UZ 03 2014

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Nr. 3, März 2014 20. Jahrgang, Fr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch

DIE MOBILITĂ„T DER ZUKUNFT Es ist enger geworden auf den Schweizer Strassen und BahnhĂśfen. Um das gestiegene Verkehrsaufkommen zu bewältigen, braucht es mehr als den blossen Ausbau der Infrastruktur oder neue Modelle wie Carsharing. Die Systeme mĂźssen besser vernetzt werden. Zeitgemässe Mobilität kurbelt letztlich die Wirtschaft an.

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Fragezeichen am Erfolgsmodell Schweiz Schweizer Wirtschaftsförderer haben lange mit dem Wort Stabilität geworben. Politik und Recht in diesem Land seien stabiler als anderswo. Das war einmal. Heute fragen sich Manager überall in der Welt, was als nächstes kommt. Die Schweiz diskutiert inzwischen alle Vierteljahre über eine Revolution. Mal findet sie statt wie mit der Abzockerinitiative, mal scheitert sie wie bei der Begrenzung der Managerlöhne. Doch jedes Mal herrscht bis zum Abstimmungssonntag Unsicherheit – und das ist Gift für die Wirtschaft. Wie lange geht das gut? Das ist die erste Frage, die sich mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative stellt. Die Vorschläge, über welche die Schweizerinnen und Schweizer abstimmen, könnten gegensätzlicher nicht sein. Die Abzockerinitiative kam aus der kapitalismuskritischen Ecke, die 1:12-Initiative aus der linkssozialistischen, die Masseneinwanderungsinitiative aus der rechtspopulistischen, der Mindestlohn von den Gewerkschaftslinken, die Ecopop-Initiative von grünen Konservativen. Derzeit werden Unterschriften zu so unterschiedlichen Themen wie der Ernährungssicherheit, Tempolimiten und Ärztemangel gesammelt. Heute scheint jeder und jede seine Interessen mit einer Volksinitiative durchsetzen zu wollen. Hat auch jemand das Gesamtinteresse der Schweiz im Auge? Das ist die zweite Frage.

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4 K Ö PF E UND K A R R IE R E N

W IR T S C H A F T UND P O L I TI K PODIUM 7 Sita Mazumder zur Mobilität der Zukunft

THEMA: MOBILITÄT 8 Die Schweiz braucht intelligente Mobilität 10 Gespräch mit Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer 12 Wie reagiert die Autoindustrie auf die strengeren CO2-Vorschriften?

SCHWEIZ 14 Konjunkturumfrage 1/2014

EUROPA 18 Michael Frank vom VSE: Der Strom wird fliessen 19 EU-Forschungsgelder auf Eis gelegt: Gespräch mit Empa-Direktor Gian-Luca Bona

INNOVATION 20 Bühler aus Uzwil setzt auf gute Ideen

EXPORT 22 Midlife-Crisis der Schwellenländer CLEANTECH.CH 24 Nachhaltigkeit im Milliardenmarkt 3D-Druck 26 Photovoltaik-Spezialist Prof. Ballif im Gespräch

UZ PR A X IS GELD 29 Subventionen: Wallholzschwing-Verordnung 30 Nachhaltige Geldanlagen

DIGITAL 32 Eine App für Jugendliche im Lehrbetrieb 34 UZ-Serie: Software Fallstudien 36 IT-Ratgeber: Videokonferenzlösungen

MOBIL

Die Masseneinwanderungsinitiative wurde wohl auch deshalb angenommen, weil der zunehmende Wettbewerbsdruck im Mittelstand angekommen ist. Hochqualifizierte Zuwanderer, das heisst wachsender Druck auf Schweizerinnen und Schweizer in guten Stellen. Die Schweiz als Ganzes gewinnt im globalen Wettbewerb. Viele Schweizerinnen und Schweizer haben aber Angst, eines Tages als Verlierer in diesem Wettbewerb dazustehen. Wie kann sichergestellt werden, dass der wirtschaftliche Erfolg der Schweiz als Ganzes sich auch für die Schweizerinnen und Schweizer im Einzelnen auszahlt? Wenn diese drei Fragen nicht beantwortet werden, wird das bisherige Erfolgsmodell Schweiz auslaufen.

37 Geschäftsreisen im Jahr 2014 38 Trends im Flottenmanagement

UNTERNEHMEN 40 Naef Group: Pionierin in der Rohrinnensanierung

MANAGEMENT 42 44 46 49 50

Stakeholder Management Hörbehinderung im Arbeitsalltag UZ-Serie: Frauen im Management Marke des Monats: Glarner Schabziger Lean Marketing

NETZWERKE 52 Unternehmerforum: neues Quellensteuerrecht 53 Centre Patronal: arbeitgeberähnliche Person 55 Prix SVC Ostschweiz 2014: die Nominierten

RECHT 56 Datenschutz nach der neuen EU-Verordnung

BÜCHER 58 Brain Food

10 FRAGEN AN 59 Carla Kaufmann, companymarket.ch 60 KAPITALMARKT

Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch

D A S L ET ZT E 62 Von Ruedi Stricker


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UZ l KÖPFE & KARRIEREN

Köpfe und Karrieren Direktor Marc Baumann, Direktor des Theaters Winterthur, wechselt in gleicher Position zu den Swiss Casinos in Zürich. Er will das grösste Schweizer Casino noch stärker im Kultur- und Unterhaltungsangebot der Stadt Zürich verankern. Vor seinem Engagement in Winterthur war Baumann mit dem Aufbau der Aktiengesellschaft für die Urania-Sternwarte befasst. Er war ferner kaufmännischer Direktor des Schauspielhauses und Stabschef des Stadtpräsidenten. Als stellvertretender Direktor wurde Thomas Cavelti bestimmt.

Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi; > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch

Neuer CEO Philipp Emmenegger übernimmt die Geschäftsleitung von coresystems ag, dem Anbieter innovativer Cloud- und Mobility-Servicelösungen. Der bisherige CEO und Firmengründer, Manuel Grenacher, zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück, bleibt aber weiterhin Vorstandsvorsitzender. Emmenegger verfügt über eine abgeschlossene Banklehre und eine kaufmännische Ausbildung mit Berufsmatur. 2008 schloss er sein Studium der Betriebswirtschaft, Fachrichtung Auditing, erfolgreich ab.

Neuer CEO Die Konzernleitung und der Verwaltungsrat der BELFOR (Suisse) AG haben Sandro Gerber zum neuen CEO gewählt. Er tritt somit an die Spitze des weltweit führenden Unternehmens für Sanierung und Instandstellung. Seine Funktion betrifft auch die Tochtergesellschaften BELFOR Prevention (Suisse) AG, RENOVIT AG und RENOVIT Transformations SA und die BELFOR Prevention (France) SAS. Gerber war die letzten neun Jahre erfolgreich als CEO im Dienstleistungssektor tätig, unter anderem bei Teleperformance.

Country Chair Lorenz Burkart heisst der neue Country Chair der Shell-Gesellschaften in der Schweiz mit Sitz in Baar. Er folgt Felix Meier, der in den Ruhestand übertritt. Lorenz Burkart wird sein Amt zusätzlich zu seinen Positionen als Shell Brands Finance Manager und Country Controller ausüben. Der neue Country Chair ist Eidg. dipl. Experte für Rechnungslegung und Controlling. Er übt auch Stiftungsrats- und Vorstandsmandate im Pensionsfonds von Shell aus.

Leiter Marketing Steven Neubauer wird Leiter Marketing und Produkte des Geschäftsbereichs NZZ. Er wird den Bereich gemeinsam mit dem NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann leiten. Dazu gehören unter anderem das Marketing der «Neuen Zürcher Zeitung» und der «NZZ am Sonntag». Er leitete interimistisch den Bereich Nutzermarkt. Er ist Mitglied der Unternehmensleitung der NZZ-Mediengruppe. Früher war er als Berater bei McKinsey engagiert.

Head of Private Banking Die Vermögensverwalterin Baring Asset Management hat eine neue Funktion zum Head of Switzerland and Global Head of Private Banking geschaffen und damit Véronique Fournier betraut. Sie übt ihre Tätigkeit vom Büro Genf aus. Zuvor war sie Relationship Director Global Financial Institutions Group bei Schroder Investment Management. An der London School of Economics absolvierte sie Bachelor und Master in Wirtschaft an der University of Essex.

Leiter Grossprojekt Beat Pahud heisst der neue Gesamtprojektleiter für das Grossprojekt «The Circle» des Flughafens Zürich-Kloten. Er ist diplomierter Kulturingenieur und Betriebswirt ETH und war bereits von 1995 bis 2004 in verschiedenen Funktionen bei der Flughafen Zürich AG tätig. Als Key Account Swiss hat er an vorderster Front die Arbeiten des Neubaus der Swiss als Home-Carrier begleitet. Er war auch für den Aufbau des landseitigen Shopping Centers zuständig. Zuletzt war Pahud bei der Straumann-Gruppe für die Training Academy zuständig.

Neuer CFO Der Bauchemiekonzern Sika mit Hauptsitz in Baar hat Adrian Widmer zum neuen Finanzchef und Mitglied der Geschäftsleitung ernannt. Er war bisher als Leiter Group Controlling und M&A tätig. Sika ist ein global tätiges Schweizer Unternehmen der Spezialitätenchemie und führender Anbieter von Werkstoffen und Prozessmaterialien für das Dichten und Kleben von Tragwerkstrukturen am Bau. Zur Beratung der Kunden stehen über hundert Ingenieure zur Verfügung.


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UZ l PODIUM

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MOBILITÄT IN DER ZUKUNFT

Die Krux mit der Mobilität Es ist spürbar enger geworden auf den Schweizer Strassen und Bahnhöfen. Doch es wäre falsch, die Mobilität auf den Strassenverkehr zu reduzieren. Auch Herausforderungen wie beispielsweise die Mobilität der Daten oder die Beweglichkeit von Körper und Geist fordern neue Denkweisen.

VON SITA MAZUMDER

SITA MAZUMDER Die Autorin ist Wirtschaftsprofessorin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern- Wirtschaft, Inhaberin der Beratungsfirma PURPLE Consult GmbH, Senior Partner der comexperts ag sowie multiple Verwaltungsrätin (Coutts & Co Ltd., Hiltl AG, alphacare AG).

Mittwochmorgen, 8 Uhr: Per Stehplatz im Bus am Hauptbahnhof Zürich angekommen, ergiesst sich der Inhalt eben dieses Gelenkbusses Richtung Bahnhofhalle. Dort bauen bereits die Anbieter des wöchentlichen Bahnhofmarktes ihre Stände auf, weshalb sich die Menschenschlange an den Seiten zu den Geleisen schiebt. Zimperlich in Bezug auf Ellenbogenkicks oder Taschenschläge darf man da nicht sein, denn es ist eng und Alternativwege sind Mangelware. Je nach Zugverbindung kann das ungewollt kuschlige Miteinander weitergehen. Wer beispielsweise während der Session nach Bern fährt, riskiert schon mal, auch in der 1. Klasse zu stehen. Die Alternative wäre, mit dem Auto zu fahren. Doch ist das wirklich eine Alternative, wenn man schlussendlich einfach sitzend steht?! Es ist spürbar enger geworden. Blosses Investieren in die Infrastruktur reicht nicht Beim Begriff Mobilität denken die meisten von uns zuerst an den Verkehr. Und ja, er ist ein zentrales Thema, denn wir wollen privat mobil sein und auch in der Arbeitswelt. Der Preis von mehr Menschen und mehr Verkehrsmobilität ist eine Milchbuchrechnung: Die Infrastruktur platzt aus allen Nähten. Hier gilt es, innovative Lösungen für die kommenden Jahrzehnte zu finden – notabene nicht nur fürs nächste Jahrzehnt, denn bis die Umsetzung vollbracht ist, sind auch die zehn Jahre vorbei. Finnland packt das mit einer umfassenden Strategie zur Modernisierung an. So haben die Finnen als erstes Land weltweit seit 2009 eine nationale Strategie für intelligente Verkehrssysteme und -dienstleistungen. Als Grundauffassung gilt, dass das blosse Investieren in die Infrastruktur die Probleme nicht löst, sondern dass neue Denkweisen gefordert sind. Und neue Ansätze heisst nicht, einfach mehr zu tun, sondern es besser zu machen. Klingt ungreifbar, ist es aber nicht: Zusammen mit dem Technologiesektor werden die Projekte erarbeitet und umgesetzt. Man wagt den Blick über den Tellerrand und setzt Errungenschaften wie neue Technologien ein. Bravo! Mobilität der Daten Doch es wäre falsch, die Mobilität auf den Verkehr zu reduzieren. Der Begriff ist weitaus facettenreicher. Zwei Gedankenkomplexe möchte ich in den Raum stellen. Da

wäre zum Beispiel die Datenmobilität. Unlängst ja aktueller denn je. Die Datenstrasse, die wir alle hinterlassen, ist ein Fakt, ob einem das behagt oder nicht. Wir transferieren teilweise bewusst, teilweise unbewusst Unmengen an Daten, geben so Informationen über uns preis und hinterlassen Spuren. Das Internet bringt Möglichkeiten und birgt auch Gefahren – das eine ohne das andere gibt es nicht. Schnell diskutieren wir Themen wie Freiheit und Sicherheit. Das Internet ist für viele Teil ihrer Freiheit. Man denke an Vernetzungen, Transparenz, Informationsabfragen bis hin zu grossen Bewegungen wie dem arabischen Frühling. Wir wünschen uns Freiheit, aber wir suchen auch Sicherheit. Nun haben wir einen Zielkonflikt – viele demokratische Staaten befinden sich irgendwo in der Mitte des Trade-offs, das Pendel schwingt jedoch seit geraumer Zeit in Richtung mehr Daten, sprich Sicherheit, und weniger Freiheit. Eine tüchtige Portion geistige Mobilität Mein zweiter Gedanke gilt der persönlichen Mobilität, der körperlichen und der geistigen, einem mannigfaltigen und nicht minder brisanten Thema, wenngleich medial nicht in den ganz grossen Headlines. Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind nach wie vor in unserer Gesellschaft wenig beachtet. Auch in der Arbeitswelt finden sie kaum Integration. Hier besteht Potenzial, etwa bei Organisationen im Mehrwert durch gelebte Diversity & Inclusion. Aber auch die Herausforderung der Pflege unserer älteren Generationen ist bisher nicht gelöst, obwohl die Überalterung nun wahrlich keine neue Erkenntnis ist. Die geistige Mobilität wird heute als Selbstverständlichkeit eingefordert. Wer geistig nicht mobil ist, bleibt zum Beispiel beruflich auf der Strecke. In einer Zeit wachsender Vielfalt, Komplexität und Schnelligkeit wird dieser geistigen und körperlichen Mobilität zunehmend mehr abverlangt. Mobilität gehört heute zu unserem Leben wie die Erkenntnis, dass die Erde rund ist. Sie bringt uns Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen – und zwar mitunter die ganz grossen unserer Zeit. Um diese zu lösen, brauchen wir jedoch eine tüchtige Portion geistige Mobilität, denn wie Albert Einstein schon sagte: «Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.»


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WIE WIRD DER VERKEHR IN ZUKUNFT ORGANISIERT?

Die Schweiz braucht intelligente Mobilität

Zeitgemässe Mobilität ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Schweizer Wirtschaft und kurbelt diese kräftig an. Doch die Zukunft steht auf dem Spiel, sinkt nicht deutlich der Energieverbrauch und die CO2-Belastung durch Mobilität. Intelligente Planung ist gefragt.

TEXT YVONNE VON HUNNIUS, BASEL

Manche Schweizer Städter sind jährlich 190 000 Kilometer unterwegs – mit Geschwindigkeiten um die 200 Stundenkilometer. Dabei stossen sie CO2 in vernachlässigbarem Masse aus und beanspruchen keinerlei teure Infrastruktur. Die Rede ist von Mauerseglern, Zugvögeln, die in der Schweiz den Sommer und in Afrika den Winter verbringen. Die menschlichen Bewohner der Schweiz haben eine schlechtere Verkehrsbilanz: Sie legen jährlich im Durchschnitt 20 500 Kilometer zurück. Zu einem grossen Teil durch fossile Energieträger angetrieben, ist diese Mobilität für 40 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen der Schweiz verantwortlich. Unter vollen Zügen und verstopften Strassen leiden zudem Millionen. Laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) hat zwischen 2000 und 2011 der Personenverkehr auf der Strasse um 14 Prozent und auf der Schiene um 53 Prozent zugenommen. Im Güterverkehr stiegen die Transportleistungen um 17 Prozent. Liegt die Lösung im Ausbau der Infrastruktur?

Foto: Lutz Stallknecht/Pixelio.de

Mobilität als Zankapfel Darauf setzen die Freunde des Autoverkehrs wie der Direktor von auto-schweiz, Andreas Burgener, der die Automobil-Importeure vertritt. Der motorisierte Individualverkehr macht knapp die Hälfte der Schweizer Mobilität aus. Generell hat Burgener grosse Ziele: «Wir brauchen mehr Fläche. Mir schweben zweistöckige Autobahnsys-

teme vor», sagte er auf dem Basler eco.naturkongress Ende Februar. Er propagiert mit der Milchkuh-Initiative eine neue Finanzierung im Strassenverkehr und kritisiert eine milliardenschwere Quersubventionierung von der Strasse zur Schiene. Diesen Thesen widersprechen andere vehement. ETH-Professor und Supercomputer-Tüftler Anton Gunzinger fordert, den Energieverbrauch für Mobilität um den Faktor zehn zu reduzieren, um den ökologischen Fussabdruck der Schweizer zu verringern. «10 bis 12 Franken für einen Liter Benzin sind vertretbar – so ändern die Schweizer ihr Mobilitätsverhalten», sagt Gunzinger. Für ihn zählt eine andere Art der Kostenwahrheit: Seinen Berechnungen nach sind die Kosten der offiziellen Strassenrechnung zu tief angesetzt. Er kommt auf rund 5 Milliarden Franken mehr: «Das sind Steuergeschenke an die individuelle Mobilität.» Mehr Infrastruktur schafft längere Wege Die Fronten sind verhärtet. Doch unter Experten ist die Effizienz eines Ausbaus durchaus umstritten. Verkehrsplaner führen ins Feld, dass ein Ausbau der Infrastruktur nur längere zurückgelegte Strecken zur Folge hätte. So auch Adam Millard-Ball, Verkehrsplaner und Umweltökonom von der Universität von Santa Cruz in Kalifornien. Seine Studien zeigen, dass die Zahlen von Passagierreisen in nahezu allen industrialisierten Staaten langsamer wachsen als erwartet. Viele Milliardenprojekte seien daher auf Sand


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CO2-Regulierung zeigt Wirkung So wenig in der Schweiz Regulierung beliebt ist, steht dennoch fest, dass regulierende Massnahmen im Verkehrsbereich wirken. Die 2012 in Kraft gesetzten CO2-Emissionsvorschriften für Personenkraftwagen beispielsweise. Das Bundesamt für Statistik (BfS) veröffentlichte im Februar, 2013 seien 6,7 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahr in Betrieb gesetzt worden. Die BfS-Experten stellen den Immatrikulationsrückgang klar in einen Zusammenhang mit den neuen Vorschriften. Auch ein Mentalitätswandel spielt neuen Modellen in die Hände. Exemplarisch ist, dass junge Menschen immer weniger wert auf den Führerschein legen: Schon 2010 haben 12 Prozent weniger 18- bis 24-jährige Schweizer eine Autoprüfung absolviert als 1994. Zudem zeigen verschiedene Untersuchungen, dass das Auto bei Jugendlichen schon lange nicht mehr den Stellenwert besitzt, den es lange Zeit innehatte.

gebaut. «Nichts zu tun, das dürfte für Infrastrukturplaner die beste Option sein, insofern die Entwicklung der Nachfragekurve derart unsicher ist», sagte er in Basel. Die Schweiz bildet da noch eine Ausnahme. Der Mikrozensus belegt: Herr und Frau Schweizer haben ein Mobilitätsbudget, das sie im Jahresvergleich recht strikt einhalten: Sie sind zwischen 80 und 90 Minuten im Schnitt täglich unterwegs, aufgeteilt auf rund 3,4 Wege. Was zunimmt, ist die durchschnittliche Tagesdistanz: 2005 wurden noch 31,3 Kilometer im Land zurückgelegt, fünf Jahre später waren es bereits 36,7 Kilometer. Laut Bernhard Piller von der Schweizerischen Energiestiftung SES sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: «Die Wegzahl bleibt konstant – also bringt Motorisierung nicht mehr Mobilität. Die Reisezeit ist ebenso konstant – somit schafft höhere Geschwindigkeit keine Zeiteinsparung, sondern motiviert nur dazu, mehr Kilometer zurückzulegen.» Man brauche nicht Raum für mehr, sondern Gelegenheit zu intelligenterem Verkehr inklusive Elektromobilität, um die Probleme zu lösen, so Piller. BIF-Gelder für den Erhalt Auch der Bund will eine bewusste Steuerung der Verkehrsentwicklung und -flüsse sowie eine Optimierung der Betriebsabläufe. Und das gilt selbst für die SBB als grosse Gewinnerin der Abstimmung von 9. Februar. Die Gelder des neuen Fonds zur Finanzierung der Bahninfrastruktur BIF sollen prioritär und mehrheitlich in Substanzerhalt und Betrieb der Bahninfrastruktur fliessen, ist beim Bundesamt für Verkehr zu lesen. Das bestätigte auch SBB-CEO Andreas Meyer in Basel. Er bedankte sich nicht nur bei den Stimmbürgern, sondern sagte deutlich: «Dieses Geld wird in die Erhaltung und den Ausbau der Qualität gesteckt. Allein der Abbau der Engpässe dürfte mehr benötigen, als wir alle denken.» Von Preiserhöhungen war nicht die Rede – wohl aber von intelligenten Preissystemen, die helfen, die Passagierströme besser zu regulieren.

Carsharing oder eine bessere Bahnqualität allein helfen nicht aus dem Mobilitätsdilemma. Die verschiedenen Angebote müssen clever vernetzt sein.

Geteilte Mobilität hilft sparen Eine Mobilitätslösung ist in diesem Zusammenhang besonders auf dem Vormarsch: das Carsharing-Modell, bei dem Autos von mehreren Menschen genutzt werden. Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt bis zu acht Privatautos. Der Direktor der Mobilitätsakademie in Bern, Jörg Beckmann, formuliert es so: «Kollaborative Mobilität ist ökonomisch nachhaltig, weil sie vorhandene Kapazitäten besser auslastet und keine zusätzlichen Infrastrukturinvestitionen benötigt. Sie ist ökologisch nachhaltig, weil sie aufgrund der besseren Auslastung vorhandener Kapazitäten endliche Ressourcen schont, und sozial nachhaltig, weil sie neue Formen gemeinschaftlicher Mobilitätsorganisation fördert.» Hiervon profitiert seit Jahren die Mobility Genossenschaft in Luzern, die als der wirtschaftlich erfolgreichste Carsharing-Anbieter weltweit gilt. Mobility-Geschäftsführerin Vivane Buchmann machte in Basel für 2013 eine grosse Rechnung auf: «Mobility hat dafür gesorgt, dass 24 700 weniger Autos auf Schweizer Strassen fuhren, 35 000 Parkplätze und 8,5 Millionen Liter Treibstoff eingespart wurden.» Das Modell der geteilten Mobilität ist jedoch noch lange nicht ausgereizt. Hierzulande spriessen Angebote aus dem Boden, die es ermöglichen, Parkplätze zu teilen: Parkit.ch oder Parku.ch sind webbasierte Plattformen, mit deren Hilfe Autofahrer gerade nicht genutzte Stellplätze in Schweizer Städten finden. Die Anbieter verdienen sich so etwas hinzu. Die Elektromobilitätstochter der Migros, m-way, kooperiert nicht nur mit den Parkit.ch-Gründern, sondern finanziert das Projekt auch mit. Vernetzung ernst nehmen Carsharing oder eine bessere Bahnqualität allein helfen der Schweiz jedoch nicht aus dem Mobilitätsdilemma. Hinter allen intelligenten Konzepten steckt Vernetzung. In Basel sagte die Leiterin des Deutschen Instituts für Urbanistik in Berlin, Anne Klein-Hitpass: «Die Angebote müssen clever vernetzt werden und für die Nutzer attraktiv sein.» Anreizsysteme aller Art können Lust machen, das Verhalten zu ändern. In der Wohnsiedlung Sihlbogen der Baugenossenschaft Zurlinden in Zürich-Leimbach wird es schon vorgemacht: Wer keinen Parkplatz in Anspruch nimmt, dem wird ein ÖV-Abonnement im Wert von 800 Franken angeboten. Erst wenn beispielsweise Carsharing-Konzepte, eine durchdachte Velo-Infrastruktur und ländliche ÖV-Angebote ineinander greifen, kommen die Schweizer der Mobilität des Mauerseglers ein bisschen näher.


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FERDINAND DUDENHÖFFER, DEUTSCHER KRAFTFAHRZEUG-EXPERTE

«Die Hersteller müssen das Konzept des Automobils neu denken»

Für Ferdinand Dudenhöffer ist die Ära des Automobils noch lange nicht zu Ende. Allerdings müssen die Hersteller angesichts veränderter Lebenseinstellungen ihrer jüngeren Kunden völlig neue Konzepte entwickeln. Dazu gehören das automatisierte Fahren, die Emissionsfreiheit und das Autoteilen.

INTERVIEW ULRICH GLAUBER, FRANKFURT

Foto: Rainer Sturm/Pixelio.de

Das 20. Jahrhundert wird in den entwickelten Ländern als «Jahrhundert das Automobils» in die Geschichte eingehen. Werden wir im 21. Jahrhundert die Abkehr von diesem Vehikel des Individualverkehrs erleben? Ferdinand Dudenhöffer: Nein. Wir werden beim Auto aber neue Nutzungsformen und technische Ausprägungen erleben, die wir uns heute nur ansatzweise vorstellen können. Eines der grossen Zukunftsthemen ist das automatisierte Fahren. Autofahren wird damit in der Zukunft deutlich sicherer sein als heute, weil Roboter und intelligente Technik dafür verantwortlich sind und nicht mehr der Mensch. Zum Zweiten gehen wir

Schritt für Schritt in Richtung emissionsfreies Fahren. Zum Dritten werden sich die Nutzungsformen von Personenwagen gerade in Grossstädten ändern. Die jungen Leute sehen das Auto immer mehr als einen praktischen Nutzgegenstand, der aber nicht 24 Stunden vor der Haustür stehen muss. Die Überkapazitäten bei der Kraftfahrzeugproduktion zumindest in Europa haben also andere Ursachen als einen Bedeutungsverlust des Individualverkehrs? In Europa ist Überproduktion vielleicht ein Problem. Aber in den USA werden stillgelegte Fabriken wieder in Betrieb genommen. Die Zukunft liegt weiterhin in Asien, in Südamerika und zum Teil in Nordafrika.


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die E-Mobile im Vergleich zu konventionellen Autos wahnsinnig teuer. Es geht sehr langsam. Auf Autoausstellungen wie dem Genfer Autosalon im März präsentiert fast jeder Hersteller seine E-Modelle. Aber auf dem Markt sieht es anders aus. Die Verkaufszahlen von Hybridversionen etwa beim Toyota Prius oder dem Opel Ampera sind nicht berauschend. Dennoch kommt die E-Mobilität langsam in Schwung. Das beweist etwa BMW mit dem Elektroauto i3, das seit Ende vergangenen Jahres zum Verkauf angeboten wird. Mit dem vergleichsweise günstigen Grundpreis von rund 35 000 Euro zeigen die Münchner, dass sie mit dem i3 nicht viel Geld verdienen, sondern die Elektromobilität am Markt durchsetzen wollen. Sie haben es eingangs erwähnt: Modelle des Autoteilens scheinen sich zunehmend zu etablieren. Sind die Tage des Automobils als Prestige-Objekt seines Eigentümers gezählt? Ja, das Prestigedenken beim Auto spielt eine immer geringere Rolle. Die Zeiten des PS-starken Sportwagens mit breiten Reifen sind vorbei. Für die jungen Leute ist die Rolle des Autos als Statussymbol überholt.

«Den Autobauern sterben die jungen Käufer weg. Für sie ist das Auto als Statussymbol überholt.» Wenn die Schwellenländer bei der Motorisierung weiterhin im Tempo der vergangenen Jahre aufholen, wird das Öl knapp. Zunächst einmal hat sich die Erdölversorgung bei weitem nicht so dramatisch entwickelt, wie einige düstere Prognosen vorhergesagt haben. Noch vor einigen Monaten haben manche Branchenkenner prophezeit, der Erdölpreis werde in Kürze auf 200 Dollar pro Barrel klettern. Im Augenblick liegt er aber bei der Hälfte. ZUR PERSON Der gebürtige Karlsruher Ferdinand Dudenhöffer (62) wird häufig als der «deutsche Automobilpapst» bezeichnet. Der Professor für Marketing und Unternehmensführung gründete im Oktober 2008 gemeinsam mit seiner Professoren-Kollegin Dr. Eva-Maria John das CAR Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen.

Die CO2-Probleme wird das nicht lösen. Gibt es denn keine ausgereiften Alternativen zum Verbrennungsmotor? Brennstoffzellen, Hybridantriebe und Elektroautos – all diese Ansätze tun sich momentan noch schwer. Die deutsche Regierung etwa ist von ihrem Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Strassen zu bringen, meilenweit entfernt. Dennoch: Es wird zwar mindestens noch zehn Jahre dauern, aber die Elektromobilität wird sich durchsetzen. Bis dahin ist der Gasantrieb angesichts der riesigen Reserven dieses Energieträgers eine Alternative zum Benzin- und zum Dieselmotor. Beim Elektroantrieb scheinen aber weder die Reichweiten noch die Gewichtsprobleme gelöst. Zudem sind

Der Erfolg der SUV-Luxusgeländewagen scheint dem zu widersprechen. Der Erwerb eines SUVs ist eine Frage des Alters. Wenn Sie sich die Statistiken anschauen, werden die Käufer solcher Autos immer älter. Für diese Kunden haben die Geländewagen den Vorteil, dass man hoch sitzt und trotzdem sportlich wirkt. Übrigens kaufen jüngere Leute auch insgesamt weniger Neuwagen. Lediglich noch 27,4 Prozent der privaten Neuwagen-Käufer waren laut einer Studie unseres CAR-Instituts im vergangenen Jahr jünger als 45 Jahre – verglichen mit einem Anteil von 48,1 Prozent im Jahr 1995. Die Gründe liegen in einer veränderten Lebenseinstellung und dem geringen Interesse an einem eigenen Auto vor allem in Ballungsgebieten. Den Autobauern sterben die jungen Käufer weg. Das bedeutet, dass sie das Konzept des Autos völlig neu denken müssen. Werden aus Ihrer Sicht Stadtplaner und Kommunalpolitiker ihrer Aufgabe gerecht, intelligente Lösungen für den Individualverkehr anzubieten? Ich habe nicht den Eindruck. Es gibt einzelne Städte wie London, die eine Vorreiterrolle spielen. Mit der City-Maut versucht man die Stinker draussen zu halten. Wer mit einem Elektroauto in die Stadt fährt, ist von der Gebühr befreit. Demnächst sollen nur noch elektrisch betrieben Taxis zugelassen sein. Gerade in den deutschen Städten ist die Entwicklung aber eher traurig. Zum Teil werden immer noch sechsspurige Stadtautobahnen gebaut. Weltweit leben inzwischen mehr Menschen in Städten als auf dem Land. In der Schweiz wird bereits vom «Dichtestress» gesprochen. Sind private Verkehrsmittel da noch zeitgerecht? Die Agglomerationen haben heutzutage derart viele Verästelungen, dass man sie nicht alle ausreichend an den öffentlichen Nahverkehr anbinden kann. Aber in Zukunft wird das Auto zunehmend mit anderen Verkehrsmitteln kombiniert werden – je nachdem, welches am günstigsten zum Ziel führt. Das gilt auch für Fernreisen. Ein Flughafen ohne Autoverleih ist heute schlicht nicht vorstellbar. Geschäftsleute benutzen Flugzeug, Bahn und Auto, wie es am effektivsten ist. Aber auch bei Urlaubsreisen gibt es diesen Trend. Früher hat man sich bei einer Reise nach Italien wohl oder übel mit dem Auto über die Alpen gequält. Heute fliegt man und leiht sich das Auto vor Ort, wenn man es braucht.


