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EN IT I S SE X 8 RA IT P M VR
UNTERNEHMER ZEITUNG
Nr. 7/8, Juli/August 2015 21. Jahrgang, Fr. 8.– www.unternehmerzeitung.ch
FINTECH ALS CHANCE Die Digitalisierung krempelt auch die Bankenbranche um. Schweizer Startups arbeiten gemeinsam mit Traditionsunternehmen an Finanzlösungen für morgen. ab Seite 9
FRANKENSTÄRKE In der ganzen Schweiz scheinen Innovationszentren aus dem Boden zu schiessen – die Antwort auf die Frankenstärke? ab Seite 20
ONLINETRADING
FINTECH
DER DIGITALE ALLTAG ab Seite 9
Grosse Unterschiede bei den Courtagen und Gebühren. ab Seite 24
VR-PRAXIS Interview mit Ulrich Graf, VR-Präsident der Kaba Holding AG. ab Seite 42
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INHALT
EDITORIAL
Der Euro stabilisiert Europa
KÖPFE UND KARRIEREN
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PODIUM
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TITELTHEMA Der digitale Alltag Die Schweiz im Verzug Mit Digitalisierung punkten Deutschlands Aufholjagd
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Die Griechenlandkrise der vergangenen Wochen hat den Blick auf eine einfache Tatsache verstellt: Der Euro stabilisiert den Kontinent. Der Aufschwung, wenn auch zaghaft, hat selbst Länder wie Frankreich und Italien erreicht, die sich schwer tun mit Reformen zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Wer sich noch an die Turbulenzen der 70er und 80er Jahre erinnert, der weiss, dass die griechische Krankheit damals auch die anderen Länder des «Club Med» angesteckt hätte.
EUROPA Unverzichtbare Bilaterale
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EXPORT Obama erhält grünes Licht EU nähert sich Lateinamerika
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INNOVATION Liechtensteins Erfolgskonzept
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CLEANTECH.CH Energiewende: Falscher Fokus Hawaii zapft die Sonne an
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GELD Gebührend handeln Hohe Kosten statt Zinsen
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DIGITAL Mobile Business ist Realität Unbeschwert auf Reisen
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MOBIL Schlüsseltechnologie Hybrid
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Der Euro erlaubt es heute einer Reihe von Volkswirtschaften, sich zunehmend miteinander zu verflechten. Dabei findet eine Art Arbeitsteilung statt: Volkswirtschaften wie Deutschland und die Niederlande exportieren in die grosse weite Welt; die anderen liefern ihnen zu. Nicht umsonst hat Deutschland jetzt ein Handelsdefizit mit den anderen Ländern der Eurozone. Die Lokomotive Deutschland zieht Europa mit. Diese Verflechtung ist keine automatische Folge des Euros. Sie ist die Folge gemeinsamen wirtschaftspolitischen Handelns. Die vergangenen fünf Jahre der Eurokrise haben eine Angleichung der Wirtschaftspolitiken in den meisten Volkswirtschaften der Eurozone bewirkt. Und nur diejenigen Volkswirtschaften, welche so auf Wettbewerbsfähigkeit getrimmt werden, können von den Vorteilen des Euros profitieren. Die anderen bleiben aussenvor. Das ist das eigentliche Problem Griechenlands, nicht der Schuldenberg. Der Erfolg der Eurozone stärkt die Schweizer Wirtschaft. Denn die Euroländer sind noch immer mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt der hiesigen Unternehmen. Das wird auch so bleiben, der wachsenden Bedeutung Asiens und dem industriellen Wiederaufstieg der USA zum Trotz. Ein anziehendes Wachstum in den Euroländern aber hilft, die Folgen der Frankenstärke abzufedern. Die Frankenstärke ist ein hausgemachtes Problem der Schweiz, wie der Ökonom Klaus Wellershoff in der vorangegangenen Ausgabe der Unternehmerzeitung erläutert hat. Sie resultiert aus der Weigerung der Schweizer Unternehmen, den Handelsbilanzüberschuss wie bislang gewohnt wieder im Ausland zu investieren. Stattdessen haben sie diese Überschüsse indirekt bei der Nationalbank parkiert. Doch nun kommen die Auslandsinvestitionen wieder in Gang. Zu einem guten Teil investieren die Schweizer Unternehmen in Europa. Damit können auch sie vom Aufschwung in Europa profitieren – und von der Herausbildung eines echten europäischen Binnenmarktes. Wie weit die Schweiz daran Anteil haben will, ist ihre Entscheidung. Steffen Klatt klatt@unternehmerzeitung.ch www.unternehmerzeitung.ch
MANAGEMENT Senioren: Erfolgsfaktor der Zukunft 34 UZ-Serie: Frauen im Management 36 MARKETING Glace Kult
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UNTERNEHMEN Versteckte Lager-Schätze
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VRPRAXIS Das Erfolgsgeheimnis der Kaba Direktimporte im Vergleich Quotenregelung für Frauen Ernennung und Abberufung Mietobjekte im Rohbau
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WEITERBILDUNG Andere Länder, andere Sitten
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NETZWERKE Swiss Venture Club (SVC) Centre Patronal Unternehmer Forum Schweiz
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EVENTS
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BÜCHER
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10 FRAGEN AN Frank Schumacher, Hautoffice
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KAPITALMARKT & IMPRESSUM
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DAS LETZTE
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Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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KÖPFE UND KARRIEREN
LEITER SALES UND MARKETING Ab 1. September wird SEBASTIAN MAISS neuer Leiter Sales + Marketing sowie Mitglied der Geschäftsleitung im KKL Luzern. Er blickt auf langjährige Erfahrung im Bereich Sales + Marketing in der Hotelbranche zurück. Er ist ausgebildeter Hotelkaufmann und aktuell als Mitglied der Geschäftsleitung des Swissôtel Zürich für die strategische Ausrichtung des Sales + Marketing zuständig.
NEUE GESCHÄFTSFÜHRUNG MARIANNE JANIK übernahm per 1. Juli die Geschäftsführung von Microsoft Schweiz und wechselt damit von Microsoft Deutschland zu Microsoft Schweiz. Die gebürtige Französin und promovierte Juristin verfügt über jahrelange Vertriebsund Führungserfahrungen in verschiedenen Unternehmen und Branchen. Sie startete bei der Daimler Benz AG im Bereich Public Affairs.
NEUER PRÄSIDENT SSF An der Jahresversammlung von Swiss Sustainable Finance (SSF) in Bern wählten die Mitglieder JEAN-DANIEL GERBER zum neuen Präsidenten. Gerber war zuvor Staatssekretär und Leiter des Seco. Das Gastreferat hielt Nicholas Niggli, Head Economic, Finance, Science & Innovation Section von der Schweizer Botschaft in London. Sein Thema: «Wind of Change».
CHIEF EXECUTIVE Aviva Investors, die global tätige Asset-Management-Tochtergesellschaft von Aviva plc hat ED CASEL zum neuen Chef Executive des globalen Immobilienbereichs ernannt. Er ist seit 2008 bei Aviva tätig und leitet die Sparte Global Indirect Real Estate. Er hat im Bereich direkte und indirekte Immobilien-Investments viel Erfahrung, da er zuvor als Chief Investment Officer Real Estate Multi Manager tätig war.
VR-PRÄSIDIUM Dr. ADRIANO B. LUCATELLI präsidiert den Verwaltungsrat des Aargauer Start-up-Unternehmens YOTOCO AG , welches nachhaltig produzierte Erfrischungsgetränke herstellt. Ausserdem ist er Verwaltungsrat der Additiv AG, einem führenden Fintechunternehmen. Mit additiv DFS (Digital Finance Suite) erstellen und betreiben Finanzdienstleister ihre digitalen Angebote und automatisieren die kundennahen Prozesse in den Bereichen Front-und Mid-Office. Lucatelli ist auch Investor und Dozent an der Uni Zürich.
BOND-SPEZIALISTIN Bellevue Asset Management verstärkt das Global Macro Team mit der Bond-Spezialistin ALEXANDRINE JAECKLIN, die neu zum Portofolio Management Team gestossen ist. Die letzten 15 Jahre war sie für UBS tätig, zuerst als Credit Analyst für Schwellenländer in New York und London. Dann wechselte sie ins Wealth Management, wo sie später als Beraterin von institutionellen Privatkunden mit Fokus auf die Anleihemärkte aktiv war.
LEITER MEDIENSTELLE BJÖRN EMDE hat die Leitung der Media Relations bei Barry Callebaut übernommen. Er war von 2013 bis 2015 als Senior Media Relations Manager und Sprecher bei der Zurich Versicherungsgruppe tätig. Zuvor bekleidete er die Position eines Communications Managers Europe bei Suntech Power International in Schaffhausen. Bis 2010 war Emde als Berater für strategische Kommunikation und Public Affairs bei Hering Schuppener Consulting in Düsseldorf und Frankfurt engagiert.
DIRECTOR MARKETING & PUBLIC RELATIONS IFS verpflichtet MATTHIAS GREUNER als Director Marketing & Public Relations. Zu seinen Aufgaben in der Region Europe Central gehören u.a. der weitere Ausbau eines vertriebsorientierten Marketings sowie die Erhöhung der Brand Awareness. Er ist verantwortlich für sämtliche Marketing& PR-Massnahmen von IFS Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und den BeneluxLändern.
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UnternehmerZeitung | Nr. 7/8 2015
INFO Mitteilungen für diese Rubrik: Text und Foto (300 dpi > 1MB): blattner@unternehmerzeitung.ch
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Online-Anmeldung unter www.kmu-tag.ch
Beat Guhl
Thomas König
Sascha Lobo
© Reto Klar
Brigitte Breisacher
Urs Fueglistaller
23 / OKTOBER 2015
Kurt Aeschbacher
Heike Bruch
Marco Büchel
SCHWEIZER KMU-TAG ST GALLEN
Patronat: Schweizerischer Gewerbeverband / economiesuisse / IHK St.Gallen-Appenzell / Kantonaler Gewerbeverband St.Gallen (KGV)
Veranstalter
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PODIUM
Und wieder ein 1. August ZUM FEIERN Er ist der Geburtstag der Schweiz und viele feiern ihn. Aber wie genau wurde er zum offiziellen Feiertag? Der Historiker Georg Kreis kann mehr darüber sagen. Ein Rückblick – der Unschlüssigkeiten aufzeigt. TEXT G E O R G K R E I S
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m 1. August begehen wir zum 117. Mal den «1. August». Wir werden dies in einer Mischung von Nachdenklichkeit und Festlaune tun, sofern wir da überhaupt mitmachen. Zur Nachdenklichkeit mahnen die in der Regel kritischen und meistens jede Selbstgefälligkeit vermeidenden 1. August-Reden. Die Festlaune variiert nach Landesgegend und ist in der französischen Schweiz etwas heiterer als in der deutschen Schweiz.
ziemlich jung. Aber er ist in mehrfacher Hinsicht eine historische Gegebenheit: Einmal als vage Datierung («Anfang August») einer im Jahr 1291 zwischen den Waldstätten abgeschlossenen Vereinbarung, von der es im 13. und 14. Jh. gleich mehrere gab. Eine Staatsgründung war dieses Abkommen jedenfalls nicht.
AUF DER SUCHE 1891 (nachdem man sich während rund vierhundert Jahren an einem später als falsch beurteilten Datum, nämlich am 8. November DISKUSSIONSBEDARF 1307, orientiert hatte) Vor allem in der deutschen wurde ziemlich unverSchweiz gibt es die Tenmittelt das Dokument denz, statt den Nationalfeivon 1291 zur Gründungsertag einfach zu begehen, urkunde aufgewertet Die von James Vibert erstellte Monuihn zu problematisieren und in einem einmalig mentalgruppe «Die drei Eidgenossen» und darüber zu diskutieverstandenen 600-Jahrin der Kuppelhalle des Bundeshauses ren, wie man ihn zeitgeFest zelebriert. Ein regelin Bern. (Foto: Wikimedia /Peter Mosimann ) mäss neu gestalten kann. mässig wiederkehrender Ähnlich ergeht es ja der Nationalfeiertag war damit Landeshymne, für die am letzten 1. August noch nicht geschaffen. ein neuer Wettbewerb gestartet worden ist. Angestossen von Auslandschweizern, Welche Hymne vielleicht schon am 1. August die wie andere französische, deutsche, ame2016 gesungen werden soll, wird ähnlich wie rikanische Expats ebenfalls die Möglichkeit beim Eurovision Song Contest mit einem Fernhaben wollten, fern der Heimat einen Nasehwettbewerb und SMS- und Telefonanrufen tionalgeburtstag zu feiern, und nach einer entschieden, aber nicht am 1. August, sondern ordentlichen Umfrage bei den Kantonen, am 12. September dieses Jahrs. Warum gerade empfahl (!) die Landesregierung im Juli 1899 an diesem Datum? den Gemeinden, «nächsthin» und jeweils am Dafür könnte es auch praktische Gründe Abend des 1. Augusts mit etwas Glockengegeben. Dann werden mehr Leute vorhanden läut an den angenommenen Gründungsmosein als mitten im Sommerloch. Aber der 12. ment zu erinnern. Alle zur gleichen Zeit um September ist so etwas wie ein heimlicher al19.00 Uhr. ternativer Nationalfeiertag, der sich auf das Datum bezieht, an dem der Bundesstaat von ENTWICKLUNG DES FEIERTAGS 1848 in Kraft gesetzt worden ist. Wäre das 1891 plus 1899 und dann jedes Jahr – so nicht der bessere Termin für unseren Bundeskommen wir auf die 117 Mal. Man könnte feiertag? Man kann für ein Gedenken dieses sagen, typisch schweizerisch, war das aber tatsächlich wichtigen Schrittes auch eintreten, ein gewöhnlicher Arbeitstag, zunächst vielohne gegen den alten Termin zu sein. leicht mit einem etwas früheren Feierabend, Der «alte» Termin ist vor dem Hinterdann mit einem freien Nachmittag, dann mit grund der alteidgenössischen Geschichte einem ganzen freien Tag.
Im September 1993 stimmte der offensichtlich freudige Souverän mit 83,8 Prozent der Stimmen einer von rechtsnationalen Kräften (Nationale Aktion/Schweizer Demokraten) lancierten Feiertag-Initiative zu. Die Gewerkschaften unterstützten die Vorlage im Hinblick auf den zusätzlichen bezahlten Tag; der Arbeitgeber- und der Gewerbeverband waren wegen der zusätzlichen Belastung der Wirtschaft dagegen. Ob damit aber dem vaterländischen Gedenken wirklich ein Dienst erwiesen worden ist, muss man bezweifeln. Alles in allem dürfte der arbeitsfreie Tag der Bundesfeier keine zusätzlichen Patrioten zugeführt haben. Ihm geht es tendenziell ähnlich wie dem arbeitsfreien 1. Mai als dem Tag der Arbeit, der nicht zufällig etwa zur gleichen Zeit aufgekommen war. Wie zu erwarten war, werden die Feiern an manchen Orten auf den Vorabend verschoben, denn wer will schon an einem Sonntagabend «Party» machen. FAZIT Es bringt aber nichts, über den 1. August an sich zu diskutieren. Der Bundesfeiertag ist das, was man aus ihm macht. Und er bildet, auch wenn er für viele mitten in die Ferien fällt (was die Eidgenossen von 1291 nicht ahnen und diejenigen von 1891 nicht wissen konnten), einen guten Anlass, über die Schweiz ein wenig nachzudenken. Sie und wir können’s gebrauchen.
DER AUTOR Georg Kreis ist emeritierter Professor für Neuere Allgemeine Geschichte und Geschichte der Schweiz an der Universität Basel. Zudem war er bis Ende 2011 Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR).
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TITELTHEMA
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Die Karten werden neu verteilt Die Digitalisierung definiert die Finanzwelt neu. Nicht erst seit Apple seine neue Bezahlfunktion angekündigt hat, drängen Branchenfremde in das grosse Geschäft mit dem Geld. Ob Google oder Amazon – was im Internet s ist noch keine zehn Jahre her, da war der gross und reich geworden ist, drängt nun auch in das ReFinanzplatz einer der wichtigsten Wirtservat der Banken. schaftszweige des Landes, die Banken Die Schweizer Banken sind längst aufgewacht. Die waren der Stolz der Nation. Dann platzte Digitalisierung ist der neue Megatrend. Ob grosse wie die Immobilienblase in den USA, die UBS die UBS oder kleine wie die Glarner Kantonalbank, musste so hohe Verluste hinnehmen wie keine andere immer mehr Finanzhäuser bringen digitale Produkte auf nicht-amerikanische Bank. Am Ende wurde sie mit dem den Markt. Sie hoffen dabei von der hohen Affinität der Geld der Steuerzahler gerettet. Schweizer zur Technik zu profitieren. Doch das war erst der Anfang. Wenige Monate späDoch neue Angebote für die Konsumenten reichen ter wurde das Bankgeheimnis aufgehoben, das ein nicht. Wenn der Finanzplatz Schweiz auch in Zukunft Finanzminister nach dem anderen für unverhandelein globales Schwergewicht bleiben will, dann muss er bar erklärt hatte. Das eben noch so lukrative Geschäft sich auch als Produktionsstandort für digitale Angebote mit der Steuerhinterziehung wurde nun teuer, das USprofilieren. Der Börsenbetreiber SIX Justizministerium sandte eine geversucht das. Die Konkurrenz allein salzene Rechnung. Für die Bank schon in Europa ist gross, London weit Wegelin endete der Ausflug sogar voraus und auch Frankfurt nicht untätödlich. «WENN DER FINANZPLATZ tig. Aber die Digitalisierung steht erst Nun stehen die Schweizer BanSCHWEIZ AUCH IN ZUKUNFT am Anfang. Wer später eingestiegen ken erneut vor einer HerausfordeEIN GLOBALES SCHWERist, kann immer noch vorpreschen – so rung. Und wieder kommt sie aus GEWICHT BLEIBEN WILL, wie es umgekehrt Amerika bei den Moden USA. Anders als die beiden voDANN MUSS ER SICH AUCH biltelefonen vorgemacht hat. Im Wettrangegangenen verzichtet sie auf ALS PRODUKTIONSSTANDORT bewerb zwischen den Finanzplätzen laute Nebengeräusche. Und doch FÜR DIGITALE ANGEBOTE werden die Karten jetzt neu verteilt. hat sie das Zeug, den Finanzplatz PROFILIEREN.» Die Schweiz hat viel zu verlieren. noch gründlicher umzukrempeln:
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«Die Schweiz hat noch Aufholbedarf» FINANZTECHNOLOGIE SIX eröffnet in Zürich-West einen Inkubator für Jungunternehmen im Finanzbereich. Aber die Schweiz muss sich anstrengen, um Anschluss an die Konkurrenz in London und Singapur zu finden. INTERVIEW D A V I D N Ä G E L I
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ie Schweizer Börsenbetreiberin SIX will nun auch moderne Technologien im Bereich der Finanzdienstleistungen fördern. Andreas Iten, Chief Information Officer von SIX, spricht über den Fintech-Inkubator seines Unternehmens und den Stand der Schweiz im internationalen Vergleich.
Wie steht es um Fintech in der Schweiz? DAVID NÄGELI In der Schweiz ist viel Kapital vorhanden und an Investoren mangelt es ebenfalls nicht. Auch die Hochschulen der Schweiz befinden sich auf einem hervorragenden Niveau - auch was Fintech angeht. Im Gegensatz dazu sind die Startups, welche sich mit innovativen Finanzideen beschäftigen, noch nicht sehr zahlreich. Auch wird das Thema Fintech hauptsächlich durch die Medien getragen, die Industrie hinkt noch ein wenig hinterher. Was fehlt denn noch, damit sich mehr Startups dem Thema annehmen? Die Förderung von Startups wäre ja ebenfalls gegeben - bisher mangelt es noch am pragmatischen Ansatz. Doch zahlreiche Projekte 10
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schweizweit wie unser Fintech-Inkubator oder der Fusion-Inkubator in Genf versuchen dies zu ändern. Wie steht die Schweiz im Vergleich zu London, Schanghai oder New York da? Die Schweiz ist definitiv noch nicht auf der gleichen Augenhöhe mit den anderen Finanzmärkten. Das «Level 39»-Zentrum in London, in dem sich Finanzwelt, Cyber-Sicherheit und Startups treffen, ist beispielhaft für fortschrittliche Finanz-Technologien. Auch in Singapur bestehen diverse Innovationszentren - wir haben definitiv Aufholbedarf, sind aber auf gutem Weg. Woran liegt das? Einer der Gründe mag sein, dass die Schweizer Kultur einen Fokus auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit setzt. Andere Kulturen springen vielleicht schneller auf einen neuen Trend auf - bei uns dauert das dann ein wenig länger. Wie sieht der rechtliche Rahmen aus? Fehlt Unterstützung von der politischen Ebene? Ich will mich nicht über die Rahmenbedin-
gungen hier beklagen - einige Hürden sind aber sicherlich vorhanden. Der Föderalismus ist nicht die effizienteste Basis für raschen Fortschritt, die Entscheidungsprozesse dauern um einiges länger. Die Wirtschaft ist durchaus gefordert, selbst die Zügel in die Hand zu nehmen. Was sind für Sie die vielversprechenden Projekte aus der Schweiz? Es finden sich doch einige Firmen hierzulande, die spannende, interessante Ansätze verfolgen. Einerseits diverse Startups, andererseits sind auch grosse Firmen wie die Swisscom auf den Fintech-Zug aufgesprungen. Wichtig ist aber, dass die grossen Traditionsfirmen den Schritt wagen, mit jungen, innovativen Startups zusammenzuarbeiten. Dieser Kulturaustausch kann die Branche stark beleben. Existieren gewisse Hemmschwellen, die diese Zusammenarbeit verhindern? Hier treffen verschiedene Welten aufeinander. Startups arbeiten schnell und lösungsorientiert - die grossen Unternehmen hingegen sind auf Langfristigkeit und Risi-
0100000 01110011 01101001 01101110 01100100 00100000 01100100 01101001 01100101 0010000 101 01101110 00100000 01001011 01110010 11000011 10111100 01100111 01100101 00101100 0010000 00100000 01101101 01101001 01110100 00100000 01100100 01100101 01101101 00100000 0100011 01 01100011 01101000 01110100 00101100 01100100 01101001 01100101 00100000 01110110 0110010 011 11000011 10110110 01110000 01100110 01100101 00100000 01100100 01100101 01110010 0010000 00010 10000000 10010011 00100000 01100001 01100010 01100101 01110010 00100000 0110010 0000 01100100 01100001 01110011 00100000 01010111 01100001 01110011 01110011 01100101 0111001 01100011 01101000 00100000 01110111 01100101 01101001 01110100 01100101 01110010 0010000 01110100 01110100 01100101 01101110 00100000 01100100 01100101 01110010 00100000 0101010 01110 01110011 01110100 00100000 01001010 01100001 01101110 01100100 01101100 00101001 0010111 ko-Management ausgelegt. Diese Kulturen zu verbinden, kann einen längeren Prozess benötigen. SIX versucht dies auch regelmässig und setzt Startups mit grossen Unternehmen zusammen an einen Tisch. Ganz ähnlich funktionierte der Fintech-Hackathon, den SIX Mitte März veranstaltete. In Zürich traf man sich zu einem zweitägigen, freundschaftlichen Programmier-Wettkampf. Wer hat am Hackathon teilgenommen? Rund ein Drittel waren SIX-Mitarbeiter. Die restlichen Teilnehmer waren hauptsächlich Hochschul-Studenten, die sich teils in fertigen Teams, teils auch einzeln angemeldet haben. Insgesamt haben über hundert Teilnehmende in den zwei Tagen an 26 Projekten gearbeitet. Haben Sie mit so viel Interesse gerechnet? Ich war ziemlich überrascht, als wir so viele Anmeldungen von Externen erhalten haben. Bis kurz vor Beginn war ich ein wenig nervös, ob wir genügend Teilnehmer finden - die Nervosität schlug dann aber schnell in Begeisterung um, als wir all die Teilnehmenden am Hackathon begrüssen durften. Sind Sie zufrieden mit den Resultaten des Hackathons? SIX wollte sich mit dem Event in der Szene positionieren und ein Statement dafür setzen, dass wir uns mit Fintech auseinandersetzen. Die Resultate haben dieses Ziel aber klar übertroffen: Einige Projekte aus dem Hackathon werden intern weiterentwickelt, andere sind vielleicht für unsere Eigner interessant. Wir haben auch mit allen Teams Follow-Ups geplant - denn die Projekte, welche sich nicht bei uns realisieren lassen, sind vielleicht für unsere Kontakte interessant. Das Sieger-Projekt, eine Trading-Software nach Vorbild der Partnervermittlungs-App Tinder, wird also nicht von der SIX weiterentwickelt? Das Projekt ist durchaus bemerkenswert. Es demonstriert eine der Kernpunkte der Fintech-Entwicklungen: Den Transfer einer
gelungenen User-Experience von externen Plattformen auf die Finanzbranche. So kann man Menschen Aktien näherbringen, die sonst keine Möglichkeit oder kein Verständnis für die Finanzwelt haben. SIX-intern wird das Projekt nicht weiterverfolgt. Nun soll der Fintech-Inkubator von SIX in ZürichWest starten. Wer wird sich zukünftig im Inkubator tummeln? Der Inkubator wird aus zwei Komponenten bestehen: Einerseits wird ein fixes Team für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Geschäftseinheiten sorgen. Andererseits werden diverse Startups im Inkubator einziehen, denen wir unser Know-How, die Infrastruktur und diverse Finanzdaten zur Verfügung stellen. Aktuell sind wir mit verschiedenen Projekten im Evaluationsprozess - wir wollen uns nicht unter Druck setzen und müssen noch nicht alle Räume bis Ende Jahr gefüllt haben. Alle sechs bis zwölf Monate sollen dann die Teams im Inkubator ausgetauscht werden, damit eine frische Dynamik garantiert bleibt. Werden auch Teams aus dem Hackathon in den Inkubator einziehen? Durch den Hackathon konnten wir viele Talente identifizieren, mit denen wir uns nun in Gesprächen befinden. Genaue Details oder Startups können wir jetzt aber noch nicht nennen. Jedoch werden einige interne Mitarbeitende, die am Hackathon teilgenommen haben, in den Inkubator wechseln. Welche Geschäftsbereiche und welches KnowHow treffen im Inkubator aufeinander? In den Inkubator haben wir Menschen aus drei verschiedenen Bereichen geladen: Einerseits sollen gut vernetzte Unternehmer den Prozess von der Idee bis zum Prototyp begleiten. Andererseits werden klassische Software-Entwickler für ein rasches Prototyping sorgen und Betriebswirtschaftler werden sich um die Geschäftsmodelle dazu kümmern.
ZUR PERSON Andreas Iten ist als Chief Information Officer bei SIX für die Entwicklung von innovativen Technologien verantwortlich. Der IT-Manager arbeitet seit sechs Jahren für SIX und hat es sich zum Ziel gesetzt, das Unternehmen als Zugpferd der Schweizer Fintech-Industrie zu positionieren.
