Nr. 1/2, Februar 2012 18. Jahrgang, SFr. 6.– www.unternehmerzeitung.ch
Weg aus der Krise Thomas Cottier, Europarechtler aus Bern, prognostiziert eine grÜssere Kluft zwischen der Schweiz und der EU, wenn die Schweiz nicht von ihrem bisherigen SouveränitätsSeite 16 verständnis abrßckt.
Innovation statt Bier Freiburg: Die Planungen zur Umgestaltung des ehemaligen Cardinal-Geländes in Freiburg sind angelaufen und stehen ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Neben einem Innovationspark sind auch weitere Öko-Quartiere geplant. Seite 26
EUROPA WIRTSCHAFT UND POLITIK
Neue Serie ßber unterschätzte Exportmärkte: Skandinavien Seite 20 GELD OTC-BÜrse: Erfolgreich ins Jahr 2012 gestartet Seite 30 KOMMUNIKATION Effiziente Unternehmensorganisation Seite 36 RECHT Wann ist Telefonwerbung erlaubt? Seite 48 10 FRAGEN AN
Einen neuen Weg finden, das ist das Ziel des EU-Parlaments und der Schweiz.
Fotos: European Union 2010 PE-EP (oben) / zVg
Kommt nun der EWR? Oliver Steil, CEO Sunrise Communications AG Seite 59 ZĂœRCHER UNTERNEHMER 130 Jahre Franz Carl Weber Seite 51
2012 wird ein entscheidendes Jahr fßr die Schweiz. Wie soll zukßnftig das Verhältnis zur EU geregelt sein? Ist der EWR etwa doch eine Option? Derzeit arbeitet eine
gemeinsame Arbeitsgruppe der Schweiz und der EU-Kommission an einer Neuregelung der bilateralen Verträge. Nur wird die EU da mitmachen? Seite 10 Anzeige
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EDITORIAL l UZ
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Zukunft Europa Norwegen macht es vor. Der andere grosse EU-Aussenseiter in Westeuropa hat während vielen Jahren eine echte Europa-Diskussion vermieden. Ähnlich wie in der Schweiz hatten die Politiker Angst, dieses heisse Eisen anzufassen. Doch nun hat im skandinavischen Königreich die Debatte begonnen. Am 17. Januar hat eine offizielle Kommission der Regierung einen Bericht über den Zustand des Europäischen Wirtschaftsraumes aus norwegischer Sicht vorgelegt. Die Schlussfolgerungen freilich sind ernüchternd: Der EWR schränkt die demokratische Mitbestimmung der Norwegerinnen und Norweger zunehmend ein. Die EWR-Länder – ausser Norwegen auch Island und Liechtenstein – müssen das EU-Recht automatisch übernehmen. Sie können in Brüssel zwar mitreden, haben aber auf den eigen tlichen Entscheidungsprozess in Folge der Aufwertung des EU-Parlaments und der Erweiterung der EU immer weniger Einfluss.
5 NEWS 6 Impressum
WIRTSCHAFT UND POLITIK 9 10 14 16
Persönlich Europa: Das Ende des bilateralen Wegs Europa: Analyse der Möglichkeiten Interview mit Prof. Dr. Thomas Cottier, Europarechtler 19 Rudolf Strahm: Brief an Gerold Bührer 20 Exportserie Teil 1: Skandinavien 22 Weltmacht China
24 Andreas Schläpfer über das energienetz GSG 25 Erfolgsstorys 26 Interview mit Beat Vonlanthen, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Freiburg, zum Öko-Park
28 Cleantech News
GELD 30 OTC-Börse: Drei erfolgreiche Unternehmen im
Es ist nun an den Norwegern zu entscheiden, ob sie entweder dieses Demokratiedefizit im Namen des Zugangs zum EU-Binnenmarkt akzeptieren oder den EWR verlassen und sich auf ein blosses Freihandelsabkommen zurückziehen oder schliesslich drittens der EU beitreten. Immerhin stellt si ch Norwegen der Debatte. So weit ist die Schweiz noch nicht. Aber der Wechsel von Micheline Calmy-Rey zu Didier Burkhalter und die Stärkung der Mitte im Parlament bietet immerhin die Chance, auch in der Schweiz wieder eine ernsthafte Diskussion über Europa zu beginnen. Nur muss die Schweiz aufpassen, dass der Zug nicht ohne sie abfährt. Immer wieder wird hier zaghaft ein neuer Anlauf zu einem EWR-Bei tritt ins Spiel gebracht. Ein Zusammengehen mit Norwegen könnte der Schweiz vielleicht genug Gewicht geben, um der EU nicht nur Mitsprache, sondern auch Mitbestimmung abzuringen. Falls die Schweiz zu lange zögert, könnte der EWR bereits der Vergangenheit angehören, wenn sie ihm beitreten will. Wer also weiterhin die Europadiskussion unter dem Deckel hält, tut unserem Land keinen Gefallen.
Porträt 32 Gabriele Burn über KMU gerechte Anlagen und die Klimastiftung
K O M M U N I K AT I O N 36 Effiziente Unternehmensorganisation 38 Interview mit Manuel Grenacher, CEO coresystems
WEITERBILDUNG 40 Informatikerin? – Ja, natürlich!
MANAGEMENT 41 Integration von Handicapierten durch Nationale Suisse 44 Innovation von neuen Produkten mit der Atizo AG
MARKETING 47 Marke des Monats: tibits
RECHT 48 Wann ist Telefonwerbung erlaubt?
ZÜRCHER UNTERNEHMER 51 130 Jahre Franz Carl Weber 53 Öko-Kompass der Stadt Zürich setzt Projekt um
BÜCHER 58 Tipps für alle Wintersportfreunde
10 FRAGEN AN 59 Oliver Steil, CEO Sunrise Communications AG
DAS LETZTE
Remo Kuhn, Herausgeber
62 Von Ruedi Stricker
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NEWS l UZ
IN KÜRZE 22. internat. Europa Forum Luzern Am 23. und 24.04.2012 diskutieren Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft das Thema Zuwanderung und ihre gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Mehr Infos unter: www.europa-forumluzern.ch. Zurich-Klimapreis Zurich weitet ihr Engagement aus: Nach der erfolgreichen Vergabe der regionalen Zurich-Klimapreise 2011 – in fünf Regionen wurden über 170 Projekte eingereicht – lanciert der Versicherer den Zurich-Klimapreis Schweiz & Liechtenstein. Die Ausschreibung erfolgt in drei Kategorien, die Preissumme ist auf insgesamt 150’000 Franken festgesetzt. Gekürt werden die Gewinner von einer unabhängigen Jury. Mit der Auszeichnung sollen nachhaltige Projekte mit Breitenwirkung gefördert werden, die einen aktiven Beitrag zur Sensibilisierung für den Klimaschutz leisten. Mehr Infos unter: www.zurich.ch. Firmenkonkurse und Gründungen 2011 2011 wurden in der Schweiz 6536 Konkursverfahren über Firmen eröffnet. 4379 dieser Konkurse kamen durch Insolvenz zustande. Dies ist eine Zunahme um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Genferseeregion sanken die Insolvenzen gegenüber dem Vorjahr, während sie in allen anderen Schweizer Grossregionen anstiegen: am stärksten in Zürich und im Tessin. Die Neueintragungen von Firmen ins Handelsregister stiegen gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf insgesamt 39665 Firmen. Dieser absolute Rekordwert wurde bisher noch nie erreicht. In relativen Zahlen gab es den grössten Zuwachs an Neugründungen in der Genferseeregion und im Tessin. Der Nettobestand an eingetragenen Unternehmen wuchs um 11620 Firmen (Quelle: D&B).
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SCHWEIZERISCHER GEWERBEVERBAND SGV
KMU für Personenfreizügigkeit Die im November 2011 im Auftrag des sgv durchgeführte, repräsentative Umfrage unter Führungskräften von KMU und Gewerbebetrieben in der deutschen Schweiz wurde anlässlich der 63. Gewerblichen Winterkonferenz in Klosters vorgestellt. Sie kommt zum Schluss, dass sich die Personenfreizügigkeit bewährt. 62 Prozent der befragten KMUGeschäftsleitungsmitglieder sehen in der Personenfreizügigkeit eine Chance, während nur ein Fünftel skeptisch ist. Die Bewertung der Bilateralen Verträge als Ganzes ist noch positiver: Für rund drei Viertel überwiegen die Vorteile, nur 13 Prozent sehen darin ein Risiko. Eine Mehrheit von 71 Prozent ist der Meinung, dass die Abkommen zur Perso-
nenfreizügigkeit nicht gekündigt werden sollen. 63 Prozent wünschen sich ausdrücklich, dass die Schweiz nicht mehr zum alten System mit den Personenkontingenten zurückkehrt, was nach Meinung des sgv auf den daraus resultierenden, von den KMU nicht erwünschten, hohen Bürokratieaufwand zurückzuführen ist. Nicht sonderlich populär ist in der Chefetage der Deutschschweizer KMU die eidgenössische Initiative «Masseneinwanderung stoppen». Das Volksbegehren der SVP strebt eine Wiedereinführung von Personenkontingenten sowie den Vorrang der Schweizer bei der Arbeitssuche an. Dies müsste zu Neuverhandlungen des Personenabkommens mit der EU führen.
Viele Deutschschweizer KMU sprechen sich gegen die SVP-Initiative aus. Foto: Keystone
BÜCHER ABSTIMMUNG
ECONOMIESUISSE
«JA zum Buch!»
Tiefes Wachstum
In sämtlichen Nachbarländern der Schweiz gilt die Buchpreisbindung. So spielt es keine Rolle, ob ein Titel im Internet, der Grossbuchhandlung oder im Geschäft um die Ecke gekauft wird. Nur bei uns ist das anders. Das soll sich nach dem Willen der Schweizer Buchhandlungen, vertreten im sbvv Schweizer Buchhändlerund Verleger-Verband, jetzt ändern. Am 11. März 2012 wird über die Buchpreisbindung abgestimmt und die Buchhändler plädieren natürlich für ein «JA zum Buch» und die Wiedereinführung der Buchpreisbindung. Die Preisbindung sorge für eine solide KMU-Buchbranche in der ganzen Schweiz und diene nicht
Mit dem starken Franken, der europäischen Verschuldungskrise und der schwächelnden Weltkonjunktur wirken gleich drei Faktoren bremsend auf die Schweizer Wirtschaft ein. economiesuisse erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Schweiz 2012 nur noch um 0,5 Prozent zulegen wird, während die Arbeitslosenquote auf 3,6 Prozent ansteigen dürfte. Unter Druck stehen insbesondere die Exportbranchen, aber auch deren Zulieferer und der Tourismus. Die Bewältigung der EU-Schuldenkrise stellt auch für die Schweiz eine Herausforderung dar. Der Druck, insbesondere durch den hohen FrankenWechselkurs, führt in vielen Branchen zu einem beschleunigten Transformationsprozess. Die damit verbundenen Massnah-
Schweizer Buchhändler und Verleger fordern eine Buchpreisbindung. . Foto: Bilderbox.de
nur Verlagen, Autoren und dem Buchhandel. Leser profitierten von einem breiten Angebot zu günstigen Preisen über das ganze Sortiment, statt nur für einzelne Buchtitel. Diese Art der Kulturförderung koste den Staat keinen Franken! Der sbvv hat eine Informationskampagne gestartet. Als Gegner der Wiedereinführung outen sich bis jetzt die Jungparteien von SVP und FDP und – wen wundert’s – Ex Libris. Weiteres unter: www.ja-zum-buch.ch.
Die Stagnation in der Eurozone wird sich weiterhin auf die Schweizer Wirtschaft auswirken. Foto: Bilderbox.de
men, beispielsweise der stärkere Vorleistungsbezug aus dem Ausland, die Verlagerung von Arbeitsplätzen oder Einstellungsstopps, haben unmittelbare Auswirkungen auf die wirtschaftliche Dynamik in der Schweiz. Betroffen sind nicht nur die Exportunternehmen, sondern auch inländische Zulieferer, der Detailhandel und in besonderem Mass der Tourismussektor. economiesuisse glaubt, dass die Eurozone 2012 wirtschaftlich mehr oder weniger stagniert und dies politisch schwierig zu lösen ist.
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UZ l NEWS
SWISS SOCIAL ENTREPRENEURS 2011
ment für die nachhaltige Entwicklung in Schwellenund Entwicklungsländern mit Schwab Foundation Lösungen für den in 20 Ländern/Regioglobalen Klimanen die Auszeichwandel. In etwa nung «Social Entrezweihundert Klipreneur of the Year», maschutz-Projekalle zwei Jahre in der ten fördert South Schweiz. Die BewerPole Carbon die ber um die Auszeich- Christoph Sutter (r.) und Renat Heubernung werden ger sind Swiss Social Entrepreneur 2011. Entwicklung erneuerbarer anhand von drei Foto: © Schwab Foundation Energien, den Hauptkriterien beurUmgang mit Abfällen und teilt: Innovation, Nachhalpreneur of the Year» sind Abwasser, die Wiederauftigkeit und direkte soziale Christoph Sutter und forstung zerstörter tropiAuswirkung ihrer Arbeit. Renat Heuberger. Ihr scher Wälder und weitere Die diesjährigen Unternehmen South Pole Ansätze zu einer klimaGewinner der AuszeichCarbon Asset Management freundlichen Zukunft. nung «Swiss Social Entreverbindet lokales Engage-
Sozial, nachhaltig und innovativ Der Swiss Social Entrepreneur 2011 wird in der Schweiz seit 2005 jedes zweite Jahr von der Schwab Stiftung für Social Entrepreneurship in Partnerschaft mit der Boston Consulting Group vergeben. Eine hochkarätige Jury hat aus drei Finalisten Christoph Sutter und Renat Heuberger von South Pole Carbon als Gewinner ermittelt. Nicht den Gewinn maximieren, sondern den sozialen Nutzen: Soziale Unter-
nehmer tragen durch ihr Engagement bedeutend zu der positiven Entwicklung der Beziehung zwischen Gesellschaft und Wirtschaft bei. Sie schlagen eine Brücke zwischen der Wahrnehmung sozialer Herausforderungen einerseits und wirtschaftlicher Tatkraft, Ergebnis- und Effizienzorientierung andererseits. Um die Erfolge und die Bedeutung von Unternehmen im sozialen Bereich in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen, verleiht die
STUDIE «PAYING TAXES 2012»
Standort CH gefordert Das Schweizer Steuersystem zeichnet sich nach wie vor durch seine langfristige Stabilität aus. Diese
manifestiert sich auch in der Studie «Paying Taxes 2012: The Global Picture». Sie zeigt, dass eine ganze
Die Schweiz hat in Sachen Steuern Vorbildfunktion. Foto: Bilderbox.de
Reihe von Kennzahlen für die Schweiz gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben ist. So liegt die Schweiz mit einer unveränderten Gesamtsteuerrate für Unternehmen von 30,1 Prozent weiterhin deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 44,8 Prozent (Vorjahr: 47,8 Prozent). Der resultierende Rang 43 im entsprechenden Ranking bedeutet gegenüber dem Vorjahr allerdings eine Verschlechterung um zwei Plätze. In der Gesamtwertung, welche die Einfachheit des Steuersystems beurteilt, kann die Schweiz ihren 16. Platz halten. Weltweit gehen derweil die Bestrebungen weiter, Steuersysteme zu vereinfachen.
DELOITTE
Gut im Rennen Die an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen brauchen beim Thema Corporate Governance den Vergleich mit ihren europäischen Nachbarn nicht zu scheuen. So sieht der vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte herausgegebene Bericht «Corporate Governance in Switzerland» die Schweiz in mehreren Teilbereichen vor oder zumindest auf gleicher Höhe mit ihren Nachbarn. Schaut man sich beispielsweise die Unabhängigkeit der Verwaltungs-
räte an, die ein Prüfstein für die Professionalität und Objektivität der Geschäftsführung ist, stellt der Bericht fest: 63 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder in der Schweiz gelten als unabhängig, gegenüber 42 Prozent in Europa. Auch bei der Trennung der Funktion des Verwaltungsratspräsidenten von der des CEOs geht die Schweiz mit gutem Beispiel voran. Interessant ist zudem, dass die Mehrheit der Unternehmen in der Schweiz (58 Prozent) von Nichtschweizern geführt wird - Internationalität hat in diesem Zusammenhang bei Schweizer Unternehmen einen höheren Stellenwert als dies in anderen Ländern der Fall ist.
IMPRESSUM UnternehmerZeitung: 6. Jahrgang (18. Jahrgang KMU-Manager), Die UnternehmerZeitung erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Köschenrütistrasse 109, CH-8052 Zürich; Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, info@unternehmerzeitung.ch Herausgeber: Remo Kuhn, kuhn@swissnews.ch Verlagsleitung: Urs Huebscher, huebscher@unternehmerzeitung.ch Redaktion: Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch; Birthe Grautmann, grautmann@unternehmerzeitung.ch; Willy-Andreas Heckmann, heckmann@unternehmerzeitung.ch Layout und Produktion: Manuel Jorquera und Bruno Strupler, print@unternehmerzeitung.ch Mitarbeit an dieser Ausgabe: Peter Abplanalp, Jörg Aebischer, Nathalie Blumer, André Caradonna, Raphael Corneo, Fredy Gilgen, Chasper Kamer, Steffen Klatt, Michael Krampf, Georg Kreis, Martina Marchesi, Mathias Morgenthaler, Birgitte Olsen, Erika Puyal Heusser, Anne-Careen Stoltze, Rudolf Strahm, Ruedi Stricker, Rainer Telesko, Stefan Vogler, Jörg Zeuner Anzeigen: Maureen Malhis, malhis@unternehmerzeitung.ch, Telefon 044 306 47 00 Druckunterlagen: www.swissbusinesspress.ch/kundendaten Abonnements: UnternehmerZeitung, Postfach, 8052 Zürich, abo@unternehmerzeitung.ch, Einzelverkaufspreis: Fr. 6.–, JahresAbonnement Fr. 54.– Inland. WEMF-beglaubigte Auflage 2011: 52 514 Exemplare, Druck: AZ-Print AG, Aarau Nachdruck: Nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © UnternehmerZeitung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA erscheinen ausserdem: SWISS NEWS, The international Magazine of Switzerland, ATTIKA, das Zürcher Magazin, PAULI-CUISINE, das Gastronomie-Fachmagazin, sowie als Supplement zur UnternehmerZeitung: VR-Praxis und BUSINESSCLASS
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UZ l WIRTSCHAFT UND POLITIK
Köpfe und Karrieren
Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi) an: blattner@unternehmerzeitung.ch
Managing Director Brigitte Morel-Curran wird Managing Director Schweiz der Korn/Ferry Leadership & Talent Consulting Practice. Die gebürtige Französin wird im Rahmen des Ausbaus der europäischen L&TCPraxis eine Schlüsselrolle übernehmen und sich auf internationale Unternehmen mit Sitz in der Schweiz fokussieren. Sie gilt aus ausgewiesene Expertin für Executive Assessment und Development auf Stufe TopManagement sowie für die CEO-Nachfolgeplanung. Ein weiterer Schritt im Ausbau Zürichs zum europäischen HQ.
Neuer CEO Die Partnerversammlung von PwC Schweiz hat mit Urs Honegger einen neuen CEO gewählt. Der aktuelle VR-Präsident Hans Wey wird im Juni 2012 pensioniert, Markus Neuhaus übernimmt auf dieses Datum seine Nachfolge. Urs Honegger arbeitet seit 1987 bei PwC und wurde 1995 zum Partner ernannt. Der diplomierte Wirtschaftsprüfer war von 2001 bis 2006 Leiter der Geschäftsstelle Winterthur und führt seit 2006 den Wirtschaftsprüfungsbereich von Handel, Industrie und Dienstleistungen. Er ist zudem Mitglied des Führungsgremiums für den Bereich Wirtschaftsprüfung.
Senior Financial Consultant Daniel Zuberbühler, vormals Vizepräsident der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht, wechselt als Senior Financial Consultant zu KPMG Schweiz. Er wird im Geschäftsbereich Financial Services massgeblich mithelfen, Kunden bei komplexen regulatorischen Fragestellungen zu unterstützen. Financial Services umfasst die Prüfung und Beratung von Banken, Versicherungen, Kapitalanlage- und Fondsgesellschaften sowie von übrigen Finanzintermediären. Dabei stellen die schweizerischen wie internationalen regulatorischen Entwicklungen eine besondere Herausforderung dar
Neuer Partner 1 Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte ernennt Franco Monti zum Partner. Er weist mehr als 15 Jahre Beratungserfahrung bei verschiedenen grossen europäischen Unternehmen auf und war zuletzt in einem solchen für die Strategieberatung sowie die Branchen Technologie, Telekommunikation, Infocomm und Medien verantwortlich. Franco Monti verfügt über einen Master in Betriebswirtschaft der Universität St. Gallen und einen Master in Informations- und Computertechnologie der ETH Zürich. Zu seinen Spezialgebieten gehören Telekommunkation, Energie und ÖV.
Managing Director Badenoch & Clarc, führendes Personalberatungsunternehmen im Bereich Finance, ernennt Ken Lewin zum Managing Director der Schweiz. Der Politikwissenschaftler und Ökonom verfügt über langjährige Erfahrung im Schweizer Personalberatungsmarkt. Bis vor kurzem leitete er die Bereiche Finance & Accounting, HR, Interim Management sowie Healthcare & Life Sciences bei Michael Page Schweiz in Zürich. Die erste Filiale von Badenoch & Clark befindet sich an der Zürcher Bahnhofstrasse Nr. 108, weitere Schweizer Standorte sind bereits in Planung.
Neuer Partner 2 Auch Markus Koch verstärkt den Bereich Consulting bei Deloitte als Partner. Er hat mehr als 17 Jahre Erfahrung in internationalen Unternehmen gesammelt, im In- wie im Ausland. Zuvor war er zehn Jahre bei einem internationalen Beratungsunternehmen tätig, wo er den Bereich Strategy & Operations mit aufgebaut hat. Gleichzeitig war er in leitenden Funktion für Business Restructuring Services und Supply Chain Management zuständig. Er verfügt über einen MBA der Tuck School of Business at Darthmouth College (USA).
Neuer Geschäftsführer Der Wirtschaftsverband für die digitale Schweiz, SWICO, hat Jean-Marc Hensch zum neuen Geschäftsführer gewählt. Er löst im Mai Paul Brändli ab, der den Verband seit 2007 führt. Hensch hat sein juristisches Studium an der Universität Zürich mit dem Lizenziat abgeschlossen und ist eidgenössisch diplomierter PRBerater. Seit 2003 amtet er als Direktor des Verbandes der Schweizerischen Gasindustrie und ist Verwaltungsrat des ErdgasImporteurs Swissgas sowie Vorstandsmitglied der Energieagentur der Wirtschaft EnAV.
Neuer VR-Präsident Stabübergabe bei Senevita, einer führenden Anbieterin für Betreutes Wohnen und Pflege im Alter. Peter Fischer, CEO der Visana-Gruppe ist neuer Verwaltungsratspräsident. Dem Verwaltungsrat gehören Dr. Remo Schneider und Fritz Schmutz weiterhin an. Die Senevita Residenzen und Alterszentren bieten individuelle betreute Wohnangebote in gepflegtem Ambiente, zugeschnitten auf die jeweiligen Bedürfnisse der Bewohner. Insgesamt bestehen 13 Betriebe. Weitere Projekte sind geplant oder bereits im Bau.
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WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ
Wunsch und Prognose VON GEORG KREIS
GEORG KREIS
Der Autor ist Historiker an der Universität Basel und Leiter des Europainstituts. georg.kreis@unibas.ch
Wünsche und Prognosen werden vor allem zum Jahreswechsel ausgetauscht beziehungsweise produziert. Dabei ist mittlerweile klar, dass Zukunftserwartungen in erheblichem Ausmass von wishful thinking beeinflusst sind. Das Wunschdenken zielt in der Regel in positive Richtung, zuweilen aber auch mit den Befürchtungen ins Negative. Es würde einer gewissen schweizerischen Tradition entsprechen, wenn man hoffte, dass das Euro-System zusammenbrechen würde, wie einige schon 1950 wünschten, dass der erste Zusammenschluss der EG-Sechs schon nicht funktionieren werde. Jetzt kann man allerdings vermehrt doch hören, dass der
Schweiz überhaupt nicht gedient sei oder wäre, wenn sich die Finanzkrise (die eigentlich keine EuroKrise, sondern eine Krise infolge fahrlässigen Umgangs mit Krediten ist) verschlimmern würde. Die Schweiz und «Resteuropa» sitzen im gleichen Schicksalsboot. Wir haben - Souveränität hin oder her - längst die Euro-Anbindung. Wenn es nicht eine Überschätzung des schweizerischen Potenzials wäre, hätte man bis vor kurzem auch von Hilde Merkozy sprechen können. Da gilt in hohem Mass die einfache wirtschaftliche Einsicht, dass es dem anderen gut gehen muss, wenn es einem selbst gut gehen soll. Das gilt bekanntlich auch für das
Verhältnis EU-USA. Die Schicksalsfrage besteht darin, wie die Gemeinschaft im begonnen Jahr in der sich abzeichnenden Fiskalunion vorankommt. Wird man sicherstellen können, dass die Grossen und Starken ihrer Grösse und Stärke ausspielen können, oder werden die Kleinen und Schwachen das Spiel diktieren können? Und wie werden die privaten Finanzmärkte die öffentlichen Hände disziplinieren und umgekehrt diese dem Privatsektor die nötigen Zügel anlegen? Dafür müssen nicht schöne Ideale bemüht werden, da genügt, wenn es sie denn gibt, die Vernunft, das Realitätsgespür, das den Sinn dafür stärkt, dass man eben im gleichen Boot sitzt und sich nicht von der trügerischen Hoffnung leiten lassen sollte, dass man am Schluss des Spiels (den es
sowieso nicht gibt) am meisten in die hohle Hand ausgeschüttet bekommt – wie bei einem der Spielautomaten, die man einarmige Banditen nennt. Was wird sich durchsetzen? Ein Kalauer besagt, dass Prognosen dann vor allem schwierig seien, wenn sie die Zukunft betreffen. Dies ist auch hier so. Der Wunsch ist allerdings klar: Es möge gelingen. PS: Diejenigen, die aus dem schweizerischen Hochland gerne auf die EU herabschauen, seien darauf aufmerksam gemacht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bezüglich ihres Direktoriums schon immer die Regeln hatte, die man jetzt in Helvetien in Form einer Krisenübung für die Schweizerische Nationalbank erarbeiten muss.
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D E R B I L AT E R A L E W E G I S T A M E N D E .
Vorhang auf für Europa Abseits der medialen Aufmerksamkeit arbeiten die Schweiz und die EU-Kommission an einer Neuregelung der bilateralen Beziehungen. Der Streit über die Unternehmensbesteuerung und die grossen Erfolge der Freizügigkeit werden dafür sorgen, dass die Europapolitik wieder ins Zentrum der Politik rückt.
WIRTSCHAFT UND POLITIK l UZ
TEXT STEFFEN KLATT
Es ist eines der Lieblingsworte Brüsseler Beamter: «It takes two to Tango» – Es braucht zwei, um Tango zu tanzen. Der bisherige Tangopartner der Schweiz aber will nicht mehr tanzen. Die Europäische Union will den bilateralen Weg mit der Schweiz in der bisherigen Form nicht mehr fortsetzen. Das hat sie bereits am 14. Dezember 2010 klar gesagt. Die Vertreter der 27 Mitgliedsstaaten erklärten damals, «dass das derzeitige System der bilateralen Abkommen zwar in der Vergangenheit gut funktioniert hat, in den kommenden Jahren die wesentliche Herausforderung aber darin bestehen wird, über dieses System, das komplex und schwer zu handhaben ist und eindeutig an seine Grenzen stösst, hinauszugehen». Ausweg aus dem EWR-Nein Der bilaterale Weg war der politische Ausweg aus dem EWRNein vom 7. Dezember 1992. Die beiden Pakete von 1999 und 2004 haben der Schweiz ermöglicht, am EU-Binnenmarkt teilzunehmen und damit einen gleichwertigen Ersatz für den EWR geschaffen. Es fehlt im Wesentlichen nur die Dienstleistungsfreiheit, ein zentrales Element des EU-Binnenmarkts. Doch gerade der Erfolg der Bilateralen führt sie an ihre Grenzen. So fehlen Regeln für die Weiterentwicklung. Das EWR-Abkommen, einst massgeblich von der Schweiz ausgehandelt, hat solche Regeln aufgestellt. So können sich Beamte aus den EWR-Staaten an den Vorbereitungsarbeiten für neues EU-Recht beteiligen. Dafür gilt neues EUBinnenmarktrecht auch in den EWR-Staaten. Auch die Rechtssicherheit ist im EWR grösser: Unternehmen aus EWR-Ländern, die sich in der EU ungerecht behandelt fühlen, können vor den EU-Gerichten klagen. Umgekehrt können sich EU-Unternehmen, die sich in EWR-Ländern ungerecht behandelt fühlen, an den Efta-Gerichtshof wenden. Schweizer Unternehmen müssten sich an Bern wenden, wenn sie Probleme in einem EU-Staat haben – mit wenig Aussicht auf Erfolg.