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WIE REAGIERT DIE AUTOINDUSTRIE AUF DIE CO 2 -VORSCHRIFTEN?

Autobauer unter Druck Die EU hat 2009 CO2-Ziele für die Automobilindustrie in Kraft gesetzt. Diese verlangen, dass der durchschnittliche Ausstoss der Neufahrzeuge jedes Autobauers bis 2015 auf 130 Gramm pro Kilometer sinkt, bis 2020 auf 95 Gramm. Die Schweiz hat die Vorschriften der EU bisher übernommen. Alle Autobauer suchen deshalb nach Antworten, um den CO2-Ausstoss ihrer Flotten zu senken.

Möglichst viele kleine Fahrzeuge in der Flotte Hersteller von kleinen Autos wie die italienische Fiat und die französische PSA-Gruppe (Peugeot, Citroen) werden von den EU-Vorschriften faktisch bevorzugt. Vorteil: Der Handlungsbedarf ist gering. Nachteile: Kleine Autos bringen meist kleine Margen. Der Kundengeschmack lässt sich nicht steuern. Die Hersteller fallen technisch zurück. Effizienz herkömmlicher Verbrennungsmotoren Gerade Hersteller von grossen Fahrzeugen wie die deutschen Autobauer setzen auf höhere Effizienz. Da ihre Kunden weniger preissensibel sind, können sie teure Neuentwicklungen wie die Start-Stopp-Systeme bezahlen, die dann Standard werden. Vorteil: Die Autobauer können mit den gleichen Strukturen und Lieferketten arbeiten wie bisher. Nachteil: Das Wettrennen zwischen höherer Effizienz und immer härteren Vorschriften kann mit grossen Fahrzeugen kaum gewonnen werden. Erdgasautos Erdgasautos waren einst parallel zu Benzin- und Dieselfahrzeugen entwickelt, aber in der Nachkriegszeit verdrängt worden. Erst mit den Umwelt- und Klimabedenken der 80er- und 90er-Jahre wurden sie wieder populär. Zahlreiche Hersteller haben Erdgasautos im Serienangebot. Vorteil: Gas stösst weniger CO2 aus als Benzin und Diesel. Nachteil: Es braucht eine zusätzliche Infrastruktur, um die Fahrzeuge zu betanken. Inzwischen sind zahlreiche Tankstellen nachgerüstet.

Foto: Lutz Stallknecht/Pixelio.de

Hybridfahrzeuge Hybride Fahrzeuge nutzen Verbrennungsmotoren und Elektromotoren gleichzeitig. Wenn die Batterie leer ist,

wird der Verbrennungsmotor zugeschaltet. Toyota war mit seinem Prius Pionier auf dem Massenmarkt. Heute haben alle grossen Hersteller Hybridfahrzeuge im Angebot. Vorteil: Die niedrige Reichweite reiner Stromautos kann vermieden werden. Nachteil: Es braucht beide Antriebe, das macht das Auto teurer. Stromfahrzeuge Stromfahrzeuge gelten derzeit als die erfolgversprechendste Alternative zu Benzin- und Dieselfahrzeugen. Zahlreiche Hersteller haben bereits Serienmodelle im Angebot. Vorteile: Stromfahrzeuge können den CO2-Ausstoss massiv senken. Die Infrastruktur für die Stromverteilung besteht bereits. Strom ist im Vergleich zu Benzin und Diesel billig. Nachteile: Stromfahrzeuge haben noch immer geringere Reichweiten als Benzin- und Dieselfahrzeuge. Die Ladeinfrastruktur muss erst aufgebaut werden. Die Ladezeiten sind im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen noch immer lang. Die Kosten für die Batterie sind noch immer hoch. Brennstoffzellenfahrzeuge Mit einer Brennstoffzelle können die Fahrzeuge an Bord selbst Strom erzeugen. Dabei verbrennen sie Wasserstoff aus dem Tank mit Sauerstoff aus der Luft, aus dem Auspuff fliesst Wasser. Bisher hat erst Hyundai ein Fahrzeug in Serie herausgebracht (siehe Seite 27). Laut dem Beraterunternehmen Roland Berger werden Brennstoffzellenfahrzeuge noch ein Jahrzehnt lang ein Nischendasein führen. Vorteile: Das Auto selbst stösst kein CO2 aus. Die Reichweite ist höher als bei einem Stromfahrzeug. Nachteile: Die Fahrzeuge sind sehr teuer, denn die heutigen Brennstoffzellen brauchen Platin als Katalysator. Für die Betankung braucht es eine neue Infrastruktur. Die Herstellung von Wasserstoff ist energieintensiv.


UZ

TOYOTA Herkunft: Fahrzeuge*: Marken: Schwerpunkt:

l Nr. 3 l 2014 l 13

DAIMLER Japan 9,98 Millionen (2013) Toyota, Lexus, Daihatsu Pionier bei Hybrid-Antrieben, Stromautos, Arbeit an Brennstoffzellenautos gemeinsam mit BMW.

Toyota Prius Plug-in Hybrid.

Herkunft: Fahrzeuge*: Marken: Schwerpunkt:

Deutschland 1,56 Millionen (2013) Mercedes, Smart Stromauto (Smart Fortwo), Arbeit an Brennstoffzellenautos gemeinsam mit Ford und Renault-Nissan

zVg/Toyota

GENERAL MOTORS Herkunft: Fahrzeuge*: Marken: Schwerpunkt:

Stromfahrzeuge gelten derzeit als die erfolgversprechendste Alternative zu Benzinund Dieselfahrzeugen.

USA 9,72 Millionen (2013) GM, Opel Stromautos, mehrere Modelle als Hybride von Chevrolet Volt/Opel Ampera bis Cadillac ELR.

Opel Ampera.

Smart Fortwo electric drive.

zVg/Daimler

RENAULT-NISSAN Herkunft: Fahrzeuge*: Marken: Schwerpunkt:

Frankreich/Japan 8,27 Millionen (2013) Renault, Dacia, Nissan, Lada mit 66 089 weltweit verkauften Stromfahrzeugen 2013 Marktf端hrer, verschiedene Modelle von Renault Twizy 端ber Nissan Leaf bis Renault-Samsung SM3 EV, Arbeit an Brennstoffzellenautos gemeinsam mit Mercedes und Ford.

zVg/GM Company

VOLKSWAGEN Herkunft: Fahrzeuge*: Marken: Schwerpunkt:

Deutschland 9,73 Millionen (2013) VW, Audi, Skoda, Seat und andere Stromauto (e-Up)

Nissan Leaf.

zVg/Nissan

TESLA Herkunft: Fahrzeuge*: Marke: Schwerpunkt:

VW e-Up.

USA 22 450 (2013) Tesla Tesla stellt nur Oberklasse-Stromautos her.

zVg/Volkswagen

BMW Herkunft: Fahrzeuge*: Marken: Schwerpunkt:

Deutschland 1,66 Millionen (2013) BMW, Mini Stromauto (i3), Arbeit an Brennstoffzellen gemeinsam mit Toyota.

Tesla Model S.

BMW i3.

zVg/BMW

* Zahl der verkauften Fahzeuge

zVg/Tesla


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UZ l SCHWEIZ

KONJUNKTURUMFRAGE 1/2014

Verlässliche Binnenkonjunktur Zu latenten Unsicherheiten geführt hat die Annahme der Zuwanderungsinitiative. Die Unternehmen werden ihre Investitionen in den EU-Raum wohl vorerst herunterfahren. Hingegen sollte die Entwicklung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro stabil bleiben. Eine Abschwächung dürfte der Wohnungs- und Wirtschaftsbau erfahren.

1. Wie schätzen Sie die Wachstumsausichten für die Schweizer Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten ein?

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz

Dr. Michael Grampp, Chefökonom

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

2. Wie wird sich der Binnenmarkt im gleichen Zeitraum entwickeln?

Die Chancen, dass die Schweizer Wirtschaft moderat beziehungsweise solide wächst, stehen gut. Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative wird zwar das Wachstum etwas dämpfen, aber die mittlerweile bessere Entwicklung in den EU-Staaten wird sich positiv auf die Schweiz auswirken. Das zeigen auch unsere letzten Konjunkturumfragen, die mehrheitlich positiv ausfielen.

Eine Begrenzung der Einwanderung wird sich erst mittelfristig in Form einer schwächeren Binnennachfrage auswirken. Der Auftragseingang im Wohnungs- und Wirtschaftsbau dürfte aber schon früher negativ beeinflusst werden. Wir erwarten generell eine Verlagerung der Nachfrage vom Inland zum Ausland hin.

Im Gegensatz zum letzten Jahr erwarten wir für 2014 ein ausgewogeneres Wirtschaftswachstum in der Schweiz. Neben den Ausrüstungsinvestitionen dürfte wegen der wirtschaftlichen Erholung in Europa auch eine deutliche Beschleunigung des Exportsektors zum BIP-Wachstum von 2,1 Prozent beitragen.

Der private Konsum war im vergangenen Jahr der Haupttreiber des Wirtschaftswachstums in der Schweiz. Auch für das Jahr 2014 rechnen wir mit einer soliden Entwicklung des privaten Konsums. Die Bauinvestitionen werden ebenfalls weiterhin – allerdings etwas schwächer als im vergangenen Jahr – zum Wirtschaftswachstum beitragen.

Die Schweiz bleibt auf einem stetigen Wachstumskurs und profitiert auch weiterhin von der zunehmenden wirtschaftlichen Erholung wichtiger Handelspartner. So zeigt beispielsweise die US-Wirtschaft sehr positive Wachstumssignale und selbst aus Krisenländern der Eurozone hören wir wieder Lebenszeichen, was der Schweizer Wirtschaft zugutekommt. Diese Entwicklungen werden Wachstumsabkühlungen zur Folge haben, die wir derzeit in einzelnen Schwellenländern erwarten.

Der Binnenmarkt bleibt robust und stellt eine wichtige Stütze der Schweizer Wirtschaft dar. Die Kaufkraft bleibt hoch, die Arbeitslosigkeit niedrig und Inflationstendenzen sind ausserhalb einzelner Vermögensklassen nicht zu erkennen. Von Seiten der Geldpolitik droht vorerst keine Gefahr, die Zinsen werden auf einem niedrigen Niveau bleiben. Die Zuwanderung wird – zumindest in den kommenden sechs Monaten – diese positive Entwicklung teilweise unterstützen.

Die Schweizer Wirtschaft ist weiterhin auf einem guten Kurs. Die Binnenkonjunktur zeigt sich robust und die Exportwirtschaft profitiert von der voranschreitenden Belebung im europäischen Ausland. Abzuwarten bleibt, wie stark die durch die Annahme der Masseinwanderungsinitiative gestiegene Unsicherheit auf der Investitionstätigkeit der Unternehmen lasten wird.

Die Binnenkonjunktur dürfte eine verlässliche Stütze für die Schweizer Wirtschaft bleiben. Der Arbeitsmarkt ist in anhaltend guter Verfassung und die privaten Haushalte zeigten sich in der jüngsten Seco-Umfrage nochmals zuversichtlicher gestimmt. Dies sind gute Vorzeichen für den Privatkonsum.

Der Tenor bleibt optimistisch. Getrieben von der erwarteten globalen Erholung wird sich das Wachstum in Richtung 2,3 Prozent bewegen und gegenüber dem Vorjahr beschleunigen.

Der Binnenmarkt bleibt eine zentrale Stütze des Wachstums, vor allem die Ausrüstungsinvestitionen sollten deutlich anziehen. Der private Konsum dürfte sein aktuelles Tempo in etwa halten, die Baukonjunktur wird hingegen etwas nachlassen.


UZ

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Nach der angenommen Zuwanderungsinitiative werden Unternehmen vorläufig die Investitionen in Europa drosseln... Foto: Keystone/Alessandro Della Bella

3. Für welche Branchen erwarten Sie einen Aufwärtstrend, für welche einen Abwärtstrend?

4. Welche Risiken sehen Sie für die Schweizer Wirtschaft?

Die Pharmaindustrie und der Gesundheitssektor werden sich weiterhin gut entwickeln, aber auch im Detailhandel, in der Finanzbranche und in der Maschinenindustrie dürften die Geschäfte besser laufen. Schwächer sind die Aussichten für die Bauwirtschaft und die Uhrenindustrie.

Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative und die jetzt herrschende Unsicherheit sind die grössten Risiken im Inland. Zudem könnte es im europäischen Ausland noch zu Rückschlägen in der Konjunkturentwicklung kommen.

Wir gehen davon aus, dass sich das wirtschaftliche Wachstum im In- und Ausland weiter verbessert, was allen Branchen zugutekommt. Die Erholung vor allem in der Eurozone dürfte den exportorientierten Branchen weiteren Auftrieb verleihen. Weiterhin schwierig bleibt die Situation trotz steigender Gästezahlen für die Tourismusbranche.

Ein erneutes Aufflammen der Schuldenkrise in Europa würde dem wiedererstarkten Exportsektor erneut einen Dämpfer verpassen. Langfristig könnte die starke Ausweitung der Geldmenge durch die SNB die Teuerung anheizen. Je nach Ausgestaltung dürfte auch die Annahme der Zuwanderungsinitiative langfristig negative Effekte auf das Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum und den Immobilienmarkt haben.

Die Favoriten bleiben die gleichen wie in den Vorquartalen, zum Beispiel die Pharmaindustrie und das Gesundheitswesen. Die Investitionsgüterbranche sollte ihren Aufschwung fortsetzen, unter anderem unterstützt durch die wirtschaftliche Erholung in vielen Industrieländern, was darüber hinaus auch den Export fördern wird. Dies wird die gebeutelte MEM-Industrie ebenfalls positiv spüren. Und auch das Wachstum im Sektor der Unternehmensdienstleistungen (zum Beispiel Beratung oder IT-Dienstleistungen) wird weiterhin zunehmen.

Die starke Binnenkonjunktur der letzten Jahre war auch eine Folge der hohen Zuwanderung. Nach der Annahme der Zuwanderungsinitiative wackelt diese Stütze. Es hängt nun viel davon ab, wie die Schweiz die Initiative umsetzt und wie geschickt sie mit der EU verhandelt. Die derzeit vor allem rhetorisch harte Linie der EU wird wohl nach den Europawahlen im Mai einem konstruktiveren Dialog weichen. Das könnte der Schweiz die Chance eröffnen, die Initiative umzusetzen, ohne die Bilateralen zu gefährden. Dies hätte seinen Preis, nämlich Konzessionen bei anderen Themen. In jedem Fall wird das Abstimmungsresultat die Standortattraktivität der Schweiz in den nächsten Monate oder sogar Jahren negativ beeinflussen.

Exportorientierte Branchen wie Pharma und Chemie profitieren von der Konjunkturerholung in den Hauptabsatzmärkten. Die Finanzindustrie sieht sich dagegen grossen Herausforderungen wie etwa zusätzlichen Regulatorien oder dem Risiko deutlich steigender Zinsen ausgesetzt.

Da noch nicht abzusehen ist, wie genau die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt wird und welche Auswirkungen dies auf das institutionelle Verhältnis mit der EU haben wird, ergeben sich nicht zu unterschätzende Unsicherheiten und damit Risiken für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Dies könnte sich etwa dadurch bemerkbar machen, dass Unternehmen Investitionspläne erst einmal auf Eis legen werden.

Viele der Bereiche des verarbeitenden Gewerbes, die bisher unter der schwachen Auslandsnachfrage litten, werden auf einen positiven Pfad zurückfinden. Das gilt vor allem für die MEM-Industrien. Insgesamt werden sich die Wachstumsraten zwischen verarbeitenden Gewerbe und Dienstleistungssektor in den kommenden Monaten angleichen. Überdurchschnittlich geben sich die Perspektiven weiterhin für die Nahrungsmittelhersteller, Uhren und die Pharmaindustrie. Bei den Dienstleistungen sind vor allem der Handel und der Informations-/ Kommunikationssektor hervorzuheben. Im Gastgewerbe erwarten wir immerhin Wertschöpfungszuwächse um die 2 Prozent, dies ist jedoch vor den Rückgängen der letzten drei Jahre zu relativieren. Einen richtigen Abwärtstrend sehen wir für keine Branche, das Baugewerbe wird allerdings nicht mehr so stark wachsen können wie bisher.

Neben die bekannten aussenwirtschaftlichen Risiken ist mit der Annahme der Zuwanderungsinitiative ein ernstzunehmendes inländisches Abwärtsrisiko hinzugetreten. Kurzfristig ist es vor allem die Unsicherheit, die den Wachstumsausblick durch eine geringere Investitions- und Ansiedlungsbereitschaft belasten könnte. Längerfristig könnte das Wachstumspotenzial vor allem durch eine geringere wirtschaftliche Integration der Schweizer Volkswirtschaft in Europa belastet werden.


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UZ l SCHWEIZ

... wie der Handel mit EU-Ländern künftig aussieht, wird jedoch erst die Umsetzung des Volksbegehrens zeigen.

5. Wie wird sich der Franken in den nächsten sechs Monaten zu den anderen Währungen entwickeln?

Dr. Yngve Abrahamsen, Leiter Prognosen

Dr. Caesar Lack, Leiter Macroeconomic Research Schweiz, UBS

Dr. Michael Grampp Chefökonom Deloitte AG Schweiz

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

Foto: Keystone/Gaetan Bally

6. Wie sehen Sie die Zinsentwicklung in der Schweiz und in Europa in den kommenden sechs Monaten?

Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung. Eine Aufwertung wird auf einige Zeit hinaus durch die Schweizerische Nationalbank verhindert. In längerer Frist ist aus unserer Sicht mit einer Abschwächung zu rechnen.

Die Kurzfristzinsen bleiben noch eine Weile auf ihrem tiefen Niveau. Die Langfristzinsen werden im gemässigten Tempo ansteigen. Erst wenn sich die jetzt sichtbare konjunkturelle Entwicklung gefestigt hat, ist mit einem stärkeren Anstieg der Zinsen zu rechnen.

Wir erwarten für die nächsten sechs Monate eine stabile Entwicklung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro. Kurzfristig besteht aber mit der Annahme der Zuwanderungsinitiative das Risiko, dass der Euro-Franken-Kurs kurzfristig über 1,25 steigen könnte. Wir erwarten, dass der Franken gegenüber dem US-Dollar aufgrund der Reduktion der Anleihenkäufe in den USA in den nächsten sechs Monaten etwas schwächer tendieren wird.

Wir erwarten sowohl für die Schweiz wie auch für Europa in den kommenden sechs Monaten leicht höhere Zinsen, vor allem am langen Ende der Zinskurve. Bei den kurzfristigen Zinsen erwarten wir in diesem Zeitraum eine stabile Entwicklung.

Ohne grosse negative Überraschungen wie beispielsweise externe Krisen ist davon auszugehen, dass der Frankenkurs sich weiterhin in einer engen Spanne von 1,20 und 1,25 gegenüber dem Euro und 0,88 bis 0,93 gegenüber dem US-Dollar seitwärts bewegt.

Die amerikanische Notenbank wird an ihrer Strategie festhalten, schrittweise aus ihrer expansiven Geldpolitik auszusteigen – und die Europäische Zentralnotenbank wird die Folgen dieser Strategie mit Argusaugen verfolgen. Aufgrund des immer noch fragilen europäischen Wachstumsumfeldes ist in den kommenden sechs Monaten jedoch nicht mit einer Zinswende im Euroraum zu rechnen. Dementsprechend wird sich vorläufig auch am Tiefzinsumfeld in der Schweiz nichts ändern.

Die grössten Bewegungen drohen gegenüber dem japanischen Yen. Im Vergleich zum handelsneutralen Wechselkurs besteht derzeit eine Überbewertung des Frankens von über 20 Prozent. Dies ist im historischen Vergleich ausgesprochen hoch und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Korrekturen.

In der Tendenz dürften die Kapitalmarktzinsen in den nächsten Monaten steigen. Dafür spricht zum einen der Inflationsausblick. Zum anderen zeigen auch die Vorgaben aus den Vereinigten Staaten in diese Richtung, da die amerikanische Notenbank ihr Anleihenkaufprogramm in den nächsten Monaten aller Voraussicht nach weiter schrittweise reduzieren wird.

Wir erwarten gegenüber allen wichtigen Währungen eine leichte Abwertung. Kumuliert dürfte der Aussenwert des Franken im nächsten halben Jahr um rund 2,5 Prozent nachgeben.

Am kurzen Ende keine Veränderung, am langen Ende tendenziell steigend, zum Beispiel auf knapp 1,4 Prozent bei zehnjährigen Schweizer Bundesobligation.


UZ l PROMOTION

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MOS MOVE CENTER

Die schlaue Art mobil zu sein Ihre Mitarbeiter brauchen jederzeit verfügbare Mobilität? Ihr Fuhrpark ist gross, doch die meisten Fahrzeuge stehen ungenutzt herum? Sie wollen Ihren Fuhrpark und damit die Kosten reduzieren, aber wissen nicht, wie viele Fahrzeuge Sie tatsächlich benötigen? Für alle diese Fragen gibt es bei Mobility Solutions AG die passende Firmen-Lösung.

Viele Mitarbeiter legen ihren Arbeitsweg und Dienstfahrten mit dem Auto zurück – die meisten sind dabei im Auto alleine unterwegs. Zahlreiche Firmen stellen den Mitarbeitern einen umfangreichen Fuhrpark zur Verfügung, doch nur die wenigsten davon sind kontinuierlich im Einsatz. Man hält Mobilität «nach Bedarf» bereit, ohne den tatsächlichen Bedarf genau zu kennen. Das ist ineffizient und kostenintensiv. Mobility Solutions AG hat eine neue – und schweizweit einzigartige – Mobilitätslösung entwickelt: das MoS Move Center. Die Mitarbeiter können damit ihre Pendlerfahrten von und zur Arbeit und ihre Dienstfahrten organisieren. Praktisch und zeitsparend über dasselbe System. MoS Move Center – Eine Online-Plattform für alles Das MoS Move Center vereinbart Car-Pooling, eine Mitfahrzentrale und die Daten aller öffentlichen Verkehrsmittel der Schweiz in einer einzigen Online-Plattform. Die Nutzer haben alle Optionen: 1. Fahrzeug aus einem Firmenpool reservieren und buchen 2. Mitfahrt buchen 3. Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel abrufen Alles funktioniert praktisch und zeitsparend über dasselbe System – am PC oder über das Smartphone. Hohes Spar-Potential durch Car-Pooling Im MoS Move Center können Poolfahrzeuge verwaltet und durch die Mitarbeiter

Mitfahren spontan buchen: Auf der Fahrt tauschen sich die Arbeitskollegen über aktuelle Projekte aus.

DER NUTZEN AUF E INEN BLICK: – optimale Auslastung der Fahrzeuge im Firmenpool – Reduzierung des Fuhrparks auf den tatsächlichen Bedarf – Vermeidung von getrennten Fahrten zu gleichen Zielen – durch gemeinsame Fahrt sozialer Austausch von Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen – positive Umweltauswirkungen durch Reduzierung des CO2-Ausstosses und Steigerung der Ressourceneffizienz – Reduzierung des Verkehrsaufkommens – Einsparung von Parkraum Weitere Informationen zum MoS Move Center finden Sie unter: www.mobilitysolutions.ch

bei Bedarf direkt gebucht werden. Der Vorteil dabei: Die genauen Auslastungszeiten der Fahrzeuge sind ersichtlich – dadurch kann der Fuhrpark Schritt für Schritt auf die tatsächlich benötigte Grösse reduziert werden. Das bietet enorme Einsparungen. Spontane und dynamische Mitfahrten Das MoS Move Center ist

eine Kombination von Fahrzeugdisposition und Mitfahrzentrale. Das Einmalige daran ist die dynamische Echtzeit-Mitfahrzentrale. Sie organisiert Fahrtanfragen auch auf Teilstrecken oder Fahrten mit ähnlichem Fahrtkorridor auf ein Fahrzeug. Ausserdem sind Spontanbuchungen auf Fahrzeuge möglich, die bereits unterwegs sind. Die Fahrzeuge können so zu beliebi-

gen Zeitpunkten intensiver ausgelastet werden. Flexible und sichere Technik Hinter dem MoS Move Center steht eine erprobte und verlässliche Technik. Das gibt den Firmen die Sicherheit, dass die Fahrten ihrer Mitarbeiter jederzeit reibungslos funktionieren. Hoher Datenschutz und individuelle Privatsphäre sind durch eine Authentifizierung per Intranet/Mail oder Login gewährleistet. Es können beliebig viele Poolfahrzeuge und unterschiedliche Typen, also auch Zweiräder und Lieferwagen, in das System integriert werden. Daneben ist die Einbindung verschiedener Firmen-Standorte möglich. Mitfahren ist teambildend Durch das Buchen von Mitfahrten treffen sich Mit-

Foto: zVg

arbeiter aus der gleichen Firma. Sie können sich während der Fahrt über aktuelle Arbeitsprojekte austauschen, Networken oder als Beifahrer während der Fahrt arbeiten. Die gemeinsame Zeit im Auto kann so sinnvoll genutzt werden und wird zur produktiven Arbeitszeit. Das spart zusätzliche Meetings, verbessert die Kommunikation innerhalb der Firma und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Ausserdem lernt man neue Leute aus der Firma kennen, kann Kontakte knüpfen und Beziehungen pflegen – gerade auch mit Kolleginnen und Kollegen, mit denen man sonst beruflich keinen Austausch hat. Nach einer Fahrt bewerten sich Fahrer und Mitfahrer gegenseitig im System – das schafft Vertrauen für neue Fahrtanfragen.


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UZ l EUROPA

ABKOMMEN MIT DER EU IN DER SCHWEBE

Der Strom wird weiter fliessen Die EU hat nach der Annahme der SVP-Initiative gegen die Masseneinwanderung die Verhandlungen über ein Stromabkommen mit der Schweiz auf Eis gelegt. Das könnte mittelfristig den grenzüberschreitenden Stromhandel komplexer und teurer machen, sagt VSE-Direktor Michael Frank. Aber beide Seiten hätten ein Interesse an einer pragmatischen Lösung.

die Energiestrategie 2050 begonnen. Braucht es jetzt Änderungen an diesem Paket? Das ist schwierig zu beantworten. Wir haben immer gesagt, dass das Stromabkommen mit der EU liquide Märkte schaffen könnte und für die Integration der erneuerbaren Energien von Vorteil wäre. Das heisst nicht, dass das übrige Massnahmenpaket ohne Stromabkommen unmöglich wäre. Das Paket wird komplexer und unter Umständen auch teurer. Ein aufeinander abgestimmter Ausbau von Netz, Speicherung und Produktion, mehr erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz – das sind unbestrittene Massnahmen.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Am Stromkongress des VSE Mitte Januar hat EU-Energiekommissar Günther Oettinger die Schweiz zum Abschluss des Stromabkommens aufgefordert. Nun suspendiert die EU die Verhandlungen. Sind Sie überrascht? Michael Frank: Ich hatte nicht erwartet, dass die Abstimmung so ausgeht. Es ist aber nachvollziehbar, dass die EU reagieren muss. Welche Folgen hat die Suspendierung? Kurzfristig ändert sich nichts. Wie es mittel- und langfristig aussieht, ist sehr schwierig zu sagen. Das hängt davon ab, wie pragmatisch beide Seiten mit der Fragestellung umgehen. Die EU will auf Anfang 2015 ihren Strombinnenmarkt umsetzen. Was heisst es für die Schweiz, wenn sie nicht dabei ist? Der Strombinnenmarkt ist in Europa ein Prozess. Die Situation in den einzelnen EU-Ländern ist unterschiedlich. Die Schweiz spielt eine wichtige Rolle im grenzüberschreitenden Verkehr in Europa. Rund 11 Prozent des grenzüberschreitenden Stromhandels laufen über Schweizer Netze. Auch ohne Abkommen haben wir eine wichtige Funktion im paneuropäischen Netz. Deswegen braucht es ein pragmatisches Herangehen – zum Vorteil der ganzen Region in Zentraleuropa – beidseits der Alpen, beidseits des Rheins. Können Schweizer Stromproduzenten also auch 2015 ihren Strom in der EU verkaufen? Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative und die Suspendierung der Stromverhandlungen haben ja nicht die Stromleitungen unterbrochen. Die Leitungen sind weiter da und der Stromhandel geht weiter. Wir werden nicht in den Binnenmarkt integriert sein. Aber der Strom wird nach wie vor fliessen. Wir werden weiterhin Strom einkaufen und unsere Produkte auch verkaufen können – aber nicht in einem integrierten

Stromabkommen: «Keinen Sinn, auf halbem Weg stehen zu bleiben.» Foto: Bilderbox.de

ZUR PERSON

Michael Frank ist seit 2011 Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen. Zuvor war der Fürsprecher bei der Axpo und davor bei der Swisscom tätig gewesen.

Binnenmarkt. Aus heutiger Sicht gehe ich davon aus, dass dieser Handel mittelfristig etwas komplizierter und teurer werden könnte. Aber beziffern kann man das nicht. In Bern laufen bereits die Vorbereitungen für einen Ableger der europäischen Strombörse. Müssen sie nun schubladisiert werden? Ich glaube nicht, auch wenn das der Betreiber, die EPEX Spot, entscheiden muss. Eine Börse ist immer möglich. Die Frage ist nur, was man mit ihr machen kann. Das Market Coupling, also die Anbindung der Märkte, dürfte erschwert und im Extremfall verunmöglicht werden. Das Parlament hat mit der Beratung des ersten Massnahmenpakets für

Der zweite Schritt der Strommarktliberalisierung, die Öffnung für die Privatkunden, wäre Teil des Stromabkommens gewesen. Ist dieser zweite Schritt noch immer sinnvoll? Die vollständige Marktöffnung ist aus unserer Sicht nicht in Frage gestellt. Das Stromabkommen wäre ein Grund gewesen für die vollständige Liberalisierung. Aber es gibt auch andere Gründe. Wir öffnen die Märkte aus eigenem Interesse. Wir wollen Wahlmöglichkeiten für die Konsumenten. Daher wollen wir den Weg konsequent weitergehen, wenn auch mit Übergangszeiten, wie wir das gefordert haben. Es hat keinen Sinn, bei der Liberalisierung auf halbem Weg stehen zu bleiben. Stehen der Strombranche nun drei Jahre Unsicherheit bevor, bis sich die Beziehungen zur EU wieder geklärt haben? Ich hoffe nicht. Die Unsicherheit geht aber nicht nur von der Suspendierung der Verhandlungen über das Stromabkommens aus. Sie geht auch von der Marktverzerrung durch die Subventionen in Deutschland aus, von zu tiefen CO2-Preisen und von einem ungünstigen Investitionsumfeld. Es ist ein Strauss von verschiedenen Faktoren, der die Branche belastet. Eine Integration in den Strombinnenmarkt hätte immerhin vieles einfacher gemacht.


UZ l EUROPA

EU HAT FORSCHUNGSGELDER AUF EIS GELEGT

«Nehmen, was kommt» Dank der Beteiligung an der EU-Forschungsförderung konnten Schweizer Forscher massgeblich mitbestimmen, woran in Europa geforscht wird. Davon profitierten die Unternehmen. Die Blockade der Teilnahme an Horizon 2020 stelle das in Frage, sagt Empa-Direktor Gian-Luca Bona.