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Mit Digitalisierung punkten FINTECH Die Digitalisierung krempelt auch die Bankenbranche um. Schweizer Startups arbeiten gemeinsam mit Traditionsunternehmen an Finanzlösungen für morgen. Ein Beispiel ist der investomat.ch. Und im Spätherbst startet in Zürich eine Bitcoin-Börse. TEXT D A V I D N Ä G E L I
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angsam kommt Bewegung in die Szene. Nachdem die Schweiz im Bereich von modernen Finanztechnologien bisher noch hinterher gehinkt ist, finden sich vermehrt innovative Startups, erste Fintech-Inkubatoren entstehen und auch die grossen Namen der Branche stellen erste Projekte vor. Gerade rechtzeitig: Wenn die Schweiz am Ball bleiben will, muss sie jetzt voranschreiten. «Die Schweiz ist noch nicht auf derselben Augenhöhe mit den anderen Finanzmärkten», sagt Andreas Iten, CIO der Schweizer Börsenbetreiberin SIX. «Aber es finden sich doch einige junge Startups, die mit innovativen Ideen arbeiten. Und auch grosse Unternehmen haben begonnen, sich mit Fintech auseinanderzusetzen.» DER MARKT IST VORHANDEN Das ist auch nötig: Eine Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger Strategy Consultants und Visa Europe stellt einen hohen Bedarf nach digitalen Finanzdienstleistungen fest. Drei von vier Schweizern tätigen ihre Bankgeschäfte im Internet, ein
Zehntel mit Smartphones oder Tablets. Dass das Interesse an Fintech in der Schweiz stetig gewachsen ist, zeigte auch der grosse Besucherandrang an der «Finance 2.0»-Konferenz Anfang Mai. Zur dritten Auflage konnten die Organisatoren über 350 Gäste begrüssen – ein Wachstum von rund 35 Prozent. Fintech kommt hierzulande langsam in Fahrt. NEUE DENKWEISEN NÖTIG Um erfolgreich neue Finanztechnologien entwickeln zu können, sei jedoch ein grosser Umbruch im Denken nötig, sagte Olof Pripp, CEO Services bei Korn Ferry, in seinem Eröffnungsvortrag an der Konferenz. «Es reicht nicht, wenn man einfach im Silicon Valley eine Niederlassung aufbaut», sagt er. «Auch wenn viele CEOs von Banken der Digitalisierung eine hohe Priorität zuschreiben, haben viele die digitale Welt noch nicht vollständig verstanden.» Pripp zufolge sollten die Finanzunternehmen zukünftig den Kunden statt die Produkte ins Zentrum stellen. Dabei kann Big Data helfen - doch zentral für den Schritt ins
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Big Data kann helfen, den Fokus auf die Kunden zu richten. Zuvor ist es allerdings wichtig, Kompetenzen von ausserhalb einzuholen. Foto Marko Ahtisaari
Digitale seien Kompetenzen von ausserhalb: «Die Zusammenarbeit von jungen Startups mit traditionellen Finanzinstituten bietet grosse Chancen, um innovative Geschäftsmodelle entwickeln zu können.» STARTUPS TREFFEN TRADITIONSBANKEN Dieser Meinung ist auch SIX. Die Schweizer Börsenbetreiberin lanciert mit dem Fintech-Inkubator in Zürich-West einen Ort, an dem sich die Finanzbranche mit jungen, ideenreichen Startups treffen kann. Nach dem Fusion-Inkubator der Unternehmen Polytech Ventures und Temenos in Genf bereits der zweite Inkubator, der dieses Jahr in der Schweiz entsteht. Auch im Schweizer Innovationspark, der dereinst auf dem Flugplatzareal Dübendorf entstehen soll, dürfte noch Platz für Fintech vorhanden sein. Das Konzept Swiss Innovation Park vereint Bund und Kantone, Wissenschaft und Wirtschaft unter einem Dach. Bereits Anfang Jahr teilte die UBS mit, dass sie im Innovationspark Dübendorf eine grosse Chance sieht, die weltweit besten Fintech-Startups aufzuziehen.
BITCOIN-BÖRSE STARTET IM HERBST Ein Thema, mit dem sich diverse Startups auseinandersetzen, ist die digitale Währung Bitcoin. Das dezentrale Zahlungssystem erlaubt blitzschnelle Transaktionen ohne Transaktionskosten und verfügt über ein ausgeklügeltes, selbstregulierendes Sicherheitssystem. «Bitcoins können die Finanzwelt revolutionieren», sagt Adrien Treccani, CTO des Bitcoin-Start-Ups Verso Solutions in Siders VS. Bis sich Bitcoins in der Schweiz aber etabliert haben, dürften noch Monate, wenn nicht Jahre vergehen. Ende Mai hat die Zürcher Bitcoin-Börse Ecurex von der Finanzmarktaufsicht Finma die Bestätigung erhalten, dass ihr Geschäftsmodell mit dem Bankengesetz vereinbar sei - eineinhalb Jahre nach dem ersten Kontakt mit der Firma. «Die Schweiz hat wahrscheinlich das schwierigste regulatorische Umfeld für solche Unternehmen» sagt Ecurex-CEO Paolo Tasca. «Wir denken aber, dass ein stabiles regulatorisches Umfeld nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kunden langfristig gewinnbringend ist», sagt Tasca. Im
EINFACH INVESTIEREN IM INTERNET Ein weiteres Beispiel für die Möglichkeiten, welche sich im Zusammenspiel von digitalen Technologien und Traditionsbanken auftun, ist investomat.ch. Das Projekt der Glarner Kantonalbank wurde gemeinsam mit dem Zürcher Fintech-Unternehmen additiv AG realisiert. Das Ziel: Finanzinvestitionen für alle zugänglich machen - egal, ob man sich in der Finanzwelt auskennt oder nicht. Verschiedene Algorithmen erkennen anhand von einigen Fragen die Risikobereitschaft des Anlegers, suchen passende Fonds und bieten eine einfache Auswahl zwischen verschiedenen Investitionsmöglichkeiten. «Für Normalanleger war gutes Portfolio-Management bisher zu komplex oder zu teuer», sagt Michael Stemmle, additiv-CEO, an der «Finance 2.0»-Konferenz. Die Software hinter investomat.ch sei dabei nicht massgebend, sagt Stemmle: «Die Lösung ist nicht die Technologie, sondern ein neuer Denkansatz.» DIE VORAUSSETZUNGEN SIND GEGEBEN Obwohl Fintech in der Schweiz erst in den Startlöchern steht, ist die Branche durchaus optimistisch gesinnt. Die angebliche Konkurrenz zwischen Startups und Traditionsbanken bleibt wohl aus – die Zusammenarbeit zwischen den beiden kann gewinnbringend sein: «Jungunternehmen, die gegen Banken antreten, haben es schwer» sagt Rino Borini, Veranstalter der «Finance 2.0»-Konferenz. «Wenn Banken den Mut aufbringen, sich zu öffnen, können junge Unternehmen erfolgreich mit ihnen zusammenarbeiten», sagt er. Und die Voraussetzungen der Schweiz, ein Zentrum der globalen Fintech-Branche zu werden, seien durchaus nicht schlecht. «Die Schweiz hat alles, um eine führende Rolle zu übernehmen», sagt Susanne Chishti, CEO und Gründerin des Londoner Fintech Circles, einem der weltweit ältesten Fintech-Netzwerke. Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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Deutschland will aufholen FINANZPLATZ DEUTSCHLAND Neue Finanztechnologien sollen das globale Bankwesen revolutionieren. Das könnte das Kräfteverhältnis unter den Finanzplätzen verändern. Auch Deutschland steigt nun auf den Zug auf. Die Commerzbank in Frankfurt geht dabei voran. TEXT U ND INT ERVIE W E V A G L A U B E R
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eue Akteure im Bereich der Finanzdienstleistungen stellen für etablierte Unternehmen der Branche eine grosse Herausforderung dar. Zu diesem Schluss kommt das Beratungsunternehmen Roland Berger in einer Ende 2014 veröffentlichten Studie «Retail Banking – The coming revolution». «Die meisten Kreditinstitute zeigen noch grossen Nachholbedarf. Sie sollten viel schneller und entschlossener auf den Vormarsch der neuen Anbieter reagieren, um wichtige Marktanteile nicht zu verlieren», urteilt Wolfgang Hach, Partner von Roland Berger Strategy. EINNAHMEN GEHEN VERLOREN Die Kollegen von Bain & Company pflichten bei. «Digitale Angreifer gewinnen weiter Marktanteile, weil sie die Bedürfnisse der Kunden besser erfüllen», warnten sie kürzlich. Paypal habe zum Beispiel einen Marktanteil von 30 Prozent bei E-Commerce-Transaktionen in Deutschland, entsprechend viele Gebühren gehen den traditionellen Finanzinstituten verloren. Eine rasant wachsende Anzahl von Internet-Jungunternehmen im Finanzdienstleistungsbereich (FinTechs) macht sich daran, mit modernen Technologien und neuen Geschäftsmodellen die Regeln im Zahlungsverkehr und an den Börsen zu verändern. Allein von 2008 bis 2013 haben sich die weltweiten 14
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Investitionen in FinTechs nach Berechnungen der Unternehmensberatung Accenture mehr als verdreifacht – auf stolze 2,97 Milliarden Dollar (3,16 Milliarden Franken). Die Vereinigten Staaten haben auch hier die Nase vorn. Weltweit wurde im Jahr 2013 ein Drittel der FinTechs in Silicon Valley finanziert. In Europa waren es nur 13 Prozent. DEUTSCHLAND ERWACHT Allmählich werden sich auch die alteingesessenen deutschen Institute im Frankfurter Bankenviertel der Bedrohung bewusst. Der Branchenführer Deutsche Bank hat sich von Thomas Frank Dapp aus der eigenen Research-Abteilung in der Studie «FinTech – Die digitale (R)evolution» im Finanzsektor den Handlungsbedarf bestätigen lassen. Der deutsche Branchenführer hat seinen Chief Operating Officer Henry Ritchotte zusätzlich mit der digitalen Agenda der Bank beauftragt. In Zusammenarbeit mit IBM, Microsoft und HCL soll in Innovationslabors in Berlin, London und im kalifornischen Palo Alto ausgetüftelt werden, wie das digitale Bankgeschäft verbessert und neue IT-Konkurrenz ausmanövriert werden kann. COMMERZBANK GEHT ANDEREN WEG Die Commerzbank geht einen anderen Weg. Die Nummer zwei unter den Geldhäusern in Deutschland hat die Tochter main incubator
gegründet. «Wir sind in Kontinentaleuropa der erste ‹Brutkasten› mit Fokus auf FinTechs und einer Grossbank als Ankerinvestor», verkündet Founder Director und Co-Geschäftsführer Christian Hoppe. Seine Firma agiert unbeeinflusst von den Abläufen des Mutterhauses im Frankfurter Bankenviertel in eigenen Räumlichkeiten. Mit Minderheitsbeteiligungen bis 25 Prozent verschafft der main incubator Gründern finanziell Luft, ohne ihnen das Heft des Handelns aus der Hand zu nehmen. Gegebenenfalls werden Co-Investoren ins Boot geholt. «TechStart-ups brauchen Kunden, Know-how und Kapital. Hier können wir sie mit dem Zugang zu fast 15 Millionen Privat- und einer Million Geschäfts- und Firmenkunden der Commerzbank sowie fundiertem BankingKnow-how unterstützen», ergänzt Hoppe, dessen main incubator am Sitz im Frankfurter Stadtteil Bockenheim Jungunternehmen auch Büros und Infrastruktur zur Verfügung stellt. Für die Commerzbank ist nach Hoppes Worten von Interesse, «dass die Innovationen der FinTechs unseren Kunden und/oder der Commerzbank einen Mehrwert liefern.» Seit dem operativen Start im März 2014 hat der main incubator nach eigenen Angaben 240 Geschäftskonzepte der rund 250 in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiven FinTech-Jungunternehmen gesichtet.
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Der Kuchen wird neu verteilt zu einem Knotenpunkt im Netz der jungen Finanztechnologieszene in Kontinentaleuropa machen.
Wie definieren Sie FinTech? CHRISTIAN HOPPE Darunter verstehen wir alle jungen Unternehmen, die technologiebasierte Produkte und Services im Finanzdienstleistungssektor anbieten. Wir legen für den main incubator eine relativ breite Definition zugrunde. Im Hinblick auf unsere Beteiligungen ist es wichtig, dass die Innovationen der FinTechs unseren Kunden beziehungsweise der Commerzbank einen Mehrwert liefern. Wieso engagiert sich gerade die Commerzbank mit ihrem Tochterunternehmen main incubator auf diesem Gebiet? Wir wissen, dass wir neue Entwicklungen frühzeitig erkennen und uns daran beteiligen müssen. So kann es gelingen, Trends mitzugestalten. Das alles funktioniert am schnellsten, wenn man mit einem eigenen Team in gesonderten Räumlichkeiten etwas abseits des Mutterunternehmens agieren kann – und trotzdem einen fruchtbaren Austausch lebt. Die Idee zur För-
bereits im Februar 2013. Nach erteiltem Vorstandsbeschluss sind wir dann sofort in die Umsetzung der Idee für die Commerzbank gegangen und im März 2014 operativ gestartet. Zusätzlich hat die Commerzbank im Oktober 2014 mit der CommerzVentures GmbH eine Corporate-Venture-Capital-Gesellschaft mit Fokus auf Finanzdienstleistungen gegründet. Bei der Digitalisierung der Fotografie hat sich gezeigt, dass die Hersteller konventioneller Filme die Folgen unterschätzt haben und in die Krise gesteuert sind. Besteht nicht auch für eine Grossbank die Gefahr, dass ein Newcomer ihr mit einem gigantischen Erfolg seiner Idee das Geschäft verdirbt? Die Gefahr, dass eine Geschäftsidee eine Branche ZUR PERSON Christian Hoppe (38) ist Head of Credit Solutions in der Mittelstandsbank der Commerzbank sowie Gründer und Geschäftsführer der Main Incubator GmbH.
Foto Christian Hoppe
zum Verschwimmen bringt, besteht immer – insbesondere im digitalen Zeitalter. Ignoriert man diese Tendenzen, wird man eines Tages von solchen disruptiven Entwicklungen aufgefressen. Alternativ beteiligt man sich daran. Das haben wir getan. Wir sehen dabei zahlreiche fruchtbare Kooperationsmöglichkeiten zwischen FinTechs und Commerzbank, die beiden Seiten helfen. Also setzt man sich lieber an die Spitze einer solchen Bewegung. Ja, absolut. Welche Faktoren sprechen dafür, am Finanzplatz Frankfurt so eine Initiative zu setzen? In Frankfurt sitzt das meiste Banking-Knowhow in Deutschland. Wir haben die Europäische
hen Bereich. Dazu haben wir etwa in Darmstadt, rund 30km südlich von Frankfurt, fast 100’000 Studenten und Beschäftigte in der Informationstechnologie. Die Rhein-Main-Region bietet im europäischen Massstab neben London ideale Voraussetzungen, um Knotenpunkt der Finanzdienstleistungstechnologie zu werden. Genau aus diesem Grund haben wir im Oktober 2014 die Initiative «Between the Towers. FinTechCity_Frankfurt» gestartet. Wir wollen aus Frankfurt die FinTech-City in Kontinentaleuropa machen. Sehen Sie den Raum Zürich als Konkurrenz? Dort und auch im Raum Genf gibt es ebenfalls Bestrebungen zur Förderung junger Unternehmen im Finanzdienst-
len, wohin es läuft und wo vielleicht mal das Hauptquartier der neuen Finanztechnologien sein wird. Insofern fühle ich mich nicht als Konkurrent Zürichs und nehme Zürich auch umgekehrt nicht als Wettbewerber wahr. Eher ist London ein Massstab – natürlich auch die Vereinigten Staaten mit ihren Milliarden an Risikokapital. Kontinentaleuropa muss sich dazu noch finden beziehungsweise sortieren. Der Kuchen ist jedenfalls noch nicht verteilt.
EUROPA
Unverzichtbare Bilaterale HANDELSPARTNER EU Die Schweizer Maschinenindustrie lebt zum grossen Teil vom Handel mit Europa. Den Verlust der bilateralen Verträge mit der EU könnte die Branche nur schwer kompensieren, wie die von Swissmem in Auftrag gegebene Studie von BAK Basel Economics belegt. TEXT S Z I L V A N A S P E T T
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er Verlust des bilateralen Gesamtpakets mit der EU würde nach Ansicht des Swissmem-Präsidenten Hans Hess ähnlich negative Folgen für die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (kurz: MEM-Industrie) haben wie die Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Hess spricht bei der Vorstellung der Studie von BAK Basel Economics anlässlich des diesjährigen Industrietages in Bern gar von einem möglichen «bilateralen Schock», dessen Auswirkungen im Gegensatz zum «Frankenschock» über ein Jahrzehnt andauern könnten. MEHR ABSATZDYNAMIK DANK DER BILATERALEN Die Schweizerische MEM-Industrie ist eine tragende Säule der Schweizer Volkswirtschaft. Die fast zu 98 Prozent aus KMU bestehende Branche erbringt einen Drittel der gesamten industriellen Wertschöpfung des Landes und bietet so viele Vollzeitstellen wie keine andere Industrie. Ihr wichtigster Handelspartner ist die EU. Dorthin gingen 2014 auch 60 Prozent der MEM-Güterexporte. So konnte die anhin stark exportorientierte Branche seit dem Inkrafttreten der Bilateralen I im Jahr 2002 stark wachsen und insbesondere seine Absatzdynamik erhöhen. Nach den Angaben von Swissmem stiegen die Exporte der Schweizer MEM-Industrie nach Europa zwischen 2002 und 2008 um rund 40 Prozent, womit fast 60 Prozent des Gesamtwachstums auf die Exportsteigerungen nach Europa entfällt. GROSSES NACHFRAGEWACHSTUM AUS DER EU ERWARTET Und die Nachfrage aus der EU soll noch weiter steigen. Wie die Ergebnisse der
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BAK-Studie zeigen, wird die EU auch im kommenden Jahrzehnt der entscheidende Wachstumstreiber der Branche bleiben: 43 Prozent des erwarteten ausländischen Nachfragewachstums nach Schweizer MEM-Waren werden in den kommenden zehn Jahren in der EU entstehen, schätzt BAK Basel Economics. Wenn diese Nachfrage ausgeschöpft werden kann, sei mit einem Wertschöpfungszuwachs von etwa 3.3 Millionen Franken und 5500 neuen Arbeitsplätzen zu rechnen. Es sei vor allem zu bedenken, dass der EU-Markt doppelt so gross ist wie die beiden nächstgrössten Absatzmärkte Asien und Amerika zusammen. Allein die Ausfuhren nach Baden-Württemberg entsprechen mengenmässig denen in die USA. Um den Verlust eines Wachstumsprozentpunktes bei den Exporten in die EU zu kompensieren, müssten gemäss der Analyse von BAK Basel Economics beispielsweise die Exporte nach China in den kommenden zehn Jahren um 11 Prozent wachsen. Dies sei jedoch beinahe doppelt so viel wie erwartet.
HÖHERE INNOVATIONSKRAFT DANK BILATERALE Die Bilateralen sind aber auch nötig, um auf dem aussereuropäischen Markt zu agieren. Dank des Forschungsabkommens haben Unternehmen die Möglichkeit, an internationalen Forschungsprogrammen teilzunehmen. Dabei profitieren sie in erster Linie von der hohen Qualität der Forschungsstätte. «Das sind auch wichtige Töpfe für die Schweizer KMU», betont Hess. Nach der Einschätzung von BAK Basel Economics sind sie gar unerlässlich, Hans Hess, Präsident von um auf den Weltmärkten Swissmem und Vizepräsident bestehen zu können. Vor der economiesuisse. allem weil die Löhne und
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allgemein die Kosten in der Schweiz im internationalen Vergleich besonders hoch sind. Unter solchen Voraussetzungen können die Exportfirmen nur dann erfolgreich sein, wenn ihre Produkte besser und innovativer sind als diejenigen der internationalen Konkurrenz. Dazu leistet neben dem Forschungsabkommen auch die Personenfreizügigkeit einen wesentlichen Beitrag. Wenn dieser Steigbügeleffekt wegfällt, würden das besonders die kleineren, weniger vernetzten Unternehmen zu spüren bekommen. FREIHANDELSABKOMMEN WÄREN KEINE ALTERNATIVE Auch umfassende Freihandelsabkommen wären keine Alternative zu den Bilateralen. So sieht es zumindest der Wirtschaftsverband Economiesuisse. Zwar würden diese ebenfalls gewisse Marktzugangsschranken abbauen, aber nicht in dem Ausmass wie es die Bilateralen vorsehen. So müssten beispielsweise Schweizer Firmen bei Freihandelsabkommen mit der EU ihre Produkte doppelt prüfen lassen, einmal in der Schweiz und in der EU. Dabei kann es laut Economiesuisse gar vorkommen, dass bestimmte Produkte in einer gesonderten Serie hergestellt werden müssten, um den EU-Vorschriften zu entsprechen. Dank der Bilateralen werden Prozesse beschleunigt und Bürokratie abgebaut, was zu Kostensenkungen in den Unternehmen führt. Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass so in der MEM-Industrie 60 Prozent der Unternehmen, welche ihre Produkte drittzertifizieren lassen müssen, Bürokratie und Kosten bei der Zertifizierung reduzieren können. MEM-FIRMEN BEWERTEN BILATERALE ALS UNVERZICHTBAR Die wichtige Rolle der bilateralen Abkommen sieht auch die Mehrheit der 184 Unternehmen aus der MEM-Industrie, welche im Rahmen der Studie befragt wurden. Demnach schätzen mehr als dreiviertel der
sent zu sein. Die erhöhten Investitionen in den Standort Schweiz seien ein deutlicher Hinweis dafür, dass die Bilateralen den Werkplatz Schweiz stärken und seine Zukunftsfähigkeit fördern.
In den kommenden zehn Jahren wird ein starker Anstieg in der Nachfrage nach Schweizer MEM-Waren erwartet, was nach Schätzungen insgesamt 5500 neue Arbeitsplätze schaffen würde. Foto: Swissmem
Firmen das Gesamtpaket der Bilateralen als wichtig bis unverzichtbar ein. Aus den sieben Einzelabkommen hält die Mehrheit der Befragten die Verträge zur Personenfreizügigkeit und dem Abbau der technischen Handelshemmnisse für besonders wichtig. Die Studie liefert zudem die bedeutende Erkenntnis, dass der Wert des bilateralen Gesamtpakets grösser ist als die Summe der direkt ersichtlichen Vorteile der einzelnen Verträge.
MEHR INVESTITIONEN IN DIE SCHWEIZ Die Hälfte der befragten Firmen gab zudem an, dass sie ihre Investitionen in der Schweiz aufgrund der Bilateralen erhöht haben. Den Grund dafür sieht BAK Basel Economics darin, dass die Schweiz dank der bilateralen Verträge fast gleichberechtigt am EU-Binnenmarkt teilnehmen kann. Somit sei es für Schweizer Unternehmen nicht mehr zwingend notwendig, mit eigenen Standorten an den wichtigen Märkten prä-
SWISSMEM KÄMPFT FÜR DIE BILATERALEN Vor diesem Hintergrund setzt sich Swissmem verstärkt für den Erhalt der bilateralen Verträge ein. Dazu hat der Verband unter wir-bleiben-erfolgreich.ch eine Online-Plattform lanciert, auf der er laufend Unternehmen aus der MEM-Industrie zum Thema Bilaterale zu Wort kommen lässt. Darüber, dass die Politik die Frage der bilateralen Verhandlungen im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen zu wenig beachtet, zeigte sich Hess enttäuscht. Hingegen sieht er den Strategiewechsel des Bundesrates, nach dem künftig ein Chefunterhändler alle Dossiers gleichzeitig anpacken soll, als den Schritt in die richtige Richtung. «Damit gibt es erstmals eine Verhandlungsstrategie», sagt er. «Wir sind optimistisch, dass dadurch die schwierige Diskussion über die Personenfreizügigkeit aufgeweicht werden kann.
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EXPORT
Neben einer Absenkung von Zöllen würde das TPP auch zu verbindlichen Regeln hinsichtlich geistigen Eigentums, des Internets und Arbeitsstandards führen. Im Bild die Teilnehmer einer Kundgebung gegen das Trans-Pacific Partnership Handelsabkommen in Tokio. Foto: Keystone
Obama erhält grünes Licht FREIHANDEL Der amerikanische Senat hat Präsident Obama die Erlaubnis gegeben, ein Freihandelsabkommen mit den Pazifik-Anrainern abzuschliessen. Damit soll der wirtschaftliche Einfluss Chinas beschnitten werden. Doch noch kann das Abkommen am Widerstand von Obamas Demokraten scheitern. TEXT J O H N D Y E R , B O S T O N .
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er amerikanische Präsident Barack Obama hat einen wichtigen Sieg errungen. Der US-Senat hat ihm Ende Juni besondere Vollmachten eingeräumt, um ein wegweisendes Handelsabkommen mit zwölf Staaten der Asien-Pazifik-Region abzuschliessen. Dabei hatten Abgeordnete von Obamas Demokratischer Partei solche Vollmachten erst vor knapp zwei Wochen im Repräsentantenhaus scheitern lassen. CHINA SOLL ZURÜCKGEDRÄNGT WERDEN Die Demokraten hatten Bedenken geäussert, das Freihandelsabkommen Trans-PacificPartnership (TPP) würde zu einer Verlagerung von amerikanischen Arbeitsstellen zu den Handelspartnern führen. Auch bei den Republikanern hatte es Widerstand gegeben, der jedoch keinen Erfolg hatte. Obama ist nun berechtigt, ein Abkommen abzuschliessen, das der Kongress entweder ablehnen oder genehmigen kann. Änderungen können nicht mehr vorgenommen werden. Die Senatsmehrheit von 60 zu 38 Stimmen ermöglicht daher den Abschluss der Verhandlungen, durch die ein Wirtschaftsraum von Peru bis nach Korea entstehen soll. Damit würden 40 Prozent des amerikanischen Aussenhandels abgedeckt. Neben einer Absenkung von Zöllen würde das TPP auch zu verbindlichen Re-
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geln hinsichtlich geistigen Eigentums, des Internets und Arbeitsstandards führen. «Der Kongress hat deutlich gemacht, was er sich von dem Abkommen erhofft», erklärte der US-Handelsbeauftragte Michael Froman. «Nun können wir mit den Verhandlungen vorankommen.» China ist nicht Teil des TPP. Obama hat nach eigenen Aussagen das Abkommen auch vorangetrieben, um ein Gegengewicht zum wachsenden wirtschaftlichen und militärischen Einfluss Chinas in der Region zu schaffen. Wenn die USA keine Handelsregeln für die Region definieren, würde es China machen, sagte der Präsident. Froman sieht die Chance, eine globale Wirtschaft der Zukunft zu schaffen, welche die Werte und Interessen der USA widerspiegle. KRITIKER WOLLEN ABKOMMEN SCHEITERN LASSEN Nach der ablehnenden Haltung von Obamas Demokraten hatten Froman und seine Kollegen einige Aspekte bei den Verhandlungen ausklammern müssen. Davon betroffen waren der Zugang der USA zum japanischen Automarkt und anderen landwirtschaftlichen Märkten. Das Vertrauen zu den USA habe in Asien abgenommen, meinte der ehemalige Asienberater von George W. Bush, Michael Green.
Auch wenn Obama nun für seinen innenpolitischen Erfolg gefeiert wird, kann das Abkommen immer noch scheitern. Bei der endgültigen Abstimmung könnte es abgelehnt werden. Kritiker wollen in der Zwischenzeit eine Kampagne starten, um der Welt zu zeigen, wie internationale Grosskonzerne und ihre gut bezahlten Vorstandschefs vom TPP profitieren würden, während das amerikanische Volk leer ausgeht. «Wir haben noch genug Zeit, um das der Bevölkerung zu erklären», meinte der demokratische Abgeordnete Peter A. DeFazio aus Oregon. «Damit können wir eine richtige Bewegung von unten in Gang setzen.» RÜCKENWIND FÜR OBAMA Beobachter halten es jedoch für möglich, dass das Votum ein Vorbote für andere überparteiliche Entscheidungen zugunsten Obamas sein könnte. Der will noch einige aussenpolitische Vorhaben umsetzen, bevor er 2017 aus dem Amt scheidet. So will er das Atomwaffenprogramm des Irans eindämmen und die Sanktionen gegenüber Kuba aufheben. «Durch die übergreifende Unterstützung kann er nun vielleicht seine wichtigste Hinterlassenschaft realisieren», glaubt Carla Hills, die unter Präsident George H. W. Bush US-Handelsbeauftragte war. «Jetzt hat er noch 15 Monate übrig. Was wird er damit anfangen?»