Ohne Stromimporte aus der EU wäre die Versorgungssicherheit der Schweiz gerade nach dem vollständigen Atomausstieg schwer zu garantieren. Foto: Alpiq
Arbeitsgruppe trifft sich zu «technischen» Gesprächen Brüssel wie Bern sehen das Problem. Seit Monaten laufen «technische» Gespräche. Eine Arbeitsgruppe der EU-Kommission und der Schweiz sucht nach Möglichkeiten, die bilateralen Beziehungen auf eine neue Grundlage zu stellen. Um sie von der medialen und politischen Aufmerksamkeit abzuschirmen, werden nicht einmal ihre Treffen bekanntgegeben. Nur die Themen sind bekannt: Zum einen sollen Prozeduren gefunden werden, wie die Abkommen jeweils rasch an neues EU-Recht angepasst werden sollen. Zum andern soll sichergestellt werden, dass beide Seiten die Abkommen gleich auslegen. Zum dritten geht es um die einheitliche Überwachung der Anwendung und viertens um einen effizienten Mechanismus für Streitigkeiten. Souveränität contra Integration Beide Seiten liegen weit auseinander. Die Schweiz will am Binnenmarkt teilhaben, aber ihre Souveränität nicht aufgeben. Sie will am Ende selbst entscheiden, ob sie eine bestimmte Neuregelung übernimmt oder nicht. Dazu zwingt sie allein schon die direkte Demokratie. Eine automatische Übernahme künftigen Rechts kommt daher nicht in Frage, die Unterwerfung unter ein fremdes Gericht – den EUGerichtshof – ebenso wenig. Der Völkerrechtler Daniel Thürer hat deshalb im Streit um die Auslegung und der Überwachung in einem Gutachten für den Bundesrat weitere Varianten vorgeschlagen. Laut dem Gutachten, das von der
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«Weltwoche» veröffentlicht wurde, könnten entweder die EWR-Organe diese Aufgabe übernehmen; sie würden entsprechend um Schweizer Vertreter erweitert. Oder die Schweiz würde eigene ähnliche Organe bilden. Das eine würde die Bilateralen noch mehr zu einem schlechten EWRErsatz machen. Das andere würde die EU kaum akzeptieren. Die EU will vor allem die Einheitlichkeit ihres Binnenmarkts sicherstellen. Wer an ihm teilhat, muss sich seinen Regeln unterwerfen, ob er gross ist oder klein, ob EU-Mitglied oder nicht. Wer das nicht tut, muss sich vor dem EUGerichtshof verantworten. Brüssel fürchtet nach den ersten Erfahrungen mit dem bilateralen Weg, dass ihr Binnenmarkt in zwei Teile fällt: in den ihren und in den Schweizer Teil, in dem andere Regeln gelten. Strommärkte driften auseinander Solange die institutionellen Fragen nicht beantwortet sind, wird es keine weiteren Abkommen über eine Anbindung an den EU-Binnenmarkt geben. Das betrifft unter anderem die Verhandlungen zum Strommarkt. Der Stromhandel ist ursprünglich durch das Freihandelsabkommen von 1972 abgedeckt gewesen. Mit ihrer Stromproduktion zu Spitzenzeiten erwirtschaftet die Schweizer Stromwirtschaft jährliche Handelsüberschüsse von einer Milliarde Franken. Die Weiterentwicklung der Strommarktregeln auf beiden Seiten, darunter die unterschiedliche Liberalisierung, erschwert den Stromhandel aber zunehmend. Sichtbar wird das, wenn die Vereinbarungen über den Bezug von französischem Atomstrom in den nächsten Jahren schrittweise auslaufen. Dieser Atomstrom wird bevorzugt in die Schweiz geleitet. Das ist nicht mehr EU-konform. «Gemäss EU-Recht darf die Schweiz in Zukunft nicht mehr bevorzugt behandelt werden», sagt Dorothea Tiefenauer, Kommunikationschefin des Verbandes der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen. Wenn heute etwa die Industriellen Werke Basel in spanische Sonnenstromkraftwerke investieren, ist nicht gesichert, dass der Strom in der Schweiz ankommt. Die Situation verschärft sich durch den Atomausstieg und den verstärkten Einstieg in erneuerbare Energien noch. «Ohne Stromimporte wäre es schwierig die Versorgungssicherheit zu garantieren», sagt Dorothea Tiefenauer. «Wir hoffen, dass es noch eine Einigung gibt.» Blockade gibt Bauern Zeit Bei den zweiten betroffenen Verhandlungen, denen zum Agrarfreihandel, ist die betroffene Branche dagegen froh um die Blockade. Der Bundesrat strebt die völlige Öffnung des Agrar- und Lebensmittelmarktes an. Der Schweizerische Bauernverband (SBV) lehnt das ab. Eine völlige Öffnung würde die Einnahmen der Bauern aus dem Verbrauch ihrer Produkte um 40 Prozent verringern, und nicht nur um 25 Prozent, wie der Bund annehme, sagt Francis Egger, Leiter Internationales beim SBV. «Wir sind ziemlich zufrieden, weil die Verhandlungen mit der EU blockiert sind.» Von der Öffnung des EU-Marktes mit seinen 500 Millionen Konsumenten erwartet sich Egger nicht viel. «Diese Konsumenten haben nicht auf uns gewartet.» Das zeige der freie Handel beim Käse, seit 2005 in Kraft: Der Export sei zwar gestiegen, die Importe aber auch. Die Blockade in den EUVerhandlungen wie auch in der Doha-Runde der Welthandelsorganisation zur weiteren Liberalisierung des Welthandels gebe der Landwirtschaft nun fünf bis sieben Jahre Zeit zur Anpassung. Verhandlungen zu Galileo & Co kommen voran Nicht betroffen von der Blockade sind diejenigen Verhandlungen, bei denen es um eine blosse Kooperation zwischen
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Den Bauern kommen die zähen EU-Verhandlungen gelegen. Sie streben keine völlige Öffnung des Agrar- und Lebensmittelmarktes an, der Käseexport sei ein Beispiel dafür, dass die EU nicht auf Schweizer Produkte wartet. Foto: swiss image/Christof Sonderegger
der EU und der Schweiz geht. Da geht es zum einen an die Anbindung der Schweiz an den EU-Emissionshandel ab 2013. Die EU hat seit 2005 einen Markt für CO2-Zertifikate aufgebaut. Grosse Unternehmen brauchen solche Zertifikate, um CO2 ausstossen zu können, also um das Recht auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zu haben. Der Markt soll so für Disziplin beim CO2-Ausstoss sorgen. Die Schweiz steht aussenvor, obwohl sich hier zahlreiche Dienstleister für den Klimamarkt entwickelt haben. Die EU wiederum hat ein grosses Interesse an der Beteiligung der Schweiz an Galileo: Das satellitengestützte Navigationssystem soll die europäische Variante des amerikanischen GPS werden. Die direkte Beteiligung der Schweiz am Betrieb wäre willkommen. Schon am Aufbau war sie indirekt über die Europäische Raumfahrtbehörde ESA beteiligt. Verhandelt wird auch über eine Zusammenarbeit der Wettbewerbsbehörden, um das Wettbewerbsrecht beider Seiten effizienter umzusetzen. Dabei geht es vor allem um die Zusammenarbeit bei der Beseitigung grenzüberschreitender Wettbewerbsbeschränkungen durch Kartelle. EU will Wettbewerb um Unternehmen einschränken Auf die politische Tagesordnung könnten bald aber ganz
andere Fragen drängen. So gibt die EU plötzlich wieder Gas bei der Unternehmensbesteuerung. 2007 hatte die EU-Kommission das Thema der unterschiedlichen Besteuerung von reinen Holdinggesellschaften und anderen Unternehmen aufgegriffen. Unternehmen, deren Hauptzweck in der Verwaltung von Beteiligungen besteht und die in der Schweiz keine Geschäftstätigkeit betreiben, entrichten auf ihren Reingewinn keine Steuern. Die EU-Kommission sah darin einen Verstoss gegen das Freihandelsabkommen. Die Schweiz bestritt das, handelte aber einen Kompromiss aus. Dieser Kompromiss scheiterte 2009 am Veto Italiens. Nun verlangt Brüssel, dass sich die Schweiz am Code of Conduct zur Unternehmensbesteuerung beteiligt. Dieser Verhaltenskodex schränkt den Wettbewerb zwischen EUStaaten um Unternehmensansiedlungen ein. Mit ihm wurden zahlreiche Einzelmassnahmen in praktisch allen Mitgliedsstaaten abgeschafft. Aus deren Sicht ist es naheliegend, dass auch der Konkurrent Schweiz sich dem Verhaltenskodex unterwirft. Doch für die Schweiz würde das heissen, ihre gesamte Politik zur Unternehmensansiedlung unter Daueraufsicht der EU-Staaten zu stellen, auch die Politik der einzelnen Kantone. Denn der Verhaltenskodex wird fortlaufend aktualisiert. «Für die Schweiz wäre
Brüssel fürchtet, dass ihr Binnenmarkt in zwei Teile fällt: in den ihren und in den Schweizer Teil.
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das eine Pandora-Büchse», sagt Andreas Huber-Schlatter, Sekretär der Finanzdirektorenkonferenz. «In den Unternehmenskodex werden immer neue Felder aufgenommen.» Brüssel schwächt sich selbst Die Forderung nach Beteiligung am Unternehmenskodex wurde offiziell am 19. Dezember vom EU-Ministerrat formuliert. Juristisch hat sich Brüssel damit geschwächt. Denn bei der Forderung von 2007 konnte es sich auf ein bestehendes Abkommen stützen. Nun sucht es die politische Auseinandersetzung ohne juristische Grundlage. Zudem muss noch geklärt werden, in welcher Form überhaupt gesprochen wird. Statt eines Dialoges, der schon weit fortgeschritten war, folgt ein Dialog über einen Dialog, der in Zukunft geführt werden soll. Kantone bauen vor Politisch freilich wird damit der Druck erhöht. Indem die Maximalforderung ausgeweitet wird, kann sich Brüssel sicher sein, das ursprüngliche Ziel zu erreichen. Die Einsicht in der Schweiz ist durchaus gegeben. Die Kantone suchen nach Möglichkeiten, ihre Besteuerung anzupassen. Aufgeben können sie das Holdingprivileg nicht, da es im Steuerharmonisierungsgesetz verankert ist. Aber sie können ihre generellen Unternehmenssteuern senken, wie es etwa Neuenburg und Luzern getan haben. Das erleichtert eine künftige Lösung. Nidwalden ist einen anderen Weg gegangen und hat die sogenannte Lizenzbox geschaffen. Darin können Unternehmen ihre in- und ausländischen Lizenzeinnahmen aus geistigem Eigentum auslagern. Die kantonale Besteuerung auf die Gewinne aus der Box wird um 80 Prozent gesenkt. Die Lizenzbox wäre wohl EU-konform. Christian Stiefel begrüsst, dass die Kantone nach Wegen aus der Konfrontation mit der EU suchen. «Die Kantone müssen mit an Bord sein», sagt der Direktor von SwissHoldings, des Verbandes der Industrie- und Dienstleistungskonzerne der Schweiz. Bund und Kantone müssten sich nun auf einen Fahrplan zur Lösung des Problems einigen. Es wäre fatal, das Thema zu unterschätzen. Denn dann könnte die Schweiz wie beim Bankgeheimnis gezwungen sein, plötzlich dem Druck nachzugeben. «Man soll aus den negativen Erfahrungen lernen.» Erfolg belastet Freizügigkeit Das explosivste europapolitische Thema der nächsten Jahre dürfte freilich die Einwanderung sein. Eigentlich ist die Ausländerpolitik dank des bilateralen Freizügigkeitsabkommens ein voller Erfolg. Sie hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Heute kommen gut ausgebildete, leicht integrierbare Ausländer ins Land, die von der Wirtschaft gebraucht werden. Einen Teil des Wirtschaftwachstums der vergangenen Jahre verdankt die Schweiz den Deutschen, Portugiesen und anderen EU-Bürgern, die zu jährlich Zehntausenden kommen.
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Nun freilich droht diese Politik an ihrem Erfolg zu ersticken: Zu viele Ausländer lassen sich in wenigen Zentren wie Zürich, Basel, Genf und Lausanne nieder. Dort steigen die Mieten und der Druck auf die Löhne. Die Infrastruktur wird zusätzlich belastet. Die SVP hat daher die Volksinitiative «Masseneinwanderung stoppen» lanciert. Darin fordert sie die Wiedereinführung von Höchstzahlen für Einwanderer und von Kontingenten. Das Freizügigkeitsabkommen soll faktisch gekündigt werden. Lohndruck verärgert Gewerkschaften Kritik kommt auch von den Gewerkschaften. Grundsätzlich hätten sich die Freizügigkeit und die flankierenden Massnahmen bewährt, sagt Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Es gebe Lücken, die von den flankierenden Massnahmen nicht erfasst würden. So sei der Lohndruck etwa im Einzelhandel, dem Gartenbau, der Kinderbetreuung und im Deutschschweizer Journalismus hoch. Gartenbau und Journalismus brauchten Mindestlöhne. Der überbewertete Franken werde die Probleme noch verschärfen. Für Henrique Schneider ist diese Kritik ein taktisches Argument, um Lohnerhöhungen durchzusetzen. Er sieht die bisherige Freizügigkeit als Erfolg an. «Freizügigkeit ist bisher eine nur positive Entwicklung», sagt der Ressortleiter Wirtschaftspolitik des Schweizerischen Gewerbeverbandes. «Es kommen die richtigen Leute.» Das helfe gegen den Mangel an Fachkräften. Es gebe aber Risiken. Wenn die EU in eine Rezession falle, dann kämen viele EU-Bürger allein des Lohnes wegen. Doch noch bis 2014 habe die Schweiz Zeit, Ventilklauseln anzurufen. Die SVP vermische bei ihrer Initiative bewusst verschiedene Themen: Lohndruck, Enge, überlastete Infrastruktur. Aus Schneiders Sicht sei über Flüchtlings- und Asylpolitik zu diskutieren, nicht über die Freizügigkeit. EU will wieder Geld Die Europapolitik ist im Wahljahr in den Hintergrund gerückt. Das war politisch gewollt: Die anderen Parteien wollten der SVP keine Gelegenheit geben, sich mit ihrem Lieblingsthema zu profilieren. Doch in den nächsten Jahren wird Europa wieder ins Zentrum treten. Dazu tragen auch Termine bei, die von Brüssel vorgegeben werden: Wenn Kroatien beitritt, wird die Schweiz über eine Er weiterung der Freizügigkeit auf das dann 28. Mitglied diskutieren. Zudem läuft der Kohäsionsbeitrag für die Stärkung der osteuropäischen EU-Mitglieder 2012 aus. Die EU hat bereits den Wunsch auf Verlängerung angemeldet. Mit der neuen Mehrheit im Parlament, einer geschwächten SVP und einem EU-offenerem Chef im Departement für Auswärtige Angelegenheiten könnte neue Bewegung in die Europapolitik kommen. Am Ende entscheidet ohnehin das Volk. Also: Vorhang auf für die neuen Europadebatten!
Es folgt ein Dialog über einen Dialog, der in der Zukunft geführt werden soll.
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A N A LY S E
Europa gibt es jetzt à la carte Der Dornröschenschlaf dauert seit einem Jahr. Zu Beginn des Wahljahres haben die Parteien der Mitte das Wort ausgegeben, bitte ja nicht über Europa zu sprechen. Wahrscheinlich wäre das nicht einmal nötig gewesen. Der Tsunami des 11. März spülte alle anderen Themen von der Tagesordnung. Erst die Frankenstärke verdrängte die Energiewende von der Agenda. Doch bevor die SVP daraus ein Europathema hätte machen können, wurde sie vom grossen Konsens zur Unterstützung der Nationalbank eingebunden.
VON STEFFEN KLATT
Auch auf der anderen Seite hat es im Wahljahr nur wenig Interesse an den bilateralen Beziehungen gegeben: Die Krise der Eurozone hielt Brüssel in Atem. So hatten die EU-Länder lange keine Zeit, im Ministerrat einen Beschluss in Sachen Unternehmensbesteuerung gegen die Schweiz zu fassen. Und EU-Energiekommissar Günther Oettinger konnte nicht wie angestrebt die Verhandlungen über das Strommarktabkommen abschliessen. Geistige Lufthoheit der SVP ist vorbei Nun ist zwar kein junger Prinz gekommen, aber immerhin ein neuer Bundesrat im Departement für Auswärtige Angelegenheiten. Und auch wenn keine hundert Jahre vergangen sind, so hat sich doch im Wahljahr viel getan. Auf beiden Seiten. In der Schweiz hat die SVP den Ruf der Unbesiegbarkeit verloren. Ihr Aufstieg aber hatte mit dem Sieg in der EWR-Abstimmung begonnen. Jetzt kann erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder über die Beziehungen zu Europa nachgedacht werden, ohne ständig danach zu fragen, was die Blocher-Partei darüber denken mag. Europa à la carte kommt Die Veränderungen in der EU reichen noch tiefer. Die europäische Integration ist in die schwerste Krise überhaupt geraten. Auch wenn der Euro nicht auseinanderbrechen dürfte, so hat doch die Eurokrise das Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten endgültig durchgesetzt. Mit dem Veto Grossbritanniens gegen den neuen Eurovertrag wird es künftig «verschiedene» Europas geben. Das ist nicht völlig neu: Bei Schengen und Dublin war das schon bisher so – Schweiz und Norwegen drin, Grossbritannien und Irland draussen. Jetzt betrifft es einen Kernbereich der Integration. Europa gibt es künftig also à la carte. Das hat die EUKommission der Schweiz seit dem EWR-Nein verweigern wollen. Wenn sie das in der EU nicht mehr verhindern kann, dann kann sie es dem Nicht-Mitglied Schweiz nicht mehr verweigern. Unvorteilhafte Schrumpfform des EWR Das ist eine gute Nachricht. Nur weiss die Schweiz gar nicht, welches Menü sie gern hätte. Das alte Menü, der sogenannte bilaterale Weg, wird nicht mehr in der alten Form aufgetischt werden. Der Koch – die EU – hat klar gesagt, dass es nicht mehr im Angebot ist. Auch in der Schweiz ist der Appetit schwächer geworden. Namentlich einer der Hauptgänge – die Personenfreizügigkeit – hat vielen Schweizern einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Die bilateralen Abkommen waren ein EWR-Ersatz. Allerdings fehlen die allgemeinen Passagen des EWR-Vertrages, obwohl diese gerade von der Schweiz ausgehandelt worden waren: die Rechtssicherheit dank dem Efta-Gerichtshof und die Mitsprache bei der Ausarbeitung neuen Rechts.
Bundesrat Didier Burkhalter: Sorgt er für frischen Wind im Departement für Auswärtige Angelegenheiten? Foto: KEYSTONE/Peter Klaunzer
Faktisch sind die bilateralen Abkommen eine für die Schweiz unvorteilhafte Schrumpfform des EWR. Neue Regeln für das Konkubinat Als der Prinz Dornröschen wachgeküsst hatte, heirateten die beiden. So weit wird es wohl zwischen der Schweiz und der EU nicht kommen. Doch das Konkubinat muss neu geregelt werden. Grob gesagt kann es entweder enger oder lockerer gestaltet werden. Das engere Verhältnis würde auf einen nachträglichen Beitritt zum EWR hinauslaufen. Damit würde die Schweiz ihre bilateralen Abkommen absichern und um Rechtssicherheit und Mitsprache ergänzen. Wenn sie gut verhandelt und das EWR-Mitglied Norwegen an Bord holt, könnten dabei die in die Jahre gekommenen Mitspracherechte der EWR-Länder erweitert werden. Warum sollen nicht Schweizer Vertreter im EU-Ministerrat und im EU-Parlament mitstimmen, wenn es um Recht geht, das auch in der Schweiz gelten soll? In einem lockeren Verhältnis nähme die Schweiz ein wenig Abstand von der EU. Brüssel schliesst Freihandelsabkommen mit aller Welt ab, ohne gleich von ihren Partnern die automatische Übernahme von künftigem EU-Recht zu fordern. Die Schweiz kann von Brüssel ein ähnliches Abkommen verlangen, eine modernisierte Neuauflage des Freihandelsabkommens von 1972. Damit wäre die Schweiz nicht mehr wie bisher faktischer Teil des EU-Binnenmarkts. Aber damit könnte sie wieder selber bestimmen, wen sie ins Land lassen will. Die Schweiz muss entscheiden, welches Gericht sie sich zur Feier des Tages im Dornröschenschloss auftragen lassen will. Wenn sie das nicht weiss, dann helfen die besten Köche nicht – und auch keine Prinzen.
Die bilateralen Abkommen sind eine für die Schweiz unvorteilhafte Schrumpfform des EWR.
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EIN WEG AUS DER KRISE?
Die Kluft wird grösser Wenn die EU ihre Krise erfolgreich bewältigt, wird die Kluft zwischen ihr und der Schweiz noch grösser, sagt Thomas Cottier. Der Kollisionskurs kann nur unterbrochen werden, wenn die Schweiz von ihrem bisherigen Souveränitätsverständnis abrückt.
INTERVIEW STEFFEN KLATT
Die Europäische Union ist in einer Krise. Ist es eine Existenzkrise oder eine Wachstumskrise, wie sie in der EU-Geschichte immer wieder vorgekommen sind? Thomas Cottier: Es ist in erster Linie eine Krise verschiedener Mitgliedstaaten. Wir stehen hier vor einem Staatsversagen. Die EU ist zu schwach, um in der Währungsunion den nötigen Gegendruck herzustellen. Die EWG, die EG und die EU haben sich immer wieder in Krisen weiterentwickelt. Man kann damit rechnen, dass dies auch diesmal der Fall sein wird. So waren vor dieser Krise Eurobonds völlig unmöglich. Jetzt wird eine Solidarhaftung denkbar. Es ist umgekehrt aber auch möglich, dass das Staatsversagen so stark ist, dass es die EU überfordert. Die Krise könnte dann auch die etablierten Teile der EU anstecken: Der Freihandel, das Wettbewerbsrecht, die vier Freiheiten (freier Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen, stk) haben sich bewährt. Krankt die EU also daran, dass sie zu schwach ist, ihre Mitgliedstaaten zu disziplinieren? Ja, ich denke. Deutschland ist als erstes Land aus den Maastricht-Kriterien ausgeschert. Wären damals schon die Anreize dagegen so stark gewesen, dass dies Deutschland nicht getan hätte, dann hätte die jetzige Fehlentwicklung vielleicht verhindert werden können. Die Tatsache, dass Griechenland so lange mit gezinkten Karten spielen konnte, zeigt ein Defizit in der Überwachung auf. Braucht Brüssel mehr Durchsetzungskraft? Ja. Aber es muss sichergestellt werden, dass diese Durchsetzungskraft sich auf die Legitimität der 27 Mitgliedstaaten abstellt und nicht nur auf die politische Macht von Deutschland und Frankreich. Es ist besorgniserregend, dass sich die Weiterentwicklung auf diese Achse beschränkt und die anderen gezwungen werden mitzumachen. Die Zentralisierung von Kompetenzen in Brüssel ist ebenfalls umstritten, wie etwa das Nein der Niederländer und Franzosen zur EU-Verfassung gezeigt hat . . . Man müsste diskutieren, wie man den Wohlstand in der EU längerfristig besser sichert. Wenn man Europa als Teil einer multipolaren Welt anschaut, muss man sich fragen, wieviel Zentralismus nötig ist, um die europäischen Werte zu wahren. Die Stärkung der EU wird sich durch einen wachsenden aussenpolitischen Druck ergeben. Man muss aber Institutionen finden, welche die Mitbestimmung aller Mitgliedstaaten sicherstellt. Hat der Pol Europa in dieser multipolaren Welt mit der Eurokrise an Macht verloren? Die Finanz- und die Währungskrise haben die Machtverhältnisse verschoben. Der Druck auf Europa von aussen
wird zunehmen. Daher sollte die europäische Solidarität gestärkt werden. Findet sich Europa denn künftig zwischen den USA im Westen und China im Osten wieder, so wie einst zwischen den USA und der Sowjetunion? In der Zeit nach 1989 hat der aussenpolitische Druck gefehlt. Das ist vielleicht ein Grund, weshalb wir diese Dezentralisierungserscheinungen hatten. China ist aber in erster Linie eine wirtschaftliche Macht. Ihr Einfluss in Europa ist entsprechend grösser. Die Sowjetunion war in erster Linie eine militärische Macht. Sie stellte keine wirtschaftliche Konkurrenz dar und hat Europa daher nicht zu mehr Wettbewerbsfähigkeit gezwungen. Lange ist die EU Vorbild für die Integration anderswo gewesen, von der Asean bis zur geplanten Währungsunion am Golf. Verblasst nun ihr Vorbild und macht einer lockereren Zusammenarbeit als Ideal Platz? Die Integration wurde in Europa nur als Ergebnis des Zweiten Weltkriegs möglich. Damit war die Bereitschaft gegeben, die Nationalstaaten zu überwinden. Das ist anderswo nicht der Fall. Das europäische Modell wurde zu kopieren versucht, hat aber anderswo nicht funktioniert. Die europäische Integrationsdichte ist anderswo nicht möglich. Wird Europa damit eine neue Form eines Staates? Wir sehen hier neue Formen des Föderalismus. Kann Europa wieder auseinander fallen? Die Errungenschaften Europas werden heute als selbstverständlich angesehen. Wenn sie wegfielen, würden die Leute das spüren. Verändert die Krise der EU das Verhältnis zur Schweiz? Die Beziehungen sind schwieriger geworden, weil die EU derzeit sehr stark mit sich selber beschäftigt ist. Sie bedürfte jetzt einer gewissen Solidarität, während die Schweiz weiterhin zu ihrer Staatsphilosophie der nationalen Souveränität steht. Die Schweiz will letztlich Freihandel und Zugang
ZUR PERSON Thomas Cottier ist Professor für Europa- und Wirtschaftsvölkerrechts an der Universität Bern und Direktor des Welthandelsinstitutes. Von 1986 bis 1993 war er Direktor der Schweizer Gatt-Delegation, welche die Gründung der Welthandelsorganisation aushandelte. Von 1989 bis 1993 war er stellvertretender Direktor des Bundesamtes für geistiges Eigentum. Er hat Rechtswissenschaften in Bern und Strassburg studiert und in Bern promoviert.
Das Louise-WeissGebäude des Europäischen Parlaments erinnert an den «Turmbau zu Babel» von Pieter Bruegel dem Älteren. Förderer sagen, es reflektiere die «unvollendete Natur Europas». Foto: Keystone/Martin Ruetschi
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zum EU-Markt, aber keinen Beitrag zum institutionellen Aufbau Europas leisten. Wenn Europa die Krise bewältigt, dann wird diese Kluft noch grösser werden. Für die Schweiz wird der Schritt nach Europa noch weiter. Und für Europa wird es noch unverständlicher, dass die Schweiz auf einem überkommenen Souveränitätsbegriff beharrt. Schon heute ist zu spüren, dass der früher vorhandene gute Wille gegenüber der Schweiz nicht mehr vorhanden ist. Gehen die Schweiz und die EU auf Kollisionskurs? Das zeichnet sich bereits ab. Wir haben seit sieben Jahren keine Fortschritte in den Verhandlungen mehr, selbst da, wo gemeinsame Interessen bestehen. Ich bin jetzt gespannt, ob die EU bereit ist, über den Strommarkt zu verhandeln, obwohl man die institutionellen Fragen nicht gelöst hat. Der Bundesrat blockiert eine Lösung dieser institutionellen Fragen. Er lehnt eine dynamische Anpassung des Schweizer Rechts an das EU-Recht ab, er lehnt auch eine internationale rechtliche Kontrolle ab. Sind Kompromisse möglich? Derzeit hat die EU keine wirklich brennenden Probleme, über die sie mit der Schweiz verhandeln müsste. Deshalb besteht kein Druck für sie. Die Initiative muss daher von der Schweiz ausgehen. Das ist aus meiner Sicht nur möglich, wenn wir unser Souveränitätsverständnis überdecken und einen Integrationsschritt machen.
Wie kann dieser Integrationsschritt aussehen? Es braucht Führungskraft seitens der Regierung. Sie muss ein längerfristiges Integrationsziel formulieren. Für mich kann das nur der Beitritt sein. Das könnte in einem Jahrzehnt soweit sein. Dann müsste man Zwischenlösungen suchen, etwa auf der Basis des EWR. Man kann auch die Bilateralen mit der EWR-Struktur verbinden. Man kann auch mit einer Assoziierung arbeiten. Wir haben ein ganz zentrales Interesse, so rasch wie möglich an der Entscheidungsfindung in der EU mitzuwirken und schliesslich auch mitzuentscheiden. Aber das ist ein historischer Prozess, der ein Umdenken bei den eigenen Souveränitätsvorstellungen erfordert. Das haben wir in den vergangenen 50 Jahren unterlassen. Kann sich die Schweizer Souveränitätsvorstellung jetzt ändern? In der Schweiz ist das nur möglich, wenn die bisherige Souveränität mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden ist. Das wünscht man sich nicht. Es fehlt in der Schweiz an Weitsicht. Auf der anderen Seite liegt den Schweizern Konfrontation nicht. Sie nehmen einfach die Themen nicht aktiv in die Hand. Wenn sie das nicht tun, rutscht die Schweiz allmählich in die Rolle eines Satelliten der EU hinein. Damit höhlen wir unsere Souveränität und unsere direkte Demokratie aus.
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Die Schweiz
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OFFENER BRIEF AN DEN PRÄSIDENTEN VON ECONOMIESUISSE
Lieber Herr Gerold Bührer VON RUDOLF STRAHM
Man könnte meinen, economiesuisse stehe als Wirtschaftsdachverband der grossen Unternehmen für den Wettbewerb. Wettbewerbsfreundlich tönen stets die Sonntagspredigten aus dem wirtschaftsliberalen Lager. Aber in der täglichen Wirtschaftspolitik entpuppt sich economiesuisse als wettbewerbsfeindlich. Den neusten Beleg liefern ihre jüngsten Stellungnahmen zur Kartellgesetz-Revision. Warum zum Teufel bekämpft economiesuisse das kartellrechtliche Vorgehen gegen die Hochpreisimporte? Hochpreisimporte sind doch völlig wirtschaftsfeindlich – schädlich für die Importeure, schädlich für all jene KMU, die heute zum Bezug überteuerter Importgüter gezwungen sind. Zu den überhöhten Importgüterpreisen sind seit Frühjahr/Sommer 2011 unzählige Artikel und Analysen geschrieben worden. Zwar sind die Preise der Importprodukte in den letzten Wochen leicht gesunken. Starke Preissenkungen erlebten aber nur jene langlebigen Konsumgüter, die in den letzten Jahren einen starken Technologieschub durchgemacht hatten, etwa PCs, Foto-, Fernseh- und Telekomgeräte. Aber die Senkung der Beschaffungspreise (auf Stufe der Importeure) und der Endverkaufspreise (im Landesindex der Konsumentenpreise) beträgt nur einen Sechstel der wechselkursbedingten Soll-Preissenkungen.
Heute zahlen die Schweizer mindestens 20 Mrd. Franken pro Jahr mehr für ihre Importe, verglichen mit den Preisen identischer Markenprodukte im Ausland. Notabene sind bei diesen Beschaffungspreisen im Importpreisindex die (höheren) internen Vertriebskosten des Detailhandels in der Schweiz nicht eingerechnet. Rund vierzig Prozent der Importe gehen als Zulieferungen und Halbfabrikate zu den Unternehmen, sechzig Prozent sind Konsumgüter. Die KMU sind neben den Konsumenten die Leidtragenden der Hochpreisproblematik, während die grossen Konzerne über ihre Filialen im Ausland direkt einkaufen und konzernintern importieren können. Der Hauptgrund der Hochpreisproblematik ist klar identifiziert: Der Importwettbewerb spielt nicht! Ausländische Lieferanten betreiben eine selektive Lieferpraxis durch Alleinvertriebsverträge, über Alleinimporteure oder über ihre Vertriebsfilialen in der Schweiz. Sie hindern schweizerischen Unternehmen oder Detailhändlern an der direkten Beschaffung im Ausland. Diese Preisdiskriminierung gegen die Schweiz ist ganz klar das Resultat selektiver Vertriebssysteme von Markenartikeln und von vertikalen Preisbindungen. Typisches Beispiel ist der Vertrieb von NiveaProdukten in der Schweiz: Migros, Coop und Drogerien können sie nur über die Beiersdorf-Filiale in der Schweiz beziehen, und zwar zu 40 bis 100 Prozent höheren Beschaffungspreisen als in Deutschland.
DER AUTOR
Rudolf Strahm ist Chemiker und Ökonom. Er war von 1991-2004 Nationalrat und von 2004-2008 Eidgenössischer Preisüberwacher.
Die Importpreisproblematik ist auch Ausfluss einer bisher zahnlosen Durchsetzungspraxis der Wettbewerbskommission Weko, in der der geschwätzige economiesuisse-Vertreter seit Jahren die Sanktionierung von Vertikalbindungen bekämpft oder aufweicht. Heute sind die vertikalen Preisund Lieferbindungen und selektiven Vertriebssysteme («Vertikalkartelle») im Markt vorherrschend, während das alte, von der Weko mit viel Tamtam verfolgte horizontale Kartell unbedeutender geworden ist. Und jetzt kommt der dicke Hund: economiesuisse lobbyierte jüngst gar gegen die Bekämpfung der hohen Importpreise! Im Nationalrat stand in der vergangenen Dezember-
Session eine Motion der Luzerner Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo zum Entscheid, der eben diese Importpreis-Problematik direkt und gezielt angehen will. Die Motion Birrer-Heimo Nr. 11.3984 verlangt eine Kartellgesetz-Revision in dem Sinne, dass (ausländische) «Unternehmen, die ihre Markenprodukte im Ausland zu tieferen Preisen vertreiben als in der Schweiz, sich unzulässig verhalten, wenn sie sich weigern, Unternehmen oder Konsumentinnen und Konsumenten aus der Schweiz über die im Ausland gelegenen Vertriebsstellen zu den dort geltenden Preisen und Geschäftsbedingungen zu beliefern oder wenn sie Massnahmen treffen, um zu verhindern, dass Dritte auf Nachfrage hin in die Schweiz liefern können». Mit anderen Worten, diese Motion will mehr Importwettbewerb. Und zwar zum Vorteil der Schweizer KMU, der Schweizer Detailhändler und der Schweizer Konsumentinnen. Und economiesuisse bekämpft sie!
Diese Motion wurde im Nationalrat trotz economiesuisseLobbying mit 113 Ja-Stimmen gegen 74 Nein-Stimmen deutlich angenommen. Die 113 Ja-Stimmen zur «Lex Nivea» verteilten sich neben dem links-grünen Lager über das ganze bürgerliche Spektrum von der CVP über die FDP bis zu einzelnen SVP-Stimmen. In der FDP-Fraktion fand eine intensive Diskussion zur Frage statt: Sind wir eine liberale, wettbewerbsorientierte Partei oder betreiben wir Klientelenwirtschaft à la economiesuisse und tanzen nach den Partikularinteressen der (ausländischen) Markenartikel-Lieferanten? Nach der verlorenen Abstimmung kritisierte economiesuisse das Parlament mit der abstrusen Killerphrase, es betreibe «Planwirtschaft». Was ist denn das für eine doppelbödige Haltung gegenüber dem Wettbewerb? economiesuisse bekämpft zudem in ihrer Vernehmlassung auch das von Bundesrat Johann Schneider-Ammann (dem ehemaligen economiesuisseVizepräsidenten!) vorgeschlagene Per-se-Verbot von Kartellen, indem sie den Ausnahmenkatalog bis zur totalen Verwässerung erweitern will. Und die Sanktionen gegen Kartellsünder will economiesuisse mit einem «ComplianceProgramm», das in den Firmen im Sinne einer Selbstregulierung eingeführt werden soll, aufweichen. Hat ein solches Verhalten noch etwas mit Wettbewerb zu tun? Dass ein allgemeingültiges Per- se-Verbot aller Kartellarten – auch jener praxisorientierten Lieferbindungen innerhalb der Schweiz – seine Tücken hat, ist mir als Wettbewerbspraktiker und ehemaliger Preisüberwacher bewusst (ich war von Amtes wegen in der Weko). Für gewisse Ausnahmen im Falle von kleinen, praxisbezogenen, binnenwirtschaftlichen Lieferbindungen hätte ich Verständnis. Aber völliges Unverständnis habe ich für die Bekämpfung der «Lex Nivea», die die schädliche Hochpreispolitik gerade ausländischer Lieferanten gezielter angreifen will. Die economiesuisse vertritt mit ihrem wettbewerbsfeindlichen Dogmatismus gewiss nicht die Interessen der Schweizer Unternehmen, vor allem nicht jene der KMU. Am Sonntag predigt man den Wettbewerb. Und von Montag bis Samstag tut man alles, um den Wettbewerb zu verhindern. So sind die Sonntagsliberalen. Wann wird economiesuisse ihren wettbewerbsfeindlichen Katechismus überprüfen?
