UnternehmerZeitung_7/8_2012

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Nr. 7/8, Juli/August 2012 18. Jahrgang, SFr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

Gustav Horn

Fritz Fahrni

Der Direktor des Instituts fßr MakroÜkonomie und Konjunkturforschung in Dßsseldorf fordert eine Abschwächung der Sparpolitik.

Der langjährige Sulzer Konzernchef fordert eine Ükologische Steuerreform. Der erste Nachhaltigkeitsgipfel in Rio 1992 wurde von Schweizer Unternehmern mitgeprägt. Seite 26

Seite 18

EUROPA WIRTSCHFT UND POLITIK Rudolf Strahm erklärt in seinem prägnanten Essay, weshalb die Welt keynesianisch ist. Seite 16 NEUE MĂ„RKTE

Der Golf ruft.

Seite 22

GELD Finanzmärkte im Islam. Seite 30

10 FRAGEN AN

Foto: Keystone / Urs FlĂźeler

Martin Steiger, CEO Energiedienst Holding AG. Seite 59 ZĂœRCHER UNTERNEHMER Interview mit Benno Seiler, WirtschaftsfĂśrderung ZĂźrich. Seite 53

Nebenschauplatz Gotthard Die Interessenvertreter der Strasse stehen vor einem Pyrrhussieg. Zwar hat nun auch der Bundesrat einer zweiten RĂśhre am Gotthardstrassentunnel zugestimmt. Aber die BefĂźr-

worter des Ăśffentlichen Verkehrs machen mit einer Volksinitiative Druck, den VerteilschlĂźssel zwischen Schiene und Strasse zu ihren Seite 10 Gunsten zu verschieben. Anzeige

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INHALT l UZ

l Nr. 7/8 l 2012 l 3

Die Eurozone wird sich gesund wachsen Die Unsicherheit ist mit den Händen zu greifen. Die Eurokrise beunruhigt viele Schweizer Unternehmen. Sie halten sich deshalb mit Investitionen zurück, auch in der Werbung. Das bekommt nicht zuletzt die Wirtschafts- und Finanzpresse zu spüren. Ist diese Beunruhigung gerechtfertigt? Sie ist es, weil Wirtschaftspolitik zu einem guten Teil Psychologie ist. Sie ist es nicht, soweit dahinter die Angst steckt, der Euro könne auseinanderbrechen. Der Euro wird nicht zusammenbrechen. Dazu hat gerade der letzte EU-Gipfel einen wichtigen Beitrag geleistet. Denn er hat die Sparpolitik, bisher das Hauptthema der Eurozone, durch eine Wachstumspolitik ergänzt. Sparen und Wachsen sind kein Widerspruch. Das weiss jeder Unternehmer: Für ihn gehört zum All tag, unnötige Ausgaben wegzuschneiden, um anderswo zu investieren. Die entscheidende Frage für Staaten in Zeiten der Sparpolitik ist aber: Wohin mit dem eingesparten Geld? Die Finanzmärkte haben darauf nur eine Antwort: Schulden abbauen, die Finanzgläubiger befriedigen. Bisher haben die Eurostaaten dem nachgegeben. Nun wollen die Staaten wieder als Motoren des Wachstums auftreten – und einen Teil der « Spardividende» investieren. Wie Rudolf Strahm in seinem Beitrag auf Seite 16 zeigt, liegt das Grundproblem der Eurozone ohnehin nicht in der Verschuldung, sondern in der unterschiedlichen Produktivität im Norden und im Süden. Gegen diese Kluft hilft keine Sparpolitik, sondern nur Wachstum – und ein bisschen Umverteilung. Doch das wird die Finanzmärkte nicht zufriedenstellen. Sie wollen Rendite sehen, je tzt. Wenn darüber der Euro kaputtgeht, dann ist das für die angelsächsisch geprägten Märkte ein durchaus erwünschter Nebeneffekt. Die Wall Street verteidigt den Dollar, sekundiert durch die Londoner City.

5 NEWS 6 Impressum

WIRTSCHAFT UND POLITIK 9 Persönlich 10 TITELGESCHICHTE Der Ausbau unserer Infrastruktur

16 Rudolf Strahm: die Welt ist keynesianisch 18 EUROPA Gefährliche Sparpolitik 22 Exportserie Teil VI: Golfstaaten

25 Forschungs-Center Wyss-Institut 26 Nachhaltigkeit erfordert Steuerreform 27 Cleantech News

GELD 30 Finanzmärke im Islam 32 Nebenwerte-Börse 34 Experten-Tipp

K O M M U N I K AT I O N 36 Erfolgreiches Projektmanagement

MOBIL 38 Direktimport trotz EURO-Bonus?

MANAGEMENT 40 Korruption: Der Fall Alstom 43 Marke des Monats

UNTERNEHMEN 44 Travel Trade Service AG 46 100 Jahre Jungfraubahn 48 Schweizer Pioniere: Heinrich Moser, Uhrenfabrikant

RECHT 50 Rettungsanker Kurzarbeit?

ZÜRCHER UNTERNEHMER 53 Interview mit Benno Seiler, Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich

55 Vorschau SuisseEMEX'12

Die Politik darf sich nicht durch die Märkte erpressen lassen. Ihre Aufgabe ist es, zur Erhaltung und Mehrung des Wohlstands aller Bürger beizutragen. Diese Einsicht wächst in Europa, auch in Berl in. Die Eurozone wird sich gesund wachsen. Europa hat schon manche schwierige Situation gemeistert.

WEITERBILDUNG 58 ICT oder KV

10 FRAGEN AN 59 Martin Steiger, CEO Energiedienst Holding AG 60 B Ü C H E R

DAS LETZTE

Remo Kuhn, Herausgeber

62 Von Ruedi Stricker


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NEWS l UZ

IN KÜRZE Neuer Sozialplan Swisscom und die Sozialpartner haben sich auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) und einen neuen Sozialplan ab 2013 geeinigt, die für mindestens drei Jahre gültig sind. Die schon bisher sehr guten Anstellungsbedingungen wurden punktuell verbessert. Aufgrund des besonderen Markt- und Konkurrenzumfelds erhalten die Geschäftsbereiche Swisscom IT Services und cablex neu einen eigenen GAV. Das Verhandlungsergebnis muss noch von den Entscheidgremien der Sozialpartner bestätigt werden. Neues Hochschulnetzwerk Die im Aufbau befindliche Online-Plattform glubal (www.glubal.com) hat sich zum Ziel gesetzt, individuelle Studien- und Weiterbildungsangebote in Kooperation mit internationalen Partnerhochschulen online zugänglich und mit der eignen Lebenssituation vereinbar zu machen. Die einzelnen Studiengänge sind dabei vergleichbar und modularisierbar aufbereitet (alle Leistungen sind mit Credit Points hinterlegt), so dass jeder Studierende sie je nach Bedarf flexibel zusammenstellen und kombinieren kann. glubal ist ein Angebot der HighEd Solutions GmbH, einer Tochtergesellschaft der Neue Zürcher Zeitung (NZZ) und der international tätigen Unternehmensberatung trommsdorff+drüner. Der offizielle Launch der Plattform ist für Sommer 2012 geplant. Konsumgüter Die meisten Konsumgüterunternehmen reagieren nicht adäquat auf die Bedürfnisse ihrer Kunden in Web und Social Media. Sie wissen zwar um ihre Defizite bei einer neuen Marktsegmentierung, ziehen daraus aber keine nennenswerten Konsequenzen für den Dialog mit ihren Kunden. Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Ernst & Young-Studie, für die rund 25000 Online-User in weltweit 34 Ländern befragt wurden.

FUSION

Gewässerschutz stärken Am 5. und 9. Juni haben die Mitglieder der beiden nationalen Gewässerschutzorganisationen AQUA VIVA und RHEINAUBUND beschlossen, sich zukünftig vereint für die Erhaltung und Revitalisierung der Gewässer zu engagieren. Der gemeinsame Weg des neuen Vereins beginnt mit der Gründungsversammlung vom 8. September 2012 in Meiringen. Der rasante Ausbau der Wasserkraft, das laufende Siedlungswachstum und die Intensivierung der Landwirtschaft sind nur drei Aspekte, die den

Gewässern zu schaffen machen und vielerorts zu einer Beeinträchtigung der ökologischen und landschaftlichen Qualitäten führen. «Mit der Fusion verfolgen wir das Ziel, die Kräfte zu bündeln und damit dem Gewässerschutz auf nationaler Ebene mehr Gewicht zu verleihen», meint Thomas Weibel, designierter Präsident, Nationalrat (glp/ZH) und Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. «Es ist längst bekannt», so Weibel weiter, «dass Gewässer Raum benötigen, um ihre Funktionen

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genügt nicht. Wir dürfen heute nicht wider besseres Wissen wiederholen, was bis in die 1970er oder 1980er Jahre wohlmeinend aber falsch gemacht worden ist. Sonst werden wir diese Fehler Dem Gewässerschutz auf später teuer bezahnationaler Ebene mehr Gewicht zu verleihen (Im Bild: len müssen.» Der Wildnispark Zürich SihlDie beiden Vorwald). stände sind der Foto: swiss-image.ch/Marcus Gyger Überzeugung, dass die Bildung einer schlagkräftigen, gesamterfüllen zu können. Es ist schweizerischen Gewäsauch bewiesen, dass Staus, serschutzorganisation der Wasserableitungen oder richtige Weg ist, um den Verbauungen zu ökologiAnliegen der Natur entschen Defiziten führen. lang von Bächen und Trotzdem verstehen viele Flüssen aber auch in Bununter Gewässerschutz desbern mehr Gehör zu immer noch lediglich sauverschaffen. beres Wasser. Aber das

Karriere und Kinder Laut einer Umfrage des Korn/Ferry Instituts unter weiblichen Führungskräften sind 95 Prozent aller berufstätigen Mütter der Meinung, dass die Kindererziehung ihnen einzigartige Fähigkeiten vermittelt hat, die auch im Beruf von beson-

«Sonderpreis» (v.l.n.r.): Bruder Niklaus Schwegler, Pater Pirmin Gnädiger (beide Benediktinerkloster Disentis), Dr. Pascal Gentinetta (economiesuisse), Dr. Arnold Kappler (Kappler Management AG). Foto: asco ASCO AWARD 2012:

Religiös gemanaged Der Branchenverband der Schweizer Managementberater ASCO hat im Zürcher Hotel Park Hyatt zum siebten Mal den begehrten ASCO Award für die besten Unternehmenstransformationen verliehen. Den ersten Preis «Best Business Transformation» gewann ein gemeinsames Projekt der Hero AG mit dem Beratungsunternehmen KW+P AG zur Planung und Erstellung einer neuen Konfitüren-Portionenfabrik am Unternehmenssitz in Lenzburg. Den von der ASCOJury vergebenen «Sonderpreis» gewann ein innovati-

ves Projekt der anderen Art. Gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Kappler Management AG hat das Benediktinerkloster Disentis einen Masterplan entwickelt, mit dem es seine vormals kritische Finanzlage dank neuen Einnahmequellen markant verbessern konnte. Zwei Zertifikate «Excellent Business Transformation» gingen an die Projektpartner Baloise Group/Helbling Management Consulting und SRG SSR/Q-Perior. Der Anlass stand unter dem Patronat von economiesuisse.

derem Nutzen sind (Inspirations- und Motivationsfähigkeit, Lernfähigkeit) sowie Selbstvertrauen. Dennoch sind 45 Prozent der Befragten überzeugt, dass ihre Karriere aufgrund der Mutterschaft «in gewisser Weise» gelitten hat.

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UZ l NEWS

SWISS ECONOMIC AWARD 2012

Herausragende Jungunternehmen Livesystems aus Belp, Teseq aus Luterbach und Jumi aus Gysenstein: So heissen die Gewinner des diesjährigen Swiss Economic Award. Der bedeutendste Jungunternehmerpreis der Schweiz ist mit 75000 Franken dotiert. Die Jury hat aus 100 Bewerbungen die Sieger gekürt. Multimediale Bildschirm-Kommunikation im öffentlichen Verkehr verhalf Livesystems zur Schweizer Marktführerschaft – und zum Preisgewinn. Mit innovativer Mess- und Prüftechnik im Bereich Elektromagnetik hat sich Teseq einen Namen gemacht. Jumi produziert hochwertige Käseund Fleischprodukte für Nobelhotels und Delikatessenläden. Die Auszeichnung wurde im Rahmen des 14. Swiss Economic Forum in Interlaken vor über 1250 Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien verliehen.

Das IT-Unternehmen Livesystems mit Standorten in Belp und Luzern gewinnt den Award in der Sparte Dienstleistung. Seit fünf Jahren aktiv, ist das Start-up bereits Schweizer Marktführerin für multimediale Bildschirm-Kommunikation im öffentlichen Verkehr. Mit ihrem «passengertv» erreicht die neunköpfige Firma täglich über eine halbe Million Fahrgäste in der ganzen Schweiz. In der Sparte Hightech/ Biotech setzte sich das Solothurner Unternehmen Teseq durch. Das innovative Geschäftsmodell im Bereich Messgeräte zur Prüfung elektromagnetischer Verträglichkeit überzeugten die Jury. Teseq ist weltweit tätig, beschäftigt 200 Mitarbeiter und beliefert Kunden aus der Automobilindustrie, Medizinaltechnik und Luft- und Raumfahrt. Jumi entschied die Sparte Produktion/Ge-

werbe für sich: Ihre exklusiven Fleischprodukte und Käseinnovationen vertreiben die Emmentaler über eigene Marktstände in Bern und London sowie direkt an Nobelhotels und Delikatessenläden. Entwickelt und produziert wird gemeinsam mit Partnern. Eine elfköpfige Expertengruppe besuchte die Kandidaten und bestimm-

Globale Machtverschiebungen kennzeichnen den aktuellen globalen Machtpoker. Es scheint, als würden die asiatischen Länder und andere aufstrebende

die vor nicht mehr als sechs Jahren gegründet wurden und ihren Sitz in der Schweiz haben. Neben dem lukrativen Preisgeld profitieren die Unternehmen stark von der nachhaltigen Erhöhung ihrer Bekanntheit durch die hohe Medienpräsenz rund um die Verleihung des Swiss Economic Award. Das Preisgeld von insgesamt 75 000 Franken wird von den Award-Partnern UBS, Swisscom und PricewaterhouseCoopers gestiftet.

Jurypräsidentin Carolina Müller-Möhl und siegreiche Jungunternehmen bei der Verleihung am 8. Juni. Foto: SEF2012

23. INTERNAT. EUROPA FORUM LUZERN

Wirtschaftliche und politische Machtkämpfe, Wetteifern um Ressourcen und Wissen sowie um militärische Vormachtstellung

te nach eingehender Prüfung für jede Kategorie drei Finalisten. Die drei siegreichen Unternehmen wurden im letzten Schritt von den 15 Jurymitgliedern unter der Leitung von Carolina Müller-Möhl bestimmt. Das Ziel des Swiss Economic Award besteht darin, unternehmerisches Gedankengut und die Akzeptanz von Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern in der Gesellschaft zu fördern. Zum Wettbewerb sind alle Unternehmen zugelassen,

Nationen Europa und die USA in diesem Wettbewerb überholen. Wie kann sich Europa seinen Einfluss weiterhin sichern

und welche Perspektiven hat die Schweiz? Das 23. internationale Europa Forum Luzern findet am 5. und 6. November 2012 im KKL Luzern statt. Symposium Dienstag, 6. November 2012 (9 bis 17.15 Uhr) im KKL Luzern, Ein-

tritt CHF 380.00; Öffentliche Veranstaltung: Montag, 5. November 2012 von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr im KKL Luzern. Weitere Infos: (Eintritt frei – Anmeldung obligatorisch): www.europa-forum-luzern.ch

IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 6. Jahrgang (18. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Köschenrütistrasse 109, CH-8052 Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch Verlagsleitung: Urs Huebscher, huebscher@unternehmerzeitung.ch Redaktion: Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Birthe Grautmann, grautmann@unternehmerzeitung.ch; Willy-Andreas Heckmann, heckmann@unternehmerzeitung.ch Layout und Produktion: Manuel Jorquera und Bruno Strupler, print@unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Jörg Aebischer, Beat Brechbühl, André Caradonna, WSerner Catrina, Raphael Corneo, John Dyer, Ulrich Glauber, Beat Graf, Urs Huebscher, Beat Imwinkelried, Marinella Jenal, Caroline Kirchschläger, Steffen Klatt, Hanspeter Knechtli, Georg Kreis, Alfred Kuhn, Simone Leicht, Stefan Leins, Sandra Meister, Christophe Scheidegger, Patrick Schnorf, Rudolf Strahm, Ruedi Stricker, Marcel Tschanz, Stefan Vogler, Robert Weinert Anzeigen: Maureen Malhis, malhis@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress .ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8052 Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2011: 52 514 Exemplare Druck: AZ-Print AG, Aarau Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen Die UZ ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, OSEC BusinessNetwork, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, BFE Bundesamt für Energie, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse Emex, CC Award, Award Corp. Communications, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland, ATTIKA, das Zürcher Magazin, PAULI-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin, sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung: VR-Praxis und BUSINESSCLASS


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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK

Köpfe und Karrieren

Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch

Neuer Strategiechef Jürgen Galler wurde vom Verwaltungsrat zum neuen Strategiechef und Mitglied der Konzernleitung von Swisscom ernannt. Er tritt die Nachfolge von Daniel Ritz an, der das Unternehmen Ende Januar verlassen hat. Bis zum Start im Herbst wird der Bereich Strategie & Business Development vom bisherigen Management geführt Jürgen Galler ist promovierter Wirtschaftsund Sozialwissenschafter mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Er hatte verschiedene internationale Führungspositionen inne und verfügt über eine breite Erfahrung in der ITC-Branche.

Neuer Service Direktor Der neue Service-Chef bei T-Systems heisst Christian Vetterli. Als Director Service nimmt er Einsitz in die siebenköpfige Geschäftsleitung. Der Bereich Service ist bei T-Systems an der Schnittstelle Vertrieb und Produktion angesiedelt. Die Verantwortung von Christian Vetterli ist es, die bestehenden Kunden optimal zu betreuen und die qualitätsgerechte Umsetzung aller mit den Kunden vereinbarten Leistungen zu überwachen. Des Weiteren ist er für die strategische Entwicklung des Portfolios innerhalb der Schweizer T-Systems zuständig.

Neuer Country Manager Regus, Weltmarktführer für flexible Bürolösungen, hat Christoh Rechsteiner zum neuen Country Manager für die Schweiz ernannt. In dieser Funktion wird er das Regus-Netzwerk in der ganzen Schweiz betreuen und weiterentwickeln. Auf diese Weise sollen Unternehmen unterstützt werden, neue Märkte zu erschliessen und moderne Arbeitsmethoden zu etablieren. Zuvor war Christoph Rechsteiner in verschiedenen Management-Funktionen beim Autovermieter Hertz tätig. Diese Tätigkeiten führten ihn nach Australien, wo er wertvolle Erfahrung in der Betreuung lokaler wie internationaler Kunden sammelte.

Neuer CEO Bei der Schweizer Niederlassung von easyFairs ® kommt mit Peter A. Cologna ein neuer Geschäftsleiter ins Amt. Der diplomierte Betriebs- und Volkswirt bringt spezifische Erfahrungen aus den Branchen Medizinaltechnik sowie Pharma & Healthcare mit. Er war über Jahre bei den Firmen Synthes und Straumann, u.a. als Bereichsleiter, Produktmanager und Leiter für die globale Kongressund Eventorganisation. Er verfügt über fundierte Management-Kompetenzen, ein breites Wissen in der Organisation grosser Kongresse und internationale Erfahrung aus den USA und Frankreich.

Leiter Wirtschaftsberatung Wolfgang Rieder ist von der Geschäftsleitung als Leiter des Geschäftsbereichs Wirtschaftsberatung PwC. gewählt und vom Verwaltungsrat bestätigt worden. Der dipl. Wirtschaftsinformatiker trat PwC Schweiz 1991 bei und begleitete 2002 die Loslösung des Bereichs Business Consulting, der anschliessend von IBM akquiriert wurde. 2009 kehrte er als Partner und Financial Services Leader Switzerland zu PwC zurück. Seither steuerte er zahlreiche komplexe Finanzprojekte und führte die Financial Services Advisory Practice für die Marktregion Europe, Middle East & Asia (EMEA).

Stiftungsratspräsident Der Stiftungsrat von Swisscontact, Schweizerische Stiftung für technische Entwicklungszusammenarbeit, hat Heinrich M. Lanz zum neuen Präsidenten des Stiftungsrates gewählt. Der neu gewählte Präsident ist als Verwaltungsrat in mehreren Industriefirmen aktiv. Bis 2009 war er Vorsitzender der Konzernleitung der Industriegruppe Conzzeta AG und von 1991 bis 2001 Partner bei PriceWaterhouseCoopers. Er ist zum dipl. Ing. an der ETH ausgebildet und hat das Nachdiplomstudium für Entwicklungsländer (NADEL) an der ETH absolviert.

Departementsleiterin Der Hochschulrat der Hochschule für Technik HTW Chur wählte Sylvia Manchen Spörri zur Leiterin des neuen Departements Lebensraum. Die gebürtige Deutsche studierte an der Ruhr-Universität Bochum Arbeits- und Organisationspsychologie und promovierte über das Thema Führung an der Universität Konstanz. Mit einem CAS bildete sie sich im Bereich Tourismus weiter. Frau Manchen arbeitete sechs Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitspsychologie der ETH Zürich. Sie leitete zahlreiche anwendungsorientierte interdisziplinäre Forschung- und Beratungsprojekte.

Neuer Partner Das Wirtschaftsprüfungsund Beratungsunternehmen Deloitte baut den Bereich Steuerberatung weiter aus. Als neuer Partner wird sich René Schreiber auf die steuerrechtliche Beratung von mittleren und grossen Schweizer Unternehmen fokussieren und das Outbound-Geschäft verantworten. Zuvor hat er als Partner bei einem grossen Beratungsunternehmen Firmen insbesondere bei Restrukturierungsund internationalen Steuerplanungsprojekten beraten. Der eidg. diplomierte Steuerexperte ist auch lic. iur.


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ PERSÖNLICH

«Staatsverträge vors Volk» VON GEORG KREIS

GEORG KREIS

Der Autor ist Historiker an der Universität Basel und Leiter des Europainstituts. georg.kreis@unibas.ch

Es war beinah erstaunlich, wie sich die Wirtschaft ins Zeug legte, als bei Umfragen im Vorfeld der AUNSInitiative «Staatsverträge vors Volk» mit einem 44 Prozent-Ja gegen ein 44 Prozent-Nein aussah, als ob diese Vorlage angenommen werden könnte. Jetzt hat diese sonderbare wie typische Initiative mit über 75 Prozent ihre verdiente Abfuhr erlitten. Dieses Resultat mag zu einem kleinen Teil dem zuzuschreiben sein, dass beinahe alle Initiativen mit Näherrücken des Abstimmungstermins an Zustimmung verlieren. Zum ganz grossen Teil ist es mit der überwältigenden, plötzlich einsetzenden Gegenkampagne zu erklären.

Eine von einem AUNSPflasterstein erschlagen am Boden liegende Helvetia: «Schadet der Schweiz!» Ganzseitige Inserate mit allen Wirtschaftsgrössen des Landes (inkl. Gewerbeverband!), Kleber auf den Titelblättern der Zeitungen u.a.m. Der Einsatz hat sich gelohnt, der Souverän hat der Verlockung nach «mehr Demokratie» widerstanden. Die Absicht der Initianten war es ja, die weitere Integration der Schweiz in den europäischen Raum zu verhindern, indem sie den meisten Auslandabkommen den Status von Verfassungsabstimmungen zuschreiben und so der Gefahr aussetzen wollte, dass diese am Nein der

konservativen Kleinkantone und der chronischen Wackelkantone scheiterten. Statt «mehr Demokratie» hätte man mehr Propaganda in den Kantonen gehabt, die ausschlaggebend wären. Das ist zum Glück nun verhindert worden. Nochmals: der Wirtschaft sei Dank. Das Beispiel zeigt, dass man «das Volk» nicht sich selbst überlassen darf. Dass es bei Vorlagen, welche auf das einfache Bauchgefühl zielen, Piloten braucht, welche zu Haltungen jenseits der primären Reflexe führen Störend ist allerdings einmal mehr, dass unsere Abstimmungskomitees trotz der porträtierten Köpfe, die sich zur Verfügung stellen, in der Regel «black boxes» sind, man nicht weiss, wer wirklich dahinter steckt! Man sollte wahrnehmen können, dass

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«die Wirtschaft», vielleicht economiesuisse oder wer immer, antreten. Problematisch ist zudem, dass geballte Interventionen dieser Art nicht stattfinden, wenn es nicht oder weniger deutlich um wirtschaftliche Interessen geht, etwa bei einer Vorlage für erleichterte Einbürgerung, einer Ausschaffungsinitiatve oder wieder einmal einer AntiIslam-Initiative, von denen man ja ebenfalls sagen kann «Schadet der Schweiz!» Könnte das bedeuten, das alles, was nicht von wirtschaftlichem Interesse ist, nicht vernünftig geregelt werden kann? Oder müsste man die Definition der wirtschaftlichen Relevanz einfach breiter fassen und sagen, dass auch unliberale Regelungen bloss politischer Art für die schweizerische Wirtschaft unerwünschte Standortnachteile sind?

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UZ l TITELGESCHICHTE

AUSBAU DER INFRASTRUKTUR

Der Gotthard ist ein Nebenschauplatz Die Interessenvertreter der Strasse stehen vor einem Pyrrhussieg. Zwar hat nun auch der Bundesrat einer zweiten Röhre am Gotthardstrassentunnel zugestimmt. Aber die Befürworter des öffentlichen Verkehrs machen mit einer Volksinitiative Druck, den Verteilschlüssel zwischen Schiene und Strasse zu ihren Gunsten zu verschieben. Der Ständerat vermittelt.

TEXT STEFFEN KLATT

Die neuerliche Diskussion über die zweite Röhre des Gotthardstrassentunnels überrascht Alf Arnold nicht. «Das ist die letzte Chance, die zweite Röhre durch einen Vorwand doch noch zu erzwingen», sagt der Geschäftsführer des Vereins Alpeninitiative und damit indirekt Wächter über die Volksinitiative, die 1994 von Volk und Ständen angenommen wurde. «Wenn die erste Röhre erst einmal saniert ist, dann ist die zweite Röhre für lange Zeit vom Tisch». Zweite Röhre braucht viel Zeit Tatsächlich ist die Diskussion über die zweite Röhre aufgeflammt, weil die Sanierung näher rückt. Laut den beiden bevorzugten Varianten des Bundesrats für eine Sanierung könnte der Tunnel entweder während zweieinhalb Jahren gesperrt und saniert werden. Das würde 650 Millionen Franken kosten. Hinzu kämen die Kosten für die Umleitung des Verkehrs von bis zu 622 Millionen. Oder der Tunnel würde während dreieinhalb Jahren nur ausserhalb der Sommerferien saniert, jeweils zwischen September und Juni. Die Kosten für Sanierung und Umleitung werden vom Bundesrat auf 1,4 Milliarden Franken geschätzt. Bundesrätin Doris Leuthard hat Ende Juni darauf hingewiesen, dass eine zweite Röhre nur Mehrkosten von einer Milliarde mit sich bringe. Der zweite Tunnel koste 2,8 Milliarden Franken, aber inklusive der Mehrkosten für die längere Benutzung des unsanierten ersten Tunnels. Laut Thomas Rohrbach, Sprecher des Bundesamtes für Stassen (Astra), wird die reine Bauzeit des neuen Tunnels auf sieben Jahre geschätzt. Doch die Planung und der Genehmigungsprozess – Referendum eingeschlossen – würden mehrere Jahre dauern. Probleme liegen im Mittelland Die zweite Röhre ist symbolträchtig. Doch für den Gesamtverkehr in der Schweiz ist sie eher ein Nebenschauplatz. Im Durchschnitt wird der Tunnel täglich von 17 000 Fahrzeugen passiert. Die meisten Umfahrungen in der Schweiz nehmen mehr Verkehr auf. «Auf der A1 zwischen Bern und St. Gallen gibt es kein Teilstück, auf dem der durchschnittliche Verkehr pro Tag unter 80 000 Fahrzeugen liegt», sagt Astra-Sprecher Rohrbach. Staus gibt es am Gotthard vor allem in den Ferienzeiten. Befürworter wie Gegner der zweiten Röhre sind sich daher einig,: Die Probleme liegen anderswo, nämlich im verkehrsgeplagten Mittelland und

in den Agglomerationen. «Wir müssen das Geld dort einsetzen, wo die wirklichen Probleme sind», sagt Alf Arnold. André Kirchhofer, Leiter Politik und Kommunikation des schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes (Astag) und damit Interessenvertreter des strassen- und bahnseitig tätigen Transportgewerbes, sieht zwar ebenfalls Handlungsbedarf im gesamten Strassennetz. Trotzdem fordert die Astag primär aus Sicherheitsgründen eine zweite Röhre am Gotthard. «Im Interesse der Verkehrssicherheit und aus volkswirtschaftlichen Gründen», sagt Kirchhofer. Alleine seit 2001 habe es wegen des Gegenverkehrs im Tunnel laut eines Berichts der Kantonspolizei Uri sechs Tote und sechzig Schwerverletzte gegeben. Wirtschaftlich gesehen sei der Gotthard sehr wohl für die Schweiz von Bedeutung. «Zwei von drei Transporten mit dem benachbarten Norditalien gehen durch den Tunnel» sagt André Kirchhofer. Nationalstrassennetz platzt aus allen Nähten Die Wünsche allein für den Ausbau des Schweizer Strassennetzes summieren sich schnell auf Dutzende Milliarden. Astag-Vertreter Kirchhofer spricht von 50 bis 60 Milliarden Franken an Investitionsbedarf für die Stassen. So sei der Ausbau der Autobahn-Hauptachse A1 auf sechs Spuren ebenso dringend wie die Beseitigung der Engpässe in den Agglomerationen. Dabei wird noch heute an der Fertigstellung des vor einem halben Jahrhundert geplanten Nationalstrassennetzes gearbeitet, etwa an der A9 im Oberwallis und der Transjurane. Das bestehende Netz dagegen platzt mancherorts bereits aus allen Nähten. So sollen die Engpässe im Glattal bei Zürich und zwischen Morges und Ecublens westlich von Lausanne mit neuen Streckenführungen beseitigt werden. Die dritte Etappe der Nordumfahrung Zürich kommt. Doch längst liegen neue Wünsche auf dem Tisch. Bei Bern wird zwischen Schönbühl und Wankdorf bereits über einen achtspurigen Ausbau gesprochen. Einnahmen sinken Die Finanzierung des Ausbaus des Nationalstrassengesetzes ist zumindest bis 2028 einigermassen gesichert. Denn bis dahin steht der Infrastrukturfonds zur Verfügung, der 20,8 Milliarden Franken umfassen soll. Für die Fertigstellung des Netzes stehen 8,5 Milliarden zur Verfügung, für die Engpassbeseitigung 5,5 Milliarden. Der Fonds wird aber faktisch aus den gleichen Mitteln gespiesen, die schon früher für die Strasse zur Verfügung standen: aus der halben Mineralölsteuer, dem gesamten Treibstoffzuschlag und aus

«

Wir müssen

das Geld dort einsetzen, wo die wirklichen Probleme sind» Alf Arnold, Geschäftsführer des Vereins Alpeninitiative


TITELGESCHICHTE l UZ

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Foto: Keystone / Urs Fl端eler


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UZ l TITELGESCHICHTE

«

Es braucht beides. Die Strasse ist heute schon

überlastet, und man kann nicht unbeschränkt die Bahnpreise erhöhen»

This Jenny, SVP-Politiker und Inhaber des Bauunternehmens Toneatti

der Vignette. Das haben etwa 2010 insgesamt 3,9 Milliarden Franken ausgemacht. Daraus flossen 990 Millionen in den Fonds und 1,5 Milliarden Franken direkt in das Nationalstrassennetz. Allerdings nehmen die Einnahmen ab, weil der Treibstoffverbrauch in der Schweiz sinkt. Deshalb sollen nun die Vignette, die Mineralölsteuer und der Treibstoffzuschlag angehoben werden.

der Verkehrskommission, der jurassische Sozialdemokrat Claude Hêche. «Die Kommission ist damit einverstanden». Es brauche einen Gesamtblick. «Wir sollten das möglichst parallel diskutieren», sagt This Jenny. «Es braucht beides. Die Strasse ist heute schon überlastet, und man kann nicht unbeschränkt die Bahnpreise erhöhen», sagt der Glarner SVP-Politiker und Inhaber des Bauunternehmens Toneatti

Volksinitiative macht Druck Doch die Interessenvertreter der Strasse werden aus einem anderen Grund nervös.: Die Volksinitiative «Für den öffentlichen Verkehr» will den Verteilschlüssel der Einnahmen zugunsten des öffentlichen Verkehrs verändern. Die Initiative sieht vor, wie bisher die Hälfte der Mineralölsteuer und zusätzlich auch die Hälfte des Treibstoffzuschlags der Bahn zukommen zu lassen. Vom verbleibenden Anteil der Strasse ginge ein Teil ebenfalls an den öffentlichen Verkehr, der damit insgesamt 60 Prozent der Mittel erhielte. Dem öffentlichen Verkehr sollen damit bis 2030 bis zu 12 Milliarden Franken mehr zukommen. Die Initiative, die vom Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) und zahlreichen anderen linken und grünen Organisationen getragen wird, hat den Bundesrat dazu gebracht, einen direkten Gegenvorschlag vorzulegen. Dieser Vorschlag zu «Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur» (Fabi) sieht eine Investition von 3,5 Milliarden Franken vor. Die ständerätliche Verkehrskommission hat nachgebessert und will 6 Milliarden Franken auf den Tisch legen. Das gehe in die richtige Richtung, sagt Nationalrätin Franziska Teuscher (Grüne/BE), VCSZentralpräsidentin und Präsidentin des Vereins «JA zur Initiative für den öffentlichen Verkehr». Auch der Verein habe 6 Milliarden für Fabi vorgeschlagen, «weil sonst kein Ausbau des öffentlichen Verkehrs möglich ist».