Zwei Kontinente testen Annäherung GIPFELTREFFEN Die Verhandlungen der EU mit den südamerikanischen Ländern um Brasilien über ein Freihandelsabkommen stocken seit Jahren. Doch nun kommt Bewegung in die Beziehungen der EU zu Lateinamerika. Die EU will den Anschluss an die Region nicht verlieren, in der China bereits zum wichtigsten Handelspartner aufgestiegen ist. TEXT R E G I N E R E I B L I N G , Q U I T O
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ür Ecuadors Präsident Rafael Correa war die Reise nach Brüssel ein Heimspiel. Der Staatschef kennt die belgische Hauptstadt durch zahlreiche Familienbesuche sehr gut. Seine Frau stammt aus Belgien. Zuletzt hat er seinen Weihnachtsurlaub in der europäischen Metropole verbracht. Anfang Juni reiste er nun in offizieller Mission nach Brüssel, als Präsident der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac). Sein Ziel: Die Gemeinschaft der 33 Staaten als vorbildlichen internationalen Partner zu präsentieren und die Beziehungen zu Europa zu stärken. Zum zweiten Gipfel zwischen der Europäischen Union (EU) und der Celac waren rund 40 Staats- und Regierungschefs aus Europa und Übersee gekommen. Das erste Treffen fand 2013 in Chile statt. CHINA HOLT EUROPA ALS INVESTOR EIN Für die 28 Mitgliedsstaaten der EU geht es in erster Linie darum, den wirtschaftlichen Anschluss nicht zu verlieren. «Es besteht ein reales Risiko, dass Europa abgehängt wird. China investiert immer mehr und unterzeichnet neue Verträge mit der Mehrheit der lateinamerikanischen Länder», sagte der stellvertretende Präsident der europäisch-lateinamerikanischen Versammlung, Ramón Jáuregui. Europa ist nach eigenen Angaben grösster Direktinvestor in Lateinamerika. Und die Celac mit einem Handelsvolumen von mehr als 200 Milliarden Euro (187,4 Milliarden Franken) der fünftgrösste Handelspartner der EU. Doch China hat aufgeholt und ist in vielen Ländern wie Brasilien und Chile bereits führender Handelspartner. In den kommenden zehn Jahren will die Wirtschaftsmacht aus Asien zudem 250 Milliarden Dollar (230 Milliarden Franken) in Lateinamerika investieren. Dies hatte Präsident Xi Jinping beim ersten Gipfel zwischen China und den Celac-Staaten im Januar angekündigt. GEGENGEWICHT ZUR OAS UND USA Celac ist eine junge Staatengemeinschaft, die sich 2011 in der venezolanischen Haupt-
stadt Caracas formierte, um die lateinamerikanischen Länder stärker zu einigen und wirtschaftlich enger zusammenzuarbeiten. Das Bündnis, bei denen die USA und Kanada nicht Mitglied sind, ist als Gegengewicht zur Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) konzipiert und soll den Einfluss der USA in der Region zurückdrängen. Auch Kuba war von Anfang an Mitglied. Allerdings steckt die Integration Lateinamerikas noch in den Kinderschuhen. Ein einheitlicher Wirtschaftraum wie in Europa
und den USA ist auch künftig nicht in Sicht. Die Staaten können sich untereinander nicht einigen. Das Projekt Mercosur liegt seit Jahren auf Eis. Das protektionistische Argentinien unter Präsidentin Cristina Kirchner behindert eine Integration zwischen den Ländern der Region und eine Öffnung nach aussen. Die Verhandlungen von Mercosur mit der EU über ein Freihandelsabkommen stocken seit über einem Jahrzehnt. So bleibt der EU nichts anderes übrig, als bilaterale Abkommen zu schliessen. Mit Chile und Mexiko bestehen solche Abkommen seit langem. Seit knapp zwei Jahren ist das Freihandelsabkommen mit Peru und Kolumbien in Kraft, Ecuador will sich anschliessen. Damit folgt sie dem Weg der Schweiz und der anderen Efta-Staaten. Diese haben bereits Freihandelsabkommen mit einer ganzen Reihe von Ländern in der Region abgeschlossen, mit Chile, Costa Rica, Guatemala, Kolumbien, Mexiko, Panama und Peru.
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INNOVATION
Erneuerung bringt Erfolg NIEDERLASSUNGEN Liechtenstein mit seinen hohen Löhnen leidet noch stärker unter dem starken Franken: Trotzdem hat Hilti sein Innovationszentrum in Schaan eröffnet, die bisher grösste Investition in der Geschichte des Werkzeugherstellers. Und ThyssenKrupp verlagert sogar Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung nach Liechtenstein. TEXT D A V I D N Ä G E L I
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er flache, graue Bau, welcher in dreieinhalb Jahren zwischen Schaan und dem Forstwald entstanden ist, bildet die bisher grösste Investition der Hilti AG: 120 Millionen Franken liess sich der Werkzeughersteller sein Innovationszentrum kosten. 420 Mitarbeiter sollen hier, gleich gegenüber dem Hauptsitz, fortan neue Produkte entwickeln, die Hilti auf der gesamten Welt vertreibt. RAUM FÜR INNOVATION «Innovation benötigt einen passenden Raum», sagt Stefan Nöken. Seit 15 Jahren ist er für Hilti tätig und als Konzernleitungsmitglied auch für das Innovationszentrum verantwortlich. «Der Fokus des Gebäudes liegt auf wirksamer Zusammenarbeit und darauf, Gelegenheiten für Inspiration zu schaffen.» Die Zusammenarbeit soll im neuen Bau durch kurze Wege erleichtert werden; zwischen den Büroarbeitsplätzen und den zugehörigen Labors liegen nur wenige Meter. Die Inspiration erhofft man sich durch diverse Begegnungszonen oder unterschiedlichste Sitzungsgelegenheiten - von klassischen Meeting-Zimmern über schallisolierte Glaskabinen bis zu Sofas oder einem Café für informellere Gespräche. «Man soll sich hier ungezwungen über den Weg laufen können», sagt Nöken. Und die Mitarbeiter finden im Innovationszentrum auch Platz für Ruhepausen. «Wir ermutigen unsere Mitarbeiter regelmässig, auch während der Arbeitszeit die Ruhe- oder Fitnessräume zu benutzen», sagt Nöken. «Bisher geschieht das aber noch nicht so häufig. Auch diese Veränderung braucht wohl Zeit.» «Das Innovationszentrum ist für uns auch ein grosses Bekenntnis zum Standort Schaan», sagt Christoph Loos, Hilti-CEO.
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«Natürlich macht uns der starke Franken Sorgen, aber durch ein attraktives und innovatives Arbeitsumfeld versuchen wir, die Nachteile des Standortes auszugleichen.» Auch die Nähe zum Hauptsitz war ein Entscheidungsfaktor: «Hilti hat hier in Liechtenstein seine Wurzeln», sagt Nöken. «Schaan ist und bleibt eines unserer technologischen Herzstücke.» GLOBALE NISCHENMÄRKTE Die Entscheidung zum Standort Liechtenstein birgt Hindernisse: Die Währung ist stark, der Markt des Landes klein, die vorhandenen Ressourcen nicht unerschöpflich. «Liechtensteiner Unternehmer haben es verstanden, trotz dieser Ausgangslage internationale Marktchancen zu erkennen», sagt Zorica Zagorac-Uremovic, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Technologie und Entrepreneurship der Universität Liechtenstein. Zur erfolgreichen Innovation im Hochpreisland benötigen Unternehmen einiges: «Die Voraussetzungen dafür sind vielfältig: Fachwissen über Technologien und Märkte, insbesondere welche Probleme und Bedürfnisse aufkommen, Kreativität, aber auch ein hohes Mass an Disziplin und den Mut, Risiken einzugehen», sagt Zagorac-Uremovic. Kombiniert mit der Fähigkeit, globale Nischenmärkte zu erkennen, welche bisher kaum gesättigt sind, zeichne dies diverse erfolgreiche Unternehmen aus Liechtenstein aus. ARBEITSPLÄTZE NACH LIECHTENSTEIN Ein bekanntes Beispiel bietet der grösste Arbeitgeber des Fürstentums: ThyssenKrupp Presta, eine Tochter des global tätigen Stahlund Industriekonzerns ThyssenKrupp, entwickelt in Eschen neue Lenksysteme für die Automobilindustrie. Ähnlich wie Hilti will
auch ThyssenKrupp Presta seine Kompetenzen bündeln: Aus dem deutschen Esslingen wandern dieses Jahr rund 150 Arbeitsplätze nach Eschen. ThyssenKrupp Presta zufolge erhofft man sich aus der geographischen Nähe eine kostengünstigere und schnellere Forschungsarbeit. Für die Innovationsfähigkeit der liechtensteinischen Unternehmen lohnt sich auch die Zusammenarbeit mit der Universität. Dieses Jahr startet im Masterstudiengang Information Systems die Vertiefung Data Science. Gemeinsam mit namhaften Partnern aus der Wirtschaft - Hilti, Ivoclar Vivadent und andere - wird hier mit Big Data ein aktuelles Trendthema universitär aufgearbeitet – weltweit eine Premiere. KMUS PROFITIEREN Auch Richard Quaderer, Geschäftsführer von RhySearch, dem Forschungs- und Innovationszentrum im Rheintal, sieht hier Innovationschancen: «Eine Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulforschung kann für beide sehr bereichernd sein», sagt er. Auch wenn hier unterschiedliche Gesetzmässigkeiten aufeinanderträfen, will das gemeinsame Forschungszentrum Liechtensteins und des Kantons St.Gallen an der NTB in Buchs Unternehmen ermutigen, die Kooperation mit der akademischen Welt zu suchen. Solche Schnittstellen – gerade für kleine und mittlere Unternehmen – findet man auch an der Universität Liechtenstein: «Das KMU Zentrum der Universität bietet vielfältige Leistungen für KMU, aber auch für StartUps an», sagt Zagorac-Uremovic. «Angeboten werden zum Beispiel persönliche Coachings oder Workshops zu Geschäftsmodellinnovation. Ebenso existieren Plattformen wie Ideenworkshops oder der Businessplanwettbewerb.»
MIT INNOVATIONEN GEGEN DIE FRANKENSTÄRKE In der ganzen Schweiz scheinen die Innovationszentren aus dem Boden zu spriessen. Roche, V-Zug, ETH und Swiss Life machen es vor. Foto: zVg/ F. Hoffmann-La Roche
ROCHE IN KAISERAUGST Mit den Investitionen von 290 Millionen Franken bekennt sich das Unternehmen zu der Region Fricktal. Insgesamt 1300 Mitarbeitende aus dem Bereich der Informationstechnologie sollen in dem neuen Innovationszentrum nach der Fertigstellung ihre Arbeit aufnehmen. Zwei Gebäude werden Ende 2016 bezugsbereit sein, die beiden anderen im Herbst 2017, wie Roche in einer Medienmitteilung erklärt. In Kaiseraugst entsteht damit einer der weltweit grössten Informatikstandorte von Roche und einer von vier IT-Innovationshubs (Im Bild eine Innenansicht des neuen galenischen Produktionsbetriebs in Kaiseraugst). Foto: zVg/ ETH Zürich/Norbert Staub
ETH-BEREICH ÖFFNET SICH Der ETH-Bereich will mit verschiedenen Sofortmassnahmen Firmen in der Schweiz einen besseren Zugang zu Wissen, Technologie und seinen eigenen Infrastrukturen ermöglichen und dadurch deren Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit weiter stärken. Das ist laut Mitteilung des ETH-Rats unter anderem eine Reaktion darauf, dass die Schweizer Wirtschaft momentan durch den starken Franken besonders gefordert ist. Die von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann in Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem ETH-Rat beschlossenen Massnahmen zielen laut darauf ab, den Wissens- und Technologietransfer zu beschleunigen, Weiterbildungsangebote auszubauen und Kooperationen zu intensivieren. Der ETH-Bereich beteiligt sich mit insgesamt elf Sofortmassnahmen, die ein Gesamtvolumen von rund 20 Millionen Franken haben (Im Bild die Bibliothek im HCI-Gebäude auf dem Campus Hönggerberg der ETH Zürich).
Visualisierung: zVg/Hosoya Schaefer Architects
V-ZUG AM STAMMSITZ Der Küchengerätehersteller V-Zug plant einen Innovationspark in Zug. Das Unternehmen will in den nächsten 20 Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in den Standort investieren, sagt Unternehmenschef Dirk Hoffmann in einem Interview mit der Handelszeitung. Damit soll ein neues Produktionsgebäude errichtet werden, das mit einem Drittel der Fläche auskommt. Auf der übrigen Fläche wird ein Technologie-Cluster errichtet. «Wir öffnen uns und schaffen Schnittstellen zu industriellen Tätigkeiten unter dem Stichwort ‚Urban Industries», sagt Hoffmann. «Wir sind mit Hochschulinstituten, Branchenverbänden, Firmen, Startups im Gespräch, um das Cluster zu realisieren» (Im Bild eine Visualisierung des «Laboratoriums»). Foto: zVg/ SwissLife
SWISS LIFE hat das Innovationslabor Swiss Life Lab gegründet, in dem Startup-Firmen im digitalen Bereich die Gesellschaft Swiss Life Lab gegründet. Swiss Life Lab biete Dienstleistungen im Bereich Internet, Vorsorge und Immobilien an, schreibt die Handelszeitung (Im Bild der SwissLife Hauptsitz in Zürich).
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CLEANTECH
Falscher Fokus ENERGIEWENDE Die G7-Staaten wollen bis Ende des Jahrhunderts auf alle fossilen Energieträger verzichten. TEXT Y V O N N E V O N H U N N I U S , V A D U Z
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Was ist realistisch? Es ist möglich, bis 2050 null Emissionen im Energiesystem zu erreichen, wenn das gesamte System erneuerbar wird. Das wäre viel besser als die rechnerisch-theoretische Klimaneutralität, von der gerne gesprochen wird. Deutschland hat bewiesen, wie Sonnen- Wind-, Wasser und Bioenergiekraft hochgefahren werden können, ohne Schaden für die Wirtschaft anzurichten – im Gegenteil, mit Beschäftigungszuwachs und höherer Produktivität.
Foto: zVg
s war die Überraschung des G7-Gipfels Anfang Juni. Die sieben wichtigsten westlichen Industriestaaten einigten sich darauf, bis 2100 die Treibhausgas-Emissionen auf Null zu verringern. Das bedeutet eine radikale Abkehr von fossilen Energieträgern. Doch für Peter Droege ist das nicht genug. Er fordert radikalere Ziele.
Ist die Energiestrategie in der Schweiz auf dem richtigen Weg? Vom Grundgedanken her ist sie viel besser, als man es sich noch vor wenigen Jahren erhofft hätte. Doch der Umbau läuft zu langsam und wurde sehr spät begonnen; auch müssen klimatisch bedingte Herausforderungen in der Wasserkraft erkannt werden.
Die G7-Staaten haben Anfang Juni beschlossen, bis 2100 den weltweiten Ausstoss von Treibhausgasen auf null zu senken. Ein Grund zur Begeisterung? PETER DROEGE Nein. Dadurch vernebelt man die Situation. Mit dem Datum 2100 zu hantieren, bedeutet, die Dringlichkeit der Katastrophe zu ignorieren. 2100 liegt jenseits des Klimakipp-Punkts und ausserhalb der Lebenserwartung der meisten Menschen heute. Rein psychologisch muss man sich auf den menschlichen Aktionsradius beziehen und von Zielen in fünf bis zehn Jahren sprechen. Auch ein 2050-Ziel nehmen schon wenige ernst. Wenn wir nicht in den nächsten zehn bis 20 Jahren etwas signifikant anders machen, mag der Klimawandel schon viel zu weit fortgeschritten sein, um auf menschliche Aktionen zu reagieren.
überschiessen. Und dieses Ziel ist zu hoch, denn wir sehen bereits bei der jetzigen Erwärmung von 0,8 Grad eine Destabilisierung der Biosphäre: Weltweit schmilzt Gletscher- und Polareis.
Wo stehen wir denn Ihrer Einschätzung nach? Anthropogene Emissionen, also von Energiebereitstellung und Bodenmanagement, müssten eigentlich heute schon auf unter die Null-Grenze zielen, die Nutzung nicht-erneuerbarer Energien müssen wir zu hundert Prozent reduzieren und insgesamt gesehen unter null sein. Denn wir liegen heute 40 Prozent über dem Pegel der zulässigen Treibhausgas-Konzentrationen in der Atmosphäre. Auch liegt das Risiko bereits über 50 Prozent, das gesetzte Zwei-Grad-Ziel zu
Ist den G7 eine Art Durchbruch gelungen, weil sich so lange nichts bewegte? G7-Entscheide haben an sich noch wenig praktische Bedeutung, zudem ist weltweit die Hoffnung in Klimakonferenzen stark geschrumpft. Zu Recht: Seit zwei Jahrzehnten sahen wir ein Aufschieben und Blockieren seitens der Geschäftsinteressen des letzten Jahrhunderts. Von einem Durchbruch zu sprechen, erweckt den Eindruck, man müsse jetzt vorläufig nichts mehr tun. Stattdessen muss heute schon umgesetzt werden, was möglich ist.
ZUR PERSON Peter Droege ist seit 2011 Präsident der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien Eurosolar und seit 2008 Professor für nachhaltige Raumplanung an der Universität Liechtenstein. Davor hat er unter anderem an der australischen Universität Newcastle gelehrt. Droege ist der Initiant der geplanten Internationalen Bauausstellung im Bodenseeraum.
Wenn man auf Selbstverpflichtung schaut – wo sehen Sie gute Ansatzpunkte, um den Weg zu beschleunigen? Liechtensteins Gemeinden sind bereits allesamt zertifizierte Energiestädte – diese inzwischen internationale Initiative ist fantastisch: allerdings ist dieser Verbund nur dann richtig sinnvoll, wenn auf völlige Unabhängigkeit von nicht-erneuerbaren Energien abgezielt wird. In Liechtenstein haben die Verantwortlichen gemerkt, dass mit dem Umbau keine Kosten verbunden sein müssen – er ermöglicht Einsparungen. Viele Gemeinden sind sehr aktiv und fortschrittlich und hätten gute Voraussetzungen, um zu hundert Prozent erneuerbar zu werden. Klingt nach einem perfekten Modell auch für andere... Für eine durchschlagende Wirkung braucht es auch hier konkrete Klimaziele in naher Zukunft. So könnte Bedingung sein, dass sich die Gemeinden der Initiative zu hundert Prozent Erneuerbare Energien zum Ziel setzen und nachweisen müssen, dass dies in wenigen Jahrzehnten erreichbar ist. Zudem sollten die Gemeinden sich viel offener austauschen und zusammenarbeiten. Wir haben Mittel, die helfen, das Potenzial von Regionen einzuschätzen und den finanziellen Mehrwert eines Umbaus aufzeigen. Für Liechtenstein und die Bodenseeregion haben wir solche Modelle bereits veröffentlicht. Sie müssen nur angewendet werden.
«WIR LIEGEN HEUTE 40 PROZENT ÜBER DEM PEGEL DER ZULÄSSIGEN TREIBHAUSGAS-KONZENTRATIONEN IN DER ATMOSPHÄRE.» 22
UnternehmerZeitung | Nr. 7/8 2015
Hawaii zapft die Sonne an SOLAR IMPULSE 2 Hawaii hat den grössten Anteil erneuerbarer Energien aller US-Bundesstaaten – und es will bis 2045 voll auf Erneuerbare umstellen. Bisher wird Strom meist aus Öl erzeugt, und das ist teuer. Nun hat Hawaii Besuch von Solar Impulse 2 erhalten, dem Solarflieger Bertrand Piccards und André Borschbergs. TEXT J O H N D Y E R , B O S T O N
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ndré Borschberg hat mit seinem Flug von Nagoya in Japan nach Hawaii einen Rekord gebrochen: Mit rund 120 Stunden ist er wesentlich länger im Cockpit geblieben als Steve Fossett 2005. In Hawaii ist der Sonnenflieger Solar Impulse 2 auf verwandte Seelen getroffen. Das Solarflugzeug von Borschberg und André Piccard soll mit seiner Weltumrundung das Interesse an Strom durch Sonnenenergie wecken. BIS 2045 VOLLSTÄNDIG ERNEUERBAR In Hawaii denkt man genau so. Bis 2045 soll die gesamte Elektrizität dieses US-Bundesstaats im Pazifik durch Wind- und Solaranlagen produziert werden. Nur der Bundesstaat Vermont auf dem amerikanischen Festland hat ein ähnliches Ziel. Bis 2032 will man dort 75 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen. «Das ist ein grossartiges Experiment, das sich hier auf Hawaii abspielt», sagt Marco Mangelsdorf begeistert. Er ist Präsident von ProVision Solar. Seine Firma baut Photovoltaik-Anlagen auf den Inseln. Schon jetzt produziert Hawaii 21 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind, teil das hawaiianische Energieamt mit. Auch wird der Staat als erstes ein Wellenkraftwerk an das Stromnetz anschliessen.
STROM VON 50.000 DÄCHERN Fast zehn Prozent des gesamten Energieverbrauchs der USA kamen 2014 aus erneuerbaren Quellen, gibt das US-Energieministerium an. Das ist der höchste Wert seit den 30er Jahren, als die Menschen noch mit Holz heizten. Kalifornien hat den zweithöchsten Anteil von mit erneuerbaren Energien betriebenen Kraftwerken – rund fünf Prozent der Gesamtproduktion. In Hawaii wird überwiegend dezentral produziert, mit Photovoltaikanlagen auf rund 50 000 Hausdächern. Auf der Hauptinsel Oahu haben 13 Prozent der Einwohner Paneele auf ihren Häusern, teilen die Hawaiian Electric Industries mit. Das Unternehmen ist der grösste Elektrizitätsversorger im Bundesstaat. Die hohen Stromkosten auf Hawaii haben die Solarpaneele populär werden lassen. Eine Kilowattstunde kostet auf den Inseln 34 Cents (0,32 Franken). Das ist das Dreifache des US-Durchschnitts. Der hohe Preis ist eine Folge der Nutzung von Öl zur Elektrizitätsgewinnung. Das hat laut Energieministerium auf Hawaii einen Anteil von 70 Prozent, im Rest der USA nur von einem Prozent. Das Öl für Hawaii muss über weite Strecken hertransportiert werden.
NETZ OFT ÜBERFORDERT Die Solarmodule erlauben es, überschüssige Elektrizität ins öffentliche Netz einzuspeisen. Aber das schafft Probleme. Denn das wechselhafte Wetter auf Hawaii mit Sonnenperioden und Stürmen schafft kräftige Produktionsspitzen und dann wieder starkes Absinken. Durch die vielen Solarpaneele mit ihrer Einspeisung können die Ingenieure bei Hawaiian Electric Industries die Extremwerte oft nicht mehr ausgleichen. RIESENBATTERIE AUF OAHU Der Chef der hawaiianischen Energiebehörde, Mark Glick, räumt ein, dass das Ziel einer Hundert-Prozent-Versorgung aus Erneuerbaren schwer zu erreichen ist. Aber er ist optimistisch. Hawaiian Electric Industries will eine grosse Speicheranlage auf Oahu bauen, um die Produktionsspitzen und -tiefen auszugleichen, eine Art riesiger «Batterie» für eine kontinuierliche Versorgung. Damit werde man unabhängiger von Wetterkapriolen. «Wir fliegen dann nicht mehr blind», freut sich Hawaiian Electric-Vizepräsident Colton Ching. Mehr zum Flug von Solar Impulse 2 auf www.FutureIsClean.org
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GELD
Gebührend handeln ONLINE-TRADING Der Wertpapierhandel wird heute zunehmend über OnlineBanken und spezialisierte Internet-Broker abgewickelt. Die Unterschiede bei den Courtagen und Depotgebühren sind markant. Besonders die Grossbanken fallen durch hohe Trading-Gebühren auf. TEXT A L F R E D K U H N
GEBÜHRENRANKING WENIG-TRADER * 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Anbieter Cornèr Trader Post Finance Strateo TradeDirect Cash zweiplus Swissquote Saxo Bank Money-net.ch 5trade*** Migros Bank UBS Crédit Suisse
GELEGENHEITS-TRADER * Kosten** 275.05 347.05 369.25 403.60 426.45 428.50 429.85 434.05 454.85 489.30 673.00 979.25
Sparvorteil** 704.20 632.20 610.00 575.60 552.80 550.75 549.40 545.20 524.40 489.95 306.25 –
Anbieter Cornèr Trader Saxo Bank Strateo Cash zweiplus Basler Kantonalbank TradeDirect (BCV) Migros Bank Swissquote Postfinance VZ Online Trading UBS Crédit Suisse
Kosten** 645.80 708.60 709.70 793.20 912.80 1 005.50 1 020.95 1 030.05 1 052.80 1 067.95 2 525.05 2 564.20
Sparvorteil** 1 918.40 1 855.60 1 854.50 1 771.00 1 651.40 1 558.70 1 543.25 1 534.15 1 511.40 1 496.25 39.15 –
* Gebühren im Vergleich zum teuersten Anbieter (Stand: 20.6.2015) ** pro Jahr (CHF) *** Aargauische Kantonalbank
E
in wichtiges Auswahlkriterium bei der Suche nach einem geeigneten Online-Broker ist die Höhe der Courtagen. Diese Gebühren werden dem Kunden sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf von Wertpapieren belastet. Die Courtagen schmälern die Rendite und ein Trader kann viel Geld sparen, wenn er sich umschaut und einen günstigen Anbieter wählt. Beispielsweise verlangt der teuerste Anbieter für den Handel von Schweizer Aktien bei einem Auftragsvolumen von 10 000 Franken bis zu vier Mal mehr als der günstigste Anbieter. Bei grösseren Auftragsvolumen (50 000 Franken) kann die Differenz bei den Courtagen beim Handel von Schweizer Aktien an der SIX auf über das Zehnfache ansteigen. Ein noch grösserer Unterschied besteht beim Handel mit ausländischen Aktien. Zum Beispiel kostet die Courtage für den Handel einer DAX-Aktie bei einem Auftragsvolumen von 25 000 Franken beim günstigsten Anbieter bis zu zwölf Mal weniger als beim teuersten Anbieter. 24
UnternehmerZeitung | Nr. 7/8 2015
FLATRATE-TARIFE Besonders interessant für den preisbewussten Trader sind Online-Broker, die Flatrate-Tarife anbieten. Das bedeutet, dass die Kosten beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren pauschal abgezogen werden und nicht vom gehandelten Volumen abhängen. Ob nun ein Volumen von 10 000 oder 50 000 Franken gehandelt wird, die Courtage ist immer dieselbe. Solche kostengünstigen Flatrate-Tarife beim Online-Handel werden von der Migros-Bank, dem VZ Vermögenszentrum, der Basler Kantonalbank sowie Cash Zweiplus angeboten. Von diesem Angebot profitieren vor allem Trader, die häufig Wertpapiere mit grossen Auftragsvolumen handeln, sowie natürlich die Day-Trader, die Wertschriften täglich handeln und diese meist nur kurz halten. DEPOT- UND GELDWECHSELGEBÜHREN Neben den Courtagen fallen zudem die Depotgebühren ins Gewicht. Auch hier gibt es grosse Unterschiede. Ausserdem sind
bei einigen Online-Brokern diese Gebühren nicht sofort klar ersichtlich und Kunden können bei der Abrechnung eine böse Überraschung erleben. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Kunden bei der Eröffnung eines Kontos deshalb immer auch abklären, wie hoch die Depotgebühren sind. Erwähnenswert ist an dieser Stelle Postfinance, die das Wertschriftenkonto kostenlos führt. Dies macht diese Plattform vor allem für Wenig-Trader interessant. Auch die reinen Online-Broker Swissquote und Strateo verlangen tiefe Depotgebühren (0.025 Prozent resp. 0.02 Prozent ). Neben den Depotgebühren können auch die Zuschläge beim Wechseln von Geld bei Kauf oder Verkauf von ausländischen Wertpapieren ganz schön ins Geld gehen. Auch in diesem Fall sind die reinen Internet-Broker generell günstiger als die etablierten Banken, wo man 1.35-1.5 Prozent bei Währungstransaktionen bezahlen muss. Zum Vergleich: bei Saxo Bank bezahlt man nur 0.5 Prozent Zuschlag auf den Interbankenkurs.
VIEL-TRADER * Anbieter Cornèr Trader Saxo Bank TradeDirect (BCV) Strateo Cash zweiplus Swissquote 5trade*** Postfinance BKB-Easy Trading Migros-Bank Crédit Suisse UBS
DAY-TRADER * Kosten ** 2 092.50 2 146.50 3 093.80 3 249.55 3 362.90 3 824.30 3 969.60 4 084.50 4 282.50 4 399.00 7 809.20 8 632.35
Sparvorteil ** 6 539.85 6 485.85 5 538.50 5 382.75 5 269.45 4 808.00 4 662.75 4 547.85 4 349.80 4 233.30 823.15 –
Anbieter TradeDirect Cornèr Trader Saxo Bank Strateo Cash zweiplus Migros Bank VZ Online Trading Post Finance Swissquote Basler Kantonalbank Money-net.ch UBS Crédit Suisse
Kosten ** 10 177.50 10 237.50 10 627.50 14 807.85 15 063.90 18 468.35 23 117.95 24 377.50 25 624.45 26 987.05 29 016.30 67 807.60 67 981.85
Sparvorteil** 57 804.35 57 744.35 57 354.35 53 174.00 52 917.95 49 513.50 44 863.90 43 604.35 42 357.40 40 994.80 38 965.55 174.25 –
Fotoquelle: BilderBox.com/Grafikquelle: www.moneyland.ch/de/online-trading-vergleich
ETFS GÜNSTIG HANDELN Reine Internet-Broker wie Swissquote, Strateo oder Saxo Bank sind nicht nur besonders kostengünstig beim Handel von ETFs, sondern sie bieten auch eine grosse Auswahl unterschiedlicher ETFs an. So bezahlt ein Trader bei Swissquote pro ETF-Handel nur gerade 9.– Franken Flatrate-Gebühr. Dieser tiefe Preis gilt nur für den Kauf und Verkauf jener rund 700 ETFs, die in der Schweiz gehandelt werden, den so genannten „Leader ETFs“. Wer mit anderen ETFs handeln will oder den Auftrag telefonisch erteilt, zahlt bei Swissquote denselben Preis wie beim Handel von Aktien. BERATUNG ERWÜNSCHT? Beim Online-Handel von Schweizer Aktien kann ein günstiger Anbieter, unter Berücksichtigung sämtlicher Kosten und je nach Auftragsvolumen, bis zu sieben Mal billiger sein als der teuerste Anbieter. Besonders die beiden Grossbanken UBS und Crédit Suisse, aber auch die Coop-Bank, fallen durch ihre
hohen Trading-Gebühren auf. Sie berufen sich darauf, dass das Trading nur ein Teil des Gesamtangebots sei und bei ihrem Angebot zusätzlich noch eine Vermögens- und Anlageberatung inbegriffen sei. Reine Internet-Broker wie der Marktführer Swissquote sowie Saxo Bank und Strateo, bieten tatsächlich keine individuelle Beratung an und stellen nur eine Telefon-Hotline für allgemeine Fragen zum Handel zur Verfügung. Doch immer häufiger bieten auch günstige Online-Broker, wie cash zweiplus und die Migros-Bank, eine Beratung an. Die Migros-Bank behauptet, ihren Kunden mindestens so viel Beratung zu bieten wie die Grossbanken. Dazu gehören auch online abrufbare Börsenkurse, eine Börsen-Hotline, Grafiken und Charts, ein Newsletter mit Zusatzinformationen etc. Die Migros-Bank bietet allerdings nur relativ wenige, standardisierte Produkte an und kann in dieser Beziehung mit den drei grossen, reinen Internet-Brokern nicht mithalten.