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Sie erlaubt auch so genannte prä-kompetitive Forschung, also Forschungsarbeiten, die vor der Umsetzung in praktische Anwendungen kommen. Das ist enorm wichtig für die Industrie. In der Forschungsförderung kann man in der Schweiz drei Stufen unterscheiden: Der Nationalfonds fördert Grundlagenforschung, die KTI fördert angewandte Forschung und Entwicklung, in der Regel über 18 Monate bis zu drei Jahren. Die EU-Förderung füllt die finanzielle Lücke dazwischen – wenn die Grundlagen schon mehr oder weniger bekannt sind, das Wissen aber noch nicht ausreicht für ein solides Geschäftsmodell.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

Kommt diese prä-kompetitive Forschung auch der Wirtschaft zugute? In der Materialforschung dauert der Weg von der Idee bis zum tragfähigen Konzept häufig acht bis zehn Jahre, oft sogar noch länger, bis aus einer Idee ein Produkt oder eine Technologie wird, mit der man Geld verdienen kann. Bei der Photovoltaik waren es 18 Jahre. Ohne EU-Konsortien hätten wir diese Aktivitäten niemals soweit bringen können, dass sie umsetzungsfähig gewesen wären und von der KTI hätten gefördert werden können.

An wie vielen Projekten beteiligt sich die Empa im Rahmen des laufenden 7. EU-Forschungsrahmenprogrammes? Gian-Luca Bona: Die Empa beteiligt sich zurzeit an rund 60 Projekten. Das bekannteste ist wohl das Flaggschiffprojekt Graphen. Wir sind daran beteiligt, weil wir einerseits selbst am Material Graphen arbeiten und forschen und andererseits ergründen wollen, ob Nanomaterialien menschliche Zellen schädigen. Hier geht es also um die toxischen Wirkungen von monoatomaren Schichten. Reicht das Projekt auch in die Zeit von Horizon 2020 hinein? Im Moment sind die ersten drei Jahre bewilligt. Das Projekt ist aber langfristig angelegt und erstreckt sich daher in die Förderperiode von Horizon 2020. Daher ist nun offen, wie es weitergeht. Wir bekommen von der Eidgenossenschaft Signale, dass sie den Anteil der Schweizer Forscher an den Fördermitteln mit Schweizer Steuergeldern finanzieren würde, falls die EU-Mittel wegfallen. Aber vor einem weiteren Nachteil kann uns dies nicht bewahren: Wir könnten keine Führungs- und Koordinationsrollen von EU-Projekten mehr übernehmen – so wie dies bisher der Fall war. Sinkt damit der Anreiz für Forschungseinrichtungen in der EU, mit Schweizer Einrichtungen zusammenzuarbeiten? Forschungseinrichtungen in der EU könnten uns auch in Zukunft einladen, an EU-Projekten teilzunehmen, wenn wir unseren Teil selber bezahlen. Aber wir wären nicht mehr so integriert. Wir könnten nicht mehr wie bisher mitbestimmen, wenn es darum geht, die zukünftigen Forschungsthemen und -schwerpunkte zu setzen, sondern müssten nehmen, was kommt. Haben Sie für einzelne Forschungsprojekte die Führungsrolle der Empa angestrebt? In der Tat. Bei Dünnschichtsolarzellen auf Plastiksubstraten – also biegsamen

Das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm soll durch Horizon 2020 abgelöst werden. Die EU hat die Gespräche über eine Beteiligung der Schweiz nach der Abstimmung vom 9. Februar auf Eis gelegt. Michael Bührke/Pixelio.de

Solarzellen – halten wir den Effizienzweltrekord. In verschiedenen Projektenwurden wir von Kollegen in der EU angefragt, ob wir den Lead übernehmen würden. Doch es gibt noch andere Bereiche, in denen die Empa eine koordinierende Rolle hätte übernehmen sollen.

ZUR PERSON

Gian-Luca Bona ist seit 2009 Direktor der Eidgenössischen Materialprüfungsund Forschungsanstalt (Empa). Der Physiker war zuvor für IBM in Rüschlikon, San Jose und Tucson tätig.

Welche Bereiche sind das? Auch in der organischen Photovoltaik sind wir eine treibende Kraft. Im Bereich Beschichtungstechnologien und in der Leichtbauproduktion sind wir in Gesprächen. Beim Thema nachhaltige Mobilität haben wir interessante Konzepte entwickelt, unter anderem für Fahrzeuge, die mit Wasserstoff angetrieben werden. Horizon 2020 läuft bereits an. Da wird jetzt innerhalb der Konsortien diskutiert, wer die führenden Partner sein werden. Nun herrscht vor allem Unsicherheit. Eine unglückliche Situation für uns. Wieviel Geld floss im 7. Forschungsrahmenprogramm an die Empa? Rund 10 Millionen Franken jährlich. Angesicht der 98 Millionen Franken, die wir vom Bund erhalten, ist das ein signifikanter Betrag. Doch es geht nicht nur um Geld. Die EU-Förderung erstreckt sich normalerweise über mehrere Jahre.

Heisst das umgekehrt, dass die Empa es bei einem Abseitsstehen bei Horizon 2020 verpassen könnte, zukünftig wichtige Kompetenzen aufzubauen? Das könnte durchaus passieren. Wenn wir künftig kein Geld mehr für prä-kompetitive Forschung hätten, dann könnte sich das später rächen. Die Auswirkungen dürften sich allerdings erst in vier bis sieben Jahren bemerkbar machen. Wie sieht es bei der Förderung von Unternehmen aus? Von den EU-Projekten haben zahlreiche Schweizer Unternehmen substantiell profitiert. Dies wird wohl in Zukunft nicht mehr der Fall sein, da die Schweiz keine direkte Förderung von Unternehmen vorsieht. Ich nehme an, dass dies vor allem Start-ups treffen wird, wie wir sie im Technopark und bei uns in den Empa-Inkubatoren glatec und tebo haben. So hat zum Beispiel das Photovoltaik-Start-up Flisom enorm viel von EU-Projekten profitiert. Bis wann brauchen Sie Klarheit, damit kein Schaden angerichtet wird? Ein erster Schaden ist bereits angerichtet. Ein deutscher Kollege hier in der Schweiz hat mir kürzlich gesagt: Schade, aber jetzt wissen wir, dass wir hier nicht erwünscht sind. Diese emotionale Ebene ist nicht zu unterschätzen. Vor allem aber können wir künftig unseren Beitrag nur noch indirekt einbringen. Wir könnten den Schaden immerhin begrenzen, wenn Bern uns signalisiert, dass das Geld trotzdem bereitgestellt wird.


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UZ l INNOVATION

WIE FÖRDERT EIN GLOBALER KONZERN INNOVATIONEN?

Bühler setzt auf gute Ideen Sechzig Prozent des weltweit produzierten Mehls werden gemahlen auf den Anlagen von Bühler aus Uzwil SG. Seinen Erfolg sucht der Konzern in Innovationen. Dafür investiert er jedes Jahr rund hundert Millionen Franken. Die Ideen für Innovationen stammen von den eigenen Mitarbeitern, Lieferanten und von ETH-Studenten.

TEXT LUKAS STUDER

Hauptsitz von Bühler in Uzwil SG: Der Konzern investiert jährlich vier bis fünf Prozent des Umsatzes in Innovation.

Ian Roberts kann Leute begeistern. Der 43-Jährige Waliser schaut seinem Gegenüber direkt in die Augen und formuliert kurze, treffende Sätze. Wer mit ihm spricht, fühlt sich ins Vertrauen gezogen. Diese Fähigkeit hilft Roberts. Denn Leute zu begeistern ist seine wichtigste Aufgabe. Roberts treibt als Chief Technology Officer von Bühler die Innovationen im Konzern an. Jeder Mitarbeiter ein Innovator Bühler stellt Maschinen für die Verarbeitung von Grundnahrungsmittel her. Der Weltkonzern ist fast überall auf der Welt tätig und beschäftigt rund 10 000 Mitarbeiter. Innovationen werden dabei gross geschrieben – und sind nicht ausgelagert in einen abgeschotteten Bereich. Im Gegenteil. «Innovation ist die Verantwortung jedes Mitarbeiters», sagt Roberts. Alle zwei Jahre veranstaltet Bühler einen Innovationswettbewerb für alle Mitarbeiter. Am letzten Wettbewerb

haben weltweit 3 000 Innovatoren teilgenommen. Die besten zwölf Ideen sieht sich die Konzernspitze selbst an. Das Gewinner-Team erhält ein Budget, um aus seinem Projekt selbst ein Geschäft zu machen. Bühler braucht frische Ideen Innovations-Wettbewerbe gibt es auch für Lieferanten. Wenn Bühler vor einem konkreten Problem steht, schreibt der Konzern es aus. Interessierte Firmen haben dann Zeit, eine Lösung zu entwickeln. Die Firma mit der besten Idee bekommt den Auftrag. Roberts nennt dieses Konzept «kollaborative Innovation». Bühler sucht auch die Nähe zu Hochschulen. Weil sich Wissenschaft und Technologie schnell bewegen, brauche Bühler frische Ideen, sagt Roberts. «Wir würden uns einschränken, wenn wir nicht mit jungen Leuten arbeiten würden.» Im Herbst 2013 erarbeiteten Studenten der ETH Zürich reale Fallstudien für Bühler (siehe Kasten). Die


UZ

Konzernspitze will mit den jungen Fachleuten in Kontakt bleiben. Wachstum dank Innovation Zwei Wege kann eine Firma einschlagen, um erfolgreich zu sein: die Kostenführerschaft oder die Innovationsführerschaft. Bühler will Innovationsführer sein. Dazu verwendet der Konzern vier bis fünf Prozent des Umsatzes ausschliesslich für Innovationen. Das sind rund 100 Millionen Franken jedes Jahr. Eine Innovation ist für Bühler nicht dasselbe wie eine Erfindung. «Innovation ist die erfolgreiche Kommerzialisierung einer Erfindung», sagt Roberts. «Und wir wollen, dass das Wachstum von Bühler innovationsgetrieben ist.» Bühler betreibt nicht Grundlagenforschung wie etwa die Pharmabranche. Investiert wird in die Entwicklung und den Lebenszyklus der Produkte, also in neue oder bessere Anwendungen. «Unsere Innovationen sind vom Markt her getrieben», sagt Samuel Schär, in der Konzernleitung verantwortlich für neue Materialien. «Die Kunst ist es, im Umgang mit dem Kunden die Trends aufzuspü-

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ren.» Im Druckguss habe Bühler beispielsweise frühzeitig in die Entwicklung von Grossmaschinen investiert. Mit dem Leichtbau von Fahrzeugen wurden grössere Gussteile nachgefragt, was eine grössere Schliesskraft der Druckgiessmaschinen erforderte. Familienunternehmen pflegt die Offenheit Die Firma ist seit der Gründung 1860 im Besitz der Familie Bühler. Obwohl das Unternehmen damit nicht an die Offenlegungsregeln der Börsen gebunden ist, ver-öffentlicht die Gruppe jedes Jahr einen detaillierten Geschäftsbericht. «Wir sind freiwillig eine offene Firma», sagt Roberts. Dabei sei Bühler nicht dem harten Wind der Quartalszahlen ausgesetzt und könne entsprechend langfristig planen. Offenheit und Langfristigkeit – beides sind Voraussetzungen für erfolgreiche Innovation. Doch Innovation lebt auch davon, anderen Leuten den Erfolg zu gönnen. Roberts hat damit kein Problem. «Wir schaffen Erfolgsgeschichten», sagt er. Seine Aufgabe ist es, die Leute für Bühler zu begeistern. Die Innovation folgt von selbst.

CEO Calvin Grieder und Ian Roberts (rechts), während der Präsentation der Studenten in Uzwil. Foto: zVg/Bühler

ETH-STUDENTEN BERATEN TOP-MANAGER Im Kurs «Entrepreneurial Leradership» der ETH Zürich hatten Master-Studenten die Möglichkeit, für die Konzernleitung von Bühler einen echten Fall zu bearbeiten. Die Themen waren in der Schnittstelle von Technologie und Betriebswirtschaft angesiedelt, dem Schwerpunkt des Master-Programms Management, Ökonomie und Technologie (MTEC). Die Bühler-Spitze nahm die Ideen mit grossem Ernst auf und versicherte allen Teams, über das Projekt hinaus in Kontakt zu bleiben. Für die meisten der jungen Fachleute war es die erste Erfahrung in einem globalen Unternehmen. Die trockene Theorie in der Praxis anzuwenden, erwies sich als herausfordernd und spannend. Vor allem überraschte die Studenten die Offenheit und das Interesse der Top-Manager.


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UZ l EXPORT

MIDLIFE-CRISIS DER SCHWELLENLÄNDER

Die Aufholjagd wird leicht gebremst Die Zeiten exorbitanten Wachstums scheinen in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern der Vergangenheit anzugehören. Doch die Aufholjagd geht leicht gebremst weiter.

TEXT URS FITZE

Wenn Amerika hustet, holt sich die ganze Welt die Grippe, hiess es in den Jahren einer schier unüberwindbaren Dominanz der Vereinigten Staaten. Diese Zeiten sind vorbei, auch wenn die USA nach wie vor hinter der Europäischen Union die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt stellen, gefolgt vom grossen Aufsteiger der letzten 20 Jahre: China. In absoluten Zahlen ist Chinas Volkswirtschaft etwa halb so gross wie jene der EU oder der Vereinigten Staaten. Nimmt man die kaufkraftbereinigten Werte zur Hand, rückt China den beiden Grossen schon sehr nahe, gefolgt vom zweiten Aufsteiger Indien. In den Top Ten figurieren auch Brasilien und Russland, die zusammen mit China und Indien die BRIC-Staaten bilden, nach einem Bonmot von Jim O’Neill, dem ehemaligen Chefvolkswirt der Grossbank Goldman Sachs. Zu dieser Gruppe gehört seit 2010 Südafrika, das aktuell Platz 25 auf der kaufkraftbereinigten Rangliste belegt. Wachstum verlangsamt sich Dabei geht es um das Schicksal von Millionen. «Seit 2003 sind 42 Millionen Brasilianer aus der Armut befreit worden. Deren Pro-Kopf-Einkommen hat sich um 78 Prozent erhöht», lobte etwa die brasilianische Präsidentin Dilma Roussef die Arbeit ihres Vorgängers Lula da Silva – und auch ihre eigene. Die BRICs, in denen etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung leben, zeichneten sich in der Tat lange durch ein hohes Wirtschaftswachstum von über fünf Prozent pro Jahr aus. Diese Werte wurden von den BRICs – mit wenigen Ausschlägen nach unten – auch in den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise 2009 erreicht. Dass deren Bäume (noch) nicht in den Himmel wachsen, zeigt ein Blick auf

Foto: Keystone/Luo Xiaoguang

das kaufkraftbereinigte Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung. Russland liegt auf Platz 57, Brasilien auf Rang 79, Südafrika knapp dahinter auf der 82. Position, China belegt den 92. Platz, Indien erreicht gar mit etwa einem Zehntel des Schweizer Pro Kopf-Einkommens nur den 133. Rang. Im vergangenen Jahr freilich sind die fünf Wachstumsmaschinen der Weltwirtschaft ins Stocken geraten. Doch auch die aktuell grössten Sorgenkinder Südafrika, Brasilien und Russland sind 2013 mit deutlich über drei Prozent weit stärker gewachsen als die allermeisten europäischen Staaten. Gesunde Verlangsamung? Dennoch: Wenn heute hunderte Millionen Chinesen husten, weil der jedes Jahr schlimmer werdende Smog ihnen die gute Luft zum Atmen raubt, sorgen sich Ökonomen an den anderen Enden der Welt weniger um ihre Gesundheit als um die Befindlichkeit der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt. Für Lin Boqiang, Direktor des Forschungszentrums für ökonomische Energienutzung an der Universität Xiamen, ist das ein zweideutiges Signal. «Diese Sorgen spiegeln natürlich die grosse Bedeutung, die Chinas Wirtschaft in der Welt gewonnen hat. Doch es muss auch jedem klar sein, dass die ökologischen Schäden dieser stürmischen Entwicklung zunehmend untragbar werden. Ich bin aus dieser Perspektive deshalb nicht unglücklich, wenn etwas auf die Bremse getreten wird.» Am Weltwirtschaftsforum in Davos Ende Januar fragten allerdings die Teilnehmer angesichts schrumpfender Wachstumsraten in den meisten anderen Schwellenlän-


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«Seit 2003 sind 42 Millionen Brasilianer aus der Armut befreit worden»: Die brasilianische Präsidentin Dilma Roussef am Treffen der BRIC-Staatschefs am 14. April 2011 in Sanya, China. Neben ihr der damalige Staatspräsident Chinas, Hu Jintao. Foto: Keystone/EPA /How Hwee Young

dern, ob jenen Volkswirtschaften, die in den vergangenen Jahren die Weltwirtschaft mit ihrer Dynamik aus dem Dreck der grössten Krise seit Jahrzehnten gezogen hatten, die ökonomische Luft ausgeht. Thema in den Gesprächsrunden waren dabei etwa die Folgen des im vergangenen Frühling von der US-Notenbank angekündigten Endes der lockeren Geldpolitik. Die Politik des billigen Geldes in den USA hatte zuvor Unmengen von Dollars auch in die Schwellenländer gespült und für einen auf tönernen Füssen stehenden Investitions- und Währungsboom gesorgt. Doch mit der Ankündigung, dass diese Politik an ihre Ende kommen könnte, waren über Nacht daraufhin grosse Summen dieser kurzfristig in viele Schwellenländer geflossenen Gelder abgezogen worden. Währungen wie die türkische Lira, der argentinische Peso oder die indische Rupie stürzten ab, die Zinsen zogen an, Katerstimmung breitete sich aus. Da war er wieder, der grosse Einfluss, den die US-amerikanische Wirtschaftspolitik nach wie vor hat. Mehr Geld für Bildung und Forschung Doch das sind die kurzfristigen Perspektiven. Denn noch immer wachsen die meisten dieser Volkswirtschaften weit

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stärker als jedes andere traditionelle Industrieland, und daran wird sich nach allen Prognosen in den kommenden Jahren nichts ändern. «Viele Schwellen- und Entwicklungsländer befinden sich in einer Phase der Stabilisierung», sagt Min Zhu, Vize-Direktor beim Internationalen Währungsfonds. Der durch billiges Geld und niedrige Zinsen forcierte starke Rückenwind der vergangenen Jahre lasse zwar etwas nach. Jetzt werde es darum gehen, eine starke Wirtschaft zu entwickeln, die von kurzfristigen Geldflüssen oder Finanzspritzen des Staates unabhängiger werde. Reformen müssten abhängig vom Stand der Entwicklung eines Landes angegangen werden. Für Schwellenländer wie China empfiehlt Min Zhu die staatliche Förderung von Bildung sowie Forschung und Entwicklung – und die Förderung des Konsums im eigenen Land. Länder wie Indonesien oder Indien bräuchten vor allem Investitionen in die Infrastruktur und den Abbau von Hemmnissen für ausländische Investitionen. Den armen Ländern rät er zu einer Stärkung des Agrarsektors und von Basis-Industrien wie der Herstellung von Bekleidung sowie zu einer Förderung der Grundschulbildung. Immer wichtiger werde im Zeichen der wachsenden Globalisierung, politische Entscheide zu koordinieren. Die weltweit verfügten staatlichen Finanzspritzen nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 seien ein Schulbeispiel erfolgreicher Koordination, so Min Zhu. Rosige Aussichten für Autobauer Das wirtschaftliche Auf und Ab in vielen Schwellenländern hält Carlos Ghosn, Chef des Renault-Nissan-Konzerns, für normal. «Das macht mir keine Angst. Unser Zeithorizont reicht über zwei Jahrzehnte. Und da sehe ich die Zukunft sehr rosig. Denn die Motorisierung hat in vielen Ländern erst begonnen». So würden in Brasilien heute 3,6 Millionen Autos pro Jahr verkauft, 200 von 1 000 Einwohnern verfügten heute über ein Fahrzeug. «Das ist weniger als die Hälfte der Autodichte in Europa». In Nigeria, dessen Entwicklungsstand Ghosh mit jenem Brasiliens Anfang der 90er-Jahre vergleicht, würden heute, bei einer mit Brasilien vergleichbaren Einwohnerzahl, jährlich gerade mal 52 000 Autos verkauft. Die optimistischsten Prognosen rechnen damit, dass schon im Jahr 2020 die Mehrheit der Fahrzeuge in den Entwicklungs- und Schwellenländer verkauft wird. Wie viele dieser Autos noch in klassischen Industrieländern gefertigt werden, steht in den Sternen.

«Zweideutiges Signal»: Wenn heute hunderte Millionen Chinesen im Smog husten, sorgen sich die Ökonomen aller Welt vielmehr um die Befindlichkeit der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt.


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NACHHALTIGES 3D-PRINTING

Der Milliardenmarkt Der 3D-Druck bewegt sowohl die Industrie als auch Hobby-Hersteller. Auch wenn die Schweiz den Trend lange verschlafen hat, gibt es noch Chancen. Gerade die Nähe zu Verfahren in der Natur und die Nachhaltigkeit sind Themen, die ein grosses wirtschaftliches Potential haben.

TEXT CHRISTIAN HÄUSELMANN

Der weltweite Markt für 3D-Printing, auch additive Fertigungsverfahren genannt, wird erwachsen. Erst 1988 wurden die ersten 3D-Printing-Maschinen ausgeliefert und für kommerzielle Anwendungen eingesetzt. 2013 wurde die zweite Umsatz-Milliarde geknackt, bis 2017 soll sich der Markt auf sechs Milliarden US-Dollar verdreifachen und 2021 bereits elf Milliarden erreichen. General Electric erwartet, dass die Hälfte ihrer Produkte in Zukunft direkt oder indirekt von 3D-Printing beeinflusst sein wird. Das Weisse Haus hat eine 3D-Printing-Initiative lanciert, die mit einer Milliarde Dollar dotiert ist. Heute zeichnet sich ab, dass diese neue Technologie die globalen Produktions-, Logistik- und Businessmodelle herausfordern und verändern wird. Zwei Segmente im 3D-Druck Der Markt ist in zwei Hauptsegmente unterteilt: die Industrie- und die Heimanwendungen. Bei den industriellen Anwendungen kosten die 3D-Druckmaschinen mehrere hunderttausend Franken. Zunehmend werden damit nicht nur Prototypen oder Kleinserien produziert, sondern auch komplexe Bauteile, die als Fertigprodukt direkt in Gesamtsysteme integriert werden. Dies führt zu höheren Anforderungen an solche Maschinen, was auch den Trend zu steigenden Verkaufspreisen in diesem Segment erklärt. Der Markt wird sich auch deshalb stark weiterentwickeln, weil bereits erste Patente auslaufen. Damit öffnen sich Türen für neue Marktteilnehmer und belebende Konkurrenz. Bei 3D-Druckmaschinen für den Heimbereich ist der umgekehrte Trend zu beobachten: Kosteten die Maschinen vor wenigen Jahren noch mehrere tausend bis zehntausend Franken, bietet heute zum Beispiel PrintrBot ein Modell bereits ab 350 Franken an. Die Verkaufszahlen in diesem Segment zeigen denn auch starke Wachstumsraten, Bekanntheit und Anwendungen nehmen markant zu. Dazu tragen auch die sogenannten Fablabs bei. Diese Labors erlauben die spielerische Annäherung an die 3D-Technologien. Das Konzept wurde am MIT in Boston entwickelt und verbreitet sich weltweit. In der Schweiz ist Roman Jurt ein Fablab-Pionier, er hat die Gründung und Aufbau der Fablabs in Luzern und Zürich massgeblich geprägt. Zudem bestehen Fablabs in Bern und Neuenburg, weitere Standorte sind in Planung. Zum Vergleich: Alleine in Shanghai sollen rund 300 Fablabs eröffnet werden. Die Schweiz weist hier einen enormen Aufholbedarf auf. Schweizer Industrie im Rückstand Aufholbedarf besteht auch auf Seite Industrie: Unter den dreissig führenden Anbietern findet sich keine einzige Firma aus der Schweiz. Aus Europa und dabei vor allem aus Deutschland kommen sechzehn Firmen, aus China sieben, aus den USA fünf und zwei aus Japan. Dies erstaunt, nimmt

doch die Schweizer Maschinenbau- und Präzisionsindustrie seit Jahrzehnten internationale Spitzenplätze ein. Auch wenn die Auswirkungen dieses Rückstands nicht so dramatisch ausfallen dürften wie in den 80er-Jahren während der Uhrenkrise, sind doch Parallelen erkennbar: Damals wurden die Potentiale der neuen digitalen Technologien falsch eingeschätzt, bestehende Strategien und Businessmodelle nicht frühzeitig hinterfragt und neu ausgerichtet. Heute stellt sich die Situation differenzierter dar: Schweizer Firmen sind zwar nicht als Maschinen-Anbieter, jedoch in der Anwendung von 3D-Printing aktiv, zum Beispiel im Prototyping oder in der Medizinal- und Dentaltechnik. Es wäre jedoch zu wünschen, dass sich die Schweiz im 3D-Druck noch gerade rechtzeitig mit einer gezielten Strategie eine starke internationale Wettbewerbsposition erarbeitet. Die Grösse dieser globalen Marktentwicklung erlaubt kein Abseitsstehen, und zudem bieten sich interessante Anwendungen in Schweizer Kernkompetenzen wie etwa der Materialforschung, Oberflächenbehandlung oder der Prozessoptimierung. Als wissens-fokussierter Werkplatz sollte in der Schweiz insbesondere die Entwicklung innovativer Service- und Businessmodelle forciert werden. Die Firma 3D-Activation aus Thun zum Beispiel hat ein interessantes Broker-Modell entwickelt und vermittelt unter anderem freie 3D-Printing-Kapazitäten für Industrie- und Heim-Anwendungen. Chance für die grüne Wirtschaft Zu Beginn einer technologischen Revolution fasziniert das Neue, das technisch Machbare – das Entwickeln von Szenarien zur Abschätzung der Technologiefolgen und Umwelteinflüsse hat geringe Priorität. Erste Studien zum Beispiel mit Vergleichen des Energieverbrauchs von herkömmlichen Fertigungsverfahren und 3D-Printing wurden mittlerweile publiziert. Umfassende Analysen fehlen jedoch. Bei einer Technologie mit solch tiefgreifendem Veränderungspotential braucht es bessere Grundlagen. Neben dem Energieverbrauch interessieren insbesondere die Beschaffenheit der Materialien, Auswirkungen auf Abfallund Logistikströme oder Wechselwirkungen von zentraler und dezentraler Produktion. Welche Gesamt-Umweltbilanz ergibt sich zum Beispiel, wenn Ersatzteile in Zukunft nur noch auf Bedarf und lokal vor Ort hergestellt werden – ohne zentrale oder rollende Lager? Der Wirtschaftsverband swisscleantech hat deshalb das Thema 3D-Printing und Nachhaltigkeit aufgegriffen und in einer Workshop-Serie im März 2013 in San Francisco, Bangalore und Schanghai vertieft. Seit Oktober 2013 realisiert swisscleantech in Kooperation mit eco-net.ch eine Serie mit 15 Workshops in der ganzen Schweiz. Die Erkenntnisse fliessen in den zweiten Biomimicry Europe Innovation and Finance Summit ein, welcher am 4. und 5. September 2014 in Zürich stattfinden wird und dem Leitthema 3D-Printing und Nachhaltigkeit gewidmet ist (siehe Kasten). Sie werden

Die Schweiz ist erst spät auf den Zug 3D-Druck aufgesprungen. Chancen böten sich insbesondere in der Verbindung der neuen Technologie mit Nachhaltigkeit.


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VERANSTALTUNGEN 3D-DRUCK 18. März: Luzern: Zukünftige Entwicklungen im 3D Druck: Druckverfahren und Materialien 31. März bis 4. April: Bern: 3D Drucken – Synergiepotentiale von Design und Präzisionsindustrie 4. April: Basel, 3D Drucken und BioMaterialien/ Green Chemistry 23. April, Aarau: 3D Drucken und ICT 28. April bis 2. Mai: Liechtenstein: 3D Drucken– Chance für KMU? www.swisscleantech.ch/dienstleistungen/anlaesse/agenda 4. bis 5. September: Zürich: 2. Biomimicry Europe Innovation and Finance Summit, 4 Leitthema 2014 ist «3D Printing und Nachhaltigkeit» www.biomimicry.ch

auch Element der Cleantech-Ressourcenstrategie sein, die swisscleantech zur Zeit erarbeitet. Die Natur als Vorbild Gerade im Bereich 3D-Printing lohnt sich ein Blick in den Wissensschatz der Natur. Erstens erstellt sie sämtliche Bauteile mit wenigen, natürlichen Materialien: mit Fett, Zucker, Amino- und Nuklein-Säuren, Lignin und Mineralien. Verschiedene Forscher und Unternehmen arbeiten

daran, für 3D-Materialien diesen Ansatz umzusetzen, was die Realisierung von lokalen, geschlossenen Kreisläufen ermöglichen würde. Zweitens konstruiert die Natur von innen nach aussen und produziert keinen Abfall. Die Logik heutiger Konstruktions- und Fertigungsverfahren ist gerade umgekehrt: Material wird von aussen nach innen bearbeitet, wie etwa beim Drehen und Fräsen von Bauteilen in der Metall-Industrie, mit entsprechend hohen Abfallanteilen. Diese können zwar zumindest teilweise wiederverwertet werden, was aber selbst wieder Material- und Energieeinsatz bedingt. Es wird spannend sein zu untersuchen, welche Vorteile bezüglich Kosten- und Ressourceneffizienz gegenüber herkömmlichen Fertigungsverfahren erzielt werden können, etwa bei der Verarbeitung hochwertiger Materialien wie Keramik. Zukünftige Ausbildungskonzepte von Fachleuten müssen diese neue Logik und Denkweise übernehmen und sich vermehrt an der Natur orientieren. Sonst wird eine Denkweise vermittelt, die ein effizientes Nutzen der Potentiale des 3D-Printings gar nicht erst ermöglicht. Dass sich ein proaktiver Umgang rechnet, zeigt die Firma Sonova aus Stäfa, weltweiter Hörgeräte-Marktführer. Seit Jahren investiert Sonova strategisch in die Digitalisierung ihrer Produktionsprozesse und Kundenbeziehungen. Heute werden Hörgeräte dank 3D-Printing als Massenprodukt individuell gefertigt – mit einem einzigartigen Zusatznutzen: 3D-Printing erlaubt die Konstruktion eines optimierten Hörkanals. Das war mit bisherigen Werkzeugen und Technologien nicht realisierbar.

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DER AUTOR Christian Häuselmann ist Mitgründer von swisscleantech und Chair der Global Cleantech Cluster Association (GCCA).

Promotion

U MWE LT ARE NA S PR EIT ENBA CH

Moderne Beleuchtung zeigt Wirkung Sparen ganz nebenbei während der Arbeit? «Wieso denn nicht?», denken jetzt wohl viele. Moderne Beleuchtung zeigt Wirkung – unmittelbar, für Portemonnaie und Umwelt. Die Beleuchtungsausstellung in der Umwelt Arena zeigt, dass Licht mehr ist als nur ein Helligkeitsspender und dass sich der Wechsel zu einem modernen Leuchtmittel direkt aufs Portemonnaie, in Firmen gar auf die Bilanz auswirkt. Besucher sehen in der Umwelt Arena den Unterschied zwischen LED-Lampen, Eco-Halogenlampen, Energiesparlampen und einer Glühlampe; und zwar

Über 100 Unternehmen liefern Tipps für den Alltag.

in punkto Energiekosteneinsparungen pro Jahr sowie Einsparungen über die gesamte Lebensdauer. In der Umwelt Arena wird auch gezeigt, wie ganze Beleuchtungskonzepte mit LED umgesetzt werden. Ob als gewerbliche Anlage oder im Privathaus: Die LED-Technologie bietet Lösungen für jeden Bedarf. Mit einer LED-Lampe statt einer herkömmlichen Glühlampe sparen Sie in Ihrem Büro pro Leuchtmittel rund 14 Franken * im Jahr. Über 100 Unternehmen liefern in 45 Ausstellungen viele weitere Hintergrundinformationen und konkrete Tipps für den beruflichen wie privaten Alltag zum modernen, bewussten Leben – interaktiv, zum Anfassen, Erleben und Erfahren. *Annahme: durchschnittliche Betriebszeit 4 Std täglich. Quelle Ausstellung SOG Unilight Umwelt Arena Spreitenbach

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CHRISTOPHE BALLIF, PHOTOVOLTAIK-SPEZIALIST

«Das solare Zeitalter beginnt erst» Die Solarindustrie in der Schweiz hat Zukunft, sagt der Neuenburger Photovoltaik-Spezialist Christophe Ballif. Gerade die ehemalige Oerlikon Solar, die nun von ihrer neuen Muttergesellschaft TEL zum Verkauf gestellt wurde, habe einzigartige Lösungen entwickelt.

erreicht ein Unternehmen der Dünnfilmphotovoltaik – First Solar – die höchste Marktkapitalisierung unter den Photovoltaikunternehmen der Welt. Welche wichtigen Entwicklungsschritte sind auf der wissenschaftlichen Seite noch zu erwarten? Alle wichtigen Dünnfilmtechnologien haben das Potential, den Wirkungsgrad deutlich zu erhöhen. Das führt zu entsprechenden Kostensenkungen. Die Kombination verschiedener Dünnfilmtechnologien eröffnet hervorragende Perspektiven, den Wirkungsgrad noch über den der kristallinen Photovoltaik zu erhöhen.