Mit freundlichem, kollegialem Gruss Rudolf Strahm
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S K A N D I N AV I E N
Vieles spricht für den Norden Der skandinavische Markt hat schon viele Schweizer in den Norden gelockt – und das zu Recht. Denn Skandinavien bietet den Unternehmen viele Chancen. Meist werden sie in Skandinavien offen empfangen.
TEXT RAPHAEL CORNEO
Schweizer Produkte werden für Europa wegen der Frankenstärke zu teuer, richtig? Nur bedingt. Denn auch die nordischen Währungen haben gegenüber dem Euro aufgewertet, wenn auch nicht so stark. Sowohl die norwegische als auch die schwedische Krone haben als sichere Häfen gegenüber der Gemeinschaftswährung zugelegt. Nur die dänische Krone ist an den Euro angebunden. Gleichzeitig gehört ganz Skandinavien zum EU-Binnenmarkt, Schweden und Dänemark als EU-Mitglieder, Norwegen als Mitglied des EWR. Über die bilateralen Abkommen und die Europäische Freihandelszone (Efta) steht Schweizer Unternehmen ganz Skandinavien offen. Eine ähnliche Mentalität und ein ähnliches Qualitätsbewusstsein erleichtern den Zugang. Gripen soll noch mehr Schub bringen Für einen weiteren Anschub könnte der Typenentscheid des Bundesrats für die Beschaffung der neuen Kampfflugzeuge sorgen. Überraschend entschied man sich für den schwedischen Gripen. Insgesamt sollen 22 Jets im Wert von 3,1 Milliarden Schweizer Franken gekauft werden. «Der Hersteller Saab und die Lieferanten haben sich verpflichtet, 100 Prozent des Kaufpreises über Offsetgeschäfte zu kompensieren», gab der Bundesrat im Dezember in einer Mitteilung bekannt. Davon könnten Schweizer Unternehmen profitieren und der Markt Skandinavien würde wieder belebt werden. «Man kann davon ausgehen, dass es im Falle des Kaufes des schwedischen Kampfflugzeuges Gripen eine weitere Dynamisierung der Handelsbeziehungen zu Schweden geben könnte», sagt auch Luca Albertoni, Präsident der Schweizer Industrie- und Handelskammern. Hohe Direktinvestitionen Viel wichtiger seien aber die Direktinvestitionen. «Schweizer Firmen beschäftigten im wichtigsten Markt Schweden im Jahr 2009 insgesamt 22.500 Menschen und durch schwedische Investitionen sind in der Schweiz 12.500 Personen beschäftigt», sagt Albertoni. Umgekehrt investiert Skandinavien auch stark in der Schweiz. Für den norwegischen Pensionsfonds – mit einem Volumen von rund 530 Milliarden Franken der grösste Staatsfonds der Welt – ist die Eidgenossenschaft ein wichtiger Zielmarkt. Er hat fast 17 Milliarden Franken in 102 Schweizer Unternehmen angelegt. Dazu gehören grosse von ABB bis Zurich Financial Services, aber auch kleinere von AFG Arbonia Forster bis zur Züblin Immobilien Holding. Zum Vergleich: In Deutschland hat der Fonds 17,6 Mrd. Franken in 141 Unternehmen investiert. Skandinavien hat viele Stärken Skandinavien belegt zwar im Vergleich zu anderen Handelspartnern der Schweiz keine Spitzenposition. Trotzdem
sind sehr viele Schweizer Unternehmen in den skandinavischen Ländern aktiv - und das kann sich durchaus auszahlen. «Es gibt viele Gründe, weshalb Skandinavien für Schweizer Unternehmen attraktiv ist», sagt Anna Sieg, Beraterin beim Aussenwirtschaftsförderer Osec und Expertin für Skandinavien. Die Osec unterstützt Schweizer und Liechtensteiner Unternehmen beim Auf- und Ausbau von Handelsbeziehungen. «In Skandinavien sind die Eintrittshürden für Unternehmen gering. Ausserdem haben die Skandinavier eine hohe Kaufkraft und damit haben auch innovative Qualitätsprodukte zu wettbewerbsfähigen Preisen eine gute Chance auf dem Markt», sagt sie. Zudem gibt es auf den überschaubaren Märkten in Skandinavien eine hohe Rechtssicherheit und sehr gut ausgebildete Fachkräfte. Auch die Offenheit gegenüber internationalen Unternehmen ist sehr hoch. Schon heute profitieren davon viele Schweizer Unternehmen - vor allem aus der Maschinenindustrie. «In Schweden und Norwegen erfreuen sich Schweizer Maschinen, Apparate und Präzisionsinstrumente grosser Bekanntheit und auch Beliebtheit», sagt Sieg. Doch auch für pharmazeutische Erzeugnisse und Medizinaltechnik ist der skandinavische Markt sehr interessant. «Die staatlichen Ausgaben für den Gesundheitsbereich sind enorm hoch», sagt Sieg. Im Jahr 2009 hat beispielsweise Norwegen umgerechnet 19 Mrd. Franken für den Pflege- und Gesundheitssektor budgetiert. Chancen – aber auch Stolpersteine Der Medtech-Bereich soll in den kommenden Jahren in Skandinavien noch weiter ausgebaut werden. Dies ist eine Chance für die innovativen Schweizer Unternehmen in dieser Branche. «Auch im Bereich des Maschinenbaus wäre noch eine stärkere Zusammenarbeit möglich und wünschenswert», sagt Albertoni. In diesem Bereich hat die ABB in Schweden mit ihren Wurzeln in der schwedischen Asea Heimvorteil. Auch sie profitiert dabei vom Cleantech-Trend, der in Zukunft noch eine wichtigere Rolle spielen wird. «Daraus ergeben sich für Schweizer Firmen interessante Chancen in den Bereichen, wo grosses Know-how gefragt ist», sagt Sieg. So könnten die Unternehmen beispielsweise beim Ausbau der Infrastruktur, bei der Abfallbewirtschaftung oder bei der energieeffizienten Nutzung von Fernwärme aktiv werden. Die Rückmeldungen von Schweizer Unternehmen, die den Schritt nach Skandinavien gewagt haben, sind meist positiv. «Die Unternehmen berichten ganz allgemein über gute Erfahrungen», sagt Albertoni. Doch auch wenn die nordischen Märkte viel Potenzial bieten, es liegen einige Stolpersteine auf dem Weg. «Vor einem Eintritt muss man sich einen genauen Überblick über den Markt insbesondere die Konkurrenz und die Vertriebswege machen», sagt Sieg. Denn die Konkurrenz auf dem
ZUWACHS MIT SCHWEDEN, RÜCKGANG MIT DÄNEMARK In Skandinavien ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz Schweden. Trotzdem schafft es auch Schweden nicht unter die ersten zehn Handelspartner. Das Land belegt bei Importen und Exporten den 15. Platz. Nachdem der Handelsaustausch mit Schweden im Jahr 2009 eingebrochen ist, konnte er 2010 wieder auf rund drei Milliarden Franken stark steigen. Nach Schweden ist Dänemark der zweitwichtigste skandinavische Handelspartner. In den letzten Jahren ist jedoch ein Handelsrückgang zu beobachten. So haben im Jahr 2010 die Exporte um fast 13 und die Importe um rund vier Prozent abgenommen. Auch im letzten Jahr hat der Handel leicht abgenommen. Die dänische Krone ist als einzige skandinavische Währung fest an den Euro gebunden. Beim dritten skandinavischen Handelspartner, Norwegen, kam es anfangs der 2000er-Jahren zu einem Rückgang des Handelsvolumens. Seither konnte es jedoch kontinuierlich weiter zulegen und belief sich 2010 auf über eine Milliarde Franken. Mit allen drei skandinavischen Ländern erzielt die Schweiz Handelsbilanzüberschüsse.
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NEUE MÄRKTE
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Die UnternehmerZeitung stellt interessante Exportmärkte in einer Serie vor.
Im Falle des Kaufes des schwedischen Kampfflugzeuges Gripen könnte es eine weitere Dynamisierung der Handelsbeziehungen zu Schweden geben. Foto: © Gripen International/Katsuhiko Tokunaga
Schweden sind besonders offen Die Mentalität der Skandinavier ist der der Schweizer sehr ähnlich, sagt Rudolf Flach, Exportmanager der Woertz AG. Trotzdem müsse man aber einige Unterschiede beachten. Der ElektroinstallationstechnikHersteller ist in allen skandinavischen Ländern aktiv. Ihr Unternehmen ist schon lange in Skandinavien aktiv. Mussten Sie sich anfangs an die andere Mentalität gewöhnen? Rudolf Flach: Eigentlich nicht. Da ich schon mein ganzes Leben lang Kontakt mit anderen Ländern und Mentalitäten gehabt habe, war dies kein Problem. Gab es zu Beginn trotzdem auch Schwierigkeiten? Die skandinavischen Sprachen sind sicher eine Herausforderung. Doch über schon bekannte Firmen und Perso-
nen und auch den Dienstleistungen von der OSEC haben wir sehr schnell viele wertvolle Kontakte knüpfen können und sind jetzt daran, unser Netzwerk weiter auszubauen. Welche Unterschiede gibt es zur Geschäftsmentalität von Schweizern? Ich habe den Eindruck, dass es in Schweden relativ leicht ist, Kontakte zu knüpfen. In Finnland und Norwegen ist dies mit der Schweiz vergleichbar. In allen Ländern wird sehr professionell gearbeitet und vorgegangen. Der Vorteil ist, dass sich in Skandinavien sehr schnell eine gemeinsame Ebene finden lässt. Ist die skandinavische Mentalität also im Allgemeinen mit der Schweizer vergleichbar? Zum Teil haben wir sicherlich eine ähnliche Mentalität. Die sehr gute Ausbildung und das professionelle Handeln sind
sicher weitere Gemeinsamkeiten. Wie wurden Sie in Skandinavien empfangen? Als ausländischer Hersteller, der für das Land attraktive Produkte anzubieten hat, wird man praktisch immer sehr willkommen geheissen. Die Finnen sind anfangs in der Regel zurückhaltender als die Schweden. Dies hat aber nichts mit mangelnder Korrektheit zu tun. Sie brauchen einfach etwas länger um «aufzutauen». Was raten Sie einem Unternehmen, das in Skandinavien aktiv werden will? Auf was muss man achten? Man braucht Partner, die das Land und die Sprache kennen. Bei Messeauftritten müssen beispielsweise immer auch Einheimische am Stand sein. Ausserdem muss die technische Beratung und Betreuung
Die Exportwirtschaft leidet unter der Frankenstärke. Doch nicht alle Exportmärkte sind davon gleichermassen betroffen. Auf manchen Märkten haben Schweizer Unternehmen besonders gute Karten – sei es, weil die Währung gegenüber dem Franken nicht ganz so stark abgewertet hat, sei es, weil die Nachfrage nach Qualitätsprodukten besonders hoch ist. Die Schweiz hat zudem ein weiter gespanntes Netz von Freihandelsabkommen als die EU. Gerade in Asien haben Schweizer Unternehmen zu vielen Märkten leichteren Zugang als die Konkurrenten etwa aus Deutschland.
gewährleistet sein. Das heisst, dass auch die Partner im betroffenen Land gut geschult werden müssen. Ihr Unternehmen ist international aufgestellt. Ist es im Vergleich zu anderen Ländern eher einfacher oder eher schwieriger, in Skandinavien Fuss zu fassen? Der Zeitaufwand ist relativ beträchtlich, wenn man ihn mit anderen europäischen Ländern vergleicht. Und auch die Distanz und die zum Teil nicht direkten Flugverbindungen sind manchmal mühsam. Ausserdem hat man - falls Englisch nicht genügt - relativ wenige Möglichkeiten, vor der Haustür Übersetzer zu finden. Wieso ist Skandinavien für Sie trotzdem ein wichtiger Markt? Skandinavien ist technisch so weit, dass unsere Produkte und Systeme schon sehr gefragt sind. Verglichen mit südeuropäischen Ländern ist das ein Vorteil.
ZUR PERSON Rudolf Flach ist Export Manager bei der Woertz AG und ein Kenner der skandinavischen Geschäftskultur. Das Unternehmen aus Muttenz stellt Elektroinstallationstechnik her und ist schon seit vielen Jahren in Skandinavien aktiv. Vor zwei Jahren hat das Unternehmen seine Aktivitäten in Skandinavien deutlich verstärkt. Neben Skandinavien ist die Woertz AG auch in, Frankreich, Italien, BeNeLux, Österreich, USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten aktiv.
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90 Prozent aller Ingenieure und Naturwissenschaftler leben in Asien und es sollen noch mehr Spitzenuniversitäten aufgebaut werden.
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Ende der westlichen Dominanz Lange werden die USA und Europa die 88 Prozent der Weltbevölkerung, zu denen unter anderem China und Indien gehören, nicht mehr dominieren können. China tritt aus dem Schatten der westlichen Mächte und wird möglicherweise bereits 2030 im Wirtschaftssektor die Nase vorn haben.
TEXT PETER ABPLANALP
Marco Polo unternahm als einer der ersten Europäer bereits im 13. Jahrhundert eine Reise nach China. Den Bericht über seine Reise können wir heute noch nachlesen. In den Ohren seiner Zeitgenossen in Europa klangen seine Geschichten so unglaublich, dass ihn manche Mitbürger der Lüge bezichtigten. Doch die ersten Jesuiten, die Ende des 16. Jahrhunderts nach China reisten, konnten vieles bestätigen, was Marco Polo drei Jahrhunderte zuvor berichtet hatte. Matteo Ricci, der wohl berühmteste dieser Missionare, wurde gar Botschafter der Europäer am Hof des chinesischen Kaisers in Peking. Seine Berichte aus China erschütterten
die Grundlagen des europäischen Denkens mit einer Gewalt, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. Es war auch vor allem den Jesuiten zu verdanken, dass im 17. und 18. Jahrhundert die Kultur Chinas mehr und mehr die Aufmerksamkeit bedeutender Forscher auf sich zog. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) war etwa überzeugt, dass Europa von den Chinesen lernen könnte, da sie uns «in den Regeln eines kultivierten Lebens» überträfen. Und der berühmte Vortrag «Über die praktische Philosophie der Chinesen» (Oratio de Sinarum philosophia practica) von Christian Wolff in Halle 1721 wird manchmal gar als «Startschuss zur Aufklärung» in Deutschland bezeichnet.
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Aufstieg und Fortschritt Doch wir alle haben es inzwischen bemerkt. Die Chinesen (und die übrigen Asiaten) melden sich zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig. 1911 dankte in China der letzte Kaiser ab. Ehemalige Kolonien wie Indien und Indonesien wurden nach dem ersten und zweiten Weltkrieg in die Selbständigkeit entlassen. Heute gehören Länder wie Indien, Pakistan oder Nordkorea gar zu den faktischen bzw. fraglichen Atommächten. Zudem wächst die Bevölkerung in Asien weit schneller als die Bevölkerung im Westen. In China werden etwa vier Mal mehr Kinder geboren als in Amerika oder Europa, in Indien gar sechs Mal mehr. Bis 2050 wird der Anteil der Bevölkerung, die in westlichen Ländern leben, auf zehn Prozent sinken. Das wiederum hat auch Auswirkungen auf die weltweite Bildungssituation. So wird China bald das Land werden, in dem am meisten Menschen Englisch sprechen. Die 25 Prozent der Bevölkerung in China mit dem höchsten IQ umfassen heute schon mehr Menschen als die gesamte Bevölkerung von Nordamerika und über als 30 Mal mehr als in der Schweiz leben. Kein Wunder also, dass heute schon 90 Prozent aller promovierten Ingenieure und Naturwissenschaftler in Asien leben. Der Osten hat also mehr Spitzenleute als wir im Westen Leute haben. Das ist sicherlich eine gute Grundlage für den Plan Chinas, bis 2020 etwa 75 Spitzenuniversitäten aufzubauen. In den vergangenen zehn Jahren ist in China mehr oder weniger aus dem Nichts bereits der grösste Hochschulsektor der Welt entstanden. Nach den USA ist China heute auch die zweitgrösste Wirtschaftsmacht der Welt (hat kürzlich Japan überholt). Bis 2030 wird es nach heutigen Schätzungen die USA überholt haben. Bereits heute produzieren China und Indien gemeinsam annähernd 50 Prozent des Weltsozialproduktes. Seit Beginn der 1980er Jahre hat sich der Anteil Asiens am Welthandel mehr als verdoppelt. Zugleich ist die Armut in Ostasien zwischen 1980 und 2010 drastisch reduziert worden. Foto: Keystone.ch
Vom Vorbild zum Statisten Im 18. Jahrhundert wurde China zum Vorbild einer «aufgeklärten» Gesellschaft («absolutisme éclairé»). Auch dürfen wir nicht vergessen, dass bis ins 18. Jahrhundert Naturwissenschaften und Technik in China und in Europa etwa auf dem gleichen Niveau waren. Dies änderte sich erst mit dem Beginn der Industrialisierung, und im 19. und 20. Jahrhundert gehörten dann Europa und Amerika zu den entscheidenden Akteuren der Weltgeschichte. Die Chinesen waren bloss noch Statisten, die etwa nach Meinung des Philosophen Johann Gottfried Herder «nie wie Römer und Griechen werden» können. Die westliche Dominanz besteht bis heute Internationale Organisationen werden von westlichen Ländern dominiert. Die westlichen Länder weisen bei weitem die höchsten Militärausgaben auf und die NATO ist die mit Abstand mächtigste Militärorganisation der Welt. Vier der fünf offiziellen Atommächte sind westliche Staaten. Die meisten Top-Universitäten sind in westlichen Ländern zu finden. Die grössten erfolgreichen Volkswirtschaften finden sich immer noch in Europa und Amerika. Aber ist diese westliche Dominanz heute noch gerechtfertigt? Können zwölf Prozent der Weltbevölkerung (Europa und Amerika) weiterhin die 88 Prozent der Leute beherrschen, die ausserhalb des Westens leben? Lassen wir die Antwort vorerst offen.
Technische Entwicklung Heute benutzen beinahe zwei Milliarden Chinesen und Inder ein Handy. Ausserdem ist China weltweit gesehen auf dem ersten Platz bezüglich der Anzahl Internet-Nutzer (389 Millionen waren es Ende 2009, wovon 270 Millionen einen Breitbandanschluss nutzen). An diesen Zahlen lässt sich die Entwicklung im technischen Bereich ablesen. Fazit Bedenkt man all dies, besteht kaum noch Zweifel am Aufstieg Asiens. Wir müssen uns dieser Realität bewusst werden, denn sie wird unsere Zukunft beeinflussen. Aber wir brauchen keine Kriegsrhetorik gegenüber unseren neuen Konkurrenten aus dem Osten. Was wir brauchen ist ein rationaler Diskurs, insbesondere mit Ländern wie China und Indien. Im Zentrum eines solchen Diskurses steht die Suche nach den gemeinsamen Werten, die Ost und West zusammenhalten. Angesichts der neuen Realitäten und Herausforderungen brauchen wir mehr Gemeinsamkeiten anstelle von mehr Abgrenzungen. Dazu müssen wir im Westen uns unvoreingenommen mit den Fakten und mit den östlichen Denkstrukturen auseinander setzen und beispielsweise zur Kenntnis nehmen, dass es kulturelle Unterschiede im Denken gibt. Wir können aber auch westliche Tugenden in diesen Diskurs einbringen, etwa Pragmatismus, Meritokratie, den hohen Stand in Naturwissenschaften und Technik, die Ideen der Marktwirtschaft und der Rechtsstaatlichkeit sowie die starke Gewichtung von Bildung und Forschung. Und um es mit Henry Kissinger zu sagen: «Asiens Aufstieg wird unsere grösste Herausforderung».
DER AUTOR Prof. Dr. Peter Abplanalp ist Professor für Strategie an der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Er beschäftigt sich seit 1994 mit der aufstrebenden Wirtschaftsmacht China und bereist das Land regelmässig. Er ist Ehrenprofessor an zwei chinesischen Universitäten und Träger des «Friendship Award», die höchste Auszeichnung, die die chinesische Regierung an ausländische Experten vergibt.
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Die Gemeinde Gaiserwald tauscht demnächst mit St.Gallen und Gossau überschüssige Energie aus.
Foto: Gemeinde Gaiserwald
ANDREAS SCHLÄPFER, ENERGIENETZ GSG
Energie besser nutzen Die Energiestädte St. Gallen und Gossau gründen zusammen mit dem Nachbarn Gaiserwald, den Industrie- und Handelsvereinigungen, der kantonalen Energiefachstelle, den Stadtwerken und lokalen Unternehmen das energienetz GSG. Ziel ist die Energieeffizienz in den Unternehmen und der Austausch von Energie.
INTERVIEW STEFFEN KLATT
Was ist der Sinn des energienetzes GSG? Andreas Schläpfer: Wir haben hier eine einmalige Situation, dass die Ziele der Unternehmen, der Stadtwerke und der Energiestädte in die gleiche Richtung führen. Es geht um Energieeffizienz und den Energieaustausch, sei es von Wärme oder von selbst produzierter Elektrizität. Das liegt ganz in der Linie der Energieversorger. Diese gehen davon aus, dass die Energie in Zukunft vermehrt dezentral produziert werden muss. Es geht auch darum, dass sich die Unternehmen jetzt Gedanken machen und bei Investitionen die Investitions- und Betriebskosten betrachten. Die Energiekosten steigen in Zukunft mit Sicherheit. Schlussendlich entspricht dieses Vorgehen ebenfalls den Zielen der Energiestädte und des Kantons.
ZUR PERSON Andreas Schläpfer, Jahrgang 1966, koordiniert das energienetz GossauSt.Gallen-Gaiserwald (www.energienetzgsg.ch), das Mitte November offiziell gegründet wurde. Schläpfer ist auch Präsident des Energie-Modells Zürich, einem Zusammenschluss von grossen Finanzdienstleistern, Handel und Industrie in Zürich. Er war bis 2007 für die Swiss Re tätig, unter anderem als Verantwortlicher für das interne Umweltmanagement. Dabei hat er die Klimastiftung Schweiz mit ins Leben gerufen.
Worum geht es beim Energieaustausch? Wenn jemand überschüssige Wärme hat, kann er sie über eine Leitung seinem Nachbarn abgeben. Über eine Wärmekraftkopplung kann aus Energieträgern wie Holz oder Gas Strom produziert und die Restwärme wiederum verteilt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre die kalte Fernwärme, die auf niedrigeren Temperaturen als herkömmliche Fernwärmenetze funktionieren und weniger Wärmeverluste bei der Verteilung hat. In Zürich-Altstetten oder Illnau-Effretikon bestehen bereits solche Fernwärmenetze.
Gibt es in St.Gallen ein Potential für einen solchen Austausch? Wir haben hier energieintensive Unternehmen wie die DGS Druckguss System AG oder die Bäckerei Jowa. Sie haben bereits Wärmerückgewinnungsanlagen, aber sie haben immer noch überschüssige Energie. Für deren Verteilung braucht es aber Abnehmer und Investitionen auf der Seite der Unternehmen sowie ein Verteilnetz. Deshalb wollen wir im nächsten Jahr mögliche Projekte identifizieren. Dabei überlegen wir auch, Immobilienbesitzer anzusprechen, die an Wärme interessiert sein könnten. Das werden sehr punktuelle Projekte sein. Die St.Galler Stadtwerke evaluieren bereits Möglichkeiten für ein solches Projekt im Gebiet Winkeln.
Sehen Sie vor, dass innerhalb des energienetzes GSG auch neu Energie produziert wird, etwa Strom vom Dach? Das ist durchaus möglich. Neben Strom vom Dach stünden grosse Mengen von Biomasse zur Verfügung, die heute die Region verlassen. Zu unseren Mitgliedern gehört die Häusle Schweiz AG. Sie produzieren im Vorarlberg selber Energie aus Abfällen. Gewisse Abfälle, die jetzt in die KVA Bazenheid gehen, könnten auch in St.Gallen zur Energieproduktion benutzt werden. Aber es gibt noch keine Absprachen dazu. Die Unternehmen müssen sich natürlich auch überlegen, ob sie
überhaupt einen neuen Energieproduzenten im Markt haben wollen, denn das schafft eine Konkurrenzsituation. Das wird eine spannende Diskussion werden. Ich meine aber, wir brauchen neue Modelle. Orientiert sich das energienetz St.Gallen an Vorbildern anderswo in der Schweiz? Ein Vorbild ist sicher das Energie-Modell Zürich, das bereits seit 1987 besteht. Das ist sicherlich auch ein Grund, warum ich als Präsident des Energie-Modells Zürich mit der Koordination des energienetzes GSG beauftragt worden bin. Das energienetz Gossau-St.Gallen-Gaiserwald ist eine Mischung aus verschiedenen Ansätzen. Wir haben gute Aussichten auf Erfolg, weil wir starke Persönlichkeiten dabei haben, die vorwärts gehen wollen. Unterscheidet sich die Situation 2011 in St.Gallen und der Schweiz insgesamt von der Situation 1987, als in Zürich das Energie-Modell begonnen wurde? Die Thematik ist identisch. Es geht um Energieversorgung, es geht um Preis, um Versorgungssicherheit. Was hier in St. Gallen anders ist, dass ist die Zusammensetzung. Wir haben hier die Stadtwerke, die Behörden und Unternehmer an einem Tisch. Das ist innovativ. Das energienetz GSG kann damit auch zum Vorbild werden für andere Regionen im Kanton und darüber hinaus. Das energienetz GSG ist auch anderswo kopierbar. Ich habe das Konzept jetzt in der Regionalplanungsgruppe Zürichsee-Linth vorgestellt und die Unterlagen wurden auch dem Gewerbeverband des Kantons Glarus zugestellt. Auch anderswo ist das Interesse sichtbar.
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C L E A N T E C H E R F O L G S S T O RY S GAIA
Das Ganze im Blick Gaia Global ist ein führendes Beratungsunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit weltweit. Auch Kunden wie das nordrhein-westfälische Cleantechcluster nehmen seine Dienste in Anspruch. Das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen ist eines der wirtschaftlichen Kraftwerke des Kontinents. Der Wirtschaftsraum an Rhein und Ruhr ist so wirtschaftsstark wie die Niederlande. Nun will er sich in Richtung Cleantech weiterentwickeln – mit Schweizer Hilfe. Erfahrungen rückkoppeln mit F+D CleantechNRW, so der Name der von Unternehmen und Forschungseinrichtungen getragenen Initiative, hat bei der Gaia Global SA
mit Sitz in der Schweiz ein Gutachten über ein zukunftsgerichtetes Innovationsmanagement in Auftrag gegeben. Dabei geht es um eine Dynamisierung der Innovation. Statt wie bisher die Ergebnisse der Innovation – Produkte wie Dienstleistungen – weitgehend ihrem Schicksal zu überlassen, sollen künftig die Erfahrungen, die mit ihnen gemacht werden, wieder mit der Forschung und Entwicklung rückgekoppelt werden. Alain Schilli, Managing Partner von Gaia Global, nennt das Lebenszyklusmanagement. Dieser ganzheitliche Ansatz der Innovation soll zudem nicht nur für ein einzelnes Unternehmen gelten, sondern für ein ganzes Industriecluster. Denn an CleantechNRW beteiligen sich grosse Chemieunternehmen ebenso wie Stromversorger und mittelständische Unternehmen. Aber auch For-
Ersatzbrennstoffkraftwerk (EBKW) Knapsack der E.ON Energy in Saarbrücken. Foto: E.ON
schungseinrichtungen wie die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Fraunhofer und das Wuppertal-Institut sind beteiligt. Gaia Gobal ist die Schweizer Tochter des finnischen Beratungsunternehmens Gaia, ein führender Partner für innovative Lösungen im Bereich der Nachhaltigkeit.
Gleichwohl ist die Tochter bei wichtigen Themen ganz vorn mit dabei, wenn es etwa darum geht, die Nachhaltigkeit als Bestandteil der Geschäftsstrategie und Innovation zu integrieren, etwa um Footprinting und Wassermanagement, um neue Technologien und Technologietransfer in Emerging Markets.
Gaia Global arbeitet dabei sowohl mit Unternehmen wie auch mit Stiftungen, internationalen Organisationen und öffentlichen Institutionen zusammen. Das Unternehmen kann dabei auf ein firmeninternes Netz von 40 Spezialisten weltweit zurückgreifen. (ce) www.gaia.fi
ENSWICO
Technologie ersetzt Wasser Herkömmliche Urinale verbrauchen bis zu 120 000 Liter Wasser pro Jahr. Das ist nicht mehr zeitgemäss. Die weltweit tätige Schweizer Firma Enswico AG hat eine patentierte Siphon Technologie entwickelt, welche es erlaubt, Urinale ganz ohne Wasser zu betreiben. Bestes Trinkwasser wird tagtäglich in Millionen von Litern die Urinale hinuntergespült. Das darf nicht sein. Wasser ist ein knappes Gut und der nachhaltige Umgang mit dieser wertvollen Ressource entspricht einer globalen Verantwortung. Umweltfreundlicher, kosteneffizienter Bei Enswico verbindet sich das schweizerische Bewusstsein vom Umgang mit Ressourcen mit der innovati-
ven Leistung hochqualifizierter Ingenieure. Das Cleantech-Unternehmen entwickelt nachhaltige Lösungen zum Schutz der Ressource Wasser. Das Key-System ist ein geschütztes Kapsel-System, basierend auf einer patentierten Membrantechnologie. Es wurde speziell für die Anwendung in wasserlosen Urinalen entwickelt. Das System ersetzt den herkömmlichen Siphon, indem es durch eine Membrane den Abfluss verschliesst, die Kanalgase zurückhält, die Flüssigkeit aber passieren lässt (Einwegventil). 40 Prozent der Betriebskosten sparen Das System ersetzt somit Wasser durch Technologie. Die bis zu 120 000 Liter Wasser, die in einem herkömmlichen Urinal verbraucht werden, können dadurch eingespart werden. Das KeySystem ist somit umwelt-
freundlich und kosteneffizient. Es reduziert die Wasserkosten um 20 bis 50 Prozent pro Jahr und Urinal, von den tieferen Unterhaltskosten ganz abgesehen. Kostet ein Urinal in der Schweiz pro Jahr durchschnittlich 500 Franken an Wasserkosten, so kann der Betreiber durch den Einsatz von einem wasserlosen Urinal mit dem Key-System bis 200 Franken, also 40 Prozent an Betriebskosten sparen. In der ganzen Welt angewandt Das Key-System kann von allen Keramikherstellern, die Urinale produzieren, verwendet werden. Auch bestehende Urinale können umgerüstet werden, vorausgesetzt, sie verfügen über einen Abfluss mit 50 Millimetern Durchmesser.
www.enswico.com
Das System ersetzt den herkömmlichen Siphon, indem es durch eine Membrane den Abfluss verschliesst, die Kanalgase zurückhält, die Flüssigkeit aber passieren lässt (Einwegventil).
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F R E I B U R G Ö K O - PA R K S
Trend «Öko» Mitten in Freiburg auf dem ehemaligen Cardinal-Gelände soll ein Innovations-Park entstehen: Die konkrete Planung beginnt Mitte 2012. Foto: VWD Fribourg
Der Kanton Freiburg möchte in Zukunft eine führende Rolle im Bereich nachhaltige Entwicklung spielen. Das Vorzeigeprojekt dafür soll der Technologiepark auf dem ehemaligen Cardinal Areal werden. Und weitere Ökoquartiere sind geplant.