FUNKTIONSUMFANG Entscheidend sind neben den Kosten natürlich auch die angebotenen Leistungen eines Online-Brokers. Nicht alle Internet-Plattformen bieten dieselben Möglichkeiten wie etwa Realtime-Kurse, Alert-Funktionen, Analyse-Tools etc. Ganz allgemein ist der schnelle, einfache Marktzugang wichtig, sei es am PC oder Mobile Phone. Zum Funktionsumfang gehört natürlich auch der Zugang zu den Handelsplätzen weltweit. So ist beispielsweise das Angebot von Postfinance derzeit in erster Linie auf den Aktienhandel in der Schweiz, den USA und ausgewählten europäischen Börsen ausgerichtet. Saxobank und money-net.ch bieten Zugang zu wesentlich mehr Märkten. Postfinance wird allerdings ab Herbst 2015 mit Swissquote kooperieren, was die Möglichkeiten für die Kunden von Postfinance stark erweitern wird. Deren Kunden werden dann Zugriff auf neue Börsenplätze bekommen und neue Tools zur Verfügung haben. Aber auch Swissquote wird von dieser Zusammenarbeit profitieren, weil indirekt 60 000 Postfinance Kunden hinzukommen. GESAMTKOSTEN-VERGLEICH Welches sind nun aber unter Berücksichtigung aller Kosten die günstigsten Anbieter? Der Internet-Vergleichsdienst Moneyland bietet auf seiner Internetseite gratis einen Kostenvergleich der grössten Online-Broker im Vergleich zu den teuersten Anbietern, den beiden Grossbanken UBS und CS. Dabei werden nach steigendem Auftragsvolumen die folgenden vier Kategorien unterschieden: Wenig-Trader, Gelegenheits-Trader, Viel-Trader und Day-Trader. Die Depots dieser vier Anleger-Kategorien enthalten Schweizer und internationale Aktien zu ungefähr gleichen Teilen sowie ETF. Der Wenig-Trader führt 10 Transaktionen pro Jahr durch und verfügt über ein Depot von 19 150 Franken. Der Gelegenheitstrader führt 18 Transaktionen pro Jahr durch und verfügt über ein Depot von rund 56 600 Franken. Der Vieltrader tätigt 88 Transaktionen und besitzt ein Depot von 75 000 Franken. Der Day-Trader handelt jeden Tag und besitzt ein Depot von 93 000 Franken. FAZIT In den Tabellen sind die Kosten und Sparvorteile von jeweils zehn kostengünstigen Anbietern im Vergleich zu den zwei Grossbanken UBS und Crédit Suisse dargestelltCornèr Trader hat bezüglich Gesamtkosten ganz klar die Nase vorne. Aber auch die Saxo Bank liegt in allen vier Kategorien immer weit vorne. Insbesondere für Wenig-Trader lohnt es sich, einen Blick auf das Angebot von Postfinance, cash zweiplus und Swissquote zu werfen. Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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Statt Zinsen hohe Kosten GEBÜHREN Wenn das Geld auf dem Konto schon keine Zinsen mehr einbringt, sollten dafür auch nur minimale Kosten entstehen. Viele schenken dem aber kaum Beachtung. TEXT F R E D Y G I L G E N
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s ist ein Jammer, unsere Margen im Zinsgeschäft rutschen immer tiefer in den Keller», klagen helvetische Banken bei jeder Gelegenheit. Nicht viel besser sind die Perspektiven im Vermögensverwaltungsgeschäft. Hier sind es vor allem der Wegfall der Retrozessionen und die zunehmende Regulierung, die den Banken auf dem Magen liegen. Logisch, dass die Geldhäuser bei dieser Ausgangslage versuchen, sich in anderen Bereichen schadlos zu halten. Gebühren und Spesen eignen sich offensichtlich bestens dazu. Gemäss Zahlen des Bundesamts für Statistik sind die Bankgebühren in den letzten 15 Jahren im Schnitt denn auch um fast 75 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die Konsumentenpreise in der Schweiz sind im gleichen Zeitraum nur um knapp acht Prozent geklettert, in jüngster Zeit sind sie sogar leicht gesunken. Benjamin Manz, Chef des Vergleichsdienstes Moneyland.ch, bestätigt: «Immer mehr Banken versuchen, Geld über höhere Gebühren einzunehmen». Die Banken könnten sich dabei auf die Trägheit ihrer Kunden verlasse. Denn die meisten Kleinsparer merkten es nicht einmal, wenn die Gebühren stiegen. Eine Umfrage zu den Bankgebühren der Boulevardzeitung «Blick» bestätigt dieses Nicht-Wissen-Wollen: Nur zehn Prozent der Befragten geben an, über ihre Kontokosten Bescheid zu wissen, über 80 Prozent halten die Bankgebühren für unfair. Beim Bankenombudsmann häufen sich denn auch die Beschwerden über den 26
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«Leistungsabbau» der Banken. «Gebühren machen einen bedeutenden Teil der dem Ombudsmann unterbreiteten Beschwerden aus», bestätigt Marco Franchetti, der regelmässig zwischen Kunden und Banken vermitteln muss. KOSTEN LASSEN KONTOSTÄNDE WEGSCHMELZEN Die Banken selber führen die stetigen Gebührenerhöhungen nicht auf Kompensationsmassnahmen, sondern auf die zunehmende Regulierung zurück. Doch so oder so, Fakt ist, dass die immer happigeren Gebühren die aktuell kaum mehr vorhandenen Zinserträge rasch auffressen. Wer nicht gut auf diese Kosten achtet, muss damit rechnen, dass von seinem Konto Jahr für Jahr einige hundert Franken Gebühren abgezwackt werden. Unnötigerweise. Besonders schlecht kommen nach einer Untersuchung von Moneyland jene Kunden weg, die ihr Konto wenig nutzen und die auch nur wenig Geld darauf liegen haben. Je nach Institut müssen sie pro Jahr einen Verlust zwischen 385 und 785 Franken verbuchen. Es ist also kaum zu bestreiten: Viele Bankkonten kosten heute wesentlich mehr als sie an Zinsen einbringen. Faktisch entspricht dies also ebenfalls einer Negativverzinsung, wie sie für Grossanleger und Pensionskassen schon seit Monaten gilt. Manchmal kommen sogar gross angekündigte Vergünstigungen beim Nachrechnen einem teilweisen Gebührenaufschlag
gleich. So hat die Migros Bank im Mai dieses Jahres als erste Bank der Schweiz die Jahresgebühr auf der Maestro-Karte abgeschafft. Im gleichen Augenblick hat die Bank aber die Bargeldbezüge an Bancomaten anderer Banken mit zwei Franken belastet. Nicht alle Kunden fahren so besser. Doch welche Banken zeigen sich ihren Kunden gegenüber noch am kulantesten? In den jüngst in den Medien publizierten Gebührenvergleichen liegt mal die Alternative Bank und die Migros Bank (Kosten Privatkonten), mal Postfinance und VZ Depotbank (Courtagen und Depotgebühren ETF), mal Coop Bank und Creditsuisse (Konto- und Kreditkartengebühren) vorne. Nur mässig erstaunlich: Die Grossbanken UBS und Credit Suisse sind mit wenigen Ausnahmen regelmässig in den hinteren Rängen zu finden. Diese Institute behaupten dafür, auch leistungsmässig Überdurchschnittliches zu bieten und profitieren zweifellos von der Bekanntheit ihres Namens und ihrer Grösse. GESAMTPAKETE ENTSCHEIDEND So aufschlussreich viele dieser Vergleiche auch sind: Für Giulio Vitarelli, Leiter des VZ Vermögenszentrums Schweiz, ist es nicht zweckmässig, jede einzelne Dienstleistung beim jeweils günstigsten Anbieter zu erwerben: «Nur die Bankkonditionen zu vergleichen, geht nach unserer Ansicht deshalb zu wenig weit. Erst dann, wenn sämtliche Dienstleistungen, also auch Versicherungen, Vorsorgelösungen und
ERHEBLICHE UNTERSCHIEDE BEI DEN GEBÜHREN DER SCHWEIZER BANKEN
Depotgebühren Courtagen Konto/Zahlungsverk./Karten Total Rang
Post
VZ
0 950 160 1110 1
600 1000 300 1900 2
Migros Bank 1140 1000 315.2 2455.2 3
Bekbs bank 1200 2750 302 4252 4
Raiffeisen Depotbank 1200 2750 334 4284 5
ZKB
Valiant
1500 2500 330.4 4330.4 6
1320 2750 314 4384 7
Coop finance 1500 2750 260 4510 8
UBS
CS
2100 3000 412 5512 9
1800 4000 408 6208 10
Markt durchschnitt 1680 3063 372 5115
Die Berechnungen beruhen auf folgenden Annahmen: Ehepaar Bruttoeinommen zusammmen 200 000 Franken, Liegenschaftsbesitzer, Wertschriftendepot CHF 600 000, Kontoguthaben CHF 80 000, 10 Aktientransaktionen an der Schweizer Börse, Zahlungsverkehr mit 8 ESR pro Monat, Zwei EC-Karten und zwei Kreditkarten jeweils für Mann und Frau
Grafikquelle: zVg/Fotoquellen: BilderBox.com
Hypotheken beim gleichen Anbieter zu einem sehr attraktiven Preis bezogen werden können, wird es für den Konsumenten attraktiv, den Finanzdienstleister zu wechseln», führt Vitarelli weiter aus. Deshalb sei es für ein Finanzinstitut entscheidend, dass es ein preislich attraktives Gesamtpaket anbieten könne. MASSIVE UNTERSCHIEDE Im jüngsten Vergleich des VZ, der für die UnternehmerZeitung noch erweitert worden ist, werden deshalb die Gesamtpakete der Finanzinstitute unter die Lupe genommen. Basis des Vergleichs ist ein Ehepaar, dem wir beispielsweise den Namen Fleissig geben. Zusammen verfügt es über ein Bruttoeinkommen von 20 000 Franken, es ist Liegenschaftsbesitzer, hat ein Wertschriftendepot von 600 000 Franken und tätigt zehn Aktientransaktionen an der Schweizer Börse. Beim Zahlungsverkehr wird mit acht ESR pro Monat gerechnet. Dazu kommen zwei EC-Karten und zwei Kreditkarten jeweils für Mann und Frau. Das Ehepaar Fleissig wird sich glücklich schätzen, wenn es seine Konti bei Postfinance hat und seine Transaktionen auch dort abwickelt. Die Kosten für sämtliche oben erwähnten Dienstleistungen betragen beim gelben Riesen gerademal 1110 Franken. Bei den beiden Grossen UBS und CS wären es rund fünfmal mehr gewesen (siehe Tabelle). Von den neun untersuchten Schweizer Banken kann nur die VZ Depotbank
preislich einigermassen mit dem gelben Institut mithalten. Die Postfinance ist im Vergleich etwas bevorteilt worden, weil bei ihr Depots nur online geführt werden können, der VZ-Vergleich aber grundsätzlich von einem physischen Kontakt mit dem jeweiligen Finanzdienstleister ausgeht. Die eklatanten Preisunterschiede veranlassen Vitarelli zu einer spannende Hochrechnung: «Wir gehen davon aus, dass sich rund 500 000 Haushaltungen in der Schweiz im Rahmen des Profils des Ehepaars Fleissig bewegen. Das würde bedeuten, dass bei einem Einsparpotential von 5500 Franken pro Haushalt schweizweit bei Finanzdienstleistungen ein Optimierungspotential von rund 2.75 Milliarden Franken bestehen würde. Weitet man die Untersuchung auch noch auf die Versicherungen und die Vorsorgewerke aus, betragen die Einsparmöglichkeiten pro Jahr sogar 5.5 Milliarden Franken pro Jahr». Nach den Berechnungen von Moneyland könnte jeder Bankkunde pro Jahr durchschnittlich 1000 Franken an Gebühren sparen, sofern er Konten, Depots und Kreditkarte optimal wählt. Aus dem Vergleich des VZ und aus anderen Untersuchungen lassen sich weitere Schlüsse ziehen: – Privatkonti sollten nicht bei mehreren Banken geführt werden. Verschiedene Vergünstigungen wie Gratisbezug bei fremden Bancomaten gelten oft nur ab einem bestimmten Kontoguthaben und
einige Gebühren sind desto tiefer, desto höher der Kontosaldo ist. – Noch wichtiger ist es aber, das Konto nicht ins Minus abrutschen zu lassen. Sonst wird es rasch einmal sehr teuer. Wer das Privatkonto kurzfristig um ein paar hundert Franken überzieht, der macht mit einer andern Zinsrealität Bekanntschaft: der Welt der so genannten Soll- oder Schuldzinsen. Je nach Bank betragen die Schuldzinsen bei einer Kontoüberziehung neun Prozent und mehr. Schuldzinsen können sich so auch bei relativ geringen Kontominusbeträgen auf mehrere hundert Franken akkumulieren. Noch höher sind die Zinsen, wenn die Kreditkartenrechnung verspätet bezahlt wird. Je nach Anbieter betragen sie sogar bis 15 Prozent der geschuldeten Summe. Dass die Sollzinsen der Banken auch im aktuellen Zinstief nicht gefallen sind, begründen diese mit den hohen Kosten, die mit den Kontoüberzügen verbunden sind. Verschiedene Institute wie Postfinance, Raiffeisen oder die Migros Bank lassen Überzüge grundsätzlich gar nicht zu. Die ZKB erklärt explizit, sie möchte die Attraktivität von Überziehungen möglichst gering halten und hat den Sollzinssatz deshalb absichtlich auf «relativ prohibitive» 9.75 Prozent festgesetzt. Ein Teil der Bankkunden wird diesen Wink mit dem Zinspfahl wohl verstehen, der andere wird von einer wenig kundenfreundliche Bevormundung sprechen. Das Fazit bleibt das Gleiche: Sollzinsen gilt es zu vermeiden. Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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DIGITAL
Mobile Business ist Realität WETTBEWERBSFAKTOR Smartphones eröffnen den Unternehmen neue Möglichkeiten, geschäftliche Abläufe mit Kunden, Mitarbeitenden und Geschäftspartnern zu unterstützen. Dieses sogenannte Mobile Business wird dabei immer stärker ein Wettbewerbsfaktor. Eine Strategie hilft beim Einstieg. TEXT M I C H A E L H . Q U A D E
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emäss aktuellen Erhebungen benutzt bereits über 75 Prozent der Schweizer Bevölkerung ein Smartphone für den täglichen Zugriff auf das Internet. Für die jüngere Generation ist ein Leben ohne mobile Geräte nicht mehr vorstellbar. Diese Geräte sind unterdessen ebenso leistungsfähig wie vor rund zehn Jahren ein Personal Computer. Doch wie kann ein Unternehmen Smartphones sinnvoll für den eigenen Geschäftserfolg einsetzen? Eine Frage, auf die jedes Unternehmen individuell eine Antwort finden muss. Das gelingt am besten mit der Entwicklung einer Mobile-Business-Strategie. RAHMEN DER MOBILE-BUSINESS-STRATEGIE Eine Mobile-Business-Strategie ist grundsätzlich ein Teil einer übergeordneten Unternehmensstrategie. Ohne die in der Unternehmensstrategie beschriebene Vision und die festgehaltenen Unternehmensziele würden einer Mobile-Business-Strategie die notwendige Orientierung und der Rahmen fehlen. In einer Unternehmensstrategie wird zudem beschrieben, mit welchen Massnahmen die Ziele erreicht werden sollen. Dazu gehört auch, wie die Zielerreichung zu messen ist. Auch bezüglich Informationssysteme beginnt man im Mobile Business selten auf der grünen Wiese. Praktisch alle Schweizer Unternehmen setzen zur Unterstützung der Geschäftsprozesse bereits Business Software ein, die traditionell auf Personal Computern in einem Informatiknetzwerk betrieben wird. Beim Einstieg ins Mobile Business werden diese bestehenden Informations-
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systeme in der Regel nicht obsolet, sondern werden weiter benötigt und müssen, je nach der angestrebten Mobile-Business-Strategie, Informationen für die Nutzung auf Smartphones bereitstellen. Allenfalls existiert für diese Informationssysteme sogar eine eigene Strategie im Unternehmen, die es bei der Erstellung der Mobile-Business-Strategie zu berücksichtigen gilt. ENTWICKLUNG DER MOBILE BUSINESS- STRATEGIE Doch für welche Unternehmen lohnt es sich nun, eine Mobile-Business-Strategie zu entwickeln? Im Prinzip lohnt es sich für alle! Denn die Kunden, Mitarbeitende und Geschäftspartner besitzen alle ein Smartphone, und werden ihre mobilen Geräte einsetzen, gefragt oder ungefragt. Daher ist es keine Option, keine Mobile-Business-Strategie zu entwickeln. Denn gerade in Geschäftsprozessen birgt die Nutzung von Smartphones Risiken und Gefahren, zum Beispiel aufgrund fehlender Massnahmen für die Gewährleistung von Datensicherheit. Zudem müssen Vorkehrungen gegen Datenverlust getroffen werden. ANALYSE DER ANFORDERUNGEN Bevor sich ein Unternehmen an die Entwicklung der Mobile-Business-Strategie machen kann, muss ein Überblick geschaffen werden, in welcher Form und in welchem Umfang die erwähnten Gruppen ihre Smartphones bereits in Geschäftsprozessen einsetzen. Eine Befragung ermittelt die Gründe für die Verwendung von Smartphones, die benötigten Informationen für die einzelnen Aktivitäten und welche weiteren Nutzungs-
Foto: zVg
möglichkeiten gewünscht wären. Die Aussagen geben auch erste Anhaltspunkte, welche strategischen Massnahmen für den operativen Betrieb als Erstes ergriffen werden müssen. ZIELE UND MASSNAHMEN FESTLEGEN Wie bereits erwähnt, ist die Mobile-Business-Strategie Teil der Unternehmensstrategie. Deren Ziele und Massnahmen sind nun auf das Mobile Business runter zu brechen. Ziele wie höhere Kundenzufriedenheit und Kundenbindung oder Umsatzsteigerung durch mehr Kunden sind Aspekte, die auch für das Mobile Business gelten. In der ent-
DEN N GER A DE I N GE SCH Ä F TSPROZ ZES SSEN B IRG T DI E NU TZU NG VON S M ARTPHO ONES S RISIKEN UND GEFAHREN, ZUM BEISPIEL AUFGRUND FEHLENDER MASSNAHMEN FÜR DIE GEWÄHRLEISTUNG VON DATENSICHERHEIT.
E-BUSINESS Der Kompetenzschwerpunkt E Business ist Teil des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Er erfüllt die Leistungsaufträge «angewandte Forschung und Entwicklung», «Dienstleistungen» und «Weiterbildung». Im Vordergrund steht die Perspektive des Managements, das mit der Konzeption und der Realisierung von E-Business Lösungen konfrontiert ist. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet die Verzahnung von Strategie, Geschäftsprozessen und Informatik.
sprechenden Strategie soll nun beschrieben werden, mittels welcher Massnahmen diese Ziele mit dem Einsatz von Smartphones erreicht werden können. Eine Massnahme zur Kundenbindung könnte etwa die Bereitstellung einer App sein, die es den Kunden ermöglicht, sich über laufende oder abgeschlossene Transaktionen zu informieren. Wenn eine App zu aufwendig erscheint, reicht möglicherweise schon eine für mobile Geräte optimierte Website, auf der sich Kunden einloggen können. Allerdings hat eine App im Gegensatz zu einer Website Vorteile: Die Kunden müssen sich nicht jedes Mal einloggen, um bezüg-
lich Datenschutz unkritische Informationen abzufragen. Oft genügt nach der Installation der App eine einmalige Registration. Die App erleichtert auch das in Kontakt treten mit den Kunden über Push-Nachrichten. Der Aufwand für die Bereitstellung einer App oder einer für mobile Geräte optimierten Website stellt eine Investition dar, die es aus ökonomischer Sicht zu amortisieren gilt. Deshalb wird in der Mobile-Business-Strategie anhand von Kennzahlen und Messgrössen festgelegt, wie diese Investitionen durch quantitativen oder qualitativen Nutzen wieder reingeholt werden sollen. Die gleichen Fragen betreffend Kunden stellen
sich auch bezüglich Geschäftspartner und Mitarbeitende: Wie kann man ihre Ansprüche mit Mobile Business besser erfüllen und sie an das Unternehmen binden? Welcher Aufwand muss betrieben und wie kann dieser durch Nutzen wieder amortisiert werden? NUTZUNG UND DATENSCHUTZ BESTIMMEN Neben den strategischen Zielen und Massnahmen sind in der Mobile-Business-Strategie weitere Aspekte festzuhalten. So müssen zum Beispiel Vorgaben für die Art und Bereitstellung der mobilen Geräte und der darauf genutzten Apps gemacht werden, je nachdem, wie hoch Informationen geschützt werden müssen. Bei einem sehr hohen Bedarf an Datenschutz könnte eine Massnahme sein, dass Mitarbeitende für geschäftliche Aktivitäten nur mobile Geräte verwenden, die durch den Arbeitgeber bereitgestellt werden. Diese teure Massnahme hätte allerdings den Nachteil, dass Mitarbeitende jeweils zwei mobile Geräte mitführen müssten, für den geschäftlichen Einsatz und den privaten Gebrauch. Eine andere Lösung wäre der Einsatz eines Mobile Device Management Systems (MDM), das erlaubt, geschäftlich genutzte Apps auf privaten Geräten in einem speziell gesicherten und softwaretechnisch abgetrennten Bereich des mobilen Gerätes zu nutzen. Je nach Massnahmen, für die sich ein Unternehmen im Mobile Business nun entscheidet, müssen kleinere oder grössere Projekte gestartet werden. Auch der geplante Ressourceneinsatz sollte in die Strategie einfliessen. FAZIT Mobile Business ist in vielen Unternehmen bereits Realität, oft jedoch noch ohne strategische Unterstützung. Somit stellt sich für Unternehmen jetzt nicht mehr die Frage nach der Notwendigkeit einer Mobile-Business-Strategie, sondern nach dem Zeitpunkt der Ausarbeitung einer solchen.
DER AUTOR Michael H. Quade, M.Sc. ist Dozent für Wirtschaftsinformatik und E-Business am Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW, Kompetenzschwerpunkt E-Business. www.fhnw.ch/iwi/e-business
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PROMOTION
Versicherung im Massanzug: Erst wenn man auf die spezifischen Bedürfnisse der Partner eingeht, finden sich auch optimale Lösungen.
Foto: BilderBox.com
ÖKK: Versichert im Massanzug – statt in Stangenware Individuell beraten, flexibel versorgt: Unternehmen, die Wert auf persönliche, massgeschneiderte Versicherungsberatung legen, sind bei ÖKK goldrichtig. Egal ob es um Prävention geht, Erwerbsausfall- und Unfallversicherungen oder die berufliche Vorsorge. Viele Inhaber von KMU kennen das Problem: Sie möchten zwar sich und das Personal optimal versichern, doch oft erhalten sie nur eine standardisierte oder gar «automatisierte» Beratung, die alle Kunden in den gleichen Topf wirft. Was KMU hingegen brauchen, ist eine Versicherung, die ihre Bedürfnisse versteht – und die ihnen einen entsprechend individuell zugeschnittenen Schutz bietet. Versicherung im Massanzug statt Stangenware heisst das Motto, gepaart mit einer persönlichen Atmosphäre: Denn erst wenn man offen und fair miteinander umgeht, findet man auch optimale Lösungen. Das ist der Grundsatz, der hinter dem Handeln des Versicherers ÖKK steht. ÖKK ist selbst ein KMU unter den Versicherern. Als solches weiss sie aus eigener Erfahrung: Für KMU ist es zentral, auf starke, finanziell solide Partner zählen zu können. Auf Partner, die auf das Gegenüber einzugehen wissen und ihre spezifischen Bedürfnisse
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abholt. Entsprechend umfasst die Palette der ÖKK Versicherungen weit mehr als nur den finanziellen Schutz vor krankheits- oder unfallbedingten Ausfällen der Mitarbeitenden mittels Erwerbsausfall- oder Unfallversicherungen. Der Schutz muss weit vorher ansetzen: Bevor Erwerbsausfall- oder Unfallversicherungen zum Tragen kommen. ÖKK: RUNDUM-VERSICHERUNGSSCHUTZ, DER GENAU PASST Ein Unternehmen schliesst eine Erwerbsausfall- oder Unfallversicherung mit ÖKK ab. Die Kundenbetreuung von ÖKK beginnt daraufhin bei der Prävention. ÖKK unterstützt Unternehmen mit einem breit abgestützten Gesundheitsmanagement. In Kursen und Workshops zu den Themen Bewegung, Ergonomie, Ernährung und Absenzmanagement erwerben Mitarbeitende das Wissen, um fit und leistungsfähig im Arbeitsprozess zu bleiben. Fallen Mitarbeitende trotz Präven-
tionsmassnahmen krankheits- oder unfallbedingt aus, ist das Unternehmen über die Erwerbsausfalloder Unfallversicherung finanziell abgesichert. ÖKK hält auch in Sachen beruflicher Vorsorge überzeugende, nachhaltige Lösungen bereit. Was manche Kunden nicht wissen: Die berufliche Vorsorge bietet nicht nur finanziellen Schutz bei Invalidität, im Alter oder im Todesfall. Es eröffnen sich zusätzliche Möglichkeiten, Steuern zu sparen und flexibel die Pension zu planen. Alle drei Jahre überprüft ÖKK das Versicherungspaket jedes Unternehmenskunden – ganz im Selbstverständnis ihrer Aufgabe als Beraterin. Stimmen die abgesicherten Risiken noch mit der Situation überein, in der sich ein Unternehmen befindet? Wo müsste man Deckungen aufnehmen oder anpassen? So er- oder behält schliesslich jedes Unternehmen stets den Versicherungsschutz, der genau passt.
DIGITAL
Unbeschwert auf Reisen VON S E M I H S E B E B L I
Ich bin geschäftlich viel in Europa unterwegs. Auf mein Handy will ich dabei nicht verzichten. Wie kann ich die Kosten im Griff behalten?
U
m auch im Ausland von den Vorteilen der mobilen Kommunikation zu profitieren, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, wie Sie das Handy nutzen werden. Möchten Sie telefonieren, SMS schreiben oder benötigen Sie das mobile Internet, etwa für den Zugriff auf E-Mails oder zur Nutzung von Apps? Haben Sie Ihre Bedürfnisse identifiziert, gilt es ein passendes Abo zu
wählen. Wer viel telefonieren möchte, sollte zum Beispiel auf ein Abo setzen, das bereits viele Inklusivminuten enthält. Mittlerweile gibt es gar Abos, die unlimitierte Telefonie und SMS/ MMS in der EU und Westeuropa erlauben und das zum monatlichen Pauschaltarif. Auch bis zu 12GB für die Datennutzung im Ausland sind je nach Abo bereits inbegriffen. Vor allem für Vielreisende ist dies ein attraktives Angebot. KOSTENKONTROLLE Sollten Sie kurzfristig mehr Volumen benö-
tigen, können Sie Ihr Abo mit Datenpaketen ergänzen. Diese eignen sich auch ideal für kurzfristige Reisen, da Sie diese via einer speziellen App einfach aktivieren können. In der App sehen Sie ausserdem die noch verfügbaren Inklusiveinheiten und die aufgelaufenen Kosten in Echtzeit. Wer ganz sicher gehen will, setzt sich ein Kostenlimit. Ist das erreicht, erhalten Sie eine SMS mit einem entsprechenden Hinweis. So haben Sie Ihre Kosten immer im Griff.
