darüber nachdenken, ob sie ihre Leistungsversprechen auch wirklich erfüllen. Werden Banken verschwinden? Eine ganze Reihe von Privatbanken hat heute nicht mehr die Grösse, in der sie überleben können. Die drastische Zunahme der Regulierung, die steuerliche Regularisierung europäischer und amerikanischer Kunden, aber auch die angestrebte höhere Qualität in der Beratung wird dazu führen, dass die Beschäftigung nicht sinken wird. Daher werden die Gewinne und die Löhne der Mitarbeiter sinken. Eine ganze Reihe von Banken wird nicht mehr profitabel sein, es wird zu Zusammenschlüssen kommen. Bei einigen wird auch das nicht mehr lohnen. Denn es gibt Banken, die in erster Linie Geschäfte mit der Steuerhinterziehung gemacht haben. Deren Kunden will wohl kaum eine andere Bank übernehmen. Werden sich die beiden Grossbanken halten können? Vielleicht wird sich deren Charakter verändern. Wir wären nicht überrascht, wenn die beiden Grossbanken vermehrt zu Transaktionsbanken werden würden. Die technische Infrastruktur von UBS und Credit Suisse spricht dafür, dass der gesamte Finanzsektor sie nutzen möchte. Die grossen Banken haben auf der anderen Seite strukturelle Probleme, die Kundenbedürfnisse wirklich zu erkennen. Und sie haben ein Reputationsproblem: Wenn unter ihren vielleicht 25 000 Beratern auch nur einer einen Fehler macht, dann schädigt dieser eine Berater die Reputation der anderen 24 999 Berater. Deshalb ist es für grosse Banken schwieriger, das Vertrauen zurückzugewinnen als für eine kleine. Wir werden daher zwei Entwicklungen sehen. Auf der einen Seite werden kleine Banken zu mittleren Banken konsolidieren. Auf der anderen Seite werden wir eine andere Form der Vermögensberatung erleben, die von Banken unabhängig sind. Also Platz für neue Anbieter? Alles, worüber wir hier reden, ist ein Paradies für unternehmerisch denkende Menschen. Wenn ich mich in einem Markt bewege, in dem die meisten Anbieter fundamentale Kundenbedürfnisse ignorieren, dann habe ich echte Chancen.

ZUR PERSON Klaus Wellershoff, Jahrgang 1964, ist Gründer und Chef der Beratungsgesellschaft Wellershoff & Partners. Er ist Honorarprofessor für angewandte Volkswirtschaftslehre in St. Gallen und Verwaltungsrat der Schindler Holding AG. Von 1997 bis 2009 war er Chefökonom des Schweizerischen Bankvereins und der UBS.


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UZ l TITELGESCHICHTE «Wenn die Zinsen steigen, hat dies einen enormen Hebel auf den Kurswert der Obligationen», sagt Mächler. Sowohl die Zinsen wie auch die Risikoaufschläge sind seit der Finanzkrise auf Tiefstwert. «Verluste zu minimieren ist weitaus wichtiger als die Rendite der Obligation zu maximieren», sagt Mächler. Auch die Immobilien bieten nur eine moderate Alternative. Für die Mobiliar seien Immobilien eine wichtige Anlageklasse, rund zehn Prozent Immobilien besässe die Versicherungsgesellschaft. Zusätzlich habe man etwa fünf Prozent Immobilienfonds oder Immobilienaktien. «Wir haben mit zehn Prozent eine relativ tiefe Immobilienquote, es können gut bis 15 Prozent sein», sagt Mächler. Der Bereich Immobilien befinde sich deshalb im Ausbau.

ASSET MANAGEMENT

Die Mobiliar nutzt ihre Risikofähigkeit Die Versicherungen stecken in der Anlagefalle. Sie müssen trotz niedriger Zinsen ihr Geld gewinnbringend anlegen, ohne grosse Risiken einzugehen. Die Mobiliar hat mit ihren genossenschaftlichen Strukturen und dem hohen Eigenkapital eine gute Ausgangslage.

TEXT NENA WEIBEL

Fotoquellen: Bilderbox.de / zVg

Seit Einführung der Pensionskassen gab es noch nie eine so lange Phase mit derart niedrigen Zinsen. Wer im Pensionskassengeschäft steckt, muss entweder die Ausgaben reduzieren oder mehr sparen. Deshalb ist die Risikofähigkeit wichtig. Die Mobiliar ist nicht im BVG-Geschäft, aber ist Marktführer für die Rückversicherung von Pensionskassen. Dennoch sei es auch für die Mobiliar eine Herausforderung, denn die Zinsen sind für die Versicherungsgesellschaft genau gleich tief wie für den Rest der Branche, sagt Stefan Mächler. «Wir haben aber den Vorteil, dass wir relativ viel Eigenkapital haben und somit weniger stark vom schlechten Zinsumfeld betroffen sind als andere. Aber wir sind auch keine Regenmacher», so der Geschäftsführer des Mobiliar Asset Management, welche ein Anlagevermögen von rund 16 Milliarden Franken verwaltet. Seine Aufgabe ist es, in Zeiten schwieriger Märkte das Geld gewinnbringend und nachhaltig anzulegen. Jeder Akteur suche nun nach einer Rendite, die die Obligationen nicht mehr hergeben, auf dem Konto bekomme man auch nichts und so würden Investoren in risikoreichere Anlagen wie Aktien getrieben. Alternativen wie

Immobilien und Infrastruktur seien auch nicht mehr so günstig. «Ich würde es als sportliche Herausforderung bezeichnen», so Mächler. Sicherheit vor Rendite Die Opportunitäten im Anlagegeschäft seien gering, sagt der Anlageleiter. Einer der Grundsätze der Mobiliar lautet deshalb: Sicherheit vor Rendite. «Wir als Versicherung gehen langfristige Risiken ein. Es ist sicher sinnvoller, in den Sachwert statt in den Nominalwert mit negativer Realrendite zu investieren», erklärt Mächler. Für die Mobiliar sei es essentiell, auf der Nominalwertseite keine Verluste zu schreiben. Bei Aktien werde direkt in Einzeltitel investiert. Für die Versicherungsgruppe stehe die solide Eigenkapitalausstattung im Vordergrund. «Wir sind sehr vorsichtig und wollen die Selbstfinanzierung der Gruppe sichern», meint der Vermögensverwalter dazu. Risikoreiche Aktien, die nicht nachhaltig sind und gleichzeitig schlechte Rendite abwerfen, seien für die Mobiliar deshalb uninteressant. Obligationen nicht lukrativ Auch bei den Obligationen werde man für das eingegangene Risiko nicht adäquat entschädigt. Deshalb befinde man sich in einem relativ hohen Risikoumfeld.

Neuer Immobilienfonds für Dritte Die Mobiliar hat Anfang 2013 einen neuen Immobilienfonds für institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Krankenkassen aufgelegt. Alle neu gekauften Immobilien gehen in diesen Fonds. Wer bereit ist, einen Neubau zu finanzieren, wird nachhaltig entschädigt. «Häufig ist es interessanter, in Neubauten zu investieren. Denn man werde für das Erstellungsrisiko gut entschädigt», bestätigt Mächler. Der Kauf von voll vermieteten Bestandesliegenschaften ist teuer und lohnt sich je nach Mietniveau aufgrund des Referenzzinssatzes nicht. Nachhaltigkeit wird Mainstream Aufgrund der genossenschaftlichen Strukturen und dem hohen Eigenfinanzierungsgrad kann die Mobiliar flexibler und freier in den Kapitalmärkten tätig sein. «Wir sind objektiv risikofähiger als wir das subjektiv wahrnehmen», beschreibt Mächler die Situation. Den genossenschaftlichen Gedanken der Nachhaltigkeit in allen Bereichen einfliessen zu lassen sei deshalb wichtig. Dank genossenschaftlicher Verankerung profitieren die rund 1,5 Millionen Kundinnen und Kunden von Auszahlungen aus dem Überschussfonds und werden so am Erfolg des Unternehmens beteiligt. «Unsere Investments müssen nachhaltig sein, für den Kunden, den Finanzplatz, aber auch für unsere eigene Rendite», sagt Mächler. Dazu gehören auch Investitionen in neue Technologien, insbesondere im Bereich Energieeffizienz. So sind beispielsweise alle Betriebsstandorte der Mobiliar in Bern ans Fernwärmenetz angeschlossen. «Wir investieren dort, wo die Nachhaltigkeit im Vordergrund steht, auch wenn die Rendite nicht immer allzu gross ausfällt», sagt Mächler. Man müsse den Markt beobachten und längerfristige Entscheide treffen, um nachhaltig und flexibel agieren zu können.


TITELGESCHICHTE l UZ

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heiten in anderen entwicklungsrelevanten Sektoren wie Gesundheit, Energie und Bildung.

MIKROFINANZ

Aus der Nische wachsen ResponsAbility ist der weltweit grösste private Finanzierer der Mikrofinanz. Der Zürcher Fondsanbieter hat seine verwalteten Mittel innerhalb von zehn Jahren von Null auf 1,4 Milliarden Franken gesteigert. Auch dank seiner Aktionäre ist er fest im Finanzplatz Schweiz verankert.

TEXT STEFFEN KLATT

Die Bahnhofstrasse ist Luftlinie keine zwei Kilometer entfernt. Kulturell dagegen ist der Abstand zwischen den Banken am Paradeplatz und dem in die Jahre gekommenen Bürogebäude aus den 70erJahren im Kreis 5 gross. In den Büros von responsAbility sitzen in überschaubaren Büros vorwiegend junge Leute in Jeans und T-Shirts. Wachstum kennt noch keine Grenzen Der Unterschied ist auch wirtschaftlich: Der kleine Fondsanbieter wächst rasch. Gestartet ist er vor zehn Jahren mit einem bescheidenen Mikrofinanzfonds, 2006 übersprang die Summe der angelegten Mittel erstmals die Marke von 100 Millionen Franken. Inzwischen verwaltet responsAbility 1,4 Milliarden Franken, Fair-Trade-Finanzierung und andere Produkte eingeschlossen. Die Zahl der Mitarbeiter ist in drei Jahren von 37 auf 100 gesprungen. Klaus Tischhauser, Mitgründer und Chef, sieht noch keine Grenze.

«Das wäre auch seltsam. Es kommen immer mehr Sektoren und Länder dazu.» Der Chef des weltweit grössten privaten Finanzierers von Mikrofinanzinstituten hat keine Angst vor dem Wachstum. Angesichts 700 Millionen möglicher Endkunden ist das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Raiffeisen für Schwellenländer Dabei ist das Geschäft von responsAbility darauf angelegt, sich überflüssig zu machen. «Mikrofinanz ist nichts anderes als Raiffeisen und Sparkassen», sagt Tischhauser. Nur eben übersetzt auf die Verhältnisse der Schwellenländer. So sollten sich auch die Mikrofinanzbanken eines Tages in ihren Regionen refinanzieren können. Tischhauser sieht bereits erste Anzeichen im grössten Markt seines Unternehmens, in Peru. Dort gebe es bereits Pensionskassen, die nach Anlagemöglichkeiten im eigenen Land suchten. Wenn ein Markt reif genug sei, lenkt responsAbility seine Anstrengungen vermehrt auf Investitionsgelegen-

Nachfrage übersteigt Angebot Im Bereich Finanzmarktentwicklung arbeitet responsAbility mit rund 250 Mikrofinanzbanken in 70 Ländern zusammen. Die wichtigsten Regionen sind Osteuropa und Zentralasien sowie Lateinamerika. Ein grosser Teil der Mikrokredite geht in die Landwirtschaft – «aus der Sicht der Entwicklungsfinanzierung sind produktive Aktivitäten am wichtigsten», sagt Tischhauser –, aber auch in den Handel. Dabei sind die Anlagemöglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft. «Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem.» Voraussetzung für den Erfolg ist aus Tischhausers Sicht eine gute Regulierung: Der Staat muss klare Regeln für alle Marktteilnehmer aufstellen und durchsetzen. Der indische Bundesstaat Andhra Pradesh hat gezeigt, was andernfalls geschieht. Hier hatten Politiker im Wahlkampf schlecht regulierten Mikrofinanzierern Wucher vorgeworfen und sie mit Selbstmorden von Kunden in Verbindung gebracht. Sie forderten ihre Wähler auf, die Rückzahlung der Kredite zu verweigern; das Geschäft brach zusammen. Länder wie Peru und Kambodscha dagegen hätten klare Regeln durchgesetzt, prompt trägt die Mikrofinanz zum wirtschaftlichen Aufschwung bei. Im Finanzmarkt Schweiz verankert Das rechnet sich auch für Anleger in der Schweiz. Die verwalteten Vermögen stammen laut Tischhauser je zur Hälfte von institutionellen Anlegern wie Pensionskassen und von privaten Anlegern. Bei Aufwänden von 1,4 bis 3 Prozent liegt die erwartete Nettorendite für Privatkunden bei 3 bis 5 Prozent, für Institutionelle bei 4 bis 5,5 Prozent. Das kann sich im heutigen Zinsumfeld sehen lassen. Dabei ist responsAbility im Finanzplatz fest verankert - die Bahnhofstrasse ist doch nicht so weit entfernt: Credit Suisse hat Pate gestanden. Raiffeisen Schweiz, Swiss Re, Vontobel, die Bank Baumann in Basel und die Alternative Bank sind Aktionäre des Fondsanbieters. Asset Management hat Zukunft Tischhauser sieht denn auch im Asset Management ein Element der Zukunft für den Finanzplatz. Sie werde nicht von den Diskussionen über das Steuergeheimnis berührt. Sie sei zumindest im Fall von responsAbility Handarbeit, könne also nicht leicht kopiert werden. Und sie könne auf den traditionellen Stärken aufbauen – professionelle Kompetenz, stabiles Umfeld, gute Infrastruktur für die Vermögensverwaltung. Dabei müsse nicht der ganze Finanzplatz auf Nachhaltigkeit umschwenken. «Aber die Finanzierung der nachhaltigen Entwicklung hat Entwicklungspotential.»


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A LT E R N AT I V E I N V E S T M E N T F O N D S

Liechtenstein setzt auf Nachhaltigkeit Der Finanzplatz Liechtenstein hat dank des EWR direkten Zugang zum EU-Binnenmarkt. Das will Liechtenstein nun aktiv nutzen, um seinen Fondsstandort zu stärken, gerade in den Bereichen Nachhaltigkeit und Cleantech. Die neue EU-Richtlinie zur Verwaltung alternativer Investmentfonds spielt dabei eine wichtige Rolle, sagt Simon Tribelhorn.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Liechtenstein war eines der ersten Länder in der EU und im EWR, welche die EU-Richtlinie über die Verwaltung Alternativer Investmentfonds (AIFM) in nationales Recht umgewandelt haben. Was erwartet der Finanzplatz von der neuen Richtlinie? Simon Tribelhorn: Liechtenstein hat mit dem europaweit ersten Umsetzungsentwurf eine führende Position eingenommen und sich ganz bewusst als First Mover und Innovationstreiber positioniert. Mittel- bis längerfristig erwarten wir uns von der Richtlinie eine weitere Belebung und Stärkung des Fondsstandortes ebenso wie die Möglichkeit, mit der Verwaltung Alternativer Investmentfonds auch vermehrt im Bereich Nachhaltigkeit agieren zu können. Wie? Die AIFM-Richtlinie eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, alternative und damit auch nachhaltige Investmentfonds in einem regulierten Bereich aufzulegen. Der jüngsten Studie von Eurosif, dem europäischen Forum für Nachhaltige Geldanlagen, zufolge, wurden im Jahr 2011 über 1 Milliarde Euro in nachhaltige Anlagen investiert, das entspricht etwa einer Verdreifachung in den letzten fünf Jahren. Tendenz steigend. Das Potential ist enorm und Liechtenstein kann daran durchaus teilhaben, auch wenn wir nicht zu den grössten Finanz- und Fondsstandorten gehören und das liechtensteinische Umsetzungsgesetz seine Wirkung noch nicht unmittelbar entfalten wird. Liechtenstein hat die entsprechenden Weichen frühzeitig gestellt und bietet mit seinem stabilen Umfeld und den stabilen Banken sowie einer über Jahren hinweg gelebten Nachhaltigkeit die idealen Voraussetzungen.

Fotoquellen: Bilderbox.de / zVg

Gibt es bereits entsprechende Initiativen? Liechtenstein hat mit verschiedenen Nachhaltigkeitsinitiativen – allesamt Private-Public-Partnerships – Verantwortung und Leadership übernommen. Die erste war die Microfinance Initiative Liechtenstein (MIL, www.microfinance.li) zur Bekämpfung der Armut in Entwicklungsländern durch die Förderung von Mikrokrediten im Jahr 2006. Darauf folgte im Jahr 2009 die gemeinnützige LIFE Klimastiftung Liechtenstein (www.klimastiftung.li), welche sich die Förderung und Bewusstseinsbildung im Bereich der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes zum Ziel gesetzt hat. Gerade im vergangenen Jahr konnte die LIFE Klimastiftung einige erfolgreiche Projekte umsetzen, so unter anderem die Kooperation mit der Klimastiftung Schweiz zur Förderung von Effizienzmassnahmen von KMU oder die Kooperation mit der brasilianischen Clima Nativo zwecks Wiederauffors-

tung von abgerodeten Waldflächen in Brasilien. Die dritte Initiative wurde im Sommer 2012 mit der Gründung der CARLO Foundation (www.carlofoundation.org), ebenfalls eine gemeinnützige liechtensteinischen Stiftung, lanciert. Wie kann sichergestellt werden, dass auch Nachhaltigkeit drin ist, wo Nachhaltigkeit draufsteht? Dafür sind klare und einfach verständliche Kriterien, ein pragmatischer und investmentorientierter Ansatz sowie transparente Prozesse wichtig, die im besten Fall auch zu einem akzeptierten Standard werden. Und genau das soll mit Hilfe der CARLO Foundation entwickelt werden. Ziel der CARLO Foundation ist es, einen Mindeststandard für den Begriff der Nachhaltigkeit zu definieren und darauf aufbauend ein unabhängiges Nachhaltigkeitsrating für Finanzprodukte zu entwickeln. Beim Rating der Finanzprodukte wird die CARLO Foundation sowohl Finanzkennzahlen als auch die ökologischen, gesellschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeitsfaktoren, die sogenannten ESG-Kriterien, miteinbeziehen. Welche Aspekte dabei wie stark gewichtet werden, ist derzeit im Rahmen einer Umfrage unter verschiedenen Stakeholdern in Abklärung. Deren Meinung und Erwartungen spielen eine grosse Rolle, wenn das Rating auf breite Akzeptanz stossen soll, deshalb werden sie auch direkt in die Methodik-Entwicklung einfliessen. Sehen Sie eine Entwicklung hin zu international anerkannten Standards? Der Trend geht in diese Richtung; im Moment sind wir aber noch weit davon entfernt. So existiert noch kein einheitliches Verständnis, was als nachhaltig anzusehen ist. Selbst bei den Nachhaltigkeitskriterien gibt es teilweise von Land zu Land unterschiedliche Auffassungen. Teilweise ist das Verständnis auch kulturell recht unterschiedlich geprägt. Der bisherige Rücklauf der Umfrage zeigt aber deutlich, dass eine Standardisierung gewünscht ist und ein Nachhaltigkeitsrating sehr begrüsst würde. Nicht zuletzt setzen sich institutionelle Anleger und die sogenannten High Networth Individuals immer mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Mit welcher Motivation? Gemäss Eurosif (das Europäische Forum für nachhaltige Investitionen, stk) werden von Vermögenden zwei Gründe für ihre nachhaltigen Investitionen genannt: Zum einen wollen sie einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten; zum zweiten wird die möglichst nachhaltige Generationenübergabe von Vermögen und Wohlstand angeführt. Erst an dritter Stelle werden rein finanzielle Gründe angeführt. Mehr als die Hälfte der Befragten betrachtet nachhal-


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tige Investitionen als langfristig. Die Nachfrage wird weiter steigen, insofern werden anerkannte Standards dringend notwendig sein. Welche Rolle will dabei die Carlo Foundation spielen? Es gibt keine einzige Ratingstiftung, die finanzielle und nachhaltige Aspekte bei der Beurteilung von Finanzprodukten integriert betrachtet. Zudem gibt es keine einheitliche und breit akzeptierte Definition von Nachhaltigkeit. Dies war letztlich genau der Auslöser für die Gründung der CARLO Foundation. Ein unabhängiges und ganzheitliches Nachhaltigkeitsrating ist nötig, um die erforderliche Transparenz in den Markt zu bringen. Damit sollen der Nachhaltigkeitsbegriff fass- und messbar gemacht und den Kunden und Emittenten eine klar Orientierungshilfe gegeben werden. Diese wichtige Rolle will die CARLO Foundation einnehmen. Die CARLO Foundation soll auch aktiv dabei helfen, dass nachhaltige Unternehmen und Finanzprodukte leichter Investoren finden und sich so am Markt durchsetzen werden. Wo steht die Carlo Foundation jetzt? Die CARLO Foundation befindet sich in der Aufbauphase. Derzeit wird einerseits geprüft, welche weiteren Partner als Stiftungsträger in Frage kommen. Gleichzeitig arbeitet die Stiftung daran, die Ratingmethodik und die künftige Governance-Struktur zu definieren. Es sind sich alle bewusst, dass der Aufbau eines integralen Nachhaltigkeitsratings ein sehr ehrgeiziges und hochgestecktes Ziel ist. Stellen nachhaltige Fonds neue Anforderungen an Fondsmanager? Fondsmanager müssen bei nachhaltigen Fonds über die finanziellen Aspekte hinaus Nachhaltigkeitsaspekte miteinbeziehen. Sie müssen sich künftig nicht nur mit den Finanzkennzahlen und der Performance eines Fonds auskennen, sondern vermehrt auch wissen, worin ein Fonds genau investiert und wie die ESG-Kriterien berücksichtigt sind. Sie müssen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und darin auskennen. Das dafür nötige Know-how gibt den Produktanbietern auch die Chance, sich am Markt zu differenzieren. Eurosif geht sogar davon aus, dass auch die Kenntnis der sogenannten «Emerging Marktes» an Bedeutung gewinnen wird, da viele Projekte im Bereich Nachhaltigkeit in diesen Märkten umgesetzt werden. Gibt es Weiterbildungsangebote? Es gibt bereits einige sehr gute Weiterbildungsangebote in diversen Ländern - von Universitäten und von privaten

ZUR PERSON: Anbietern bzw. Organisationen. Es muss in diesem Bereich aber noch einiges getan werden. Nachhaltigkeit sollte viel ausgeprägter und strukturierter in die Grundbildung miteinbezogen werden. Sodann ist ein permantentes, praxibezogenes Weiterbildungsangebot zu schaffen. Ist der Finanzplatz Liechtenstein generell darauf vorbereitet, die Chancen der AIFM-Richtlinie zu nutzen? Die AIFM-Richtlinie tritt in Liechtenstein am 22. Juli 2013 in Kraft. Seit dem 1. April 2013 nimmt die liechtensteinische Finanzmarktaufsicht (FMA) Zulassungsanträge entgegen und prüft diese. Die innerstaatlichen Rahmenbedingungen sind damit vorhanden. Welche Folgen hat die Verschiebung des Inkrafttretens der Richtlinie? Wir gingen die frühzeitige Umsetzung der Richtlinie aktiv an und haben damit den Weg für weitere Innovationen geebnet. Die Übernahme der AIFM-Richtlinie ins EWR-Abkommen steht ausser Frage. Die Verzögerung ist sicherlich ein Wermutstropfen und bremst die Entwicklung. Aber sie bremst uns nicht in unserem Spirit, im Vorwärtsdenken und in unserer Verantwortung, Innovationsfähigkeit zu ermöglichen und Führung übernehmen. Liechtenstein hat sein Rollenverständnis als nachhaltiger Finanzplatz neu definiert und ist bereit, die neue Welt aktiv mitzugestalten. Gerade in Zeiten wie diesen, die durch Umbruch und Wandel geprägt sind, spielen Veränderungsbereitschaft, Leadership und Agilität eine zentrale Rolle. Der Finanzplatz Liechtenstein hat aufgrund seiner Überschaubarkeit die Möglichkeit, sehr schnell auf neue Entwicklungen zu reagieren. Es werden noch weitere ähnliche Regulierungen kommen, die einen EU-weiten Pass zum Gegenstand haben und neue Chancen eröffnen.

Simon Tribelhorn ist seit 2010 Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbandes und Mitbegründer der LIFE Klimastiftung. Vor seiner Zeit beim Bankenverband hat er für Raiffeisen Schweiz gearbeitet. Der Jurist hat an der Universität St. Gallen studiert.


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UZ l WIRTSCHAFT

BANKGEHEIMNIS

Paradise lost – was nun? VON RUDOLF STRAHM

Das Ausland verlangt viel vom Schweizer Finanzplatz. Die USA wollen mit Fatca von den Schweizer Banken die ständige Lieferung von Steuerdaten amerikanischer Bürger, Doppelbürger und Firmen.

Ultimativ verlangen sie die Auslieferung von Kontendaten und Mitarbeiternamen jener Banken, die nach 2009 – dem ersten Verdikt gegen die UBS – noch Kundengelder von Amerikanern entgegengenommen hatten. Als Druckmittel droht gewissen Banken Busse und Anklage in den USA. Die EU wiederum will eine Erweiterung der Zinsbesteuerung auf alle Kapitalerträge von EU-Bürgern. Bisher sind nur die festverzinslichen Anlagen aus der EU mit einer Quellensteuer belastet worden – was zu einer gigantischen Ausweichoperation auf variable Dividendenpapiere und Versicherungsanlagen geführt hat. Zusätzlich will Brüssel nun auch die Teilnahme der Schweizer Banken am quasi-automatischen Informationsaustausch sowie eine nichtdiskriminierende Besteuerung jener Holding- und Domizilgesellschaften, die in der EU operieren und in der Schweiz ihren Steuersitz haben. Als neues Druckmittel droht den Banken ein Ausschluss vom europäischen Finanzmarkt. Die OECD, die vor allem von den zwanzig grössten Wirtschaftsmächten (G-20) gesteuert wird, arbeitet auf Hochtouren in drei Arbeitsgruppen an einem System, das Steuerhinterziehung weltweit als strafbare Vortat bei Geldwäscherei erklärt, sowie an einem Steuermodell mit einem standardisierten automatischen Bankdatenaustausch unter allen OECD-Staaten. Kurz, die Bastion Bankgeheimnis in Steuerfragen ist schrittweise am Bröckeln. Und was bedeutsam ist: Die Banken selber wollen heute eine Anpassung des Geschäftsmodells und pilgern nach Bundesbern, um die gesetzliche Erlaubnis zur Datenlieferung ans Ausland unter Aufhebung des steuerlichen Bankgeheimnisses zu erwirken. Der Würgegriff der Amerikaner gegen einzelne Schweizer Banken zwang sie zum Kurswechsel. Die jahrzehntelange Bastion Bankgeheimnis ist am implodieren – auch durch einheimische Kräfte und Sachzwänge befördert.