TEXT RAPHAEL CORNEO
Den Kanton Freiburg hat man bisher eher weniger mit Cleantech und Innovationen in Verbindung gebracht. Doch dies soll sich nun ändern. Mitten in Freiburg auf dem ehemaligen Cardinal-Gelände soll ein Innovations-Park entstehen. Das Bauvorhaben soll zum Leuchtturm-Projekt werden und über die Kantonsgrenzen hinweg leuchten. Cardinal-Areal wird zu Vorzeigeprojekt Im Sommer 2010 hat der dänische Bierkonzern Carlsberg beschlossen, den Produktionsstandort in Freiburg zu schliessen. Seit Juli dieses Jahres wird das Bier nicht mehr in Freiburg, sondern bei der Carlsberg-Tochter Feldschlösschen in Rheinfelden gebraut. «Der Entscheid von Carlsberg den Standort zu schliessen, war für den Kanton und die Stadt eine Tragödie. Nun haben wir daraus eine Chance gemacht»,
sagt Beat Vonlanthen, Staatsrat und Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Freiburg. Ab Ende 2013 sollen im Cardinal-Innovationspark mehrere hundert Arbeitsplätze geschaffen werden. «Wir wollen den ersten Innovationspark der Schweiz bauen, der vollständig emissionsfrei ist», sagt Vonlanthen. Das Projekt nimmt Formen an Dies ist auch deshalb eine grosse Herausforderung, weil beim Bau des Parks einige Gebäude erhalten werden sollen. Auch diese müssen CO2-frei werden. «Wir sind uns bewusst, dass es nicht einfach wird. Trotzdem sind wir aber überzeugt, dass es keine Illusion ist und wir es schaffen können», sagt Vonlanthen. Wer genau auf dem Areal einziehen wird, ist noch nicht klar. «Die Mieter werden ausgewählt. Dabei liegt unser Augenmerk vor allem auf Unternehmen aus dem Bereich nachhaltige Entwicklung»,
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B E AT V O N L A N T H E N
Wissenschaft zeigen, dass dies möglich ist. Bei den Gebäuden, die neu gebaut werden, ist dies sicherlich kein Problem. Bei den älteren wird es hingegen etwas schwieriger sein.
Vom Bier zur Innovation Im Kanton Freiburg entstehen gleich mehrere Öko-Quartiere. Wie kommt das? Beat Vonlanthen: Der Kanton Freiburg hat bereits vor Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und sich auf die nachhaltige Entwicklung konzentriert. Mit «High-Tech in the Green» hat die Freiburger Regierung seinerzeit ihre Vision bekannt gegeben. Diese Vision haben wir Freiburger inzwischen verinnerlicht und sie ist heute Realität. Die Öko-Quartiere sind die logische Konsequenz dieser Vision und mittlerweile ist es nicht nur der Kanton, sondern es sind auch Private, die ÖkoQuartiere errichten. Mit eine Rolle hat aber sicherlich auch die neue Energiestrategie gespielt, welche die 4000 Watt-Gesellschaft bis im Jahr 2030 anvisiert. Andere Kantone haben ehrgeizigere Ziele und wollen 2000 Watt... Ich finde unser Ziel sehr ehrgeizig – aber auch realistisch. Wenn ich höre, dass man die 2000 Watt-Gesellschaft bis 2050 umsetzen möchte, dann ist das meines Erachtens eine illusorische
Zielsetzung. Wir gehen davon aus, dass die 2000 Watt-Gesellschaft bis im Jahr 2100 möglich sein wird. Dieses Ziel ist für die Leute aber noch zu weit weg. Aus diesem Grund haben wir einen näheren Termin gewählt und wollen dort einen Zwischenhalt einlegen. 4000 Watt heisst ein Drittel weniger Strom bis im Jahr 2030. Von der Bevölkerungszahl her sind wir der Kanton, der am stärksten wächst. Aus diesem Grund ist es eine grosse Herausforderung. Auch in der Stadt Freiburg soll auf dem Cardinal-Areal ein Innovationspark entstehen. Was ist geplant? Im Innovationspark werden wir beispielsweise Räumlichkeiten an Start-ups und andere Unternehmen vermieten, die sich niederlassen möchten. Bei Bedarf können diese Firmen mit den nahe gelegenen Hochschulen zusammenarbeiten. Darüber hinaus werden sich auch spezialisierte Dienstleister (Risikokapital, Coaching usw.) und Institutionen aus der Unternehmensunterstützung im Park niederlassen. Speziell am Park wird die zentrale Lage mitten in der Stadt Freiburg
sagt Vonlanthen. Doch auch Restaurants und ein CardinalMuseum sollen auf dem Areal entstehen. Das Besondere an dem Park wird zudem sein, dass er mitten in der Stadt Freiburg steht und auch mit dem öffentlichen Verkehr gut erreichbar ist. Für die Umsetzung des Projekts hat man sich einen ehrgeizigen Zeitplan gesetzt. Anfang Dezember wurde ein Ideenwettbewerb lanciert, der noch bis im Februar dauert. Nächstes Jahr soll dann der Architekturwettbewerb stattfinden und schon 2013 mit dem Bau begonnen werden. «Bei einem Projekt wie diesem ist es wichtig, dass von Anfang an alle Akteure bei der Planung miteinbezogen werden», sagt Emmanuel Rey, Professor für nachhaltiges Bauen an der ETH Lausanne. Dabei müssen auch die Hochschulen eine grosse Rolle und können bei der Planung miteinbezogen werden. Rey und weitere Forscher der ETH Lausanne haben bei der Entwicklung des Ökoquartiers rund um den Bahnhof Neuenburg mitgeholfen, zu dem auch das neue Gebäude des Bundesamtes für Statistik gehört. Weitere Parks sind geplant Doch der Technologiepark auf dem Cardinal-Areal ist nur eines der Innovationsprojekte im Kanton Freiburg. «In der Schweiz sind momentan 20 Ökoquartiere geplant. Alleine
mit direktem Anschluss an das nationale Schienennetz sein. Ausserdem soll es ein klimaneutraler Park werden. Wir wollen einen Null-Emissionspark. Was macht den Kanton attraktiv für diesen Park? Freiburg erlebt eine unglaubliche Dynamik. Diese Dynamik ist ansteckend. Eine junge Bevölkerung voller Ideen, hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten bis hin zu Uni und Fachhochschulen. Ausserdem gibt es gerade in Freiburg viele Institutionen die diesen Technologietransfer unterstützen. Und warum braucht Freiburg diesen Park? Der Technologiepark bietet Impulse für den gesamten Kanton. Er profiliert Freiburg als Innovationszentrum von nationaler Bedeutung und fördert die Ausstrahlung dieser Region. Wird er zu einem Leuchtturm-Projekt? Wenn man sich heute in Freiburg umhört, hat man das Gefühl, dass es bereits jetzt ein Leuchtturm-Projekt ist.
Denken Sie, es muss auch CO2 kompensiert werden, damit es möglich wird? Das ist eine Frage, die wir erst klären müssen. Das Ziel ist sicherlich ein Zero-Carbon-Park. Sollten wir aber bei der Planung sehen, dass dies nicht möglich ist, wäre auch ein LowCarbon-Park vorstellbar.
ZUR PERSON Was sind auf diesem Weg die grössten Herausforderungen? Wichtig ist nun sicherlich, dass wir diese Dynamik und den Enthusiasmus, den man hier in Freiburg spürt, mitnehmen und das Projekt damit umsetzen können. Sicherlich aber auch, dass wir die Unternehmen bekommen, die wir wirklich wollen. Ausserdem ist die Zusammenarbeit unserer Hochschulen und der ETH Lausanne enorm wichtig.
Beat Vonlanthen ist seit 2004 Staatsrat und seit 2007 Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Freiburg. Der CVP-Politiker war früher Vizedirektor des Staatssekretariats für Wissenschaft und Forschung (Seco).
Der Park soll emissionsfrei sein. Wie soll das bewerkstelligt werden? Dies ist sicherlich ein sehr ambitiöses Ziel. Wir wollen vor allem bei den Gebäuden darauf achten, dass wir diese Null-Emissions-Vision umsetzen können. Experten aus der
vier davon in unserem Kanton», sagt Vonlanthen stolz. Neben dem Cardinal-Park sollen auch in Bulle, in Romont und in St-Pierre Ökoquartiere entstehen. «In Bulle soll ein CO 2neutrales Quartier mit Wohnungen, einem Hotel, Geschäften und einem Freizeitkomplex entstehen», erklärt Michel Cailleau, Projektträger der Ökoquartiere in Bulle und in Romont sowie Verwaltungsratspräsident des Immobilienentwicklers Abadia. Das Quartier in Bulle entsteht auf dem Areal einer ehemaligen Kaserne, das in Romont in der ehemaligen Industriezone «En Raboud». «Dabei wollen wir nicht nur mit Architekten sondern auch mit Soziologen und den Bürgern selber zusammenarbeiten», sagt Cailleau. Auch Thierry Dewarrat, Direktor der Energie Concept S. A., die das Mandat für die energietechnischen Begleitung der Projekte hat, ist überzeugt, dass dies wichtig ist: «Ökoquartieren brauchen bewusste Nutzer, die geschult werden müssen», sagt er. Dem soll nicht nur beim Projekt in Bulle, sondern auch bei dem in Romont Beachtung geschenkt werden. Der Kanton Freiburg, der zu den am schnellsten wachsenden Regionen in der Schweiz zählt, möchte eine Vorreiterrolle einnehmen. «Wir spüren in Freiburg eine unglaubliche Dynamik. Nun ist es wichtig, dass wir diese bei der Entwicklung der Projekte mitnehmen können», sagt Vonlanthen.
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CLEANTECH NEWS Kleine Unternehmen leisten Grosses Zürich - Die Klimastiftung Schweiz unterstützt weitere 18 Schweizer KMU mit knapp 1,3 Millionen Franken. Diese kleinen und mittleren Unternehmen sparen mit ihren Projekten rund 3700 Tonnen CO2 jedes Jahr. Zum ersten Mal werden auch Projekte in der französischen Schweiz gefördert. Eines der geförderten Projekte ist die Entwicklung einer neuartigen Batterieladestation für Elektrofahrzeuge durch Green Motion in Lausanne. Und das Familienunternehmen Möbelfabrik Muotathal baut sein Fernwärmenetz aus und versorgt mit der Verbrennung von Holzresten die umliegenden Quartiere mit Heizwärme. Stadtwerke gründen Beteiligungsgesellschaft Zürich – Die Swisspower Stadtwerk Partner haben die Swisspower Renewables AG gegründet. Ziel der Gesellschaft sei es, Investitionen in Produktionsanlagen für erneu-
erbare Energien im europäischen Raum zu tätigen. Beteiligt sind die Services Industriels de Genève, IBAarau AG, Energie Wasser Bern, Energie Thun AG, Technische Betriebe Weinfelden AG und StWZ Energie AG. Die Gesellschaft fokussiert sich auf Windkraft an Land und auf Wasserkraft. Effizientestes Kleinwindkraftwerk gesucht Münster-Geschinen – Die energieregionGOMS lanciert gemeinsam mit den Partnern SwissWinds, ewo und der Gemeinde Obergoms einen Wettbewerb zum Bau von Kleinwindkraftwerken. Jeder Wettbewerbsteilnehmer erhält bei Baubeginn ein Startkapital von 2000 Franken ausbezahlt. Eine der Voraussetzungen für die Teilnahme an dem Wettbewerb sei, dass die Kleinwindkraftanlagen selbst konstruiert sein müssen. Diese müssen sich dann während einer Betriebsphase eines Jahres auf einem dafür vorgesehenen Windtestfeld in der Gemeinde Obergoms beweisen.
Mit der Kampagne «Ride Greener» sollen Jugendliche für Umweltthemen sensibilisiert werden. Foto: Wallis Tourismus/Christian Perret
Graubündens Zukunft ist grün Chur – Der Kanton Graubünden verfügt über ein beachtliches Potenzial für erneuerbare Energien ohne Grosswasserkraft. Die gegenwärtig produzierte Strommenge von 600 Gigawattstunden könnte bis 2035 verdoppelt werden. Dies entspreche etwa dem jährlichen Verbrauch aller 120000 privaten Haushalte in Graubünden. Das ist das Ergebnis einer im Auftrag des Kantons durchgeführten Studie. Photovoltaik, Windkraftanlagen und Kleinwasserkraftwerke haben das grösste Potenzial. Heizen mit Eis Winterthur – Eisspeicherbasierte Heizsysteme können mit anderen Heizungen aus erneuerbaren Energien mithalten. Das ist das Ergebnis einer Bachelorarbeit an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, die im Auftrag des Stadtwerks Winterthur unternommen worden ist. Ein Grossteil der Stadt Winterthur liegt in Grundwasserschutzbereichen. In diesen Gebieten sind Bohrungen für Erdwärmesonden meist nicht erlaubt. Die Arbeit kommt anhand zweier Musterhäuser zum Schluss, dass eisspeicherbasierte Heizsysteme auch für kleinere Anwendungen eine interessante Alternative zu anderen Heizvarianten darstellen. Ein leuchtendes Vorbild Igis –Igis im Kanton Graubünden ist seit 2008 Energiestadt. Nun hat sie als erste Schweizer Gemeinde ihre gesamte Strassenbeleuchtung auf LEDLeuchten umgerüstet. Dabei
werden über 30 Kilometer Gemeindestrassen vollständig mit LED beleuchtet. Mit der Beleuchtung wird der Stromverbrauch der 680 Leuchtstellen um rund 60 Prozent reduziert, die Lichtverschmutzung nimmt markant ab. Die Investitionen für die Umrüstung betrugen 620000 Franken. Die Strom- und Unterhaltskosten sinken von 110000 auf 30000 Franken pro Jahr. Firmenkreditkarte für den Klimaschutz Lugano - Der Schweizer Kreditund Prepaidkarten-Herausgeber Cornèrcard und das Klimaschutzunternehmen South Pole Carbon lancieren eine Firmenkreditkarte für den Klimaschutz. Damit haben Unternehmen nun die Möglichkeit, ohne Aufwand und Mehrkosten ihren Geschäftsalltag völlig klimaneutral zu gestalten. Ein Klimarechner ermittelt bei jedem Einsatz der Kreditkarte den Ausstoss an Treibhausgasen. Am Jahresende lasse sich aus dem individuell erstellten Klimareport ablesen, wie sich
der CO2-Fussabdruck zusammensetzt. Dieser wird durch die finanzielle Förderung besonderer Klimaschutzprojekte kompensiert. Klimafreundlicher in den Bergen unterwegs Zürich – Schweizer Snowboarder und myclimate haben eine neue Kampagne lanciert. Ride Greener will nachhaltiges Snowboarden und Skifahren fördern. Die Kampagne will Jugendliche auf spielerische Weise mit Umweltthemen rund um die globale Erwärmung vertraut machen und vermittelt konkrete Tipps, wie der eigene CO2-Fussabdruck reduziert werden kann. Auszeichnung für HeiQ Paris - Das Schweizer Unternehmen HeiQ wurde für sein Produkt Oilguard mit der Silbermedaille der europäischen Umweltpresse ausgezeichnet. Bei Oilguard handelt es sich um einen Vliesteppich, der Öl aufsaugt, gleichzeitig aber Wasser abweist.
Die Möbelfabrik Muotathal baut mit Unterstützung der Klimastiftung ihr Fernwärmenetz aus. Foto: Klimastiftung
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l Nr.1/2 l 2012
UZ l GELD
OTC-BÖRSE
Erfolgreich gestartet Auch in diesem Jahr berichten wir über den Handel mit nichtkotierten Aktien an der OTC-Börse. Fredy Gilgen und AnneCareen Stoltze portraitieren drei Unternehmen, die 2011 einen erfolgreichen Abschluss an der Nebenbörse fanden und diesen 2012 weiter ausbauen.
SCHILTHORNBAHN AG
Unter Wert gehandelt Schilthornbahn-Chef Peter Feuz ärgert sich: «Das ewige Gejammer der Touristiker über die Frankenstärke schadet der Branche nur». In der Tat: Leistungsfähige Unternehmen können sich auch unter schwierigen Bedingungen gut behaupten. So ist das Geschäftsjahr 2011 der Schilthornbahn AG trotz der weltwirtschaftlichen Probleme und der Frankenstärke erfreulich ausgefallen. «Das vergangene Jahr kann sogar als Spitzenjahr bezeichnet werden», freut sich Feuz. Einzig im Ausnahmejahr 2006 - damals war der Betrieb der Mürrenbahn wegen des Neubaus eingestellt seien mehr Gäste befördert worden. Zu verdanken ist das ausgezeichnete Resultat hauptsächlich den guten Wetterverhältnissen im Herbst. «Starker Franken hin oder her, wir haben einen Rekordsommer hinter uns», sagt Feuz. Er plädiert generell für mehr Selbstbewusstsein der touristischen Unternehmen. Es stimme zum Bespiel nicht, dass die Hotels in der Schweiz teurer seien, als in den anderen Alpenländern. Das zeigten neutrale Untersuchungen. «Vergleichbare Unterkünfte in Vorarlberg oder Tirol sind trotz starkem Franken nicht etwa günstiger als in der Schweiz», erklärt der Schilthornbahn-Direktor. Auf der Luftseilbahn Stechelberg - Mürren - Schilthorn (LSMS) beförderte das Unternehmen im letzten Jahr 2’240’006 Gäste. Dies entspricht einer Zunahme von 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr oder von 3,5 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten drei Jahre (2008 bis 2010). Für die Standseilbahn Mürren - Allmendhubel (SMA) ist wegen der Inbetriebnahme der Sesselbahn Allmiboden Allmendhubel ab der Wintersaison 2009/2010 eine neue Situation entstanden. Die Umlenkung der Skifahrerströme direkt von der Winteregg Richtung Schiltgrat blieben nicht ohne Einfluss auf die Winterfrequenzen der SMA. Diese Einbussen auf der SMA werden aber durch die erfreulichen Frequenzen auf der Sesselbahn Allmiboden - Allmendhubel mehr als kompensiert. Die Wintersportanlagen des Unternehmens (sieben Sesselbahnen und zwei Skilifte) haben insgesamt zwölf Prozent weniger Gäste als im Vorjahr befördert. Feuz führt dies auf den Schneemangel zu Beginn der Wintersaison 2011/2012 zurück: «Wir konnten die Anlagen erst mit 14-tägiger Verspätung eröffnen». Die günstige Entwicklung hat sich bisher aber nicht im Aktienkurs widergespiegelt. Im Gegenteil: Innert Jahresfrist fiel die Notierung des Titels um 13 Prozent. Nach
Auf der Luftseilbahn Stechelberg – Mürren – Schilthorn beförderte die Schilthornbahn AG im letzten Jahr trotz starkem Franken 2 240 006 Gäste. Foto: Markus Zimmermann
Ansicht von Feuz ist dies aber nicht gerechtfertigt. Diese Einschätzung teilt der auf nichtkotierte Aktien spezialisierte Fritz Ruprecht: «Die Saison ist gut angelaufen. Die Bergbahnaktien haben Fantasie», sagt der Inhaber der Firma Helveticstar. Insbesondere der Schilthornbahn AG stellt Ruprecht ein gutes Zeugnis aus: «Die Bahn hat ein dickes Eigenkapital und ist gut finanziert.» Ausserdem zeichnet sich das Unternehmen durch eine hohe Stabilität aus: Sie zahlt seit über 20 Jahren eine unveränderte Dividende von 36 Franken, was gemäss dem aktuellen Geldkurs einer Rendite von 3,1 Prozent entspricht. Nicht zu vergessen: Die Schilthornbahn mit dem mit dank James Bond weltberühmten Piz Gloria feiert im laufenden Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum. Die Aktionäre dürfen also auf ein zusätzliches Zückerchen hoffen. (fg)
S C H I LT H O R N B A H N A G I N Z A H L E N Umsatz Mio Fr. Gewinn Mio Fr. Dividendenrendite in % KGV KUV Buchwert je Aktie in Fr. Kurs in Fr. 10.01.12 Ouelle: OTC-X / *Schätzung UZ
2010/11 23.1 1.1 3.1 35.6 1.8 568
2011/12 * 24.5 1.2 3.2 34.0 1.8 575 1160
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GELD l UZ SPAR- & LEIHKASSE MÜNSIGEN
Fels in der Brandung Fast durchwegs raten Anlageberater gegenwärtig von Bankaktien ab. Auf den ersten Blick durchaus verständlich haben viele dieser Papiere innert Jahresfrist doch 40 bis 60 Prozent eingebüsst. Doch auch Investoren sollten das Kind nicht mit dem Bad ausschütten. Gerade Aktien von Regional- und Kantonalbanken halten sich in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten häufig sehr gut. Das hat sich auch während des schwierigen Aktienjahres 2011 bestätigt. Von den nicht kotierten Bankwerten haben sich die meisten ebenfalls deutlich besser gehalten als der Marktdurchschnitt. Das gilt neben der Spar- und Leihkasse Frutigen (siehe UZ 12/11) auch für das Schwesterinstitut Spar- und Leihkasse Münsingen (SLM). Der Kurs dieser Aktie konnte sich in den vergangenen zwölf Monaten gut behaupten. Und im Fünfjahresvergleich legte sie um fast 13 Prozent zu, während die beiden Grossbankenvaloren um 80 bis 85 Prozent ihres Wertes einbüssten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 rechnet die SLM erneut mit einem guten Ergebnis. Der Bruttogewinn sollte mit 8,9 Mio. Franken etwa dem Vorjahresergebnis entsprechen und auch der Jahresgewinn dürfte etwa die Höhe des Vorjahres (3,1 Mio.) erreichen. Bei der Bilanzsumme rechnet die Bank mit einem leichten Wachstum auf deutlich über 1,1 Mrd. Franken. Nach einer Analyse von Swiss Equity arbeitet die SLM mit einem Kosten-Ertrags-Verhältnis von 54 Prozent sehr kosteneffizient. Für die Münsinger Bank spräche zudem eine solide Eigenkapitalausstattung. «Gemessen an der Sub-
stanz ist die Aktie beim aktuellen Kurs weiterhin unterbewertet», schreibt Swiss Equity. Dafür liegt das Kurs/Gewinnverhältnis eher am oberen Rand vergleichbarer Bankenwerte und auch die Dividendenrendite ist mit rund zwei Prozent nicht besonders üppig. Bei der Zinsspanne schneidet die SLM wiederum günstig ab. Mit einer entsprechenden Marge von knapp 1,6 Prozent steht sie besser da, als die meisten anderen Regionalbanken. Sehr solide sieht auch die Eigenkapitalquote aus. Sie erreicht knapp elf Prozent. Wie die übrigen Berner Regionalbanken profitiert die SLM von den günstigen Bedingungen im Immobiliengeschäft. Anders als in den Regionen Genf und Zürich ist in der Region Bern noch fast nichts von einer Überhitzung des Liegenschaftsmarktes festzustellen. Hinzu kommt, dass die SLM zu rund 80 Prozent Einfamilienhäuser finanziert und nicht risikoreichere Mehrfamilienblocks. Neue Impulse erhofft sich Bankenchef Beat Hiltbrunner von der modernen Informatik-Plattform Finnova. (fg)
Bilanzsumme in Mio Fr. Gewinn Mio Fr. Dividendenrendite in % KGV Buchwert je Aktie in Fr. Kurs in Fr. 11.01.12
2010/11 1080 3.1 1.8 33.3 1071
2011/12 * 1105 3.1 1.8 33.0 1080 1475
Ouelle: OTC-X / *Schätzung UZ
Grosses Potenzial dank Genfer Erdgas
Foto: swiss-image/Stephan Engler
Foto: Bilderbox.de
SPAR- & LEIHKASSE MÜNSINGEN IN ZAHLEN
HOLDIGAZ SA
Unter dem Genfersee lagert Erdgas und zwar ein grösseres Vorkommen als von Holdigaz angenommen.
Gerade Aktien von Regional- und Kantonalbanken halten sich in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten häufig sehr gut, so auch die SLM im Jahr 2011.
Das Westschweizer Gasversorgungsunternehmen Holdigaz SA aus Vevey hat eine glückliche Hand: Unter dem Genfersee lagert Erdgas und zwar ein grösseres Vorkommen als zuvor angenommen. Das haben die Sondierungsbohrungen vor Ort ergeben. Diese positive Nachricht spiegelt sich an der Handelsplattform OTC-X: die Valoren von Holdigaz stiegen in den letzten zwölf Monaten um über zehn Prozent. Die Förderung von Erdgas im Genfersee könnte für Holdigaz gar zum Jackpot werden. Zunächst entscheidet aber der Verwaltungsrat über die Fortführung des Projekts, denn für die weitere Abklärung und den Einstieg in die Gasförderung stünden nochmals Investitionen in Millionenhöhe ins Haus. Gleichzeitig dürfte das Unternehmen aber mittel- und langfristig mit hohen Erträgen rechnen. Parallel zum Erdgasvorkommen liess Holdigaz abklären, ob sich die Investition in Erdwärme rentieren würde. Demnach soll eine Energieproduktion von bis zu 3500 MWh denkbar sein. Geleitet wurden die Bohrungen von Petrosvibri SA, an der Holdigaz mit einem Drittel und Gaznat SA mit zwei Dritteln beteiligt ist. Holdigaz wiederum ist über eine Minderheitsbeteiligung von 10,8 Prozent an Gaznat beteiligt ist. Eng verzahnt im Gasgeschäft ist auch Holdigaz-Verwaltungsratspräsident Philippe Petitpierre, der als Präsident der Swissgas, Vizepräsident der Transitgas, des Verbandes Schweizer Gasindustrie und als Verwaltungsrat der Gaznat amtet. Mit dem Verkauf von Erdgas erwirtschaftet Holdigaz
mehr als 70 Prozent seines Umsatzes. Die Gasverkäufe stiegen im Geschäftsjahr 2010/11 auf den Rekordwert von 1565 GWh, was einem Plus von sechs Prozent entspricht und dem kalten Winter sowie dem Neuanschluss von zehn Gemeinden ans Netz von Holdigaz zu verdanken ist. Der Anschluss neuer Kunden ist noch ausbaufähig, denn bisher ist erst ein Drittel aller Schweizer Gemeinden an die Gasversorgung angeschlossen. Nebenerträge generiert Holdigaz im Installations- und Gerätegeschäft. Insgesamt stiegen die Konzernerlöse im Geschäftsjahr 2010/11 um 6,6 Prozent auf 221 Mio. Franken. Die Rückstellungen konnten auf 25,5 (22,9) Mio. aufgestockt werden. Das Gewinnplus erreichte rund einen Drittel. Das Unternehmen ist mit seinen drei grössten Aktionären den Gemeinden Vevey (10,1 Prozent), Montreux (7,4 Prozent) und Monthey (5,4 Prozent) lokal verankert und verfügt über ein Aktienkapital von 20,5 Mio. Eine Pionierrolle spielt Holdigaz bei den mit Erdgas betriebenen Autos. Die Firma lancierte einen gasbetriebenen Smart und hat eine eigene Gastankstelle. Das Geschäft mit erneuerbaren Energien soll ausgebaut werden. (acs)
HOLDIGAZ IN ZAHLEN Konzernerlös in Mio. Fr Dividendenrendite in % Dividende Buchwert pro Aktie in Fr. Gewinn pro Aktie Kurs in Fr. 11.01.12 Ouelle: OTC-X / *Schätzung UZ
2010 / 11 221.2 2.4 2.5 50.51 10.93
2011 / 12* 230 2.6 2.7 52 12 116
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UZ l GELD
KMU GERECHTE ANLAGEN
Raiffeisen geht auf KMU zu Raiffeisen sieht sich nicht nur als Bank für KMU in guten Zeiten. Gerade im aktuell anspruchsvollen Umfeld ist Raiffeisen ein verlässlicher Partner für KMU, sagt Gabriele Burn, Mitglied der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz. Mit dem KMU-Nachfolgemodell und der KMU Capital AG hat Raiffeisen spezielle Produkte für KMU entwickelt.
INTERVIEW STEFFEN KLATT
Es gibt eine Unruhe im Markt, Stichworte starker Franken und Rückgang des Wachstums. Spüren Sie diese Unruhe? Gabriele Burn: Ja, bei den KMU ist eine gewisse Unruhe spürbar. Als Bank, die nahe beim Kunden ist, bekommen wir das unmittelbar mit; die KMU kommen mit ihren Sorgen zu uns. So hat die durchschnittliche Kreditbelastung eines KMU zugenommen, ist aber noch in einem vertretbaren Rahmen. Auch beschäftigen sich die KMU-Chefs zusehends mit der Frage, in wessen Hände sie ihr Unternehmen geben sollen. Überlegungen wie, ob es jetzt der richtige Zeitpunkt sei, ein Unternehmen weiterzugeben, oder ob sie jetzt den richtigen Übernehmer mit dem nötigen Kapital finden, stehen im Zentrum.
«
Wir haben
Kundenbe-
ziehungen, die bestehen schon seit Generationen»
Wie zuverlässig ist Raiffeisen als Partner und Finanzierer in dieser unruhigen Zeit? Das fragen Sie am besten unsere Kunden. Aber Hand auf’s Herz: Wir haben Kundenbeziehungen, die bestehen schon seit Generationen. Das zeigt, dass wir ein starkes Vertrauensverhältnis zu unseren Kunden haben und als zuverlässiger Partner wahrgenommen werden. Ihre Bank gibt also nicht weniger Kredite aus? Nein, das ist nicht die Absicht. Müssen die Unternehmen höhere Zinsen zahlen? Wir müssen bei den Kontokorrentkrediten jährlich bei der Bilanzbesprechung und der Analyse der Erfolgsrechnung schauen, welches Rating wir dem Kunden geben können. Dieses Rating entscheidet dann über den Zinssatz. Bei den Aufschlägen reden wir aber von einem Viertel Prozent oder einem Achtel Prozent. Wichtig ist es, als Bank überhaupt da zu sein. Beim grössten Teil unserer Kundschaft ist das Rating stabil.
Hat jede Raiffeisenbank die Beratungskapazität, die KMU heute brauchen? Die Raiffeisenbanken sind bestens vertraut mit ihrer Region. Wir haben regionale Kompetenzzentren und dadurch kurze Entscheidungswege. In den Kundenbeziehungen braucht es auch gesunden Menschenverstand und Bauchgefühl. Und natürlich braucht es jeweils auch Know-how in den jeweiligen Branchen. Wie weit unterstützt Ihre Bank innovative Unternehmen? Wir finanzieren auch innovative Unternehmen. Wir haben dafür ein neues Instrument – die KMU Capital AG. Wenn ein Unternehmen ein spannendes innovatives Produkt hat, das kurz vor der Marktreife steht, aber nur über wenig Eigenkapital verfügt, dann kommt die KMU Capital AG zum Zug. Sie kann die Zwischenfinanzierung übernehmen, also die Differenz zwischen der normalen Bankfinanzierung und dem Eigenkapital. Die KMU Capital AG kann mehr Risiken übernehmen und entscheidet nach anderen Kriterien als Raiffeisen in seiner normalen Bankfinanzierung. Wir stehen damit erst in den Startlöchern, aber konnten bereits knapp zehn Projekte finanzieren. Welchen Anteil hat die KMU-Finanzierung? Das ist schwierig zu sagen, weil viele KMU-Finanzierungen als Hypotheken laufen. Unsere Wurzeln sind eben die kleinen Handwerksbetriebe, wo oben die Familie gewohnt hat und unten die Werkstatt war. Der Anteil der KMU-Finanzierungen, die ohne Hypotheken laufen, liegt bei knapp fünf Prozent. Raiffeisen hat bei der Hypothekenfinanzierung einen Marktanteil von 16 Prozent. Ist das ein Risiko? Wir sind solide aufgestellt, in der ganzen Schweiz und mit verschiedenen Objekten. Die durchschnittliche Hypothek beläuft sich auf 350 000 Franken. Der grösste Teil der Hypothekarkredite fliesst in selbst bewohnte Eigenheime. Ebenso haben wir strenge Vergaberichtlinien. Wo wachsen Sie ausserhalb der urbanen Zentren? Wir wachsen in allen Regionen, und noch immer schneller als der Markt.
ZUR PERSON Gabriele Burn ist als erste Frau Mitglied der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz und dort für das Departement Marketing und Kommunikation zuständig. Vor ihrer Tätigkeit bei Raiffeisen Schweiz hat sie die Raiffeisenbank Thunersee Süd geleitet. Gabriele Burn ist auch Präsidentin der Klimastiftung Schweiz. Der Stiftung gehören grosse Finanzdienstleister von Allianz und Axa über Sarasin und Swiss Re bis Vontobel an. Sie verwenden die Rückvergütung aus der CO2-Abgabe gemeinsam, um damit Projekte und Produkte von KMU zur Senkung des CO2-Ausstosses zu unterstützen.