Initianten gegen Fabi-Verzögerung Franziska Teuscher findet das einen falschen Ansatz. Man könne über alles reden. «Aber Fabi muss rasch umgesetzt werden. Ein Strassenfonds darf Fabi nicht verzögern. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs müsse vorangetrieben werden, weil er umweltfreundlicher sei und es gross Engpässe gebe. Unser Vorschlag ist besser, weil er mit einer Umverteilung zugunsten der Bahn die Lasten für die Nutzer nicht erhöht». Wer eine Verzögerung von Fabi verlange, habe Angst, dass in der gegenwärtigen politischen Diskussion der öffentliche Verkehr bevorzugt werde. «Sie wollen uns Steine in den Weg legen. Wir müssen das verhindern. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist dringend».

strasseschweiz will Strassenfonds Die Interessenvertreter der Strasse versuchen nun die Diskussion doch noch zu ihren Gunsten zu drehen. Ihr Dachverband strasseschweiz hat Mitte Juni einstimmig gefordert, einen eigenen Strassenfonds parallel zu Fabi aufzulegen. «Es braucht einen Strassenfond, der diesen Namen auch verdient», sagt Peter Kneubühler, stellvertretender Generalsekretär von strasseschweiz. Der Infrastrukturfonds laufe 2028 aus und könne nur maximal fünf Jahre verlängert werden- Fabi dagegen sei unbegrenzt. Ausserdem müsste die heutige intransparente Querfinanzierung der Schiene durch die Strasse beendet werden. «Wir wollen klare Verhältnisse». Ständerat will ausgleichen strasseschweiz wirbt denn auch im Parlament um eine Verzögerung der Fabi-Vorlage, um einen Strassenfonds auf den Weg zu bringen. Mit Erfolg. In der ständerätlichen Verkehrskommission können sich Linke wie Bürgerliche eine parallele Diskussion vorstellen. «Es ist normal, dass man auch über die Anliegen der Strasse diskutiert», sagt der Präsident

Nicht Strasse gegen Schiene ausspielen Die Initianten haben eine starke Position: Bisher hat das Volk in Abstimmungen stets für den öffentlichen Verkehr gestimmt, von der Alpeninitiative bis zu den Vorlagen zur Finanzierung der Basistunnel am Gotthard und am Lötschberg. Der Gegenentwurf des Parlaments zur zurückgezogenen «Avanti»-Initiative, die unter anderem eine zweite Gotthardröhre vorsah, wurde 2004 mit 60 Prozent abgelehnt. Die Interessenvertreter der Strasse tun wohl gut daran, auf den Konsens zu setzen. «Man darf die Strasse nicht gegen die Schiene ausspielen», sagt denn auch This Jenny. Westschweiz wirbt um Verständnis Jean-Claude Hennet wird nicht müde, Zürich Komplimente zu machen. «Zürich ist für uns ein Vorbild», sagt der Geschäftsführer der Westschweizer Verkehrsdirektorenkonferenz. Die Stadt an der Limmat habe massiv in den öffentlichen Verkehr und in die S-Bahn investiert, als die Westschweiz noch auf das Auto gesetzt habe. «Das Interesse am öffentlichen Verkehr ist in der Westschweiz später erwacht als in der Deutschschweiz», sagt Hennet. Deshalb habe die Westschweiz nun einen grossen Nachholbedarf. «Das hat Zürich bisher nicht gut verstanden». Mit seiner Allianz von 15 Kantonen drängt Zürich auf den Bau des Brüttener- und des Zimmerbergbasistunnels. Dem könnte der längst nötige Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der Romandie zum Opfer fallen, fürchtet Hennet. Dabei geht es nicht nur um den Ausbau der überlasteten Strecke zwischen Genf und Lausanne, sondern auch über die Ausbauten in den Bahnhöfen, Genf, Lausanne, Bern und Basel. Für Hennet ist es wenig sinnvoll, neue Kapazität auf dem Bahnnetz zu schaffen, wenn die Bahnhöfe den neuen Verkehr nicht bewältigen können.


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TITELGESCHICHTE l UZ WOLFGANG STÖLZLE, UNI ST. GALLEN

Die zweite Röhre wird gebraucht Der Ausbau der Infrastruktur von Bahn und Strasse hält in der Schweiz nicht Schritt mit der Zunahme des Verkehrs, sagt Wolfgang Stölzle, Professor an der Universität St. Gallen. Gerade der Gotthard bildet einen Engpass. Daran wird auch der neue Gotthardbasistunnel langfristig kaum etwas ändern.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Der Streit um die zweite Gotthardröhre flammt wieder auf. Wie wichtig ist der zweite Strassentunnel für die Logistik in der Schweiz insgesamt? Wolfgang Stölzle: Wenn man unterstellt, dass es erstens keine massive Verlagerung auf die Schiene geben kann und man zweitens die Verwundbarkeit der Schweizer Infrastruktur in Zukunft reduzieren will, dann spricht das für den zweiten Tunnel. Die Realisierung wird aber in etwa 15 bis 20 Jahre von den ersten Planungen an brauchen. Mit durchschnittlich 17000 Autos pro Tag fahren weniger Fahrzeuge durch den Tunnel als über viele Umfahrungsstrassen der Schweiz. Wird da der Gotthard mythisch überhöht? Der Gotthard ist von extremer Bedeutung für die Logistik in der Schweiz. Im Unterschied zu den Umfahrungsstrassen ist die Netzdichte in den Alpen viel geringer. Es gibt nur die eine Gotthardröhre. Wenn da ein Unfall geschieht, dann ist der Tunnel zu. Diesen Engpass erleben wir jetzt auf der Schiene. Wenn wir dieses Risiko verringern wollen, dann ist der Gotthard klar kein Mythos. Man muss aber auch sehen, dass die Milliarden Schweizer Franken, die in eine solche zweite Röhre gehen würden, anderswo fehlen werden.

Foto: Keystone / Sigi Tischler

Schafft der Gotthardbasistunnel der Bahn, der 2016 eröffnet werden soll, bereits Abhilfe? Er schafft am Anfang Abhilfe. Aber es wird drei bis fünf Jahre dauern, bis auch die Anschlusstrassen auf der Nord- und der Südseite der Alpen diese Kapazität haben werden. Und die Gesamtkapazität

richtet sich immer an der engsten Stelle aus. Zudem: Wenn wir ein weiteres Wachstum des Güterverkehrs unterstellen, dann wird auch der neue Gotthardbasistunnel relativ schnell ausgelastet sein. Das heisst, der Bedarf ist schneller gewachsen als das Angebot? Das war bisher immer so. Das hat einerseits mit der Globalisierung und anderseits mit dem Abbau der Fertigungstiefe zu tun. Beide Megatrends führen zu mehr Gütertransporten bei gleichem Wirtschaftsausstoss. Wie werden sich die Logistikströme entwickeln? Wird das Wachstum eher auf der Nord-Süd-Achse oder auf der West-Ost-Achse stattfinden? ZUR PERSON Prof. Dr. Wolfgang Stölzle ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Logistikmanagement an der Universität St. Gallen. Zuvor hatte er an der Universität Duisburg-Essen und an der Technischen Universität München gelehrt. Derzeit ist er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim deutschen Bundesverkehrsminister und darüber hinaus Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte. Der Lehrstuhl für Logistikmanagement gibt unter anderem jährlich die Studie Logistikmarkt Schweiz heraus.

Foto: zVg

Alle Trends, die zu einer verstärkten Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft führen, zeigen sich aus Schweizer Sicht immer zuerst auf der Nord-SüdAchse. Die einzige Ausnahme ist der Aussenhandel mit Frankreich und Österreich. Gibt es also eine Spannung zwischen dem internationalen Verkehr, der vorwiegend auf der Nord-Süd-Achse stattfindet, und dem nationalen Ver-


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UZ l TITELGESCHICHTE HANS JÖRG BERTSCHI

kehr, der sich auf die West-Ost-Achse konzentriert? Der nationale Verkehr zumindest auf der Strasse läuft stark entlang der «Banane». Das Wachstum im Güterverkehr findet aber vor allem im internationalen Verkehr statt, also auf der Nord-Süd-Achse.

Neat braucht dringend Zufahrten

Wo ist es wichtiger zu investieren? Die knappen Mittel kann man nur einmal ausgeben. Es ist sinnvoll, im Sinn der Verlagerung in erster Linie in die Schiene zu investieren. Das wird auch gemacht. Viel schwieriger ist es zu prognostizieren, wieviel man in Zukunft auf die Schiene bringen kann. Das hängt nicht nur von der Kapazität ab, sondern auch von der Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems Schiene generell ab. Das System Schiene braucht konstant mehr Volumen als das System Strasse, um rentabel zu sein. Der Verkehr muss stärker gebündelt werden, er muss über längere Distanzen geführt werden. Das müssen Sie in der Prognose mit der Richtung zusammenführen, in die sich die Wirtschaft entwickelt. Werden künftig vor allem die Bereiche wachsen, die schienenaffin sind? Oder eher diejenigen, die strassen- oder luftfrachtaffin sind? Derzeit sieht es danach aus, dass wir keinen radikalen Wechsel hin zu den schienenaffinen Gütern haben werden. Es wäre daher ratsam, beim Ausbau der Kapazität auf der Strasse nachzuziehen, ohne die Kapazität auf der Schiene zu vernachlässigen.

Die Schweiz sollte nach Ansicht des obersten Hupac-Chefs Ausbau und Zufahrten zur Gotthardstrecke in Italien mitfinanzieren.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Die Hupac bringt bereits seit über vier Jahrzehnten Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene. Hupac-Verwaltungsratspräsident Bertschi rechnet mit weiterem Wachstum, wenn die Zufahrten zur neuen Gotthardbasisstrecke ausgebaut werden. Eine zweite Gotthardröhre auf der Strasse brauche es aber aus Sicherheitsgründen trotzdem. Wie teuer wird der Unterbruch der Gotthardbahnstrecke für die Hupac? Hans-Jörg Bertschi: Das wird für alle Beteiligten ein sehr teurer Unterbruch, sowohl für die Endkunden wie für die Traktionsfirmen und die Operateure und schliesslich die Speditionsfirmen. Ein Betrag ist schwer zu schätzen.

Steht der Schweiz ein Verkehrsinfarkt bevor? Der Verkehrsinfarkt ist ein beliebtes Schlagwort. Aber keiner weiss so richtig, was das ist. Feststeht, dass die Verkehrsdichte zunimmt und auf der Strasse die Stauanfälligkeit wächst. Allerdings ist die Verkehrspolitik bewusst darauf ausgerichtet, partiell die Kapazität zu verknappen, um die Verkehrsteilnehmer zu einem Umstieg auf die Schiene zu bewegen. Die Schiene ist aber zu einem guten Teil bereits ausgelastet. Welche Möglichkeiten bleiben der Schweiz da noch? Ich sehe keinen grossen Sprung, der irgendwo möglich wäre. Sowohl die von der Alpeninitiative verfolgte Kontingentierung als auch die Alpentransitbörse sind schlussendlich aus einer Systemsicht nicht wirklich zielführend. Infrastrukturprojekte dauern oft lange und kosten viel. Auch das Verhalten der Nutzer – im Personen- wie im Güterverkehr – kann nicht mit grossen Sprüngen geändert werden. An der Nachfrage kann man nur schrittweise arbeiten, auch dadurch, indem die Schiene noch attraktiver wird. Die Schweiz ist hier im internationalen Vergleich schon ganz vorn unterwegs, beispielsweise was Taktung, Zuverlässigkeit und Sicherheit betrifft.

Werden Kunden vermehrt zur Strasse zurückkehren? Das ist ein gewisses Risiko, auch wenn wir auf den Strassen ein gewisses Risiko haben. Wir bemühen uns, über den Lötschberg eine gewisse Kapazität bereitzustellen. Wir wollen verhindern, dass im grossen Stil Abwanderungen auf die Strasse stattfinden – kurzfristige Abwanderungen kann man nicht verhindern. Diese Unterbrechung ist einmalig in der Geschichte des kombinierten Verkehrs. Wir wollen verhindern, dass die Entwicklung auf Jahre hinaus darunter leidet.

Foto: Keystone / Gaetan Bally

Der Vorfall zeigt, wie empfindlich die Infrastruktur ist. Muss nun die zweite Lötschbergröhre ausgebaut werden? Die entscheidenden Schritte nach der Inbetriebnahme der Gotthardbasisstrecke sind die Ausbauten auf den Zufahrtsstrecken, insbesondere auf der Südachse. Dazu gehört der Ausbau des Viermeterkorridors auf der Gotthardstrecke und auf der Südstrecke die Ausgänge von Chiasso und Luino. Hier ist die Einbindung von Italien zentral. Dazu gehört auch der Ausbau der Strecke südlich des Simplons. Das ist der Engpass, nicht der Lötschberg.


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TITELGESCHICHTE l UZ Wird Italien seine Vereinbarungen halten? Bis jetzt hat Italien die Vereinbarungen gehalten. Teilweise gab es Verzögerungen, aber die gibt es in der Schweiz auch. Ich bin überzeugt, dass Italien Hand bieten wird, wenn richtig verhandelt wird. Wenn man aber über 50 Kilometer in einen anderen Staat fährt, um dann auf die Strasse zu verladen, dann wird die Schweiz auch bei der Finanzierung helfen müssen. Es ist heute schon schwer nachvollziehbar, dass wir für Milliarden Basisstrecken bauen, aber die Züge von Rotterdam nach Mailand nur mit 550 Meter Zugslänge führen können. Bis Chiasso wären 750 Meter möglich. Wir verschenken also 25 Prozent Produktivität wegen Überholgeleisen auf 60 Kilometer Strecke, die für 40 Millionen zu bauen wären.

die zweite Röhre. Es ist nicht möglich, den Tunnel ganz zu sperren. Es ist aus Kostenründen absolut nicht sinnvoll, irgendwelche Kurzstreckenlösungen mit Kombiverkehr zu machen, um mehrere Jahre der Tunnelsperrung zu überbrücken. Da ist eine zweite Röhre am Ende günstiger. Es geht aber aus meiner Sicht nicht um die Erhöhung der Kapazität. Denn wer baut schon für Milliarden eine solche Infrastruktur aus nur für den Urlauberverkehr im Sommer? Dagegen ist die OstWest-Achse an 365 Tagen überlastet. Hupac ersetzt über 720 000 Strassenladungen. Ziel sind eine Million Strassenladungen. Wie kann dieses Ziel erreicht werden?

Strategisch ist es sehr wichtig, da wir Kunden haben, die europaweit Konzeptlösungen im intermodalen Verkehr suchen. Es ist auch wichtig, dass wir auf diesen Achsen etwa nach Spanien, Südosteuropa und Russland den intermodalen Verkehr ohne Subventionen betreiben können. Der wesentliche Teil unseres Verkehrs fällt aber auf die NordSüd-Achse durch die Alpen, auch am Brenner. Wenden Sie das für die Schweiz entwickelte Konzept also auch anderswo in Europa an? Das kann man sagen. Wenn Sie schauen, wo heute erfolgreich der intermodale Verkehr betrieben wird, dann ist der Nord-SüdZUR PERSON Hans-Jörg Bertschi ist Verwaltungsratspräsident der Hupac und CEO der Bertschi AG in Dürrenäsch. Die 1967 gegründeten Hupac mit Sitz in Chiasso bietet kombinierten Verkehr unter anderem auf der Nord-Südachse durch die Schweiz an. Damit erzielte sie 2011 einen Umsatz von 493 Millionen Franken und transportierte auf der Schiene 723.894 Wagenladungen.

Wird Bern zu dieser Mitfinanzierung bereit sein? Es geht primär um eine Vorfinanzierung, weil Italien derzeit in der Eurokrise sparen muss. Die Gespräche zwischen Bern und Rom laufen. Der Ausbau des Viermeterkorridors kommt im Herbst ins Parlament. Das braucht Investitionsmittel zwischen 600 Millionen und einer Milliarde. Ich gehe davon aus, dass der Bundesrat ein Konzept vorliegen wird, das nicht von Grenze zu Grenze, sondern von Terminal zu Terminal funktionieren wird. Daher dürfte es staatsvertragliche Elemente enthalten. Bertschi braucht auch die Strasse. Wo ist der grösste Investitionsbedarf? In der Schweiz sicherlich auf der OstWest-Achse. Der rasche durchgehende sechsspurige Ausbau zumindest zwischen Winterthur und Bern ist die Voraussetzung, dass wir nicht in den nächsten Jahren im Dauerstau stecken. Insgesamt ist die Ost-West-Strecke um einiges wichtiger als die Nord-Südstrecke. Gewisse Ausbauten sind jetzt geplant. Aber sie kommen zu langsam und sind zuwenig durchgehend. Jetzt wird aber vor allem über die zweite Gotthardröhre statt über die A1 diskutiert. Wie wichtig ist der Ausbau am Gotthard? Die zweite Gotthardröhre ist in erster Linie eine Investition, die im Zusammenhang mit der ersten Röhre erforderlich sein wird, aus Sicherheits- und aus technischen Gründen. Entweder gelingt es, den Tunnel nur nachts und an Wochenende zu sanieren. Oder es braucht

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Dieses Wachstum kann nur erreicht werden, wenn die Zufahrtsstrecken der Neat auf der Gotthardstrecke ausgebaut werden. Der kombinierte Verkehr im Transit durch die Schweiz hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Er ist um etwa 80 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sind die Strassentransitmengen um zehn Prozent zurückgegangen. Das ist die einzige Achse in Europa, die eine vergleichbare Entwicklung hat. Wie sind überzeugt, dass sich dieses Wachstum in den nächsten zehn Jahren fortsetzen lässt, wenn der Ausbau der Zulaufstrecken mit Priorität über Luino nach Norditalien vorankommt. Hupac ist selber beim Ausbau der Terminals in Norditalien engagiert, zusammen mit den Italienischen Bahnen. Wir sehen die Möglichkeit, den kombinierten Verkehr zu verdoppeln. Hupac ist inzwischen in ganz Europa tätig. Wie wichtig ist das Geschäft ausserhalb der Schweiz?

Verkehr durch die Schweiz die bei weitem dominierende Achse. Der Marktanteil liegt bei 50 Prozent, die anderen 50 Prozent sind noch auf der Strasse. Auf anderen Strecken, etwa über den Brenner oder von Belgien und den Niederlanden nach Norditalien, liegt er bei 5 bis 15 Prozent. In der Schweiz werden Sie indirekt durch die hohe Schwerverkehrsabgabe geschützt… Es ist richtig, dass die hohe steuerliche Belastung eine Rolle spielt. Heute haben Sie aber auch in Frankreich und Italien hohe Autobahngebühren. In der Schweiz wird es dadurch schon ab kürzeren Distanzen etwa von 350 Kilometern möglich, kombinierte Verkehre zu betreiben. Wenn Sie von Deutschland nach Spanien gehen, brauchen Sie 600 bis 1000 Kilometer, um in die Gewinnzone zu kommen. Dennoch ist da der kombinierte Verkehr noch unterentwickelt. Wir wollen sowohl auf der Nord-Südachse durch die Alpen als auch in Europa wachsen.


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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK

D I E W E LT I S T K E Y N E S I A N I S C H – A B E R N I C H T V U L G Ä R K E Y N E S I A N I S C H

Sparen oder investieren im Euro-Land? Unter den Ökonomen herrscht ein Glaubenskrieg. Es ist nicht der erste. Es geht um die Streitfrage, wie der westlichen Wirtschaft im OECD-Raum auf die Beine zu helfen sei und wie es mit der Euro-Währung weitergehen soll.

VON RUDOLF STRAHM

Innerhalb der G-20 und zwischen den EU-Leadern gibt es grosse Differenzen. Sie sind nur ein Spiegelbild der gegensätzlichen Sichtweisen der Ökonomen. Die weltweit vertretenen Sichtweisen sind vielfältiger, origineller und pluralistischer, als das, was die immer gleiche, besserwisserische Glaubensdoktrin im NZZ-Wirtschaftsteil den Lesern vorsetzt. Ich habe mich auf einer griechischen Insel der Lust hingegeben, die neuesten Wirtschaftsbücher von Heiner Flassbeck, Thilo Sarrazin, Paul Krugman und Myret Zaki zu lesen und zu vergleichen (Büchertitel am Schluss dieses Artikels). Zusammen umfassen sie über tausend Seiten Analysen – oder konkreter ausgedrückt: Streitschriften – zeitgenössischer Makroökonomen. Hier ein wertender Überblick über den Ökonomenstreit.

DER AUTOR

Sprengkräfte im Euro Was fast alle Ökonomen einigt, ist die (späte) Erkenntnis, dass die Produktivitätsunterschiede innerhalb Europas die Eurozone auseinander treiben und diese in Nord- und Südländer spalten. In Deutschland, Holland, Österreich, Finnland: hohe Produktivität mit hohen Lohn- und Konsumsteigerungen und einem «Leben auf Pump». Die südlichen Euroländer leiden strukturell unter der Industrieverdrängung durch die Billigimporte aus Ostasien. Und mangels Berufsbildung haben sie wenig Spielraum zur Höherqualifikation der Arbeitnehmer für eine Hochpreisproduktion. Die Desindustrialisierung drängt sie in immer grössere Handelsbilanzdefizite. Hätten sie ihre eigene Währung, könnten sie diese abwerten, damit im Export wieder konkurrenzfähiger werden und gleichzeitig die einheimische Produktion durch Importverteuerung gegen die billige asiatische Ware schützen. Die nördlichen Euroländer haben demgegenüber dank ihres besseren Arbeits- und Bildungssystems die Möglichkeit, auf die höherpreisige Spezialitätenproduktion auszuweichen und damit gleichzeitig konkurrenzfähig zu bleiben. Das ist, mit Nuancen, die gemeinsame Erklärung der Ökonomen, die manche Politiker nicht wahrhaben wollen. Doch bei der Frage nach den Ursachen, und noch mehr bei den einzuschlagenden Strategien, kommen die grossen Glaubensrichtungen zutage.

Rudolf Strahm ist Chemiker und Ökonom. Er war von 1991-2004 Nationalrat und von 2004-2008 Eidgenössischer Preisüberwacher.

Der Ultrakeynesianismus des Heiner Flassbeck Heiner Flassbeck, früher Staatssekretär im deutschen Finanzministerium und heute Chefökonom der UNO-Welthandelskonferenz Unctad, übernimmt mit seinem jüngsten Buch die Rolle des Ultra-Keynesianers. Für Flassbeck ist Deutschland der Hauptsünder für die europäischen Disparitäten: Die dort praktizierte Lohnzurückhaltung bei gleichzeitiger Produktivitätssteigerung –

Foto: Bilderbox.de

was sich in stabilen Lohnstückkosten (Löhne dividiert durch Produktivität) auswirkt – führte zur Spaltung innerhalb Europas in der Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland sollte nach Flassbeck höhere Inflationsraten und höhere Löhne zulassen, um die Wettbewerbsfähigkeit in der Euro-Zone zu nivellieren. Das ist wohl ein unrealistischer Wunsch vom Schreibtisch. Flassbeck hat indes sicher recht mit seiner Behauptung, dass die von Deutschland diktierte rigide Sparpolitik Südeuropa in die Rezession gedrückt hat. Denn dort, wo der Stadt einen derart grossen Anteil am BIP hat, wirken sich rasche Staatsausgabensenkungen klar rezessiv aus. Erstaunlicherweise gibt es aber für Flassbeck hinsichtlich Staatsverschuldung praktisch keine Grenzen. Der teutonische Ultramonetarismus des Thilo Sarrazin Das andere Extrem in der Debatte vertritt der Deutsche Thilo Sarrazin, früherer Finanzsenator in Berlin und Mitglied im Aufsichtsrat der Bundesbank. Mit schier unerträglichem Dogmatismus verteidigt er die monetaristische Glaubensdoktrin deutscher Prägung. Mit «teutonischer Ridigität», wie dies die Engländer nannten, verteidigt er die harte Währung, die Nullinflation, den schlanken Staat und geisselt auf mehreren hundert Seiten die «Sünden» der EZB, die Verletzung des No-Bail-out-Prinzips (Verbot der Quersubvention zwischen den Euro-Staaten) und der Maastricht-Kriterien. Jetzt sollen die Länder sparen, sparen, sparen – koste es, was es wolle. «Die Europäische Währungsunion erfordert, wenn sie funktionieren soll, dass sich die Volkswirtschaften und Gesellschaften aller teilnehmenden Staaten mehr oder weniger so verhalten , wie es deutschen Standards entspricht», fordert der deutschtümmelnde Ex-BundesbankAufsichtsrat. Deutschland und nochmals Deutschland und seine Interessen, sie werden laut Sarrazin von der heutigen politischen Elite der Bundesrepublik zu wenig verteidigt. Nach meiner Einschätzung vertritt er lauthals wohl das, was im Mainstream der konservativen deutschen Ökonomiezunft geglaubt wird. Der neokeynesianische Mittelweg des Paul Krugman Der amerikanische Wirtschaftswissenschafter Paul Krugman, Princeton-Professor und Nobelpreisträger, schlägt in seinem neuen Buch einen Mittelweg zwischen den Extremen ein, allerdings einen aus US-amerikanischer Optik. Wer Krugmans Gedankengängen folgen kann, hat die moderne Makroökonomie verstanden.


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ Krugman analysiert, wie andere, die wachsende Kluft innerhalb der Euro-Zone. Er erklärt, weshalb Industrieländer mit eigener Währung tiefe Zinsen geniessen und selbst dann, wenn sie hoch verschuldet sind und gigantische Staatsdefizite kennen, wie die USA, Japan, England: Sie können eben jederzeit ihre Währung abwerten und sich damit real entschulden und gleichzeitig ihre Exporte verbilligen. Offensichtlich akzeptieren die Finanzmärkte diese Politik. Demgegenüber sind Länder, die sich in fremder Währung (im Euro) verschulden müssen und bei Ertragsbilanzdefiziten ihre Währung nicht abwerten können, hohen Zinsen unterworfen. Griechenland, Spanien, Portugal, Italien sind derzeit Kandidaten dieser starren Währungsschraube. Sie zahlen dies mit höheren Schuldzinsen. Krugman plädiert nicht etwa für die Zerschlagung der Euro-Zone, allenfalls ist er für den geordneten Austritt Griechenlands, damit es seine eigene Währung abwerten kann. Er plädiert für die Überwindung der Krise durch Deficit Spending und expanisive Notenbankpolitik. Als Neo-Keynesianer zeigt er, dass neben der Stabilisierung der Finanzsysteme auch aktive Konjunkturprogramme nötig sind, wenn die Wirtschaft in der Liquiditätsfalle (Liquidity Trap) stecken bleibt, wenn also trotz tiefster Zinsen nicht investiert wird: «In einer Zeit, in der Schuldner versuchen, mehr zu sparen und ihre Schulden zu bezahlen, muss irgendjemand das Gegenteil tun, also Geld aufnehmen und ausgeben, und dieser Jemand ist der Staat.» Wer die Liquiditätsfalle ignoriert, versteht die heutige Situation nicht. Er versteht nicht, weshalb trotz tiefster Zinsen die Wirtschaft nicht anspringt, obschon sie sich nach Lehrbuch selber erholen sollte. «Wohlstand ist zwar ohne ein stabiles Finanzsystem undenkbar, doch die Stabilisierung des Finanzsystems bringt noch lange keinen Wohlstand», sagt Krugman. Was das Land wirklich benötige, sei ein Rettungsschirm für die Nachfrage in der Realwirtschaft für Produktion und Beschäftigung. Unter den meinungsführenden Ökonomen ist Krugman eigentlich der einzige, der den Schaden und die Tragik der Arbeitslosigkeit, v.a. auch der Jugendarbeitslosigkeit, so konsequent zum Thema macht. Für Geldmechaniker wie Sarrazin und die meisten Banker ist dies ein Nullthema. Er ärgert sich über den Dogmatismus der neokonservativen und neoliberalen Hardliner, die gegen jede kurzfristig expansive Konjunkturpolitik antreten. «Wer (nur) die langfristige Perspektive einnimmt, ignoriert das gewaltige Leid, das die gegenwärtige Krise verursacht und die vielen Leben, die sie ruiniert», hält Krugman seinen Kollegen vor. Trotz dieser Schelte (oder gerade deshalb) ist er heute der wohl einflussreichste und meist gelesene Makroökonom. Die nötige Korrektur der Myret Zaki Die Rundsicht auf die Ökonomiedebatte wäre unvollständig, wenn man nicht auch die kritische Sichtweise auf die Destabilisierung der Finanzmärkte und die Zerrüttung im Dollarraum anfügen würde. Als repräsentative (aber keineswegs einzige) Analyse aus dollarkritischer Optik ist das Buch der stellvertretenden «Bilan»-Redaktorin Myret Zaki auch auf Deutsch zu lesen. Derzeit blicken alle wie gebannt auf die Krise Europas. Doch die extreme Verschuldung der USA – des amerikanischen Staates, der Haushalte, der ganzen US-Volkswirtschaft – ist derart gewaltig und die destruktiven Kräfte der Finanzmärkte sind derart dominant, dass möglicherweise in ein paar Jahren die Virulenz vom Dollar ausgehen wird, wie schon 2008. Diese Situation wird uns in den nächsten Jahren möglicherweise viel schmerzlicher abstrafen als der Kollaps Griechenlands. Die Autorin Zaki zeigt, wie die amerikanischen Ratingagenturen schon immer Euro-feindlich operiert hatten, wie

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sie gezielt den Euro und die europäischen Banken gegenüber der Wallstreet betrachtet hatten. Ihre Demontage gegenüber europäischen Schuldnern wurde orchestriert. Zaki: «Der Euro ist seit seiner Einführung am 1. Januar 1999 der Feind Nummer eins für die amerikanische Hegemonie». Der Rating-Angriff auf den Euro ist auch eine Überlebensstrategie für die Wallstreet. Fazit aus der aktuellen Debatte Der Schlüssel zum Verständnis der aktuellen Weltwirtschaftssituation liegt in der Wechselwirkung zwischen Finanzwirtschaft und Realwirtschaft. Die Banker und Finanzer sehen die Welt nur mit ihrem Röhrenblick der Finanzmarktoptik. Krugman bringt von allen die umfassendste makroökonomische Analyse. Nur eine umfassende Kreislaufbetrachtung – eben eine makroökonomische Optik sowohl auf die Geld- und Währungspolitik als auch auf die Realwirtschaft und die Nachfrage – bringt analytisches Verständnis und Erfolg in der Wirtschaftspolitik. Die volkswirtschaftliche Nachfrage ist entscheidend. Die Welt ist eben nicht monetär oder monetaristisch, sondern keynesianisch. Die Unternehmen investieren dann, und nur dann, wenn die Nachfrage steigt. Die Zinsen sind wichtig, aber zweitrangig. Die keynesianische Sicht der Wirtschaft erlebt weltweit eine Wiederbelebung. Weil die Hajek- und Friedman-Nachfolger die Welt nicht erklären können und sich ihre Rezepte totlaufen. Ihre Austeritätspolitik hat eine Spur der Verwüstung durch Europa gezogen. Allerding muss eine moderne keynesianische Makroökonomie die globale Wirtschaftswirklichkeit einbauen. Meine Sicht: Sie muss modernisiert und mit vier Aspekten ergänzt werden: – Erstens haben wir es heute mit offenen Volkswirtschaften zu tun. Man kann nicht Lohnpolitik in einem Lande betreiben (wie Flassbeck fordert), ohne den internationalen Wettbewerbsdruck auf die europäischen Länder, zum Beispiel die Konkurrenz aus China, einzubeziehen. – Zweitens gibt es keine statische Wirtschaft mehr. Wir haben einen ständigen Strukturwandel (eine Schumpeter’sche Ökonomie), der ständig Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige mit ausgereiften Technologien verschwinden lässt und an deren Stelle neue Technologien hervorbringt. Da hilft keine Nachfragesteuerung allein, weil sie alte Strukturen zementiert; da hilft nur Hilfe zum technologischen Wandel mit Innovation, Umschuldung, Weiterbildung, Höherqualifizierung. – Drittens ist das Humankapital in Zukunft noch viel entscheidender für die Produktivität und die Angebotsseite. Konkret geht es um die Ausbildung und Befähigung zu Innovationen und zum technologischen Umbau. Hochpreis- und Hochlohnländer wie Deutschland, Holland, Österreich, die Schweiz haben dank ihren dualen Berufsbildungssystemen die Befähigung zu teurer Präzisionsarbeit und Arbeitsqualität. Alt-Keynesianer und Neoklassiker vernachlässigen diesen Aspekt gleichermassen. – Viertens erfordert die Erfahrung mit antizyklischer Politik, also die Konjunktursteuerung mit Staatsausgaben, eine eingebaute Pflicht, im Aufschwung die Staatsschulden zu tilgen statt durch Steuersenkungen fortzuschleppen. Die antizyklische Politik, wie Keynes sie postituliert hatte, ist kaputt gemacht worden, weil die Liberalen beim Aufschwung jeweils die Steuern senkte, anstatt die Schulden aus der letzten Rezession zu tilgen. Wer diese vier Aspekte ignoriert, betreibt Vulgär-Keynesianismus. Der alte Lehrbuch-Autor Paul Samuelson mahnte im hohen Alter die Ökonomenzunft: «Der liebe Gott hat den Ökonomen zwei Augen gegeben: Eins für das Angebot und eins für die Nachfrage.» Die heutige Welt ist keynesianisch – aber sie ist nicht vulgärkeynesianisch!

Hier besprochene Literatur Heiner Flassbeck: Zehn Mythen der Krise. 56 Seiten, Suhrkamp Verlag 2012 Thilo Sarrazin: Europa braucht den Euro nicht. Wie uns politisches Wunschdenken in die Krise geführt hat. 462 Seiten, Deutsche Verlags-Anstalt 2012 Paul Krugman: Vergesst die Krise! Warum wir jetzt Geld ausgeben müssen. 270 Seiten, Campus Verlag 2012 Myret Zaki: Dollar-Dämmerung. Von der Leitwährung zur grössten Spekulationsblase der Geschichte. 239 Seiten, Orell Füssli Verlag 2012.