DER AUTOR

Rudolf Strahm ist Chemiker und Ökonom. Er war von 1991-2004 Nationalrat und von 2004-2008 Eidgenössischer Preisüberwacher.

Bankensektor stets masslos überschätzt Was uns bei dieser atemberaubenden Strukturveränderung auf dem Finanzplatz Schweiz interessiert, sind die volkswirtschaftlichen Auswirkungen. Ist das Wohlstandmodell Schweiz am Wanken? Oder wird sich die Bankenwelt arrangieren, wenn die neuen internationalen Spielregeln einmal durchgesetzt sind? Hier ist ein Blick auf die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung VGR hilfreich, mit der man die gesamte Wertschöpfung und das Bruttoinlandprodukt BIP der Schweiz berechnet. Im Jahr 2011 erwirtschafteten alle Banken zusammen 6,2 Prozent des BIP, vor der Krise (2007) waren es 9 Prozent. Die Versicherungswirtschaft (inkl. Pensionskassen) trugen 2011 zusätzlich 4,3 Prozent zur Wertschöpfung bei. Alle Banken zusammen decken mit 125 000 Personal rund 3,5 Prozent der Beschäftigung ab. 90 Prozent des Reichtums in der Schweiz werden also von der Realwirtschaft erarbeitet. Banken und Finanzsektor sind zwar wichtige Branchen, aber ihr Anteil wurde und wird masslos überschätzt. Dieses Image ist lange auch gepflegt und geprägt worden. Das vorgefasste Cliché im Ausland über die Schweiz heisst: Reichtum dank Horten von Fluchtgeldern plus Matterhorn plus Toblerone. Das ist Bildverfälschung.

In der Zeitschrift des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements «Die Volkswirtschaft» vom Mai 2013 haben die Wirtschaftsforscher Prof. Carsten-Hennig Schlag und Kersten Kellermann zu diesem ernüchternden Urteil noch eins drauf gegeben, indem sie vorrechnen, dass in der offiziellen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung «die Wertschöpfung der Kreditinstitute zu hoch ausgewiesen wird», - weil nämlich die im Bankzins inbegriffene Risikoprämie gar nicht eine Wertschöpfung darstellt. Nach ihrer Rechnung beträgt der effektive Anteil der Banken rund 4 Prozent des BIP. (Die Volkswirtschaft 5 - 2013 S 12f). Finanzplatz Schweiz übersteht den Wechsel Von den schätzungsweise 4300 Milliarden Franken Vermögen, die alle Bankhäuser in der Schweiz gesamthaft verwalten, stammen rund 2700 Milliarden oder gut 60 Prozent aus dem Ausland. Die Auslandsvermögen wiederum sind nicht – auch dies entgegen aller Clichés – bloss wegen des Bankgeheimnisses als Steuerfluchtgelder in der Schweiz. Von allen Auslandgeldern in der Schweiz stammen nämlich rund 60 Prozent von institutionellen Anlegern, also von ausländischen Pensionskassen, Versicherungsgesellschaften, Banken und sogar Notenbanken, die alle im Rahmen ihrer Diversifizierungsstrategie den stabilen, quasi «abwertungsgeschützten» Frankenmarkt suchen. Diese Institutionellen brauchen das Bankgeheimnis nicht, denn sie müssen ihre Vermögen und Assets ohnehin bilanzmässig ausweisen. So verbleiben von den ausländischen Vermögen rund 40 Prozent Privatkundengelder. Bei diesen spielte und spielt das Steuerfluchtmotiv eine entscheidende Rolle. Von den 330 Banken in der Schweiz waren indes nur schätzungsweise 30 bis 40 Bankhäuser wirksam an der Aquisition von Privatkundengeldern aus dem Ausland beteiligt: Sicher die zwei Grossbanken UBS und CS, sodann die Privatbanken und zusätzlich die ausländischen Bankniederlassungen in der Schweiz. Die Inlandbanken, etwa die Kantonalbanken (ausser jene von Zürich, Basel und Waadt), die Raiffeisenbanken, Migros- und Coop-Bank, hatten sich nie aktiv um ausländische Privatkunden bemüht, auch wenn sich hie und da ein deutscher Zahnarzt zu diesen verirrt hat. Die Grossbanken haben ihr Geschäftsmodell in aller Stille bereits auf institutionelle Kunden umgestellt. Selbst die Privatbanken-Vereinigung ruft heute nach einer Daten-Kooperation mit der EU, weil sie den Verlust des EU-Marktzugangs befürchten müssen. Man arrangiert sich mit der neuen Situation. Man schätzt, dass vielleicht 100 Milliarden Privatkundenvermögen abschleichen werden - einige Prozente des Ganzen. Aber der Finanzplatz wird gestärkt aus der Krise hervorgehen. Wer sich heute noch wehrt, sind einige wenige WinkelBankiers und interessierte Rechtsanwälte – sowie jene Politiker, die nur unter Schmerzen den Mythos Bankgeheimnis preiszugeben fähig sind. Doch über die Mythenprediger sagte John F. Kennedy schon in den sechziger Jahren: «Der grösste Feind der Wahrheit ist nicht die Lüge, sondern der Mythos – er ist hartnäckig, verführerisch und realitätsfremd.»


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AKTUELL SWISS ENERGY AND CLIMATE SUMMIT 11./12. SEPTEMBER

Blick in die Zukunft Der Swiss Energy and Climate Summit (SwissECS) ist die führende Plattform für Energie- und Klimafragen in der Schweiz. Parallel zur Herbstsession treten auf dem Bundesplatz in Bern internationale und nationale top Referenten zur aktuellen Energie- und Klimaproblematik auf. Thomas Friedman, der Bestseller-Autor und «New-YorkTimes»-Kolumnist ist der topReferent in diesem Jahr. Der starke Ausbau der Schiefergasförderung in den USA führt zu einer neuen Ausgangslage. In seinem Buch «Hot, Flat and Crowded» forderte Friedman 2008 eine grüne Revolution. Wie schätzt der Starökonom die Situation

P R E M I U M - PA R T N E R DES SWISSECS Der SwissECS wird von den Premium-Partnern Gebäudeversicherung Bern (GVB), UBS, BKW AG und der Stadt- sowie des Kantons Bern unterstützt. Melden sie sich jetzt unter www.swissECS.ch für die führende Plattform für Energie- und Klimafragen an und profitieren sie von einer einzigartigen Networking-Gelegenheit in dieser Branche. info@swissecs.ch

Thomas Friedman, Bestseller-Autor und Ökonom

heute ein? Friedman gibt ein Update über die möglichen politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgen der starken Schiefgasförderung in den USA.

Netzstabilität oder Blackout Die Ansprüche an das Stromnetzt von heute nehmen laufend zu. Können sie schnell genug ausge-

baut werden um die Energiewende tatsächlich realisieren zu können? Netzstabilität sowie neueste Technologien und Wegweiser für das Stromnetz

der Zukunft werden ebenfalls am SwissECS prästiert. Boris Schucht, CEO des Deutschen Stromnetzbetreibers 50Herzt schätzt die Lage über die Stabilität des Stromnetzes in Europa ein. Neben Keynote-Referaten werden sie in Streitgesprächen und Podiumsdiskussionen über die neuesten Entwicklungen im Energie- und Klimabereich informiert. Weitere KeynoteReferenten: – Wirtschaftsweiser, Prof. Christoph M. Schmidt: Marktwirtschaftliche Energiewende – Climate Change Advisor Shell: Dr. David Hone – CEO Hocim Schweiz, Bernard Fontana – Polar-Eistaucher: Paul Nicklen, Faszinierende Geschichten aus dem Eismeer

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UZ l WIRTSCHAFT

KONJUNKTURUMFRAGE 2/2013

Binnenmarkt grosse Stütze Die Wachstumsaussichten in der Schweiz schwanken zwischen verhalten und moderat wachsend. Angesichts der schwachen Wirtschaft im EU-Raum gewinnt der Binnenmarkt weiter an Bedeutung. Gute Chancen werden für Dienstleister in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Kommunikation ausgemacht. Die Zinsen dürften längerfristig etwas zulegen. Der Kurs CHF/Euro dürfte zwischen 1.22 bis 1.27 liegen

1. Wie schätzen Sie die Wachstumausichten für die Schweizer Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten ein?

2. Welche Risiken sehen Sie für die Schweizer Wirtschaft?

Die Aussichten für die nächste Zeit sind eher verhalten. Wir erwarten ein nur langsam zunehmendes Wachstum.

Die schwache und zum Teil sogar negative Wirtschaftsentwicklung in den meisten Staaten der EU stellt weiterhin das grösste Problem dar.

Mit einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent hat die Schweiz im vergangenen Jahr fast alle anderen europäischen Länder überflügelt. Wir erwarten, dass dieses gemächliche Wachstumstempo in diesem Jahr anhält. Das Wirtschaftswachstum dürfte vor allem vom Konsum und den Bauinvestitionen getrieben werden, während von den Ausrüstungsinvestitionen und vom Aussenhandel kaum Wachstumsimpulse zu erwarten sind.

Die Schweizer Konjunktur wird vor allem durch die Wirtschaftsflaute in Europa, der Hauptdestination Schweizer Exporte, zurückgehalten. Sollte sich die europäische Konjunktur noch weiter eintrüben, könnte dies zu einer Rezession in der Schweiz führen. Längerfristig sehen wir das Risiko, dass die aktuelle Geldschwemme die Teuerung anfachen könnte oder zu einer Überhitzung des Immobilienmarktes führt.

Die Wachstumsaussichten für die Schweiz sind intakt. Trotz vereinzelt aufkommender Unsicherheiten in den letzten Monaten wie die Zypernkrise oder ein zunehmendes Wachstumsgefälle in Europa, blieb es an der makroökonomischen Front relativ ruhig. Grössere Turbulenzen in der Eurozone vor der deutschen Bundestagswahl im September wird die Politik mit aller Macht zu verhindern versuchen. Davon profitiert die Schweiz. Viele Stimmungsindikatoren haben sich in letzter Zeit sehr positiv entwickelt. Der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken hat sich ebenfalls abgeschwächt, was der heimischen Exportwirtschaft zu gute kommt.

Viele globale Probleme wie die Schuldenkrisen in vielen Ländern sind aufgeschoben, nicht gelöst. Kurzfristig sind aber keine grösseren Erschütterungen zu erwarten, weshalb das Risikopotential für die Schweiz eher gering ist. Mit grösseren Turbulenzen in der Eurozone ist frühestens nach der deutschen Wahl im September zu rechnen, abhängig von der verfolgten Strategie der nächsten Regierung in Berlin. Die US Wirtschaft erholt sich langsam, aber kontinuierlich, was der Schweizer Wirtschaft ebenfalls zugutekommt. Ohne eine Verschärfung der internationalen Krisenherde ist auch nicht mit einem Aufwertungsdruck beim Franken zu rechnen.

Die Schweizer Wirtschaft dürfte in den kommenden Monaten weiter moderat wachsen. Während kaum neue Impulse aus dem Ausland zu erwarten sind, entwickelt sich die inländische Nachfrage weiterhin positiv. Dies ist unter anderem der anhaltend robusten Verfassung des Arbeitsmarktes zu verdanken.

In Europa erweisen sich die rezessiven Kräfte hartnäckiger als erhofft und über der US-Konjunktur schwebt nach wie vor das Damoklesschwert der noch nicht abgeschlossenen Haushaltskonsolidierung. Da auch die grossen Schwellenländer mit einer verhältnismässig schwachen Konjunktur kämpfen, bleibt das weltweite konjunkturelle Umfeld fragil.

Für das zweite Halbjahr 2013 erwartet BAKBASEL eine leichte Wachstumsbeschleunigung in der Schweiz. Die jüngsten Ergebnisse des Einkaufsmanagerindex PMI vom April deuten zudem darauf hin, dass sich die Lage für die Schweizer Industrie stabilisiert hat. Doch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen dürfte vorerst verhalten bleiben. Erstens liegt die Kapazitätsauslastung unter dem historischen Mittel, weshalb ein geringer Bedarf nach Investitionen besteht. Zweitens wird das Investitionsklima weiter durch die Rezession in der Eurozone belastet. Erst im zweiten Halbjahr ist von einer allmählich steigenden Investitionsbereitschaft auszugehen. Alles in allem rechnet BAKBASEL für das Gesamtjahr 2013 mit einer gegenüber 2012 leicht beschleunigten Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts von 1.4 Prozent (2012: +1.0%). Nach der Veröffentlichung der SECO-Quartalsschätzungen zum ersten Quartal 2013 am Donnerstag, dem 30. Mai 2013, wird es eine Aktualisierung der Prognose von BAKBASEL geben.

Das grösste aussenwirtschaftliche Risiko für die Schweizer Konjunktur bleibt die Eurokrise. Im Inland bestehen sowohl negative als auch positive Risiken. Auf der einen Seite könnte eine Fortsetzung der zuletzt zu beobachtenden Frankenabwertung den Aussenhandel zusätzlich ankurbeln. Dies könnte passieren, wenn sich die Konjunktur in der Eurozone schneller als erwartet aufhellt und dadurch die internationale Risikoaversion stärker sinkt. Ein negatives Prognoserisiko geht hingegen von der extrem expansiv ausgerichteten Geldpolitik der SNB aus, welche die Gefahr von spekulativen Vermögenspreisblasen erhöht. Insbesondere der Immobilienmarkt erscheint gefährdet. Sollten die rege Bautätigkeit und hohen Preissteigerungen Ausdruck einer Immobilienblase sein, drohen mittelfristig empfindliche Verwerfungen, vor allem bei den Bauinvestitionen und im Bankensektor.

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz, UBS

Dr. Michael Grampp Chefökonom Deloitte AG Schweiz

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist


WIRTSCHAFT l UZ

Gute Chancen werden für Dienstleister im Bereich Bildung ausgemacht . . .

3. Für welche Branchen erwarten Sie einen Aufwärtstrend, für welche einen Abwärtstrend?

4. Wie wird sich der Franken in den nächsten sechs Monaten zu den wichtigen anderen Währungen entwickeln?

Positiv wird weiterhin die Entwicklung in den eher auf den heimischen Markt bezogenen Dienstleistungsbranchen sein wie Gesundheit, Bildung & Kommunikation. Die Abwertung des Frankens in der letzten Zeit hellt die Situation für die exportorientierten Unternehmen zwar etwas auf, rosig ist sie aber noch nicht.

Wir erwarten einen stabilen Kurs gegenüber dem Euro. Gegenüber dem US-Dollar wird der Franken leicht an Wert gewinnen.

Weiterhin im Aufwärtstrend befindet sich die wichtige Pharmabranche, deren Exporte fast ungebremst ansteigen. Die Baubranche floriert ebenfalls, allerdings sind die Margen dort oft dünn. Die Uhrenexporte stagnieren auf sehr hohem Niveau. Für weite Teile der Maschinen- und Metallindustrie bleibt die Lage weiterhin schwierig, und auch der Tourismus stagniert.

Der Franken gilt als sicherer Hafen und wird daher vor allem in stürmischen Zeiten nachgefragt. In den vergangenen Monaten haben die Investoren ihre Zuversicht zurückgewonnen. Dementsprechend hat die Nachfrage nach sicheren Häfen nachgelassen und der Franken hat sich abgeschwächt. Wir erwarten, dass sich der Franken in diesem Jahr noch leicht aufwertet.

Die Entspannung auf der Währungsseite kommt vielen Schweizer Branchen zugute. International tätige, wettbewerbsfähige Branchen wie die Pharmabranche oder die Uhrenindustrie profitieren davon. Mit einem zunehmend schwächeren Franken aber auch Branchen wie die MEMIndustrie trotz Problemen in einzelnen europäischen Absatzländern. Mit leichten Abschwächungstendenzen ist in der Baubranche zu rechnen. Vom Bankensektor sind in absehbarer Zeit keine positiven Impulse zu erwarten.

Wie bereits erläutert, wird die europäische Politik mit allen Mitteln ein Wiederaufkeimen der Schuldenkrise zu verhindern versuchen. Dies unterstützt die Erholungstendenzen des Schweizer Franken gegenüber dem Euro. Der Euro/Franken-Kurs dürfte sich daher im Korridor von 1.22-1.27 bewegen, der USD/Franken-Kurs zwischen 0.95-1.00.

Das anspruchsvolle weltwirtschaftliche Umfeld stellt für die meisten exportorientierten Branchen weiterhin eine grosse Herausforderung dar. Binnenorientierte, konsumnahe Branchen profitieren dagegen von verhältnismässig guten Rahmenbedingungen. Daran dürfte sich in den nächsten Monaten wenig ändern. Die Kombination aus internationaler Nachfrageschwäche bei gleichzeitig robuster Binnenkonjunktur prägte 2012 die Schweizer Branchenlandschaft. Innerhalb der Exportbranchen konnten sich einzig die Uhrenindustrie und die chemischpharmazeutische Industrie dem schwierigen aussenwirtschaftlichen Umfeld entziehen. Im weiteren Jahresverlauf 2013 werden sich die Voraussetzungen für die Exportwirtschaft allmählich verbessern. Insbesondere die Uhrenindustrie und die Chemie/Pharmaindustrie dürften die Zugpferde der Schweizer Wirtschaft bleiben. Eine verhaltene Entwicklung ist 2013 insbesondere in den Branchen Bankgewerbe, Gastgewerbe, Metall und Maschinenbau zu erwarten.

Im Zuge der gesunkenen Risikowahrnehmung konnte sich der Euro in den letzten Wochen etwas erholen. Aufgrund immer noch fallender Konsumentenpreise und der fragilen weltwirtschaftlichen Lage dürfte die Schweizerische Nationalbank aber bis auf weiteres an der Wechselkursuntergrenze festhalten.

Der Franken hat seit Anfang Mai spürbar abgewertet gegenüber dem Euro und überschritt erstmals seit langem die Marke von 1.25 CHF/Euro. Angesichts der weiterhin fragilen Lage in der Eurozone und den immer noch vorhandenen Konjunkturrisiken ist für die kommenden sechs Monate jedoch nicht von einer weiteren Abwertung des Frankens auszugehen. BAKBASEL erwartet, dass sich der Franken im weiteren Jahresverlauf in Richtung 1.24 CHF/Euro bewegen wird und der Franken somit seine Safe haven-Rolle noch eine geraume Zeit innehaben dürfte.

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Foto: Bilderbox.de


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UZ l WIRTSCHAFT

. . . aber auch der Gesundheitssektor hat gute Perspektiven.

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz, UBS

Dr. Michael Grampp Chefökonom Deloitte AG Schweiz

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

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5. Wie wird sich der Binnenmarkt im gleichen Zeitraum entwickeln?

6. Wie sehen Sie die Zinsentwicklung in der Schweiz und in Europa in den kommenden sechs Monaten?

Der Binnenmarkt bleibt weiterhin eine grosse Stütze. Dies betrifft vor allem den konsumorientierten Teil, aber auch der Wohnbau wird auf dem bereits erreichten hohen Niveau eine Weile bleiben können.

Die kurzfristigen Zinsen verharren weiterhin auf tiefem Niveau, während die längerfristigen Zinsen langsam etwas zulegen werden.

Der Binnenmarkt stellt aktuell die Stütze der Konjunktur dar. Der Binnenmarkt profitiert stark von der anhaltenden Immigration – gegenwärtig wandern pro Monat brutto rund 12'000 Personen in die Schweiz ein. Je schlechter der Arbeitsmarkt und die Konjunktur und je höher die Staatsverschuldung in Europa (und somit die zukünftigen Steuern), umso attraktiver wird die Schweiz als Standort für mobile Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Die Kurzfristzinsen dürften noch lange nicht ansteigen. Im Gegenteil, der Internationale Währungsfonds schlägt der Schweiz sogar vor, im Falle eines erneuten Aufwertungsdrucks die Einführung von Negativzinsen zu prüfen. Auch die Europäische Zentralbank macht sich Gedanken über eine Senkung des Einlagezinssatzes für Banken in den negativen Bereich. Die Schweizerische Nationalbank müsste in diesem Fall mitziehen, um die Kursuntergrenze zum Euro nicht zu gefährden.

Der Binnenmarkt bleibt eine wichtige Stütze der Schweizer Wirtschaft und zeigt sich insgesamt robust. Die Arbeitslosigkeit bleibt auf einem niedrigen Niveau. Zudem bleibt die Kaufkraft auch bedingt durch real steigende Löhne hoch. Neuste Umfragen unter Unternehmen deuten auf eine positive Umsatzentwicklung in den nächsten 12 Monaten hin. Der Margendruck bleibt bestehen, hat sich aber im Vergleich von vor einem Jahr deutlich abgeschwächt.

Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank hat den Märkten gezeigt, dass die EZB durchaus noch Spielraum bei ihrer monetären Expansionspolitik hat. Ob dies aber tatsächlich die Kreditvergabe ankurbelt muss bezweifelt werden, da in vielen der Euro-Problemländer Unternehmen und Private primär ihre Verschuldung abbauen statt Kredite aufzunehmen. Aufgrund der immer noch fragilen Wirtschaftslage und den hohen Staatsschulden in vielen Ländern dürften Zinserhöhungen in der nächsten Zeit ausbleiben. Selbst wenn es eine steigende Inflation gibt ist es fraglich, ob die Zentralbanken den Mut hätten die Zinsen gegen den politischen Druck zu erhöhen. Für die Schweiz ist ebenfalls mit einem stabilen Zinsniveau zu rechnen.

Die in der jüngsten Umfrage des Staatssekretariats für Wirtschaft befragten privaten Haushalte schätzen sowohl die gesamtwirtschaftliche als auch ihre private Lage als anhaltend gut ein. Positiv stimmt insbesondere, dass viele Haushalte immer noch angeben, dass aktuell eine gute Zeit für grössere Anschaffungen sei. Dies spricht dafür, dass der Privatkonsum die Binnenwirtschaft auch in den kommenden Monaten unterstützen wird.

In der Schweiz dürften sich die Zinsen in Anbetracht negativer Inflationsraten weiterhin auf tiefem Niveau bewegen. In Europa dürfte das Zinsumfeld zwischen den Länder heterogen bleiben, auch wenn sich die Zinsunterschiede etwa zwischen Italien und Deutschland zuletzt spürbar verringert haben. Die Europäische Zentralbank hat zwar angekündigt, weitere Massnahmen, wie etwa die Besicherung von hypothekarbesicherten Wertpapieren, zu prüfen. Eine schnelle Umsetzung erachten wir jedoch als unwahrscheinlich.

Die robuste Binnennachfrage war einer der Hauptgründe für die im Vergleich zur Eurozone überdurchschnittliche Wirtschaftsentwicklung der Schweiz in den vergangenen Quartalen. Grundlegende Treiber für die Binnennachfrage wie die robuste Zuwanderung, die niedrigen Zinsen sowie die geringe Teuerung sind weiterhin intakt; die realen Einkommenszuwächse der privaten Haushalte dürften 2013 jedoch etwas schwächer als im Vorjahr ausfallen. Daher dürfte der private Konsum im zweiten Halbjahr 2013 nicht ganz so kräftig wie 2012 steigen, aber weiterhin eine wichtige Wachstumsstütze bleiben. Der binnenorientierte Bau profitiert weiterhin von der regen Zuwanderung, den niedrigen Zinsen sowie Vorzieheffekten aufgrund der Zweitwohnungsinitiative.

Die SNB dürfte das Zielband für den Dreimonats-Libor weiterhin bei 0%-0.25% belassen. Nach Einschätzung von BAKBASEL ist frühestens im Jahr 2015 mit ersten Zinserhöhungen zu rechnen. Nach der Leitzinssenkung der EZB von 0.75 Prozent auf 0.5 Prozent im Mai, gehen wir für die kommenden Monate von einem unveränderten Leitzins in der Eurozone aus.


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UZ l EUROPA

STEUERSTREIT SCHWEIZ-EU

Die nächste Forderung liegt schon Im Steuerstreit zwischen der Schweiz und der EU zeichnet sich eine erste Lösung ab. Die Steuerprivilegien für Holding- und Handelsgesellschaft könnten fallen. Doch schon liegt die nächste Forderung auf dem Tisch: Die Schweiz soll den seit 1997 eingeführten Verhaltenskodex für die Unternehmensbesteuerung übernehmen. Bern lehnt das bisher ab.