ÜBERALL & JEDERZEIT Mit dem passenden Abo können Sie Ihr Handy auch im Ausland unbeschwert nutzen. Ob von unterwegs E-Mails lesen, im Internet surfen oder mit Ihren Liebsten telefonieren: Sie entscheiden selbst, wann und wo Sie kommunizieren. Bei der Nutzung des mobilen Internets sollten Sie aber beachten, dass Streaming-Dienste (z. B. Video- und MusikDienste) relativ viel Datenvolumen benötigen. Wenn Sie im Ausland nicht darauf verzichten wollen, empfiehlt es sich, entweder ein Abo mit
einem hohen Inklusiv-Datenvolumen zu wählen, oder sich in ein WLAN-Netz einzuwählen. SEMIH SEBEBLI Der Autor ist KMU-Berater bei Swisscom und beantwortet Fragen zur Informations- und Kommunikationstechnologie.
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Effizienz und Dynamik MERCEDES-BENZ Plug-in Hybride sind eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg in die emissionsfreie Zukunft des Automobils. In der Stadt fahren sie rein elektrisch, bei langen Strecken profitieren sie von der Reichweite des Verbrenners. TEXT D O M I N I Q U E L I E B
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ach der Premiere in der S-Klasse bietet Mercedes-Benz nun seine fortschrittlichste Hybrid-Technik in der C-Klasse und zum ersten Mal auch als T-Modell an. Der Mercedes-Benz C 350 e überzeugt als Limousine und als Kombi durch aussergewöhnliche Dynamik und Effizienz und ermöglicht bis zu 31 Kilometer rein elektrisches und damit lokal emissionsfreies Fahren. FAHRDYNAMIK Sein Vierzylinder-Ottomotor erzielt im Verbund mit einem kraftvollen Elektromotor die 32
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Fahrleistungen eines Sportwagens und verbraucht zertifiziert als Limousine und T-Modell nur 2,1 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer. Der E-Antrieb kann den Verbrennungsmotor ersetzen oder unterstützen und ermöglicht es, anfallende Bremsenergie sinnvoll in elektrische Energie umzuwandeln, zu speichern und wieder zu nutzen. Die hohe Systemleistung sowie ein intelligentes Antriebsmanagement sorgen für die Fahrdynamik eines leichtfüssigen Sportwagens, kombiniert mit dem Fahrkomfort einer Premium-Limousine, die bis vor kurzem kaum einem Kleinwagen zuzutrauen waren. Beide Modelle erreichen
eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h, bei einem zertifizierten Kraftstoffverbrauch von 2,1 Liter pro 100 Kilometer. Zudem bieten beide Varianten des C 350 e die Möglichkeit, bis zu 31 Kilometer rein elektrisch und damit lokal völlig ohne CO2-Emissionen zu fahren. HYBRIDFAHREN Das Fahrzeug wird nahezu geräuschlos gestartet und elektrisch betrieben. Dabei ist der Verbrennungsmotor in der Regel ausgeschaltet. Durch Zuschalten des Elektromotors wird der Verbrennungsmotor mit einer Zusatzleistung von bis zu 60 kW un-
Dank der serienmässigen Vorklimatisierung des Fahrzeuges kann bereits vor der Abfahrt das Wunschklima im Fahrzeug eingestellt werden – im Sommer kühlen, im Winter heizen.
STICHWORT HYBRID Alle Hybrid-Funktionen wie Elektrobetrieb, Boost, Rekuperation sind verfügbar und werden abhängig von Fahrsituation und Fahrstrecke optimal verbrauchgünstig eingesetzt. E-MODE Dient zum ausschliesslich elektrischen Fahren – zum Beispiel in der Innenstadt oder weil der Akku für die verbleibende Strecke ausreichend geladen ist. E-SAVE Der Ladezustand des Akkus bleibt erhalten – etwa weil später in einer Umweltzone elektrisch gefahren werden soll. Elektro- und Boost-Betrieb sind deshalb nur eingeschränkt verfügbar. CHARGE Dient dazu, den Akku während der Fahrt durch den Verbrennungsmotor zu laden – etwa um für spätere Streckenabschnitte einen höheren Ladezustand der Batterie zur Verfügung zu haben. Der Verbrennungsmotor bleibt zugeschaltet, der Verbrauch kann sich erhöhen. Elektrobetrieb ist nicht möglich. Foto: zVg
terstützt – etwa zum raschen Beschleunigen. Beim Bremsen und beim Ausrollen wird Energie zurückgewonnen und im Akku gespeichert. Diese Energie steht später wieder für die elektrische Fahrt oder den Boost zur Verfügung. Das grösste Potenzial zur Verbrauchsabsenkung bei Hybridantrieben ist die Maximierung der Energierückgewinnung in Schub- und Bremsphasen. Deshalb übernimmt beim Betätigen des Bremspedals zunächst die E-Maschine die Verzögerung und wirkt dabei als Generator. Diese Überlagerung von herkömmlichem mechanischem Bremsen und der elektrischen
Bremsleistung der E-Maschine im Generatorbetrieb steigert die Effizienz, ist aber nicht spürbar.
den Heizkreislauf. Ebenfalls werden bei den entsprechenden Ausstattungsvarianten die Sitzbelüftung oder -heizung aktiviert.
IMPULSE FÜR DEN FAHRER Neu ist das so genannte haptische Fahrpedal des C 350 e. Es hilft den Kraftstoffverbrauch und damit auch die Abgasemissionen zu reduzieren. Dazu liefert es zwei Informationen: Spürt der Fahrer bei elektrischer Fahrt im E-Mode im Fahrpedal einen Druckpunkt, hat er die maximal zur Verfügung stehende elektrische Fahrleistung abgerufen. Tritt er das Fahrpedal über diesen Druckpunkt hinaus durch, schaltet sich der Verbrennungsmotor zu. Ein Doppelimpuls signalisiert im ECO Assistenten, dass der Fahrer den Fuss vom Fahrpedal nehmen sollte, um den Verbrennungsmotor abzuschalten und vom Antriebsstrang abzukoppeln. Folgt er dem Doppelimpuls, variiert das intelligente Antriebsmanagement des C 350 e auf Basis der Radardaten den Schubbetrieb von antriebslos segelnd bis rekuperierend.
INTERIEUR Der C 350 e wird in der Exterieur-Line Avantgarde geliefert. Damit unterstreicht er seinen Charakter als sportliches Premium-Fahrzeug. Alternativ und ohne Aufpreis stehen Limousine und T-Modell auch mit der Exterieur-Line Exclusive zur Wahl. Das Interieur inszenierten die Mercedes Designer auf einem Niveau, das selbst in höheren Automobilklassen nur selten anzutreffen ist. Das manifestieren die sorgfältige Auswahl an hochklassigen Werkstoffen und deren sympathische Haptik sowie die Präzision der fein ausgeführten Details. Blickfang über der Mittelkonsole ist ein mittig positioniertes, frei stehendes Zentraldisplay. Mit einem Touchpad können sämtliche Funktionen der Head-Unit per Fingergeste einfach und intuitiv bedient werden. Ebenfalls verfügbar: ein Head-upDisplay, das wichtige Informationen direkt ins Blickfeld des Fahrers in die Frontscheibe einspiegelt.
AKKUKAPAZITÄT Der C 350 e ist mit einem Hochvolt-Lithium-Ionen Akku mit einer Gesamtkapazität von 6,38 kWh als elektrischer Energiespeicher ausgerüstet. Dank eines intelligenten On-Board-Ladesystems kann der Akku in zirka 1 Stunde 30 Minuten an einer Wallbox oder an einer der immer weiter verbreiteten öffentlichen Ladesäulen einphasig aufgeladen werden. Alternativ ist das Laden selbstverständlich auch über eine Steckdose möglich. Hierbei ist abhängig vom Anschluss eine Ladezeit von etwa zwei Stunden erreichbar. KOMFORT Der neue C 350 e bietet die gewohnte Palette der Ausstattungsmöglichkeiten der C-Klasse und darüber hinaus serienmässig als erweiterte Komfortausstattung die Luftfederung Airmatic. Mit ihrer elektronisch geregelten, kontinuierlichen Verstelldämpfung an Vorder- und Hinterachse bietet die Luftfederung überragenden Abroll- und Fahrkomfort auch bei beladenem Fahrzeug sowie eine Rundum-Niveauregulierung. Dank der ebenfalls serienmässigen Vorklimatisierung kann bereits vor der Abfahrt das Wunschklima im Fahrzeug eingestellt werden – im Sommer kühlen, im Winter heizen. Die Einstellung kann im Fahrzeug oder bequem von zu Hause aus via Internet oder per Tastendruck direkt aktiviert werden. Möglich wird dies durch den elektrisch angetriebenen Klimakompressor beziehungsweise durch elektrische Heizelemente für
SICHERHEIT Limousine und T-Modell des C 350 e bieten die gleiche Vielzahl von Sicherheits- und Assistenzsystemen wie alle C-Klasse Modelle. Der Attention Assist warnt vor Unaufmerksamkeit und Müdigkeit, wie auch der Collision Prevention Assist Plus, der bereits ab sieben km/h Schutz vor Kollisionen bietet und bei anhaltender Kollisionsgefahr und ausbleibender Fahrerreaktion eine autonome Bremsung durchführen und so die Unfallschwere mit langsamer fahrenden Fahrzeugen verringern kann. Der ECO Assistent aktiviert eine zusätzliche Funktion und nutzt dazu die Radartechnik des serienmässigen Abstandswarnsystems. Erkennt das Radarsystem ein langsamer vorausfahrendes Fahrzeug, signalisiert ein Doppelimpuls im «haptischen Fahrpedal» dem Fahrer, vom Gas zu gehen. Das Fahrzeug variiert dann seine Verzögerung selbstständig durch den Elektromotor. So wird ein zu häufiges Bremsen vor allem im Kolonnenverkehr vermieden. FAZIT Die ausgefeilte Technik des C 350 e erfordert keine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber der Fahrt mit einem herkömmlichen Automatikfahrzeug. Wer möchte, kann auch manuell eingreifen und mit Hilfe der vier Betriebsarten das Hybrid-Zusammenspiel selbst regeln und das Fahrerlebnis den eigenen Wünschen anpassen. Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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MANAGEMENT
Die besten Jahre BEST GENERATION MANAGEMENT In den nächsten 10 Jahren werden eine Million Männer und Frauen aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Ihnen folgen demografisch bedingt nur eine halbe Million neue Arbeitskräfte nach. Ältere, erfahrene Mitarbeitende werden zu einem Erfolgsfaktor der Zukunft, denn sie verfügen über unverzichtbare Ressourcen. Mit geeigneten Rahmenbedingungen, eingebunden in Best Generation Management, können sie dem Erwerbsleben gewinnbringend erhalten bleiben. TEXT R I T A G I S L E R U N D R E N É M O S E R
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er Fachkräftemangel ist in aller Munde und in Berufen des Gesundheitswesens, den technischen MINT-Berufen und in spezifischen kaufmännischen Funktionen bereits Realität. Und er wird sich weiter verschärfen, denn die schrittweise Pensionierung der geburtenstarken Babyboomer-Generation steht bevor. Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verfügen über betriebsspezifisches Erfahrungswissen und langjährige Kundenbeziehungen. Neben der Entwicklung von geeigneten Arbeitsund Finanzierungsmodellen muss das intergenerationale Zusammenwirken von Alt und Jung mit ihren unterschiedlichen, sich ergänzenden Fähigkeiten und Kompetenzen gestaltet werden. 50PLUS WIRD ZUM POLITIKUM Im Januar dieses Jahres haben Economiesuisse und der Schweizerische Arbeitgeberverband in einer gross angelegten Medienkonferenz die Debatte unter dem Titel «Zukunft Arbeitsmarkt Schweiz» lanciert. Auch der Bund wies bei der Veröffentlichung seiner gesundheitspolitischen Prioritäten «Gesundheit 2020» bereits im Januar 2013 darauf hin, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung immer wich-
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tiger werde, ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Arbeitsprozess zu halten. Im April 2015 lud Bundesrat Schneider-Ammann zu einer Nationalen Konferenz ein, um mit Fachverbänden, Gewerkschaften und den Kantonen erste Lösungsansätze zu diskutieren. WELCHE FRAGEN STELLEN SICH? Das faktische Rentenalter zeigt den noch anhaltenden Trend zur Frühpensionierung: bei den Männern liegt es heute bei 64.1 Jahren und bei den Frauen bei 62.6 Jahren. Mit entsprechenden Massnahmen soll mittelfristig eine messbare Steigerung erzielt werden. Bei der längeren Einbindung von älteren Arbeitnehmern geht es einerseits um das Aufrechterhalten von Leistungsfähigkeit und Motivation. Dazu dienen innerbetriebliche Massnahmen wie Gesundheitsförderung, Arbeitsplatzgestaltung, eine gezielte Weiterbildung, angepasste Funktionen und Zeitmodelle. Andererseits braucht es Lösungen seitens der Sozialversicherungen, die einen individuellen und flexiblen Altersrücktritt begünstigen. In der ersten Säule besteht die Möglichkeit des herausgeschobenen Rentenbezugs mit einer entsprechenden Erhöhung der AHV-Rente. Und auch die zweite Säule
ist parat, denn bereits im Jahr 2011 wurden im Bundesgesetz über die Berufliche Vorsorge mit den Artikeln 33a und 33b BVG Bestimmungen eingeführt, um die Arbeitsmarktbeteiligung älterer Arbeitnehmender zu fördern. So kann aktuell ab dem 58. Altersjahr bei einer Reduktion des Einkommens bis 50 Prozent der bisherige Verdienst weiterversichert werden. Und als weitere Möglichkeit kann die berufliche Vorsorge maximal bis zur Vollendung des 70. Altersjahrs fortgeführt werden. Bedingung dafür ist die weitere Erwerbstätigkeit. Mit der Vorsorgereform 2020, welche aktuell diskutiert wird, sind weitere Erleichterungen geplant, so sind zum Beispiel die nach Alter gestaffelten Beiträge der 2. Säule nach dem 45. Altersjahr nicht mehr zu erhöhen. GEGEN DIE ALTERSDISKRIMINIERUNG Der OECD-Bericht zur Situation älterer Arbeitnehmender in der Schweiz, publiziert im November 2014, weist im europäischen Vergleich eine überdurchschnittlich hohe Erwerbsquote der über 55-Jährigen in der Schweiz aus. Sie beträgt in der Schweiz nämlich 68 Prozent gegenüber dem europäischen Durchschnitt von 46 Prozent. Dies ist eine sehr erfreuliche Feststellung.
BEI SP I E L : AR B E I T S UN D FI N A N Z I E R UN G S MO DEL L
Z E IT A C H S E 55
58
60
62
65
70 Jahre
B E S C HÄ FTI G U N G 100 %
90%
70% Funktionswechsel
50%
E NTLÖ HNUNG Entlöhnung entsprechend Funktion und Beschäftigungsgrad
VE R S I C HE R UN G Möglichkeit der Weiterversicherung des vollen Lohnes
Es kann z.B. ab dem 58. Altersjahr bei einer Reduktion des Einkommens bis 50 Prozent der bisherige Verdienst weiterversichert werden. Und als weitere Möglichkeit kann die berufliche Vorsorge maximal bis zur Vollendung des 70. Altersjahrs fortgeführt werden.
Fakultative Weiterführung der beruflichen Vorsorge bis BVG-Sparziel Möglichkeit des AHV-Rentenaufschubs
Grafikquelle: zVg, Rita Gisler/Fotoquelle: BilderBox.com
Jedoch weist der Bericht aber auch auf Diskriminierung bei der Rekrutierung, bei der beruflichen Weiterbildung und auch bei der Entlöhnung hin. Eine Studie des Instituts für Organisation und Personal (IOP) der Uni Bern vom Sommer 2014 «Karrieren in der Lebensmitte – mehr Wunsch als Realität» unterstreicht diese Aussagen. Sie zeigt empirisch auf, wie vielerorts im Arbeitsleben Altersdiskriminierung erfolgt, in der Regel begründet durch eine in den Köpfen verankerte Vorstellung von unflexiblen, wenig kreativen und veränderungswilligen älteren Angestellten. RESSOURCEN DER GENERATION 50PLUS Älterwerden ist generationenspezifisch, denn die heute 55-Jährigen altern anders als vor 20 Jahren. Bei der Betrachtung muss von der Prägung der Babyboomer Generation ausgegangen werden. Bei den Babyboomern handelt es sich um die nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen 1943 und 1966 Geborenen. Sie sind im sich entwickelnden Wohlstand und in Friedenszeit aufgewachsen, hatten einen besseren Zugang zur Bildung und damit mehr Karrierechancen. Babyboomer sind in der Regel gesund, aktiv und selbstbestimmt. Aufgrund ihrer Bildung sind sie gut in der Lage, den gesellschaftlichen
und technischen Wandel zu meistern und sich in der heutigen mobilen, sich ständig ändernden Gesellschaft zu bewegen. In der Studie «Talent Scout 60+» hat sich Frau Prof. Dr. Margrit Stamm, em. Ordinaria für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Fribourg, mit den Talenten und der Expertise der Babyboomer-Generation auseinandergesetzt. Die Studie umfasste 450 zwischen 1948 und 1953 geborene Babyboomer. Sie kommt zum Schluss, dass Entwicklung über die ganze Lebensspanne stattfindet. Beim kognitiven Potential gebe es zwar Einschränkungen, aber auch viele nicht ausgeschöpfte Kapazitäten. In der Studie gaben 57 Prozent der befragten noch nicht Pensionierten an, auch nach der Pensionierung erwerbstätig bleiben zu wollen. Wichtige Voraussetzungen für ihre Bereitschaft sind die Anerkennung und Wertschätzung ihrer spezifischen Ressourcen und Fähigkeiten und geeignete Rahmenbedingungen, damit diese zum Vorteil aller Beteiligten genutzt werden können. ERFOLGSMODELL Beim Best Generation Management werden unternehmensspezifische Arbeits- und Finanzierungsmodelle für Ältere entwickelt.
Es gilt, die Ressourcen Älterer zu fördern, potentielle Karriereknicks zu thematisieren und die Vorteile von altersgemischten Teams herauszuschälen. Mit diesem Führungsansatz verbinden sich Teams intergenerational, um voneinander zu profitieren. Erfahrungswissen, Führungsstärke und Sozialkompetenz der Älteren paaren sich mit Flexibilität, Arbeitstempo und technologischem Know-how der Jüngeren. Mit Best Generation Management profitieren Unternehmen so lange wie möglich und sinnvoll von ihren fitten, aktiven und leistungsbereiten älteren Mitarbeitenden. Dabei gestalten die Mitarbeitenden ihre spätere Erwerbsphase eigenverantwortlich mit. KOMPETENZ Im Vordergrund steht sicherlich die Nutzung der knappen Ressource «Fachkräfte» mit dem Ziel, über genügend und geeignetes Fach- und Führungspersonal auf allen Hierarchiestufen zu verfügen und die Schlüsselfunktionen kompetent zu besetzen. Wichtige Voraussetzung für Motivation und Leistungsbereitschaft der Älteren sind Anerkennung und Wertschätzung ihrer spezifischen Ressourcen und Fähigkeiten. Motivation und Leistungsfähigkeiten haben einen positiven Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit. Mit altersdurchmischten, intergenerational verbundenen Teams wird die demografische Entwicklung rechtzeitig abgebildet und das Image einer modernen, zukunftsfähigen Arbeitsgeberin gestärkt. Und last but not least leistet Best Generation Management einen langfristigen Beitrag an Kundenbindung und Kundenzufriedenheit.
DIE AUTOREN
Rita Gisler, Inhaberin von Rita Gisler STRATEGIEN, ist Expertin für Altersfragen und Unternehmensentwicklerin. Sie berät Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung und wirkt mit in strategischen und wissenschaftlichen Projekten. strategien@ritagisler.ch René Moser, Geschäftsführer der HumanExcellence AG, unterstützt Unternehmer und ist Themenführer für die Leistungsbereitschaft von Menschen im Arbeitsprozess. rene.moser@humanexcellence.ch Rita Gisler und René Moser haben Best Generation Management entwickelt und begleiten die Einführung.
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MANAGEMENT
Alles im Griff UZ-SERIE FRAUEN IM MANAGEMENT Seit Januar ist Sarah Springman neue Rektorin der ETH Zürich. Der grossen Verantwortung und Herausforderung begegnet sie mit viel Herzlichkeit und britischem Humor. TEXT A N N I N A H A L L E R
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arah Springman ist sich der grossen Verantwortung bewusst, die sie auf ihren Schultern trägt. Seit Anfang dieses Jahres ist sie neue Rektorin der ETH Zürich. Somit steht sie gemeinsam mit dem ETH-Präsidenten Lino Guzzella an der Spitze einer universitären Hochschule, die in verschiedenen weltweiten Rankings regelmässig einen der vordersten Plätze belegt. Als Rektorin ist sie dafür verantwortlich, dass die Lehre stets auf dem hohen Niveau ist, für das die Hochschule bekannt ist. ZUR WAHL EMPFOHLEN Eigentlich hatte Sarah Springman nie die Absicht, Rektorin zu werden. Sie war deshalb überrascht, als ihre Kolleginnen und Kollegen aus ihrem Departement sie zur Wahl empfohlen hatten. Dass sie sich innerhalb ihres Departements stets durch Qualität und Begeisterung für Fach und Lehre hervorgetan hatte, kam ihr nun also zugute. Sarah Springman gehört schon viele Jahre zum 36
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Kollegium der ETH Zürich. 1997 trat sie ihr Amt als ordentliche Professorin für Geotechnik an. Ihr Forschungsinteresse gilt dabei der Interaktion zwischen Boden und Bauwerken sowie den geotechnischen Aspekten von Naturgefahren. Dass ihr Herz für diese Disziplin schlägt, ist eindeutig zu spüren, nicht zuletzt dank ihrer Vorliebe für technische Metaphern. Auch sie selbst wirkt geerdet und scheint auf dem Boden der Tatsachen geblieben zu sein: Sie weiss, welche Aufgaben ihr zukommen, und welche sie lieber an andere delegieren sollte. Ob sie für das Amt der Rektorin geeignet ist, hat sie sich bis kurz vor der Wahl nie überlegt. Zu diesem Zeitpunkt aber überprüfte sie nochmals genau, ob sie die Anforderungen auch erfüllen kann. «Typisch Frau», meint Sarah Springman. «Frauen überlegen sich immer im Vornherein, ob sie alle erforderlichen Qualitäten für einen Job erfüllen. Erst dann wagen sie sich zu überlegen, ob sie sich dafür bewerben sollen.»
FRAUEN VON DER VENUS, MÄNNER VOM MARS Männer seien bei solchen Überlegungen anders. Sie seien schneller einmal von ihren Fähigkeiten überzeugt. So verallgemeinernd Aussagen in diese Richtung sind, «gibt es sicherlich gewisse Tendenzen, dass Frauen und Männer leicht anders funktionieren. Women are from venus, men from mars», sagt Sarah Springman. An dieser Volkswahrheit scheint tatsächlich etwas Wahres dran zu sein. Sarah Springman liegt die Frauenförderung am Herzen. Gerade für technische Fachbereiche sollen Frauen und Mädchen schon früh gewonnen werden. Sarah Springman als Bauingenieurin ist hierfür das beste Vorbild. Sie zeigt, dass es durchaus möglich ist, Erfolg in einer vermeintlichen Männerdomäne zu haben. Dass sie vom eigenen Departement für das Amt der Rektorin vorgeschlagen und schliesslich gewählt worden ist, zeigt, dass sowohl ihre männlichen als auch ihre weiblichen Kollegen von ihren Fähigkeiten überzeugt sind. Sie selbst schätzt diesen «Beweis»
zu wenig Selbstvertrauen verfügen. «Werden Männer und Frauen aber von Anfang an gleich behandelt, fördert das unsere Chancen auf Qualität und Diversität», meint Sarah Springman. Schliesslich ist sie auch dafür verantwortlich, dass sämtliche Studierende eine Ausbildung hoher Qualität erhalten. Ihre Verantwortung besteht demgemäss nicht nur gegenüber den Studierenden, sondern auch gegenüber der Schweiz. «Ich gehe irgendwann in Pension. Die Studierenden von heute sind dann aber die Menschen, die die Schweiz tragen werden. Diese Verantwortung ist mir durchaus bewusst», sagt sie. Fachkräfte sind ein wichtiger Teil des Kapitals eines Staates. Weil der Staat aber vorgängig selbst viel in deren Ausbildung investiert – die ETH Zürich erhält für Forschung und Lehre 1.2 Milliarden im Jahr –,
«WERDEN MÄNNER UND FRAUEN ABER VON ANFANG AN GLEICH BEHANDELT, FÖRDERT DAS UNSERE CHANCEN AUF QUALITÄT UND DIVERSITÄT» Foto: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager
ihrer Fähigkeiten genauso und weiss, dass es ein Zeichen setzt: «Ich glaube, als Rektorin bin ich quasi ein ‹silent witness› dafür, dass es für Frauen ebenso möglich ist, auf die höchsten Stufen zu kommen.» GLEICHE CHANCEN FÜR ALLE Heutzutage sind die Frauen sichtbarer geworden, sie setzen sich für ihre Bildung ein. Und ist der Anfang einmal gemacht, läuft das Folgende fast von alleine. «Irgendwann war die kritische Masse erreicht. Ab einem gewissen Punkt gab es genügend Frauen an der Universität, dass der blosse Umstand, dass Frauen anwesend waren, nicht mehr so auffiel», sagt Springman. Sarah Springman ist aber keineswegs bloss um ihre weiblichen Studierenden bemüht. Kämpft man um Gleichberechtigung, müssen beide Geschlechter zusammenarbeiten. Darum will sie auch ihre männlichen Studenten nicht aus den Augen verlieren, denn es gebe genügend Studenten, die über
muss dafür gesorgt werden, dass die Qualität der Ausbildung stimmt. SPORTLICHES VERHALTEN Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist der ETH-Rektorin auch im Sport sehr wichtig. Ihr Herz schlägt nämlich nicht nur für die Bildung, sondern auch für den Sport – und zwar vor allem für die Disziplin des Triathlons. Als Co-Chair der International Triathlon Union Women’s Commission setzte sie sich für eine Police ein, welche die gleichen Bedingungen, die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit und die gleichen Preisgelder für Frauen und Männer im Triathlon vorsieht. Frauen und Männer verausgaben sich hier meist Seite an Seite. Darum ist es ihr wichtig, dass sie auch die gleiche Anerkennung erhalten. Sich dafür einzusetzen, sei nicht immer einfach. In vielen Sportarten sei man leider noch nicht so weit, dass Frauen gleich viel Platz oder Anerkennung zugesprochen bekommen wie ihre männlichen Kollegen.
Budgets, Sponsorings und Gewinnprämien unterscheiden sich in vielen Sportarten bei Männern und Frauen teilweise massiv. Je weniger Aufmerksamkeit Frauen vom Publikum erhalten, desto unattraktiver sind sie für Werbeaufträge von Unternehmen. Daraus folgt ein kleineres Budget für Lohnzahlungen. Und somit können sich auch weniger Frauen auf eine Profi-Karriere einlassen – zu gross ist der finanzielle Druck. Ein Teufelskreis. Dass daran gearbeitet werden muss, ist für Sarah Springman klar. Aber eben nicht gegen die Männer, sondern mit ihnen. GEISTIGE UND KÖRPERLICHE BALANCE Woher ihre Leidenschaft für den Triathlon eigentlich komme? «Hier bei uns in der Schweiz kann das Leben ziemlich bequem sein», beginnt Sarah Springman. Im täglichen Job bewege man sich zumindest physisch meist innerhalb der eigenen Komfortzone. «Die Grenzen dieser Komfortzone kann man mit Training oder stetem Lernen ausweiten, bis sie mit zunehmendem Alter vielleicht wieder enger werden», lacht Springman und fügt an: «Im Bauingenieurwesen sprechen wir nicht von der Komfortzone, sondern der Fliessgrenze.» Als weekend warrior beim Triathlon könne sie ihre eigene Fliessgrenze ausweiten. Der Sport helfe ihr, einen Ausgleich zur anspruchsvollen geistigen Arbeit herzustellen. Der Triathlon stelle eine besondere Herausforderung dar, weil verschiedene Bewegungsabläufe zusammenkommen. Langweilig wird einem so nie. Zudem ist man oft stundenlang unterwegs, muss Körper und Kopf meist gleichermassen fordern. Beendet man einen Triathlon erfolgreich, stellt sich laut Sarah Springman immer ein unglaubliches Gefühl des Stolzes ein. Und nicht zuletzt sei der Triathlon auch eine gute Übung, um Alltägliches nicht zu schwer zu nehmen. «Wenn man einmal mit 1500 Menschen am Start des Hawaii Ironman gestanden ist und schliesslich überlebt, kann man alles, was man im Beruf oder an der Uni antrifft, relativieren», sagt Springman mit einem Schmunzeln. GUTES TEAM Sport dient an der ETH offenbar auch der Team-Bildung. Sarah Springman erzählte uns, dass sie noch am Morgen unter anderem mit Lino Guzzella, dem ehemaligen Rektor und jetzigen Präsidenten der ETH Zürich, mit dem Ruderboot unterwegs war. Hier mussten sie sich genauso aufeinander verlassen können wie an der Universität. Und Bugfrau Springman versicherte Lino Guzzella, der als Schlagmann den Rhythmus setzte: «Don’t worry Lino, I‘ve got your back!». Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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PROMOTION
Ist Elektromobilität in der Praxis angekommen? Zu diesem Thema hat Mobility Solutions AG, die bekannte Full-Service-Flottenmanagerin, zum 8. Mobility Solutions Forum in Bern eingeladen. Über 120 Gäste, vorwiegend Kunden und Kenner der Automobilbranche Schweiz, liessen sich zum Thema «Elektromobilität – daily business» elektrifizieren.