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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK

G U S TAV H O R N , Ö K O N O M

Sparpolitik gefährdet Europa Die bisherige Politik zur Eurorettung ist aus Sicht des Ökonomen Gustav Horn gescheitert. Der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung in Düsseldorf fordert eine Abschwächung der Sparpolitik und eine gemeinsame Tilgung der Schulden von Euroländern.

INTERVIEW ULRICH GLAUBER, FRANKFURT

Spanien kann zur Rettung seiner Banken auf eine Summe bis 100 Milliarden Euro vom europäischen Rettungsfonds zurückgreifen. Halten Sie diese Maßnahme für richtig und ausreichend? Gustav Horn: Ich halte diesen Schritt für richtig. Ich hätte das Geld allerdings direkt dem spanischen Staat gegeben, und nicht dem Bankenrettungsfonds. Der Staat hätte sich für die Finanzspritzen mit Eigentumsanteilen an den Banken entschädigen lassen können, sofern sie noch nicht staatlich sind. Dann hätte sich die öffentliche Hand nach einer erfolgreichen Bankenrettung das Geld wieder zurückholen können - vielleicht sogar mit Gewinn. Es ist der im Prinzip richtige, aber nicht der optimale Weg beschritten worden.

gend wird. Entweder man setzt eine Fiskalunion in Europa durch oder der Euro wird vermutlich zerbrechen. Für ihren Kurs beim Fiskalpakt wird Deutschland von vielen Seiten kritisiert. Sie haben diese Politik schon 2005 angeprangert. Ist es richtig, nur Angela Merkel für die Resultate der deutschen Sparpolitik zu schelten? Auch die Regierungen vor Frau Merkel haben auf deutsche Handelsüberschüsse im Euroraum gesetzt. Der Export war die Quelle unseres Wachstums. Auch die Arbeitsmarktreform unter dem Sozialdemokraten Gerhard Schröder diente diesem Ziel. Aber diese Politik ist falsch. Wir müssen ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht des Euroraums wahren oder es ist nicht nachhaltig, was wir dort erwirtschaften. Exporte und Importe müssen in der Balance sein. Das gilt für die Defizit- wie für die Überschussländer. Frau Merkel hat es fälschlich als Schwächung Deutschlands empfunden, die deutschen Einkommen zu stärken, indem die Erträge aus Exporten auch innerhalb des Landes verteilt werden müssen. Solange dieses Problem nicht erkannt und gelöst wird, solange wird man auch die Wurzeln der Eurokrise nicht beseitigt haben.

Reicht die Kapazität des Euro-Rettungsfonds? Nein. Der Fonds ist eine Detaillösung, die das Gesamtsystem noch nicht stabilisiert. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis Länder wie Italien unter den Rettungsschirm fliehen müssen. In diesem Fall reichen die Mittel nicht mehr aus. Dann müsste auch dem Letzten klar geworden sein, dass die bisherigen Antworten auf die KriHaben also nicht nur die se nicht genügen. Anstatt sogenannten Krisenländie Euro-Schwäche mit ZUR PERSON der der Eurozone über dem Versagen einzelner Professor Gustav Horn (57) leitet seit dem 1. Januar 2005 ihre Verhältnisse gelebt, Länder zu erklären, muss das neu gegründete Institut für Makroökonomie und sondern hat es in sich endlich die Erkenntnis Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Deutschland zu wenig durchsetzen, dass die InstiHans-Böckler-Stiftung. Konsumanreize gegeben? tution des Euro-Raums Die Krise ist durch eine brinoch nicht richtig aufgesante Mischung entstanden. stellt und die Rolle der Einige Euro-Länder haben mehr importiert als exportiert und Europäischen Zentralbank (EZB) noch nicht vollends gedamit private wie öffentliche Schulden aufgehäuft. Deutschklärt ist. land ist den umgekehrten Weg gegangen. Das erscheint nur War die Einführung einer Gemeinschaftswährung ohne vordergründig als der bessere Kurs. Wenn nämlich der politische Union von vorneherein ein Fehler? Schuldner ausfällt, hat auch der Gläubiger ein Problem. Es hat seinerzeit Streit darüber gegeben, ob man zuerst eine politische Union und dann eine gemeinsame Währung Deutschland hat sich demnach mit der Sparsamkeit ins schafft oder umgekehrt. Dass auch die Befürworter einer eigene Fleisch geschnitten? Das hat mit Sparen zu tun, aber auch damit, dass die Exportgemeinsamen Währung am Ende eine politische Union erlöse ungerecht verteilt worden sind. Wären sie in höhere wollten, hatte man zwischenzeitlich vergessen. Jetzt zeigt Lohnsteigerungen geflossen, wäre die Binnennachfrage sich, dass die Umsetzung der Absicht ökonomisch zwin-

Der Euro stünde möglicherweise nicht so schlecht da, wenn man vorher eine politische Union gegründet hätte, sagt Professor Gustav Horn. Foto: Bilderbox.de


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stärker gewesen und damit die Importe gestiegen. Auf diesem Wege hätte ein Ausgleich erzielt werden können. Stattdessen hat man die Beschäftigten unter Druck gesetzt, den Gürtel enger zu schnallen. Damit wurden die Ungleichgewichte mitproduziert, unter denen wir heute leiden. Und dieses Problem will man einfach nicht erkennen. Demnach stimmen Sie Nobelpreisträger Joseph Stieglitz zu, für den Deutschland mit dem Festhalten an der Stärkung der Haushaltsdisziplin eine komplett falsche Diagnose stellt. Nach den Kriterien des Fiskalpakts müssen alle Euro-Länder sparen, selbst Luxemburg. Eine so breitflächige Austeritätspolitik kann nicht funktionieren. Wenn alle zugleich sparen, treibt man die Wirtschaft in die Krise. Wir sehen das in Griechenland, in Spanien, in Portugal, in Italien, in Irland – was braucht man noch an Belegen? Wir müssen wesentlich andere Strategien fahren. Manche Länder müssen vorsichtig sparen, andere müssen es weniger. Das muss man über eine gemeinsame europäische Fiskalpolitik genau abstimmen. Was sagen Sie zu dem Argument, wer Schulden mache, müsse das auch selbst ausbaden? Wenn man die Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten als gerechte Strafe ansieht, dann kann ich nur sagen, dass man mit solchen moralischen Kategorien nicht weiterkommt. Und was nutzt es, wenn hauptsächlich diejenigen bestraft werden, die gar nichts für die Krise können? Insbesondere in Griechenland sind die Probleme auf korrupte Regierungen und das Verhalten der Reichen zurückzuführen und nicht auf die Leute, die jetzt kein Geld mehr haben und auf der Straße liegen. Ihr Professorenkollege Max Otte aus Worms beklagt, dass die Banken mit Samthandschuhen angefasst werden und zu viel höherer Risikovorsorge gezwungen werden müssten. Das ist alles im Werden. Aber wir müssen da härter und schneller vorgehen, da hat Max Otte völlig Recht. Was ist also grundsätzlich zu tun? Als aller erstes muss die EZB ankündigen, dass sie bei Panikattacken der Finanzmärkte ihre Anleihekäufe wieder aufnimmt. Das muss auch politisch abgesichert sein. Allein die Ankündigung wird schon dazu führen, dass es nicht mehr zu Panikattacken kommt und die EZB gar nicht in großem Stil eingreifen muss. Als zweites sollte man den Austeritätskurs bei den Betroffenen abschwächen. Den Krisenländern und vor allem Griechenland muss mehr Zeit gegeben werden. Als drittes sollte man vielleicht einen gemeinsamen Tilgungsfonds einführen, in den die Schulden in angemessenem zeitlichem Abstand eingebracht und dann gemeinschaftlich haftend abgebaut werden.


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Sechserpacks voller Innovation KMU gelten zu Recht als das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft: Sie sind innovativ, flexibel, und verfügen über die Stärke, auch in herausfordernden Zeiten unternehmerische Höchstleistungen zu erbringen, die Schweizer Wirtschaft nachhaltig zu stützen und Arbeitsplätze zu erhalten.

TEXT BEAT GRAF

Der Swiss Venture Club (SVC) unterstützt und vernetzt seit über zehn Jahren Schweizer KMU. Er zeichnet mit dem SVC Unternehmerpreis Schweizer KMU aus, die sich langfristig behaupten. Zu den Bewertungskriterien gehören der konkrete Leistungsausweis, der Beitrag, den das Unternehmen für die Region leistet, sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen und Lehrstellen. Das ökologische Verhalten, die Qualität des Managements, die Perspektiven, das Erscheinungsbild oder die Einzigartigkeit einer Firma gehören ebenso zu den Beurteilungsfaktoren. Die Auszeichnung verhilft KMU zu öffentlicher Anerkennung und soll den Nachwuchs motivieren, aufzubrechen, an Hindernissen zu wachsen und den Weg zu nachhaltigem Erfolg weiterzugehen. Zudem bieten die Veranstaltungen optimale Plattformen für Unternehmerinnen und Unternehmer, um sich auszutauschen und bestehende Kontakte zu pflegen oder neue zu knüpfen.

Gewinner SVC Unternehmerpreis Suisse romande 2012 Jean-Claude Rouiller, rechts SVC-Präsident Hans-Ulrich Müller.

SWISS VENTURE CLUB (SVC) Der SVC ist ein unabhängiger und nicht gewinnorientierter Verein zur Förderung von KMU in der Schweiz. Seit seiner Gründung vor mehr als zehn Jahren ist der SVC zu einem Verein mit über 2 500 Mitgliedern sowie über 500 Partnern und Sponsoren gewachsen. Der SVC setzt sich dafür ein, dass das Bewusstsein für die Anliegen der KMU geschärft, unternehmerisches Handeln gefördert und Begegnungen ermöglicht werden: – Mit dem SVC Unternehmerpreis werden in den sieben Wirtschaftsregionen der Schweiz herausragende Leistungen von KMU prämiert. – Der Bereich SVC Bildung bietet praxisbezogenen Austausch zu KMU-relevanten Themen wie auch massgeschneiderte Weiterbildungen. – Die Plattform SVC Finanz vermittelt Zugang zu alternativen Finanzierungsformen. Die Credit Suisse gründete 2010 die SVC – AG für KMU Risikokapital und stellt KMU 100 Millionen Franken Risikokapital zur Verfügung. – Bei SVC Sport stehen Begegnung und Vernetzung in lockerer, sportlicher Atmosphäre im Vordergrund. – SVC Politik verschafft KMU Gehör bei Behörden und Politikern.

Drei SVC Unternehmerpreisverleihungen im 2012 Allein in diesem Jahr wurde die begehrte Auszeichnung an herausragende Unternehmungen aus der Ostschweiz, der Westschweiz und der Zentralschweiz verliehen: – Gold für Diamanten in der Ostschweiz: Die Microdiamant AG Werden Sie Mitglied und unterstützten Sie das Schweizer Unternehmertum: holte am 8. März 2012 in St. Galwww.swiss-venture-club.ch. len den ersten Platz. Die Produzentin von hochwertigen Diamant-Mikroprodukten für die Feinstbearbeitung von harten Oberflätung unserer Mitarbeitenden darstellt.» chen mit Sitz im thurgauischen LengRund 1000 Gäste wohnten der fünften wil gewann laut Jurypräsidentin FranVerleihung des SVC Unternehmerpreis ziska Tschudi, durch ihre «diamantklaOstschweiz bei. re» Strategie, die ausgeprägte vertikale – Auszeichnung für eine FührungsposiIntegration der gesamten Wertschöption in einem Nischensektor: Am 25. fungskette und die erfolgreiche TätigApril 2012 gewann die FKG Dentaire SA keit in einer Nische». In ihrer ersten Reaus La Chaux-de-Fonds den fünften SVC aktion auf den Sieg zeigten sich Daniel Unternehmerpreis Suisse romande. und Martin Spring begeistert: «Wir freuÜber 1300 Gäste nahmen an der feierlien uns sehr über diesen Preis, der vor chen Präsentation der sechs Preisträger allem eine Anerkennung für die Leisim Beaulieu in Lausanne teil, welche Foto: zVg

zudem live im Regionalsender La Télé ausgestrahlt wurde. «Die FKG Dentaire SA hat wesentlich zur Diversifizierung in der Region beigetragen und zählt zu den Perlen der Westschweiz. Seine Führungsposition in einem Nischensektor verdankt das Unternehmen einem hoch motivierten Team und seinem führenden Know-how sowie umfassenden Massnahmen im Bereich Forschung und Entwicklung», unterstrich Jurypräsidentin Claudine Amstein. Der CEO der Unternehmung, Jean-Claude Rouiller, war von der Auszeichnung und der Preisverleihung überwältigt: „Es gab Momente, da schien das Herz auszusetzen, und mir hat es die Sprache verschlagen.» – Die LK International AG hatte in der Zentralschweiz die Fäden in der Hand: Am 15. Mai 2012 wurde im KKL Luzern zum vierten Mal der SVC Unternehmerpreis Zentralschweiz verliehen. Die LK International AG aus Cham setzte sich gegen eine harte Konkurrenz durch und Didi Serena, CEO, stemmte vor über 1300 Gästen stolz die Siegesskulptur in die Höhe. Wenige Minuten nach der Preisverleihung zeigte er sich überglücklich: «Diese Auszeichnung versetzt Berge: Der Preis ist ein riesiger Motivationsschub für uns alle. Er stiftet uns an, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiter zu kämpfen.» Vier Auszeichnungen im 2013 Im nächsten Jahr stehen vier Auszeichnungen auf dem Programm des SVC, in welchen erneut je sechs herausragende KMU prämiert werden. Der erste findet am 6. März 2013 in Bern statt. Es folgen die Preisverleihungen vom 15. Mai in Lugano und vom 3. Oktober in Zürich. Den Abschluss der Serie bildet die Preisverleihung vom 18. November in Basel. SVC Mitglieder haben die exklusive Möglichkeit, an allen Preisverleihungen live dabei zu sein.

DER AUTOR Beat Graf ist Geschäftsführer des SVC.


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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK E X P O R T M A R K T G O L F S TA AT E N

Der Golf ruft Die Golfstaaten wurden weitestgehend vom arabischen Frühling verschont. Doch nicht nur das macht die Region auch für Schweizer Unternehmen interessant. Viele sind schon heute in den verschiedenen Ländern vertreten.

Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören für die Schweiz zu den wichtigsten Exportländern, gerade Dubai bietet grosse Anreize. Foto: Bilderbox.de

TEXT UND INTERVIEW RAPHAEL CORNEO

Die arabische Welt hat ein turbulentes Jahr hinter sich: Der arabische Frühling hat viele Herrscher und Diktatoren gestürzt und über Monate die ganze Welt in Atem gehalten. Auch für Schweizer Unternehmen, die in arabischen Ländern aktiv sind, waren der Umbruch und die damit verbundene Unsicherheit nicht einfach. Vielleicht ist auch deshalb das Interesse an den Golfstaaten gestiegen. «Wir sind im Moment mit Anfragen zur Golfregion komplett zugedeckt», sagt Ruedi Büchi, Senior Consultant Middle East + Africa bei der Osec. Das Interesse ist gross Das Kompetenzzentrum für Schweizer Aussenwirtschaftsförderung spürt in den vergangenen Monaten, dass verstärkt nach neuen Märkten mit Potential gesucht wird. «Man sucht nach Wachstumsmärkten und Sicherheit. Die Golfstaaten sind politisch stabil», sagt Büchi. Der arabische Frühling sei weitestgehend an ihnen vorbeigezogen. Eine Ausnahme ist Bahrein: «Bahrein droht immer mehr in einem Strudel ungelöster ethnisch-religiöser Konflikte zu versinken; mit ernsthaften Konsequenzen für dessen Finanz- und Wirtschaftsstandort“, sagt Christian Watts, Regionaldirektor der Osec im Nahen und Mittleren Osten. Zu den Golfstaaten gehören insgesamt sechs Länder: Das grosse Saudi-Arabien, Oman, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Katar. «Die wichtigsten Länder sind für die Schweiz die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Saudi Arabien», sagt Büchi. Diese Länder haben noch immer für sehr viele Produkte Importbedarf. Aus diesem Grund sind sie für Unternehmen aus allen Branchen interessant. Schon viele sind aktiv Die Ölstaaten sind sich zudem auch bewusst, dass der Rohstoff in den eigenen Ländern langsam zuneige geht. «Auch andere Sektoren und die eigene Produktion werden gestärkt», sagt Büchi. Auch Watts beobachtet, dass der Anteil von Öl und Gas beispielsweise beim Bruttoinlandprodukt von den Vereinigten Arabischen Emiraten stark abgenommen hat und sich die Diversifizierung der Wirtschaft fortsetzt. Längst sind die Golfstaaten nicht nur für die Luxusindustrie interessant, welche die hohe Kaufkraft schon lange schätzt. Auch viele Dienstleister haben Niederlassungen in Dubai oder Abu Dhabi. So beispielsweise die Bank Sarasin oder Mövenpick. «Als eigentliches Erfolgsmodell hat sich die Distribution von Konsumgütern via Dubai in die Grossregion von Indien über Zentralasien bis Ostafrika etabliert», sagt Watts. Auch wenn immer noch über die Hälfte der Schweizer Exporte in die Golfstaaten aus dem Luxusgüterbereich stammen, gewinnen Produkte aus der MEM-Branche, Phar-


WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ mazeutika, Medtech-Produkte und Konsumgüter an Anteilen. So ist beispielsweise auch das Sicherheitsunternehmen omnisec aus Dällikon oder Technologiekonzern Saia Burgess aus Murten in den Golfstaaten vertreten. Mit dem Konzernbereich «Industrial Construction» ist der Bau- und Dienstleistungskonzern Implenia neuerdings in der Golfregion präsent. Auch die Exporte aus der Schweiz nehmen stetig zu. Bei den Vereinigten Arabischen Emiraten haben sie im vergangenen Jahr gar um 25 Prozent zulegen können. Vieles spricht für Golfstaaten Dabei gibt es einige Gründe, die für die Golfstaaten sprechen: So bietet die Golfregion eine attraktive Marktgrösse mit vergleichsweise grosser Kaufkraft. «Ausserdem gewährt der Zusammenschluss der Golfstaaten im Golf-Kooperationsrat zu einer gemeinsamen Wirtschaftsunion eine vereinfachte Erschliessung der Region», erklärt Watts. Auch haben die Länder ein beständiges Bevölkerungswachstum, dass die Inlandnachfrage antreibt. «Eine gut ausgebaute Infrastruktur erleichtert zudem den Markteintritt und den Handel mit einer Region, die bis nach Indien, Zentralasien und Ostafrika reicht», sagt Watts. Golf steht vor Herausforderungen Nichtdestotrotz stehen auch die Golfstaaten vor grossen Herausforderungen. Bahrain hat mit Unruhen zu kämpfen und auch in Saudi Arabien werden Reformen gefordert. Ausserdem wird das Öl in vielen Staaten langsam knapp und es stellt sich die Frage, ob es die Staaten schaffen, ihre Wirtschaft in kurzer Zeit zu diversifizieren. Das Beispiel Dubai

– wo die Immobilienblase geplatzt ist und heute viele Bauprojekte auf Eis gelegt sind – zeigt, dass dabei auch Vorsicht geboten ist. Einige grosse Projekte in den Golfstaaten wurden in den vergangenen Jahren zusammengekürzt. So auch das ökologische Vorzeigeprojekt Masdar City im Emirat Abu Dhabi. Von dem einst geplanten Schweizer Dorf bleibt wahrscheinlich nur ein Gebäude übrig. Das Vorhaben verläuft schleppend und viele Mieter sind abgesprungen. Einstieg muss überlegt sein Wer in den Golfstaaten einsteigen will, muss sich zudem auf einige Stolpersteine gefasst machen. «Mann muss sich sehr gute vorbereiten und sich auch wirklich die Zeit nehmen», sagt Büchi. Auch der Swiss Business Hub in Dubai mahnt zur Geduld und minutiöser Vorbereitung. «Zudem müssen Firmeninhaber und Geschäftsführer eine Bereitschaft zeigen, sich persönlich in Geschäftsbeziehungen einzubringen. Ohne eine persönliche Beziehung läuft hier gar nichts», sagt Watts. Er ist überzeugt, dass es für die Bereiche Cleantech, Health, Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr sowie dem Konsumgüterbereich gute Geschäftsmöglichkeiten in der Golfregion gibt. Auch die Fussballweltmeisterschaft, die 2022 in Katar stattfinden wird, wird ein Plus an Investitionen bringen. Es ist jedoch wichtig, mit den richtigen Partnern vor Ort zu kooperieren. Denn obwohl die Schweiz in den Golfstaaten einen sehr guten Ruf geniesst und die Qualität geschätzt wird: «Verhandelt wird sehr hart», sagt Büchi. Dessen müsse man sich bewusst sein. Beachtet man aber diese Eigenheiten, so ist die Golfregion gerade für Schweizer Unternehmen ein interessanter Markt.

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NEUE MÄRKTE

Die UnternehmerZeitung stellt interessante Exportmärkte in einer Serie vor.

SO WICHTIG WIE CHINA Die Schweizer Exporte in die Golfregion beliefen sich im Jahr 2011 auf 8,3 Milliarden Franken. Dieser Wert entspricht in etwa den Ausfuhren nach China, ohne Hong Kong und Taiwan. Die wichtigsten Länder sind dabei die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi Arabien. Während in erstere vor allem Uhren, Bijouterie und Präzisionsinstrumente exportiert werden, sind in Saudi Arabien chemische und verwandte Erzeugnisse auf dem ersten Platz.

PETER BODMER, BEKA GLOBAL SOLUTIONS

«Man braucht Geduld und Durchhaltewillen» Trotz einigen Unterschieden gibt es auch viele Gemeinsamkeiten zwischen der schweizer und der arabischen Geschäftsmentalität, sagt Peter Bodmer, CEO der BEKA Global Solutions. Sie kennen die Golfstaaten sehr gut. Wo sind die grössten Mentalitätsunterschiede zur Schweiz? Peter Bodmer: Die Schweiz ist eine sehr transaktionsorientierte und auch strukturierte Kultur. In den Golfstaaten finden wir eine sehr beziehungsorientierte Kultur. Beziehungsorientierte Kulturen haben es in sich, dass sie vielfach chaotisch wirken und definitiv viel mehr Zeit für eben diese Beziehungspflege in Anspruch nehmen. In Meetings und Verhandlungen müssen wir uns an diese Kultur anpassen. Diese Beziehungspflege ist eine Führungsaufgabe und kann nicht beliebig delegiert werden, da die hierarchischen Verhältnisse immer beachtet werden müssen. Ein Freund hat mir mal gesagt: «make time to chat, reward will follow in the long run…»

Wo sind denn die Gemeinsamkeiten? Die Golfstatten wollen ihre Länder rasch entwickeln. Sie sind auf der stetigen – manchmal auch chaotischen - Suche nach Innovation, Effizienz, Zuverlässigkeit und Qualität. Sie suchen Partner die diese Merkmale mitbringen und auch an einer nachhaltigen Beziehung interessiert sind. Die Golfstaaten verfügen meistens über zwei «commodities», Geld und Öl. Dies erlaubt den Staaten eben diese Qualität und Innovation einzukaufen. Eigenschaften, die durchaus dem Gedanken der «Swissness» entsprechen. Hier liegen meines Erachtens die Gemeinsamkeiten. Wir können und wollen diese Eigenschaften in unseren Produkten und Dienstleistungen einbringen und die Golfstaaten suchen nach diesen Eigenschaften. Eine Basis für eine nachhaltige Beziehung. Aber Achtung: es gibt nicht beliebigen Spielraum für ein preisliches Premium. Die Golfstaaten sind extrem kompetitiv.

Wer in den Golfstaaten aktiv sein will, braucht Geduld und Durchhaltewillen. Zeit hat in dieser Region eine andere Bedeutung als bei uns. Dies zeigt sich in allen Lebenslagen und nicht zuletzt auch in Meetings und Entscheidungsfindungsprozessen. Die Fähigkeit sich diesen Gegebenheiten anpassen zu können – ohne sich zu kompromittieren oder das Ziel aus den Augen zu verlieren – ist der Schlüssel zum Erfolg. Wohl verstanden, wir müssen uns nicht «arabisieren», denn wir werden beauftragt für unsere westlichen Qualitätsmerkmale. Gelingt es den Führungskräften oder der Organisation nicht sich diesen Verhältnisse anzupassen, sind die Schwierigkeiten vorprogrammiert. Sollten Schwierigkeiten auftreten – was so ziemlich sicher ist – sollten diese wenn immer möglich auf dem Verhandlungsweg – der Basar gilt immer noch - gelöst werden. Die richtigen Netzwerke sind hierfür eine wichtige Voraussetzung und müssen lange im Voraus aufgebaut werden.

Wo kann es zu Schwierigkeiten kommen?

Wo lauern Fettnäpfchen? Auch wenn sich einige Golf-

staaten vielfach sehr westlich geben und auch die Geschäftspartner westlich erzogen sind, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns in islamischen Ländern befinden und das Verhalten eben dieser tief verwurzelten Kultur entspricht. Die Art zu sprechen, die Art zu führen, die Art zu entscheiden, die Art zu organisieren oder eben nicht zu organisieren, sind Ausdruck dieser Kultur. Befasst man sich nicht mit diesen Aspekten oder geht respektlos mit der Kultur um, sind die Fettnäpfchen zahlreich und Schwierigkeiten und Misserfolg vorprogrammiert. Was raten Sie einem Unternehmen, das in der Golfregion aktiv werden will? Ich meinte es gibt kein Patentrezept. Was allen Markteinführungen aber gemeinsam ist, ist dass ein Eintritt in diese Region ein unbedingtes «Committment» aller Führungsstufen braucht. Die zeitlichen Verhältnisse sind manchmal schwierig abzuschätzen und es braucht – wie bereits erwähnt – Durchhaltewillen. Ebenso braucht es eine

ZUR PERSON Peter E. Bodmer war CEO der Implenia Industrial Construction, die auch in der Golfregion aktiv ist. Neu ist er Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Dienstleistungsunternehmens BEKA Global Solutions. Er ist ein Kenner der Golfregion.

grosse persönliche Präsenz der obersten Führungskräfte vor Ort um diese so wichtigen Netzwerke zu bauen. Nur wer nachhaltige Beziehungen bauen kann, wird erfolgreich sein. Die arabische Kultur ist eine Kultur die die Hierarchie und das Alter ehrt. Darum ist es zentral, dass sich die «senior guys» persönlich um die Entwicklung des Marktes kümmern und es nicht einfach dem Business Development Manager delegieren.


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PUBLIREPORTAGE

O U TS O U RC I N G

Motivieren und Steuern sparen Ab einem bestimmten Lohnniveau sind Lohnerhöhungen wegen des hohen Grenzsteuersatzes nur noch bedingt attraktiv. Wer als Arbeitgeber die Gehaltsnebenleistungen für seine Kadermitarbeiter sinnvoller gestalten will, findet mit sogenannten Fringe Benefits, also Anreizmodellen und Zusatzleistungen, attraktive Alternativen.

TEXT SIMONE LEICHT *

Mit dem Modell «Geschäftsauto anstelle von Barlohn» kann der Arbeitnehmer von einem reduzierten steuerbaren Einkommen profitieren und damit oftmals erheblich Steuern sparen. Für das Unternehmen reduzieren sich je nach Implementierungsform im Rahmen des Lohnumwandlungsmodells u.a. die Sozialversicherungskosten aufgrund des tieferen sozialversicherungspflichtigen Bruttolohns sowie des MwSt.-Abzugs. Neben den rein finanziellen Vorteilen kann das Unternehmen dank eines solchen Modells seine Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt steigern, indem es eine steuerlich privilegierte Lohnnebenleistung anbietet, die erfahrungsgemäss für die berechtigten Mitarbeitenden einen hohen Prestigewert darstellt. Markenunabhängige Lösungen als Mitarbeitermotivation Für viele Mitarbeiter ist ein Firmenfahrzeug, das sie mit bestimmten Freiheiten nutzen können, eine echte Motivationsspritze. Dies gilt vor allem dann, wenn eine möglichst grosse Freiheit in der Fahrzeugauswahl besteht. Dafür werden in der Regel Gesamtkostenvorgaben pro Berechtigungsstufe gemacht. Innerhalb der so vorgegebenen Kostenbandbreiten können dann verschiedene Fahrzeugmarken und –modelle unter Einhaltung allfälliger Vorgaben wie z.B. CO2 – Ausstoss, Treibstoff – Art etc. ausgewählt werden. Wichtiger Baustein einer kostenoptimierten und mit-

Das Outsourcen des Flottenmanagements sorgt für Transparenz bei den Fuhrparkkosten – professionelles Foto: Mobility Solutions AG Controlling, Reporting und Fuhrparksteuerung inklusive.

arbeiterfreundlichen Lösung ist deshalb das markenneutrale Full-Service-Leasing. Mobility Solutions AG – eine der schweizweit grössten Spezialistinnen für Flottenmanagement - bietet ihren Kunden Markenunabhängigkeit, modular aufgebaute Dienstleistungen und professionelles Beratungs-Know how. Mit den auf den Kunden massgeschneiderten Gesamtlösungen kann das Potenzial an lukrativen Vorteilen der Lohnumwandlung optimal ausgeschöpft werden. Kostentransparenz durch professionelles Management Beim Outsourcen des Flottenmanagements an die Mobility Solutions AG werden die Fahrzeuge nach dem TCO-Ansatz (Total cost of ownership) bewirtschaf-

tet. Professionelles Controlling, Reporting und die fachmännische Fuhrparksteuerung sorgen für Transparenz bei den Fuhrparkkosten. Entscheidet man sich als Kunde z.B. für das von Mobility Solutions AG angebotene «geschlossene» FullService-Leasing profitiert man von fixen Monatsraten und planbaren Fahrzeuggesamtkosten. Outsourcing sorgt durch den single point of contact für geringeren administrativen Aufwand und effiziente Prozesse sowie für eine klare Umsetzung der Fahrzeugpolitik. Die Firmen können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und von einer Kostenersparnis bis zu 20 Prozent gegenüber einer inhouse-Lösung profitieren. Skaleneffekte in der Beschaffung und Wartung sowie fachmännisches

Rechnungs-, Schaden- und Datenmanagement bringen u.a. direkte Einsparungen. Dieses zeitgemässe und risikolose OutsourcingModell eröffnet neue Möglichkeiten. Sind die zu erwartenden Gesamtkosten eines Fahrzeugs bekannt, wird auch klar, welchen effektiven Gegenwert das Firmenfahrzeug für den Mitarbeiter bedeutet. Bereits ab wenigen Fahrzeugen rechnet sich die Erarbeitung eines individuellen Konzeptes für ein externes Flottenmanagement. Spesenreglement bringt Sicherheit Ein von den Steuerbehörden genehmigtes Spesenreglement, mit welchem u.a. auch die Privatnutzung des Firmenfahrzeuges verbindlich geregelt werden kann, erleichtert für jeden Arbeit-

nehmer den Umgang mit den kommunalen Steuerbehörden. Besteht über dies auch eine Car Policy, lassen sich für die unterschiedlichen Funktionen und Kategorien von Arbeitnehmern sowie für die verschiedenen Bedürfnisse der Arbeitgeber massgeschneiderte Lösungen für die eingesetzten Fahrzeuge finden. Das optimale Zusammenspiel der einzelnen Komponenten ermöglicht dem Arbeitgeber, Mobilitätskosten zu optimieren und gleichzeitig seinen Mitarbeitern steuerliche Vorteile als auch ein weitestgehend «personifiziertes» Fahrzeug zur Verfügung zu stellen.

* Simone Leicht ist Leiterin Marketing bei der Mobility Solutions AG.


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WYSS-INSTITUT

Der Natur auf die Finger schauen Das Wyss-Institut an der Universität Harvard will aus der Beobachtung der Natur heraus innovative Produkte entwickeln. Ermöglicht wurde dies durch eine Rekordspende des Schweizer Milliardärs Hansjörg Wyss. Nun soll eine Konferenz in Zürich die Ideen auch nach Europa bringen.