TEXT MARIANNE TRUTTMANN, BRÜSSEL

Der Wettbewerb bei der Unternehmensbesteuerung spielt auch in der EU. Jedes EU-Land kann die Höhe der Sätze für die Unternehmensbesteuerung in eigener Kompetenz festlegen. Einzelne Staaten locken mit tiefen Steuersätzen Unternehmen zur Ansiedelung. Die auf den Unternehmensgewinnen verlangten Steuern bewegen sich momentan zwischen zehn Prozent in Bulgarien und 35 Prozent in Malta. Nicht zuletzt das Beispiel von Malta, das spezielle Steuervorteile anbietet zeigt allerdings, dass die Höhe der Steuersätze für den Standortwettbewerb nicht allein entscheidend ist. Keine gemeinsame Bemessungsgrundlage Weitere Kriterien sind die Bemessungsgrundlage, also die Frage, welche Abzüge bei der Berechnung des steuerbaren Gewinns von den Steuerverwaltungen akzeptiert werden. Seit 2004 versucht die EU, sich auf eine gemeinsame Bemessungsgrundlage - welche einen klaren Vergleich der Besteuerung ermöglichen würde - zu einigen. Dies ist bisher immer an der verlangten Einstimmigkeit unter den EUStaaten gescheitert. Neben der Bemessungsgrundlage bietet das nationale Steuerrecht der EU-Staaten - teils in Kombination mit Doppelbesteuerungsabkommen - weitere Möglichkeiten, um mit unterschiedlichsten Methoden ausländische Unternehmen so zu privilegieren, dass der geltende Steuersatz nicht mehr relevant ist. Dabei wird genutzt, dass bei Firmen, die grenzüberschreitend tätig sind, abgegrenzt werden muss, welche Einnahmen und Kosten wo versteuert werden müssen. Schweiz hat profitiert Weil sich die EU-Staaten mit solchen Methoden gegenseitig Steuersubstrat abjagen, haben sich die EU-Finanzminister 1997 auf einen Verhaltenskodex geeinigt, mit dem der «schädliche Steuerwettbewerb» eingedämmt werden soll. Dabei handelt es sich um eine politische, aber rechtlich nicht verbindliche Verpflichtung. Die Durchsetzung des Verhaltenskodex war nur möglich, weil er Bestandteil eines Pakets war, zu dem auch die Zinsbesteuerung gehört. Seit 1997 haben die EU-Staaten in einer Sisyphus-Arbeit über fünfhundert Steuerpraktiken überprüft und rund hundert abgeschafft. Experten gehen davon aus, dass die Schweiz seither von den Einschränkungen in der EU profitiert hat, etwa bei der massiven Erhöhung der Zahl der Holdinggesellschaften. Die anfänglich unter der Leitung der britischen Generalzahlmeisterin (Staatssekretärin im britischen Finanz ministerium) Dawn Primarolo tagende Gruppe von hohen Beamten aus den Finanzministerien der EU-Länder arbeitet hinter den Kulissen. So können Kommission und EUStaaten anonym vorschlagen, welche Steuerregime über-

prüft werden sollen. Bei den Entscheiden über die Abschaffung der als schädlich eingestuften Praktiken schauen sich die EU-Staaten gegenseitig auf die Finger. Dies führt beispielsweise dazu, dass wenn die Niederlande ein britisches Steuerregime kritisiert, sie umgekehrt damit rechnen muss, dass die Briten bei den Niederlanden genau hinschauen. Bern soll Verhaltenskodex übernehmen Die EU hat die Schweiz bereits seit 2007 im Visier. Dabei ging es zunächst um die kantonalen Unternehmenssteuerpraktiken. Der EU ist die unterschiedliche Besteuerung von in der Schweiz und im Ausland erzielten Gewinnen ein Dorn im Auge. Doch die EU-Finanzminister haben im Juni 2010 eine zusätzliche Front eröffnet. Sie verlangen, dass die Schweiz die Prinzipien des EU-Verhaltenskodex zur Unternehmensbesteuerung übernimmt. Dies als Gegenleistung zur Teilnahme am EU-Binnenmarkt. Jeweils in halbjährlichen Abständen verlangen die EU-Finanzminister Fortschritte beim «Dialog» mit der Schweiz über die Unternehmensbesteuerung und drohen damit, dass die EU-Staaten andernfalls unilateral Massnahmen ergreifen könnten. Denkbar wären Schikanen der nationalen Steuerverwaltung, etwa bei der Anerkennung von Abzügen von Unternehmen mit Sitz in der Schweiz. Bisher liess sich die EU durch die offensichtlichen Anstrengungen von Bund und Kantonen für eine Unternehmenssteuerreform jeweils vertrösten. Offen ist momentan, wie Brüssel auf die jüngsten Vorschläge aus Bern zur Unternehmenssteuerreform III reagiert. Was Bern der EU in der Kodexfrage anbieten will, ist offen. Guernsey und Gibraltar machen es vor Bereits bei der Verabschiedung des Kodex hatten sich die EU-Regierungen verpflichtet, dessen Grundsätze auch in Drittländern sowie in abhängigen oder assoziierten Gebieten wie den britische Kanalinseln und Gibraltar zu fördern. Auf den Drittländer-Verweis stützt sich die EU-Kommission bei ihren Forderungen gegenüber der Schweiz (und Liechtenstein.) Die abhängigen Gebiete haben den Kodex bereits umgesetzt. So betrafen die jüngsten Entscheide der EU laut Finanzministerbeschluss vom Dezember letzten Jahres die britische Kanalinsel Guernsey sowie Gibraltar, die gewisse Steuerpraktiken abschaffen und ihre Steuergesetze ändern mussten. Schweiz lehnt Übernahme ab Während Bern bereit ist, einzelne kantonale Unternehmenssteuerpraktiken abzuschaffen, lehnt die Schweiz bisher die Übernahme dieses Kodex ab. Ein Argument lautet, dass die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied nicht an den Arbeiten der Gruppe Verhaltenskodex teilnehmen kann. Damit könnte sie nicht, wie dies die EU-Staaten untereinander tun, Steuerregimes in EU-Staaten kritisieren oder in gegenseitigen Deals deren Abschaffung durchsetzen. Ein mögliches

An ihrem jüngsten Gipfel haben die EU-Regierungschefs beschlossen, innerhalb der EU weiter an der Beseitigung schädlicher steuerlicher Massnahmen zu arbeiten. Foto: Bilderbox.de


EUROPA l UZ

auf dem Tisch

S T E U E R P R A K T I K E N G E LT E N A L S SCHÄDLICH… – wenn die effektive Besteuerung deutlich tiefer ist als die generelle Steuerhöhe in diesem Land, – wenn es steuerliche Vorteile für nicht ansässige Firmen gibt, – wenn sie Anreize für Aktivitäten vorsehen, die von der einheimischen Wirtschaft isoliert sind und deshalb keinen Einfluss auf die nationale Bemessungsgrundlage haben, – wenn sie Vorteile gewähren, obwohl jede ökonomische Aktivität fehlt, – wenn die Bemessungsgrundlage für die Bestimmung des Gewinns von Unternehmen in einem multinationalen Konzern von international akzeptierten Regeln, insbesondere der OECD, abweicht, – wenn Transparenz fehlt.

Risiko für die Schweiz besteht darin, dass die Gruppe Verhaltenskodex dereinst Massnahmen, mit welchen die Schweiz die Forderungen der EU erfüllen will - beispielsweise die als Wundermittel gepriesene Lizenzbox - verbietet. Bei der Lizenzbox werden für Lizenzgebühren aus einem Patent speziell tiefe Steuersätze angewendet. Mehrere EU-Staaten nutzen diese Möglichkeit. EU-Gipfel macht Druck An ihrem jüngsten Gipfel, welcher vom Steuerthema dominiert war, haben die EU-Regierungschefs beschlossen,

innerhalb der EU weiter an der Beseitigung schädlicher steuerlicher Massnahmen zu arbeiten. «Hierzu sollte auf der Grundlage des geltenden Mandats über eine Stärkung des Verhaltenskodex für die Unternehmensbesteuerung beraten werden», heisst es in den Schlussfolgerungen. Die EU-Kommission hatte im Dezember unter anderem vorgeschlagen, den Verhaltenskodex auch auf reiche Individuen anzuwenden, dies deshalb, weil diese oft juristische Personen nutzen, um von Steuerprivilegien zu profitieren.

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UZ l INNOVATION

Das HCPVT-System macht 80 Prozent der Sonnenenergie nutzbar, b端ndelt die Sonnenstrahlen und konzentriert sie zweitausendfach.

Foto: zVg


INNOVATION l UZ

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SONNENENERGIE

Gebündelte Sonne Strom herstellen, Wasser entsalzen und Luft klimatisieren – der Solarkonzentrator von Schweizer Wissenschaftlern macht Solartechnologie kostengünstig.

Momentan steht der Prototyp im IBM Forschungslabor in Rüschlikon. Das Projekt dauert noch drei Jahre an.

TEXT SALOME KERN

Unser Strombedarf steigt jährlich. Erneuerbare Energien werden immer wichtiger. Noch ist die Solartechnologie ineffizienter und teurer als fossile Energieträger. Nun haben Schweizer Wissenschaftler einen Weg gefunden 80 Prozent des Sonnenlichts zu nutzen. Das Solarkonzentrator-System bündelt die Sonnenstrahlen, konzentriert sie zweitausendfach und wandelt sie in nutzbare Energie um. Im Vergleich zu teuren Solartechnologien ist der Konzentrator dreimal günstiger. Die herkömmlichen Systeme benötigen ausserdem grosse Mengen an seltenen Erden. «In unserem System sind die Mengen viel kleiner», sagt Bruno Michel von IBM Research-Zürich. Die Forschung betreibt ein Team von Wissenschaftlern. Dazu gehört der Lehrstuhl für Erneuerbare Energieträger der ETH Zürich und das Institut für Mikro- und Nanotechnologie der Hochschule für Technik Buchs. Zwei Unternehmen forschen ebenfalls: IBM Research – Zürich und der Zulieferer für Solarstromtechnologien Airlight Energy. Solarenergie - kostengünstig Das HCPVT-System (englisch: High Concentration PhotoVoltaik Thermal) wurde für sonnige Regionen entwickelt. Die Wissenschaftler wollen nachhaltigen Strom in Afrika, Südeuropa, der arabischen Halbinsel, dem südwestlichen Nordamerika, Südamerika und Australien liefern. Ein weiterer Markt sind Touristenregionen auf kleinen Inseln wie die Seychellen oder Malediven. Die Konzentratoren werden nicht auf Dächern montiert, sondern in Grossanlagen, wie Solarparks, aufgestellt. Potenzielle Kunden sind laut IBM Research Firmen und staatlichen Institutionen. Vorerst fördert der Staat solare Systeme. «Wenn Solarenergie kostengünstig ist, wird es für Firmen interessant», sagt Bruno Michel. Und tiefe Kosten sind das Ziel der Wissenschaftler: Sie rechnen damit, einen Preis von unter 250 Dollar pro Quadratmeter zu erreichen. Das bedeutet, die produzierte Energie kostet weniger als zehn Dollar-Cents pro Kilowattstunde. In Deutschland liegt der Einspeisungspreis für Solarstrom momentan über 25 Dollar-Cents pro Kilowattstunde. Strom von Kohlekraftwerken kostet 5 bis 10 Cents pro Kilowattstunde. Die HightechBestandteile des Systems können Schweizer Firmen herstellen. Den restlichen Teil konstruieren und montieren Handwerker in der Zielregion. So entstehen auf beiden Seiten Arbeitsplätze und das System bleibt konkurrenzfähig.

Spiegel bündeln die Sonnenstrahlen Das HCPVT-System besteht aus einem Parabolspiegel aus einer Vielzahl von einzelnen Spiegelflächen. Sie sammeln die Lichtstrahlen im Brennpunkt. Die Spiegel reflektieren die Sonnenstrahlen auf Multichipempfänger. Ein Quadratzentimeter grosser Chip kann in einer sonnigen Region während eines Tages mit acht Stunden Sonne durchschnittlich 25 bis 50 Watt elektrische Energie abgeben. Mit über 500 Chips bedeutet das 25 Kilowatt pro Empfänger. «Den teuren Stahl und das Glas der Photovoltaikanlagen ersetzten wir durch kostengünstigen Beton und metallisierte Folien», erklärt Andrea Pedretti von AirI N N O VAT I V E V O L K S W I R T S C H A F T light Energy. Die Schweiz gehört zu den innovativsten Ländern Die Photovoltaik-Chips sind auf einer Europas. Die Spitzenposition musste sie allerdings Schicht aus Mikrokanälen befestigt. Ein an Dänemark abtreten. Besonders die KMU sind flüssiges Kühlmittel transportiert die verantwortlich für den Erfolg: Die Unternehmen Hitze ab, die bei der Konzentration entmit weniger als 250 Beschäftigten sind insgesamt steht. Das sind zwei Fliegen mit einer innovativer als die KMU in allen EU-Ländern. Das Klappe: 30 Prozent der gebündelten Sonsind die Ergebnisse der Erhebung der Konjunknenenergie wird zu Strom und 50 Proturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. zent diese Abwärme kann genutzt werInsgesamt musste die Schweiz den ersten Rang den. «90 Grad heisses Wasser kühlt die sowohl im Industrie- als auch im Dienstleistungs100 Grad heissen Zellen», sagt Bruno sektor an Dänemark abtreten. Gemessen am Michel. Die Wissenschaftler leiten das Anteil der Firmen mit Innovationen, holten Finn90 Grad heisse Wasser durch ein Memland und Belgien gegenüber der Schweiz am bran-Entsalzungssystem. Das Wasser stärksten auf. Trotz den Belastungen durch einen verdampft. «Die Anlage entsalzt Meerstarken Franken und der schwachen europäiwasser, natürlich vorausgesetzt das schen Konjunktur haben die innovationsaktiven Meer ist in der Nähe.» Das Gerät kann Firmen ihre Ausgaben für Innovationstätigkeiten pro Quadratmeter Spiegelfläche täglich praktisch unverändert belassen. Obwohl sich das 30 bis 40 Liter Salzwasser in TrinkwasInnovationsklima verbessert hat, macht sich der Mangel an F&E-Personal bemerkbar. Ein weiteres ser umwandeln. Daneben produziert Hemmnis sind Finanzierungsprobleme. das System zwei Kilowattstunden pro Tag. «In anderen Regionen kommt nur die Lieferung von Kühle in Frage.» In Ländern wie Saudi Arabien fressen Klimaanlagen 90 Prozent des Stroms. Das HCPVT-System kann dort Kühlung sowie Strom liefern. Das gelingt durch einen thermisch betriebenen Adsorptionskühler. Dieser wandelt Hitze in einem Thermischen Kreislauf über einen Adsorber beispielsweise aus Kieselgel in Kälte um.

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UZ l WIRTSCHAFT

FREIHANDELSABKOMMEN

Brüssel macht plötzlich Dampf Lange konnte die Schweiz ohne Konkurrenz ein Freihandelsabkommen nach dem anderen abschliessen. Zuletzt verbuchte Bundesrat Johann Schneider-Ammann einen Erfolg mit China. Doch nun besinnt sich auch Brüssel auf den Freihandel. Nach Kanada und Indien will die EU nun mit den USA verhandeln.

TEXT ERIC BONSE, BRÜSSEL

Lange haben die europäischen Diplomaten gewartet und gezittert: Wann würde US-Präsident Barack Obama den Startschuss für ein Freihandelsabkommen mit der EU geben? Bei seiner Rede zur Einführung in die zweite Amtszeit kam Europa überhaupt nicht vor. Doch dann, bei der Ansprache zur Lage der Nation im Februar, war es endlich so weit: Obama kündigte die Aufnahme von Verhandlungen an. Seine Begründung: «Fairer und freier Handel über den Atlantik sichert Millionen gut bezahlter amerikanischer Jobs.» Verhandlungen auf drei Kontinenten Mit fast denselben Worten rechtfertigt auch EU-Handelskommissar Karel de Gucht die Initiative. Allerdings gehen die Europäer noch wesentlich weiter als die Amerikaner. Die EU will nicht nur mit den USA einen «transatlantischen Marktplatz» schaffen. Auch mit Japan, Thailand und Marokko wurden im Frühjahr Freihandelsgespräche aufgenommen. Bereits seit geraumer Zeit laufen zudem Verhandlungen mit Kanada, Indien und den Entwicklungsländern in Afrika, der Karibik und im Pazifik. Warum gerade jetzt, und warum so eilig? Jahrelang hat die EU auf multilaterale Abkommen gesetzt und ihre Hoffnungen in eine

neue Welthandelsrunde, die so genannte Doha-Runde, gesetzt. Jahrelang hat man Amerikaner und andere mögliche Partner vertröstet und auf Doha verwiesen. Doch nun soll plötzlich alles ganz schnell gehen: Bereits Mitte Juni sollen die EU-Staaten grünes Licht für das (geheime) Verhandlungsmandat mit den USA geben, bereits im Juli sollen die Gespräche beginnen. Hoffnung auf Wachstum Für die Eile gibt es mehrere Gründe – gute und weniger gute. Die offizielle Lesart hat EU-Kommissar De Gucht in einer Rede vor dem irischen EU-Vorsitz in Dublin dargelegt: Es gehe darum, die Konjunktur in Europa anzukurbeln. Die geplante «Transatlantic Trade and Investment Partnership» mit den USA (TTIP) sei ein «günstiges Konjunkturprogramm», sagte er. Sie könne das Wachstum in der EU um 0,5 Prozentpunkte des BIP erhöhen und jedem Haushalt ein zusätzliches Einkommen von 500 Euro im Jahr bescheren. Angesichts der Krise, in der Europa steckt, ist dies eine verlockende Perspektive. Zudem möchte De Gucht ein gutes Beispiel für den Rest der Welt geben. Das TTIP werde die EU und die USA in ein «Laboratorium für die Handelspolitik» verwandeln und eine


WIRTSCHAFT l UZ

weltweite Welle der Liberalisierung lostreten, hofft der Belgier. Zudem könne das Abkommen als Muster für künftige WTO-Abkommen dienen. Schliesslich könne es nicht ohne Folgen bleiben, wenn ökonomische Schwergewichte wie die EU und die USA vorangehen - und andere Länder mitziehen. Den Einfluss Chinas dämmen Unausgesprochen gibt es aber noch einen dritten Grund, der mit dem zweiten zusammenhängt: Europäer und Amerikaner wollen den Einfluss Chinas eindämmen. Die Freihandelszone sei «das letzte Mittel gegen Chinas Aufstieg», schrieb das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Vor allem konservative Politiker diesseits und jenseits des Atlantiks hoffen, die Idee des freien und einigen Westens zu bewahren. Ob dies mit Liberalisierung und Deregulierung gelingt, ist jedoch fraglich. Um Gemeinsamkeit zu demonstrieren, müssten Amerikaner und Europäer geschlossen vorangehen. Doch in der EU bröckelt die Front der Freihändler schon wieder – wenn sie denn je gestanden hat. Schon vor Beginn der Verhandlungen wurden Forderungen laut, den hochsubventionierten europäischen Agrarsektor und die Filmund Fernsehproduktion auszunehmen. In einem Entwurf des Verhandlungsmandats besteht die EU-Kommission zudem darauf, dass die Liberalisierung nicht zu einer Senkung der hohen Sozial- und Umweltstandards in der EU führen dürfe. Hohe Erwartungen De Gucht möchte das zwar nicht als Einschränkung verstehen. Er fordert die ganz grosse Lösung - eine vollständige Öffnung des Marktes. Doch gleichzeitig warnt er, dass sich die EU auf «starken Gegenwind» einstellen muss – vor allem aus den eigenen Reihen. Denn das geplante Abkommen rüttelt nicht nur an Zöllen, Quoten und nichttarifären Handelshemmnissen, sondern auch an einigen lieb gewonnen Gewohnheiten und Privilegien der Europäer. Die Kennzeichnung von genveränderten Lebensmitteln steht ebenso

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auf dem Spiel wie der Datenschutz. Die Amerikaner wiederum sollen auf ihre «Buy American»-Klauseln verzichten und die abgeschotteten US-Märkte für Rüstung und Luftfahrt für die europäische Konkurrenz öffnen. Dass das gelingen kann, daran zweifeln selbst überzeugte Freihändler. «Ich halte es für unrealistisch, dass ein Freihandelsabkommen all diese Regeln harmonisieren kann», sagt Charles Ries, Vizepräsident der Rand Corporation in Washington. Der deutsche EU-Experte Daniel Gros vom Brüsseler Centre for European Policy Studies sieht es ähnlich. «Das grosse Problem ist die Unabhängigkeit der verschiedenen Regulierungsbehörden», sagt Gros. Als Beispiel nennt er die mächtige US-Arzneimittelbehörde FDA. Es sei unwahrscheinlich, dass die amerikanische Behörde ohne weiteres eine europäische Zertifizierung akzeptieren kann: «Das ist ein ganz sensibles Thema.» Hohe Hürden Doch selbst wenn es gelänge, diese Hürden zu nehmen, wäre ein Erfolg immer noch nicht sicher. Denn die Erfahrung zeigt, dass viele Freihandelsabkommen auf den letzten Metern scheitern. So ziehen sich die Verhandlungen mit Kanada bereits seit Mai 2009 hin, mit Indien sogar seit 2007. Oft sind es Kleinigkeiten, die den Abschluss verhindern. Manchmal geht es aber auch um die grosse Politik - wie in der Ukraine, wo die EU wegen der angespannten Menschenrechtslage zögert. Jahrelange Verzögerung kann sich die EU bei den Amerikanern jedoch nicht leisten. Denn auf beiden Seiten des Atlantiks drängt der Wahlkalender zu Eile. In Europa wird im Mai 2014 ein neues Europaparlament gewählt. Die Europäer möchten daher möglichst noch im laufenden Jahr greifbare Ergebnisse erzielen, denn ab Januar beginnt der Europawahlkampf. Ähnlich sieht es in den USA aus. Im nächsten Jahr muss sich Präsident Obama den wichtigen Kongresswahlen stellen. Dann hat er Wichtigeres zu tun, als sich mit den Europäern zu befassen. Genau wie zu Beginn seiner zweiten Amtszeit muss der Freihandel dann warten.

Foto: Bilderbox.de / zVg


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G L O B A L C L E A N T E C H C L U S T E R A S S O C I AT I O N ( G C C A )

Wirtschaftstreiber Branchenorientierte Cluster sind ein bewährtes Instrument der regionalen Wirtschaftsförderung. Das gilt inzwischen auch für Cleantech. Swisscleantech ist mit Partnern einen Schritt weiter gegangen: Die Global Cleantech Cluster Association erlaubt den direkten Kontakt auch Schweizer Cleantech-Firmen mit Investoren und anderen Firmen weltweit.

TEXT CHRISTIAN HÄUSELMANN

Der Wirtschaftsverband swisscleantech lancierte vor zwei Jahren zusammen mit Partnern aus Finnland und Nordamerika die Global Cleantech Cluster Association (GCCA). Heute umfasst GCCA bereits 48 Cluster aus der ganzen Welt, welche rund 10.000 Cleantech-Firmen vertreten. Jedes Jahr wird der GCCA Later Stage Award realisiert, bei dem sich Cleantech-Unternehmen um Investoren bewerben. Die zehn Gewinner das GCCA Awards 2011 haben seither insgesamt über 460 Millionen Dollar (445 Millionen Franken) an finanziellen Mitteln durch Investoren erhalten, was durchschnittlich 46 Millionen Dollar pro Firma entspricht. Hat GCCA das Potential, zu einem Modell für eine innovative, zeitgemässe ExportZusammenarbeit für Schweizer Cleantech-Unternehmende zu werden? Eine aktuelle Studie zeigt konkrete Möglichkeiten und Trends auf.

Foto: Bilderbox.de

Bewährtes Instrument der Wirtschaftsförderung Der weltweite Erfolg von Clustern in den unterschiedlichsten Branchen wie Medizinaltechnik, Life Science, Kommunikations- und Informationstechnologien oder Präzisionsmaschinenbau zeigt: Cluster sind ein bewährtes Instrument zur regionalen Wirtschaftsförderung. Als logischer Schritt ist in den letzten Jahren das Cluster-Erfolgsmodell auf den CleantechMarkt übertragen worden. Dutzende von

Cleantech-Clustern sind neu entstanden – vor allem in Europa, Nordamerika und Asien, zunehmend aber auch in den Schwellenländern. Wie arbeiten diese Cleantech-Cluster zusammen, auf regionaler wie internationaler Ebene? Wie werden konkrete Geschäftsmöglichkeiten unter den Mitgliederfirmen dieser Cluster identifiziert und realisiert? Was sind die wichtigsten Herausforderungen, Chancen und Risiken? Was sind die relevanten Trends der nächsten Jahre? Und: wie messen Cleantech-Cluster den Erfolg ihrer Arbeit? Wettbewerb und Zusammenarbeit zugleich Bisher wurde die Wirkung von Clustern vor allem auf europäischer Ebene detailliert untersucht. Die aktuelle Studie, welche GCCA als Meta-Cluster bei den 48 Mitgliedern durchgeführt und im April in Dublin am European Cleantech Cluster Forum vorgestellt hat, erlaubt nun erstmals Antworten zu solchen Fragen aus der Sicht von globalen, ausschliesslich auf Cleantech fokussierten Clustern. Neben teilweise überraschenden Unterschieden kristallisiert sich als eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten das Konzept der «Coopetition» heraus, als gesunde Balance zwischen hartem Wettbewerb (Competition) und gleichzeitig offener Zusammenarbeit in Bezug auf klar definierte Kompetenzen (Cooperation). Eine Kernaufgabe ist, die Arbeitsbereiche zu identifizieren, in welchen die Vorteile einer offenen Zusammenarbeit die Heraus-

N Ä C H S T E R H A LT S I N G A P U R Singapur versteht sich immer mehr auch als Zentrum von Nachhaltigkeit und Cleantech in Asien. Das macht der Stadtstaat Anfang September gleich mit mehreren Veranstaltungen deutlich. Dazu gehört unter anderem der World Engineers' Summit (WES). Organisiert von der Institution of Engineers, Singapur (IES), wird er sich auf innovative und nachhaltige Lösungen zum Klimawandel konzentrieren. Die Build Eco Xpo Asia (BEX Asia) vom 11. bis zum 13. September ist der führende Business-Event für Südostasiens Bauindustrie. Die Messe richtet sich an Firmen, welche innovative Lösungen und Techniken für umweltbewusstes, energieeffizientes Bauen anbieten. Schweizer Firmen können daran teilnehmen. Der Messedienstleister T-Link plant einen Swiss Pavilion an der BEX Asia. www.t-link.ch

forderungen durch hohen Wettbewerbsdruck überwiegen. Direkte Kontakte der Firmen Eine besondere Stärke von GCCA ist, dass einerseits die Zusammenarbeit unter Cluster Management-Teams gefördert wird, zum Beispiel mit Peer-to-Peer Coachings und mit dem Austausch von Best Practice-Erfahrungen. Andererseits werden über das weltweite Cluster Netzwerk für die Mitgliederfirmen konkrete Geschäfts- und Investorenkontakte effizient vermittelt. Die Erfolge der in der GCCA vereinten Cleantech-Cluster zeigen für die Schweiz einen neuen Weg auf für eine innovative, branchenorientierte Exportförderung. Eine gute Gelegenheit, GCCA näher kennenzulernen, bietet sich am 20. November 2013 im finnischen Lahti, wo die nächste GCCA Award Ceremony stattfindet – bevor dann im Herbst 2014 der Award zum ersten Mal in der Schweiz realisiert werden wird. * Christian Häuselmann ist Mitgründer swisscleantech und der Global Cleantech Cluster Association (GCCA)


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MINERGIE

Stabwechsel beim Pionier Minergie hat in der Schweiz energieeffizientes Bauen zur Erfolgsgeschichte gemacht. Nun setzt der Pionier verstärkt auf Bauqualität, Modernisierung und Partnerschaft mit anderen Akteuren. Dabei wird mit Christian Röthenmund nun ein Baufachmann Geschäftsführer. Sein Vorgänger Franz Beyeler treibt die Internationalisierung voran.

