UZ 10 2015

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Foto: Keystone/Ennio Leanza

EN IT S SE X I 14 R A IT P M VR

UNTERNEHMER ZEITUNG

Nr. 10, Oktober 2015 21. Jahrgang, Fr. 8.– www.unternehmerzeitung.ch

KLIMAPOLITIK Der Klimawandel steht nicht bevor. Er hat bereits begonnen. Seiten 13 – 20

ZUFRIEDENE AKTIONÄRE Widerstandsfähige Schweizer Unternehmen: Ein sattes Dividendenjahr jagt das nächste. Seite 34

SPITZENLEISTUNG Christiane Leister hat ihren Konzern mit grossem Willen und viel Einsatz nach vorne gebracht. Seite 48

VR-PRAXIS

MONIKA RÜHL VON ECONOMIESUISSE

Peter Spuhler im Interview: «Mehr Coach als Stürmer.» Seite 54

WIR ALLE SIND DIE WIRTSCHAFT ab Seite 8

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INHALT

EDITORIAL

Wegschauen hilft nicht .Die Wahlen rücken näher. Während sie sonst nur auf gedämpftes Interesse treffen – am Ende entscheidet ohnehin das Volk -, sind sie jetzt aus Sicht der Wirtschaft spannend. Denn bei wichtigen Themen sind die Mehrheiten im jetzigen Parlament knapp. Ein paar Stimmen mehr oder weniger können jeweils den Ausschlag geben. Ein Thema, das allerdings derzeit kaum eine Rolle spielt, ist die Klimapolitik, dem heissen Sommer zum Trotz. Auf globaler Ebene ist es anders. Ab Ende November wird am Klimagipfel von Paris über die Lebensfähigkeit grosser Teile der Erde mitentschieden. Doch betrifft das erst die nächsten Generationen. Für die um ihre Wahl kämpfenden Politiker ist das daher kein Thema. Für die Unternehmerzeitung schon. Ein anderes Thema wird im Wahlkampf immer wieder mal angesprochen, wenn auch nur zaghaft: das Verhältnis der Schweiz zu Europa. Aber die Vorstellung, die in der Schweiz von «Europa» herrscht, wird mit jedem Jahr antiquierter. Europa ist kein bürokratischer Koloss in Brüssel, der am laufenden Band Gesetze ausspuckt. Europa ist nicht gleichzusetzen mit der EU-Kommission. Das politische Europa hat sich in den vergangenen vier Jahren stärker verändert als in all den Jahren seit der Gründung der Montanunion 1951, dem Vorläufer der heutigen EU. Die Mitgliedstaaten, also die national gewählten Politiker, haben die Führung übernommen. Und zwar nicht allein Kanzlerin Angela Merkel, wie die Eurokrise g­ ezeigt hat, sondern auch Präsident François Hollande – oder der Grieche Alexis ­Tsipras. Die EU-Kommission ist zum Zuarbeiter geworden. Auf die Schweiz übertragen ist das, als ob die Konferenz der Kantonsregierungen das Land führte, mit dem Bundesrat als grösserem Sekretariat. Das kann gut gehen, ist aber vermutlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Für die Schweiz heisst dies, dass die Verhandlungen mit der EU-Kommission an Bedeu­ tung verlieren werden – die wahre Macht in der EU liegt anderswo. Die ­Beziehungen werden auch chaotischer – Angela Merkel hat wenig Zeit für die Schweiz, Alexis T ­ sipras gar keine. Europa wächst zusammen, manchmal ruhig, derzeit dramatisch schnell. Die Schweiz bleibt aussenvor. Für uns als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes heisst dies, dass die Wahlen vielleicht doch nicht so wichtig sind. Entschieden wird anderswo. Vielleicht sollten sich die Politiker, die am 18. Oktober nach Bern gewählt werden, ­öfter mit dem Thema Europa beschäftigen. Und mit der Klimapolitik. Wegschauen hilft nicht.

Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch www.unternehmerzeitung.ch

KÖPFE UND KARRIEREN

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PODIUM

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INTERVIEW Monika Rühl

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THEMA Weitsichtige Klimapolitik Naturgefahren versichern Klimagipfel in Paris Klima-Rolle der Schweiz

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EUROPA Bilaterale Beziehungskrise

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EXPORT Spanien: Schwachstelle Katalonien 24 INNOVATION B I C AR: Sharing-Mobil der Zukunft 26 CLEANTECH.CH Energiereform New York Norwegen leidet unter Ölpreis

28 30

WIRTSCHAFT Konjunkturumfrage 3/2015

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GELD Jubelnde Aktionäre OTC-Trouvaillen

34 36

DIGITAL Opel OnStar Die digitale Glaskugel Umgang mit Big Data IT-Ratgeber: All IP

38 40 42 43

MANAGEMENT KMU-Umfrage UZ-Serie: Frauen im Management MARKETING Sharoo

47 48 51

UNTERNEHMEN Climeworks AG

52

PIONIERE Leandro Panizzon

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VRPRAXIS Peter Spuhler, Stadler Rail Corporate Governance in Europa VR-Weiterbildung EU-Verordnung trifft Grenzgänger VR-Sekretär Neue Transparenzvorschriften Networking

58 62 64 66 68 69 70

WEITERBILDUNG Vom Führen und Folgen

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NETZWERKE Swiss Venture Club (SVC) Unternehmer Forum Schweiz Centre Patronal

74 76 77

45, 57, 79

EVENTS BÜCHER

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10 FRAGEN AN Martin Fengler, Meteomatics GmbH 83 KAPITALMARKT & IMPRESSUM

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DAS LETZTE

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Nr. 10 2015 | UnternehmerZeitung

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KÖPFE UND KARRIEREN

NEUE PARTNERIN Grass & Partner AG, Marktführer für Outplacement-Begleitung und Karrierecoaching von Führungskräften und Fachspezialisten baut mit ANGELIKA STUBER die Beratungskapazität im Grossraum Zürich weiter aus. Sie verfügt über breite Erfahrung im Human Resource Management und war während mehreren Jahren als HR-Leiterin in verschiedenen Dienstleistungs-, Handels- und Industrieunternehmen tätig.

NEUER CEO Als Nachfolger für den vor der Pension stehenden CEO Beat Heydrich wird THOMAS KNOPF per 1. Januar 2016 dessen Amt bei Ultra-Brag übernehmen. Er war zuvor CEO beim Logistikunternehmen Fiege Schweiz. Als VR-Delegierter verantwortete er die Geschäftseinheiten Schweiz, Österreich und Süddeutschland. Er ist Vorstand der Handelskammer beider Basel, VR von Euroairport und Präsident von Spedlogswiss Nordwestschweiz.

MANAGING DIRECTOR Visa Europa hat ALBRECHT KIEL zum Managing Director Zentraleuropa ernannt. Er wird das regionale Geschäft in der DACH-Region, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg stärken. Nach Abschluss seines MBA-Studiums startete er seine Laufbahn in der Medienindustrie in Deutschland und Österreich. Seit 1998 war er in leitenden Positionen in der Finanz- und Versicherungsbranche, so fünf Jahre als Marketing Direktor bei der AXA Konzern AG.

NEUER CEO Im Sinne einer geregelten Nachfolgelösung übergibt UP-GREAT-Gründer und Hauptaktionär Rinaldo Lieberherr seine Funktion an SVEN ROTH. Dieser prägt als Aktionär und COO die Gesellschaft seit Jahren aktiv mit. Er war in der Informatik und IT-Beratung tätig. Die Kompetenz der UP-GREAT liegt in der Bereitstellung von hybriden IT-Plattformen und in der Realisierung eines ganzheitlichen Informationsmanagements.

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NEUER CEO NEUER PRÄSIDENT GEBI KÜNG, Inhaber Küng Strategy Consulting, wurde neu als Präsident der Association of Management Consultants Switzerland (ASCO) gewählt. Die ASCO repräsentiert als Standesvertreterin der Schweizer Unternehmensberater rund 2 200 Beraterinnen und Berater. Er will die Interessen der Mitglieder nach aussen noch stärker vertreten. Küng hat 20 Jahre Beratungserfahrung und unterstützt Unternehmer als Strategie-Experte.

MANAGEMENT TEAM 1 Der zweite Leiter des Management Teams bei HP heisst FRANK BLOCKWITZ. Er ist seit 1999 in verschiedenen Managementfunktionen bei HP tätig. Die letzten drei Jahre verantwortete er als Sales Director das Grosskundengeschäft innerhalb der Printing und Personal Systems Group. Als Country General Manager Printing and Solutions ist er für das Drucker- und Lösungsgeschäft verantwortlich.

SENIOR VICE PRESIDENT VMware, weltweit führendes Unternehmen für Cloud-Infrastrukturen und Unternehmensmobilität, ernannte JEANPIERRE BRULARD zum Senior Vice President und General Manager der EMEA-Region. Er soll dort die Kerngeschäfte Software Defined Datacenter, Business Mobility und Cloud Services weiter vorantreiben. Er arbeitete in den grössten Technologiefirmen der Welt und sammelte seine Berufserfahrung während mehr als 25 Jahren.

MANAGEMENT TEAM 2 Die HP Schweiz GmbH hat CHRISTOPHER ERZ, der seit 2004 für das Unternehmen in verschiedenen Positionen tätig ist, in die Leitung des Managementteams berufen. Seit Herbst 2012 war er als Country Category Manager Computing bei HP für das PC- und TabletGeschäft in der Schweiz verantwortlich. Die HewlettPackard Corporation stellt damit zwei unabhängige Unternehmen auf.

INFO Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch


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PODIUM

Dekarbonisierung als Chance ENERGIEWENDE Die Geschichte der Schweizer Elektrifizierung lehrt uns: Kehrtwenden in der Energiepolitik sind möglich. Die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien gelingt jedoch nur, wenn alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten genutzt werden. TEXT P H I L I P P E T H A L M A N N

D

ie Schweiz emittiert überdurchschnittlich viel CO2 in den Bereichen Mobilität und Wohnen. Die Stromproduktion ist heute zwar weitgehend kohlenstofffrei, doch auch die Strombranche wird ihren Teil beitragen müssen, wenn die Schweiz ihren CO2-Ausstoss massiv senken will. Denn der Stromverbrauch wird mit der Die Schweiz könnte heute bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft Umstellung auf Elektrofahreine ähnliche Vorreiterstellung einnehmen, wie bei der Elektrifizierung zeuge und Wärmepumpen vor knapp hundert Jahren. Foto: zVg/BLS zunehmen. Effizienzmassnahmen und Biokraftstoffe werden hier nicht genügen. Ausgehend vom bei 60 Prozent liegt, dies erst recht schaffen. Parlamentsbeschluss über den graduellen Besser noch, es sollte möglich sein, auch eine Ausstieg aus der Atomenergie haben wir vererhöhte Stromnachfrage aus erneuerbaren schiedene Szenarien simuliert, bei denen der Quellen befriedigen zu können. Das bedeuCO2-Ausstoss pro Person bis ins Jahr 2050 tet, dass in fast allen Bereich fossile Brennvon 5.1 Tonnen heute auf eine Tonne geund Treibstoffe durch Strom ersetzt werden senkt wird. In unseren Simulationen gelingt könnten. Natürlich müssten auch weiterhin es uns nicht, vollständig auf GaskombikraftEffizienzmassnahmen getroffen werden. werke zu verzichten. Deren CO2-Emissionen müssten entweder endgelagert oder in andeIN DER SCHWEIZ NICHTS NEUES ren Bereichen kompensiert werden. Paradoxerweise fühlt man sich bei einem solchen Zukunftsszenario um ein JahrhunVOM POTENTIAL DER ERNEUERBAREN dert in die Vergangenheit zurückversetzt. Vielleicht unterschätzen wir – beziehungsDamals wurde aufgrund von Schwierigkeiweise das Bundesamt für Energie (BFE), ten bei der Kohleversorgung während des auf deren Zahlen wir abgestellt haben – das ersten Weltkrieges entschieden, die SchweiPotential der erneuerbaren Energien. Dies zer Wirtschaft zu elektrifizieren. Die SBB suggeriert auch eine neue Studie der franhatten dieses gigantische Unterfangen vorzösischen Agentur für Umwelt- und Enerangetrieben. Im Jahr 1950 war das Schweizer giewirtschaft. Sie kam zum Ergebnis, dass Eisenbahnnetz als erstes der Welt praktisch Frankreich bis 2050 bei seiner Stromprovollumfänglich elektrifiziert. Aber auch in duktion vollkommen auf nicht-erneuerbare den Fabriken und Heimen wurde bei der Energieträger verzichten könnte. Der Strom Beleuchtung und den Haushaltsmaschiwäre dann sogar günstiger, als wenn die nen fast vollständig auf Elektrizität umgeAtommeiler erneuert würden. Wenn Frankstellt. Dazu wurden die Wasserkraft und das reich bis Mitte des Jahrhunderts in der Lage Stromnetz stark ausgebaut. Die elektrotechist, von 15 auf 100 Prozent erneuerbaren nische Industrie, die schon im 19. JahrhunStrom umzustellen, dann sollte die Schweiz, dert Pionierleistungen erbracht hatte, wurde wo der Anteil erneuerbarer Energien bereits gestärkt und konnte sich nun auf den Welt-

märkten behaupten. Davon hat die gesamte Schweizer Wirtschaft profitiert, gerade auch in schwierigen Jahren. Nicht zuletzt hat sich die Luftqualität auf dem Land und in den Städten massiv verbessert. CHANCE AUF VORREITERSTELLUNG Mit diesem Wissen im Hinterkopf darf man von einer vergleichbaren Leistung der heutigen Generation träumen. Die Schweiz könnte stark und überzeugend auf dem Parkett der internationalen Verhandlungen auftreten und bewirken, dass immer mehr Länder auf eine tiefgreifenden Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft setzen, so wie es die SBB vor hundert Jahren anderen Bahngesellschaften mit der Elektrifizierung vorgemacht haben. DAS MÖGLICHSTE TUN Natürlich sind wir auch dann nicht gefeit gegen Hitzesommer und andere Extremwetterereignisse. Die meisten Gletscher und wahrscheinlich auch ein Teil der Polarkappen werden trotzdem wegschmelzen, dafür ist es schon zu spät. Aber wir werden das Möglichste getan haben, um noch schlimmere Auswirkungen des Klimawandels wie den Meeresspiegel-Anstieg zu begrenzen. Und wenn wir dabei noch unsere Wirtschaft, unsere Immobilien und Infrastruktur modernisiert und unsere Umwelt gesünder gemacht haben, dann haben wir wenigstens diese Belohnung für unsere Anstrengungen: Eine Schweiz ohne Kamine und Auspuffe! DER AUTOR

Philippe Thalmann ist Professor für Umweltökonomie an der ETH Lausanne.

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INTERVIEW

Gestärkt aus dem Formtief ECONOMIESUISSE Nach zwei Niederlagen an der Urne wagt der Schweizer Wirtschaftsdachverband einen Neuanfang. Die neue Konsens-Kultur und eine verbesserte Kommunikation sind wichtige Bestandteile dieser Neuausrichtung. INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

M

onika Rühl ist seit einem Jahr Direktorin von economiesuisse. Der Wirtschaftsdachverband hat unter ihrer Führung das Formtief hinter sich gelassen, das in den Abstimmungen etwa über die Abzockerinitiative und die Masseneinwanderungsinitiative sichtbar geworden war. Nun liegen gewichtige Dossiers auf dem Tisch – die Energiestrategie, die Europapolitik und die Reform der Altersvorsorge.

Sie sind jetzt seit einem Jahr Direktorin von economiesuisse. Wie haben Sie den Wandel von der Spitzenbeamtin zur obersten Interessenvertreterin der Schweizer Wirtschaft erlebt? MONIKA RÜHL Ich habe den Wandel als eine Herausforderung erlebt, als eine positive Herausforderung, die ich auch gesucht habe. Er betraf weniger den Wechsel von der Verwaltung zum Verband, sondern vor allem die Inhalte. Zuletzt war ich Generalsekretärin eines Departements gewesen. Das ist eine nach innen gerichtete Aufgabe. Heute bin ich häufig unterwegs. Im ersten Jahr bin ich sehr bewusst auf unsere Mitglieder zugegangen, um zu erfahren, was sie sich von economiesuisse wünschen. Ich war viel unterwegs, um auf die Politik einzuwirken – schliesslich ist das unser Mandat. Economiesuisse ist ein kleines Team mit weniger als 70 Leuten an fünf Standorten – Zürich, Bern, Genf, Lugano und Brüssel – und deckt ein sehr breites Spektrum ab. Wir beschäftigen uns mit allen Themen der Wirtschaftspolitik. Mich hat beeindruckt, wie wir mit so wenig Mitteln einen so hohen Output schaffen, der auch geschätzt wird. Jetzt versuchen wir, die teilweise sehr technischen und fachspezifischen Stellungnahmen kommunikativ noch besser zu vermitteln. Was heisst das? Es geht uns unabhängig von den jeweils aktuellen Themen darum, die Wirtschaft besser zu erklären. Wir mussten feststellen, dass an der Urne Entscheide gefällt werden, die nicht in unserem Sinn sind – wie zuletzt das knappe Ja zur Masseneinwanderungs8

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015

initiative. Offensichtlich müssen wir besser vermitteln können, was die Folgen solcher Entscheide sind. Die Wirtschaft ist nichts abstraktes, wir alle sind die Wirtschaft. Deshalb müssen wir den Stimmbürgern aufzeigen, dass sie Teil der Wirtschaft sind und ihre Entscheide auch für sie Folgen haben. Gibt es die eine Wirtschaft überhaupt? Es gibt nicht die eine Wirtschaft, aber es gibt die Wirtschaft in ihrer Vielfalt. Das ist auch die grosse Stärke der Schweiz, dass wir in diesem kleinen Markt so diversifiziert sind. Unser typisches Mitglied ist ein Verband – wir haben rund hundert Verbandsmitglieder –, dazu 20 Handelskammern und rund 50 Unternehmen als Einzelmitglieder. Es ist nicht immer einfach, die Interessen aller Mitglieder unter einen Hut zu bringen. Mich hat aber die Sorgfalt beeindruckt, mit der unsere Positionen in den sieben Fachkommissionen und deren thematischen Arbeitsgruppen erarbeitet werden. Da können sich unsere Mitglieder einbringen. Wir suchen den Konsens und wenn wir ihn erreicht haben, dann ist das unsere Position. Was passiert, wenn Sie keinen Konsens finden, wie zuletzt etwa in der Swissness-Vorlage? In diesem konkreten Fall haben wir uns als economiesuisse nicht zur Vorlage geäussert, die in der Herbstsession des Parlaments diskutiert wurde. Die Branchenverbände haben ihre jeweilige Haltung direkt kommuniziert. Das ist auch ein Unterschied zu früher: Wir wollen eine konsolidierte Position unserer Mitglieder erzielen. Wenn das nicht möglich ist, legen wir das offen. Ein anderes umstrittenes Thema ist die Energiepolitik. Auch hier gibt es verschiedene Positionen. Hier äussert sich economiesuisse sehr klar. Wie haben Sie diese Position entwickelt? Wie in den anderen Fällen auch: Wir haben in der Energiekommission, präsidiert durch Remo Lütolf von der ABB, diese Position erarbeitet und dem Vorstandsausschuss und dem Vorstand vorgelegt. Über die Energiestrategie 2050 wird jetzt seit einigen Jahren debattiert

und die Ausgangslage verändert sich natürlich auch in dieser Diskussion. Entsprechend überprüfen wir unsere Position regelmässig. Economiesuisse argumentiert in der Energiepolitik sehr viel mit dem Preis. Kann man den Umbau der Energieinfrastruktur auf den Preis reduzieren? Uns ging es darum zu zeigen, dass diese Vorlage Kosten verursacht. Eine Studie veranschlagt diese auf rund 100 Milliarden Franken. Mit dieser Zahl haben wir gearbeitet. Wir müssen uns bewusst sein, was es kostet, für die Unternehmen und für die Konsumenten. Das ist aber nicht das einzige Element. Uns stört vor allem der Aspekt der Subventionierung. Wir sind grundsätzlich gegen Subventionen, denn erfahrungsgemäss sind sie kein zielführendes Instrument. Dabei lehnen wir nicht einmal die kostendeckende Einspeisevergütung als solche ab. Aber wir wollen sie auf 1.5 Rappen pro Kilowattstunde limitieren, während der Bundesrat 2.3 Rappen vorschlägt. Und wir wollen diese Massnahme zeitlich befristen. Sie war als Anschubfinanzierung gedacht, da liegt es in der Natur der Sache, dass sie auch befristet wird. Uns geht es aber auch um Versorgungssicherheit. Im Sommer haben wir heute genug Strom, auch dank der Wasserkraft. Aber im Winter sieht es bedeutend schlechter aus, weil die neuen erneuerbaren Energien wie der Solarstrom im Winter nicht so gut funktionieren. Wir brauchen aber über das ganze Jahr hinweg eine gute Versorgung. Muss die Schweizer Energieinfrastruktur nicht ohnehin umgebaut werden? Die AKW werden bis 2040 abgestellt, Mühleberg schon 2019. Egal, wie sie ersetzt werden, das wird etwas kosten. Uns geht es um die Kostentransparenz. Wir hatten bei der Diskussion der Vorlage im Parlament den Eindruck, dass eine offene Darstellung der Gesamtkosten vermieden werden soll. Natürlich würden andere Entwicklungen auch etwas kosten. Weil derzeit nur über den Ausbau der Erneuerbaren diskutiert wird, kann man deren Kosten also


nicht mit hypothetischen anderen Szenarien vergleichen? Der Bau eines neuen AKWs steht heute nicht zur Diskussion, das wäre wirtschaftlich gegenwärtig auch gar nicht rentabel. Was wir sagen wollen: Die Energiestrategie hat Kostenfolgen und die wollen wir aufzeigen. Economiesuisse hat also keine alternative Lösung, die sagt: Statt der Energiestrategie des Bundes könnte man es anders besser machen? Es geht um das wie und das wann. Die Vorlage hat grosse Schwachpunkte, die man nochmals überdenken müsste. Wir haben auch im Zusammenhang mit der Frankenstärke gesagt, dass die Energiestrategie eines der Dossiers ist, die jetzt zurückgestellt werden müssten. Der Werkplatz Schweiz steht bereits unter Kostendruck, und die Energiestrategie wird diesen noch erhöhen. Es wäre daher sinnvoll, dieses Dossier auf Eis zu legen, bis sich ZUR PERSON Monika Rühl, Jahrgang 1963, ist seit September 2014 Direktorin von economieuisse. Vor ihrer Zeit an der Spitze des Wirtschaftsdachverbandes war sie seit 2011 Generalsekretärin des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung. Zuvor war sie unter anderem Delegierte für die internationalen Handelsverträge und persönliche Mitarbeiterin von Bundesrat Joseph Deiss. Monika Rühl hat an der Universität Zürich italienische und französische Sprache und Literatur studiert.

Foto: zVg


INTERVIEW

der Wechselkurs wieder entspannt hat. Mit diesem Anliegen sind wir nicht durchgedrungen. In anderen Dossiers haben Sie alternative Modelle vorgeschlagen. Beispiel Zuwanderung: Sie wollen eine Schutzklausel einführen.. Die Schutzklausel ist nur ein Teil unseres Umsetzungskonzepts. Wir haben zwei Ziele: Wir wollen erstens die bilateralen Abkommen erhalten und zweitens den Verfassungsartikel wirtschaftsfreundlich umsetzen. Unser Konzept sieht drei Säulen vor. Die erste Säule, die Schutzklausel, ermöglicht es, das Prinzip der Personenfreizügigkeit zu erhalten und damit das erste Paket der Bilateralen zu sichern und gleichzeitig die Zuwanderung zu begrenzen. Die EU kennt dieses Instrument und wendet es in verschiedenen Abkommen mit Drittstaaten an. Die zweite Säule sieht die bessere Nutzung des sogenannten Inländerpotentials vor: Was können wir tun, um ältere Arbeitnehmer länger im Arbeitsleben zu halten, und zwar mindestens bis zum Pensionsalter? Was können wir tun, um Frauen zu ermuti-

Die Zuwanderung ist nur eine der offenen Fragen in der Europapolitik. Daneben ist der künftige institutionelle Rahmen der bilateralen Beziehungen offen. Economiesuisse hat immer wieder gesagt, dass sie den bilateralen Weg erhalten will… Genau. Die Frage ist: zu welchem Preis? Auch mit den sogenannten «fremden Richtern», einem EU-Gerichtshof, der das letzte Wort haben wird? Wir sollten jetzt in erster Priorität die Masseneinwanderungsinitiative wirtschaftsfreundlich umsetzen und damit den Erhalt der heutigen Abkommen sichern. In einem zweiten Schritt geht es darum, wie man die institutionellen Fragen lösen kann. Die EU sagt ja seit einigen Jahren, dass es ohne eine Lösung keine neuen Marktzugangsabkommen geben wird. Die Wirtschaft hat natürlich ein Interesse an solchen Abkommen, etwa im Bereich der Finanzdienstleistungen. Wir schauen uns aber sehr genau an, was unter dem Titel der institutionellen Fragen verhandelt wird. Bisher hat der Bundesrat auf die Option des EU-Gerichtshofs zur Streit-

«WIR SIND STARK GENUG, UM DIE DISKUSSIONEN IN DER POLITIK ZU BEEINFLUSSEN.» gen, in höheren Teilzeitpensen zu arbeiten? Was können wir tun für jüngere Menschen, für Menschen mit Behinderungen, für Asylsuchende? Die dritte Säule setzt auf eine stärkere Zurückhaltung des öffentlichen Sektors. Denn die Zuwanderung geht nicht nur in die Privatwirtschaft, sondern in staatliche oder staatsnahe Betriebe, beispielsweise im Gesundheitswesen. Wie sind die Reaktionen? Wir erhalten eine sehr breite Unterstützung von den politischen Parteien, und zwar bis in die SVP hinein. Ob die EU ihrerseits auf dieses Konzept einsteigt, werden wir erst sehen, wenn wirklich verhandelt wird. Dazu braucht es eine Vorlage des Bundesrates… Der Bundesrat hat eine Vorlage in die Vernehmlassung gegeben. …die Sie zerzaust haben. Wir haben sie konstruktiv kommentiert und einen alternativen Weg vorgeschlagen. Der nächste Schritt des Bundesrates ist es, den Vernehmlassungsbericht und auf dessen Grundlage die Botschaft vorzulegen. Das dürfte nach den Wahlen sein, man spricht von Anfang nächsten Jahres. 10

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015

beilegung gesetzt. Wir wissen nicht, was das Ergebnis dieser Verhandlungen sein wird – derzeit sind sie eingefroren. Es dürfte aber schwierig sein, den Bürgerinnen und Bürgern eine Lösung zu erklären und schmackhaft zu machen, die eine prominente Rolle des EU-Gerichtshofs vorsieht. Die «fremden Richter» sind eine Sache, die fremden Gesetzgeber eine andere. Kann die Schweizer Wirtschaft eine Lösung akzeptieren, bei der sie keine Mitbestimmung bei der Ausarbeitung der Gesetze hat? Schon heute gibt es Bereiche, in denen automatisch EU-Recht übernommen wird. In anderen Bereichen bedarf es jeweils eines bundesrätlichen Entscheids, etwa beim Schengenrecht. Damit die Bürgerinnen und Bürger ein künftiges Rahmenabkommen akzeptieren, braucht es eine Lösung, bei der Recht nicht automatisch, sondern jeweils mit einem Entscheid des Bundesrates übernommen wird. Sie wollen erst die Zuwanderung und dann das Rahmenabkommen anpacken. Also eine Gegenposition zur Paketlösung, die der Bundesrat beabsichtigt? Erstens braucht es für eine Paketlösung zwei, die sich darauf einlassen, also auch die EU.

Und zweitens hat Herr Burkhalter noch nicht kommuniziert, was die Inhalte dieses Pakets sein sollen. Die Absichten des Bundesrates sind also noch nicht klar. Auch bei der Reform der Altersvorsorge haben Sie eine eigene Lösung vorgeschlagen. Sind Sie mit dem zufrieden, was der Ständerat in der Herbstsession beschlossen hat? Nein, wir sind nicht zufrieden. Wir haben von Beginn weg gesagt, dass unser Ziel die Sicherung des heutigen Rentenniveaus ist. Der Ständerat hat nun beschlossen, die Leistungen auszubauen. Das ist finanziell nicht tragbar. Wir zählen nun auf den Nationalrat, der sich in der neuen Legislatur damit befassen wird. Wir hoffen, dass die grosse Kammer die nötigen Korrekturen vornehmen wird. Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner wird in naher Zukunft stark ansteigen. Der Druck auf das System der Sozialversicherungen und speziell auf die Altersvorsorge wird damit zunehmen. Deshalb glauben wir, dass eine Erhöhung der Renten für Neurentner nicht tragbar ist. Wie wollen Sie das heutige Rentenniveau halten? Bundesrat Berset hat ein sehr ambitioniertes Paket vorgelegt. Der Arbeitgeberverband und Economiesuisse haben gesagt, es sei sinnvoll, das Paket in zwei Teile aufzuteilen. In einem ersten Teil wollen wir das Referenzalter der Frauen an das der Männer angleichen, also auf 65 Jahre erhöhen, und die Mehrwertsteuer um 0.6 Prozent anheben. Verbunden mit einer Senkung des Mindestumwandlungssatzes auf 6 Prozent sollte das zur Finanzierung der Altersvorsorge bis 2030 reichen. Altersvorsorge, Europa, Energiestrategie – Sie haben grosse Politikbrocken vor sich. Ist economiesuisse gut genug aufgestellt, um sie zu bewältigen? Absolut. Wir haben in der Geschäftsstelle ein engagiertes, junges Team – ich gehöre da zu den älteren Semestern. Wir können das aber nicht alleine, sondern brauchen unsere Mitglieder. Weil wir so breit aufgestellt sind und in unseren Gremien eine hohe Repräsentativität haben, sind wir stark genug, um die Diskussionen in der Politik zu beeinflussen. Ich persönlich habe den Vorteil, Bundesbern relativ gut zu kennen. Ich weiss, wie die Prozesse dort laufen und wo man intervenieren muss, um Weichen zu stellen und positive Ergebnisse für die Wirtschaft zu erzielen. Hat economiesuisse also das Formtief aus den Zeiten der Minderinitiative und der Masseneinwanderungsinitiative überwunden? Auf jeden Fall!


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THEMA

Eine vernünftige Klimapolitik erfordert Weitsicht und einen Blick auf das grosse Ganze.

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Die Schweiz muss auf Entzug VON S T E F F E N K L A T T

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er Klimawandel steht nicht bevor. Er hat bereits begonnen. Die Welt, in der wir heute leben, ist nicht mehr die Welt, in die wir geboren worden sind. Und die Welt, in der unsere Enkel leben werden, wird eine gänzlich andere sein. Vieles davon hat seine angenehmen Seiten: Ein mediterranes Klima in der Schweiz erlaubt es uns, manchmal bis in den November im Strassencafé zu sitzen und im Februar schon wieder dorthin zurückzukehren. Auch werden sich die Briten und die Schweden nicht darüber ärgern, wenn bei ihnen wieder der Wein wächst. Doch wir erleben erst den Anfang. Wenn der Meeresspiegel nicht mehr um Millimeter, sondern um Zentimeter und dann um Meter wächst, dürfte unser kleiner Kontinent bald noch kleiner werden. Wenn Teile Südeuropas vor Hitze unbewohnbar werden, dürften die Italiener, Griechen und Spanier auch in die Schweiz kommen – von den Klimaflüchtlingen aus Afrika ganz zu schweigen. Und wenn die Stürme und Überschwemmungen die gestresste Natur und die dichtbesiedelten Gebiete treffen, die wir bewohnen, dann dürfte bald keine Versicherung mehr helfen, um die Schäden zu bezahlen. Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Bevor die Natur das CO2 in Form von Kohle, Öl und Gas im Untergrund abgespeichert hat, war die Welt ein tropisches Treibhaus. Wenn wir dieses vor Jahrmillio-

nen abgespeicherte CO2 in unseren Benzin- und Dieselfahrzeugen und unseren Ölheizungen wieder in die Luft blasen, dann wird die Welt wieder ein tropisches Treibhaus. Lebensfeindlich. Es geht nicht um linksgrüne oder bürgerliche Politik. Es geht um vorausschauende oder verantwortungslose Politik. «Gouverner, c’est prévoir» – das war einst der Leitspruch der Liberalen. Wer heute nicht auf die CO2-Bremse tritt, lädt die Folgekosten des heutigen Wohlstandes den kommenden Generationen auf – wie dies die Nachkriegsgenerationen bereits beim Atommüll getan haben. Die Technik ist vorhanden. Kein einziges Gebäude müsste mehr mit Ölheizungen geheizt werden; Erdwärme und Sonne reichen, für die dichter besiedelten Gebiete gibt es die Fernwärme. In wenigen Jahren muss kein einziges Auto mehr mit Benzin oder Diesel betrieben werden – Elektroautos und Brennzellenfahrzeuge werden der Standard sein. Dazwischen liegen zigtausende Innovationen und ebenso viele Geschäftschancen für Schweizer Unternehmen, ein Konjunkturprogramm sondergleichen. Gleichgültig, ob der Klimagipfel von Paris im Spätherbst ein internationales Klimaabkommen hervorbringen wird – die Schweiz muss sich von der Droge Öl verabschieden. Das wird etwas kosten. Aber das Geld fliesst zum Installateur im Baselbiet und zum Autozulieferer im Rheintal. Und da gehört es auch hin, nicht zum Ölscheich an den Golf oder in den Kreml. Nr. 10 2015 | UnternehmerZeitung

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THEMA

«Wir sind ein Risikomanager» RÜCKVERSICHERUNG Die Schäden in Folge von Naturkatastrophen haben bereits ohne Klimawandel deutlich zugenommen, sagt Andreas Schraft, Leiter Naturgefahren bei der Swiss Re. Er erklärt, warum der Klimawandel für Versicherungen mit grosser Unsicherheit verbunden ist. INTERVIEW S T E F F E N K L A T T U N D A N O U K A R B E N Z

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chon jetzt nehmen die Schäden aus Naturkatastrophen zu. Grund sind die wachsende Bevölkerung und die steigenden versicherten Werte gerade in gefährdeten Gebieten. Der Klimawandel dagegen taucht in den Schadensstatistiken des Rückversicherers Swiss Re noch nicht auf, so Andreas Schraft. Das dürfte sich allerdings ändern. Für das Jahr 2014 und das erste Halbjahr 2015 weist Swiss Re verhältnismässig wenige Katastrophenschäden aus. Wie kommt das? ANDREAS SCHRAFT Das war einfach Glück. Wenn wir die letzten 25 Jahre anschauen, steigen die Schäden aus Naturkatastrophen. Aber es gibt starke Schwankungen. 2014 gab es wenige Stürme und Erdbeben, die grosse Schäden angerichtet haben. Und die Ereignisse, die aufgetreten sind, haben nicht dichtbesiedelte Gebiete betroffen. Wenn wir nur die Anzahl der Ereignisse anschauen, dann hat es aber noch nie so viele Vorfälle gegeben wie 2014. Was verbirgt sich hinter diesem Trend? Eine Ursache ist, dass die Bevölkerungzahl und die Werte steigen. Sie wachsen besonders in den Gebieten, die gefährdet sind. Auch Zürich ist so ein Beispiel: Die Sihl kann die Innenstadt überschwemmen, und sogar das Limmattal. Das betrifft auch unterirdische Anlagen, beispielsweise im Hauptbahnhof. 14

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Bauen die Menschen also zu nah am Wasser? Bei den Überschwemmungen ist das so. Das trifft aber auch auf Gefährdungen aus Erdbeben zu. Tokio ist ein Beispiel, Kalifornien ein anderes. Auch Istanbul wächst stark und liegt in einer erdbebengefährdeten Zone. Wie weit spielt der Klimawandel schon eine Rolle? Erinnern Sie sich an den Hitzesommer? Sommer wie diese werden zunehmen und haben klar mit dem Klimawandel zu tun. Auch die steigenden Meeresspiegel haben ihre wahrscheinlichste Ursache im Klimawandel. Kommt der Klimawandel bereits in Ihren Statistiken vor? Die Schadensstatistiken, mit denen wir uns befassen, weisen grosse jährliche Schwankungen auf, daher können wir daraus noch keinen Trend bezüglich Klimawandel feststellen. Den Klimawandel dürfte man nicht zuerst bei den extremen Schäden sehen, sondern bei den kleinen, lokalen Schäden – häufigere und schwerere Gewitter etwa. Wir als Rückversicherer aber versichern die extremen Schäden. Nehmen Sie diese, auf den Klimawandel zurückzuführende Schäden bereits in Ihre Modelle auf? Die kurze Antwort ist nein. Denn wir als Rückversicherer schliessen Verträge für jeweils ein Jahr ab. Und innerhalb eines Jahres spielt der Klimawandel eine vernachlässig-

ZUR PERSON Andreas Schraft ist bei Swiss Re für die Modellierung von Schaden aus Naturkatastrophen verantwortlich und leitet ein Team von 45 Experten. Er hat Kulturtechnik an der ETH Zürich studiert.

bare Rolle. Unser grösseres Problem: Wir berechnen das Risiko bzw. dessen Preis für das nächste Jahr auf der Grundlage der Vergangenheit. Wenn aber sich das Klima wandelt, dann ist die Vergangenheit nicht mehr relevant für die Zukunft. Macht Ihnen das Sorgen? Ja, diese Entwicklung macht uns Sorgen. Hinzu kommt, dass viele der möglichen Fol-


Fotoquelle: zVg/Nasa

gen des Klimawandels – Überschwemmungen, Stürme – gerade dichtbesiedelte Gebiete treffen dürften. Wer heute investiert, sollte das berücksichtigen. Denn Städte werden für einen langen Zeitraum gebaut. Müssen Sie als Rückversicherer in Zukunft einfach höhere Schäden in Kauf nehmen? Nein. Man muss versuchen, dieses Wachstum der Schäden zu bremsen. Das fordert die Politik, die Unternehmen und die Gesellschaft gleichermassen. Das betrifft die Raumplanung, aber auch die Investitionen von Unternehmen: Sie sollten ihren Serverraum beispielsweise nicht im Keller einrichten, wenn das Haus überschwemmungsgefährdet ist. Gibt es auch versteckte Risiken des Klimawandels? Die grössten Risiken des Klimawandels beziehen sich auf Investitionen, die sich nicht mehr rechnen. Wenn man in Tourismusanlagen investiert, die Schnee brauchen, können sie wertlos werden, wenn es keine schneereichen Winter mehr gibt. Aber mit solchen Risiken haben wir als Rückversicherer wenig zu tun. Was können Sie als Rückversicherer machen? Wir haben als Rückversicherer einen grossen Vorteil: Wir arbeiten global. Damit können wir Zusammenhänge eher erkennen als die lokalen Akteure. Auf der anderen Seite steigen unsere Prämien als Rückversicherer, wenn die Schäden wachsen. Damit geben wir ein Signal an die Erstversicherer. Akzeptieren die Erstversicherer das? Da kommt der Markt ins Spiel. Er kann nur funktionieren, wenn die Marktteilnehmer ähnliche Vorstellungen von den Risiken haben. Die Erstversicherer kennen die Risiken. Wie kann man sich Ihre Modelle vorstellen? Nehmen wir das Beispiel tropische Wirbelstürme: Wir wissen beispielsweise, wie stark der Wirbelsturm Katrina 2005 gewesen und wo er auf Land traf. In unserem Modell können wir berechnen, wie hoch die Schä-

Treibholz in der Sihl im Modellversuch an der ETH-Hönggerberg in Zürich, im Massstab 1:30 für die Sihl-Durchlässe unter dem Zürcher Hauptbahnhof – dem hauptsächlichen Hochwasser-Nadelöhr in der Stadt Zürich. Links die Sihl und rechts der Schanzengraben. Foto: Keystone/Patrick B. Kraemer

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Rückversicherer müssen für extreme Schäden, wie sie beispielsweise in Folge des Hurrikans «Sandy» entstanden sind, bezahlen können. Fotoquelle: zVg/SwissRe

den sind, die dieser Sturm heute anrichten würde. Das machen wir für alle Stürme, für die es Aufzeichnungen gibt. Für die letzten hundert Jahre sind das etwa tausend Stürme. Anzeige

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Aber das reicht noch nicht, weil es auch extremere Stürme geben kann, als die in der Vergangenheit beobachteten. Wir generieren deshalb zusätzlich die Daten künstlicher

Stürme. Insgesamt haben wir so 200 000 Stürme in unserem System, für die wir aufgrund unserer Schadenerfahrungen Schäden berechnen. Daraus können wir die durchschnittlich erwarteten Schäden ableiten, aber auch die Schäden für sehr extreme und seltene Stürme. Denn wir als Rückversicherer müssen das zahlen können. Sie versichern nicht nur die USA, sondern weltweit. Wie können Sie alle Schäden berechnen? Unsere verschiedenen Naturgefahren-Modelle decken die gesamte Welt ab. Viele Naturgefahren sind unabhängig voneinander, zum Beispiel Erdbeben in Japan und Wirbelstürme in den USA. Dank unserer Diversifikation können wir die Risiken tragen. Neben Naturkatastrophen modelliert Swiss Re auch alle anderen relevanten Risiken wie etwa eine Pandemie oder die Situation an den Finanzmärkten. Wie gut sind Ihre Modelle? Wir überprüfen unsere Modelle regelmässig. Die wichtigen Zusammenhänge kennen wir. Wir haben noch nie grob daneben gelegen, noch nie einen blinden Fleck bei den Naturgefahren gehabt. Aber ein Modell allein reicht nicht – man muss es auch richtig anwenden. Und wer es anwendet, der sollte auch die Begrenzungen kennen, die jedes Modell hat. Das kann Swiss Re gut, weil wir unsere Modelle selbst bauen. Die meisten anderen Rückversicherer haben die Modellierung ausgelagert. Die besten Schäden sind diejenigen, die man vermeiden kann. Kümmert sich Swiss Re auch um Prävention? Das eine ist wie erwähnt die Kommunikation: Wir machen auf die Risiken aufmerksam, die wir global sehen. Wir rückversichern auch Risiken, bei denen wir konkrete Hilfestellungen zur Prävention geben, etwa, wenn ein Industrieunternehmen in einem erdbebengefährdeten Gebiet liegt. Da gehen wir auch sehr ins Detail. Und drittens helfen wir Erstversicherern, etwas zur Prävention beizutragen. Die Zurich Versicherung etwa hat für die Schweiz eine Internetseite aufgeschaltet, auf der Hausbesitzer sehen können,


Fotoquelle: zVg/Nasa

ob ihr Haus in einer überschwemmungsgefährdeten Region liegt. Wir haben das, wenn auch nicht ganz so detailliert, weltweit mit CatNet gemacht – das Google Earth der Naturkatastrophendaten. Man kann dort für jedes Haus in der Welt schauen, ob es in einem Überschwemmungsgebiet liegt oder anderen Naturgefahren ausgesetzt ist.