Foto: SEF 2012

TEXT JOHN DYER, BOSTON

Es ist die bisher grösste Einzelspende für die Universität Harvard in Cambridge bei Boston gewesen. 2009 stellte Hansjörg Wyss 125 Millionen Dollar für die Gründung eines Instituts für biologisch inspiriertes Ingenieurwesen zur Verfügung. Der Berner war unter anderem mit dem Medizinalhersteller Synthes reich geworden. Materialien reagieren auf die Umwelt Inzwischen gehört das Wyss Institute in Boston zu den aufregendsten Forschungsstätten in den Vereinigten Staaten. «Unsere Vision besteht darin, auf die Natur zu schauen und einige ihrer Gestaltungsprinzipien zu verstehen. Wir wollen von ihr lernen und einige der Erkenntnisse auch umsetzen», sagt Mary Tolikas, operationelle Direktorin des Instituts. «Wie können wir biomimetische Geräte und Materialien entwickeln, die auf ihre Umwelt so reagieren, als wären sie Organismen?» Die Nachahmung der Natur ist nichts Neues. Schon Leonardo da Vinci hat sich daran versucht. Die Aerodynamik von Flugzeugen oder der Klettverschluss sind Beispiele gelungener Anwendungen. Aber noch immer kann die Natur viel, was Menschen noch nicht können. So schaffen Seeschwämme Glasstrukturen, die tausende Male härter sind als herkömmliches Glas, aber für ihre Herstellung bei weitem nicht so viel Energie benötigen. Die Lotusblätter wiederum weisen Wasser in einer Weise ab, die etwa die Eisbildung auf anderen Oberflächen verringern würde. Erste Produkte in fünf Jahren Das Wyss Institute bringt anders als die meisten akademischen Einrichtungen sowohl Forscher als auch Betriebswirte zusammen. Damit sollten die Kreativität und die Präzision akademischer Forschung mit dem Pragmatismus und der Geschwindigkeit des Unternehmertums verbunden werden, sagt Tolikas. Laut Donald Ingber, Gründungsdirektor des Instituts, sollen auf diese Weise in den nächsten fünf Jahren Produkte entwickelt werden, die dann in eigene Unternehmen münden und auf den Markt gebracht wer-

kante Projekte aufzubringen, weder der Staat noch Unternehmen. «Wir sind jetzt in der Lage, das Risiko in Kauf zu nehmen, mit einigen Ansätzen auch zu scheitern.» Medikamente personalisieren Doch einige Innovationen seien bereits auf gutem Weg, sagt Tolikas, besonders in der Medizintechnik. So haben die Forscher des Instituts eine «Lunge auf einen Chip» geschaffen. Damit könnte der Test neuer Medikamente revolutioniert werden. Ein Gerät von der Grösse eines UBS-Sticks enthält Membranen mit den Eigenschaften einer Lunge und von Kapillaren, die weisse Blutkörperchen transportieren. Das Gerät dehnt sich aus und zieht sich zusammen, wenn Luft hindurch gepumpt wird. In Zukunft sollen menschliche Zellen auf das Gerät aufgetragen und damit Medikamente getestet werden können. Das könnte Tests an Tieren ersetzen. Doch das Gerät könnte eines Tages sogar dazu dienen, dass die Zellen eines bestimmten Patienten aufgetragen werden, an denen der Arzt die Wirkung von Medikamenten testen kann – ein wichtiger Schritt in Richtung HANSJÖRG WYSS personalisierte Medizin. «StelDer 1935 geborene Berner ist einer der reichsten Schweizer. Auf der Forbeslen Sie sich vor, der Patient leiListe der Milliardäre der Welt steht er mit geschätzten 8,1 Milliarden Dollar det an einer bestimmten Krank(7,8 Milliarden Franken) auf Platz 113. Sein Vermögen hat er zu einem guten heit. Wenn die Zellen dieses Teil mit dem Medizintechnikhersteller Synthes gemacht, den er 2011 verkauft Patienten auf dieses Gerät aufgehat. Wyss hat Bauingenieurwesen an der ETH Zürich studiert und einen MBA tragen wird, kann ein Medikaan der Universität Harvard gemacht. Seine Spende von 125 Millionen Dollar ment entwickelt werden, das an das nach ihm benannte Institut in Boston ist die bisher grösste in der genau auf diesen Patienten zugeGeschichte von Harvard. Wyss lebt in den USA. schnitten ist.» Das Wyss Institute sucht die Zusammenarbeit mit anderen den sollen. Dabei gebe es noch eine Reihe Forschungseinrichtungen und vor allem von Fragen zu beantworten, sagt Tolikas. mit Unternehmen. Ende August veranSo müsse die Wirkung der Produkte auf staltet es deshalb zusammen mit dem Zoo ihre Umgebung untersucht, aber auch das Zürich und dem Wirtschaftsverband intellektuelle Eigentum geklärt werden. swisscleantech eine zweitägige KonfeDie Rekordspende von Wyss ermöglicht renz in Zürich. Die Biomimicry Europe es, diese und andere Fragen zu beantworrichtet sich vor allem an Unternehmen. ten. Andere Geldgeber wären kaum bereit Wenn sie Erfolg hat, dann soll die Konfegewesen, solche Summen für solch risrenz regelmässig in Zürich stattfinden.


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N A C H H A LT I G K E I T S G I P F E L

Auf Nachhaltigkeit drängen Der erste Nachhaltigkeitsgipfel in Rio 1992 wurde von Schweizer Unternehmern mitgeprägt – Otto Stich hat ersten Anlauf zu ökologischer Steuerreform ausgebremst.

TEXT STEFFEN KLATT, ZÜRICH

In der Schweiz wird wieder über eine ökologische Steuerreform diskutiert. Dabei haben Schweizer Unternehmer bereits in den 90er Jahren auf eine Lenkungsabgabe gedrängt – und wurden von Finanzminister Stich ausgebremst. Auch global hat die Schweizer Wirtschaft eine zentrale Rolle gespielt. Auch deshalb wurde der erste Rio-Gipfel zum Erfolg, anders als sein Nachfolger 2012. An diesen Tag erinnert sich Fritz Fahrni gut. Der damalige Sulzer-Konzernchef war mit einer Gruppe anderer Schweizer Unternehmerchefs bei Bundesrat Otto Stich. Sie wollten den Finanzminister für eine ökologische Lenkungsabgabe gewinnen, nur wenige Monate nach dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel von Rio de Janeiro 1992. Der Sozialdemokrat rechnete hin und her, und dann sei er überzeugt gewesen. Da käme ja eine Menge Geld zusammen. Dem könne er zustimmen. Unter einer Bedingung: Ein Drittel des Geldes müsse beim Bund bleiben. Wirtschaft wollte Lenkungsabgabe Aus der Sicht von Stich war diese Reaktion verständlich: Die Schweiz befand sich nach dem Ende der Immobilienblase in einer Phase der Stagnation. Die Arbeitslosigkeit war hoch, die Kosten des Staates wuchsen an und damit auch die Schulden. Jeder Franken war willkommen. Aber aus der Sicht der Unternehmen war diese Reaktion der Todesstoss für die ökologische Lenkungsabgabe. «Damit war die Vorlage gestorben», sagt Fahrni heute. Es war schwierig genug gewesen, die energieintensiven Unternehmen vom Sinn einer stärkeren Besteuerung des Ressourcenverbrauchs zu überzeugen. Unternehmen wie Holcim hatten gezögert, weil ihre Produktion massiv verteuert worden wäre. Doch die Initianten konnten sie überzeugen, dass auch sie davon profitieren könnten – wenn sie Projekte durchführten, die mit der Lenkungsabgabe gefördert würden. Doch das war nur möglich, wenn der Staat nicht einen Teil der Einnahmen für sich behielte. Neuer Umgang mit Ressourcen nötig Mit ABB-Grossaktionär Stephan Schmid-

Fritz Fahrni plädiert für eine Steuerrefom. Foto: zfG

heiny hatte ein Schweizer bei der Vorbereitung des UN-Nachhaltigkeitsgipfels von 1992 eine zentrale Rolle gespielt. Er war von UN-Untergeneralsekretär Maurice Strong, dem Organisator des Gipfels, gebeten worden, um Unterstützung unter Unternehmenschefs zu werben. Schmidheiny kam dieser Bitte nach – der World Business Council for Sustainable Development (Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung) mit Mitgliedsunternehmen in der ganzen Welt und Sitz in Genf ist das Ergebnis dieser Bemühungen. In der Schweiz gehörte Fritz Fahrni zu den ersten Konzernchefs, die sich an der Gruppe um Schmidheiny beteiligten. Für ihn war es ein neuer Umgang mit den knappen Ressourcen das Gebot der Stunde. Der Maschinenbauingenieur der ETH Zürich hatte sich schon bei seiner Promotion am Illinois Institute of Technology in Chicago mit den Grenzen des Wachstums beschäftigt. Die Wirtschaft müsste sich darauf einstellen. «Ob der eine oder andere Rohstoff zehn Jahre mehr reicht oder nicht, ist nicht das Entscheidende», sagt Fahrni noch heute. «Die Rohstoffe sind endlich.»

Für ökologische Steuerreform Schon die Ergebnisse des Gipfels von Rio 1992 entsprachen nur teilweise den Erwartungen. Der damalige UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Gahli kritisierte, dass gerade die finanziellen Verpflichtungen der Staaten unter dem blieben, was für einen nachhaltigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft nötig sei. Doch immerhin hatte dieser «Erdgipfel» von Rio das Thema auf die Agenda gesetzt. Eines seiner Themen, der Klimawandel, wurde auch zum Gegenstand eines eigenen politischen Prozesses, den jährlichen Klimagipfeln. Doch das Thema Nachhaltigkeit verlor bereits in der Mitte der 90er Jahre wieder an Aufmerksamkeit. «Das ändert sich seit mehreren Jahren wieder», sagt Fahrni, der nach seiner Zeit bei Sulzer an der ETH Zürich und der Universität St. Gallen Technologiemanagement und Unternehmensführung lehrte und heute noch dem Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierat angehört. Fahrni ist noch heute der Ansicht, dass der Ressourcenverbrauch über Preise und Steuern gelenkt werden solle. «Heute werden Arbeit und Produktivität besteuert, also das Falsche», sagt er. «Längerfristig braucht es eine Steuerrefom.»


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l UZ Zürich Zollikon

CLEANTECH NEWS Mehr als 300 Mitglieder Bern – Der Wirtschaftsverband swisscleantech hat neu 306 Mitgliedsunternehmen. Seinem Verbandsbeirat gehören über 20 Branchenverbände an. Swisscleantech erweitert seinen Vorstand auf acht Mitglieder. Neu gehören ihm auch die Chefs von Schneider Electric Schweiz, Matthias Bölke, von Cofely Schweiz, Wolfgang Schwarzenbacher und von Landis + Gyr Schweiz, Peter Kieffer an. Der Verband versteht sich als die Stimme der nachhaltigen und liberalen Wirtschaft. Footprint-Gründer ausgezeichnet Boston – Die Gründer des Global Footprint Network, Christoph Wackernagel und William Rees, haben den Kenneth E. Boulding Award 2012 der International Society for Ecological Economics (ISEE) gewonnen. Das Modell des ökologischen Fussab-

Küsnacht

Meilen

drucks, das Wackernagel auf Grundlage früherer Arbeiten von Rees entwickelt hat, misst den Verbrauch natürlicher Ressourcen.

16km

Stäfa

Familienfreundliche Etappen: Ein Umweltveloweg soll von Zürich nach Chur führen.

Schmerikon

26km

Rapperswil- 46km Tuggen Jona 34km

Linth Weesen

Bilten 60km

Grafik: Nija Nikolic / zVg

Walenstadt Filzbach

Noch Luft bei der Wasserkraft Bern – Die Wasserkraft soll auch in Zukunft wesentlich zur Stromversorgung beitragen. Laut einer Studie des Bundesamts für Energie besteht bis 2050 ein Ausbaupotenziel von rund 1,5 Terrawattstunden (TWh) pro Jahr. Unter optimierten Nutzungsbedingungen kann die Wasserkraft um 3,2 TWh pro Jahr ausgebaut werden. 2011 produzierten die Wasserkraftwerke 33,8 TWh, das sind rund 54 Prozent der gesamten Erzeugung. Strom statt Lawinen Bellwald – Photovoltaik-Anlagen an einer Lawinenverbauung im Skigebiet von Bellwald werden ab Juli den ersten Strom ins lokale Stromnetz ein-

Die PostAuto Schweiz AG hat Ende Mai die erste Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz in Betrieb genommen. Foto: zVg

Unterterzen 80km

speisen. Die beiden Anlagen produzieren laut der Energieregion Goms eine Gesamtleistung von rund 22 Kilowattpeak. Mit dem Projekt wollen die Verantwortlichen prüfen, ob diese Nutzung von Lawinenverbauungen lohnenswert ist. Das Projekt wird von einer Studie begleitet.

Flums

Mels

Sargans

Rhein

98km Seez

Maienfeld Bad Ragaz

112km Landquart

Landquart

Igis

Haldenstein/ Chur

Plessur

127km

Veloweg soll Energieverbrauch aufzeigen Zürich – Ein Umweltveloweg soll von Zürich nach Chur führen. Laut den Initianten um Simone Hochstrasser sollen zehn Stationen jeweils verschiedene Facetten des eigenen alltäglichen Energieverbrauchs erläutern. Der 127 Kilometer lange Weg ist familienfreundlich in drei Etappen untergliedert. Das Projekt wird unter anderem von der Heidiland Tourismus AG unterstützt.

Hochhäuser werden Solarkraftwerk Zürich – Bei der architektonischen und energetischen Sanierung der beiden Wohnhochhäuser Sihlweid mit 17 beziehungsweise 19 Obergeschossen werden diese vollständig mit einer Solarhaut ummantelt. Die Ernst Schweizer Metallbau AG ist für die Entwicklung und Konstruktion der Fassade verantwortlich. Architektonisch betreut wird die Sanierung von der Harder Haas Partner AG.

Widerstand gegen CKWSolarkraftwerk Inwil – Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) wehrt sich gegen das geplante grösste Solarkraftwerk der Schweiz in Inwil. Laut SL-Geschäftsleiter Raimund Rodewald wäre es sinnvoller, die Energie über kleinere Dachanlagen zu gewinnen. Die Centralschweizerischen Kraftwerke sehen Vorteile bei der Freiflächenanlage, weil so der Strom billiger produziert werden könne.

Erste Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz Brugg – Die PostAuto Schweiz AG hat Ende Mai die erste Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz in Betrieb genommen. Die Anlage in Brugg versorgt fünf elektrisch betriebene Brennstoffzellenautos. Der gasförmige Wasserstoff wird zum grössten Teil vor Ort von der Air LiquideTochter Carbagas produziert – und zwar ausschliesslich mit Strom aus erneuerbaren Quellen.

Alpmobil für nachhaltigen Tourismus Münster – Der Verein Alpmobil startet mit einem neuen Internet Auftritt und einem neuen Konzept in die dritte Saison. Er hat sich von einem Anbieter von Elektromobilität zu einer Plattform gewandelt, die touristische Angebote entwickelt und verkauft. Damit werden laut einer Mitteilung nachhaltige Mobilitätslösungen, spannende Ausflüge und Ferienangebote in nachhaltig geführten Hotels kombiniert. Swissgrid bürgt für Geothermieprojket Bern – Die nationale Netzgesellschaft Swissgrid hat dem von den St. Galler Stadtwerken geplanten Geothermieprojekt eine Risikoabsicherung mit Mitteln der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) zugesichert. Bereits Anfang Oktober 2011 hatte Swissgrid einem Geothermieprojekt in Lavey-lesBains die Absicherung des Risikos gewährt. Anzeige

Innovationstreiber Natur Wirtschaftsverband swisscleantech bringt Biomimicry Thought Leaders in die Schweiz.

Cordula Galeffi / Zoo Zürich

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ECO PERFORMANCE AWARD 2012

SIEGER 2012 mit dem Programm «Eco Balance by CAMION TRANSPORT»


PUBLIREPORTAGE

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K Ä LT E T E CH N I K

Effizienz für kühle Rechner Die Kältetechnik wurde bisher selten als Möglichkeit zur Steigerung der Energieeffizienz wahrgenommen. Dabei schlummern hier oft erhebliche Potenziale, um Kosten zu senken. Die Kampagne «effiziente Kälte» zeigt, worauf es ankommt.

Ob Supermarkt, Metzgerei oder Labor – gekühlt wird überall. Der Strombedarf für dieses Segment ist beachtlich: In der Schweiz verbrauchen die Kälte- und Klimaanlagen in Industrie, Gewerbe und Dienstleistungsunternehmen elf Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr. Dies entspricht einem Siebtel des schweizerischen Elektrizitätsverbrauchs. Experten sind sich einig, dass in den Anlagen EnergieeffizienzPotenziale von 20 Prozent liegen und die jährlichen Energiekosten in der Schweiz damit um bis zu 300 Millionen Franken reduziert werden könnten. Die Kampagne «effiziente Kälte» – lanciert vom Bundesamt für Energie (BFE) und dem Schweizerischen Verein für Kältetechnik (SVK) im Rahmen von EnergieSchweiz – will dazu beitragen, den Energieverbrauch von Kälte- und Klimasystemen in der Schweiz zu senken. «Wir möchten damit die KMU für die Thematik sensibilisieren und für Betriebsoptimierungen im Kälte-Klimabereich gewinnen», erklärt Martin Stettler, Bereichsleiter Energetische Prozess- und Betriebsoptimierung Industrie und Dienstleistungen im BFE. Sparpotenzial von 20 Prozent Nicht selten führe die Unkenntnis im Kälte- und Klimabereich bei KMU dazu, dass Schwachstellen und somit entsprechende Optimierungsmöglichkeiten nicht erkannt würden, weiss SVK-Präsident Marc Stampfler. «Das Fachgebiet ist komplex und benötigt Erfahrung. Zusammenhänge mit anderen Bereichen der

Laufmetern Tiefkühlmöbel und drei Kühlräumen, was einer Leistung von insgesamt 100 Kilowatt Kälte entspricht, muss jährlich 25 000 Franken Stromkosten berappen. Die Erfahrung der Fachleute aus der Kältebranche zeigt, dass im Schnitt 20 Prozent dieser Kosten gespart werden können – also 5000 Franken pro Jahr.

«Eingriffe im Kältekreislauf müssen immer von einer Fachperson ausgeführt werden.». Foto: zVg

E F F I Z I E N T K Ü H L E N – so packen Sie es richtig an Wer effizient kühlt, kann bis zu 20 Prozent Kosten sparen. Die meisten Effizienzmassnahmen lassen sich dabei einfach umsetzen. So gehen Sie vor: Organisieren: Bestimmen Sie in Ihrem Unternehmen eine Person, die für die Kälte- und Klimaanlagen verantwortlich ist. Statten Sie den Verantwortlichen mit entsprechenden Kompetenzen und einem klaren Auftrag aus. Kontrollieren: Achten Sie darauf, dass der jährliche «Kälte-Check» durchgeführt wird, indem Sie den Verantwortlichen für die

Haustechnik wie Heizung oder Lüftung zu erkennen ist anspruchsvoll.» Dabei birgt eine effiziente Kühlung durchaus

Kälte- und Klimaanlagen damit beauftragen. Informieren: Energiekosten sparen geht alle Mitarbeitenden an: Nehmen Sie Ihr Personal in die Pflicht und machen Sie deutlich, dass der bewusste Umgang mit Energie ein wichtiges Anliegen der Geschäftsleitung ist. Delegieren: Nicht alle Optimierungen können selbst ausgeführt werden, da sie zum Teil gewisse Risiken bergen. Ziehen Sie deshalb bei bestimmten Massnahmen eine ausgewiesene Fachperson bei.

Potenziale zur Kostensenkung und somit zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Ein Supermarkt mit 50 Laufmetern Kühlmöbel, 22

Jährlicher Kälte-Check Mit dem kostenlosen Dossier «Bärenstark» stellt die Kampagne deshalb für KMU ein praxisnahes Instrument bereit, das aufzeigt, wie eine erfolgreiche Betriebs- und Kostenoptimierung der Kälteanlage angegangen wird. So wird etwa beschrieben, was bei der Abwärmenutzung für die Warmwasseraufbereitung im Unternehmen zu beachten ist oder wie Energie und Kosten durch ein bedarfsgerechtes Abtauen des Verdampfers gespart werden können. Die vorgeschlagenen Massnahmen können dabei individuell auf das einzelne Unternehmen zugeschnitten werden. Damit die Optimierungen in der Firma reibungslos funktionieren, sollte eine Person als verantwortlich für die Kälte- und Klimaanlagen bestimmt werden. Ein neu erarbeitetes Instrument, der jährliche «Kälte-Check», hilft dabei, die Optimierungen systematisch anzugehen. Stampfler: «Damit werden alle wichtigen Punkte berücksichtigt, die Sanierungsschritte festgelegt und die Umsetzung überwacht.» Fachperson beiziehen Der Betreiber legt mit dieser systematischen Kontrolle die Basis für eine erfolgreiche

B E R AT U N G U N D VERNETZUNG EnergieSchweiz ist die nationale Plattform, die alle Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz koordiniert. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen, Gemeinden und zahlreichen Partnern aus Wirtschaft, Umweltverbänden und Konsumentenorganisationen sowie privatwirtschaftlichen Agenturen. EnergieSchweiz wird operativ vom Bundesamt für Energie geleitet.

www.energie-schweiz.ch

Betriebsoptimierung. Bei Bedarf soll ein externer Kältefachmann beigezogen werden, wie Stampfler empfiehlt: «Eingriffe im Kältekreislauf müssen immer von einer Fachperson ausgeführt werden.» Der Experte berät auf Wunsch auch bei allfälligen Neuanschaffungen: Dank eines neu entwickelten Tools kann künftig der tatsächliche Kostenvorteil von effizienteren, in der Anschaffung vielleicht teureren Kälte- und Klimaanlagen transparent aufgezeigt werden. Martin Stettler vom BFE: «Mit einem zusätzlichen Tool wird zudem die Umweltwirkung der geplanten Anlage respektive des verwendeten Kältemittels und des Stromverbrauchs in CO2-Äquivalenten ausgedrückt.» www.effiziente-kaelte.ch


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UZ l GELD

W E LT M Ä R K T E

Sukuk – ein orientalisches Finanzkonzept Was geschieht, wenn Finanzmärkte auf kulturelle Werte treffen? Finanzierungsstrukturen nach islamischem Recht stehen an der Spitze einer Entwicklung hin zur Integration von kulturellen Werten in die globalisierte Marktwirtschaft. Gegenwärtig bilden Sukuk – islamische Kapitalmarktprodukte – das Zentrum dieses Trends.

TEXT STEFAN LEINS

Eine Grossbank kündigte im Oktober 2011 die Lancierung ihrer ersten Sukuk zur Kapitalbeschaffung auf dem islamischen Finanzmarkt an. Die Emission dieses Scharia-konformen, also in Einklang mit dem religiösen Gesetz des Islam stehenden, Kapitalmarktprodukts durch eine führende westliche Bank hat in der Finanzwelt hohe Wellen geworfen. Aufhorchen liessen insbesondere das finanzielle Volumen von zwei Milliarden US-Dollar und der Zeitpunkt der Lancierung – mitten in der anhaltenden Finanzkrise. Diese Sukuk könnte in der Tat den endgültigen Durchbruch von Islamic Finance auf internationaler Ebene bedeuten und den unter dem aktuellen Marktumfeld leidenden Finanzinstituten willkommene Finanzierungschancen eröffnen. Zinsverbot als Hauptbotschaft Islamic Finance steht für die Vereinbarkeit von Finanzaktivitäten und islamischem Gesetz. Die Scharia basiert auf verschiedenen allen Muslimen als Richtschnur geltenden gesetzlichen Grundlagen, im Speziellen auf dem Koran und der Sunna. Der Koran ist die heilige Schrift des Islam und birgt gemäss dem Glauben der Muslime die wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammed. Die Sunna beschreibt den Lebensstil des Propheten Mohammed, der als Vorbild für die Lebensweise jedes Muslim gilt. Da der Prophet in einer bestimmten Phase seines Lebens selbst als Geschäftsmann tätig war, finden sich im Koran und in der Sunna zahlreiche Ratschläge und Vorschriften hinsichtlich des korrekten ökonomischen Verhaltens. Im Zentrum dieses Kodex steht das Riba-Verbot – die Ächtung von Zins oder Wucher. Entsprechend bildet der Verzicht auf Zinsen eine zentrale Voraussetzung jeglicher islamischer Finanzierungsgeschäfte. Dieses Zinsverbot ist allerdings kein auf Islamic Finance beschränktes Merkmal. Die meisten monotheistischen Religionen begegneten Zinsgeschäften zum einen oder anderen Zeitpunkt mit Misstrauen. So galt in der Antike die Erhebung von Zinsen sowohl im Juden- als auch im Christentum als Sünde. Spekulation und Glücksspiele Das Zinsverbot ist nicht das einzige Merkmal, das Islamic Finance vom konventionellen Finanzsektor unterscheidet. Die Vorschriften regeln auch die Bereiche Risiko, Spekulation sowie Glücksspiele und unterscheiden zwischen «guten» und «schlechten» Geschäftssektoren. Die Regeln in Bezug auf Risiko und Spekulation wollen das nachhaltige Wachstum lokaler Volkswirtschaften fördern. Das Verbot von Geschäften, die dem Glücksspiel ähnlich sind, hat seine

Wurzeln in der grossen Beliebtheit von Glücksspielen um Agrarprodukte im präislamischen Mekka. Während sich einige Glücksspieler in hohem Masse bereichern konnten, verschuldeten sich andere massiv. Der Prophet Mohammed, dem der soziale Zusammenhalt innerhalb der islamischen Gesellschaft ein wichtiges Anliegen war, bekämpfte solche Praktiken, da diese den Graben zwischen Arm und Reich vertieften. Dow Jones Islamic Market Index Islamic Finance wurde darüber hinaus bekannt für den Ansatz der Negativselektion. Seit dem Aufkommen des Sektors haben islamische Religionsgelehrte Geschäftsbranchen in islamkonforme und nicht islamische Branchen eingeteilt. Heute definiert der Dow Jones Islamic Market Index, der bekannteste Referenzindex für islamische Aktien, folgende Wirtschaftsbereiche als unvereinbar mit dem Islam: die Herstellung von Alkohol-, Tabak- und Schweinefleischprodukten, konventionelle Finanzdienstleistungen, die Unterhaltungsbranche sowie die Waffen- und Rüstungsindustrie. Zudem werden hoch verschuldete Unternehmen vom Index ausgeschlossen, da die Religionsgelehrten die Ansicht vertreten, Eigenkapital sei gegenüber Schulden zu bevorzugen. Allmählicher Aufschwung seit den 1970er-Jahren Mitte des 20. Jahrhunderts propagierten ägyptische Intellektuelle die Idee, Grundsätze der Scharia bei der Strukturierung von Finanztransaktionen zu berücksichtigen. Damals war der Nahe Osten noch alles andere denn eine wohlhabende Region; die ersten Islamic-Finance-Experimente stiessen deshalb auf überregionaler Ebene kaum auf Beachtung. Als das Konzept Scharia-konformer Finanzgeschäfte in den 1970er-Jahren wiederaufgenommen wurde, hatte sich die Ausgangslage insofern verändert, als gleichzeitig die Erdölkrise dieser Weltregion einen immensen Reichtum bescherte. Seither hat sich eine ganze Reihe von Finanzinstituten im Nahen Osten und in Südostasien kontinuierlich mit der Entwicklung einer islamischen Form wirtschaftlichen Handelns auseinandergesetzt. Die Vorreiter dieser Bewegung waren hauptsächlich Banken in den Golfstaaten; unterstützt wurden sie massgeblich von der 1973 gegründeten Islamischen Entwicklungsbank. In den 1980er-Jahren wurden islamische Finanzdienstleistungen auch in Südostasien immer populärer. Hier begannen die Finanzinstitute ihren Fokus vermehrt auf Kleinanleger zu richten, dies ganz im Gegensatz zu den nahöstlichen Märkten, wo sich islamische Finanzinstitute hauptsächlich auf wohlhabende Private-Banking-Kunden und Private-Equity-Aktivitäten konzentrierten.

In der Antike war die Zinserhebung sowohl im Juden- und Christentum als auch im Islam verpönt, heute gibt es nur noch in der Islamic Finance keine Zinserhebung. Foto: Bilderbox.de


GELD l UZ

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Südostasien zu einem überaus beliebten Mittel der Kapitalbeschaffung auf den Finanzmärkten. Rasanter Anstieg islamischer Anleihen Der Begriff Sukuk – häufig mit «islamische Anleihen» übersetzt – ist der Plural des arabischen Wortes Sakk, das «Urkunde» oder «offizielles Dokument» bedeutet. Etymologisch besitzt das Wort dieselbe Herkunft wie das englische Wort «Check» und bezieht sich auf die alte Tradition des Ausstellens eines offiziellen Dokuments zur Zertifizierung von Verbindlichkeiten. Sukuk – also mehrere «Checks» – wurde deshalb verwendet, um die ersten Versuche zur Schaffung von islamischen Kapitalmarktprodukten zu bezeichnen. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends wurden Sukuk für Unternehmen aus dem Nahen Osten und Südostasien zu einem überaus beliebten Mittel der Kapitalbeschaffung auf den Finanzmärkten. Während von 2002 bis 2005 weltweit noch weniger als 50 neue Sukuk emittiert wurden, stieg die Zahl im Jahr 2010 bereits auf 398. Kapitalbeschaffung in der islamischen Welt Dieser Anstieg hatte diverse Gründe. Zuallererst die zunehmende Transparenz der Art und Weise, wie Sukuk strukturiert sind. Um die normalerweise bei konventionellen Kapitalmarktprodukten anfallenden Zinszahlungen zu vermeiden, basieren Sukuk im Allgemeinen auf hochkomplexen gesetzlichen und Cashflow-Strukturen. Nachdem der islamische Finanzmarkt mit einer Reihe von Fehlkonstruktionen zu kämpfen hatte, wurden die Sukuk-Rahmenbedingungen Stresstests unterzogen und optimiert. Zweitens wurde die Nachfrage nach Sukuk durch eine wachsende Zahl von islamischen Aktienanlegern stimuliert, die ihren religionsbasierten Ansatz bezüglich Kapitalmarktprodukten zunehmend weiter fassten. Drittens haben diverse nicht islamische Unternehmen damit begonnen, Sukuk zu emittieren, um Kapital in der islamischen Welt zu beschaffen. Dies ermöglicht es also islamischen Investoren, Kapitalmarktprodukte von nicht islamischen Unternehmen zu erwerben. Der erste nicht islamische Sukuk-Emittent war 2004 das deutsche Bundesland Sachsen-Anhalt; mit dieser Pioniertat verbreiterte das Bundesland seine potenzielle Investorenbasis markant. Seither haben auch Unternehmen wie General Electric, Hewlett-Packard oder Petronas Sukuk emittiert. Dass selbst etablierte Finanzunternehmen heute diesen Schritt in Betracht ziehen, überrascht nicht, denn angesichts der aktuellen Sparprogramme und Haushaltskürzungen in den USA und in Europa könnte die Kapitalbeschaffung im Nahen Osten und in Südostasien für einige Unternehmen in Zukunft die einzige Alternative darstellen, um liquid zu bleiben.

Sukuk – Die Wende im neuen Jahrtausend Nichtsdestotrotz bot Islamic Finance bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ihren Kunden nur relativ begrenzte Möglichkeiten. Weil direkte Zinsen verboten blieben, konnten Kunden ihre Mittel lediglich in Aktien anlegen – auf ein umfassendes Bankdienstleistungsangebot mussten sie verzichten. Dies änderte sich erst im neuen Jahrtausend, als islamische Finanzinstitute mehr Ressourcen in Forschung und Entwicklung investierten. Im Zuge dieser Neuausrichtung wuchs der islamische Kapitalmarkt, islamische Hypothekarkredite wurden gefragter, und es wurden Scharia-konforme Kreditkarten angeboten. Am Ende der Nullerjahre konnten islamische Marktteilnehmer schliesslich von einem vollwertigen islamischen Finanzdienstleistungssektor profitieren. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends wurden Sukuk für Unternehmen aus dem Nahen Osten und

Neue Ära der Globalisierung? Seit den späten 1980er-Jahren wird der Begriff Globalisierung für die wachsende internationale Produktion und Zirkulation von Waren, Dienstleistungen und Ideen verwendet. Während noch immer viele der Waren und Dienstleistungen von Schwellenmärkten geliefert werden, stammen die Ideen im Allgemeinen von westlichen Politikund Finanzinstitutionen. Islamic Finance stellt diesbezüglich eine bedeutende Ausnahme dar. Die Tatsache, dass nicht islamische Unternehmen die Idee des Islamic Finance übernommen haben, entspricht nicht mehr dem traditionellen Muster der Globalisierung. Vielmehr ist dieser Trend ein Indiz für das Aufkommen einer multipolaren Welt. Zweifellos wird diese Entwicklung zurzeit beschleunigt von der anhaltenden Finanzkrise sowie der für westliche Unternehmen bestehenden Notwendigkeit, neues Kapital aus neuen Quellen zu beschaffen. Der Artikel ist eine gekürzte Version aus dem März-Bulletin der Credit Suisse.


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UZ l GELD

NEBENWERTE-BÖRSE

OTC-Perlen In Solarstrom, in die Tourismusbranche oder in eine Bank investieren? Wir stellen in dieser UZ-Ausgabe wieder drei Aktien vor, die an der OTC-X Plattform der Berner Kantonalbank gehandelt werden. Die Nebenwerte-Börse lieferte in den letzten Jahren konstant höhere Renditen.

TEXT ALFRED KUHN

ADEV SOLARSTROM AG

Kapitalerhöhung Die ADEV Solarstrom AG ist Teil der ADEV Energiegenossenschaft mit Sitz in Liestal. Zur Gruppe gehören die ADEV Wasserkraftwerk AG, ADEV Windkraft AG und ADEV Ökowärme AG, die an der OTC-X kotiert sind, sowie die hier beschriebene ADEV Solarstrom AG. Seit 1987 ist dieses Unternehmen in der Schweiz und in Deutschland im Energieanlagenbau tätig. Die ADEV Gruppe baut und betreibt seit 1998 in der Schweiz und in Deutschland PhotovoltaikAnlagen. Die ADEV Energiegenossenschaft ist verantwortlich für die technische Betriebsführung der Solarstromanlagen und die kaufmännische Leitung der ADEV Solarstrom AG. 2010 wurden fünf neue Solarstromanlagen in Betrieb genommen. Das neueste Projekt ist eine 1-Megawatt-Anlage in Wohlen (AG), die grösste dachintegrierte PhotovoltaikAnlage der Schweiz. Das Unternehmen verkauft Ökostrom in der ganzen Schweiz. Der ADEV Geschäftsabschluss 2011, der im April 2012 veröffentlicht wurde, weist eine Rekordzunahme bei der Solarstromproduktion aus. 2011 produzierten die Anlagen der ADEV 3,1 Mio. kWh Solarstrom, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 38 Prozent bedeutet. Die Gründe dafür liegen einerseits im besonders sonnenreichen Jahr 2011 sowie bei den 2010 in Betrieb genommenen neuen Solarstromanlagen. Parallel dazu stieg auch der Kurs der

Aktie Anfang 2012 stark an. Anfang 2012 erhöhte das Unternehmen das Aktienkapital um 4,2 Mio CHF auf 12,6 Mio. CHF. Andreas Appenzeller, Geschäftsleiter der ADEVGruppe: «Mit dem neuen Kapital bauen wir neue Solarkraftwerke und können damit die Energiewende vorantreiben.» Es sollen neue Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von mindestens 2.100 Kilowatt realisiert werden. Der Kauf von Aktien der ADEV Solarstrom AG bietet eine attraktive Investitionsmöglichkeit für nachhaltig orientierte Investoren mit einer wiederkehrenden Dividendenausschüttung von 1.7 % und einem Kurssteigerungspotenzial aufgrund der vom Bundesrat beschlossenen Energiestrategie 2050. Will man den bundesrätlichen Beschluss umsetzen, müssen weitere Photovoltaik-Anlagen gebaut und betrieben werden. Die ADEV weist in diesem Bereich verlässliche und langjährige Erfahrung auf. Der Aktienchart verläuft deshalb seit einigen Jahren nur in eine Richtung: nach oben.