Befürchten Sie eine Immobilienblase? Die Preise in gewissen Regionen wie Zürich und Genf sowie in bestimmten Ferienorten sind überhitzt. Wir sind in diesen Regionen aber nur punktuell vertreten und stellen fest, dass dort die durchschnittliche Hypothek rund 70 000 Franken höher als im Durchschnitt liegt. Wir beobachten den Immobilienmarkt und die Entwicklungen in den sogenannten hot spots aufmerksam. Raiffeisen setzt gezielt auf Nachhaltigkeit. Warum? Die DNA für Nachhaltigkeit steckt in unserer Organisati-
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onsform. Raiffeisen ist eine Genossenschaft. Das genossenschaftliche Wertesystem verpflichtet zu einem verantwortungsbewussten und solidarischen Handeln gegenüber Gesellschaft, Wirtschaft und der Umwelt. Was macht Raiffeisen in Sachen Nachhaltigkeit? Raiffeisen will den CO2-Austoss reduzieren. Das fängt in den Büros in St.Gallen an, die durch die Abwärme der Computer geheizt werden. Das Wasser, das wir verbrauchen, ist immer mehr Regenwasser. Mit den St.Galler Stadtwerken speisen wir Solarstrom ein. Nachhaltigkeit hat für uns auch eine soziale Dimension. So unterstützen wir zum Beispiel Freiwilligenarbeit. Raiffeisen hat früher von Freiwilligenarbeit gelebt. Unsere Leute sind immer noch engagiert ehrenamtlich tätig. Wir haben jetzt eine Landkarte der Schweiz gemacht, in der jede ehrenamtliche Tätigkeit mit einem roten Punkt markiert wird. Die Karte ist schon ziemlich rot. Raiffeisen unterstützt auch Kultur und Kunst. Seit zehn Jahren bieten wir unseren Mitgliedern den Museumspass an. Wo merken die Kunden sonst, dass Raiffeisen nachhaltig sein will? Unsere Eco-Hypothek ist ein klar nachhaltiges Produkt im Bereich Bauen. Bei den Anlagen bieten wir die FuturaAnlagefonds, bei denen wir mit Ethos (auf Nachhaltigkeit spezialisierte Anlagestiftung, stk) und Inrate (Ratingagentur zum Thema Nachhaltigkeit, stk) zusammenarbeiten. Unsere Partner garantieren uns, dass die Futura-Anlagen auch wirklich nachhaltig sind, also keine Kinderarbeit oder Rüstungsunternehmen finanziert werden. Sie sind auch Präsidentin der Klimastiftung Schweiz. Kommt Ihr Angebot bei den KMU an? Das Angebot kommt gut an und wird für die Reduktion des CO2-Ausstosses genutzt. Die KMU sind sehr kreativ, Lösungen zu finden, wie entweder ihr eigener CO2-Ausstoss gesenkt werden kann oder Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden können, die anderen helfen, weniger CO2 auszustossen. Die Stiftung hat seit ihrem Bestehen eine ganze Reihe von guten Projekten finanzieren können. Der Beirat tagt vier Mal im Jahr; dabei sind jeweils 20 bis 40 Projekte auf der Liste. Viele KMU wissen aber noch nicht, dass wir auch mit der Energieagentur der Wirtschaft zusammenarbeiten. Bei der Klimastiftung geht es manchmal um relativ kleine Beträge von 10 000 Franken, aber mit einer grossen Wirkung, manchmal aber auch bis zu 100 000 Franken, verteilt über mehrere Jahre. Als Finanzdienstleister versuchen wir die KMU in ihrem Bestreben zu unterstützen, den CO2Ausstoss zu verringern. Werden noch weitere Finanzdienstleister zur Klimastiftung stossen? Wir haben mit elf gestartet, sind jetzt bei 19. Jetzt schauen wir noch über die Landesgrenze nach Liechtenstein. Jetzt sind wir aber ein schöner Kreis von Partnern. Das funktioniert, obwohl Sie am Markt Konkurrenten sind? Das funktioniert sehr gut, denn im Vordergrund steht die gute Sache. Die Diskussionen sind konstruktiv.
BIOLAND AGRARPRODUKTE AG Als Bio-Produzent darf die BioLand Agrarprodukte AG ihre Gewächshäuser erst ab dem 1. März auf über 5 Grad Celsius beheizen. Energieschirme sind teuer, aber sie erlauben, die Wärmeabstrahlung und damit den Heizbedarf um ca. 35% zu reduzieren. Die Realisierung dieses Projekts wurde durch die Partnerschaft der Klimastiftung mit Raiffeisen möglich.
D I E K L I M A S T I F T U N G U N D I H R E PA R T N E R Die Grossen setzen sich für die Kleinen ein: Dienstleistungsunternehmen bekommen aus CO2-Abgaben oft mehr zurück als sie eingezahlt haben. Damit unterstützen sie Schweizer KMU, wie hier im Beispiel die BioLand Agrarprodukte AG. Neben Raiffeisen bündeln aktuell 20 Partnerfirmen ihre Mittel, um unkompliziert und effizient KMU zu fördern und das Klima zu schützen.
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ANLAGE
Investieren in Entrepreneurs Warum sind viele familien- bzw. eigentümergeführte Unternehmen häufig so erfolgreich und bestehen schon seit Generationen? Der Schlüssel zum Renditeerfolg heisst «Ökonomische Nachhaltigkeit».
wachsene regionale Verwurzelung, gepaart mit einem Identität stiftenden Wertesystem, welches Kontinuität und Moral oftmals über das Ziel einer kurzfristigen Gewinnmaximierung stellt, verhilft ihnen dabei auch zu einer höheren Krisenresistenz und nicht zuletzt zu immaterieller Wertschöpfung. Zugute kommen ihnen auch ihr überdurchschnittliches Kostenbewusstsein sowie die tiefe Verschuldung.
MEHRRENDITE DURCH ANLAGEKONZEPT Übersicht der Performance von Entrepreneurial Indizes mit dem jeweiligen Gesamtuniversum: In EUR International CS Family Index TR MSCI World TR Net Deutschland Dax Family Plus Index Dax
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3Y
5Y
– 5.45 – 3.1
57.47 50.22
2.79 – 9.89
– 19.52 – 14.69
28.41 22.62
3.06 – 10.59
Performance in % per 30.12.2011
Die Verlässlichkeit ist ein wichtiger Punkt im ökonomischen Nachfolgemodell für Familienunternehmen.
Quelle: Bloomberg
Foto: Bilderbox.de
TEXT BIRGITTE OLSEN *
ENTREPRENEURS FOR ENTREPRENEURS Bei eigentümergeführten Unternehmen steht der Inhaber im Zentrum des Betriebes. Er orientiert sein Handeln an langfristigen Zielen und folgt einem differenzierten Wertesystem. Im Vergleich zu NichtFamilienunternehmen richtet er seine Geschäftsentscheide nicht nur auf kurzfristige Finanzziele, sondern berücksichtigt vielmehr auch die langfristigen Interessen von Angestellten, Kunden, Lieferanten und Aktionären. Empirische Studien stellen wiederholt fest, dass eigentümergeführte Unternehmen eine höhere Rentabilität aufweisen und über den Konjunkturzyklus ebenso höhere Renditen abwerfen. Eigenschaften von familien- bzw. eigentümergeführten Unternehmen Familien- bzw. eigentümergeführte Unternehmen bilden nicht nur das Rückgrat der Wirtschaft, sondern verkörpern auch
Wissenschaftlich untermauert Familienunternehmen zählen heute zu einer eigenständigen Forschungsdisziplin innerhalb der Wirtschaftswissenschaften. Mit hoher Übereinstimmung kommen viele Studien zum Schluss, dass diese meist deutlich solider eigenfinanziert sind als Nicht-Familienunternehmen. Entrepreneure sind selbst finanziell stark im eigenen Unternehmen engagiert. Sie weisen ebenso eine höhere durchschnittliche operative Rentabilität auf, was sich nicht zuletzt bei börsenkotierten Familienunternehmen auch in langfristig überdurchschnittlichen Kursentwicklungspotenzialen manifestiert.
Bellevue Asset Management zählt zu den Pionieren bei der Verwaltung von eigentümergeführten Unternehmen und setzt sich bereits seit mehr als fünf Jahren mit dieser Anlageklasse auseinander. Zum Angebot zählen der BB Entrepreneur Schweiz sowie der BB Entrepreneur Europe (Lux) Fonds, welche beide seit Lancierung eine deutliche Outperformance zur Benchmark erwirtschaften konnten.
eine besondere Unternehmensklasse, die sich durch spezifische Eigenschaften von Nicht-Familienunternehmen abhebt. Sie richten ihre Unternehmensentscheide meist an längerfristigen Zielen aus, etwa nach dem Motto «Denken in Generationen, nicht in Quartalen». Sie zeichnen sich durch höhere Innovationskraft, Konzentration auf Nischenmärkte, hohen Internationalisierungsgrad und stabile Kundenbeziehungen aus. Ihre langjährig ge-
Umsetzung in Erfolg versprechende Anlagekonzepte Die Struktur des Aktionariats und der aktive Einfluss des Unternehmers auf die langfristige Performanceentwicklung wurden bisher in der Anlagepraxis eher vernachlässigt. Dass sich aber über ein Entrepreneur-Konzept eine entsprechende Mehrrendite erwirtschaften lässt, zeigen Indexvergleiche (siehe Tabelle). Ein aus börsenkotierten Familienunternehmen zusammengesetztes Portfolio führt aber nicht a priori zu einer überproportionalen Wertsteigerung. Jedes Unternehmen birgt auch spezifische Risiken wie etwa fehlende Nachfolgeregelungen, Verlust der «Bodenhaftung» des Unternehmers oder Benachteiligung von Minderheitsaktionären. Umso wichtiger erweist sich eine sorgfältige quantitative und qualitative Titelselektion, die auch weichere Faktoren rund um den Entrepreneur und dessen Rolle und Stellung im Unternehmen berücksichtigt.
* Birgitte Olsen ist Fondsmanagerin bei Bellevue Asset Management.
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INFLATION
Preisniveau bleibt stabil VON JÖRG ZEUNER
DER AUTOR Dr. Jörg Zeuner ist Chief Strategist und Chief Economist der VP Bank Gruppe. Dort leitet er das Investment Service Center und ist Vorsitzender des Anlageausschusses. joerg.zeuner@vpbank.com
Erstmalig verlieh die Europäische Zentralbank (EZB) für drei Jahre Geld an Banken. Insgesamt teilte die Notenbank 489 Milliarden Euro zu. Die Resonanz der Banken war gewaltig, doch die sehr expansive Geldpolitik ruft vielerorts – auch unter den Analysten – Inflationsängste hervor. Im Umfeld einer Vertrauenskrise und einer deutlich abkühlenden Weltkonjunktur sind Inflationsgefahren allerdings eng begrenzt. Im Gegenteil: Die Deflationsrisiken überwiegen. So dürften die Teuerungsraten in den kommenden Monaten nachgeben. Selbst wenn die EZB den Geschäftsbanken mehr Liquidität zur Verfügung
stellt, erwächst daraus nicht unmittelbar eine höhere Kreditvergabe und somit Inflationsrisiken. Entscheidend dafür ist eher, wie gut Kreditinstitute an den Finanzmärkten längerfristiges Kapital mittels Bankobligationen aufnehmen können. Das geht im Moment aber nur sehr schwierig. Einerseits ist das Misstrauen der Banken untereinander sehr gross, andererseits führen die berechtigten Sorgen um die Solvenz vieler Banken zu grosser Kaufzurückhaltung privater Anleger. Die Folgen wiegen schwer: Die kaum noch vorhandene Möglichkeit einer fristenkongruenten Refinanzierung engt die langfristigen Kreditver-
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gabemöglichkeiten deutlich ein. Die Geschäftsbanken legen die von der EZB bereitgestellte Liquidität stattdessen sogleich wieder bei der Notenbank an. Abzulesen ist dies an den Übernachteinlagen der europäischen Geschäftsbanken bei der EZB, die zuletzt auf einen Rekordwert von 482 Milliarden Euro anstiegen. Erst wenn das von der EZB bereitgestellte Geld über eine zusätzliche Kreditvergabe in den Geldkreislauf kommt, steigt das Risiko einer zukünftig höheren Inflation. Da jedoch angebots- und nachfrageseitig nicht mit einer Ausweitung der Kreditmenge zu rechnen ist, werden die
Inflationsraten in den kommenden Monaten tendenziell zurückgehen – in einigen Ländern wie etwa Griechenland oder Portugal könnten sogar deflationäre Tendenzen drohen. Auch in der Schweiz bleibt das Preisniveau weiter stabil. Die nationale Notenbank macht sich aufgrund des starken Frankens sogar zunehmend Sorgen über eine mögliche Deflation. Auch aus unserer Sicht wird die Teuerung im laufenden Jahr nicht markant höher liegen als 2011. Die konjunkturelle Abschwächung wird den fundamentalen Preisdruck weiter tief halten – trotz der deutlichen Ausweitung der Notenbankgeldmenge. Anzeige
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UZ l KOMMUNIKATION
U N T E R N E H M E N S O R G A N I S AT I O N
Schlank und effizient Schlanke Prozesse, Outsourcing von Prozessen, Verbesserung des Prozessreifegrads und von Kostenbildern. Welcher Manager kennt sie nicht, die Verheissungen des modernen Prozessmanagements? Geschäftsprozessmanagement boomt und das wird vorläufig auch so bleiben. Was gilt es bei einer erfolgreichen Implementierung zu beachten?
TEXT RAINER TELESKO
Geschäftsprozessmanagement (GPM) oder auch Business Process Management (BPM) bezeichnet alle Aktivitäten im Rahmen der Identifikation, Analyse, Modellierung, Implementierung und Messung von Geschäftsprozessen (vgl. Prozessmanagement-Kreislauf siehe Grafik). Den Ursprung des modernen Geschäftsprozessmanagements bildet Mitte der neunziger Jahre das Standardwerk von Hammer/Champy. Darin fordern die Autoren, die Unternehmensprozesse «radikal» und «fundamental» zu überdenken, um Verbesserungen in den Bereichen Kosten, Qualität und Zeit zu erreichen. In Europa wurden die Unternehmensprozesse selten wirklich radikal neu gestaltet, hier wurde der Weg der schrittweisen Verbesserung bevorzugt. Ursprünglich wurde GPM für die Optimierung der Produktionsprozesse genutzt, was heute weitgehend vollzogen ist. Grosses Potenzial liegt hingegen im Bereich der Dienstleistungen. Die Organisation Ein Hauptgrund, warum GPM heute so boomt, liegt darin, dass im Zeitalter der Globalisierung und Kundennähe hoch effiziente Organisationsformen gefragt sind. Klassische Linienorganisationen haben viele Nachteile wie Silodenken, Redundanzen und fehlende Ausrichtung auf den Markt oder die Kunden. GPM stellt die wertorientierten Abläufe im Unternehmen in den Vordergrund, im Idealfall «end-to-end», das heisst vollintegriert mit allen Kunden und Lieferanten. Dies bietet für Manager ein hervorragendes Betätigungsfeld für Reorganisation und Effizienzsteigerung. «Doch allein mit wolkigen Formulierungen und missionarischen Aufforderungen lässt sich ein Unternehmen nicht reorganisieren», warnt Prof. Scheer, einer der Gründerväter des GPM in Europa. Er merkt auch an, dass der Begriff GPM heute ein «wahres Chamäleon» ist, weil er einmal betriebswirtschaftlich, einmal strategisch, dann wieder technisch oder operativ verwendet wird. Daraus resultiert zwangsläufig eine Vielzahl möglicher GPM-Implementierungsstrategien, was dazu führt, dass Unternehmen schnell den Überblick verlieren. Dies ist unter anderem eine Ursache dafür, dass viele GPMProjekte scheitern.
GESCHÄFTSPROZESSE ERFOLGREICH MANAGEN Strategisches Prozessmanagement – Kernprozesse und -ziele festlegen – Prozessorientierung etablieren – Balanced Scorecard – Business Process Outsourcing
Prozessentwurf
Prozesscontrolling
– Prozesse modellieren – Prozesse analysieren: Prozesskostenrechnung, Simulation – Sollprozesse entwerfen
– Kennzahlen erheben – Prozesse planen und steuern – Business Activity Monitoring – Ständige Verbesserung
Prozessimplementierung Tipps für erfolgreiches GPM – «Small is beautiful»: Mit kleinen Projekten starten. – Die fokussierten Prozesse sollen strategisch relevant sein. – Eine Roadmap für drei bis fünf Jahre entwickeln. – Den Business Case in den Mittelpunkt stellen. – Die Stakeholder an einen gemeinsamen Tisch bringen (Management, IT, Fachabteilungen . . .). – Vorsicht beim Einsatz von IT in einem sich rasch ändernden Umfeld! – «Prozessarchitektur» mit aktuellen und künftigen Schwerpunkten entwickeln. – keine Kernprozesse outsourcen. – einen geschlossenen GPM-Kreislauf umsetzen. – Sich bei der Prozessmodellierung am BPMN Standard orientieren.
– Change Management – Informationssysteme implementieren: ERP, BPMS – Informationssysteme integrieren
Wichtige Prozessframeworks in der Praxis – CMMI (Capability Maturity Model Integration): 5-stufiges Prozessreifegradmodell. – KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess): Prozessverbesserungsmodell, das inkrementelle Schritte der Verbesserung vorsieht. – Six Sigma: Prozessverbesserung mit dem Ziel «Null Fehler» auf Basis statistischer Methoden. – Kaizen: Prozessmanagement mit dem Ziel «Verschwendung» zu vermeiden: das sind unnötige Schritte oder Ressourcen (vgl. KVP).
Ausbildung im Bereich GPM Im Bereich GPM gibt es verschiedene Möglichkeiten, Zertifikate zu erlangen. Viele Kurse werden auch im Zusammenhang mit Qualitätsmanagement angeboten. Eine umfassende Ausbildung zu diesem Thema bietet die FHNW im Rahmen des Zertifikatslehrganges CAS «Geschäftsprozess-Management» (15 Tage). Die Zielgruppe sind Führungskräfte und Projektverantwortliche in Unternehmen.
Detaillierte Infos unter: www.fhnw.ch/wirtschaft/weiterbildung/cas-geschaeftsprozess-management/
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Verschiedene Ausbaustufen In verschiedenen Stufen lässt sich eine Roadmap für GPM entwickeln: – Ausbaustufe 1: Dokumentation der Prozesse, z.B. um Mitarbeiter in der täglichen Arbeit zu unterstützen. – Ausbaustufe 2: Umsetzung der Prozesse mit IT (Prozessautomatisierung), z.B. unter Einsatz eines ERP-Systems. – Ausbaustufe 3: periodische Messung der Prozesse und regelmässige Verbesserung. Hier finden regelmässig Verbesserungen statt, wobei man sich dabei an den «Bestin-class» orientiert. Die Schwierigkeit liegt nun primär darin, dass eine falsch gewählte IT-Lösung in Stufe 1 oft einen kompletten «Relaunch» in einer nächsten Stufe erfordert. Das bedeutet, dass man bei der Ausbaustufe 1 trotzdem schon höhere Ausbaustufen mitberücksichtigen muss. Für die GPM-SoftwareEvaluation ist das von entscheidender Bedeutung. Das GPM-Phasenmodell Jeder GPM-Implementierung liegt das Phasenmodell zugrunde (s. Grafik). In der Praxis werden diese Phasen zwar oft unterschiedlich bezeichnet, die Kernidee ist jedoch immer dieselbe. Phase «Strategisches Prozessmanagement» In dieser Phase werden die Kernprozesse und Ziele des Projektes festgelegt (z.B. «Durchlaufzeit von Prozess X um 20 Prozent reduzieren»). Es empfiehlt sich, Prozesse auszuwählen, die eine strategische Bedeutung haben oder bei welchen ein direkter Kundenbezug existiert. Die Ziele legen also konkret fest, welche Verbesserungen erzielt werden sollen. Phase «Prozessentwurf» Hier werden die Ist-Prozesse erhoben und dokumentiert. Dies kann mittels Text, in Tabellenform oder mit grafischen Modellierungssprachen geschehen. Die Notation BPMN 2.0 (Business Process Model and Notation (BPMN)) erfährt dabei zunehmende Verbreitung und könnte – ähnlich wie UML im Software Engineering – zum Standard der Zukunft werden. Über interne Workshops können Verbesserungspotenziale erhoben und bewertet werden (z.B. Schnittstellen reduzieren, Aktivitäten auslagern oder verschlanken etc.). Der Entscheid für die Umsetzung von Verbesserungspotenzialen führt zum Design der Sollprozesse. Phase «Prozessimplementierung» Die Umsetzung von Sollprozessen betrifft immer die drei Dimensionen Mensch (M), Organisation (O) und Technik (T). Diese Dimensionen müssen bei einer Implementierung gleichermassen berücksichtigt werden. In der Praxis sind für eine passende MOT-Implementierung folgende Fragen zu beantworten: – Was ist der richtige Ansatz für das Change Management? – Passt die Veränderung zu meiner Kultur und zu meinen Mitarbeitenden? – Welche Anforderungen an die IT haben wir? – Welche IT-Lösung ist adäquat? (z.B. Human-WorkflowLösung, service-orientierte Architektur, Collaboration Tool etc.). Ausbauphase 1: Dokumentation der Prozesse, dadurch werden die Mitarbeitenden unterstützt. Foto: Bilderbox.de
Phase «Prozesscontrolling» In dieser Phase wird die tatsächliche Prozessleistung über die KPI (Key Performance Indicators) gemessen, die in der ersten Phase definiert wurden. Moderne Tools unterstützen Prozesscontrolling häufig über eingebaute Monitoring-Funktionen (z.B. Business Activity Monitoring). Auf Basis der gemessenen Ergebnisse können neue Ziele definiert werden, womit wiederum die erste Phase angestossen wird.
DER AUTOR Rainer Telesko ist Dozent an der FHNW Nordwestschweiz mit den Schwerpunkten Geschäftsprozessmanagement und Software Engineering.
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ERP-LÖSUNGEN
Mobil gut organisiert Pionierarbeit im Bereich Cloud und Mobile Technology zu leisten, das war die Intention bei der Gründung von coresystems, sagt Manuel Grenacher Mitgründer und CEO. 2010 wurde das Unternehmen mit dem Prädikat «Cool Vendor» ausgezeichnet. Jetzt, zehn Jahre nach der Gründung, ist coresystems einer der weltweit grössten Apps-Hersteller im SAP-Umfeld.
Service. Über unsere Mobile-App für Manager haben diese auch auf Reisen die Möglichkeit jederzeit ihre aktuellen Geschäftsdaten und Unternehmenszahlen über ein Smartphone abzurufen. coresuite mobile sales unterstützt wiederum Vertriebsmitarbeiter bei der Planung und Durchführung von Kundenbesuchen. Die Lösung ermöglicht es auch, Aufträge inklusive direkter Mail-Bestätigung beim Kunden vor Ort zu erfassen und vorab noch die aktuellen Lagerbestände bezüglich Verfügbarkeit abzufragen.
INTERVIEW BIRTHE GRAUTMANN
Herr Grenacher, welche Geschäftsidee lag coresystems bei ihrer Gründung zugrunde? Manuel Grenacher: Unsere Idee war, Geschäftskunden mehrwertschaffende Lösungen im Bereich ERP (SAP) anzubieten. Diese Zusatzlösungen (heute Apps genannt) sollten günstig, einfach zu installieren und zu bedienen sein und so den Arbeitsalltag mit SAP Business One erleichtern. Sie können das mit dem iPhone vergleichen: Das Installieren der Apps ist kinderleicht und genau so verhält es sich mit unseren Businessanwendungen. Mit diesem Ansatz konnten wir bereits mehr als 5400 Kunden weltweit für unsere Produkte begeistern. Was für Vorteile hat der Kunde gegenüber Konkurrenzprodukten, wenn er sich für Lösungen von coresystems entscheidet? Ein grosser Vorteil liegt bestimmt in der sofortigen Verfügbarkeit unserer standardisierten Apps. Es ist also grundsätzlich kein langwieriger Beratungsaufwand erforderlich und unsere Lösungen sind wirklich schnell installiert. Mit der Standard-App coresuite mobile können Unternehmen, die SAP Business One als ERPSystem einsetzen, ihre Daten zum Beispiel on- und offline auch über ein Mobilgerät nutzen. Zudem bietet unsere Mobile-App kleineren Unternehmen die Möglichkeit, ihre Vertriebs- und Serviceprozesse komplett zu unterstützen und diese Daten dann via Cloud wieder mit dem ERP-System in der Zentrale zu synchronisieren. Inzwischen haben wir auch zunehmend SAP ECC-Kunden, die unsere Mobillösung einsetzen oder dies für die Zukunft planen. Welchen Nutzen hat Cloud Computing für Unternehmen? Cloud Computing bietet gerade für KMUUnternehmen ein erstklassiges KostenNutzen-Verhältnis. So ist es heute auch für kleinere Betriebe möglich, ihre Geschäftsprozesse im Aussendienst optimal zu unterstützen, ohne hierfür grosse Investitionen tätigen zu müssen. Mit unseren Mobile-Apps lassen sich solche
Ist die Implementierung der Software vom Unternehmen selbst durchführbar? Ja, die Kunden implementieren unsere Software entweder selbst oder lassen sich von einem unserer 350 Partner weltweit unterstützen. Darüber hinaus steht auch von unserer Seite immer ein grosses Support-Team zur Verfügung.
ZUR PERSON Manuel Grenacher, CEO coresystems ag, wurde 1981 in Leibstadt geboren. Die Ausbildung schloss er als dipl. Informatik-Ingenieur an der FHNW in Windisch ab. Während seiner Elektroniker-Lehre begann er mit dem Aufbau eines eigenen Unternehmens und rief 2002 die Firma coresystems.ch ins Leben. Nach dem Abschluss als Ingenieur gründete er mit seinen damaligen Mitstudenten Thomas Wyss, Adrian Meier und Robert Keller die coresystems ag. Gemeinsam haben sie bis heute 50 neue Stellen in Windisch geschaffen. Die Aargauer Firma ist der weltweit grösste Apps-Hersteller im SAP-Umfeld. www.coresystems.ch
Projekte in wenigen Tagen realisieren. Und unsere Cloud-Services zur Datensynchronisation sind in den Abonnementkosten bereits beinhaltet. Im Endergebnis bestätigen unsere Kunden immer wieder, dass sie die Effizienz ihrer Geschäftsprozesse erheblich steigern konnten und die Durchlaufzeiten stark verkürzt sind. In welchen Geschäftsbereichen werden Ihre Lösungen eingesetzt? Unsere Standardlösungen für SAP können in allen Bereichen eingesetzt werden. Unsere Mobile-Apps richten sich an die Zielgruppen Management, Vertrieb und
Wie kompatibel ist die Software mit den gängigen Betriebssystemen, sowohl PC als auch Mac? Unsere Apps werden von allen Systemen unterstützt. Der Einsatz von SAP erfordert eine Windows-Umgebung, um SAP-Daten auf dem Mac abbilden zu können. Unsere Mobile-Apps sind in jedem Fall mit den neusten Smartphones kompatibel. Welche Meilensteine gab es, die den Erfolg von coresystems maßgeblich beeinflusst haben? Wir haben vor einigen Jahren auf Cloud und Mobile Technology gesetzt und massiv in diese Bereiche investiert. Dadurch haben wir Pionierarbeit geleistet und führen diesen Markt heute mit einem attraktiven Lösungsportfolio an. Das beweisen die vielen Kundenprojekte mit einer Gesamtnutzerzahl von rund 55 000 Anwendern. Ein ganz wichtiger Meilenstein und eine Bestätigung war für coresystems in jedem Fall die Anerkennung als «Cool Vendor» im Mai 2010, mit der die renommierten Analysten von Gartner neue und innovative Anbieter sowie Produkte und Dienstleistungen hervorheben, die neuartige Services und Produkte für bisher ungelöste Herausforderungen bieten.
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DIGITALE KUNDENKOMMUNIKATION
Marketing leicht gemacht VON ANDRÉ CARADONNA
DER AUTOR André Caradonna ist Produktspezialist von Swisscom und beantwortet Fragen zur Informationsund Kommunikationstechnologie. vernetzt@unternehmerzeitung.ch
Ich möchte das Internet als zusätzlichen Absatzkanal nutzen. Welche Möglichkeiten bieten mir dabei Tools und Applikationen des E-Marketings? Die Welt wird immer digitaler – folglich erhält auch die digitale Kundenansprache einen immer höheren Stellenwert. Inserate, Plakate und Prospekte sind längst nicht mehr die einzigen Kommunikationsmittel. Wer schnell, flexibel und persönlich mit Kunden in Kontakt treten will, dem eröffnet das Internet ganz neue Möglichkeiten. Webseite als elektronische Visitenkarte Eine Firmen-Webseite ist für viele Unternehmen
heute eine Selbstverständlichkeit. Sie stellt das Unternehmen vor, präsentiert Produkte und ermöglicht eine erste Kontaktaufnahme mit dem Kunden. Es ist deshalb wichtig, dass die Webseite anschaulich, übersichtlich und nutzerfreundlich ist. Um sie zudem für den mehrmaligen Besuch interessant zu halten, kann beispielsweise auf der Startseite mittels Webtool ein Wettbewerb integriert oder eine Kundenumfrage gestartet werden. Da das dafür eingerichtete Formular per E-Mail verschickt werden kann, können damit beispielsweise auch Einladungen versendet werden. Das Formular wird in diesem Fall in eine eigene Webseite
eingebettet. Diese sogenannte Microsite kann nur über den versandten Link erreicht werden. Die im Formular eingetragenen Daten werden schliesslich direkt in die mit der Microsite verknüpfte Datenbank übertragen. E-Mailings für persönlichen Direktkontakt Das elektronische Pendant zum postalischen Direktversand von Flugblättern und Prospekten sind E-Mailings. News wie Promotionen können damit direkt, schnell und personalisiert zugestellt werden. Es gibt zahlreiche Tools, die Vorlagen für Newsletter und EMailings zur Verfügung stellen. So kann zum Beispiel der Versand an ein
bestimmtes Datum geknüpft werden, wenn man dem Kunden zum Geburtstag einen Gutschein schicken oder mit E-Coupons neue Zielgruppen erreichen möchte. Tools zur Unterstützung Die Möglichkeiten der digitalen Kundenkommunikation sind schier unbegrenzt. Es gilt aber auch hier: «weniger ist mehr». Wichtig ist, die Kommunikationsmassnahmen dem Geschäft und den Kunden anzupassen. Für die Umsetzung stehen zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige (Online-)Tools und Applikationen zur Verfügung, die auch für normale Anwender einfach zu bedienen und kostengünstig sind.
Publireportage
C RO S S M E D I A L E KO M M U N I K AT I O N
Im Wettbewerb differenzieren Das veränderte Medienverhalten der Konsumenten zwingt Unternehmen, neue Wege in der Kommunikation zu gehen und mehrere Medienkanäle gleichzeitig zu nutzen. Crossmedia steht im Mittelpunkt moderner Kommunikationsplattformen und beinhaltet unter anderem den Einbezug des Internets mit Web-TV, der Mobiltelefonie, im Digitaldruck produzierter Dokumente sowie klassischer Medien. Wichtig ist, dass die ausgew ählten Kommunikationsmittel inhaltlich, formal und zeitlich optimal aufeinander abgestimmt sind. Ein sinnvolles Enterprise Publishing trägt dazu bei, Aufmerksamkeit zu generieren und das Image der Unternehmung zu pflegen. Dieses Ziel erreicht man insbesondere durch den Einsatz variablen Datendrucks mit persönlicher Ansprache und Bildpersonalisierung. Vor allem für KMU stellt sich die Frage, ob es wirklich
nötig ist, die erforderlichen Kompetenzen zur Durchführung crossmedialer Kampagnen im eigenen Unternehmen bereitzustellen. Oft ist es einfacher, das Knowhow bei einem externen Dienstleister einzukaufen. Dieser setzt jeweils die neusten Technologien ein und steht immer dann bereit, wenn das Unternehmen auf Unterstützung angewiesen ist. Canon bietet seit langem das gesamte Spektrum an Geräten und Dienstleistungen an, das bei der Realisierung crossmedialer Massnahmen benötigt wird. Inhalte, Technologien und Prozesse sind dabei integrative Bestandteile der von Canon erstellten Konzepte. Damit wird gewährleistet, dass crossmediale Lösungen in der Praxis stets eine optimale Wirkung bei der Zielgruppe erzielen. Weitere Informationen: www.canon.ch/crossmedia
Dank Crossmedia können die Vorteile aller Kommunikationskanäle umfassend genutzt werden, was zur Optimierung des Marketings beiträgt. Foto: canon
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UZ l WEITERBILDUNG
S O F T W A R E - E N T W I C K L U N G W E LT M E I S T E R S C H A F T L O N D O N
Informatikerin? – Ja, natürlich! Dass die Informatikbranche längst keine Männerdomäne mehr ist, beweist Sandra Schmid. Letztes Jahr wurde sie Vize-Schweizermeisterin im Bereich Software-Entwicklung. Nun vertrat sie die Schweiz erfolgreich an der Weltmeisterschaft.