Peter Affolter, Professor for Automoive Electronics im sportlichen «erod» von Kyburz.
Rahel Bonny, CEO von Mobility Solutions AG, im Twizy.
Hervorragende Referenten gaben aus ihrem Fachgebiet interessante und wissenswerte Informationen. Kritisch beleuchtet wurden auch Themen zu den CO2 Emissionen der Neuwagen und der SUV (Sport Utility Vehicle) als Cash Cow. Welches sind die zentralen Themen, die bis 2025 die Autowelt bestimmen? Das automatisierte Fahren fährt einer realistischen Zukunft entgegen. Der technische Innovationsschub ist spannend und lädt zu vielen Spekulationen ein. AUSGIEBIGE TESTFAHRTEN Die Eingeladenen konnten sich am 8. MoS-Forum mit den neusten Elektro-Mobilen mit ausgiebigen Testfahrten von der Alltagstauglichkeit und einfachen Bedienbarkeit der neusten, elektrisch betriebenen Automobile überzeugen. Zur Verfügung standen Fahrzeuge der Marken, BMW, Nissan, Renault, E-Force, Tesla, VW, Kyburz und Stromer. Der Fahr-Spass war garantiert. Die Mobilitätsentwicklung und Nachhaltigkeit wird heute als Zukunftskonzept für das Bestehen eines Unternehmens in einem sich dauernd verändernden Umfeld verstanden und damit nicht
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Der 18 T Elektro-LKW E-Force «Silencio».
nur als Kostenfaktor, sondern auch als Wettbewerbsfaktor gesehen. E-Fahrzeuge werden immer günstiger und die Reichweite der Batterien gewinnen durch intensive Forschung und rasanter Entwicklung immer mehr an Leistung. Die Post-Tochter Mobility Solutions AG versteht sich als Mobilitätsmanagerin und entwickelt für ihre Kunden Mobilitätskonzepte und –lösungen für nachhaltiges Flottenmanagement.
8. MOBILITY SOLUTIONS FORUM
Kurt Hug, Professor für Fahrzeugelektrik und –Elektronik und Automobiltechnik referierte zum Thema «Automotive Trends und Herausforderungen». Verbrauch, Sicherheit, Roadmap für autonomes Fahren sind nur einige der Trends, die zukünftig die Autowelt bestimmen. Beherrschende Themen bis 2020 sind sicher das starke Wachstum in den Schwellenländern und neue Richtlinien über die Entwicklung der Infrastruktur alternative Kraftstoffe.
Das beeindruckende Konzept von Tesla vermittelte Jochen Rudat, Country Director Schweiz für Tesla Motors. Ziel und Auftrag von Tesla ist es «to accelerate the world’s transition to sustainable transport» Zitat von Elon Mask CEO von Tesla. Weiter will Tesla die Technologie auch einer breiten Nutzergruppe zugänglich machen. Mit dem «Model 3» wird Tesla ein Auto lancieren, das sich ungfähr im selben Segment wie ein VW-Golf bewegt. Wir sind gespannt.
«Der LKW-E-FORCE ONE ist der Tesla der LKW’s» sagt Flavio Cueni, verantwortlich für PR und Kommunikation bei E-FORCE ONE AG. Bereits wird heute der neunte LKW produziert. Das Projekt E-FORCE hat nationale und internationale Preise gewonnen wie z.B. den Klimapreis in Zürich oder den Bundespreis Ecodesign in Berlin. Der «bessere Lastwagen» E-FORCE überzeugt durch seine Wirtschaftlichkeit und könnte das Elektrifizierungspotential auf der Stadtebene forcieren.
MARKETING
Glace Kult MARKE DES MONATS VON S T E F A N V O G L E R
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emand entwickelt höchste Verehrung und Bewunderung mit einer starken emotionalen Beziehung zu einem Objekt.» So wird ein «Kult» beschrieben, den nur wenige Marken erlangen. Als der Zürcher Grafiker Hans Uster 1975 die mittlerweile legendären Illustrationen Seehund, Bär und Affe für die Vanille-, Chocolat- und Erdbeer-Glace der Migros kreiert hat, war die süsse Marke rasch beliebt. Aber noch lange nicht Kult. Heute feiert die dank
konstanter und kontinuierlicher Markenführung zum Klassiker gereifte Eigenmarke den 40. Geburtstag. Happy Birthday! Nicht erst seit gestern ist der Glace-Markt von hoch professionellen, meist globalen Markenartikeln geprägt. Dass der orange Riese im kompetitiven Wettbewerbsumfeld eine Kultmarke aufbauen konnte, verdient Anerkennung. Die auch farblich einprägsamen Verpackungen mit den sympathischen Tierillustrationen haben neben den klassischen «Stängeliglace» mit dem feinen
Zahnarztbesuch war für mich Juli/August 2015: trotz fleissigem Elmex-Gebrauch ein Albtraum. Weil die Praxis im 1. OG der Migros domiziliert war, lockte mich meine Mutter stets mit dem Versprechen «... danach www.migros.ch/glace-klassiker gibts eine Seehund-Glace von Schokoladeüberzug den der Migros» auf den Löwenanteil am Erfolg. elenden «Zahni»-Stuhl. Von Jung bis Alt ist diese Und wenn es vorbei Marke beliebt und äuwar, war allen gedient: sserst begehrt. Der Zahnarzt konnte Ein Kultstatus lässt einen schmerzerdulsich nicht gezielt aufdenden Zappelphilipp bauen. Für mich ist und behandeln, meine Mutter bleibt die Vanille-Glace schonte ihre Nerven und mit dem Seehund eine ich schleckte zufrieden. hoch emotionale KindHeute erfreut dieselbe heitserinnerung. Jeder Glace meine Kinder. MARKE DES MONATS
Ich gratuliere und danke dem Markenschöpfer Uster und wünsche uns einen heissen Sommer mit tierisch-erfrischendem Genuss. Und keine Bange, es gibt die kultigen «Stängeli-glace» im Multipack. STEFAN VOGLER
Der Autor berichtet über die aktuelle Markenführung einer grossen oder kleinen, globalen, nationalen oder lokalen, altbewährten, aufgefrischten oder neuen Marke. www.markenexperte.ch
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Versteckte Lager-Schätze INDUSTRIALBOARD Viele Industrie-Unternehmen werden das Problem kennen: Technischer Fortschritt und stetige Neuerungen führen dazu, dass gewisse Einzelteile oder ganze Maschinen obsolet werden. Soll man diese Artikel nun im Lager verstauben oder gleich ganz verschrotten lassen? Dank einem innovativen Unternehmen ist beides nicht nötig. TEXT A N N I N A H A L L E R
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er eine alte Lego-Sammlung, eine geerbte Uhr oder ein Sammlerobjekt nicht mehr zu Hause verstauben lassen, aber auch nicht fortwerfen will, hat mit Onlineportalen wie Ricardo oder Ebay zahlreiche Möglichkeiten. Für Gegenstände aus dem Privatgebrauch ist es ziemlich einfach, mit möglichen Käufern in Verbindung zu treten. Was beim einen nur rumliegt und Platz wegnimmt, ist möglicherweise für den anderen die noch letzte gesuchte Position in der lange gepflegten Privatsammlung. Wie sieht dies aber aus, wenn Industriegüter in den Lagern von Firmen verstauben und Platz wegnehmen? Können auch hier ganze Maschinen, Werkzeuge oder Einzelteile einen neuen Besitzer auf Ebay und dergleichen finden? Möglich ist dies sicherlich, doch laut Stephan Gemke, dem Geschäftsführer der IndustrialBoard GmbH, sind die Bedingungen nicht ideal. NEUE LÖSUNG Ein Online-Shop muss ständig gepflegt werden. Unternehmen, die ihre Produkte im Internet vertreiben möchten, müssen technisch ständig auf dem neuesten Stand sein und ihre Produkte auch konsequent bewerben. Dafür muss im jeweiligen Unternehmen auch immer das nötige Know-how vorhanden sein. Noch schwieriger wird es, wenn der Vertrieb von Klein- oder Einzelteilen im Internet gar nicht zum Alltagsgeschäft gehört. Geht es einem Unternehmen darum, alte Lagerbestände nicht zu verschrotten, sondern zu barem Geld zu machen, ist es mit einem externen Online-Shop meist besser beraten. So kann es das nötige Know-how an einen Anbieter outsourcen, der das nötige Know-how mitbringt. Ein solcher Anbieter ist die Industrialboard GmbH mit seinem Marktplatz 40
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www.industrialboard.ch. Dort lassen sich mechanische, pneumatische, hydraulische und elektronische Komponenten sowie Werkzeuge zum Verkauf anbieten. Weiterentwicklungen und Sortimentsbereinigungen in den Unternehmen führen oft dazu, dass einzelne Teile obsolet werden. Anstatt nun diese unbenutzten, aber noch einwandfreien Teile zu vernichten – und dadurch Geld aufzuwenden – können sie mit der unabhängigen Online-Plattform attraktive Zusatzerlöse generiert werden. Also Umsatz, mit dem man vorher nicht gerechnet hat. MÖGLICHST BREIT AUFLISTEN Stephan Gemke rät, möglichst vielfältig vorzugehen und alle Artikel auf das Portal zu stellen, die im eigenen Unternehmen nicht mehr gebraucht werden. Man stelle erst im Nachhinein fest, was wann einen Absatz findet. Benötigt ein Unternehmen einzelne Ersatzteile für möglicherweise bereits ältere Maschinen, findet er bei einem anderem vielleicht genau diese. Für erstere bedeutet dies die erforderliche Kontinuität im Betrieb, für letztere neu gewonnener Platz im Lagerraum sowie zusätzlicher Umsatz. Eine Win-Win-Situation. Der Einkauf ist ein wichtiger Bestandteil in der Kostenstruktur eines Betriebes. Bei Industrialboard können Käufer und Verkäufer über den Preis verhandeln. Auf diese Weise ist es möglich, die Einkaufskosten im Betrieb insgesamt zu minimieren. Vielen Verkäufern geht es darum, deutliche Mengen des Lagerbestandes loszuwerden. Zehn Prozent mehr oder weniger Erlös sind daher vermutlich kaum entscheidend. Ein Plus an Umsatz ist es so oder so, denn mit vollen Lagern verliert man das Geld nur. PRODUKTSPEZIFISCHE EINGABEMASKEN Was aber macht Industrialboard zum besseren Online-Vermarktungs-Partner als die
besser bekannten Portale Ebay oder Ricardo? Denn auch dort sind durchaus einige Industriegüter zu finden. Doch laut Stephan Gemke ist der Grund dafür wohl eher auf einen Mangel an Alternativen zurückzuführen. Und nicht auf eine besonders industriegerechte Nutzungsmöglichkeit. Der Einstellungsprozess ist wenig automatisiert und produktspezifische Eingabemasken, die den verschiedenen Verrichtungsarten, Materialeigenschaften oder Abmessungen Rechnung tragen, fehlen. Für ein Industrieunternehmen, das womöglich Hunderte von Einzelteilen in einem Online-Shop einstellen muss, ist dies wenig benutzerfreundlich. Bei Industrialboard.ch können die gewünschten Artikel direkt aus Excel, einem ERP-System oder auch manuell hochgeladen werden. Anschliessend können diese mit Produktbildern verknüpft werden, wofür das Startup extra eine Foto-App entwickelt hat. Die Preiseingabe sowie optionale ergänzende Produktbeschreibungen, Anleitungen oder Baupläne runden den Einstellungsvorgang ab. Durch die produktspezifischen Eingabemasken unterscheiden sich die auszuwählenden Attribute. «Stellt man einen Motor ein, erhält man andere Attribute zur Auswahl als bei Kugellagern oder elektronischen Komponenten», sagt Stephan Gemke. PREISPOLITIK Genauso wie der Einstellungsprozess ist auch das Pricing auf B2B-Erfordernisse ausgerichtet. Man kann sich beim Einstellen zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden. Entweder zahlt man eine Verkaufsprovision vom Nettopreis oder man bezahlt eine monatliche, niedrige Einstellgebühr. So zahlt man also entweder bis zum Verkauf der Ware nichts oder beim Verkauf der Ware nichts. Die erste Variante ist das Kommissionsmodell mit 13.5 Prozent – einem für On-
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line-Portale üblichen Tarif. Bei der zweiten Variante bezahlt man eine Einstellgebühr von maximal zwei Franken pro Gesamtmenge eines Produkts im Monat. Bei tausend Stück eines Produkts liegt die Gebühr also im Promillebereich. Wer viel vom selben Produkt oder besonders teure Industriegüter veräussern möchte, profitiert hierbei besonders stark. «Es sind aber auch individuelle Vereinbarungen möglich», sagt Stephan Gemke. Der Vorteil von Industrialboard liegt auch darin, dass nirgendwo versteckte zusätzliche Kosten liegen und man für jedes Produkt jenes Preismodell auswählen kann, das am besten passt. UNTERNEHMEN Grundsätzlich kann jede und jeder Industrialboard nutzen. Auch Privatpersonen können ihre Artikel über das Onlineportal kaufen und verkaufen. Laut Stephan Gemke gibt es in der Schweiz eine recht grosse Anzahl an «Hobby-Maschinisten». «So nennen vielleicht einige eine Fräsmaschine ihr Hobby», sagt Gemke. Gut vorstellbar also,
BENÖTIGT EIN UNTERNEHMEN EINZELNE ERSATZTEILE FÜR MÖGLICHERWEISE BEREITS ÄLTERE MASCHINEN, FINDET ER BEI EINEM ANDEREM VIELLEICHT GENAU DIESE. INDUSTRIALBOARD BRINGT BEIDE ZUSAMMEN. dass dafür auch mal kleine, sonst nicht mehr erhältliche Einzelteile kaputtgehen und ersetzt werden müssen. Verkäufer und Käufer sind aber meist Unternehmen. Für diese gibt es bei Industrialboard die sehr praktische Möglichkeit einer Shop-in-Shop-Lösung. Für Käufer ist dies insofern auch von Vorteil, dass sie gezielt nach einzelnen Herstellern oder Marken filtern können. Dass Industrialboard.ch sich um die Bedürfnisse von Unternehmen gerade im B2B-Bereich bemüht, hat sicherlich auch damit zu tun, dass ein solches hinter der ganzen Idee steht. Die Idee, ein Online-Portal für die Industrie zu schaffen, kam ursprünglich von Peter Daetwyler, dem Inhaber des gleichnamigen Maschinenbauers, Daetwyler Industries bzw. MDC Max Dätwyler AG. Somit war der Konzern beim Gründungsprozess von Anfang an dabei. Der Vorteil am Team um Peter Dätwyler und Stephan Gemke ist, dass eine diversifizierte Mischung aus jüngeren und erfahreneren Mitarbeitern entsteht. Online-Flair und unternehmerische Erfahrung gehen so Hand in Hand. Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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Schlüssel zum Erfolg ULRICH GRAF Seit gut vierzig Jahren treibt Ulrich Graf Kaba voran, inzwischen als VRP. Hinzu kommen Mandate in weiteren gewichtigen Schweizer Industrieunternehmen. Unabdingbar ist in seinen Augen dabei das Verständnis der eigenen sowie der benachbarten Branchen. INTERVIEW A N N I N A H A L L E R , C H R I S T O P H H I L B E R
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lrich Grafs Ingenieur- (und Piloten-) Seele hat Wesentliches zum Erfolg von Kaba beigetragen.
Sie sind nach langer operativer Karriere nun seit ca. zehn Jahren Profi-VR in Ihrem «eigenen» und weiteren Schweizer Industrieunternehmen. Was treibt Sie an, diese verantwortungsvollen Positionen in einem sehr hektischen Markt innezuhaben? ULRICH GRAF Vorab vielleicht noch eine Bemerkung: «Profi-VR» gefällt mir nicht. Das klingt so distanziert. Wie würden Sie ihren grossen Erfahrungsschatz denn eher umschreiben? Ich würde mich einfach als engagierten Verwaltungsrat bezeichnen. Ich führe gerne Menschen und arbeite gerne mit ihnen zusammen. Wenn man die richtigen um sich hat, kann man Unternehmens-Strategien besprechen und sie schliesslich auch umsetzen. Nur umgesetzte Strategien sind gute Strategien. Wenn man Erfolg dabei hat, ist es ein angenehmer Nebeneffekt, dass sich auch das Salär entsprechend verändert. Geld war zwar nie meine Triebfeder, aber ein kleiner Zustupf ist trotzdem nicht schlecht. Was mich weiter antreibt, ist meine Ingenieur-Seele. Technik fasziniert mich heute noch. Wie wird man VR in den Firmen Ihrer Mandate? Da gibt es kein Standardrezept. Ich glaube, man muss genügend lange in einer einfluss-
reichen, operativen Position gewesen sein, in der man sein Können bewiesen hat. Aufgabe des Umfeldes ist dann, zu erkennen, wer auch als VR geeignet ist. Meine ausschlaggebende Position war CEO bei Kaba. Irgendwann haben die Leute gemerkt, wer da im Hintergrund geschoben hat. Immerhin bin ich mittlerweile fast 40 Jahre lang bei Kaba. Und wenn man einmal auf Sie aufmerksam geworden ist, kann es auch vorkommen, dass man sich vor Angeboten fast nicht mehr retten kann. Dann mussten Sie sich auch die richtigen herauspicken? Genau, da habe ich mir einige herausgepickt. Das ist auch der Grund, weshalb ich so viel machen kann: Ich habe die richtigen ausgewählt. Alle diese Mandate sind Industriefirmen – ausser der Rega natürlich, aber hier greift meine Pilotenseele – und haben mindestens in einer Sparte mit Gebäuden zu tun. Und damit kenne ich mich nun eben aus.
müssen Sie ausführen. «L’abilité de donner une réponse» – «respons-abilité». Das müssen Sie ausüben. Was Sie ansprechen, ist die Haftung. Die Haftung, die man im schlecht verlaufenen Fall tragen muss. Welche Verantwortung tragen Sie bezüglich Unternehmensgewinn? Ein nachhaltiger Gewinn in einem Unternehmen ist ein absolutes Muss. Es gibt nichts Sozialeres als nachhaltigen Gewinn. Nur weil Sie Gewinn machen, können Sie sich sozial verhalten. Das heisst nicht, dass sich jeder, der Gewinn macht, auch sozial verhält (lacht). Leider habe ich noch keine Methode gefunden, wie man ohne Umsatz direkt Gewinn machen kann (lacht wieder). Auch ohne das vierteljährliche Hyperventilieren an der Börse müssen Sie abliefern. Man will Wachstum – einerseits beim Umsatz, andererseits beim Gewinn. Umsatzwachstum ist organisches Wachstum, dafür müssen Sie Ihre Kunden überzeugen. Mit dem Gewinn-
Hält einen die Verantwortung nachts auch mal wach? Grundsätzlich habe ich ein grosses Urvertrauen. Darum kann ich auch mit ungelösten Problemen ins Bett. Wenn Sie Unternehmer spielen wollen, müssen Sie damit leben können. Sonst sind Sie wenig problemresistent und als CEO weniger geeignet. Dennoch tragen Sie doch mit den verschiedenen Firmen eine grosse Verantwortung. Verantwortung trägt man doch nicht, die
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«WAS MICH WEITER ANTREIBT, IST MEINE INGENIEUR-SEELE. TECHNIK FASZINIERT MICH HEUTE NOCH.» 42
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wachstum landen Sie irgendwann auf dem Marktwachstum. Man kann die Konkurrenz mit besseren Methoden und Produkten nicht ewig überflügeln. Darum lohnt sich von Zeit zu Zeit eine kluge Akquisition. Was ist denn eine kluge Akquisition? Sie brauchen Komplementarität. Und zwar im Produkteportfolio, in der Wertschöpfungskette und in der Geografie. Was sind die grössten internen und externen Herausforderungen des VRs? Das Geschäft zu verstehen. Ich habe schon oft erlebt, dass selbst erfahrene Verwaltungsräte nicht einmal die wichtigsten Konkurrenten des Unternehmens aufzählen konnten. Man muss das Geschäft, die Branche und die KPIs kennen, sonst funktioniert das nicht.
Gibt es genügend Frauen, die in den VRs unternehmerisches und technisches Know-how einbringen? Diejenigen Frauen, die sich einen Namen in diesem Umfeld gemacht haben, können sich momentan vor VR-Mandaten kaum retten. Diejenigen, die an irgendwelchen VR- Programmen zur Frauenförderung teilnehmen, stehen etwas verloren da. Man kennt diese kaum, weil sie sich nicht vorher im operativen Bereich etabliert haben. Die Frauenquote ist in meinen Augen der falsche Weg. Welche Herausforderungen gibt es mit der Konkurrenz? Ich habe mich immer auch in den Nachbar-Branchen informiert. Denn hier kann es passieren, dass plötzlich etwas
vorangetrieben wird, das einen selbst substituiert. Wir haben aus unseren Nachbar-Branchen sehr früh gelernt, dass man zum Beispiel das Smartphone als Zutrittsmedium gebrauchen kann. Besteht in dieser ganzen Digitalisierung nicht eine gewisse Kannibalisierungsgefahr? Nein, glaube ich nicht. Als ich vor 40 Jahren hier angefangen habe, habe ich festgestellt, dass die Sicherheitsbranche 150 Jahre lang geschlafen hat. Damals hatte Linus Yale das Zylinderschloss erfunden. Seither war nichts mehr passiert. Was macht man also als Ingenieur? Man differenziert sich durch Technik. Wir haben unsere Branche aufgeweckt, weil wir dauernd Innovationen auf den Markt brachten, denen alle anderen teilweise nachrennen mussten. Sind Sie als VRP noch immer so nahe am technischen Geschehen? Sie werden nicht viele VRPs finden, die so viel vom Geschäft verstehen wie ich vom Kaba-Geschäft. Hier muss ich mich immer etwas zurückhalten. Ich würde gerne jeden Tag zwei Stunden in unsere Entwicklungsabteilungen gehen. Aber es ist klüger, Innovation an jüngere, bessere Ingenieure zu delegieren.
ZUR PERSON Ulrich Graf wurde am 16. Mai 1945 in Winterthur geboren. Nach der Matura und dem Elektroingenieurstudium an der ETH Zürich wurde er Technischer Leiter der Procalor AG in Zürich, bevor er 1976 die Geschäftsführung verschiedener Bauer Kaba Gesellschaften übernahm. 1984 wurde Ulrich Graf Mitglied der Unternehmensleitung und 1989 Mitglied des Verwaltungsrates der Kaba Holding AG in Rümlang. 1990 bis 2006 war er CEO und Delegierter des Verwaltungsrates, den er seit 2006 präsidiert. Weitere Tätigkeiten sind: Präsident Verwaltungsrat Dätwyler Holding AG, Griesser Holding AG; Verwaltungsrat Georg Fischer AG, Feller AG; Mitglied Präsidialrat Dekra e.V.; Stiftungsratspräsident der Rega Schweiz. 1966 wurde Ulrich Graf als Militärpilot brevetiert und flog diverse Flugzeuge und Helikoptertypen der Luftwaffe. Er ist auch heute noch fliegerisch aktiv und der Aviatik verbunden.
Was hat Kaba an sich, dass Sie dieser Firma so lange treu geblieben sind? Kaba ist schon längst nicht mehr Kaba. Ich habe diese Firma oft verändert. Darum bin ich eigentlich immer wieder in einer neuen Firma gewesen, konnte aber fast immer Mitarbeiter und Verwaltungsrat überzeugen, wie diese Firma aussehen soll. Mir wurde es nie langweilig. Was es aber braucht, ist die Fähigkeit, qualifizierte Leute anzuziehen und durch gute Führung auch zu halten, indem man ihnen den Spass an der Arbeit nicht nimmt. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie verändern? Dass man den Föderalismus in einer vernünftigen Form weiterentwickelt. Weiter sollten wir die Initiativbedingungen den heutigen Verhältnissen anpassen. Für alles gibt es Kommissionen: Eine Übernahmekommission, Kartellrechtskommission, Finma etc. Wieso nicht auch eine Initiativkommission? Eine die sagt, was in die Verfassung gehört und was nicht. Persönlich wünsche ich mir, dass ich weiterhin die Kraft dazu habe, zu verändern, was ich verändern kann; die Gelassenheit, zu ertragen, was ich nicht verändern kann sowie die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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Kosten im Griff AUTOMOBILINDUSTRIE Direktimport oder heimisches Angebot nutzen? Für einen repräsentativen Vergleich dieser beiden Optionen lohnt es sich, neben der Wiedervermarktung und den Preisvorteilen auch Unterhaltskosten und Sanktionen zu berücksichtigen. Letztere können schnell mehrere tausend Franken betragen. TEXT M A R T I N E R B
VERGLEICH GESAMTBETRIEBSKOSTEN (TCO***) D/CHI In der folgenden Tabelle wird der direkt importierte Land Rover (kalkuliert mit 8 Prozent Nachlass auf den deutschen Listenpreis) mit dem Angebot des Schweizer Importeurs verglichen. Kostenposition
Leasingrate* (1) Wartung / Reparatur* Reifenersatz* Versicherung** Kraftstoff** Strassenverkehrssteuer** Verwaltungsgebühr* Total TCO*** pro Monat Total TCO*** 48 Monate
Direktimportiertes Fahrzeug (in Franken) 679 106 116 110 258 38 20 1327 63 696
Schweizer Fahrzeug (in Franken) 905 27 116 110 258 38 20 1 474 70 752
Preisvorteil Direktimport (in Franken) 226 – 79
147 7 056
* Netto pro Monat, zuzüglich 8 Prozent Mehrwertsteuer * * Pro Monat Mehrwertsteuer-frei (1) Konditionen Land Rover Evoque: Laufzeit 48 Monate / 25 000 Km pro Jahr. *** Total Cost of Ownership (TCO, Gesamtbetriebskosten) ist ein Abrechnungsverfahren, das Verbrauchern und Unternehmen helfen soll, alle anfallenden Kosten von Investitionsgütern (wie beispielsweise auch bei Software und Hardware in der IT) abzuschätzen.
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n der fünften Ausgabe der Unternehmerzeitung haben wir die Frage beleuchtet, ob sich der Direktimport von Firmenfahrzeugen für Unternehmen lohnt und dafür die zwei Beispiele Citroën C4 und Land Rover Evoque Si4 berechnet. Dabei wurde deutlich, dass beim Direktimport von kleineren Fahrzeugen wie dem Citroën verschwindende Preisvorteile resultieren. Die Berechnung des Land Rovers zeigte jedoch auf, dass durch den Direktimport bei
teureren Fahrzeugen durchaus Preisvorteile von über 10000 Franken resultieren können. Für einen repräsentativen Vergleich über die ganze Lebensdauer des Fahrzeugs müssen jedoch auch die Wiedervermarktung und die Unterhaltskosten betrachtet werden. SANKTIONSZAHLUNGEN Gerade teure und hochmotorisierte Fahrzeuge sind von den Sanktionszahlungen im Rahmen der Verordnung für die Verminderung der CO2-Emissionen für Personenwagen betroffen. Für den Range Rover fallen bei Zulassung in 2015 lediglich 30 Franken Sanktionszahlung an. Das kann in dieser Betrachtung somit vernachlässigt werden. Bei anderen Fahrzeugen können diese Sanktionszahlungen aber schnell mehrere tausend Franken betragen und so deutlich ins Gewicht fallen. SERVICEKOSTEN Die Premium-Hersteller bieten in der Schweiz Servicepakete an, die im Katalogpreis bereits enthalten sind. In Deutschland hingegen können diese Pakete teilweise nur gegen Aufpreis dazu bestellt werden oder sind gar nicht erst verfügbar. Für den Range Rover Evoque haben wir über die unterstellte Nutzungsdauer einen Gegenwert in Höhe von 3775 Franken errechnet. RESTWERT Sehr kontrovers wird in unserer Branche die Restwertstabilität von direkt importierten Fahrzeugen diskutiert. Die Mehrzahl der Experten ist der Meinung, dass direkt importierte Fahrzeuge als Gebrauchtwagen um die 10 Prozent weniger Wert haben als ein vergleichbares, offiziell in der Schweiz verkauftes Fahrzeug. Diese Einschätzung kann jedoch nicht durch aussagefähige Statistiken belegt werden. Für den Vergleich unterstellen wir deshalb einen identischen Gebrauchtwagenwert.