ADEV SOLARSTROM IN ZAHLEN

Umsatz in Mio CHF Gewinn Mio CHF Buchwert je Aktie in CHF Aktienkurs in CHF Dividendenrendite in %

2010 1.077 0.127 – 200 – 270 1.7

2011 1.717 0.233 598 450 (Juni 2012) 1.7


GELD l UZ

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SUNSTAR-HOLDING AG

Bevorstehender Wechsel Die Aktien der Hotelgruppe Sunstar werden per 31. Oktober 2012 von der SIX Swiss Exchange dekotiert und ab diesem Datum an der OTC-X gehandelt. Letzter Handelstag an der SIX ist somit der 30. Oktober 2012. Sunstar teilte mit, dass sich die Dekotierung aufdränge, da die Aufrechterhaltung der Kotierung wiederkehrend hohe Kosten verursache und umfangreiche Personalressourcen bände. Das Unternehmen werde auch nach dem Wechsel zur Plattform OTC-X ihre Geschäfts- und Zwischenberichte gemäss anerkanntem Rechnungslegungsstandard erstellen und publizieren. Zudem würden Aktionäre und Öffentlichkeit weiterhin durch Medienmitteilungen über Geschäftsgang, wichtige Entscheidungen und andere relevante Ereignisse informiert. Hintergrund: Die Sunstar-Hotelgruppe ist auf Drei- und Viersternehotels in den Schweizer Bergen spezialisiert, das reguläre Hotels aber auch Familien- und Sporthotels umfasst. Das operative Geschäft unterteilt Sunstar in die drei Segmente Kanton Graubünden, Kanton Bern und Kanton Wallis. Die Anzahl der Logiernächte sank im Winter flächenbereinigt um 9,5 %, die durchschnittliche Auslastung von 59% auf 55%. Besonders das Ausbleiben der Gäste aus Deutschland (-31%), Grossbritannien (-29 %) und aus den übrigen Euro-Ländern (-27 %) macht der Hotelgruppe zu schaffen. Euro- und Finanzkrise lassen grüssen! Die Sunstar-Hotelgruppe erwartet deshalb für das laufende Jahr einen Verlust. Genaue Zahlen werden Ende August publiziert. Abzulesen ist der Umsatz- und Gewinnrückgang auch am Aktienkurs, der von durchschnittlich 1200 sfr. im Jahr 2011 auf nunmehr 848 sfr. gesunken ist. Die Sunstar-Aktie hat eine nachhaltige Ausrichtung und ist bei der Zürcher Kantonalbank als Nachhaltigkeitsinnovator gelistet. Ausserdem betreibt das Unternehmen eine

Sunstar ist neben 3- und 4-Sterne Hotels auch auf Familienhotels wie hier in Flims spezialisiert. Foto: sunstar

aktionärsfreundliche Dividenden- und Rabattpolitik. Zwar betrug die Bar-Dividende 2011 nur gerade ca. 1 % (10 sfr.). Hinzu kamen aber 30 Franken pro Aktie in Form von Hotelgutscheinen. Das ergibt eine Gesamtrendite von immerhin 4 % und ist für Investoren interessant, die gerne Ferien in den Schweizer Bergen machen.

S U N S TA R H O L D I N G I N Z A H L E N Umsatz in Mio CHF Gewinn Mio CHF Buchwert je Aktie in CHF Dividendenrendite in % Aktienkurs in CHF KGV

2009 / 2010 43.7 1.138 – 1.67 plus 3.0 * 1200 62

2010 / 2011 43.3 0.9 1211 1.0 plus 3.0 * 848 (Juni 2012) 74

* Hotelgutscheine

WIR BANK ADEV hat u.a. den St. Jakob Park des FC Basel mit Photovoltaik-Anlagen ausgerüstet. Durch den Ausstieg aus der Atomenergie ist weiterhin mit einer Rekordzunahme bei der Solarstromproduktion zu rechnen. Foto: ADEV

Die WIR Bank zeichnet sich durch ihre regionale Verankerung aus, so veranstaltet sie BusinessTreffs u.a. auch in Olten Solothurn. Foto: swiss image/Christof Sonderegger

Wachsendes Kundengeldvolumen Die Wirtschaftsring-Genossenschaft existiert seit 1934 und nennt sich seit 1998 WIR-Bank. Das Geschäftskonzept der Genossenschaft war ursprünglich der Tauschhandel unter den Mitgliedern mit einem eigenen, zinsfreien Geld. Die Idee dahinter: Das WIR Geld (CHW) ist paritätisch zum Schweizer Franken (CHF), trägt keine Zinsen und wechselt deshalb schneller die Hand. Heute nehmen rund 60 000 KMU an diesem Tauschhandel teil. Neben diesem Tauschhandel sind die Kerngeschäftsfelder der WIR Bank Anlageprodukte, Zahlungsverkehr und Kredite für Unternehmen und Privatpersonen. Die WIR Bank ist insbesondere auch im Hypothekargeschäft tätig und besitzt eine ähnliche Aufstellung wie zahlreiche Regionalbanken. Die WIR Bank erzielte 2011 wiederum ein gutes Jahresergebnis, nachdem schon 2010 ein erfreuliches Geschäftsjahr war. Dies ist umso erstaunlicher, weil das Umfeld (Stichworte: Eurokrise, Finanzkrise) sehr schwierig war. Die Bilanzsumme stieg um 2,3 % auf 3,89 Mrd. CHF/CHW. Die Kundengelder wuchsen um 10,1 % und erreichen neu 1,97 Mrd. CHF. Für diesen Zuwachs sind in erster Linie die Vorsorgeprodukte TERZO der Säule 3a und das Freizügigkeitskonto verantwortlich, die den Kunden im Vergleich zu anderen Vorsorgelösungen immer noch einen relativ hohen Zins garantieren. Die Ausleihungen an Kunden stiegen um 5,0 % auf 3,31 Mrd. CHF/CHW. Das Eigenkapital konnte auf 340,7 Mio. erhöht werden. Der ausgewiesene Jahresgewinn beläuft sich auf 12,0 Mio. Die Risikosituation der WIR Bank kann als sehr solide bezeichnet werden.

Der Aktienkurs spiegelt diese erfreuliche Entwicklung noch nicht wider. Der Aktienkurs sank seit Beginn der Finanzkrise 2008, aber nicht so stark wie derjenige anderer Banken. Während beispielsweise die Aktie der CS Group im selben Zeitraum mehr als 70 % ihres Wertes eingebüsst hat, beträgt das Minus der Aktie der WIR Bank weniger als 10 %. Ausserdem ist die Dividendenrendite im Quervergleich mit anderen ordentlich kotierten Banken ansprechend. Die Stärken der WIR Bank sind die gute regionale Verankerung, das defensive Geschäftsmodell und die soliden Finanzen. Erwähnenswerte Risiken sind die sinkende Akzeptanz der WIR-Währung und die Exposure im Hypothekargeschäft. Der WIR-Umsatz der rund 60.000 WIR-Verrechner sank 2011 um 4,7 % auf 1,55 Mrd. CHW. Dieser Rückgang konnte aber durch die erwähnten Zugewinne in den anderen Geschäftsfeldern mehr als kompensiert werden.

WIR BANK IN ZAHLEN

Bilanzsummen (CHF / CHW) Kundengeldvolumen Gewinn in CHF Dividendenrendite in % Kurs in CHF

2010 3.799 Mrd 1.79 Mrd 11.87 Mio 2.2 370 – 395

2011 3.89 Mrd 1.97 Mrd 12.0 Mio 2.4 360 (Juni 2012)


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UZ l GELD Foto: Bilderbox.de

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VON MARCEL TSCHANZ

MARCEL TSCHANZ

Der Autor ist CEO der VP Bank (Schweiz) AG. marcel.tschanz@vpbank.com.

FINANZDIENSTLEISTUNG PRIVATE BANKING

Solides Schweizer Handwerk Worauf kann man sich heute – auch im Umfeld der Finanzdienstleistungen – verlassen? Auf das solide, schlichte Schweizer Handwerk. Wenn man die Zeitung aufschlägt, wird Frau und Mann von einer Vielzahl lauter und farbiger Bankinserate begrĂźsst, die Ăźber Seiten hinweg mit eloquenten Texten Ăźber Vertrauen, lange Tradition, innovative Beratung und globale Präsenz, ja sogar gĂźnstigen Reise- und Freizeitangeboten werben. Wonach soll man sich heute richten? Welches sind die Kriterien, die bei der Auswahl des beratenden Partners berĂźcksichtigt werden mĂźssen? Die Antwort ist so naheliegend wie auch einfach: Es ist die Solidität, die

Ernsthaftigkeit und das Schlichte, Einfache, qualitativ Herausragende, das die Schweizer Qualität – auch im Finanzdienstleistungssektor – ausmacht. Anstelle von grossflächigen, marktschreierischen Werbeplakaten wird auf unternehmerische Qualität, Interesse am Individuum und Ăźberzeugende Leistung gesetzt. Auch die VP Bank ist ein Unternehmen mit dieser qualitätsorientierten Tradition. Sie ist seit 1956 am Markt und immer noch zum Grossteil durch die Stiftung des GrĂźnders – Guido Feger – und von Mitgliedern der Unternehmerfamilie Hilti gehalten. Guido Feger grĂźndete die Bank, um als unabhängiger VermĂśgens-

verwalter und Treuhänder die Bedßrfnisse seiner Kunden umfassend abdecken zu kÜnnen. Zuwenig konnte er im Markt die Qualität und Individualität finden, welche er seinen Kunden versprach und anbieten wollte. Fßr Guido Feger seinerzeit wie auch heute noch fßr uns ist es das erwähnte, in der Schweiz so typische, solide Handwerk, das wir anbieten: gepaart mit dem Blick fßrs Ganze, um die Ressourcen sparsam und gezielt einsetzen zu kÜnnen und der Liebe zum Detail, welche die Grundlage fßr die hÜchste Präzision und den Erfolg darstellt. Wie der Grßndervater Guido Feger setzt die VP Bank heute noch auf Unab-

hängigkeit in der Entscheidung. Dort, wo wir an unsere Grenzen stossen, vertrauen wir auf die Zusammenarbeit mit ebenso der Qualität verpflichteten Partnern. Mit Systematik und Konsequenz kĂśnnen wir mit kompetenten Partnern fĂźr jeden Kunden die beste LĂśsung im Markt bauen – massgeschneidert auf seine BedĂźrfnisse. Wir Ăźberzeugen unsere Kunden nicht mit plakativen Aussagen. Nicht wir oder unser Name stehen im Vordergrund, sondern unsere Kunden und unsere Partner. Unsere Qualität und Leistung erfahren Sie nur im Kontakt mit uns oder im Gespräch mit einem unserer zufriedenen und erfolgreichen Kunden.

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Award Corporate CommunicationsÂŽ

Einladung zur Preisverleihung 2012 Der Award Corporate CommunicationsÂŽ wird am 6. September zum 8. Mal fĂźr kreativ integrierte Kommunikationsleistungen vergeben.

Mit Kategorienpreis

2. Award Social Media

Donnerstag, 6. September, 17.00 h bis 19.30 h, im Restaurant Metropol ZĂźrich-City. Programm und Anmeldeformular via unserer Website Award-CC.com oder mail@ward-cc.com

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(fĂźr iPhone, Android und Window Mobile). Award Corporate CommunicatonsÂŽ ist eine eingetragene Bild- und Wortmarke.


KOMMUNIKATION l UZ SMARTPHONES IM AUSLAND

Keine Kostenfalle VON ANDRÉ CARADONNA

DER AUTOR André Caradonna ist Produktspezialist von Swisscom und beantwortet Fragen zur Informationsund Kommunikationstechnologie. vernetzt@unternehmerzeitung.ch

Meine Mitarbeitenden dürfen ihr Geschäftshandy auch privat nutzen. Einige von ihnen werden in den Sommerferien ins Ausland verreisen. Wie kann ich die Kosten dennoch im Blick behalten? Ferienzeit ist Reisezeit und viele zieht es in die Ferne. Selbstverständlich möchte heute auch im Ausland niemand mehr auf die Vorzüge von Smartphones und dem mobilen Internet verzichten. Klein und mit hilfreichen Apps ausgestattet, kann die neuste HandyGeneration fast den Reiseführer ersetzen und die GPS-Funktion bietet beste Orientierung. Für die Nutzung fallen aber Kosten, sogenannte Roaming-

Gebühren, an. Damit es nach dem Urlaub oder nach einer Geschäftsreise nicht zu bösen Überraschungen kommt, sollten Sie daher einige Punkte beachten. Bevor man ins Ausland verreist, sollte man sich genau überlegen, für was man das Handy vor Ort genau brauchen wird. Werde ich nur telefonieren und SMS schreiben oder möchte ich auch das mobile Internet nutzen? Für die verschiedenen Bedürfnisse gibt es entsprechend passende Auslandoptionen – etwa eine Option für Vieltelefonierer mit günstigeren Gesprächstarifen. Reine Datenpakete hingegen eignen sich für all jene, welche mit ihrem Smartphone vor allem im

Internet surfen und Apps nutzen wollen. Schliesslich bieten die Telekommunikationsunternehmen auch Gesamtpakete an, die Gesprächstarife und Kosten für SMS und Datentransfer vergünstigen. Vorteil dieser Komplettangebote: Sie können ganz einfach per SMS abonniert und wieder abbestellt werden. Die jeweiligen Tarife unterscheiden sich je nach gewählter Option und Land. Gerade bei längeren Reisen lohnt es sich deshalb, sich vor der Abreise genau zu informieren. Aber auch während der Reise können die Kosten kontrolliert werden. Über sogenannte DatenroamingCockpits sind die angelaufenen Gebühren

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online einsehbar - dies auch im Ausland kostenlos. Weiter können dabei nicht nur die aktuellen Tarife abgefragt, sondern auch die gewünschten Auslandoptionen aktiviert sowie Kostenlimiten festgelegt werden. Wird zum Beispiel diese Limite erreicht, erhält der Handybesitzer eine SMS. Schliesslich bieten auch kostenlose Wireless LANs eine Möglichkeit, um im Ausland unbeschwert das Internet zu nutzen. Sie stehen mittlerweile in vielen öffentlichen Gebäuden, Hotels und Cafés zur Verfügung. Das Passwort für verschlüsselte Netzwerke wird Kunden oder Hotelgästen meist gratis zur Verfügung gestellt. Wer sich dann einloggt, kann auch im Ausland nach Herzenslust Videos downloaden oder News aus der Heimat lesen.

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UZ l KOMMUNIKATION

PROJEKTMANAGEMENT

Ohne Kick-off-Meeting kein Erfolg Projekte gelten allgemein als risikobehaftete Vorhaben. Wenn sie scheitern, scheitern sie in der Regel an Menschen und nicht – wie oft vermutet – an der Technik. Diese Erkenntnis hat jedoch auch ein positives Gegenstück: Projekterfolg erreicht man mit Menschen! Mit Menschen im Team. Aber ein Team muss zuerst gebildet werden.

So wie Sie ein Projekt starten, liegen Sie im Rennen. Foto: Bilderbox.de

TEXT HANSPETER KNECHTLI

Man sollte meinen, dass ein Projektteam alles tut, damit sein Projekt vorankommt. Das tut es aber leider nicht. Jedenfalls nicht automatisch. Häufig hört man den Satz: «Jeder hat das Projektteam, das er verdient.» Viele Projektleiter gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass in ihrem Projektteam alle Teammitglieder an einem Strang und erst noch in die gleiche Richtung ziehen. Sie sind oft völlig überrascht und reagieren verärgert, wenn sie das Gegenteil erleben. Einige Projektmitglieder – verstehen noch nicht einmal den Projektplan; – verfolgen Eigen- oder Abteilungs-, statt die Projektziele; – arbeiten nicht mit den Kolleginnen und Kollegen zusammen; – verhalten sich passiv, stellen sich quer und murren; – halten Zusagen nicht ein und denken nicht mit; – tragen ihre Konflikte nicht aus, sondern delegieren sie unverfroren an den Projektleiter; – wissen nicht, wen sie informieren müssen und von wem sie welche Informationen bekommen; – kündigen nicht an, wenn sie ein Arbeitspaket nicht termingerecht abschliessen können. Diese Aufzählung ist nur eine kleine Auswahl hindernder Teamphänomene. Ihnen fallen aus Ihrer Praxis bestimmt noch weitere Beispiele ein. Da kommt einiges zusammen, nicht wahr?

Ein Projektteam ist zunächst kein Team, sondern lediglich eine Gruppe von Menschen, die zusammenarbeiten sollen, es aber noch nicht können. Das heisst: Die Teamentwicklung zählt zu den Aufgaben eines Projektleiters, ob er dies nun will oder nicht. Am Anfang steht das Kick-off-Meeting Existenziell für die Entwicklung des Projektteams ist der gemeinsame Start ins Projekt mit einem Kick-off-Meeting. Viele Projekte werden begonnen, ohne dass sich das Projektteam jemals zusammengesetzt hat, um die grundlegendsten Dinge in Bezug auf die bevorstehenden Aufgaben zu besprechen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Teammitglieder sich schon lange kennen, weil sie im selben Unternehmen arbeiten. Die erste teambildende Massnahme ist das Kick-off-Meeting: Ohne Kick-off-Meeting kein Team! Natürlich kann man das Projektstart-Meeting auch weglassen. Das hat aber dann zur Folge, dass manche Teammitglieder nicht einmal wissen, was genau die Ziele des Projekts sind. Denn jeder geht davon aus, dass seine eigene Zielinterpretation die richtige ist. Dieser Fehler wird oft erst mitten im Projekt entdeckt, wenn man feststellt, dass in unterschiedliche Richtungen gearbeitet wurde. Es ist schwierig, die dadurch verlorene Zeit wieder wettzumachen. Fehlt das Kick-off-Meeting, so klein und informell es auch ausfallen möge, dann wurden die Projektziele niemals explizit ausdiskutiert und demzufolge auch nicht von sämtlichen Teammitgliedern richtig verstanden. Damit fehlt


KOMMUNIKATION l UZ

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– Als sinnvoll kann sich zudem erweisen, jedes Teammitglied seine Sichtweise der Frage vortragen zu lassen: «Warum ist unser Projekt relevant für unser Unternehmen?» Wird diese Artikulation nicht vorgenommen, tritt der Regelfall ein: Einzelne Teammitglieder wissen gar nicht, wozu das Projekt gut sein soll. («Ja, ja, irgendwem wird es schon nützen.») Mit dieser Einstellung wird ein Teammitglied weder motiviert sein noch starkes Engagement zeigen. Festlegen von Regeln zur Zusammenarbeit – Thematisieren Sie auch die Frage: Wie gehen wir miteinander um, wenn mal etwas nicht klappt? Welches sind unsere gemeinsam aufgestellten und schriftlich dokumentierten Spielregeln der Zusammenarbeit. Einigen Sie sich von Anfang an auf die Regeln der Zusammenarbeit. Kommunizieren Sie ihre eigenen Erwartungen und lassen Sie diese im Team diskutieren, bis alle Beteiligten sich damit einverstanden erklären können. – Lassen Sie die Teammitglieder die Spielregeln unterschreiben. Herstellen eines gemeinsamen Informationsstands – Das zweite Ziel des Meetings ist, dass danach alle Beteiligten auf dem gleichen Informationsstand sind. Geben Sie aber noch keine Detailinfos über das Projekt weiter und bearbeiten Sie in dieser Sitzung noch keine konkreten Aufgaben, überladen Sie die Sitzung nicht. Umfang und Dauer des Kick-off-Meetings – In Besprechungen lässt die Aufmerksamkeit meist nach zwei Stunden deutlich nach. Planen Sie das Meeting daher eher kürzer oder machen Sie eine Pause. In einem Kick-off-Meeting werden nicht nur Projektziele und -inhalte besprochen, sondern auch die Weichen für eine erfolgreiche Teamentwicklung gestellt. Der Projektleitung kommt hier eine ganz besondere Rolle als Moderatorin zu. Sie hat die Aufgabe, das Team zu formen, die Kommunikation und den Kontakt zu fördern und eindeutige Verantwortlichkeiten, Rollen und Informationsstrukturen festzulegen. auch die innere Verpflichtung, gemeinsam das Projektziel zu erreichen. Doch wie gestalten Sie als Projektleiter dieses wichtige Treffen? Im Fokus stehen das gegenseitige Kennenlernen und eine Darstellung des Projekts und seiner Ziele in groben Zügen. Wenn es Ihnen gelingt, für eine offene Atmosphäre zu sorgen, schaffen Sie die beste Voraussetzung für ein motiviertes Team. Versuchen Sie, das Kickoff-Meeting entsprechend locker und kreativ zu gestalten, bieten Sie einen Raum für Ideen. Präsentation des Projektziels – Laden Sie das gesamte Team sowie den Auftraggeber ein. Es zahlt sich aus, wenn letzterer die Relevanz dieses Projekts kurz in seinen Worten vorträgt. – Der Projektleiter schildert Relevanz und Ziele des Projektes so nachvollziehbar, dass sie alle verstehen und auch akzeptieren. Vorstellung der einzelnen Teammitglieder und deren Rollen – Stellen Sie jedes Teammitglied mit der ihm zugedachten Rolle im Projekt vor. Zeigen Sie dabei auf, dass das Teammitglied nicht einfach zufällig für diese Aufgaben ausgewählt wurde, sondern dies aufgrund seiner spezifischen Fähigkeiten geschehen ist. – Anschliessend stellt sich jedes Teammitglied selbst vor und sagt ein paar Worte zum Projekt, insbesondere seine persönlichen Erwartungen an dieses Projekt und die Zusammenarbeit im Team.

Mitsprache bei der Teamzusammensetzung Um die vorgängig dargestellten Gestaltungsmassnahmen für die Teambildung zu unterstützen, ist es für den Projektleiter von Vorteil, wenn er sich bereits bei der Zusammenstellung des Teams mit einbringen kann: – Vereinbaren Sie mit dem Auftraggeber, dass Sie bei der Auswahl Ihres Teams Mitsprache- oder noch besser Entscheidungsbefugnis haben; – Legen Sie zumindest für Schlüsselpersonen (auch für den Projektleiter) Vertreter fest, die im Urlaub sowie im Notfall einspringen können, falls es der finanzielle Rahmen des Projekts (Budget) zulässt; – Behalten Sie sich die Möglichkeit vor, Mitarbeiter aus der Projektverantwortung zu nehmen, wenn es nötig sein sollte. Bauen Sie dabei allenfalls auch eine Rücktrittsmöglichkeit für den Mitarbeiter ein. Konklusion Wer aus einem Gruppe fachkompetenter Individualisten ein erfolgreiches Team machen möchte, kommt um das Kick-off-Meeting nicht herum. Es muss weder teuer noch zeitaufwändig sein, sondern lediglich die oben erwähnten Erfordernisse erfüllen. Tut es das, wird aus einer wenig effizienten und stark desorientierten Arbeitsgruppe ein schlagkräftiges und hoch motiviertes Projektteam - ein Powerteam! Investieren Sie genügend Zeit in die Vorbereitung des Kick-off-Meetings. Sie haben keine zweite Chance für einen guten ersten Eindruck als Projektleiter!

DER AUTOR Hanspeter Knechtli ist Dozent und Leiter der Weiterbildung des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Er leitet das Weiterbildungsseminar «Projektmanagement» und ist in diversen anderen Weiterbildungsprodukten sowie in der Ausbildung im Bachelor Studiengang Betriebsökonomie der Hochschule für Wirtschaft in Basel tätig. Im Auftrag von Unternehmen und Organisationen führt er auch firmeninterne Projektmanagement-Seminare durch. hanspeter.knechtli@fhnw.ch


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UZ l MOBIL

DIREKTIMPORT

Wechselkurs oder Euro-Boni?

Der Import von Fahrzeugen aus der Eurozone in die Schweiz ist auch für KMU eine beliebte Frage, vor allem dann, wenn das Wechselkursverhältnis günstig ist. Was gilt es beim Angebotsvergleich zu beachten, damit Äpfel mit Äpfeln verglichen werden? Und welche Auswirkungen hat das neue CO2-Gesetz auf die Vergleichsberechnungen? Will man seinen Fuhrpark doch einfach nur günstig einkaufen oder leasen.

TEXT BEAT IMWINKELRIED

Betrachtet man den Anteil der gewerblichen Fuhrparknutzer, welche Aussendienst- oder Servicefahrzeuge benötigen, so befinden sich beliebte Marken wie beispielsweise VW, Renault, Ford, Toyota, Opel oder Citroën im Einsatz. Bei den Kaderfahrzeugen werden oft Marken wie BMW, Mercedes und Audi bevorzugt. Die meisten dieser Fahrzeugmarken werden nicht nur in unseren europäischen Nachbarländern produziert, die Verkaufspreise liegen in aller Regel unter jenen in der Schweiz – auf den ersten Blick. Vergleichsbasis Wer hat nicht bereits mit dem Gedanken gespielt, seine Fahrzeuge jenseits der Grenze zu kaufen? Sieht man bei dem Handel doch bereits die Tausender Noten, welche man sparen könnte. So geht man meist ins Internet, um ein bestimmtes Fahrzeug zu konfigurieren. Aber die vielfältigen Ausstattungsmerkmale oder –pakete unterscheiden sich in Deutschland und in der Schweiz voneinander. Auch die Beschreibungen liefern meist nicht den gewünschten und benötigten Detaillierungsgrad. Am besten lässt man sich die in Frage kommenden Fahrzeugmarken und Modelle doch bei einem Schweizer und einem ausländischen Händler rechnen. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Fahrzeugausstattung genau gleich definiert wird. Denn die Sonderausstattungen kosten auch im Ausland ihr Geld. Aufgrund des Euro-Kursrutsches im letzten Jahr und der massiven Euro-Boni sind die Fahrzeuge hierzulande wieder attraktiver geworden. Zugegeben, es besteht ein Preisunterschied, aber was beinhaltet dieser? Einige Aspekte müssen bei den Kostengegenüberstellungen berücksichtigt werden und die pauschal genannten Einsparungsprozente im Ausland sind kritisch zu hinterfragen:

– Auf bestimmte Marken und Modelle werden zwischen zwei und sieben Jahre Garantie gewährt. Ebenso werden Verschleissreparaturen bis 100 000 km garantiert. In Deutschland beträgt die Garantie in der Regel nur zwei Jahre. Der Abschluss einer Garantieversicherung für weitere Jahre ist der Werksgarantie jedoch nicht gleichzusetzen. – Bestimmte Marken und Modelle beinhalten in der Schweiz einen so genannten Gratis-Service bis zehn Jahre und/oder bis 150 000 km, so z.B. BMW, Audi oder Volvo. Gratis-Service ist im Neuwagenpreis zwar bereits berücksichtigt, stellt aber für den Kunden im laufenden Betrieb einen geldwerten Vorteil dar. – Aus dem Euroraum selbst importierte Fahrzeuge kommen beim Wiederverkauf als Occasion generell schlechter, das heisst mit einem Wertverlust weg. Der Wertverlust bei Occasionen kann im mittleren Preissegment bis 10 Prozent vom Eurotax Verkaufswert betragen. – Die gewünschte Ausstattung im Schweizer oder ausländischen Angebot muss exakt übereinstimmen. Der Preisvergleich Auf der Basis der eingangs gemachten Überlegungen wurde der Preisvergleich für ein typisches Kaderfahrzeug angestellt. Zu erwähnen ist, dass hier noch keine Händlerrabatte in Abzug gekommen sind, da dies händlerbezogen variieren kann (siehe Tabelle). Vorteile mit Flottenmanagement Weitere finanzielle Vorteile kommen zum Tragen, wenn die Geschäftsfahrzeuge beim Flottenmanager geleast und verwaltet werden. Die speziellen Rabattkonditionen für den Fahrzeugkauf, welche der Flottenmanager beim Schweizer Fahrzeugimporteur geniesst, werden vollumfänglich an den Flottenkunden weiter gegeben und wirken sich entsprechend


MOBIL l UZ

BMW 525D LIMOUSINE Bei gleicher Ausstattung, ohne Händlerrabatte, CO2-Emissionen: 126.0 g/km Nettopreis

Total

Angebot aus Deutschland 53 655.46 EUR x 1.20 Kurs = 64 386.55 CHF zzgl. Zoll 4%: 2 575.45 CHF zzgl. MWSt. 8% 5 356.95 CHF zzgl. Zollformular 20.00 CHF zzgl. Zulassung BL: 357.00 CHF zzgl. CO2-Steuer 0.00 CHF 72 695.95 CHF Zuzüglich allfälliger Speditionskosten Zuzüglich Zeitaufwand für Zulassung Zuzüglich Wertverlust bei Wiederverkauf (5 –10 Prozent vom Eurotax Verkaufswert)

Angebot aus der Schweiz

zzgl. Ablieferpauschale MWSt. 8% zzgl. Zulassung BL

72 690.35 CHF 430.00 CHF 5 849.65 CHF 100.00 CHF

79 070.00 CHF Inklusive 3 Jahre / 100 000 km Garantie und Verschleissreparaturen im Wert von CHF 1 100.– für dieses Modell. Inklusive Gratis-Service 10 Jahre / 100 000 km im Wert von CHF 3 100.für dieses Modell.

positiv auf die Leasingrate aus. Ausserdem stellen Leasingraten objektbezogene, kalkulierbare Verbindlichkeiten in Form eines durchlaufenden Rechnungspostens dar. Die Liquidität des Flottenkunden bleibt vollumfänglich für eigene wichtige Investitionen erhalten, weil kein Kapital durch den Kauf von Betriebsmitteln gebunden wird. Im Rahmen einer Full Service Dienstleistung überwacht der Flottenmanager auch die Wartungskosten und fordert allfällige Gratisreparaturen oder Garantiefälle ein. Weitere Kosten senkende Faktoren sind zum Beispiel Fahrertrainings. Sie helfen, den Verschleiss und die Wartungskosten am Fahrzeug zu verringern, z.B. für Getriebe und Reifen. Die Treibstoffkosten reduzieren sich und nicht zuletzt sinkt das Unfallrisiko durch erhöhte Fahrersicherheit, was sich positiv auf Versicherungsprämien und unfallbedingte Absenzen auswirkt. Nebenbei haben reduzierte Kosten durch verringerten Verbrauch noch einen positiven Effekt auf die CO2-Bilanz.

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CO2-Steuer Das revidierte CO2-Gesetz und die Ausführungsverordnung sind am 1. Mai 2012 in Kraft getreten. Hierin wurden die Zielwerte für CO2-Emissionen pro Kilometer in einer Übergangszeit bis zum Jahr 2015 und danach festgelegt. Die Emissionsvorschriften müssen für Erstimmatrikulationen seit dem 1. Juli 2012 eingehalten werden. Details können am besten aus erster Hand auf der Webseite des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) nachgelesen werden. Bei dem Einzelimport eines Neuwagens ab Juli 2012 mit beispielsweise einem Emissionswert von 170 g CO2/km und einem Leergewicht von 1 649 kg liegt die Zielverfehlung bei 31 g CO2/km und einer damit fälligen Lenkungsabgabe in Höhe von CHF 2 637.40. Eines der Ziele der CO2-Steuer ist es, dass sich der private oder gewerbliche Import von Neufahrzeugen auf Autos mit niedrigen Emissionswerten beschränkt. Es werden damit Treibstoffeinsparungen von jährlich rund 770 Millionen Schweizer Franken erwartet (Quelle: Eidgenössisches Departement UVEK). Es gibt auch kritische Stimmen, welche sagen, dass diese Lenkungsabgabe letztlich im Wesentlichen zur Bestandswahrung und Förderung des inländischen Fahrzeugabsatzes beitragen soll. Falls Sanktionen fällig werden, sollen diese Einnahmen im Jahr 2012 mittels Reduktion der Krankenkassenprämien an die Bevölkerung zurückverteilt werden. Ab 2013 fliessen die Einnahmen gemäss Gesetz in den Infrastrukturfonds. Beschränken wir uns auf die Fakten: der eigene Import von Neufahrzeugen mit grösserem Hubraum oder solchen, welche die Emissionsgrenzwerte übersteigen, kostet seit Juli 2012 zusätzlich.

DER AUTOR

Foto: zVg

Beat Imwinkelried ist Vorsitzender der Geschäftsleitung und Präsident des Verwaltungsrates bei Auto-Interleasing AG.

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UZ l MANAGEMENT

KORRUPTION

Der Fall Alstom Die Bundesanwaltschaft verurteilte eine Schweizer Tochter des Alstom-Konzerns wegen Bestechung im Ausland und auferlegte ihr massive Sanktionen. Mit diesem Entscheid wird das Compliance Management für internationale Unternehmen in Zukunft eine noch grössere Rolle spielen. Diesem Trend werden sich auch international tätige KMU nicht verschliessen können.