TEXT STEFFEN KLATT

Minergie ist erfolgreich. Mit einem Marktanteil von einem Viertel an Neubauten ist es der mit Abstand erfolgreichste nationale Standard energieeffizienten Bauens weltweit. Bis Ende 2012 waren 28 800 Gebäude mit einer beheizten Fläche von über 30 Millionen Quadratmetern von Minergie zertifiziert worden. Minergie hat zudem die kantonalen Bauvorschriften beeinflusst und neue Standards beim Wohnkomfort gesetzt. Franz Beyeler ist anderthalb Jahrzehnte lang das Gesicht von Minergie gewesen. Der Marketingfachmann hat als Minergie-Geschäftsführer den von Heinz Uebersax und Ruedi Kriesi entwickelten Standard landauf, landab verkauft. Beyeler hat sich schon längere Zeit gesagt, dass er ab 62 kürzer treten will. An der Minergie-Generalversammlung am 20. Juni gibt er den Stab an seinen Stellvertreter Christian Röthenmund weiter. Qualität rückt ins Zentrum Parallel zum Stabwechsel richtet sich Minergie neu aus. Denn zum einen wird in absehbarer Zeit Standard, was Minergie als Pionier vorgespurt hat: Ab 2020 sollen neue Gebäude praktisch keine eigene Energie mehr brauchen. Zum anderen sind die Ansprüche an Minergie und nachhaltiges Bauen generell gewachsen. «Minergie wird zunehmend mit einer höheren Bauqualität gleichgesetzt», sagt Beyeler. Damit ändert sich die Rolle von Minergie. Künftig werde es verstärkt um Qualität gehen, sagt Roethenmund. Aus der Sicht des diplomierten Bauführers ist das eine konsequente Weiterentwicklung des Minergie-Ansatzes: «Am Ende ist die wirklich in einem Gebäude verbrauchte Energie relevant.» Künftig würden daher Minergie-Zertifikate nicht nur auf der Grundlage der Planung der Architekten vergeben, sondern auch auf der Grundlage des gemessenen Energieverbrauchs. Allfällige Mängel könnten dann in die Planung künftiger Gebäude einfliessen. Minergie verstärke so seine Rolle als Standard für Bauqualität, so Röthenmund. Neuer Standard für nachhaltiges Bauen Nachhaltiges Bauen ist mehr als Energieeffizienz. Dazu gehören auch andere Um-

weltaspekte wie die durch die Gebäude erzeugte Mobilität, wirtschaftliche Aspekte wie der Beitrag zur regionalen Wirtschaft und gesellschaftliche wie die soziale Durchmischung. Minergie hatte deshalb schon vor Jahren die Entwicklung eines Standards für nachhaltiges Bauen angeregt. Das Bundesamt für Energie hat dann eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von rund 50 Organisationen koordiniert. Am 13. Juni stellt das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz das erste Ergebnis vor, den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) für den Hochbau. Röthenmund erwartet aufgrund der Komplexität des neuen Standards, dass in der ganzen Schweiz nur bis zu 50 Überbauungen zertifiziert werden können, vor allem öffentliche Gebäude. Aber wesentliche Bestandteile des SNBS könnten in den Minergie-Standard übernommen werden und damit in der Breite wirken. Breit abgestützt Minergie setzt zunehmend auf Partnerschaften mit anderen Akteuren. Die Weiterentwicklung von Minergie wird von einer Koordinationsgruppe geleitet, der Vertreter des Schweizerischen Ingenieurund Architektenvereins (SIA) ebenso angehören wie der 2000-Watt-Gesellschaft, der Energiestadt, der Stadt Zürich, der Kantone und des Bundesamts für Ener-

An der MinergieGeneralversammlung am 20. Juni gibt Franz Beyeler den Stab an seinen Stellvertreter Christian Röthenmund (l.) weiter. Foto: zVg

gie. Geleitet wird die Gruppe von Roland Walthert, dem Mitbegründer des Zürcher Ingenieurunternehmens Amstein + Walthert. Die vier Arbeitsgruppen, der auch Vertreter von Unternehmen und der ETH Zürich angehören, beschäftigen sich mit der Qualitätssicherung, der Modernisierung von Gebäuden, der Datenerfassung in Gebäuden und mit der Weiterbildung. Der Pionier Minergie wird zum Katalysator einer Zusammenarbeit der gesamten Baubranche – und damit zu einem wichtigen Akteur der Energiewende. Minergie wird international Franz Beyeler wird die Internationalisierung von Minergie vorantreiben. Der Verein Minergie, vor allem von den Kantonen getragen, gründet dafür eine Minergie International AG. Als Aktionäre sind grosse Firmen angefragt worden, die schon heute in der Schweiz mit Minergie zusammenarbeiten, darunter Baufritz, Holcim, Sika, Velux, Viessmann, VZug, Zehnder. Erste Zielmärkte sind die unmittelbaren Nachbarn, etwa Deutschland. Auch Länder wie Indien und Japan interessieren sich für den Schweizer Standard. Beyeler will das bisherige Erfolgsrezept von Minergie nun international umsetzen: Energieeffizienz ist eine Geschäftschance für Unternehmen, die offen für Innovationen sind.


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CLEANTECH NACHRICHTEN Schweiz auf Platz fünf Ilsan - Im weltweiten Index für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit liegt die Schweiz auf dem fünften Platz vor Deutschland. Vor der Schweiz rangieren die nordeuropäischen Länder Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. Der Global Sustainable Competitiveness Index wird seit 2012 vom südkoreanischen Unternehmen Solability erstellt. 176 Länder werden bewertet. Dabei liegt der Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit, die in Einklang mit nachhaltigem Wachstum, der Umwelt und sozialem Zusammenhalt stehen. Forscher wollen Photosynthese nachahmen Zürich - Die Universität Zürich lanciert neue Forschungsschwerpunkte, auch im Bereich saubere Energie. Die Universität will damit vorhandene Stärken in der Forschung fördern und ausbauen, ihr Profil als Forschungsuniversität im globalen Wettbewerb schärfen.

erzeugen. Das Windkraftwerk, in dessen Projektierung und Bau die CKW rund fünf Millionen Franken investieren, ist das erste in dieser Grössenordnung im Kanton Luzern.

Die Universität Zürich beabsichtigt die Photosynthese technisch umzusetzen. Foto: Bilderbox.de

Die am Projekt involvierten Chemiker und Physiker beabsichtigen, die Photosynthese technisch umzusetzen. Auf der Suche nach einer langfristigen CO2-freien Energiequelle wollen sie Sonnenlicht in chemischen Verbindungen speichern. Sie wollen Sonnenenergie direkt in Wasserstoff speichern. Milliardäre gründen Forschungszentrum Genf – Hansjörg Wyss und die Familie Bertarelli finanzieren den Aufbau eines Campus Biotech am ehemaligen Standort

Das erste Reihenhaus der Wohnsiedlung Neugrün in Foto:zVg Mellingen wurde errichtet.

von Merck Serono in Genf. Die Wyss Foundation gibt der ETH Lausanne (EPFL) 100 Millionen Franken für den Aufbau eines biotechnologischen Instituts in Genf. Dieses Wyss Institute wird die Forschung im biologisch inspirierten Engineering vorantreiben. Der Standort Sécheron mit 15.000 Quadratmetern wurde vom Konsortium des Campus Biotech mit den Mitteln der Wyss Foundation und der Familie Bertarelli gekauft. Das Wyss Institute teilt sich die Fläche mit Forschungsgruppen der EPFL und der Universität Genf. Die Familie Bertarelli steuert ihre bestehenden Lehrstühle an der EPFL sowie zwei zusätzliche Lehrstühle für das Wyss Institute bei. Auf dem Campus Biotech sollen sich auch bestehende und neue Unternehmen niederlassen.

850 000 Franken. Die Projekte sollen über die nächsten zehn Jahre insgesamt 28 000 Tonnen CO2 einsparen. Geld erhalten Unternehmen, die ihren Energieverbrauch reduzieren oder solche, die ein klimafreundliches Produkt entwickeln.

18 Klimaschutzprojekte erhalten Förderung Zürich - Die Klimastiftung Schweiz unterstützt 18 neue Klimaschutzprojekte von kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz und Liechtenstein mit insgesamt

Grösstes Zentralschweizer Windkraftwerk entsteht Luzern - Die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) wollen ab Herbst mit dem grössten Windkraftwerk der Zentralschweiz im Entlebuch Strom für rund 600 Haushalte

Kanton will Solarstrom vom eigenen Dach Chur - Bauten im Besitz des Kantons Graubünden dürfen für die Produktion von Solarstrom genutzt werden. Dafür eignen sich 17600 Quadratmeter auf 50 Gebäuden. Dort können jährlich 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom produziert werden, das reicht für den Verbrauch von 260 Haushalten. Elektrizitätswerke, aber auch Private können mit dem Hochbauamt Verträge abschliessen.

Solothurn baut innovatives Werk Solothurn - Die Regio Energie Solothurn realisiert eine für die Schweiz einzigartige Energieanlage. Ein Hybridwerk soll die verschiedenen Energieträger und die dazugehörigen Strom-, Erdgas- und Fernwärme-Netze zu einem konvergenten System machen. Dabei wird Heizzentrale mit einem Wärmespeicher, Blockheizkraftwerken, Elektrolyseur und Wasserstoff-Speicher verbunden. Nachhaltige Wohnsiedlung nimmt Form an Dietlikon – Das erste Reihenhaus der Wohnsiedlung Neugrün in Mellingen wurde errichtet. Die nach Angaben der Bauherren grösste nachhaltige Wohnsiedlung der Schweiz soll 400 Menschen unterbringen können. Zum ersten Mal werde eine komplette Wohnsiedlung in dieser Grössenordnung nach neusten Nachhaltigkeitsstandards gebaut. Dabei tritt Implenia als Totalunternehmerin auf, die für die Bauherrin Credit Suisse Anlagestiftung Real Estate Switzerland den Auftrag ausführt. Geplant wurde das Projekt von Dietrich Schwarz Architekten. Nebst dem Gütesiegel greenproperty Gold erhält die Wohnsiedlung die Standards Minergie-P-ECO und Minergie-A-ECO auf. Anzeige

Einsatz für die Grüne Wirtschaft:

KMU gestalten mit und setzen um Präsentation des Wirtschaftsverbands swisscleantech und von Mitgliederfirmen, die als KMU zum Gelingen der Energiewende bereits heute beitragen.

Dienstag, 18. Juni 2013 Hotel Bellevue Palace, Bern Informationsanlass für interessierte Firmen ab 18.15 Uhr

Anmeldung www.swisscleantech.ch/2013-q2


AKTUELL l UZ

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SWISS ECONOMIC FORUM 2013

Unternehmertum im Fokus Während zwei Tagen im Juni findet in Interlaken das Swiss Economic Forum 2013 statt. Q&A – Questions und Answers – stehen im Mittelpunkt der wichtigsten Wirtschaftskonferenz der Schweiz.

REFERENTEN AM SWISS ECONOMIC FORUM

Alain Berset Bundesrat, Vorsteher des EDI

Partick De Maeseneire, CEO Adecco

Nouriel Roubini, US-Starökonom

SWISS ECONOMIC FORUM

Laurence D. Fink, Chairman und CEO Blackrock Inc.

Kevin Roberts, CEO Worldwide, Saatchi & Saatchi

TEXT SALOME KERN

Fotos: swiss-image.ch / zVg: Neil Price, www.saatchikevin.com, Wikipedia

Antworten auf brennende Fragen. Im Rahmen dieses Mottos findet am 6. und 7. Juni 2013 das Swiss Economic Forum in Interlaken statt. Internationale Referenten und Experten geben sich an der wichtigsten Wirtschaftsveranstaltung der Schweiz die Klinke in die Hand. Die Veranstalter möchten für bei den Besuchern neue Impulse wecken und Klarheit schaffen. Sie sind der Meinung, dass Neugier die Basis von Innovation sei, Stellen von Fragen der Anfang eines Dialogs, welcher zu neuen und guten Lösungen führt. Wer dies konsequent umsetzt, sei der Konkurrenz immer einen Schritt voraus. Ein weiterer wichtiger Teil der Konferenz ist das immer bedeutendere Networking. Teilnehmer treffen auf Personen aus-

George Papandreou, Premierminister von Griechenland a. D.

Wirtschaft und Politik, können Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen. Ein Programmpunkt ist die Vergabe des mit 75 000 Franken dotierten Jungunternehmerpreises. Der Swiss Economic Award ehrt drei junge Firmen aus den Kategorien Dienstleistung, Hightech/Biotech und Produktion / Gewerbe. Die Veranstalter möchten Unternehmen die mit Innovation, Engagement und Risikobereitschaft einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Schweizer Wirtschaft leisten auszeichnen. Parallel laufen am zweiten Forumstag acht Breakout Sessions. Die Teilnehmer können gezielt auswählen, zu welchen unternehmerischen Themen sie sich informieren wollen. Zu den Refereten gehört Didier Cuche, er spricht zum Thema «Von der Person of Interest zum

Das Swiss Economic Forum wurde 1998 gegründet und ist heute die bedeutendste nationale Wirtschaftsveranstaltung. 55 bis 60 Experten aus dem In- und Ausland referieren zu verschiedenen Fragestellungen, es werden rund 1300 Besucher erwartet. Datum: 6. Juni, von 13:30 Uhr bis 7. Juni um 17:30 Uhr. Congress Centre Kursaal Interlaken AG Strandbadstrasse 44, 3800 Interlaken

normalen Berufsmann». Weitere Themen sind «Markt und Moral – (k)ein Wiederspruch?» oder «Lifebalance – Arbeit zwischen Lust und Frust». Die Veranstalter möchten unternehmerisches Gedankengut fördern, Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft vernetzten und sich für Jungunternehmer einsetzen. Während der Veranstaltung können unternehmerische Fragen aller Art gemeinsam diskutiert werden. Unternehmer sollen Trends und Zusammenhänge erkennen und austauschen. Jedes Jahr ist das SEF innerhalb von weniger als einer Stunde ausverkauft. Die Tickets werden deshalb seit fünf Jahren verlost. Die Anzahl der Plätze ist auf 1300 limitiert. Die Veranstalter setzen auf Qualität statt Quantität.


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A K T I E N M A R K T E U R O PA

Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft Trotz erfreulicher Kursentwicklung in den letzten Monaten sind viele Anleger noch gar nicht an die Aktienmärkte zurückgekehrt. Die zu erwartenden Geldflüsse und die attraktive Bewertung europäischer Aktien machen ein weiteres Ansteigen der Kurse wahrscheinlich.

TEXT PETER BÄNZIGER

Die Entschlossenheit der Europäischen Zentralbank EZB, wenn nötig auch mit drastischen Massnahmen den Euro zu retten, wirkt an den Aktienmärkten weiterhin nach. Mit dem guten Start ins Jahr setzte sich der Erholungstrend seit letztem Herbst fort. Allerdings braucht es wenig, damit die Stimmung an den Börsen zumindest kurzfristig wieder kippen kann. Ein Beispiel dafür ist die Unsicherheit, die im Februar im Zusammenhang mit den italienischen Parlamentswahlen aufkam. Obwohl die Märkte grundsätzlich davon ausgehen, dass sich die Verschuldungssituation in Europa allmählich zum Besseren wendet, lassen kleinste Anzeichen einer «laissez faire»-Haltung bezüglich der Sanierung der Staatsfinanzen die Ängste von Anlegern wieder neu aufkeimen. Die zypriotische Lösung mit Kapitalschnitt bei gewissen Bankguthaben gilt zwar als Sonderfall innerhalb der EU. Dennoch sollten die Anleger solchen Entwicklungen gegenüber aufmerksam bleiben. Unternehmen gut in Form Die Börsen nehmen die Überwindung der Krise vorweg, während die Länder der europäischen Peripherie weiterhin vor grossen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen stehen. Zahlreiche Probleme sind nach wie vor ungelöst, so zum Beispiel dringend notwendige Strukturreformen in den südlichen Ländern sowie in Frankreich. Was von diesen Ländern schon an «Hausaufgaben» erledigt wurde, ist an den Märkten bisher kaum zur Kenntnis genommen worden. Ein gutes Beispiel dafür, wie mit Reformen der Staatshaushalt wieder in Ordnung gebracht werden kann, sind die baltischen Staaten, die vor rund drei Jahren ebenfalls eine hohe Verschuldung aufwiesen. Bei jenen Ländern waren der hohe politische Konsens für Reformen sowie die guten Rahmenbedingungen wie etwa flexible Arbeitsmärkte ausschlaggebend dafür, dass sie schnell auf den Erfolgsweg zurückfanden. Bedeutende Cash Flows In Bezug auf die Unternehmensgewinne präsentiert sich die Situation solide. Analysten schätzen, dass europäische Unternehmen insgesamt im laufenden Jahr ein Gewinnwachstum von rund zehn Prozent erzielen werden. Positiv zu Buche schlägt, dass in den letzten Jahren viele Unternehmen bedeutende Cash Flows generieren konnten, welche nun für die Schuldentilgung, für Aktienrückkaufprogramme und für die Ausschüttung von Dividenden zur Verfügung stehen. Die Dividendenrendite des europäischen Aktienmarktes insgesamt liegt derzeit bei rund vier Prozent. Das ist

ein sehr attraktiver Wert, vor allem im Vergleich zu den rekordtiefen Renditen, die für Geldmarktpapiere oder Staatsanleihen guter Qualität zu erzielen sind. Risikoscheuen Anlegern, die normalerweise Anleihen bevorzugen, bietet sich somit eine interessante Alternative. Angesichts der Kurssteigerungen während der letzten Monate stellt sich die Frage, ob das Kurspotenzial von Aktien schon ausgereizt ist. Eine Antwort darauf gibt die Analyse der Aktienkursbewertungen. Dabei werden die aktuellen Kurse ins Verhältnis zu den erwarteten Gewinnen der Jahre 2013 und 2014 gesetzt. Wir stellen fest, dass die Aktienkurse in den meisten Weltregionen weiterhin unterbewertet sind – egal ob die Bewertung anhand der Gewinnschätzungen von Analysten oder mithilfe von Trendgewinnen vorgenommen wird. Starke Unterbewertung in Europa Wir gehen davon aus, dass wir am Beginn einer Börsenphase stehen, an deren Ende zumindest faire Bewertungen erreicht werden. Die Hoffnungen, dass es zu einer Fortsetzung der Kursanstiege kommt, sind berechtigt. Dies umso mehr, als nun viele Anleger erst jetzt an die Aktienmärkte zurückkehren und dadurch die Kurse weiter stützen dürften. Wie stark die Unterbewertung europäischer Aktien im Vergleich zu anderen Märkten ist, zeigt die Grafik. Der Grund für diesen «Rückstand»: Bei europäischen Aktien wurde der Aufholprozess nach der Finanzkrise von 2008/2009 abgebrochen, als wegen der Euro-Schuldenkrise die Bereitschaft, in europäische Titel zu investieren, äusserst gering war. Nun können die Börsen der PeripherieLänder wie Italien oder Spanien mit ihrer Erholung einen namhaften Beitrag zur Performance europäischer Aktien insgesamt leisten.

Analysten schätzen, dass europäische Unter nehmen insgesamt im laufenden Jahr ein Gewinnwachstum von rund zehn Prozent erzielen werden.

Risiken eines Rückfalls Die wirtschaftliche Erholung Europas ist nach Ansicht mancher Marktbeobachter noch nicht gesichert. Ein Rückfall in den Krisenmodus ist grundsätzlich jederzeit möglich. Die Hauptrisiken: – Politisch: Wenn die geplanten Reformen in den Peripherie-Staaten nicht konsequent genug angegangen werden oder zu wenig greifen. – Volkswirtschaftlich: Wenn die Weltkonjunktur sich nicht so deutlich verbessert wie erwartet. Dem halten wir entgegen, dass der politische Wille, die Schuldenkrise zu überwinden, weiterhin vorhanden ist und auch konkrete Massnahmen beschlossen wurden. Beispiele dafür sind nationale Schuldensanierungspläne, die Umschuldung in Griechenland, die Anleihenkäufe durch die EZB oder der Zeitplan für die Bankenunion.

Foto: Bilderbox.de Grafikquelle: Datastream / Swisscanto


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UNTERBEWERTETE AKTIENMÄRKTE Abweichungen der MSCI-Indizes vom fairen Wert per 30.04.2013 Welt

USA

Europa ex UK und CH

UK

Schweiz 8%

–3% –7%

Japan 6%

–5% –8%

Asien 3%

EMMA 5%

–5%

–8% – 13 %

– 14 %

– 16 %

– 22 % – 30 %

Trendmodell I B E S -Gewinnschätzungen – 45 %

Für ein Engagement an den europäischen Aktienmärkten gibt es gute Argumente. Dazu zählen: – Argument 1: Die Bereitschaft der EZB, alles für den Fortbestand der europäischen Währungsunion zu tun, hat Systemrisiken ausgeräumt und damit eine Wende der europäischen Aktienmärkte herbeigeführt. Diese neuen Voraussetzungen lassen sich mit Aktien und Aktienfonds in Kursanstiege umsetzen. – Argument 2: Bei der «Jagd nach Rendite» können Obligationen zurzeit nicht mithalten. Die Bereitschaft, Aktien zu kaufen, nimmt deshalb zu. – Argument 3: Europäische Aktien weisen im Durchschnitt eine hohe Dividendenrendite von rund vier Prozent auf und empfehlen sich damit als attraktive Alternative zu Obligationen. – Argument 4: Viele Anleger haben sich gegenüber Aktien lange Zeit sehr reserviert verhalten und halten derzeit wenig Aktien im Portfolio. «Unterinvestiert» bei Aktien sind nicht nur private Investoren, sondern auch viele institutionelle Anleger, die mit milliardenschweren Käufen die Aktienkurse nach oben treiben können.

– Argument 5: Viele europäische Firmen verfügen über starke Bilanzen und sind weitgehend solide kapitalisiert. Diese Stärken kommen in den gegenwärtigen Börsenkursen noch zu wenig zum Ausdruck. Fonds für Wirtschaftsaufschwung positioniert Swisscanto hält in seinen Fonds für europäische Aktien derzeit ein Übergewicht an Sektoren, die eine speziell günstige Bewertung aufweisen wie zum Beispiel Banken, Versicherungen, Software oder Medien. Dies sind auch jene Sektoren, die von einer Konjunkturerholung besonders profitieren dürften. Untergewichtet sind wir unter anderem in den Sektoren Versorger und Telekommunikation. Diese Branchen sind mit sinkenden Preisen, einem grossen Investitionsbedarf sowie mit einer zunehmenden steuerlichen Belastung konfrontiert. Ein Übergewicht halten unsere Fonds bei Aktien von Firmen mit kleinerer Marktkapitalisierung (Small Caps). Diese sind besonders stark unterbewertet und haben auf lange Sicht bessere Perfomancechancen als Titel von grossen Firmen.

DER AUTOR

Peter Bänziger ist Chief Investment Officer, Swisscanto


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BERUFLICHE VORSORGE

Eigenverantwortung in der Bel-Etage Wer unternehmerisch denkt, fordert auch in der beruflichen Vorsorge mehr Mitbestimmung und Eigenverantwortung. Erste Lösungen haben sich in den Bereichen Überobligatorium, Freizügigkeit und Säule 3a bewährt. Insbesondere in der Bel-Etage zeigt der Trend in Richtung Individualisierung und Flexibilisierung.

TEXT JÖRG ODERMATT *

Im Jahre 2000 führte das Vorsorgeunternehmen PensExpert mit der Sammelstiftung PensFlex Schweiz weit eine Kadervorsorge ein, die eine weitgehende Individualisierung sowie eine völlige Transparenz der Anlagen im überobligatorischen Bereich gewährleistet. Die Lösung kann im Überobligatorium ab Jahreseinkommen von 126‘360 Franken als Ergänzung zu einer obligatorischen Pensionskasse eingesetzt werden. Das sogenannte Splittingmodell ermöglicht es den Versicherten, zumindest einen Teil ihrer überobligatorischen Vorsorgevermögen im Rahmen der konservativen Anlagerichtlinien eigenverantwortlich zu bewirtschaften. Dabei profitieren sie von erhöhten Anlagechancen, müssen aber auch die Verlustrisiken tragen. Einkäufe werden aufgrund der persönlichen finanziellen Situation freiwillig und erst noch steuerlich optimiert getätigt. Vorteile für Versicherte, Unternehmen und Volkswirtschaft Das Konzept spricht insbesondere Kader-

leute, Direktionsmitglieder und Selbständigerwerbende an und bietet auch unternehmerische und volkswirtschaftliche Vorteile. So werden Elemente der heutigen Vorsorgeideologie wie der gemeinsame Deckungsgrad sowie solidarische Sanierungsmassnahmen im überobligatorischen Bereich hinfällig. Der Versicherte kann im Überobligatorium völlig eigenverantwortlich handeln und muss nicht für Fehler einer fremdbestimmten Anlagepolitik büssen. Zur Auswahl steht ein breites Angebot an ausgewählten fondsbasierten Anlagemöglichkeiten. Ab einem grösseren Anlagevolumen besteht zudem die Möglichkeit, bei Partnerbanken Anlagestrategien mit Einzeltiteln im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandates zu führen. Die neue Bel-Etage lässt sich in vielfältiger Weise mit einer bereits bestehenden obligatorischen Vorsorgelösung kombinieren. Die Diversifikation der Vorsorge auf zwei unterschiedliche Vorsorgeträger vermindert zudem diverse Risiken, wie zum Beispiel dasjenige der Quersubventionierungen. Als Basis kommen sowohl unabhängige Vorsorgeeinrichtungen wie auch

traditionelle Vollversicherungen in Frage. So sind unterschiedlichste Vorsorgeziele und Pensionierungskonzepte möglich. Der obligatorische Bereich kann zum Beispiel der Risikoabsicherung und der Rentenansparung dienen und der überobligatorische Bereich der Kapitaläufnung. Bei der Pensionierung können viele Anlagen bei PensFlex unverändert weitergeführt und ins Privatvermögen überführt werden. Dieser Ansatz erhöht die Flexibilität der Vorsorgeplanung markant. Davon profitieren unter anderem auch international mobile Arbeitskräfte. So kann die Auszahlung der überobligatorischen Vorsorgegelder bei einem Wegzug in einen EU/EFTA-Staat als Wertschriften Transfer erfolgen. Flexible Pensionierung Ferner ermöglichst PensFlex zahlreiche Formen von vorzeitiger, stufenweiser oder aufgeschobener Pensionierung. Insbesondere bei einem Alterskapitalbezug ist aber das fiskalische Umfeld genau zu prüfen. Aufgrund des Vorsorgereglements können sich die Versicherten ab Alter 58 bis Alter 70 ganz oder teilweise pensionieren lassen. Eine Reduktion des Arbeitspensums um mindestens einen Drittel berechtigt zum Bezug der entsprechenden Altersleistung. Das Angebot scheint in unternehmerischen Kreisen einem breiten Bedürfnis zu entsprechen. Bereits mehr als 750 Unternehmen mit über 2500 Versicherten haben sich der Sammelstiftung angeschlossen. Der Trend ist ungebrochen: Im vergangenen Jahr wurde ein Vermögenszuwachs um 200 Mio. auf 960 Mio. Franken erzielt, der stärkste Anstieg in der nunmehr 13-jährigen Geschichte der Stiftung. Der Wunsch nach mehr Freiheit und Mitbestimmung in der beruflichen Vorsorge ist nicht mehr aufzuhalten. In den nächsten Jahren ist mit einer weitergehenden Flexibilisierung und Individualisierung zu rechnen. *Jörg Odermatt ist CEO von PensExpert, Luzern

K R E AT I V V O R G E S O R G T PensExpert wurde im Jahr 2000 mit dem Ziel gegründet, den Eigentümern der Vorsorgegelder mehr Freiheit und Transparenz bei der Bewirtschaftung ihrer Guthaben zu bieten. Dazu wurden diverse Vorsorgestiftungen lanciert. Die Sammelstiftung PensFlex offeriert den einzelnen Versicherten im überobligatorischen Bereich der beruflichen Vorsorge, also der Kadervorsorge, die persönliche Strategiewahl. PensFree steht für Freizügigkeitsguthaben und Pens3a für Gelder der Säule 3a zur Verfügung. Für grenzüberschreitende Vorsorgelösungen wurde ferner die Freizügigkeitsstiftung Independent ins Leben gerufen. Die Stiftungen weisen ein markantes Wachstum auf und verwalten momentan Vermögen in der Höhe von 2,3 Mrd. Franken. Foto: Bilderbox.de


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sorgekonto/ -depot einrichten. Dadurch kann die Anlagestrategie von der vermögensverwaltenden Bank auf die einzelne versicherte Person angepasst werden. So ergeben sich interessante Möglichkeiten für Arbeitnehmer und Selbständige welche über eine Lohnsumme von über 126 360 Franken verfügen.