Dann ist Swiss Re nicht nur ein Rückversicherer, sondern auch ein «Swiss Pre», ein Unternehmen der Prävention? Ich würde sogar noch weiter gehen. Wir sind

ein Risikomanager. Man muss Risiken verstehen, quantifizieren, finanziell tragen und dort, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist, auch schon im Voraus verringern.

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Können solche Daten auch in höheren Prämien resultieren, wenn trotzdem in Überschwemmungsgebieten gebaut wird? Im Prinzip ja. Aber nicht in der Schweiz. Hier sind die Prämien der Elementarschadenversicherung gleich für alle Versicherten. Diese ist historisch bedingt und bezweckt den Ausgleich zwischen Berggebieten und den anderen. Aber es ist mit Blick auf die Prävention kontraproduktiv.

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Wie weit kann Prävention gehen? Man kann den Bahnhof Zürich nicht aus Angst vor einer Überschwemmung auf den Üetliberg verlegen. Das ist richtig. Aber man kann auch am Bahnhof Zürich an der Prävention arbeiten. So wird gerade jetzt an der Sihl eine Anlage gebaut, die Schwemmholz aus dem Fluss abfängt. Man kann auch bei Investitionen schon die möglichen Schäden mit einbeziehen. Wie? Wir haben das mit der Stadt Hull in Nordengland gemacht. Dort gibt es vor allem Risiken wegen Stürmen und Überschwemmungen. Wir haben geschaut, wie das Risiko in 25 Jahren aussieht und dabei zwei Komponenten einbezogen: das wirtschaftliche Wachstum und den Klimawandel. Wir haben dabei festgestellt, dass sich das Schadenrisiko fast verdoppelt. Etwa zur Hälfte geht dies auf das Wachstum zurück, zur anderen auf den Klimawandel. Dann haben wir Vorschläge gemacht, wie die Risiken verringert werden können. So kann man beispielsweise die Kellerfenster so bauen, dass sie kein Wasser mehr hereinlassen, die Ziegel besser befestigen oder auch eine Hochwassermauer an der Küste bauen. Es ist heute kosteneffizient möglich, viele Schäden zu verhindern.

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Hohe Erwartungen an Paris KLIMAGIPFEL Beim Klimagipfel in Paris soll ein Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll verabschiedet werden. Die EU hat ihren Beitrag längst beschlossen und will nicht «einfach irgendeine» Vereinbarung unterzeichnen. TEXT S Z I L V A N A S P E T T , B R Ü S S E L

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n Europa dreht sich derzeit alles um die Flüchtlingskrise. Für die Klimapolitik, immerhin Thema eines UN-Gipfels in wenigen Wochen in Paris, fehlt die Aufmerksamkeit weitgehend. Doch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sieht einen Zusammenhang. «Wenn wir nicht rasch genug handeln, dann wird der Klimawandel zu einem der wesentlichen Ursachen für ein neues Migrationsphänomen», verkündete er in seiner ersten Rede zur Lage der Union Mitte September. EU IST MUSTERSCHÜLER IN DER KLIMAPOLITIK Ende November trifft sich die Welt in Paris, um verbindliche Klimaschutzmassnahmen für alle Staaten zu vereinbaren, mit denen sich die Erderwärmung bremsen lässt. Die Vorbereitungen zum Gipfel laufen. Die EU hat ihre Hausaufgaben gemacht und sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Auf dem EU-Gipfel von Oktober 2014 haben die europäischen Staats- und Regierungschefs beschlossen, die Emissionen der EU bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren. Dazu soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtversorgung auf 27 Prozent erhöht und die Energie-

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effizienz um 27 Prozent gesteigert werden. Zudem verpflichtet sich die EU, ihre Emissionen bis 2050 um 60 Prozent gegenüber den Werten von 2010 zu senken. ZIEL IST EINE C02-ARME WIRTSCHAFT Mit den derzeitigen politischen Massnahmen liessen sich die Treibhausgasemissionen bis 2050 gegenüber 1990 jedoch nur um 44 Prozent senken, zeigt das Referenzszenario der EU. Neben der Berücksichtigung von aktuellen Strategien seien weitere «umfangreiche Investitionen» nötig, welche sich langfristig aber auszahlen sollen. Wenn alle Wirtschaftszweige dazu beitragen, sei der geplante Übergang zu einer wettbewerbsfähigen, CO2-armen Wirtschaft bis 2050 gemäss EU-Kommission machbar und bezahlbar. Der Energiesektor könnte bis 2050 etwa fast vollständig CO2-frei werden. Doch auch im Verkehrsbereich, im Gebäudesektor, im Industriesektor und in der Landwirtschaft sieht die EU grosse Einsparpotentiale. Dass sich Wirtschaftswachstum und Klimaschutz nicht ausschliessen, zeigen die vergangenen Jahrzehnte: Während die Emissionen in der EU zwischen 1990 und 2013 um 19 Prozent zurückgegangen sind, ist das Brutto-

Um ihre Klimaziele zu erreichen, müssen sich in Paris alle Staaten für ein neues Abkommen verpflichten. Foto: Pixabay.com

inlandprodukt EU-weit um 45 Prozent gestiegen. KLIMAINSTRUMENTE WERDEN REFORMIERT Ein wichtiges Instrument der EU zur Auslotung der Einsparpotentiale ist das 2005 errichtete EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS), das erste internationale und zugleich grösste Handelssystem für Treibhausgas-Emissionsberechtigungen. Dieses ist in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend unter Kritik geraten, weil das Angebot an Zertifikaten als zu gross und der CO2-Preis als zu niedrig angesehen wurden. Die Kommission ist derzeit daran, das System zu


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reformieren. Zudem soll die Anfang Jahr vorgestellte Energieunion die EU künftig nicht nur gegen Lieferengpässe wappnen, sondern auch in eine weltweite Führungsrolle bei der Nutzung von erneuerbaren Energien bringen. GEMEINSAME ANSTRENGUNGEN ERFORDERLICH Um das angestrebte Ziel – die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen – zu erreichen, müssen sich jedoch alle Staaten für ein neues Abkommen verpflichten. Derzeit haben lediglich 62 Länder ihre nationalen Beiträge für die Klimaschutzbemühungen der UN eingereicht. Sie machen mehr als 60 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. «Das ist eine gute Nachricht. Das sind vier Mal mehr als die von dem Kyoto-Protokoll abgedeckten Emissionen», sagt EU-Umweltkommissar Miguel Arias Cañete bei einer Pressekonferenz in Brüssel. «Diese Beiträge reichen jedoch noch nicht aus, um das ZweiGrad-Ziel zu erreichen», betonte er. Aus diesem Grund plane die EU Anfang Oktober ein Klimatreffen in Marokko, an dem die Selbstverpflichtungen der Staaten erneut überprüft werden. Die Welt wartet noch auf die nationalen Beiträge mehrerer G-20 Staaten. EU UNTERZEICHNET NICHT IRGENDEINEN VERTRAG Bei ihrem letzten Klimatreffen am 18. September in Brüssel haben sich die EU-Umweltminister auf eine gemeinsame Position für die Pariser Weltklimakonferenz verständigt. So wollen sie die Klimaziele ab 2025 alle fünf Jahre überprüfen und wenn möglich verbessern. Die EU fordert zudem, dass das Protokoll Investitionen in entsprechende Programme und Strategien fördert. Dabei gelte es, auch die Privatfinanzierung zu mobilisieren, um Entwicklungsländer zu unterstützen. Weiter sei es wichtig, dass die Vorbereitungen auf die unabänderlichen Auswirkungen des Klimawandels in Paris angesprochen werden. Jean-Claude Juncker hat es in seiner Rede deutlich gesagt: «Die EU wird nicht einfach jede beliebige Vereinbarung unterzeichnen. Meine Priorität, die Priorität Europas, ist ein ehrgeiziges, solides und verbindliches Weltklima-Abkommen.» 20

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Eine Allianz zwischen Unternehmen wie Coop, Unilever oder IKEA und Akteuren wie dem Wirtschaftsverband swisscleantech und dem WWF propagiert eine CO2-Reduktion um 60 Prozent bis 2030 (Im Bild ein Elektrolastwagen für Warenlieferungen im Einsatz). Foto: BilderBox.com

Die Schweiz sucht ihre Klima-Rolle KLIMAPOLITIK Bei der Pariser Klimakonferenz im Dezember sollen sich alle Länder auf einen Beitrag zur CO2-Senkung ab 2020 einigen. Hier will sich die Schweiz profilieren und ihre Wirtschaft positionieren. Bis anhin tut sie dies nur zaghaft, obwohl sie sich als Vorreiterin eignen würde. TEXT Y V O N N E V O N H U N N I U S

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n einem Punkt kann die Schweiz nicht als langsam bezeichnet werden: Im Februar hat sie als erstes Land im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris (COP21) ihr CO2-Reduktionsziel bekannt gegeben. Dazu sind alle Mitglieder der UNO-Klimakonvention UNFCCC aufgefordert. In Paris will man fixe Ziele vereinbaren, um eine Erwärmung des Klimas um mehr als zwei Grad zu verhindern. Erst 28 Staaten und die Europäische Union haben bis dato auf die Aufforderung reagiert – die Schweiz hat für ihre Vorbildlichkeit international Eindruck geschindet. Die frühe Bekanntgabe täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass sich die Musterschülerin mit ihren Zielen am Mittelmass orientiert. Bis 2030 will die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 50 Prozent reduzieren – 30

Prozent davon im Inland, 20 Prozent durch Kompensation im Ausland. EIN STREIT UM PROZENTE Für Vertreter des Wirtschaftsverbands economiesuisse wie Urs Näf ist dieses Ziel schwierig bis unrealistisch hoch. Der Bundesrat schüre hohe Erwartungen, doch er zeige nicht auf, wie diese erfüllt werden können, wird er in der NZZ zitiert. Für den Klimaexperten der Umweltorganisation WWF Patrick Hofstetter dagegen legt der Bundesrat die Latte beschämend tief. «Gemessen an den Erkenntnissen der Klimawissenschaft verdient der Vorschlag des Bundesrats bestenfalls Note zwei bis drei – völlig ungenügend», sagt Hofstetter. Sogar die USA hätten sich mehr vorgenommen. Es wird befürchtet, dass kein bahnbrechender


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Verhandlungserfolg zu erwarten ist, wenn alle Länder nur auf die Minimalziele setzen. Eine Allianz zwischen Unternehmen wie Coop, Unilever oder IKEA und Akteuren wie dem Wirtschaftsverband swisscleantech und dem WWF propagiert eine Reduktion um 60 Prozent bis 2030. Davon sollen 45 Prozent in der Schweiz und 15 Prozent im Ausland realisiert werden. INNOVATIONSMOTOR ODER BELASTUNG? Diese Gruppe betrachtet die höheren Ambitionen auch als Anreiz für Innovationen. Laut WWF-Geschäftsführer Thomas Vellacott braucht es das, damit die Schweiz den Zug in Richtung grüne Wirtschaft nicht verpasst, denn die Konkurrenz wartet nicht. Andere sehen in den ambitiösen Klimazielen eine Belastung: Die wirtschaftlich geschwächten Unternehmen könnten Investitionen zur CO2-Reduktion kurzfristig nicht stemmen. Deshalb bezweckte eine FDP-Motion eine Umgestaltung der Reduktionsziele bis 2020: Die Hälfte der angestrebten 20 Prozent an Einsparungen sollte über Kompensationen im Ausland laufen. Die Motion wurde Mitte September im Nationalrat abgelehnt. Das ist jedoch nur bedingt als ein Statement für mehr Klima-Glaubwürdigkeit der Schweiz zu werten – vorrangig wollte man nicht die Spielregeln während des Spiels ändern. RAHMEN FÜR DIE FINANZIERUNG In Bezug auf die Klimaziele sticht die Schweiz nicht aus der Masse. Doch sie zeigt auf internationalem Parkett dort Engagement, wo Wissen über die Finanzierung gefragt ist. An der Klimakonferenz von Kopenhagen 2009 hatten die reichen Geberländer den Entwicklungsländern Hilfe zugesagt – ab 2020 sollen jährlich 100 Milliarden Dollar mobilisiert werden. Die Schweiz sagte 100 Millionen Dollar zu, die in den nächsten drei Jahren in einen grünen Klimafonds fliessen. Doch Zahlungen von Staaten oder Institutionen wie der Weltbank reichen nicht. Auch private Finanzinstitute, Unternehmen, Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen sind gefragt. Es ist schwierig, diese Geldquellen bestimmten Ländern zuzuordnen und in der Berichterstattung zu berücksichtigen.

Unter Schweizer Vorsitz hat nun eine Arbeitsgruppe einen Ansatz entwickelt, wie die Privatgelder gemessen und nachverfolgt werden können. Zudem hat die Schweiz mit den USA im September 18 Geberländer nach Paris geladen, um die Finanzierung zu besprechen. Dort betonte Bundesrätin Doris Leuthard, dass gerade private Investitionen wichtig für die Reduktion der Emissionen seien. Der Bedarf an klimaverträglichen Investitionen ist tatsächlich riesig. Allein im Bereich der Energieinfrastruktur bräuchte es über eine Billionen Dollar, hat die internationale Energieagentur ausgerechnet. «Deshalb ist es wichtig, dass die Klimafinanzierung breiter gefasst, die grossen institutionellen Investoren angesprochen und die richtigen politischen Anreize geschaffen werden», so die Position der Schweiz. WIRTSCHAFTSWACHSTUM OHNE C02-ANSTIEG Dieser Pfad weist in den Finanzsektor. Dorthin, wo die Dekarbonisierung der Wirtschaft durch clevere Instrumente finanziert werden muss, damit Wirtschaftswachstum nicht mehr stetig mehr CO2 braucht. Verschiedene Studien bescheinigen eine Abkopplung von Wirtschaftswachstum und Emissionen. Caio Koch-Weser beispielsweise ist davon überzeugt. Der heutige Vizepräsident der Deutschen Bank und frühere Vizepräsident der Weltbank sagte Anfang September in Zürich: «Die Sektoren, die sich mit Dekarbonisierung beschäftigen, sind massive Wachstumsbereiche für Wirtschaft und Staaten.» So sieht auch swisscleantech-Präsident Nick Beglinger keinerlei Dilemma zwischen Klimaschutz und Wirtschaftswachstum. Er wird unterstützt von Wirtschaftsführern wie dem Unilever-CEO Paul Polman, wenn er betont: «Die Schweizer Finanzindustrie ist schon heute darauf ausgerichtet, bei der Absicherung dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle zu spielen.» Somit könnte die Ausgestaltung der Klimafinanzierung ein grosses Thema für die Schweiz werden, wenn die Finanzmarktakteure tatkräftig mitziehen. In Paris wird man ausloten müssen, zu welchen politischen Anreizen die Staaten bereit sind, um der Wirtschaft den Weg zu weisen.

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BILATERALE Die gegenwärtige Beziehungskrise zwischen der EU und der Schweiz ist lediglich das jüngste Kapitel in der Geschichte einer langjährigen Partnerschaft. Der Ex-Diplomat Max Schweizer hat diese Geschichte in einem Sammelband dokumentiert. INTERVIEW S T E F F E N K L A T T

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ie Beziehungen der Schweiz zu «Brüssel» sind so alt wie die europäische Integration. Nun gibt ein Sammelband einen Überblick und interessante Einblicke. Die ältesten Texte reichen bis in die 50er-Jahre zurück, die neuesten wurden in diesem Jahr geschrieben. Diplomaten, Historiker und Journalisten beleuchten die verschiedenen Seiten eines nicht immer leichten Verhältnisses. Herausgegeben wurde das Werk im Chronos-Verlag vom Ex-Diplomaten Max Schweizer und Dominique Ursprung von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Sie haben für Ihren Sammelband Texte aus sechs Jahrzehnten gesichtet, welche die Beziehung der Schweiz zu einem zunehmend integrierten Europa behandeln. Hat es auch Texte gegeben, die Sie überrascht haben? MAX SCHWEIZER Ja, es gibt viele Texte, die mich und Mitherausgeber Dominique Ursprung überrascht haben. Dazu gehören insbesondere auch Beiträge, welche die Situation vor 1958 beleuchten, die Zeit also vor dem Inkrafttreten der sogenannten Römer Verträge. Warum? Es hat fasziniert, Aufschluss über das Denken und Empfinden nach dem Zweiten Weltkrieg zu erhalten und die konkreten Massnahmen der einzelnen Akteure zu verstehen. Die Schweiz versuchte sich so vorsichtig wie möglich durchzubringen, doch ohne Kompromisse ging es nicht. Welche Texte würden Sie Ihren Lesern besonders ans Herz legen? Eigentlich alle! (lacht) Besonders am Herzen liegt mir Kapitel IV mit der Überschrift «Frühe Positionsbezüge». Es beleuchtet die Anfänge und zeigt, wie auch die Schweiz gezwungen war, schrittweise zu reagieren. Historiker Greg Behrmann beleuchtet die führende 22

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ZUR PERSON

Rolle der USA, welche im Allgemeinen unterschätzt wird. Den Zusammenhang zwischen NATO und der OEEC, der Vorgängerorganisation der heutigen OECD, illustriert, oder besser gesagt entlarvt Roland Maurhofer. Die französischen Interessen und Ambitionen besser zu verstehen, ist genau so wichtig, wie die Rolle des damaligen Aussenministers aus Neuenburg Petit-Pierres zu begreifen, oder etwa generell die Position der Neutralen. Der Weg zu den Römer Verträgen verlief keinesfalls geradlinig. Die EWG umfasste zu Beginn auch Teile Nordafrikas (Nordalgerien) – man stelle sich das heute vor! Bezüglich der EFTA-Gründungsgeschichte werden einige gängige Darstellungen in Frage gestellt. Das Buch endet Jahrzehnte später mit einem Beitrag über die Jean Monet-Stiftung, die den Namen des Architekten der Montanunion trägt und sich ausgerechnet in der Schweiz befindet. Das illustriert gewisserweise das oft kuriose Verhältnis EU – Schweiz. Wer weiss davon in EU-Europa? Ihr Ausgangspunkt ist die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar 2014. War es absehbar, dass die Schweizer Bürger eines Tages auf Konfrontationskurs gehen würden? Der Bevölkerung bot man im Rahmen der Bilateralen I bezüglich der Freizügigkeitsregelung als Information sehr «konservative Schätzungen», was die zu erwartende Migration aus den EU-Staaten betrifft, und zudem eine Art Placebo-Schutzklausel. Das Ausmass der Zuwanderung hat in der Folge nicht nur alle überrascht, sondern auch einen Teil der Bevölkerung mental überfordert. Eine politische Partei konnte das Thema im Rahmen einer Verfassungsinitiative aufgreifen. Zum Schrecken vieler gewannen die Initianten die Abstimmung, wenn auch knapp. Ich würde deshalb nicht von einem «Konfrontationskurs» sprechen, auch wenn das seitens der EU so gesehen oder interpretiert wird.

Der ehemalige Diplomat Max Schweizer, Jahrgang 1950, hat an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Fachbereich Foreign Affairs and Applied Diplomacy gegründet, der im Sommer 2015 in das neue Center for European Business & Affairs übergegangen ist.

Welche Optionen hat die Schweiz heute, nüchtern betrachtet, in ihrer Beziehung zur EU? Theoretisch hat sie weiterhin die Option eines Voll-Beitritts, der allerdings von der Mehrheit der Stimmbevölkerung nicht getragen wird, was ich verstehe. Somit bleibt vorerst der Versuch meiner früheren EDA-Kollegen, das Problem der «Masseneinwanderung» mit Beharrlichkeit neu zu verhandeln. Welche Paketlösung sich dabei allenfalls schnüren lässt, wird sich zeigen. Und was dabei alles präjudiziert würde, auch: Ein sogenanntes Rahmenabkommen mit Aushebelung der Volksrechte ist dann auch nicht besonders attraktiv... Welche ist die Wahrscheinlichste? Da wollen wir doch den bevorstehenden Geschehnissen nicht vorgreifen. Ich plädiere für Vernunft auf allen Seiten: Manchmal dauert es etwas länger, bis sie ihre Wirkung entfalten kann. Gibt es eine Möglichkeit, sich bei der Zuwanderung irgendwie durchzuwursteln, indem die Schweiz etwa einseitig Schutzklauseln einführt, die in der Praxis wenig bewirken? «Durchwursteln» ist nicht gerade unsere nationale Spezialität, wir lieben es in der Regel geradlinig. Sicher muss der noch verfügbare Spielraum national besser genutzt werden, das war in der Vergangenheit nicht flächendeckend der Fall. Parallel dazu verhandelt die Schweiz über die Ausgestaltung der langfristigen Beziehung zur EU – Stichwort: Institutionelles Rahmenabkommen. Sollte man die beiden Themen miteinander verbinden, wie dies Bundesrat Didier Burkhalter versucht?


Da wären wir wieder bei einer bereits angesprochen Paketlösung. Die Kohäsionszahlungen, inzwischen als «Marktzugangsprämien» bezeichnet, gehören wohl auch dazu. Kann der Bundesrat mit einer Verbindung beider Themen in einer Abstimmung vor dem Volk bestehen? Das hängt vom Inhalt ab. Wichtig ist in jedem Fall, dass dieses Mal auch die unliebsamen Fakten klar dargestellt werden. Es darf keine Schönfärberei mehr betrieben werden. An welche unliebsamen Fakten denken Sie? Der schweizerischen Bevölkerung müssen alle Konsequenzen unverblümt dargestellt werden, auch was die weitere Einschränkung der Souveränität betrifft. Das letzte Mal hat man mit Zuwanderungszahlen operiert, die viel zu tief lagen. Beim Rahmenabkommen kehrt die alte Frage der EWR-Verhandlungen, ob die Schweiz bei der Gestaltung ihres künftigen Rechts überhaupt noch richtig mitbestimmen kann, zurück. Bietet das Rahmenabkommen eine bessere Lösung als der EWR-Vertrag von 1992? Für mich ist diese Frage längst beantwortet. Sowohl beim damaligen EWR wie auch bei einem künftigen Rahmenabkommen wird die Schweiz EU-Recht weitgehend übernehmen müssen. In vielen eher technischen Bereichen spielt das keine so grosse Rolle, in anderen Bereichen jedoch werden Entscheide direkt in unser System eingreifen und unser Selbstverständnis tangieren. Da stellt sich dann die Frage, ob und was für Notbremsen allenfalls zur Verfügung stehen.

Wie weit wirkt das EWR-Nein von 1992 noch heute? Da muss man einerseits zwischen den Generationen unterscheiden. Diejenigen, die das miterlebt haben, erinnern sich daran, viele Jüngere wissen nichts davon. Anders sieht es bei der Verwaltung aus, sie bildet quasi das institutionelle Gedächtnis. Bei der oft zitierten «Classe Politique» verhält es sich ähnlich. Die Schweiz war am Anfang ein Land unter mehreren in Westeuropa, das nicht an der Integration teilgenommen hat. Heute steht sie weitestgehend allein da in einem integrierten Europa. War das absehbar? Ich teile diese Meinung nicht. Die Schweiz war mit dem Marschallplan und der OEEC von Anfang an gezwungen, sich zu integrieren. Sie hätte auch im Rahmen einer grossen westeuropäischen Freihandelszone mitgemacht. Als diese am Willen Frankreichs scheiterte, trat die Schweiz der EFTA bei. Es waren und sind das Integrationstempo, die politische Finalität und die geostrategischen Ambitionen einiger Mitgliedsländer, die stets mit unserem Selbstverständnis im Widerspruch standen und stehen. Die zwei Modelle – französischer Zentralismus und schweizerischer Föderalismus – sind einfach schlecht kompatibel, diesbezüglich sind wir eine Art Sonderfall. Dass wir damit eines Tages in die «Sonderfalle» geraten würden, ist für mich quasi systemimmanent. Ist denn die EU noch so zentralistisch wie Frankreich? Nein, sonst wäre sie längst implodiert. Aber die lange Zeit von Frankreich dominierte Kommission und die Kommissionsverwaltung

haben eine Regelwut entwickelt, die weit über das Ziel hinaus schiesst. Das gehört ja auch zur Reformagenda der aktuellen Kommission. Gibt es ausserhalb der EU einen Platz in Europa, auf dem die Schweiz nicht in völlige Abhängigkeit von Brüsseler Entscheiden gerät? Ich sehe diesen Platz nicht; eine erfolgreiche Schweiz wäre zudem auch eine dauernde Provokation für die Regierungen der EU-Länder. Auf Dauer kann man ein Erfolgsmodell mit dem Hinweis auf Rosinenpicken nicht schlecht machen... Wird die Schweiz einen Punkt erreichen, an dem sie beitreten muss, wenn sie nicht zu einer Scheindemokratie werden will? Diese Frage ist etwas ätzend! Gestatten Sie mir, dass ich ihr einen leicht anderen Dreh verleihe: Es gibt Beobachter in diesem Lande, die der Meinung sind, dass wir in Europa nur von Scheindemokratien umgeben sind. Die angesprochene Entwicklung würde also trotz des erreichten und viel zitierten «Mitspracherechts in Brüssel» in deren Augen von der von Ihnen erwähnten «Scheindemokratie» in die nächste führen. Keine schöne Aussicht. Welches wäre aus Ihrer Sicht die ideale Lösung? Leider gibt es zur Zeit und so lange sich die EU-Länder auf eine quasi umfassende, nach oben nicht limitierte Freizügigkeit eingeschworen haben, keine ideale Lösung. Hätten sie mit der gleichen Verve bei der Verschuldungsquote Wort gehalten, so wäre das Gefälle heute weniger gross und der Migrationsdruck entsprechend kleiner.

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Der katalanische Volkstanz Sardana ist ein Symbol katalanischer Einheit und katalanischen Stolzes.

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Der Tiger hängt am katalonischen Faden KATALANISCHE WAHLEN Der spanischen Wirtschaft geht es wieder gut. Wirtschaftsminister de Guindos erwartet 3.5 Prozent Wachstum für das dritte Quartal – ein neuer Tiger in Europa. Doch die Investoren sind besorgt, dass sich Kataloniens Wähler für die Loslösung von Spanien aussprechen könnten. TEXT H E I N Z K R I E G E R , M A D R I D

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paniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos ist noch vor den katalanischen Wahlen am 27. September auf Tour gegangen. An den Finanzplätzen London und New York wollte er Ratingagenturen und Investoren überzeugen, dass sie weiter Vertrauen in Spanien und seine Wirtschaft haben können. Denn die sind nervös, weil die auf Loslösung von Spanien drängenden Parteien in der Regionalwahl von Katalonien die Mehrheit erzielen könnten. Und die Ungewissheit, ob nach den allgemeinen Parlamentswahlen am 20. Dezember die heute amtierende konservative Volkspartei wieder die Regierung bilden und damit den Fortbestand des erfolgreichen Spar- und Reformkurses sichern kann, ist ebenfalls gross. STÄRKERES WACHSTUM ALS IN RESTEUROPA Dabei hatte der Minister seinen Londoner Gesprächspartnern von Moody’s, Stan24

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dard&Poor’s und Fitch Positives zu vermelden. Die Wirtschaftszahlen sind ordentlich. 3.5 Prozent Wachstum werden im dritten Quartal erwartet, mehr als in irgendeinem anderen Land der EU. Man könne davon sprechen, dass die Krise definitiv überwunden sei, wenn das Einkommensniveau aus dem Jahre 2008 wieder hergestellt sei. Das werde gegen Ende des kommenden Jahres der Fall sein, sagte de Guindos. Auch die Zahl der Arbeitsplätze werde bis dahin stark ansteigen. Er erwarte in den nächsten drei Jahren, die Zahl von 20 Millionen Beschäftigten zu erreichen. Derzeit sind 17.8 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Arbeitslosenquote liegt bei 22.2 Prozent, bei den unter 25-Jährigen sind es 48 Prozent. Das macht der Regierung Sorgen. Investoren kommen nach Spanien. 20.2 Milliarden Euro (22.2 Milliarden Franken) haben ausländische Investoren 2014 in Spanien investiert. Die Regierung wirbt um

Vertrauen im Ausland, wie Mitte September König Felipe bei seinem Besuch in den USA. Sie ist an Investitionen in die Industrie interessiert, die Arbeitsplätze schaffen. So geschehen bei der Automobilindustrie. Dort hat die Zahl der Beschäftigten seit Jahresbeginn um 3.5 Prozent zugelegt, gegenüber zwei Prozent in der restlichen Industrie. AUTOBRANCHE INVESTIERT ZEHN MILLIARDEN In diesem Jahr werden 2.6 Millionen Fahrzeuge in Spanien produziert. Die Autohersteller sichern den Fabrikationsort Spanien mittelfristig mit Investitionen von insgesamt zehn Milliarden Euro. So hat Seat-Chef Jürgen Stackmann erst vor wenigen Tagen bestätigt, dass die VW-Tochter Investitionen von 3.3 Milliarden Euro tätigt. Die VWGruppe wird ausserdem 900 Millionen in die Polo-Fabrik in Landaben investieren. Ford unterhält in Almussafes bei Valencia sein grösstes Werk in Europa. Seit 2011 sind


dort 2.3 Milliarden Euro investiert worden. Renault steckt gerade 600 Millionen in sein Werk in Palencia. Nissan überholt seine Anlagen in Spanien und gibt dafür 430 Millionen Euro aus. Daimler investiert in Vitoria 780 Millionen für die Lieferwagenproduktion. PSA Peugeot Citroën will 600 Millionen in die Fabrik in Vigo, wo der Lieferwagen K9 produziert wird, stecken – eine Bestandsgarantie für die Fabrik für die nächsten zehn Jahre. General Motors und Lastwagenhersteller Iveco investieren jeweils eine halbe Milliarde Euro in spanische Werke. KATALONIEN – SORGENFAKTOR NUMMER EINS Diese Investitionen stärken das Vertrauen in den Standort Spanien. König Felipe hat in Washington um eben dieses Vertrauen im Gespräch mit amerikanischen Unternehmensführern geworben. Vertreten waren unter anderem die Firmen General Motors, Microsoft, Hewlett Packard, die Hotelkette Marriott, Dow Chemical, UPS, International Paper, der Chemieriese Dupont, Pharmagigant Lilly und 3M. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen auf deren Seite die Sorgen angesichts der Separationsbestrebun-

gen Kataloniens. Die ersten Firmen aus den USA haben Katalonien schon verlassen und sind nach Madrid gezogen. So der Lebensmittelkonzern Mondelez mit seinen 300 Mitarbeitern. Auch Procter&Gamble ist von Barcelona in die Hauptstadt des Königreichs gezogen. König Felipe, der in Washington studiert hat, sicherte den US-Firmen zu, dass «sie in Spanien vertrauen» könnten. Und auch Präsident Barack Obama trat mit Blick auf die Separationsdebatte bei Felipes Besuch im Weissen Haus für «starkes und vereintes Spanien» ein. Wirtschaftsminister de Guindos wird in New York mit Vertretern der Wirtschaft sprechen, aber auch mit Zentralbankchefin Janet Yellen und US-Finanzminister Jack Lew. 5.5 MILLIONEN KATALANEN WÄHLEN So entscheiden die rund 5.5 Millionen stimmberechtigen Katalanen indirekt auch über das Schicksal der spanischen Wirtschaft. Der regionale Ministerpräsident Artur hat immer wieder bestätigt, dass die Parlamentswahl den Charakter einer Volksabstimmung über die Unabhängigkeit von Spanien trage.

Sein Wahlbündnis «Gemeinsam für das Ja» aus der liberal-nationalistischen Mas-Partei CDC und den Linksrepublikanern ERC kann auch mit der linken Separatistengruppe CUP rechnen. Diese könnte die erforderlichen Stimmen liefern, damit Mas weiterregieren kann. DIREKTREGIERUNG AUS MADRID MÖGLICH Der hat klargestellt, dass er keinesfalls an die Ausrufung der Unabhängigkeit am nächsten Tag denkt. «Es geht nicht darum, sofort die Unabhängigkeit zu erklären. Es geht darum, einen Prozess zu beginnen, der zu einem unabhängigen katalanischen Staat führt», sagte Mas im Interview mit der Londoner Financial Times. 18 Monate brauche man dazu, den neuen Staat aufzubauen. In dieser Zeit werde die neue Verfassung Kataloniens ausgearbeitet. Erst dann soll die Unabhängigkeit ausgerufen werden. Premier Mariano Rajoy könnte – falls er das nach den Wahlen im Dezember noch ist – den Artikel 155 der Verfassung anwenden. Dieser sieht die Aufhebung der Autonomie einer Region vor, wenn sie die Verfassung und die spanischen Gesetze nicht einhält.

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INNOVATION

Die Zukunft ist goldig BICAR Unter der Leitung des Zentrums für Produkt- und Prozessentwicklung der ZHAW wurde zusammen mit verschiedenen Partnern und Mobilitätsexperten ein vielversprechendes Forschungsprojekt entwickelt, das eine effiziente, nutzerfreundliche und ökologische Mobilität der Zukunft aufzeigen soll. TEXT A N O U K A R B E N Z

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eute lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in der Stadt – Tendenz steigend. Die zunehmende Verstädterung, der drohende Klimawandel und die Forderung nach einem nachhaltigen Stadtverkehr verlangen intelligente Mobilitätslösungen. Diesem Problem hat sich eine Gruppe von Forschern und Dozenten der ZHAW angenommen, die erstmals ein als Sharing-Mobil konzipiertes Elektrodreirad entwickelt hat.