TEXT BEAT BRECHBÜHL UND CHRISTOPHE SCHEIDEGGER

Alstom ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Energieerzeugung und Bahninfrastruktur. Für die Akquisition und zur Abwicklung ihrer Projekte, verpflichtet Alstom üblicherweise externe Berater («Consultants»). Die Tochtergesellschaft Alstom Network Schweiz AG wurde mit dem Zweck gegründet, die Compliance zu verstärken. Bei ihr wurden die Compliance-Aufgaben der Alstom-Gruppe zentralisiert und sie sollte die Zusammenarbeit mit den Consultants überprüfen. Hierzu erliess die Alstom interne Richtlinien, wobei der Einsatz von Consultants zu Bestechungszwecken ausdrücklich untersagt wurde. Umfangreiche Ermittlungen der Bundesanwaltschaft brachten jedoch ans Licht, dass Tochtergesellschaften der Alstom über Consultants durch Zahlungen in Lettland, Tunesien und Malaysia Amtsträger bestochen haben, um so Aufträge für Alstom zu gewinnen oder drohende Schadenersatzklagen abzuwenden. Aufgrund dessen hat die Bundesanwaltschaft die Alstom Network Schweiz AG letzten November mit einem Strafbefehl zu einer Busse von 2.5 Mio. Fanken verurteilt. Neben der Busse wurde sie zur Bezahlung einer sog. Ersatzforderung in der Höhe von 36.4 Mio. Franken verurteilt. Bestechung im Ausland, Busse in der Schweiz Alstom Network Schweiz AG wurde nicht etwa aktive Mittäterschaft vorgeworfen. Warum konnte sie also trotzdem für das Fehlverhalten von anderen Alstom-Tochtergesellschaften im Ausland verurteilt werden? Das Einfallstor für die Staatsanwaltschaft bildete Art. 102 StGB. Danach kann ein Unternehmen bestraft werden, wenn es nicht alle erforderlichen und zumutbaren organisatorischen Vorkehren getroffen hat, um eine bestimmte Straftat (z.B. Bestechung) zu verhindern. Die Bundesanwaltschaft hat Alstom Network Schweiz AG solche Organisationsmängel vorgeworfen: Sie habe es versäumt, durch geeignete Massnahmen gegen Consultants oder eigene Mitarbeiter vorzugehen, deren Tätigkeiten interne Richtlinien verletzt hätten. Der Compliance Bereich sei zudem nicht unabhängig genug und seine personellen Ressourcen seien in qualitativer und quantitativer Hinsicht ungenügend gewesen. Für diese Organisationsmängel wurde Alstom mit einer Busse von 2.5 Mio. Franken bestraft. Der Strafrahmen von Art. 102 StGB beträgt 5 Mio. Franken, wobei sich die Busse nach der Schwere der Tat und des Organisationsmangels, dem angerichteten Schaden sowie der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Unternehmens bemisst. Ein KMU dürfte daher regelmässig nicht mit der gleich hohen Sanktion zu rechnen haben. Empfindlicher als die Busse trifft ohnehin die sog. Ersatzforderung. Basierend auf Art. 70 StGB werden damit mutmassliche Gewinne, die durch die Straftat erzielt worden sind, abgeschöpft. Unter

diesem Titel musste Alstom den Betrag 36.4 Mio. Franken abliefern. Beurteilung von unternehmerischen Entscheiden Zunächst und in grundsätzlicher Hinsicht ist zu bedauern, dass wirtschaftliche Risikoentscheide zunehmend einer strafrechtlichen Kontrolle unterzogen werden. Ein weiteres aktuelles Beispiel dafür ist die Verurteilung des Industriellen Stephan Schmidheiny in Italien zu 16 Jahren Gefängnis wegen «absichtlicher Vernachlässigung der Sicherheit» in seinen Eternit-Werken, obwohl die Vorwürfe aus einer Zeit herrühren, in der Asbest erlaubt war und die getroffenen Sicherheitsmassnahmen dem damaligen Industriestandard entsprachen. Aber eben: Ein Risiko ist nachträglich immer einfacher zu beurteilen. Die Strafbehörden nutzen diesen Umstand aus und argumentieren, dass das Unternehmen um die Gefahr wusste, weil zwar (Compliance-) Massnahmen getroffen worden seien, aber offensichtlich nicht ausgereicht hätten, weil sich das Risiko ja dennoch realisiert habe. Bei dieser Argumentation geht leicht vergessen, dass die konkrete Risikoabwägung, welche das Management im Zeitpunkt des Entscheides vorzunehmen hat, ex ante um ein Vielfaches schwieriger ist als ex post. Die Kosten einer Massnahme sind gegenüber dem Eintritt des Risikos abzuwägen, wobei immer die Rentabilität des Unternehmens im Auge behalten werden muss. Fehlentscheide bestraft der Markt gnadenlos, wobei auch zivilrechtliche Haftungsansprüche ausgelöst werden können. Eine strafrechtliche Aufarbeitung sollte deshalb nur in äussersten Ausnahmefällen stattfinden, und zwar dort, wo grundlegende Vorsichtsmassnahmen ausser Acht gelassen werden. Ansonsten ist das Strafrecht von seiner Konzeption her nicht das angemessene Instrument, um unternehmerische Entscheide zu beurteilen. Konsequenzen für KMU aus dem Alstom-Urteil Gemäss Alstom-Urteil müssen internationale Konzerne über eine unabhängige, durchsetzungsstarke und mit den notwendigen personellen Ressourcen ausgestattete Compliance-Abteilung verfügen. Beschränkt auf Bestechungs-Fälle und auf internationale Multis könnte man diesem Grundsatz allenfalls etwas abgewinnen. Es fragt sich aber, ob in einem vergleichbaren Fall auch für ein Unternehmen mit z.B. 200 Angestellten derselbe Standard gefordert würde. Bereits aufgrund des Gesetzeswortlauts müsste dies eigentlich verneint werden, denn Art. 102 spricht von «zumutbaren» Massnahmen, was u.E. der Einbezug der spezifischen Verhältnisse (wie z.B. Unternehmensgrösse) zwingend erfordert. Ob und auf welche Weise einem KMU «mildernde Umstände» wegen Unterlassungen gewährt würde, muss mangels Praxis offen bleiben. Denkbar ist aber leider umgekehrt auch, dass Grosskonzerne aufgrund ihrer hohen Com-

Sinnvollerweise ist das Compliance-System ab und zu durch einen unabhängigen Dritten zu überprüfen – und zwar um mittels Vieraugenprinzip Betriebsblindheit zu vermeiden. Foto: Bilderbox.de


MANAGEMENT l UZ

pliance-Aktivitäten und der Komplexität der Strukturen für die Strafbehörden fast undurchdringbar sind und sie deshalb geneigt sind, die einfacher habhaftbaren KMU ins Visier zu nehmen. Dennoch: Der Ruf nach einer eigenen Compliance-Abteilung in mittelständischen Unternehmen erscheint als bürokratischer Overkill. Das bedeutet aber nicht, dass man die Hände in den Schoss legen bzw. einfach wegsehen darf. Bei einem KMU kann eine Strafuntersuchung mit Beschlagnahmung von Computern und Akten etc. den Betrieb faktisch lahm legen. Gewisse Vorkehren müssen folglich auch Mittelständler treffen, ohne dabei den Grundsatz «substance over form» zu vergessen: Es geht nicht darum, ein aufwändiges Compliance-System einzuführen und die Mitarbeitenden in die nun flächendeckend angebotenen teuren Seminaren zu entsenden, um am Jahresende im Rahmen des IKSChecks einen Haken hinter diesen Punkt zu setzen. Für ein KMU wird es entscheidend sein, effizient seine grössten Risiken zu orten und diese möglichst einzudämmen. Ein Praktiker Tipp für internationale KMU ist in dieser Hinsicht die organisatorische Abkoppelung («Chinese Walls») der Schweizer Gesellschaft von Schwestern oder Töchtern, die in heiklen Gebieten tätig sind. Eigentümer und Management haben schliesslich einen Grundsatzentscheid zugunsten der Unternehmensethik zu treffen und diesen auch vorzuleben (tun sie dies im Übrigen nicht, setzten sie sich erstens selber der Gefahr einer Strafverfolgung aus und könnten zweitens zivilrechtlich haftbar gemacht werden). Dieser Ansatz ist nicht einfach – im Gegenteil: Er ist, wenn er denn ernst-

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haft umgesetzt wird, mit ökonomisch harten Entscheidungen verbunden (d.h. Rückzug aus dem Geschäft und somit massive Umsatzeinbussen). Unternehmerische Weitsicht dürfte sich in diesem Punkt aber allemal auszahlen. DIE AUTOREN

Weniger ist mehr! Es empfiehlt sich für ein KMU in Sachen Compliance ein risikoajustierter Approach: (a) Das Unternehmen (GL und VR) muss eine Risikoanalyse durchführen und dabei insbesondere seine «red flags» orten (z.B. gibt es Geschäfte mit politisch exponierten Personen, in heiklen Industrien wie Oil&Gas oder über sensible Kanäle wie Consultants?). Als Folge davon sind (b) Handlungsanweisungen auszuarbeiten, wobei je nach Grösse und Situation ein A-4-Blatt wesentlich wirkungsvoller sein kann als ein ganzer Ordner. Diese internen Richtlinien müssen (c) auch tatsächlich im Unternehmen gelebt und durchgesetzt werden (Ethik ist Chefsache: Hinsehen und Handeln statt Wegsehen!) Das Compliance-System ist schliesslich (d) sinnvollerweise ab und zu durch einen unabhängigen Dritten überprüfen zu lassen – und zwar um mittels Vieraugenprinzip Betriebsblindheit zu vermeiden. Es bleibt sodann zu hoffen, dass der Fall Alstom auch von den Strafbehörden in Zukunft als das betrachtet wird, was er ist, nämlich als spezieller und nicht verallgemeinerungsfähiger Fall, und nicht etwa als weiterer Schritt im ebenso falschen wie schädlichen Trend, das unternehmerische Handeln zunehmend nach strafrechtlichen Massstäben zu beurteilen.

Dr. Beat Brechbühl, LL.M, Co Managing Partner bei Kellerhals Anwälte, berät Unternehmen auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts sowie in ComplianceAngelegenheiten. Er steht KMU als «externe Rechtsabteilung» zur Verfügung und ist Verwaltungsrat mehrerer Unternehmen. Christophe Scheidegger, Rechtsanwalt, ist Mitarbeiter bei Kellerhals Anwälte und in den Bereichen Gesellschaftsund Unternehmensrecht (u.a. Unternehmensstrafrecht) tätig. www.kellerhals.ch


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UZ l MANAGEMENT der Initiative vorgeschlagen, die bis zum Inkrafttreten des Ausführungsgesetzes gelten soll. Darin gelten Zweitwohnungen als Wohnungen, deren Nutzer nicht Wohnsitz in der Gemeinde hat (Artikel 3 der Verordnung). Der Wohnsitz befindet sich dort, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat und Steuern zahlt.

Gerade in touristischen Gegenden, wie z.B. in Davos, war eine hohe Bautätigkeit bei den Zweitwohnungen zu verzeichnen. Foto: swiss image/ Christof Sonderegger

ZWEITWOHNUNGEN

Neu geregelt Dass die Mehrheit des Schweizer Volks die Initiative «Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen» annimmt, wurde nicht unbedingt erwartet. Doch 50.6 Prozent der Stimmberechtigten stimmten am 11. März 2012 dem Volksbegehren zu.

TEXT PATRICK SCHNORF UND ROBERT WEINERT

Die Annahme hat in den touristischen Regionen zu grosser Verunsicherung geführt. So sehr, dass die zuständigen kantonalen Ämter spezifische Ansprechstellen einrichten mussten. Von den Auswirkungen sind nämlich nicht nur die Zweitwohnungsbesitzer betroffen, sondern voraussichtlich sämtliche Immobilieneigentümer in diesen Gebieten. Welche genauen Effekte auf sie zukommen werden, entscheidet sich aber erst mit der rechtlichen Umsetzung. Die Gründe für die Lancierung und Annahme der Initiative sind vielfältig. So hat sich die Anzahl der Zweitwohnungen

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seit den 1970er Jahren stark erhöht. Wurden 1970 noch rund 600 000 Zweitwohnungsbetten gezählt, sind es mittlerweile mehr als 1 Million. Gerade in der jüngsten Vergangenheit war in vielen touristischen Gemeinden eine hohe Bautätigkeit zu verzeichnen. Zudem werden viele Betten nicht vermietet. Das führt zu einem hohen Flächenverbrauch pro Logiernacht. Knappe Bodenressourcen werden ineffizient verbraucht und die touristische Infrastruktur ist schlecht ausgenutzt. Ziel der Initiative Die Initiative hatte zum Ziel, diese negativen Effekte einzugrenzen. Der Anteil der Zweitwohnungen am Gesamtbestand der Wohneinheiten einer Gemeinde soll auf 20Prozent beschränkt werden. Was vordergründig eindeutig erscheint, wirft hintergründig viele Fragen auf. Was wird als eine Zweitwohnung angesehen? Sind die bereits erstellten Zweitwohnungen von der Initiative betroffen? Sind kommerzielle Beherbergungsprojekte, die Zweitwohnungen beinhalten, von der Initiative ebenfalls betroffen? Um diese dringlichen Fragen möglichst schnell zu beantworten und um damit die Verunsicherung im Markt zu beseitigen, wurde in einem Schnellverfahren eine Verordnung zur Umsetzung

Lückenhaft Trotz der weiten Definition sind nicht alle Zweitwohnungen von der Verordnung betroffen. Der zweite Artikel der Verordnung hält fest, dass Umnutzungen von Wohnungen, die am 11. März 2012 bereits bestanden, im Rahmen der vorbestandenen Bruttogeschossfläche und allfälliger bestehender Nutzungseinschränkungen zulässig bleiben. Eine Besitzstandsgarantie für Wohnungen, die heute schon als Zweitwohnungen genutzt werden, ist damit gewährleistet. Eine Nutzungsflexibilität des Bestandes ist auch in Zukunft möglich. Bestehende Erstwohnungen können weiterhin in Zweitwohnungen umgewandelt werden und umgekehrt. Der fünfte Artikel der Verordnung gibt im zweiten Absatz Hinweise, wie der Bau von kommerziell genutzten Zweitwohnungen in Zukunft geregelt werden soll. Die Erstellung kann weiterhin bewilligt werden, wenn sie im Rahmen strukturierter Beherbergungsformen angeboten werden oder wenn der Eigentümer im selben Haus wohnt und die Zweitwohnungen nicht individualisiert ausgestaltet sind. Dadurch soll in Tourismusgemeinden eine ausgewogene Entwicklung der touristischen Beherbergungsstrukturen in der Hotellerie und in der Parahotellerie möglich bleiben. Die Übergangslösung lässt die Richtung des Ausführungsgesetzes erkennen. Dennoch sind weitere Fragen zu klären. Beispielsweise bleibt offen, wie die Gemeinden verhindern wollen, dass nun viele Erstwohnungen in Zweitwohnungen umgewandelt werden, um damit höhere Verkaufspreise zu erzielen. Während des anstehenden Gesetzgebungsprozesses zur Umsetzung der Initiative werden heikle Entscheide zu treffen sein. Es liegt in den Händen der eingesetzten Kommission, welche Marktentwicklungen für die Zukunft zu erwarten sind. Bleibt zu hoffen, dass sie Augenmass walten lässt.

DIE AUTOREN

Patrick Schnorf und Robert Weinert sind bei Wüest & Partner, einem Beratungsunternehmen für Immobilien, tätig. Patrick Schnorf ist Partner und leitet den Bereich «Markt und Research».Robert Weinert ist Senior Consultant und verantwortlich für die halbjährliche Publikation «Immo-Monitoring».


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MARKETING l UZ MARKE DES MONATS: LAHCO, EST. 1922

Wach geküsst VON STEFAN VOGLER

DER AUTOR Stefan Vogler berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch Marke des Monats im Juli/August 2012:

www.lahco.ch

In den frühen 20igern des letzten Jahrhunderts eroberte die Bademode erstmals die Strände dieser Welt. Kaum zu glauben, aber wahr: Eine spezifische Marke hatte in diesen Anfängen besonderen Erfolg und das, obwohl sie aus unserem Binnenland stammte, das eher für Ski- denn Bademode stand. Die Marke mit viel Swissness hiess Lahco und bescherte dem Hersteller ein prächtiges Wachstum. Neben Bademode produzierte Lahco in der Folge auch Unterwäsche, Anoraks und - schon typischer für unser Alpenland - Skibekleidung. Leider fiel die reizvolle Marke zwischenzeitlich in einen Tiefschlaf. Bis eine

emsige Prinzessin das unternehmerische Risiko nicht scheute und den vermeintlichen Lahco-Frosch 2003 in seinem Tiefschlaf erworb und sich sogleich ans Aufwecken machte. Das Märchen nahm einen wunderbaren Verlauf. Die stolze Lahco-Inhaberin Renate Millauer-Lang schreibt seither mit enormem Herzblut eine Erfolgsstory in einer attraktiven Nische. Im neunzigsten Altersjahr strotzt Lahco heute vor gestylten Modellen, die Auge, Haut und Herz erfreuen. Auch bei der Unternehmerin herrscht Freude. Sie hat Lahco ein grosses Wegstück zur Verwirklichung ihrer Vision vorwärts geschoben, in der

die ästhetisch ansprechende, international bekannte Marke Lahco für qualitativ einwandfreie Produkte stehen soll, die ihren hohen Preis rechtfertigen. Lahco hat das Potenzial, einen Spitzenplatz auf der Liste typischer Schweizer Retromarken zu erobern, weil sie auch junge Zielgruppen anspricht. Wer das alles mit extrem wenig Marketingmitteln schafft, verdient besondere Anerkennung. Eingang in der Vogue, der deutschen Elle und das InStyle zu finden ist kein leichtes Unterfangen. Die Lahco-Prinzessin nutzte die DNA der historischen Marke und setzte seit dem Erwerb der Marke auf PR. Alte Werbeplakate strahlen kultverdächtige Grandezza aus. Packen Sie die Badehose ein und geniessen Sie einen herrlichen Hoch-

NEWS AUS DER M A R K E N W E LT BrandZ/Millward Brown ermittelte die stärksten Schweizer Marken: 1. google, 2. Migros, 3. iPhone, 4. Coop, 5. Swisscom. Universicum veröffentlichte die beliebtesten Arbeitgebermarken bei Studienabgängern: 1. Nestlé, 2. google, 3. Credit Suisse, 4. UBS, 5. Swatch Group, 6. L’Oréal, 7. McKinsey, 8. SWISS, 9. Procter & Gamble, 10. Ernst & Young. Gemäss Euro RSCG blieben VW, Mercedes, BMW und Audi Stars, Dacia geniesst als einzige Automarke aufstrebenes Vertrauen.

sommer, aber achten Sie dabei noch auf das Etikett. Wenn Lahco draufsteht, findet sich genussvolle Qualität darin, die sichtund fühlbar ist.

MANAGEMENT

Navigieren in schwierigen Märkten Navigieren in unsicheren Gewässern ist seit Jahrhunderten die Kunst der Kapitäne dieser Welt.

zu gestalten und schliesst dabei die Lücke zwischen strategischer Planung und operativer Umsetzung.

Wie es der Unternehmensleitung nun gelingt, ihre Navigationsinstrumente anzupassen, die Steuerungsqualität zu verbessern und Instrumente zur Krisenprävention einzuführen, zeigt das Buch «Das Unternehmenscockpit» von Weissman, Augsten und Artmann. Es ist von Praktikern für Praktiker geschrieben und schöpft aus einem soliden Erfahrungsschatz konkreter Unternehmensprojekte. Das Unternehmenscockpit ist nicht – wie manchmal missverstanden – ein Kennzahlen-, sondern ein Managementsystem. Es hat die Funktion, den gesamten Planungs-, Steuerungs- und Kontrollprozess des Unternehmens

Strategien umzusetzen Denn wie ein Pilot im Cockpit steuern Führungskräfte in äusserst verantwortungsvoller Aufgabe durch Turbulenzen hindurch. Das Unternehmenscockpit dient dazu die manchmal etwas abstrakte Strategie in wirkungsvolle Handlungen umzusetzen und direkt in die Organisation zu tragen. Das Buch zeigt dabei, wie ein Cockpit nicht nur Finanzzahlen präsentiert, sondern wie damit Ziele formuliert und messbar gemacht werden. Dabei setzt sich das Cockpit auch mit nicht-monetären Grössen auseinander. Denn die Unternehmenssteuerung muss auch qualitative Einflüsse der Zukunft berücksichtigen. Obwohl finanzielle Messgrössen in der

Unternehmenssteuerung sicher ihre Berechtigung besitzen, sind sie für eine strategische Steuerung nur sehr eingeschränkt geeignet. Denn traditionelle Kennzahlensysteme wie z.B. das «DuPont-Schema», das sich auf den ROI bezieht (ROI = Return on Investment), können aufgrund ihrer Einfachheit und des komprimierten Inhalts wesentliche Zusammenhänge der Wirklichkeit nicht abbilden. Schaden in der Unternehmenssteuerung Zudem dominiert eine vergangenheitsorientierte und kurzfristige Sichtweise, da Kennzahlen Spätindikatoren verkörpern, die keinen Rückschluss auf zukünftige Entwicklungen erlauben. Weiter kann eine

würde, aber für die Sicherung der Überlebensfähigkeit des Unternehmens schadhaft wäre.

fehlende Ausgewogenheit bei der Auswahl der Messgrössen grossen Schaden in der Unternehmenssteuerung hervorrufen, da beispielsweise der Verzicht auf strategisch relevante Investitionen den ROI kurzfristig erhöhen

Messgrössen, Spät- und Frühindikatoren Das Buch bietet seinen Lesern eine Übersicht, wie sich mit einem Cockpit kurz- und langfristige Ziele, monetäre und nicht-monetäre Messgrössen, Spät- und Frühindikatoren sowie externe und interne Perspektiven abbilden lassen. Das Unternehmenscockpit bildet so ein integriertes System, das die Komplexität der strategischen Unternehmenssteuerung beherrschbar macht und die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche lenkt.


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T R AV E L T R A D E S E R V I C E A G

«Spezialist wird man nicht von heute auf morgen» Unabhängige Reiseanbieter müssen sich gegen zahlreiche Massenveranstalter behaupten. Die Travel Trade Service AG stärkt als Vereinigung die Marktposition dieser unabhängigen Spezialisten. Stephan Roemer ist Mitglied des TTSVerwaltungsrats und führt mit Tourasia seit 20 Jahren selbst einen spezialisierten Anbieter. Im Gespräch erklärt er, was Spezialisten auszeichnet und wieso sie heute gefragter sind denn je.

INTERVIEW URS HUEBSCHER

Herr Roemer, was zeichnet einen Spezialisten im heutigen Reisemarkt aus? Stephan Roemer: Wer zum Spezialisten geht, der betritt ein Kompetenzzentrum. Der Spezialist verfügt auf einem Gebiet über ein grosses Know-how und bietet entsprechend umfassende Reiseleistungen an. Meines Erachtens nach gibt es keine Spezialisten, die Reisen in die halbe Welt anbieten. Wieso nicht? Ganz einfach, weil es sich dann nicht um einen Spezialisten handelt. Es ergibt keinen Sinn, wenn ein spezialisierter Veranstalter zum Beispiel in Bangkok 200 Hotels anbietet. Der Spezialist ist vielmehr verpflichtet, eine sorgfältige Auswahl von Leistungen zu treffen, die genau auf sein Kundensegment zugeschnitten sind. Für Bangkok sollte er etwa eine kleine, feine Auswahl von Häusern jeder Kategorie und Lage, die sich für den Schweizer Markt besonders eignen, anbieten. Sie selbst haben in der Schweiz vor 20 Jahren mit Tourasia einen Spezialisten für den asiatischen Raum gegründet. Warum kommen Ihre Kunden zu Ihnen und buchen Reisen nicht über andere Anbieter, wo sie möglicherweise günstiger wären? Weil unsere Kunden das Maximum aus ihrem Reisebudget herausholen wollen. Da beginnt der Mehrwert des Spezialisten. Ein Laie kann in der heutigen Angebotsvielfalt unmöglich das beste Preis-/Leistungs-

verhältnis evaluieren. Das beginnt schon beim Flug: Was nützt es mir, wenn ich für 800 Franken nach Bangkok fliege und nachher nochmals 400 Franken für Anschlussflüge oder Transfer ausgebe, wenn ich das Ganze bequemer und schneller für 1000 Franken haben kann? Wir bieten in ganz Asien, von Myanmar bis Japan, knapp 500 Hotels an. Für alle diese Häuser geben wir neben der Qualitätsgarantie auch eine Bestpreisgarantie ab.

Als Asienspezialist bietet Tourasia nur ausgewählte, auf den Schweizer Markt zugeschnittene Destinationen an – wie hier Burma. Foto: zVg

Sichern Sie mit diesen Garantien Ihre Relevanz als Spezialist? Ja, aber bei diesen Garantien spielt auch die Infrastruktur und Organisation eines spezialisierten Veranstalters vor Ort eine wichtige Rolle. In diesen Aspekten erkennt der Gast sehr schnell markante Unterschiede zwischen den Anbietern. Den Ansprüchen des eigenen Kernmarktes gilt es gerecht zu werden und entsprechende Leistungen und Infrastrukturen zur Verfügung zu stellen. Wir wollen den Gast schliesslich nicht nur zufriedenstellen, wir wollen ihn begeistern.

ZUR PERSON Stephan Roemer gehört zu den Gründungsmitgliedern von Tourasia und ist heute dessen Geschäftsleiter. 1992 gegründet gilt Tourasia seither als der Schweizer Reisespezialist für den asiatischen Raum. Vom Dreimannbetrieb ist das Unternehmen über die Jahre auf 28 Mitarbeiter in der Schweiz und 110 Mitarbeiter bei eigenen Tochterfirmen in Asien gewachsen. Im ersten Jahr betreute Tourasia 700 Gäste, heute sind es rund 20 000 pro Jahr. www.tourasia.ch

Viele Reiseanbieter mit einem sehr breiten Angebot wollen sich nun auch als Spezialisten profilieren . . . . . . was für viele nicht funktionieren wird. Spezialist wird man nicht von heute auf morgen. Das Spezialistentum erarbeitet man sich über Jahre, mit Mitarbeitern, die eine besondere Affinität zur Destination zeigen und sich mit einer entsprechenden Kompetenz ausweisen. Bei Tourasia beschäftigen wir Mitarbeiter, die schon seit über 30 Jahren nichts anderes machen, als sich mit Reisen und Organisationen in Asien zu


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befassen. Von unserem 28-köpfigen Team ist rund die Hälfte seit über zehn Jahren bei Tourasia tätig, einige schon seit 20 Jahren. Zahlreiche spezialisierte Reiseveranstalter der Schweiz sind in der Travel Trade Service AG (TTS), in der Sie Mitglied des Verwaltungsrats sind, vereinigt. Wie lautet die Philosophie des TTS? Die Vereinigung existiert als Zusammenschluss von unabhängigen, meist besitzergeführten Reisebüros und Reiseveranstalter in der Schweiz, bereits seit 1979. Schon vor 30 Jahren haben deren Gründer erkannt, dass ein kleiner Veranstalter oder ein kleines Reisebüro nur ohne Verkaufsdruck auf vorgegebene Produkte und Marken erfolgreich existieren kann. Diese Vision hat sich heute, mit dem unerschöpflichen Angebot, welches über Internet und Direktkanäle angeboten wird, noch zugespitzt. Es braucht also mehr denn je eine neutrale, kundenorientierte Beratung. Die Mitglieder des TTS, darunter auch Tourasia, profitieren von dieser Philosophie direkt, weil sie keinem auf Masse verpflichteten Anbieter dienen und dank der TTS-Vereinigung während all der Jahre ihre Unabhängigkeit bewahren konnten. Wie können die einzelnen Mitglieder ganz konkret von der Vereinigung profitieren? Die TTS-Gruppe stellt das Gefüge, vielleicht auch das Gegengewicht, zu den grossen Massenveranstaltern, damit eine kleine oder mittlere Firma ohne Umsatz- und Margendruck unabhängig Reisen anbieten kann. TTS als Interessensvereinigung bietet seinen Mitgliedern zudem wichtige Leistungen, welche ein Reiseveranstalter oder ein Reisebüro im Alleingang nicht bewältigen kann: Etwa Schulungen, Marketingdienstleistungen, Lizenzen und Bewilligungen sowie vor allem ein Erfahrungsaustausch unter gleichgesinnten Unternehmern. Wie Sie bereits erwähnt haben, wird das Reiseangebot, besonders online, immer unüberschaubarer. Der Reisemarkt somit auch immer komplexer. Wie sehen Sie in Anbetracht dessen die Zukunft der Spezialisten? Wir reiten auf einer Erfolgswelle dank dieser Entwicklung. Kunden suchen immer häufiger unabhängige Beratung und wünschen sich für ihr Budget die beste Leistung. Diese werden sie online nie finden. Gerade im Segment der jungen Kunden stellen wir eine markante Zunahme fest, vielfach nachdem sie erste Erfahrungen online gemacht haben. Was motiviert Sie, als Chef von Tourasia, auch nach über 30 Jahren im Geschäft noch einen spezialisierten Reiseanbieter zu führen? Meine Motivation liegt darin, unsere Philosophie und Qualitätsansprüche an unsere Partner weiterzugeben und unser Personal vor Ort auszubilden und zu motivieren. Dass wir in Asien über Personal verfügen, das schon bald 20 Jahre für uns arbeitet, freut mich besonders. Es zeigt die grosse Loyalität, die gegenüber unserem Unternehmen besteht, und zeugt vom gemeinsamen Erfolg. Diese positive Entwicklung führt dazu, dass meine Motivation ungebrochen bleibt.

TTS Die Travel Trade Service AG (TTS) ist die grösste Kooperationsgemeinschaft von unabhängigen Reiseunternehmen. Die TTSGruppe wurde 1979 gegründet und verfügt heute über 32 Mitgliederfirmen, mehr als 60 Verkaufsstellen und acht eigene Reiseveranstalter. 2011 konnte die Vereinigung trotz verschärften Bedingungen auf dem Reisemarkt ihren Umsatz um knapp 1 Prozent auf rund 400 Mio. Franken steigern. www.tts.ch


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Blick vom Plateau zum Gebäude Top of Europe mit Läden und Restaurants hoch über dem Aletschgletscher.

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JUNGFRAUBAHN

Mit Hundert auf Kurs 765 000 Touristen besuchten letztes Jahr das Jungfraujoch, ein Rekordergebnis, das vor allem asiatischen Gästen zu verdanken ist. Dabei erzielt das «Top of Europe» nicht nur Spitzenumsätze, sondern zeigt sich auch ökologisch vorbildlich.