FINANZOPTIMIERUNG

Massgeschneidert Spezielle PK-Lösungen bieten Unternehmen interessante Möglichkeiten zur Finanz- und Steueroptimierung. Durch maximale Flexibilisierung werden Wünsche und Ziele des Unternehmens mit denen der Besitzer und der Geschäftsleitung in Einklang gebracht.

TEXT MICHAEL PETERSEN UND ROBERT MAYER

Jede Firma ist anders und jeder Unternehmer plant privat wie auch geschäftlich individuell. Ideale Pensionskassenlösungen berücksichtigen nicht nur die Wünsche des Unternehmers, sie können als vollwertiges Finanzinstrument eingesetzt werden und die Steuerbelastung von Firmen wie auch Unternehmern und ihren Arbeitnehmern positiv beeinflussen. Hierfür gibt es jedoch einige Punkte zu beachten. Stichwort Transparenz Geschäftsführer haben in ihrer Firma den finanziellen Durchblick und alles was sie investieren, ist absolut transparent für sie. Ist das bei PK-Lösungen auch der Fall? Leider nicht immer. Dies sollte jedoch das Ziel sein – schliesslich geht es um viel Kapital. Moderne Vorsorgelösungen bieten eine hohe Transparenz. So ist es wichtig, dass die Höhe der genauen Anlagerendite, die Zusammensetzung der Anlagestrategie bis auf Titelebene ersichtlich ist und sämtliche Administrations-, Vermögensverwaltungs- sowie Risikokosten offen dargelegt werden. Retrozessionen und dergleichen dürfen bei einer individuellen Lösung nicht vorkommen – da diese die neutrale Betrachtungsweise verunmöglichen. Stichwort Individualität Die meisten Pensionskassenstiftungen unterscheiden zwischen BVG-Obligatorium, Überobligatorium und Ausserobli-

J Y S K E B A N K P R I VAT E B A N K I N G Als Schweizer Privatbank mit dänischen Wurzeln ist Jyske Bank seit über 40 Jahren in Zürich zu Hause. Ein spezialisiertes Team ist für die Schweizer Kunden im Bereich Wealth Management zuständig und bietet mit einer Sammelstiftung flexible und massgeschneiderte Pensionskassenlösungen. Kontakt: Jyske Bank (Schweiz) AG, Wasserwerkstrasse 12, 8021 Zürich, Tel. +41 44 368 7373, www.jyskebank.ch

gatorium. Interessant sind jedoch Lösungen mit einer Sammelstiftung für den obligatorisch und den überobligatorisch versicherten BVG Lohn sowie mit einer zusätzlichen Stiftung für den ausserobligatorischen Teil. Weshalb macht diese Trennung Sinn? Wie es der Name «Obligatorium» sagt, gibt es zwar für den einzelnen Arbeitnehmer keine Wahlmöglichkeiten bezüglich Risikoschutz, Anlagestrategie – für das Unternehmen als Ganzes allerdings schon. Daher ist es sinnvoll, dass eine Unternehmung von Zeit zu Zeit ihre bestehende Lösung auch im Obligatorium/ Überobligatorium überprüft und so den Wünschen und Zielen des Unternehmens laufend anpasst. Im ausserobligatorischen Bereich wird kein Zinssatz vorgeschrieben und die Stiftung kann für jede versicherte Person ein individuelles Vor-

Stichwort Planungssicherheit Da ein Unternehmensgewinn jährlich variiert, sollte in guten Ertragsjahren die Steuerbelastung kontrolliert werden. Das Unternehmen kann den Gewinn in Form von Boni oder Dividenden ausschütten. Für die Mitarbeiter und die Firmeninhaber besteht die Möglichkeit, sich in ertragsreichen Jahren in die Pensionskasse einzukaufen und so die Steuerbelastung zu senken. So lässt das BVG Sparbeiträge von bis 25 Prozent des Einkommens zu, bis zu einem maximal versicherbaren Lohn von 842 400 Franken. Da Sparbeiträge bis zum 25. Altersjahr zurückgerechnet werden, ergibt sich bei einem höher versicherten Einkommen und prozentual höheren Sparbeiträgen ein grosses Einkaufspotenzial. Dies ist jedoch nur sinnvoll, wenn die Anlagestrategie der Pensionskassenvermögen individuell auf den einzelnen Versicherten angepasst wird. Denn eine 35-jährige Person verfolgt eine andere Anlagestrategie als eine 60-jährige. Um die Planungssicherheit weiter zu erhöhen sollte es auch möglich sein, dass bestehende Anlagen (Fonds, Aktien, Obligationen) bei einem Bezug ins Privatvermögen überführt werden können. So läuft man nicht in Gefahr, die Titel zu einem schlechten Zeitpunkt verkaufen zu müssen – auch der Anlagehorizont verlängert sich dadurch. Flexible Pensionskassenlösungen bieten einen hohen Mehrwert für ein Unternehmen. Für den Unternehmer und die Mitarbeiter bedeutet die höchstmögliche Individualisierbarkeit und das Nutzen der vorhandenen gesetzlichen Rahmenbedingungen eine sehr grosse Optimierungsmöglichkeit in der privaten sowie unternehmerischen Finanzplanung.

DIE AUTOREN

Foto: Bilderbox.de

Michael Petersen arbeitet seit 17 Jahren für Jyske Bank. Seit zwei Jahren ist er Head of Private Banking Schweiz und im Advisory Board von Swiss Practice. Robert Mayer, Senior Wealth Management Adviser, arbeitet seit 17 Jahren im Finanzbereich. Er ist mitverantwortlich für den Schweizer Markt bei der Jyske Bank.


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BERUFLICHE VORSORGE

Regelmässige Analyse lohnt sich Die Herausforderungen für Pensionskassen und involvierten Personen sind gross und tendenziell zunehmend. Der stetige Wandel, die zunehmende Regulierungsdichte, der Ruf nach Transparenz und die weiterhin unsicheren Märkte stellen immer höhere Anforderungen an die Beteiligten.

TEXT RONALD BIEHLER

Die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) hat Ende April 2013 die neue Weisung zum Ausweis von Vermögensverwaltungskosten erlassen. Damit müssen diejenigen Anlagen, bei welchen die Vermögensverwaltungskosten nicht in der Betriebsrechnung ausgewiesen sind, diese im Anhang mittels dem «total expense ratio» (TER) berechnet und ausgewiesen werden. Eine weitere neue Herausforderung der Pensionskassen stellt die Umsetzung der Minder-Initiative dar, welche per Anfang 2013 in Kraft treten soll. Der Entwurf dazu samt begleitendem Bericht wird Ende Mai erwartet. Die Pensionskassen müssen grundsätzlich ihre Stimmrechte bei direkten Anlagen als auch bei indirekten Anlagen vornehmen. Doch wie werden die Interessen der Versicherten definiert und wie diese ermittelt? Eigentlich müssten die Meinungen der Versichertenvertreter in den paritätischen Organen der jeweiligen Pensionskassen eingeholt werden. Das kann in grössere Aufwendungen münden. Hinzu kommt, dass die Unternehmenswelt sich heute dynamisch entwickelt: Firmen wachsen, schrumpfen, fusionieren, kaufen andere Unternehmen oder verkaufen eigene Bereiche. Immer ist nachrangig auch die berufliche Vorsorge betroffen. Gerade in der heutigen Dynamik wird die Problematik der Pensionskasse oft ausgeblendet. Dies kann zu markanten und kostspieligen Konsequenzen führen, falls eine Unternehmung übernommen wurde mit einer Pensionskasse in einer wesentlichen Unterdeckung. Es ist deshalb ein grosser Vorteil für einen verantwortungsvollen Stiftungsrat oder einer Geschäftsleitung, immer wieder eine Standortbestimmung für die Durchführung seiner beruflichen Vorsorge vorzunehmen. Oft stellt sich auch die Frage nach der kritischen Grösse einer Pensionskasse. Eine sogenannte Schlüsselzahl zur kritischen Grösse gibt es nicht. Man findet kleinere autonome Pensionskassen, die solid und gut geführt sind, und grössere, denen die Auslagerung von Funktionen oder gar der Anschluss an eine Sammelstiftung dringend angeraten

C H E C K L I S T E E I N E R V O R S O R G E A N A LY S E – Wie ist die Situation heute in Ihrer Unternehmung? Was hat sich seit der letzten Analyse verändert? Wie ist die Situation entsprechend bei Ihrer Pensionskasse? – Entspricht der bestehende Vorsorgeplan noch den Bedürfnissen der heutigen Mitarbeitenden und deren Struktur. Wird ein zusätzlicher Kaderplan benötigt? – Wann wurde die Anlagestrategie auf die Entwicklung der Finanzund Kapitalmärkte überprüft? Entspricht die heutige Anlagestrategie noch der Risikofähigkeit der Pensionskasse? – Verfügt die Pensionskasse über eine zweckmässige, kostenoptimierte Organisation? – Mit welchem Zinssatz werden die Alterskapitalien projiziert? Welcher Umwandlungssatz kommt für die Altersrente zur Anwendung? Wie hoch ist der technische Zinssatz? Foto: Bilderbox.de

werden müsste. Wichtig ist vor allem die Durchführung einer Risikoanalyse und für jedes einzelne Teilrisiko die Abweichung zwischen Ist und Soll festzustellen. Danach sind Entscheidungsgrundlagen zu entwickeln, die geeignet sind, die festgestellten Defizite zu beseitigen, respektive wie und ob die Pensionskasse weitergeführt werden soll. Ein weiterer Faktor sind die Kosten. Diese nehmen kontinuierlich zu, die Strukturreform führte zu höheren Kosten bei den Aufsichtsbehörden als auch zu grösserem Aufwand bei den Pensionskassenexperten, Revisoren, usw. Haben Sie einmal die gesamten Verwaltungskosten Ihrer Pensionskasse durch die Anzahl der angeschlossenen Mitarbeitenden geteilt? Sind diese Kosten höher als 1 000 Franken? Dann wäre wohl die Überlegung für einen Anschluss an eine Sammelstiftung gerechtfertigt, gibt es doch Anbieter mit Verwaltungskosten von 165 Franken je Versicherten. Die Pensionskassenstatistik der letzten Jahre zeigt jedenfalls einen klaren Trend auf: Im Pensionskassenumfeld fin-

det eine Konzentration statt. Schon einige Pensionskassen haben sich entschlossen, Teile der beruflichen Vorsorge an Spezialisten auszulagern. Andere Pensionskassen sind einen Schritt weitergegangen und schlossen sich Sammelstiftungen an. Eine optimierte Pensionskassenlösung kann markant und nachhaltig die Kosten eines Unternehmens senken. So sind die Prämienunterschiede zwischen den Pensionskassen oder BVG-Sammelstiftungen weiterhin enorm. Aufgrund einer Standortbestimmung können ohne weiteres bei den Risiko-, Zusatz- und Verwaltungskosten rund 30 Prozent eingespart werden.

DER AUTOR Ronald Biehler ist Chief Marketing Officer der Noventus PensionPartner AG mit den Sammelstiftungen NoventusCollect und NoventusCollect Plus und Geschäftsführer der BVG-Sammelstiftung Jungfrau


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Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Speicher AR. www.stricker-consulting.ch

Bern, 3. Mai 2013. Die SackgumpWeltmeisterschaft 2015 wird definitiv stattfinden. Nachdem sich die Bellenzer Konkursverwaltung mit der Sackgump AG Göschenen über den Kauf des Fussballstadions Bellinzona (CHF 192.35) geeinigt hat, gibt der Bundesrat grünes Licht in Form einer unbeschränkten Defizitgarantie.

VON RUEDI STRICKER

In seiner Begründung zu diesem historischen Entscheid geht der Bundesrat auf einige in der Vernehmlassung abgegebenen Stellungnahmen ein. An erster Stelle der Befürworter zu nennen – wie nicht anders zu erwarten – ist das VBS Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, das von Anfang an voll hinter dem Projekt stand. Sackgumpen sei ein ideales Training für den Ernstfall. Taktische Sprünge in feindliche Schützengräben können ebenso kriegsentscheidend sein wie gut gepumpte Militärvelos. Schützenhilfe bekam Maurers Truppe auch vom BAG. Die Gesundheitsexperten von der Schwarzenburgstrasse sind es leid, ständig von Dopingskandalen bei den zivilen Velofahrern zu hören und werden nicht müde, die Disziplin Sackgumpen als völlig ungeeignet für pharmakologische Nachhilfe zu beschreiben. Im BAE meinte man cool, ein Eishockeyspieler brauche im Sommer so viel Strom wie hunderttausend Sackgumper, und die SUVA rechnet vor, dass die Fallhöhe beim Sackgumpen weniger als ein Promille derjenigen beim Fallschirmspringen sei. Etwas überraschend, aber nicht völlig unlogisch erscheint das Statement der St. Galler Frauenorganisationen, die in ihrem eigens in Auftrag gegebenen Gutachten eine negative Korrelation zwischen der Aktivität im Sackgumpen und der Bereitschaft zu Seitensprüngen finden durften. Sukkurs erhalten die Frauen auch von der Textilbranche, die an den sexistischen Kleidervorschriften für Beachvolleyball nie Freude hatte und schon fleissig Säcke näht. Und nicht zuletzt soll das Finanzdepartement mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben, dass die Göschener als Aktiengesellschaft auftreten und gar nicht den Versuch unternehmen, trotz Milliardeneinnahmen als Verein steuerlich privilegiert zu werden.


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Probieren Sie es aus! Zu Hause arbeiten bedeutet keineswegs, dass man sich über fehlende Dokumente oder E-Mails ärgern muss. Mit wenigen technischen Voraussetzungen kann von zu Hause aus fast wie im Büro gearbeitet werden. Der Home Office Day, der dieses Jahr zum vierten Mal stattfindet, will dafür sensibilisieren, dass Home Office die Lebensqualität fördert und die Umwelt entlastet. Studien zeigen, dass Home Office auch die Produktivität fördern kann, da viele Arbeitnehmende zu Hause effizienter arbeiten als im Büro. Probieren Sie es selber aus, melden Sie Ihr Team noch heute unter www.homeofficeday.ch an und arbeiten Sie mit Ihrem Team am 13. Juni von zu Hause aus!

Das Büro zu Hause VON GREGOR DOSSENBACH

DER AUTOR Gregor Dossenbach ist KMUBerater bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.

Ich habe gehört, dass am 13. Juni der nationale Home Office Day stattfindet. Meine Mitarbeitenden und ich würden gerne mitmachen und an diesem Tag von zu Hause aus arbeiten. Was brauche ich dafür an Infrastruktur? Wer von zu Hause aus arbeiten will, braucht vor allem eine zuverlässige Internetverbindung. Je nach Arbeitsinhalt ist auch eine schnelle Verbindung nötig – zum Beispiel, wenn für grafische Arbeiten grosse Datenmengen übermittelt werden müssen. Damit Ihre Mitarbeitenden auf das Firmennetz zugreifen und beispiels-

weise an Dokumenten weiter arbeiten können, braucht es zudem einen sogenannten Remote Access Service (RAS). Sofern das Firmennetz mit der entsprechenden Option ausgerüstet ist, kann dank RAS von jeder beliebigen Internetverbindung auf das Firmennetz zugegriffen werden. Nah beim Team dank Chats Wer Home Office Tage für das ganze Team positiv gestalten will, sollte sich auch über die eigene Erreichbarkeit Gedanken machen. Denn wer von zu Hause aus arbeitet, ist nicht per se einfach nicht erreichbar. Abhilfe schaffen – neben Smartphones –

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online basierte Hilfsmittel wie Instant Messaging. Diese Chats sind geeignet, um sich bei kleinen Rückfragen mit den Arbeitskollegen auszutauschen. Für komplexere Sachen ist das Telefonieren die bessere Lösung. Eine praktische Variante hierfür ist – wiederum neben den Smartphones – die Internettelefonie. Damit ist man auch daheim unter der Firmentelefonnummer erreichbar. Dies ist vor allem für Mitarbeitende mit häufigem Kundenkontakt wertvoll. Die Internettelefonie macht zudem Telefonkonferenzen möglich. Damit steht der Teilnahme an Meetings von zu Hause aus nichts mehr im Wege.

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UZ l KOMMUNIKATION

U Z - S E R I E : S O F T W A R E FA L L S T U D I E N

Professionell und profitabel Mit Service Geld zu verdienen heisst, ausgezeichnete Leistungen zu bieten bei gleichzeitiger Profitabilität. Witzig The Office Company zeigt, wie das möglich ist – dank tagesaktuellen Informationen über Kunden, Aufträge, Ressourcen und Rendite. Und mit einer professionellen Service Management Lösung.

Ausgangslage Zu den Service-Leistungen von Witzig gehört auch der Service an Endgeräten wie Drucker oder Kopierer. Bei Grosskunden können davon rasch mehrere hundert Geräte im Einsatz stehen. Der Aufwand für den Unterhalt ist entsprechend hoch und würde eine eigene Infrastruktur und Ressourcen benötigen. Viele Firmen lagern daher den Unterhalt der Endgeräte an einen professionellen Dienstleister aus. So auch die Stadt Winterthur, wo Witzig in 167 Gebäuden für 1‘500 Endgeräte unterschiedlichster Hersteller den Service erbringt und sicherstellt, dass überall gedruckt werden kann. Doch Service Management ist ein komplexes Geschäft mit kontroversen Interessen: Auslastung der Techniker versus kurze Reaktionszeiten, hohe Verfügbarkeit versus hohe Kosten, neuste Endgeräte versus hohe Abschreibungen, alte Geräte versus hohe Reparaturkosten.

TEXT CHRISTIAN BÜHLMANN

Foto: zVg

Mit zwölf Standorten in der ganzen Deutschschweiz ist Witzig The Office Company der führende Anbieter von Dienstleistungen und Produkten rund ums Büro. Das 1946 gegründete Unternehmen mit Sitz in Frauenfeld entwickelt ganzheitliche Bürokonzepte und beschäftigt 200 Mitarbeitende sowie 15 Lernende. Die Leistungen von Witzig umfassen das Konzipieren, Gestalten, Optimieren und Betreiben von attraktiven Büroräumen für ein effizientes Arbeiten. Witzig begleitet die Kunden während des ganzen Lebenszyklus des Büros: von der Konzeption über die Realisierung, den Service und den Betrieb bis hin zu Entsorgung und Recycling.

Zielsetzung Für Witzig stellte sich die Frage: Wie behält man angesichts dieser Komplexität den Überblick und verdient dabei noch Geld? Die Rendite der zahlreichen Serviceverträge auch bei anderen Kunden muss auf einen Blick tagesaktuell verfolgt werden können, um rechtzeitig intervenieren zu können. Gleichzeitig müssen die Arbeitsrapporte der Service-Techniker fehlerfrei und papierlos erstellt werden, inklusive automatischer Rechnungsstellung noch am gleichen Tag. Dazu gehört auch die Erstellung einer Historie der Endgeräte beim Kunden. Parallel dazu fordern die Service-Kunden kürzere Reaktionszeiten und tiefere Preise, was für einen Dienstleister bedeutet, die Fahrzeiten zu reduzieren


KOMMUNIKATION l UZ

FA L L S T U D I E N Unter dem Label «IT-Konkret» erstellt die topsoft Fachredaktion aktuelle Erfahrungsberichte über die Einführung und Nutzung von Business Software. Das Ziel ist die Vermittlung von praxisnahem Wissen und nützlichen Anregungen für den erfolgreichen Einsatz von Unternehmenslösungen. Sämtliche Fallstudien und Whitepaper stehen unter www.it-konkret.ch kostenlos zur Verfügung.

Service Management bei Witzig The Office Company bedeutet das perfekte Zusammenspiel unterschiedlichster Interessen und Anforderungen. Den Schlüssel dazu bietet Evatic von Mathys Informatik.

und das Backoffice zu entlasten. «Wir wollten grosse Kunden überzeugen und für uns gewinnen, und diese weiterhin professionell bedienen. Die Service Management Lösung soll es uns ermöglichen, genau die Leistung zu erbringen, die der jeweilige Kunde nachfragt und auch bezahlt», fasst Jens Björnsen, Leiter Geschäftsbereich Bürobedarf und -technik bei Witzig, die Ziele zusammen Vorgehen Auf der Suche nach einer geeigneten Lösung prüfte Witzig verschiedene Anbieter. Bei dem von Mathys Informatik AG präsentierten Produkt Evatic wurde man hellhörig, denn dieses stellte nicht die Funktionalität, sondern den Serviceprozess in den Mittelpunkt. Zudem wurden nicht nur die Anforderungen erfüllt, sondern auch genau jene Kennzahlen zur Verfügung gestellt, welche es Witzig erlauben, die Rendite seiner Service-Verträge zu überwachen und zu steuern. Somit war der Entscheid für Evatic schnell gefällt. Bei der Einführung und den Anpassungen an zusätzliche Anwenderbedürfnisse standen kompetente Evatic-Entwickler zur Verfügung, welche nicht zuletzt durch ihr Fachwissen im Bereich Service Management eine reibungslose Realisierung sicherstellten. Lösungskonzept Service Management als Prozess – dieser Grundgedanke entspricht nicht nur der Produktphilosophie von Evatic, sondern auch der Struktur des Lösungskonzepts bei Witzig. Heute geht es nicht mehr nur um das Verkaufen von Arbeit und Ersatzteilen, sondern bei Grosskunden auch um intel-

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ligente Finanzierungslösungen, Beratung und Begleitung des Kunden von der Installation bis zu den Fragen des Fleet Managements. Dabei sind Prognosen (Forecasting) enorm wichtig: zum einen für das Sparen von Kosten und damit das Halten oder Steigern der Rentabilität, zum anderen aber auch für das sorgfältige Beraten der Endkunden. Seriöse Beratung und Verkaufen setzen auch vollständige und aktuelle Daten voraus. Durch die Einführung von Evatic wurden die ServiceTechniker bei Witzig vom täglichen Papierkram entlastet. Die papierlose, automatische Planung und Abwicklung stiess auf grosse Begeisterung und ersparte den Mitarbeitenden manchen «administrativen» Kilometer. Die Effizienz, welche durch das Service Management ermöglicht wurde, macht sich aber auch für die Kunden bezahlt. Die Rentabilität der Maschinen und Endgeräte hängt – von den Arbeitskosten bis zum Verbrauchsmaterial – weitgehend von einer rationalen Planung und Organisation ab. Evatic übernimmt dabei eine zentrale Funktion. Auch die Bewirtschaftung des Ersatzteillagers wird durch Evatic erleichtert. Allerdings ist die Lösung hier auf die Disziplin aller Techniker ange-

PROJEKT Anwender: Mitarbeiter: User: Branche: Thema: Anbieter:

Witzig The Office Company, 8501 Frauenfeld 200 >15 Detailhandel, Elektronik, Informationstechnologie Service Management Mathys Informatik AG, 5035 Unterentfelden www.mathys-service.ch Lösung: Evatic

«

Für uns war

es wichtig, mit einem Anbieter

wiesen, denn nur was richtig erfasst wird, kann auch korrekt im System abgebildet werden. Ganz ohne das Zutun der Anwender kommt hingegen die Machine-to-Machine-Kommunikation (das Internet der Dinge) aus, welche mit Evatic möglich ist. Das Überwachen und Dokumentieren der zu wartenden Maschinen war früher sehr teuer, aufwändig und unvollständig. Heute übernimmt Evatic diese Funktion selbständig - einfach, übersichtlich und papierlos.

zusammen zu arbeiten, der das ServiceGeschäft und den damit verbundenen Gesamtprozess auch wirklich versteht. Jens Björnsen, Leiter Geschäftsbereich Bürobedarf und –technik, Witzig The Office Company

Fazit Intelligentes Service Management ist bei Witzig heute dank Evatic Realität. Dazu gehören die Planung und Disposition der Techniker, die Automatisierung der Rapporte und Rechnungen und die Überwachung und Weiterentwicklung der Serviceverträge. Grosskunden erhalten verlässliche Voraussagen über Kosten für Service-Arbeit und Verbrauch an Ersatzteilen. Diese Forecasts beruhen auf gültigen und vollständigen Daten, welche mit Evatic erhoben und verarbeitet werden. Oder anders formuliert: Ohne Evatic, keine Servicedaten, ohne Daten keine Voraussage, ohne Voraussage keine langfristigen Partnerschaften mit Kunden. Dank Evatic von Mathys kann Witzig flexible Leistungen erbringen, sind die Prozesse transparent und werden in der richtigen Qualität zeitnah und zum besten Preis angeboten. Möglich machen dies Funktionen wie die Echtzeit-Planung von Technikern, die Überwachung von Endgeräten und aktuelle Service-Kennzahlen. Die Rendite von Serviceverträgen, Endgeräten, Kunden und Regionen sind heute auf Knopfdruck automatisch, zuverlässig und einfach zugänglich. Natürlich entstehen ganz beiläufig alle notwendigen Informationen und Daten, um die richtigen strategischen Entscheidungen zu fällen.


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UZ l KOMMUNIKATION

Z U K U N F T S F Ä H I G E O R G A N I S AT I O N S E N T W I C K L U N G

Nachhaltig wirtschaften Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte – darunter die Weltwirtschaftskrise, die globale Erwärmung oder das Bevölkerungswachstum – stellen bestehende Konzepte erfolgreichen Wirtschaftens auf die Probe. Ob und wie nachhaltiges Wirtschaften möglich ist, gehört zu den derzeit oft gestellten Fragen.