WARUM ES DAS BICAR BRAUCHT Thomas Sauter-Servaes, Studiengangleiter Verkehrssysteme der ZHAW und Mobilitätsforscher, sieht klare Probleme im heutigen urbanen Verkehrssystem: «Derzeit ist der städtische Verkehr geprägt von Ineffizienzen. Durch den Verbrennungsmotor geht sehr viel Energie in Form von Wärme verloren. Die Fahrzeuge sind für ihre Nutzzwecke zu gross, zu schwer und werden nur ungenügend ausgelastet. Auf ein Auto mit fünf Plätzen kommen im alltäglichen 1.12 Personen. Zudem wird das Auto während 95 Prozent der Zeit gar nicht genutzt.» Wie die EU hat sich die Schweiz zum Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2020 den CO2-Verbrauch um 20 Prozent zu verringern. Aufgrund der fossilen Abhängigkeit könne dieses Ziel jedoch kaum erreicht werden. Das BICAR, das wesentlich kleiner und leichter ist als ein herkömmliches Auto und von vielen verschiedenen Menschen genutzt werden kann, könnte da vielleicht genau die Anwendung der Zukunft sein, um Smart Mobility Realität werden zu lassen. Der Umstand, dass die Menschen flexibler werden, könnte zudem zu einem Mentalitätswechsel führen: Vom Besitzen zum Nutzen. «Besitz wird immer häufiger als Ballast empfunden», sagt Thomas Sauter-Servaes. «Die Menschen ziehen häufiger um, sind offener für Stellenwechsel und wollen sich weniger um ihren eigenen Besitz kümmern: Diese Flexibilität suchen sie auch in ihrer Mobilität.» 26

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DIE GOLDENE MITTE Das BICAR hat ein Gewicht von 70 Kilogramm und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Da in der Schweiz über 50 Prozent der Autostrecken, die zurückgelegt werden, unter fünf Kilometer betragen (!), wurde das BICAR so entworfen, dass dieses mit einer Ladung 25 Kilometer weit kommt. Die Ladezeit beträgt mit Schnellladern rund 30 Minuten. Alles begann mit der Idee, dereinst eine Smart City zu errichten. Mobilität ist dafür ein wichtiger Grundstein. «Ursprünglich ging es darum, ein Fahrzeug zu kreieren, das mit Pedalantrieb oder Elektromotor autobahnfähig ist. Verschiedene Personen aus dem Mobilitätsbereich haben sich zusammengesetzt und dabei festgestellt, dass es sich dabei zwar um eine interessante Idee handelt, für die jedoch kein Problem existiert.», beschreibt Thomas Sauter-Servaes die Anfänge des Projektes. In ihrer Suche fanden sie das Problem bei der sogenannten «letzten Meile», damit sind kurze Strecken bspw. vom Bahnhof des Arbeitsortes zum tatsächlichen Arbeitsplatz gemeint. Mit diesem neuen Ziel im Hinterkopf wurden die Anforderungen an das Fahrzeug laufend angepasst. «Wir versuchten, Eigenschaften, die wir vom Auto übernehmen wollten, wie den Wetterschutz, den Elektromotor, den Komfort und das Sicherheitsgefühl, mit dem ökologischsten Fahrzeug, das wir kennen – dem Fahrrad – zu kombinieren. Das Ergebnis war dann das BICAR » EIN FAHRZEUG FÜR ALLE Seit der öffentlichen Präsentation des BICARs im Mai 2015 ist das Team laufend im Gespräch mit potentiellen Partnern, Investoren und Städten, die Interesse an dem Projekt zeigen. Bevor das BICAR jedoch auf den Markt kommen kann, soll es einer genauen Überprüfung unterzogen werden. Eine Testflotte soll Antworten liefern bezüglich Nutzerverhalten, Technik und Geschäftsmodell.

Das Team ist deshalb auf der Suche nach einer geeigneten Region, Stadt oder Firma, um ihre erste Testflotte zu starten. Die Region sollte wenig frequentierte Busse und Züge aufweisen, also eher schlecht erreichbar sein. «Wir können uns auch durchaus vorstellen, mit einem grossen Unternehmen, das verschiedene Standorte hat, zusammenzuarbeiten. Für unsere Testflotte suchen wir ja gerade eine Region oder Firma mit nicht zu vielen Personen, da wir diese erst noch schulen müssen.», erklärt Hans-Jörg Dennig, Dozent für Maschinentechnik und Produktentwicklung an der ZHAW . Da das Fahrzeug nicht auf den Privatbesitz ausgelegt ist, werden auch ganz andere Anforderungen an das Fahrzeug gestellt. Es müsse in erster Linie intuitiv nutzbar sein. Das BICAR ist grundsätzlich für alle drei bekannten Sharing-Modelle denkbar: Das Sharing mit festen Stationen, wobei das Fahrzeug entweder an die Ausgangsstation zurückgebracht oder im zweiten Modell an einer anderen Station wieder abgegeben wird. Das dritte Modell ist das Free-Floating, wobei das Fahrzeug auf irgendeinem öffentlichen Parkplatz wieder abgestellt werden kann. VOM SENIORENDREIRAD ZUM BICAR Hans-Jörg Dennig führt uns durch die Werkstatt zum allerersten Prototypen. Es handelt sich dabei um ein Gerüst aus Holz und Folie, ein sogenanntes Mock-up, das nicht fahrbar ist, sondern lediglich der Erprobung von Sichtszenarien und der Ergonomie dient. Der zweite Prototyp entstand dann aus einem Seniorenfahrrad, einem tiefliegenden, starren Dreirad, das in ein Elektro-Dreirad umgebaut wurde. Der Sitz des Fahrrads ist leicht erhöht wie bei einem Roller, wodurch der Schwerpunkt höher liegt – fährt man zu schnell in eine Kurve, zieht die Fliehkraft den Fahrer deshalb nach aussen. Beim Fahrrad umgeht man dies, indem man sich in die Kurve hineinlehnt. Genau dies wollten die Ingenieure auch hier ermöglichen. Hans-Jörg Dennig und sein


Smart Mobility: Könnte das BICAR die Lösung für den städtischen Verkehr sein?

Team tüftelten an der optimalen Neigetechnik und brachten zusätzlich einen Elektromotor am Hinterrad an. «Als wir sahen, dass das so einigermassen funktioniert, sind wir zum nächsten Schritt übergangen – dem aktuellen Prototypen.» Die Ingenieure und Designer arbeiteten stets funktionsorientiert. «Es war nicht wichtig, erst einmal ein schönes Design zu kreieren, an das sich die Techniker zu halten und alles reinzupacken hatten – wie es bei den meisten Automobilherstellern üblich ist.« sagt Hans-Jörg Dennig und lacht. «Sondern wir haben uns immer gefragt: Welche Funktion muss das Fahrzeug haben? Mit dem ganzen Wetterschutz, der Neigetechnik, der Standfläche usw. Das Design hat sich dann so ergeben.» Weitere Tests und Simulationen an einer 3D-Leinwand lieferten zusätzliche Antworten zu gestalterischen Fragen. Laut Thomas Sauter-Servaes bestimmten aber neben der Funktion auch die Kosten das Design. Da das BICAR eines Tages in Serie produziert werden soll, müsse das Fahrzeug so einfach, robust und kostengünstig wie möglich gebaut sein.

SICHER BEI WIND UND WETTER Ja, das BICAR ist klein. Doch gerade dies ist sein grosser Vorteil; denn es spart Platz. Ein Grossteil der Fläche einer Stadt wird durch den Verkehr besetzt, wobei 30 Prozent des Stadtverkehrs durch Menschen ausgelöst werden, die fahren, weil sie auf der Suche nach einem Parkplatz sind. Auf einem gewöhnlichen Parkplatz finden locker sechs BICARs Platz. Wind- und Wettergeschützt, energieeffizient durch seinen Elektromotor und einer gut eingestellte Fläche, stellt das BICAR einen vielversprechenden Kompromiss zwischen Fahrrad und Auto dar. Gerade auch für ältere Menschen mit eingeschränkter Bewegung könnte das BICAR eine Möglichkeit sein, Einkäufe, Arzttermine oder Besuche ohne grössere Schwierigkeiten zu tätigen. Einzige Bedingung ist der Besitz eines Smartphones, ohne das der goldige, eiförmige Dreiräder nicht gestartet oder gesteuert werden kann. Wie die Ladung erfolgt, sei noch nicht klar und hänge laut Hans-Jörg Dennig von den Voraussetzungen der jeweiligen Region respektive ihren infrastrukturellen Möglich-

«BESITZ WIRD IMMER HÄUFIGER ALS BALLAST EMPFUNDEN» Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher und Studiengangleiter Verkehrssysteme an der ZHAW

Bilderquelle: zVg

keiten ab. Denkbar wäre aus pragmatischen Gründen eine Induktionsladung. GUT DING WILL WEILE HABEN Da es sich beim BICAR nicht um die Optimierung eines bereits bestehenden Produkts, sondern um eine Innovation handelt, verlange die Entwicklung auch etwas mehr Zeit. Hans-Jörg Dennig zur Zukunft des BICAR s: «Es gibt noch sehr viele Fragezeichen. Ein Auto ist eines der komplexesten Produkte überhaupt. Da steckt unglaublich viel Technik drin, es ist robust und muss deshalb bis zu seiner Produktion einen langen Weg zurücklegen. Der Prototyp muss noch weiter optimiert und ausgebaut werden bis zur Marktreife.» Eine serienmässige Produktion sei deshalb nicht vor 2020 geplant. Die grösste Herausforderung werde sein, den Prototypen so weit zu entwickeln, dass jedermann und jede Frau das Fahrzeug problemlos nutzen könne. Das mühelose Einsteigen, ein besseres Fahrgefühl und optimierte Neigetechnik sind einige der Details, die noch verbessert werden sollten. Projekte wie BICAR stellen gerade in Bezug auf den Klimawandel eine Chance dar, die es zu nutzen gilt. Grossen Erfolg verspricht sich das Team im Oktober an der eCarTec, der weltweit grössten Mobilitätsmesse für Elektrofahrzeuge, an der BICAR vertreten sein wird und auch eine Teststrecke erhält. blog.zhaw.ch

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CLEANTECH

New York denkt um ENERGIEREFORM Die Finanzhauptstadt der USA will neue Standards bei der Energieversorgung setzen. Sie fordert ihre Versorgungsunternehmen dazu auf, die Infrastruktur auf erneuerbare und dezentral produzierte Energien umzustellen. TEXT J O H N D Y E R , B O S T O N

A

ls der Hurrikan Sandy über New Yorks Long Island wegzog, blieben viele Bewohner wochenlang ohne Strom. Wind und Regen hatten ihr veraltetes Stromnetz zusammenbrechen lassen. Damals, vor drei Jahren, kam es zu unwirklichen Szenen: Menschen versammelten sich im Freien um Lagerfeuer, die Skyline von Manhattan im Hintergrund. Weil das Lei-

tungsnetz teilweise zerstört war, hatten die Stromproduzenten nur wenige Möglichkeiten, die Menschen wieder mit Elektrizität zu versorgen. CUOMO ALS TREIBENDE KRAFT Das soll sich nicht wiederholen, wenn es nach dem Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, geht. Er hat eine Kampagne zum Umdenken in Ener-

giefragen ins Leben gerufen: Reforming the Energy Vision (REV). Nun geht es darum, die Energiereform in die Tat umzusetzen. Anfang September hat er den ersten Spatenstich für ein neues Kraftwerk gesetzt, das Energie aus organischem Material erzeugen soll. Cuomo will ein ganzes System solcher Anlagen, um bei künftigen Katastrophen wie Sandy die schlimmsten Folgen mildern zu können.

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Als Folge des Hurrikans Sandy kam es in New York und anderen betroffenen Regionen zu heftigen Überflutungen und Stromausfällen. Viele Bewohner blieben wochenlang ohne Strom. Foto: Keystone/AP Photo/Julio Cortez

«Dieses spannende Projekt ist ein weiterer Weg in unseren Investitionen in eine Zukunft der nachhaltigen Energie und des Aufbaus eines saubereren und grüneren New Yorks», sagte Cuomo. Dieses erste Projekt für Long Island und die Innenstadt von New York gründe auf der Selbstverpflichtung seiner Regierung, die Nutzung erneuerbarer Energien im Bundesstaat zu erweitern und die CO2-Bilanz zu verringern. MILLIARDENINVESTITIONEN Das Versorgungsunternehmen American Organic Energy mit Sitz in Long

Island baut für 40 Milliarden Dollar, beziehungsweise 39 Milliarden Franken, mit staatlicher Finanzhilfe einen «anaerobic digester» (Biogasanlage). Das Kraftwerk soll rund 180 000 Tonnen an organischem Abfall von Lebensmitteln bis Ästen schon 2016 in Gas umwandeln, so Firmenchef Charles Vigliotti. Die REV-Kampagne Cuomos umfasst eine Handvoll Projekte, die Biogasanlage ist nur eines davon. Nicht nur die Abhängigkeit von der zentralen Stromversorgung, sondern auch die Stromrechnung des Staates New York, die zu den höchsten in den USA gehört, soll verringert werden. Im Jahr 2012 gaben die New Yorker die erschreckend hohe Summe von 39 Milliarden Dollar für Energie aus, welche ausserhalb des Bundesstaates produziert wurde, wie die New Yorker Energiebehörde mitteilt. Zu den Projekten zählt auch die Investition von einer Milliarde Dollar für Solaranlagen überall im Bundestaat sowie eine Milliarde für die Einrichtung von so genannten «micro-grids» – dabei handelt es sich um kleine, unabhängige lokale Stromnetze.

KRITISCHE STIMMEN Kritiker fragen sich, ob Cuomos ehrgeizige Ziele angesichts der andauernden Geldknappheit in den öffentlichen Kassen erreichbar sind. «Das Problem ist, dass wir nicht wissen, was es uns kostet. Vor allem, wenn der ganze Bundesstaat mit einbezogen wird», so Arthur Kremer, Vorsitzender der Aktivistengruppe New York Affordable Reliable Electricity Alliance. Ob Gouverneur Cuomos REV-Plan umsetzungsfähig sei, könne man nur sehen, wenn es genügend Transparenz gebe. Wenn es letztlich nur darum gehe, den Versorgungsunternehmen als Ausgleich für die Investitionen zu erlauben, die Stromtarife anzuheben, müssten die armen Familien für Cuomos Ehrgeiz bezahlen. Im vergangenen Jahr konnten 1.1 Millionen Kunden in New York ihre Stromrechnungen nicht bezahlen. Das sind 120 000 mehr als 2012 und 160 000 mehr als das Jahr zuvor, wie die New Yorker Behörden mitteilen. Pro Jahr wird bei rund 250 000 New Yorker Haushalten der Strom abgeschaltet, aufgrund von nicht bezahlten Stromrechnungen.

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CLEANTECH

Norwegen leidet unter Ölpreis PREISZERFALL Norwegische Branchenexperten warnen vor einem Ölpreis unter 30 Dollar. Schon jetzt erlebt das reichste Land Europas einen Wirtschaftseinbruch. Ölgesellschaften müssen Personal entlassen und Förderprojekte auf Eis legen. Die Wirtschaft dürfte schrumpfen. TEXT A N D R É A N W A R , S T O C K H O L M

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iner der anerkanntesten norwegischen Branchenkenner, Torbjörn Kjus von DNB Markets, prognostiziert, dass der Verfall des Ölpreises noch lange nicht zu Ende ist. Schon im nächsten Jahr sei ein Preis von 30 Dollar pro Fass durchaus möglich, warnte er. «Das wäre katastrophal für Norwegen. Wir würden zwar nicht die existierende Produktion einstellen, aber es würde keine weiteren Investitionen geben», teilte er der Wirtschaftszeitung «Dagens Naeringsliv» mit. Der Ölpreis ist von 105 Dollar pro Barrel vor einem Jahr auf inzwischen unter 50 Dollar gefallen. CHINA KAUFT WENIGER ÖL Als Gründe für den Preisdruck hat Kjus etwa die Probleme der grossen Ölimportnation China oder die dauerhaft hohe Förderrate der OPEC-Länder ausgemacht. Hinzu komme das Schieferöl aus den USA. Auch der Iran werde den Preisdruck erhöhen, sollte er möglicherweise schon im kommenden Frühling wieder im grossen Stil Öl auf dem Weltmarkt absetzen dürfen. Entscheidend aber sei, wie China auf seine wirtschaftlichen Probleme regiert. Seit der Jahrtausendwende sei vor allem die Entwicklung in China ausschlaggebend für das Nachfragewachstum beim Öl. ENDE DES GOLDENEN ZEITALTERS? Norwegen, das seine Ölvorkommen gegen Ende der 60er-Jahre entdeckte, könne vor dem Ende seines Goldenen Zeitalters stehen, befürchten norwegische Wirtschaftsexperten. So warnte die Handelshochschule BI Anfang des Jahres vor einem deutlichen Abschwung schon bei einem längst übertroffenen Ölpreisrückgang von 25 Prozent. «Sollten die Ölpreise so niedrig bleiben, wird sich das deutlich auf die norwegische Wirtschaft und die Arbeitslosigkeit auswirken», sagt Studienautorin und Wirtschaftsprofessorin Hilde Björnland dieser Zeitung. Das in den vergangenen globalen Wirtschaftskrisen relativ stabile norwegische 30

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Die hohe Förderrate der OPEC-Länder, die Probleme der Ölimportnation China und das Schieferöl aus den USA erhöhen den Preisdruck auf den norwegischen Ölsektor (Im Bild die Oseberg Förderinsel). Foto: Harald Pettersen/Statoil ASA

Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte zwischen 0.5 und 2.5 Prozent schrumpfen. Norwegen würde dann in eine Rezession fallen, warnt das Wirtschaftsblatt «Finansavisen». Laut Berechnungen der Zeitung «E24» könnten Norwegens direkte und indirekte Öleinnahmen um bis zu 70 Prozent schrumpfen. ENTLASSUNGEN IM ÖLSEKTOR Bereits im letzten Jahr musste der norwegische Ölsektor über 7000 Arbeitsstellen streichen. Knut Sunde, Direktor des Industrieverbandes, warnt: «Das ist nur der Anfang.» Auch die Gewerkschaft des staatlichen Ölkonzerns Statoil geht von einem deutlichen Arbeitsplatzabbau in diesem Jahr aus. Statoil hat zudem neue Ölförderprojekte auf Eis gelegt. Die norwegische Krone, die bei Anlegern während der Eurokrise als sichere Ausweichsanlage galt und zum Euro seit 2013 fast stetig stieg, könnte abbröckeln. Der auch durch Investitionen von ausländischen Anlegern überhitzte Immobilienmarkt könnte einbrechen, warnte die grösste skandinavische Bank Nordea. Zwischen 2009 und

2013 stiegen die Preise für Einfamilienhäuser um 41 Prozent. REGIERUNGSCHEFIN: «KEINE KRISE» Die konservative Ministerpräsidentin Erna Solberg hält diese Warnungen für Panikmache. «Viele nutzen das Wort Krise zu schnell. In Norwegen gibt es keine Krise», sagte sie. Durch Jahrzehnte des Ölreichtums verfügt Norwegen über ein sehr starkes Grundfundament. Der volkseigene Ölfonds, der für zukünftige Generationen nach dem Aufbrauchen der Ölreserven gedacht ist, war am 30. Juni 830.6 Milliarden Dollar wert – dies entspricht rund 794 Milliarden Franken. In diesen Ölfonds fliessen seit 1990 jedes Jahr 86 Prozent aller Öleinnahmen. Nur vier Prozent dürfen jedes Jahr im Staatshaushalt ausgegeben werden. «Derzeit geben wir nur etwas über drei Prozent aus, da ist noch Spielraum für erhöhte staatliche Ausgaben. Mit unserem Geld können wir Krisen zumindest kurzfristig abwenden, eine wirklich tiefe Rezession wird es in Norwegen erstmal nicht geben», sagt Björnland.


Mut zu neuen Wegen.

«Wer sagt, dass man aus süsser Schokolade keine heissen High Heels machen kann?» Marco Kling

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WIRTSCHAFT

Verhaltener Optimismus KONJUNKTURUMFRAGE 3/2015 Die Prognosen sind mehrheitlich günstig: Die Wirtschaft wird sich weiter erholen, der Frankenschock ist halbwegs verdaut. Die grössten Unsicherheitsfaktoren kommen jedoch von aussen.

Yngve Abrahamsen KOF Swiss Economic Institute

Dr. Michael Grampp, Chefökonom

Dr. Felix Brill, Chefökonom

Alexis Bill Koerber, Senior Economist

Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz

Dr. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015

WIE SCHÄTZEN SIE DIE WACHSTUMSCHANCEN FÜR DIE SCHWEIZER WIRTSCHAFT IN DEN NÄCHSTEN SECHS MONATEN EIN?

WIE WIRD SICH DER BINNENMARKT IM GLEICHEN ZEITRAUM ENTWICKELN?

Nach dem Wechselkursschock anfangs Jahr, der sich seit dem Sommer wieder etwas abgeschwächt hat, dürfte die schweizerische Wirtschaft allmählich wieder zu einem Wachstum zurückfinden, das vergleichbar ist mit demjenigen in der Periode nach der Finanzkrise.

Der Binnenmarkt wird sich verhalten entwickeln. Die Konsumausgaben nehmen nur verlangsamt zu und die Bauinvestitionen werden annähernd stagnieren.

Insgesamt ist eine Seitwärtsbewegung wahrscheinlich. Auf der einen Seite hat die leichte Abschwächung des Schweizer Frankens etwas Druck genommen, auf der anderen Seite ist die Anpassung an den Frankenschock bei weitem nicht abgeschlossen. Die positive wirtschaftliche Entwicklung in Europa wird zudem unterstützend wirken.

Ein wahrscheinlich leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit und der verstärkte Anreiz zu Importen schwächen den Binnenkonsum. Der Reallohn wird aufgrund von Wechselkurseffekten sowie niedriger oder negativer Preissteuerung ansteigen. Darüber hinaus wirkt auch die weiterhin hohe Beschäftigung stabilisierend. Insgesamt dürfte sich der Binnenmarkt leicht besser als die Gesamtwirtschaft entwickeln.

Die Schweizer Wirtschaft hat sich einmal mehr sehr widerstandsfähig gezeigt. In Anbetracht der jüngsten Abschwächungstendenz des Schweizer Frankens und der voranschreitenden Konjunkturerholung der europäischen Handelspartner dürften wieder mehr Wachstumsimpulse vom Aussenhandel kommen.

Die Binnenwirtschaft ist und bleibt die Konjunkturstütze der Schweizer Wirtschaft. Konsumenten werden vom robusten Arbeitsmarkt, fallenden Importpreisen und den tiefen Energiekosten profitieren. Die Aussichten für die Investitionen sind dagegen deutlich verhaltener.

Weiterhin verhalten. Für das zweite Halbjahr 2015 rechnen wir nur mit einer Stagnation, im ersten Quartal 2016 dürfte das Schweizer BIP nur bescheiden zunehmen. So steht der Abschwung bei den Unternehmensinvestitionen erst noch bevor. Auch die Exporte dürften vorerst schwach bleiben.

Positive Impulse kommen weiter vom öffentlichen und staatlichen Konsum, bei den Bau- und Ausrüstungsinvestitionen rechnen wir mit einer rückläufigen Entwicklung.

Nach einem überraschend soliden Wachstum im zweiten Quartal gehen wir für das zweite Halbjahr von einer weiteren Erholung des BIP aus, sofern die Abschwächung des Frankens weiter Bestand hat. Insgesamt rechnen wir neu für 2015 mit einem moderaten Wachstum von einem Prozent (zuvor 0.5 Prozent) und einer leichten Beschleunigung im Jahr 2016 auf 1.4 Prozent (zuvor 1.1 Prozent).

Der Privatkonsum bleibt die Hauptstütze des Schweizer Wirtschaftswachstums, doch auch dieser kann sich der allgemeinen Verlangsamung nicht ganz entziehen. Der jüngste Anstieg des UBS-Konsumindikators deutet jedoch auf ein weiterhin solides Konsumwachstum hin. Die Indikatoren der Bauwirtschaft lassen hingegen eine Verlangsamung in den nächsten Quartalen erwarten, trotz der anhaltend tiefen Zinsen.

Die eidgenössische Wirtschaft wird sich in den kommenden Monaten graduell erholen. Darauf deuten wichtige Konjunkturfrühindikatoren hin. Viele Unternehmen scheinen sich mit der Frankenstärke arrangiert zu haben. Es kristallisiert sich heraus, dass die hiesige Wirtschaft mittlerweile ganz gut mit einer stärkeren Währung zurechtkommt. Wir sind zuversichtlich, dass insbesondere im kommenden Jahr wieder Wachstumsraten von über einem Prozent auf der Agenda stehen.

Die Binnenwirtschaft sollte solide zulegen, von Dynamik kann jedoch nicht die Rede sein.


Der Detailhandel gehört zu jenen Branchen, die besonders leiden müssen.

Foto: zVg

FÜR WELCHE BRANCHEN ERWARTEN SIE EINEN AUFWÄRTSTREND, FÜR WELCHE EINEN ABWÄRTSTREND?

WELCHE RISIKEN SEHEN SIE FÜR DIE SCHWEIZER WIRTSCHAFT?

WIE WIRD SICH DER FRANKEN IN DEN NÄCHSTEN SECHS MONATEN ZU DEN WICHTIGEN ANDEREN WÄHRUNGEN ENTWICKELN, WIE DIE ZINSEN IN DER SCHWEIZ UND IN EUROPA?

Die Aussichten für den Gesundheits- und Unterrichtssektor und die Pharmaindustrie sind weiterhin gut. Für die Maschinenindustrie erwarten wir eine langsame Stabilisierung, während die Uhrenindustrie Rückschläge wird in Kauf nehmen müssen. Die Bauwirtschaft wird sich allmählich auf eine Reduktion der Bautätigkeit einstellen müssen.

Die Entwicklung des Frankenkurses bleibt weiterhin der grösste Unsicherheitsfaktor. Die Entwicklung im Euroraum sehen wir eher positiv, anziehende Zinsen können jedoch den Wirtschaftsgang in den Schwellenländern beeinträchtigen und damit indirekt die schweizerische Exportwirtschaft treffen.

Wir gehen von einem unveränderten Kurs des Frankens gegenüber dem Euro aus, während der amerikanische Dollar etwas an Wert gewinnen wird. Die Kurzfristzinsen bleiben auf tiefem – negativen – Niveau stabil, während die Langfristzinsen langsam wieder zulegen werden.

Mit Ausnahme des Detailhandels werden sich binnenorientierte Dienstleistungen und stark innovationsgetriebene Branchen besser entwickeln als preissensitive Exportbranchen wie die MEM-Industrie und der Tourismussektor.

Externe Risiken haben in letzter Zeit zugenommen. Neben Griechenland und der Eurozone gibt auch die wirtschaftliche Entwicklung in China und in einzelnen Emerging Markets Anlass zur Sorge. Eine Zinserhöhung in den USA könnte zudem Marktturbulenzen zumindest kurzfristig noch verstärken.

Mögliche Zinserhöhungen in den USA und Grossbritannien würden den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken weiter reduzieren. Eine Zinswende in der Eurozone ist aber noch nicht absehbar und der Spielraum für Zinserhöhungen in der Schweiz somit begrenzt.

Die jüngste Abschwächung des Frankens und die voranschreitenden Konjunkturerholung in Europa versprechen in den nächsten Monaten eine gewisse Belebung. Dagegen sind für die Bauwirtschaft die Vorzeichen umgekehrt.

Aus institutioneller Sicht stellt ein Scheitern des bilateralen Wegs ein erhebliches Risiko für die Schweizer Wirtschaft dar. Aus konjunktureller Sicht stehen eine erneute kräftige Aufwertung des Schweizer Frankens, ein Rückfall der Eurozone in die Rezession sowie eine Ausweitung der Konjunkturkrise in den Schwellenländern an vorderster Stelle.

Trotz jüngster Abwertung bleibt der Franken auf breiter Basis deutlich überbewertet. Mittelfristig signalisieren unsere Schätzungen zur Kaufkraftparität entsprechend eine weitere Abwertung des Schweizer Frankens. Weder bei der EZB noch bei der SNB zeichnet sich unterdessen für die nächsten Monate eine Änderung der Zinspolitik ab.

Bei den Uhren macht sich der starke Franken vor allem in einer abgeschwächten, aber immer noch positiven Wachstumsdynamik bemerkbar. Bei der wenig preissensitiven pharmazeutischen Industrie dürften die Margen deutlich zurückgehen. Exportorientierte Industriebranchen werden insgesamt mit einer rückläufigen Wertschöpfungsentwicklung konfrontiert.

Die Turbulenzen in China und die kräftige Abwertung vieler Schwellenländer-Währungen verdeutlichen, dass die aussenwirtschaftlichen Risiken weiterhin ausgeprägt sind. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Entwicklung in Griechenland, insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen.

Gegenüber dem Euro rechnen wir weiter mit Relationen zwischen 1.09 und 1.10 Franken/Euro, der Dollar dürfte in Richtung 1.02 Franken/Dollar aufwerten.

Exportorientierten Industrien, der Tourismus und der Detailhandel dürften weiter unter der Aufgabe der Kursuntergrenze leiden, obwohl sich der Schweizer Franken weiter abgeschwächt hat. Aufwärtspotential sehen wir am ehesten in der IT-Branche oder bei Unternehmen, die wirtschaftliche Dienstleistungen anbieten. Sie könnten von Outsourcing oder Industrialisierungsmassnahmen profitieren.

Grundsätzlich sind die Probleme der Eurozone und vor allem mit Griechenland nach wie vor nicht gelöst. Ein erneutes Aufflackern der Euro-Krise könnte den Schweizer Franken wieder erstarken und die Exportwirtschaft weiter unter Druck kommen lassen.

Der Schweizer Franken dürfte in den nächsten sechs Monaten gegenüber dem Euro um 1.10 schwanken. Gegenüber dem US-Dollar sehen wir wieder eine leichte Abschwächung und der Dollar-Franken-Kurs dürfte gegen 1.02 tendieren. Für die langfristigen Zinsen erwarten wir sowohl in Europa wie auch in der Schweiz in den nächsten sechs Monaten einen leichten Anstieg.

Starke Industrien wie die Pharmaindustrie oder der Maschinenbau werden sich robust zeigen, allerdings kann nicht von einem Aufwärtstrend gesprochen werden. Das weltwirtschaftliche Umfeld bleibt angespannt. Schwierig sieht hingegen die Lage für die Nahrungsmittelindustrie und das Gast- und Hotelgewerbe aus. Der anhaltende Einkaufstourismus und die Buchungsrückgänge sind schmerzhafte Folgen der Frankenaufwertung.

Eine globale Abkühlung wäre für die exportstarke Schweizer Wirtschaft nicht einfach wegzustecken. Wenngleich wir nicht davon ausgehen, dass nun die chinesische Wirtschaft eine harte Landung hinlegen wird, verbleiben Restrisiken. Es zeigt sich, dass sich Finanzmarktentwicklungen verselbstständigen können und somit eigene Fakten schaffen.

Die Frankenabschwächung gegenüber dem Euro kann sich bis in den Bereich von 1.15 fortsetzen. Gegenüber dem Dollar erwarten wir eine breitere Seitwärtsbewegung. Die kurzfristigen Zinsen dürften in der Schweiz und in der Eurozone auf den gegenwärtigen Niveaus bleiben. Die EZB wird noch längere Zeit einen sehr expansiven geldpolitischen Kurs fahren und die SNB hat aufgrund negativer Inflationsraten ebenfalls keinen Handlungsdruck.

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GELD

Jubelnde Aktionäre ZAHLTAG Die hiesigen Aktionärinnen und Aktionäre dürfen sich glücklich schätzen: Ein sattes Dividendenjahr jagt das nächste und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht. Die Schweizer Unternehmenslandschaft erweist sich trotz der zahlreichen Krisenherde als äusserst widerstandsfähig. TEXT F R E D Y G I L G E N

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ie Zahl allein lässt Nichtbeteiligte vor Neid erblassen: 1.2 Billionen Dollar. Diese kaum vorstellbare Summe wurde im vergangen Jahr von den Unternehmen weltweit als Dividende ausgeschüttet. Die Ausschüttungen an die Aktionäre haben sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Teilhaberinnen und Teilhaber von Schweizer Grosskonzernen müssen dabei keineswegs hintenanstehen. Auch sie sind in den letzten zehn Jahr reichlich verwöhnt worden: Die Ausschüttungen der zwölf besten Dividendenzahler sind in dieser Periode auf nahezu das Doppelte angewachsen (siehe Grafik). ERSTAUNLICHE WIDERSTANDSFÄHIGKEIT Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es im vergangenen Jahrzehnt beileibe nicht an Krisen und Katastrophen gefehlt hat und sich auch heute an allen Ecken und Enden der Welt Probleme auftürmen. In Syrien, der Ukraine oder in den Ländern des arabischen Frühlings beispielsweise ist man von einem dauerhaften Frieden weit entfernt. Niemand wird zudem behaupten wollen, die Euro-Krise sei schon gelöst. Und nun hat auch noch China für weltweite Verunsicherung gesorgt. Umso mehr darf man sich über die äusserst widerstandsfähige Verfassung der grossen, aber auch vieler kleiner Schweizer Unternehmen freuen. Hier geht der Aufschwung weiter, als wäre nichts geschehen. Frankenhöhenflug und China-Absturz hin oder her. SATTE GEWINNE Ein Blick in die Firmenbilanzen des ersten Semesters bestätigt die überaus robuste Konstitution der Unternehmen. Nach Schätzungen auf Basis der Halbjahresergebnisse dürfte rund die Hälfte der potentesten helvetischen Firmengruppen die Profite im Vorjahresvergleich erneut steigern können.

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Bankanalysten erwarten, dass die Gewinne aller börsenkotierten Firmen im laufenden Jahr um etwas mehr als fünf Prozent auf rund 76 Milliarden Franken steigen werden. Für Panagiotis Spiliopoulus, Chefanalyst der Bank Vontobel, ist dieses Ergebnis sehr solid. Auch in den kommenden Monaten rechnet die Bank trotz Gegenwind mit einem anhaltenden Aufschwung. Bereits im Geschäftsjahr 2014 hatten die Schweizer Unternehmen ein Gewinnwachstum von fünf Prozent erreicht, 2013 waren es sogar 22 Prozent gewesen. Bruno Gisler, Chefstratege der Aquila-Gruppe, weist darauf hin, dass die Unternehmensgewinne sowohl in der Schweiz als auch im übrigen Europa und den USA die Erwartungen übertroffen haben. FREUDENJAHRE FÜR AKTIONÄRE Noch erfreulicher sieht es für die Aktionäre aus. Von den Rekordgewinnen dürfte ein überdurchschnittlich grosser Teil in ihre Taschen fliessen. Denn angesichts des weiterhin schwierigen Wirtschaftsumfelds zahlen viele Firmen die erwirtschafteten Profite lieber an ihre Anteilseigner aus, als diese

Mittel für Investitionen und Übernahmen bereitzuhalten. Die für die Aktionäre erfreuliche Folge: Die Summe der ausgeschütteten Dividenden für das laufende Geschäftsjahr wird nach ersten Schätzungen erneut einen Rekordwert erreichen und auf über 40 Milliarden Franken klettern. Das ist fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Allein die besten zwölf Dividendenzahler verwöhnen ihre Anteilseigner mit rund 35 Milliarden (siehe Grafik). Damit steigt ihr Anteil am Gewinn dieser Firmen auf über 60 Prozent. Zum Vergleich: Vor drei Jahren war es bloss etwas mehr als ein Drittel gewesen. FLÜSSIG TROTZ HOHEN DIVIDENDEN «Die grossen Schweizer Unternehmen verfügen über sehr starke Bilanzen. Sie können sich eine höhere Ausschüttungsquote deshalb locker leisten», sind sich die Schweizer Aktienanalysten einig. In der Tat: Die Ausschüttungen gehen keineswegs an die Substanz der Unternehmen. Diese verfügen über ausreichend flüssige Mittel, um weiter zu investieren und zu akquirieren. Auf die stetig steigenden Dividenden haben nota bene auch die Aktienkursno-

DER STEUERFREIE DRITTEL Nach Erhebungen des Wealth Management der UBS und der «Finanz und Wirtschaft» sind für das Geschäftsjahr 2015 rund ein Drittel der Ausschüttungen der 100 grössten börsengehandelten Schweizer Firmen steuerfrei geflossen. Von den 30 im Swiss Leaders Index (SLI) vertretenen Gesellschaften schütteten ABB, Actelion, Adecco, Aryzta, Clariant, Credit Suisse, Givaudan, Lafrage Holcim, Julius Bär, Lonza, Swiss Life, Swiss Re, Transocean und die Zurich Insurance Group den Anteil an die Aktionäre in Form von Kapitalrückzahlungen aus. Möglich sind solche steuerfreien Ausschüttungen in unserem Land, weil das Nennwertprinzip im Rahmen der Unternehmenssteuerreform durch das Kapitaleinlageprinzip – auch Agio genannt

– ersetzt wurde. Das Agio ist der Betrag, der bei der Ausgabe von Aktien über dem Nennwert liegt. Beträgt der Ausgabepreis einer Aktie beispielsweise 100 Franken und der Nennwert 10 Franken, so beläuft sich das Agio auf 90 Franken. In Form von Dividenden dürfen nun diese 90 Franken steuerfrei an die Anleger zurückbezahlt werden, falls diese Rücklagen nach 1996 gebildet worden sind. Was gut für den Aktionär ist, ist schlecht für den Staat. Dem Schweizer Fiskus entgehen durch diese Regelung gemäss Schätzungen Steuereinnahmen in Höhe von insgesamt 40 Milliarden Franken. Dementsprechend sind schon seit Jahren Bestrebungen im Gange, dieses vermeintliche «Steuerschlupfloch» zu schliessen.


Nestlé eröffnete diesen September in Romont ein neues NespressoProduktionszentrum und konnte sich, wie die beiden Pharmagiganten Novartis und Roche, wie gehabt kontinuierlich steigern.