INTERVIEW JÖRG AEBISCHER
Frau Schmid, in diesem Jahr haben Sie die Schweiz an den Weltmeisterschaften in London vertreten und den hervorragenden 8. Rang erreicht. Sind Sie trotzdem eine ganz normale junge Frau? Ja, natürlich! Ich liebe meinen Beruf, bin aber trotzdem auch froh, wenn ich nach acht Stunden Arbeit das Büro verlassen kann und etwas anderes sehe, als meinen 24 Zoll grossen Bildschirm. Meine Freizeit besteht – abgesehen davon, dass ich ab und zu Webseiten erstelle – aus ganz normalen Hobbies: mit Freunden weggehen, Sport machen und in der Guggenmusik aktiv sein. Woran liegt es, dass Sie im Beruf so erfolgreich sind? Informatikerin ist mein Traumberuf und ich möchte in meinem Leben etwas erreichen, und dafür gebe ich alles! Die Frauen sind in der Informatik mit nur elf Prozent stark untervertreten. Woran mag das liegen? Informatiker/in ist kein typischer Frauenberuf und Vorurteile sind sehr verbreitet. Viele Frauen denken, dass Informatik zu kompliziert und Männersache sei. Bei den Informatik-Studiengängen ist der Frauenanteil gar nicht einmal so gering, jedoch bei der Berufwahl. Im Alter von 15 Jahren stellt man sich beim Beruf «Informatiker» den typischen Freak vor, der die ganze Nacht am PC sitzt und keine anderen Hobbies hat. Damit können sich wohl viele Frauen resp. Mädchen nicht identifizieren. Ich selbst wurde während meiner Ausbildung von einigen männlichen Klassenteilnehmern belächelt, und dadurch weiss ich, dass (zumindest) der Einstieg in die Informatik nicht so einfach für Mädchen/Frauen ist. Wie kamen Sie damals als junge Bezirksschülerin auf die Idee, eine Lehre als Informatikerin zu machen? Die Welt der Technik faszinierte mich schon sehr früh. Bereits mit 13 Jahren habe ich angefangen, Webseiten zu erstellen – das hat mir mein Bruder beigebracht
Sandra Schmid bei den Weltmeisterschaften für SoftwareEntwicklung in London. Foto: zVg
– und es machte mir einfach viel Spass, am Computer zu arbeiten. Als es dann an die Lehrstellesuche ging, war für mich von Anfang an klar, dass ich Informatikerin (und nur mit Schwerpunkt Applikationsentwicklung) werden wollte. Was fasziniert Sie an der Informatik und insbesondere der SoftwareEntwicklung? Es ist einfach ein gutes Gefühl, anderen Personen helfen zu können, indem man ihnen den Alltag mit einer Software erleichtert. Ausserdem freut es mich, wenn ich Probleme auf logischem Weg
I C T- B E R U F S B I L D U N G S C H W E I Z Der im Frühjahr 2010 vom Dachverband ICT-Switzerland und den kantonalen und regionalen Organisationen der Arbeit (OdA) gegründete Verband hat es sich zum Ziel gesetzt, dem ICT-Fachkräftemangel in der Schweiz aktiv zu begegnen. www.ict-berufsbildung.ch
lösen kann und danach das funktionierende Resultat sehe. Sie haben eine Berufslehre gemacht. Leider bilden zu wenig Unternehmen Informatiker/innen aus, obwohl die Wirtschaft immer mehr davon braucht. Mit welchen Argumenten würden Sie Unternehmen überzeugen, sich für die Lehrlingsausbildung im Besonderen und die Ausbildung von Informatikerinnen im Speziellen zu engagieren? Um mit dem Bevölkerungswachstum und dem stetigen, technischen Wandel mithalten zu können, braucht es in den nächsten Jahren viele junge, topmotivierte Fachleute, die bereit sind, sich ständig weiterzubilden. Diese kann es aber nur geben, wenn die Unternehmen sehen, dass die Auszubildenden kein Störfaktor sind, sondern vielmehr Gewinn für Unternehmen und Wirtschaft. Die Investition in ICT-Auszubildende wird sich schnell auszahlen, wenn man bedenkt, dass es bald kaum noch Fachkräfte geben wird. Ein Argument für die Lehrlingsausbildung ist sicher, dass die Unternehmen, welche selbst Lehrlinge ausbilden, ihre Lehrlinge genau nach dem eigenen Stellenprofil ausbilden können, sodass sie perfekt in das eigene Unternehmen passen. Ansonsten sehe ich einen klaren Vorteil darin, dass sich die Generationen durchmischen: Je mehr verschiedene Leute an einem Projekt arbeiten, desto mehr unterschiedliche Ideen und Lösungsansätze kommen auf. Glauben Sie, Ihrem Lehrbetrieb während der Ausbildung einen Nutzen gebracht zu haben und wenn ja, welchen? Ich konnte schon früh in meiner Ausbildung bei Kundenprojekten mithelfen. Am Anfang war es (nur) das Testen der Applikation auf mögliche Fehler. Mit der Zeit kam das Beheben von kleinen Fehlern dazu. Am Ende der Ausbildung konnte ich wie ein richtiger Mitarbeiter an den Projekten mitarbeiten. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Momentan besuche ich den Vorkurs für die Aufnahmeprüfung der Fachhochschule Nordwestschweiz. Im Herbst, nach bestandener Aufnahmeprüfung, werde ich Informatik studieren und hoffentlich weiterhin (so) gute Leistungen wie in meiner Informatik-Ausbildung erbringen. Später möchte ich als Projektleiterin in einer Softwarefirma arbeiten.
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P R O J E K T: I N T E G R AT I O N
Handicap am Arbeitsplatz Die Versicherungsgruppe Nationale Suisse lancierte Anfang 2011 mit «Handicap am Arbeitsplatz» ein zukunftsweisendes Projekt. Dabei bereitet sich das Unternehmen schrittweise auf die Integration von handicapierten Personen vor und setzt so auf bisher brach liegende Talente. Im Interview geht CEO Hans Künzle auf die Vorteile für die Firmenkultur ein.
INTERVIEW NATHALIE BLUMER
ZUR PERSON Was waren die Beweggründe für die Realisation des Projektes? Hans Künzle: Vor allem war es folgende Überlegung: Menschen mit Handicap ins Arbeitsleben zu integrieren, ist von hoher gesellschaftspolitischer Relevanz. Zudem sind Arbeitspotenziale und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung wichtige, bisher fast ungenutzte Ressourcen für Arbeitgeber. Was muss man sich unter diesem Projekt vorstellen? Wir verfolgen damit das Ziel, das Unternehmen und all seine Geschäftsbereiche und Abläufe auf den Umgang mit dem Thema Handicap und die konkrete Fähigkeit zur Anstellung von Handicapierten zu prüfen. Dies um Arbeitsprozesse allenfalls anzupassen und um den Horizont der Firmenkultur zu erweitern. Das Projekt unterstützt uns dabei, besonders befähigte Menschen mit Handicap einzustellen. Was wurde bisher unternommen? Wir haben Rahmenbedingungen geschaffen, unter denen die speziellen Fähigkei-
Dr. iur. Hans Künzle übernahm per 1. Januar 2005 den Vorsitz der Geschäftsleitung der Schweizerischen National-VersicherungsGesellschaft AG. Er ist Präsident des Verwaltungsrates der Schweizerischen National Leben AG, Bottmingen, und der Europäischen Reiseversicherungs AG, Basel. Er ist ferner Mitglied des Vorstands des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) und des Stiftungsrates der Stiftung MyHandicap.
ten und Stärken von Menschen mit Behinderung für alle wertschöpfend eingesetzt werden können. Im August 2011 konnten wir bereits für das neue Lehrjahr zwei Auszubildende mit Handicap im Kundenservice-Center in Bottmingen begrüssen. Hatten Sie von externer Stelle Unterstützung? Ja, für die Realisation des Projektes arbeiten wir mit der Stiftung MyHandicap und
Nationale Suisse arbeitet mit der Stiftung MyHandicap und dem Center for Disability and Integration (CDI) der Universität St.Gallen zusammen. Bei der Eröffnung des CDI war auch Bill Clinton anwesend. Foto: MyHandicap
dem Center of Disability and Integration der Universität St.Gallen zusammen. Ein Mitarbeiter der Stiftung MyHandicap hat die Projektleitung für «Handicap am Arbeitsplatz» inne. Zusätzlich setzt er das Projekt im Rahmen seiner Doktorarbeit am Institut für Führung und Personalmanagement der HSG um und untersucht an diesem Praxisbeispiel, wie mit welchen Problemen und Herausforderungen umgegangen werden muss. Welches Ziel verfolgen Sie langfristig? Der ganzheitliche Ansatz von «Handicap am Arbeitsplatz» mit dem bereichsübergreifenden Vorgehen ist neu. Er zielt darauf ab, die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sowohl für die Gesamtunternehmung, als auch für weitere Organisationen und Institutionen nutzbar zu machen. Das Thema wird strategisch und nachhaltig angegangen und soll langfristig einen Kulturwandel auslösen. Ein Kulturwandel ist nicht einfach einzuleiten. Was ist Ihr Geheimnis? Das persönliche Commitment der Geschäftsleitung. Denn hier handelt es sich um ein Führungsthema. Natürlich gibt es immer die viel zitierten Barrieren in den Köpfen, über die wir alle in unterschiedlichem Masse verfügen und die abgebaut werden müssen. Genau da setzt unsere Führung an, um die Veränderung erfolgreich einzuleiten. Wie geht es nun weiter? Das Projekt ist noch lange nicht zu Ende: Wir wollen nach und nach weitere Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schaffen. Deren Integration soll zunehmend ein selbstverständlicher Bestandteil des Recruiting-Prozesses werden. Die Lehrlingsausschreibung für das Jahr 2012 ist bereits wieder offen und berücksichtigt diesen Anspruch. Zudem werden die gesammelten Erfahrungen und das generierte Wissen aus dem Projekt im Rahmen der Doktorarbeit festgehalten, damit der Weg zur Integration von Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt weiter geebnet werden kann.
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UZ l MANAGEMENT
L E B E N A L S PA R A P L E G I K E R
«Ich hatte Angst, am Rand der Gesellschaft zu bleiben» Christian Wenk ist ein gefragter Referent zum Thema mentale Stärke. Kein Wunder: Der 37-Jährige feiert trotz Querschnittlähmung Erfolge als Arzt und Pianist. Gut zehn Jahre nach seinem folgenschweren Unfall bilanziert er: «Ich bin mutiger geworden und kann heute mehr bewegen als vorher.» Sein erstes Rollstuhltraining in der Stadt wird er aber nie vergessen.
INTERVIEW MATHIAS MORGENTHALER
Herr Wenk, Sie sind Oberarzt, Pianist, Sportler, Unternehmer und Referent – schaffen Sie dieses beeindruckende Pensum trotz oder wegen ihrer Behinderung? Christian Wenk: Ich habe vor dem Unfall sehr viel gemacht und mache seither immer noch viel. Als Persönlichkeit habe ich mich nicht verändert. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist eine andere. Die Leute staunen, dass ich als Paraplegiker so viel unter einen Hut bringe. Tatsächlich ist es so, dass alles ein bisschen mehr Antrieb, Zeit und Energie braucht, angefangen beim Aufstehen. Man kann sich aber sehr weit an einen normalen Alltag annähern. Stimmt es, dass die Lebenszufriedenheit von Paraplegikern noch einiges höher ist als vor dem Unfall? Es gibt eine Schere. Die einen hadern mit der Situation und leiden, andere schaffen es, ihre Möglichkeiten viel bewusster und dankbarer wahrzunehmen. Unsere Schwierigkeit ist, dass die Leute zuerst den Rollstuhl wahrnehmen und erst dann allenfalls die Fähigkeiten. Ein Unversehrter gilt als fähig bis zum Beweis des Gegenteils. Ein sichtbar Behinderter muss seine Umgebung mühsam immer neu von seinen Qualitäten überzeugen. Das braucht unendlich Energie. Daran kann man leicht zerbrechen. Wie haben Sie die ersten Tage im Rollstuhl erlebt? Vor dem Unfall war ich 186 cm gross, ein Athlet, der sich gerne in Menschenmengen bewegte, Blickkontakt suchte . . . es kam mir vor wie ein Flirt mit der Menge. Dann war ich plötzlich im Rollstuhl, fühlte mich handicapiert, wertlos. Ich werde nie mein erstes Stadt-Rollstuhltraining vergessen. Wir fuhren durch die Zürcher Innenstadt und ich merkte, wie sich die Passanten abwendeten, wie mir die Leute auswichen. Als wir in einem Café Halt machten, fragte die Kellnerin meine Begleitung, was ich trinken möchte. Das war ein Schock. Ich hatte Angst, am Rand der Gesellschaft zu bleiben. Erst mit der Zeit lernte ich, mich auf meine Stärken zu konzentrieren und mir das Selbstwertgefühl wieder zu erarbeiten. Wie schafft man es, sich trotz des Verlusts auf das Positive zu konzentrieren? Ich bin überzeugt, dass wir hier eine Aufgabe haben. Unsere Lebensgeschichte macht uns mit allen Stärken und Schwächen zu dem, was wir sind. Das zu wissen, ist in der schwierigsten Situation besonders hilfreich. Wir können das Verlorene beklagen oder das Erlebte dankbar als Teil unseres Lebens annehmen. Ich glaube, dass alles, was uns widerfährt, eine tiefere Bedeutung hat. Dieses Urvertrauen hatte ich schon vorher, es ist durch den Unfall nicht erschüttert,
sondern bestärkt worden. Aber ich will nichts beschönigen: Natürlich gibt es Rückschläge und Tränen. Sie sagten, Sie seien seit dem Unfall kein anderer als vorher. Hat sich dennoch etwas verändert? Ja, ich kenne meine Ressourcen besser und empfinde mehr Dankbarkeit. Erst durch den substanziellen Verlust habe ich gelernt, wie wenig selbstverständlich alles ist, wie sehr das Leben ein Geschenk ist. Natürlich ist die Querschnittlähmung eine Einschränkung – aber das ist bei weitem nicht meine grösste Schwäche. Wie meinen Sie das? Im Leben geht es doch in erster Linie darum, glücklich zu sein. Bei diesem Unterfangen stehen wir uns oft selber im Weg. Wir sind nicht mutig oder nicht ehrlich genug, bringen zu wenig Energie auf. Ich bin durch den Unfall und die Folgen mutiger geworden und kann dadurch heute mehr bewegen in dieser Gesellschaft. Andere stehen scheinbar auf der Sonnenseite des Lebens, fühlen sich aber elementar behindert. Ich erinnere mich an ein Podiumsgespräch mit drei Top-Managern und drei erfolgreichen körperlich Behinderten. Alle sechs Teilnehmer sprachen über ihre grössten unsichtbaren Behinderungen. Am Ende war im Publikum jedem klar, dass der fehlende Mut, einen Traum zu verwirklichen, oder die fehlende Einsicht, sich im entscheidenden Moment genügend Zeit zu nehmen für Partner oder Kinder, viel schwerer wiegen als die Unfähigkeit zu gehen.
ZUR PERSON Christian Wenk (37) ist als Oberarzt im interdisziplinären Notfallteam der Klinik St. Anna in Luzern tätig. 2009 bis 2010 arbeitete er im Schweizer ParaplegikerZentrum Nottwil. Wenk war international erfolgreicher Duathlet, bevor er im September 2000 beim Radtraining in Japan frontal in ein falsch geparktes Auto fuhr. Seither ist er querschnittgelähmt. Nebenberuflich tritt Wenk als Pianist und Referent auf. Wenk ist verheiratet und wohnt in Eich (LU). Kontakt und Information: www.christianwenk.ch
Sie sind frisch verheiratet und scheinen sich überhaupt nicht eingeschränkt zu fühlen. Man liest sogar von einem Fallschirmsprung. Wissen Sie, was das grösste Hindernis war auf dem Weg zu meinem Fallschirmsprung? Ich musste mich überwinden, einen Laden zu betreten und mich zu outen, dass ich als Behinderter mit dem Fallschirm abspringen möchte. Alles andere verlief völlig problemlos. In den meisten Fällen behindern wir uns selber. Dass Sie im Alltag auf bauliche Hindernisse treffen, ist keine Einbildung, sondern Realität. Stimmt. Sogar in Neubauten werden viele unnötige Stufen und Schwellen eingebaut. Ich habe mich so arrangiert, dass ich gut funktionieren kann. Wenn mir eine Treppe im Weg steht, setzte ich mich auch mal auf den Hintern und ziehe den Rollstuhl nach. Meine Erfahrung ist: Das Glas ist nie halb leer oder halb voll, es ist immer fast voll. Ich habe einmal mit einem Tetraplegiker die Probe aufs Exempel gemacht: Auf einem ersten Blatt listeten wir Dinge auf, die ausser Reichweite sind; auf einem zweiten diejenigen, die
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Ich bin
durch den
Unfall und die Folgen mutiger geworden »
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«Ich will dazu beitragen, dass andere Menschen mit Behindung Vertrauen geniessen, bevor sie sich bewiesen haben.» Foto: zVg
noch möglich sind oder möglich werden könnten. Die zweite Seite war am Ende wesentlich voller. Wenn jemand, der weder Hände noch Füsse brauchen kann, mehr Ressourcen als Einschränkungen hat – wer in unserer Gesellschaft sollte dann mehr Punkte auf der Verlustseite haben? Wie kann es gelingen, Menschen mit Behinderung auch im Berufsalltag besser zu integrieren? Wir werden es uns nicht mehr lange leisten können, Men-
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schen mit Behinderung auszugrenzen und über den Sozialstaat zu finanzieren. Mein neues Projekt setzt genau hier an. Ich will wissenschaftlich beweisen, dass Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz gleich gut oder häufig sogar besser sind. Mich fragt heute niemand mehr nach meiner Behinderung, wenn ich mich um eine Arztstelle bewerbe. Ich will dazu beitragen, dass andere Menschen mit Behinderung die gleiche Erfahrung machen und Vertrauen geniessen, bevor sie sich bewiesen haben.
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UZ l UNTERNEHMEN
AT I Z O A G
Projekt: «Ideenschmiede» Bei der Innovation von Produkten und Strategien binden Unternehmen immer häufiger die Konsumenten ein. Doch wie entwickelt man zusammen mit den Verbrauchern schnell, effizient und vor allem kostengünstig Ideen? Die Lösung bietet das Berner Startup Atizo.
INTERVIEW UND TEXT BIRTHE GRAUTMANN
Herr Aebersold, wie kommt man auf die Idee, ein Unternehmen wie Atizo zu gründen? Reto Aebersold: Ich persönlich finde den OpensourceGedanken in der Softwareindustrie interessant und sinnvoll. Daher war und ist Atizo eine interessante Möglichkeit diesen Ansatz in einem komplett anderen Umfeld auszuprobieren. Zudem gab es damals einen großen Hype rund um Wikipedia. Mein Geschäftspartner Christian Hirsig war davon überzeugt, dass Benutzer nicht nur bestehendes Wissen niederschrieben, sondern auch neues generieren können.
machen. Wir bewerben neue Innovatoren im Rahmen von neuen Projekten. D.h. wir machen zusammen mit unserem Kunden Werbung für das jeweilige Projekt und nutzen Kommunikationskanäle des Kunden, um neue Innovatoren für das Projekt und Atizo zu gewinnen.
Wie gewährleisten Sie, dass die Online-Diskussion auch zu einem erfolgreichen Ergebnis führt? Gibt Atizo für die investierende Firma eine Erfolgsgarantie? Atizo hilft dem Kunden das Projekt aktiv zu betreuen. Dabei können während dem Projekt kleine Korrekturen vorgenommen werden, damit die Inputs mit den Anforderungen unserer Kunden bestmöglich übereinstimmen. Atizo liefert Inputs und Inspirationen zu einer bestimmten Fragestellung. Diese Inputs konnten bis jetzt in jedem Projekt generiert werden und so wurde bisher die Prämie immer vollständig ausbezahlt. Atizo Projekte sind daher grundsätzlich immer erfolgreich. Wenn der Erfolg an der konkreten Umsetzung gemessen wird, dann sind Projekte im Bereich von Konsumgütern und verbreiteten ZUR PERSON Dienstleistungen wie z.B. Krankenkassen am erfolgreichsten. Reto Aebersold hat Informatik
Warum braucht es im Zeitalter von Social Network eine Brainstorming Plattform? Social Network ist ein sehr weiter Begriff. Für die verschiedenen Bedürfnisse braucht es die passende Plattform: Facebook um mit Freunden einfach in Kontakt zu bleiben, Twitter um kurze Nachrichten auszutauschen und Flickr um Bilder mit Freunden zu teilen. Atizo fügt sich in diese Reihe als Brainstorming und Crowdsourcing Plattform ein. Damit eine solche Plattform funktioniert, muss eine studiert und ist überzeugt von Helfen Sie bei der Umsetzung der Idee, motivierte Community vorhanden sein, der Opensource-Bewegung. Mit der Gründung von Atizo ging zum Beispiel wenn dem Unternehmen die der jeweiligen Plattform zum Leben ein lang ersehnter Wunsch - den in einem Bereich das nötige Know-how verhilft. Dabei spielt es eine wichtige Opensource-Gedanken in fehlt? Rolle, wozu sich ein Benutzer auf eine andere Bereiche zu übertragen Atizo führt Projekte in verschiedensten Plattform angemeldet hat. Ein konkretes in Erfüllung. Bei Atizo ist Reto Bereichen durch. Dabei haben wir natürBeispiel dazu: Ein Kunde von Atizo hat Aebersold für die Entwicklung lich nicht in jedem Bereich das nötige Fachauf Facebook knapp 60 000 Fans und hat der Produkte zuständig. wissen, um die Kunden bei einer Umsetdort mit Hilfe der Atizo Facebookzung kompetent unterstützen zu können. Applikation Ideen seiner Fans gesucht. Wir bieten unseren Kunden aber einen Gleichzeitig lief das Projekt auch auf interessanten Service an, der ihnen erlaubt, aktiv in unseAtizo mit der eigenen Community von ca. 15 000 Benutrer Community nach diesem Know-how zu suchen. zern. 95 Prozent der Ideen kamen von der Atizo-Community, da das primäre Ziel dieser Benutzer das Einreichen Welche Branchen wenden sich an Sie? Haben Sie für von neuen Ideen ist und nicht das Pflegen von persönlialle Branchen Innovatoren? chen Kontakten, wie bei Facebook. Wir haben eine sehr heterogene Community und können einen sehr breiten Bereich an Fragestellungen abdecken. Wie populär ist die Atizo AG bei KMU? Grundsätzlich funktionieren Projekte im Bereich von Fast Das kommt stark auf die Struktur der KMU an. Wenn bei eimoving consumer goods sehr gut. Hier kann eine breite nem Unternehmen die kundennahe Entwicklung von ProdukMasse mitreden und die Inputs können zeitnah umgesetzt ten oder Dienstleistungen im Vordergrund steht, ist Atizo eine werden. sehr interessante Möglichkeit. Weiter werden natürlich Ressourcen benötigt, um die Inputs aus Atizo sinnvoll umsetzen Welchen Beitrag leistet gezielt das Atizo-Team am zu können. Aufgrund von diesen Anforderungen ist Atizo also Innovationsprozess? eher für mittlere Unternehmen als für ganz kleine geeignet. Das Atizo Team unterstützt den Kunden aktiv bei der Moderation des Projekts. Dabei reicht die Unterstützung von einer Nach welchen Kriterien werden die Innovatoren der einfachen Einführung in die Moderationswerkzeuge bis zur Web-Community ausgewählt bzw. beworben? Vorfilterung der Ideen. Weiter führt das Atizo Team auch Bei Atizo können grundsätzlich alle Interessierten mit-
UNTERNEHMEN l UZ
Konsumenten als Innovatoren
gegenseitige Vertrauensbasis und sorgt langfristig für ein positives Unternehmensimage.
Das Zauberwort für KMU aber auch Grossunternehmen heisst in der heutigen stark kundenorientierten Zeit «Open Innovation». Mit «Open Innovation» ist die Öffnung des unternehmerischen Innovationsprozesses gemeint. Ideen werden nicht mehr im eigenen Haus entwickelt, sondern von externen Partnern und Experten. Eine weitere Möglichkeit dieses «Crowdsourcing» ist, die Ideenfindung dem Kunden zu übertragen. Dies war auch die Idee der Atizo AG, die Unternehmen eine Brainstorming-Plattform bie-
Wie funktioniert Brainstorming mit Atizo? Das Konzept besteht aus fünf klar strukturierten Schritten: 1. Das Unternehmen erarbeitet im Rahmen eines Workshops zusammen mit dem Atizo-Team zwei Fragen, die für die Diskussion in einer Online-Community geeignet sind. 2. Das Projekt wird online initiiert und die Communitiy liefert hunderte von Ideen. 3. In einem weiteren Workshop werden die zehn bis 15 besten Ideen ausgewählt.
TOP 100 STARTUP: PLATZ 21
tet und zusammen mit einer Konsumenten-Web-Community in fünf Schritten Ideen findet, bewertet und Pläne für deren Umsetzung erstellt. Vorteile der «Open Innovation» Ein wesentlicher Vorteil bei der Ideenfindung durch Konsumenten ist, dass diese immer die eigenen Nutzungserfahrungen mit Produkten und Dienstleistungen einfliessen lassen und auch lösungsorientiert denken. Bedürfnisse von Kunden werden daher früh ermittelt und direkt in Lösungen umgewandelt. Damit entfällt für die Firma
der Selektionsprozess nach dem «Trail & Error-Prinzip». Nicht selten werden überraschende Lösungsansätze vorgeschlagen, an die man bei einer internen Ideenfindung gar nicht gedacht hätte. Besonders vorteilhaft fällt bei der «Open Innovation» der Zeitfaktor auf und wie es so schön heisst: Zeit spart Geld. Durch die Auslagerung des Innovationsprozesses kann sich das Unternehmen gezielt auf die Entwicklung von Konzepten und den Bau von Prototypen konzentrieren. Den Innovationsprozess an den Konsumenten abzugeben, schafft zudem eine solide
l Nr. 1/2 l 2012 l 45 4. Die Commmunity bewertet die Ideen und gibt qualitatives Feedback. 5. Atizo erarbeitet für die besten Ideen Umsetzungspläne, die das Unternehmen in den Gremien vorstellen kann. Die Kosten von 19 500 Franken (für alle fünf Schritte) sind relativ gering, wenn man das dem Nutzen gegenüber stellt. Neben dem Online Brainstorming Projekt bietet Atizo auch eine Ideen Management Plattform an, auf welcher Unternehmen gemeinsam mit ihren Mitarbeitern, Partnern, Experten und Kunden Produktinnovationen, Prozessverbesserungen und neue Marketingideen entwickeln können.
Der harte Kern der 15.000 Innovatoren – das Atizo-Team: Dario Aebersold, Michelle Forni, Mathis Hofer, Christian Hirsig, Simon Josi, Reto Aebersold, Nicole Rothen, Marcel Eyer, Liora Lilienfeld (v.l.). Foto: zVg
die Workshops mit dem Kunden durch. Und wir reichen selbstverständlich auch gute Ideen bei Projekten ein. Wer bestimmt, welcher Innovator mit seinem Projekt als Gewinner hervorgeht? Nur unsere Kunden wissen, welche Ideen für sie am besten geeignet sind. Daher wählt der Kunde die Gewinner aus. In der Regel gibt es pro Projekt nicht einen einzelnen Gewinner, sondern die Prämie wird auf die 10 bis 20 besten Inputs aufgeteilt. Diese Inputs werden dann oftmals zu einer guten Idee kombiniert und umgesetzt. Wie steht es um den Schutz des geistigen Eigentums? Wie wird es zum Beispiel gehandhabt, wenn eine Firma mit einer Idee eines Innovators Millionen verdient,
er aber nur mit 1000 bis 4000 Franken vergütet wurde? Alle Ideen die auf Atizo eingereicht wurden, sind «public domain». Das Urheberrecht bleibt beim Innovator, aber jedermann kann die Ideen benutzen und weiterverarbeiten. Weiter ist es wichtig zu verstehen, dass mit den Ideen die auf Atizo generiert werden, nicht einfach so Millionen verdient werden können. Der ganze interne Entwicklungsprozess, der nach der Ideeneingabe erfolgt, ist aufwändig und oftmals riskant. Unsere Einstellung zu diesem Thema ist einfach: Jeder kann die Idee für sich behalten, sie selber umsetzen oder auf Atizo eingeben, damit sie umgesetzt wird. Selber umsetzen ist oftmals schwierig und wenn man die Idee für sich behält, gibt es wohl gar keine Prämie.
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l Nr. 1/2 l 2012
UZ l MANAGEMENT
RECHT
Risiko Zivilprozess Wer ihn verliert, muss die Kosten dafür übernehmen. Doch ein neues Instrument hilft, die Chancen bei einem Prozess abzuschätzen.
Seit 2011 können Privat- und Geschäftspersonen ihre Erfolgschancen vor Gericht durch die «vorsorgliche Beweisfühung» prüfen lassen. Foto: Bilderbox.de
TEXT MICHAEL KRAMPF
«Vorsorgliche Beweisführung» heisst das neue Instrument, das mit der Schweizerischen Zivilprozessordnung (ZPO) im letzten Jahr eingeführt wurde. Es ermöglicht, bereits vor Einleitung des eigentlichen Gerichtsverfahrens die Prozesschancen abklären zu lassen. Wer zum Beispiel ein Haus bauen lässt und später Risse in der Fassade feststellt, kann mit der vorsorglichen Beweisführung beim Gericht beantragen, dass ein Experte die Ursache der festgestellten Mängel abklärt. Das so erstellte Gut-
NACHSCHLAGEWERK GÜTER UND ERBRECHT mit Stichwortverzeichnis Hilfreiches und informatives Nachschlagewerk mit praktischen Tipps und Beispielen, um güter- und erbrechtliche Situationen zu analysieren und zu planen. Herausgeber: preferred leaders club, Unternehmer Forum Schweiz Bestellung und weitere Informationen unter shop.unternehmerforum.ch.
achten gilt als vollwertiges Beweismittel in einem späteren Prozess. Die vorsorgliche Beweisführung ist nicht auf Baumängel beschränkt. Sie ist insbesondere dann möglich und sinnvoll, wenn die Ursache eines Schadens unklar ist – also etwa bei Unfällen oder wenn das teure Zahnimplantat schon nach kurzer Zeit wackelt. Sie hilft, sinnlose Prozesse zu verhindern. Kosten im Überblick Bei der vorsorglichen Beweisführung fallen verschiedene Kosten an, die der Gesuchsteller im Voraus leisten muss. Die Gerichtskosten sind zwar tiefer als in einem normalen Prozess, doch sind die kantonalen Unterschiede gross. Geht etwa das Bezirksgericht Luzern von einer bescheidenen Gebühr von 400 bis 900 Franken aus, liegt die Obergrenze im Kanton Bern bei satten 20 000 Franken. Wegen dieses Kostenrisikos empfiehlt sich bei Ansprüchen bis 30 000 Franken eher auf die vorsorgliche Beweisführung zu verzichten und Klage im vereinfachten Verfahren zu erheben (siehe UnternehmerZeitung Nr.6/2011). Dann sind die Prozesskosten nicht allzu hoch, und vielleicht hat man Glück und kommt auch ohne Gutachten zu seinem Geld. Wie gehen Sie am besten vor? – Zuständig für die vorsorgliche Beweisführung ist das Gericht am Wohn- oder Firmensitz der Gegenseite oder am Ort, wo die Expertise durchzuführen ist. Am
besten lassen Sie sich von einem Anwalt beraten, bevor Sie ein Gesuch einreichen. – Im Gesuch ans Gericht müssen Sie die abzuklärenden Mängel genau beschreiben und die Fragen formulieren, die der Experte beantworten muss. Bei Rissen in der Decke etwa: Ist die Decke mangelhaft? Wieso haben sich die Risse gebildet? Kann der Mangel beziffert werden? Was kostet die Sanierung? – Die Verjährungsfrist wird vom Gesuch um vorsorgliche Beweisführung nicht unterbrochen. Verlangen Sie von der Gegenseite einen schriftlichen Verjährungsverzicht. Weigert sie sich, müssen Sie sie vorsorglich betreiben. – Sie können einen Gutachter vorschlagen. Adressen von neutralen Experten erhalten Sie von Fachverbänden oder Sie finden sie bei der Schweizerischen Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten (www.swissexperts.ch). – Sie müssen die Kosten vorschiessen, für das Gericht wie auch für den Gutachter. Erkundigen Sie sich beim zuständigen Gericht nach den mutmasslichen Kosten und holen Sie Offerten bei möglichen Gutachtern ein. Keinen Vorschuss müssen Sie zahlen, wenn Sie Anspruch auf unentgeltliche Rechtspflege haben. Dieser besteht, wenn Sie nicht genügend Geld haben, um neben Ihrem Lebensunterhalt auch noch für die Gerichts- und Gutachterkosten aufzukommen. – Bei Ablehnung des Gesuchs können Sie den Entscheid an die nächste Instanz weiterziehen – im Kanton Zürich zum Beispiel an das Obergericht. – Wurde ein Gutachten erstellt, gilt dieses als Beweismittel in einem späteren Prozess. Nach der Begutachtung durch den Experten kennen Sie Ihre Prozesschancen. Stehen diese gut, können Sie – zusammen mit Ihrem Anwalt – entscheiden, ob Sie gegen die Gegenseite prozessieren wollen, falls diese immer noch nicht bereit ist, den Ihnen entstandenen Schaden zu übernehmen.