TEXT DR. MICHAEL VON KUTZSCHENBACH

Derzeit leben rund 6,9 Milliarden Menschen auf der Erde. Bis Mitte des Jahrhunderts könnten es gemäss den Vereinten Nationen 9,2 Milliarden Menschen sein. Wobei die Bevölkerung besonders in Asien, Afrika und Lateinamerika zunimmt. Das hohe Wirtschaftswachstum hat in diesen Regionen zu einer spürbaren Verbesserung des Lebensstandards geführt. Auch in den Industriestaaten wirkt diese Entwicklung als Wachstums- und Wohlstandstreiberin. Zugleich prognostiziert der Weltklimarat jedoch, dass sich der globale Kohlendioxidausstoss bis 2050 verdoppeln wird. Die Welternährungsorganisation rechnet mit einer deutlichen Zunahme der Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Faserstoffen und Holzprodukten. Die Folge: Nach einer Studie des WWF wird sich der ökologische Fussabdruck der Menschheit derart vergrössern, dass spätestens im Jahr 2035 zur Erfüllung der globalen Konsumwünsche statt eines Planeten zwei gebraucht würden. Gesellschaft und Wirtschaft sind aufgefordert, zukunftsfähige Lösungsansätze zu entwickeln. In diesem Zusammenhang wird der Begriff «Nachhaltigkeit» oder auch «Nachhaltige Entwicklung» verwendet. Die UNO Brundtland Kommission definierte 1987 in ihrem Report «Unsere gemeinsame Zukunft» Nachhaltigkeit als eine Entwicklung, «welche weltweit die heutigen Bedürfnisse zu decken vermag, ohne für künftige Generationen die Möglichkeit zu schmälern, ihre eigenen Bedürfnisse

zu decken.» Mit dem Leitbild der Nachhaltigkeit und der Frage, ob und wie nachhaltiges Wirtschaften möglich ist, geht jedoch eine sehr kontrovers geführte Diskussion einher. Neben positiven Stimmen stösst der Begriff auch auf starke Kritik bis hin zur Ablehnung. Insgesamt existiert eine Vielzahl an verschiedenen Definitionen. Nachhaltigkeit wird als Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Perspektiven und Interessen aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem gesehen. Hierbei bewegen sich die Akteure auf schwierigem Terrain, da es sich im konkreten Fall oft um widersprüchliche Zielsetzungen handelt. Somit kann nachhaltiges Wirtschaften als Such- und Lernprozess verstanden werden. Ein Such- und Lernprozess Nachhaltigkeit stellt sich als komplexes Veränderungsprojekt dar. Der Weg zur Nachhaltigkeit lässt sich ebenso wenig planen oder vorschreiben wie die vorausgegangenen Paradigmenwechsel. Nachhaltiges Wirtschaften erfordert und fördert Innovationen und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Sowohl Nachhaltigkeit als auch nachhaltiges Wirtschaften können nur als Summe aller Entscheidungen im Spannungsfeld der unterschiedlichen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Interessen und deren gegenseitigen Abhängigkeiten und Auswirkungen existieren. Dies erfordert das (An-)Erkennen von widersprüchlichen Interessen, Erwartungen und Bedürfnissen sowie den Umgang

Nachhaltiges Wirtschaften bietet die Möglichkeit, neue Denkweisen zu entwickeln und neue Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit zu fördern. Foto: Bilderbox.de

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KOMMUNIKATION l UZ damit, das Ausloten von Möglichkeiten unter Berücksichtigung der existierenden Rahmenbedingungen. Intelligente Kooperationsformen Für nachhaltiges Wirtschaften ist somit ein Management von Unsicherheiten, Widersprüchen, Ambivalenzen oder Konflikten im Spannungsfeld der verschiedenen internen und externen Umwelten der Organisation unabdingbar. Bisherige Konzepte und Methoden kommen hierbei an ihre Grenzen. Neues Denken und Handeln ist notwendig, um ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen und Ziele ins Gleichgewicht zu bringen. Um die dynamische Komplexität zukunftsfähiger Veränderungsprozesse erfolgreich und nachhaltig zu managen, ist es erforderlich, die Gesamtzusammenhänge und Abhängigkeiten zu erkennen und aufgabenadäquate Organisationsformen auf Zeit zu erfinden. Die verwirrende Anzahl von Einflussfaktoren, die zu berücksichtigen sind, entzieht sich dem Einzugsbereich von einzelnen Entscheidungsträgern. Daher sollten Unternehmen sich für die Sichtweisen der Welt vor ihren Fabriktoren und Bürotürmen öffnen. Hierbei stellen die unterschiedlichen Interessen und Sichtweisen der Akteure ein enormes Potenzial dar, wenn eine erfolgreiche Zusammenarbeit möglich ist. Die Entwicklung intelligenter Kooperationsformen, die den Beteiligten gemeinsame Such- und Lernprozesse ermöglichen, leistet somit einen zentralen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften. Systemdenken bietet Chancen Bedingt durch die industrielle Revolution mit ihrem enormen Zuwachs an Produktivität haben die Umweltprobleme zugenommen. In den letzten 40 Jahren stieg das Bewusstsein für die Komplexität, Vielfalt und wechselseitigen Abhängigkeiten der wirksamen Einflussgrössen. In Anbetracht der zahlreichen Wechselwirkungen innerhalb einer Organisation wird deutlich, dass es unmöglich ist, einzelne Bereiche getrennt für sich zu planen oder zu entwickeln. Das tun wir jedoch nach wie vor. So wird etwa allgemein ange-

nommen, dass das Zusammenspiel aller Faktoren funktionieren muss, wenn wir einen guten Anschluss an die Infrastruktur bauen, eine funktionsfähige Produktionslinie errichten, ein einwandfreies Organigramm erstellen oder erstklassige Mitarbeiter ausbilden. Für sich perfekt geplant, kann ihr Zusammenspiel zu unerwünschten Nebeneffekten und im schlimmsten Fall auch zum Desaster führen. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, ans Ganze zu denken. Das bedeutet, Zusammenhänge und Wechselwirkungen in Systemen zu erkennen und ihnen Beachtung zu schenken. Gleichzeitig ist nachhaltiges Wirtschaften vor allem eine Herausforderung an die Lernfähigkeit von Unternehmen. Nachhaltigkeit bedeutet, Such- und Lernprozesse über Bereichs- oder Unternehmensgrenzen hinweg zu managen. Somit verlieren hierarchische Organisationsstrukturen ihren Nutzen und Projektstrukturen gewinnen an Bedeutung. Wie könnten intelligente Kooperationsformen aussehen, in denen die Beteiligten lernen, Gesamtzusammenhänge zu erkennen und unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse zusammenzuführen? Teamarbeit ist vielen zur Selbstverständlichkeit geworden. Wie aber können Teams erfolgreich kooperieren? Erst ein Erkennen und Verstehen der Dynamik und Zusammenhänge von formalen und verdeckten Strukturen ermöglichen es, Wege für Veränderungen abzuleiten. Hier bietet Systemdenken eine Chance. Konsequenzen für die Praxis Die durch den Erfolg der industriellen Revolution erzeugten radikalen Veränderungen und die damit verbundenen ökologischen, sozialen und ökonomischen Konsequenzen sind eine Herausforderung für die Lernfähigkeit von Unternehmen. Mit dem Leitbild der Nachhaltigkeit bietet sich nicht nur die Möglichkeit, neue Denkweisen zu entwickeln, sondern es entstehen gleichzeitig neue Formen der Kommunikation und der Zusammenarbeit. Systemdenken liefert Methoden und Instrumente, um Entscheidungsfindung und Strategieentwicklung in komplexen Situationen zu verbessern. In Trockenübungen können durch Simulationen Stärken, Schwächen, Risiken und Chancen erkannt und Erfahrungen im nachhaltigen Wirtschaften gesammelt werden. Dies minimiert Folgekosten durch Fehlplanungen sowie Spätfolgen und erhöht die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.

DER AUTOR Dr. Michael von Kutzschenbach ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Er arbeitet im Kompetenzschwerpunkt Business Transformation Management.

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UZ l BUSINESS TRAVEL

A K T I O N E N I M A U G E B E H A LT E N

Meilen sammeln im Fluge In der letzten UZ-Ausgabe haben wir über den Gebührendschungel bei Prämienflügen verschiedener Fluglinien berichtet und fanden es ärgerlich, dass Prämienflüge zum Teil teurer sein können als Bezahltickets. In dieser Ausgabe wollen wir der Frage nachgehen, wie leicht beziehungsweise schwierig es ist, Meilen bei den verschiedenen Allianzen und Airlines zu sammeln.

TEXT ALFRED KUHN

Foto: Bilderbox.de

Flugmeilen sind zu einer mächtigen Schattenwährung geworden. Aber niemand kann exakt berechnen, wie viel eine Meile wert ist. Als die Vielfliegerprogramme vor 20 bis 30 Jahren entstanden, waren die Regeln noch überschaubar. Für jede geflogene Meile erhielt das Mitglied genau eine Prämienmeile. Heute hat jedes Programm seine speziellen Konditionen. Teilweise ist die gutgeschriebene Anzahl Meilen von der Buchungsklasse abhängig, dann wieder vom Status des Mitglieds oder aber ein bestimmter Flug ergibt eine fixe Meilengutschrift, die nichts mit den wirklich geflogenen Meilen zu tun hat. Heute gibt es volle Meilengutschriften oft nur für teurere Tickets (höhere Buchungsklassen) sowie in der Business- und First Class. In den günstigen Economy-Buchungsklassen werden nur zwischen 25 und 75 Prozent der Meilen gutgeschrieben. Selbst innerhalb der-

selben Allianz gibt es Unterschiede bei den verschiedenen Airlines. Der MeilenPapst Ravindra Bhagwanani von der Firma Global Flights, erläutert: «Beispielsweise erhält man auf Singapore-Airlines-Flügen in deren eigenen Programm KrisFlyer in den Economy-Buchungsklassen K und W 100 Prozent der geflogenen Meilen. Liesse man sich die gleichen Flüge jedoch im Lufthansa-Programm Miles&More gutschreiben, erhielte man nur 50 Prozent der geflogenen Meilen.» Es gilt demnach, sich genau zu überlegen, in welchem Programm man sich die Meilen gutschreiben lässt. Meilensammeln im Vergleich Miles&More ist ein unattraktives Programm für Mitglieder, die ihr Meilenkonto nur mit Fliegen füllen wollen. Lufthansa-Kunden benötigten zum Beispiel vor zehn Jahren für einen Prämienflug von Deutschland nach New York nur neun bezahlte Economy-Flüge, heute sind es

A K T U E L L E M E I L E N A K T I O N E N B E I S TA R A L L I A N C E (Mai/Juni/Juli 2013) Doppelte Meilen bei Swiss: Gültig vom 12. Mai bis 30. Juni 2013: Ab dem 12. Mai 2013 erweitert SWISS das Flugangebot nach Asien und führt einen neuen täglichen Nonstop-Flug nach Singapur ein. Flüge mit Airbus A340-300 mit 219 Sitzplätzen. Zum Start gibt es doppelte Prämienmeilen für Flüge in SWISS Economy. Doppelte Meilen bei Austrian Airlines: Gültig vom 17. Mai bis 31. Juli 2013: Chicago ist ab 17. Mai 2013 das vierte Nonstop-Ziel von Austrian Airlines in Nordamerika neben New York, Washington und Toronto. Zum Start erhält man auf Flügen ab Wien

nach Chicago zwischen 17. Mai und 31. Juli 2013 doppelte Prämienmeilen in allen Buchungsklassen. Doppelte Meilen bei Brussels Airlines: Gültig für Flüge vom 18. Juni bis 31. August 2013: Ab 18. Juni 2013 betreibt Brussels Airlines Direktflüge zwischen dem Flughafen Brüssel und Washington Dulles. Die amerikanische Hauptstadt wird fünf Mal pro Woche angeflogen. Doppelte Prämienmeilen in allen Buchungsklassen. Registrieren Sie sich zwischen 19. Februar und 31. August 2013 und fliegen Sie zwischen 18. Juni und dem 31. August 2013.

fast doppelt so viele. Allerdings gibt es bei Miles&More ausser dem reinen Fliegen mehr als 300 weitere Sammelmöglichkeiten, das dem Unternehmen viel Geld in die Kasse spült (Verkauf von Meilen an Drittfirmen). Man ist als Mitglied von Miles&More deshalb ständig gezwungen, selber aktiv zu sein und Sonderaktionen im Blick zu behalten (siehe Box). Mileage Plus von United Airlines ist das beste Programm für das Sammeln von Meilen beim Fliegen in der Economy Class. Bei diesem Programm gibt es nämlich volle Meilengutschriften auch auf Economy-Tarifen. Das Programm der amerikanischen Fluglinie erlaubt zudem das Meilensammeln bei allen Star Alliance Mitgliedern. Gemäss einer Untersuchung von Reise&Preise (www.reisepreise.de) sind hinsichtlich Meilensammeln beim Fliegen auch die Programme von Skywards (Emirates) sowie AAdvantage (American Airlines) besonders attraktiv.


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BUSINESS TRAVEL l UZ MOBILES BEZAHLEN AUF GESCHÄFTSREISEN

Fiktion oder Realität? TEXT KLAUS STAPEL

DER AUTOR Klaus Stapel ist Geschäftsführer von AirPlus International AG (Schweiz), einem führenden internationalen Anbieter von Lösungen für das tägliche Geschäftsreise-Management. Dieser bietet von der Bezahlung bis zur Auswertung von Geschäftsreisekosten Servicelösungen an. www.airplus.com/ch/de/

Seit Jahren ist mobiles Bezahlen ein Thema in der Reisebranche. Aber handelt es sich dabei noch um Wunschdenken oder ist es Teil der Geschäftsreisewelt geworden? In vielen Ländern bieten Banken die Möglichkeit für mobiles Bezahlen. Fakt ist, dass die tatsächliche Verwendung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern stark differiert. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Konsumentenbedürfnisse für finanzielle Dienstleistungen in Entwicklungsländern anspruchsvoller sind, als angenommen. Nicht nur, dass sich bereits 56 Prozent der diversen Mittel bewusst sind; fast 90 Prozent der Konsumenten der befragten Länder, darunter

Bangladesch, Ghana, Indien, Indonesien, Nigeria und Pakistan, möchten diese Services in Zukunft nutzen. In den Industrienationen hingegen scheint die Bandbreite der Möglichkeiten schier unendlich: NFC, WAP, Direct Mobile Billing, cloudbasiertes mobiles Zahlen. Vergleicht man die Ergebnisse der AirPlus Travel Management Studie aus 2011 mit 2012, so scheint sich ein Wandel zu vollziehen. Verwendeten 2011 3 Prozent der Geschäftsreisenden ihr Smartphone für mobile Bezahlvorgänge, zeigt die Studie, dass sich die Anzahl der Firmen, die mobiles Bezahlen nutzen, um 12 Prozent erhöht hat. Besonders hevorzuheben:

Mobiles Bezahlen wird zum festen Bestandteil im Geschäftsreisebereich. Der Anstieg deutet darauf hin, dass Hürden, wie fehlende Technologie auf Smartphones, Akzeptanz, der Mangel an Verständnis für die Technik und die damit einhergehende Sorge, keine sichere Alternative zu haben, genommen wurden. Besonders interessant aber sind die signifikanten Unterschiede, wenn man die Antworten auf Länderbasis anschaut. Während man davon ausgehen könnte, dass die etablierten Geschäftsreisemärkte, wie die USA und Westeuropa, auch diejenigen sind, die in Punkto mobiles Bezahlen am fortschrittlichsten sind, ist dies nicht der Fall. Denn die Top drei werden von Indien (29 Prozent) angeführt, gefolgt von Australien (25 Prozent) und der Schweiz mit 18 Prozent.

Die Studie zeigt zudem, dass viele Reisende (global 62 Prozent) noch keine Vorteile im mobilen Bezahlen sehen. Dem ist auch auf Länderebene so. Einzig in Italien (18 Prozent) und Australien (31 Prozent) sind die Travel Manager nicht so skeptisch. Auf globaler Ebene sieht jedoch jeder dritte Travel Manager ein oder mehr potenzielle Vorteile von mobilem Bezahlen, auch wenn diese jetzt noch nicht greifbar sind. Der allgemeine Konsens unter Experten wie auch Nutzern ist der, dass die Technologie Bestand haben wird. Wie schnell sie jedoch implementiert wird, hängt zum einen vom Verständnis sowie der Akzeptanz der Reisenden für die mobile Bezahllösung als auch von exogenen Faktoren ab.

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UZ l UNTERNEHMEN I H A G P R I VAT B A N K , Z Ü R I C H

Universalbank im Kleinformat 1949 startete die IHAG Privatbank als Industriebank. Über 60 Jahre später ist die Zürcher Bank in der Vermögensverwaltung, im Kreditgeschäft und im Handel aktiv. Eine interessante Entwicklung.

TEXT SALOME KERN

Fotos: zVg

Im Sitzungszimmer der IHAG Privatbank hängen ausgewählte Bilder von Paul Cézanne, Claude Monet oder Vincent Van Gogh. Kunst ist mit der Geschichte der Privatbank eng verbunden, Kulturpflege gehört zur Unternehmenskultur. Emil Georg Bührle gründete das Zürcher Unternehmen 1949 unter dem Namen Industrie- und Handelsbank. Mit der eigenen Bank regelte er damals die Finanzaktivitäten seiner global tätigen Firma, unterstützte die industriellen Tätigkeiten und half Projekte zu finanzieren. Im Laufe der Zeit bot die IHAG die Vermögensverwaltung und das Kre-

ditgeschäft auch Kunden an. 1994 wurde aus der Industrie- und Handelsbank die IHAG Handelsbank Zürich. Sechs Jahre später folgte die Namensänderung zur Privatbank IHAG Zürich AG. Seit 2002 führt Heinz Stadler das operative Geschäft. Noch heute ist die Privatbank im Besitz der Gründerfamilie und damit Teil der IHAG Holding. Die Geschäftsleitung sieht das als klaren Vorteil: Langfristig wirtschaften anstatt kurzfristige Gewinne maximieren. Die IHAG Privatbank versteht sich als Universalbank. Sie ist im Private Banking, im Kreditgeschäft und im Handel an den wichtigsten internationalen Finanzmärkten aktiv. 93 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen, viele sind schon

«Nachhaltigkeit bedeutet, über die Nasenspitze hinaus zu denken» INTERVIEW JONAS HUGENTOBLER

Die IHAG Privatbank hat sich bleibende Werte auf die Fahne geschrieben, wo kommt das am Deutlichsten zur Geltung? Heinz Stadler *: Seit ihrer Gründung im Jahr 1949 ist die IHAG Privatbank im Familien besitz. Familienunternehmungen sind im Grundsatz auf die Ewigkeit ausgerichtet. Alle Entscheidungen in unserer Bank werden daher immer auch unter dem Gesichtspunkt der Existenzsicherung gefällt. Also beurteilen wir nicht nur die Chancen sondern auch die Risiken. Wir sind nicht «too big to fail»; die Schweizerische Eidgenossenschaft würde uns nicht retten. Im einen Wirtschaftszyklus Rekordergebnisse einzufahren, um im nächsten unterzugehen, können und wollen wir uns nicht leisten. Dieses Bewusstsein prägt unser Handeln nicht nur für hier und jetzt sondern auch für morgen und übermorgen.

Was sehen Sie als höchstes Gut zwischen der Verbindung Kunde und Bank an? Ganz klar das Vertrauen. Vertrauen ist jedoch kein Zustand, sondern wir müssen es uns immer wieder aufs Neue «verdienen». Vertrauen kann nur in einer fairen und konstruktiven Partnerschaft gedeihen. Wo liegen Ihre Stärken gegenüber den Konkurrenten? Wir versuchen den Kunden möglichst umfassend zu verstehen. Eine sorgfältige Bedürfnisanalyse ist unerlässlich und daran schliesst unmittelbar eine schnelle und flexible Umsetzung an. Unser Produktangebot ist für eine Privatbank sehr breit. Neben Private Banking und Handel bieten wir auch Kreditdienstleistungen aus eigener Hand an. Die sogenannte «Cost income ratio» konnte erfolg-


UNTERNEHMEN l UZ seit Jahren dabei. Sie verwalten insgesamt 3 Milliarden Schweizer Franken. Vertrauenswürdigkeit als Ziel Die IHAG Privatbank konzentriert sich auf die Märkte Schweiz und Deutschland. Sie ist aber auch in Russland und Teilen von Asien tätig. Eigene Produkte bietet die Bank bewusst nicht an. Anstelle von Fonds favorisiert sie mehrheitlich Direktinvestitionen in Einzelaktien und bleibt so auf der Anlageseite unabhängig. Vertrauenswürdig und verlässlich sein, ist ein wichtiges Anliegen der Geschäftsleitung. Als kleine Bank haben sie sich besonders der Orientierung an den Kunden verschrieben. Die IHAG Privatbank betreut Privatkunden ab einer Million Schweizer Franken Anlagevermögen. Kundenbedürfnisse erkennen Die Kernkompetenz ist die klassische Vermögensverwaltung. Die eigene Research-Abteilung liefert die Argumente, um die Mandate zu bewirtschaften. Der Handel und das Kreditgeschäft sind wesentliche Zusatzdienstleistungen, die sie ihren Kunden anbietet. Im Private Banking fühlt sich die IHAG nicht nur der Performance verpflichtet sondern auch der

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Kontinuität und Nachhaltigkeit. Dabei ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kunde und Bank ausschlaggebend. Basis der Strategieentwicklung bildet eine Analyse der Risikoneigung und -fähigkeit des Kunden. Die Kundenberater berücksichtigen die Bedürfnisse der Kunden und sind bei Anlageberatung, Vermögensverwaltung, Steuerberatung oder Vorsorgeplanung behilflich. Das Kreditgeschäft gehört seit der Gründung zur IHAG. Sie legt dabei einen grossen Stellenwert auf die Kreditfähigkeit und noch stärker auf die Kreditwürdigkeit. Die Kreditdienstleistungen reichen von Lombardkrediten, über Hypotheken bis hin zu Investitionskrediten. Zu den Dienstleistungen des Handels gehören das Wertschriftengeschäft, Devisen- und Edelmetallgeschäfte und das augenblicklich wenig gefragte Geldmarktgeschäft. Die IHAG Privatbank ist Mitglied der Börsen SIX, virt-x und EUREX. Engagiert für Kultur Der Gründer der IHAG Privatbank Emil Bührle war passionierter Kunstliebhaber und -sammler. Seine Sammlung umfasst Werke der europäischen Malerei, besonders aus dem französischen Impressionismus und Nachimpressionismus. 1960, vier Jahre nach seinem Tod, gründete die Familie Bührle die Stiftung Sammlung E.G. Bührle. Dank dem Museum an der Zollikerstrasse 172 in Zürich ist die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich. Die IHAG Privatbank engagiert sich in der Kulturförderung und ermöglicht der Stiftung, sammlungsbezogene Ausstellungen zu organisieren. Jeden ersten Sonntag im Monat finden öffentliche Führungen statt.

reich stabil gehalten werden, woran liegt das? Eigentlich ist es ja ganz einfach und hat auch mit Familie zu tun. Man darf nicht mehr ausgeben, als man verdient. Ertrag- und Aufwandspositionen unterziehen wir einer genauen Überprüfung und zwar nicht nur im Vorfeld zur Budgetierung, sondern während des ganzen Jahres. Bei Löhnen und vor allem den Boni sind wir vernünftig geblieben. Unsere Branche hat einen erschreckenden Trend gesetzt, den wir aus Überzeugung nicht mitgegangen sind. Die häufig gehörte Begründung, nur mit höchsten Kompensationen könnten Spitzentalente gewonnen werden, finden wir falsch. In der Retrospektive darf man ruhig feststellen, vielen Banken hätte es gut getan, etwas weniger sogenannte «Spitzentalente» zu beschäftigen. Was für eine Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen? Viele Probleme entstehen überhaupt erst durch die kurzfristige Betrachtungsweise. Wenn man den Erfolg mittel- und langfristig

misst, vermeidet man viele grosse Fehler. Nachhaltigkeit bedeutet, über die Nasenspitze hinaus zu denken und jegliche Art von Aktivismus zu vermeiden. Das Bankkundengeschäft ist im Wandel, welche Herausforderungen bringt das mit sich? Heute mehr denn je gilt für den Banker, was für den Arzt immer schon richtig war: Auf die «Selbstdiagnose» des Patienten darf man sich nicht immer verlassen. Also nicht einfach die Bedürfnisse des Kunden unkritisch «abholen», sondern sie gemeinsam mit dem Kunden hinterfragen und ihm Lösungen dafür anbieten. Es geht darum, den Kunden als mündigen Partner zu verstehen, ihn nicht zu bevormunden, ihm aber einen echten Mehrwert zu bieten. In der heutigen schnelllebigen und komplexen Zeit erscheint mir diese Partnerschaft besonders anspruchsvoll. Sie kann aber gelingen!

* Dr. Heinz Stadler ist CEO der Privatbank IHAG Zürich AG.


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UZ l MANAGEMENT

UNTERNEHMENS-MODELL «MENSCH-PRODUKT»

Richtig investieren Unternehmensentwicklung wird meist an den Zahlen abgelesen. Es ist darum gar nicht verwunderlich, dass die meisten Unternehmen an Zahlen interessiert sind, anstatt an den richtigen Lösungen. Denn wenn die richtigen Lösungen erbracht werden, kommen die Zahlen von alleine.

TEXT ADRIAN U. SIDLER UND DENNIS M. ULMANN

Durch die Jagd nach Zahlen kommen wir nicht zu Lösungen, sondern zu Problemen. Wenn wir die Lösungen an sich betrachten, wird die meiste Aufmerksamkeit oft den Produkten zugewandt. Die Unternehmen sind bereit Unmengen an Geldern in Produkte zu investieren. Obwohl der Mensch ein genauso wichtiger oder sogar wichtigerer Faktor ist als das Produkt, fehlt immer noch die Bereitschaft in den Menschen zu investieren. Die Unternehmen sind noch nicht in der Lage abzuschätzen wo ihr Entwicklungspotential liegt. Manche müssen mehr in die Produkte, andere mehr in die Menschen investieren, um dadurch das Gleichgewicht zu schaffen und wirklich produktiv zu sein Regelkreis der Führung Durch die Industrialisierung haben die Unternehmen der Produktentwicklung mehr Gewicht gegeben und verpasst die Entwicklung des Menschen genauso voranzubringen. Der Regelkreis der Führung zeigt uns auf, dass der Mensch genauso wie das Produkt an Entwicklung bedarf und Teil des Systems ist. Heute wissen wir, dass in Unternehmen die

Jede Führungskraft sollte sich seiner Mitarbeiter, seinem Team verpflichtet fühlen. Das kann nur dann passieren wenn die Führungskraft Respekt und Zuwendung für seine Mitarbeiter erbringt.