STEIGENDE AUSSCHÜTTUNGEN UND SCHÖNE AKTIENRENDITEN

Kurs 01.05.06 Nestlé 31.08 Novartis 57.5 Roche 143.6 Zurich FS 195.1 UBS 42.62 Swiss Re 77.3 ABB 6.65 Richemont 16.6 CS Group 48.75 Swisscom 409 Syngenta 116.93 Swatch 165.00 Total

Kurs Aktuell 71.55 92.3 257.80 263.00 19.67 84.10 18.03 70.6 25.56 497.20 333.20 364.10

Veränderung in Prozent 130.2 60.5 79.5 34.8 – 53.8 8.8 171.1 325.3 – 47.6 21.6 185.0 120.7

Dividenden 05 14 15 E 0.90 2.2 2.3 1.15 2.6 2.9 2.5 8.0 8.3 7 17.0 17.0 1.9 0.75 0.75 2.5 7.25 4.50 0.12 0.72 0.74 0.75 1.60 1.85 2.00 0.70 0.75 18.90 22.0 22.0 4.80 11.0 12.0 2.50 7.50 7.50

Veränderungen in Prozent 05 /15 14 /15 155.6 4.5 152.2 11.5 232.0 3.8 142.9 0.0 – 60.5 0.0 80.0 – 37.9 516.7 2.8 146.7 15.6 – 62.5 7.1 16.4 0.0 150.0 9.1 200.0 0.0

Dividendensummen in Mio Fr. 2005 14 15 E 3 799 6 950 7 287 2 293 6 643 7 221 2 160 6 807 7 050 810 2 699 2 699 3 977 2 741 2 747 776 2 558 1 604 190 1 651 1 713 631 939 977 2 445 1 137 1 224 978 1 140 1 140 383 1 078 1 139 150 407 407 18 592 34 750 35 208

Veränderungen in Prozent g g 14 g g 2005 4.8 91.8 8.7 214.9 3.6 226.4 0.0 233.2 0.2 – 30.9 – 37.3 106.7 3.8 801.6 4.0 54.8 7.7 – 49.9 0.0 16.6 5.7 197.4 0.0 171.3 1.3 86.9

Grafikquelle: Analystenschätzungen, Aktienführer/Fotoquelle: zVg/Nestlé

tierungen der betreffenden Unternehmen äusserst positiv reagiert. Bei Richemont, Syngenta, ABB, Swatch und Nestlé kletterten die Kurse innert zehn Jahren um über 100 Prozent. Die Aktien der weniger dividendenstabilen Unternehmen der Finanzbranche, allen voran jene der UBS und der CS Group, sind diesbezüglich weit ins Hintertreffen geraten. Können sie ihren aktuellen Aufschwung aber bestätigen, hätten sie beachtliche Aufholchancen. Nach Angaben des UBS Wealth Management tragen Dividendenausschüttungen nahezu die Hälfte zur langfristigen Gesamtrendite einer Aktie bei. DER TRAUM GEHT WEITER Der leichte Wermutstropfen: Auf den ersten Blick scheint es für die helvetischen Topunternehmen angesichts des währungsmässig

und konjunkturell sehr schwierigen Umfelds schlicht unmöglich, die aktuellen Rekordgewinne im nächsten Jahr zu halten oder gar zu übertreffen. Doch bei vielen der Blue-ChipStars scheint dies keineswegs ausgeschlossen. Bei den Grossen der Finanzbranche beispielsweise sind weitere deutliche Verbesserungen der Gewinne durchaus realistisch. Für die UBS und die CS Group sind sie sogar ein Muss. Und beide haben die Weichen zu weiteren Verbesserungen bereits gestellt. Die beiden Pharmagiganten Novartis und Roche sowie Nestlé sollten sich sodann wie gehabt kontinuierlich weiter steigern können. «Die Unternehmensgewinne der Schweizer Firmen werden trotz Frankenschock und harzender Konjunktur noch eine Weile weiter wachsen», sind sich Schweizer Anlageexperten einig. Nach Ansicht von

Anja Hochberg, Anlagechefin der Credit Suisse, stehen den nicht mehr besonders günstigen Aktien weiter steigende Unternehmensgewinne gegenüber. Dies gilt nicht nur für die grosskapitalisierten Blue Chips, sondern auch für eine ganze Reihe von Unternehmen aus der zweiten Reihe. So haben beispielsweise Adecco, Lindt&Sprüngli, Baloise und Galenica mit starken Halbjahresresultaten aufgewartet. Ähnlich sieht es bei relativ kleinen Unternehmen wie Burkhalter, Helvetia, Ems, Emmi oder Temenos aus. Daraus können wir aus heutiger Sicht schliessen, dass der reichliche Ausschüttungssegen des letzten Frühjahrs nicht das Ende aller Träume gewesen sein muss. Aktionäre dürfen sich im Gegenteil bereits diesen Herbst auf den nächsten und wohl auch den übernächsten Dividendenfrühling freuen. Nr. 10 2015 | UnternehmerZeitung

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GELD

OTC-Trouvaillen NEBENWERTE-BÖRSE Die Auswahl von geeigneten Aktien für die Geldanlage ist für Privatinvestoren und Kleinanleger eine schwierige Angelegenheit. Wir stellen ein Musterportfolio mit nichtkotierten Aktien vor, die an der Nebenwerte-Börse OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelt werden. TEXT A L F R E D K U H N

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ie Internetplattform Schweizeraktien.net stellt dem Besucher kostenlos ein OTC-Musterportfolio mit zehn Titeln zur Verfügung. In kurzen zeitlichen Abständen erfolgt jeweils ein Update. Die Auswahlkriterien für die Aktien sind: Eine starke Substanz, günstige Bewertung sowie eine attraktive Dividendenrendite. Die Performance dieses Musterportfolios im ersten Halbjahr 2015 lässt sich sehen: Ein Plus von 14 Prozent. Eingerechnet sind dabei bereits die im ersten Halbjahr ausbezahlten Dividenden einzelner Titel. Es zeigt sich einmal mehr, dass mit sorgfältig ausgewählten, nichtkotierten Titeln gute Renditen erzielt werden können. Allerdings muss auch immer wieder darauf hingewiesen werden, dass Nebenwerte über eine geringe Liquidität verfügen. Aufträge sollten daher limitiert aufgegeben werden. Zudem sollten Anleger einen langfristigen Anlagehorizont haben. Besonders hervorgestochen sind im ersten Halbjahr 2015 folgende vier Titel: Zur Rose AG (+11.3 Prozent), Bernexpo Holding (+18.7 Prozent), Kongress+Kursaal Bern (+34.1 Prozent) und Parkresort Rheinfelden (+37.4 Prozent). NEUIGKEITEN DER ZUR ROSE AG Die Firma Zur Rose AG ist in der Arzneimittelverteilung in der Schweiz, Deutschland und Österreich tätig. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet und betätigt sich seit 2001 auch als Versandapotheke für Privatkunden. Der operative Sitz befindet sich in Frauenfeld. In der Oktober-Ausgabe 2012 der Unternehmerzeitung wurde unter dem Titel «Rosige Aussichten» die Zur Rose AG bei einem Kurs von 19 Franken zum Kauf emp-

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fohlen. Der gegenwärtige Kurs beträgt 25 Franken. Für geduldige Anleger ergab sich somit ein sattes Plus von 32 Prozent in drei Jahren. Was hat sich bei der Firma seither ereignet? Ende März 2015 kommunizierte die Zur Rose AG die Übernahme der BlueCare AG aus Winterthur. BlueCare entwickelt innovative Lösungen im Rahmen der integrierten Versorgung und eHealth. Drei Jahre zuvor, im Oktober 2012, übernahm die Zur Rose AG die holländische Versandapotheke DocMorris vom Pharmagrosshändler Celesio für 25 Millionen Euro. Mit dieser Übernahme wurde die Zur Rose AG europaweit zur Marktführerin im Versandhandel von Arzneimitteln. Doch die Übernahme von DocMorris hatte auch ihre Kehrseite. Nach einem hohen Verlust im Jahr 2013, der hauptsächlich auf diese Übernahme zurückzuführen war, kehrte das Unternehmen 2014 in die Gewinnzone zurück. Im ersten Semester 2015 wurde die Erfolgsrechnung nochmals getrübt durch die Umzugs- und Anlaufkosten für ein neues Logistikzentrum, die Euro-Abwertung und die Folgen des deutschen Poststreiks. Der Umsatz ging im ersten Halbjahr 2015 zurück und die Firma wies einen Verlust von 2 Millionen Franken aus. Im weiteren Verlauf des Jahres dürfte die Zur Rose AG aber wieder in die Gewinnzone zurückfinden, wenn ihr die Währungsturbulenzen nicht einen Strich durch die Rechnung machen. Die Börse hat diese Entwicklung schon vorweg genommen: Der Kurs der Aktie stieg im April 2015 sprunghaft von 20 auf 24 Franken. Nachdem die Aktie unterdessen auf über 25 Franken gestiegen ist, dürfte kurzfristig keine markante Kurssteigerung mehr drin liegen. Langfristig gesehen dürfte die Aktie trotzdem ein Kauftipp bleiben, auch

Das Parkresort Rheinfelden sticht mit einer Kurssteigerung von 37.4 Prozent besonders hervor. Foto: zVg/Parkresort Rheinfelden/Grafikquelle: Schweizeraktien.net

wenn das KGV nach dem Kursanstieg schon ziemlich hoch ist. Nachdem 2013 keine Dividende ausbezahlt wurde, konnten die Anleger 2014 wieder eine Dividende von knapp 3 Prozent in Empfang nehmen. BERNEXPO HOLDING Die Bernexpo Gruppe organisiert in Bern Kongresse, Messen und andere Events. 2014 war ein Rekordjahr für die Bernexpo Gruppe: Sie wies den höchsten Umsatz in


MUSTERDEPOT OTC Valoren 1 110 034 160 200 161 329 10 517 517 1 792 366 199 228 251 331 1 474 512 21 293 696 4 261 528

Unternehmen Kaufkurs aktueller Kurs Bernexpo Holding 396 470 Générale Beaulieu 10 600 11 400 Kongress+Kursaal Bern 410 550 Lorze AG 20.85 22.5 Menzi Muck AG 6 050 6 100 Parkresort Rheinfelden 655 900 Soc. Suisse des Explosifs 3 100 2 575 Thurella AG 90 97 Weiss+Appetito 300 320 Zur Rose AG 23 25.6 Cash Performance gesamt Start: 6.1.15, Start fiktiv mit 101 673 CHF; Stand: 3.8.15

der Geschichte des Unternehmens und ein Betriebsergebnis (EBIT) von 7.4 Millionen Franken aus. Das Ergebnis 2014 vor Steuern übertraf mit 6.6 Millionen Franken jenes des Vorjahres. Dieses Ergebnis liess die Eigenkapitalquote in der konsolidierten Bilanz von 35.4 Prozent per Ende 2013 auf 38.4 Prozent per Ende 2014 ansteigen. Für das Jahr 2015, das bis jetzt gut gelaufen ist, darf trotz Währungsturbulenzen nochmals mit einer guten Geschäftsentwicklung gerechnet werden. Ab 2016 wird die Bernexpo Gruppe neu die Bildungsmessen Didacta Suisse und Worlddidac in Bern organisieren. Zwar ist der Kurs dieses Jahr bereits von knapp 400 Franken auf 465 Franken gestiegen. Daraus errechnet sich ein immer noch sehr günstiges Kurs-Gewinnverhältnis von

Stück 25 1 25 480 2 15 3 110 33 430

in CHF 11 750 11 400 13 750 10 800 12 200 13 500 7 725 10 670 10 560 11 008

Performance in Prozent 18.7 7.5 34.1 7.9 0.8 37.4 –16,9 7.8 6.7 11.3

2 526 115 889

14.0%

8. Das Kurs-Buchverhältnis beläuft sich auf lediglich 0.9. Mittel- bis langfristig könnte sich der Kurs dem Buchwert von derzeit 538 Franken nähern. Ausserdem beträgt die Dividendenrendite attraktive 3.3 Prozent. KONGRESS- UND KURSAAL BERN Die KKB-Gruppe führt in Bern den Kursaal für Veranstaltungen mit Platz für bis zu 1500 Personen, das 4-Sterne-Hotel Allegro, vier Restaurants und ist auch an einem Cateringunternehmen beteiligt. Im Casinogeschäft besitzt die KKB einen 55-prozentigen Anteil am Grand Casino Bern und 98 Prozent am Casino Neuchâtel. Nach der Renovation des Kursaals im Jahr 2012 wollte die KKB vor allem das Veranstaltungsgeschäft weiter ausbauen. Allerdings könnte der starke Schwei-

zer Franken gemäss Verwaltungspräsident D. Frei diesem Ansinnen einen Strich durch die Rechnung machen, da weniger ausländische Veranstalter buchen. Durch die breite Diversifikation ist die KKB weniger abhängig vom Glücksspielgeschäft als andere Kursaal-Betreiber. 2014 konnte die KKB-Gruppe den Betriebsertrag leicht auf 86.3 Millionen Franken steigern. Die Aktie ist im ersten Halbjahr 2015 bei hohem Handelsvolumen förmlich explodiert und hat von 400 Franken auf zeitweise 580 Franken zugelegt. Am 29. Mai wechselten innert weniger Minuten 7500 Kursaal-Aktien zu Kursen zwischen 460 und 580 Franken die Hand. Damit sicherte sich ein unbekannter Käufer 9.2 Prozent des Aktienkapitals. Da es sich um einen nichtkotierten Titel handelt, musste sich der Käufer nicht outen – dies ist ein klarer Nachteil von ausserbörslich gehandelten Titeln. Wie dem auch sei: Nach diesem steilen Anstieg des Aktienkurses ist der Titel nun bezüglich KGV recht hoch bewertet. Der Kurs-Buchwert beträgt aber bei einem Kurs von 510 Franken immer noch tiefe 0.7 (Buchwert: 720 Franken). Langfristig gesehen könnte sich auch hier ein Einstieg noch lohnen, wenn bei einer künftigen Kursschwäche gekauft wird. Die Dividendenrendite von nur 1.8 Prozent ist im Vergleich zu den anderen hier vorgestellten Aktien aber eher enttäuschend. PARKRESORT RHEINFELDEN Das Unternehmen ist im Wellness- und Gesundheitsbereich tätig. Zum Portfolio des breit diversifizierten Unternehmens gehört unter anderem das Park-Hotel am Rhein und die Rehaklinik Salina. 2009 wurde die Bäderwelt erweitert und modernisiert. In einem zweiten Schritt hat das Unternehmen 2010 das Innenbad saniert. Der Umsatz legte im ersten Halbjahr 2015 um 2 Prozent zu. Zudem wird für das laufende Jahr auch mit einer Gewinnsteigerung im Bereich von 5 Prozent gerechnet. Besonders im medizinischen Bereich (Rehaklinik und ambulanter Bereich) ist in den nächsten Jahren, vor allem wegen der zunehmenden Alterung der Bevölkerung, ein überdurchschnittlicher Anstieg zu erwarten. Auch bei diesem Titel gab es im ersten Halbjahr 2015 ein Kursfeuerwerk. Der Wert des Titels legte von rund 680 Franken auf 850 Franken zu. Kurzfristig sind wohl kaum noch Kurssteigerungen möglich. Trotz des steilen Kursanstiegs ist die Aktie mit einem KGV von ca. 10 noch nicht überteuert. Die Titel sind aber in erster Linie wegen der hohen Dividendenzahlung, die auch in den nächsten Jahren gewährleistet sein dürfte, immer noch empfehlenswert. Die Dividendenrendite beträgt rund 3.7 Prozent. Nr. 10 2015 | UnternehmerZeitung

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DIGITAL

Sicher und anonym unterwegs OPEL Im Londoner Stadtteil Luton wurde die europäische Zentrale des Service- und Rettungsdienstes OnStar eingerichtet. Das Angebot steht seit August zur Verfügung. Mit dem Telematikdienst will Opel seine Konkurrenten hinter sich lassen.

Die europäischen Kunden können entscheiden, ob der Standort ihres Autos permanent sichtbar sein soll. Es genügt ein Druck auf die Privattaste. Foto: zVg

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eit August stattet Opel als erster Mittelklasse-Automobilhersteller in Europa seine Fahrzeugflotte mit einem Telematikdienst aus, dem Serviceund Notfallsystem OnStar. Per Knopfdruck wird der Kunde bei Servicefragen oder Unfällen mit einem Berater verbunden, der Zugang zu den jeweiligen Automobildaten hat und das Fahrzeug dank GPS orten kann. Dieser Service-Berater sitzt im Londoner Stadtteil Luton, wo sich auch die Hauptniederlassung von Vauxhall in Grossbritannien befindet. WAS ONSTAR KANN In unmittelbarer Nähe zu einem der fünf Londoner Flughäfen wurde das Europa-Call-Center des Dienstleistungssystems eingerichtet, das in Nordamerika bei der Opel-Muttergesellschaft General Motors schon seit 19 Jahren erfolgreich operiert. Weltweit nutzen bereits sieben Millionen Kunden OnStar, vor allem in Nordamerika, China und Mexiko. Für das kommende Jahr rechnet Opel mit einer Million Neukunden. Insgesamt 120 Mitarbeiter wurden eingestellt, um von Luton aus Opelfahrern in 13 europäischen Ländern auf acht verschiedenen Sprachen rund um die Uhr helfend zur Seite zu stehen. Der Fahrer braucht lediglich einen Knopf zu drücken. Denn das 38

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System besteht aus drei zusätzlichen Schaltern, die mit einer Konsole verbunden sind. Diese hat auf den Datenfluss im Auto Zugriff. Im Falle eines Unfalls meldet OnStar diesen sofort der Zentrale und übermittelt die Koordinaten. Erleidet der Fahrer beispielsweise einen Herzanfall, muss er den roten Notfallknopf drücken. Er wird mit einem Berater verbunden, der seinen Aufenthaltsort kennt und einen Notarzt schicken kann. Wenn der Besitzer einfach nur wissen möchte, ob sein Auto in einem guten Zustand ist, dann genügt ein Druck auf den blauen Knopf. Er wird mit einem Berater verbunden, der ihn beispielsweise über den Reifendruck informieren kann. PRÄZISE STANDORTBESTIMMUNG In Verbindung bleiben Fahrzeug und Call Center dank GPS und 4G/LTE-Internet. Geht ein Anruf bei OnStar ein, kann der Berater den Standort des Fahrzeugs dank mehrerer GPS-Satelliten genau bestimmen. Über Mobilfunk wird der Kunde nach Luton durchgestellt. In jedem der 13 Länder, in denen OnStar erhältlich sein wird, hat Opel mit unterschiedlichen Mobilfunkanbietern Verträge abgeschlossen, um ein stabiles und starkes 4G/LTE-Signal zu garantieren – zur Kommunikation mit den Beratern sowie zur mobilen Nutzung von Tablets oder Smart-

phones ohne Roaming-Gebühren. Alle bei OnStar eingehenden Anrufe werden in Luton überwacht. Auf einer grossen Europakarte werden die Koordinaten der Autos in der Einsatzzentrale vermerkt, deren Fahrer die Notruftaste gedrückt haben. SCHUTZ DER PRIVATSPHÄRE Auch an die Privatsphäre wurde gedacht: Anders als beispielsweise in Nordamerika können europäische Kunden entscheiden, ob der Standort ihres Autos permanent sichtbar sein soll. Es genügt ein Druck auf die Privattaste. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen: Sollte das Auto einen Unfall haben, bei dem der Airbag ausgelöst wird, stellt OnStar automatisch die Verbindung zu einer Leitstelle her und übermittelt die Koordinaten, damit die Berater die Ersthelfer im jeweiligen Land sofort unterrichten können. Auch im Falle eines Diebstahls kann die Privatfunktion aufgehoben werden. Mit OnStar bringt Opel zwar nicht das erste Connected-System für Autos in Europa auf den Markt, aber es ist das erste in diesem Umfang, das nicht im Premiumsegment angeboten wird. BMW beispielsweise bietet ein ähnliches System an. VW und andere Konkurrenten bringt Opel in Zugzwang, was Infotainment und Notfallvorsorge angeht.


Publireportage

2015

Eine GesundheitsfÜrderung, die Frßchte trägt Der Thurgauer Fruchtimporteur Giovanelli AG hat schon lange erkannt, dass die Gesundheit der Mitarbeitenden ein zentraler Erfolgsfaktor fßr das Unternehmen ist. Die systematische Betriebliche GesundheitsfÜrderung ist eine Investition, die sich mehrfach auszahlt. Die Arbeit in der Sortierung, in der Verpackung und in den Kßhllagern ist kÜrperlich anspruchsvoll. Um Absenzen mÜglichst zu verhindern, braucht es gesunde, motivierte und zufriedene Mitarbeitende. Dies ist fßr Priska Mßller, Leiterin Personal, eine Grundvoraussetzung, um wirtschaftlich erfolgreich tätig sein zu kÜnnen. Darum steht die GesundheitsfÜrderung am Arbeitsplatz weit oben auf ihrer Prioritätenliste.

Ursachenforschung bei den Absenzen Absenzen im Betrieb gaben vor einigen Jahren den Ausschlag, verstärkt in den Bereich GesundheitsfÜrderung zu investieren. Zusammen mit einem externen Partner machte Priska Mßller eine Zufriedenheitsumfrage unter den Mitarbeitenden und fßhrte den Absenzenradar von Visana durch. Dabei zeigte sich, dass die Ursachen vieler Absenzen nicht betrieblicher oder organisatorischer Natur waren, sondern im zwischenmenschlichen Bereich lagen. Stichworte: Wertschätzung, verbindliche FßhrungsverantZRUWXQJ 7HDPNRQĝLNWH XQG 7HDPJHLVW In den folgenden Jahren setzte Priska Mßller diverse wiederkehrende und neue Massnahmen um: von Fachschulungen, einem freiwilligen Turnangebot während der Arbeitszeit, Wasserspendern ßber Teamanlässe bis hin zu einem Ferien-Bonussystem fßr Mitarbeitende ohne krankheitsbedingte Absenzen während eines Monats.

Klares Bekenntnis der Geschäftsleitung Entscheidend fßr die erfolgreiche Umsetzung war, dass die Geschäftsleitung von Beginn an hinter den Plänen der Personalleiterin stand: Es gab zwar kritische Stimmen, aber dieser Austausch von Argumenten war wichtig, sagt Priska Mßller. Als Personalfachfrau vertritt sie die Meinung, dass es sich immer lohne, in Menschen und ihre Gesundheit zu investieren, selbst wenn nicht alles mit Zahlen und Statistiken belegbar ist.

Bei den Absenzzahlen liess sich der Erfolg eindeutig belegen. Bereits im zweiten Jahr gingen die Absenzen um einen Fßnftel zurßck. Auch bei der Mitarbeitendenzufriedenheit steht die Giovanelli AG im Branchenvergleich sehr gut da. Trotzdem muss man die Zahlen mit Vorsicht geniessen und darf sie nicht einfach den Investitionen gegenßberstellen, erklärt Priska Mßller. Die Ursachen von Krankheiten sind vielfältig, und manchmal habe man einfach Pech wie bei einer Grippewelle.

BGM – eine lohnende Strategie

FRĂœCHTE

DIESER

ERDE

www.giovanelli.ch Hauptsitz: Branche: Mitarbeitende: Visana-Kunde seit:

Frauenfeld Lebensmittelimport 77 2011

Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) erfordert vom Unternehmen viel Engagement. Es ist aber unbestritten, dass Gesundheit und Fßhrungsstil eng miteinander verbunden sind und sich Investitionen auszahlen. Ein BGM ist nicht nur Prävention, sondern Ausdruck eines echten Interesses an der physischen und psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden. Sensibilisierung der Fßhrungskräfte, offene Gespräche, Wertschätzung und verbindliche Abmachungen sind dabei wichtige Instrumente. Visana bietet Beratung bei der Umsetzung sowie pragmatische LÜsungen im Gesundheitsmanagement. www.visana-business.ch


DIGITAL

Die digitale Glaskugel ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN Die digitale Umwälzung stellt Schweizer KMU vor grosse Herausforderungen. Diese müssen angepackt werden, denn an Trends wie Cloud Computing, Big Data und Internet of Things führt langfristig kein Weg vorbei. INTERVIEW I V A N A L E I S E D E R

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ir haben mit Christoph Höinghaus, CEO der Trivadis, darüber gesprochen, wie aktuelle Herausforderungen gemeistert werden können und was das Jahr 2016 in Sachen IT für KMU bereithält.

Foto: zVg

um Produkte und Dienstleistungen. Ein Unternehmen weiss dadurch sehr viel schneller und besser, wie ein Produkt ankommt. Wenn jemand Erfahrungen mit Kundennähe hat, dann sind es die KMU. Es dürfte für sie ein Leichtes sein, die Innovationen der unterstützenden IT zu nutzen.

Noch immer scheuen viele KMU den Einsatz von Cloud Computing – aus Angst um die Sicherheit. Was raten Sie den Unternehmern? CHRISTOPH HÖINGHAUS Es wird oftmals ausser Acht gelassen, dass Cloud Computing gerade im KMU-Umfeld auch eine erhebliche Steigerung der Sicherheit bedeuten kann. Vor allem bei den heutigen Anforderungen an Mobilität und Kollaboration lassen sich vergleichbare, in den Cloud-Diensten häufig bereits inbegriffene Sicherheitsmechanismen nur mit hohem Investitionsaufwand selber betreiben. Auch gibt es vernünftige und für KMU tragbare Konzepte wie beispielsweise die «CSA Cloud Control Matrix» der Cloud Security Alliance und sehr innovative Software aus der Schweiz, die den Schutz kritischer Unternehmensinformation gewährleisten. Mein Rat: Der Unternehmer sollte unbedingt mit einem lokalen Spezialisten sprechen.

Der Bundesrat hat in diesem Jahr ein umfangreiches Forschungsprogramm zum Thema Big Data lanciert. Gemäss Medienmitteilung will man damit «die Grundlagen für einen wirksamen und angemessenen Einsatz der immer stärker wachsenden Datenmengen in allen Gesellschaftsbereichen» schaffen. Wo sehen Sie diesbezüglich das grösste Potential für KMU? Das Potential liegt meiner Ansicht nach auf der Hand: Ein vollständig informiertes Unternehmen trifft bessere Entscheidungen, kann effektiver, agiler und effizienter arbeiten und ist der Konkurrenz voraus. Vollständig informiert zu sein bedeutet, dass sämtliche Daten, die im Zusammenhang mit einer bestimmten Firmentätigkeit relevant sein könnten, zu handlungsrelevanten Informationen aufbereitet werden können. Und genau das hat dieses Forschungsprogramm zum Ziel.

Eines der strategisch bedeutsamsten Themen für KMU ist das Management von Kundenbeziehungen. Es wird zunehmend entscheidender, mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen genau dort zu sein, wo auch der Kunde ist. Inwiefern kann die IT hier unterstützend wirken? Genau dieser Bereich wird durch die Digitalisierung vollständig verändert. Der Kunde und das Unternehmen können sich in einer vernetzten Welt sehr viel näher kommen. Zum einen wird die direkte Einbindung der Kunden in die Produkt- und Dienstleistungsgestaltung durch digitale Plattformen möglich: Kunden können bestimmen, wie ein Angebot aussehen oder wie ein Produkt gestaltet werden soll. Das hilft Unternehmen, Ressourcen und Kosten einzusparen und sehr viel näher am Markt zu agieren. Zum anderen erleichtert die Digitalisierung das Sammeln und Auswerten von Daten rund

Einer globalen Umfrage zufolge sind Schweizer KMU in Bezug auf mobiles Arbeiten weit fortgeschritten. Viele scheuen dennoch die negativen Folgen einer ständigen Erreichbarkeit. Was ist Ihre Einschätzung diesbezüglich? Facebook-Chefin Sheryl Sandberg hat es bereits vor drei Jahren treffend formuliert: «Da ist auf der einen Seite die Arbeit und auf der anderen Seite das Leben, und es gibt keine Balance zwischen den beiden.» Für dieses Phänomen gibt es sogar einen Begriff: der Mobilokrat. Ich bin der Meinung, dass jeder von uns diese Frage für sich selbst beantworten muss. Dennoch sind flexible Mitarbeitende für Unternehmen ein Glücksfall. Sie arbeiten, wenn sie gebraucht werden. Das führt zu schnelleren Reaktionszeiten. Genau diese Flexibilität ist für viele KMU ein wichtiger strategischer Vorteil gegenüber ihren grösseren Konkurrenten.

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ZUR PERSON Christoph Höinghaus ist seit 2013 CEO von Trivadis, der führenden IT-Dienstleisterin im DACHRaum. Bevor er 2011 als CFO bei der Trivadis eingestiegen ist, war er während drei Jahren CEO der TDS MultiVision AG und davor Country Operating Officer bei Fujitsu Schweiz. Höinghaus ist diplomierter Betriebswirt und hat an der HTW in Chur seinen MBA-Abschluss erworben.


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Welche IT-Themen werden im kommenden Jahr für KMU strategisch an Bedeutung gewinnen? Und wo lohnt es sich für KMU zu investieren? Das wichtigste Thema ist und bleibt die Digitalisierung. Es wird sich für KMU auf jeden Fall lohnen, in diesem Bereich zu investieren. Auch wenn es zunächst einmal darum geht, abzuschätzen, ob dank der Digitalisierung neue Produkte oder Märkte erschlossen werden oder lediglich im bestehenden Geschäft Verbesserungen erzielt werden sollen. Das heisst im Klartext, dass sich ein KMU auf jeden Fall mit den drei Basistechnologien Cloud Computing, Big Data und Internet of Things auseinandersetzen sollte.

sehen Sie mit Blick auf die IT? Kann beispielsweise Outsourcing Abhilfe schaffen? Die Digitalisierung wird tatsächlich neue regulatorische Vorgaben mit sich bringen. Das ist eine Herausforderung für alle Unternehmen und es hat sich bewährt, für den klugen Umgang mit diesen Vorgaben externe Spezialisten einzubeziehen. Sie können das interne Know-how ergänzen und mit innovativen Lösungen auch sehr schwierig zu erfüllende Auflagen meistern.

lisierung Vorteile, die ein KMU gegenüber einem grossen Unternehmen hat? Die digitale Transformation verändert bestehende und eröffnet neue Geschäftsmodelle. Das ist für jedes Unternehmen eine Herausforderung und verlangt ein Umdenken. KMU sind als Nischenplayer im Vorteil, da sie bereits gewohnt sind, sich in einem Wertschöpfungsnetzwerk zu bewegen und sich an verändernde Rahmenbedingen anzupassen. Und es gibt für KMU einen weiteren Grund, sich keine Sorgen zu machen: Die grössere Nähe der Unternehmen zu sämtlichen Stakeholdern, welche die Digitalisierung mit sich bringt, ist für KMU nichts Neues. Die direkte Ansprache ist für KMU Alltag, während sie für grosse Unternehmen eine Umstellung bedeutet.

Die Diskussion bezüglich Digitalisierung in KMU dreht sich auch heute noch mehrheitlich um Kosten und weniger um Nutzen. Wie kann man hier ein Umdenken erreichen? Dass sich KMU in diesem Jahr auf Kosten konzentrieren, ist naheliegend. Die Digitalisierung bringt auch eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, durch Optimierung bestehender Geschäftsmodelle Kosten in fast allen Bereichen des Unternehmens einzusparen. Schon das alleine wird ein Umdenken einleiten. Viele KMU werden jedoch ganz neue Geschäftsmodelle etablieren müssen, um im Wettbewerb zu bestehen. In jeder Branche finden im Moment tiefgreifende Umwälzungen statt. Kluge Unternehmen werden diese Umwälzungen mitgestalten wollen und das Potential der innovativen Technologien der Digitalisierung zu nutzen wissen.

Müsste oder sollte die IT in der Organisation eines KMU in Zukunft höher angesiedelt werden, beispielsweise in der Geschäftsleitung, damit Welche IT-Themen werden 2016 eher an Bedeudie Belange der IT in der Unternehmensstrategie tung verlieren? richtig gewichtet werden können? Die Zeiten des einheitlichen PC-ArbeitsplatDie zunehmende Bedeutung der IT für das Gezes sind definitiv vorbei, denn die Vielfalt der schäft muss auf jeden Fall organisatorisch refür die Arbeit eingesetzten mobilen elektroflektiert werden. Es existiert sogar eine neue nischen Geräte nimmt immer mehr zu. DarRolle dafür: der Chief Digital Officer (CDO). über hinaus werden die von der Aussenwelt Er soll traditionelle Geschäftsmodelle in digiabgeschotteten internen IT-Infrastrukturen tale Modelle überführen und die Etablierung mehr und mehr von modernen Cloud-Plattinnovativer Technologien wie Mobile, Soformen abgelöst werden. cial Media, Big Data, Cloud und Multichannel-Marketing verantworten. Auch wenn Viele KMU haben Angst, in Sachen digitale Transgemäss der Umfrage «Digitale Transformaformation nicht mit den grossen Unternehmen tion in der Schweiz» des Beratungshauses mithalten zu können. Können Sie KMU in dieser KPMG die meisten Schweizer UnternehHinsicht beruhigen? Sehen Sie in Sachen Digitamen die Schaffung einer dedizierten Position CDO ablehnen, gilt es, die Aufgaben auf Geschäftsleitungsebene anzusiedeln und zu «GERADE FÜR KMU KANN CLOUD verantworten. Die COMPUTING EINE ERHEBLICHE STEIGERUNG Bedeutung der Digitalisierung für DER SICHERHEIT BEDEUTEN.» das Geschäft lässt nichts anderes zu.

Die Flut von neuen regulatorischen Vorgaben überfordert viele KMU. Welche Lösungsansätze

Freitag, 23. Oktober 2015 Besuchen Sie uns!

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Sammeln mit Verstand

BIG DATA Immer mehr Unternehmen wagen sich in den Big Data-Dschungel. Das Wesentliche bleibt dabei meist auf der Strecke: Ein klar definiertes Ziel. Denn ohne eine logische Struktur werden grosse Datenmengen schnell zum Datenfriedhof.

Fotoquelle: BilderBox.com

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ucht man nach einer allgemein gültigen Definition von Big Data, so wird man nicht so leicht fündig. Im Allgemeinen beschreibt Big Data die Verarbeitung von grossen, sich schnell ändernden und komplexen Datenmengen aus einer grossen Anzahl Quellen. Die Definition von gross, schnell und komplex ist allerdings schwierig und abhängig vom Auge des Betrachters. Für Unternehmer, die sich über dieses Thema informieren möchten, stellt Big Data häufig ein undurchschaubares Rätsel dar. Dennoch scheint sich jeder darüber informieren zu müssen, um am Ball zu bleiben. Doch welchen Vorteil kann ein Unternehmen bei der Umsetzung einer Big Data-Strategie erzielen und welche Risiken sind damit verbunden?

fen die meisten Unternehmen mit schlechter Qualität, was eine effiziente und sinnvolle Verarbeitung bereits vorhandener Informationen stark erschwert. Es liegt somit im Interesse der Unternehmen, die intern geschaffenen Daten zuerst qualitativ zu verbessern und zu verstehen.

DIE SUCHE NACH DEM WARUM Viele Unternehmen wissen, dass sie bereits über Zugang zu grossen Informationsmengen verfügen, aus welchen sie allenfalls neue Werte schaffen können. In der Regel wissen Unternehmen jedoch nicht, welche Geschäftsfragen die vorhandenen Daten beantworten sollen. Deswegen verfallen viele von ihnen in die Sammlerfalle, weil in sogenannten Datawarehouses ohne erkennbares Ziel gesammelt wird. Aufgrund heterogener Systemlandschaften und schlechter Daten-Governance kämp-

INTERNE RESSOURCEN Dieses ungeschriebene Geheimnis ist das eigentliche Thema in Bezug auf Big Data oder wertvolle Informationen im Unternehmen. KMU sollten zuerst die Qualität der intern geschaffenen Daten auf ein hohes Niveau bringen. Das Wissen der Mitarbeiter kann dann mit diesen Daten verbunden und in sogenannten Information-Warehouses zusammengefasst werden, um es intern zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Basis können intelligente Analyse-Anwendungen geschaffen werden, die sowohl strategische

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ERFOLGSFAKTOR BUSINESS LOGIK Selbst wenn die Qualität gesteigert wird, ist der Wert von Daten alleine noch relativ gering. Erst die Kombination mit der Business Logik, sprich dem Wissen im Unternehmen, führt zu Informationen, die einen Wettbewerbsvorteil darstellen können. Dieses Wissen sitzt vielfach in den Köpfen der Mitarbeiter und deren Excel-Sheets – dies trotz hoher Investitionen in Datawarehouses.

als auch operative Entscheidungen effektiv ausführen lassen. DAS DIGITALE UNTERNEHMEN KMU sollten nach Wegen suchen, um ihr Geschäftsmodell virtuell in einer Analyse-Anwendung abzubilden – mit sogenannten Unified Performance Management Lösungen. Dadurch können Unternehmen die komplexen Geschäftsvorfälle und Prozesse, gestützt durch ihre Unternehmensdaten und einer intelligenten Business Logik, analysieren und so bessere Entscheidungen treffen. Bevor sich ein Unternehmen ziellos in den Big Data-Dschungel wagt, sollte es lernen, die Ressourcen in den eigenen vier Wänden zu nutzen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht in der Menge der Daten, sondern in der Qualität der Informationen.

DER AUTOR Daniele Tedesco ist CEO und Gründer der Apliqo AG, einem führenden Entwickler von Business Software für Unified Performance Management. Zuvor war er Senior Financial Analyst bei der Zürcher Kantonalbank und danach als CFO bei renommierten nationalen und internationalen Unternehmen tätig.


DIGITAL

All IP ist Zukunftstelefonie VON S E M I H S E B E B L I

Anscheinend steigen immer mehr Unternehmen auf All IP um. Was bedeutet All IP und was wären die Vorteile für mein Unternehmen?

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erzeit stellen viele Unternehmen weltweit auf die All IP Technologie um. Dabei nutzen Festnetz, TV, Mobiltelefonie und Internet sowie alle damit verbundenen Dienste dasselbe Netz und kommunizieren in derselben Sprache – IP (Internet Protocol). Swisscom plant bis Ende 2017 die bisherige Festnetztelefonleitung durch

das IP-Netz abzulösen. Wechseln können Sie schon heute.

ans Mobiltelefon, sondern auch an Ihre Kollegen weiterleiten.

MEHRWERT FÜR IHR UNTERNEHMEN Durch die IP-Telefonie eröffnen sich Ihnen neue Möglichkeiten der Kommunikation und Zusammenarbeit. Beispielsweise können Sie Ihre Erreichbarkeit flexibel steuern. Für viele Geschäftsleute ist es heute zentral, überall und jederzeit erreichbar zu sein. Via App können Sie bei der IP-Telefonie vom Handy aus mit Ihrer Festnetz Nummer telefonieren und eingehende Anrufe nicht nur direkt

AUF VERÄNDERUNGEN FLEXIBEL REAGIEREN Sie können durch All IP auch Abläufe in Ihrem Unternehmen vereinfachen und schneller auf strukturelle oder personelle Veränderungen reagieren. Das Festnetztelefon lässt sich etwa an einem neuen Standort rasch in Betrieb nehmen; Nummern für Mitarbeitende sind bei Bedarf unkompliziert hinzugefügt und wieder entfernt. Dies, ohne dass neue physische Telefonleitungen gelegt werden müssen.

Anwendungen, die über das herkömmliche Festnetz angeschlossen sind, sollten Sie im Zuge der Umstellung auf IP überprüfen. Typische Anwendungen sind beispielsweise Fax, Lifttelefone, Alarmanlagen, Fernüberwachung, Fernsteuerung oder Haustechnik. Meist ist eine Umstellung einfach. Fragen Sie auf alle Fälle beim Hersteller nach der IP-Fähigkeit Ihrer Anlage, beziehungsweise nach den zu treffenden Massnahmen. Informieren Sie sich bereits heute und leiten Sie die notwendigen Vorkehrungen in die

Wege. So können Sie den Umstieg auf IP aktiv angehen und die IP-Telefonie ab sofort gewinnbringend in Ihrem Arbeitsalltag einsetzen. SEMIH SEBEBLI Der Autor ist KMU-Berater bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.