INTERVIEW STEFFEN KLATT

TEL Solar will die ehemalige Oerlikon Solar verkaufen. Sind Sie überrascht? Christophe Ballif: Wir wissen, dass es eine schwierige Zeit für Photovoltaik-Maschinenbauer ist. Daher ist es nur eine halbe Überraschung. Die Ankündigung kommt aber in einer Zeit, in welcher sich der Endkundenmarkt für Photovoltaik wiederbelebt. Daher ist die Entscheidung bedauerlich.

Photovoltaik-Spezialist Ballif: «Dünnfilmtechnologien bleiben sehr attraktiv. Gerade die in Gebäude integrierte Photovoltaik könnte ein grosses Wachstum erzielen.»

ZUR PERSON Wie gross ist die Chance, dass sich noch ein Käufer findet? Oerlikon Solar hat über die Jahre herausragende Anlagen und Technologien entwickelt und in letzter Zeit hervorragende Ergebnisse erzielt. Die Silikon-Dünnfilmtechnologie ist bemerkenswert, wenn man seine ökologische Wirkung anschaut – Stichwort graue Energie – oder seine niedrigen Kosten pro Quadratmeter und pro Watt. Ich hoffe, dass Investoren fähig sein werden, den Wert dieser Technologien zu erkennen. Hat die Dünnfilmphotovoltaik trotzdem Zukunft? Ganz generell bleiben Dünnfilmtechnologien sehr attraktiv. Gerade die in Gebäude integrierte Photovoltaik könnte

Christophe Ballif, Jahrgang 1969, ist Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne und leitet deren Photovoltaiklabor in Neuenburg ebenso wie das neue Photovoltaikzentrum am Centre Suisse d’Eléctronique et de Microtechnique. Er hat theoretische Physik an der ETH Lausanne studiert.

Foto: zVg

mit «ästhetischen» Dünnfilmmodulen ein grosses Wachstum erzielen. Diese Module können inzwischen zu ähnlichen Preisen wie Ziegel produziert werden, mit Kosten zwischen 35 und 50 Euro pro Quadratmeter. Noch ist es schwierig, in den Markt zu kommen. Aber neue Bauordnungen könnten einen neuen Markt schaffen. Dünnfilmphotovoltaik ist auch ideal für Kraftwerke in Wüstengebieten, wo die geringere Ausbeute von Dünnfilm keinen Nachteil darstellt. Noch heute

Bei welchen Anwendungsmöglichkeiten ist die Dünnfilmphotovoltaik geeigneter als die kristalline Photovoltaik? Grosse Anlagen, Gebäudeintegration, flexible Anwendungen … Hat die Photovoltaik-Industrie in der Schweiz und in Europa noch Chancen? Selbstverständlich. Das solare Zeitalter beginnt erst. Wir bereiten jetzt die Technologie der Zukunft vor. Täglich öffnen sich Nischenmärkte. Die Schweiz hat Schlüsseltechnologien in der Dünnfilmphotovoltaik, in der kristallinen Photovoltaik, in der Messtechnik, bei den Komponenten… Unser neues Photovoltaikzentrum an der CSEM ist Teil eines Konsortiums mit den Fraunhofer-Instituten für Solare Energiesysteme in Freiburg und für Elektronische Nanosysteme in Chemnitz. Unser Ziel ist es, die nächste Generation von Produktionslinien in Europa zu entwickeln.

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UZ l PROMOTION

M I SC HA GIGE R, FLOT T ENMA NA G ER V ON H YUN D A I SC H WEI Z .

«Unsere Flotte richtet sich an KMU» Der Rabatt sei nicht die wichtigste Komponente beim Fahrzeugkauf, sagt Mischa Giger, Flottenmanager von Hyundai Schweiz. Ein Gespräch über den Flottenkauf von Unternehmen und die alternativen Antriebe mit Autogas und Brennstoffzellen.

Worauf achtet ein Unternehmer, wenn er eine Flotte anschafft? Mischa Giger: Es tönt banal, aber der Preis ist immer ein Thema. Ein Firmenauto ist oft auch ein Statussymbol. Und je länger, je mehr schaut der Kunde auf den CO2-Verbrauch, wobei nicht ganz klar ist, ob aus Imagegründen oder weil bei geringerem Verbrauch auch die Kosten sinken. Im Flottenmanagement heisst das Schlagwort «Total Cost of Ownership», kurz TCO… … also die Gesamtkosten für den Autobesitzer. Was sagt die Grösse aus? Wie viel mich ein Fahrzeug wirklich kostet. Die Haupttreiber sind neben den Anschaffungskosten der Unterhalt, die Amortisation und der Verkaufswert am Ende der Nutzung. Die TCO sind für uns ein wichtiges Verkaufsargument. Können die Kunden mit diesem Wert etwas anfangen? Viele fragen in der Tat zuerst nach dem Rabatt. Das ist aber nur eine Komponente von vielen. Ich versuche das Gespräch mit dem Kunden vom Rabatt wegzulenken hin zu den Kosten pro Kilometer oder pro Monat. So werden die Produkte erst vergleichbar. Hyundai hat hier einen grossen Vorteil: Unsere Fahrzeuge haben eine 5-Jahres-Garantie ohne Kilometer-Limite. Wer das Auto nach drei oder vier Jahre ausmustert, kann es mit der vollen Werksgarantie verkaufen. Das wirkt sich positiv auf den Restwert aus und schliesslich auf die TCO.

Der Hyundai ix35 Fuel Cell ist das erste Serienfahrzeug, das mit Brennstoffzelle betrieben wird.

Mischa Giger, Flottenmanager von Hyundai Schweiz.

An welche Firmenkunden richtet sich das Flottenangebot von Hyundai? An KMU mit 50 bis 500 Mitarbeiter, Image und Angebot der Marke passen auf dieses Segment. Wir setzten den Schwerpunkt auf die sogenannte «weisse Flotte», das heisst die einheitlichen Fahrzeuge für den Verkaufs- und technischen Aussendienst mit Firmenbeschriftung. Unser Angebot richtet sich weniger an Kadermitarbeiter, obschon wir mit Einführung des New GenrationSanta Fe auch in dieses Segment vordringen. Setzen KMU eher auf Leasing oder Kauf? Wir pflegen beide Modelle.

Beim Kauf sind sicher Einkaufskonditionen von Bedeutung. Beim Leasing spielt das Full-Leasing eine immer grössere Rolle. Auch kleinere Firmen beginnen, ihre Fahrzeugflotte auszulagern und als externe Dienstleistung zu beziehen. Das hat zwar seinen Preis, dafür viele Vorteile: Die Kosten sind planbar, die Firma muss sich nicht um die Rückvermarktung kümmern und kann den Fokus auf ihr Kerngeschäft legen. Ist ein Modell wie Car-Sharing für Unternehmen interessant? Bei Privatkunden spüren wir dieses Bedürfnis. Es gibt Anbieter, über die ein Unternehmen seine oft wenig eingesetzten Pool-Fahrzeuge temporär mieten kann. Die Routine der Unternehmen verlangt aber nach wie vor nach Fahrzeugen, die immer verfügbar ist. In aller Munde sind momentan die Hybridund Elektroautos, Hyundai forciert hingegen Autogas oder Flüssiggas (LPG).

Welchen Vorteil hat diese Technologie? Sie können ein bestehendes Modell relativ einfach umrüsten auf Autogas. Diese Investition rechnet sich schnell einmal, weil der Verbrauch und die Treibstoffpreise tiefer sind. Wird das viel gemacht? Wir sind hier erst am Anfang. In der Schweiz gibt es Nachholbedarf in der Aufklärung. In Deutschland, Spanien oder Italien findet man an nahezu jeder Tankstelle eine LPG-Säule. Für den Fuhrparkbetreiber einer Firmen ist Autogas interessant, weil er mit wenig Aufwand eine eigene Tankstelle betreiben kann. Die Technologie ist ja nichts Neues, sie ist aber – glauben wir – eine gute Alternative. Die anderen alternativen Technologien verfolgt und kommerzialisiert Hyundai ebenfalls; ausserhalb von Europa gibt es bereits Vollhybride oder eine Elektro-Testflotte. Hyundai nimmt aber bewusst keine Pionierrolle ein, sondern versucht in den verschiedenen Technologien bereit zu sein, sobald es sich kommerziell lohnt, auf den Markt zu

Foto: zVg

kommen. Eine Ausnahme ist die Brennstoffzelle: Da ist Hyundai führend in der Technologie. Inwiefern? Hyundai ist der einzige Hersteller, der schon Fahrzeuge mit Wasserstoff kommerzialisiert hat. Für die Stadt Kopenhagen sind zum Beispiel fünfzehn ix35 im Einsatz. In der Schweiz ist sicher die Infrastruktur die grösste Hürde – wir sind jetzt schon bereit. Braucht es noch eine neue Technologie? Der Anspruch des Menschen an die Mobilität wird eine immer zentralere Rolle spielen. Einschränkungen seiner Gewohnheiten akzeptiert der Mensch generell eher wenig. Mit dem aktuellen Hyundai ix35 Fuel Cell erreichen sie die gleiche Reichweite und Höchstgeschwindigkeit wie mit vergleichbaren konventionellen Modellen, und das Fahrzeug ist in drei bis vier Minuten aufgetankt. Das kann kein anderer alternativer Antrieb von sich behaupten. Und dabei kommt lediglich Wasser aus dem Auspuff.


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UZ l GELD

BEI PREISVERGLEICHEN WERDEN DIE QUALITATIVEN FAKTOREN OFT NICHT BERÜCKSICHTIGT

Drum prüfe, wer sich bindet Das wichtigste Kriterium beim Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung ist oftmals der Preis. Internet sei Dank, können heute innert Kürze unzählige Angebote miteinander verglichen werden – so auch bei der Immobilienfinanzierung. Das günstigste Angebot ist jedoch nicht immer das Beste.

TEXT JOACHIM KÜNZI

Ein konkurrenzfähiger Preis stellt in jeder Branche eine entscheidende Voraussetzung dar, um sich am Markt erfolgreich behaupten zu können. Nicht anders ist es bei einer Bank: Auch Bankprodukte und -dienstleistungen müssen dem Konkurrenzvergleich standhalten. Was bei Preisvergleichen jedoch oft nicht berücksichtigt wird, sind die qualitativen Faktoren. Diese sollten aber gerade bei einer weitreichenden und langfristigen Entscheidung, wie der Wahl des passenden Finanzierungspartners, eine wichtige Rolle spielen. Eine Nichtberücksichtigung qualitativer Aspekte kann langfristig viel weiter reichende Kosten und Folgen mit sich bringen, als beispielsweise ein minimal höherer Zinssatz beim Abschluss einer Finanzierung. Kundenberater als Vertrauensperson Der Kauf einer Immobilie stellt für viele Personen einen bedeutenden und oftmals einmaligen Schritt im Leben dar. Umso mehr gilt es diesen Entscheid sorgfältig zu planen und sich jederzeit auf die Unterstützung von Fachkräften verlassen zu können. Ein kompetenter Finanzierungspartner kann bei grundlegenden Fragen, die nicht zwangsläufig finanzieller Natur sein müssen, wichtige Hilfestellung bieten. Es lohnt sich daher bereits in einer frühen Phase, sich mit einem Kundenberater auszutauschen und das Vorhaben im Detail zu besprechen. Im Erstgespräch beginnt der Aufbau einer gemeinsamen Vertrauensbasis. Dabei sind erfahrene und kompetente Kundenberater, die sich idealerweise mit den regionalen Gegebenheiten auskennen, für eine nachhaltige Zusammenarbeit erfolgsentscheidend. Es ist die Pflicht des Kundenberaters, im persönlichen Gespräch eine objektive Einschätzung zur Realisierbarkeit des Finanzierungsvorhabens abzugeben und den Kunden auf allfällige Risiken hinzuweisen. Eine umfassende und individuelle Beratung durch einen fachkundigen Kundenberater gehört bei einer seriösen Bank ebenso zum Finanzierungsgeschäft wie eine zeitnahe Kommunikation.

Die beste Finanzlösung passt zur jeweiligen Situation des Kunden. Dafür empfiehlt sich nach wie vor das persönliche Gespräch.

Foto: Bilderbox.de

Heutzutage lässt sich eine Immobilienfinanzierung via Internet schnell und bequem von zu Hause aus abschliessen, und dies zu scheinbar besten Konditionen. Doch die Wahl des günstigsten Angebotes muss nicht zwangsläufig die Beste sein: Die passende Lösung findet sich erfahrungsgemäss erst nach Abstimmung mit der individuellen Situation des Kunden. Hierfür empfiehlt sich nach wie vor das persönliche Gespräch mit dem professionellen Kundenberater. Qualität des Partners muss stimmen Neben der Qualität der Beratung und dem Service sollte auch das Bankinstitut vertieft geprüft werden. Schliesslich handelt sich beim Finanzierungsgeschäft um eine Partnerschaft auf längere Zeit und über verschiedene Lebensphasen hinweg. Immer wieder wird dabei vergessen, dass mit dem Abschluss einer mehrjährigen Festzinsvereinbarung nicht nur ein Zinssatz langfristig gesichert wird, sondern auch eine Bindung an ein Finanzinstitut erfolgt, die gewisse Einschränkungen in der Flexibilität mit sich bringt. Wie nachhaltig sich die Bank im regionalen Kreditgeschäft bisher positioniert hat, wie sie sich in früheren Krisen und im aktuell unsicheren Umfeld gegenüber ihren Kunden verhalten hat oder wie kundennah und flexibel sie ist – diese

Fragen liefern interessante Anhaltspunkte bei der Suche nach dem richtigen Partner. Auch die finanzielle Stabilität des Instituts wird bei Kunden immer höher gewichtet. Dies vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass in Zukunft mit weiteren sich verschärfenden regulatorischen Mindestanforderungen gerechnet werden muss, denen einige Banken bereits heute nur mit Mühe gerecht werden. Aus all diesen Gründen ist es empfehlenswert, zusätzlich zum Preis auch die qualitativen Aspekte zu berücksichtigen – damit sich die Wahl des Finanzpartners auch langfristig als richtig erweist.

DER AUTOR Joachim Künzi ist seit 1. Oktober 2013 CEO der VP Bank (Schweiz) AG in Zürich. Bis zu seinem Wechsel war er CEO der BHF-Bank (Schweiz) AG. Davor hatte der Vater von zwei Kindern mehrere Führungspositionen bei Schweizer Banken inne. Joachim Künzi absolvierte erfolgreich die Ausbildung zum eidg. dipl. Finanzanalytiker und Vermögensverwalter sowie weitere Studiengänge an höheren Fachschulen.


UZ l GELD

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SUBVENTIONEN / 8

Verordnung über das ausserdienstliche Wallholzschwingen VON RUEDI STRICKER

Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Kochkunst (VBK), im Einvernehmen mit dem Finanzdepartement, gestützt auf die Artikel 2 Absatz 6, 26 der Kriegsmaterialverordnung vom 12. Dezember 2003, verordnet: 1. Kapitel: Inhalt der Wallholzschwingausbildung Art. 1 Die Ausbildung mit dem Wallholz 57 beinhaltet: a) die Schulung einer effizienten Schwingtechnik; b) die Schulung der Schlagausübung; c) das Erlernen und das Festigen der korrekten Wallholzpflege; d) das Kennen der Sicherheitsvorschriften im Schwingstand.

RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG). www.stricker-consulting.ch

2. Kapitel: Finanzierung Art. 2 Subjektunterstützung Der Schwingpflicht unter stellte Personen werden auf Antrag vom VBK wie folgt unterstützt: a) Schwingpflichtige, die im betreffenden Jahr mindestens drei Kinder geboren haben, erhalten einen Gutschein für den Besuch des Kurses «Selbstverteidigung mit dem Wallholz – im Haushalt und an der Front». b) Schwingpflichtige, die im betreffenden Jahr mindestens 12 Tage als Lehrkraft in der Ausbildung zum Umgang mit dem Wallholz aktiv sind, werden für das entsprechende Jahr von der Direkten Bundessteuer befreit.

Unter dem Stichwort «Landesverteidigung» zahlt der Bund auf der Grundlage des Bundesgesetzes vom 03.02.1995 über die Armee und die Militärverwaltung (MG; SR 510.10) Beiträge an die Erhaltung der Schiessfertigkeit der Angehörigen der Armee und die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit von Dienstwaffen.

c) Schwingpflichtige, die ihr Wallholz nachweislich zur Disziplinierung renitenter oder spät heimkehrender Ehegatten einsetzen, erhalten einen Gutschein im Wert von 300 Franken zum Bezug von persönlicher Ausrüstung in einem Zeughaus des Wohnkantons. Art. 3 Objektunterstützung a) Das VBK unterstützt Import, Handel mit und Produktion von Wallhölzern, deren technische Beschaffenheit den Anforderungen für den Nahkampf entsprechen. b) Land- und forstwirtschaftliche Betriebe, die sich durch eine zweckdienliche Denkhaltung auszeichnen, werden vom VBK mit einem jährlichen Beitrag von 280 Franken pro bewirtschafteter Hektare unterstützt.

Der ganze Wortlaut der Verordnung kann bei der Redaktion gegen eine Schutzgebühr von 1 275,20 Franken, zuzüglich Versandkosten, bezogen werden.

Promotion

Erfolgreiche Pensionskassenentwicklung Die ALVOSO LLB Pensionskasse beweist mit ihrer Performance im Jahr 2013, dass gutes und gesundes Wachstum im umkämpften Markt möglich ist und zum Nutze aller Beteiligten beiträgt. Mit einer Verzinsung von 2,25 Prozent liegt die Kasse um 0,75 Prozent über dem BVG-Mindestzins. Erstmals konnte auch die 200 Millionen-Grenze in der Bilanzsumme erreicht werden. Für 2014 wird ein weiteres substanzielles Wachstum angestrebt. Der Versichertenbestand hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls erfreulich entwickelt und liegt heute bei annähernd 1 500 Personen, und auch die Renditeentwicklung kann als steigend bezeichnet werden. Auf dem Anlagevermögen konnte nach Abzug der Vermögensverwaltungskosten

eine Performance von plus 5,2 Prozent erzielt werden. Im Vergleich zur Strategiebenchmark, welche ein Renditepotenzial von 4,3 Prozent aufwies, wurde eine solide Outperformance von 0,9 Prozent erreicht. In den vergangenen fünf Jahren lag die durchschnittliche jährliche Rendite bei plus 4,6 Prozent. Aufgrund der positiven Renditeentwicklung hat der Stiftungsrat der ALVOSO LLB Pensionskasse beschlossen, die Altersguthaben der aktiven Versicherten für das Jahr 2013 mit 2,25 Prozent zu verzinsen und liegt damit um 0,75 Prozent über dem BVG-Mindestzins von 1,5 Prozent. Trotz des markanten Wachstums und der damit verbundenen Gefahr einer Verwässerung der Reserven hat sich auch der Deckungsgrad äusserst

robust entwickelt. Dieser liegt per 31. Dezember bei circa 108 Prozent (provisorischer Wert). Der lediglich moderate Anstieg des Deckungsgrades gegenüber dem Vorjahr (106,5 Prozent) ist eine Folge des Wachstums, da neue Vorsorgewerke in der Regel mit einem Deckungsgrad von 100 Prozent zur ALVOSO LLB Pensionskasse stossen und somit den Gesamtdeckungsgrad verwässern. Da Neuanschlüsse üblicherweise ohne Reserven in die Sammelstiftung eintreten, sah sich die ALVOSO LLB in der Vergangenheit häufig mit der Problematik konfrontiert, dass bei Aufnahme grösserer Firmen das Reservepolster der bestehenden Mitglieder auf mehr Versicherte verteilt werden musste. Die ALVOSO LLB begegnete dieser Kehrseite

des Wachstums damit, dass sie im Jahr 2010 die individuelle Wertschwankungsreserve pro Vorsorgewerk einführte. Mit dieser Anpassung der Bilanzierung wird sichergestellt, dass bestehende Vorsorgewerke auch bei der Eingliederung neuer Firmen keine finanziellen Nachteile erleiden. Als eine der wenigen teilautonomen Sammelstiftungen ermöglicht es die ALVOSO LLB

KONTAKT ALVOSO LLB Pensionskasse Bahnhofplatz 2, 8853 Lachen SZ Michael Schmidt, Geschäftsführer Telefon +41 55 462 12 82, Fax +41 55 462 12 84 E-Mail michael.schmidt@ alvoso.ch, Internet: www. alvoso.ch

somit den angeschlossenen Firmen, ihre angesparten Wertschwankungsreserven im Falle einer Vertragsauflösung vollumfänglich mitzunehmen. Entsprechend werden auch bestehende Reserven eines Neuanschlusses nicht auf die Gesamtstiftung verteilt, sondern stehen weiterhin dem Vorsorgewerk individuell zur Verfügung. Aufgrund des konsequenten Fokusses auf Kostenoptimierung – sowohl bei der Verwaltung als auch bei den Risikoprämien – und auf das Erzielen eines konstanten Anlageertrages ist die ALVOSO LLB auch für die Herausforderungen der Anlagemärkte der kommenden Jahre gerüstet. Flexibilität, Kundennähe und ein grösstmögliches Mass an Sicherheit werden auch weiterhin die Eckpfeiler der ALVOSO LLB Pensionskasse sein.


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NACHHALTIGE GELDANLAGEN

Investieren in die Klassenbesten Anlagen, die auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen, gewinnen zwar weiterhin an Bedeutung. Damit auch Grossinvestoren wie Pensionskassen dies tun, braucht es aber Konzepte, die auf deren Risikovorgaben abgestimmt sind.

TEXT GERHARD WAGNER

Immer mehr Anleger achten beim Investieren nicht nur auf rein finanzielle Aspekte, sondern beziehen auch ökologische und soziale Fragen in ihre Entscheidungen ein. Wurden solche Anlagen früher als reine Nischenstrategien mit einer Portion Idealismus wahrgenommen, ist daraus ein Anlagetrend mit kontinuierlichem Wachstum der investierten Gelder geworden. Dazu tragen auch institutionelle Anleger immer mehr bei. Noch vor zehn Jahren war es beispielsweise für viele Pensionskassen fraglich, ob die Berücksichtigung ökologischer, sozialer und ethischer Aspekte überhaupt mit ihren treuhänderischen Pflichten zu vereinbaren sei. Heute wird davor gewarnt, dass die Nichtberücksichtigung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in Zukunft als Vernachlässigung treuhänderischer Pflichten gelten könnte. Das Volumen der nachhaltigen Anlagen ist deshalb in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, und das sowohl weltweit als auch in der Schweiz (Grafik 1). Beurteilung durch Spezialisten Bei der Prüfung der Investments auf ihre Nachhaltigkeit geht es immer um Fragen wie: Haben Unternehmen akzeptable Arbeitsbedingungen an allen Firmenstandorten? Gibt es bei ihren Zulieferern Kinderarbeit? Stellt eine Firma ökologisch vertretbare Produkte in umweltschonenden Produktionsprozessen her? Achtet ein Staat die Menschenrechte, bekämpft er die Korruption und bemüht er sich um mehr Umweltschutz? Antworten darauf geben spezialisierte Research- und Ratingagenturen. Swisscanto arbeitet bei den nachhaltigen Anlagen mit externen Spezialisten von Inrate zusammen. Manche Investoren wollen in erster Linie wissen, was Nachhaltigkeit bringt, kostet und ob sie die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens verbessert. Anderen geht dieser Ansatz nicht weit genug. Sie sind der Auffassung, dass nur Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen einer nachhaltigen Entwicklung nutzen, in solche Anlageprodukte gehören. In der Praxis geht es darum zu definieren, wo die Trennlinie zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Unternehmen verläuft. Mögliche Zielkonflikte Die Interessen der Anleger sind sehr unterschiedlich, und darauf müssen die Research-Agenturen eingehen. Nur schon aus diesem Grund gibt es nicht eine einzige «Wahrheit» mit einer Beurteilung, was nachhaltig ist und was nicht. Zudem gilt für Finanzprodukte dasselbe wie für andere Produkte. Anhand des Vergleichs mit Lebensmitteln lässt sich etwas provokativ feststellen: Was nützt es der

Welt, wenn ein Bioladen zu 100 Prozent nachhaltig ist, aber die meisten Konsumenten im Supermarkt einkaufen? Der Nutzen für Mensch und Umwelt ist grösser, wenn zahlreiche Supermärkte – oder eben Finanzdienstleister – zumindest teilweise auf Bio und Fairness setzen. Wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden sollen, kann dies auch zu Zielkonflikten führen. Ein Beispiel: Schliesst ein Unternehmen eine umweltbelastende Fabrik, können dadurch Arbeitsplätze verschwinden. Soll sich ein Unternehmen nun zuerst um Umweltschutz oder um Arbeitsbedingungen kümmern? Ein anderes Beispiel sind Windkraftanlagen, die zwar «sauberen» Strom erzeugen, aber unter dem Aspekt des Natur- und Landschaftsschutzes teilweise auf Widerstand stossen. Spezielle Bedürfnisse institutioneller Investoren Bei zahlreichen nachhaltigen Fonds kommen Ausschlusskriterien zur Anwendung. Dabei wird grundsätzlich nicht in heikle Branchen wie etwa die Rüstungs- und Tabakindustrie oder Anbieter von Glücksspielen oder pornografischen Inhalten investiert. Auch Swisscanto praktiziert diesen Ansatz bei verschiedenen Fonds. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen jedoch, dass mit der Anwendung von Ausschlusskriterien auch bestimmte Risiken verbunden sind. Grossanleger vergleichen ihre Anlageergebnisse stets mit jenen eines Vergleichsindex und investieren so, dass sie nicht zu stark von diesem Index abweichen. Werden ganze Branchen ausgeschlossen, kommt es zu deutlichen Abweichungen. Ein Beispiel dafür ist der traditionelle Energiesektor, in welchem die grossen Erdöl- und Erdgas-Produzenten besonders ins Gewicht fallen. Gerade institutionelle Investoren wie Pensionskassen definieren die Risiken ihrer Anlagen auch über die erwähnten Abweichungen. Unter institutionellen Investoren ist grundsätzlich die Bereitschaft vorhanden, auch gemäss nachhaltigen Kriterien zu investieren. Sie streben jedoch ein Rendite-Risiko-Profil an, das mit jenem eines traditionellen Portfolios vergleichbar ist. Verantwortungsbewusstes Investieren bedeutet für sie dort zu investieren, wo die Herausforderungen bezüglich Umwelt, Gesellschaft und Unternehmungsführung wahrgenommen werden, ohne dabei ganze Sektoren auszuschliessen. Best-in-Class-Ansatz Beim Best-in-Class-Ansatz werden aus allen Branchen diejenigen Unternehmen ausgewählt, die innerhalb ihrer Branche die besten Leistungen in Bezug auf Nachhaltigkeit erbringen. Dies sind in der Regel grössere Unternehmen, die in vielen Bereichen der Führung und ihres Kerngeschäfts mit Massnahmen zu Gunsten einer umwelt- und

In der Praxis muss definiert werden, wo die Trennlinie zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Unternehmen verläuft.

Grafikquellen: FNG, Forum Nachhaltige Geldanlagen (1) Swisscanto Asset Management AG (2) Swisscanto, Inrate Foto: Bilderbox.de


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UZ

VOLUMEN NACHHALTIGER ANLAGEN (1) (In der Schweiz in Mrd. CHF)

2011

Total 2012 Institutionelle Anleger Private Anleger 0

10

20

40

50

60

ANLAGEPROZESS RESPONSIBLE INVEST (2) ca. 1600 Titel

Universum Aktien Industriestaaten ESG-Analyse (Environmental, Social, Governance) Umwelt Klimawandel Verbrauch natürlicher Ressourcen Abfallentsorgung Opportunitäten Umwelt

Gesellschaft Humankapital Produktesicherheit Opportunitäten Gesellschaft

Governance Coporate Governance Geschäftsetik Richtlinien Public Policy

Umsetzung durch

Selektionsanforderungen: Best-in-Class (50 Prozent bessere pro Sektor, Region gemäss ESG-Performance) ca. 800 Titel

Responsible Invest Anlageuniversum (RIU) Interne ESG-, Reputationsrisikoanalysen

50 – 100 Titel

Finanzanalyse

Wertpapierselektion

Portfoliokonstruktion

Umsetzung durch Swisscanto Nachhaltigkeitsteam

Responsible Invest Anlageprodukte

sozialgerechteren Wirtschaft beitragen. Die meisten Bestin-Class-Konzepte beruhen auf der Bewertung der Leistungen für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Governance). Manche dieser Konzepte verwenden Ausschlusskriterien, andere verzichten darauf. Wie stark die Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance in die Gesamtbeurteilung einfliessen, hängt von der Branche und ihren spezifischen Eigenschaften ab. Das Bestin-Class-Konzept ohne Ausschlusskriterien entspricht den zuvor beschriebenen Bedürfnissen vieler institutioneller Investoren am besten, da die Rendite-Return-Charakteristik des Fonds nicht durch starre Stilwetten verändert wird. Zu diesem Zweck hat Swisscanto ein Konzept eingeführt,

das auf dem Best-in-Class-Ansatz ohne Ausschlusskriterien beruht. Das Auswahlverfahren ist in Grafik 2 dargestellt. Anlageprodukte, die nach so einem Ansatz zusammengestellt werden, entsprechen den Anforderungen institutioneller Anleger. Durch den Verzicht auf Ausschlusskriterien werden keine Branchen vollständig gemieden, wodurch sich das Risiko, zu stark von einem Vergleichsindex abzuweichen, verringern lässt. Nachhaltige Anlagen erschliessen sich dadurch einen noch grösseren Investorenkreis.

DER AUTOR

Dr. Gerhard Wagner ist Leiter Nachhaltige Anlagen bei Swisscanto.


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UZ l DIGITAL

Mit einer App können sich Auszubildende untereinander und mit dem Lehrbetrieb austauschen.

NEUE APP FÜR LEHRLINGE

Ein Companion für Jugendliche Eine App zur Unterstützung der Peer-Kultur in Betrieben bietet einen innovativen Ansatz, die psychische Gesundheit der Jugendlichen nachhaltig zu stärken. Companion wird entwickelt in einem Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz, des Departements Angewandte Psychologie der ZHAW und des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW.