Forschung, die Produktion, das Marketing und die Logistik zentrale Rollen spielen. Aber wir wissen immer noch nicht, wie wir mit dem Menschen im Unternehmen umgehen sollen. Um den Menschen zu entwickeln, müssen wir gezielt seinem Charakter begegnen, seine Bedürfnisse wahrnehmen, seine Erfüllung sicherstellen und seine Verwirklichung im System ermöglichen. Steht der Mensch im Mittelpunkt oder ist er nur Mittel? Grundsätzlich wird in der Führung behauptet, dass der Mensch ein Mittel zum Zweck darstellt und dadurch austauschbar ist. Man hört immer wieder, dass bei der Führung der «Mensch» im Mittelpunkt gestellt werden muss, denn schliesslich dreht sich alles um den Menschen. Der Unternehmer ist ein Mensch, so auch die FührungsKräfte, die Mitarbeiter, etc., bis zu den Kunden. Aus der Sicht der Führung gilt folgendes: – Tatsache ist, dass bei jedem Unternehmen die Führungskraft einen bestimmten Zweck verfolgen muss. Das gilt für jegliche Organisationen, Non-Profit-Organisationen, Betriebe sowie Behörden.

Foto: Bilderbox.de


MANAGEMENT l UZ

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Auf den zweiten Blick muss man feststellen, dass diese Rechnung nicht aufgeht. In der Zeit der Individualisierung gewinnen weiche Faktoren immer mehr an Wichtigkeit. Ein Mitarbeiter hat beispielsweise eine Lohnsumme von 80 000 Franken, ein Spitzen-Mitarbeiter kann bei 120 000 Franken beginnen und 180 000 Franken erreichen, pro Jahr. Es wäre leichtsinnig zu sagen, dass solch ein Mitarbeiter nach dem hohen Aufwand der für seine Einführung und Eingliederung gekostet hat, austauschbar ist. Und dass wir in einer Zeit leben, in der unternehmerische und gut qualifizierte Mitarbeiter immer rarer werden. Wenn wir uns die Produktivität anschauen ist es eher so, dass das Arbeits-Klima oder die Unternehmens-Kultur eine sehr grosse Rolle spielen. Mitarbeiter (Menschen) die zufrieden sind, die Freude und Spass an ihrer Arbeit haben, sind produktiver, deren Arbeitsleistung ist qualitativer, diese übernehmen zudem mehr Verantwortung und identifizieren sich leichter mit dem Unternehmen.

– Die Führungs-Kraft ist dafür da, um sicherzustellen, dass der vorgegebene Zweck erfüllt wird. Daran wird sie auch gemessen, das heisst welchen Beitrag die Führungskraft und ihre Mitarbeiter zum Zweck erbracht haben. – Wenn es darauf ankommt, ist das entscheidende Kriterium ob das «Ziel» erreicht ist. Keinen interessiert ob die Mitarbeiter zufrieden gewesen sind oder bei der Arbeit sich wohl gefühlt und Spass gehabt hatten. Auf den ersten Blick wird klar, dass zur Erreichung des Ziels die Zufriedenheit der Mittarbeiter kein Selbst-Zweck an sich darstellt, sondern ein Mittel. Theoretisch ist jeder austauschbar.

Der richtige Umgang mit Mitarbeiter Jede Führungs-Kraft sollte sich seiner Mitarbeiter, seinem Team verpflichtet fühlen. Das kann nur dann passieren wenn die Führungs-Kraft Respekt und Zuwendung für seine Mitarbeiter erbringt. Eine unfreundliche Haltung und Einstellung dem Menschen gegenüber ist nicht förderlich dabei, mit anderen zu arbeiten, geschweige denn, sie für ein Ziel zu begeistern und zu motivieren. Tatsache ist auch, dass die entschiedensten Fehler im Unternehmen von Führungs-Kräften erbracht werden. Diese Fehler kosten vielen Mitarbeitern ihren Job und dem Unternehmen hohe Kosten. Schliesslich ist es so: – Dass es ohne Menschen keine Arbeit gibt und «Ziele» in Unternehmen ohne den Menschen nicht erreicht werden können. – Dass ohne klar definierte «Ziele» in Unternehmen keine produktive Arbeit durch den Menschen erbracht werden kann. Wir benötigen den Menschen genauso wie das Ziel, das uns als Mitarbeiter zusammenbringt. Darum sind beide genauso wichtig. Als Führungskraft muss man besorgt sein ein Gleichgewicht zu erhalten. Man muss sicherstellen, dass es den Mitarbeitern gut geht, diese begeistert sind und ihr Potential entfalten können, um das Unternehmens-Ziel, ohne Umwege zu erreichen.

DIE AUTOREN Adrian U. Sidler & Dennis M. Ulmann sind Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Nordwestschweiz und entwickelten den CAS Unternehmensführung KMU. Sie sind Berater und Gründer des swiss Institute for Leader Personality. www.fhnw.ch/wirtschaft/weiterbildung/cas, www.siflp.ch

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UZ l UNTERNEHMEN

D A S T O P - R AT I N G D E S M O N AT S

Ihre Schilder weisen den Weg Eine Schilderfabrik im aargauischen Muri – umgeben von einem grünen Naturpark: Das ist die Robert Wild AG. Der Familienbetrieb verarbeitet jedes Jahr bis zu 50 Tonnen Aluminium zu Signalen.

TEXT UND INTERVIEW SALOME KERN

Polizeisignale, Autobahnschilder, Velowege. Jeden Tag weisen uns Signale den Weg: Als Automobilist, Velofahrer und Fussgänger. An der Bushaltestelle zeigen Signale, welcher Bus wo fährt. Ohne diese Schilder würden wir oft verloren durch die Städte irren. Im aargauischen Muri produziert die Robert Wild AG die Wegweiser. Jährlich verarbeiten sie 50 Tonnen Aluminium zu Schildern. Davon werden 17000 Verkehrssignale für Bund, Kantone und Gemeinden hergestellt. Das Familienunternehmen liefert ihre Produkte auch an Industriebetriebe, Gewerbe und Private. Im Jahr 1929 hat die Geschichte der Robert Wild AG begonnen. Das Unternehmen stellte damals Bauwerkzeuge wie Pflastermulden und Schaufeln her. Der Klassiker – die Pneu Perfecta Karrette – gehört auch heute noch zum Sortiment. Der Fokus liegt aber auf den Verkehrsinformationssystemen, mit denen die

Robert Wild AG 90 Prozent des Umsatzes generiert. Das ISO-zertifizierte Schweizer Unternehmen wird in dritter Generation von der Familie Wild geführt. Nach Robert Wild senior und Robert Wild junior, sind Sybille und Christian Wild 2008 in die Geschäftsleitung eingetreten, seit 2011 wird die Geschäftsleitung ergänzt durch die langjährigen Mitarbeiter Hans-Peter Weber und Michi Bütler. Der Betrieb beschäftigt 30 Mitarbeiter und zwei Lernende. In den Abteilungen Werbetechnik, Siebdruckerei und Schlosserei werden die Verkehrstafeln und dazugehörigen Rohrrahmenständer aus Aluminium und Stahl nach Kundenwunsch produziert. Ein Naturpark umgibt die Schilderfabrik. 6000 Quadratmeter mit Wiesen, Teichen, Bäumen und Sträuchern. Amphibien finden dort ihren Lebensraum. Auch bedrohte Tierarten, wie Kamm- und

SYBILLE WILD *

«Nachhaltigkeit und langfristige Ziele» Wie krisenfest ist Ihre Branche? Unser Geschäftsgang ist eng verbunden mit der Baubranche in der Schweiz, insofern profitieren wir von einer regen Bautätigkeit.

Inhaber eines Familienunternehmens, die selbst im Betrieb tätig sind, planen umsichtig und orientieren sich an Nachhaltigkeit und langfristigen Zielen. Sie sind weniger an kurzfristigen Gewinnen interessiert und identifizieren sich voll mit dem Unternehmen.

Was hat sich seit dem Beginn in der Herstellung von Signalen verändert? Durch laufende Investitionen in moderne Maschinen für die Schilderherstellung sowie das Knowhow unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind die Arbeitsprozesse in den letzten 40 Jahren ständig verbessert worden und die Qualität der Produkte ist gestiegen.

Wieso betreiben Sie einen Naturpark? Unsere Firma setzt sich schon seit langem für eine sinnvolle Verbindung zwischen Natur und Wirtschaft ein. Ohne Sorge für die Umwelt ist auch ein langfristiges Wirtschaften für zukünftige Generationen nicht möglich.

Was bedeutet es, als Familienunternehmen zu wirtschaften?

*Sybille Wild ist Mitglied der Geschäftsleitung.

D & B R AT I N G C E R T I F I C AT E Dun & Bradstreet verleiht zuverlässigen und stabilen Unternehmen das D&B Rating Certificate. Diese Auszeichnung bestätigt, dass das Unternehmen finanziell solide und kreditwürdig eingeschätzt wird. Ausserdem verweist sie auf eine sehr gute Zahlungsmoral. Laut D&B erfüllen nur zwei Prozent der Schweizer Unternehmen die Bedingungen. Mit der Urkunde zeigen die Unternehmer gegenüber Kunden und Lieferanten, dass sie ein vertrauenswürdiger Geschäftspartner sind. www.top-rating.ch

Teichmolche leben im Grün. Den Park errichtete der naturbegeisterte Firmeninhaber Robert Wild bereits 1989. Das Feuchtgebiet mit sechs Teichen ist eine Naturoase im Industriegebiet Muri. Es wurde 2001 erstmals von der Stiftung Natur und Wirtschaft zertifiziert und 2012 rezertifiziert.

Foto: zVg


MARKETING l UZ MARKE DES MONATS: ELMEX

Jubelmarke mit Biss VON STEFAN VOGLER

DER AUTOR Stefan Vogler berichtet ßber die aktuelle Markenfßhrung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

Marke des Monats im Juni 2013: www.elmex.ch

Zwei Marken bestimmten von Kindsbeinen an meinen Alltag im Badezimmer: Nivea und Elmex. Beide sind heute begehrter denn je. Das Wunder aus der blauen Dose hat meine in die Jahre gekommene Gesichtshaut einigermassen erhalten. Und aus der weissen Tube mit dem orangeroten Logo wurde mir quasi mit der Muttermilch eingeimpft. Die Paste verschonte mich während Jahrzehnten vor Zahnarztrechnungen. Ich bin also der lebendige Tatbeweis, dass die Jubiläumskampagne von Elmex (ÂŤKämpft seit 50 Jahren um jeden Zahn.Âť) keine werbliche Ăœbertreibung darstellt. Ein gutes Produkt ist die Grundlage

fĂźr eine starke Marke, aber die Zahnpasta alleine macht noch keine Elmex aus. Eine geschickte MarkenfĂźhrung haben Elmex zu einer der rational wirksamsten und emotional beliebtesten Marken im Mund verholfen. Begonnen hat alles mit der damals einzigartigen Positionierung ÂŤgegen KariesÂť. Schon das Logo und die Packungsgestaltung auf klinischem Weiss transportieren das sachliche und messbare Markenversprechen. Selbst der Umstand, dass die ElmexTube immer vertikal auf dem Deckel steht (bzw. stehen muss) ist ein sichtbares Alleinstellungsmerkmal. Bis heute ist Elmex nie der Versuchung einer

Neu- oder Umpositionierung erlegen und beweist, wie sehr starke Marken durch Kontinuität wachsen. Es bleibt die Frage, wie stark der Elmex-Erfolg von der Swissness beeinflusst wurde. Elmex wurde von Schweizer Firma Gaba AG in der Schweiz produziert und vertrieben. Das Logo erinnert farblich an die Schweiz und die Konsumenten wĂźrden Elmex heute bestimmt als Schweizer Marke einschätzen. Egal wie die Swissness-Vorlage in den Räten zu Bern ausgeht, Elmex qualifiziert seit dem Verkauf an Colgate-Palmolive und Verlagerung der Produktion nach Polen nicht mehr als Schweizer Marke. Aber Marken leben von der ÂŤVorstellung in den KĂśpfenÂť – die bleibt wohl noch lange urschweizerisch. Liebe Elmex, egal

l Nr. 6 l 2013 l 51 NEWS AUS DER M A R K E N W E LT European Trusted Brands (Schweiz), 2013: Siehe www.rdtrustedbrands.com Most Valuable Social Media Brands, 2013 (by HWZ/www.bv4.ch): 1. Facebook 34.3 Mia USD (Vorjahr 2012: 1.) 2. YouTube 26.8 (2.) 3. Twitter 23.6 (3.) 4. Qzone 16.3 (4.) 5. Tencent Weibo 10.0 (8.) 6. Sina Weibo 9.7 (5.) 7. LinkedIn 6.5 (7.) 8. Badoo 5.9 (6.) 9. Google+ 5.87 (23.) 10. Tagged 5.8 (13.) Ferner: 18. Habbo 2.6 (10.) 22. Instagram 2.1 (-) 29. Netlog 1.7 (19.)

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UZ l WEITERBILDUNG

DIE ÜBERGABE DES LEBENSWERKS SICHERSTELLEN

Nachfolge frühzeitig anpacken In der Schweiz steht in den kommenden 3 – 5 Jahren für etwa 45 000 Unternehmen die Nachfolgeregelung an. Wie kann vorgegangen werden?

TEXT THOMAS SCHUMACHER

Meist stellt die Nachfolgeregelung einer der grössten und zugleich letzten unternehmerischen Herausforderungen dar. Das höchste Ziel ist den erfolgreichen Fortbestand und die Unabhängigkeit des Unternehmens zu sichern. Nachfolgeprozess Oft wird die Komplexität des Nachfolgeprozesses unterschätzt. Gute Lösungen brauchen genügend Zeit um die betriebswirtschaftlichen, erb-, ehe-, steuerrechtlichen und finanzielle Aspekte optimal zu lösen. Die psychologischen Aspekte sind am Schluss oft das Zünglein an der Waage, ob eine Nachfolge nachhaltig, erfolgreich umgesetzt wird. Die verschiedenen Anspruchsgruppen innerhalb der Unternehmung und auch der Familie fordern den Beteiligten einschneidende, zwischenmenschliche Entscheidungen ab, die nicht delegierbar sind.

SELBSTERARBEITUNG UNTERNEHMENSNACHFOLGE

1 KLÄREN Wohin will ich? Wo stehe ich? Wo steht das Unternehmen? Wohin wollen und stehen andere am Prozess Beteiligte? Wie ist die Ausgangslage?

2 PLANEN Was ist mein / unser Ziel? Was ist zu tun?

5 KONTROLLIEREN Bin ich / sind wir auf Zielkurs?

3 GESTALTEN Welche Lösung ist sinnvoll?

4 HANDELN Bis wann muss was erledigt sein? Wen beauftrage ich womit?

V E R A N S TA LT U N G E N Nachfolgeregelungs-Workshops, Innerschwyz: «Von der Kunst, Verantwortung zu übergeben und zu übernehmen.» Workshop 1: Mittwoch, 4. September 2013, 7.30 bis 13 Uhr Workshop 2: Mittwoch, 25. September 2013, 7.30 bis 13 Uhr Workshop 3: Mittwoch, 23. Oktober 2013, 8.30 bis 16 Uhr www.unternehmerschule.ch/nachfolge

Von der Praxis für die Praxis Die Familie Burri hat in den letzten 105 Jahren vier Übergaben erlebt. Auf Grund ihrer Erfahrung und der Überzeugung, dass der Unternehmer in der Nachfolge erfolgreich ist, wenn er das Heft im Nachfolgeprozess selbst aktiv und unternehmerisch in der Hand behält, wurde in einem KTI Projekt mit der ZHAW ein Konzept zur angeleiteten Selbsterarbeitung mit diesen Phasen entwickelt (siehe Grafik). Der Unternehmer analysiert seine Situation, stellt fest, wo es Handlungsbedarf gibt und lernt genügend über die rechtlichen, steuerlichen und weiteren Bereiche. Ziel ist, dass er den Beratern konkrete Fragen stellen, klare Aufträge erteilen und deren Lösungen auch kritisch hinterfragen kann. Wir haben bei Frau Bellefeuille-Burri nachgefragt, was ihr Antrieb für diese Initiative war: «Die in der Nachfolge relevanten Themen sind oft so komplex und so weit weg vom unternehmerischen Alltag, dass einige Unternehmer meinen, den Prozess delegieren zu müssen. Der

allem in strategisch wichtigen Dingen, zu denen auch die Nachfolge gehört. Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen führen zum Gefühl, dem Nachfolgeprozess ausgeliefert zu sein. Nur ein visionär denkender und aktiv gestaltender Unternehmer, ob als Übergeber oder Übernehmer findet die unternehmerisch optimalen Lösungen für das Unternehmen.»

Pascal O. Stocker, Unternehmer, und Thomas Schumacher, Geschäftsführer Wyrsch Unternehmerschule AG

Foto: Bilderbox.de / Grafikquelle: zVg

Nachfolger fühlt sich zudem dem Übergeber oft ausgeliefert. Das Leben eines Unternehmers ist geprägt von einem Drang nach eigenständigem Handeln, vor

Nachfolge anpacken Die Nachfolge ist eine grosse unternehmerische und persönliche Herausforderung. Von ihrem Gelingen hängt es ab, ob eine Unternehmung nachhaltig und erfolgreich weiter bestehen kann. Je klarer Sie sich als Übergeber und Übernehmer sind und je früher Sie die Diskussion über die gegenseitigen Vorstellungen führen, desto besser sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nachfolge. Drei Workshops der Wyrsch Unternehmerschule AG für übergebende und übernehmende Unternehmer, bieten eine solide Grundlage.


WEITERBILDUNG l UZ

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BERUFSMEISTERSCHAFTEN

Können auf höchstem Niveau In wenigen Wochen werden 39 Schweizerinnen und Schweizer begleitet von gleich vielen Experten nach Leipzig (D) reisen, wo vom 2. bis am 7. Juli die WorldSkills, also die Berufsweltmeisterschaften stattfinden. Über 1 000 Teilnehmende aus 54 Ländern werden dort nach langer Vorbereitung in 60 Berufen um Medaillen kämpfen.

ternehmen» gewann Roman Müller, Chestonag Automation AG. Durch die Teilnahme an diesen Wettbewerben beweisen die jungen ICT-Nachwuchskräfte, dass sie bereit und in der Lage sind, sich über das von ihnen verlangte Mass hinaus zu engagieren. Die 90 Besten der Regionalmeisterschaften werden in diesen Tagen an die ICT-Schweizermeisterschaft eingeladen. Diese findet vom 22. bis am 25. Oktober in Zürich Altstetten in den Räumlichkeiten von IBM statt. Hier wird es nun darum gehen, an einem Tageswettkampf auf hohem Niveau die nächste Hürde zu bestehen. Die Besten der Schweizermeisterschaften haben die Chance an die nächste Berufsweltmeisterschaft zu reisen, welche 2015 in São Paulo, Brasilien, stattfindet.

TEXT ALFRED BREU *

Es treffen jeweils die Weltbesten aufeinander und leisten Überdurchschnittliches. Die Schweiz ist eine hoch geachtete Mitbewerberin um die besten Rangierungen. Bislang gelang es unseren Teams immer sich in der Nationenwertung auf den Rängen eins bis drei zu platzieren. Seit nunmehr 60 Jahren ist die Schweiz dabei. Die Erfolge haben wesentlich zum hohen Image der Schweizer Qualität und unseres Bildungssystems beigetragen. Kein Wunder, dass bei den vielerorts schwierigen ökonomischen Verhältnissen und den dramatischen Jugendarbeitslosenzahlen das Interesse am Schweizerischen Erfolgsmodell sehr hoch ist. Die ausländischen Delegationen geben sich im Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SFBI) die Türklinke in die Hand. Selbst US-Präsident Obama entsandte eine grosse Delegation in die Schweiz. Im Schweizer Team sind auch drei Informatiker dabei. Jonas Wälter, Leica Geosystems AG Heerbrugg, vertritt unser Land im sogenannten Trade «IT Softwarelösungen für Unternehmen», Sharon Moll, IFCM AG Urdorf, im Trade «Webdesign» und Lukas Hubschmid, zurzeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz, im Trade «Netzwerktechnik». Sie sind intensiv an der Vorbereitung, gilt es doch sich in den anforderungsreichen Aufgaben völlig sicher zu sein, einfach die Lösung «aus dem Ärmel zu schütteln» und ohne Internet oder Handbüchern höchst anspruchsvolle Aufgaben zu lösen. Halten wir ihnen die Daumen, dass sie es dem 2009-er Team nachmachen, das eine Gold- und eine Bronzemedaille und ein Diplom für einen 5. Rang von Calgary mit nachhause gebracht hatte. Dreistufiges Konzept der ICT Das Konzept von ICT-Berufsbildung Schweiz stützt auf drei Säulen: Die Vorselektion erfolgt über Regionalmeisterschaften. Soeben hat die diesjährige stattgefunden. 290 in der Lehre stehende Informatikerinnen und Informatiker haben daran teilgenommen und sehr gute Resultate erreicht. Im Bereich System- und Netzwerktechnik hat Loris Scandurra,

Die Schweiz ist eine hoch geachtete Mit bewerberin um die besten Rangierungen.

Foto: zVg

Lernender bei der Berufsfachschule Lenzburg, mit 89 Prozent der möglichen Punkte, gewonnen. In der Applikationsentwicklung gewann Pascal Hanimann, Raiffeisen Schweiz, St. Gallen, ebenso mit 89 Prozent der maximal möglichen Punkte. Im Gebiet «IT Softwarelösung für Un-

Jahr der Berufsbildung Vormerken fürs nächste Jahr muss man sich dies: Vom 17. bis am 21. September 2014 treffen sich in Bern an den ersten gemeinsamen Berufsmeisterschaften die besten jungen Schweizer Berufsleute aus Handwerk, Industrie und Dienstleistung aus über 130 Berufen zu einem Grossanlass mit spitzensportlicher Note. An der Medienkonferenz Ende April 2013 in Bern erklärte Bundesrat Johann Schneider-Ammann in diesem Zusammenhang sogleich das ganze Jahr 2014 zum «Jahr der Berufsbildung». Er betonte, dass die SwissSkills Bern 2014 eine einzigartige Bühne schaffen, um das äusserst viel-fältige Berufsleben in unserem Land zu präsentieren. Das ist sehr berechtigt, denn gilt doch das Schweizerische Berufsbildungssystem als das beste Welt weit. * Alfred Breu ist der Vizepräsident von ICT-Berufsbildung Schweiz.


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UZ l RECHT

REGELUNGEN BEI DRITTFINANZIERUNGEN

Liquiditätsschonung Kürzlich wurde Harry Hohmeister, CEO der Swiss, zitiert, Leasing sei nur gut, wenn man nicht genügend Geld habe, wenn man kurzfristig Flugzeuge brauche oder wenn man unsicher sei, ob man die Abschreibungskosten tragen könne. In einer Branche, in der Leasing beinahe zum Tagesgeschäft gehört, ist eine solche Aussage bemerkenswert.

TEXT RONALD KESSLER

In Situationen, in denen ein Leasingnehmer nicht genügend Geld hat oder die Abschreibungskosten nicht tragen könnte, dürfte es schwierig oder zumindest teuer werden, eine Finanzierung für ein Investitionsgut zu erhalten. Keine gesetzliche Regelung des Leasings Die Beweggründe eines Unternehmens, Investitionsgüter von einem Dritten finanzieren zu lassen, sind vielfältig. Oft werden vom Finanzierer Liquiditätsschonung («pay as you earn»), Bilanzneutralität, Planungssicherheit, aber auch Innovationseffekte und Absatzförderung für Anbieter von Produkten als Vorteile angeführt. Es werden praktisch alle Arten von Investitionsgütern finanziert. Aus Haftungs- und Reputationsüberlegungen sind Finanzierer häufig zurückhaltend bei Objekten mit erhöhtem, inhärentem Risiko, etwa bei LKW für Gefahrguttransporte. Weit verbreitet sind Finanzierungen zum Beispiel in den Bereichen Office Equipment und IT, bei Medizinalgeräten, für Fahrzeugflotten und bei Luftfahrzeugen. Von den hier dargestellten Investitionsgüterfinanzierungen klar zu unterscheiden sind Finanzierungen von Konsumgütern für Private, welche dem Bundesgesetz über den Konsumkredit unterstehen. Finanzierer können unabhängige Drittunternehmen sein, wie Banken oder Leasinggesellschaften. Häufig offerieren Anbieter von Produkten ihren Kunden die Finanzierung durch eigene Finanzierungsgesellschaften (sog. Captives). Die Finanzierer bieten üblicherweise Leasing und Darlehen an. Während das Darlehen gesetzlich geregelt ist, hat das für die Finanzierung von Investitionsgütern bedeutendere Leasing bislang keine gesetzliche Regelung

erfahren. Je nach Art des Leasings werden verschiedene Bestimmungen gesetzlich geregelter Vertragstypen (insbesondere Miete, Kauf) herangezogen. Vereinfachend kann gesagt werden, dass beim Operating Leasing die mietrechtliche, beim Finanzierungsleasing eher die kaufrechtliche Komponente im Vordergrund steht. Die rechtliche Unterscheidung zwischen Operating Leasing und Finanzierungsleasing ist nicht immer einfach und nicht unbedingt deckungsgleich mit der buchhalterischen Behandlung. Für die rechtliche Abgrenzung werden Kriterien wie Laufzeit, Kündbarkeit, Eignung des Leasingobjekts zum mehrmaligen Verleasen herangezogen, während sich die buchhalterische Abgrenzung primär nach wirtschaftlichen Kriterien richtet. Gemäss Schweizerischem Obligationenrecht sind Leasingverbindlichkeiten vom Leasingnehmer im Anhang zur Jahresrechnung offen zu legen. Beim Operating Leasing ist zu beachten, dass unter Umständen zwingendes Mietrecht zur Anwendung gelangen kann, welches eigentlich nicht auf Leasing zugeschnitten ist, etwa in Bezug auf den Unterhalt des finanzierten Objekts.