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Gerüstet in die Zukunft SICHERHEIT 2015 Vom 10. bis 13. November feiert die Fachmesse für «Fire, Safety & Security» ihr 20. Jubiläum. Während dieser vier Tage verwandelt sich das Zürcher Messegelände zum wichtigsten Treffpunkt der Schweizer Sicherheitsbranche. TEXT D E L I A B A C H M A N N

Foto: zVg

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ast zwei Jahre sind seit der letzten SICHERHEIT-Messe im Jahr 2013 vergangen. In diesen zwei Jahren ist viel passiert. Neue Technologien sind entdeckt und optimiert, neue Produkte und Dienstleistungen lanciert worden. Die reguläre Fachmesse, der Fachkongress und die Sonderausstellung zum Thema «Risikomanagement von Naturgefahren» bringen den Messebesucher auf den neusten Stand. Die Messe bildet so die ideale Plattform für den Austausch zwischen Gefahrenexperten und Sicherheitsbeauftragten. NATUR IM FOKUS Der Umgang mit Naturgefahren wird immer wichtiger. Extreme Wetterereignisse häufen sich. Aus diesem Grund ist auch die diesjährige Sonderschau dem «Risikomanagement von Naturgefahren» gewidmet. Hochkarätige Referenten beleuchten sowohl Gefährdung und Risiken als auch Prävention und Intervention. Aktuelle Themen wie Risikobasierter Umgang mit Hochwasser, Anpassung an den Klimawandel oder auch Schutz vor Naturgefahren werden mit Fallbeispielen aus der Praxis präsentiert. Die Jahrhundertflut im Emmental 2014 ist das Thema einer Podiumsdiskussion. Funktionäre aller Stu-

fen diskutieren über Erkenntnisse und Lehren des damaligen Unwettereinsatzes. Die Anwesenheit der Naturgefahren-Experten verspricht so Wissenstransfer aus der Praxis. Die Teilnahme an den Vorträgen ist für alle Besucher der Messe kostenlos. FÜR DEN ÜBERBLICK Ein Blick auf die Messethemen zeigt, wie facettenreich «Sicherheit» ist. Mechanische Sicherungstechnik, Informations- und Informatiksicherheit und Transportschutz gehören ebenso zu den thematischen Schwerpunkten wie Brandund Katastrophenschutztechnik, Sicherheitsdienstleistungen, Arbeitssicherheit und Kriminaltechnik. Diese Themenvielfalt bietet dem Besucher ein umfassendes Bild der Sicherheitsbranche und ihren neusten Trends und Entwicklungen. FÜR DEN RUNDUMBLICK Der SICHERHEITS-Fachkongress 2015 findet parallel zur Messe statt. Er geht über die allgemeine Messethematik hinaus, in dem er das Thema Sicherheit aus einem «360°Blickwinkel» betrachtet und beleuchtet. Mit insgesamt 19 geschlossenen Halbtagesmodulen wird er dem vertieften Informationsbe-

SICHERHEIT 2015 Die diesjährige SICHERHEIT findet vom 10. bis 13. November auf dem Zürcher Messegelände statt. Die Messe hat von Dienstag bis Donnerstag von 9.00 bis 17.30 geöffnet. Am Freitag öffnet sie ebenfalls um 9.00, schliesst aber eine halbe Stunde früher. Die rund 200 Aussteller sind auf insgesamt vier Hallen mit einer Gesamtfläche von 15 000m2 verteilt. Anmeldungen und Kontaktdaten: Bis zum 30. Oktober sind Anmeldungen für die einzelnen Kongressmodule auf www.save.ch möglich. Die Teilnahmegebür beträgt 395 Franken pro Modul und Person. INFOS Messe SICHERHEIT : info@sicherheit-messe.ch, Exhibit & More AG, Heinz Salzgeber, Telefon: +41 (0)44 806 33 99 Fachkongress: info@save.ch, SAVE AG, Markus Good, Telefon: +41 (0)43 819 16 50 Sonderschau: info@naturgefahr.ch, Egli Engineering AG, Thomas Egli, Telefon: +41 (0)71 274 09 09

darf gerecht. Eröffnet wird der Kongress mit einem Modul zur aktuellen Bedrohungslage. Die nachfolgenden Module – etwa zu Videooder Brandschutztechnik – sind fachspezifischer. Nr. 10 2015 | UnternehmerZeitung

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Übersicht im B2B-Cockpit UMFRAGE Die KMU SWISS AG

und das Marktforschungsinstitut DemoSCOPE führen zweimal jährlich eine B2B-Befragung bei mehreren hundert Schweizer Unternehmen durch. Das aktuelle Thema «Arbeitsplatz Schweiz» hält einige Überraschungen bereit. TEXT A R M I N B A U M A N N U N D RAOUL STEIGER

WIE KÖNNTEN IHRER MEINUNG NACH KOSTENSENKUNGEN ERREICHT WERDEN? In Prozenten

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Eigene Prozess- und Ablaufverbesserungen Vereinfachung von staatlichen Prozessen Besserer Umgang mit Humanressourcen Mehr Privatisierung Senkung der Unternehmenssteuern Bessere Rekrutierungs-Prozesse Aufhebung von Schutzzöllen Mehr Liberalisierung im Arbeitsmarkt Senkung oder Aufhebung von Mindestlöhnen Stärkere Abriegelung des Arbeitsmarktes Mehr staatliche Regulierung der Wirtschaft Anderes

80 Prozent r dder Befragten r ssind der Meinung, dass a Kostensenkungen t k vor allem durch u eigene g Prozesso optimierungen m e erreicht i werden e könnten. n

Nichts von all dem Grafikquelle: u zVg/Foto: F zVg

Keine Angabe

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it dem Cockpit konnte ein Instrument entwickelt und etabliert werden, mit dem sich Kader und Verwaltungsräte thematisch auf dem Laufenden halten und eigene Fragen an die KMU-Landschaft richten können. Das aktuelle Schwerpunktthema «Arbeitsplatz Schweiz» behandelt Fragen rundum den Arbeitsplatzerhalt und staatliche Rahmenbedingungen, und vergleicht frühere Umsatzerwartungen mit der tatsächlichen Umsatzentwicklung. Dabei zeigt sich: Der Schweizer Unternehmer ist einmal mehr deutlich zu pessimistisch! AKTUELLE STRUKTURDATEN Am Podium von KMU SWISS Anfang September wurden die aktuellen KMU-Strukturdaten und die Ergebnisse der Themenbefragung anschaulich vorgestellt. Der Personalbestand ist 2015 bei über der Hälfte der Unternehmen gleich geblieben, jedoch hat gegenüber dem Vorjahr der Anteil derjenigen Firmen, die personell geschrumpft sind, von 10 auf 18 Prozent zugenommen. Die Ausbildung von Lehrlingen könnte günstige Abhilfe schaffen, dennoch nutzen nur rund die Hälfte der befragten Unternehmen diese Möglichkeit.

ERWARTUNG UND REALITÄT Vergleicht man die Umsatzerwartungen für das Jahr 2014 mit der tatsächlichen Umsatzentwicklung, so zeigt sich, dass die tatsächlichen Umsätze stärker und häufiger gestiegen sind (57 Prozent der Nennungen), als dies im Vorjahr erwartet wurde (49 Prozent). ARBEITSPLATZSICHERUNG Eine Mehrheit von 62 Prozent ist überzeugt, dass Arbeitsplätze in der Schweiz durch Kostensenkungen gesichert werden könnten. Wenn es um die konkrete Umsetzung der Kostensenkungen geht, sehen 80 Prozent diese bei der Prozessoptimierung, knapp 60 Prozent bei der Vereinfachung von staatlichen Abläufen und gut 40 Prozent bei einem besseren Umgang mit Humanressourcen GUTE RAHMENBEDINGUNGEN Allgemein scheint die Zufriedenheit mit den staatlichen Rahmenbedingungen hoch zu sein. Nur 45 Prozent der Befragten würden die Unternehmenssteuern senken. Die Förderung von Forschung und Entwicklung hat eine hohe Akzeptanz: Fast die Hälfte wünscht sich hier eine Ausweitung.

PROFESSIONELLE MARKTFORSCHUNG Die Umfrage hat zudem ergeben, dass zwar knapp drei Viertel der Unternehmen mindestens einmal im Jahr in irgendeiner Form Konkurrenz- oder Marktanalysen durchführen. Allerdings befassen sich nur die Wenigsten systematisch mit solchen Analysen und leiten am Schluss auch Handlungen daraus ab. Die professionelle Marktforschung bietet hier innovative Produkte. Die Investitionen lohnen sich meist schon nach kurzer Zeit. DIE AUTOREN

Raoul Steiger, Research Consultant DemoSCOPE, raoul.steiger@demoscope.ch Armin Baumann, CEO KMU SWISS, armin.baumann@kmuswiss.ch www.demoscope.ch www.kmuswiss.ch

Nr. 10 2015 | UnternehmerZeitung

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MANAGEMENT

Mit Herzblut geleistet UZ-SERIE FRAUEN IM MANAGEMENT «Nummer eins zu werden, ist nicht einfach. Noch schwieriger ist es aber, Nummer eins zu bleiben.» Die Leister-Gruppe ist Marktführerin für Kunststoff-Schweissgeräte und Heissluftmodule und hat erfolgreich diversifiziert in Lasersysteme, Mikro-Optik und Gas-Sensorik. Dahinter steht Inhaberin Christiane Leister als treibende Kraft. TEXT A N O U K A R B E N Z

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on Zürich nach Sarnen im Kanton Obwalden zur Leister AG ist es ein langer Weg. Diesen nimmt man jedoch gerne auf sich, um mit einer der eindrücklichsten Frauen aus der MEM-Industrie ins Gespräch zu kommen. Für Christiane Leister, die vor 26 Jahren von Deutschland in die Schweiz immigrierte und vier Jahre später die Nachfolge ihres Ehemannes antrat, muss der Schritt noch viel grösser gewesen sein. Für eine echte Leisterin jedoch kein Problem. DER UMGEKEHRTE STAUBSAUGER Das Anwendungsfeld der Geräte von Leister ist riesig: Weltweit wird Kunststoff eingesetzt und mittels Schweissen oder Schrumpfen in seine Form gebracht. Mit Heissluft wird auch ein gewöhnlicher Lippenstift zum Glänzen gebracht oder eine Zahnpasta-Tube hergestellt. Karl Leister Elektro-Gerätebau wurde 1949 von Karl Leister gegründet und begann mit der Herstellung von Staubsaugern. Später wurde das Prinzip der Luftführung umgekehrt: Mit einem Heizelement versehen, entstand das erste Heissluftgerät zum Kunststoff-Schweissen. In der Zwischenzeit hatte Christiane Leister Wirtschaftswissenschaften studiert und besetzte während rund zehn Jahren Führungspositionen in verschiedensten deutschen Industrieunternehmen. Angefangen als Trainee bei der Firma Jungheinrich, war sie für Unternehmen weltweit bekannter Marken im Konsumgüterbereich in Führungspositionen tätig. Als Karl Leister 1993 krankheitsbedingt starb, übernahm seine Frau Christiane das international tätige Unternehmen mit 220 Mitarbeitenden. Eine Herausforderung, die sie mit starkem Willen und viel Einsatz meisterte. Mit ihr an der Spitze schaffte es die Leister, neue Märkte zu erschliessen, das Unternehmen zu diversifizieren und mit neuen Technolo48

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015

gien und Geschäftsaktivitäten auszubauen. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde es aufgrund des Wachstums nötig, die Führungskapazität der Leister-Gruppe zu erweitern. Da zögerte sie nicht, Doppelfunktionen in der Konzernführung zu entkoppeln, die operative Leitung abzugeben und damit die Betriebsinteressen vor ihre Eigenen zu stellen. Heute ist sie als Verwaltungsratspräsidentin zuständig für die oberste Leitung, die strategische Führung, die Unternehmensorganisation und Unternehmenskultur sowie die Beratung und Kontrolle der operativen Geschäftsführung. TECHNIK ALS LEIDENSCHAFT Christiane Leisters Lieblingsfächer in der Schule waren die Naturwissenschaften und die Mathematik. «Mich hat die Technik und das logische Denken immer fasziniert.» Die Begeisterung für Technik sei auch zuhause von ihrem Vater gefördert worden, der ebenfalls in einem technisch ausgerichteten Beruf tätig war. Das Faszinierendste an der Technik seien die unbegrenzten Möglichkeiten und laufend neuen Erkenntnisse: «Nirgends kann man so schnell neue Horizonte entdecken wie in der Technik, in keinem anderen Bereich gibt es so grosse Sprünge und Fortschritte.» Abgesehen von der Technik schätze sie an ihrer aktuellen Tätigkeit auch die Arbeit mit den Menschen. Da die Leister AG in 100 Ländern vertreten ist und aus elf Konzernunternehmen in drei verschiedenen Kontinenten besteht, trifft Christiane Leister regelmässig auf unterschiedliche Kulturen und Menschen. Diese zu führen und das Team täglich dazu zu bewegen, Höchstleistungen zu erbringen, gefalle ihr besonders. Erfolg ist der beste Motivator, davon ist sie überzeugt. Von ihren Mitarbeitenden erwartet sie auch in schwierigen Zeiten – oder gerade dann – die erforderliche Portion Eigenmotivation und Durchhaltevermögen.

LEISTER ZEIGT SCHNELLE REFLEXE Dass ihre Mitarbeitenden diese Erwartung erfüllen, zeigte sich in der Zeit nach der Aufhebung des Mindestfrankenkurses. Viele exportorientierte Unternehmen gerieten damals unter Druck. Auch die Leister-Gruppe erwirtschaftet die Hälfte ihres Umsatzvolumens in Ländern der Eurozone und einen Drittel in Dollar-bezogenen Ländern. Sie hat sofort Massnahmen ergriffen: Um keine Marktanteile zu verlieren, gewährte sie ihren Kunden Währungsrabatte und verhandelte mit ihren Lieferanten. Die Ziele für das Jahr wurden neu priorisiert, zudem erklärten sich die Mitarbeitenden bereit, vorübergehend 1.5 Stunden Mehrarbeit zu leisten, um Projekte schneller umsetzen zu können. DER BLICK NACH VORN Als Christiane Leister die Firma vor 22 Jahren übernahm, waren in der Maschinenbau-Industrie viele noch nicht bereit für eine Frau als Chefin – so aber nicht bei Leister. Die grösste Herausforderung war, das Einzelunternehmen schrittweise zu dem um- und auszubauen, was die Leister-Gruppe heute ist. Von ihren Erfahrungen in grösseren Unternehmen konnte die Leister-Gruppe profitieren. Generell schaue Christiane Leister jedoch nicht gerne zurück: «Rückwärts zu schauen, bringt niemanden weiter. Die Vergangenheit interessiert mich eigentlich nur dann, wenn ich aus Fehlern lernen kann. Den Rest kann man ja gar nicht beeinflussen.» Sie beschäftige sich lieber mit der Zukunft, wo noch Gestaltungsspielraum bestehe. GUTES SELBSTMANAGEMENT GEFRAGT Auf die Frage, wie sie mit Stress und Leistungsdruck umgeht, antwortet Christiane Leister prompt: «Das Wort Stress, das kenn ich fast gar nicht» und lacht. «Es gibt Zeiten, da hat man sehr viel zu tun. Da muss man eben Prioritäten setzen und sich auf das Wichtigste fokussieren. Erst das Nötige,


dann das Wichtige, dann das Schöne, pflegen wir hier zu sagen.» Dies erfordere ein gutes Selbstmanagement, denn bevor man andere führen könne, müsse man als Erstes sich selber managen können. «Anders, glaube ich, ist man gar nicht dazu fähig.» Zu einem guten Selbstmanagement gehöre auch, darauf zu achten, in der Basis gesund und leistungsfähig zu bleiben. Um Stress zu vermeiden und Raum für Ideen zu schaffen, brauche es genügend Abstand und Erholung. Sport ist für Christiane Leister in diesem Sinne ein guter Ausgleich. Sie ist eine begeisterte Snowboarderin und Wakesurferin und verbringt gerne Zeit in der Natur.

FRAUEN OHNE SONDERSTATUS Als Frau gehört Christiane Leister in der Maschinenbau-Branche zur Minderheit. Für sie stellte dieser Umstand jedoch nie einen besonderen Nachteil dar, auch wenn es anfangs nicht ganz einfach war: «Wenn man Leistung zeigt, dann wird diese früher oder später auch gesehen und honoriert.» Frauen werden ihrer Meinung nach heutzutage stark gefördert und sollten auf keinen Fall den Eindruck bekommen, sie hätten einen Sonderstatus. Unser Wirtschaftssystem sei geschichtlich bedingt von Männern beeinflusst worden. Von einer gesetzlichen Quote hält Christiane Leister nichts: «Wir brauchen nicht Frauen oder Männer, wir brauchen die Besten. Wenn man bestimmte Frauen-Anteile haben will, muss man erst schauen, dass genügend Potential vorhanden ist, sonst fehlt es an Know-how. Wenn jetzt eine Frauenquote eingeführt würde, müsste ich mir überlegen, ob ich meine Firma an diesem Standort überhaupt noch halten kann.»

Foto: zVg

EINE VORBILDFUNKTION Weitsicht, Eigenverantwortung und Motivation sind Werte, die ein jeder Unternehmer mitbringen und verinnerlichen sollte. Will man Unternehmer sein, ist die Freude an der eigenen Arbeit und am Umgang mit Menschen für Christiane Leister die zwingenden Voraussetzungen dafür: «Man muss das, was man macht, mit Begeisterung und Herzblut machen. Sonst kann man das nicht auf andere übertragen.» Zur Förderung von Unternehmern brauche es in erster Linie Freiraum und entsprechende politische Rahmenbedingungen. Aber auch das Elternhaus und die Schule hinterliessen Spuren und sollten die Kinder zu Mut und Neugier motivieren und Durchhaltevermögen, sowie den Umgang mit Erfolgen und Rückschlägen vermitteln. Aus diesem Grund müsse man dazu schauen, dass auch die Lehrer Interesse an Technik und Wirtschaft entwickelten.


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Eine Sprache für Alles und Jeden Am 14. Oktober 2015 findet der Weltnormentag statt. Normen sind aus der Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr wegzudenken. Längst haben sie unseren Alltag durchdrungen, prägen unser Verhalten und begegnen uns in Form von Produkten, Symbolen und Routineabläufen.

Die Kreditkarte funktioniert an jedem Geldautomat, in den Läden finden Sie mühelos die passende Glühbirne für Ihre Lampe und der Computer übermittelt Ihre Dokumente an den Drucker eines anderen Herstellers. Das problemlose Funktionieren dieser Abläufe ist für uns längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Dahinter steckt aber viel Arbeit und Präzision. Stellen Sie sich vor, wie schwierig es wäre, Produkte oder Komponenten bei internationalen Anbietern zu bestellen, wenn es keine Masseinheiten gäbe. Unter «klein» oder «gross» versteht

jeder etwas anderes, unter Normen – beispielsweise Formate wie «JPEG» oder «MPEG» – jeder das Gleiche. Von der Telefonvorwahl über Währungskürzel bis hin zum Internetzugang ist heute alles normiert. Normen erleichtern die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine oder stellen die Zusammenarbeit zwischen Komponenten und Produkten sicher. Sie nützen nicht nur dem Handel, sondern erleichtern auch die Zusammenarbeit unter den Menschen auf der ganzen Welt. Genormte Symbole vermitteln wich-

SCHWEIZERISCHE NORMEN-VEREINIGUNG (SNV) Die SNV ist die nationale Normenorganisation der Schweiz. Sie vertritt die Anliegen ihrer Mitglieder und gewährleistet damit die Einflussnahme der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft in den nationalen, europäischen und internationalen Normengremien. www.snv.ch

Normen erleichtern die Kommunikation: Der Weltnormentag am 14. 10. 2015.

tige Informationen wie Waschanleitungen, Notfallfluchtwege oder

Gebrauchshinweise für elektrische Geräte schnell und weltweit verständlich. Internationale Normen sind das Ei des Kolumbus der Technologie. Wo es sie gibt, funktionieren die Dinge einfach; wo keine angewandt werden,

merken wir es sofort. In einer Welt ohne Normen wären die alltäglichsten Dinge wie ein Telefonanruf, das Surfen im Internet oder das Zahlen mit einer Kreditkarte viel komplizierter oder beinahe unmöglich. Anzeige

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MARKETING

Meins ist deins

MARKE DES MONATS

Oktober 2015:

VON S T E F A N V O G L E R

«S

hare Economy» ist in aller Munde. Der Begriff wurde vom Harvard-Ökonomen Martin Weitzman geprägt. Gemäss Wikipedia, der Sharing-Brand des Wissens, besagt er, «dass sich der Wohlstand für alle erhöht, je mehr unter allen Marktteilnehmern geteilt wird.» In der jüngeren Vergangenheit gewann das Konzept insbesondere im Hinblick auf das WWW an Bedeutung, weil Inhalte und Wissen nicht mehr nur konsumiert, sondern mit Hilfe von Web-2.0-Technologien auch weiterverbreitet

werden. Es entwickeln sich zunehmend Unternehmen, deren Geschäftskonzept gekennzeichnet ist durch die gemeinsame zeitlich begrenzte Nutzung von Ressourcen. «Mobility» hat diesen Trend schon vor Jahren erkannt. Die roten PW haben die Schweiz rasch erobert. Der gefühlt konkurrenzlose Sharing-Brand wurde zum generischen Begriff und hilft nun mit «sharoo», den Markt aufzumischen. Handy sei dank kann Carsharing mobil auf einfachste Weise abgewickelt werden. Das macht

sich die Carsharing-Plattform sharoo zunutze. Wenn sich der grösste Autohändler Helvetiens, die Amag, an einem Start-up der Migros beteiligt, lohnt es sich, hinzusehen. Wenn dazu noch die Mobiliar und Mobility an sharoo beteiligt sind, spricht das Bände: Grosse Marken wollen hoch hinaus! Die sharoo-Beteiligung der Amag ist strategisch getrieben. Zum einen hat der Einkauf bei sharoo wohl einiges gekostet, denn der durch die Migros geschätzte Wert von sharoo liegt

www.sharoo.com

bei 25 bis 30 Millionen Franken. Andererseits liegt die Markensynergie auf der Hand. Die Affinität zu den von der Amag vertriebenen Marken wie Audi, VW, Seat oder Skoda kann via die «geteilten» Autos aufgebaut werden. Wenn sich später einige zum Autokauf entschliessen, steht die Amag dank ihren Top-of-Mind-Marken in den Startlöchern. So viel zum Geschäft. Zum Schluss noch Erstaunliches aus einer in

der Marketing Review St. Gallen publizierten Studie: «Zielsetzungen in Bezug auf Gesellschaft und Umwelt sind den Befragten weniger wichtig oder sie nehmen den Unternehmen diese Ziele nicht ab.» STEFAN VOGLER

Der Autor berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch

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KMU SWISS VERANSTALTUNGEN

13.10.2015 KMU SWISS Stammtisch: «Risikomanagement Stress und Burnout», Stress und Burnout erkennen – welche Lösungen? Ebenfalls werden praktische Fälle aus dem Case Management vorgestellt. 20.10.2015 KMU SWISS Stammtisch: «Mit Lean die Zukunft des Unternehmens gestalten» – Gerade im Zug der Euro-Krise bildet die Lean Methodik ein wertvolles Instrument, Prozesse in einem Unternehmen effizient zu gestalten und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten oder sogar zu steigern. Im Referat wird aufgezeigt, was Lean bedeutet, wie in der Praxis im KMU vorgegangen wird und welche Resultate dabei erreicht werden. 22.10.2015 KMU SWISS Infotable: «Cloud Computing – Werden Sie agiler im Business» Die Geschäftswelt dreht sich immer schneller und die Anforderungen an Ihre IT-Infrastruktur steigen täglich. Wäre es nicht schön, wenn Sie Ihre IT agil und sicher Ihren Bedürfnissen anpassen könnten, ohne in zusätzliche Infrastruktur investieren zu müssen? 19.11.2015 KMU SWISS Infotable: Manager und Unternehmer wollen Entscheidungen schnell, ortsunabhängig, auf allen Devices und aufgrund von aktuellen Daten fällen können. Kundenberater wiederum müssen mobil auf Dokumente und Verkaufskennzahlen zugreifen können, um im Kundengespräch erfolgreich zu sein. Der Schlüssel dazu ist ein agiles Reporting. Weitere Informationen finden Sie unter www.kmuswiss.ch


UNTERNEHMEN

Die Klimadoktoren CLIMEWORKS AG Mit einer neuen Technologie hat sich das 2009 gegründete Unternehmen den Klimafeind CO2 zum Freund gemacht. Angetrieben von der Vision einer geschlossenen CO2-Kreislaufwirtschaft verfolgt es einen stetigen Expansionkurs. TEXT D E L I A B A C H M A N N

D

as Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) geniesst einen schlechten Ruf. Dieser ist allerdings nur bedingt gerechtfertigt, denn nicht das einzelne Molekül, sondern die schiere Masse hat das Gas zu einem Problem werden lassen: Die zunehmende CO2-Konzentration in unserer Atmosphäre gilt als Hauptursache für die Klimaerwärmung. Jan Wurzbacher und Christoph Gebald, die Gründer von «Climeworks», machten aus einem Universitätsprojekt ein Geschäftsmodell: Eine Anlage, die CO2 aus der Luft filtern und in reiner Form abscheiden kann. Das so gewonnene CO2 kann in einem zweiten Schritt zur Herstellung von synthetischem Treibstoff verwendet werden. Die Technologie hat nicht nur das Potential, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu stabilisieren, sondern stellt auch das fehlende Puzzleteil zur Nutzung des CO2 als nachhaltigen Energieträger dar. WIE ALLES ANFING Nicht die Vision einer besseren Welt, sondern der Entschluss zweier Studienanfänger einmal gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, markierte den Beginn von Climeworks: «Wir haben uns am ersten Tag unseres Studiums kennengelernt und diese Idee während fünf Jahren mit uns getragen», erzählt Wurzbacher. Die Idee konkretisierte sich dann im Masterstudium. Damals hatten sie an der Professur für erneuerbare Energieträger von ETH-Professor Aldo Steinfeld an einem Projekt zur Gewinnung von CO2 aus der Luft gearbeitet, allerdings noch mit einer anderen Technologie. «Dabei haben wir eine neuartige Technologie entwickelt, was ursprünglich gar nicht das Ziel war», so Wurzbacher. Die grösste Herausforde-

rung bei der Entwicklung des Prototypen sei die Skalierung vom kleinen und bereits funktionierenden Labormassstab auf den grossen und rentablen Betriebsmassstab gewesen: «Als wir aus dem Labor kamen, stellten wir uns das ganz einfach vor. Doch irgendwann kamen die Finanzzahlen dazu und wir mussten das ganze Konzept neu überarbeiten.» Trotz dieser Anfangsschwierigkeiten waren sich Gebald und Wurzbacher einig: Dies war der richtige Zeitpunkt für die Gründung. HERZSTÜCK SIND DIE FILTERELEMENTE Das Produkt von Climeworks, eine unscheinbare weisse Kiste, hat es in sich. Die angesogene Umgebungsluft durchströmt die Anlage und passiert dabei ein neuartiges, gemeinsam mit der Empa Dübendorf entwickeltes Filtermaterial, welches die CO2-Moleküle chemisch bindet. Die Filterelemente bilden das Herzstück der Anlage. Sobald sie gesättigt sind, werden sie auf ca. 100 Grad erwärmt und das CO2 kann mit einer Reinheit von über 99.9 Prozent abgeschieden werden. Wurzbacher und Gebald sind nicht die Ersten, die eine Technologie entwickelt haben, mit der es möglich ist, CO2 aus der Luft abzuscheiden. Neu ist die Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit. Der Climeworks CO2-Kollektor, das Basismodul für die geplanten Grossanlagen, filtert täglich 135 Kilogramm CO2 aus der Umgebungsluft. Dies entspricht einer Ausbeute von rund 50 Tonnen im Jahr. Der zur Erwärmung des Filters er forderliche Energiebedarf kann durch Solarenergie oder Abwärme gedeckt werden.

«EIN ARBEITSTAG IST WIE EINE ABFAHRT AUF DER SKIPISTE – ES MACHT GROSSEN SPASS.» 52

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Konkurrenzunternehmen mit ähnlichen Geschäftsmodellen finden sich vor allem in Nordamerika. Dabei handelt es sich ebenfalls um Startups, wobei viele noch stärker an die Universitäten angegliedert sind. Am ehesten lasse sich Climeworks bezüglich der Grösse mit der kanadischen Firma «Carbon Engineering» vergleichen: «Diese kennen wir sehr gut und haben ein freundschaftliches Verhältnis.»

Die UnternehmerZeitung sprach mit Jan Wurzbacher (l.) von Climeworks.


ZUTAT FÜR DEN GRÜNEN TREIBSTOFF Das Hauptziel von Climeworks ist es, Anlagen zu verkaufen: Die erste Grossanlage soll bereits Anfang nächsten Jahres gebaut werden. Dennoch sind laut Wurzbacher «verschiedene Geschäftsmodelle denkbar». Da diese erste Anlage zu Forschungs- und Entwicklungszwecken genutzt werden soll, will Climeworks das dadurch gewonnene CO2 beispielsweise an einen Gewächshausbetrieb verkaufen. Langfristig zielt das Unternehmen jedoch auf den Markt für synthetische Treibstoffe. Die Ausgangsstoffe CO2 und Wasser werden mittels elektrischer Energie aufgespalten und zu synthetischem Benzin, Diesel oder Kerosin verarbeitet. Der Prozess ist unter dem Begriff «Power to liquid» bekannt. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um eine Umkehrung des Prozesses im Verbrennungsmotor. Man könne sich den Kohlenstoff im CO2 aber auch als eine Art Batterie vorstellen, die durch Strom auf- und durch Verbrennung entladen wird.

Da für diesen Prozess auf erneuerbare Energien gesetzt wird, entstehen praktisch keine Netto-Emissionen. Ein weiterer Vorteil von synthetischen Flüssigtreibstoffen ist, dass sie keiner neuen Infrastruktur – beispielsweise Motoren – bedürfen. Zur Herstellung von einem Liter Benzin braucht es rund 2.3 Kilogramm CO2. Mit der jährlichen Produktion eines Climework Basismoduls von 50 Tonnen können demnach rund 22 000 Liter Benzin hergestellt werden. Bei einem durchschnittlichen europäischen Preis von rund 150 Franken pro Tonne lohnt sich dies erst ab einer Menge von schätzungsweise 1000 Tonnen, deshalb die Grossanlagen. GESUNDES WACHSTUM Das noch junge Unternehmen ist in den knapp sechs Jahren seines Bestehens kontinuierlich gewachsen und hat schon so manchen Meilenstein erreicht. Climeworks zählt mittlerweile 15 Mitarbeiter, hat in zwei Finanzierungsrunden insgesamt 5.2 Millionen Franken aufgenommen und ist in ein Industriegebäude umgezogen. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine wichtige Partnerschaft mit Audi geschlossen. In der Zukunft ist von einem noch stärkeren Wachstum auszugehen: «Wir haben zur Zeit mehrere Projekte in der Pipeline und auch neue Projektanfragen, daher brauchen wir dringend mehr Personal», erklärt Wurzbacher. Drei bis vier neue Mitarbeiter will das Unternehmen bis Anfang nächsten Jahres rekrutieren. Gute und passende Mitarbeiter zu finden sei im Allgemeinen die grösste Herausforderung für ein junges Unternehmen: «Die Technik kann noch so überragend sein, das Team dahinter macht 80 oder 90 Prozent der Leistung aus.» Durch den Umzug vom Technopark an die Birchstrasse in Oerlikon hat das Unternehmen eine industrielle Fläche zur Verfügung, wo es den Grossteil des Anlagebaus

selbst durchführen kann. Die Kernkompetenz von Climeworks liegt in der Fertigung und Montage der Filterelemente. Das Investorenkonsortium des Unternehmens besteht mittlerweile aus etwa 10 Privatinvestoren und der Zürcher Kantonalbank. Bei den Privatinvestoren sind es hauptsächlich aktive oder ehemalige Schweizer Unternehmer mit einem ähnlichen Hintergrund, die an die langfristige Vision von Climeworks glauben und einen Beitrag zur erneuerbaren Energieversorgung leisten wollen. Das Unternehmen befindet sich derzeit in Vorbereitung einer dritten Finanzierungsrunde. Für das geplante Wachstum rechnet das Unternehmen mit einem Finanzmittelbedarf von einem signifikanten Millionenbetrag. Die Kooperationspartnerschaft mit Audi und der Firma SunFire zur Herstellung synthetischer Treibstoffe hat Climeworks sowohl technologisch als auch marktseitig vorangebracht. Vor allem aber sendet die Partnerschaft ein wichtiges Signal nach aussen. EIN BLICK ZURÜCK, EIN SCHRITT NACH VORN «Ich würde heute ziemlich viel genauso machen», stellt Wurzbacher heute rückblickend fest, obwohl sie einige Umwege gegangen waren und es Baustellen gab, die man vielleicht schneller oder früher hätte angehen können. Die Zukunft beurteilt er optimistisch, der Weg zur geschlossenen CO2-Kreislaufwirtschaft ist kürzer geworden: «Die technischen Bausteine gibt es bereits – das Rad muss nicht neu erfunden werden. Der nächste Schritt ist die Skalierung und Implementierung im grossen Massstab, damit die Kosten nochmals sinken.» Hierfür brauche es einige «Spieler in diesem Metier», grössere Energiefirmen etwa, die bereit sind, den ersten Schritt zu gehen und zu investieren, obwohl niemand garantieren kann, was in 20 Jahren ist.

Fotos: zVg/Tomas Dikk


PROMOTION

Understatement in innovativer Höchstform Der neue Jaguar XE setzt als Sportlimousine neue Zeichen in der Premium-Mittelklasse. Mit einem hinreissenden Design, modernen Motoren, aufwendigem Fahrwerk, tollem Handling und hohem Komfort vereint er alle Zutaten, die es für eine automobile Erfolgsgeschichte braucht.

Die Leichtbaukonstruktion des neuen Jaguar XE besteht zu 75 Prozent aus Aluminium. Die zugleich luftwiderstandsarme (Cw-Wert von 0.26) wie markante Karosserie in aktueller Jaguar Design-DNA, modernste Infotainment-Lösungen, das hochwertige Interieur und agile Fahrwerk machen ihn zum sprichwörtlichen «Fahrerauto» seiner Klasse. Zugleich setzt der jüngste Jaguar neue Bestwerte bei Verbrauch, Aerodynamik und Verwindungs-

Dynamisch, lebendig, leicht: Der neue Jaguar XE mit modernstem Vierzylinder-Motor und verwindungssteifem Fahrgestell.

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steifigkeit. Mit je zwei hochmodernen Vierzylinder-Diesel und Benzinmotoren (CO2-Emissionen von minimal 99 g/km) und einem dem Topmodell XE S vorbehaltenen 3.0-Liter-V6 Motor (Topspeed 250 km/h) deckt Jaguar ein breites Leistungsspektrum ab. Die zwischen 120 kW (163 PS) und 250 kW (340 PS) starken Triebwerke leiten die Kraft via Achtstufen-Automatik oder – exklusiv für die Diesel-Modelle – Sechs-

gang-Schaltgetriebe an die Hinterräder, und ab Anfang 2016 wahlweise mit Allradantrieb. Fünf Ausstattungs-Linien sprechen Sportfahrer ebenso an wie komfortverwöhnte Kunden. NEUE SUPERLATIVE «The car is the closest thing we will ever create to something that is alive.» – zu Deutsch: «Das Auto ist unter den von uns geschaffenen Dingen


dasjenige, das etwas Lebendigem am nächsten kommt.» Dieser Leitsatz von Jaguar Gründer Sir William Lyons diente den Vätern des neuen Jaguar XE als Richtschnur. Zwei Faktoren sind der Lebendigkeit des kompaktesten und leichtesten Jaguars der Firmengeschichte besonders zuträglich: Die Aluminium-Leichtbauweise mit einem Rohkarosseriegewicht von lediglich 342 Kilogramm und die modernen Vierzylinder-Motoren der komplett neu entwickelten Ingenium-Baureihe. Das extrem robuste und zugleich leichte Monocoque ist so verwindungssteif wie keine andere Jaguar-Karosserie vor ihr. In Kombination mit den Aufhängungen – vordere Aluminium-Doppelquerlenkerachse und hintere Aluminium-Integral-Einzelradaufhängung – garantiert der neue XE ein betont dynamisches Handling, das die erstmals überhaupt in einem Jaguar eingesetzte elektromechanische Servolenkung weiter perfektioniert. Der Anteil von 75 Prozent Aluminium ist ein neuer Bestwert für die Mittelklasse und drückt beim 2.0-Liter-E-Performance-Turbodiesel (120 kW/163 PS) den Verbrauch im kombinierten Zyklus auf 3.8 Liter/100 km (analog 99 g/km CO2). Das andere Ende des Leistungs-

bandes markiert der Jaguar XE S – er sprintet in nur 5.1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. HOCHWERTIGE HANDWERKSKUNST Der lange Radstand von 2.835 Millimetern und die niedrige Sitzposition sorgen für ideale Proportionen und ein coupéartiges Profil. Die in bester Jaguar Tradition sorgfältig ausgewählten und liebevoll verarbeiteten Materialien und Oberflächen verleihen dem Innenraum des neuen XE ein besonderes Flair. Technische Stoffe, feinnarbiges Leder und – je nach Ausstattung – doppelte Kontrastnähte sowie zweifarbig gestaltete Türverkleidungen und Sitze spenden der Kabine ein Aussehen, das wie massgeschneidert daherkommt. Sie zeugen von ebenso hochwertiger Handwerkskunst wie die Dekoreinlagen in glänzendem Schwarz, strukturiertem Aluminium, Holz oder Kohlefasern. INFOTAINMENT UND SICHERHEIT Herzstück des neuen InControl Infotainment-Systems ist ein zentral in der Mittelkonsole platziertes 8-Zoll-Touchscreen-Display. Es umfasst unter anderem Funktionen wie InControl Remote und Remote Premium für eine drahtlose Steuerung per Smartphone, etwa zum Öffnen der Türen oder Fenster, zum Einsehen der Tankanzeige oder zum Vorheizen des Innenraums. Weiterhin kann eine WLAN-Schnittstelle für bis zu acht Geräte eingerichtet werden. Ein Laser Head-Up-Display im leichten und kompakten Design sorgt für eine besonders scharfe Bildwiedergabe. Unter den Innovationen im Antriebsstrang sticht die im Jaguar XE weltweit zum ersten Mal eingesetzte All Surface Progress Control heraus. Das System baut

zum Beispiel auf einer schneebedeckten Fahrbahn bis zu Tempo 30 vollelektronisch Traktion auf, ohne dass der Fahrer irgendein Pedal betätigen müsste. Erhältlich ist die ASPC für alle XE Varianten mit 8-Stufen-Automatikgetriebe. Eine weitere Technik-Weltpremiere ist das erstmals im Automotive Bereich eingesetzte Laser Head-Up-Display (HUD). Es ist kompakter und um fast ein Drittel leichter als LED-Displays und liefert gestochen scharfe, in die Windschutzscheibe projizierte Graphiken. WÄHLBARE AUSSTATTUNG Bei der Ausstattungsstrategie macht es Jaguar Interessenten für den neuen XE betont leicht, die für sie optimale Motor- und Ausstattungs-Kombination zu finden. Denn bis auf das Topmodell XE S sind die verbleibenden vier Modelllinien an keine Motorisierung gebunden. Das heisst: Auch Kunden des 120 kW (163 PS) starken E-PERFORMANCE-Diesels und des 147 kW (200 PS) starken 2.0-Liter-Benziners stehen die luxuriöse Portfolio- oder die R Sport-Line offen. Lediglich der 250 kW (340 PS) starke XE S geniesst sowohl in punkto Ausstattung als auch beim Design und bei der Fahrwerksabstimmung eine Sonderstellung. Insgesamt gibt es fünf Ausstattungsvarianten: Pure, Prestige, Portfolio, R-Sport und S. Der neue Jaguar XE läuft in einem neu errichteten Fertigungskomplex auf dem Areal des Land Rover-Stammwerks Solihull vom Band. Die Montage der neuen Ingenium Motoren erfolgt im ebenfalls brandneuen Jaguar Land Rover Motorenwerk bei Wolverhampton. Erhätlich ab sofort bei Ihrem Jaguar Partner zu Preisen ab 40800 Franken.