Der Service und die Betreuung durch die Schweizer Garagisten verläuft bei importierten Fahrzeugen nicht immer reibungslos. Auch gibt es grosse Unterschiede in den Bearbeitungszeiten und den Kostenübernahmen. Foto: zVg/Alphabet International
EINSPARUNGSPOTENTIAL Die Kosten für Wertverlust und Finanzierung fallen für das direkt importierte Fahrzeug nahezu 255 Franken pro Monat geringer aus. Bei den Kosten für Wartung und Reparatur werden aufgrund des fehlenden Servicepaketes knapp 80 Franken Mehrkosten pro Monat fällig. Alle anderen Unterhaltskosten sind identisch. Unter dem Strich bleibt somit eine Einsparung von 175 Franken pro Monat oder 8400 Franken über vier Jahre. Rein ökono-
misch ein durchaus attraktives Angebot. Das Fahrzeug müsste dafür jedoch sechs Monate in Deutschland „gelagert“ werden. Dies wiederum erzeugt Kosten und es besteht die Gefahr von Standschäden. Bei einem unverzüglichen Import reduziert sich der Nachlass auf den Katalogpreis von 15 auf acht Prozent. Die Einsparung würde sich daher auf 147 Franken monatlich, respektive 7056 Franken über die Gesamtlaufzeit reduzieren. FAZIT Für kleinere Fahrzeuge ist ein über einen längeren Zeitraum geplanter Direktimport auf der Grundlage der planbaren Kosten wirtschaftlich nahezu uninteressant. In der Premium-Klasse hingegen kann ein Direktimport lohnenswert sein. Die Preisunterschiede sind zum Teil beträchtlich und werden auch durch die zusätzlichen Logistik- und Regiekosten nicht vollständig aufgezehrt. Die Rahmenbedingungen der Hersteller variieren jedoch erheblich und so entsteht für genaue Abklärungen ein hoher administrativer Aufwand. Unsere Erfahrungen zeigen darüber hinaus, dass häufig die versprochenen Lieferzeiten nicht eingehalten werden und dass auch die Betreuung während der späteren Nutzung der Fahrzeuge durch die Schweizer Garagisten im Service nicht immer reibungslos verläuft. Insbesondere bei Gewährleistungsund Kulanzanträgen beobachten wir in der Praxis häufig unterschiedliche Bearbeitungszeiten und Kostenübernahmen. Abschliessend muss jede Unternehmung beim Direktkauf auch die Gewissensfrage für sich beantworten. ZUR PERSON Martin Erb ist seit Februar 2013 CEO der Alphabet Fuhrparkmanagement (Schweiz) AG. Bereits im Jahr 1987 steigt er mit einer Aussendienstfunktion bei der BMW Kredit Bank in die Autoleasing-Branche ein. Im Jahr 1990 verlässt er den BMW Konzern und ist während zehn Jahren im Vertrieb für verschiedene Leasinggesellschaften tätig. Im Sommer 2000 kehrt er als Regionalleiter der Region Bayern für Alphabet zur BMW Group zurück. Besonderen Wert legt Martin Erb auf kundenorientiertes Denken, Zuverlässigkeit und nachhaltiges Handeln.
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Quoten oder Förderung? QUOTENREGELUNG FÜR FRAUEN Dies wird ein Thema sein, bis der Frauenanteil in der Chefetage signifikant angestiegen sein wird, anstehende Revision des Aktienrechts hin oder her. Liegt die Lösung bei Vorgaben der Politik oder der Selbstregulierung der Wirtschaft? Der Schweizerische Arbeitgeberverband hat mit seiner Liste von 400 VR-innen und VR-Kandidatinnen einen ersten Schritt getan. VON C H R I S T O P H H I L B E R
Foto: BilderBox.com
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er politische Prozess polarisiert: Während linke Positionen am liebsten 40 Prozent Frauenquote im VR und 33 Prozent in den Geschäftsleitungen von Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern gesetzlich verankern würden, setzt die Wirtschaft auf Selbstregulierung. Die Frauenquoten stellen einen unrealistischen Overkill dar, und der freiwilligen Frauenförderung würde ziemlich sicher der nötige Druck zur Tat fehlen. Zwei unterschiedliche Wege mit demselben Ziel. In einer nicht repräsentativen Umfrage von P-Connect zu diesem Thema haben sich zwei Meinungen herauskristallisiert: Frauenquoten auf VR- und GL-Ebene finden 27 Prozent der Frauen und 66 Prozent der Männer unnütz. Über 70 Prozent aller Antwortenden würden eine Frauenförderung den Quoten vorziehen.
OPTIONEN? Aus vielen Kommentaren in der Umfrage – aber auch aus der Denkhaltung des Schreibenden – scheint es sinnvoll, zunächst die Frauenförderung zu priorisieren. EIGENMOTIVATION Wer nicht will, soll nicht müssen. Wer will, soll hingegen können. Frauen sollten nicht per Dekret in die Chefetagen geprügelt werden. Persönliche Gespräche mit Verwaltungsräten zeigen, dass sie noch so gern Frauen in VR und GL berufen würden. Die Vorteile von Diversität sind inzwischen in allen grösseren Unternehmen angekommen. Es wäre aber nicht sinnvoll, wegen des Geschlechtes einen Kompromiss zu weniger geeigneten Persönlichkeiten einzugehen. KULTUR Gesellschaftskultur im Rollenverständnis von Mann und Frau ist nicht eindeutig messbar. Ich denke aber, dass sie in der Schweiz so weit entwickelt ist, dass die Gleichberechtigung in den Chefetagen eher begrüsst oder zumindest nicht mehr verpönt wird. Eine erfolgversprechende Weiterentwicklung wäre vielleicht, dass Männer nicht mehr als Alleinversorger betrachtet werden, sondern dies auch bei Frauen als natürlich gilt – und beide dies nicht müssen, sondern wollen. RAHMENBEDINGUNGEN Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wie zum Beispiel Kinderbetreuung, Jobsharing, flexiblere 46
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Arbeitszeiten auch im Kader wurde in der Umfrage sowohl von Frauen wie auch Männern mit über 60 Prozent befürwortet. Es wäre hilfreich, wenn sich Politik und Wirtschaft auf eine wirkungsvolle Familienpolitik einigen könnten. Der Status quo ist ungenügend, und die aktuelle Polterei gegen Vorschläge seitens Bundesrat destruktiv. FÖRDERUNG AN DER BASIS Ein Resultat über eine Gleichung zu erzwingen, in welcher die Variablen dies nicht zulassen, ist mathematisch falsch und auch politisch unrealistisch. Wirtschaft und Technik sind interessante Themen, für welche auch Mädchen und Schülerinnen begeistert werden können. Vielleicht könnte die Energie des schulpolitischen Sprachenstreits auf mehr wirtschafts- und technikrelevante Fächer umgelenkt werden? MACHOS AUF CHEFETAGEN Diese Option dürfte sich – falls noch vorhanden – in Kürze selber lösen. Zumindest auf Ebene VR und GL dürften diese Spezies bald weggestorben sein. FAZIT In unserem hochentwickelten Land besteht noch ein grosses Potential, das Gesellschaftsverständnis von einem ausgewogenen Zusammenwirken von Mann und Frau weiterzuentwickeln. Die Chefetagen wären froh und würden an Substanz und Menschlichkeit gewinnen. Schön, wenn Zeit und angemessene Förderung das Thema obsolet machen würden. Und damit könnte ein Rundschlag mit dem Zweihänder – genannt Quote – verhindert werden. CHRISTOPH HILBER Der Autor ist Betriebswirtschafter und seit 8 Jahren Headhunter mit seiner eigenen Firma P-Connect Executive Search & Recruiting mit Fokus auf Industrie (MEM), Informatik, Telekom und Positionen VR, GL/Kader www.p-connect.ch und Spezialisten. Vorgängig war er in leitenden Linienfunktionen bei NCR/AT&T, diAx und Siemens
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Wahl und Abwahl GESCHÄFTSLEITUNG Ernennung und Abberufung der mit der Geschäftsführung betrauten Personen gehören zu den unübertragbaren und unentziehbaren Aufgaben des Verwaltungsrats. Dabei kommen regelmässig sowohl gesellschafts- als auch arbeitsrechtliche Aspekte zum Tragen. TEXT S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R
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er Verwaltungsrat kann die Geschäftsführung der Gesellschaft nach Massgabe der Statuten und des Organisationsreglements an eine Geschäftsleitung delegieren. Er muss in diesem Fall die GL-Mitglieder sorgfältig auswählen, instruieren und überwachen (cura in eligendo, instruendo et custodiendo). Die Ernennung der obersten, direkt dem Verwaltungsrat unterstellten GL-Mitglieder und die Zuweisung der Zeichnungsberechtigung (Vertretungsbefugnis) erfolgt durch VR-Beschluss. Ernennung, Abberufung und Unterschriftenregelung der nächstunteren, der Geschäftsleitung unterstellten Ebene kann der Verwaltungsrat an die Geschäftsleitung delegieren. Dabei kann die Geschäftsleitung sich beispielsweise die Genehmigung vorbehalten. Das ernennende Organ ist sodann für die korrekte Anmeldung bei der Handelsregisterbehörde zuständig. Regelmässig besteht neben der organschaftlichen Stellung des GL-Mitglieds noch CHECKLISTE Folgende Punkte sollte der Verwaltungsrat bei Ernennung und Abberufung resp. Anstellung und Kündigung der Geschäftsleitung mindestens beachten: GESELLSCHAFTSRECHTLICHE STELLUNG (Kann grundsätzlich jederzeit und mit sofortiger Wirkung erfolgen) – Ernennung als Organ und Zuteilung der Vertretungsbefugnis durch VR – Abberufung als Organ und Entzug der Vertretungsbefugnis durch VR – Mitteilung an Handelsregisterbehörde durch VR AUFLÖSUNG DES ARBEITSVERHÄLTNISSES – Einseitig durch Kündigung: Einhalten der Kündigungsfristen, -termine und –schutzbestimmungen – Einvernehmlich mit Aufhebungsvereinbarung: Ausgewogene, wenn möglich umfassende Regelung über sämtliche für die Parteien wichtigen Punkte
ein Arbeitsvertrag mit der Gesellschaft. Auf die Geschäftsleitung sind namentlich in Bezug auf Beginn, Abänderung und Beendigung – die arbeitsrechtlichen Grundsätze anwendbar. Dem sollte bei der Ausgestaltung des Vertrags Rechnung getragen werden: Wird der Vertrag beispielsweise vor Ernennung oder Genehmigung durch den Verwaltungsrat ausgestellt, kann es sinnvoll sein, den entsprechenden Entscheid vorzubehalten. Unterschriftenregelungen sollten in der Regel nicht im Arbeitsvertrag erfolgen. Ebenso die Geschäftsleitungs-Punkte, die in die Oberleitung resp. ins Weisungsrecht des Verwaltungsrats gegenüber der Geschäftsleitung in ein Organisationsreglement gehören. Im Übrigen gehen die gesellschaftsrechtlichen Sorgfalts- und Treuepflichten des GL-Mitglieds und damit auch seine Verantwortlichkeit weiter als seine arbeitsvertragsrechtlichen. Ein Umstand, dessen sich nicht alle GL-Mitglieder bewusst sind. Auch bei Abberufung und Kündigung müssen die gesellschaftsrechtlichen und die arbeitsvertragsrechtlichen Aspekte gesondert beachtet werden, selbst wenn zwischen ihnen eine enge Wechselbeziehung besteht. Die Abberufung des GL-Mitglieds und auch der Entzug der Zeichnungsberechti-
gung erfolgen analog der Ernennung. Fürdie oberste Geschäftsleitung heisst dies durch VR-Beschluss. Dies kann jederzeit und mit sofortiger Wirkung erfolgen. Die Abberufung als Organ und der Entzug der Vertretungsbefugnis hat keinen direkten Einfluss auf den Bestand des Arbeitsvertrags. Rechtlich besteht die Möglichkeit, dass ein Arbeitsverhältnis Foto: pixelio.de trotz Abberufung als Organ weiterbesteht und umgekehrt. Für die einseitige Auflösung des Arbeitsverhältnisses müssen die Kündigungsfristen und -Termine sowie die Kündigungsschutzvorschriften beachtet werden. Möglich ist auch die Aufhebung des Arbeitsverhältnisses im gegenseitigen Einvernehmen. Ein solcher Aufhebungsvertrag muss die Interessen beider Parteien ausgewogen berücksichtigen und bedarf des Einverständnisses beider Parteien. Er bietet den Vorteil, dass weitere Punkte wie z.B. Austrittszeitpunkt, finanzielle Abgeltung, interne und externe Kommunikation, Freistellung, Rückgabepflichten, Treue- und Geheimhaltungspflichten oder Konkurrenzverbote einvernehmlich und verbindlich geregelt werden können.
DIE AUTORIN
Stefanie Meier-Gubser ist Geschäftsführerin des Schweizerischen Instituts für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder (sivg).
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Amanda Ammann
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RECHT
Mietobjekte im Rohbau ROHBAUMIETE Die Möglichkeit, Gewerbe-, Büro- oder Verkaufsräumlichkeiten nach den eigenen Vorstellungen auszubauen und für den eigenen Betrieb zu optimieren, ist für ein Unternehmen oft Voraussetzung für die Wahl eines bestimmten Mietobjekts. TEXT R O N A L D K E S S L E R
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urch die Vermietung des Mietobjekts im Rohbau ermöglicht der Eigentümer dem Mieter, dieses nach eigenen Ideen zu gestalten und das Mietobjekt für sich, und im Idealfall auch für nachfolgende Mieter, attraktiver zu machen. Die Rohbaumiete, also die Miete eines Mietobjekts, bei welchem der Ausbau zumindest teilweise durch den Mieter erfolgt, ist deshalb vor allem bei Geschäftsräumlichkeiten anzutreffen. Für diese werden oft längerfristige Mietverträge abgeschlossen, was die vollständige Abschreibung der Investitionen erlaubt und den Mieterausbau erst sinnvoll macht.
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lung ratsam. Nicht unproblematisch ist schliesslich eine Verpflichtung des Mieters, den Rohbauzustand nach Mietvertragsende auf eigene Kosten wiederherzustellen, weil damit unter Umständen gegen zwingendes Mietrecht verstossen wird.
HANDWERKERANSPRÜCHE Weiter entstehen bei der Rohbaumiete auch Vertragsverhältnisse zwischen Mieter und den Handwerkern, welche den Mieterausbau besorKLAR GEREGELT gen. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, Um Streitigkeiten bei Beendigung des Mietverhältnisses zu vermeiden, dass die Handwerker ein geempfiehlt sich, vertraglich klar zu regeln: setzlich vorgesehenes Bau– ob der Mieter Ausbauten vornehmen darf. handwerkerpfandrecht im – welche Ausbauten durch den Mieter erfolgen. – inwiefern den Mieter allenfalls eine Rückbauverpflichtung trifft. MIETERAUSBAU Umfang ihrer Leistungen – ob resp. in welchem Umfang der Mieter einen Anspruch auf Entschädigung Die Rohbaumiete ist gesetzlich haben. Pfandeigentümer, für den Ausbau hat (gestaffelt nach Jahren unter Berücksichtigung des nicht geregelt. Umso wichtiger und als solcher primär einem Zeitwerts). sind im Falle der Rohbaumiete Risiko ausgesetzt, ist aber – ob und in welchem Umfang sich der Mietzins im Vergleich zu einer der Inhalt des Mietvertrages und nicht der den Mieterausbau Vermietung in ausgebautem Zustand reduziert. präzise Regelungen der Pflichbestellende Mieter, sondern – welche Pflichten den Mieter zur Vermeidung von Bauhandwerkerten der Parteien hinsichtlich des der Vermieter bzw. der Eipfandrechten treffen. Innenausbaus. Bei der Rohbaugentümer der Liegenschaft. miete übernimmt der Mieter im Hier empfiehlt sich eine Abeigenen Namen und auf eigene Rechnung TIEFERER MIETZINS ODER sicherung, zum Beispiel eine entsprechende den Aus- oder Umbau des Mietobjekts. Das AUFWENDUNGSERSATZ? Schadloshaltungsvereinbarung zwischen heisst, das Mietobjekt wird im Zustand mit Umstritten ist, inwiefern der Aufwand des Vermieter und Mieter (siehe Box). innen unverputzten Aussenmauern und Mieters für den Mieterausbau durch einen Infrastrukturanschlüssen übernommen. reduzierten Mietzins kompensiert werden DER AUTOR In rechtlicher Hinsicht bedeutet dies, dass kann und, falls eine entsprechende Regeder Vermieter dem Mieter ein noch nicht lung im Vertrag versäumt wurde, ob und Ronald Kessler, lic.iur., gebrauchstaugliches Mietobjekt überlässt. auf welcher Basis der Mieter trotzdem einen MBA, Rechtsanwalt, Der Mieter hat selber für Herstellung des geAnspruch für seine Aufwendungen gegenist Partner bei Fischer brauchsfähigen Zustandes des Mietobjekts über dem Vermieter geltend machen kann. Kessler Rechtsanwälte in Meilen/Zürich. für die vertraglich vereinbarte Nutzung zu Diese Frage stellt sich insbesondere, wenn Er ist tätig im Wirtsorgen. Regelmässig wird der Mieter vertragder Mietvertrag vor Ablauf der Lebensdauer schaftsrecht und u.a. lich zudem verpflichtet, für den zukünftigen resp. vor der vollständigen Amortisation der spezialisiert auf ImmoUnterhalt der mieterseitigen Ausbauten zu Mieterausbauten beendet wird. Wirtschaftbilienrecht. sorgen. Unzulässig ist es aber, die Unterlich sinnvoll ist ein Entschädigungsanspruch ronald.kessler@fischerkessler.ch haltspflicht für den Rohbau selbst auf den pro rata, aufgrund der unklaren Rechtslage www.fischerkessler.ch Mieter zu überwälzen. ist eine entsprechende vertragliche RegeNr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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WEITERBILDUNG
Andere Länder, andere Sitten BUSINESS-KNIGGE Globale Geschäfte scheitern vielfach an kulturellen Hürden. Nur allzu leicht tritt man im Ausland ins Fettnäpfchen. Wer auf seinen Geschäftsreisen Erfolg haben möchte, muss sein interkulturelles Bewusstsein schärfen und die wesentlichen Strukturmerkmale der verschiedenen Kulturkreise verstehen. TEXT A R N O G I O V A N N I N I U N D R A L P H H O F B A U E R
Wenn man die globalen Sitten beherrscht, hat man schon vieles erreicht. Foto: pixelio.de
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enn Sie eine Geschäftsreise nach China oder Brasilien planen, bereiten Sie sich natürlich entsprechend vor. Sie kaufen sich einen Reiseführer und informieren sich über Land und Leute. Sie googeln die wichtigsten Fakten zur Destination und versuchen, mehr über den entsprechenden Kulturkreis zu erfahren. Für einen Crash-Kurs in Chinesisch oder Portugiesisch reicht die Zeit in der Regel meist nicht. Dies ist jedoch auch nicht weiter schlimm. Denn das Faktenwissen ist der erste Grundstein, um auf einer Geschäftsreise erfolgreich zu sein. Doch auch wer sich gut vorbereitet, wird vor Ort Überraschungen erleben. Denn mit einfachen Tipps und Tricks und einigen Dos and Don’ts ist es nicht getan. Es gibt keine Patentrezepte, wie Sie mit einem chinesischen oder brasilianischen Kunden endlich zum Geschäftsabschluss kommen. Pauschaltipps laufen Gefahr, Stereotypen und Klischees zu fördern und sind daher eher kontraproduktiv. Zielführender ist es, ein grundsätzliches Verständnis für die andere Kultur zu entwickeln. Die Entwicklung des interkulturellen Bewusstseins – die «Culture Awareness» – ist die Schlüsselkompetenz für das Verstehen der Manifestationsformen von Kulturen. Doch in welchen Formen manifestiert sich Kultur? Im Folgenden werden einige der wichtigsten Strukturmerkmale der verschiedenen Kulturkreise erläutert. 50
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GRUNDWERTE UND DENKMUSTER Das vierfache Erbe griechischen Denkens, römischen Rechts, germanischer Gesellschaftsvorstellungen und christlichen Glaubens haben über die Renaissance und Reformation zur Aufklärung und zur modernen Wissenschaftlichkeit und unseren heutigen säkularen Gesellschaftsstrukturen geführt – kurz: zu unserem heutigen westlichen Lifestyle. Dieser wird von Merkmalen wie Individualität, Diesseitigkeit, Rationalität, Ich-Orientierung, analytisches Denken, und Materialismus geprägt. Dem gegenüber steht die geistig-spirituelle und synthetisch denkende fernöstliche Wir-Kultur. ZEITEMPFINDEN UND PÜNKTLICHKEIT Ein grundlegendes kulturspezifisches Strukturmerkmal ist der Umgang mit der Zeit. Amerikaner und Europäer empfinden Zeit als etwas Lineares, als die Dauer zwischen zwei Punkten. In Asien hingegen verläuft die Zeit nicht geradlinig, sondern zyklisch. Das Zeitkonzept ist nicht wie bei uns monochrom und metronomisch darstellbar, sondern vielmehr polychrom und besteht eher aus günstigen und ungünstigen Momenten, auf die es im Privaten wie auch im Geschäftlichen zu achten gilt. So richten zum Beispiel Chinesen viele Entscheide nach Momenten aus, die für ihr Zeitempfinden günstig sind. Sehr unterschiedlich sind auch die kulturspezifischen Varianten im Umgang mit
der Pünktlichkeit. Beispielsweise gibt es grosse Unterschiede in der Art und Weise, wie ein Meeting eröffnet wird. In einigen Kulturen fängt man auf die Minute pünktlich an und kommt sofort zur Sache, während man in anderen erst eine Weile mit Small Talk verbringt. Deutschschweizer, Deutsche, Skandinavier und Amerikaner wollen pünktlich beginnen und sofort zum Geschäftlichen kommen. In England, Frankreich, Italien und Spanien wird es hingegen als unhöflich betrachtet, wenn man ohne Umschweife zur Sache kommt. RAUMERLEBEN UND KÖRPERDISTANZ Ein weiteres wichtiges kulturspezifisches Merkmal ist das Raumerleben und die Körperdistanz zwischen den Interaktionspartnern in der Kommunikation. Das Raumerleben in einem italienischen «Caffè» auf einer Piazza unterscheidet sich wesentlich von einem «Kafi» an der Zürcher Bahnhofstrasse. Aus deutschschweizerischer Sicht unterhalten sich unsere mediterranen Nachbarn nicht nur mit ausschweifenderen Worten und einer lebhafteren Gestik, sondern vor allem auch ohne die uns gewohnte Körperdistanz. Die Interaktionsdistanz ist in den mediterranen Ländern geringer als nördlich der Alpen. Ähnliches gilt für die lateinamerikanische Kultur, vor allem auch im Vergleich mit den nordamerikanischen Distanznormen. Was für einen Brasilianer gemütliches
BUSINESSKNIGGE IN SACHBEZOGENEN UND IN PERSONENBEZOGENEN KULTUREN: â&#x20AC;&#x201C; sind Leistung und Ausbildung allein zulässige Einstellungskriterien â&#x20AC;&#x201C; scheut man Konfrontationen nicht und trachtet nach Klärung â&#x20AC;&#x201C; werden Kinder zu Selbstbehauptung und Selbständigkeit erzogen â&#x20AC;&#x201C; wird die Person von einzelnen Handlungen losgelĂśst betrachtet â&#x20AC;&#x201C; wird Kritik direkt geäussert, ohne Umschweife â&#x20AC;&#x201C; werden offizielle Informationswege bevorzugt (Rundschreiben usw.) â&#x20AC;&#x201C; werden Berufs- und Privatleben stärker getrennt gehalten â&#x20AC;&#x201C; sollen Sachfragen ohne RĂźcksicht auf persĂśnliche Umstände behandelt werden â&#x20AC;&#x201C; herrscht kontextschwache Kommunikation vor â&#x20AC;&#x201C; wird der Ausdruck von Emotionen stark kontrolliert â&#x20AC;&#x201C; beeinflussen familiärer und sozialer Hintergrund die Einstellungskriterien â&#x20AC;&#x201C; werden offene Konfrontationen gescheut und indirekt geklärt â&#x20AC;&#x201C; werden Kinder zu ZugehĂśrigkeit und Kontaktaufnahme erzogen â&#x20AC;&#x201C; spiegelt sich in einzelnen Handlungen die ganze Person â&#x20AC;&#x201C; wird Kritik indirekt geäussert, auch nonverbal und durch Schweigen â&#x20AC;&#x201C; werden inoffizielle lnformationswege benutzt (Flurgespräch usw.) â&#x20AC;&#x201C; spielen Privatangelegenheiten auch im Berufsleben eine Rolle â&#x20AC;&#x201C; werden auch in Sachfragen die konkreten persĂśnlichen Umstände berĂźcksichtigt â&#x20AC;&#x201C; herrscht kontextstarke, situative Kommunikation vor â&#x20AC;&#x201C; werden Emotionen offener gezeigt, aber nicht Schwäche
Zusammensitzen ist, kann fĂźr einen Amerikaner bereits unangenehme GefĂźhle hervorrufen â&#x20AC;&#x201C; er weicht ständig zurĂźck, um mehr Raum um sich zu schaffen. Auch die Briten legen Wert auf ihre Privatsphäre. Ă&#x153;ber das britische Sprichwort ÂŤMy home is my castleÂť kĂśnnte eine interessante kultursoziologische Abhandlung geschrieben werden. Grundsätzlich geht es dabei um die strikte Trennung zwischen privatem und Ăśffentlichem Raum. PERSONEN- VS. SACHBEZUG Kulturen unterscheiden sich vor allem auch hinsichtlich der Aufmerksamkeit, die sie persĂśnlichen Angelegenheiten und Personen im Geschäftskontext schenken. In einigen Kulturen steht die Sache im Vordergrund, persĂśnliche Angelegenheiten sind hingegen Privatsache und sollten entsprechend aus dem Arbeitsleben herausgehalten werden. In anderen Kulturen ist jedoch die persĂśnliche Ebene wichtiger als die Sachebene. So werden in personenbezogenen Kulturen auch Entscheidungen im Geschäftsleben sehr stark von sozialen Faktoren beeinflusst. Die personenbezogenen Kulturen machen den Grossteil des Weltmarkts aus. Dazu gehĂśren lateinamerikanische Länder und der asiatische Kulturraum, wie China, Japan und SĂźdkorea. Sachbezogene Kulturen und Märkte sind nord-, mittel- und zentraleuropäische Länder wie z.B. Deutschland, die Schweiz, Schweden sowie Nordamerika. ABSCHLUSS- VS. BEZIEHUNGSORIENTIERUNG Die Unterschiede zwischen sach- und personenbezogenen Kulturen spiegeln
sich auch in der Art wider, wie Geschäfte gemacht werden â&#x20AC;&#x201C; je nachdem liegt der Fokus auf dem Abschluss des Geschäfts oder auf der Geschäftsbeziehung. FĂźr abschlussorientierte Märkte gelten im Wesentlichen die oben genannten Merkmale der sachbezogenen Businesskulturen, fĂźr die beziehungsorientierten Businesskulturen hingegen jene der personenbezogenen Kulturen. In abschlussorientierten Märkten genĂźgt ein Telefongespräch oder eine E-MailOfferte, damit zwischen Verkäufer und Käufer ein Geschäft entstehen kann. Sofern die Parameter stimmen, ist das Geschäft rasch abgeschlossen. Wenn Sie hingegen ein Verkaufsgespräch mit einem Handelspartner aus einer beziehungsorientierten Kultur fĂźhren mĂśchten, dann wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Partner Sie freundlich am Flughafen vormittags abholt, Sie zum Mittagessen einlädt und Sie am späten Nachmittag immer noch nicht zur Sache gekommen sind. Geschäfte werden in beziehungsorientierten Kulturen oft intern, innerhalb des familiären Umfeldes und mit Freunden und bekannten Vertrauenspersonen, getätigt. Als Fremder haben Sie es schwer, ohne Referenzperson in diesen Kreis einzudringen und geschäftliche Kontakte in der gewohnten Frist zum Abschluss zu bringen. Wer diesen grundsätzlichen Unterschied zwischen sachund personenbezogenen Kulturen bzw. zwischen abschluss- und beziehungsorientierten Märkten begriffen hat, hat einen wichtigen SchlĂźssel fĂźr den geschäftlichen Erfolg in der Tasche. Anzeige
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Das Wunsch-Schloss VISIONEN Der KMU-Verein Swiss Venture Club (SVC) und die Stiftung StrategieDialog21 (SD21) haben im Wahljahr mit dem Projekt Wunsch-Schloss einen Ideenwettbewerb zur Förderung von Austausch und Dialog durchgeführt. Gewinnerin Susanna Fassbind vermochte mit einem alternativen Vorsorgemodell zu überzeugen. TEXT M A U R I C E D E S I D E R A T O
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er Swiss Venture Club ist national vor allem für die Prix SVC Verleihung bekannt, bei denen regionale Unternehmen für ihre herausragende Leistung gewürdigt werden. Darüber hinaus ist der SVC auch in anderen Tätigkeitsbereichen aktiv und stets offen für neue, innovative Ideen zur Förderung des Wirtschaftsstandortes Schweiz. So initiierte er gemeinsam mit dem Netzwerkpartner StrategieDialog21 den Ideenwettbewerb «Wunsch-Schloss», der am neunten Juni 2015 im Schloss Thun stattfand. Gemeinsam wollen die beiden Organisationen ihren Teil dazu beitragen, dass sich Wirtschaft und Politik näherkommen und den Wünschen der Bevölkerung wieder mehr Beachtung zukommt. Dazu hatten die Bürgerinnen und Bürger während mehrerer Wochen Gelegenheit, ihre persönlichen Visionen einzureichen. Aus den zahlreichen Vorschlägen wählte anschliessend eine hochkarätige Jury die zehn besten Wünsche aus und schenkte diesen auf dem «Wunsch-Schloss» jeweils zehn Minuten Redezeit vor namhaften Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. PARTNER AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT Ein Politbeirat, bestehend aus Parlamentarierinnen und Parlamentariern aus allen Bundesratsparteien, diskutierte nach den Referaten auf dem Podium die verschiedenen Visionen, und alle Politiker nannten ihren persönlichen Favoriten. Bei ihrer Beurteilung massen sie neben der Kreativität des Wunsches auch der Umsetzbarkeit grosses Gewicht bei. Schliesslich versprachen sie, sich der Anliegen anzunehmen und sich dazu mit den Ideengebern zusammenzusetzen. Auch der Presenting Partner «Centre Patronal» bekannte sich zu seinem Favoriten, den er in Jonathan Hayes fand und dem er spontan einen Weiterbildungskurs of-
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Hans-Ulrich Müller, SVC Präsident und Jobst Wagner, Initiant StrategieDialog21.