TEXT RAINER TELESKO, OLIVER BENDEL, FABIENNE AMSTAD UND AGNES VON WYL

Stress im Betrieb? Ärger mit den Ausbildern oder Kollegen? Kommt vor und kann auf die Gesundheit schlagen. Ziel dieses Projekts ist, die psychische Gesundheit von Lehrlingen im Betrieb und von Stellensuchenden zu fördern. Im Fokus steht das Peer-Mentoring, also die Unterstützung von Jugendlichen durch Gleichaltrige. Entwickelt wird eine App namens Companion. Ältere Lernende geben damit ihr betriebliches, schulisches, fachliches, soziales und psychologisches Wissen an jüngere weiter, um deren berufliche und persönliche Entwicklung in schwierigen Situationen zu unterstützen. In das Projekt eingebunden

wurden zwei Anwendungspartner, welche die App im Rahmen ihrer Lehrlingsausbildung nutzen werden. Im Folgenden werden einige Schwerpunkte der bisherigen Arbeit erläutert. Selbstbestimmung und Verantwortung im Internet Im Rahmen des Projekts wurden Konzepte und Texte zur Informationsethik erstellt. Die Informationsethik behandelt die Moral der Mitglieder der Informationsgesellschaft. Sie untersucht, wie sich die Benutzer gerecht verhalten und die informationelle Selbstbestimmung wahren können. Die


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tungsvollen Umgang und ein pflichtbewusstes Verhalten im virtuellen Raum zum Ziel haben. Companion lehnt sich eng an die klassische Version der Netiquette von Arlene Rinaldi an. Die letzte Forderung lautet: «Bedenke, dass es eine Welt ausserhalb der neuen Medien gibt!» Die Companion-App Die App läuft auf einer Plattform, die die grösstmögliche Test- und Erweiterbarkeit gewährleistet und die Entwickler so optimal unterstützt. Die App verfügt über ein Responsive Design, ist also gleichermassen für den mobilen wie den Desktopbetrieb einsetzbar. Folgende Hauptfunktionen wurden realisiert: Profil, Kontakte, Gruppen, Nachrichten, allgemeine und Lifecycle-Informationen, Wiki und Selbsttests. Schwerpunkte der weiteren Arbeit an der App werden vor allem die Weiterentwicklung der Benutzerschnittstelle und die Integration von Anreizsystemen sein. Diese haben die Aufgabe, das Interesse an der App zu steigern. Beispielsweise erhält der Benutzer eine Belohnung für besondere Leistungen. Aufgrund des grossen Umfangs typischer Social-Media-Funktionen wie Profil oder Kontakte kann die App auch auf anderen Anwendungsgebieten eingesetzt werden, zum Beispiel zur Kommunikation zwischen Studierenden und Dozierenden an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.

Foto: Rödi/Pixelio.de.

BETRIEBLICHE GESUNDHEITSFÖRDERUNG BEI JUGENDLICHEN Das Projekt läuft als KTI-Projekt von April 2013 bis Dezember 2014. Ziel von Projekten der Kommission für Technologie und Innovation ist es, Innovationen in Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern. Sie finanziert pro Jahr mehrere hundert Projekte in anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung (F&E), die Unternehmen zusammen mit Hochschulen durchführen. Am Projekt beteiligt sind Prof. Dr. Rainer Telesko (Teilprojektleitung) und Prof. Dr. Oliver Bendel (Arbeitspaket Informationsethik) von der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Dr. Fabienne Amstad (Gesamtprojektleitung) ist Co-Leiterin des Bereichs Psychische Gesundheit von Gesundheitsförderung Schweiz. Prof. Dr. Agnes von Wyl (Teilprojektleitung) ist Leiterin Forschung Psychotherapie und psychische Gesundheit an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Angewandte Psychologie.

Informationsethik unterstützt so gesehen ein gutes Leben in der digital dominierten Welt. Sie behandelt auch Probleme wie Onlinesucht, Cybermobbing und Sexting. Die Netiquette, der Knigge des Internets Ein zentrales Anliegen war, ein benutzerfreundliches Design umzusetzen. Einerseits sollte die Benutzeroberfläche einfach zu bedienen sein, andererseits sollte man von der App höflich und in klaren Aussagen angesprochen werden. Neben knappen AGB und Datenschutzrichtlinien wurde eine Netiquette entwickelt. Diese ist sozusagen der Knigge im Internet und in der mobilen Kommunikation. Sie besteht aus einem Satz von Regeln, die den verantwor-

Evaluation des Projekts Die Messung der Akzeptanz der Companion-App seitens der Jugendlichen ist ein wichtiger Punkt im Projekt. Die Evaluationen sollen zeigen, dass die auf die Berufslernenden und Stellensuchenden zugeschnittene Companion-App zu weniger Stress, mehr Arbeitszufriedenheit und mehr Peerunterstützung führt. Die Prozessevaluation behandelt Fragen in Bezug auf die Häufigkeit des Zugangs und die Verbesserung der Funktionalität und der Benutzerschnittstelle. Sie wird direkt über die App durchgeführt. Die Jugendlichen müssen sich durch ein kleines Interview klicken. Sie geben an, wie häufig sie die App nutzen, wie nützlich die Tools sind und welche Verbesserungen sie sich wünschen. Seit Sommer 2013 gab es zwei Runden. Bei der ersten haben 70 Benutzer teilgenommen, bei der zweiten 50. Für die Ergebnisevaluation füllen die Benutzer am Anfang und am Ende der Projektphase einen Fragebogen aus. Die Benutzungsstatistiken zeigen, dass Companion bisher noch nicht so häufig wie erwartet eingesetzt wird. Möglicherweise sehen die Jugendlichen die App einfach als weitere Social-Media-Plattform und messen die Benutzerfreundlichkeit von Companion direkt an sehr verbreiteten und ausgereiften Produkten wie Facebook oder WhatsApp. In diese Richtung gehen jedenfalls Kommentare, die in der Prozessmessung abgegeben wurden. Strategien, um die Nutzung zu steigern Das Projektteam überlegt derzeit, wie es die Attraktivität der App steigern kann. Eine Strategie wäre, jene Funktionen stärker in den Vordergrund zu stellen, die sich von denen klassischer Social-Media-Plattformen unterscheiden. Zum Beispiel könnte sich das Mentoring stärker auf Anliegen und Informationen in der Ausbildung fokussieren. Zusätzlich wird der Companion in den Schulunterricht integriert. Die Anwender wurden auf den Nutzen der App hingewiesen: «Die Begegnungen und der Austausch mit euren Mentoren und Mentorinnen können wertvoll sein.» Das Unternehmen unterstütze Companion, weil man die App als sinnvoll erachte, wenn man sich gegenseitig unterstütze und sich rege austausche. Das Projektteam hat die Hoffnung, dass die Jugendlichen das Angebot vermehrt wahrnehmen werden.


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UZ-SERIE: IT-FALLSTUDIEN

Design und Qualität treffen Business Software

Dem Badezimmer wird immer mehr gestalterische Aufmerksamkeit zuteil. Qualität und Individualität sind gefragt. Genau hier treffen sich die Keramikland AG und OpaccOne: Keramikland nutzt das ERP-System, um Qualitätsprodukte aus dem Sanitärbereich anzubieten und zu verkaufen. Die Flexibilität der Lösung erfüllt die Anforderungen des äusserst dynamischen Marktauftritts von Keramikland.

TEXT CHRISTIAN BÜHLMANN

Die Keramikland-Gruppe ist ein Schweizer Familienunternehmen, das mit Sanitärprodukten handelt; angeboten werden ausschliesslich Produkte exklusiver Lieferanten aus westeuropäischen Ländern. So wird das Bedürfnis der Konsumenten nach hochwertiger Qualität und ethischer Produktion bezahlbarer Designerprodukte erfüllt. Das Konzept geht auf: Das Unternehmen zählt 50 Mitarbeiter und kann auf eine über 20-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die beiden grossen Aus stellungen in Huttwil und Cham – auf über 6 000 Quadratmetern – zeigen, dass bei Keramikland die Leidenschaft für Design und ein ausgeprägter Sinn für die neusten Wohn-, Bade- und Wellness-Trends Priorität haben.

Ausgangslage Sanitäreinrichtungen sind anspruchsvolle und sehr kundenspezifische Produkte, die von den Käufern im Showroom ausgesucht und dann von Profis verkauft und installiert werden. Das erfordert die flexible Nutzung des OpaccOne ERP-Standards, zum Beispiel für strukturierte Offerten oder branchenspezifische Spezialleistungen. Kunden verlangen Gestaltungsvarianten, professionelle Installateure genaue Spezifikationen und Nettopreise. Solche Offerten und Aufträge werden bei Keramikland mit OpaccOne erstellt, zugeordnet und spezifiziert – dank der sauberen Abbildung aller involvierten Daten und Prozesse. Vorgehen Als es im Jahr 2004 darum ging, das richtige ERP bei Kera-


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FALLSTUDIEN Unter dem Label «IT-Konkret» erstellt die topsoft Fachredaktion aktuelle Erfahrungsberichte über die Einführung und Nutzung von Business Software. Das Ziel ist die Vermittlung von praxisnahem Wissen und nützlichen Anregungen für den erfolgreichen Einsatz von Unternehmenslösungen. Sämtliche Fallstudien und Whitepaper stehen unter www.it-konkret.ch kostenlos zur Verfügung.

DAS PROJEKT Kunde: Keramikland KN AG, 4950 Huttwil, www.keramikland.ch Mitarbeiter: 50 User: 30 Branche: Keramik, Handel, Baumaterial Thema: ERP, Retail Anbieter: Opacc, 6010 Kriens, www.opacc.com Lösung: OpaccOne

mikland einzuführen, wünschte man sich ein System, mit dem Prozesse und Arbeitsabläufe unkompliziert und schnell erfasst werden konnten, um den zuverlässigen Umgang mit den notwendigen Daten zu garantieren. Dazu mussten sämtliche kunden- und lieferantenrelevanten Prozesse logisch und sauber abgebildet werden. Ausschlaggebend für die Wahl von OpaccOne sei schliesslich das übersichtliche Lösungsangebot gewesen, sagt Peter Glanzmann von Keramikland. Und natürlich die Tatsache, dass die Software lokal angeboten wurde – mit individuellen Anpassungsmöglichkeiten. Mitentscheidend: die Opacc Update-Garantie.

So individuell die Produkte der Keramikland, so flexibel die im Unternehmen eingesetzte Business Software OpaccOne. Foto: zVg

Lösungskonzept OpaccOne macht alle Daten und Funktionen zentral verfügbar. Geboten werden die in dieser Branche geforderten flexiblen Einsatzmöglichkeiten – bei durchgehend einheitlichem Bedienungskonzept. Die grosse Flexibilität von OpaccOne unterstützt den äusserst dynamischen Keramikland-Marktauftritt. Bei Keramikland kommen nicht nur die Standardleistungen von OpaccOne zum Zug. Das System ist flexibel genug, um auf mehrere Besonderheiten einzugehen. Zum Beispiel können Angebote oder Aufträge mit sogenannten Zwischentiteln versehen und mit Massskizzen-Dossiers geliefert werden. Mittels Zwischentiteln wird das Angebot aufgegliedert, zum Beispiel in Badezimmer-OG, Boden-EG oder Wellness-Raum-UG, und die einzelnen Artikel werden dem richtigen Bereich zugeordnet. Für zahlreiche Produkte bestehen Skizzen als PDF-Dateien mit Abmessungen, Bildern sowie Hinweisen oder Vorschriften für den Einbau. Für ein Angebot oder einen Auftrag werden sie zu einem MassskizzenDossier in einer einzigen PDF-Datei zusammengeführt. Mit einem einzigen Verarbeitungsbefehl lassen sich Angebot oder Auftragsbestätigung, Massskizzen-Dossier, allgemeine Geschäftsbedingungen und Begleitbrief als PDF in OpaccOne erstellen und als Beilage per E-Mail versenden. Sanitärprodukte sind Bauveredelungsprodukte. Hier muss das ERP spezielle Ansprüche erfüllen können. Zum Beispiel gilt es, für das gleiche Angebot eine Brutto-Offerte für den Bauherren oder Architekten zu liefern sowie eine Netto-Offerte mit Preisen und Rabatten für die Sanitär-Installateure oder Plattenleger. Paul Huwiler, Wirtschaftsinformatiker und Projektleiter bei Opacc, kennt noch mehr spezielle Ansprüche, denen OpaccOne in dieser Situation gerecht werden muss. Zum Beispiel die Tatsache, dass die Bedarfsartikel am Standort Cham selber bewirtschaftet und die Lagerartikel vom Hauptlager in Huttwil beschafft werden. Der gesamte Beschaffungs- und Verrechnungsprozess läuft automatisch und mandantenübergreifend ab. Fazit Keramikland ist ein sehr dynamisches Unternehmen mit einem topmodernen, schnell wechselnden Sortiment. Diese Dynamik erfordert auch von OpaccOne rasches Reagieren auf neue Anforderungen und innovative Lösungen. Bei Keramikland kommen längst nicht nur die OpaccOne-Standardlösungen zum Zug. Das System ist flexibel genug, um auf Besonderheiten einzugehen und die daraus erwachsenden Aufgaben zu übernehmen. Bei Keramikland weiss man das zu schätzen und ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen.


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VIDEOKONFERENZEN

Weniger unterwegs – mehr Zeit VON LARRY ESTEVEZ

LARRY ESTEVEZ Der Autor ist KMU-Berater bei Swisscom (Schweiz) AG und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.

In unserer Firma möchten wir Reisezeiten und -kosten reduzieren. Der Kontakt mit Kunden, Partnern oder Kollegen ist uns trotzdem wichtig. Lassen sich die Wünsche nach mehr Zeit, weniger Kosten und einem regelmässigen persönlichen Austausch vereinen? So geht es vielen Geschäftsleuten: Kundenbesuche, Abstimmungsmeetings mit Partnern oder der Austausch mit Kollegen brauchen viel Zeit. Noch dazu, wenn die Termine nicht am Arbeitsplatz stattfinden. Das kostet Zeit und Geld, die ein KMU eigentlich anders investieren möchte.

Spontanes Meeting trotz Distanz Eine Lösung ist, Meetings per Video abzuhalten. Auf dem Markt gibt es eine breite Auswahl an kostenlosen Videokonferenzlösungen und qualitativ hochstehenden Videokonferenz-Systemen. Das ideale Angebot lässt sich einfach bedienen und ohne grossen Aufwand einsetzen. Auch ist von Vorteil, wenn alle Teilnehmer die Lösung ohne zusätzliche Installationen oder Registration nutzen können. So können Video-Meetings spontan abgehalten werden. Zwar fällt für diese Art der Lösung ein monatlicher Fixpreis an – die Vorteile gegenüber

Gratisprodukten liegen jedoch auf der Hand: Ton und Bild sind von hoher Qualität. Meetings können unabhängig von der Infrastruktur von Kunden oder Partnern stattfinden und weitere Gäste zur Besprechung eingeladen werden. Ausserdem kann die Lösung auf PC, Tablet oder Smartphone genutzt werden. Einige Anbieter bieten zudem die Möglichkeit, den virtuellen Meeting-Raum individuell zu gestalten, zum Beispiel mit dem Firmenlogo. Besseres Raumklima, mehr Platz Der persönliche Austausch kommt bei Videokonferenzen nicht zu kurz: Sie

haben Ihre Gesprächspartner immer vor sich, als ob sie sich im gleichen Raum befänden, können ihnen Produkte zeigen, mit ihnen diskutieren oder Dokumente austauschen. Die Reaktion Ihres Gegenübers bekommen Sie dabei live mit. Entscheide können gemeinsam gefällt werden. Videokonferenzlösungen geben aber nicht nur dem Menschlichen einen Raum, sondern bedeuten auch bessere Klima- und Platzbedingungen. Dies ist gerade für KMU mit begrenztem Raumangebot praktisch. Probieren Sie es aus – vielleicht erfüllen Videokonferenzen ja tatsächlich alle Ihre drei Wünsche auf einmal.

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UNTERNEHMER BONUS Eine Firmenauskunft (Risiko-Analyse) nach Wahl des Wirtschaftsauskunftsdienstes Bisnode (früher Dun & Bradstreet) im Wert von CHF 45.– bei Bestellung eines Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 54.– oder Drei Firmenauskünfte (Risiko-Analysen, Wert total CHF 135.–) von Bisnode, bei Bestellung eines Zwei-Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 96.–. Informieren Sie sich über neue Kunden, Lieferanten und Ihre Konkurrenz. Schützen Sie sich vor schlechten Zahlern und profitieren Sie vom Informationsvorsprung. Mehr Infos zu den Wirtschaftsauskünften von Bisnode auf www.monetas.ch/risikoanalyse

Senden Sie den ausgefüllten Coupon an Redaktion UnternehmerZeitung, Zürcherstrasse 39 8952 Schlieren (Fax: 044 306 47 11) oder mailen Sie die Bestellung auf unserer Homepage www.swissbusinesspress.ch/abo/UZ/abo_uz

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GESCHÄFTSREISEN IM JAHR 2014

Steigende Reisekosten erwartet VON KLAUS STAPEL

KLAUS STAPEL Der Autor ist Geschäftsführer von AirPlus International AG (Schweiz), einem führenden internationalen Anbieter von Lösungen für das tägliche Geschäftsreise-Management. www.airplus.com

Die Anzahl an Geschäftsreisen wird sich im 2014 auf einem ähnlichen Niveau bewegen wie im letzten Jahr. Es werden jedoch höhere Kosten erwartet. Die Prognose für Geschäftsreisekosten fällt für dieses Jahr sogar höher aus als für 2013 – und ist von 39 auf 42 Prozent gestiegen. Dies zeigt eine aktuelle Studie von AirPlus International, bei der weltweit über 1000 Reiseverantwortliche aus 24 Ländern befragt wurden. Vergleicht man die verschiedenen Regionen der Welt, zeigt sich die grösste Differenz zwischen der steigenden Anzahl der Reisen und den Kosten in

Nordamerika: Während 31 Prozent der Befragten einen Anstieg der Reisen erwarten, sehen 52 Prozent eine Zunahme bei den Reiseausgaben. Ein ähnliches Bild ist auch im Raum Asien-Pazifik erkennbar. Europa zeigt die moderatesten Wachstumserwartungen. Hier reiht sich auch die Schweiz ein, wo 27 Prozent der Befragten an einen Anstieg der Geschäftsreisen glauben und 34 Prozent gleichzeitig eine Erhöhung der Ausgaben sehen. Die Unternehmensgrösse spielt eine wichtige Rolle. Grosse Unternehmen prognostizieren die Anzahl Geschäftsreisen verhaltener als Firmen

mit einem kleinen oder mittleren Reisebudget. Den grössten Anstieg der Anzahl Geschäftsreisen erwarten die Türkei, Brasilien, Indien und Südafrika. Am pessimistischsten sind die Länder Singapur, Belgien, Mexiko und Kanada; sie erwarten den grössten Rückgang. Mehr Firmen erwarten, dass die Flugkosten steigen werden. In Nordamerika erwarten für 2014 sogar mehr als die Hälfte der befragten Firmen einen Anstieg. Ähnliches zeichnet sich bei den Hotels ab. In den meisten Regionen, mit Ausnahme von Europa, erwarten die Unternehmen einen Anstieg der Kosten pro

Hotelübernachtung. Hier zeigt ebenfalls Nordamerika die grösste Differenz: 45 Prozent der US-amerikanischen Travel Manager erwarten einen Kostenzuwachs, mit einem Anstieg der Hotelübernachtungen rechnen 36 Prozent. In Europa, Asien-Pazifik und Lateinamerika sind beide Befragungswerte nahezu deckungsgleich. 24 Prozent der Schweizer Unternehmen erwarten einen Anstieg der Hotelübernachtungen, 27 Prozent einen Anstieg der Kosten. Spannend ist zudem, dass die Schweizer Unternehmen im globalen Vergleich als einzige einen Anstieg bei den Geschäftsreisen mit dem Zug sehen.

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TRENDS IM FLOTTENMANAGEMENT

Firmenkunden machen keine Kompromisse Wenn Firmen über ihre Fahrzeugflotten entscheiden, zählt vor allem eins: der wirtschaftliche Nutzen. Firmenkunden sind da weniger kompromissbereit als Private. Zunehmend werden Flotten interessant, bei denen sich die Mitarbeiter Fahrzeuge teilen. Auch Full-Services-Leasing senkt die Kosten.

TEXT UND INTERVIEW ANNA BIRKENMEIER

Für viele Unternehmen geht es nicht ohne – die eigene Fahrzeugflotte ist oft eine betriebsnotwendige Angelegenheit. Ganz gleich ob Service- oder Geschäftswagen, die persönliche Mobilität ist auch im digitalen Zeitalter immer noch die Basis vieler Geschäfte. In der Schweiz bewegen sich die meisten Flotten in einer Grösse zwischen einem und hundert Fahrzeugen. Und die Tendenz ist steigend. Eine Studie, die jährlich von Arval, einem herstellerunabhängigen Leasing-Anbieter in der Schweiz in Auftrag gegeben wird, zeigt: Auch bei angespannter Wirtschaftslage haben die meisten befragten Firmen die Absicht, ihre Fahrzeugflotte mittelfristig zu vergrössern. Effizienz bleibt wichtiges Kriterium Und worauf wird bei Wahl der Fahrzeuge geachtet? «Die moderne Flotte muss für ihre Betreiber einen möglichst grossen Nutzen schaffen und eine hohe Verfügbarkeit gewährleisten. Nutzen bedeutet dabei, zweckmässige und effiziente Fahrzeuge für seinen spezifischen Einsatzbereich zur Verfügung haben», sagt Beat Imwinkelried, Geschäftsführer der Interleasing AG, einem weiteren grossen Schweizer Leasing-Anbieter mit Hauptsitz in Basel. Die Zusammensetzung der Fahrzeugflotten hängt deshalb vor allem von wirtschaftlichen Faktoren ab. «Ist ein Fahrzeug-Trend ökonomisch unattraktiv, werden sich nur wenige Flottenkunden dafür interessieren», sagt Frédéric Rieder, Leiter Sales bei Mobility Solutions AG. Denn Entscheide bezüglich Firmenflotten werden meist in einem betriebswirtschaftlichen Kontext getroffen. Ökologische Trends spürbar Daneben spielt jedoch auch die Ökologie eine wichtige Rolle. «Wir stellen fest, dass sich die Kunden grundsätz-

lich immer mehr Gedanken um die gesamte Ökobilanz ihrer betrieblichen Mobilität machen», sagt Rieder. «Die CO2-Emissionen der Fahrzeuge werden dabei als ein möglicher Einflussfaktor angesehen, um die gesamte CO2-Bilanz der betrieblichen Mobilität positiv beeinflussen zu können.» Mit entsprechenden Massnahmen lassen sich die reinen Fahrzeugemissionen heute einfach reduzieren. Zum Beispiel durch «down sizing» bei den Motorisierungen oder durch die Wahl von Alternativantrieben. Letztere haben es jedoch nach wie vor schwer. Die meisten Unternehmen sind vor allem bei reinen Elektrofahrzeugen noch sehr zurückhaltend. Die ARVAL Studie zeigt, dass Firmen darin kaum eine Zukunftstechnologie sehen, weil die Entwicklung hinsichtlich Ladedauer und Stationen, Batterie-Kapazität und Modell-Vielfalt seit Jahren nicht richtig vorankommt. Flexibilität und Effizienz werden dadurch stark eingeschränkt. «Firmenkunden sind hier viel weniger kompromissbereit als Privatkunden», sagt Rieder. Autoteilete senkt Kosten Viele Unternehmen verfolgen inzwischen jedoch weitere Lösungen und Massnahmen, welche geeignet sind, die CO2-Bilanz weiter zu optimieren. Eine Möglichkeit dazu bietet sogenannte kombinierte Mobilität, etwa im Rahmen von Fahrzeug-Sharing oder -Pooling. Im europäischen Vergleich ist in der Schweiz die Einsicht, den Mitarbeitern einen firmeninternen Car-Pool zur Verfügung zu stellen, sehr weit entwickelt. Rund 40 Prozent der befragten Grossunternehmen haben bereits einen solchen umgesetzt, fast doppelt so viele wie in Europa. Dies könnte auch daran liegen, dass in Schweizer Firmen das Vertrauen in die Mitarbeiter grösser ist, gemeinsam Sorge zu den Firmenfahrzeugen zu tragen. «Neben ökologischen Aspekten ist diese Variante auch finanziell interessant. Viele Unternehmen


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Auch diese Möglichkeit gewinnt an Bedeutung und wird als Alternativlösung laufend verfeinert und weiterentwickelt. Fahrrad statt Auto und Mitfahrgelegenheit statt eigener Wagen lauten hier mögliche Devisen.

Nutzfahrzeuge verschiedener Hersteller: «Ist ein Fahrzeug-Trend ökonomisch unattraktiv, werden sich nur wenige Flottenkunden dafür interessieren.»

geben nämlich an, Car-Sharing auch als kostendämpfende Massnahme einzusetzen», sagt Imwinkelried. Noch einen Schritt weiter in Richtung saubere Mobilität gehen diejenigen Unternehmen, welche eine Veränderung der individuellen Mitarbeitermobilität anstreben.

Foto: zVg/Daimler

Sparpotential bei Full-Services-Leasing Neben der Flottengestaltung wird auch deren effiziente Steuerung für die Unternehmen immer wichtiger. Dazu gehören mehrjährige Leasing-Verträge, Full-Service-Leasing zur optimalen Kostenkontrolle und effizientes Flottenmanagement. «Im Bereich Flottenmanagement stellen wir fest, dass Kunden finanziell immer genauer planen wollen», sagt Rieder. «Das Interesse, allfällige Kosten, welche bei der Fahrzeugrückgabe entstehen könnten, bereits während der Vertragslaufzeit vorfinanzieren zu können, scheint immer grösser zu werden.» Sparpotential für Unternehmen gibt es denn hauptsächlich bei sogenannten Flottenmanagement-Verträgen im Rahmen von Fullservice-Leasings. Bei dieser Variante des Fuhrpark-Managements lagert die Unternehmung sämtliche Dienstleistungen und Services rund um die Fahrzeugflotte an einen externen Partner aus. Nebst den klassischen Finanzierungskosten, also Fahrzeugabschreibung inklusive Zinskosten, werden weitere fahrzeug-und laufleistungsbezogene Kosten wie Service, Reparaturen, Reifen, Versicherung und Strassenverkehrsabgaben in die monatliche Rate integriert. «Diese Kosten werden auf Basis der mit unseren Partnern verhandelten Preise berechnet. Bereits das stellt einen ersten Kundenvorteil dar. Da wir das Management der Flottenmanagement-Verträge für unsere Kunden übernehmen, werden die kundeneigenen Ressourcen wie Personal und Zeitbedarf geschont. Dieses Outsourcing bringt ein weiteres grosses Sparpotential», so Frederic Rieder abschliessend.

BEAT IMWINKELRIED, GESCHÄFTSFÜHRER DER AUTO-INTERLEASING AG

Das Fahrzeug ist auch eine Visitenkarte Welche Aspekte stehen bei der Wahl einer Flotte im Vordergrund? Beat Imwinkelried *: Die Flotte repräsentiert in einer gewissen Weise das Unternehmen. Ob jemand in einem Mercedes oder einem Skoda beim Kunden vorfährt, macht in dessen Wahrnehmung einen Unterschied. Also entscheidet der Flottenbesitzer, wie die Geschäftsfahrzeuge den Auftritt des Unternehmens unterstützen sollen. Welche Rolle spielt die Wirtschaftlichkeit? Vorneweg muss ich sagen, dass die Wirtschaftslage keinen nega-

tiven Einfluss auf unser Geschäft hat. Dennoch ist das Kostenbewusstsein, insbesondere bei grösseren Flotten, ein Dauerthema. Allerdings muss man hier sehr deutlich zwischen Betriebsfahrzeugen und Kaderfahrzeugen unterscheiden. Bei den Betriebsfahrzeugen liegt der Schwerpunkt klar auf Kosteneffizienz. Kaderfahrzeuge sollen für die Mitarbeiter immer auch ein Stück weit Motivationsinstrument sein und sind häufig auch Lohnbestandteil. Deshalb ist hier der Kostenfaktor weniger entscheidend. Gemeinsam haben beide, dass vermehrt

auf ökologische Aspekte Wert gelegt wird. Welche Massnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstosses kommen zum Einsatz? Zum Beispiel das «down sizing». Unternehmen steigen auf kleinere Motoren und Fahrzeuge mit geringerem CO2-Ausstoss um. Zudem werden die Mitarbeiter in Fahrertrainings geschult. Ziel ist, umweltschonendend zu fahren sowie den Verschleiss und die Wartungskosten am Fahrzeug zu verringern, zum Beispiel für Reifen und Getriebe. Gleichzeitig reduzieren

sich die Treibstoffkosten und nicht zuletzt sinkt das Unfallrisiko durch erhöhte Fahrersicherheit, was sich wiederum positiv auf Versicherungsprämien und unfallbedingte Absenzen auswirkt. Nebenbei haben reduzierte Kosten durch verringerten Verbrauch noch einen positiven Effekt auf die CO2-Bilanz. Wie steht es um Elektrofahrzeuge? Vereinzelt wird danach gefragt. Wir beobachten jedoch nicht, dass ganze Flotten auf Elektrofahrzeuge umgestellt werden. Einen klaren Trend sehen wir hingegen bei Sha-

ring-Fahrzeugen. Oftmals haben Firmen zwar bereits heute ein solches Produkt, es wird jedoch meist noch schlecht ausgenutzt. Da Unternehmen vor allem in Städten zunehmend weniger Parkplätze zur Verfügung stellen können, wird in Zukunft sicherlich ein stärkerer Fokus auf solche Konzepte gelegt werden. Viele Mitarbeiter sind ja ohnehin nur sporadisch auf ein Firmenfahrzeug angewiesen. Auch damit lässt sich natürlich die CO2-Bilanz verbessern.

* Beat Imwinkelried ist Dip.-Ing. ETH/ MBA, Verwaltungspräsident und Geschäftsführer der Auto-Interleasing AG in Basel.


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UZ l UNTERNEHMEN

DIE NAEF GROUP SANIERT ROHRLEITUNGEN VON INNEN

Zum Glück hat der Erfinder auch Kinder Der Vater reiht Erfindung an Erfindung, der Sohn hat ein Flair für Betriebswirtschaft, und die Tochter ein Händchen für Finanzen. So ist das Familienunternehmen der Näfs geboren. Obwohl die Eltern es nie vorhatten.

Waren vor dreissig Jahren in einem Mehrfamilienhaus die Leitungen spröde, standen die Bewohner für mehrere Monate auf der Strasse. Heute müssen die Böden nicht mehr aufgerissen werden: Die Heizungs- und Trinkwasserrohre werden gereinigt und neu beschichtet. Das dauert einige Tage, das Haus bleibt bewohnbar.

Näf begann, von Freienbach (SZ) aus die Lizenzen für das Rohrsanierungs-System zu vertreiben. Schon 1992 wurden in Nordamerika Wasserleitungen nach dem NäfPrinzip saniert. Doch bei der einen Innovation blieb es nicht: Näf wandte sein Konzept auf Bodenheizungen an. Spröde Heizungsrohre mussten ab 1999 nicht mehr herausgerissen werden – sie erhielten eine neue Beschichtung.

Auf eine Erfindung folgt die nächste Die Rohrinnensanierung im Gebäude erfunden hat in den 80er-Jahren Werner Näf. Das Prinzip schaute sich der Ingenieur bei Tanks ab: Diese werden mit dem Sandstrahler vom Rost befreit und mit einem Haftharz beschichtet. Zuerst musste aber ein Harz her, dass verträglich war mit dem Trinkwasser. Also gründete der knapp 30-jährige Näf 1985 ein Ingenieurbüro. Nach zwei Jahren der Entwicklung meldete er das Patent in allen wichtigen Ländern an.

Kinder aus eigenem Antrieb im Unternehmen Im neuen Jahrtausend blieb nichts beim Alten. Näf war nicht zufrieden mit der Qualität der Lizenznehmer, da kam es gerade recht, dass Ramon Näf, der Sohn von Werner Näf, sich im Unternehmen des Vaters engagieren wollte. Die Näfs, mittlerweile ein Familienunternehmen, entschlossen sich 2001, eigene Techniker anzustellen und ihre Erfindung selbst anzubieten. Ramon Näf baute die Vertriebsorganisation in der Schweiz auf.