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PIONIERE

Panizzons Wunderpille PIONIER DER PHARMAZIE Sein Produkt hat es zu weltweiter Berühmtheit gebracht. Seit Jahrzehnten ist «Ritalin» in aller Munde und Gegenstand kontroverser Diskussionen. Der Name des Erfinders, Leandro Panizzon, ist hingegen kaum jemandem ein Begriff. TEXT D E L I A B A C H M A N N

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ach jahrelanger Forschungsarbeit bei der Ciba in Basel, der heutigen Novartis, gelang es dem italienischstämmigen Chemiker Leandro Panizzon im Jahr 1944 den Wirkstoff Methylphenidat, landläufig bekannt unter dem Namen Ritalin, zu synthetisieren. Er suchte nach einem Psychostimulans, mit dem sich Ermüdungszustände und leichte Depressionen ohne Nebenwirkungen und Abhängigkeitsentwicklung – Ritalin ist ein Amphetamin – behandeln lassen.

DER ERFOLG KOMMT MIT DER KRANKHEIT In den 90er-Jahren hat die Zahl der gestellten ADHS-Diagnosen bei Kindern rapide zugenommen. Dieser Trend dauert bis heute an. Der bahnbrechende Erfolg des Medikaments Ritalin wäre ohne diese Zunahme an ADHS-Diagnosen undenkbar gewesen. 2014 machte Novartis 492 Millionen US-Dollar Umsatz mit dem Verkauf von Ritalin. 338 Kilogramm Ritalin wurde 2013 verkauft, 1998 waren es noch 23 Kilogramm. Über den Themenkomplex ADHS/Ritalin werden seit Jahren kontroverse Diskussionen geführt. Gegner leugnen die Existenz der Krankheit und bezeichnen ADHS als eine «kulturelle Pandemie» oder «gesellschaftliche Modeerscheinung». Ritalin wird als «Kinderkoks» bezeichnet, das die Zappelphillipe ruhigstellen sollte. Befürworter unterstreichen die Wirksamkeit des Medikaments und die Notwendigkeit der Verabreichung. Eisenberg goss noch mehr Öl ins Feuer, als er 2013 auf dem Sterbebett gestand, bei ADHS handle es sich um «ein Paradebeispiel einer fabrizierten Krankheit».

VON RITA ZU RITALIN Dass Forscher ihre Entdeckungen im Selbstversuch testeten, war damals gang und gäbe. So wie Albert Hoffmann sein LSD, probierten auch Leandro Panizzon und seine Frau Marguerite – kurz: Rita – die neue Entdeckung selbst. Während der Wirkstoff bei Panizzon kaum Wirkung zeigte, berichtete seine Frau von einem stimulierenden Effekt. Ihr Tennisspiel soll sich nach Einnahme des Stoffs stark verbessert haben. Das «Nervenflattern», das sie sonst beim Spiel verspürte, war verschwunden und sie spielte insgesamt konzentrierter. Seiner Frau zu Ehren, nannte Panizzon den neuentdeckten Wirkstoff «Ritalin». Leandro Panizzon im Ciba-Labor (1937).

MIT MASS UND ZIEL Im Jahr 1954, zehn Jahre nach der ersten erfolgreichen Synthese, folgte die Markteinführung des Medikaments. In der Anfangszeit wurde Ritalin nur Erwachsenen verschrieben, die beispielsweise an Narkolepsie (exzessiver Tagesschläfrigkeit) und leichten Depressionen litten. Ritalin wurde als Mittel beworben, «das ermuntert und belebt – mit Maß und Ziel». Ein Werbeinserat aus den 60er-Jahren zeigt eine Hausfrau, die niedergeschlagen neben einem Berg Kartoffeln sitzt. Im zweiten Bild ist dieselbe Frau eifrig am Rüsten – der Grossteil der Kartoffeln liegt bereits im Topf. In den USA wurden Kinder mit Lernschwierigkeiten schon anfangs der 56

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015

Foto: zVg/Firmenarchiv der Novartis AG

60er-Jahre damit behandelt. 1968 wurde die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in das DSM, einem verbreiteten Klassifikationssystem psychischer Krankheiten, aufgenommen. Leon Eisenberg, ein amerikanischer Psychiater, war der Entdecker – manche würden sagen Erfinder – der Krankheit. Trotz dieser Entdeckung dauerte es noch Jahrzehnte bis zum eigentlichen Diagnose- und Verschreibungsboom. Für Panizzon markierte seine Entdeckung den Beginn einer steilen Karriere: Er schaffte es bis zum Vize-Direktor der Ciba.

VON RITALIN ZU «RITA» Kinder sind nach wie vor die Hauptzielgruppe für Ritalin. Dass der Novartis Konzern ein Kinderbuch veröffentlicht hat – es handelt von einem Kraken namens «Hippihopp» mit ADHS, dem mit einer Wunderpille geholfen wird – verdeutlicht diese Tatsache. Doch auch andere Teile der Bevölkerung haben Ritalin für sich entdeckt, nicht alle aus medizinischen Gründen. Studenten nehmen das Ritalin für bessere Lern- und Prüfungsleistungen. In der Party- und Drogenszene wird Ritalin abgekürzt «Rita» genannt und als Aufputschmittel verwendet. Wie Panizzon, der vor vier Jahren gestorben und 96 Jahre alt geworden ist, über diese Entwicklungen und die laufende Kontroverse gedacht hat, ist nicht bekannt. Er und seine Frau haben vier Kinder zusammen grossgezogen, allerdings ohne die Hilfe von Ritalin.


EVENTS

Energie im Fokus EUROPA FORUM LUZERN Das diesjährige Herbstforum findet am 16. November zum 29. Mal im Kultur- und Kongresszentrum Luzern statt. Über das Leitthema «Jahrhundertherausforderung Energie» referieren und diskutieren hochkarätige Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. TEXT D E L I A B A C H M A N N

D

er weltweite Energiebedarf steigt kontinuierlich an, während nicht-erneuerbare Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Uran früher oder später zur Neige gehen. «Wir müssen uns weltweit auf das absehbare postfossile und postnukleare Zeitalter vorbereiten», meint deshalb Stefan Roth – Präsident des Europa Forums Luzern und Stadt-

präsident. Die Tagung ist auch dieses Mal zweigeteilt. Tagsüber findet das geschlossene Symposium statt, abends die öffentliche Veranstaltung. Ein Networking-Dinner für Gäste, ReferentInnen und Tagungspartner im Panoramafoyer bildet den Abschluss des Forums. DAS VOLLE PROGRAMM Das Programm für die

Teilnehmer am Symposium ist dicht gestaffelt. Zu den fünf Themenblöcken – Globale Energieversorgung, Energie und Wirtschaft, Energie und Umwelt, Innovation und die Schweizerische Energiepolitik im internationalen Umfeld – referieren insgesamt 14 Experten. Hinzu kommen eine Diskussion und eine Podiumsdiskussion.

Doris Leuthard

Reinhold Mitterlehner

EINBLICKE IN DIE ENERGIEPOLITIK Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des UVEK, hält die Eröffnungsrede des öffentlichen Veranstaltungsteils. Ihr österreichischer Kollege Reinhold Mitterlehner, Vizekanzler und Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, spricht über die Chancen und Herausforderungen von «Energie» für Österreich und die Europäische Union. Danach findet eine Podiumsdiskussion zum Thema «Energiepolitik der Schweiz im europäischen Umfeld» statt. Die Teilnehmer sind führende Persönlichkeiten

aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. WIE ALLES ANFING Das Europa Forum Luzern wird seit 1996 zweimal jährlich abgehalten. «Die Schweiz im internationalen Umfeld» ist sein Leitmotiv. Daran hat sich, im Unterschied zu den ständig wechselnden Tagungsthemen, bis heute nichts geändert. Den Veranstaltern ist es ein Anliegen, dass über die gewichtigen Fragen unserer Zeit ein offener Dialog mit Europa geführt wird. Darüber hinaus ist das Forum auch eine einmalige Informations- und Netzwerkplattform. www.europa-forum-luzern.ch

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Fotos: zVg

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015


Die Lokomotive der Schweiz PETER SPUHLER Von einem kleinen Unternehmen mit 18 Mitarbeitern zu einem weltweit operierenden Hersteller für Schienenfahrzeuge: Peter Spuhler hat als Zugführer der Stadler Rail seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen angetrieben. Für den Erfolg brauche es neben einem guten Team aber auch die nötigen Rahmenbedingungen in der Schweiz. IN TER VIEW A N O U K A R B E N Z U N D C H R I S T O P H H I L B E R

S

eit gut 28 Jahren treibt Peter Spuhler die Stadler Rail voran und fährt als VR auch in anderen Firmen eine klare Schiene. Wir sprachen mit ihm über die Herausforderungen eines Unternehmers. Sie sind letztes Jahr von der Handelszeitung bereits zum dritten Mal zum Unternehmer des Jahres gekürt worden. Macht Sie das stolz? Das hat mich natürlich gefreut, zum Unternehmer des Jahres gewählt zu werden. Aber eigentlich gilt die Anerkennung der ganzen Mannschaft und ihrer Leistung. Der Zug kann jedoch ohne Lock nicht fahren, oder? Ja, natürlich. Es braucht jemanden, der sagt: So, das machen wir, das Risiko gehen wir jetzt ein. Der Erfolg ist jedoch Resultat einer Teamleistung. Das darf man nie vergessen, sonst ist das der Anfang vom Ende.

ZUR PERSON Peter Spuhler, 1959 in Spanien geboren, wuchs in Zürich auf. Bereits mit sechs Jahren begann er seine 20-jährige Eishockey-Karriere. Peter Spuhler studierte Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen und setzte sich als Kommandant der Gebirgsgrenadiere für die Schweizer Armee ein. 1989 übernahm Peter Spuhler die Stadler-Fahrzeuge AG und baute diese in den folgenden Jahren zu einem international erfolgreichen Schienenfahrzeughersteller auf. 1999 wurde er für die SVP Thurgau in den Nationalrat gewählt. Ende 2012 trat er zurück. Peter Spuhler ist VRP der Stadler Rail AG sowie VR bei weiteren Industrieunternehmen. Er ist Mitglied des Vorstandes von Swissmem. Peter Spuhler ist in zweiter Ehe mit Daniela Spuhler-Hoffmann verheiratet und Vater von vier Kindern.

Zeichnet dies auch den Erfolg Ihres Führungsstils aus? Ich versuche, alle Meinungen in einen Entscheidungsprozess einfliessen zu lassen und alle Ansichten im Team abzuholen. Doch am Ende braucht es jemanden, der die Diskussion beendet und einen Entscheid fällt. Welche Rolle nehmen Sie als VR ein? Als Verwaltungsrat hilft man erstens eine gute Strategie zu formulieren und zweitens das bestmögliche Team zusammenzustellen. Da ist man mehr Coach als Stürmer, der Goals schiesst. Diese Rolle muss man dann einem anderen überlassen. Es ist wichtig, Leute mit Unternehmergeist zu finden, die das unternehmerische Gedankengut entsprechend operativ umsetzen. Das ist nicht immer so einfach. Fällt es Ihnen schwer, die Rolle des Coachs zu übernehmen? Ich glaube, ich bin anfangs immer sehr kritisch, wenn ich neue Führungsmitarbeiter einstelle. Ich muss sie erst richtig kennenlernen. Mir ist sehr wichtig, dass sie in unsere Unternehmenskultur passen und die Unternehmensphilosophie vertreten. Am Anfang bin ich vielleicht überproportional streng. Aber wenn ich sehe, dass es funktioniert, lasse ich sie marschieren. Das ist wichtig, sonst verliert man am Schluss die guten Leute. Bei Ihrem Pensum und den vielen Mandaten werden Sie sicherlich viel delegieren und noch mehr vertrauen müssen. Wie gehen Sie mit Widerstand um? Grundsätzlich schätze ich ein Team, das kritisch ist und Fragen stellt. Ich habe gerne Mitarbeiter, die sich einbringen und einen auch fordern. Ich geniesse die Diskussionen, sei es im Verwaltungsrat, in der Konzernlei-

tung oder in den einzelnen Teams. Die Kritik muss aber der Firma dienen und sollte nie persönlich werden. Was bringt Sie auf die Palme? Auf die Palme bringt mich, wenn jemand zur Sache oder zur Person nicht loyal ist. Loyalität ist etwas vom Wichtigsten. Man kann auch einmal «en dumme Latz ha», aber man muss immer für die Sache und für das Team denken. Ich habe Eishockey gespielt und war Grenadier-Kommandant – da war der Teamgeist ebenfalls zentral. Man gewinnt im Team, man verliert im Team. Wenn jemand nicht mehr an die Sache glaubt oder hintenrum Spielchen treibt, ist das etwas vom Schlimmsten. Da muss man sofort handeln. Muss ein guter Unternehmer eine Kämpfernatur sein? Ja, ich denke, als Unternehmer muss man kämpfen können. Man kann nicht im Bett liegen und warten, bis einem die gebratenen Tauben ins Maul fliegen. Das ist ein permanenter Kampf. Und das auf allen Ebenen. Man muss daran glauben, dass man die Probleme lösen kann, sonst hat man schon aufgegeben. Es scheint, als würden immer weniger solche Unternehmer nachkommen. Woran liegt das? Ich denke, in der heutigen Generation herrscht eine gewisse Risiko-Aversion. Viele scheuen sich, diese Verantwortung zu übernehmen. Ich denke nicht, dass die ältere Generation den Einstieg junger Unternehmer verhindert. Ich habe jedenfalls einigen talentierten 30-jährigen eine verantwortungsvolle Position übergeben, in der sie ihr Potential voll ausschöpfen können. Kann man das Unternehmer-Gen weitergeben? Ich denke, das muss einem gegeben sein. Nr. 10 2015 | UnternehmerZeitung

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VRPRAXIS

Mein Vater, der Chefkoch im Dolder Grand war und eine ganze Generation von Köchen ausgebildet hat, wollte eigentlich, dass ich auch in diese Richtung gehe. Ich wollte aber meinen eigenen Weg gehen. Sobald man beginnt, junge Menschen in eine Richtung zu schieben, kommt’s nicht gut. Das muss aus eigenem Antrieb und Willen kommen – sozusagen schon in einem drin sein. Wie sieht das bei Ihrer Familie aus – wünschten Sie sich, dass eines Ihrer Kinder eines Tages in Ihre Fussstapfen tritt? (Lacht) Man ist ja nicht Vater, um Unternehmer zu produzieren. Sobald man beginnt, die eigenen Kinder in eine Rolle zu zwängen, geht es ganz sicher schief – für den Vater, das Kind und auch das Unternehmen. Ich hätte natürlich riesige Freude, wenn eines meiner Kinder sich dazu entschliessen sollte, meinen Weg zu gehen. Aber ich bin nicht enttäuscht, wenn sie das nicht wollen. Vor drei Jahren sind Sie als Nationalrat zurückgetreten. Wo kommen sich Politik und Wirtschaft resp. Unternehmertum in die Quere? Grundsätzlich ist klar: Wir Unternehmer können uns nicht abmelden von der Politik. Wir können die unternehmerische Verantwortung nicht an Lobbyisten und Verbände delegieren. Es müssen ein paar Unternehmer bereit sein, in den sauren Apfel zu beissen und nach Bern zu gehen, um das Unternehmertum und den Werk- und Finanzplatz Schweiz zu vertreten und zu verteidigen. Leider gibt es immer weniger davon. Als ich 1999 gewählt wurde, waren es wesentlich mehr Unternehmer als heute. Sehr viele Kreise in Bern haben Interesse daran, ein Profi-Parlament einzurichten. Das ist schade. Ich habe immer sehr geschätzt, dass in politischen Entscheidungsprozessen sehr viel Know-how aus der Praxis und Erfahrungen eingebracht wurden. Was sind mögliche Gründe dafür? Das eine ist sicher der Schritt in die Öffentlichkeit, den viele Unternehmer scheuen. Dass sie plötzlich eine «Person des öffentlichen Interesses» werden und über sie verfügt werden kann, wie es der Presse gerade gefällt. Und das andere ist der Aufwand. Man muss sich schon gut organisieren können. Bei mir gelang das, solange es der Firma gut ging. Die erste Währungskrise 2011/12 zwang mich zu Kostensenkungen und da ging es einfach nicht, dass ich meine Mannschaft im Stich lasse, um in Bern meinen politischen Ambitionen nachzurennen. Ich wollte auch ein Zeichen setzen – nach innen und aussen –, dass ich in erster Linie Unternehmer bin und erst dann Politiker. 60

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015

«ES MÜSSEN EIN PAAR UNTERNEHMER BEREIT SEIN, IN DEN SAUREN APFEL ZU BEISSEN.»

Sind wir Schweizer zu verwöhnt? Fehlt uns der nötige Pfiff? Ich glaube, wenn man aus einem guten, aber bescheidenen Milieu kommt, stärkt dies den Charakter und gibt Auftrieb – man will sich beweisen. Wenn man mit dem goldenen Löffel geboren wurde, hat man nicht von klein auf gelernt, zu kämpfen. Das erstaunt mich an den USA: Die können sich immer wieder neu erfinden. Gerade waren sie am Boden und jetzt haben sie wieder vier Prozent Wirtschaftswachstum. Das bringen wir Europäer nicht oder nur schwer hin. Sie sprachen andernorts über eine «De-Industrialisierung» der Schweiz. Sehen Sie die Gefahr, dass der reine Produktionslevel ins Ausland verschoben und nur Innovation und F&E im eigenen Haus, in der Schweiz, behalten wird?

Diese Gefahr besteht. Wir haben in der Vergangenheit ganze Branchen verloren. Die Schweiz war einmal der Textilproduzent Europas. Aus Kostengründen sind Unternehmen wie Rieter und Saurer jetzt weg oder machen nur noch Textilmaschinen. Wir müssen schauen, dass wir innovativ stark bleiben, ein liberales Arbeitsgesetz haben und weiterhin eine gute Ausbildung anbieten. Um nicht in ein europäisches Mittelmass abzusinken, müssen wir diese Rahmenbedingungen halten. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Dass sich die Schweizer bewusst werden, was für ein tolles Land wir haben. Dass wir uns trotz der Währungskrise auf unsere Kernkompetenzen und Stärken konzentrieren und dafür einstehen und kämpfen.


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VRPRAXIS

Eine Ära geht zu Ende CORPORATE GOVERNANCE Die Zeiten, in denen Verwaltungsratsmandate mit Freunden, Familienmitgliedern oder sonstigen Bekannten besetzt wurden, neigen sich dem Ende zu. Eine neue paneuropäische Studie von Korn Ferry und ecoDa gibt Einblick in die Corporate-Governance-Landschaft Europas. TEXT S T E F A N S T E G E R

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n den USA nennt man sie die «Old Boys», bei uns ist der Begriff «Dinosaurier» verbreitet. Gemeint ist das Phänomen der «Alt-Herren-Clübchen». Sie leiten die Geschicke von Konzernen, schanzen sich gegenseitig Mandate zu und teilen die Macht gerne unter sich auf. Dagegen wehren sich wachsame Stakeholder und Aktionäre zunehmend. Regulierungen und schärfere Corporate-Governance-Richtlinien bringen derartige Praktiken zunehmend unter Druck. Eine von Korn Ferry und ecoDa (European Confederation of Directors Associations) durchgeführte Studie zur Konstitution europäischer Verwaltungsräte untermauert dies. Die Studie bietet auch eine Übersicht über die vielfältige europäische Corporate-Governance-Landschaft und gibt Einblick in die europäische Board-Praxis. TIEFGREIFENDE VERÄNDERUNGEN Während der letzten beiden Jahrzehnte veränderte sich die Art und Weise, wie Verwaltungsratsmandate vergeben werden, grundlegend. In ganz Europa haben Organisationen neue Systeme entwickelt, um das Vertrauen von globalen Investoren zu stärken und die Performance zu steigern. Die europäische Corporate-Governance-Landschaft weist eine ausgeprägte und historisch bedingte Heterogenität auf. Auch wenn sich die Rollen von Direktoren und Verwaltungsräten ähneln, gibt es einige signifikante Unterschiede. Diese sind geprägt von nationalen Rahmenbedingungen und lokalen Geschäftsgepflogenheiten. Werfen wir einen genaueren Blick auf die gemeinsamen Nenner und die Unterschiede. EIGENTUMSVERHÄLTNISSE Einen grundlegenden Unterschied findet man zwischen den kontinentaleuropäischen Unternehmen und jenen des Vereinigten Königreichs. Im angelsächsischen Raum sind die Eigentumsverhältnisse meist breit gestreut. Es gibt in der Regel nur wenige Inves62

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toren, die mehr als fünf Prozent einer Firma besitzen. Die meisten Shareholder sind institutionelle Anleger. Die Besitzverhältnisse in den grösseren, börsenkotierten Unternehmen auf dem Kontinent zeichnen ein komplett anderes Bild. Mehrheitlich gibt es einen Grossaktionär, welcher eine Aktienmehrheit besitzt. Häufig wird das ganze Paket über komplexe Eigentumsstrukturen gemanagt. Prominente Beispiele für solche Strukturen sind Roche (Schweiz), BMW (Deutschland), L’Oréal (Frankreich), Finmeccanica (Italien), Hennes und Mauritz (Schweden) und Inditex (Spanien). EINTEILIGE UND ZWEITEILIGE GREMIEN Europa ist äusserst vielseitig, was die Konstitution ihrer Führungsgremien angeht. Traditionellerweise unterscheidet man zwischen Ländern mit monistischen (one-tier) und dualistischen (two-tier) Systemen. Monistische Systeme sind die Norm im Vereinigten Königreich, Frankreich, Belgien, Spanien und natürlich der Schweiz, wobei hierzulande die Verwaltungsräte typischerweise die exekutive Verantwortung delegieren. Dualistische Systeme bestehen aus einem Management Board mit Senior Kaderleuten, dem sogenannten «executive board», sowie einem Supervisory Board von Aufsichtsräten, dem «non-executive board». Klassischerweise findet man dieses System in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Polen, Tschechien und Slowenien. In den vergangenen Jahren wurden die zur Verfügung stehenden Optionen für Vorstände immer komplexer. Verschiedene Rechtsprechungen beispielsweise in Frankreich, Italien, Portugal sowie den Niederlanden haben das Gesellschaftsrecht reformiert, so dass Unternehmen aus beiden Systemen auswählen können. Trotzdem halten viele Unternehmen an den national geprägten Systemen fest. Börsenkotierte Unternehmen in den skandinavischen Ländern haben typischerweise monistische Systeme, welche lediglich aus Aufsichtsräten

bestehen. In der Schweiz wird im Bankensektor eine dualistische Struktur verlangt. In anderen Schweizer Branchen herrschen monistische Strukturen vor. WO MITARBEITENDE MITREDEN Lediglich eine kleine Minderheit in Europa räumt den Mitarbeitern Mitspracherechte ein. So ist zum Beispiel im deutschen Gesetz verankert, dass Kapital- und Aktiengesellschaften paritätische Mitbestimmung gewähren müssen und die Hälfte der Sitze mit Vertretern der Mitarbeitenden zu besetzen haben. Im Vereinigten Königreich ist eine Beteiligung von Mitarbeitenden in der Unternehmensführung extrem unüblich. In Frankreich ist die rechtliche Bestimmung in Bezug auf Employee Directors auf staatliche Betriebe beschränkt. Durch Gesetzesreformen 2014 wurde die Regelung auf die Privatwirtschaft ausgeweitet. SCHWACHER KONSENS IN EUROPA Alle Mitgliedstaaten der EU haben Corporate-Governance-Codes übernommen. Diese geben die Struktur und Funktionen von Boards vor. Sie funktionieren meist nach dem Prinzip «comply or explain». Das Prinzip besagt, dass Abweichungen zu begründen sind, obwohl die Anwendung der Codes nicht rechtsverbindlich ist. Dieser Regulierungsansatz, der Unternehmen nach wie vor einen gewissen Spielraum lässt, hat seine Wurzeln in England (Cadbury Code 1992). Er hat ein gemeinsames Verständnis der Governance-Prinzipien – besonders in Bezug auf die Unabhängigkeit von Verwaltungsräten – geschaffen. Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor keinen europäischen Konsens über die Rollen von Chairman und CEO. Während in einigen Ländern und Regionen (z. B. Vereinigtes Königreich, Skandinavien und Deutschland) die Ausübung in Personalunion verpönt, ja sogar rechtlich verboten oder einfach nicht machbar ist, weil ein dualistisches System


DIE MODELLE DER ZUSAMMENSETZUNG VON FÜHRUNGSGREMIEN Monistisch

Dualistisch

Hybrid

Skandinavisch

CEO/VRP-Rollen

geteilt

geteilt

meistens geteilt

CEO nicht im Board

Mitarbeitende repräsentiert

Nein

Ja

variiert

Ja

Durch den Verwaltungsrat

Durch den Verwaltungsrat

Durch den Verwaltungsrat

Durch Shareholder an der Generalversammlung

Länder

Klausur

Grafikquelle: zVg/Fotoquelle: BilderBox.com

gepflegt wird, bleibt es in anderen Teilen Europas wie Spanien und Frankreich eine weit verbreite Praxis. In der Schweiz wird die Personalunion lediglich in Ausnahmefällen als Übergangslösung akzeptiert und in der Regel sehr kritisch beobachtet. KRISE UND QUOTEN Die Finanzkrise von 2007/2008 hatte tiefgreifende Auswirkungen für die europäische Corporate Governance. Nationale Codes wurden überarbeitet und Schwächen beispielsweise im Risk Management, bei der Vergütung und im Bereich Diversity erkannt und behoben. Es gab auch starke Bemühungen, die Gender-Quoten zu verbessern, so etwa in Norwegen, Island, Belgien, Frankreich, Italien und jüngst in Deutschland, wo Gender-Quoten gesetzlich vorgeschrieben werden. In Schweden plant die Regierung, 2016 Quoten einzuführen, falls keine deutlichen Verbesserungen stattfinden. Andere europäische Länder wie das Vereinigte Königreich haben sich bislang gegen Quoten ausgesprochen. Dennoch gibt es auch hier Bestrebungen, die Gender-Balance zu verbessern. SHAREHOLDER ENGAGEMENT In den meisten europäischen Ländern hat die Wichtigkeit ausländischer Investoren während der letzten zehn Jahre zugenommen. Inzwischen macht der Anteil ausländischer Investoren bei den börsenkotierten Unter-

nehmen 40 Prozent aus. In den Niederlanden, Ungarn und Slowenien ist diese Rate mit 70 Prozent noch höher. Sogar auf Kapitalmärkten mit relativ wenigen ausländischen Investoren, wie Italien oder Deutschland, fordern internationale Investoren echte Unabhängigkeit von Verwaltungsräten sowie mehr Respekt gegenüber Minderheitsbeteiligten ein. Ein aufkommender Trend in Europa ist die zunehmende Rolle von Staatsfonds. Qatar Investment Authority beispielsweise hat über mehrere Jahre hinweg verschiedene Beteiligungen an grossen europäischen Organisationen erworben. Darunter Barclays, J. Sainsbury, VW, Lagardère, Credit Suisse, LVMH und Siemens. Andere Staatsfonds wie etwa der norwegische Pensionsfonds, die Abu Dhabi Investment Authority und die Singapur Investment Corporation sind ebenfalls zu Referenzpunkten für europäische Boards geworden. DER NORDEN PRÄGT DIE AUSSICHTEN Die Studie hat aufgezeigt, dass aktuell viele unterschiedliche Corporate-GovernanceModelle bestehen. Einige wenige Systeme und Länder kristallisieren sich als Vorreiter für die Zukunft heraus, so das Vereinigte Königreich und Skandinavien. Zudem versuchen einige Akteure auf EU-Ebene ein einheitliches System zu etablieren. Dies werden die zentralen Faktoren sein, die den Kern künftiger europäischer Corporate-Governance-Empfehlungen prägen.

Diese Entwicklungen haben auch zentralen Einfluss darauf, wie Verwaltungsräte ausgewählt und nominiert werden. Zunehmende Formalitäten und die Sicherstellung eines unabhängigen Verfahrens über die sozialen Netzwerke der aktuellen Führung hinaus sind die zentralen Faktoren. Dazu gehört auch, dass eine saubere Nachfolgeplanung erstellt wird. Diese umfasst sowohl vorhergesehene Fälle als auch ad-hoc-Szenarien. Das Ziel ist, dass Schlagzeilen wie «Unternehmen XY sucht Nachfolger» durch diese Entwicklungen bald der Vergangenheit angehören.

DER AUTOR Stefan Steger ist Managing Director von Korn Ferry Switzerland und leitet den europäischen Hauptsitz in Zürich. Er ist Co-Autor der Studie «Beyond Old Boy›s Network». Der gebürtige Österreicher verfügt über umfassendes Know-how in den Bereichen Executive Recruiting, Governance, Leadership Consulting, Senior Leadership Reviews und Effectiveness Analysis. Stefan Steger ist auf Industrieunternehmen spezialisiert, vor allem in den Bereichen Engineering, Chemie, Energie und insbesondere Öl und Gas.

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VRPRAXIS

Kompakt kommuniziert WEITERBILDUNG Die Anforderungen an Verwaltungsräte sind gestiegen. Damit sie weiterhin einen Mehrwert für ihr Unternehmen erbringen können, müssen sie ihr Wissen laufend auf den neusten Stand bringen. TEXT C H R I S T O P H L E N G W I L E R U N D F E L I X S C H M U T Z

W

er ein Verwaltungsratsmandat antritt, muss sich gut überlegen, ob er den Anforderungen dieser Aufgabe gewachsen ist. Die im Gesetz verankerten Aufgaben und Verantwortlichkeiten bringen Risiken mit sich und bei der Zusammensetzung des Gremiums wird vermehrt auf Diversität geachtet. Von den einzelnen Verwaltungsräten wird erwartet, dass sie branchen- und fachspezifisches Wissen einbringen. Entsprechend stellt sich für Verwaltungsratsmitglieder die Frage, wie sie ihr Wissen à jour halten und sich allenfalls weiterbilden können. Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern hat in Zusammenarbeit mit der Vereinigung swissVR nach einer Antwort auf diese Frage gesucht und die Weiterbildungsbedürfnisse von Verwaltungsräten analysiert. WIE LERNEN VERWALTUNGSRÄTE? Die Studie zu den Weiterbildungsbedürfnissen von Verwaltungsräten wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit von Sven Joller durchgeführt. In einer Umfrage bei den über 500 Mitgliedern der Vereinigung swissVR hat Sven Joller im Frühjahr 2015 unter anderem untersucht, über welche Kanäle sich Verwaltungsratsmitglieder informieren, welche Anforderungen sie an Weiterbildungen stellen und an welchen Weiterbildungsthemen sie Interesse haben. Die Umfrage wurde durch Interviews mit erfahrenen Verwaltungsräten, Bildungsfachleuten und Beratern ergänzt. An der Umfrage haben 222 Personen teilgenommen, dies entspricht rund 40 Prozent der angefragten Personen. Da die Umfrage ausschliesslich bei swissVR Mitgliedern durchgeführt wurde, lässt sie keine repräsentativen Rückschlüsse auf alle Verwaltungsräte zu. Trotzdem liefert sie interessante Indikatoren und Erkenntnisse zu den Weiterbildungsbedürfnissen von Verwaltungsräten. DIREKTER AUSTAUSCH BEVORZUGT Wie die Studie der Hochschule Luzern zeigt, stellen Verwaltungsräte über eine Vielzahl 64

UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015

ANFORDERUNGEN AN VR-WEITERBILDUNGEN Interessanter Inhalt

0.5%

99.5%

Konkreter Nutzen für die VR-Tätigkeit

5.3%

94.7%

Renomee (Ruf) des Anbieters

17.6%

82.4%

Zentral gelegener Veranstaltungsort

35.8%

64.2%

Zeitlich kurz (höchstens halbtags) Referat einer prominenten bzw. renommierten Persönlichkeit Teilnahme auch von anderen VR-Kollegen

56.1%

43.9%

61.0%

39.0%

69.5%

30.5%

Diplom / Zertifikat

86.6%

13.4%

0%

10%

Sehr wichtig bis wichtig

von Informationskanälen sicher, dass ihr Wissen auf dem neusten Stand ist. Als wichtigster Kanal wird der Austausch mit anderen Verwaltungsratsmitgliedern und Wissensträgern betrachtet. Das bedeutet, die Mitglieder von Verwaltungsräten datieren ihr Wissen «on the Job» und im Austausch mit ihrem Umfeld laufend auf. Als zweitwichtigster Informationskanal wird der Besuch von Seminaren und anderen Veranstaltungen genannt. Die Umfrage zeigt, dass auch Weiterbildungsmöglichkeiten aktiv genutzt werden: So haben 68 Prozent der befragten Frauen und 43 Prozent der befragten Männer in den letzten 12 Monaten eine kostenpflichtige Weiterbildungsveranstaltung besucht. Die Wahl des erst- und zweitrangigen Informationskanals untermauert die Interviewaussage eines der befragten Experten, wonach dem informellen Austausch auch innerhalb von «klassischen Weiterbildungen» genügend Platz eingeräumt werden sollte. Dieser ermöglicht es, den in der Weiterbildung vermittelten Inhalt zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu pflegen. Ebenfalls nützliche Informa-

20%

30%

40%

50%

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80%

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Weniger wichtig bis unwichtig

tionskanäle für Verwaltungsräte sind das Internet und Zeitschriften. Zudem werden weitere Möglichkeiten der Informationsbeschaffung erwähnt, so etwa interne Weiterbildungen, das Lesen von Fachliteratur oder die Mitgliedschaft in Branchenverbänden beziehungsweise in einer der beiden Vereinigungen für Verwaltungsräte sivg oder swissVR. DER INHALT MUSS STIMMEN, DAS DRUMHERUM PASSEN Welche Bedürfnisse von Verwaltungsräten müssen spezifische externe Weiterbildungen abdecken? Oberste Priorität hat für fast alle der Befragten der Inhalt der Weiterbildung. Dieser muss in erster Linie interessant sein (siehe Grafik 1). Ebenso spricht 95 Prozent der Befragten eine Weiterbildung vor allem dann an, wenn sie daraus einen konkreten Nutzen für die eigene Verwaltungsratstätigkeit erwartet können. Eine hohe Bedeutung haben auch das Renommee des Weiterbildungsanbieters sowie der Veranstaltungsort. Dass eine Weiterbildungsveranstaltung möglichst kurz gehalten werden soll, bei-


Worauf Verwaltungsräte bei der Weiterbildung achten, hat eine Studie der Hochschule Luzern untersucht. Grafikquelle: zVg/ Fotoquelle: Pixabay.com

THEMENBEREICHE VON VR-WEITERBILDUNGEN Rolle des VR bei der strategischen Führung

66.8%

Rolle des VR im Risikomanagement

47.8%

Corporate Governance und optimale Zusammenarbeit im VR

10%

21.0%

42.2%

20.1%

0%

17.2%

38.7%

27.6%

Rolle des VR bei der Personalpolitik

13.0%

38.7%

34.4%

Rolle des VR bei der Unternehmenskommunikation

9.2%

46.2%

39.2%

Branchenspezifische Herausforderungen

6.5%

41.8%

40.8%

Aufgaben und Verantwortlichkeiten des VR

28.1%

56.0%

20%

Interessant

spielsweise nur einen halben Tag anstatt einen ganzen, wird lediglich von 44 Prozent als wichtig oder sehr wichtig erachtet. Aus den Interviews geht hervor, dass wohl vor allem das Verhältnis zwischen dem zeitlichen und finanziellen Aufwand und dem gewonnenen Zusatznutzen entscheidend ist. Den Auftritt einer prominenten oder renommierten Persönlichkeit stufen noch 39 Prozent der Umfrageteilnehmer als bedeutend ein für eine attraktive VR-Weiterbildung. Die Möglichkeit, ein Zertifikat oder ein Diplom erwerben zu können, wird bloss noch von 13 Prozent der Umfrageteilnehmer als sehr wichtig oder wichtig angesehen. BREITGEFÄCHERTE THEMEN Den Umfrageteilnehmern wurde ein umfassender Katalog von möglichen Themen für spezifische VR-Weiterbildungen zur Auswahl gegeben. Die Umfrage kam zum Ergebnis, dass ein hohes Interesse an einem breiten Spektrum von Themen besteht (siehe Grafik 2). Auf das grösste Interesse stiess der Themenbereich «Rolle des VR bei der Strategischen Führung», der von 67 Prozent der

2.7%

45.7%

44.6%

Rolle des VR bei der finanziellen Unternehmensführung

Sehr interessant

29.9%

30%

40%

50%

Weniger interessant

22.3%

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70%

80%

90%

100%

Nicht interessant

Befragten als sehr interessant bezeichnet. Beliebt waren die dazugehörigen Unterthemen «Unternehmensstrategien: Konzepte, Stossrichtungen» oder «Strategie-Reviews und Strategiecontrolling durch den VR». Auf grosses Interesse stossen auch die Themenbereiche «Rolle des VR im Risikomanagement» (48 Prozent), «Corporate Governance und Zusammenarbeit im VR» (45 Prozent) und «Rolle des VR bei der finanziellen Unternehmensführung» (41 Prozent). Hingegen stossen die Themenbereiche «Rolle des VR in der Personalpolitik» (20 Prozent), «Rolle des VR in der Unternehmenskommunikation» (28 Prozent) und «Branchenspezifische Herausforderungen» (34 Prozent) auf relativ wenig Interesse. Wie eine vertiefte Analyse zeigt, sind Themen, welche für Verwaltungsräte zwar relevant sind, jedoch nicht in einem engen Zusammenhang zur Haupttätigkeit gehören, tendenziell weniger gefragt. Dies sind beispielsweise Themen wie «Schnittstelle zur internen und externen Revision», «Änderungen der Rechnungslegungsvorschriften», «Berufliche Vorsorge» oder «Initiierung und Begleitung von