DER AUTOR
Michael Krampf ist Rechtsanwalt und als Berater und Redaktor beim «Beobachter» tätig.
MARKETING l UZ MARKE DES MONATS
Nomen est Omen VON STEFAN VOGLER
DER AUTOR
Stefan Vogler berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch. Marke des Monats im Januar/Februar 2012:
www.tibits.ch
Als ich 1998 als Coach des «Venture»-Wettbewerbs der ETH Zürich und McKinsey ein Konzept mit der Aufschrift «Vegetarisches Fast Food Restaurant» in der Hand hielt, landete der Business Plan sofort auf der Shortlist. Dabei fragte ich mich: «Warum hatte noch niemand vor den Gebrüdern Frei diese Idee?» Die Idee wurde ausgezeichnet. Nachdem Rolf Hiltl aus der Presse davon Wind bekam, gesellte er sich mit seiner Vegi-Gastro-Erfahrung hinzu und aus diesem familiären Team ist die heute bestens reputierte Marke «tibits» entstanden. Das englische Wort titbits/tidbits steht für «Leckerbis-
Daniel Frei, Mitinhaber und CEO der tibits ag.
sen» und nun für genussvolles, frisches und gesundes Essen & Trinken. Die tibits-Gründer haben mit dem ersten vegetarischen Fast Food Lokal Europas einen pionierhaften Beitrag zum veränderten Essverhalten einer aufgeklärten, gesundheitsbewussten urbanen Bevölkerung geleistet. Sie haben gesundes Essen und Trinken dank reichhaltigem Angebot, periodisch wechselndem Interiordesign und speziellem Ambiente zum Lifestyle erhoben.
Zielstrebig und beharrlich haben die tibits-Unternehmer stets dazu gelernt. Wer mit ihnen in einem tibits sitzt, wird feststellen, wie sie mit einem Auge den Betrieb beobachten und sofort positiv intervenieren, wenn etwas noch besser, noch kundenfreundlicher gemacht werden kann. Längst zählen aber nicht nur «Lohas» (lifestyle of health & sustainability) zum Stammpublikum. Durch Caterings bei speziellen Anlässen wie dem Zürcher Filmfestival und der von WIRZ gestalteten, einzigartig-humorvollen Werbung sorgen sie für Aufmerksamkeit - weit über die Schweizer Grenze hinaus. In der Marke tibits steckt viel Potenzial. Neben der klug kontrollierten geografischen Expansion des Kerngeschäfts liegt die
l Nr. 1/2 l 2012 l 47 NEWS AUS DER M A R K E N W E LT Wieviel verdienen TopModels? Gisela Bündchen 37,8 Mio CHF p.a., Heidi Klum 16,8 Mio CHF und Kate Moss 11,4 Mio. CHF. Der Jahresverdienst einer «guten» Miss Schweiz von CHF 200 – 300’000 CHF fällt geradezu bescheiden aus. Relaunches 2011 von «Swiss»-Brands: SRF, SWISS, Zürich Tourismus, Betty Bossi, St. Moritz, upc cablecom. Markensterben: Auch 2011 sind grosse, wertvolle Marken verschwunden, allen voran Clariden Leu, dessen Brand Value gem. www.bv4.ch 820 Mio CHF beträgt und Rivella Gelb.
line extension, z.B. FoodMarkenartikel, auf der Hand. Freuen wir uns auf weitere Leckerbissen!
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« P R ÄV E N T I O N I M B Ü RO »
Grosser Nutzen durch wenig Aufwand Sieben Mitarbeitende der Raiffeisenbank von Monthey haben sich entschieden, der Prävention im Büro einen halben Tag zu widmen. Einer von ihnen hatte im Wettbewerb der Kampagne «Prävention im Büro» der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS einen Workshop gewonnen. Mit Informationen und praktischen Tipps, die von einem Ergonomen vermittelt wurden, erhielt der Gesundheitsschutz generell einen neuen Stellenwert in diesen Büros. Ähnliche Erfahrungen machten auch andere KMU wie die Kreativ- und Designagentur Platform-c AG in Basel, das Grand Casino in Baden sowie die Anbieterin von Softwarelösungen, Avasis AG im St.Gallischen Berneck. Den Teilnehmern wurde bewusst, dass wenig Aufwand nötig ist, um grossen Nutzen zu bewirken. Bei einem Rundgang durch die verschiedenen
oder stellten die Maus nach ihren persönlichen Bedürfnissen besser ein. Bei diesem Bürorundgang stellte der Sicherheitsbeauftragte der Raiffeisenbank von Monthey, Claude Gex, fest, dass ein Handlauf montiert werden müsse, um die Sicherheit bei einer Treppe zu sichern. «Dieser Workshop war für alle lehrreich, auch für mich», sagt Claude Gex. «Wir «In vielen Büros sind qualitativ sehr gute Möbel installiert, hatten ja die aber ihre ergonomischen Möglichkeiten werden nicht immer meiste Informagenutzt.» Hier ein Beispiel, wie es sein sollte. Foto: EKAS tion, aber nun sind wir angeregt, diese auch in die Praxis Büros der Filiale der Raiffeiandere entdeckten, dass ihr umzusetzen. Insbesondere senbank, profitierten auch Tisch anders positioniert sind bei uns die Einstellundie Kollegen vom Workshop. werden muss, um einen besgen der Büromöbel ein Gewisse Teilnehmer nahmen seren Lichteinfall auf ihrem Thema.» den Schraubenzieher in die Computerbildschirm zu «In vielen Büros sind Hand, um die Höhe des haben. Weitere verschoben qualitativ sehr gute Möbel Stuhls zum Tisch zu regeln, auch nur ihre Tischlampen
installiert, aber ihre ergonomischen Möglichkeiten werden nicht immer genutzt.», bestätigt Serge Pürro, Geschäftsführer der EKAS. «Oft reichen kleine Anpassungen, um viel positive Wirkung zu generieren.» Das Risiko eines Unfalls in einem Bürobetrieb wird stark unterschätzt. In Realität erfolgen 55% Prozent aller anerkannten Berufsunfälle in Unternehmen im Dienstleistungssektor. Doch mit wenig Aufwand lässt sich viel bewirken. In einem Büro ist meist schon alles vorhanden, um Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit zu verbessern und damit die unfall- und krankheitsbedingten Absenzen zu vermindern. Das notwendige Wissen dazu lässt sich mit Broschüren und Online-Lernmodulen der Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS auf der Webseite www.praevention-imbuero.ch leicht aneignen.
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l Nr.1/2 l 2012
UZ l RECHT
VERBOT VON COLD CALLS
Das Kreuz mit dem Stern Dem Sternvermerk im Telefonbuch soll nach dem Willen des Parlaments Nachachtung verschafft werden. Was Konsumentenschutzorganisationen als Meilenstein im Schutz von Konsumenten feiern, erweist sich für verschiedene Branchen als ein Hindernis im Vertrieb ihrer Produkte. Oder bleibt alles beim Alten, weil der Gesetzestext zu unklar ist?
TEXT CHASPER KAMER
Am 12. Oktober 2011 hat der Bundesrat beschlossen, das revidierte UWG auf den 1. April 2012 in Kraft zu setzen. In die Gesetzesrevision hineingerutscht ist auch eine Bestimmung über den Sternvermerk im Telefonbuch. Unklarer Gesetzeswortlaut Die vom Parlament ins UWG eingeführt Bestimmung lautet: Unlauter handelt wer den Vermerk im Telefonbuch nicht beachtet, dass ein Kunde keine Werbemitteilungen von Dritten erhalten möchte und, dass seine Daten zum Zweck der Direktwerbung nicht weiter gegeben werden dürfen. Was beim erstmaligen Lesen als einfach und verständlich erscheint, erweist sich bei genauerer Betrachtung als auslegungsbedürftig und unklar. Gesetzgeberischer Schnellschuss Die Revision des UWG wurde vom Bundesrat bereits im Jahr 2008 in die Wege geleitet. Im September 2009 veröffentlichte der Bundesrat zusammen mit der Botschaft den Wortlaut der vorgeschlagenen Gesetzesänderungen. Eine Bestimmung zum Sternvermerk war darin nicht vorgesehen. Am 29. September 2010 beriet der Ständerat das Geschäft. In dieser Beratung wurde auch erstmals der Antrag kurz diskutiert, eine Bestimmung über die Bedeutung des Sternvermerks in die Gesetzesrevision aufzunehmen. Im Ständerat äusserten sich nur gerade drei Parlamentarier zum vorgeschlagenen Gesetzestext, wobei Vorbehalte bezüglich der Durchsetzbarkeit der Norm gemacht wurden. Am 8. März 2011 äusserten auch einige Mitglieder des Nationalrates, dass es fraglich sei, ob der vorgeschlagene Gesetzestext überhaupt durchsetzbar sein wird. Der Antrag auf Streichung der unklaren Bestimmung scheiterte jedoch. Was ist das Telefonbuch? Der Gesetzestext verweist auf ein Telefonbuch, welches massgeblich für den Sternvermerk sein soll. Ist damit ein gebundenes Werk aus Papier gemeint oder gilt auch ein Online-Verzeichnis als Telefonbuch? Der Begriff Telefon-
buch ist gesetzlich nicht definiert, weder im UWG noch im Fernmeldegesetz. Da der Begriff Telefonbuch beschreibend ist, kommen als Telefonbuch neben vielen regional aufgeteilten Telefonbüchern von Swisscom Directories, den Gelben Seiten und Ortstelefonbüchern auch Verzeichnisse von anderen Fernmeldedienstanbietern und von Dritten (search.ch AG; tel.ch AG; Twixtel AG) als massgebende Datenquellen in Frage. Da jedoch nur Fernmeldedienstanbieter ihren Kunden gegenüber gewährleisten müssen, dass diese Sternvermerke eintragen lassen können, andere Verzeichnisanbieter jedoch diesbezüglich frei sind, wird in einigen Telefonbüchern kein Vermerk eingetragen sein. Hat der Werbende ein Telefonbuch konsultiert, in welchem ein Eintrag keinen Vermerk trägt, muss seine Werbemitteilung nach dem Gesetzeswortlaut rechtmässig sein. Geringe Verlässlichkeit des Sterneintrags Was gilt, wenn jemand heute den Antrag auf die Eintragung eines Sternvermerks stellt, das gedruckte Telefonbuch jedoch erst neun Monate später in aktualisierter Form erscheint? Wie häufig muss ein Anbieter von Telefonnummernverzeichnissen seine eigenen Daten aktualisieren, um nicht Werbende bei unlauteren Verhalten zu unterstützen? Eine Nachprüfung bei verschiedenen Anbietern von Online-Telefonverzeichnissen hat gezeigt, dass bei diesen jedermann – ohne einen Identifizierungsprozess durchlaufen zu müssen – für eigene und fremde Einträge Mutationen, so auch die Löschung und das Neuanbringen von Sternvermerken veranlassen kann. Bei einigen Anbietern lösen Mutationen einen brieflichen Bestätigungsprozess aus, wobei der entsprechende Verzeichnisanbieter nicht beweisen kann, dass der Inhaber der Telefonnummer die Änderungsmitteilung zugestellt erhält. Rechtlich problematisch ist weiter, dass der Verzeichnisanbieter aus dem blossen Nichtreagieren des Angeschriebenen auf ein Schreiben, dessen Zustellung unsicher ist, die Richtigkeit eines Eintrags ableiten will. Sodann haben einige Überprüfungen gezeigt, dass einzelne Verzeichnisanbieter auch dann einen Sternvermerk setzen, wenn bei der Anmeldung einer Telefonnummer zur Aufnahme und Publikation kein solcher verlangt wurde.
Ab dem 1. April 2012 ist es für den Unternehmer geradezu unmöglich abzuschätzen, wann Telefonwerbung strafbar und wann lauter ist. Foto: Bilderbox.de
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RECHT l UZ
l Nr. 1/2 l 2012 l 49
des Bestätigungsschreiben hilft Fehler des Verzeichnisanbieters zu erkennen. Dürfen Kunden angerufen werden? Der Gesetzestext gibt Auskunft, was der Sternvermerk bedeuten soll. Er bedeutet, «dass ein Kunde keine Werbemitteilung von Dritten erhalten möchte». Telefonische Werbemitteilungen von Anbietern, bei welchen der im Telefonbuch Verzeichnete Kunde ist, sind nach dem Gesetzeswortlaut auch bei einem Sternvermerk weiterhin zulässig. Werbemitteilungen von Dritten, zu welchen keine Kundenbeziehung bestehen, sind unlauter. Damit darf ein Medienhaus auch weiterhin einen Kunden, welcher ein unentgeltliches Probeabonnement bestellt hat, anrufen, um ihm den Abschluss eines Jahresabonnements zu empfehlen. Eine Versicherungsagentur darf ihren Kunden am Telefon über ein neues Versicherungsprodukt informieren und der Weinhändler darf seinen Kunden auf die bald eintreffende Lieferung aus dem Bordeaux telefonisch hinweisen.
Besteht in einem Verzeichnis ein Sterneintrag heisst dies folglich nicht immer, dass der Sterneintrag dem Willen des Berechtigten entspricht. Das UWG will jedoch den Konsumenten vor Werbung schützen, wenn dieser kundgegeben hat, keine solche erhalten zu wollen. Massgeblich muss also der Wille des Betroffenen sein. Wird dieser Wille durch einen Eintrag bei einem Dritten festgestellt, muss dieser Dritte sicherstellen, dass er als Verzeichnisanbieter in jedem einzelnen Fall beweissicher den Willen des an der Telefonnummer Berechtigten erkannt und korrekt vermerkt hat. Dies kann nur erfolgen, wenn die Person mittels Ausweiskopie identifiziert, ihre Berechtigung an der Telefonnummer verifiziert und die Willensäusserung bezüglich Erhalts von Werbeanrufen einwandfrei und durch Unterschrift bezeugt festgestellt und aufbewahrt wird. Ein anschliessen-
Strafbarkeit Werbende könnten über diese Abgrenzungsproblematiken hinwegschauen, hätte der Gesetzgeber die Telefonwerbung und die Weitergabe von Telefonnummern trotz Sternvermerk nur für unlauter und nicht auch für strafbar erklärt. Es war aber gerade Absicht des Gesetzgebers, es einem belästigten Konsumenten zu gestatten, Strafanzeige zu erstatten und damit die Strafverfolgungsbehörden einzuschalten. Dies sollte den Konsumenten davor bewahren, einen finanziell risikoreichen Zivilprozessweg beschreiten zu müssen. Ausserdem wurde der Bund (und damit das SECO) ermächtigt, bei Verstössen zivilrechtlich zu klagen, Strafanzeige zu erstatten oder sich als Privatkläger an einem Strafverfahren zu beteiligen. Da nun aber der Gesetzgeber eine Norm erlassen hat, deren genauer Inhalt auch unter Rechtsverständigen noch Anlass zu umfangreichen Diskussionen geben wird, ist es für den werbenden Unternehmer ab dem 1. April 2012 geradezu unmöglich abzuschätzen, wann sein Handeln strafbar und wann lauter ist. Gesetze sind jedoch so abzufassen, dass der dem Gesetz Unterworfene mit ausreichender Verlässlichkeit beurteilen kann, wann sein Verhalten widerrechtlich wird. Genau diese Klarheit fehlt jedoch der neu erlassenen Bestimmung. Dies bedeutet, dass die Bestimmung Anlass zu langwierigen Verfahren bietet und damit über lange Zeit personelle und finanzielle Ressourcen des SECO, der Strafverfolgungsbehörden, der zuständigen Gerichte und von Werbenden binden wird und letztlich dennoch kaum durchsetzbar sein wird. Diese Gefahr der Mittelverschwendung sowie ein wirklicher Schutz des belästigten Konsumenten hätte durch eine sorgfältigere Redaktion des Gesetzeswortlautes vermieden werden können. Die neu eingeführte Bestimmung sollte daher umgehend revidiert und in eine für Marktteilnehmer verständliche und verlässliche Form überführt werden. Bis zum Erlass einer neu redigierten Norm sind zudem die Behörden gehalten, bei der Anwendung der unklaren Norm äusserst zurückhaltend zu sein.
DER AUTOR
Rechtsanwalt Chasper Kamer, LL.M., ist Partner bei der Wirtschaftskanzlei Ruoss Vögele Partner in Zürich. Er berät Unternehmen und Unternehmer in Bereichen des Gesellschafts- und Handelsrechts sowie beim Schutz und der Verwertung von Immaterialgütern. Herr Kamer ist auch prozessierend tätig. kamer@rvpartner.ch www.rvpartner.ch
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ZÜRCHER UNTERNEHMER
l Nr. 1/2 l 2012 l 51
Das «Gampirössli» ist nach wie vor ein Verkaufsschlager und das Markenzeichen des Unternehmens.
S P I E L Z E U G PA R A D I E S
130 Jahre Franz Carl Weber Wer kennt nicht das famose Spielwarengeschäft an der Zürcher Bahnhofstrasse, das Generationen von Kindern Freude bereitet hat und auch für die Zukunft mit einem breiten Sortiment aufwartet.
TEXT PETER BLATTNER
JEAN-JACQUES STROBEL, DIREKTOR FCW SCHWEIZ
Der Gründer des Unternehmens, Franz Philipp Karl Friedrich Weber wurde 1855 in Schwarzenbach, Bayern geboren und absolvierte eine kaufmännische Lehre in der Spielwaren-Exportfirma Ullmann & Engelmann. Mit 24 Jahren wanderte er nach Zürich aus, um vorerst in einer Drogerie zu arbeiten. 1881 gründete er sein eigenes Verkaufsgeschäft für Spielwaren, Franz Carl Weber an der Bahnhofstrasse 48. Er änderte den Vornamen von Karl auf Carl um Verwechslungen mit anderen Firmen auszuschliessen. Das war damals noch nicht die exklusive Lage, wie sie sich heute darstellt. Später konnte dann die heutige Liegenschaft in der Nummer 62 erworben werden. Der Gründer verstarb 1948 und übereignete sein Unternehmen, das bereits in andere Landesteile mit Filialen expandierte, seinem Sohn, dem später der Enkel folgte. Der Übergang des traditionellen Familienunternehmens in die Detailhandelskette Denner 1984 brachte einen schmerzhaften Schrumpfungsprozess mit sich, zahlreiche Filialen wurden geschlossen. Mit dem Jahr 2006 zeichnete sich eine Wende ab. Der französische Spielwarenkonzern Lugendo, Marktführer im europäischen Spielwaren-Fachhandel, übernahm FCW. Da das Schaukel-
«Franz Carl Weber als Pionier» An welches Spielzeug aus Ihrer Jugendzeit erinnern Sie sich am liebsten? Das war ein rotes Tretauto aus Metall, in Form eines Ferrari-Modells. Sind traditionelle Spielwaren wie elektrische Eisenbahnen überhaupt noch gefragt? Franz Carl Weber strebt eine Pionierrolle an, wenn es darum geht, Kindern Bewährtes und Traditionelles zu erhalten und gleichzeitig die Augen für eine kreative Zukunft zu öffnen. Denn die Verkaufszahlen zeigen, das es beides braucht: neben Trends und Neuheiten stehen auch traditionelle Spielwaren aus echter Handarbeit nach wie vor hoch im Kurs. Führen/Fördern Sie Bio-Spielzeug, auch Öko- oder Naturspielzeug genannt? Franz Carl Weber führt zahlreiche verschiedene Holzspielzeuge im Sortiment und achtet auch darauf, dass immer ein grosses Sortiment an Holzspielwaren verfügbar ist. Ein gutes Beispiel sind z.B. die Trauffer-Spielwaren. Sie sind ein rein schweizerisches Produkt mit Schweizer Holz und FSC zertifiziert. Fotos: Franz Carl Weber
Sind klassische «Rollenzuteilungen» noch in – Puppen für Mädchen, Eisenbahnen für Knaben? Grundsätzlich haben Mädchen andere Interessen als Buben. Aber es gibt auch immer mehr Verschmelzungen. Welches sind die beliebtesten Plüschtiere und wie viele Arten haben Sie im Sortiment? Franz Carl Weber führt eine sehr grosse Bandbreite an Plüschtieren: von WWF über Steiff und Trudi sowie beispielsweise der Hermann Teddybär, ein Jubiläums-Angebot. Im Trend sind zudem insbesondere die elektronischen Plüschtiere, d.h. technisch aufgerüstete Stofftiere (wie z.B. der Spielzeug-Hund Cookie oder die Katze Lulu). Welche Trends im Spielzeugbereich orten Sie für 2012? Weiter im Trend bleiben werden im kommenden Jahr das Spielzeug Beyblade, die technisch aufgerüsteten Plüschtiere wie Cookie und GoGo – der laufende Hund sowie der iHelicopter, der über das iPhone gesteuert wird.
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l Nr.1/2 l 2012
ZÜRCHER UNTERNEHMER
Wisa Gloria – erste Fahrversuche für Generationen von Kindern.
pferd («Gampirössli») eines der ersten Produkte war, welche Weber verkaufte, wurde es Bestandteil des Firmenlogos. Erste Geschäfte Erwähnenswert ist die Erfolgsstory um den ersten Verkauf eines «Gampirössli» - wie es sich für Pioniere gehört – ein solches wurde vor dem Ladengeschäft auf dem Troittoir ausgestellt und der Bruder von Weber konnte es einem Passanten verkaufen. Trotz Krisen und Kriegen im 20. Jahrhundert expandierte das Unternehmen in die Westschweiz und das Tessin. Da ausländische Spielwaren damals kaum zu bekommen waren, animierte Franz Carl Weber die kleine schweizerische Spielwarenindustrie und auch
Handwerker und Gewerbetreibende, kleine Spielzeugserien herzustellen. In den 60er Jahren erfolgte dann der Einstieg in das internationale Geschäft in Deutschland, Österreich, Frankreich und den USA. Heute existieren zwölf Filialen in der Deutsch- und der Westschweiz. Jubiläums-Magazin In den Geschäften liegt es auf, es schildert die bewegte 130jährige Firmengeschichte und macht erfolgreich den Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Moderne. Viele Anekdoten zeichnen das Magazin aus, Prominente wie Peach Weber, Emil Steinberger, Simon Ammann, Beni Thurnheer oder YelloMeier schildern ihre Kinderwunsch-
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Unternehmensnachfolge nachfolgep l Wir planen und realisieren Ihre Nachfolge, wie wenn es unsere eigene Firma wäre: Als Unternehmer – Sie bezahlen, wenn verkauft ist. Nachfolgepool GmbH Löwenstrasse 17, 8001 ZH Tel 043 321 98 78 Mail: ps@nachfolgepool.ch Ihr Kontakt: Paul Stämpfli
Das Jubiläumsmagazin gibt es in jeder Filiale.
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träume. So war für den Komiker Peach Weber das Schaukelpferd sein liebstes Spielzeug und Emil Steinberger suchte seine Schrauben und Muttern für den Märklin-Kran zusammen. Das schönste Weihnachtsgeschenk für den Bauchredner Kliby (mit seiner unverwechselbaren Caroline) war die WESA-Eisenbahn. Wegen seiner Begeisterung für die Eisenbahn wurde er später sogar Stationsbeamter bei der SBB! Die Eiskunstläufern Sarah Meier schliesslich gesteht, dass sie mit ihren Freundinnen Gummischweinchen tauschte. Zürcher Spielzeugmuseum Die Stiftung Spielzeugmuseum Franz Carl Weber steht seit 30 Jahren unter der erfolgreichen Leitung von Ruth Holzer-Weber, Enkelin des Firmengründers und Stiftungspräsidentin des Museums. Zu sehen sind in der Zürcher Altstadt Spielwaren vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Eisenbahnen und Dampfmaschinen zeugen von der technischen Revolution, Puppen, Zinnfiguren, Spielzeug, Kinderbücher geben einen Überblick über vergangene Zeiten. Das Ausstellungsgut wird immer wieder neu zusammengestellt, so dass sich häufigere Besuche lohnen. Das Zürcher Spielzeugmuseum ist unter der Woche von 14 bis 17 Uhr geöffnet, am Samstag von 13 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Wenn Sie von der Bahnhofstrasse durch die Kuttelgasse emporgehen, den Rennweg überqueren, ist es grade im Haus rechts zu finden. Fortunagasse 15, Telefon 044 211 93 05. www.fcw.ch
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Gnädingers sparen durch die Umrüstung auf LED-Lampen jährlich rund 3 500 Franken.
l Nr. 1/2 l 2012 l 53
Fotos: Silvan Fessler
Ö K O - K O M PA S S D E R S TA D T Z Ü R I C H
Umweltberatung erfolgreich umgesetzt Die Bäckerei Gnädinger will in den kommenden zehn Jahren mehr als 70 000 kWh Energie einsparen. Damit leistet sie einen aktiven Beitrag an die 2000-Watt-Gesellschaft. Den Impuls dazu gegeben hat der Öko-Kompass, die Umweltberatung für Zürcher KMU.
TEXT MARTINA MARCHESI
Welche Wege sie genau auf die Internetseiten des Öko-Kompass geführt haben, ist heute unklar. Sicher ist aber, was Andy und Yasmine Gnädinger, Geschäftsführer-Ehepaar des Bäckereibetriebs, vom Angebot des Öko-Kompass überzeugt hat: Betriebskosten senken; ökologisch sinnvoll handeln ohne Mehrkosten; wissen, wo überhaupt Potenzial besteht. Unternehmensphilosophie als Basis Das passt zur Unternehmensphilosophie: Die Gnädingers setzen auf möglichst lokale Beschaffung, Produktion und Verkauf – Produkte aus der Region, Produktion im Quartier, Verkauf an einem Standort. Der Schritt zur Standortberatung war für die umweltbewussten Unternehmer daher nicht weit. Die einstündige Beratung des Öko-Kompass zeigte ein hohes Potenzial im Bereich Energie auf. Zusammen mit der Energieberatung des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (ewz) gab sie den Impuls, im KMU-Modell der Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) teilzunehmen. Kleine Schritte mit hohem Mehrwert Bereits vor der Standortberatung hatte der Betrieb einen neuen Ofen mit hohem
Wärmespeicher und Timer beschafft. Dessen Nutzung konnte im Zuge der Beratung optimiert werden. Ebenso wurde die Einstellung der Lüftung optimiert und einige Filter ausgetauscht. Um Standby-Verluste zu vermeiden, werden neu alle Geräte – mit Ausnahme der Kühlung - mittels zentraler Steuerung über eine Zeitschaltuhr nachts abgeschaltet. Dies sind nur ein paar von vielen kleineren Umweltmassnahmen, die eine merkliche Wirkung auf die Betriebskosten haben. Rund 5 000 Franken werden die Gnädingers jährlich einsparen mit diesen kleinen Investitionen, die sich innert maximal acht Jahren amortisieren. Dort investieren, wo es sich lohnt Neben den vielen kleinen Massnahmen mit geringem Aufwand, haben sich die Gnädingers entschlossen, auch grössere Investitionen für mehr Energieeffizienz zu realisieren. 2011 stand der Umbau des Hauptgebäudes an. Mit diesem wurde unter anderem die Beleuchtung komplett erneuert. Glühlampen und Halogenstrahler wurden durch moderne LED-Leuchten ausgetauscht. Ein neues Beleuchtungskonzept wurde erarbeitet, das sowohl energietechnisch als auch im Design überzeugt. Der Bäckerei- und Cafébetrieb spart rund 3‘500 Franken im
Ö K O - K O M PA S S Umweltberatung für KMU der Stadt Zürich: www.stadt-zuerich.ch/oeko-kompass, oeko-kompass@zuerich.ch, Telefon 044 412 50 55. Energieberatung des ewz: www.ewz.ch KMU-Modell der EnAW: www.enaw-kmu.ch
Jahr. Ebenso wurde die Heizung energieeffizient erneuert. Eine jährliche Entlastung der Betriebskosten um weitere 3‘500 Franken. Nachhaltig wirksame Erfolge Andy und Yasmine Gnädinger haben im vergangenen Jahr viel investiert. Mit grossem Erfolg. Es entstehen massiv weniger Energiekosten im Hauptgebäude. Weitere Massnahmen sollen in den kommenden Jahren folgen. Insgesamt mehr als 70 000 kWh Energie wird der Bäckereibetrieb bis 2019 einsparen, wenn alle Massnahmen umgesetzt sind. Mit der gleichen Menge könnten rund 14 Vier-Personenhaushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Jährlich reduziert die Bäckerei ihren CO2Ausstoss so um mehr als 4 t CO2 pro Jahr. Zum Vergleich: Etwa 320 Bäume müssten die Gnädingers pflanzen, um ebenso viel CO2 zu binden. Der Öko-Kompass als Partner der KMU Aus der einstündigen Standortberatung ist ein komplettes Massnahmenpaket geworden - ein voller Erfolg für den Unternehmer, die Umwelt und den ÖkoKompass. Sehr geschätzt hat das Unternehmerpaar, dass der Öko-Kompass ihnen als Impulsgeber mit Hilfestellungen zu konkreten Umweltmassnahmen zur Seite gestanden hat. Besonders positiv bewerten sie, dass die Beratung unabhängig und fachkompetent war, jedoch ganz ohne Verkaufsdruck. Aus ihrer Sicht ist der Öko-Kompass ein begrüssenswertes Angebot der Stadt. Ohne Weiteres würden die Gnädingers den Öko-Kompass wieder als Beratung wählen.
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Risikokapital für innovative Start-ups Seit dem Start der Initiative «Pionier» vor sechs Jahren hat die Zürcher Kantonalbank rund 60 Millionen Franken in über 120 innovative Start-ups-investiert. Neu erhöht die Bank das geplante jährliche Investitionsvolumen von 10 auf 15 Millionen Franken.
TEXT ERIKA PUYAL HEUSSER
Im Rahmen des Leistungsauftrages stellt die Zürcher Kantonalbank mit ihrer Initiative «Pionier» Jungunternehmen mit neuen, innovativen Geschäftsideen bereits in einer frühen Phase des Unternehmenszyklus Risikokapital zur Verfügung. Als innovativ gilt, wer ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Vertriebsmodell anbietet, das bisher noch nicht am Markt existiert. Inzwischen hat die Zürcher Kantonalbank rund 60 Millionen Franken Risikokapital in über 120 Unternehmen aus den Branchen IT, Kommunikation und Mikrotechnologie, Life Sciences und Medizinaltechnologie sowie Automation, Sensoren und Materialien investiert. Dabei stellt die erste Branchengruppe mit rund der Hälfte der Investments den grössten Anteil. Bisher war die Investitionssumme im Einzelfall auf 50 000 Franken beschränkt. Neu wird der Rahmen flexibilisiert und auf bis zu eine Million Franken ausgeweitet. Das geplante jährliche Investitionsvolumen soll von 10 auf 15 Millionen Franken gesteigert werden. Für Start-ups mit völlig neuen Produkten oder Dienstleistungen eignen sich klassische Formen der Fremdfinanzie-
rung nur bedingt, insbesondere vor dem Marktauftritt, wenn es darum geht, einen Prototyp zur Serienreife weiterzuentwickeln und erste Kunden zu akquirieren. Beteiligungen am Eigenkapital sowie Eigenkapital ähnliche Finanzierungsformen entsprechen in diesem Fall den Bedürfnissen weit besser. Daher erfolgen die Investitionen der Zürcher Kantonalbank in erster Linie in Form von Eigenkapital und Wandeldarlehen. In rund einem Fünftel der Fälle kommen partiarische Darlehen zum Zuge. Das Pionier-Portfolio entwickelt sich mit einer Ausfallquote von 10 bis 15 Prozent erfreulich stabil. Das ist nicht selbstverständlich. Die Beurteilung der Chancen und Risiken der Investition muss besonders sorgfältig erfolgen. Seitens der Bank werden hauptsächlich die Kriterien Produkt, Markt, Management und Finanzen geprüft. Dabei ist der Faktor Management mit Abstand am wichtigsten. Leicht überspitzt gesagt gilt der Grundsatz: Ein ausgezeichnetes Management mit einem durchschnittlichen Produkt wird Erfolg
haben. Ein durchschnittliches Management mit einem ausgezeichneten Produkt wird hingegen scheitern, denn kein Produkt verkauft sich von alleine. Daher ist es zentral, dass neben der fachlichen auch die unternehmerische Seite im Management von Anfang an in genügender Weise abgedeckt ist und dass der Ausarbeitung eines überzeugenden Business-Modells genügend Beachtung geschenkt wird. Nur so wird der Unternehmensstart gelingen. Mehr Infos finden Sie unter www.zkb.ch/start-ups PS: Dieser Artikel erschien bereits im Zürcher Wirtschaftsmagazin/KMU-Spezial 4/2011
DIE AUTORIN
Erika Puyel Heusser ist Leiterin Start-up Finance bei der Zürcher Kantonalbank.