TEXT LUKAS STUDER

«Wollten den Nachwuchs anfänglich gar nicht nachziehen»: Gründer und VR-Präsident Werner Näf, CEO Ramon Näf, Geschäftsleitungs-Mitglied Sarah Näf und VR-Mitglied Anneliese Näf. (von links)

Fotos: zVg:


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Heute ist Ramon Näf CEO, die Firma beschäftigt 70 Mitarbeiter, hat Ableger in Thun und Oberentfelden (AG). Ramon leitet das Unternehmen zusammen mit seiner Schwester Sarah Näf, die sich um die Finanzen und das Personal kümmert. Dabei wollten die Eltern den Nachwuchs gar nie nachziehen. «Unsere Kinder sind aus eigenem Antrieb ins Unternehmen eingestiegen», sagt Werner Näf. Rohrsanierung ohne Epoxidharz Eine Nachfolgeregelung stellt die Beteiligten oft vor Schwierigkeiten. Den Näfs kam entgegen, dass die Kinder Aufgaben übernahmen, die es vorher gar nicht gab. Der Kundenkontakt und die Analyse vor Ort waren für Ramon Näf wie die Firma Neuland, ebenso nahm sich Sarah Näf mit der wachsenden Zahl von Mitarbeitern und der entstehenden Finanzabteilung einer neuen Aufgabe an. «Jeder hatte von Anfang an seinen Kompetenzbereich und bringt seine Begabungen dort ein, wo sie gefragt sind», sagt Werner Näf. Er selbst hat die Führung des Unternehmens an Sohn Ramon abgegeben und ist heute Verwaltungsratspräsident. So hat der Ingenieur und Erfinder Näf wieder mehr Zeit für die Forschung und Entwicklung. 2011 gelang ihm der nächste Coup: eine Zementmischung, die sich auch in den schmalen Trinkwasserleitungen verteilen lässt. Zement ist anorganisch und deshalb keine Gefahr für den Menschen; seit jeher wird es in grösseren Rohren eingesetzt. So muss es die Näfs nicht kümmern, dass das Bundesamt für Gesundheit kürzlich in einem Informationsschreiben strenge Kriterien zum Einsatz von Epoxidharz im Trinkwasser gefordert hat. Sie setzen es nicht mehr ein.

Der Ingenieur Werner Näf hat 1987 die Rohr-Innensanierung erfunden. Mittlerweile sind weitere Innovationen dazugekommen.

NAEF GROUP Hauptsitz: Niederlassungen: Gründungsjahr: Umsatz: Mitarbeiter: Auszeichungen:

Freienbach SZ Thun BE und Oberentfelden AG 1985 keine Angaben 70 Anerkennungspreis 2013 der Handelskammer Zentralschweiz, European Family Business Award 2012 «Top Rising Star of the Year»

Der Vater erfindet wieder Die Expansion der letzten fünfzehn Jahre finanzierten die Näfs ohne Fremdkapital. Allein das lukrative Geschäft mit den Lizenzen legte den Grundstein für die heutige Naef Group. Unter diesem Dach vertreibt sie seit 2012 die verschiedenen Produkte. Der einheitliche Marktauftritt soll die Position im Schweizer Markt stärken, der Kunde das Unternehmen mit Wasser und Wärme generell in Verbindung bringen. So kaufte die Naef Group kürzlich selbst eine Lizenz: Mit dem System einer holländischen Firma lässt sich eine Fussbodenheizung nachträglich in einen bestehenden Boden einbauen. Die eigenen Lizenzen sind mittlerweile alle ausgelaufen. Trotzdem ist der Schritt ins Ausland für Ramon Näf im Moment kein Thema. Mit einer dezentralen Organisation sei es schwierig, die Qualität überall gleich hoch zu halten, sagt er. «Zudem besteht in der Schweiz noch grosses Potential.» Der anspruchsvolle Schweizer Kunde sei ideal für die Naef Group, die auf Qualität und Innovation setze. Während sich Ramon Näf um das Betriebswirtschaftliche kümmert, hat Werner Näf wieder ein Patent angemeldet. Seine neuste Erfindung spürt tote Leitungen auf, die verkappt oder zugemauert zur Gefahr werden können. Im darin liegenden Wasser entstehen gefährliche Keime, die sogenannten Legionella-Bakterien. Bis heute war es nicht möglich, auch Rohre aus Kunststoff frühzeitig zu orten. Die Lösung: Näfs Detektor findet nicht das Rohr, sondern das Wasser.


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UZ l MANAGEMENT

A NEW STORY OF BUSINESS

Unternehmensführung durch Das Management von Stakeholdern entscheidet über die Akzeptanz und Durchsetzungskraft von Projekten, Entscheidungen, Strategien – es als «new story of business» zu bezeichnen, trifft die Sache im Kern.

TEXT ANSGAR THIESSEN

Es ist spät und Urs Müller * sitzt müde an seinem Schreibtisch in einem kleinen Büro irgendwo in der Zentralschweiz. Damit hatte er nicht gerechnet: Zwei seiner wichtigsten Projektmitarbeiter verlassen das Unternehmen und einer seiner Vorstandskollegen torpediert seit zwei Wochen mit allen Kräften das Projekt – sein Projekt. Dabei haben sie doch eigentlich alle das gleiche Ziel... So oder ähnlich enden interne Veränderungsprojekte, oft bevor sie überhaupt richtig begonnen haben. Als Prozess geplant, mit externen Beratern an Bord, das Budget eingehalten – doch nicht akzeptiert. Denn, und das zeigt unsere Erfahrung deutlich, von dem Befüllen einer einfachen Website bis zum Kauf einer neuen Geschäftseinheit – an jedes Projekt werden Ansprüche gestellt. Doch die wenigsten davon sind zu Beginn sichtbar, noch viel weniger werden sie aktiv in unternehmerische Vorhaben einbezogen. Die gute Nachricht: Ansprüche lassen sich sichtbar machen. Und sie lassen sich managen – was nicht bedeutet, sie zu manipulieren. Das Management von Ansprüchen ist ein inhaltlicher, argumentativer und damit oft mühsamer, aber ein lohnender Weg – vor allem, wenn es um Projekte grosser Veränderung geht. Wer hat eigentlich einen Anspruch? Das Stakeholder Management hat seinen Ursprung in der Managementlehre. Der US-Amerikaner Edward Freeman hat das Konzept zum ersten Mal in den 80er-Jahren vorgestellt. Heute bezeichnet er es als «new story of business». Warum? Weil die Integration von Ansprüchen in unternehmerische Vorhaben über ihr Wohl und Wehe entscheiden. Und kaum etwas verändert sich so grundlegend wie das Umfeld, in dem Unternehmer entscheiden müssen: Wechselnde Marktsituationen, Konsumenten, die lauthals die Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern kritisieren, Mitarbeiter, die entweder kaum zu finden sind oder wechselbereit die Firma verlassen, Kapitalgeber, die Fragen zur Nachhaltigkeitsstrategie stellen – die Liste ist lang. Und die Konsequenzen deutlich: Unternehmerische Vorhaben sehen sich einem eigenen, oft starken Gestaltungswillen von Stakeholdern gegenüber. Regulatoren setzen Rahmenbedingungen, NGOs verhindern medienwirksam die Expansion nach Asien oder ganz einfach: Die Vorstandskollegen verhindern bewusst wichtige Entscheide. Amerikanische Unternehmen sind heute recht weit in der Analyse von Stakeholdern, ihren Ansprüchen und Argumenten. Doch auch bei uns kommen immer häufiger analytische Tools zum Einsatz – die Studie «Stakeholder Integration», in der das Stakeholder Management in der Schweiz beschrieben wird, zeigt, dass KMU das Thema auf sich zurollen sehen. Sie wissen nur nicht, wie damit umgehen.

Es geht um Meinungsführer Eine einfache, aber wirkungsvolle Möglichkeit, Ansprüche sichtbar zu machen, sind sogenannte Landkarten von Meinungsführern. Solche Stakeholder-Landkarten sind keine visuelle Darstellung von abstrakten Gruppen, sondern sie folgen dem sogenannten «names-and-faces-approach». Hinter jedem dargestellten Stakeholder stehen also ein Name, seine ganz persönliche Position gegenüber dem Vorhaben und seine Argumente. Solche Landkarten helfen zu verstehen, wer meinem Vorhaben gegenüber wie eingestellt ist, wen ich mit welchen Argumenten überzeugen muss, wen es reicht über den Fortlauf zu informieren oder wer auch Teil der neuen Strategie werden muss. Analytische Werkzeuge wie die Stakeholder-Landkarten sind wertvoll, allerdings erst der Anfang auf dem Weg, unternehmerischen Vorhaben zu Akzeptanz und Durchsetzungskraft zu verhelfen. Einen Schritt weiter geht das sogenannte Stakeholder Engagement – wen konkret binde ich wie stark wann und wo in mein Vorhaben ein? Grossen Vorhaben wie der Zusammenlegung von zwei Geschäftseinheiten gehen durchdachte Stakeholder Engagements voraus, lange bevor die Projekte beginnen. Denn bereits die Gespräche im Vorfeld und das Bilden von Allianzen sind massgebend für den Erfolg solcher Vorhaben. Selten stehen Prozess- oder Organisationsprobleme im Weg, es ist die Kultur der Menschen, die den Wandel mitmachen. Ein Beispiel ist die Überbauung einer Wohn- und Arbeitsfläche im ländlichen Raum. Dort sind die entscheidenden Meinungsführer eben nicht nur Kapitalgeber und die Politik, sondern auch die Anwohner, die Gründerin der Facebook-Initiative «Keine Zersiedelung im Kanton Zug» oder der Jurist des Wettbewerbers, der das Projekt mit Rechtsklagen überzieht. Wie integriere ich Stakeholder in meine Strategie? Der Entscheid, wie stark ich welche Stakeholder in mein unternehmerisches Vorhaben integriere, hängt im Wesentlichen davon ab, mit welchen Ansprüchen sie mir gegenüber stehen. Grundsätzlich kann man jedoch zwischen vier Integrationstiefen unterscheiden. Die erste ist die «Information», bei dem Stakeholder über die Geschäftsthemen auf dem Laufenden gehalten werden. Das tönt trivial – gerät aber im Eifer des Projektgefechts oft unter die Räder. Zum Beispiel ist bei einem Schweizer KMU bei der Zusammenlegung von weltweit 17 Entwicklungseinheiten zu fünf Regional-Hubs das Projekt fast gescheitert, weil man schlicht versäumt hatte, die nicht unmittelbar betroffenen Geschäftseinheiten über wichtige Prozessschritte zu informieren. Ein einfacher Newsletter hätte gereicht, viel Unklarheit und Spekulationen innerhalb der Landesgesellschaften zu vermeiden. Stakeholder Management bedeutet nicht, dass man immer alle Kritiker und Befürworter an den runden Tisch holen muss – meist reicht eine einfache, regelmässige und vor allem an die oft naheliegendsten Fragen angelegte Information. Eine Stufe weiter geht die «Konsultation», also das Einholen von Feed-

Kampf der Interessen: Jeder Stakeholder, ob Kunde, Vorstand oder NGO, stellt Ansprüche an das Unternehmen. Diese Interessen erfolgreich zu managen, ist wichtig für den Geschäftserfolg.

Foto: Keystone/Martin Ruetschi)


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Stakeholder Management

back von Stakeholdern zu konkreten Themen und strategischen Vorhaben. Beispiele dafür sind Kundenbeiräte oder Advisory-Boards, bei grösseren Vorhaben auch gemeinsame Zukunftskonferenzen oder -werkstätten. Die nächste Stufe ist dann die «Kooperation» und damit das Einbeziehen von Stakeholdern in Entscheidungen und Planungen. Für eine R&D-Abteilung kann dies die partizipative Produktentwicklung sein oder für ein Pharmaunternehmen eine Forschungskooperation mit Kliniken. Die stärkste Integration von Stakeholdern ist dann die «Partnerschaft», das gemeinsame Entwickeln von Lösungen und Projekten. So entwickelt einer unserer Mandanten gemeinsam mit seinen Wettbewerbern und internationalen Gesetzgebern gemeinsame Industriestandards für LED, um Insellösungen zu vermeiden. Sie verhindern damit eine erschwerte Marktbearbeitung – die am Ende allen schaden würde. Durch Partnerschaft sind die Richtlinien heute eben

nicht nur aus Sicht der Sourcing-Abteilung, sondern auch aus Sicht ihrer oft grössten Kritiker eine gute Lösung. Stakeholder Management ist Führungsaufgabe Das Management von Ansprüchen ist Führungsaufgabe. Denn Ausgangspunkt ist immer ein unternehmerisches Vorhaben. Egal ob das Zusammenlegen von Geschäftseinheiten, der Einstieg in einen neuen Markt, eine neue Führungsspitze – an grosse und kleine Transformationen werden Ansprüche gestellt. Sie zu kennen, einzuschätzen und sinnvoll einzubinden ist Voraussetzung dafür, dass unternehmerische Vorhaben akzeptiert und durchgesetzt werden können. Stakeholder Management wird damit zum konkreten Treiber für Geschäftserfolg.

* Name geändert

DER AUTOR Dr. Ansgar Thiessen ist Managing Director der Entscheiderberatung Knobel. Er ist Experte für Stakeholder Management und Organisationsentwicklung in Transformationsprozessen.


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UZ l MANAGEMENT

HÖRBEHINDERUNG IM ARBEITSALLTAG

Der gehörlose Konstrukteur Viele gehörlose Menschen sind arbeitslos. Das liegt auch an den Vorbehalten der Arbeitgeber. Dabei kann eine hörbehinderte Fachkraft zum Gewinn werden für den Betrieb.

TEXT LUKAS STUDER

Othmar Schelbert ist seit dem dritten Lebensjahr gehörlos. Doch der 34-jährige Konstrukteur hat eine Arbeitsstelle, anders als viele der rund 10 000 gehörlosen Menschen in der Schweiz. Unter ihnen sind dreimal mehr arbeitslos als im Rest der Bevölkerung. Schelbert hingegen arbeitet seit bald drei Jahren bei der Dopag in Cham ZG, einer Herstellerin von Dosier- und Mischanlagen. Die Dopag sah in der Gehörlosigkeit kein Hindernis, ihn einzustellen. Er sei für die freie Stelle schlicht am besten geeignet gewesen, sagt Abteilungsleiter Urs Lüthi. Neuer Arbeitsplatz, neue Mundbilder Am ersten Arbeitstag besuchte ein Experte der Gehörlosenfachstelle Luzern den neuen Arbeitsort von Othmar Schelbert. Er erklärte den neuen Mitarbeitern, was es bedeutet gehörlos zu sein, und brachte ihnen die Regeln in der Kommunikation mit hörbehinderten Menschen bei (siehe Kasten). «Die Erfahrung eines Hörenden mit Gehörslosen hat den Einstieg in die Zusammenarbeit mit Herrn Schelbert erleichtert», sagt Urs Lüthi. Der Stellenwechsel war anstrengend für Othmar Schelbert. «Ich musste mich zuerst

an die neuen Mundbilder gewöhnen, bis ich gut von den Lippen ablesen konnte», sagt Schelbert. Er und seine neuen Kollegen hätten sich aber schnell aufeinander eingestellt. Nur in Sitzungen ist Schelbert noch auf eine Gebärdensprachdolmetscherin angewiesen. Die Gesetze haben sich verbessert Die Kosten für die Dolmetscherin und andere Hilfsmittel übernimmt die IV-Stelle. Eine IV-Rente alleine wegen der Hörbehinderung erhält aber niemand. Die Unterstützung hörbehinderter Menschen hat sich stark verbessert mit dem Behindertengleichstellungsgesetz von 2004. Das Gesetz verpflichtet die staatlichen Institutionen, die «behinderungsbedingten Mehrkosten» zu übernehmen. Die Gesetzesänderung hat sich vor allem auf die Weiterbildung ausgewirkt. Die Gemeinden müssen heute die Dolmetscher-Kosten in der Schule übernehmen, etwa bei Elterngesprächen. In Weiterbildungen zahlt die IV den Dolmetscher und ein Tutoriat. Bei Aufnahme- oder Abschlussprüfungen steht hörbehinderten Prüflingen ein Nachteilsausgleich zu: Sie erhalten zum Beispiel mehr Zeit für einen Test oder Unterstützung bei einer mündlichen Prüfung.


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Das Firmengebäude der Dopag in Cham ZG: Die Hörbehinderung war kein Hindernis, den Bewerber einzustellen.

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KOMMUNIKATIONSREGELN IM UMGANG MIT HÖRBEHINDERTEN* – Blickkontakt herstellen. – Sorgen Sie für gute Lichtverhältnisse: Die Gesichter der Gesprächspartner dürfen nicht im Schatten liegen. – Sprechen Sie deutlich Hochdeutsch. – Sprechen Sie langsam und in normaler Lautstärke. – Drücken Sie sich in möglichst kurzen, einfachen Sätzen aus. – Zuerst sprechen – dann zeigen (oder umgekehrt). – Erklären Sie Fach- und Fremdwörter.

Gebärden erhalten ihre Bedeutung erst durch Bewegung, Mimik oder Mundbild. Das grosse Handzeichen kann «beweisen» bedeuten, Abbildung (2) «unterrichten» und (3) «provozieren». Das Zeichen (1) heisst je nachdem «halb» oder «entscheiden».

– Fragen Sie nach, was Ihr Gegenüber verstanden hat. – Halten Sie die Erklärungen bei Bedarf schriftlich fest. – Nehmen Sie sich genügend Zeit für Fragen, Wiederholungen und weiterführende Erklärungen. – Statt zu rufen: antippen, winken, ein Lichtsignal geben. – Ziehen Sie bei Bedarf eine Fachperson bei: einen Sozialarbeiter einer Gehörlosenfachstelle oder eine Dolmetscherin für Gebärdensprache. – Beim Einsatz von Dolmetschern: Halten Sie Blickkontakt mit der gehörlosen Person. * Merkblatt der Fach- und Beratungsstellen für Hörbehinderte und Gehörlose Fotos: zVg / Dopag

Das Thema Gehörlosigkeit beiseite legen Dank dieser Unterstützung ist Othmar Schelbert heute Konstrukteur. Während der Lehre als Werkzeugmacher besuchte er die Berufsschule für Hörgeschädigte BSFH in Oerlikon. Nach der Lehre arbeitete er als Versuchsmechaniker. An der höheren Fachschule liess er sich zum Maschinentechniker ausbilden. Was der Dozent den hörenden Mitschüler erklärte, übersetzte eine Dolmetscherin in Gebärdensprache. Eine Tutorin half Schelbert, den Schlustoff nachzubereiten, denn Hörbehinderte nehmen selbst mit Dolmetscher nicht alle Informationen auf. «Gut ausgebildet zu sein, ist das Wichtigste», sagt Schelbert heute. Das Thema Gehörlosigkeit solle man beiseite legen. Mitarbeiter mit Hörbehinderung sind in erster Linie Fachkräfte. Sie einzustellen könne sich lohnen, sagt Carlo Picenoni, Leiter der Gehörlosenfachstelle Luzern. «Hörbehinderte werden oft unterschätzt: Ihr Sprech- und Schreibtalent ist nicht gleichzusetzen mit der Auffassungsgabe und Arbeitsleistung.» Viele Hörbehinderte arbeiten konzentrierter als Hörende und werden weniger abgelenkt. Und sie bleiben lange im Betrieb, weil ein Stellenwechsel anstrengender ist. In gewissen Betrieben entwickle sich sogar eine ganz neue Gesprächskultur, sagt Picenoni. Zudem profitierten auch hörende Mitarbeiter, vor allem Fremdsprachige, von den Kommunikationsregeln für Hörbehinderte. Kein administrativer Mehraufwand Die Gesprächskultur hat sich auch im Team von Othmar Schelbert verbessert. «Von Anfang an mussten wir uns über die Kommunikation unterhalten », sagt Abteilungsleiter Lüthi. Mittlerweile hat die Abteilung einen Gebärdenkurs eingeführt. Einmal pro Woche bringt Schelbert seinen Arbeitskollegen wichtige Gebärden bei. Das hat laut Lüthi zwei Effekte: Die Kommunikation mit Schelbert verbessert sich, und gleichzeitig wachsen die Mitarbeiter als Team näher zusammen. Urs Lüthi würde jederzeit wieder einen Gehörlosen einstellen. «Vielleicht verpasst man ein gutes Teammitglied, wenn man es nicht tut», sagt er. Wenn die Qualifikationen stimmen, dürfe die Hörbehinderung kein Grund für eine Absage sein. Die Angst vor einer administrativer Hürde, sagt Lüthi, sei unbegründet: «Herr Schelbert organisiert alles selbst.» Weitere Informationen zur Anstellung von Hörbehinderten erhalten Sie bei den Gehörlosenfachstellen www.gehoerlosenfachstellen.ch oder auf www.compasso.ch.


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UZ l MANAGEMENT

UZ SERIE: FRAUEN IM MANAGEMENT

«Die Unterschiede sind offensichtlich» Die Schweizer Wirtschaft brauche mehr Selbstverwirklichung und weniger Dresscodes, sagt die Verlegerin und Gründerin des Frauen-Businessverlags Swiss Ladies Drive.

Ladies Drive ist ein Wirtschaftsmagazin, das die Perspektive der Unternehmerin vertritt. Fotos: zVg


UZ

TEXT MANUELA PAGANINI

Braucht es ein Businessmagazin nur für Frauen? Sandra-Stella Triebl: Ja, unbedingt! Es braucht Produkte für Menschen, die sich über Lebensrealitäten und Bedürfnisse vereinen lassen. Wir bieten Frauen im Management sowie Unternehmerinnen ein Magazin, das sie in ihrer Lebenslage abholt. Ladies Drive ist ein sinnliches Wirtschaftsmagazin. Wir wollen Managerinnen in allen Facetten zu zeigen und ihnen eine Stimme geben. Mit unserem Magazin richten wir uns aber nicht nur an Frauen. 30 Prozent unserer Leserschaft sind männlich und der Anteil steigt stetig. Wir wollen wir schliesslich keine geschützte Werkstätte sein. Zudem sind wir selbst ein gemischt-geschlechtliches Team. Mein Mann als Beispiel ist mein kreativ-strategisches Pendant in der Geschäftsleitung. Auch unsere zahlreichen männlichen Gastautoren bringen wertvolle Impulse ein. Sehen Sie – der Erfolg gibt uns recht: Ich stamme nicht aus einer reichen Familie und habe mit meinen eigenen finanziellen Mitteln, viel Herzblut und Konsequenz einen Verlag aufgebaut, in welchem heute das auflagenstärkste Businessmagazin für Frauen erscheint. Wir sind zudem seit Jahren der grösste Veranstalter von Events für weibliche Führungskräfte. Wir haben 35 Freelance-Autoren, 8 Festangestellte – und eine Menge Spass an der Kreation ungewöhnlicher Events und Medienprodukte für unsere Zielgruppe. Auch andere Frauenzeitschriften führten Businessausgaben. Was unterscheidet Ladies Drive davon? Die Glaubwürdigkeit und Authentizität unseres Magazins

ZUR PERSON Sandra-Stella Triebl (40) hat in Zürich Publizistik und Politologie studiert und ist seit 24 Jahren als Journalistin tätig. Triebl gilt als eine der bestvernetzten Frauen der Schweiz. Innerhalb von sechs Jahren hat sie das Wirtschaftsmagazin Ladies Drive aus dem Nichts aufgebaut. Die Skepsis, mit der ihr Zielpublikum ihr Tun anfangs verfolgte, hat mittlerweile in Bewunderung umgeschlagen.

ist grösser, weil unsere Autoren und Autorinnen selbst in der Wirtschaft aktiv sind – wir sind ein Autorenmagazin. Wir sind Teil der Branche, die wir ansprechen. Leser und Autoren sind bei uns identisch und begegnen sich auf Augenhöhe. Wir sind in ständigem Austausch mit unterschiedlichsten Akteuren und wissen daher gut, welche Themen Menschen beschäftigen. Wir erscheinen mit beiden Titeln vierteljährlich und sorgen so für eine Art künstliche Verknappung. Wir haben ein treues Stammpublikum, das sich auf jede neue Ausgabe freut. Das gibt unserem Produkt sehr viel mehr Tiefe – und schafft eine emotionale Bindung zum Leser. Was für Pläne hat das Magazin? Als nächstes wollen wir ins Ausland. Lizenzanfragen haben wir seit Jahren – aber wir lizenzieren unsere Titel nur, wenn wir Partner finden, die das gesamtheitliche Konzept verstehen und in ihren Heimmärkten umsetzen können.

Können Sie die Frage, ob Männer und Frauen sich unterscheiden, noch hören? Durchaus, denn die Unterschiede sind offensichtlich und begegnen uns überall. Wir alle gewinnen, wenn wir uns den Differenzen und Gemeinsamkeiten der beiden Geschlechter bewusst sind. Je heterogener ein System ist, desto stabiler und zugleich innovativer ist es. Das ist übrigens auch in der Natur so. Ich bin überzeugt, dass sich beide Geschlechter ihrer Stärken bewusst sein sollten. Niemand hat etwas davon, wenn Frauen sich alle in ein schwarzes Jacket und eine weisse Bluse zwängen und die Männer in der Branche nachahmen. Für eine Unternehmerin ist ihre Weiblichkeit ein Mehrwert. Wie hat Sie Ihre Erfahrung beeinflusst? Ich habe gelernt, nach Misserfolgen wieder aufzustehen, mein Krönchen zu richten und weiterzumachen. Mir zu sagen, ich könne etwas nicht, ist bis heute der beste Weg, mich für eine Sache zu motivieren. Aber ich bin kein Mensch, der zurückblickt oder sich andauernd Sorgen um das Morgen macht. Ich bin gewohnt, mich den Problemen dann zu stellen, wenn sie da sind – und mich neuen Situationen mit Flexibilität und Innovationsgeist zu stellen. Zudem halte ich nichts und niemanden fest. Ich will weder Geld noch Zukunftspläne ansparen, um irgendwann später darauf zurückzukommen. Im Moment zu leben erfüllt mich mehr. Was treibt Sie an? Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Mit 16 startete ich als Sportreporterin bei einem Lokalradio in Baden-Württemberg, später arbeitete ich als Journalistin und Moderatorin beim Schweizer Fernsehen. Aber als man mir eine Stelle anbot, die als Sprungbrett für die grossen Nachrichtensendungen beim Schweizer Fernsehen galt, schien mir mein Weg zu sehr vorgegeben zu sein – und ich sagte ab. Ich war nie flatterhaft in meiner Kariere, habe aber immer eine Abwechslung von der Routine gesucht – die Medienbranche war dafür natürlich perfekt geeignet. Ich gründete 2005 eine eigene Kreativagentur – und 2008 einen eigenen Verlag. Mir ist wichtig, dass ich selbstbestimmt arbeiten kann und ich einen Raum habe, zu gedeihen. Das ist das, was mich frei macht - und glücklich. Was wünschen Sie sich für die Schweizer Wirtschaft? Vielen Menschen in solch hoch entwickelten Staaten wie der Schweiz würde es gut tun, wenn sie sich etwas entspannten. Gerade Personen in hohen Positionen sollten über so viel Selbstbestimmung verfügen, dass sie tun können, was sie glücklich macht. Ich sehe den Sinn darin nicht, eine Funktion, die einen nicht erfüllt, deshalb zu behalten, weil sie hoch ist. Wir sind in der Schweiz so privilegiert, wir brauchen keine falschen Existenzängste zu pflegen. Wir sind alle in der Realität zu Hause, die wir uns selbst kreieren. Und ich wünsche uns allen schlicht guten Sex, auch wenn das nun vielleicht merkwürdig klingt in diesem Zusammenhang. Was ich damit sagen möchte: Wir sollten das wirkliche Leben ausserhalb der Teppichetage nicht vergessen - und uns auch mal fallen lassen.

«Ich war nie flatterhaft, suchte aber immer eine Abwechslung von der Routine.»

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UZ l PROMOTION

LUNCH-CHECK

Die leckerste Währung der Schweiz Das System der Lunch-Checks basiert auf einem einfachen Prinzip und ist daher seit über 50 Jahren eine Erfolgsgeschichte. Auch 2013 konnte die Genossenschaft den Umsatz ein weiteres Mal steigern und das nächste Rekordjahr verzeichnen.

Lunch-Checks sind in Schweizer Gastronomiebetrieben ein alltägliches Zahlungsmittel. Die Möglichkeit, die Restaurantrechnung mit Lunch-Checks zu begleichen, ist für viele Gäste ein Kriterium bei der Wahl des Restaurants. Das Geschäftsmodell der Genossenschaft hat seine Wurzeln in den 1930er-Jahren in England. Aufgrund der Einführung verkürzter Mittagspausen, was den Arbeitern ein Mittagessen zu Hause verunmöglichte, mussten alternative Verpflegungsmöglichkeiten gefunden werden. Die Idee von Essensgutscheinen, die vom Arbeitgeber mitfinanziert werden, fand den Weg über den Ärmelkanal und konnte sich auch in der Schweiz festsetzen. Um sich gegen die grossen Kantinen zu behaupten, schlossen sich 1961 Zürcher Gastronomen zusammen. Unter dem Namen «Organisation für Verpflegung im Zürcher Gastgewerbe» wurde eine Genossenschaft gegründet. Ab den 1980er-Jahren wurden die Essensmarken auch überregional angeboten. Heute beziehen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein bereits über 500 Betriebe für mehr als 40 000 Arbeitnehmer Lunch-Checks. Nicht mehr wegzudenken Die Beliebtheit der Marken zeigte sich 2011 in Zürich, als in Folge von Budgetkürzungen die Stadt Zürich ihre Lunch-Check-Vergütungen an die Mitarbeiter einstellte. Die städtische Verwaltung gehört seit den 1960er-Jahren zu den besten Kunden der Genossenschaft. Die Checks entwickelten sich in der Budgetdebatte von

Kult-Logo reloaded: Lunch-Check hat seine Retrooptik wiederbelebt.

INFOS Falls Sie Interesse an der Einführung von Lunch-Checks in ihrem Betrieb haben, unterstützt Sie Schweizer Lunch-Check selbstverständlich gerne. Kontakt: Schweizer Lunch-Check Gotthardstrasse 55, Postfach 2120, 8027 Zürich info@lunch-check.ch, www.lunch-check.ch

2011 zur Symbolfigur und wurden auf Druck im gleichen Jahr wieder für die städtischen Angestellten zur Verfügung gestellt. Nicht zuletzt die Gastronomie selber lobbyierte im Stadtparlament entscheidend für den weiteren Bezug der Bons. Die Verpflegungsbeiträge sind eine Erfolgsgeschichte. Jahr für Jahr können neue Umsatzrekorde vermeldet werden. War es 1972 noch ein Umsatz von vier Millionen Franken – schlägt

das Geschäftsjahr 2013 mit 93 Millionen Franken zu Buche. Im Bereich der Privatwirtschaft betrug die Wachstumsrate mehr als zehn Prozent. Dies ist in erster Linie auf den Entscheid von mehreren grossen KMU zurückzuführen, welche im vergangenen Jahr ihren Mitarbeitern diese attraktive Lohnnebenleistung gewährten und dafür auf den Betrieb eines eigenen Mitarbeiterrestaurants verzichteten.

Vorteile für Arbeitgeber Lunch-Checks bieten auch Kleinstbetrieben, für die eine betriebseigene Kantine finanziell nicht rentiert, die Möglichkeit, ihren Angestellten einen Beitrag an die Verpflegung zu leisten. Weiter bezahlt der Arbeitgeber bei einem Unterstützungsbeitrag von 180 Franken pro Mitarbeiter und Monat keine Sozialleistungen, welche bei Bar-Entschädigungen fällig wären. Der Bezug ist mit keinerlei Versand- oder Druckkosten verbunden. Neben den finanziellen Vorteilen wird dem Wunsch nach einer Mittagspause Rechnung getragen. Viele Mitarbeiter wollen ihren Arbeitstag unterbrechen und nicht vor dem PC ein Sandwich essen. Dank quali-

Foto: zVg

tativ guten und individuellen Verpflegungsmöglichkeiten bleibt die Leistungsfähigkeit erhalten. Obgleich des grossen Erfolgs und der ständigen Umsatzrekorde trotzte die Genossenschaft in Zürich Enge bisher allen Übernahmeangeboten von Global Players beharrlich. Trotz der Retro-Optik, die durch die Wiederbelebung des alten Kult-Logos vermittelt wird, bleibt die technische Weiterentwicklung nicht auf der Strecke. Selbstverständlich können sämtliche Luch-Check-Restaurants, mit einer App lokalisiert werden. Die Verbesserung elektronischer Zahlungsmittel ist ein weiteres Projekt, welches bereits in Angriff genommen wurde.