Informatikprojekten». Auf geringes Interesse stossen auch Themen wie «Protokollführung», «Effiziente Verwaltungsratssitzungen» oder die «Rolle der VR-Sekretäre». ERFAHRUNG TOPPT WEITERBILDUNG Die befragten Verwaltungsratsmitglieder sind bestrebt, über verschiedene Kanäle Informationen zu beschaffen, um ihr Knowhow à jour zu halten. Entsprechend besteht auch ein Bedürfnis nach externen Weiterbildungen. Es gibt allerdings auch gewisse Vorbehalte gegenüber VR-Weiterbildungen, da «Verwaltungsrat sein» nicht gelernt und Erfahrung nicht durch Weiterbildung ersetzt werden kann. Die Befragten nutzen verschiedene Informationskanäle und Weiterbildungsformen. Zudem variieren die Weiterbildungsbedürfnisse und auch die bevorzugten Themen je nach Profil der einzelnen Verwaltungsräte stark. Es gibt einige Aspekte, die unabhängig von den konkreten Inhalten bei jeder VR-Weiterbildung gefragt sind: Ein kompaktes Format, um einen möglichst hohen Nutzen aus der investierten Zeit zu ziehen, ein informeller Teil für den Erfahrungsaustausch und für das Networking sowie eine hohe Praxisorientierung. DIE AUTOREN

Prof. Dr. Christoph Lengwiler ist Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern und Vizepräsident von swissVR. Felix Schmutz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern und Geschäftsführer der Vereinigung swissVR. www.hslu.ch/ifz, www.swissvr.ch

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VRPRAXIS

EU bremst Grenzgänger DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG Die EU-Bürokratie hat wieder zugeschlagen. Diesmal betrifft es die Grenzgänger und deren Arbeitgeber. Am ersten Mai 2015 ist die grenzüberschreitende Nutzung von Firmenfahrzeugen eingeschränkt worden. Betroffenen Personen und Firmen wird geraten, sich aktiv mit der neuen Rechtslage auseinanderzusetzen. TEXT M A R T I N E R B

A

m ersten Mai 2015 ist eine neue Durchführungsverordnung (EU, 2015/234) über die grenzüberschreitende Nutzung von Firmenfahrzeugen wirksam geworden. Sie schränkt die steuer- und zollfreie Nutzung von Firmenfahrzeugen, die in der Schweiz zugelassen sind, für Arbeitnehmer mit Wohnsitz in europäischen Nachbarländern dramatisch ein. Bis Ende April konnten Mitarbeitende von Schweizer Unternehmen aus Italien, Österreich, Frankreich oder Deutschland ihr Schweizer Firmenfahrzeug völlig uneingeschränkt über die Landesgrenzen hinweg nutzen – ob aus privaten oder geschäftlichen Gründen war unerheblich. Nun hat die EU-Bürokratie erhebliche formale und finanzielle Hürden geschaffen. AUSWIRKUNGEN UND OFFENE FRAGEN Neu fallen erhebliche Kosten an, wenn ein in der Schweiz zugelassenes Firmenfahrzeug von im Ausland wohnenden Mitarbeitenden für private Fahrten genutzt wird. In vielen Unternehmen war jedoch genau das ein vertraglich zugesicherter Lohnbestandteil. Alternativ kann die private Nutzung auf die direkten Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte eingeschränkt werden. Wir erachten das als heikel. Einerseits ist die Gefahr gross, dass der Mitarbeitende sich doch mal eine kleine Ausnahme zugesteht und andererseits wirft diese Einschränkung die Frage auf, wie dieser nun wegfallende Lohnbestandteil kompensiert werden kann. Die Neuregelung ist nun in Kraft und viele Unternehmen fragen sich, welche Alternativen es gibt, und wie diese zu bewerten sind. ZU VIELE UNBEKANNTE Um es vorweg zu nehmen: Auf diese Fragen können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine abschliessenden Antworten gegeben werden. Dies hat verschiedene Gründe. Zum 66

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einen sind die betroffenen Steuer- und Zollverwaltungen auf beiden Seiten der Grenzen nicht gut auf die Neuregelung vorbereitet. Innerhalb der Verwaltungen kommt es immer wieder zu widersprüchlichen Aussagen und zu unterschiedlichen Interpretationen der Rechtslage. Zum anderen haben die Verwaltungen einiger Länder noch keine klare Position gefasst, was den Beamten vor Ort grossen Interpretationsspielraum lässt und es Betroffenen nahezu unmöglich macht, eigene Rechte wirksam geltend zu machen. Hinzu kommt, dass die nationalen Verwaltungen innerhalb der EU-Staaten kein harmonisiertes Steuerrecht haben, was insbesondere die Handhabung der Umsatzsteuer – die den grössten Teil der möglichen Kostenbelastung ausmacht – erheblich verkompliziert. Was sich in Deutschland bezüglich der Umsatzsteuer durchgesetzt hat, gilt nicht gleichermassen in Frankreich und schon gar nicht in Italien. EIN BEISPIEL UND SEINE HÜRDEN Das Unternehmen XY beschäftigt einen Kadermitarbeiter mit Wohnsitz in Deutschland und hat diesem Mitarbeiter einen Dienstwagen auch zur privaten Nutzung zur Verfügung gestellt. Was ist nun zu tun, wenn das Fahrzeug wie bisher vom Mitarbeiter genutzt werden soll? Zunächst muss das Fahrzeug in Deutschland offiziell zum «freien Verkehr» angemeldet werden. Dies wiederum bringt einige Pflichten mit sich, die nachfolgend aufgeführt werden: – Der Zeitwert des Fahrzeugs muss mittels Expertise, beispielsweise Eurotax, ermittelt werden. – Es muss eine Proforma-Rechnung über den Zeitwert erstellt werden. – Das Unternehmen muss, falls noch nicht vorhanden, eine sogenannte EORI-Registrierung beantragen. – Für Fahrzeuge, die innerhalb der EU produ-

ziert wurden, sollte eine Warenverkehrsbescheinigung (EUR.1) beim Hersteller oder Importeur beantragt werden. – Die Zoll-Versteuerungsdeklaration, ein Formular für die Verzollung, muss ausgefüllt werden. – Das Fahrzeug muss beim Zollamt vorgeführt werden. – Die Zollunterlagen sind stets im Fahrzeug mitzuführen, damit bei allfälligen Kontrollen der Nachweis der Verzollung erbracht werden kann. – Eine Kopie des Arbeitsvertrags oder der Nutzungsüberlassungsvereinbarung ist ebenfalls mitzuführen, damit der Fahrer sich als «berechtigter Nutzer» ausweisen kann. Nun stellt sich die Frage, mit welchen Kosten aufgrund dieser Änderungen zu rechnen ist. Spielt man einige Fallbeispiele durch, lässt sich folgende zusammenfassende These wagen: Für in der EU produzierte Fahrzeuge, die von deutschen oder französischen Mitarbeitern genutzt werden, fällt ein hoher Verwaltungsaufwand an, für die Verzollung entstehen am Ende aber weder Zoll noch Einfuhrumsatzsteuer. Anders sieht es bei Fahrzeugen aus, die ausserhalb der EU produziert wurden. Für einen BMW X 5, der in den USA produziert wird, fallen zehn Prozent Zoll vom Zeitwert an. FALLSTRICK ZUSTÄNDIGKEITEN Bei geleasten Fahrzeugen müssen die Zollund Steuerformalitäten durch die Leasinggesellschaft vorgenommen werden. Diese entrichten auch die Zölle und Steuern, belasten sie ihren Kunden aber weiter, sofern keine Erstattungsmöglichkeiten bestehen. Ob das Fahrzeug innerhalb der EU produziert wurde, kann nur der Importeur bescheinigen. Das kommt davon, dass heute zahlreiche Modelle asiatischer oder auch amerikanischer Hersteller in einem EU-Land produziert werden und umgekehrt.


Die Einschränkung der steuer- und zollfreien Nutzung von Firmenfahrzeugen für Grenzgänger stellt wirtschaftspolitisch ein Armutszeugnis dar.

Für die Erstattung der Einfuhrumsatzsteuer ist eine steuerliche Registrierung in Deutschland erforderlich. Zudem muss das Unternehmen steuerpflichtige Umsätze innerhalb Deutschlands generieren. Umsätze im Sinne des Gesetzes generiert ein Unternehmen aber alleine schon durch den Umstand, dass sein Mitarbeiter in Deutschland wohnt und ein Firmenfahrzeug auch privat nutzt. Dann wird nämlich die Umsatzsteuer auf den sogenannten geldwerten Vorteil fällig – und zwar in der Schweiz und in Deutschland. Im Gegenzug können die Unternehmen die Einfuhrumsatzsteuer für das Fahrzeug zurückerstattet bekommen, selbst wenn sie ansonsten keine in Deutschland umsatzsteuerpflichtigen Geschäfte tätigen. LÄNDERSPEZIFISCHE UNTERSCHIEDE Wirtschaftspolitisch ist das Szenario ein Armutszeugnis. Dem grossen Aufwand und den hohen Verwaltungskosten auf beiden Seiten stehen kaum oder nur geringe Einnahmen für den Staat gegenüber. In der Praxis stellt sich die Situation in Frankreich und in Ita-

Foto: zVg

lien etwas anders dar. Hinsichtlich des Zolls sind die Bestimmungen identisch. Bei der Einfuhrumsatzsteuer gibt es aber erhebliche Unterschiede. Neben den unterschiedlichen Hebesätzen (Österreich und Frankreich 20 Prozent, Italien 22 Prozent) regeln diese Länder die Möglichkeit zur Erstattung der Einfuhrumsatzsteuer auch jeweils anders.

quenzen haben kann. Darüber hinaus sind bereits erste Fälle aufgetreten, bei denen Fahrzeuge beschlagnahmt wurden und erst nach mehreren Wochen und erfolgter Verzollung wieder ausgehändigt wurden.

ÜBERBORDENDE KOMPLEXITÄT Alle Einzelheiten, Ausnahmeregelungen und Besonderheiten darzustellen, würde den Umfang dieses Artikels sprengen. Wir empfehlen allen betroffenen Unternehmen, erfahrene Dienstleistungsunternehmen zur Erledigung der Formalitäten einzuschalten. Die anfallenden Gebühren entsprechen nur einem Bruchteil der Kosten, die anfallen, wenn man sich selbst durch den Behördendschungel kämpft. Wir möchten den Unternehmen weiter davon abraten, es «darauf ankommen » zu lassen und nichts zu tun. Eine Missachtung der Regelungen stellt ein Zoll- und Steuervergehen dar, das strafrechtliche Konse-

Martin Erb ist seit Februar 2013 CEO der Alphabet Fuhrparkmanagement (Schweiz) AG. Bereits im Jahr 1987 steigt er mit einer Aussendienstfunktion bei der BMW Kredit Bank in die Autoleasing-Branche ein. Im Jahr 1990 verlässt er den BMW Konzern und ist während zehn Jahren im Vertrieb für verschiedene Leasinggesellschaften tätig. Im Sommer 2000 kehrt er als Regionalleiter der Region Bayern für Alphabet zur BMW Group zurück. Besonderen Wert legt Martin Erb auf kundenorientiertes Denken, Zuverlässigkeit und nachhaltiges Handeln.

DER AUTOR

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VRPRAXIS

Ein unterschätzter Job VR-SEKRETÄR Mit der zunehmenden Bedeutung von Corporate Governance hat auch die Rolle des VR-Sekretärs an Bedeutung gewonnen. Heute ist er weitaus mehr als ein gesetzlich vorgeschriebener Protokollführer. TEXT S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

Foto: zVg

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as Stellenprofil des VR-Sekretärs umfasst neben der Führung des Sekretariats häufig auch die Unterstützung des VR-Präsidenten, Dienstleistungen für VR-Mitglieder sowie Compliance-Aufgaben. Nebst seinem Präsidenten muss der Verwaltungsrat nur seinen Sekretär zwingend bestimmen. Dessen einzige gesetzlich geregelte Aufgabe ist die Unterzeichnung der VR-Protokolle zusammen mit dem Präsidenten. Der VR-Sekretär muss nicht Mitglied des Gremiums sein und kann grundsätzlich ad hoc bestimmt werden. Es ist aber möglich, den ständigen Sekretär ins Handelsregister – mit oder ohne Zeichnungsberechtigung – einzutragen. In der heutigen Praxis hat die Rolle des VR-Sekretärs an Bedeutung gewonnen, seine Aufgaben sind mehr geworden. Dennoch schweigt sich beispielsweise der «Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance» von economiesuisse über den VR-Sekretär aus. EINE STELLE – VIELFÄLTIGE ROLLEN Mit der zunehmenden Regulierung, Internationalisierung und Prozessfreudigkeit steigen auch die Anforderungen an den VR-Sekretär. Die marginalen gesetzlichen Regelungen geben dem Verwaltungsrat eine grosse Flexibilität in der Konstituierung des VR-Sekretariats und ermöglichen die Ausarbeitung eines Anforderungs- und Stellenprofils für den VR-Sekretär nach den Bedürfnissen des jeweiligen Unternehmens. Die Rolle des VR-Sekretärs hat sich gewandelt vom reinen Protokollführer zum Administrator und Koordinator der VR- und GV-Geschäfte, zum Bindeglied zwischen VR und GL bis hin zum juristischen Gewissen des Verwaltungsrats.

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Seine Aufgaben reichen häufig weit über die korrekte Protokollführung bei VR-Sitzungen, Ausschüssen und Generalversammlungen hinaus. So ist der VR-Sekretär regelmässig verantwortlich für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Handelsregistereinträge, die Führung des Aktienregisters, die VR-Dokumentation, die Einhaltung interner und externer Normen, die Beratung des VR-Präsidenten, die Beurteilung von Rechtsfragen, interne Projekte und Prozesse oder die Organisation der Zusammenarbeit mit Dritten. HOHES ANFORDERUNGSPROFIL Neben fachlichen Kompetenzen wie der Erfahrung in der Protokoll- und Sekretariatsführung, juristischem oder betriebswirtschaftlichem Know-how, Kenntnissen in den Bereichen Corporate Governance, Risikomanagement und Compliance, sind für die Funktion des VR-Sekretärs auch soziale Kompetenzen von Bedeutung: Dazu zählen insbesondere Diskretion, Integrität, Loyalität, Dienstleistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Objektivität sowie gute zwischenmenschliche Fähigkeiten. Der Verwaltungsrat sollte wie für seine Mitglieder auch für den VR-Sekretär ein unternehmensspezifisches Anforderungs- und Stellenprofil erstellen und seine Aufgaben, Rechte und Pflichten definieren. In grösseren Unternehmen ist der VR-Sekretär häufig eine dem Verwaltungsrat zugeordnete Stabsstelle. In kleineren Unternehmen bezeichnet der Verwaltungsrat in der Regel eine interne Stelle, ein VR-Mitglied oder einen Externen als VR-Sekretär. So oder so empfiehlt es sich, einen ständigen VR-Sekretär zu bezeichnen, anstatt ihn jedes Mal ad hoc zu ernennen.

SORGFÄLTIGE BESETZUNG Bei der Bezeichnung einer internen Stelle ist darauf zu achten, dass der VR-Sekretär neben den nötigen fachlichen und sozialen Kom petenzen auch die nötige Unabhängigkeit hat und sich nicht zu unrichtigen Formulierungen oder Abänderungen des Protokolls verleiten lässt. Ist ein VR-Mitglied gleichzeitig VR-Sekretär, spart dies zwar Ressourcen und gewährleistet die nötige Sachkenntnis und Vertraulichkeit. Das entsprechende VR-Mitglied kann sich jedoch nicht gleich wie die anderen in die Diskussion einbringen, weil es zusätzlich das Protokoll führen muss. Zudem besteht unter Umständen die Gefahr, dass gerade in strittigen Punkten die nötige Objektivität beim Protokollierenden leidet. Bei der Bezeichnung eines Externen ist die Abgrenzung der Tätigkeit als VR-Sekretär zu allfälligen zusätzlichen Dienstleistungen wichtig. Ebenso empfiehlt es sich zu regeln, welche Rechte und Pflichten die Parteien bei Beendigung des Mandats haben – z. B. die Pflicht zur Aktenrückgabe oder Verschwiegenheit.

DIE AUTORIN

Stefanie Meier-Gubser ist Geschäftsführerin des Schweizerischen Instituts für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder (sivg).


VRPRAXIS

HANDLUNGSBEDARF INHABERAKTIONÄRE – Meldung des eigenen Aktienbesitzes an die Gesellschaft bis 31. 12. 2015 – Im Fall der Beteiligung von 25 Prozent und mehr: Meldung des wirtschaftlich Berechtigten – Bei Erwerb nach dem 1. 7. 2015: Meldung des Erwerbs innert Monatsfrist INHABERAKTIENGESELLSCHAFTEN – Erstellen von Verzeichnis der Inhaberaktionäre und der wirtschaftlich berechtigten natürlichen Personen mit Beteiligungen von 25 Prozent und mehr – Überprüfen von Organisation und Ablauf der nächsten GV inklusive der Einladung hinsichtlich der Legitimationsprüfung der teilnehmenden Aktionäre NAMENAKTIENGESELLSCHAFTEN UND GMBH – Vorbereitungen treffen zum Erstellen des Verzeichnisses der wirtschaftlich berechtigten natürlichen Personen mit Beteiligungen von 25 Prozent und mehr. GENOSSENSCHAFTEN – Erstellen eines Verzeichnisses der Genossenschafter Die ab dem ersten Juli 2015 geltenden Transparenzvorschriften haben bedeutende Auswirkungen auf alle nicht-börsenkotierten schweizerischen Aktiengesellschaften, die GmbH und die Genossenschaften sowie deren Aktionäre und Anteilseigner. Foto: Pixelio.de

Sichtbare Aktionäre NEUE TRANSPARENZVORSCHRIFTEN Das schweizerische Obligationenrecht ist um verschiedene Vorschriften erweitert worden. Unmittelbarer Handlungsbedarf besteht vor allem für Aktiengesellschaften mit Inhaberaktien und deren Aktionäre. TEXT H A N S - U L R I C H S C H O C H

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er nach dem ersten Juli 2015 Inhaberaktien – eine genügt – einer schweizerischen Aktiengesellschaft erwirbt, deren Aktien nicht an einer Börse kotiert sind, muss dies innerhalb von einem Monat der Gesellschaft melden. Der Aktionär hat den Besitz der Inhaberaktie(n) nachzuweisen und muss sich identifizieren. MELDEPFLICHT Juristische Personen weisen sich mittels Handelsregisterauszug aus, natürliche Personen mit ihrem amtlichen Ausweis. Jede Adress- oder Namensänderung muss der Gesellschaft mitgeteilt werden. Dies trifft auch auf Inhaberaktionäre zu, die beim Inkrafttreten der neuen Vorschriften bereits Inhaberaktien hielten. Sie müssen sich bis 31. Dezember 2015 bei der Gesellschaft melden. Wer allein oder in gemeinsamer Absprache mit Dritten Aktien erwirbt und dadurch den Grenzwert von 25 Prozent des Aktienkapitals oder der Stimmen erreicht beziehungsweise überschreitet, muss Name und Adresse der natürlichen Person, für die er letztlich handelt, also des wirtschaftlich

Berechtigten, innerhalb eines Monats der Gesellschaft melden. Handelt er in eigenem Namen und auf eigene Rechnung, hat er dies selbstverständlich auch offenzulegen. Diese neue Vorschrift betrifft sämtliche Aktiengesellschaften mit Namen- oder Inhaberaktien, die nicht an einer Börse kotiert sind, und alle GmbH. Folglich müssen auch alle genannten Gesellschaften zukünftig ein Verzeichnis der wirtschaftlich Berechtigten führen. VERLETZUNG DER MELDEPFLICHT Bis ein Aktionär den Aktienerwerb gemeldet hat, ruhen seine Mitgliedschaftsrechte. Dies beinhaltet beispielsweise das Stimmrecht an der Generalversammlung, das Auskunftsrecht etc. Derjenige Aktionär, der den Erwerb bzw. Besitz einer Inhaberaktie nicht fristgerecht der Gesellschaft meldet, verwirkt seine Vermögensrechte – namentlich das Recht auf Dividende. VERZEICHNIS UND AUFBEWAHRUNGSPFLICHT Die Inhaberaktiengesellschaft muss neu ein Verzeichnis über die Inhaberaktionäre und die wirtschaftlich Berechtigten, deren Beteiligung 25 Prozent und mehr beträgt, führen. Die Ge-

sellschaft muss sicherstellen, dass in der Schweiz jederzeit auf das Verzeichnis zugegriffen werden kann. Sodann gilt eine zehnjährige Aufbewahrungspflicht sowohl des Verzeichnisses als auch der dazugehörigen Belege. Die Generalversammlung kann festlegen, dass die Meldungen nicht an die Gesellschaft, sondern an einen vom Verwaltungsrat bestimmten, dem Geldwäschereigesetz unterstellten Finanzintermediär (z.B. eine Bank) zu erfolgen haben. Der Finanzintermediär nimmt die Meldungen entgegen, führt das Verzeichnis und bewahrt die Belege auf. Darüber hinaus hat er der Gesellschaft Auskunft darüber zu geben, für welche Aktien eine Meldung erfolgt ist. DER AUTOR

Dr. iur. Hans-Ulrich Schoch ist Partner bei der Wirtschaftsanwaltskanzlei Hartmann Müller & Partner in Zürich. schoch@ hmp.ch, www.hmp.ch

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VRPRAXIS

VR-Netzwerk – und Sie? SELBST-MARKETING Neue Verwaltungsratsmitglieder werden selbst in grösseren, kotierten Firmen gerne über das persönliche Netzwerk gesucht. «Wir beobachten Führungspersönlichkeiten, welche zu uns in den Verwaltungsrat passen würden. Und wenn wir einen VR suchen, kontaktieren wir diese direkt. Und selten sagt einer nicht zu», höre ich oft von Verantwortlichen für die Suche neuer Verwaltungsräte. Wie gelangt man in diesen Beobachtungsstatus? VON C H R I S T O P H H I L B E R

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urch Leistung – ist die gängige Antwort. Das stimmt selbstverständlich. Aber diese müsste so sichtbar gemacht werden können, dass sie auch wahrgenommen wird. Muss man sich also selbst vermarkten, um an VR-Mandate zu gelangen? Gemäss einer nicht repräsentativen Umfrage von P-Connect gehen die Meinungen zum Thema VR-Selbst-Marketing diametral auseinander. Für 87 Prozent der VR-Präsidenten und Verwaltungsräte, welche für die Suche von neuen VR-Mitgliedern zuständig sind, ist Selbst-Marketing nicht wichtig. Demgegenüber stehen 93 Prozent der VR-Kandidaten und VR-Kandidatinnen, sowie 84 Prozent jener VRP/VR, die nicht für die Rekrutierung von neuen VR-Mitgliedern zuständig sind, die Selbst-Marketing für wichtig oder sehr wichtig halten. OPTIONEN Wie macht man auf sich aufmerksam? Es gibt viele Optionen, einige davon wurden in der Umfrage bewertet.

ÖFFENTLICHE ODER POLITISCHE ÄMTER Schade eigentlich, dass sich alle

einig sind, über öffentliche und politische Ämter wenig beitragen zu können, um als VR-Kandidat erkannt zu werden. Dabei wäre es wichtig, dass die Wirtschaft beziehungsweise die Unternehmer aktiver in der Politik vertreten wären und dadurch auch positiver wahrgenommen würden. PUBLIC RELATIONS Die grosse Mehrheit der Kandidaten ist sich einig,

dass PR zum Beispiel über Pressemitteilungen, Referate und Fachartikel am wirksamsten ist. Das Angenehme daran ist, dass dabei auf Leistung und Inhalt fokussiert wird. Allerdings braucht es hier eine fleissige PR-Abteilung oder aber viel Zeit. Die Rekrutierenden hingegen sehen die PR mit anderen Augen und halten sie für nicht viel wirksamer als politische Ämter. Trotzdem nützt PR langfristig in jedem Fall, denn früher oder später wird auch das Nomination Committee Ihren Namen in die Suchmaschine eintippen. FACH- UND BRANCHENVERBÄNDE Seien dies lokale Handelskammern,

Gewerbevereine oder die grossen nationalen Verbände. Eine aktive Mitarbeit ist allerdings zeitintensiv. Und ob dann noch Zeit für ein VR-Mandat vorhanden ist, bleibt offen. EXECUTIVE SEARCHERS Melden Sie Ihre Ambitionen und Ihre Bereitschaft zur Übernahme von VR-Mandaten bei Head Hunters an. Diese verfügen über ein gutes Netzwerk zu Entscheidungsträgern und werden nicht selten für die Suche beauftragt. Deren Aufgabe und Mehrwert ist, die Eignung über klare und umfassende Profile abzuklären und die Besten in die Shortlist aufzunehmen. Dazu gehört auch die

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Unterstützung bei der «due diligence» für beide Parteien. Ein guter Weg, um bei kotierten Firmen in die engere Auswahl zu gelangen, während kleinere Firmen Berater eher meiden und andere Wege bevorzugen. SPONTANBEWERBUNGEN Das direkteste Selbst-Marketing ist die persön-

liche Kontaktaufnahme. Lässt man bekannte Unternehmer sein Interesse für ein VR-Mandat wissen, kann man gleichzeitig den eigenen, möglichen Mehrwert im VR unterstreichen. CLUBS UND NETZWERKE Fast dieselbe Bedeutung wie PR haben Business-

Clubs und Netzwerke, wo sich die Wirtschaftselite trifft. Persönliche Kontakte und gegenseitige Chemie stehen hier im Vordergrund. Hoffentlich findet aber trotzdem ein Mapping mit dem Profil, falls vorhanden, oder mit den strategischen Herausforderungen des Ziel-Verwaltungsrats statt. Für die suchenden VRP/VR ist dies gemäss Umfrage die VR-Quelle Nummer eins. FAZIT Auf alle Fälle ist klar, dass versteckte Genies nicht gefunden werden können. Ohne die Zeit und die Bereitschaft, sich selber sporadisch sichtbar zu machen, funktioniert es nicht. Wenn Ihr Name in der Google-Abfrage keine interessanten Resultate liefert, dann wird es schwierig. Kompromittierende Inhalte schaden – und das Internet vergisst sie nie. Aktuell sind Netzwerke und Business-Clubs aber nach wie vor die wichtigsten Orte, um auf das Radar der VR-Suche zu gelangen. Fraglich ist, ob dieses Vorgehen noch lange den Erfordernissen der Zeit genügt. Governance und Herausforderungen im VR verlangen zunehmend nach systematischeren Suchverfahren. Vielleicht haben wir dereinst den Verwaltungsrat 2.0 – wenn die Web 2.0-Generation in die Führungsetage hineinwächst?

CHRISTOPH HILBER Der Autor ist Betriebswirtschafter und seit 8 Jahren Headhunter mit seiner eigenen Firma P-Connect Executive Search & Recruiting mit Fokus auf Industrie (MEM), Informatik, Telekom und Positionen VR, GL/Kader www.p-connect.ch/neuigkeiten und Spezialisten. Vorgängig war er in leitenden Linienfunktionen bei NCR/AT&T, diAx und Siemens.


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WEITERBILDUNG

Vom Führen und Folgen LEADERSHIP Ein Sprichwort von Waldefried Pechtl besagt: «Wer führen will, muss folgen können». Doch was heisst eigentlich Führen und was Folgen? Und welches sind die Voraussetzungen für erfolgreiche Leadership? TEXT M A R K U S W E I S H A U P T

FÜNF WESENTLICHE GRUNDSÄTZE (1) Voraussetzung für das Führen und Folgen im weitesten Sinne sind fünf wesentliche Grundsätze: 1. Vertrauen in die Fähigkeiten und in die Weitsicht der Führungskraft: Ohne fachliche Kompetenz und Weitsicht diskreditiert sich jeder in der Rolle der Führungskraft. Denn wer will schon von Inkompetenz und Kurzsichtigkeit in die eigene Zukunft geführt werden? 2. Authentisches Verhalten der Führungskraft: Authentisch heisst so viel wie «aus sich selbst heraus» oder «echt». Also das Gegenteil von künstlich, unecht oder gespielt.

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lich besser oder zumindest nicht schlechter ist als hier. Ob es dort besser wird, wissen die Beteiligten im besten Fall bereits im Laufe der «Führungsreise», im schlechtesten Fall aber erst ganz am Schluss (Kasten 1).

EINE UNGEWISSE REISE Was heisst eigentlich Führen? Führen hat das Ziel, Bewegung zu schaffen, jemanden beziehungsweise mehrere Menschen von einer Situation zur nächsten zu bringen, sie zu überzeugen, motivieren und in eine bestimmte Richtung zu lenken. Die Geführten sollten durch die Führungstätigkeit diesen Weg aus eigener Überzeugung und freiem Willen bestreiten. Weshalb aber sollten sie dies tun? Aus welchen Gründen sollten sie freiwillig einem aufgezeigten Weg oder vorgegebenem Ziel folgen? Ganz einfach: Weil es dort wahrschein-

ZWISCHENMENSCHLICHER VERTRAG Führung, wenn man so will, ist letztlich ein Vertrag zwischen Menschen, der lautet: «Du bist als Führungskraft für den Erfolg unseres Unternehmens verantwortlich und hilfst mir, dem Geführten, in meiner Tätigkeit sowie persönlichen und beruflichen Entwicklung erfolgreich zu sein. Deswegen folge ich dir in deinen Entscheidungen.» Dieser Vertrag kann explizit, bewusst oder unbewusst geschlossen werden, aber er besteht immer, wenn Menschen zusammenarbeiten. Meist liegt das Führungsdilemma in der fehlenden Klarheit und Transparenz dieses Vertrags, denn Unklarheiten lassen Interpretationsspielräume zu und Zuständigkeiten offen. Es gibt auch keine «führungslosen» Unternehmen, auch wenn die Mähr der basisdemokratischen Unternehmen, die anscheinend ohne Führungskräfte arbeiten, immer aktueller zu werden scheint. Selbst in sogenannten Führungskreisen, Führungsteams und Führungszirkeln gibt es welche, die mehr Ein-

er Begriff «Leadership» bringt es bei Google auf 490 Millionen Treffer, «Führung» auf 46 Millionen. Letzteres beschäftigt die Menschen weltweit stark. Schliesslich betrifft es ja auch jeden, nicht nur in der Arbeitswelt, aber vor allem dort. Weshalb Führung so wichtig und das Thema ein Dauerbrenner ist, versteht sich von selbst, denn jeder wird irgendwie von irgendjemandem in zahlreichen Situationen und Gegebenheiten des eigenen Lebens geführt – und häufig wird diese Führung als mangelhaft angesehen oder gar zu oft auch erlitten.

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Fehlende Authentizität wird von Menschen, die ganz spontan zwischen Gestik, Mimik, Inhalt und Tun Unstimmigkeiten erkennen, bald entlarvt. 3. Übereinstimmende Ziele von Führungskraft und Geführten: Das setzt voraus, dass die Ziele klar definiert sind und von der Interessensgemeinschaft geteilt und auch als erstrebenswert angesehen werden. 4. Übereinstimmende Werte von Führungskraft und Geführten: So wie es gemeinsam erstrebenswerte Ziele geben muss, so müssen zwischen Führungs-

fluss haben und mehr führen als andere. Der Primus inter Pares bleibt eben auch in flachen Hierarchien immer noch der Primus. MENSCH UND AUFGABE ZUSAMMENBRINGEN Gute Führungskräfte bringen Mensch und Aufgabe zusammen. Sie haben die Fähigkeit, die Talente von Mitarbeitenden zu nutzen und zu fördern, die Stärken des Einzelnen zur Geltung zu bringen und diese gezielt für die Belange des Unternehmens einzusetzen. Sie schaffen Passung zwischen den Stärken der Mitarbeitenden und deren Rollen und Aufgaben im Unternehmen. Dadurch entsteht eine Win-win-Situation zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen. Beide profitieren und stärken sich gegenseitig in ihrem Erfolg. Damit werden Führungskräfte zweifelsohne mit einer hohen psychologischen Kompetenzanforderung konfrontiert. Führung hilft in der individuellen Beantwortung von Fragen, die sich wohl viele Menschen stellen, aber Wenige konsequent beantworten, etwa: Was für ein Mensch bin ich? Welche Aufgaben möchte ich übernehmen, welche Rolle ausführen? Diese Fragen sind von Führungskräften vorrangig einmal für sich selber zu beantworten. Erst, wenn sich eine Führungskraft ein klares


GUTE FÜHRUNGSKRÄFTE (2) 1. Erreichen die gesteckten Ziele. 2. Schaffen erfolgreiche Mitarbeitende, schaffen Sieger. 3. Stellen sich in den Dienst des Unternehmens und der Mitarbeitenden. 4. Sind authentisch. 5. Dulden keine Mitarbeitenden, welche die Prinzipien und Werte des Unternehmens nicht leben. 6. Sind positiv und voller Energie. 7. Schaffen es, Vertrauen zu Mitarbeitenden aufzubauen und zu halten. 8. Sind selber erfolgreich. 9. Sind fachlich kompetent, umgeben sich aber mit Experten. 10. Bringen Veränderungen in Gang. 11. Lösen Konflikte erfolgreich, ohne ihr Ziel aus den Augen zu verlieren. 12. Beherrschen Kommunikationstechniken. und verschiedene Führungsstile. kräften und den Geführten auch geteilte Werte bestehen, die sich im konkreten Verhalten aller Beteiligten widerspiegeln. 5. Aufgabe von Selbstbestimmung und Übernahme von Verantwortung: In einer Führungsbeziehung ist eine Seite bereit, sich von jemand anderem sagen zu lassen, wohin die Reise geht. Hier gibt jemand einen Teil seiner Selbstbestimmung auf und legt diesen in die Hände seiner Führungskraft. Und die Führungskraft übernimmt diese Verantwortung, bewusst oder vielleicht auch unbewusst.

logie und Genetik versucht sie diese zu beantworten. Ob man das Zeug für eine gute Führungskraft mitbringen muss oder ob man die Fähigkeiten erlernen kann, ist eine der wesentlichen Fragen, welche die Wissenschaft beschäftigen. Die Beratungsindustrie hat ihre Antwort gefunden: Richtiges Führen kann man lernen und trainieren. Aber ist dem wirklich so? Letztlich geht es darum, dass die Führungskraft sich mit ihrer Führungsrolle und ihren Führungsaufgaben intensiv auseinandersetzt, dadurch eine höhere Selbstkompetenz erreicht und effektivere Führungstechniken und -instrumentarien kennt resp. anzuwenden weiss. Welche weiteren Eigenschaften und Prinzipien zeichnen darüber hinaus eine gute Führungskraft aus? Über viele Jahre hinweg haben wir die Aussagen von erfolgreichen Führungskräften gesammelt und daraus zwölf Führungsprinzipien abgeleitet (Kasten 2). Gute Leader kennen ihre Stärken und Schwächen und gehen mit diesen in ihrer Führungsrolle verantwortungsvoll um.

DER AUTOR Fotoquelle: Pixelio/Uschi Dreiucker

Bild von sich selbst gemacht hat, wird diese von ihren Mitarbeitenden und Kollegen auch ernsthaft um Rat gefragt. Anders ausgedrückt: Ohne vernünftige Selbsteinschätzung gibt es keine wirksame und positive Mitarbeiterführung.

GUTE LEADERSHIP BEDINGT SELBSTREFLEXION Auch die Wissenschaft beschäftigt sich intensiv mit der Frage, was eine gute Führungskraft darstellt. In regelmässigen Publikationen und durch neue Erkenntnisse aus der Philosophie, Psychologie, Neurobio-

Markus Weishaupt ist geschäftsführender Gesellschafter von Weissman Suisse, Italia und Austria.

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Perspektiven schenken JUGENDARBEITSLOSIGKEIT Der Eintritt ins Berufsleben, die vielleicht wichtigste Weichenstellung im Jugendalter, ist häufig alles andere als einfach. Im schlimmsten Fall droht Arbeitslosigkeit. Der Dachverein «Check Your Chance» will dies verhindern und engagiert sich für die Berufsintegration von Jugendlichen. TEXT A N D R E A S R U P P

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ür Betroffene ist sie ein harter Schlag – in der Schweizer Gesamtbevölkerung gehört sie zu den Hauptsorgen: Die Arbeitslosigkeit. Auch die Jugend ist betroffen. Obwohl die Jugendarbeitslosigkeit im europäischen Vergleich moderat ist, gehört sie auch hier zu den wichtigsten Gesellschaftsthemen. Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) waren im August 20559 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 24 Jahren als arbeitslos registriert. Dies entspricht einer Jugendarbeitslosenquote von 3.6 Prozent. Jugendliche, welche nicht beim RAV registriert, aber dennoch erwerbssuchend sind, werden von dieser Quote nicht erfasst.Der Berufseinstieg stellt eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft und manchmal eine schwierige Hürde im Leben eines jungen Menschen dar. Gelingt es jungen Erwachsenen trotz persönlichen Anstrengungen nicht, nach einer Berufslehre oder einem Studienabschluss eine erste Arbeitsstelle zu finden, kann der Weg in den einst erlernten oder angestrebten Beruf dauerhaft versperrt sein. Dies führt langfristig zu gesellschaftlichen Folgekosten. VON DER INITIATIVE ZUM DACHVEREIN Als die Jugendarbeitslosigkeit 2009 mit 5.4 Prozent einen historischen Höchststand erreichte, setzte die Credit Suisse ein Zeichen und rief die Initiative «Gemeinsam gegen die Jugendarbeitslosigkeit» ins Leben. Von 2010 bis Anfang 2015 hatte die Bank Programme von sechs Partnerorganisationen mit dem Zweck, Jugendlichen den Einstieg in die Berufswelt zu erleichtern, mit bis zu 30 Millionen Franken unterstützt. Zwischen Januar 2010 und Dezember 2014 sind über 8300 Jugendliche in eines der Programme eingetreten. Über 70 Prozent fand eine feste oder temporäre Anstellung oder eine Anschlusslösung in Form einer Aus- oder Weiterbildungsvereinbarung. Weil sich die Programme als effizient und wirkungsvoll erwiesen haben, wurde beschlossen, diese dauerhaft zu erhalten. Zu diesem Zweck wurde der gemein-

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nützige Dachverein «Check Your Chance» gegründet. Zahra Darvishi, Leiterin Corporate Citizenship Schweiz von Credit Suisse freut sich sehr: «Es ist toll, dass mit der Gründung von Check Your Chance die erfolgreiche Initiative überführt werden konnte und damit die Voraussetzung für eine nachhaltige Weiterführung der Programme geschaffen wurde. Wir wünschen uns, dass sich unser Engagement dadurch zu einem langfristigen, soliden Beitrag für den Wirtschaftsstandort Schweiz weiterentwickeln kann.» MASSGESCHNEIDERTE PROGRAMME Ziel von «Check Your Chance» ist es, die Jugendarbeitslosigkeit zu verringern. In Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO sind die Mitgliedorganisationen auch im Bereich Prävention tätig: Die Verhinderung drohender Arbeitslosigkeit über massgeschneiderte Programme ist besser und langfristig günstiger, als die Jugendlichen in eine Situation der Arbeitslosigkeit zu entlassen, aus der ihnen später mit grosser Mühe wieder herausgeholfen werden muss. Wichtig ist, dass sich die jungen Leute bei den Programmen nicht als arbeitslos registrieren müssen. Ein weiterer Fokus liegt auf einem effizienten und koordinierten Angebot. Durch die Initiative haben Partnerorganisationen zusammengefunden, welche ihre Aktivitäten abstimmen, sich mit Qualitätsverbesserungen befassen und das System durch gegenseitigen Erfahrungsaustausch effizienter machen. Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands und Präsident von «Check Your Chance» betont: «Die Schweizer Wirtschaft kann und will es sich nicht leisten, auf die Arbeitskraft, die Ideen und den Elan der Jugend zu verzichten. Mir ist bewusst, dass der Übertritt von der Ausbildung in den Beruf nicht immer einfach ist. Die Arbeitgeber haben ihre Vorstellungen – die Jugendlichen die ihrigen. Nicht immer klappt dieses Matching.» Hier setzen die Programme der Mitgliedorganisationen von «Check Your Chance» an.

FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG Um einen Beitrag für einen starken Wirtschaftsstandort zu leisten, engagieren sich die Credit Suisse und die SVC Stiftung für das Unternehmertum stark für den Ausbau von «Check Your Chance». Hans-Ulrich Müller, Stiftungsratspräsident der SVC Stiftung, ist vom Engagement überzeugt: «Die Schweiz braucht qualifiziertes Personal – Fachkräfte genauso wie einfache Arbeitskräfte. Ihnen müssen wir den Weg ebnen und helfen, Hürden abzubauen. Die SVC Stiftung ist der Überzeugung, mit «Check Your Chance» an der richtigen Stelle anzusetzen und eine Perspektive anzubieten. Wenn wir dies nicht tun, laufen wir Gefahr, dass die jugendlichen Arbeitslosen den Einstieg ins Berufsleben nie richtig finden werden – mit gravierenden Folgen für die ganze Gesellschaft.» Für die Weiterführung der Programme ist entscheidend, dass es den Mitgliedorganisationen gemeinsam mit «Check Your Chance» gelingt, die Finanzierung breit abzustützen. Der Dachverein unterstützt die Mitgliedorganisationen dabei, eine breite finanzielle Trägerschaft zu etablieren und ein effizientes Fundraising zu betreiben. Jeder finanzielle Beitrag ist sehr willkommen.

CHECK YOUR CHANCE www.check-your-chance.ch www.credit-suisse.com/responsibility MITGLIEDORGANISATIONEN www.die-chance.ch www.fondation-ipt.ch | www.jeunesatwork.ch www.projuventute.ch www.youlabor.ch | www.careerstartup.ch www.netzwerk-lbv.ch www.sah-schweiz.ch | www.ct2.ch



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Sorglose Ferien

TEILZEITARBEIT In der Schweiz arbeiten immer mehr Personen Teilzeit. Dabei tauchen regelmässig Fragen betreffend Ferienanspruch, Auszahlung von Ferien und Feiertagen auf. Wir zeigen, welche Fallstricke zu beachten sind. TEXT R A F A E L L Ö T S C H E R

Fotouelle: pixelio.de

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ird die betriebliche Arbeitszeit reduziert, spricht man von Teilzeitarbeit. Dabei sind in der Praxis zwei Varianten zu unterscheiden: Einerseits die Arbeit auf Abruf und andererseits die eigentliche Teilzeitarbeit. Letztere unterteilt sich weiter in Teilzeitarbeitsverhältnisse mit unregelmässigen Arbeitszeiten und in solche, die im Voraus festgelegt sind – beispielsweise ein 40 Prozent Pensum mit Einsatz jeweils montags und dienstags.

REFRESHER AM 19. / 20.11.2015, LUZERN An acht halbtägigen Workshops werden praxisorientierte Themen behandelt, zum Beispiel Direkte Steuern, Mehrwertsteuer, Geldflussrechnung, Finanzkennzahlen, Sozialversicherungen, FATCA/Automatischer Informationsaustausch u.v.m. Die Teilnehmenden können – abgestimmt auf ihre Wissensbedürfnisse – vier Veranstaltungen wählen. Die Referenten stehen den Teilnehmenden am Refresher kostenlos für persönliche Einzelgespräche zur Verfügung und bieten Lösungsvorschläge zu kniffligen Fragen. Ein konkreter Lösungshinweis – und die Weiterbildungsinvestition hat sich mehr als gelohnt! Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.unternehmerforum.ch

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EIN ARBEITSVERTRAG SCHAFFT KLARHEIT Für Teilzeitarbeit gelten grundsätzlich dieselben Regeln (Arbeitsgesetz, Gesamt- und Normalarbeitsvertrag) wie für Vollzeitarbeit. Das Gesetz verlangt keinen schriftlichen Arbeitsvertrag, doch ist ein solcher – gerade bei Teilzeitarbeit – empfehlenswert, damit Rechte und Pflichten der Parteien klar geregelt sind. Insbesondere sollte ersichtlich sein, ob die Arbeit regelmässig oder nach Arbeitsanfall zu leisten ist, wie viel die betriebliche Arbeitszeit ausmacht, welche Versicherungen abgeschlossen und welche Feiertage bezahlt werden. Auch sehr wichtig: der Ferienanspruch. DER FERIENANSPRUCH Der Ferienanspruch der Mitarbeitenden ist ein wesentlicher Bestandteil jedes Arbeitsverhältnisses. Beim Vollzeitbeschäftigten läuft der ordentliche Lohn während dem Ferienbezug einfach weiter. Wie ist hier die Handhabung bei im Stundenlohn angestellten Mitarbeitenden? Bei Teilzeitarbeit mit unregelmässigem Pensum lässt es die Gerichtspraxis in Abweichung zum Gesetzestext in Art. 329d Abs. 2 OR zu, dass eine Ferienentschädigung zusätzlich zum Lohn bezahlt wird. Die Höhe der Ferienentschädigung ist abhängig vom gesetzlichen oder arbeitsvertraglich vereinbarten Ferienanspruch (4 Wochen: 8.33 Prozent, 5 Wochen: 10.64 Prozent, 6 Wochen: 13.04 Prozent).

EINDEUTIGKEIT ZAHLT SICH AUS Die Ferienentschädigung muss im Arbeitsvertrag und auf jeder Lohnabrechnung separat ausgewiesen werden. Es empfiehlt sich, sowohl den Prozent-Satz als auch den sich ergebenden Betrag in Schweizer Franken auf der Lohnabrechnung einzeln auszuweisen. Es genügt nicht, im Arbeitsvertrag unter Ferien den Hinweis «Ferien im Stundenlohn inbegriffen» anzubringen. Unvorsichtige Arbeitgeber riskieren damit eine doppelte Bezahlung beziehungsweise Nachzahlung von vermeintlich bereits ausbezahlten Ferien. Prüfen Sie ihre Arbeitsverträge und die Darstellung auf der Stundenlohnabrechnung! AUSWEIS ALLEIN GENÜGT NICHT Die Rechtsprechung entwickelt sich aktuell so, dass auch der detaillierte Ausweis nicht mehr genügt und zwingend während den Ferien das angesparte Feriengeld (Ferienrückstellung) zu bezahlen ist. Wer garantiert von einer doppelten Zahlung von Ferien verschont bleiben will, dem wird empfohlen, den Ferienlohnzuschlag in jeder Lohnabrechnung zu berechnen und auszuweisen, jedoch zurück zu behalten und erst bei tatsächlichem Ferienbezug auszuzahlen. Im Beratungsalltag wird diese sichere Variante oft als nicht praktikabel bezeichnet. Die heutigen Softwareprodukte schaffen dies aber mit Leichtigkeit. Der für die Berechnung und Auszahlung massgebende Stundenrapport besteht schon. Meist müssen darauf nur noch die Ferientage ergänzt werden. Wer dann mehr Ferien macht, als effektiv an Ferienrückstellung vorhanden ist, bekommt automatisch keinen Lohn mehr ausbezahlt. AUSNAHMEFALL FEIERTAGE Anders als beim Ferienlohn sieht die Situation bei den Feiertagen aus. Die Feiertage sind nur zu entschädigen, wenn sich der Arbeitgeber zu einem separaten Feiertagszuschlag verpflichtet hat. Einzige Ausnahme ist der erste August, für welchen eine gesetzliche Lohnzahlungspflicht besteht.

DER AUTOR

Rafael Lötscher ist stellvertretender Niederlassungsleiter und Leiter der Fachgruppe Sozialversicherungen BDO AG, 6312 Steinhausen, Industriestrasse 53, rafael.loetscher@bdo.ch, Telefon 041 757 50 00


NETZWERKE

Sonntagsarbeit ARBEITSRECHT Sonntagsarbeit ist verboten. Ausnahmen bedürfen bei regelmässiger Sonntagsarbeit der Bewilligung durch das SECO, bei vorübergehender durch den Kanton. VON S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R

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ewisse Branchen sind von der Bewilligungspflicht befreit. Für sie gelten Sonderbestimmungen, die im Einzelfall abzuklären sind. EINVERSTÄNDNIS Die Arbeitgeberin kann Arbeitnehmer am Sonntag nur mit deren Einverständnis beschäftigen. Als Sonntag gilt die Zeit zwischen Samstag 23 Uhr und Sonntag 23 Uhr. Dieser

Zeitrahmen kann mit Zustimmung der Arbeitnehmer um eine Stunde verschoben werden. Bei Sonntagsarbeit von mehr als fünf Stunden muss dem Arbeitnehmer in der vorangehenden oder nachfolgenden Woche ein Ersatzruhetag von 35 Stunden, inklusive Ruhezeit, gewährt werden. ZEITLICHE ABGRENZUNG Umfasst die Sonntagsarbeit pro Betrieb und

Kalenderjahr nicht mehr als sechs Sonntage oder ist sie einmalig auf maximal drei Monate begrenzt, gilt sie als vorübergehend und ist zusätzlich zur Kompensation mit einem Lohnzuschlag von 50 Prozent zu entschädigen. Als dauernd oder regelmässig wiederkehrend gilt Sonntagsarbeit, die diese zeitlichen Grenzen überschreitet. Hier ist kein Lohnzuschlag geschuldet.

BEDÜRFNISNACHWEIS Für die Bewilligung der vorübergehenden Sonntagsarbeit ist der Nachweis eines dringenden Bedürfnisses notwendig. Ein solches liegt etwa vor bei kurzfristig anfallenden, nicht aufschiebbaren oder anders organisierbaren zusätzlichen Arbeiten sowie bei kulturellen, gesellschaftlichen oder sportlichen Ereignissen. Die Bewilligung der für dauernde Sonntagsarbeit bedarf

des Nachweises der Unentbehrlichkeit aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen. Für gewisse Branchen wird die Unentbehrlichkeit vermutet. Achtung: Diese Betriebe brauchen dennoch eine Bewilligung. STEFANIE MEIER-GUBSER Die Autorin ist Geschäftsführerin der Schweizerischen Instituts für Verwaltungsräte sivg. Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 58 796 99 09, +41 58 796 99 03, smeier@sivg.ch g www.sivg.ch g

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Sprachmanagement spart bares Geld Schmieder reduziert Übersetzungskosten eines Ostschweizer Maschinenbauunternehmens um 32 Prozent. Beim ersten Auftrag schien der Wechsel zu Schmieder Übersetzungen teuer. Doch schnell wurde einem örtlichen Maschinenbauunternehmen klar, wie viel Geld er mit professionellem Sprachmanagement spart. Denn der Sprachdienstleister aus Staig bei Ravensburg unweit des Bodensees liefert nicht nur Übersetzungen, sondern übernimmt das komplette Sprachmanagement für den mittelständischen Betrieb. Jeder Satz eines jeden Auftrags wird samt Übersetzung in der Datenbank hinterlegt und steht bei Folgeaufträgen zur Verfügung. Nichts wird doppelt übersetzt. Dieses internationale Gedächtnis sorgt für enorme Zeitersparnis und Kostenvorteile. Der administrative Aufwand geht gegen null: Mehr als eine E-Mail mit Dokument und Wunschtermin ist nicht nötig.

Nicht mal mehr die Versionierung der Dokumente in den unterschiedlichen Sprachen muss der Maschinenbauer organisieren. An die bereits übersetzten Teile erinnern sich die TranslationMemory-Systeme von Schmieder. So hat Schmieder die Übersetzungskosten nach nur drei Monaten um 32 Prozent reduziert. Ganz nebenbei wurde die Qualität der Übersetzungen deutlich besser. Denn Schmieder pflegt für jeden Kunden ein individuelles Wörterbuch. Diese Terminologiedatenbank garantiert, dass Fachbegriffe stets gleich übersetzt werden. Mit dieser Konsistenz vermeidet der Maschinenbauer Missverständnisse in der Bedienung, was die Gefahr von Reklamationen und Regressforderungen minimiert. Anzeige

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Einfluss der Corporate Governance auf die Unternehmensbewertung

VR-Zirkel Zürich–Zug–Luzern Stolpersteine auf dem Weg zu Best Practice

Donnerstag, 1. Oktober 2015, 17h30

Dienstag, 10. November 2015, 17h30

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Details und Anmeldung: www.sivg.ch/events

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EVENTS Foto: zVg

Ein eingespieltes Team KMU TAG Bereits zum dreizehnten Mal trifft sich am 23. Oktober die hiesige KMU-Szene, diesmal um sich über das Thema «KMU und Mitarbeitende – inspirieren, motivieren, bewegen» auszutauschen. TEXT D E L I A B A C H M A N N Alle Jahre wieder trifft sich die KMU-Szene in der Olma-Halle.

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er diesjährige KMU-Tag beginnt anders als die bisherigen. Bereits am Vorabend treffen sich 144 Gäste zu einem «Warmup». Dabei bilden sie «Fussball-Teams» und diskutieren, welches Mitglied aufgrund seiner Persönlichkeit, Qualitäten und Fähigkeiten zu welcher Position passt. Durch diesen praktischen Einstieg ins

Thema gelangen die Teilnehmer zu wertvollen Erkenntnissen, die sich auf den Unternehmensalltag und das eigene Team übertragen lassen. DAS TEAM IST ALLES Ganz dem Motto «Von und für KMU» verpflichtet, beleuchten Referenten aus den verschiedensten Bereichen das Thema «KMU und Mitarbeitende». Der Ta-

gungsteilnehmer erfährt beispielsweise, was ein funktionierendes Team und gute Mitarbeiterführung ausmacht, aber auch wie man die passenden Mitarbeiter finden, motivieren und halten kann. Moderator Kurt «Aeschbi» Aeschbacher führt durch den Tag und stellt jene Fragen, die den Teilnehmern unter den Fingern brennen.

SZENE-TREFFPUNKT FÜR KMU Der KMU-Tag ist eine gefragte Plattform für KMU aus der gesamten Schweiz. Der kommende ist bereits ausgebucht, es gibt jedoch eine Warteliste. Es geht darum, wichtige Impulse sowie aktuelle Themen und Herausforderungen der wirtschaftlichen Entwicklung an die Unternehmen weiterzugeben. Organisiert

wird der Anlass vom «Institut für Klein- und Mittelunternehmen» der Universität St. Gallen und der Kommunikationsagentur «Alea iacta ag». Den Organisatoren und dem Patronatskommittee geht es nicht zuletzt auch darum, das Netzwerk innerhalb und zwischen den KMU, Verbänden und Vereinigungen mitzutragen und zu fördern.

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BÜCHER

Klare Worte, die motivieren LEBENSCOACHES Der eine motiviert, der andere spricht Klartext. Zwei Autoren beschreiben, wie es sich leichter leben lässt. In «Totmotiviert?» wirft Steffen Kirchner einen schonungslosen Blick auf die Alles-ist-möglich-Gesellschaft. Dominic Multerer verrät, wie man fliessend Klartext spricht. TEXT D E L I A B A C H M A N N

Viele Wege führen zum Gipfel: «Es entspricht dem Zeitgeist der Gleichmacherei, dass für unterschiedliche Menschen gleiche Standards und Erfolgsleitsätze definiert werden.» Foto: swissimage.ch/Andrea Badrutt

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it dem Hit «You can get it if you really want» hat Jimmy Cliff schon 1970 besungen, was Steffen Kirchner in seinem neuen Buch «Totmotiviert?» thematisiert: Motivationshype und Machbarkeitsglaube. Motivationsphrasen und wohlklingende Lebensweisheiten sind heute allgegenwärtig, sie begegnen uns in Familie, Beruf, Freundeskreis und den sozialen Netzwerken. Kirchner entlarvt so manche davon als «Motivationslüge» – zu den Klassikern zählen etwa «Jeder kann alles schaffen, wenn er sich nur genug anstrengt» oder «Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen». Er ist überzeugt, dass nirgends so hemmungslos gelogen werde wie beim Versuch, anderen Menschen zu sagen, wie sie ihr Leben führen und glücklich werden sollen. Doch Kirchner kritisiert nicht nur, denn sein Ziel ist es, ein Bewusstsein für die Funktionsweise menschlicher Motivation zu schaffen. So geht er den Phrasen auf den Grund, rekonstruiert deren wahren Kern und zeigt, welche Wünsche und Sehnsüchte sie abbilden. Er berichtet dabei nicht nur von seinen eigenen Erfahrungen als Motivationstrainer und Mentalcoach, sondern zitiert auch verschiedenste Personen des öffentlichen Lebens – Sportler, Politiker, Schriftsteller, Entertainer oder Models – und

Rezensionsunterlagen an: blattner@unternehmerzeitung.ch

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015

Totmotiviert, Steffen Kirchner, GABAL, 2015, 407 Seiten (gebunden), CHF 34.90

Klartext, Dominic Multerer, GABAL, 2015, 203 Seiten (gebunden), CHF 34.90

ISBN 978-3-86936-657-9

ISBN 978-3-86936-658-6

reichert sein Buch mit Forschungsergebnissen aus verschiedenen Disziplinen an. Diese Stimmenvielfalt und die klare Struktur machen das Buch zu einer kurzweiligen Lektüre, doch die eigentliche Sogwirkung entfalten Sätze wie dieser: «Das Problem der meisten Menschen ist gar nicht ihr Problem. Das Problem ist, dass viele glauben, keine Probleme haben zu dürfen.» Sie entlasten den Leser und nehmen ihm jenen Druck ab, den ihm die gutgemeinten Phrasen aufladen. Mit fast so prägnanten, aber wesentlich realistischeren «Erfolgsregeln» schildert Kirchner sein Motivationsverständnis und gibt dem Leser praktische Ratschläge für alle Lebensbereiche.

KEINE SCHNÖRKEL Wie man direkt und geradlinig kommuniziert, verrät Dominic Multerer in seinem neuen Buch «Klartext». Der Leser erfährt weiterhin, warum Klartext so oft gefordert, aber so selten gesprochen wird. Der Name des Buches ist Programm: Multerer spricht auch mit den Lesern Klartext. Das spiegelt sich in seinem Schreibstil wider: In verständlicher Sprache und kurzen, knackigen Sätzen erläutert er die fünf Prinzipien – Klarheit, Ehrlichkeit, Mut, Bindung und Empathie –, die für das Klartextsprechen unerlässlich sind. Auch die Gastbeiträge von Topmanagern und Unternehmern an den Kapitelenden sind pointiert formuliert. Die Erfahrungen, die Multerer, der mit sechzehn Jahren zum jüngsten Marketingchef Deutschlands gekürt wurde, im Geschäftsleben sammelte, veranlassten ihn, dieses Buch zu schreiben. Hätte er ein Hemd getragen, so schreibt er, wäre ihm der Kragen geplatzt, ob der Hinhaltetaktiken, dem Rumgeeiere und dem Vermeidungsverhalten gewisser Geschäftspartner. Klartext reden bedeutet, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich so weit mit dem Kopf aus dem Fenster zu lehnen, dass man ihn im Zweifelsfall nicht einfach wieder zurückziehen kann. Das Buch liefert anregende Denkanstösse, nicht nur für den beruflichen Kontext.

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Schweizer Lunch-Check lanciert moderne Kartenlösung. Das bewährte Konzept der bargeldlosen Verpflegungsbeiträge wird um eine multifunktionale Kartenlösung erweitert: Für Arbeitgeber wird die Verwaltung der Verpflegungsbeiträge und vor allem die Verteilung einfacher, Arbeitnehmende freuen sich auf schnelleres Zahlen im Restaurant und maximale Kostenübersicht. Weniger Administration, maximaler Service: Neu wird der Verpflegungsbeitrag automatisch auf die Lunch-Check Karte geladen, damit entfällt das physische Verteilen der Lunch-Checks an die Mitarbeitenden. Diese können ihr Guthaben aber auch an einer zentralen Stelle im Unternehmen nach Wunsch und Anspruch beziehen. Die Beträge sind sofort verfügbar. Für sämtliche Bezugs- und Aufladevarianten erhalten die Arbeitgeber eine monatliche Sammelrechnung. Indivi-

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duelle Anpassungen wie Daueraufträge und Personalmutationen können bequem im neuen Onlineportal vorgenommen werden. Zudem bietet Schweizer Lunch-Check individuelle Lösungen für Datenerfassung und -transfer.

kunftsorientiert. «Das kontaktlose Bezahlen wird immer beliebter», erklärt Thomas Recher, Geschäftsführer von Schweizer Lunch-Check. «Mit der Karte werden wir den Anforderungen der Gäste und der Gastronomen gerecht.»

Mehr Übersicht auch für die Mitarbeitenden: Arbeitnehmende fragen den Saldo auf der Website, per QR-Code oder per SMS ab. Zudem kann die Karte bei Verlust gesperrt werden.

Bewährte Vorteile, mehr Komfort, keine Mehrkosten – für Arbeitgeber zahlt sich die Lohnnebenleistung aus: Bis zu einem Betrag von 180 Franken pro Person und Monat sind Lunch-Checks von sämtlichen Sozialabgaben befreit. Seit August 2015 wird die neue Lunch-Check Karte schweizweit eingeführt. Das Verpflegungssystem für Mitarbeitende wird ohne zusätzliche Kosten für die Arbeitgeber vereinfacht. Für bestehende Kunden lohnt sich der Wechsel: Sie erhalten die neue Lunch-Check Karte kostenlos und ohne jährliche Gebühr. Die bewährten Lunch-Checks aus Papier sind aber weiterhin gültig und erhältlich.

Besonders während der stark frequentierten Mittags- und Abendzeit geniessen Restaurantgäste maximale Effizienz, denn mit der Lunch-Check Karte können Mitarbeitende sowohl an bestehenden Terminals als auch an Geräten mit Kontaktlos-Funktion zahlen. Die multifunktionale Karte ist zu-

Lunch-Checks sind in rund 6000 Restaurants ein willkommenes Zahlungsmittel. Über so viel kulinarische Vielfalt und abwechslungsreiche Pausen freuen sich bereits über 70 000 Mitarbeitende in der ganzen Schweiz.

WER PROFITIERT VON LUNCHCHECK-PAUSEN?

DAS TEAM UND DER CHEF.

Gegen Ende des Jahres wird auch eine multifunktionale Geschenkkarte lanciert. Die beschenkte Person kann diese in rund 6000 Restaurants nach Wahl einlösen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gutscheinen hat die Geschenkkarte kein Verfallsdatum und kann mit dem gewünschten Betrag aufgeladen werden. Ob Jubiläum oder Geburtstag – die Karte ist ein Geschenk für jeden Geschmack.

Weitere Auskünfte Schweizer Lunch-Check Thomas Recher, Geschäftsführer Tel. +41 44 202 02 08 info@lunch-check.ch lunch-check.ch

SCHWEIZER LUNCH-CHECK DIE LECKERSTE WÄHRUNG DER SCHWEIZ.

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015


10 FRAGEN AN

Die perfekte Prognose MARTIN J. FENGLER Gründer und CEO Meteomatics GmbH Foto: zVg

Warum sind Sie Unternehmer geworden? Seit einigen Jahren bin ich nun in der Wetterwelt tätig und habe so eine bestimmte Vorstellung entwickelt, wie man darin Prozesse verbessern könnte. Und durch die Gründung von Meteomatics kann ich diese Ideen nun umsetzen, wobei mir vor allem die Nähe zum Kunden wichtig ist. Fachlich habe ich mich insbesondere während meiner Pilotenausbildung immer wieder über Fehlprognosen von Nebel und Unwetter geärgert. Mit Meteomatics kann ich durch die Entwicklung eines Drohnensystems die Forschung nun auf diesem Gebiet vorantreiben. Unsere «Meteodrone» erhebt Wettermessungen in der für Gewitter und Nebel kritischen Grundschicht und kann somit Vorhersagen für solche Phänomene grundlegend verbessern. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Wenn nichts unmöglich wäre, würde ich mit einem schlagkräftigem Team und einem unerschöpflichen Ressourcenpool daran arbeiten, die perfekte Wetterprognose zu entwickeln. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Leider ist der Datenzugang – beispielsweise zu Satelliten – und Modelldaten - teilweise mit grossen finanziellen Hürden verbunden. An welches Ereignis an Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Ein besonders aufregender Moment war der erste Flug unseres Drohnensystems auf 1.5 Kilometer Höhe und das anschliessende Betrachten des beim Flug entstandenen Datenprofils. Aber nur ein Ereignis zu benennen ist natürlich schwierig: Man erinnert sich auch immer wieder gerne an Projekte, die nicht nur den Kunden zufrieden gestellt, sondern auch das Unternehmen weiter gebracht haben. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Mein grösster Fehlentscheid war sicher im Jahr 2006, als ich die Bedeutung der aufkommenden App-Welt erheblich unterschätzt habe. Zum Glück ging es nicht nur mir so, denken Sie beispielsweise an Bill Gates... Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Zum Beispiel Larry Page, um ihn davon zu überzeugen, dass man mit der Rechenpower

ZUR PERSON Unternehmen: Meteomatics GmbH Position: Gründer und Geschäftsführer Werdegang: Dr. Martin J. Fengler gründete im Frühjahr 2012 die Meteomatics GmbH. Meteomatics hat sich auf IT-Lösungen im Umgang mit Wetterdaten und -vorhersagen spezialisiert. Zuvor war er als CTO für den privaten Wetterdienstleister Meteomedia AG in Gais AR tätig. Unter seiner Leitung wurde die gesamte IT-Infrastruktur konsolidiert und entstanden eine Reihe von Vorhersagesystemen, die heute noch im Einsatz sind. Ausbildung: Martin Fengler studierte Mathematik und Informatik an der TU Kaiserslautern, an der er mit Auszeichnung doktorierte. Der Fokus seiner Arbeit lag damals bereits auf dem Bereich der numerischen Wettervorhersage. Liebste Hobbies: Fliegen und Segeln

und den Ressourcen von Google die Wettervorhersage noch weiter vorantreiben könnte. Gemeinsam könnten wir die perfekte globale Prognose entwickeln. Das wäre nicht nur fachlich spannend, sondern insbesondere auch wirtschaftlich. Worüber können Sie sich ärgern? Wenn Dinge unnötig komplizierter gemacht werden, als sie eigentlich sind! Wie erholen Sie sich vom Stress? Eine gute Flasche Wein, etwas Leckeres kochen und den Abend mit meiner Familie verbringen.

Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Stabilität, eine hervorragende Infrastruktur und ein flexibler Arbeitsmarkt – eine an und für sich perfekte Ausgangslage für junge Unternehmen. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Startups: Es braucht mehr mutige Investoren, die Lust haben, die Welt aus den Angeln zu heben! Und natürlich ganz konkret, dass das Euro-Franken-Drama ein Ende findet: In unserem Land muss auch in Zukunft Blue-Collar-Arbeit in Hochtechnologie-KMU möglich sein. Nr. 10 2015 | UnternehmerZeitung

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KAPITALMARKT

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IMPRESSUM UNTERNEHMERZEITUNG 21. Jahrgang, Die UnternehmerZeitung erscheint zehnmal jährlich im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, CH-8952 Schlieren, Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch HERAUSGEBER Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch REDAKTION Steffen Klatt, klatt@unternehmerzeitung.ch; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Dominique Lieb, lieb@swissnews.ch; Delia Bachmann, bachmann@swissnews. ch; Silvan Buholzer, buholzer@swissnews.ch; Anouk Arbenz, arbenz@swissnews.ch LAYOUT UND PRODUKTION Bruno Strupler, print@unternehmerzeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Philippe Thalmann, Szilvana Spett, Yvonne von Hunnius, Heinz Krieger, John Dyer, André Anwar, Fredy Gilgen, Alfred Kuhn, Ivana Leiseder, Daniele Tedesco, Semih Sebeli, Meike Stol, Armin Baumann, Raoul Steiger, Stefan Vogler, Christoph Hilber, Stefan Steger, Christoph Lengwiler, Felix Schmutz, Martin Erb, Stefanie Meier-Gubser, Hans-Ulrich Schoch, Markus Weishaupt, Andreas Rupp, Rafael Lötscher ANZEIGENLEITUNG Felix Keller, keller@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 DRUCKUNTERLAGEN www.swissbusinesspress.ch/kundendaten ABONNEMENTS UnternehmerZeitung, Postfach, 8952 Schlieren Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 8.– JAHRES-ABONNEMENT Fr. 64.– Inland; WEMF-beglaubigte Auflage 2015: 27647 Exemplare DRUCK Swissprinters AG Brühlstrasse 5, CH-4800 Zofingen NACHDRUCK Nur mit Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. DIE UNTERNEHMER ZEITUNG IST MEDIENPARTNER VON SVC Swiss VentureClub/SVC Unternehmerpreis, Schweizer Unternehmerverband, sivg Schweiz. Institut für Verwaltungsräte, SVSM Schweiz. Vereinigung für Standort-Management, SwissCleantech.ch, UnternehmerForum Schweiz, Schweizer KMU-Tag, KMUSwissEvent, Switzerland Global Enterprise, EnAW Energie-Agentur der Wirtschaft, ICT Berufsbildung Schweiz, Suisse EMEX, Award Corporate Communications®, Fachhochschulen Nordwestschweiz FHNW IM VERLAG SWISS BUSINESSPRESS SA ERSCHEINEN AUSSERDEM SWISS-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin sowie ZÜRCHER KMU, das Zürcher Unternehmer-Magazin.

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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015


companymarket.ch Marktumfeld, in welchem sich das Unternehmen bewegt, ist in aller Munde. Nach Jahren des Aufbaus und der Entwicklung steht das Unternehmen vor dem grossen Durchbruch. Gesucht sind erfahrene Investoren, welche sich in der spezifischen Branche auskennen und über die notwendigen Ressourcen verfügen. TÜR- UND TORBAUFIRMA SUCHT NACHFOLGE (3560) Firma mit langjähriger und treuer Kundschaft zu verkaufen. Die Firma zeichnet sich durch den Standort und die Markenunabhängigkeit in der Region aus. Durch Direkteinkauf in benachbarten Ländern ist eine solide Basis gesichert. Der Geschäftsführer steht dem Käufer auf Wunsch auch nach der Übernahme beratend zur Seite. So kann das Knowhow und der Kundenstamm optimal auf den neuen Eigner übertragen werden. Investitionssumme: 60 000 Franken. Jetzt online Kurzexposée anfordern: KR17085 FIRMA MIT EINZIGARTIGEM PRODUKT ZU VERKAUFEN (3512) Der Inhaber liess sich eine geniale Erfindung patentieren und entwickelte das Produkt

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bis zur Marktreife. Es ist einzigartig auf dem Markt und hat bereits 200 Referenzkunden. Der Inhaber möchte sich nun auf seine neuen Ideen fokussieren und die Firma mit dem Patent verkaufen. Der Geschäftsführer steht dem Käufer auf Wunsch auch nach der Übernahme beratend zur Seite. Investitionssumme: 250 000 – 270 000 Franken. Jetzt online Kurzexposée anfordern: RP06075 MÖBELGESCHÄFT MIT GROSSEM KUNDENSTAMM (3554) Das Geschäft behauptet sich bereits seit 1999 und weist eine solide Firmengeschichte auf. Das Möbelhaus überzeugt durch einen äusserst attraktiven Standort im Raum Lenzburg sowie einem Nischensortiment mit breiter Auswahl und dazugehörigen Dienstleistungen. Die gute Lage mit renommierter Nachbarschaft bietet dem Betrieb attraktive Möglichkeiten, Kunden zu gewinnen und vom langjährigen positiven Ruf zu profitieren. Beste internationale Lieferantenkontakte sind vorhanden. Das Ladenlokal mit grosser Verkaufsfläche umfasst rund 930 m2. Im Erdgeschoss befinden sich die Verkaufsflächen, weitere Flächen dienen

sowohl als Lager wie auch als Werkstatt. Das Unternehmen weist konstante Umsätze zwischen 2 – 3 Millionen Franken aus. Grosses Zusatzpotenzial besteht im Ausbau des Versandhandels, dem zielgerichteten Networking und in verstärkten Marketingmassnahmen. Zurzeit sind fünf Mitarbeiter beschäftigt, die durch eine hohe Verkaufs- und Servicequalität eine zufriedene und langjährige Kundschaft sicherstellen. Im Rahmen einer familiär-bedingten Nachfolgeregelung wird ein motivierter Käufer gesucht, der ein solides Firmenfundament vorfindet und viele Ausbaupotentiale ausschöpfen kann, oder seine Verkaufsstandorte innerhalb oder vom Ausland in die Schweiz erweitern möchte. Der Verkaufspreis ist äusserst attraktiv und fair. ELEKTRONISCHE ANLAGENBAU AG (3494) – Eigenkapital und Ertragswert fast identisch – Zwei eigene Produkte mit Patenten – Sehr guter Dienstleistungsund Produktemix – Die Unternehmung ist sehr gut eingerichtet und es stehen keine Investitionen an – Der Betrieb ist eingemietet

und hat ca. 1000 m2 Gesamtfläche – Gute Wachstums-Chancen: Die Unternehmung hat einen hervorragenden Ruf ZAHNARZTPRAXIS RAUM SCHWYZ / ZÜRICH / ZUG (3572) Für unseren Mandanten (Zahnarzt, 32jährig) suchen wir ab sofort eine schöne Zahnarztpraxis in den Kantonen Schwyz, Zug oder Zürich (Regionen um den Zürichsee). Eigenkapital ist vorhanden. Die Zahnarztpraxis sollte über folgende Infrastruktur verfügen: – Drei komplett ausgestattete Behandlungszimmer (Kompressor, Absaugung, Sterilisator, Panoramaröntgen, Kleinbildröntgen etc.) – Zentrale Lage – Praxis wirtschaftlich sehr erfolgreich

GESUCHE GESCHÄFTSFRAU SUCHT GESCHÄFTSPARTNER/IN (3574) Für ein Geschäft mit Produkten von regionalen Landwirtschaftsbetrieben mitten in der Stadt St. Gallen suche ich eine/n GeschäftspartnerIn. Das Konzept sieht vor, dass sowohl

hochwertige Esswaren wie auch take-away Köstlichkeiten verkauft werden. Ich freue mich, wenn ich diese Herausforderung zusammen mit Ihnen anpacken kann, um die Vorzüge eines Hofladens in die Stadt zu bringen. HAUSTECHNIK (3557) Wir sind ein gut etabliertes Unternehmen im Bereich der Gebäudetechnik (Sanitär, Heizung, Lüftung, Isolation) und beliefern den Grosshandel mit Verbrauchsmaterial und verwandten Produkten. Im Zuge unserer Expansion suchen wir eine Firma, welche idealerweise auch im Haustechnikbereich Produkte vertreibt. Wir können uns aber auch vorstellen, dass eine grössere Firma sich von einem Teil trennen möchte, der im selben Bereich wie wir tätig ist. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme. TEXTIL / MODE (2509) Für eine Klientin mit langjähriger Erfahrumg im Textil- / Modebereich suchen wir Kauf oder Beteiligung an einem kleineren Handels- oder Produktionsunternehmen mit bestehendem Distributionskanal und Möglichkeit zur Realisation einer eigenen Modelinie. Kein Detailhandel.

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Im Auftrag einer nicht genannt sein wollenden suprapersonalen Körperschaft in einem alpenländischen Kleinstaat suchen wir eine moralisch neutrale, konfessions- und geschlechtslose

Datenschutzbeauftragte Spätestens seit den Enthüllungen über Details aus dem Sexualleben von Priestern und dem Scheitern von internen Informatikprojekten in einer staatlichen Verwaltung ist jedem vernünftigen Menschen klar: Es muss etwas geschehen. Den aus Hackern, Anschwärzern, Journalisten und anderen Terroristen bestehenden Banden ist unverzüglich das Handwerk zu legen. Die wichtigsten Projekte in Ihrer neuen Funktion sind: – In mehreren Ämtern sind vertrauliche Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen an die Öffentlichkeit gelangt. Die Datenlecks sind zu stoppen, bevor weitere Schadenersatzforderungen gestellt werden. Es darf nicht sein, dass ein renommiertes Hotel in einem Ferienparadies wegen eines läppischen Salmonellenfalls und einiger ohnehin betagter Todesopfer durch Indiskretionen an den Rand des Ruins getrieben werden. – Eine weitere «Baustelle» sind die auf dem Internet publizierten Details aus dem «Subventionsbericht 2012». Dass die staatliche Verwaltung jährlich 36 000 000 000 Franken verteilt, genügt ein paar Schmierfinken bereits, um willkürlich einzelne Empfängergruppen öffentlich zu diffamieren. Der Persönlichkeitsschutz aller Beteiligten geniesst bei Ihrer Auftraggeberin höchste Priorität. – Eine unheilige Allianz zwischen gewissen Elternkreisen und ein paar pensionierten Möchtegernstaatsanwälten hat sich zum Ziel gesetzt, strauchelnde Lehrkräfte zu Fall zu bringen. Anstatt einem wegen einer schlimmen Kindheit pädophil gewordenen Schulmeister nach einer Versetzung eine neue Chance zu geben, verunsichern sie ganze Schulgemeinden mit Horrorgeschichten über ein zugezogenes Monster. Auch hier: Stoppen, Löcher stopfen, Fehlbare zur Rechenschaft ziehen. Wenn Sie über eine forensische oder nachrichtendienstlich ausgerichtete Grundausbildung verfügen, sollten Sie nicht zögern. Es erwartet Sie eine herausfordernde Tätigkeit mit grosser Verantwortung und entsprechender Honorierung, die selbstverständlich der Vertraulichkeit unterliegt. Zum weiteren Vorgehen: Leider häufen sich derzeit Hinweise auf ein Leck in unserem eigenen Büro. Senden Sie also bitte keine schriftliche Bewerbung – weder elektronisch noch auf dem Postweg. Beschaffen Sie sich eine Prepaid Card für den Versand von sicheren SMS sowie ein paar Gummistiefel für ein persönliches Treffen an einem geeigneten Ort. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu lesen unter 076 760 99 99.

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