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l Nr. 1/2 l 2012 l 55
PRIME TOWER IN ZÜRICH
Rundum zufriedene Gesichter Der 126 Meter hohe und voll vermietete Prime Tower macht seinem Namen alle Ehre. Neben seiner Höhe erweist sich auch die Vermietung als überragend. Er markiert den vorläufigen Höhepunkt der erfolgreichen Entwicklung von Zürich West und Swiss Prime Site.
Energy and Environmental Design) in der anspruchsvollen Zertifizierungsklasse Gold unterstrichen. Das Gebäude entspricht überdies dem Minergie-Standard und dem Gütesiegel greenproperty.
TEXT URS HUEBSCHER
Bereits Mitte 2011 haben die ersten Mieter ihre gemieteten Flächen im Tower bezogen. Ende des letzten Jahres fand eines der spannendsten und bekanntesten Hochbauprojekte der Schweiz seinen offiziellen Abschluss. Die gut 15-jährige Entwicklung auf dem Maag Areal symbolisiert den gelungenen Wandel von einem Industriequartier zu einem lebendigen Stadtteil. Swiss Prime Site hat 380 Mio. Franken in den Prime Tower, das Geschäftshaus Platform sowie die Nebengebäude Cubus und Diagonal investiert. Das Gebäude wird zur Zeit bereits mit 500 Mio. Franken bewertet.
Neue gastronomische Perspektiven Man muss nicht Mieter sein, um die Faszination des Towers zu erleben. Auf der 35. Etage findet das Publikum das Clouds. 365 Tage im Jahr und 18 Stunden am Tag hat der Gastro-Betrieb geöffnet. Geschäftsführer ist Magnasch Joos. Das Restaurant steht unter der gastronomischen Ägide der beiden mehrfach ausgezeichneten Spitzenköche Antonio Colaianni und David Martínez Salvany, die sich einer modernen, gradlinigen und mediterranen Küche verpflichten. Zum Clouds-Angebot gehören ein Fine Dining-Restaurant, eine Bistro-Bar, eine Lounge und zwei Patios.
Eine Erfolgsgeschichte Die Realisierung des Prime Tower nach den Plänen der Gigon/Guyer Architekten begann im 2008. Noch im gleichen Jahr konnte der Grundstein gelegt werden. Die Arbeitsgemeinschaft Losinger Marazzi AG/Steiner AG brauchte nur 18 Monate, um die 36 Stockwerke hochzuziehen. Der wirtschaftliche Erfolg der Gebäude auf dem Maag-Areal bemisst sich unter anderem an der Vollvermietung, die jährliche Mieteinnahmen von über 29 Mio. Franken generieren wird, und an den bis heute aufgelaufenen Einwertungsgewinnen von über 110 Mio. Franken. Architektur, Raumgestaltung und Ökologie «Die Aussicht ist überwältigend. Das städtebaulich und ästhetisch sehr ansprechende Bauwerk erlaubt eine effiziente Nutzung der Mietflächen», lobt beispielsweise Dr. Marcel Dietrich, Partner der Hoburger AG. Die Wirtschaftskanzlei mit über 120 Anwälten und Steuerberatern hat den Mietvertrag noch vor dem Baubeginn abgeschlossen und zählt zu den Ankermietern im Prime Tower. Auch die Zürcher Kantonalbank setzt auf die starke Ausstrahlung und den innovativen Geist, den das Bauwerk versprüht. «Die ZKBFiliale Prime Tower wurde nach einem neuen, erst in wenigen Filialen umgesetzten Konzept gestaltet», bestätigt Filialleiter Benjamin Witztum. Die umfassende und wegweisende Nachhaltigkeit des Prime Tower wird durch das internationale Gütesiegel LEED (Leadership in
Ein Hauch von New York Ganz unabhängig davon, auf welche der 35 Etagen sich ein Besucher begeben will, am elegant gestylten Eingangs- und Empfangsbereich kommt er nicht vorbei. Auf dem Maag-Areal sind mit den vier neuen Gebäuden rund 3’500 Arbeitsplätze entstanden. Alleine im Tower arbeiten pro Etage ca. 60 – 100 Personen. Bis 2015 dürften sich die Einwohnerzahl in Zürich West von heute 3’000 auf rund 7’000 und die Zahl der Arbeitsplätze von 20’000 auf 30’000 erhöhen. Mittelfristig ist zudem eine Modernisierung und Erweiterung des Bahnhofs Hardbrücke nach einem Projekt von Gigon/Guyer vorgesehen. Swiss Prime Site plant auf ihrem Grundstück westlich des Prime Tower die Überbauung Maaghof mit über 200 Wohnungen und bereits spricht man über einen weiteren Tower.
Als höchstes Gebäude der Schweiz hat der Prime Tower bereits Kultstatus erreicht. Foto: zVg
Swiss Prime Site Das Immobilienportfolio der Swiss Prime Site AG beträgt rund acht Mrd. Franken. Es besteht aus erstklassigen, wertbeständigen Verkaufs- und Geschäftsliegenschaften an besten Lagen. Dazu gehören der Messeturm in Basel, das Fraumünster und das Jelmoli Gebäude in Zürich. Die Gesellschaft ist seit 2000 an der SIX Swiss Exchange kotiert und weist eine Börsenkapitalisierung von rund 3.8 Mrd. Franken auf.
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Gestalten mit Aluverpackungen Die IGORA-Genossenschaft für Aluminium-Recycling organisiert den 15. AluKreativ-Wettbewerb. Gesucht sind kleine und grosse Hobbykünstler, die aus leeren Aluverpackungen Kunstsujets gestalten. Einsendeschluss ist der 15. Mai 2012. Jurypräsident ist Rolf Knie. Es gibt insgesamt 38 Preise zu gewinnen, Bargeld und Goldvreneli winken. Die Preisverleihung findet am 15. September 2012 in Knies Kinderzoo Rapperswil statt. www.igora.ch
Startup Die Informations- und Beratungsplattform für Firmengründungen im Kanton Zürich geht mit erweitertem Serviceangebot und im neuen Design online. Hinter der Internetplattform, die es bereits seit 2003 gibt, stehen die kantonale Standortförderung des Amtes für Wirtschaft und Arbeit, das Handelsregisteramt, die Sozialversicherungsanstalt des Kantons Zürich (SVA Zürich) und die Zürcher Kantonalbank. www.gruenden.ch
Strategie Der Regierungsrat hat den dritten Strategiecontrolling-Bericht zur Beteiligung des Kantons Zürich an der Flughafen Zürich AG und zur Unterstützung der damit zusammenhängenden Eigentümerstrategie verabschiedet. Die vom Kanton formulierten Ziele wurden weitestgehend erreicht. Die Eigentümerstrategie bewährt sich nach wie vor.
VERBAND ZÜRCHER HANDELSFIRMEN 044 211 40 58 w w w. v z h . c h
News
Kunstsujet aus dem letztmaligen Wettbewerb.
Vorgehen ab 2012 beraten. Demnach soll der Einsatz eines neuen Systems für ein flächendeckendes E-Voting im Kanton Zürich geprüft werden. Die Sicherheitsinfrastruktur des bestehenden Systems der beteiligten Consortiumskantone wird weiterbetrieben. Lösungen zur Ermöglichung von E-Voting durch Auslandschweizer werden geprüft. www.rrb.zh.ch
Pionier Im kommenden Frühjahr wird dieser renommierte Preis für unternehmerische Pionierleistungen kurz vor dem Markteintritt zum 22. Mal vergeben. Von Dezember bis März hat die Jury Zeit, unter den «Top 15», die sich für das Rennen um den Preis positioniert haben, den Sieger zu küren. Folgende Unternehmen stehen bereit: Agile Wind Power AG, Biognosys AG, BioVersys AG, ChromaCon AG, Climeworks AG, Cytosurge GmbH, IBM/ETH für AQUASAR, Kandou Tech-
nologies S.A., KB Medical, L.E.S.S., nanotion ag, Qvanteq AG, Spinelab AG, Swisscleandrive AG, Winterthur Instruments GmbH.
Ergänzung Der Bildungsrat hat beschlossen, das Ergänzungsfach Informatik an allen Zürcher Mittelschulen einzuführen. Dies als Bestandteil der Nachwuchsförderung im Bereich Informatik. Im Kanton Zürich wird das Fach bereits seit 2008 im Rahmen eines Pilotprojekts an knapp der Hälfte der Mittelschulen angeboten. Aus Qualitäts- und Effizienzüberlegungen kann es auch im Verbund angeboten werden.
Personal Die Fachmesse für Personalmanagement findet am 17./18. April 2012 in der Messe Zürich statt. Im Vorjahr besuchten gegen 4 000 Entscheidungsträger mit Personalverantwortung
Foto: zVg
die Personal Swiss. Die HR-Branche präsentiert hier ihre Produkte und Dienstleistungen. Die Veranstaltung wird unterstützt von der Zürcher Gesellschaft für PersonalManagement (ZGP), die Messe kooperiert zudem mit der Fachhochschule Nordwestschweiz. www.personal-swiss.ch
Nachhaltig Die Zürcher Kantonalbank will zu einer erhöhten Transparenz im Bereich nachhaltige Anlagen beitragen. Als erste Anbieterin im Finanzsektor hat sie für ihre Kunden einen Nachhaltigkeitsindikator als Entscheidungshilfe bei der Wahl eines Anlagefonds entwickelt. Wie eine gemeinsame Studie mit dem Center for Corporate Responsability and Sustainability (CCRS) an der Universität Zürich belegt, verfügen Aktienportfolios mit nachhaltigen Unternehmen über ein gleich hohes Renditepotenzial wie traditionelle Anlagen.
www.vd.z.ch/flughafen.
E-Voting Der Regierungsrat hat vom Schlussbericht des Statistischen Amtes zur Testphase 2008-2011 Kenntnis genommen und das weitere
Vorholzeiten Während den Feiertagen bleiben viele Betriebe geschlossen, sie verlängern die wöchentliche Arbeitszeit in Vorholzeiten. Da es sich nicht um Überstunden sondern eine Verlagerung der Arbeitszeit auf andere Tage handelt, ist für die Vorholzeiten kein Zuschlag geschuldet. Tritt ein Mitarbeiter unter dem Jahr aus, sind vorgeholte Zeiten grundsätzlich zu vergüten. Neuerungen in der IV Auf den 1. Januar 2012 ist die IV-Revision 6a in Kraft getreten, welche verschiedene Massnahmen enthält, damit Menschen mit Behinderungen ihren Arbeitsplatz behalten oder wieder ins Erwerbsleben zurückfinden. Den Arbeitgebern kommt dabei eine zentrale Rolle zu, weshalb die IV gezielte Unterstützung anbietet. Die Broschüre «Leitfaden für die berufliche Eingliederung» kann beim VZH kostenlos angefordert werden. Sie steht auch auf www.ahviv.info/arbeitgeber zur Verfügung. Familienzulagen Ab dem 1. Januar 2013 werden Familienzulagen auch für Selbständigerwerbende in der ganzen Schweiz eingeführt. Art und Höhe der Zulagen entspricht jenen der Arbeitnehmenden. Selbständigerwerbende müssen sich somit bis zum 1. Januar 2013 ebenfalls einer Familienausgleichskasse anschliessen und zur Finanzierung ihrer neuen Zulagen Beiträge aus ihrem Erwerbseinkommen bezahlen. www.aza.ch
Die E-Voting-Infrastruktur wird 2012 weitergeführt.
Foto: Screenshot / zVg
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UZ l BÜCHER Foto: swiss-image/Christof Sonderegger
Der Berg ruft
Schlittel- und Rodelwege in der Schweiz Am Fuss des weltbekannten Dreigestirns Jungfrau, Mönch und Eiger im Berner Oberland ist die grösste Dichte an Schlittelwegen auf kleinster Fläche (ca. 90 km) angelegt. Die längste Strecke in Europa beträgt alleine 15 Kilometer. Im Buch werden 22 Strecken beschrieben, die zum Besten gehören, was das Schlittlerherz höher schlagen lässt. Je nach Geschmack gibt es gemütliche Strecken mit leichtem Gefälle aber auch sportliche Strecken mit grossem Gefälle und vielen Kurven. Bahnen führen zu den Startplätzen, das Netz ist sehr gut ausgebaut. Kommt dazu, dass die Wege nicht überlaufen sind und so ein entspanntes Fahren möglich ist. Simon Ammann & Andreas Küttel Wie kaum eine andere Geschichte aus der Welt des Sports kommt eine so spannende Story zusammen wie bei Simon Ammann und Andreas Küttel. Ein unsichtbares Band scheint die beiden zu verbinden. Obwohl sie eigentlich Konkurrenten waren, sind sie heute Freunde. Marc Wälti erzählt packend wie Simon Ammann fast aus dem Nichts alle damaligen Skisprungstars überfliegt und zweifacher Olympiasieger wird. Wenn er springt, freuen sich auch Grossmütter oder Sportmuffel. Das Buch handelt von Überfliegern und von Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben und in der Kombination Erstaunliches erreichen. Weisshorn Das Weisshorn liegt im Wallis und vereint auf unverkennbare Weise Grösse und Grandezza. Kein Wunder, dass die Menschen zu ihm aufschauen, die 4506 Meter hohe Zitadelle bleibt für viele Alpinisten ein Traum. Das Buch erscheint zum 150. Jahrestag der Erstbesteigung durch den britischen Physiker John Tyndall mit den Bergführern Johann Joseph Bennen und Ulrich Wenger über den Ostgrat. Viele berühmte Alpinisten, deren Schicksal uns heute noch berührt, kommen vor. Sie kämpften gegen Eisströme und rutschige Felshalden. Das Weisshorn erhebt sich genau über dem Röstigraben, der deutschfranzösischen Sprachgrenze der Schweiz.
ISBN 3-8423-5723-0
Das grosse Schneeschuhtourenbuch der Schweiz Das Buch präsentiert fünfzig der schönsten Schneeschuhwanderwege der Schweiz und schlägt in jedem Gebiet rund ein halbes Dutzend lohnende Routen und Varianten in allen Schwierigkeitsgraden vor. Praktische Übersichtskarten und detaillierte Wegbeschreibungen mit Angaben von Schwierigkeit, Distanz, Höhendifferenz, Unterkunft und Verpflegung erleichtern die Planung der Wanderung. Ob Einsteiger oder versierter Berggänger, es lässt sich unter den 250 Routenvorschlägen für jeden etwas finden. Schneeschuhlaufen ist im Trend, gerade auch bei Nichtskifahrern, die sich abseits der gesicherten Pisten bewegen wollen.
Marc Wälti: Simon Ammann & Andreas Küttel, Fona,Faro (2011) 192 Seiten, CHF 29.90
Wandern und geniessen im Winter Hier finden sich die schönsten Schneeschuh- und Winterwanderweekends in der Schweiz mit Berghotel-Komfort vereint. Der Autor beschreibt, illustriert mit 250 Fotos, die schönsten zweitägigen Wanderungen, verbunden mit der Übernachtung in einem komfortablen Berghotel. Ganz nach dem Motto: Wohliges Bett und heisse Dusche statt Massenlager und Katzenwäsche. Für die meisten der über 30 Touren werden Varianten für Winterwanderungen sowie für Schneeschuhwanderungen vorgeschlagen. Die Touren sind eher leicht und nicht zu lang und mit ÖV erreichbar. Winterwandern mit einer Prise Luxus.
Andreas Schumacher: Schlittel- und Rodelwege in der Schweiz, Books on Demand (2011) 104 Seiten, CHF 29.90
David Coulin: Das grosse Schneeschuhtourenbuch der Schweiz, AT-Verlag (2011) 160 Seiten, CHF 59.90 ISBN 3-03800-483-9
Heinz Staffelbach: Wandern und geniessen im Winter, AT-Verlag (2011) 192 Seiten, CHF 64.90 ISBN 3-03800-385-9
ISBN 3-0378-1034-3
Daniel Anker, Marco Volken: Weisshorn AS Verlag (2011) 176 Seiten, CHF 54.—
Rudi Mair, Patrick Nairz: Lawinen, Tyrolia (2010) 215 Seiten, CHF 42.90
ISBN 9-7839-1118-4-8
ISBN 978-3-7022-3086-9
Lawine Dieses Buch zeigt die Kehrseiten des Wintersportspasses. In analytischer Art und Weise beschreiben die Autoren zehn entscheidende «Lawinen-Gefahren-Muster». Sie gehen dabei auf die Schneeverhältnisse ein, Wind und Temperatur und beschreiben anhand anschaulicher Bilder Lawinenabgänge in den Alpen. Warum hat sich die Schneedecke gelöst? Warum hat sie Skifahrer oder Snowboarder mitgerissen? Ursache und Umstände eines Lawinenniedergangs erfolgen immer in wenigen ähnlichen Mustern. Wer sich an gewisse Regeln hält, kann ein Unglück vermeiden. Es geht nicht um die Schilderung von Notfallsituationen, sondern um deren Vermeidung.
10 FRAGEN AN l UZ
l Nr. 1/2 l 2012 l 59 Foto: sunrise
O L I V E R S T E I L , C E O S U N R I S E C O M M U N I C AT I O N S A G
«Wer nicht wagt, der nicht gewinnt» 1. Warum sind Sie Unternehmer geworden? Der Umgang mit dem unternehmerischen Risiko hat mich immer gereizt: «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt». Ich finde es faszinierend, die Richtung vorzugeben und Mitarbeitende zu motivieren, damit alle zielgerichtet auf eine klare Vorgabe hin arbeiten. Sunrise befindet sich in einem Wachstumsmodus und wir alle arbeiten zusammen an der Erreichung der gesetzten Ziele. 2. Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Ein Traumjob ist, wo man mit einem guten Team etwas bewegen kann. Einen solchen Traumjob habe ich bei Sunrise. Und wir haben noch viel vor: Das Ziel ist, dass Schweizer Privat- und Geschäftskunden eigentlich nur noch zwei Telekommunikationsunternehmen als relevant betrachten, nämlich Sunrise und Swisscom. Wir werden uns als einen der zwei grossen Qualitätsanbieter in der Schweiz positionieren. 3. Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? Die Politik tut sich immer noch schwer den Rückstand im Telekommunikationsmarkt mit liberaleren Rahmenbedingungen aufzuholen. So sind zum Beispiel keine Regulierungsinstrumente im Gesetz für Glasfaseranschlussnetze vorhanden, die bei einem Marktversagen greifen würden. Hier sollten rasch entsprechende Änderungen im Gesetz in Angriff genommen werden. Die technologische Weiterentwicklung (LTE) im Mobilfunk ist durch die im Vergleich zu Europa äusserst strengen Grenzwerte gefährdet. 4. An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Die Mithilfe bei der Rettung von mobilcom vor der Insolvenz. Mit harten Einschnitten konnten ein Unternehmen und viele Jobs gerettet werden, das danach sogar meinen neuen Arbeitgeber debitel gekauft hat.
5. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Wenn man täglich eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen hat, ist es immer möglich, dass der eine oder andere nicht optimale Entscheid darunter ist. Wichtig ist, dass man diese Entscheide schnellstmöglich erkennt, die nötigen Korrekturen sofort einleitet und die Schlüsse daraus zieht. 6. Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer einmal gerne getroffen? Ich hätte gerne einmal Jules Verne getroffen. Ich bin fasziniert von seinem zur damaligen Zeit avantgardistischen und visionären Weltbild. Gerne hätte ich mich von seinen kreativen und innovativen Ideen inspirieren lassen. 7. Worüber können Sie sich ärgern? Ich ärgere mich häufig. Insbesondere über Schlamperei, grobe Fehler und die fehlende Liebe zum Detail. Wichtig ist, dass man aus Fehlern lernt. 8. Wie erholen Sie sich vom Stress? Ich freue mich immer wieder nach Hause zu kommen – sei es am Abend, an den Wochenenden oder in meinen Ferien. Hier kann ich mich voll und ganz meiner Familie widmen und bin mit ganz anderen Aufgaben konfrontiert. Das gibt mir die nötige Kraft, den nächsten Arbeitstag mit seinen neuen Herausforderungen anzugehen. 9. Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Die Schweizer Wirtschaft ist sehr solide und aufgrund der gut ausgebildeten Ressourcen im Bereich Innovation und Know-how sehr weit vorne klassiert. Ich wünsche mir, dass diese Rahmenbedingungen so bleiben. Die politische Stabilität und die allgemeine Rechtssicherheit bieten prinzipiell hervorragende Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. 10. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Ich wünsche mir, dass die Schweiz auch in Zukunft gute allgemeine Rahmenbedingungen für die Wirtschaft bietet. Ganz
OLIVER STEIL Unternehmen: Sunrise Communications AG Position: CEO Erster Job: McKinsey Werdegang: Insgesamt acht Jahre war Herr Steil als Berater für Telekommunikation bei McKinsey tätig. Zwischen seinen Engagements bei dieser weltweit tätigen Unternehmens- und Strategieberatung arbeitete er zweieinhalb Jahre beim drittgrössten deutschen Telekomunternehmen Debitel, von 2007 bis 2008 als CEO. Ausbildung: Dipl. Ing. Elektrotechnik, Schwerpunkt Digitalkommunikation Liebste Hobbies: Familie und Natur Zivilstand: Verheiratet, 3 Kinder
besonders für den ICT Bereich erwarte ich jedoch, dass man in der Politik noch stärker die wachsende direkte und indirekte Bedeutung von ICT erkennt und entsprechend fördert, anstatt sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Es gilt die Rahmenbedingungen für private Investitionen zu verbessern.
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UZ l PUBLIREPORTAGE
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Garagebetrieb zu verkaufen (1827) Region: Bern, 0-5 Mitarbeiter. Für genauere Angaben kontaktieren Sie Herr Christian Rebmann 031 981 20 46 Service- Reparaturstelle und Handelsbetrieb (1826) Für unsere Kunden (zu 98% Händler) erledigen wir sämtliche Reparaturen inkl. Garantiereparaturen für die gesamte Schweiz. Daneben bestehen ein Import von Werkzeugakkus und ein Internet Shop mit enormem Potential. Umsatz: CHF 350 000 – 450 000 Preis: CHF 250 000 – 350 000. Die Kontaktaufnahme läuft über companymarket.ch Fensterbaufirma zu verkaufen (1824) Die Firma hat eigene Betriebsimmobilie, einen langjährigen Kundenstamm und eine solide Rentabilität. Umsatz: CHF 2.5 Mio. Preis: CHF 1 Mio. Bei Interesse kontaktieren Sie Herrn Hans-Peter Ruepp 041 798 05 30 Architekturbüro zu verkaufen (1823) Aus der Region Zürich; Umsatz: CHF 2 Mio. Preis: CHF 2.5 Mio. Bei Interesse kontaktieren Sie Herrn Hans-Peter Ruepp 041 798 05 30 Innenausbaufirma zu verkaufen (1822) Das Unternehmen verfügt über langjährigen grossen Kundenstamm, grosse Bekanntheit, einen guter Ruf, top Infrastruktur und wenig Fremdkapital. Region: Bern, Preis CHF 1.75-2.0 Mio. Umsatz CHF 5-6 Mio. Bei Interesse kontaktieren Sie Herrn Hans-Peter Ruepp 041 798 05 30 Verkauf / Geschäftsführung Schönheitsinstitut (1162) Im Auftrage unserer Mandantin suchen wir Kaufinteressen-
ten für ein Schönheitsinstitut im St. Galler Rheintal. Als Einstieg resp. zur Einarbeitung kann vorerst die Geschäftsführung übernommen und anschliessend der käufliche Erwerb erfolgen. Kosmetikunternehmen (Hand- und Fusspflege, Solarium) Schönheits- und Gesundheitsinstitute Handel mit kosmetischen Produkten. Umsatz: CHF 0500 000, Preis: CHF 300 000. Für genauere Angaben k ontaktieren Sie OBT AG Herr Christoph Brunner 071 243 34 34 Motorsport AG zu verkaufen (1820) Unternehmen aus der Nordwestschweiz verfügt über grossen Immobilienbestand, gute Rentabilität und top Infrastruktur. Preis: CHF 8-9 Mio. Bei Interesse kontaktieren Sie Herrn Hans-Peter Ruepp 041 798 05 30
Bestehendes Ingenieurbüro Raum Zürich gesucht (1177) Unser Mandant sucht zur Ergänzung der bisherigen Unternehmensstruktur ein im Hoch- und Tiefbausegment tätiges Ingenieurbüro. Das Unternehmen sollte in der Region Zürich Mitte bis Zürich West (Richtung Baden oder Raum Flughafen) tätig sein und drei bis fünfzehn Mitarbeiter beschäftigen. OBT AG Herr Christoph Brunner 071 243 34 34, oder über companymarket.ch Immobilien (1830) Wir sind ein mittelgrosses und gut eingeführtes ImmobilienUnternehmen aus Zürich. Zur Erweiterung unseres Portefeuilles und Diversifikation suchen wir ein kleineres Immobilien-Unternehmen, welches in den Bereichen Bewirtschaftung, Vermarktung, Bau/Entwicklung, Reinigung /Hauswartung tätig ist. Preis: CHF 100000-250000. Kontakt bitte über companymarket.ch Nahrungsmittelproduzent gesucht! (1811) Unser Auftraggeber stammt aus
l Nr. 1/2 l 2012 l 61 einer unternehmerisch tätigen Familie aus der Zentralschweiz. Im Zuge einer beruflichen Umorientierung möchte der international erfahrene Manager seine Kompetenzen und Finanzmittel einsetzen, um als Unternehmer die eigene Zukunft zu gestalten. Verfügbares Eigenkapital bis CHF 10 Mio. Kontaktaufnahmen an BDO Herrn David Dahinden 041 368 12 14 Süsswarenunternehmung gesucht (1199) Privatperson (erfahrener Exportleiter einer Schweizer Süsswarenfirma (Produktionsbetrieb) mit langfristigem Investmenthorizont will sich selbständig machen und sucht zur Übernahme eine Unternehmung im Bereich Süsswaren. Dabei kann es sich sowohl um ein Handelsunternehmen als auch um einen Produktionsbetrieb von- Süsswaren (massentaugliche Spezialitäten),- Food inkl. Functional Food und - OTC Produktehandeln. Preis CHF 2-5 Mio. Kontaktaufnahmen an BDO Herrn David Dahinden 041 368 12 14 oder via companymarket.ch
K M U S W I S S V E R A N S TA LT U N G E N : 23.02.2012 KMU SWISS Infotable 02-12, «Alperose – Das Musical»; Erleben Sie mit uns die Welt des Musicals vor und hinter der Bühne bei einer Geschichte über Sehnsucht, Heimweh und Versöhnung. Die Vielfalt der DreiminutenGeschichten, die Polo Hofer geschrieben hat, bildeten die Textbausteine zur Geschichte von «Alperose – das Musical». Eine Erzählung aus dem Leben von Pesche, Johnny, Lotti und Lorraine. 14.04.2012 KMU SWISS Infotable 04-12, «Armee und Wirtschaft – Eine Partnerschaft für die Sicherheit», Die Höhere Kaderausbildung der Armee (HKA) öffnet für die KMU Swiss ihre Türen und stellt den Gästen die aktuellen Inhalte der militärischen Führungsausbildung vor. Dabei zeigt sie auf, welchen konkreten Mehrwert ausgebildete Miliz-Offiziere an ihren Arbeitsplatz zurückbringen. Der Infotable bei der HKA soll ein offenes Dialogforum zwischen Wirtschaft und Armee sein und Möglichkeiten für Fragen und Diskussionen geben. 09. & 10.05.2012 KMU SWISS Forum 2012 – Jubiläum, Reservieren Sie sich schon heute einen Platz am KMU SWISS Forum 2012 zum Thema «Risiko versus Status Quo» und der Übergabe des SWISS Lean Awards! Weitere und detaillierte Informationen finden Sie auf www.kmuswiss.ch.
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l Nr.1/2 l 2012
UZ l DAS LETZTE
Föderalismus und direkte Demokratie 2024 VON RUEDI STRICKER
Der Schweizerische Armeerat stellt fest, dass seit seiner Gründung im Jahr 2012 entscheidende Fortschritte in der Förderung der direkten Demokratie und der Pflege der föderalistischen Strukturen zu verzeichnen sind, so auch im vergangenen Jahr 2024.
Generalstab unter neuer Führung Die Generalstabchefin hat vor Antritt ihres längeren Mutterschaftsurlaubs ihre Nachfolgerin erfolgreich eingearbeitet. Mit Svetlana Haljatowski steht dem Generalstab nun endlich eine Persönlichkeit vor, die sämtliche Kriterien der Eidgenössischen Quotenkommission erfüllt: Sie ist nicht eingebürgert, Mitglied der Orthodoxen Kirche und im Kanton Glarus wohnhaft. Mit ihrer ausgeprägten Auffassungsgabe hat die studierte Kunsthistorikerin beste Voraussetzungen, um ihre Wissenslücken in der Koordination von Luft- und Seestreitkräften rasch zu beheben.
bereits in zwei weiteren Kantonen zur Evaluation vorgeschlagen worden sein. Bodensee-Wehrverbund stimmt für Hefti In einer Urnenabstimmung wurde der Glarner Kabarettist Hefti mit dem Glanzresultat von 58 Prozent der gültigen Stimmen zum neuen Oberauditor des Zweiten Bodenseegeschwaders gewählt. Hefti löst Zufiker ab, der drei Helikopter in den Niger verkauft und die Anzahlung von mehreren Millionen Franken unterschlagen haben soll. Hefti hat sein neues Amt bereits angetreten.
Foto: zVg / Ostschweizer Verteidigungsrat
Tessin und Libyen: Synergien und Kooperation Um der ehemaligen Kolonialmacht Italien und den Nachfahren des Herzogs von Mailand nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch Paroli bieten zu können, hat der Tessiner Staatsrat unter der Leitung von Melina Soldati am 22. Januar in Tripolis mit der Führung des Neuen Revolutionsrats ein Verteidigungsabkommen geschlossen. Der Vertrag sieht vor, dass die Tessiner Marine libysche Häfen und Einrichtungen benutzen darf und im Gegenzug zwei Infanterieregimenter der Libyschen Armee im Centovalli stationiert werden. Italien hat bereits auf diplomatischen Kanälen gedroht, das Bergell zu annektieren.
Innerrhoder Luftwaffe testet Suchoy Su - 45/47 Das aus dem Vorläufer SU 35/37 entwickelte Erdkampfflugzeug verfügt über eine nochmals verbesserte direkte Schubvektorsteuerung. Die daraus resultierende Agilität ist für Luftkämpfe im Raum Gonten – Kaubad – Hoher Kasten wie geschaffen. Der Leasingvertrag über drei Maschinen hat an der nächsten Landsgemeinde gute Chancen, dies nicht zuletzt dank der bereits erfolgten Teilfinanzierungszusage seitens des Ostschweizer Verteidigungsrats. RUEDI STRICKER Der Autor ist Inhaber der Beratungsfirma Stricker Consulting in Speicher AR. www.stricker-consultung.ch
Wallis: Die neue Gamelle kommt Das Walliser Kriegsministerium hat entschieden. Ungeachtet des laufenden Urheberrechtsstreits vor dem Europäischen Gerichtshofs in Strassburg hat das Wallis entschieden, das vom Stardesigner Hefner entwickelte Modell zu beschaffen. Die Walliser Infanterie wird ab Februar 2026 die neue sechskantige Gamelle aus einheimischem Eschenholz fassen. Die Gamelle wird in Entlebuch von Asylsuchenden unter zertifizierten Bedingungen hergestellt und soll
Neue Munition: Genfer gewinnen die Referendumsabstimmung Drei Jahre nach der umstrittenen Einführung des neuen Sturmgewehrs StG 45 in den meisten Schweizer Kantonen haben sich die Genfer Armeeangehörigen in einer Abstimmung klar für das alte Kaliber ausgesprochen. Die Armeeführung wird sich in der nächsten Session mit der Frage auseinanderzusetzen haben, wie Munition verschossen werden soll, die einen Millimeter dicker ist als der Innendurchmesser eines Gewehrlaufs. St.Gallen: bessere Arbeitsbedingungen für Füsiliere Die kantonale Militärgewerkschaft hat sich durchgesetzt. Die St.Galler Füsel werden endgültig den Metallarbeitern gleichgestellt und profitieren von den Vorteilen der 38-Stunden-Woche, dem Verbot von Nachtarbeit und der Übernahme der SUVA-Sicherheitsrichtlinien. Ausdrücklich verboten sind in Zukunft das Tragen von Schlag-, Stich- und Schusswaffen sowie das Ausführen von Arbeiten ohne Schutzbrille. Infanteristinnen haben neu das Recht, ohne Begründung zweimal monatlich während drei Tagen nicht auszurücken.
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