TEXT WERNER CATRINA

Die Reise auf das «Jungfraujoch Top of Europe» gilt bei vielen Asiaten als Höhepunkt ihrer Europareise. Dies ist kein Zufall, denn schon in den Achtzigerjahren rührten die Jungfraubahnen in Japan und später auch in Südkorea, China und Indien die Werbetrommel. In den roten Zügen der Hochgebirgsbahn sind die Europäer in der Minderheit, einer der Gründe ist die Schwäche des Euro. Auf Flachbildschirmen zieht während der Bergfahrt durch den langen Tunnel die Geschichte der 1912 eröffneten Bahn in eindrücklichen Bildern vorüber, kommentiert in mehreren Sprachen; darunter Englisch und Japanisch. Der Zürcher Textilunternehmer Adolf Guyer Zeller (18391899) war die treibende Kraft hinter dem Bau der Jungfraubahn, 16 Jahre dauerten die Arbeiten im Hochgebirge, unterbrochen durch Explosionskatastrophen, bei denen mehrere Mineure starben. Die Kosten liefen aus dem Ruder, mit mehreren Jahren Verzögerung erfolgte der Durchbruch 1912 vom Jungfraujoch her, das im Kanton Wallis liegt. «Vom Haus über den Wolken» zum Touristikzentrum Die Anlagen auf dem Jungfraujoch sind heute zum hochmodernen Servicekomplex mit mehren Restaurants und Läden ausgebaut, dahin führte ein weiter Weg. Alles begann mit einem 1912 eingeweihten, einfachen Touristenhaus mit dem höchstgelegenen Restaurant Europas, 1924 eröffnete die Jungfraubahn das legendäre «Haus über den Wolken», angeschmiegt an den Felsen über dem Aletschgletscher, ein Gasthaus mit Giebeldach und elegantem Jugendstil-Saal,

fast wie in einem Grand Hotel. Am 21. Okt. 1972 äscherte ein Grossfeuer das «Haus über den Wolken» ein. Die Bahn als Besitzerin richtete eine provisorische Herberge ein und nahm die Planung des Neubaus an die Hand. Im Trend der Zeit favorisierte man ein futuristisches Gasthaus in Form eines gläsernen Kristalls oben auf dem Grat. Die Naturschutzorganisationen reagierten mit heftiger Ablehnung auf den geplanten exponierten Fremdkörper, so baute man schliesslich das von Ernst E. Anderegg entworfene, diskret in den Hang eingefügte Top of Europe, das am 1. August 1987 den Betrieb aufnahm. Die multikulturelle Schar von Mitarbeitern auf dem höchsten permanenten Arbeitsplatz Europas weiss, dass die Zeit der Touristen knapp ist. Curryduft zieht durch das Restaurant Bollywood, wo sich die indischen Gäste am Buffet mit einheimischen Spezialitäten stärken. Die Inder sind ein wachsendes Gästesegment der Jungfraubahnen, sie reisen gerne von Mitte April bis September nach Europa, wenn in ihrem Land die Hitze am grössten ist, was sich hervorragend in die teilweise frequenzschwache, wettermässig durchzogene Zwischensaison im Berner Oberland fügt. «Die indischen Gäste scheinen auch das Hudelwetter richtig zu geniessen», hat Martin Soche, Wirt auf dem Jungfraujoch, beobachtet, «dies ganz im Gegensatz zu den europäischen Besuchern, die sich Sonnenschein und blauen Himmel wünschen.» Ökologisch vorbildlich «Top of Europe» auf dem Jungfraujoch ist ein extrem frequentierter Vorposten der technischen Zivilisation im Hoch-


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HÖCHSTE STÄNDIG BESETZTE FORSCHUNGSS TAT I O N E U R O PA S Entrückt über dem touristischen Getriebe arbeitet die höchste dauernd besetzte Forschungsstation Europas. Die Anlage mit dem Observatorium und der markanten Kuppel arbeitet unter dem Schirm der Internationalen Stiftung Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch + Gornergrat und wird mit Geldern aus dem Schweizerischen Nationalfonds und Mitteln aus weiteren angeschlossenen Ländern finanziert. Mut, Weitsicht und Idealismus ermöglichten 1931 den Bau dieser Forschungsstation. Als markanteste bauliche Veränderung montierte man 1950 die Kuppel auf dem Sphinx-Observatorium. Standen am Anfang Physiologie und Astronomie im Vordergrund, ist die Station heute für Umweltwissenschafter, Astrophysiker oder Materialwissenschafter wichtig. Fotos: Werner Catrina / swiss-image.ch (o.)

gebirge. Bis zu 5000 Menschen täglich erleben diesen einzigartigen Aussichtspunkt mit allen Ansprüchen an Komfort und Sicherheit; mehr Besucher verkraftet das Jungfraujoch nicht, weshalb das Management der Bahn den Zustrom an schönen Tagen kontingentiert. Der Eispalast, eine künstliche Eisgrotte tief im Fels, ist ein Höhepunkt des Ausfluges ins Hochgebirge. Wegen der Ausdünstung von Tausenden Besuchern muss die Grotte künstlich auf minus drei Grad klimatisiert werden. Beim Herunterkühlen entsteht Abwärme, mit der man Räume auf dem Jungfraujoch heizt! Durch die Felsnadel, auf der das Sphinx-Gebäude steht, führt ein Liftschacht, der wie ein Wärmekamin wirkt, weshalb man das umgebende Gestein herunterkühlen muss, damit es nicht zerbröselt; ein technischer Aufwand, von dem die Besucher der Sphinx Terrasse mit atemberaubender Aussicht auf Gletscher und Bergwelt nichts ahnen. Umweltschonendes Energiemanagement wird gross geschrieben, auch die Entsorgung ist vorbildlich. Schmutzwasser gelangt über eine 17 Kilometer lange Leitung in die Kläranlage nach Grindelwald, der Kehricht wird mit speziellen Bahnwagen nach Interlaken spediert. Mit Strom aus Wasserkraft werden die Bahn und die vielfältigen Anlagen auf dem Jungfraujoch betrieben; und dies seit hundert Jahren. Sämtliche Bauten auf 3500 Meter über Meer sind mit Liften erschlossen und rollstuhlgängig. Fühlt sich ein Gast in der Höhenluft nicht wohl, kann er einen der aufs ganze Areal verteilten roten Knöpfe drücken; rasch ist ein Sanitäter zur Stelle. Immer mehr Gäste aus China 1997 besuchte erstmals eine Delegation der Jungfraubahnen China, und seither wächst die Zahl chinesischer Gäste. Mit der Verschwisterung des in China verehrten HungshanBerges im Jahr 2002 bekam das Jungfraugebiet in China sozusagen die höheren Weihen; denn beide Bergmassive gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Im Jubiläumsjahr ist ein neuer, in den Fels gebauter Erlebnisrundgang eröffnet worden, der mit einem Rundumkino beginnt, wo in ein paar Minuten das grossartige Berner Oberländer Bergpanorama gezeigt wird, eine Attraktion, die besonders bei schlechtem Wetter ankommt, Dokumente aus der Baugeschichte und humorvolle Ensembles mit geschnitzten Figuren kommen den Interessen nach

URS KESSLER, CEO DER JUNGFRAUBAHNEN HOLDING AG

Nächstes Projekt «Sky Lounge» Wie sehen Sie die Zukunft des Unternehmens? Urs Kessler: Das wichtigste Kapital der Jungfraubahnen ist das UNESCO-Welterbe der Hochgebirgslandschaft mit dem Aletschgletscher. Die Jungfraubahn Holding AG trägt da eine grosse Verantwortung. Eine längerfristig geplante, nachhaltige Entwicklung ist darum wichtig. Wie wird geplant? Das Management der Jungfraubahnen erarbeitete Masterpläne bis 2020 für eine nachhaltige Entwicklung der Stationen Scheidegg, Eigergletscher und Jungfraujoch. Auf dieser Basis realisierten wir den komplett im Fels verlaufenden Erlebnisparcours,

der zudem hilft, die Besucherwege zur Sphinx Terrasse und zum Eispalast zu entflechten. Was sind die nächsten Projekte? Die Demontage der Swisscom-Parabolspiegel am Ostgrat der Jungfrau gibt uns die Möglichkeit, an Stelle der Anlage das bestehende Gebäude zur «Sky Lounge» mit grossartiger Aussicht umzunutzen. Im Gespräch mit den Naturschutzorganisationen und mit einem renommierten Architekten wollen wir eine optimale Lösung erarbeiten. Wir rechnen mit einem Aufwand von rund 50 Mio. Franken, denn die Standseilbahn im Innern des

schneller Information, Spektakel und Emotionen einer internationalen Gästeschar mit wenig Zeit entgegen. Jungfrau Top of Europe gilt als internationale Marke und als Reiseziel mit Prestige. Wie die Statistik zeigt, reisen 85 Prozent der Gäste in ihrem Leben jedoch nur ein einziges Mal auf das Jungfraujoch. Dies ist eine stetige Herausforderung für das Marketing, müssen doch Jahr für Jahr weltweit eine halbe Million neue Kunden gefunden werden. Dies geschieht selbst in krisenhaften Zeiten wie heute offensichtlich mit Erfolg. Die Jungfraubahn Holding AG, zu der noch weitere Bahnen im Jungfraugebiet und Nebenbetriebe gehören, verbuchte im letzten Jahr einen neuen Spitzenumsatz von 147,8 Mio. Franken, auch der Gewinn liegt mit 25,4 Mio. Franken auf Rekordhöhe.

Urs Kessler, CEO der Jungfraubahn Holding. Berges soll durch einen leistungsfähigen Personentransporter ersetzt werden. Der spektakuläre Pavillon ist ein neues Angebot für Gäste, die sich das Erlebnis einer zusätzlichen Attraktion auf dem Jungfraujoch leisten wollen.


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UHREN – UND INDUSTRIEPIONIER

Mit allen Wassern gewaschen

Die Rheinbrücke bei Schaffhausen, über sie verkehrt bis heute der Eisenbahnverkehr Schaffhausen – Winterthur. An ihrem linken Ufer befand sich früher Heinrich Mosers «Schweizerische WaggonsFabrik bei Schaffhausen».

Es kommt nicht oft vor, dass ein einzelner Bürger einen substanziellen Verdienst für seine Heimatstadt leistet. Uhrenfabrikant Heinrich Moser war solch ein Bürger. Er baute nicht nur ein internationales Uhrenimperium auf, sondern verhalf auch seiner Geburtsstadt Schaffhausen zur Industrialisierung.

TEXT BIRTHE GRAUTMANN

Die Industrialisierung hat in Schaffhausen relativ spät Einzug gehalten: Noch lange dominierten Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe. Der Aufstieg der bis dahin eher «verträumten» Stadt ist zu einem grossen Teil einem Bürger zu verdanken, nämlich Uhrenfabrikant Heinrich Moser. Wie er durch sein Leben und Werk seinem Heimatort zum wirtschaftlichen Erfolg verholfen hat, erzählt dessen Urenkel Roger Nicholas Balsiger eindrucksvoll in einem weiteren Band der Reihe «Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik». Balsiger hat die Biographie Mosers, welche unternehmerischen Erfolg, Reichtum und Familienzwist der Familie Moser dem Leser spannend näher bringt, mit zahlreichen zuvor unveröffentlichten Bildern angereichert. Sohn des Stadtuhrmachers Als Heinrich Moser 1805 als jüngster Sohn des Stadtuhrmachers geboren wurde, schien sein Weg bereits vorgezeichnet. Denn das Amt des Schaffhauser Stadtuhrmachers sowie der familieneigene Betrieb waren in der Familie Moser von einer Generation zur anderen an den jüngsten Sohn übergeben worden. So absolvierte auch der junge Heinrich seine Uhrmacherlehre im väterlichen Unternehmen. Moser zeichnete sich schon früh durch sein eigenwilliges Naturell und sein Durchsetzungsvermögen aus. Diese Charaktereigenschaften waren ihm besonders in den traditionellen Wanderjahren von Nutzen. Mit 70 Gulden (heute kaufkraftangepasst ca. 1245 Franken) zog Heinrich Moser aus, um von fremden Kaufleuten und Handwerksmeistern dazu zu lernen. Sein Ziel war Italien. Von dort wollte er als reicher Mann nach Schaffhausen zurückkommen. Wie das Leben so spielt, führte Moser die Wanderschaft zunächst nur nach Le Locle, wo er sich bei einem geschickten Meister zu günstigen Bedingungen in eine zweite Uhr-

macherlehre begab. Dort erlernte er die «moderne Uhrmacherei». Im 19. Jahrhundert galt Le Locle neben Genf als die Uhrmacherstadt. Daniel Jeanrichard, Urban Jürgensen, Charles-Félicien Tissot und Ulysse Nardin hatten zu diesem Erfolg entscheidend beigetragen. Um 1800 wurden bereits 120 000 Uhren produziert. Die Einführung neuer Fabrikationsmethoden brachte Veränderungen, wie z.B. gedrückte Preise und einen Überschuss an Arbeitern, aber auch Neuerungen. In seiner entbehrungsreichen Lehrzeit zeichnete sich Moser durch einen asketischen Lebenswandel und seinen Fleiss aus. Seine Wissbegier, sein unbestritten herausragendes Fachwissen und sein kaufmännisches Gespür verhalfen Moser später zu Weltruhm. Der Weg führt nach Russland Nach seiner erfolgreichen Ausbildung in Le Locle überlegte sich Moser, wieder nach Schaffhausen zurückzukehren. Doch dort liess sich zu jenem Zeitpunkt als Uhrmacher kaum Geld verdienen, weswegen ihm seine Geschwister davon abrieten. So begann Moser sich nach Möglichkeiten im Ausland umzuschauen. In mehrmonatigen Abklärungen erkannte er, dass Russland für ihn wohl das ergiebigste Tätigkeitsgebiet sei. Am 07. Oktober 1827 machte sich der 22-jährige Heinrich Moser mit einem Vermögen von 1000 Franken (heute ca. 14 000 Franken) auf den Weg nach St. Petersburg. Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich Russland noch in der präindustriellen Zeit. Die Industrialisierung setzte erst 1880 ein, nachdem man als Folge des Krimkriegs 1854 bis 1856 die Notwendigkeit der Erneuerung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen erkannt hatte und die Bauernbefreiung 1861 die entscheidende Wende gebracht hatte. Zwar hatten einzelne Branchen, wie beispielsweise die Textilbranche, schon unter Katharina der Grossen (Regierungszeit 1762-1796) auf industrielle Grossproduktion umgestellt. Die entscheidende industrielle Revolution erfolgte dennoch


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ser-von Sulzer-Wart schenkte ihm nochmals zwei Töchter. Diese Verbindung sorgte jedoch für Familienzwist.

PIONIERE Sie stehen für Innovation und unternehmerisches Gespür – die Schweizer Pioniere. Die UnternehmerZeitung gibt in einer Reihe Einblick in die Biografie ausgewählter Schweizer Pioniere, die sich grossen Verdienst in Wirtschaft und Technik erworben haben.

Rheinfall und Rheinbrücke um 1860. (o.) Die Hauptfassade von Schloss Charlottenfels in Neuhausen am Rheinfall: Heinrich Moser liess die Residenz 1850 für seine Familie erbauen.(u.)

Uhren- und Industriepionier Heinrich Moser in einer für ihn typischen Haltung. Fotos: swiss image/ Beat Mueller, Stadtarchiv Schaffhausen

«AUF DEN SPUREN VON PIONIEREN» Der Verein für wirtschaftshistorische Studien organisiert ab Herbst 2012 eine lose Veranstaltungsreihe unter dem Motto «Auf den Spuren von Pionieren». Einer der ersten Anlässe wird den Uhrenpionier Heinrich Moser zum Thema haben. Der Urenkel des Industriepioniers, Roger Nicholas Balsiger, wird auf dem Schloss Charlottenfels über Werk und Wirkung Heinrich Mosers berichten. Weitere Informationen zur Pioniere-Reihe und zu Veranstaltungen finden sich unter: www.pioniere.ch.

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erst ab 1880. Denn das Staatskapital war klein und es fehlte an ausländischen Investoren. Vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund arbeitete Heinrich Moser zunächst acht Monate als Geselle in St. Petersburg. Er erarbeitete sich jedoch schnell einen guten Ruf als geschickter Uhrmachermeister. Als es ihm gelang, ein mechanisches Kunstwerk des Zaren Nikolaus I. zu reparieren, was keinem seiner Konkurrenten gelungen war, war sein Name in aller Munde. Sein kometenhafter Aufstieg begann. Er gründete die «Uhrenfirma H. Moser & Co.», mit der er schon im ersten Jahr einen Gewinn von 2000 Gulden (heute ca. 58 000 Franken) erzielte. Binnen eines Jahres hatte sich Moser in Russland etabliert und seine Reputation aufgebaut. Im zweiten Jahr liefen die Geschäfte sogar so gut, dass Moser die Tochtergesellschaft «Henri Moser au Locle» gründete und seinen guten Freund Droz als Geschäftsführer einsetzte. Vom Schicksal gelenkt Mitten in seiner erfolgreichen Schaffensperiode verlor Heinrich Moser am 08. Januar 1829 seinen Vater. Sofort bewarb sich die Mutter für ihren Sohn um die Nachfolge des Stadtuhrmachers, für Familie Moser stand eigentlich fest, dass das Amt sicher an Heinrich übergeben würde. Doch der Stadtpräsident, der Vater seines besten Freundes, entschied anders. Moser war ihm zu jung, um in den Dienst des Staates gestellt zu werden. Für Moser hatte dieser herbe Schicksalsschlag aber auch etwas Gutes. Er konnte sich nun intensiv seinen beiden Uhrenfabriken widmen, sodass das Geschäft florierte. Innerhalb weniger Jahre beherrschte er gemäss den Aussagen seiner Mitarbeiter den gesamten Uhrenhandel in Russland, fabrizierte und verkaufte Uhren nach Zentralasien, China und Japan. Es folgte die Eröffnung einer weiteren Filiale in Moskau, die in kürzester Zeit einen Gewinn von 400 000 Franken (heute ca. 5,2 Mio. Franken) abwarf. Auch privat war ihm Glück gewährt. Er heiratete seine erste Frau Charlotte Mayu, die Schwester eines Freundes, und bekam mit ihr vier Töchter und einen Sohn. Seine zweite Frau Baronin Fanny Mo-

Rückkehr in die Heimat Als in Russland immer wieder Epidemien auftraten, beschloss Heinrich Moser zum Schutz seiner Familie nach Schaffhausen zurückzukehren und in all seine Uhrenfabriken Geschäftsführer einzusetzen. Schaffhausen war bei Mosers Ankunft immer noch nicht industriell entwickelt. Daher reifte in dem Unternehmer die Idee, dass man die Wasserkraft des Rheins zur Industrialisierung nutzen könne. Doch trotz der Verarmung der Bevölkerung fehlte Stadtrat und Bürgern der politische Mut zur Veränderung. Mosers politische Haltung wurde durch seine geschäftliche Tätigkeit bestimmt. Ein politisch stabiles Umfeld und ein gewerblich freiheitliches Regulativ waren unabdingbare Voraussetzungen für seine kommerziellen Aktivitäten. Wo er dies nicht antraf, setzte er seine wirtschaftliche Macht ein, um sich vor Absatzeinbussen zu schützen und seinen Mitarbeitern Sicherheit zu gewähren. Zwei Jahre nach der Rückkehr in die Schweiz ereilte Moser ein erneuter Schicksalsschlag, seine Frau Charlotte verunglückte mit der Kutsche und erlag 1850 ihren Verletzungen. Moser trauerte wochenlang und flüchtete sich anschliessend in zahlreiche Aktivitäten. Projekt Wasserkraft Der wohl grösste Verdienst Mosers ist der Einsatz für die Industrialisierung Schaffhausens. 1850 reichte Moser beim Regierungsrat für sein Projekt der industriellen Wasserkraftnutzung ein Konzessionsgesuch ein, das ihm, wenn auch sehr zögerlich und unter hohen Kosten, bewilligt wurde. Die Zögerlichkeit konterte Moser, gestützt auf seine wirtschaftliche Macht, mit der Missachtung der Gesetze, so baute er ohne Bewilligung z.B. unter der Strasse hindurch unter dem Mühlentor zwei Transmissionen. Im Winter 1850/51 erstellte Heinrich Moser unter grossem Einsatz seines eigenen Kapitals den ersten Rheinkanal mit einer Turbine, die 80 PS lieferte: ein Vielfaches dessen, was die bisherigen Wasserräder lieferten. Die Bürger bewunderten ihn für seine Erfolge. Nebenbei gründete Moser mit dem Bruder seines Schwiegersohnes, Conrad Neher-Stokar, und mit Friedrich Peyer, die «Schweizerische Waggons-Fabrik bei Schaffhausen». Diese schaffte allein durch den Bau schon sehr viele Arbeitsplätze. Als nächstes wurde Moser Mitgründer der «Rheinfallbahn», die Schaffhausen mit Winterthur verband. Sie ging als zweite Eisenbahnlinie der Schweiz in die Geschichte ein (Baden-Zürich existierte bereits seit 1847). 1861 gab die versammelte Bürgergemeinde Heinrich Moser ein Vertrauensvotum für das Wasserwerk ab, das Moser bereits vor Jahren geplant hatte. Im Winter 1863/64 begannen die Arbeiten, bei denen unzählige Herausforderungen zu meistern waren. Die grössten Schwierigkeiten bereitete dabei die starke Strömung. Der Staudamm wurde am Zürcher Ufer mit einem Turbinenhaus ausgestattet, von dem aus ein teilweise unter dem Rheinspiegel angelegter Unterwasserkanal das Wasser durch den Kalkfelsen in das ca. 200 Meter tiefer liegende Flussbett leitete. Dieser so genannte «Moser-Kanal» half Überschwemmungen im Industrie-Quartier am rechten Ufer des Rheines zu verhindern. Von Fachleuten dieser Epoche wurde die Lösung als genial bezeichnet. Zwar musste der Staudamm aufgrund der starken Wassermassen nochmals verstärkt werden, aber 1866 waren Bau, Damm, Kanal und Turbinenkammer fertiggestellt und hielten stand. Als Heinrich Moser am 23. Oktober 1874 nach Krankheit starb, lieferte das Wasserwerk 641 PS und bot mit den angeschlossenen Betrieben Beschäftigung für 1262 Arbeiter. Moser war damit die entscheidende Person für die Förderung des Wirtschaftsstandorts Schaffhausen.


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KURZARBEIT

Rettungsanker Kurzarbeit? Wirtschaftlich schwierige Zeiten stellen Unternehmer regelmässig vor schwierige Entscheidungen. Das kleinere Übel ist oftmals die Einführung von Kurzarbeit. Was geht diesem Entscheid voraus? Und welche rechtlichen Konsequenzen sind mit ihm verbunden?

TEXT CAROLINE KIRCHSCHLÄGER UND SANDRA MEISTER

Ist die Auftragslage schlecht und spitzt sich die Lage für das Unternehmen zu, bleiben zur Existenzrettung oft nur drastische Massnahmen. Zur Vermeidung von Entlassungen kann ein Unternehmen Kurzarbeit einführen – sozusagen als kleineres Übel. Die Beschäftigten haben eine Lohneinbusse hinzunehmen. Gleichzeitig bleiben ihnen aber Arbeitsplatz, Kündigungsschutz und Versicherungsleistungen erhalten. Das Unternehmen kann Personalkosten reduzieren, im Gegenzug aber weiter auf das Know-how der Mitarbeiter zählen und sich seine Flexibilität bewahren. (Absatz) Der Bundesrat hat im letzten Herbst auf den starken Schweizer Franken und die sich verschlechternde internationale Konjunktur u.a. mit einer Verlängerung der Bezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung von 12 auf 18 Monaten reagiert und die verkürzte Karenzfrist von einem Tag beibehalten. Seit 1. Januar 2012 kann in der Zeitspanne vom 1. Januar 2012 bis 31. Dezember 2013 während 18 Monaten Kurzarbeitsentschädigung bezogen werden. Von dieser Regelung haben im März dieses Jahres mehr als 700 Unternehmen Gebrauch gemacht. Voraussetzungen Die Voraussetzungen zum Bezug einer Kurzarbeitsentschädigung sind im Bundesgesetz über die obligatorische Arbeitslosenversicherung und die Insolvenzentschädigung (AVIG) und in der entsprechenden Verordnung (AVIV) geregelt. Danach besteht Anspruch auf eine Entschädigung, wenn aus wirtschaftlichen Gründen eine Kürzung der normalen Arbeitszeit um mindestens 10 Prozent oder eine Arbeitseinstellung nötig wird, welche nicht vermieden werden kann. Ein Arbeitsausfall ist jedoch nicht anrechenbar, wenn er branchen-, berufs- oder betriebsüblich ist, zum normalen Betriebsrisiko gehört oder durch saisonale Beschäftigungsschwankungen verursacht wird. Seit dem 1. September 2011 können Unternehmen die Frankenstärke als Begründung für die Kurzarbeitsentschädigung angeben. Dies hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) aufgrund der derzeit ausserordentlichen Währungssituation entschieden.

Die Kürzung bzw. Einstellung darf nur vorübergehender Natur sein und die Erhaltung der Arbeitsplätze erwarten lassen. Kurzarbeit einführen können nicht nur Betriebe, sondern auch Betriebsabteilungen, wenn sie eine eigene organisatorische Einheit bilden, die über eigene personelle und technische Mittel verfügt und eine gewisse Eigenständigkeit im Gesamtbetrieb aufweist. Im Falle von Streitigkeiten kann eine Betriebsanalyse erstellt werden. Die Entschädigung ist ferner nur für Arbeitnehmer geschuldet, welche für die Arbeitslosenversicherung beitragspflichtig sind oder für Arbeitnehmer, welche die obligatorische Schule abgeschlossen, das Mindestalter für die AHV-Beitragspflicht aber noch nicht erreicht haben. Voraussetzung ist ausserdem, dass die Arbeitnehmer in einem ungekündigten Anstellungsverhältnis zum Arbeitgeber stehen. Für Lehrlinge sowie temporär oder befristet Angestellte, kann keine Kurzarbeitsentschädigung beansprucht werden. Kein Anspruch besteht ferner für Personen, die in ihrer Eigenschaft als Gesellschafter, als finanziell am Betrieb Beteiligter oder als Mitglied eines obersten betrieblichen Entscheidungsgremiums die Entscheidungen des Arbeitgebers massgeblich bestimmen oder beeinflussen können. Damit sind namentlich Geschäftsführer von der Kurzarbeitsentschädigung ausgenommen. Einverständnis des Arbeitnehmers Die Reduktion der Arbeitszeit und des Lohnes stellen Vertragsänderungen dar, die der Arbeitgeber nur ausnahmsweise einseitig durchsetzen kann. Dafür braucht es eine Grundlage im Gesamt- oder Einzelarbeitsvertrag. Fehlt eine solche, wovon in der Regel auszugehen ist, muss das Einverständnis jedes einzelnen Arbeitnehmers eingeholt werden. Dieses kann ausdrücklich oder konkludent erteilt werden, indem sich ein Arbeitnehmer der Anordnung von Kurzarbeit nicht widersetzt. Aus Beweisgründen empfiehlt es sich allerdings, schriftliche Einverständniserklärungen einzuholen. Wenn ein Arbeitnehmer der Kurzarbeit nicht zustimmt, ist ihm weiterhin der volle Lohn gemäss Arbeitsvertrag zu entrichten. Allerdings kann ihm dann wegen der wirtschaft-

Die Reduktion der Arbeitszeit und des Lohnes stellen Vertragsänderungen dar, die der Arbeitgeber bei Kurzarbeit nur ausnahmsweise einseitig durchsetzen kann. Foto: Bilderbox.de

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RECHT l UZ

lich schlechten Lage des Arbeitgebers gekündigt werden. Auch während der Kurzarbeit können sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer unter Einhaltung der Fristen kündigen. Ist aber eine Kündigung erfolgt, so besteht kein Anspruch mehr auf Kurzarbeitsentschädigung, das heisst, der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer während der Kündigungsfrist den vollen Lohn ausbezahlen (auch wenn die Arbeitszeit allenfalls reduziert ist). Anmeldung Die geplante Kurzarbeit ist mindestens 10 Tage (in Ausnahmefällen 3 Tage) vor Beginn bei der zuständigen kantonalen Amtsstelle voranzumelden. Meldet der Arbeitgeber die Kurzarbeitszeit verspätet, so ist der Arbeitsausfall erst nach Ablauf der vorgeschriebenen Meldefrist anrechenbar. Zuständig ist die kantonale Amtsstelle jenes Kantons, in dem der Betrieb oder die Betriebsabteilung ihren Sitz hat. Diese stellt, wie im Übrigen auch das SECO, Anmeldungsformulare zur Verfügung. In den meisten Kantonen ist die kantonale Amtsstelle eine Abteilung der Volkswirtschaftsdirektion, in Zürich beispielsweise das Amt für Wirtschaft und Arbeit. Vergütung Die kantonale Amtsstelle überprüft die Anspruchsvoraussetzungen und entscheidet in der Regel innerhalb der 10tägigen Anmeldefrist. Vergütet wird die Kurzarbeitsentschädigung durch die kantonale Arbeitslosenkasse. Die Vergütung beträgt 80 Prozent des auf die ausgefallenen Arbeitsstunden anrechenbaren Verdienstausfalls (Salär zuzüglich vertraglich vereinbarte regelmässige Zulagen – der Höchstbetrag des versicherten Verdienstes beträgt monatlich 10500 Franken) und wird direkt dem Arbeitgeber ausgerichtet. Aufgrund der vom Bundesrat per Jahresanfang beschlossenen

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Erhöhung der Bezugsdauer kann eine Kurzarbeitsentschädigung innerhalb von zwei Jahren längstens für 18 Abrechnungsperioden beansprucht werden. Beträgt ein monatlicher Arbeitsausfall mehr als 85 Prozent ist die Kurzarbeitsentschädigung auf vier Abrechnungsperioden beschränkt. Pflichten des Arbeitgebers Der Arbeitgeber muss den betroffenen Arbeitnehmern die Kurzarbeitsentschädigung am ordentlichen Zahlungstermin gemäss Vertrag bevorschussen. Zusätzlich hat er einen Karenztag pro Abrechnungsperiode als Selbstbehalt zu übernehmen. Ferner muss er während der Kurzarbeit die vollen (100 Prozent des Lohns entsprechenden) gesetzlichen und vertraglich vereinbarten Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Die Beitragsanteile der Arbeitnehmer können vom Lohn abgezogen werden. Die Arbeitgeberanteile werden von der Arbeitslosenkasse rückvergütet. Spätestens innert drei Monaten nach Ablauf jeder Abrechnungsperiode hat der Arbeitgeber der kantonalen Arbeitslosenkasse die erforderlichen Abrechnungsunterlagen einzureichen. Verspätet geltend gemachte Ansprüche erlöschen. Die Unterlagen sind 5 Jahre aufzubewahren und auf Verlangen der Ausgleichsstelle vorzulegen. Das Arbeitsinspektorat prüft am Sitz der Betriebe stichprobenweise, ob unrechtmässige Leistungsbezüge vorgenommen wurden. Mit der Verlängerung der Bezugsdauer für die Kurzarbeitsentschädigung auf 18 Monate bis 31. Dezember 2012 und der Beibehaltung der verkürzten Karenzfrist hat der Bundesrat auf die erwartete Verschlechterung der Wirtschaftslage reagiert. Eine korrekte Handhabung des notwendigen «Formularkriegs» vorausgesetzt, kann die Einführung von Kurzarbeit ein sinnvolles Instrument für Unternehmen darstellen, um auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verantwortungsvoll zu navigieren.

DIE AUTORINNEN Dr. Caroline Kirchschläger und Sandra Meister sind Rechtsanwälte bei der Anwaltskanzlei Stiffler & Partner in Zürich. Nebst Vertragsrecht beschäftigen sie sich unter anderem mit Gesellschaftsrecht und Zivilprozessrecht.


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ZÜRCHER UNTERNEHMER

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WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG

Innovativ und vielfältig Benno Seiler ist Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich. Im Verbund mit der Greater Zürich Area betreibt er aktives Standortmarketing. Wir liessen uns näher informieren.

INTERVIEW PETER BLATTNER

Herr Seiler, wo ist Ihr Amt angesiedelt? Benno Seiler: Die Wirtschaftsförderung ist Teil der Dienstabteilung Stadtentwicklung Zürich im Präsidialdepartement der Stadt Zürich. Die Stadtentwicklung Zürich ist in vier Abteilungen gegliedert: Integrationsförderung, Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und Aussenbeziehungen. Welches sind Ihre wichtigsten Aktivitäten als Wirtschaftsförderer? Unsere Arbeit umfasst grob gesagt vier Handlungsfelder: Standortentwicklung, Standortpromotion, Bestandespflege und

daneben stadtinterne Dienstleistungen im Themenbereich Wirtschaft. Das heisst, wir kümmern uns um Unternehmen, die schon in Zürich sind und um diejenigen, die neu nach Zürich kommen. Zudem erarbeiten wir, häufig zusammen mit unseren KollegInnen vom Kanton, Clusterstrategien zur Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Zürich. Seit letztem Jahr führen wir auch die Geschäfte des sogenannten KMU-Forums, einer beratenden Kommission für den Stadtrat, die sich dem Thema Regulierungsdichte in der Stadt Zürich annimmt. Wir sind auch Anlaufstelle für Eventveranstalter und wir organisieren Kontakte zwischen Stadtregierung und Zürcher Wirtschaft. Über verschiedene Institutionen fördern wir Jungunternehmen und wir organisie-

ren zusammen mit dem Bereich Aussenbeziehungen internationale Auftritte der Stadt Zürich. Sie sehen, wir haben eine breite Aufgabenpalette. Welche Argumente führen Sie zur Standortwahl Zürich an? Zürich ist ein Top Wirtschaftsstandort. Wir bieten ein stabiles Umfeld, eine sehr gute Infrastruktur, ausgezeichnete Hochschulen und wir sind bei den Steuern im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Und um all das noch abzurunden ist die Lebensqualität in Zürich eine der besten der Welt. Gerade erst haben wir im Ranking zur «Global Quality of Life» des Magazins «Monocle» den ersten Rang erreicht. Auch beim viel beachteten internationalen Ranking zur Lebensqualität

Das House of Switzerland in London: Dort präsentiert sich Zürich als innovativer und kulturell vielfältiger Standort. Fotos: zVg


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ZÜRCHER UNTERNEHMER

von Mercer ist die Stadt Zürich seit Jahren auf einem der ersten Plätze zu finden. Wie steht es um die Standortqualität der Stadt? Gibt es Hindernisse, die Sie gerne beseitigt wüssten? Wie gesagt kann Zürich mit einer hervorragenden Qualität des Standorts in verschiedener Hinsicht aufwarten. Nun gilt es, diese gute Position längerfristig zu sichern. Die Stadt Zürich ist in verschiedenen Bereichen aktiv. Mit dem bereits erwähnten KMU-Forum arbeiten wir an besseren Rahmenbedingungen für die Zürcher Wirtschaft. Was die Förderung des Jungunternehmertums anlangt, engagiert sich die Stadt bei verschiedenen Organisationen wie dem Startzentrum, dem Verein GO! für Mikrokredite und der neuen BlueLion Stiftung. Letztere hat im Mai einen neuen Inkubator für ICT und Cleantech Unternehmen in der Werkerei Schwamendingen eröffnet. Ich freue mich schon jetzt auf den Moment, wenn Zürich ein neues Kongresshaus einweihen wird. Damit könnten wir auch in diesem Bereich unser Potenzial besser ausschöpfen.

gründeten Inkubator glaTec eingebunden. Dieser befindet sich direkt in den Räumlichkeiten der EMPA Dübendorf. Sie stellt auch den Geschäftsführer. Zudem ist im Vorstand auch die EAWAG, also eine weitere Forschungsanstalt aus dem ETH Bereich vertreten.