UZ l MANAGEMENT

MARKE DES MONATS: GLARNER SCHABZIGER

Die Älteste bleibt in der Familie VON STEFAN VOGLER

STEFAN VOGLER Der Autor berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

Marke des Monats im März 2014: www.schabziger.ch

Die älteste Marke der Schweiz ist räss, präsentiert sich grün und hat ihren Ursprung im Glarnerland. An der Landsgemeinde vom 24. April 1463 verabschiedeten die Glarner Bürger ein Gesetz, das die Hersteller von Zigerkäse zur Produktion nach einheitlichen Qualitätsvorgaben verpflichtete. Im Gegenzug erhielten sie nach bester Marketingmanier das Recht, ihren Zigerkäse mit einem Herkunftsstempel zu kennzeichnen. Damit war der älteste Markenartikel der Schweiz und wohl einer der ältesten weltweit geboren. Im letzten Frühjahr feierte der Glarner Schabziger seinen fünfhundert-

fünfzigsten Geburtstag. Das Geburtstagsgeschenk zeigt den jugendlichen Tatendrang der Marke: Anfang Jahr hat Johannes M. Trümpy, der Mitinhaber und CEO der Geska AG, aus deren Hause der älteste Markenartikel stammt, die Verantwortung an die nächste Generation übergeben. Seine Tochter Sarah Trümpy sorgt nach profunder Verkaufs- und Marketingausbildung, ausgestattet mit einem EMBA, neu für die Geschicke des eigentümergeführten Familienunternehmens. Sie will die würzige Traditionsmarke mit dem Glarnerdialekt-Claim «Uurwürzig guet» auf Wachstumspfad behalten.

Die 550-jährige Basis ist hervorragend, denn der Schabziger aus dem Fridolinsland wird heute in rund 50 Länder weltweit exportiert. Wie auf SRF zu hören war, ist die frischgebackene Schabziger-CEO hungrig: «Ich habe schon viele Ideen, wie man das Unternehmen weiterentwickeln kann.» So urtümlich die Herkunft und Geschichte anmutet, so innovativ wird der speziell riechende und schmeckende Schabziger heute produziert. Der Käse mit Ziegerklee und lediglich 12 Prozent-Fettanteil kennt wohl nur Fans und solche, die ihn im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen können. Er eignet

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sich zur geschmacklichen Veredelung verschiedenster Speisen, allen voran der legendären «Zigerhöreli». Der Schabziger aus reiner Glarner Bergmilch ist reich an Eiweiss und Calcium und wird als «leicht und luftig» angepriesen. Ohne höchste Professionalität könnten nie 340 Tonnen pro Jahr den Zigerschlitz verlassen. Die Produktion richtet sich streng nach IFS (International Food Standard) und auch im Marketing gibt das Glarner Unternehmen tüchtig Gas, mit Spezialitäten wie die bei Coop und Spar erhältlichen «Steinpilz Grüessli». Die Schabziger-Freunde sind gespannt, was die jüngste Generation mit der ältesten Marke für sie ins Regal zaubert. Und auch die andern erkennen den Schabziger blind – sie halten bloss die Nase zu.

Promotion

OM N I JO IN – DIE VI DEOKONFER ENZLÖSU NG VO N B RO TH ER

Zusammenarbeit ohne Grenzen Mit der Einführung von Brother OmniJoin bietet sich eine attraktive Alternative zu kostenintensiven Geschäftsreisen. Die professionelle Webkonferenz-Lösung ermöglicht Unternehmen den direkten Austausch von Informationen und Dokumenten mit Geschäftspartnern und Kollegen weltweit. Dank WebkonferenzLösungen können Unternehmen jeder Grösse standortunabhängig Präsentationen und Meetings mit Kunden oder Mitarbeitern abhalten, ohne hohe Kosten zu verursachen. Dabei ist es jedoch gerade für Unternehmen wichtig, eine sichere und zuverlässige Software zu verwenden. Genau hier setzt Brother mit seiner neuen Webkonferenz-Software an. OmniJoin bietet professionelle Webkonferenzen in HD-Bildqualität, bester Audioqualität, sicherer TLS/ SSL-Verschlüsselung und höchster Verbindungsstabilität dank Cloud-Technik. Mit bis zu 50 Teilnehmern können Dokumente

oder PowerPoint-Folien, Filme oder Anwendungen in Echtzeit geteilt und gemeinsam genutzt werden. Dabei sind keine hohen Investitionen in teure Hardware nötig – PC, Mac, Tablet oder Smartphone mit Internet-Anbindung genügen, um Meetings mit Kunden, Schulungen von Mitarbeitern, Integration von freien Mitarbeitern und unzählige weitere Anwendungen auszuführen. Ein weiterer grosser Vorteil von OmniJoin: Mit nur einer einzigen erworbenen Lizenz können bis zu 50 Teilnehmer per Mail zu einer Webkonferenz eingeladen werden – diese benötigen weder die Software noch eine Anmeldung.

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UZ l MANAGEMENT

LEAN INBOUND MARKETING

Schlanker, schneller, besser Inbound Marketing ist bei uns noch in den Kinderschuhen. Dabei ist es die viel effektivere Variante, Online-Nutzer anzuziehen als etwa Google AdWords – ausser man hat mehr Geld als Verstand.

TEXT STEPHAN BURCKHARDT

Was als Lean Production in der Autobranche begann und wir heute in Form von schlanker Software-Entwicklung kennen, findet neu bei Jungunternehmen Anwendung, um diese schneller, besser und erfolgreicher zu machen (Lean Start-up, Ries). Fast Company berichtet, dass «viele CEOs die Lean-Start-up-Prinzipien voll akzeptiert haben und sie laufend verinnerlichen.» Dieser Ansatz lässt sich auch im Marketing implementieren denn die digitale Welt bietet neue Chancen, Innovationszyklen, Kosteneffizienz und Kundennähe zu verbessern. «Diese Konzepte eignen sich dazu, sowohl Produkte wie auch Märkte zu entwickeln», schrieb die New York Times. Im Marketing werden traditionelle Massnahmen vermehrt durch schlanke Online-Methoden ersetzt. Eine kontinuierliche Budgetverlagerung Richtung digital ist sowohl in der Schweiz wie auch weltweit festzustellen. So genanntes Inbound Marketing erweist sich als besonders schlank und erfolgreich, da es durch die Integration der digitalen Aktivitäten einer Firma dem heutigen Kundenverhalten gut entspricht. Dieses Vorgehen wird bereits von zehntausenden von Unternehmen erfolgreich angewendet, ist bei uns aber noch in den Anfängen. Neues Kundenverhalten erzeugt Handlungsbedarf Wir erleben es täglich: Als Schweizer mit unserer extrem hohen Smartphone-Dichte sind wir dem kleinen Bildschirm praktisch verfallen. 79 Prozent der Online-Käufer verbringen heute mindestens 50 Prozent ihrer Einkaufszeit damit, Produkte online zu recherchieren. Weltweit suchen 61 Prozent der Nutzer ihre Produkte online, 44 Prozent der Online-Käufer beginnen meist mit einer Suchmaschine, während 67 Prozent der B2C (Business to Consumer) und 41 Prozent der B2B-Unternehmen Kunden durch Facebook gewonnen haben. Die direkte Produzenten-Kunden-Interaktion bedeutet, dass Konsumenten wesentlich besser informiert sind und die firmenseitige Kommunikation des Push-Marketings zunehmend verweigern. Unternehmen sind gefordert, nützliche Informationen für ihre Interessenten bereitzustellen, ein Vorgehen, das Suchmaschinen wie Google mit guten Resultaten bei nicht bezahlten Suchresultaten honorieren.

Während die Wirksamkeit traditionellen Marketings abnimmt und oft schwer zu beurteilen ist, sind Online-Methoden quantifizierbar und transparent. Die umfassenden, alles-in-einem Tools und Analytics, die im Inbound Marketing angewendet werden, ermöglichen hingegen eine genaue Abstimmung und laufende Optimierung der Massnahmen wie auch eine Berechnung des Return-on-Marketing-Investments. Die drei Haupttreiber für die wachsende Popularität dieser Art des online Marketings sind eine fast universelle Verbreitung der Computer sowie die rasant wachsende Nutzung von Smartphones, die Verschiebung der Kräfteverhältnisse vom Produzenten zum Kunden und der globale Wettbewerbsdruck, der Unternehmen zu agilem Verhalten und schlankem Vorgehen zwingt. Marketing online macht schlank «Inbound» folgt dem Kundenverhalten, in dem Konsumenten durch Recherchen und Informationen selbst auf die von ihnen bevorzugte Firma oder Marke stossen, statt dass sie vom Unternehmen aus («Outbound») mit meist ungewollter Werbung übersättigt werden. Im Gegensatz zu bezahlter Onlinewerbung zum Beispiel mit Google AdWords werden Inhalte wie E-Books, Videos oder Blog-Artikel, sobald sie erstellt und aufgeschaltet sind, dauerhaft auf einer Webseite, im Blog, auf sozialen Kanälen und ähnlichen digitalen Plattformen präsent sein. Damit wecken sie durch Suchprozesse immer wieder Interesse und bringen neue Besucher auf die Firmenseite, ohne dass man für jeden Klick bezahlen muss. Wie Social-Media- und Marketing-Experte David Meerman sagt: «Niemand ist an Ihren Produkten interessiert, ausser Sie selbst. Erstellen Sie interessanten Content!» Kunden von B2B-Firmen mit langen Verkaufszyklen, Nischen-Angeboten und -Märkten und oft komplexen

Keine bezahlten Klicks: «Inbound» folgt dem Kundenverhalten, in dem Konsumenten durch Recherchen und Informationen selbst auf die von ihnen bevorzugte Firma oder Marke stossen, statt dass sie vom Unternehmen aus («Outbound») mit meist ungewollter Werbung übersättigt werden.

Foto: zVg


UZ

«Wenn du mehr Verstand als Geld hast, solltest du dich auf Inbound-Marketing fokussieren. Falls du mehr Geld als Verstand hast, solltest du dich auf Outbound-Marketing fokussieren.»

Guy Kawasaki

MARKETING-AUTOMATION VIA CLOUD Weltweit führend im Bereich der Automation des digitalen Marketings ist die aus dem MIT entstandene HubSpot (Investoren sind Google und Salesforce), deren Lösung von mehr als 10 000 Kunden in 56 Ländern inklusive der Schweiz angewendet wird. Auch andere Anbieter tummeln sich im stark wachsenden Markt wie Marketo oder die letztes Jahr von Oracle gekaufte Eloqua sowie Anbieter mit einem weniger breiten Spektrum, wie zum Beispiel Infusionsoft, ein System für Email-Automation und Customer Relationship Management.

Dienstleistungen erfordern tief gehende Informationen und Fachkenntnisse, bevor ein Kauf erfolgen kann. B2B-Kunden sind schon grösstenteils durch den Entscheidungsprozess hindurch, bevor sie Lieferanten berücksichtigen, was bedeutet, dass sie bereits während der Recherchephase beeinflusst werden müssen. Immer wieder neuer, relevanter Inhalt verbunden mit digitalem Marketing eignet sich für diese Firmengruppe besonders, weshalb auch 60 Prozent der Nutzer von Marketingautomations-Software wie HubSpot in diesem Bereich zu finden sind. Unternehmen werden zu Verlegern Blogging mit Inhaltsverbreitung und Engagement in den sozialen Medien ist die effektivste Form, Suchresultate zu optimieren und Besucherzahlen auf der Webseite zu erhöhen. Das Ziel des Online-Marketings besteht also darin, nicht nur mehr anonyme Klicks, sondern vor allem qualifizierte, namentlich bekannte Kontakte zu generieren. Dies erfolgt durch das Angebot eines Gegenwertes, zum Beispiel des Abonnements eines (möglichst informativen) Newsletters, einer Fachstudie oder eines vertieften Anwendungsbeispiels in Form eines E-Books, was Firmen praktisch zu nebenamtlichen Verlegern macht. Die dadurch erzeugten Kontakte werden gepflegt und im Verkaufsprozess an eine Kaufentscheidung herangeführt. Inbound Marketing ermöglicht es, auch dem Verkaufsteam hoch qualifizierte Leads zu liefern, die eine wesentlich bessere Abschlussquote erzeugen. Die dabei ersichtlichen, umfassenden Daten unterscheiden sich von denen der bekannten Google Analytics, die nur anonyme Traffic-Daten aufzeigen. Jetzt können Besucher nicht nur benannt, sondern auch in ihren vielen Berührungspunkten mit der Marke verfolgt werden. Daten zeigen Interessen, Hintergründe und den Einkaufsprozess

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von Kunden auf (User Journey). Durch Automatisierungsprozesse erzeugen die sorgfältig abgestimmten digitalen Aktivitäten einen nachhaltigen, wachsenden Strom neuer Leads und Kunden. Mit einem umfassenden Inbound-Programm zeigen sich Wirkungen typischerweise bereits in den ersten Monaten, während sich die Besucherzahl der Webseite eines KMU normalerweise innerhalb von vier bis sechs Monaten verdoppelt. Inbound-Marketing ist auf organische, das heisst nicht-bezahlte Suchergebnisse fokussiert. 94 Prozent der Sucher auf Google klicken diese Art Resultate an, da sie bei Nutzern bei weitem den höchsten Vertrauensgrad erwecken. Es ergibt also Sinn, das Marketing auf diesen Bereich, nicht auf bezahlte Klicks auszurichten. Optimale Suchresultate werden durch Blogging unter Einsatz von Keywords, Links von anderen, möglichst renommierten Seiten und ein gezieltes Engagement auf den Social Media erzeugt; sie sind auch für KMU auf Seite eins einer Google-Suche möglich. Nebst Interaktion und Verlinkung ist Content auch auf Social Media das wichtigste Element. Überraschenderweise scheinen dies noch wenige europäische Unternehmen realisiert zu haben. Bereits 2012 benutzten beinahe 40 Prozent der US-Unternehmen Blogs aus Marketing-Gründen. B2C-Unternehmen, die bloggen, generieren 88 Prozent und B2B 67 Prozent mehr Leads pro Monat. «Ein Blog ist ein grossartiger Weg, um sich tiefer mit bestehenden oder zukünftigen Kunden zu verbinden. Bauen Sie eine Community um Ihr Geschäft auf, geben Sie Ihrer Organisation eine menschliche Persönlichkeit und Stimme … und treiben Sie dabei die Verkäufe an», sagt Ann Handley, Chief Content Officer von Marketing Profs. Zu mehr Geschäften durch Inbound-Kontakte Gemäss einer Studie unter mehr als 4 000 Geschäften ist Inbound Marketing mehr als 60 Prozent günstiger pro neuem Lead als traditionelle Formen des Marketings und bietet dadurch ein klar besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Beispiel dafür ist eine Schweizer Privatschule, die über ihre Webseite nie Anfragen erhielt, bevor sie sich im Inbound-Marketing engagiert hatte. Nach einem Jahr erhielt sie auf kostengünstige Weise monatlich bereits 15 kauf-qualifizierte Kontakte, das heisst, dass diese sowohl mit der Zielgruppe der Schule übereinstimmen als auch eine ernsthafte Kauf-Absicht haben. Dieser Erfolg hat zur Einschreibung neuer Studenten geführt; das Marketing-Investment hat sich um 560 Prozent im ersten Jahr ausbezahlt. Durch Geschäftsintegration können beachtliche Effizienzsteigerungen erzielt werden. Online-Marketing bietet eine weitere Möglichkeit, indem es Schlüsselaspekte der Geschäftsabwicklung näher zusammen bringt. In einem schlanken Prozess werden Verkauf, Marketing und Kundenservice für Gewinne in Effizienz, Kundenzufriedenheit, Markenbewusstsein, Loyalität und finanziellen Wachstum vernetzt. Lean Inbound Marketing zeichnet sich sowohl auf der Kosten- wie auch auf der Resultats-Seite vorteilhaft aus und wird somit zu einer Investition in die Zukunft der Unternehmung.

DER AUTOR Stephan Burckhardt ist Managing Partner von Versio2 Digital Marketing, eine auf Inbound Marketing spezialisierte Beratungsfirma.


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UZ l NETZWERKE

QUELLENSTEUER 2014

Bleibt alles anders? Die Quellensteuertarife wurden per 1. Januar 2014 schweizweit harmonisiert. Es bestehen jedoch weiterhin kantonale Sonderregelungen, die zu Unsicherheiten in der Lohnbuchhaltungsabteilung führen.

TEXT RAYMOND SIMMEN

In den letzten Jahren ist die Zahl der Quellensteuerpflichtigen gestiegen. Gründe dafür sind Globalisierung, Personenfreizügigkeit und die generelle Mobilität. Die richtige Deklaration und Festlegung des korrekten Quellensteuertarifs ist besonders wichtig geworden. Und auch die Nachfrage nach einer effizienten Abwicklung des generellen Quellensteuerverfahrens ist gestiegen. So mussten sämtliche Kantone per 1. Januar 2014 ihre EDV-Systeme ELM-Qsttauglich machen, damit die Arbeitgeber künftig ihre Quellensteuer-Daten elektronisch einreichen können. Die meisten Lohnbuchhaltungs-Softwares sind dafür heute jedoch noch nicht bereit. Die Software-Anbieter werden wohl erst per 1. Januar 2015 soweit sein. Genug Zeit also, um sich darauf vorzubereiten. Die verschiedenen Tarife Akuter sind die kantonalen Unterschiede in der Tariffestsetzung. Die per 1. Januar 2014 teilweise neu eingeführten Tarife sehen auf den ersten Blick einfach aus. Setzt man sich jedoch intensiver mit ihnen auseinander und betrachtet die einen oder anderen Spezialfälle, ist die Sachlage nicht mehr ganz eindeutig und

NACHSCHLAGEWERK GÜTER- UND ERBRECHT – 2. AUFLAGE Das bisherige Nachschlagewerk zu Güter- und Erbrecht erscheint in einer 2. Auflage, ergänzt um praxisorientierte Ausführungen zu den finanziellen Folgen bei Trennung und Scheidung sowie um eine Darstellung des neuen Erwachsenenschutzrechts, welches seit 1. Januar 2013 in Kraft ist. Auch in der 2. Auflage stehen anstelle von theoretischen Abhandlungen praktische Hinweise und Beispiele im Vordergrund. Weitere Informationen und Bestellung unter shop.unternehmerforum.ch

erfordert eine Analyse. Folgende Sachverhalte bergen nach unserer Erfahrung die meisten Herausforderungen: Tarif A für Alleinstehende ist anzuwenden, auch wenn eine Person Alimente bezahlt. Der Steuerpflichtige kann einen Kinderabzug beantragen, spätestens mittels Tarifkorrektur bis zum 31. März des Folgejahres. Konkubinatspaare mit Kindern werden je nach Kanton unterschiedlich behandelt. Mögliche Varianten sind: Tarif H plus Anzahl Kinder für den einen,

Tarif A ohne Kinder für den anderen Konkubinatspartner; Tarif H für den besser Verdienenden, Tarif H für die Frau, Tarif A für den Mann. Optimalerweise lässt man sich den Tarif vom zuständigen kantonalen Steueramt bestätigen. Der Doppelverdiener-Tarif C für Verheiratete ist praktisch immer anzuwenden, unabhängig davon, ob der andere Ehegatte in der Schweiz oder im Ausland erwerbstätig oder wohnhaft ist. Tarif D wird bei einem Nebenerwerb verwendet. Einige Kantone verweisen richtigerweise auf die Notwendigkeit eines Haupterwerbes des Steuerpflichtigen. Andere nach wie vor auf ein Maximal-Pensum respektive Maximal-Verdienst, was nicht korrekt ist. Der Kindertarif ist gemäss Bundesverordnung anzuwenden, wenn der Steuerpflichtige unterstützungspflichtige Kinder hat. Jedoch ist der Kinderabzug je nach kantonaler Richtlinie nur bei der Ausrichtung von vollen Familienzulagen in der Schweiz anwendbar. Dies ist insbesondere bei Doppelverdienern, Grenzgängern und Expatriates mit Sozialversicherungsunterstellung im Ausland problematisch. Auf Anfrage gewähren jedoch einige Kantone neu den Kindertarif. Der Grenzgänger-Tarif (L – P) nach Deutschland ist neu in sämtlichen Kantonen anwendbar. Einige Kantone verstehen die 4,5 Prozent als Pauschalsatz, andere als Maximalsatz. Fazit Die administrative Vereinfachung durch ELM-Qst ist nicht von der Hand zu weisen: Deklaration online an einer Stelle, keine Anmeldungen von quellensteuerpflichtigen Mitarbeitern mehr nötig. Praktische Erfahrungen liegen noch nicht vor, da die meisten Softwareprogramme für die Umstellung noch nicht bereit sind. Eine Implementation von ELM-Qst wird sich jedoch voraussichtlich dann lohnen, wenn zum Beispiel ein Arbeitgeber mehr als fünf quellensteuerpflichtige Mitarbeiter hat oder Quellensteuerpflichtige in mehreren Kantonen. Trotz einheitlichen Tarifen seit dem 1. Januar 2014 sind die Interpretationen verschieden. Die Hoffnung ist gross, dass sich dies nach einer Einführungszeit ändert. Im Moment sind ein sorgfältiges Vorgehen und detaillierte Informationen über die eigenen Mitarbeiter ausschlaggebend, um Risiken zu vermeiden. DER AUTOR

Foto: Bilderbox.de

Raymond Simmen ist diplomierter Sozialversicherungsexperte und Senior Manager bei PricewaterhouseCoopers.


UZ l NETZWERKE

CENTRE PATRONAL: AUS DEM ARBEITSRECHT

Arbeitgeberähnliche Personen VON STEFANIE MEIER-GUBSER

STEFANIE MEIER-GUBSER Die Autorin, lic. iur., Fürsprecherin, Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 31 390 99 09, +41 31 390 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepatronal.ch

Angestellte Personen in einer arbeitgeberähnlichen Stellung haben keinen Anspruch auf Kurzarbeits-, Schlechtwetter- und Insolvenzentschädigung und nur einen eingeschränkten Anspruch auf Arbeitslosenentschädigung.

Als arbeitgeberähnliche Personen gelten unselbstständig Erwerbende, die einen massgebenden Einfluss auf die Entscheidfindung des Unternehmens ausüben. Verwaltungsräte einer AG und Geschäftsführer einer GmbH gelten von Gesetzes wegen als arbeitgeberähnliche Personen. Sie (und ihre im

Betrieb mitarbeitenden Ehegatten) haben unabhängig von der effektiven Entscheidbefugnis keinen Anspruch auf Entschädigungen der Arbeitslosenversicherung. Bei anderen Mitgliedern eines obersten Leitungsgremiums prüft die Arbeitslosenkasse den Leistungsanspruch im Einzelfall. Dabei kommt es darauf an, welche Entscheidbefugnisse die jeweilige Person tatsächlich innehat. Eine arbeitgeberähnliche Stellung kann sich auch aufgrund der finanziellen Beteiligung am Unternehmen ergeben. Die versicherte Person erhält jedoch einen Anspruch auf Arbeitslo-

Arbeitgeberähnliche Personen haben nur beschränkt Anspruch auf ALV. Foto: Bilderbox.de

senentschädigung, sobald sie die arbeitgeberähnliche Stellung endgültig aufgibt. Die Kündigung des Arbeitsverhältnisses oder der Rücktritt als Verwaltungsrat oder Geschäftsführer alleine reicht dazu

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unter Umständen nicht aus. Vielmehr muss die arbeitgeberähnliche Stellung effektiv und definitiv wegfallen. Ein Arbeitnehmer zum Beispiel, dem die AG zwar gekündigt hat, der aber nach wie vor Alleinaktionär und einziger Verwaltungsrat ist, hat keinen Anspruch auf Arbeitslosenentschädigung. Diese Gesetzgebung und Rechtsprechung dient in erster Linie der Missbrauchsverhütung und trägt dem Umstand Rechnung, dass der Arbeitsausfall von arbeitgeberähnlichen Personen nur schwierig beurteilt werden kann, weil sie ihn gerade aufgrund ihrer Stellung bestimmen oder massgeblich beeinflussen können. Ein effektiver Missbrauch muss für die Leistungsverweigerung nicht vorliegen.

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PRIX SVC OSTSCHWEIZ 2014

Sechs hochkarätige Finalisten Die Spannung steigt: Am 6. März 2014 wird der Prix SVC Ostschweiz vor voraussichtlich rund 1 000 Gästen verliehen. Die sechs Finalisten sind allesamt erfolgreiche KMU aus der Ostschweiz und dürfen sich Chancen auf den ersten Preis ausrechnen.

TEXT ROGER TINNER

Der Swiss Venture Club (SVC) zeichnet mit dem Prix SVC Ostschweiz erfolgreiche KMU der Region aus, die durch ihre Produkte und Innovationen, ihre Firmenkultur, die Qualität der Mitarbeiter und des Managements sowie durch einen nachhaltigen Erfolgsausweis überzeugen. Seit 2004 wird der Prix SVC Ostschweiz alle zwei Jahre vergeben. Eine prominent besetzte, 11-köpfige Expertenjury hat unter dem Vorsitz von HSG-Professor Thomas Zellweger aus einer Liste von gegen 150 Unternehmen in einem mehrstufigen Verfahren die sechs Preisträger nominiert. Dabei standen Firmen aus den Kantonen Appenzell Inner- und Ausserrhoden, Glarus, Graubünden, St. Gallen und Thurgau zur Auswahl. Die Finalisten 2014: APM Technica AG, Heerbrugg: APM Technica AG ist der Full-Service-Anbieter auf den Gebieten Klebe- und Oberflächentechnologie und vertreibt daneben Handelsprodukte namhafter Hersteller. Ihre Geschichte beginnt 2002 als Management Buyout aus dem Profit Center «Werkstoff- und Verfahrenstechnologie» der Leica Geosystems AG. Das Unternehmen beschäftigt heute über 130 Mitarbeiter an vier Standorten: in Heerbrugg, La Chaux-de-Fonds und Deutschland und auf den Philippinen. Die Kunden von APM Technica sind Hersteller und Zulieferer aus der Medizinaltechnik, Optik, Elektronik, Feinmechanik, der Automobil- und weiteren Hightech-Industrien. ESGE AG, Mettlen: Die ESGE AG produziert und vertreibt hochwertige Universal Stabmixer. Die Bamix Gruppe mit 70 Mitarbeitern stellt jährlich bis zu 400 000 Geräte her. Der Exportanteil liegt bei über 90 Prozent, das Produkt ist in 40 Ländern präsent. Der Bamix gerhört zu den Schweizer Design-Klassikern und wird seit 60 Jahren hergestellt. Sämtliche Einzelteile für den Mixer werden in der Schweiz von langjährigen Zulieferpartnern produziert. Das Unternehmen setzt auch in Zukunft auf seine Ein-Produkt-Strategie, den Produktionsstandort Schweiz und die eigene finanzielle Unabhängigkeit.

Die Chefs der nominierten Unternehmen (von links): Arthur Philipp (APM Technica AG), Erich Eigenmann (ESGE AG), Beat Jörimann (Jörimann Stahl AG), Dr. Tobias Schmidheini (Microsynth AG), Otto Hofstetter (Otto Hofstetter AG) und Beat Guhl (Sky-Frame/R&G Metallbau AG).

Foto: zVg

Jörimann Stahl AG, Bonaduz: Bereits 1959 legte Hermann Jörimann den Grundstein für die heutige Jörimann Stahl AG. In zweiter Generation und mittlerweile an den zwei Standorten Bonaduz und Walenstadt werden mit rund 80 Mitarbeitern über 10 000 Tonnen Stahl pro Jahr verarbeitet. Die Produktevielfalt beginnt bei der Herstellung und geht von Strassensignalen über schwere Tunnelschalungen im Baukastensystem bis hin zu filigranen rostfreien Produkten für die Bahntechnik. Bisher hauptsächlich auf dem schweizerischen Markt tätig, möchte das Unternehmen ihr patentiertes und mehrfach einsetzbares Tunnelschalungssystem JTS in Zukunft europaweit vermarkten. Microsynth AG, Balgach: Die Firma Microsynth AG ist ein inhabergeführtes, unabhängiges und international tätiges Biotechnologie-Unternehmen mit Hauptsitz im St. Galler Rheintal und beschäftigt mit seinen zwei zusätzlichen Standorten Göttingen und Wien 57 Mitarbeiter. Das Unternehmen bietet weltweit unterschiedliche molekularbiologische Serviceleistungen für Forschung und Diagnostik an. Die Schwerpunkte liegen in der Herstellung von DNA Synthesen sowie in der Vermarktung von molekularbiologischen Dienstleistungen. Microsynth wurde 1989 als Spin-off der ETH Zürich gegründet.

Otto Hofstetter AG, Uznach: Die Otto Hofstetter AG produziert Spritzgiesswerkzeuge zur Herstellung von hochwertigen Kunststoffverpackungen. Hauptanwendungsgebiete dieser Werkzeuge sind PET-Preforms, aus denen später PET-Flaschen entstehen, Dünnwandverpackungen, Kartuschen und Gärtnereiartikel. Die Firma ist ein international führend im Werkzeug- und Formenbau und weltweit der zweitgrösste Anbieter von Spritzgiesswerkzeugen für PET-Preforms. Die Firma beschäftigt 190 Angestellte, davon 23 Auszubildende. Der Exportanteil der Produkte liegt praktisch bei 100 Prozent. Sky-Frame/ R&G Metallbau AG, Ellikon an der Thur. «Nicht nur das perfekte Schiebefenster, sondern offene Wohnräume» lautet die Vision von Beat Guhl, CEO und Inhaber von Sky-Frame. 2002 entwickelte er das filigrane Schiebefenstersystem. Das mehrfach ausgezeichnete Schweizer Premium-Produkt begeistert Architekten und Bauherren auf der ganzen Welt durch Funktionalität, minimalistisches Design und Komfort. Getreu dem Markenversprechen «A view, not a window» ermöglicht Sky-Frame mit rahmenlosen und grosszügigen Glasfronten eine atemberaubende Aussicht. Bis heute wurden über 4 000 Objekte in 24 Ländern mit Sky-Frame realisiert. Von ursprünglich drei wuchs Sky-Frame auf über 100 Mitarbeiter.


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UZ l RECHT

EU-DATENSCHUTZVERORDNUNG

Es drohen hohe Bussen Vielen Firmen ist der Datenschutz ein Fremdwort. Vorkehrungen haben sich meist auch nicht gelohnt. Das ändert sich mit der EU-Datenschutzverordnung.