Flugzeuge werden oft durch Dritte finanziert. Foto: Bilderbox.de

Was passiert am Ende der Laufzeit? Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Leasing und Darlehen ist, dass beim Leasing das finanzierte Investitionsgut im Eigentum des Finanzierers steht und ihm als Sicherheit dient, während beim Darlehen der Darlehensnehmer Eigentümer ist und der Finanzierer in der Regel andere Sicherheiten verlangt, häufig Bürgschaften oder Garantien. Darlehen für die Finanzierung von Luftfahrzeugen und Immobilien werden durch Hypotheken gesichert. Eine Besonderheit ist das Sale-and-Lease-back. Diese Finanzierung kann den Finanzierer in einem Konkurs des

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RECHT l UZ

l Nr. 6 l 2013 l 55

Leasingnehmer ist eine Kaufoption eingeräumt worden. In der Praxis bietet der Finanzierer dem Leasingnehmer das finanzierte Investitionsgut am Ende der Laufzeit jedoch vielfach zum Kauf an. Bei grösseren strukturierten Finanzierungen von spezifischen Objekten (z.B. individualisierte Produktionsmaschinen) kann das im Interesse des Finanzierers sein. Im Flow-Business, also bei betragsmässig kleineren Finanzierungen von standardisierter Massenware (z.B. Kopiergeräte, IT), ist es durchaus im Interesse aller involvierten Parteien, dass der Finanzierer das Objekt zurücknimmt und verkauft, häufig zurück an den Lieferanten. Damit wird ermöglicht, dass der Leasingnehmer ein neues Gerät auf dem letzten Stand der Technik erhält, der Lieferant ein solches absetzen und der Finanzierer wiederum einen Finanzierungsvertrag abschliessen kann.

Leasingnehmers vor die unangenehme Situation stellen, dass er sein Eigentum am finanzierten Objekt nicht durchsetzen, also das Finanzierungsobjekt nicht aus der Konkursmasse des Leasingnehmers aussondern kann. Dies deshalb, weil beim Sale-and-Lease-back der Leasingnehmer bereits vor Abschluss des Leasingvertrags Besitz (und Eigentum) am Leasingobjekt hat. Der Eigentumsübergang vom Leasingnehmer an den Finanzierer ist daher für Dritte, beispielsweise andere Gläubiger des Leasingnehmers, nicht sichtbar und gegebenenfalls nicht wirksam (Umgehung des Faustpfandprinzips). Diese Problematik besteht nicht bei Luftfahrzeugen und Immobilien, weil dort ein Luftfahrzeugresp. Grundbuch existiert, das über die Eigentumsverhältnisse auch für Dritte verbindlich Auskunft gibt. Die zu bezahlende Leasingrate (in der Schweiz wird häufig der Ausdruck Leasingzins verwendet) setzt sich zusammen aus einem Amortisations- und einem Zinsteil, welcher die Marge des Finanziers beinhaltet, und berechnet sich basierend auf dem Anschaffungspreis für das finanzierte Objekt und dem kalkulatorischen Restwert. Ein häufiger Irrtum besteht darin, dass der Leasingnehmer meint, ihm stehe das Recht zu, das Investitionsgut am Ende der Laufzeit zum allenfalls kommunizierten kalkulatorischen Restwert zu übernehmen, also das Eigentum zu erwerben. Dieses Recht besteht aber in aller Regel nicht. Es sei denn, dem

Drittfinanzierung als Alternative Finanzierungsverträge, namentlich die allgemeinen Geschäftsbedingungen, sind üblicherweise einseitig zugunsten des Finanzierers ausgelegt und nur beschränkt verhandelbar. Dies liegt in der Natur der Sache - der Finanzierer hat beim Leasing nur das nackte Eigentum am Objekt, beim Darlehen nicht einmal das. Er hat keinen Besitz und kaum eine Kontrollmöglichkeit, was mit dem finanzierten Objekt passiert. Entsprechend versucht er, sich vertraglich gegen alle denkbaren Szenarien zu schützen. Bei einzelnen, grösseren Finanzierungen sind Finanzierer eher bereit, mehr internen Aufwand zu generieren und rechtlich sowie kommerziell von ihren Standards abzuweichen, eben die Finanzierung zu strukturieren. Laufzeiten, fixierte oder variable, auf Referenzzinssätzen wie Libor oder Swap basierende Leasingraten, Amortisation oder Bestimmungen der allgemeinen Geschäftsbedingungen können dann Verhandlungspunkte sein. Im Flow-Business bietet der Finanzierer eine in Zusammenarbeit mit einem Anbieter von Produkten abgestimmte Finanzierungslösung an; der Leasingnehmer selber hat hier in der Regel aber wenig Verhandlungsspielraum. Die Finanzierung von Investitionsgütern durch einen Finanzierer kann, wenn durchdacht und gezielt eingesetzt, eine sinnvolle Alternative zur Finanzierung mit Eigenmitteln darstellen - gerade auch für Unternehmen, die genügend Geld haben und die Abschreibungskosten ohne weiteres selber tragen könnten. Etwas vereinfachend gesagt: Kann ein Unternehmen mit einem Investitionsgut oder anderswo eine Rendite erzielen, die grösser ist als die Kosten einer Finanzierung dieses Investitionsgutes, so sollte die Option Leasing/Darlehen bei der Anschaffung des Investitionsgutes jedenfalls in die Überlegungen miteinbezogen werden.

DER AUTOR Ronald Kessler, lic.iur., MBA, Rechtsanwalt, ist Partner der Anwaltskanzlei Zulauf Bürgi Partner in Zürich. Er ist tätig im Wirtschaftsrecht und spezialisiert auf Finanzierungen. ronald.kessler@zblaw.ch www.zblaw.ch

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l Nr. 6 l 2013

UZ l UNTERNEHMERFORUM

S TA N D A R D W E R K D E S S C H W E I Z E R R E C H N U N G S W E S E N S

Schweizer Kontenrahmen Ein Muss für jedes KMU: Das umfassend überarbeitete Standardwerk des Schweizer Rechnungswesens – mit Berücksichtigung des neuen Rechnungslegungsrechts und der Entwicklung der letzten 17 Jahre!

TEXT HERBERT MATTLE

Wachsende Anforderungen an das Rechnungswesen sowie strengere gesetzliche Rechnungslegungsvorschriften machen es von Zeit zu Zeit notwendig, den erstmals 1947 erschienenen «Schweizer Kontenrahmen KMU» anzupassen. Umso mehr, dass die letzte Überarbeitung des bei vielen noch als «Käfer» bekannten Standardwerkes des Schweizer Rechnungswesens 1996 erfolgte. Mit der Inkraftsetzung des neuen Rechnungslegungsrechts im OR per 1. Januar 2013 war der Zeitpunkt für eine umfassende Überarbeitung gekommen. Zudem konnte der veb.ch – grösster Schweizer Verband für Rechnungslegung, Controlling und Rechnungswesen – vom Schweizer Gewerbeverband die Rechte erwerben. Statt eines Alleinautors ist es nun ein Autorenteam, das für den Kontenrahmen verantwortlich zeichnet: Herbert Mattle, Markus Helbling und Walter Sterchi – alles erfahrene Praktiker und eidg. dipl. Experten in Rechnungslegung und Controlling. Anpassung oder Neugestaltung? Es stellte sich schnell die Grundsatzfrage einer Anpassung oder Neugestaltung. Obwohl eine völlige Neugestaltung mit Berücksichtigung der Entwicklungen der verschiedenen Rechnungslegungsstandards und vermehrte Ausrichtung auf die Erfordernisse internationaler (Konzern-) Unternehmen ihren Reiz gehabt hätte, fiel der Entscheid für die notwendige «sanfte» Überarbeitung und eine Aktualisierung des Bestehenden und Bewährten. Der «Schweizer Kontenrahmen KMU» richtet sich somit weiterhin an kleine und mittelgrosse Produktions-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen in der Schweiz, ungeachtet ihrer Branchenzugehörigkeit und Rechtsform. Die wichtigsten vorgenommenen Anpassungen betreffen den notwendigen Einbau des neuen Rechnungslegungsrechts. Dabei hat man sich konsequent an die gesetzlichen Bezeichnungen und Begrifflichkeiten gehalten. Oder man erfasst beispielsweise die Abschreibungen neu vor dem Finanzergebnis, um den mittlerweile auch bei KMU zum Standard gewordenen «EBIT» direkt ausweisen zu können. Weitere Ziele der Überarbeitung waren einerseits die «Entschlackung» des

TA G U N G N E U E S RECHNUNGSLEGUNGSRECHT Dienstag, 17. September 2013, Lake Side Zürich Alles Wissenswerte zum neuen Rechnungslegungsrecht inklusive neuer Kontenrahmen KMU. Praxishinweise und Tipps zur Umstellung auf die neuen Gesetzesbestimmungen. Ein Muss für alle Praktikerinnen und Praktiker aus Rechnungswesen, Buchführung und Treuhand. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.unternehmerforum.ch

SCHWEIZER KONTENRAHMEN KMU Neuauflage 2013 – Umfassend überarbeitetes Original entsprechend den Anforderungen des neuen Rechnungslegungsrechts Herausgeber: veb.ch / Verlag SKV Umfang: ca.160 Seiten / Format: 17 x 24 cm / broschiert / Deutsch Normalpreis CHF 78. Preis für preferred leaders club-Mitglieder CHF 58. Bestellung unter www.unternehmerforum.ch

Kontenrahmens, andererseits aber auch die Ergänzung um Fortentwicklungen wie bei den Themen Mehrwertsteuer oder Leasing. Es war auch erstaunlich, festzustellen und zu berücksichtigen, wie vernetzt und eingebunden der Schweizer Kontenrahmen seit Jahrzehnten ist (Beispiel: Gewerbestatistik Schweiz). Bei einzelnen Fragen wurde aber auch klar, dass bezüglich Umsetzung des neuen Rechnungslegungsrechts einige Details noch unklar sind und sich erst noch eine Praxis entwickeln muss. Mustervorschläge für die Jahresrechnung Grosser Wert wurde auf die Mustervorschläge zur Bilanz, Erfolgsrechnung und

Geldflussrechnung gelegt. Kann man sich bei der Bilanz eng an den Gesetzestext halten, lässt die Erfolgsrechnung bezüglich Zwischenergebnissen viel Spielraum. Ein weiteres Anliegen von Herausgeber und Autoren ist es, dass der Schweizer Kontenrahmen KMU noch vermehrt Eingang in die Ausbildung findet. Deshalb erschien vorweg im Mai 2013 eine offizielle «Schulversion» des Kontenrahmens (www.veb.ch, Kontenrahmen KMU). Es ist nun die Aufgabe der Anwender, auf Basis der «Leitplanken» des Kontenrahmens einen unternehmensspezifischen Kontenplan zu erstellen, ausgerichtet auf die tatsächlichen Gegebenheiten und Erfordernisse des einzelnen Unternehmens. Im September 2013 erscheint im Verlag SKV die aktualisierte Version des Schweizer Kontenrahmens KMU. Dieser wird dazu beitragen, die Qualität des Rechnungswesens schweizerischer Unternehmen weiterhin hoch zu halten.

DER AUTOR Herbert Mattle, dipl. Experte in Rechnungslegung und Controlling, zugelassener Revisionsexperte, Präsident von veb.ch, Mitautor des Schweizer Kontenrahmen KMU


CENTRE PATRONAL l UZ BEZUG UND BEZAHLUNG VON FREI- UND FEIERTAGEN

Aus dem Arbeitsrecht Das Recht des Arbeitnehmers auf Bezug von Frei- und Feiertagen bedeutet nicht zwangsläufig, dass diese Tage bezahlt werden. Der Arbeitgeber muss den Lohn nur bezahlen, wenn es vereinbart oder üblich ist.

l Nr. 6 l 2013 l 57

fällt. Die weiteren gesetzlichen Feiertage werden Monatslöhnern in der Regel bezahlt, Stundenlöhnern häufig nicht. Auch ausserordentliche Freizeit muss der Arbeitgeber nur bezahlen, wenn es vereinbart oder üblich ist (oft: eigene Hochzeit, Geburt des eigenen Kindes, Todesfall engster Angehöriger).

DIE AUTORIN TEXT STEFANIE MEIER-GUBSER

In Absprache mit dem Arbeitgeber hat der Arbeitnehmer Anspruch auf Gewährung «der üblichen freien Stunden und Tage». Diese ausserordentliche Freizeit steht ihm nur zu, wenn es ihm nicht möglich oder zumutbar ist, dringende persönliche Angelegenheiten ausserhalb der Arbeitszeit zu erledigen. Der Anspruch beurteilt sich im Einzelfall. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle (Zum Beispiel Arbeitspensum, Arbeitszeitmodell, Dringlichkeit und Unverschiebbarkeit des Ereignisses). Angelegenheiten, die zum Bezug ausserordentlicher Freizeit berechtigen, sind namentlich die Teilnahme an Prüfungen, Behördengänge, nicht akute Arzt- und Zahnarztbesuche, wichtige Familienanlässe (Zum Beispiel eigene Hochzeit oder naher Verwandter, Geburt des eigenen Kindes, Todesfall im engeren Familienkreis) oder Wohnungswechsel. Im Weiteren muss der Arbeitnehmer an gesetzlich anerkannten, den Sonntagen gleichgestellten Feiertagen (1. August plus acht kantonale) nicht arbeiten (Ausnahme: zulässige Sonntagsarbeit). Ausgefallene Arbeitszeit muss nicht nachgeholt werden und die wöchentliche Höchstarbeitszeit wird anteilsmässig verkürzt. Im Gegenzug besteht kein Anspruch auf den Nachbezug von Feiertagen, die auf einen arbeitsfreien Tag fallen.

Vereinbarungen ob und in welchem Umfang Frei- und Feiertage bezahlt werden, können zur Verhinderung von Streitigkeiten sinnvoll sein. Sie finden sich in Einzelarbeits-, Normal- oder Gesamtarbeitsverträgen. Als einziger Feiertag muss der 1. August zwingend bezahlt werden, wenn er auf einen effektiven Arbeitstag

Stefanie Meier-Gubser, lic. iur., Fürsprecherin, +41 31 390 99 09, +41 31 390 99 03 smeier@centrepatronal.ch, Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, www.centrepatronal.ch

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Dienstag, 04. Juni 2013 11.00 Uhr, Referat Pater Dr. Albert Ziegler 12.00 Uhr, Stehlunch 13.15 Uhr, Workshops Kongress + Kursaal Bern AG

Horsebased Training für VR Daten zur Auswahl: Montag, 6. Mai 2013 Mittwoch, 5. Juni 2013 Mittwoch, 10. Juli 2013 Freitag, 30. August 2013 In Partnerschaft mit CTS Group – Partners for human solutions

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10 FRAGEN AN l UZ

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CHRISTOPH HÖINGHAUS

«Ich übernehme Verantwortung» Foto: zVg

1. Warum sind Sie Unternehmer geworden? Meine Kindheit und Jugend ist durch den intensiven Kontakt zu kleinen und mittelständischen Unternehmern geprägt gewesen. Meine Interpretation von Unternehmertum ist in dieser Zeit entstanden und fasziniert mich in der Umsetzung bis heute: «Etwas unternehmen und dafür die vollumfängliche Verantwortung übernehmen.» Bei der Trivadis äussert sich dies in der intensiven Mitwirkung bei der strategischen Ausrichtung und deren Umsetzung in operativen Erfolg. Die durch Vertrauen und Freiräume geprägte Unternehmenskultur stellt hierbei die Basis für alle Trividianer dar «etwas zu unternehmen». 2. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Mein Traum war und ist es, ein Unternehmen in Privatbesitz von der Spitze weg zu führen. 3. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Den zunehmenden Einfluss des zentralen Einkaufs in komplexen IT-Vorhaben. Der Preis ist nach meinem Verständnis ein wichtiger aber nicht der entscheidende Faktor für die Umsetzung strategischer IT-Vorhaben. 4. An welches Ereignis an Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Es gibt eine Vielzahl von Ereignissen, an die ich gerne zurückdenke. Es waren vor allem Situationen, in denen ich die Möglichkeit hatte, Teams zu formen und Kraft zu geben, um ausserordentliche Leistungen zu vollbringen. Natürlich denke ich auch gerne an Unternehmensentscheidungen mit weitreichenden und risikoreichen Konsequenzen, die schliesslich aber zum Erfolg geführt haben. 5. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Den falschen Leuten übermässiges Vertrauen zu schenken. 6. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Helmut Schmidt – zum Thema Europäische Union: Chancen und Risiken 7. Worüber können Sie sich ärgern? Über die Masslosigkeit verschiedener Manager und der damit einhergehenden Verrohung der Business-Ethik. 8. Wie erholen Sie sich vom Stress? Ich bin ein begeisterter Reiter. Der

CHRISTOPH HÖINGHAUS Unternehmen: Trivadis Holding AG Position: CEO Werdegang/Ausbildung: Christoph Höinghaus ist seit 2013 CEO von Trivadis, der führenden IT-Dienstleisterin im DACH-Raum. Er verfügt über umfassendes Know-how in den Bereichen Business Development, General Management, Change Management, Management Beratung, Outsourcing, Managed Services, Cloud und Big Data. Bevor Herr Höinghaus 2011 als CFO bei der Trivadis eingetreten ist, war er zuvor während dreier Jahre CEO der TDS MultiVision AG. Davor war er Country Operating Officer bei Fujitsu (Services) Schweiz. Von 1997 bis 2007 war Höinghaus in verschiedenen Führungsfunktionen unter anderem als CFO beim Beratungsunternehmen CSC tätig. Höinghaus ist Diplom-Betriebswirt und hat an der HTW in Chur seinen MBA-Abschluss erworben. Liebste Hobbies: Reiten Zivilstand: verheiratet

Umgang mit dem Pferd gibt mir Kraft und Ausdauer. Zudem erhalte ich Inspiration, um Stresssituationen frühzeitig vorzubeugen.

gut ausgebildeten Fachkräften. Eine hohe Geldwertstabilität und ein verlässliches Rechtssystem sind weitere wichtige Erfolgsfaktoren.

9. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Als verlässliche Rahmenbedingungen für eine intakte Wirtschaftsleistung sehe ich die politische und soziale Stabilität, gepaart mit hoher Innovationskraft und

10. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Das sie selbstbewusster auftritt und ihre Stärken verteidigt. Und vor allem, dass sie die hervorragenden Rahmenbedingungen schützt und stärkt.


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l Nr. 6 l 2013

UZ l BÜCHER

F Ü R A L L E , D I E M E H R I N F O R M AT I O N E N W O L L E N

Wissen zwischen Buchdeckeln

99 Rechtsfragen aus dem Alltag, Doris Slongo, NZZ Libro, 240 Seiten, gebunden, CHF 28.– ISBN 978-3-03823-829-4

Verkaufen heißt Verstehen, Lukas Meierhofer, BusinessVillage 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen. CHF 35.80 ISBN 978-3-86980-221-3

Neue Korrespondenz für Berufstätige, Ignaz Wyss, NK-Verlag, 320 Seiten,CHF 45.– ISBN 978-3-907138-15-1

99 Rechtsfragen aus dem Alltag Der Alltag hält die verschiedensten rechtlichen Tücken bereit. Tankstelle nimmt keine 1000er-Note an, darf sie das? Kündigung trotz Krankheit? Garantie beim Kaufvertrag: Bargeld zurück oder Gutschein? Für den Laien sind diese Fragen nicht einfach zu beantworten. Die Juristin Doris Slongo hat in ihrem Buch die interessantesten gesammelt und kurz und verständlich beantwortet. Ein Hitparade und Illustrationen von Peter Hürzeler machen «99 Rechtsfragen aus dem Alltag» zu einem idealen Geschenkbuch für Rechtsbegeisterte.

Die neuen Asiaten, Urs Schloettli, NZZ Libro, 368 Seiten CHF 38.– ISBN 978-3-03823-826-3

Verkaufen heißt Verstehen Verkaufen heisst Verstehen – Die Kunden, das Handwerk, sich selbst. Der Autor Lukas Meierhofer stellt den Mensch mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen in den Fokus. Der Verkauf soll nicht mehr als mechanischer Prozess wahrgenommen werden. Dafür stellt er zwei Handwerkzeuge vor: Verkaufspsychologie und Selbstmanagement. Mit diesen Komponenten verknüpft er die bekannte Verkaufstechnik mit verkaufspsychologischen Ansätzen. In seinem Buch bringt Meierhofer seine Erfahrung aus hunderten von Trainings und Coachings auf das Papier. Neue Korrespondenz für Berufstätige Im Nachschlagewerk finden sich Regeln und Gestaltungsnormen zur schriftlichen Kommunikation. Das Buch eignet sich für alle, die ihre Kenntnisse vertiefen wollen. Auch Stellenbewerbung, Kündigung und Arbeitszeugnis werden separat behandelt. Die Übungen können einfach Zuhause gelöst werden.

Nachteil Erbschaftssteuer, Liberales Institut, Pierre Bessard Hrsg.131 Seiten CHF 19.80 ISBN 978-3-033-03514-0

Die neuen Asiaten In Asien geschieht momentan ein Generationenwechsel. Wie betrifft dieser uns? Dieser Frage geht der Asienkenner Urs Schoettli nach. Die 68er-Generation übergibt die politische und wirtschaftliche Macht ihren Nachkommen. Der Autor erläutert die daraus resultierenden sozialen und politischen Folgen und die Konsequenzen für Europa und die Welt. Urs Schloettli war jahrelang für die NZZ in Asien als Korrespondent tätig. Social Media Management Ist Social Media für Unternehmen nützlich oder nutzlos? Mittlerweile ist es für viele Firmen zur Pflicht geworden. Aber wie wird das Marketing und PR SocialMedia-tauglich? Die Abteilungen müssen den digitalen Dialog beherrschen und auf Augenhöhe mit Kunden und der Öffentlichkeit kommunizieren. Der Autor Felix Beilharz ist Blogger, Berater und Dozent für Social Media. Mit dem Buch liefert er das Rüstzeug für den Social-MediaManager. Nachteil Erbschaftssteuer Das Liberale Institut veröffentlichte ein neuer Band zum Thema Erbschaftssteuer. In allen politischen Lagern stösst sie auf Sympathie. Im Buch argumentieren die Autoren gegen die Steuer. Verschiedene Experten wie der Reiner Eichenberger, Professor an der Universität Fribourg oder Christoph Schaltegger, Professor an der Universität Luzern beleuchten ihre Sicht.

Social Media Management, Felix Beilharz, Business Village, 240 Seiten EUR 29.80 ISBN 978-3-86980-144-5

Fotos: Bilderbox / zVg


l Nr. 6 l 2013 l 61

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Treuhand (2472) Wir betreuen mehrere Kaufin- welche durch teressenten, den Kauf einer Treuhandfirma oder allgemeine beratende Dienstleistungen im Umfeld der Unternehmensführung den Schritt in die unternehmerische Selbständigkeit vollziehen möchten. Anzahl MA: 5 – 20, Umsatz: CHF 1 – 3 Mio, Preis: CHF 0,5 – 1,5 Mio.

Schreinerei / Holzbe- arbeitungsbetrieb (2456)

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l Nr. 6 l 2013

UZ l DAS LETZTE I N I T I AT I V E Z U M S C H U T Z D E S L E B E N S

Fortpflanzung ist Wertschöpfung Bern, 31. Mai 2062. Wie das Eidg. Finanzdepartement bekannt gibt, schliesst die Bundesrechnung wiederum mit einem hohen Überschuss ab. Nachdem 2044 die Direkte Bundessteuer abgeschafft werden konnte, steht nun eine Reduktion der Mehrwertsteuer zur Diskussion. Die Rede von Bundesrat Schläpfer anlässlich der Sessionseröffnung der Eidgenössischen Räte sei hier auszugsweise wiedergegeben.

Abendstimmung über dem Entlebuch

VON RUEDI STRICKER

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Seit das Volk im Jahr 2016 als Antwort auf die Finanzkrise die Initiative zum Schutz des Lebens angenommen hat, ist das Bruttoinlandprodukt um 1650 Prozent gewachsen. Aus dem spärlich besiedelten Mittelland ist eine prosperierende Stadt geworden, und vom fast gänzlichen Fehlen brauchbarer Verkehrsverbindungen ist keine Rede mehr. Lassen Sie mich kurz auf ein paar herausstechende Kennzahlen eingehen . . . . . . die landwirtschaftlich nutzbare Grundfläche schwand im Zug des langen Baubooms um fast 90 Prozent, und trotzdem haben wir dank Futtermittelimport und Hors-sol-Haltung die Fleischproduktion allein in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Gleichzeitig hat das Departement des Äusseren mit Burma ein Abholzungs- und Migrationsabkommen geschlossen, das uns nicht nur die Nahrungsgrundlage langfristig sichert, sondern auf einen Schlag zwei Millionen zusätzliche Mitbürger verschafft . . .

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RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Speicher AR. www.stricker-consulting.ch

. . . der schon am Ende des letzten Jahrhunderts ins Stocken geratenen Bevölkerungsentwicklung konnte durch Gesetzesanpassungen neuer Schub verliehen werden. In konsequenter Auslegung des schöpferischen Auftrags «Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde» haben Sie mit einem wegweisenden Entscheid im ZGB das Heiratsalter mit dem Eintreten der Fortpflanzungsfähigkeit in Einklang gebracht. Die Schweiz hätte auch durch Migrationsgewinne auf eine Bevölkerungszahl von 24 Millionen kommen können, aber wir sind stolz darauf, diesen Erfolg durch Eigenleistung ermöglicht zu haben . . . . . . die Älteren unter Ihnen erinnern sich vielleicht noch an den visionären Verteidigungsminister, der in wenigen Jah-

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ren aus ein paar Füsilieren die weltbeste Armee gemauert hat. Mit einem Sollbestand von acht Millionen Mann, viertausend Panzern und drei Flugzeugträgern auf dem Bodensee kann keine Kavallerie unseren Schlaf stören . . . . . . ja, die Energiefrage – anfangs des Jahrtausends gab es noch Individuen, die in die Wälder zurückkehren wollten. Damals gab es noch riesige Felder, die mit borkenkäferverseuchten Fichten und anderem Unkraut bewachsen waren. Linksgrüne Spinner faselten von einer Zweikilowattgesellschaft und hatten jeden Winter eine Lungenentzündung. Heute konsumiert jeder Schweizer zehn Kilowatt und schafft in der Energiewirtschaft Arbeitsplätze. Die Maschinenstürmer von damals würden sich im Grab umdrehen, wenn sie wüssten, dass allein die Stadt Zürich in ihren drei unterirdischen Kernkraftwerken 900 Megawatt produziert . . . . . . lassen Sie mich noch einen Satz zum Klima sagen. Erinnern Sie sich an die Horrorbilder jener Schwarzmaler? Und was haben wir heute? Eine Verdreifachung der Bevölkerung bei einem Anstieg von mehreren hundert Prozent bei den Ozonwerten. Wenn Ozon so schädlich wäre, wie man uns weismachen wollte, wären wir doch längst ausgestorben. Heute hat jedes Haus eine Klimaanlage, und die lästige Salzstreuerei auf den Autobahnen ist Geschichte. Seit Sie mit einem Knopfdruck der längst fälligen Anpassung der Grenzwerte für Ozon und VOC’s zugestimmt haben, herrscht Ruhe im Land. Was wollen wir denn noch mehr? Oder sitzt hier in diesem Saal jemand, der es bedauert, dass der Ananas jetzt aus dem Thurgau statt aus Nicaragua kommt?

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