Welche Massnahmen treffen Sie für die Bewerbung des Standortes Zürich? Grundsätzlich ist für das internationale Marketing des Wirtschaftsraums Zürich die Greater Zurich Area zuständig. Sie vermarktet den Standort Zürich im Ausland, betreut ansiedlungsinteressierte Unternehmen in der Anfangsphase und übergibt diese dann an den jeweiligen Kanton oder eben die Stadt. Im Rahmen des integrierten Standort- und Destinationsmarketing, das die Stadt zusammen mit dem Kanton und Zürich Tourismus betreibt, organisieren wir gemeinsam mit unserem Bereich Aussenbeziehungen aber auch einzelne eigene Auftritte im Ausland. Jetzt gerade steht ein Auftritt von Zürich im House of Switzerland in London anlässlich der Olympischen Spiele 2012 vor der Türe. Dort präsentiert sich Zürich als innovativer Die teilweise extremen und kulturell vielfältiger Mieten an Vorzugslagen Standort. Es werden zwei wie der Bahnhofstrasse, Ausstellungen realisiert: dem Rennweg oder dem eine GameLounge mit Limmatquai geben zu hier entwickelten Spielen reden und vertreiben und eine Posterausalteingesessene Unterstellung von GrafikerInnehmen. Wie beurteilen nen aus Zürich und LonSie die Situation für neu don. Weiter werden wir zuziehende Firmen? gemeinsam mit den In der Tat zahlen im Detail- Benno Seiler, Leiter Hochschulen und mit handel an den besten Lagen Wirtschaftsförderung Zürcher Unternehmen eivor allem internationale der Stadt Zürich. nen «Creative Day» und Ketten sehr hohe Mietzinse. einen «Life Science Day» organisieren. Alteingesessene Unternehmen können da Auf einer Openair-Bühne vor dem House nicht mithalten und weichen in andere of Switzerland wird sich die Zürcher Lagen aus, was aber letztlich die ganze Musik-Szene im Pop/Rock/Jazz-Bereich Innenstadt für KundenInnen attraktiver präsentieren. macht. Für neu zuziehende Firmen hat die Stadt Zürich mehr als die BahnhofSie bieten auch Beratung für die strasse zu bieten. Die Bandbreite der Unternehmensgründung an, u.a. in Geschäftslagen ist gross, insbesondere Zusammenarbeit mit der Zürcher wenn man auch noch die umliegenden Kantonalbank. Wie kommt dieses Gemeinden mit einbezieht. Angebot an? Die Wirtschaftsförderung bietet selbst Sie unterstützen Cluster und Startkeine Beratung in diesem Bereich an. In Up’s, arbeiten also eng mit der ETH unserem Auftrag übernimmt aber das und der Universität Zürich Startzentrum eine kostenlose Erstbezusammen? Wie sieht dies konkret ratung für alle gründungsinteressenten aus? Personen. Die Zusammenarbeit mit den Hochschulen findet immer wieder in unterschiedWie beurteilen Sie die Entwicklung licher Form statt. Bei der bereits erwähnder Zürcher Wirtschaft in den ten BlueLion Stiftung haben wir bereits kommenden Jahren? bei der Erarbeitung des Konzepts mit den Das ist eine äusserst schwierige Frage. Technologietransferstellen dieser beiden Wir haben uns bis jetzt erstaunlich gut Hochschulen zusammengearbeitet. Negehalten. Aber letztlich wird unsere Wirtben Vertretern der privaten Stifter wie schaft stark vom internationalen Umfeld zum Beispiel ZKB und Swisscom sind beeinflusst. Und da ist eine Prognose auch auch UZH und ETH hochrangig im Stifnach den Wahlen in Frankreich und tungsrat vertreten. Noch enger ist der Griechenland nach wie vor schwierig. Hochschulbereich beim von uns mit ge-

Fachwissen für Profis und Private. Foto: zVg

BAUEN & MODERNISIEREN

Kompetenz vermitteln Die Schweizer Baumesse in Zürich steht für energieeffizientes, nachhaltiges und ganzheitliches Bauen, Erneuern und Wohnen. Vom 30. August bis 2. September 20122 hält sie ihre Tore in der Messe Zürich offen.

Die 43. Ausgabe von «Bauen und Modernisieren» inspiriert praxisnah und vermittelt Fachwissen für Private und Profis. 600 Branchenaussteller zeigen ihre Produkte und Dienstleistungen. Am 31. August wird der «arc-award» vergeben. Einrichtungsprofis und Innenarchitekten beraten in den Halle 1 und 2 über Produkte, Formen und Farben für den flexiblen Wohn- und Arbeitsraum bis hin zu Garten und Terrasse. Das Bundesamt für Energie (BFE) hält eine Vortragsreihe zum Thema «Gebäudesanierung – der attraktive Schritt zu mehr Lebensqualität». In den Hallen 3, 4 und 7 wird die Funktionalität in Küche, Bad und Sauna vorgestellt. Qualifizierte Energieberatung und Fachkompetenz für wirtschaftliches Bauen und Sanieren wird in den Hallen 5 und 6 vermittelt. Der Sonderbereich «Eigenheim Messe Schweiz» zeigt aktuelle Angebote im Schweizer Wohnmarkt und stellt die Qualitäten eines Minergieoder Passivhausbaues vor. Die Feng-ShuiExpertin Barbara Rüttimann hält Fachvorträge zum Thema Farbanalysen.

BAUEN & MODERNISIEREN 30. August bis 2. September 2012, täglich von 10 bis 18 Uhr Eintritt CHF 16. Messe Zürich, Zürich Oerlikon (Tram Nr. 11 ab HB) www.bauen-modernisieren.ch


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SUISSEEMEX’12

Know-how und Innovationen Kommunikation auf Augenhöhe ist gefragter denn je und immer noch die wirksamste Präsentationsform. Für die diesjährige SuisseEMEX vom 21. bis 23. August 2012 lautet das Motto «Dialog verbindet». Als Neuheit bietet der Business Park mit integriertem Unternehmer Forum in Halle 4 erstmals eine Plattform für KMU aus dem Marketingbereich.

TEXT MARINELLA JENAL

PROGRAMM UNTERNEHMERFORUM

Für KMU bilden Messen einen wichtigen Informations- und Verkaufskanal, der einerseits Kundenkontakte ermöglicht und andererseits die Beobachtung der Mitbewerber gewährt. Ausserdem sind Messen ein Bedürfnisbarometer. Mit keinem anderen Instrument sind Unternehmen so nahe am Puls der Kunden, weil sie im direkten Dialog mit ihnen stehen. Highlights an der SuisseEMEX Für die kommende SuisseEMEX vom 21. bis 23. August in der Messe Zürich konnten wieder hochkarätige Aussteller gewonnen werden. So sind mit dabei Die Schweizerische Post mit ihren Partnern, Google Switzerland GmbH, Biella Schweiz AG, Schweizerische Bundesbahnen SBB, MCH Group AG und viele mehr. Im neu inszenierten Event Forum in der Halle 6 lädt eine Fachbühne mit Networking-Lounge die Live Communication Branche zu aktuellen Themen aus der Event- und Messewelt ein. In Form von Vorträgen und Roundpanels erfahren die Besucher Trends, Fachwissen und Best Cases aus der Eventbranche direkt aus der Hand von Profis. Im Fokus steht ausserdem eine MICE-Sonderschau als nationale Ideen- und Kontaktbörse für Meeting- und Eventplaner. Top Keynotes als USP Mit rund 80 Referenten bietet die SuisseEMEX den Fachbesuchern, marktorientierten Unternehmern und Spezialisten aus allen Marketingrichtungen, eine ideale Plattform für den Austausch von Know-how und Fachwissen. Im Marketing Forum werden unter anderem Patrick Warnking, Country Manager Google Schweiz, und Dr. Stefan Gross-Selbeck, CEO XING, auftreten. Wie schon im Vorjahr präsentiert Speakers Excellence auch

Steffen Egner, MediaAnalyzer Software & Research GmbH: Erfolgsfaktoren der Werbewirkung – Wie man erfolgreiche Werbemittel entwickelt und Zielgruppen optimal anspricht. Wolfgang Jetter, Jetter Management GmbH: High Energy Organisationen. Wie Unternehmen Ihre Potenziale voll ausschöpfen. Kathrin Puhan-Henz, meetings that work / Catherine L. Tenger, CLTStil und Umgangsformen: Pflegen Sie Ihr Know-who genauso gut wie Ihr Knowhow! Wie viele Kontakte haben Sie heute schon geknüpft? Bert Martin Ohnemüller, neuromerchandising group gmbh: Es muss einen besseren Weg geben – Einführung in das Neuromerchandising.

im 2012 mehrere professionelle Referenten. Weitere Persönlichkeiten aus der Marketing-, Kommunikations- und Eventbranche ergänzen das hochkarätige Kongressprogramm.

Beim Business Speedworking holen sich Eventplaner neue Ideen für ihre Events. Foto: SuisseEMEX

KMU erhalten ein Gesicht Die SuisseEMEX zeigt auf, wo die Reise der Kommunikation hinführt. Eine erfolgreiche Unternehmenskommunikation hängt davon ab, wie die Kommunikationsmassnahmen aufeinander abgestimmt sind. Die Einbettung von Live Kommunikation ist schon heute Pflicht und wird dies auch in Zukunft bleiben. Ein Live Event wie eine Messe bietet viel mehr Raum für Interaktion, denn Unternehmen stehen hier im direkten Dialog mit ihren Kunden und können ihre Botschaften emotional und von Angesicht zu Angesicht vermitteln. Alle Sinne der Kunden sollen mit der Botschaft der Unternehmen vernetzt werden und langfristig in deren Bewusstsein gelangen. Messe-Veranstalter:EMEX Management GmbH, Lindenbachstrasse 56, 8006 Zürich, info@suisse-emex.ch, www.suisse-emex.ch

Philipp Jaeggli, Bison IT Service AG: Best Practice: «Value Added Guiding» Kundenkommunikation durch angereicherte Personenleitsysteme. Michael Haller, Sozialunternehmen Brüggli / Daniel L. Ambühl, Schweizerischer Verband für interne Kommunikation (SVIK): Unternehmenspublikationen: «Goldene Feder» – Die anderen Wege zum Best Case. Peter Stutz, IBSA Institut für Biostruktur-Analysen AG: Vertrauen - Basis des Erfolgs. Marcus Kutzreba, K-Punkt-Training: Volltreffer beim Entscheider – Beraten Sie noch, oder verkaufen sie schon? Weitere Informationen sowie Ticketbestellung unter www.suisseemex.ch. Ein Messeticket kostet für einen Tag CHF 60.– und beinhaltet das umfassende Messe- und Kongressprogramm. Die SuisseEMEX 12, Fachmesse & Kongress für Marketing, findet vom 21. – 23. August 2012 in der Messe Zürich statt.


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SVSM JAHRESTAGUNG

Schlüsselfaktoren des Standorts Schweiz Die Schweizerische Vereinigung für Standortmarketing SVSM lud zur Jahrestagung. Hochkarätige Referenten äusserten sich zu Innovations- und Technologiemanagement, Raumentwicklung sowie politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Der Präsident SVSM Robert Gubler leitete durch den Anlass, die Moderation der Podiumsdiskussion übernahm Benno Seiler, Leiter Wirtschaftsförderung Stadt Zürich. Den Anlass eröffnete Michel Matthey, Vizedirektor des Bundesamtes für Raumentwicklung ARE mit den Faktoren der Standortqualität: Bildung, Wirtschaft, Raum. Bei der Erfüllung der räumlichen Verhältnisse sei unter dem Begriff Qualität die Verfügbarkeit von Bauland, dessen Erschliessung und die Baubewilligungsverfahren zu beachten. Unter «Qualität» wären zu nennen: Erreichbarkeit, Dienstleistungs- und Beherbergungsangebot, Wohn-, Umwelt- und Landschaftsqualität. Bund, Kantone und Gemeinden müssten an einem Strick ziehen. Die Revision der Raumplanungskommission RPK soll eine bessere Steuerung der Siedlungsentwicklung bewirken. Die Beiträge zur Standortförderung setzen sich wie folgt zusammen: – Wirtschaft: Einkommen und Beschäftigung, Produktivkapital, Wettbewerb und Innovation

– Umwelt: Erneuerbare Ressourcen, Belastung von Mensch und Umwelt – Gesellschaft: Gesundheit, Sicherheit, Solidarität Siedlung und Landschaft sollen aufgewertet, Verkehr und Raum koordiniert werden. Es sind Voraussetzungen zu schaffen für eine Ko-Finanzierung des Agglomerationsverkehrs durch den Bund. Die Entwicklung der Raumqualitäten ist Voraussetzung für eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

Optimale Rahmenbedingungen Dann warb Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv, für optimale wirtschaftliche und politische Rahmenbedin-

gesetzlichen Normen und Vorschriften. Bigler fordert eine deutliche Entlastung der KMU im administrativen Bereich. Die «KMUVerträglichkeit» soll mittels Regulierungskostenmessungen analysiert werden. Bei der Kartellgesetzrevision sieht er Gefahren, da das Wettbewerbsgericht zu massiv höheren Regulierungskosten in den KMU führten. Auch wür-

Hochschule als Inkubator Michel Matthey, Prof. Dr. Roman Hans-Ulrich Bigler, In seinem Referat Vizedirektor ARE. Boutellier, ETH Zürich. Direktor sgv. ging Prof. Roman Boutellier, Vizewuchs und bildet 150 den Compliance Programgungen und für ein unterpräsident für Personal & Lehrlinge aus. Jährlich me den Wettbewerb KMUnehmerfreundliches UmRessourcen an der ETH sind 4 000 Absolventen an Grossbetriebe verzerren. feld. Er vertritt 250 VerZürich, auf die Hochschuder ETH und es entstehen Er schloss mit einem Zitat bände mit annähernd le als Inkubator für inno20 bis 30 neue Unternehvon Charles de Montes300 000 Unternehmen und vative und wettbewerbsfämen. Ein Drittel aller Topqieu, französischer hielt fest, dass Beschäftigte hige Fachkräfte ein. Die Manager sind ETH-AbsolPhilosoph (1689-1755): Menschen werden immer mit einer Berufslehre am venten! «Wenn es nicht unbedingt älter, die Technologie imwenigsten von ArbeitsDer Innovationspark notwendig ist, ein Gesetz mer stärker. Er sieht einen losigkeit betroffen sind. auf dem Flugplatz Dübenzu erlassen, ist es unbeidealen «Mix» bei 70 ProDie Strategie des sgv für dorf ist ein Zusammengedingt notwendig, ein zent Absolventen einer die Jahre 2010 bis 2014 hen der ETH, der UniversiGesetz nicht zu erlassen.» Lehre und 30 Prozent mit umfasst den Abbau von

Probezeit ohne Kostenfolge und Risiko Arbeitgebende, die einen durch die IV-Stelle vermittelten Mitarbeiter einstellen, können sich vorgängig ohne Kostenfolge selber von dessen Leistungsfähigkeit überzeugen. Während des Arbeitsversuches trägt die IV Kosten und Risiken. Die IV-Stelle vermittelt Arbeitgebenden IV-

Hochschulabschluss. Die Netzwerke für innovative Regionen in allen Landesteilen sind Unternehmen, Behörden, Universitäten und Verbände (auch NGOs). Die ETH unterstützt die Region mit Nach-

tät und dem Universitätsspital Zürich, der EMPA und der EAWAG mit der ZHAW Winterthur und der FH Rapperswil.

Kundinnen und IV-Kunden mit passendem Profil als potenzielle Mitarbeitende. Während eines mit der IV-Stelle und dem neuen Mitarbeiter vereinbarten Arbeitsversuches von maximal sechs Monaten trägt die IV die Kosten und die Risiken. Der Arbeitgeber geht dabei

kein Arbeitsverhältnis ein und bezahlt keinen Lohn. Er bietet dem IV-Kunden die Möglichkeit, seine Fähigkeiten im freien Arbeitsmarkt unter Beweis zu stellen. Dieser erhält während des Arbeitsversuches IV-Taggelder oder weiterhin seine IV-Rente. Auskunft erteilen die Eingliederungberaterinnen und –berater oder die Hotline für Arbeitgebende: 044 448 58 58 (Montag bis Freitag, 8 bis 17 Uhr).

Die IV-Stelle vermittelt Arbeitgebenden IV-Kundinnen und IV-Kunden mit passendem Profil als potenzielle Mitarbeitende. Foto: zVg


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K M U S W I S S V E R A N S TA LT U N G E N : 23.08.2012 SWISS Infotable 08-12: «Wie und was Baden ist. Die Dachmarkenstrategie zu Besuch am Stadtfest der Stadt Baden». Die vielfältige und weltoffene Stadt Baden hat auch in diesem Jahr einiges zu feiern. Im August findet das 10-tägige Stadtfest statt und wir nehmen dies zum Anlass, Ihnen das Standortmarketing und die Dachmarke «Baden ist.» vorzustellen. Anhand von Referaten und mit dem Besuch verschiedener Aushängeschilder der Stadt zeigen wir auf, wie die Dachmarkenstrategie konsequent und erfolgreich angewandt und gelebt wird 06.09.2012 KMU SWISS Podium 2012: «Trendsetter». Das KMU SWISS Podium findet dieses Jahr am 6. September 2012 mit interessanten Podiumsteilnehmern statt, mit dem Thema: «Trendsetter». Sichern Sie sich schon heute einen Platz und seien Sie dabei! 20.09.2012 KMU SWISS Infotable 09-12: «ELESTA relays GmbH – The Lean Machine». Lean Management ist Bestandteil der Firmenkultur von ELESTA relays GmbH und in jeder Abteilung tief verankert; ob in den wertschöpfenden wie auch den administrativen Bereichen. Gerne führen wir Sie in unser Erfolgskonzept ein und geben Ihnen die Möglichkeit, ein modernes Produktionsunternehmen zu besichtigen und Lean Management zu erleben. Weitere und detaillierte Informationen finden Sie auf www.kmuswiss.ch


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UZ l WEITERBILDUNG

ICT ODER KV

Investieren – nur wo? Kein Unternehmen kann heute ohne Informatik existieren; auch KMU nicht. Die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologien (engl. ICT) nimmt ungebrochen zu.

TEXT JÖRG AEBISCHER

Über 170 000 Personen arbeiten in der Schweiz in der ICT. Die Zahl hat seit 1990 mit wenigen rasch wieder kompensierten Einbrüchen stetig zugenommen. Die Wertschöpfung ist überdurchschnittlich auf fünf Prozent des BIP angestiegen, das entspricht rund 25 Mrd. Franken. Das ist mehr als z. B. die Wertschöpfung der gesamten Versicherungsbranche oder der chemischen Industrie. Mehrere tausend Informatiker/-innen müssen jährlich aus dem Ausland rekrutiert werden, um den ICT-Fachkräftebedarf nur annähernd zu decken. Auf Begehren des Dachverbands ICTswitzerland

hin erhöhte der Bundesrat im Frühjahr 2010 das Einreisekontingent für ICTFachleute aus Nicht-EU-Ländern (z. B. Indien). Verschiedene stark technologiegetriebenen Unternehmen drohten andernfalls mit Abwanderung. Das Einreisekontingent wurde mit der politischen Forderung verbunden, dass die Wirtschaft nun ihre Hausaufgaben machen und selber für den nötigen ICT-Fachkräftenachwuchs sorgen muss. Konkret: Die Wirtschaft muss mehr Informatik-Lehrstellen schaffen. Die Forderung ist berechtigt, denn der Anteil an Informatik-Lernenden liegt mit 3.7 Lernenden auf 100 Fachpersonen deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt von allen anderen Berufen (5.4 Prozent). Übrigens: Das Kontingent ist zwischenzeitlich bereits wieder aufgebraucht. Ohne ICT läuft nichts – ohne KMU noch viel weniger Die meisten Unternehmen in der Schweiz bilden mit einer grossen Selbstverständlichkeit und Tradition Lernende aus. Das ist einer der wesentlichsten Wohlstandsfaktoren der Schweiz, denn das verschafft uns de facto Vollbeschäftigung. Die Jugendarbeitslosigkeit z. B. liegt mit 4.4 Prozent weit unter den Quoten der EU-Länder. Diese reichen von 7.9 (Deutschland) bis über 50 Prozent (Spanien und Griechenland). Die Integration in die berufliche Praxis verläuft im dualen Ausbildungssystem, wo sich die Unternehmen als Lehrbetriebe engagieren, fliessend und bedarfsgerecht. Die ICT ist im Vergleich zu den meisten anderen Berufen sehr jung. Das Ausbilden von Informatiker/-innen oder Mediamatiker/-innen hat deshalb in den

Es fehlt immer noch an Nachwuchs in der ICTBranche. Unternehmen sollten mehr Ausbildungsplätze bereitstellen. Foto: Bilderbox.de

meisten KMU keine Tradition. Der Industriebetrieb bildet selbstverständlich Polymechaniker/-innen und weitere traditionelle technische Berufe aus. Das Schreinereiunternehmen bildet selbstverständlich Schreiner aus. Und die meisten KMU bilden auch immer mit grosser Selbstverständlichkeit Kaufleute aus. Das hat Tradition. Das ist man gewohnt. Die Welt hat sich gedreht. Die Ausbildungsgewohnheiten müssen den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Das Ausbilden von Informatikern und Mediamatikern muss zur neuen Selbstverständlichkeit werden. Insbesondere KMU sind prädestiniert, um Informatikerinnen und Mediamatiker auszubilden. Die Lernendenausbildung hat bei den meisten KMU Tradition und einen hohen Stellenwert. Die letzten Erhebungen des KV Schweiz zeigen, dass rund 25 Prozent der KVAbsolventen keine Stelle finden. Das ist bei den Informatikern und Mediamatikern nicht der Fall. Die Anforderungen an die Lehrbetriebe sind identisch zu den anderen Berufen. ICT-Fachkräfte ausbilden rechnet sich Mehrere Studien belegen, dass ein Lernender über die gesamte Lehrdauer für den Betrieb bereits einen Nettoertrag einbringt. Vorausgesetzt, man lässt sie auch arbeiten! Die jungen Leute können nämlich viel. Die beiden anderen Bildungsorte, die Schule und die überbetrieblichen Kurse leisten ebenfalls gute Arbeit und wichtige Ausbildungsbeiträge. Werden die jungen Fachkräfte zudem nach der Ausbildung weiterbeschäftigt, schiesst der Profit sehr rasch in die Höhe, da Rekrutierungs-, Einarbeitungs- und weitere Kosten entfallen. Soeben ist die dritte nationale Studie über die Berufslehre erschienen (Strupler, Mirjam; Wolter, Stefan C.: Die duale Lehre: eine Erfolgsgeschichte - auch für Betriebe, Zürich 2012). Diese belegt, dass Lernende für die ausbildenden Betriebe in der Schweiz schon während der Lehrzeit einen Nettonutzen erzielen. Dieser summierte sich im Jahr 2009 über alle Lehrverhältnisse gerechnet auf 474 Mio. Franken bei Bruttoinvestitionen von 5.35 Mia. Franken seitens der Unternehmen. Es lohnt sich also in jeder Hinsicht, Lehr- und Praktikumsplätze bereitzustellen und die jungen Leute «on the job» in die Prozesse und Tätigkeiten des Berufs einzuführen; auch oder zunehmend insbesondere im Berufsfeld der Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT).


10 FRAGEN AN l UZ

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MARTIN STEIGER, CEO ENERGIEDIENST HOLDING AG

Innovationskraft als LeitgrÜsse 1. Warum sind Sie Unternehmer geworden? Mein Vater fßhrte ein Detailhandelsgeschäft in vierter Generation; da ist wohl etwas in der DNA verblieben.

2. Wenn nichts unmÜglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Selbstständigkeit und Unabhängigkeit.

Rheinfelden, der antizyklisch und mit vielen Risiken durch die Gremien gebracht werden konnte.

3. Was mĂśgen Sie nicht an Ihrer Branche? In Deutschland hat die Regierung 1998 die vollständige Liberalisierung eingefĂźhrt und danach deren Gewinne abgeschĂśpft. Seither ist es opportun, den Energie-Versorgungs-Unternehmen (EVU’s) vorzuhalten, was diese alles falsch machen. Die Energieversorgung wird re-reguliert, aber die Risiken bei den EVU’s belassen. Selbsternannten Experten wird mehr GehĂśr gegeben. Die Schweiz tut leider Ă„hnliches, nur verzĂśgert.

5. Was war Ihr grĂśsster Fehlentscheid? Die Anfrage, Mitte der 80er-Jahre, ins Management Consulting zu wechseln, nicht angenommen zu haben.

4. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Den Entscheid zum Bau des neuen 380 Mio. Euro teuren Wasserkraftwerks in

6. Welche PersĂśnlichkeit hätten Sie schon immer einmal gerne getroffen? Sir Steve Redgrave, 5-facher Olympiasieger im Rudern. 7. WorĂźber kĂśnnen Sie sich ärgern? Ăœber mich selbst, wenn ich glaube, etwas nicht im Griff zu haben. 8. Wie erholen Sie sich vom Stress? Auf dem Wasser und mit meiner Frau in den Bergen. 9. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Eine hohe Anpassungsfähigkeit, Innovationskraft und Zuverlässigkeit. 10. Was wĂźnschen Sie sich fĂźr die Schweiz? Dass die oben genannten Attribute auch im politischen Geschehen wieder stärker zur LeitgrĂśsse werden.

Foto: zVg

MARTIN STEIGER Unternehmen: Position: Erster Job: Werdegang:

Energiedienst Holding AG Vorsitzender der Geschäftsleitung / CEO Praktikum beim Schweizerischen Bankverein in Basel 6 Jahre Arthur Andersen & Co. in Melbourne und Zßrich; 3 Jahre Bull (Schweiz) AG, Leiter Controlling, 20 Jahre Energiedienst Holding, bis 1999 CFO, danach GL, ab 2004 CEO Ausbildung: Matura Typus E, lic.oec. HSG, dipl. Wirtschaftsprßfer, Executive Program in Stanford Liebste Hobbies: Sport (Rudern, Langlauf, Velo, Rennen), OK-Co Präsident BaselHead Zivilstand: verheiratet, 2 erwachsene Kinder

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l Nr. 7/8 l 2012

UZ l BÜCHER

NEUERSCHEINUNGEN

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Claudia Seifert, Julia Hoersch, Nelly Mager Campingküche AT Verlag, Aarau 2012, 160 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag CHF 34.90 ISBN 978-3-03800-623-7

Eine Runde Schweiz Begeben Sie sich auf eine kulinarische Tour de Suisse. 52 Beizen aus 26 Kantonen werden vorgestellt, das sind pro Kanton zwei Betriebe vom Gasthof über Wirtschaften bis hin zum Gourmettempel. Es erwarten den Leser keine Trendsetter sondern Patrons mit Bodenhaftung: Gastfreundschaft aus Freude am Beruf und nicht als Konzept vorlebend. Zu den Porträts gibt es zahlreiche Adressen, wo und was man einkaufen und für ein Wochenende oder länger die Seele baumeln lassen kann. Dazu zählen Übernachtungsmöglichkeiten Bed & Breakfast ebenso wie Besuche in einer Mosterei resp. in einer Brennerei. Das Marco Aste, Martin Buch versteht sich Jenni, Eine Runde als persönliche Schweiz, Werd Verlag Anleitung für ku- Zürich, 2011, 192 linarische Streif- Seiten, broschiert züge durch die CHF 34.90 Schweiz. ISBN 978-3-85932-671-2 Naturpärke erwandern Während langen Jahren kannte man nur den Nationalpark im Engadin. Inzwischen sind aber ein Dutzend neuer Naturpärke entstanden. Zählt man die UNESCO-Gebiete zur «Parklandschaft Schweiz», so kommt man auf einen Drittel der Landesfläche. Es wird sich zeigen, ob sich all diese Pärke dafür eignen, die ursprünglichsten Luc Hagmann, NaturKultur- und Natur- pärke erwandern, landschaften der Werd Verlag, Zürich, Schweiz langfristig 2012, 192 Seiten, zu sichern. Einige broschiert, CHF 34.90 der vorgestellten ISBN 978-3-85932-679-8

Foto: Bilderbox.de

Touren erlauben ein erstes «Parkschnuppern», andere machen den für einen Park typischen Landschafts- und Kulturcharakter erlebbar. Von der einfachen Flusswanderung bis zur schwierigen Bergwanderung ist alles zu finden. Entlang dem Inn Der Inn entspringt im schweizerischen Maloja und legt bis zu seinem Ziel, der Stadt Innsbruck, 230 Kilometer zurück. Eine gemächliche Velotour in mehreren Etappen lässt diese Strecke – Pia Seiler, Entlang je nach Kondition – dem Inn, Werd Verin mehreren Tagen lag, Zürich, 2012, oder Wochen be- 144 Seiten, broschiert wältigen. Der Weg CHF 34.90 führt stets abseits ISBN 978-3-85932-682-8 der Hauptstrasse quer durchs einmalige Oberengadiner Seenplateau, durch lauschige Gebirgswälder und blühende Alpweiden, durch idyllische Dörfer und Städtchen. Am Wegrand locken kulinarische und historische Leckerbissen – und Menschen, die ihre Geschichte erzählen. Für jede Etappe sind Hotels und Restaurants aufgeführt, in denen so Herrliches aufgetischt wird wie Bergkäse, Apfelstrudel oder selbstgemachter Alpenkräutertee.


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l Nr. 7/8 l 2012 l 61

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Beratungsunternehmen sucht neuen Inhaber/CEO (2060) (LQH EHVWHQV HWDEOLHUWH %HUDWXQJV %RXWLTXH LQ = ULFK PLW 0$ ODQJMlKULJHP .XQGHQVWDPP VRZLH LQQRYDWLYHU 3URGXNWH 3LSHOLQH VXFKW HLQH 1DFKIROJHO|VXQJ 'HP QHXHQ ,QKDEHU XQG *HVFKlIWVI KUHU VWHKW GHU *U QGHU ELV 6RPPHU ]XU 6HLWH XP HLQH QDFKKDOWLJH XQG HUIROJUHLFKH (LQI KUXQJ VLFKHU]XVWHOOHQ ,GHDO I U HLQHQ &RQVXOWDQW +5 3URÀ RGHU &(2 PLW EUHL-

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Gesuche: Teilhaber gesucht (2057) Wir sind seit 44 Jahren im 8PZHOWVFKXW] WlWLJ XQG VXFKHQ SHU VRIRUW HLQHQ DNWLYHQ *HVFKlIWVI KUHU PLW 7HLOKDEHUVFKDIW (OHNWURLQJHQLHXU XQG .HQQWQLVVH LQ $XWRPDWLRQ VLQG YRQ 9RUWHLO %UDQFKH $XWRPDWLRQ XQG (QJLQHHULQJ $EZDVVHUDXIEHUHLWXQJ hEHUI OOVLFKHUXQJHQ *HVXFKWH %HWHLOLJXQJ &+) ¶ ² ¶

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UZ l DAS LETZTE

Hangartners brauchen keine Doppelgarage VON RUEDI STRICKER

Liebe Baukommission, Im Grunde genommen habe ich nichts gegen Frau Hangartner, im Gegenteil! Sie ist eine rechtschaffene Person, und dass ihr Mann mit seinen Eskapaden im Rotlichtmilieu von Romanshorn dem Ansehen der Gemeinde schadet, ist weiss Gott nicht ihr anzulasten. Es geht mich auch nichts an, dass ihr Stiefsohn nun auch noch aus der Schreinerlehre geflogen ist. Und dass Melanie, ihre Tochter, jeden Samstagabend im Mehrzweckgebäude mit zwielichtigen Gestalten herumhängt und kifft, ist ja heute normal. Diese im Grunde ihr Privatleben betreffenden Umstände sind ja auch nicht Gegenstand des vorliegenden Schreibens. Vielmehr fühle ich mich

RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Speicher AR. www.stricker-consulting.ch

verpflichtet, heute meine Verantwortung als Bürger dieses Gemeinwesens wahrzunehmen und gegen Frau Hangartners Bauvorhaben Einsprache zu erheben. Nicht, dass es mich grundsätzlich stören würde, dass sie eine Doppelgarage bauen will; schliesslich habe ich selber auch zwei Motorfahrzeuge, wovon eines nächtens in der Garage steht. Ich finde einfach, dass diese Doppelgarage in ihrer ungewöhnlichen Dimension das intakte Dorfbild an einer sehr heiklen Stelle tangiert. Man stelle sich vor: eine Garage mit einer Tiefe von fast sechs Metern! Ist es denn wirklich nötig, in der heutigen Zeit des Klimawandels Autos zu kaufen, die über fünf Meter lang sind? Wozu braucht Frau Hangartner solche Fahrzeuge? Eines muss ich aber gleich klarstellen: Ich bin nicht neidisch, weil sie jetzt auch noch so einen Maserati gekauft hat. Der Kofferraum meines Passats fasst doppelt so viel Material, vom Benzinverbrauch nicht zu reden. Aber irgendwie geht es doch ums Prinzip. In diesem kleinen Land, das

von verschiedenen Entwicklungen bedroht ist, müssen wir zusammenhalten und solidarisch sein. Wer weiss, welche Krisen und Terroranschläge uns in den nächsten Jahren noch zu schaffen machen. Da kann es doch nicht angehen, dass die Einen zu Fuss gehen und die Anderen solche Rennwagen als Statussymbole herumfahren. Und das ausgerechnet hier auf dem Land! Wo bleibt der soziale Zusammenhalt, wenn der Büezer mit vier Kindern in der Dreizimmerwohnung haust und Leute wie Hangartners sich in einer Siebenzimmervilla verlaufen? Es liegt mir fern, etwas gegen dieses Haus zu sagen, schliesslich haben sie es ja nicht selber gebaut, sondern nur geerbt. Aber diese riesige Garage! Frehners, die Nachbarn schräg gegenüber, machen sich auch schon grosse Sorgen. Was ist, wenn Frau Hangartner, mit bald sechzig auch nicht mehr in der Blüte ihres Lebens, in ihrem Maserati (über 300 PS!!!!) vor der Garage Gas gibt statt zu bremsen? Ich kann es Ihnen sagen, wir haben’s untersucht: Sie wird mit Vollgas in Päde Frehners Kaninchenstall rasen und dort ein Blutbad anrichten. Und wenn ich grad beim Gefahrenpotenzial bin: Was passiert, wenn der Maserati in der Garage zu brennen anfängt? Ich habe bereits beim Importeur die technischen Daten verlangt und in Erfahrung gebracht, dass der Tank 100 Liter fasst. So etwas gehört doch nicht mitten in ein Dorf! Übrigens geht aus den technischen Daten auch hervor, wie die Beschleunigungs- und Bremswerte sind. Mein Neffe an der EMPA hat errechnet (siehe beiliegendes Protokoll), dass Frau Hangartner in einer Kurve mit einem Foto: Bilderbox.de Radius von hundert Metern und einer Geschwindigkeit von 270 einer Belastung von über 3 g ausgesetzt ist. Wollen wir das verantworten? Wäre es nicht besser, sie würde sich in einem Kleinwagen sicher und sparsam bewegen? Ganz abgesehen davon: In der Migros unten sind die neuen Parkfelder jetzt so schmal, dass ältere Personen sich beim Aussteigen fast die Beine verrenken. Geschätzte Mitglieder der Baukommission, ziehen Sie bitte all diese Erwägungen in Betracht, wenn Sie über dieses Baugesuch befinden. Und zögern Sie nicht, vorgängig einen Augenschein zu nehmen und sich hier an Ort und Stelle davon zu überzeugen, welch gravierende Auswirkungen der Bau dieser Garage auf die Bewohner dieses Quartiers hätte. Sie haben es heute in der Hand, ein fatales Präjudiz durch Weitsicht zu verhindern. Der Herrgott möge es Ihnen vergelten: Fritz Bruderer, VFST Verein zur Förderung von Solidarität und Toleranz Sektion Ostschweiz


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