TEXT ALEX SCHWEIZER

Viele KMU haben noch nie davon gehört: Neue IT-Projekte und Betriebsabläufe, welche die Bearbeitung von Kundenund Mitarbeiterdaten zum Inhalt haben, müssen datenschutzkonform geplant, implementiert und betrieben werden. Das schreibt das schweizerische Datenschutzrecht vor. Andere Firmen wissen es zwar, verzichten aber aus Kosten-Nutzen-Überlegungen auf eine datenschutzkonforme Planung. Die Folge: Der Datenschutz wird oft auch bei der Implementierung und dem Betrieb nicht eingehalten. Bisweilen liegt es auch bei den Profis im Argen: den Informatik- und Softwarefirmen, die anspruchsvolle IT-Lösungen realisieren. Zwar bemühen sich viele IT-Firmen um die Einhaltung der technischen Datensicherheit. Bei den datenschutzrechtlichen und organisatorischen Vorkehrungen, die für die Gewährleistung der Datenschutzkonformität ebenso nötig sind, hapert es jedoch häufig. Dies zeigt sich vor allem in der Datenpflege, der systematischen Erfassung, Auswertung und Nutzung von Kundendaten. Bearbeitungsreglement Viele Unternehmen müssten von Gesetzes wegen auch ein Bearbeitungsreglement haben, das die interne Organisation sowie das Datenbearbeitungs- und Kontrollverfahren umschreibt. Das Reglement muss Unterlagen über die Planung, die Realisierung und den Betrieb der Datensammlung und eingesetzten Informatikmittel enthalten. Zu dokumentieren sind sämtliche Abläufe und Kontrollen

der Datenverarbeitung, von der ersten Erfassung bis zur Vernichtung der Personendaten. Ein solches Datenbearbeitungsreglement muss regelmässig aktualisiert werden. Dem zuständigen Kontrollorgan im Unternehmen und dem Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten muss es in einer verständlichen Form zur Verfügung stehen. Diese datenschutzrechtliche Dokumentationspflicht trifft vor allem jene Unternehmen, die regelmässig Persönlichkeitsprofile von Kunden, Mitarbeitern oder Lieferanten oder besonders schützenswerte Daten wie Gesundheitsdaten bearbeiten und für die keine besonderen gesetzlichen Ausnahmegründe vorgesehen sind. Sie erfasst oft auch die Firmen, die regelmässig Personendaten an Dritte weitergeben. In der Praxis löst diese Dokumentationspflicht immer wieder ungläubiges Staunen aus. «Das haben wir nicht gewusst», «der Aufwand ist viel zu gross», «das macht doch keiner», sind nur einige Argumente, die zur Verteidigung genannt werden. Vor Gericht sind sie irrelevant. Reputationsrisiken als Hauptmotivation Die angedrohten Sanktionen und Bussen waren bisher gering. Es lohnte sich für viele Firmen nicht, in datenschutzrechtliche Vorkehrungen zu investieren. Und wo doch in den Datenschutz investiert wurde, geschah dies oft weniger aufgrund der drohenden Bussen und Strafen, sondern eher aufgrund von Reputationsrisiken. Nichts fürchteten viele Unternehmen mehr als kritische Medienberichte über den Missbrauch von Kundendaten, zumindest im Bereich des Datenschutzes. Existenz, Erfolg und langfristiges Überle-

Mit dem neuen EU-Datenschutzrecht drohen Bussen bis 100 Millionen Euro oder fünf Prozent des Jahresumsatzes. Selbst Firmen ohne Präsenz in der EU können davon betroffen sein.

Foto: zVg Rainer Sturm/Pixelio.de

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KOSTEN SENKEN DURCH ENERGIEEFFIZIENZ. «Dank der Teilnahme bei der Energie-Agentur der Wirtschaft löschen wir Ihren Durst nicht nur genussvoll, VRQGHUQ DXFK HQHUJLHHIŷ]LHQW 'DV VSDUW .RVWHQ Roger Wymann, Leiter Engineering Rivella AG, Rothrist

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UZ

ben im Markt verdanken die Unternehmen ihren Kunden. Gerade den Kunden ist es wichtig, dass die Unternehmen mit ihren Daten verantwortungsvoll umgehen. Wer möchte schon, dass seine Gesundheitsdaten an den nächstbesten Datenbroker verhökert werden? Und wo sind die Inhaber von Bonus- oder Kundenkarten, die es gerne sehen, wenn ihre elektronischen Einkaufslisten der letzten fünf Jahre mit sämtlichen Vorlieben- und Verhaltensmustern ungefragt bei der Konkurrenz landen würden? Nun drohen horrende Bussen Die Firmen haben oft nur in den Datenschutz investiert, um den guten Ruf zu wahren. Das wird sich in naher Zukunft ändern. Der Grund ist die neue Europäischen Datenschutzverordnung, die bereits 2015 unter Dach und Fach sein soll und für viele schweizerische Unternehmen relevant sein wird. Diese sieht geradezu horrende Bussen vor: Laut dem Entwurf der EU-Datenschutzverordnung müssen Unternehmen künftig für Datenschutzverletzungen bis zu 5 Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes oder bis 100 Millionen Euro an die datenschutzrechtlichen Aufsichtsbehörden abliefern, je nachdem welcher der Beiträge höher ist. Abgesehen von der Busse, kann jede Person, die wegen einer Datenschutzverletzung Schaden erlitten hat, vom verantwortlichen Unternehmen Schadenersatz verlangen. Sind aufgrund einer Nachlässigkeit beim Datenschutz gar hunderte oder tausende von Kunden betroffen, wird es richtig teuer. Solche Bussen werden sich nur wenige Firmen leisten können. Das ist aber nicht der einzige Alptraum.

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Datenschutz-Folgeabschätzungen Künftig werden Unternehmen in der EU voraussichtlich auch mit Bussen zu rechnen haben, wenn sie vorgängige Datenschutz-Folgeabschätzungen unterlassen, die im neuen europäischen Datenschutzrecht vorgeschrieben sind. Eine Folgeabschätzung wird meistens dann notwendig sein, wenn die Datenverarbeitungsvorgänge, die für ein IT-Projekt oder ein Geschäftsmodell geplant sind, konkrete Risiken für die betroffenen Personen wie Kunden und Mitarbeiter bergen. Enthalten muss die Folgeabschätzung mindestens eine Beschreibung der geplanten Verarbeitungsvorgänge, eine Bewertung der Risiken für die Privatsphäre der betroffenen Personen und die geplanten Abhilfemassnahmen, Garantien und Sicherheitsvorkehrungen. Bei besonders heiklen Bearbeitungsvorgängen muss eine Einwilligung von der datenschutzrechtlichen Aufsichtsbehörde eingeholt werden. Damit wird sichergestellt, dass die geplante Datenverarbeitung in Übereinstimmung mit dem EU-Datenschutzrecht steht. In einfacheren Fällen soll die Ansicht des Datenschutzbeauftragten im Betrieb genügen. Neues Datenschutzrecht gilt auch für Schweizer Firmen Das neue EU-Datenschutzrecht wird auch für viele Schweizer Firmen gelten. Einerseits dann, wenn sie in der EU Handel betreiben oder mit Firmen in Europa Personendaten austauschen. Andererseits sieht die EU-Datenschutzverordnung auch eine räumliche Ausdehnung des europäischen Datenschutzrechts auf Nicht-EU-Länder vor. Die europäische Verordnung soll selbst dann gelten, wenn ausländische Firmen ohne EU-Niederlassung Daten von EU-Bürgern verarbeiten, um diesen in der EU Waren oder Dienstleistungen anzubieten, oder wenn die Datenverarbeitung der Beobachtung von Unionsbürgern dient. Firmen, die in der Schweiz Daten von europäischen Kunden bearbeiten, müssen daher künftig – neben dem schweizerischen Datenschutzrecht – auch die EU-Datenschutzverordnung einhalten, selbst wenn sie in der EU keine Präsenz haben. Deshalb kann sich Datenschutzkonformität durchaus lohnen. Welche Firma möchte schon eine Busse von bis zu fünf Prozent des Umsatzes an die Aufsichtsbehörden bezahlen müssen?

DER AUTOR Dr. iur. Alex Schweizer, LL.M. ist Inhaber der Firma Schweizer Privacy Law. Sie ist spezialisiert auf Datenschutz- und Informatikrecht. www.privacylaw.ch

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UZ l BÜCHER

BRAIN FOOD

Gut zu wissen Hand drauf! Alle sprechen vom sozialen Netzwerk, viele nutzen es und stellen sich dabei die Frage: «Welchen Nutzen kann ich aus dem mühsam aufgebauten Netzwerk überhaupt ziehen?» Da stellt sich die Frage nach der Basis für wirklich effizientes Networking. Der Autor führt den Leser in die Praxis seines «Beziehungsmanagements» ein. Starke Beziehungen sind das A und O für wirtschaftlichen Erfolg. Obwohl die Digitalisierung vieles unsichtbar macht, Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht. Anhand der «Beziehungspyramide» zeigt der Autor, wie man strukturiert an diese herangeht, um tragfähige und dauerhafte Beziehungen aufzubauen. «Digital hilft, analog entscheidet.» frau MACHT karriere Frauen sind ebenso gut ausgebildet wie Männer. Aber: Der Weg durch die Hierarchien ist immer noch ein steiniger. Kinder kriegen und erziehen ist vorab Frauensache. Wesentlicher ist aber, dass die Arbeitswelt schon immer eine Männerdomäne war und alle Regeln und Spielchen von Männern erfunden und gepflegt wurden. In dieses Umfeld Mitspielerinnen zu integrieren, scheint schwierig. Die Autorinnen zeigen, wie es möglich ist, dass Frauen Erfolge erzielen können. Im Sachbuchteil werden sämtliche relevanten Studien zum Thema durchgeackert. Frauen kommen zu Wort, die festen Tritt auf der Karriereleiter gefasst haben. Pionierinnen berichten über ihre Erfahrungen, geben Ratschläge und zeigen, wie sich Männer an die weibliche Präsenz gewöhnen.

Foto: Bilderbox.de / zVg

Die Katze im Sack verkaufen Zugegeben, Marketingbücher gibt es wie Sand am Meer. Aber der Autor dieses Buches schreibt für alle Anbieter der Bereiche Bildung und Beratung, die auf einem bewegten Markt agieren und ihr Selbstmarketing auf Vordermann bringen möchten. Der Autor empfiehlt, den eigenen Markt selbst zu definieren. Das bedingt natürlich ein geschärftes Profil und das Finden eines Alleinstellungsmerkmals. Ein Trainer oder Berater muss unverwechselbar sein, wenn er Erfolg haben will. Der Leser entwickelt ein sicheres Gespür dafür, welche Werkzeuge für ihn nützlich sind und welche nicht. Ein Buch voller Anregungen, dank klarem Aufbau und logischer Argumentation leicht zu lesen.

Hand drauf!, Peer-Arne Böttcher, Murmann Verlag Hamburg, 192 Seiten, gebunden, Fr. 35.50 ISBN 978-3-86774-286-3

Brain Tuning, Siegfried Lehrl/ Peter Sturm, BusinessVillage, 224 Seiten, gebunden, Fr. 35.40 ISBN 978-3-8698-0230-5

frau MACHT karriere, Elisabeth Rizzi & Sandra Willmeroth, Rüegger Verlag Zürich, 136 Seiten, broschiert, Fr. 27.– ISBN 978-3-7253-1008-1

Der Alpha Faktor, Ruth Wenger, BusinessVillage, 232 Seiten, broschiert, Fr. 31.40 ISBN 978-3-8698-0234-3

Die Katze im Sack verkaufen, Bernhard Kuntz, Manager Seminare Verlag GmbH, 300 Seiten, broschiert, Fr. 59.90 ISBN 978-3-9419-6

Unternehmensnachfolge, VZ-Ratgeber, Urs Feldmann/ Philipp Heer, VZ Vermögens-Zentrum, 159 Seiten, broschiert, Franken 39.– ISBN 089-3-906162-00-3

Brain Tuning Ein Buchprojekt, das sich vom klassischen Gedächtnistraining distanziert und sich auf die Leistungssteigerung der kleinen grauen Zellen konzentriert, wie Autor Lehrl in seinem Vorwort schreibt. Wer wünschte sich nicht eine schnellere Auffassungsgabe und vor allem ein besseres Gedächtnis? In ihrer Eigenschaft als Psychologen liefern die beiden Autoren aktuellstes Know-how, wie die kleinen grauen Zellen auf Touren gebracht werden. Das Buch zeigt auf, dass es viele falsch anpacken, Illusionen und Unvermögen legen sich in den Weg . Studien aber belegen, dass das «Geistig Fit»-Programm wirkt. Ein spezieller Test zeigt ihre geistige Fitness. Die Gedächtnisleistung lässt sich bis zu 50 Prozent steigern. Der Alpha-Faktor Niemand ist konstant in Höchstform, aber es gibt Menschen, die ihre Bestform quasi auf «Knopfdruck» abrufen können. Die Autorin zeigt, wie man sich blitzartig mental, emotional und körperlich in einen Zustand bringt, der die Herausforderungen in Beruf und Sport meistern lässt. Die Gehirnforschung nennt dies den Alpha-Zustand. Dieser Faktor begleitet die Autorin seit Jahrzehnten in ihrer Forschung nach dem Potenzial menschlichen Bewusstseins. Sie zeigt Erkenntnisse und Erfahrungen, die sie selber, aber auch zwanzig andere Personen, die sie befragte, gemacht haben. Alltagstaugliche Techniken erleichtern den Alltag Unternehmensnachfolge Alle wissen es, die wenigsten halten sich daran. Die Unternehmensnachfolge ist ein Prozess, der idealerweise fünf bis zehn Jahre vor der Firmenübergabe beginnen sollte. Der VZ-Ratgeber des VermögensZentrum hat seine Erfahrungen rund um eine Betriebsübergabe gemacht und die entscheidenden Themen zusammengetragen. Von besonderer Bedeutung: Wie viel wert ist das Unternehmen realistisch gesehen? Was ist zu tun, damit Steuern und Abgaben nicht den ganzen Erlös auffressen? Wie kann der Verkäufer dazu beitragen, dass der Käufer den Kauf finanzieren kann? Wie sichert sich der Unternehmer für sein Alter ab?


UZ l 10 FRAGEN AN

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CARLA KAUFMANN, GESCHÄFTSFÜHRERIN COMPANYMARKET

Die Freiheit als Unternehmerin Foto: zVg

Warum sind Sie Unternehmerin geworden? Ich habe immer schon gewusst, dass ich einmal selbständig sein wollte. Mein Vater hatte in dem Jahr, in dem ich geboren wurde, sein viertes Unternehmen gegründet. Ich habe mich also immer in einem unternehmerischen Umfeld bewegt. Vielleicht bin ich aber auch einfach die schlechteste Angestellte der Schweiz…

ich natürlich, auf eine überschaubare Anzahl Fehler zurückblicken zu können.

Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Genau das, was ich heute mache – einfach mit doppelt so viel Zeit.

Wie erholen Sie sich vom Stress? Durch die Zeit mit meinen Kindern verliere ich nie die Erdung. Sie ermöglichen mir, immer wieder den Bezug zur Realität herzustellen und vieles zu relativieren.

Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Roger Federer – aber mehr für meinen Mann als für mich. Worüber können Sie sich ärgern? Unehrlichkeit, falsche Freundlichkeit und Illoyalität.

Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Ich finde es schade, dass die Thematik der Unternehmensnachfolge in der Schweiz nur sehr wenig Aufmerksamkeit erhält. Innovation ist der Inbegriff unseres Wachstums; wir brauchen solide Grundlagen, auf denen Innovation stattfinden kann, und eine davon sind solide Nachfolgeregelungen. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? An den Tag, an dem ich tatsächlich selbständig wurde und mit vier Partnern zusammen den Vertrag zur Übernahme des Unternehmens unterschrieb. Das war grossartig, ich würde es sofort wieder tun! Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Ich hätte mir vielleicht einige Male Zeit sparen können, oder mich vielleicht ein paar Mal überzeugender durchsetzen können. Grundsätzlich glaube und hoffe

Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Ich glaube, dass wir in der Schweiz ein einzigartiges Umfeld für Start-ups haben. Wir evaluieren im Moment für eine Innovation im IT-Bereich die technischen Möglichkeiten und ich könnte mir hierfür kein besseres Umfeld als das in Zürich vorstellen. Wir haben unglaublich viele hochintelligente junge Unternehmer, die dank von Wirtschaft und Staat optimal geprägten Rahmenbedingungen gedeihen und finanziert werden können. CARLA KAUFMANN Unternehmen: companymarket.ch Position: Partnerin Werdegang: Anwaltspraktikum, Steuerberatung PwC, Partnerin bei companymarket.ch Ausbildung: M.A. HSG in Law Liebste Hobbies: Alles, was die Jungmannschaft begeistert Zivilstand: verheiratet, zwei Kinder

Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Ich wünsche mir, dass es in der Schweiz aufgrund der laufenden Gesetzesrevisionen nicht zu einer Überregulierung kommt. Denn dies könnte weitreichende Folgen für die Start-up- und Nachfolgeszene haben.

IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 8. Jahrgang (20. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@ swissnews.ch Verlagsleitung: Jonas Hugentobler, hugentobler@ unternehmerzeitung.ch Redaktion: Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@ unternehmerzeitung.ch; Salome Kern, kern@ unternehmerzeitung.ch; Lukas Studer, studer@swissnews.ch, Manuela Paganini, paganini@swissnews.ch Layout und Produktion: Bruno Strupler, print@ unternehmerzeitung.ch, Angelina Sofia, sofia@swissnews.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Fabienne Amstad, Oliver Bendel, Anna Birkenmeier, Christian Bühlmann, Stephan Burckhardt, Larry Estevez, Urs Fitze, Ulrich Glauber, Christian Häuselmann, Yvonne von Hunnius, Stefanie Meier-Gubser, Raymond Simmen, Klaus Stapel, Ruedi Stricker, Rainer Telesko, Ansgar Thiessen, Roger Tinner, Stefan Vogler, Gerhard Wagner, Agnes von Wyl Anzeigenleitung: Felix Keller, keller@ unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@ unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, Jahres-Abonnement: Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2013: 38 395 Exemplare Druck: NZZ-PRINT, Schlieren, Zürich; Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Unternehmer Zeitung ist Medienpartner von: SVC SwissVentureClub/SVC Unternehmerpreis, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland;SWISS-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin; ZÜRCHER KMU, das Zürcher Unternehmer-Magazin, sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung VR-Praxi, das Magazin für Verwaltungsräte.


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l Nr. 3 l 2014 l

UZ l KAPITALMARKT

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Zum Verkauf angeboten

Steigerung der Kundenbasis. Aufgrund seines Alters möchte der Inhaber kürzer treten. Die Nachfolge soll auf Ende 2014 erfolgen.

Solarfirma mit eigenen Produkten (2644) Junges, als Spinoff eines etablierten Handwerkbetriebes 2010 gegründetes Unternehmen im Bereich von Photovoltaikprodukten. Seit der Gründung sind verschiedene branchenspezifische Spezialprodukte entwickelt worden, die teilweise geschützt sind. Darunter eine innovative Ausrichtung von Photovoltaikpanels mit gegenüber der Konkurrenz überlegenen Wirkungsgraden. Laufende

Angelshop (2821) Wir möchten hier unser geliebtes Fischereifachgeschäft verkaufen, denn wir sind nach über 40 Jahren erfolgreichem Wirtschaften nicht mehr die Jüngsten. Wir bieten Ihnen einen vollständig eingerichteten Angelausrüstungs-Shop im Herzen von Bülach mit einem sehr grossen Kundenstamm. Jegliches Material kann übernommen werden, ebenso im Preis inbegriffen ist unsere neu gestaltete Website www.

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VERANSTALTUNGEN 20.03.2014 KMU SWISS Piazza (Neu!), «Weihen Sie als Besucher mit uns diesen Anlass ein!». Es erwartet Sie eine Ausstellung mit KMU SWISS Mitgliedsfirmen aus den verschiedensten Branchen sowie diverse Fachvorträge zu spezifischen Themen. 08.05.2014 KMU SWISS Forum 2014, «Swissness: Entität oder Identität». Safe the Date! – Das Thema «Swissness: Identität oder Entität» wird während eines Tages am 12. KMU SWISS Forum behandelt. Erfahrene Unternehmer referieren zum Tagesthema und werden die Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Kultur sicherlich begeistern. Im Anschluss an das Forum lädt der Stadtrat zum Marktplatz Baden ein. Somit können Sie sich mit den Stadtverantwortlichen austauschen und sich mit weiteren Firmen vernetzen.

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Maschinenpark tragen aktiv zum Erfolg bei. Die Aufträge werden zum grössten Teil im Hochbau (Neu-, Umbauten, Renovationen, Isolationen etc.) erbracht. Zu den Dienstleistungen gehören aber auch Tiefbau- und Kanalarbeiten, Kernbohrungen etc. Handel en gros mit Fahrzeugen und Zubehör (2819) Bei der Firma handelt es sich um einen rentablen Grosshandelsbetrieb für Fahrzeuge und Zubehör. Die Unternehmung weist einen treuen Kundenstamm und konstant hohe Erträge aus. Die derzeitigen Inhaber möchten sich altersbedingt aus der Unternehmung zurückziehen und die Unternehmung in neue Hände geben. Neben dem Handel bietet die Unternehmung zusätzlich eine umfassende Beratung und Servicedienstleistung an. Nachfolger Patentverwertung (2811) Die Aktiengesellschaft verfügt über das umfassende Knowhow zur Produktion und Vermarktung exklusiver Gerätetypen in den wachstumsstarken Verpflegungsbetrieben, Pizzerien, Bäckereien und Fast Food Shops. Die einzelnen Geräte sind mit entsprechendem Patent bis ins Jahr 2029 international und umfassend geschützt. Das gut strukturierte Geschäftsmodell geht von einem nachhaltigen EBITA von über 1 Mio. Fr. aus. Der heutige Firmeninhaber strebt aus Altersgründen eine Übergabe an. Für den Erwerb des Unternehmens und die Lancierung der Produkte muss ein potenzieller Käufer Eigenmittel in Höhe von 0.8 bis 1.5 Mio. Fr. einbringen. Nachfolge für Handelsfirma (2806) Nachfolge gesucht - Schritt in die Selbständigkeit. Für unsere gut positionierte und etablierte Handelsfirma im Stoff- und Dekobereich suchen wir eine geeignete Nachfolge. Das Unternehmen eignet sich ideal zur Füh-

rung als Familienbetrieb. Der Geschäftsinhaber unterstützt Sie in der Einführungsphase. Die Finanzierungsmodalitäten sind verhandelbar. Beteiligung/Firmenübernahme im Fahrzeugbau (2809) Erfolgreiche und in ihrem Segment führende Unternehmung mit langjähriger, qualitätsbewusster Kundschaft sucht eine strategische Zusammenarbeit oder Übernahme durch geeignete Unternehmung. Die Betriebstätigkeit wird in eigener Liegenschaft ausgeführt; eine Übernahme der Liegenschaft wird angestrebt, ist jedoch kein Muss-Kriterium. Verkauf Bettwaren- und Dekorationsgeschäft (2805) Zwei attraktive Filialen mit steigendem Umsatz in Brig (VS) und Gelterkinden (BL) aufgrund von Wegzug zu verkaufen. Verkäufer möchte Firmenmantel behalten; es werden nur die Filialen inkl. Personal, Inventar und Lieferanten- sowie Kundenlisten abgegeben. Trinkwassersicherheit (2804) Start-up mit ausgezeichneten Grundlagen: – Produktion aller Datenträger (u.a. CD, DVD, Blu Ray-Disc, USB-Sticks usw.) – Ausbaufähige Einzelfirma – Beratung, Planung, Probenahme – Zertifizierter Laborpartner und Einbindung ins Qualitätsmanagement Tätigkeitsschwerpunkte: – Keimarmes Trinkwasser, Spezialisierung auf Legionellen, Analytik, Netzhygiene, Kostenbewusste Sanierung, Sanierungsmassnahmen, Rohrinnensanierung, Instandhaltungskonzepte, Mikrobiologische Untersuchungen, Gefährdungsanalysen und Beurteilungen, Ursachen und Bewertung der Risiken, Tätigkeitsgebiet in D, A und CH – 20 Jahre Erfahrung


UZ companymarket.ch

Uhrenladen mit Onlineshop (2794) Zu verkaufen an bester Lage inzw. gut eingeführter Uhrenladen mit Uhrmacheratelier. Wir haben uns auf Marken im mittleren Preissegment spezialisiert, die wir meist exklusiv in der Schweiz anbieten und vertreiben. Als einziger Shop in der Schweiz haben wir uns auf Fliegeruhren spezialisiert ausserdem ist es der einzige Laden für russische Uhren. Der Laden wurde innert fünf Jahren aufgebaut und für ca. 30 000 Franken beworben. Flyers, Anzeigen und professioneller Präsentationsfilm – neben Google Adwords Werbung. Stetig wachsende Kundschaft. Einige Stammkunden. Ein neuer Betreiber kann zusammen mit dem Uhrmacher guten Gewinn machen, wenn er 100 Prozent selber da sein kann. Zum Verkauf steht das Ladengeschäft mit dazugehörendem Onlineshop. Schlichte Ladeneinrichtung, grosses Schaufenster in der Fussgängerzone. Inventur 01/14 hat einen EK Warenwert von 185 000 Franken ergeben. Einen Teil des Lagers würde ich übernehmen, weil

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ich zukünftig in Deutschland ein Geschäft zusammen mit meinen internationalen Onlineshop betreiben will. Der neue Betreiber kann mich auch weiterhin mit Uhren gewisser Marken beliefern und damit zusätzlichen Gewinn machen. Ohne Ladengeschäft werde ich diese Marken nicht mehr bekommen. Fliegeruhren.ch : E-Shop seit 2003 aufgebaut mit 1000 Produkten und grossem Kundenstamm, Google Ranking 4, viele Besucher, bisher ohne Onlinewerbung oder SEO. Der wichtigste Mitarbeiter, unser versierter Uhrmacher, soll übernommen werden. Seine professionellen Gerätschaften und das Lager mit den Ersatzteilen gehören ihm selber. Mit seinen vergleichsweise preisgünstigen Reparaturen und Services (Bandwechsel, Uhrenbatterien bis zu Vollrevisionen von Rolex, IWC usw., auch Grossuhren) bringt er zusätzlich Publikum in den Laden. Der Kaufpreis setzt sich zusammen aus dem Wert des Lagers (mind. 1/2 des Bestandes) plus ca. 35 000 Franken für den Onlineshop und Domain.

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l Nr. 3 l 2014 l 61

Zum Kauf gesucht Unternehmen der Erwachsenenbildung gesucht (2801) Schule oder Ausbildungsstätte im Bereich Erwachsenenbildung gesucht. Der Käufer beabsichtigt, das Angebot weiterzuentwickeln und auszubauen, u.a. durch einen speziell ausgerichteten Marketingkanal. Beteiligung/MBI technisches Unternehmen (2786) Unser Mandant, Ende 40, ist ein erfahrener Manager mit sowohl technischem als auch betriebswirtschaftlichem Hintergrund. Er ist auf der Suche nach einem Unternehmen zur Übernahme. Die Persönlichkeit mit langjähriger Führungserfahrung besitzt einen nachweisbaren Leistungsausweis in verschiedensten nationalen und internationalen Produktions-, Engineering- und Produktmanagementfunktionen, wie auch als Leiter tiefgreifender Veränderungsprozesse und sucht eine Geschäftsleitungsposition im technischen Bereich. Die bevorzugten

Branchen liegen im Bereich Anlagenbau, Maschinenbau, Apparatebau, Umwelttechnik, Reinigungsindustrie oder Service. Unser Mandant ist vielseitig interessiert und erfahren. Er verfügt über Fertigkeiten im Handel, Vertrieb und Produktion von technischen Investitionsgütern. Mit Hochschule für Technik und HSG-Abschluss im Bereich Wirtschaft bringt unter Mandant das nötige Rüstzeug für einen Unternehmensantritt mit. Immobilientreuhand Ostschweiz/Zürich (2782) Suche für eine strategische Expansion und Erweiterung ein Immobilientreuhandbüro in der Ostschweiz oder im Raum Zürich. Grössenordnung ab 2 bis 10 Mitarbeiter. Zahlungsnachweis kann schnell erbracht werden. Reiseveranstalter oder Reisevermittler (2799) Junges Schweizer Unternehmen sucht Reiseveranstalter oder Reisevermittler zur Übernahme zwecks Diversifizierung und Ausbau der Geschäftstätigkeit. Ideal wäre die Übernahme im Rahmen einer Nachfolgelösung.

Interessante Beteiligung gesucht (2808) Eine etablierte und ertragsstarke Familienunternehmung in der Zentralschweiz sucht weiteres, zukunftsorientiertes Standbein in folgenden Bereichen: Handel, Dienstleistung und/oder Produktion. Folgende Branchen werden bevorzugt: Recycling und Entsorgungstechnik, Haustechnik (Heizung, Lüftung, Klima), Kanalunterhalt und Kanalreinigung sowie Energie (Geothermie und Solar). Gesucht wird primär eine Beteiligung an einer am Markt gut positionierten und erfolgreichen Unternehmung. Es wird kein reines Finanzinvestment gesucht. Das Nutzen von Synergien zur bisherigen Geschäftstätigkeit wäre optimal, ist jedoch keine zwingende Voraussetzung. Eine Einflussnahme auf Stufe Verwaltungsrat wird angestrebt. Optional kann Unterstützung im operativen Bereich geboten werden. Die Gesellschaft sollte ihren Sitz in der Deutschschweiz haben; die Marktbearbeitung darf regional, national und/oder international sein.

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l Nr. 3 l 2014 l

UZ l DAS LETZTE

«FRAUEN STEHEN AUF SIXPACKS»

Zielgruppenmarketing Stadtpark Aarau, an einem Nachmittag im Herbst, zwei Rentner auf einer Parkbank.

VON RUEDI STRICKER

Frauen stehen auf Sixpacks. He?

Fotoquelle: Bilderbox.de

Steht da auf dem Plakat. So macht man Werbung für Bier.

Ist dir egal, was für ein Bier du trinkst? Ich trinke nur Hofer Bräu. Beim Bier bin ich heikel.

Die Frauen sollen also mehr Bier trinken. Nein, die Männer. Es heisst aber «Frauen stehen auf Sixpacks». Du musst alles lesen. Unten steht «Nur für Männer».

Bei dir ist Werbung wohl Verschwendung. Absolut.

Wieso dann Frauen? Nicht wegen des Biers, sondern wegen der Sixpacks.

Für wen machen sie denn Werbung? Für die anderen. Für Junge, die keine Ahnung haben. Und für Frauen.

Was ist ein Sixpack? Sechserpackung.

Für Frauen? Waschmittel. Ich sage nur: Waschmittel. Waschen immer weisser. Und das seit dreissig Jahren. Oder Kosmetik.

Dann ist ein Sixpack eine Sechserpackung Bier? Ja, das auch.

Wieso Kosmetik? Grosse Marge, kein Nutzen. Und die Frauen fallen darauf herein.

Was sonst noch? Ein Sixpack ist ein Waschbrettbauch. Aha. So ein trainierter Bauch wie im Fernsehen. Meine Frau sieht sich immer diese Werbung an. Erinnerst du dich noch an die Waschbretter?

Die Männer auch immer mehr. Männer kaufen nur Kosmetik ihren Frauen zuliebe. So wie Bier? Diese Plakate werden bald verschwinden.

Meine Mutter hatte noch eins, als es noch keine Waschmaschinen gab. Eigentlich stumpfsinnig, diese Werbung.

Will man das jetzt auch noch verbieten? Nein, Plakatwerbung ist veraltet. Heute macht man Werbung auf dem Internet.

Wieso? Vom Biertrinken gibt es keinen Waschbrettbauch, sondern einen Bierbauch.

Und wer keinen Internetanschluss hat? Direktmarketing. Damit erreicht man jeden. Vom Banker bis zur Serviertochter. Vom Schulkind bis zum Greis.

Du meinst, so wie die unsrigen? Ich gehe zweimal pro Woche ins Fitness. Damit die Frauen wieder auf dich stehen. Das Eine tun, das Andere nicht lassen. RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Güttingen (TG). www.stricker-consulting.ch

Auf dem Plakat steht auch nichts darüber. Das interessiert sowieso kein Schwein.

Wie meinst du das? Werbebotschaften sind raffiniert. Das Plakat will uns sagen: Hängt nicht nur im Fitnessclub herum, sondern trinkt auch Bier. Darauf stehen die Frauen. Frauen wollen keine Muskelberge, sondern multifunktionale Lebenskünstler. Wie schmeckt denn dieses Bier? Keine Ahnung. Ich kenn’s nicht.

Das geht aber nicht in jeder Branche. Wieso nicht? Krankenkassen machen kein Direktmarketing. Wie kommst du darauf? Hat Dich je eine Krankenkasse angerufen? Mich nicht, aber meine Tochter. In meinem Alter will mich keine Krankenkasse mehr. Irgendwie auch diskriminierend, nicht?


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