ferierte. Hayes hatte die Vision formuliert, die Schweiz zu einem weltweit führenden Anbieter von sicheren Daten-Clouds zu machen. Weitere Referenten forderten ein stärkeres Mitspracherecht für die Jugend, die Förderung freier Software, ein duales Währungssystem oder die bessere Eingliederung der 45plus-Arbeitnehmenden. DAS GENERATIONENTHEMA BEWEGT Am Ende genoss bei den rund 150 Gästen aber die Idee der Nachhaltigkeitsfachfrau Susanna Fassbind am meisten Sympathien. Ihr grosser Wunsch ist es, dass das Schweizer Vorsorgesystem eine vierte Säule erhält. Der von ihr initiierte Dachverein «KISS» hat ein Modell entwickelt, um einen Beitrag für eine einfache und faire Lastenverteilung zwischen den Generationen zu leisten. Wer hilfsbedürftigen Senioren oder Menschen in
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Notsituationen hilft, erhält die dafür aufgewendete Zeit auf einem Konto gutgeschrieben. Später können die Helfenden, wenn sie ihrerseits in eine Notlage geraten, diese erarbeitete Zeit selbst von hilfeleistenden Personen in Anspruch nehmen – ganz ohne Geld in die Hand nehmen zu müssen. Ausgestattet mit dem Publikumspreis kann Susanna Fassbind nun ihre Idee persönlich den Generalsekretären der grossen Parteien unterbreiten und beliebt machen. Der SVC seinerseits wird bereits an der Mitgliederversammlung 2015 das Generationenthema aufnehmen: In einer Podiumsdiskussion sollen die Herausforderungen angesprochen und Lösungsansätze aufgezeigt werden. Der Dialog geht weiter. www.wunsch-schloss.ch
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Probezeit im Arbeitsvertrag VON S T E F A N I E M E I E R - G U B S E R
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ie Probezeit dient dem gegenseitigen Kennenlernen von Arbeitgeberin und Arbeitnehmer und dem Prüfen, ob sich die Erwartungen an das Arbeitsverhältnis erfüllen. Während der Probezeit gelten für beide Parteien daher erleichterte Kündigungsmöglichkeiten. DAUER Von Gesetzes wegen gilt der erste Monat eines unbefristeten Arbeitsverhältnisses als Probezeit. Für befristetet Verträge kennt das Gesetz keine Probezeit (ausser für den Lehrvertrag, in dem die
ersten drei Monate als Probezeit gelten). Durch schriftliche Abrede können die Parteien die Probezeit auf maximal drei Monate verlängern (im Lehrvertrag mit Zustimmung der Behörde auf sechs). Auch für ein befristetes Arbeitsverhältnis kann vertraglich explizit eine Probezeit vereinbart werden. KÜNDIGUNG Ohne gegenteilige Vereinbarung gilt während der Probezeit für beide Parteien eine Kündigungsfrist von sieben Kalendertagen auf jeden Zeitpunkt hin. Die Parteien können längere
oder kürzere Fristen vorsehen oder Termine (z.B. das Ende einer Arbeitswoche) vereinbaren. Die Kündigungsfrist kann sogar bis auf null herabgesetzt werden (sog. entfristete Kündigung). Während der Probezeit gibt es keinen zeitlichen (Sperrfristen), wohl aber einen sachlichen (Missbräuchlichkeit) Kündigungsschutz. WEITERES Wird die Probezeit wegen Krankheit, Unfall oder Erfüllung einer nicht freiwillig übernommenen gesetzlichen Pflicht (nicht aber wegen Frei- und Fe-
rientagen) verkürzt, so verlängert sie sich automatisch um die entsprechende Zeit. Die erleichterten Kündigungsmöglichkeiten der Probezeit kommen dann zum Tragen, wenn die Kündigung der gekündigten Partei spätestens am letzten Tag der Probezeit zugeht. Zwischen den gleichen Parteien kann gültig keine weitere Probezeit vereinbart werden, auch beim Abschluss eines neuen Vertrages nicht. Eine in der vermeintlichen Probezeit ausgesprochene kurzfristige Kün-
digung wäre jedoch nicht ungültig, sondern würde in eine ordentliche umgedeutet.
STEFANIE MEIER-GUBSER Die Autorin ist lic. iur und Fürsprecherin bei Centre Patronal, Kapellenstrasse 14, Postfach 5236, 3001 Bern, +41 58 796 99 09, +41 58 796 99 03, smeier@centrepatronal.ch, www.centrepatronal.ch
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Public Corporate Governance Ein Erfahrungsbericht aus dem Aargau
Vom pionier- zum managementgeführten Unternehmen Ein Erfahrungsbericht
Montag, 17. August 2015, 17h30
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Hotel Schweizerhof, Bahnhofplatz 11, 3001 Bern
Details und Anmeldung: www.sivg.ch/events
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Unternehmenssanierung Foto: BilderBox.com
AKTIENRECHTSREVISION Ein neues Sanierungsrecht im Obligationenrecht soll geschaffen werden. Ziel ist, mit neuen Handlungspflichten den Verwaltungsrat dazu anzuhalten, Sanierungsmassnahmen frühzeitig zu ergreifen. TEXT M I C H A E L K R A M P F
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ie geltenden Sanierungsvorschriften im Obligationenrecht sind rudimentär: Ist die Hälfte des Aktienkapitals und der gesetzlichen Reserven nicht mehr gedeckt, muss der Verwaltungsrat eine Generalversammlung einberufen und ihre Sanierungsmassnahmen beantragen. Wenn begründete Besorgnis einer Überschuldung besteht, ist eine Zwischenbilanz zu erstellen und einem zugelassenen Revisor zur Prüfung vorzulegen. Ergibt sich aus dieser Bilanz, dass die Gesellschaft überschuldet ist, steht der Gang zum Konkursrichter bevor. Dieser eröffnet den Konkurs – oder schiebt ihn auf Antrag auf, falls Aussicht auf Sanierung besteht. FRÜHWARNSYSTEM Diese bisherigen Vorschriften zum Kapitalverlust und zur Überschuldung sollen gemäss dem Entwurf des Bundesrats umfassend erneuert werden. Dabei werden neue Hand-
REFRESHER AM 19./20.11.2015, LUZERN An acht halbtägigen Workshops werden praxisorientierte Themen behandelt, zum Beispiel Direkte Steuern, Mehrwertsteuer, Geldflussrechnung, Finanzkennzahlen, Sozialversicherungen, FATCA/Automatischer Informationsaustausch, u.v.m. werden angeboten. Die Teilnehmenden können abgestimmt auf Ihre Wissensbedürfnisse vier Veranstaltungen wählen. Die Referenten stehen den Teilnehmenden am Refresher kostenlos für vertrauliche Einzelgespräche zur Verfügung. Sie bieten Lösungsvorschläge zu kniffligen Fragen. Ein konkreter Lösungshinweis – und die Investition hat sich mehr als gelohnt! Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.unternehmerforum.ch
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lungspflichten eingeführt, die bewirken sollen, dass der Verwaltungsrat früher als bisher Sanierungsmassnahmen einleitet. Der Verwaltungsrat muss neu handeln, wenn: – Begründete Besorgnis besteht, dass die Gesellschaft in den nächsten zwölf Monaten zahlungsunfähig wird. – Zwei Drittel des Aktienkapitals und der gesetzlichen Reserven nicht mehr gedeckt sind. – Der letzte Jahresverlust höher ist als die Hälfte des Eigenkapitals der vorangehenden Jahresbilanz. – Drei Jahresverluste aufeinander folgen. Trifft eine dieser Bedingungen zu, ist der Verwaltungsrat zum Handeln verpflichtet. Als erstes hat er einen aktuellen Liquiditätsplan für die nächsten zwölf Monate zu erstellen und dabei die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft umfassend zu beurteilen. Falls sich aus dem Liquiditätsplan ergibt, dass keine Zahlungsunfähigkeit droht, ist der Plan einem zugelassenen Revisor zur Prüfung der Plausibilität vorzulegen. Bestätigt der Revisor die Plausibilität des Liquidationsplanes nicht oder ergibt sich bereits aus dem Liquiditätsplan, dass die Zahlungsunfähigkeit droht, muss der Verwaltungsrat eine Generalversammlung einberufen und ihr Sanierungsmassnahmen beantragen. SARNIERUNGSMASSNAHMEN Alle Handlungen haben «mit der gebotenen Eile» zu erfolgen, sonst können der Verwaltungsrat und der Revisor verantwortlich gemacht werden. Die Handlungspflichten entfallen, wenn der Verwaltungsrat ein Gesuch um Nachlassstundung einreicht oder die Überschuldung beim Gericht anzeigt. Speziell geregelt ist weiterhin der Fall der Überschuldung. Wie bisher muss der Verwaltungsrat bei begründeter Besorgnis einer Überschuldung eine Zwischenbilanz zu Fortführungs- und Veräusserungswerten
erstellen und diese durch einen zugelassenen Revisor prüfen lassen. Ist die Gesellschaft überschuldet, muss der Verwaltungsrat die Bilanz deponieren oder neu: ein Gesuch um provisorische Nachlassstundung stellen. Ein Konkursaufschub ist nicht mehr möglich. Die Benachrichtigung des Konkursrichters kann bei genügenden Rangrücktritten wie bisher unterbleiben. Neu kann der Verwaltungsrat mit der Bilanzdeponierung bis maximal 90 Tage zuwarten, wenn eine begründete Aussicht auf Sanierung besteht und sich während dieser Zeit die Überschuldung nicht wesentlich erhöht. Auch hier müssen alle Handlungen «mit der gebotenen Eile» erfolgen, sonst können der Verwaltungsrat und der Revisor haftbar gemacht werden. Wegen der Abschaffung des Konkursaufschubs soll das kürzlich revidierte und am 1. Januar 2014 in Kraft getretene SchKG-Nachlassverfahren (UZ Nr. 12/2013) punktuell angepasst werden: – Die Frist für die provisorische Nachlassstundung kann von maximal vier auf acht Monate verlängert werden; – Auf die Publikation der provisorischen Stundung soll generell verzichtet werden. Die Frist zur Vernehmlassung ist am 15. März abgelaufen. Nun ist das Bundesamt für Justiz daran, die eingegangenen Stellungnahmen auszuwerten. DER AUTOR
Michael Krampf, lic. iur., ist Rechtsanwalt, Berater und Redaktor beim Beobachter.
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Doris Leuthard Bundesrätin, Medienministerin und Vorsteherin des UVEK
Jeff Jarvis US Star-Blogger, Digitaldenker und Buchautor
Prof. Dr. Helmut Thoma Gründervater des deutschen Privatfernsehens
Marten Blankesteijn Gründer und CEO von blendle.com
Kurt W. Zimmermann Journalist, Publizist und Unternehmensberater
UNTERNEHMER BONUS Eine Firmenauskunft (Risiko-Analyse) nach Wahl des Wirtschaftsauskunftsdienstes Bisnode (früher Dun & Bradstreet) im Wert von CHF 45.– bei Bestellung eines Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 64.– oder Drei Firmenauskünfte (Risiko-Analysen, Wert total CHF 135.–) von Bisnode, bei Bestellung eines Zwei-Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 112.–. Informieren Sie sich über neue Kunden, Lieferanten und Ihre Konkurrenz. Schützen Sie sich vor schlechten Zahlern und profitieren Sie vom Informationsvorsprung. Mehr Infos zu den Wirtschaftsauskünften von Bisnode auf www.monetas.ch/risikoanalyse Senden Sie den ausgefüllten Coupon an Redaktion UnternehmerZeitung, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren, Fax: 044 306 47 11, www.swissbusinesspress.ch
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Der neue Toyota Auris Hybrid Ein Automobil, das einen erheblichen Beitrag zur Verminderung der CO2-Emissionen leistet – mit einem Fahrvergnügen für ein reines Gewissen.
VARIANTE «SWISS TREND» EXKLUSIV FÜR DIE SCHWEIZ Neu ist die Variante «Swiss Trend», die exklusiv für die anspruchsvolle Schweizer Kundschaft kreiert wurde. Sie wartet mit einer umfassenden Serien- Ausstattung, wie zum Beispiel Leichtmetallfelgen, Rückfahrkamera, Sitzheizung und abgedunkelten Fenstern hinten, auf. Ein besonderes Highlight dieser Ausstattungs-Linie ist das serienmässige Leder-Interieur. OPTIMIERTE MOTORISIERUNGEN Auch die Motoren wurden überarbeitet und optimiert. Ab sofort ist der Auris mit einem neuen 1.2-Liter-Turbobenziner mit 116 PS erhältlich, der durch geringen Verbrauch und hohen Fahrkomfort, insbesondere auf der Autobahn, überzeugt. Selbstverständlich ist der Auris weiterhin mit dem wegweisenden Vollhybrid-Antrieb erhältlich. Dieser besticht nicht nur durch sehr niedrige Verbrauchswerte und tiefste CO2-Emissionen. Er überzeugt auch durch ein absolut leises Fahrvergnügen – in der Stadt lässt es sich rein elektrisch fahren, also komplett emissions- und nahezu geräuschlos. Und das Beste am Vollhybrid-Antrieb des Auris ist: Er muss nie an die Steckdose! Denn dank Energierückgewinnung beim Bremsen lädt sich die Batterie selbst auf.
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ZWEI KAROSSERIE-VARIANTEN Der Toyota Auris ist als 5-türige Kompakt-Limousine mit Schrägheck oder als geräumiger Kombi Touring Sports erhältlich. Der Innenraum beeindruckt durch hochwertige Materialien und höchste haptische Qualität. Und der Touring Sports fasst, bei umgeklappten Rücksitzen, mehr als 1580 Liter Gepäck – was ihn zu einem der grössten Laderäume in seinem Segment verhilft! PROBE FAHREN UND GEWINNEN Am besten aber, Sie überzeugen sich selber von den Vorzügen eines Toyota mit der Vollhybrid-Technologie. Zurzeit führen Toyota AG und ihre Partner ganz spezielle Hybrid-Probefahrten durch. Dank eines zertifizierten GPS-Geräts wird die gesamte Probefahrt aufgezeichnet. Danach können Sie die Strecke nochmals virtuell nachfahren und sehen, wo Sie rein elektrisch fuhren, wie hoch Ihr effektiver Verbrauch und der CO2-Ausstoss waren. Und Sie können sich mit andern Testfahrern vergleichen! Jede Testfahrerin und jeder Testfahrer erhalten nach der Probefahrt ein Zertifikat, auf welchem die Werte der Testfahrt wie Durchschnitts-Verbrauch und –CO2-Ausstoss ersichtlich sind. Auch ein kleines Geschenk erwartet alle
Für den Sportfanatiker bietet der Kombi Touring Sports genügend Platz.
Testfahrerinnen und Testfahrer. Und mit etwas Glück kann man eine exklusive Japan-Reise im Wert von CHF 10 000.– gewinnen. TOYOTA FORDERT SIE HERAUS! – Unterbieten Sie den EU-Normverbrauch – Fahren Sie länger im elektrischen Modus als alle anderen – Erreichen Sie den niedrigsten Verbrauch aller Testfahrer und erzielen Sie die niedrigsten CO2Werte
EVENTS
Erfolgreicher Austausch KMU TAG Mit dem Thema «KMU und Mitarbeitende – inspirieren, motivieren, bewegen» findet der Event am 23. Oktober 2015 zum dreizehnten Mal statt. Eine Tagung, die etwas bewirkt. TEXT S I L V A N B U H O L Z E R
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inmal im Jahr kann man sich einen gründlichen Überblick verschaffen, wie die Konkurrenz so vorgeht. Schweizer Persönlichkeiten aus den verschiedensten Fachgebieten geben ihr Wissen mit Referaten in der Olma-Halle 9 in St. Gallen weiter. Stetig mit dem Fokus, wie man die Mitarbeiter inspirieren, motivieren und bewegen könnte, um den grösst
möglichen Erfolg zu erzielen. KMU-TAG WARM-UP Zum ersten Mal in der dreizehnjährigen Geschichte des KMU-Tages findet im Vorabend ein «Warm-up» statt. Im Vordergrund steht die «Teamfähigkeit», sie wird den 144 Gästen auf spielerische Weise vermittelt. Der Fussballsport, in dem das Miteinander eine grosse
Rolle spielt, wird diskutiert, um Erkenntnisse zu gewinnen, die man auf das eigene Unternehmen im Alltag transformieren könnte. ALLE VEREINT Der Schweizer KMU-Tag ist eine etablierte und gefragte Plattform, bei der Führungskräfte, Unternehmer und Unternehmerinnen durch Austausch voneinander profitieren. Auch haben
Sie referieren und diskutieren am Schweizer KMU-Tag 2015 (oben von links nach rechts): Urs Fueglistaller, Thomas König, Beat Guhl, Brigitte Breisacher, (unten von links nach rechts) Sascha Lobo, Heike Bruch, Marco Büchel und Kurt Aeschbacher. Fotos: zVg
Patronate für den Schweizer KMU-Tag wichtige Institutionen übernommen: Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV), economiesuisse und die Industrie- und Handelskammer St.Gallen. Unterstützt wird der Anlass durch Co-Sponsoren und langjährige Hauptsponsoren, denen KMU-Anliegen sehr wichtig sind: Raiffeisen, Helvetia, ABACUS, OBT und
Swisscom sowie zahlreiche KMU aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor. Angeboten und durchgeführt wird der Anlass vom Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen an der Universität St.Gallen (KMU-HSG) und von der Agentur alea iacta ag. Anmeldung erforderlich bis 14. August 2015 auf www.kmu-tag.ch
Digitaler Wandel TOPSOFT MESSE 2015 Am 25. und 26. August treffen auf dem Zürcher Messegelände der grössten Schweizer IT-Fachmesse Unternehmer auf IT-Experten, wo sie in sogenannten Themenparks Antworten rundum das Thema Business Software finden. TEXT A N O U K A R B E N Z An der topsoft werden Führungen, Kurzberatungen, Fachreferate und spezielle Themenparks kostenlos für die Besucher angeboten. Foto: zVg/Beat Jäggi
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ie Auswahl der passenden Business Software ist keine einfache Aufgabe. An der topsoft, der schweizweit grössten Fachmesse für Business Software, wird ein umfassender Überblick über sämtliche Lösungsbereiche für KMU angeboten. Die Messe wird in verschiedene Themenparks unterteilt, welche speziell auf die einzelnen Zielgruppen ausgerichtet sind.
BUSINESS INTELLIGENCE Es muss nicht immer Big Data sein, auch in kleinen Unternehmen entstehen täglich relevante Daten, die als Entscheidungsgrundlage dienen können und ausgewertet werden müssen. Im topsoft BI Park haben Messebesucher die Gelegenheit, kompetente Anbieter zu treffen und sich in Fachreferaten über aktuelle Entwicklungen zu informieren.
CLOUD PARK Cloud Computing ist ein fester Bestandteil der IT-Agenda, dessen Bedeutung für Unternehmen laufend zunimmt. Mit dem wachsenden Angebot auf dem Markt wird es immer wichtiger, über praxisnahes Fachwissen in Fragen Datenschutz, Standards, Qualität und Recht zu verfügen. Der Topsoft Cloud Park will zu die-
sen dringenden Fragen Antworten liefern und konkrete Lösungen anbieten. DMS PARK Effizient, kostensparend, transparent: Die Vorteile des Dokumentmanagements liegen auf der Hand. Im DMS Park der Fachmesse treffen die Besucher auf führende Anbieter und finden individuelle Lösungen für ihr Unternehmen.
OPEN SOURCE PARK Der Open Source Park präsentiert innovative Systeme und professionelle Dienstleister rund um den Einsatz von quelloffenen Anwendungen für Unternehmen, Behörden und Verwaltungen. Parallel dazu halten ausgewiesene Experten abwechslungsreiche Referate zum Thema. www.topsoft.ch
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BÜCHER
Wo liegt die Schweiz? FRIEDENSINSEL Die Schweiz liegt mitten in Europa. Der Umstand, dass ein Land in der geografischen Lage der Schweiz nicht Mitglied der EU ist, beschäftigt Jakob Kellenberger. TEXT D O M I N I Q U E L I E B
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r beschreibt in seinem Buch, warum in der Debatte um die Schweiz ausserhalb der Europäische Union Begriffe wie «Neutralität» oder «Souveränität» so beliebt sind. «Wer sieht sein Land nicht gerne eine internationale Rolle spielen, je sichtbarer, ungefährlicher und kostengünstiger, je besser». Offen und kritisch beschreibt der ehemalige Diplomat, Staatssekretär und frühere Präsident des IKRK Jakob Kellenberger, wie sich die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union gestaltet haben. Einem seit Jahrzehnten mit Unterbrüchen herrschenden Denk- und Deutungsmuster wird hier ein anderes zur Seite gestellt. Jakob Kellenberger erachtet die Schaffung der EU als das grösste politische Projekt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Wertung hängt damit zusammen, dass er Frieden für wichtig und nicht für selbstverständlich hält. «Die Schweiz sah in der Gründung der EU in erster Linie ein wirtschaftliches Projekt. Die Verkennung oder geringe Gewichtung der zentralen Absicht der europäischen Gründungsväter, eine auf Dauer angelegte Friedens-, SicherheitsWo liegt die Schweiz Jakob Kellenberger und WertegemeinVerlag NZZ schaft zu schaffen, 256 Seiten, gebunden nahm einen frühen CHF 39.00 ISBN 978-3-03823-929-1 Anfang.»
Rezensionsunterlagen an: blattner@unternehmerzeitung.ch
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SOMMERTIPPS HANSPETER LEBRUMENT Der Schweizer Verleger Hanspeter Lebrument hat die Südostschweizer Medienlandschaft der vergangenen Jahrzehnte geprägt und verändert. Mit der Zeitung «Südostschweiz» und der dazugehörigen Südostschweizer Mediengruppe beherrscht er die Medienlandschaft in Graubünden, Glarus und im Rheintal. Im Stämpfli Verlag ist ein aufschlussreiches Buch über den Verleger Hanspeter Lebrument erschienen. Der Journalist und Historiker Christian Ruch hat die Dokumente aus dem Unternehmensarchiv der Somedia ausgewertet und mit Hanspeter Lebrument lange Gespräche geführt. Er beschreibt den journalistischen Profi als Hanspeter Lebrument glänzenden Erzähler, Christian Ruch voller Witz und Esprit, Stämpfli Verlag AG mit einem ausgespro288 Seiten, gebunden chenen Flair für gute CHF 39.– ISBN 978-3-7272-1427-1 Geschichten. Wegen seiner Monopolstellung als Verleger in der Südostschweiz, wurde Lebrument von verschiedenen Medienleuten auch kritisiert. Christian Ruch widmet sich auch diesem Umstand in seinem Buch ausführlich. Der Politikwissenschaftler war in der Bergier-Kommission
tätig und lebt heute als freischaffender Journalist, Historiker und Soziologe in Chur. ZÜNDSTOFF Perioden der Unsicherheit waren schon immer ein geeigneter Nährboden für neue Ideen und Möglichkeiten. Firmen wie Hewlett-Packard, Disney, MTV, CNN, BurgerKing und viele andere wurden in Zeiten von Rezessionen gegründet. Mit frischem Humor liefert der Ratgeber «Zündstoff» von Jerome Gutsche verblüffende Einsichten, spannende Fallbeispiele und clevere Strategien für Erfolg in chaotischen Zeiten. Das in Kunstleder gebundene Buch versammelt 150 Strategien, illustriert mit anschaulichen Grafiken und Zündstoff Bildbeispielen und regt Jeremy Gutsche Ideen an. Es ist geeignet MIDAS Verlag 272 Seiten, Fadenfür alle, die ihre Augen heftung, CHF 44.– auf Chancen gerichtet ISBN 978-3-907100-20-2 haben. Der Autor ist ein gesuchter Redner in den USA und hat mit trendhunter.com eine Netzwerk für Trendspotting und Innovation gegründet.«Gutsche eröffnet eine ganz neue Sichtweise darauf, wie Innovationspotenzial in Unternehmen entfaltet werden kann.»
(Cover 300dpi >1MB).
10 FRAGEN AN
Patient im Vordergrund FRANK SCHUMACHER Facharzt FMH für Dermatologie und Venerologie Foto: zVg
Warum sind Sie Unternehmer geworden? Schon früh träumte ich von der Selbständigkeit. Als Primarschüler wollte ich Tierarzt werden, später Humanmedizin studieren. Meine Hautärztin bemerkte nebenbei, vom Alter könnte ich ihr Nachfolger werden, sodass ich mit 17 Jahren bereits wusste, es wird Dermatologie sein. Nach Abschluss des Medizinstudiums an der Uni-Zürich war ich Assistenz-Arzt auf der Pathologie am Kantonsspital Frauenfeld, der Chirurgie am Kantonsspital Frauenfeld, der Dermatologie am Universitätsspital Zürich (usz), der Andrologie am Universitätsspital Giessen. Und heute hab ich die Praxis meiner ehemaligen Hautärztin mit den selben Angestellten, die damals noch Azubis waren.
«Therapeutische-Verbesserungsvorschläge» anzubieten, was aber eher als Missgunst betrachtet wurde.
Wenn nichts unmöglich wäre, was wäre Ihr Traumjob? Seitdem ich meine Praxis habe, lebe ich meinen Traumjob. Das Auseinandersetzen mit Patienten, das familiäre Klima, die Transparenz zwischen mir und meinen Angestellten, das Eigenständig sein, dies ist das, was meine Arbeit erfüllt.
Wie erholen Sie sich von Stress? Das Fotografieren ist neben meinem Beruf der perfekte Ausgleich um sich zu erholen. Deshalb treffe ich mich mit Leuten, die dieses Interesse mit mir teilen, dreimal im Jahr jeweils für eine Woche im europäischen Raum. In Bezug auf Urlaubseingaben bin ich vollkommen frei, was den ungesunden Stress nicht aufkommen lässt.
Welche Persönlichkeit hätten Sie schon immer gerne einmal getroffen? Albert Einstein hätte ich gerne kennengelernt. Aus reiner Neugierde wie er als Privatperson war. Täglich halte ich mit dem Laser eine Innovation von ihm in den Händen. Worüber können Sie sich ärgern? Nach dem Volksentscheid zur Unterstützung der Hausärzte, erhält auch ein Med. pract unmittelbar nach dem Universitätsabschluss eine zusätzliche Taxe. Die Weiterbildung wird somit nicht mehr honoriert.
ZUR PERSON Unternehmen: Hautoffice Position: Gründer und Geschäftsführer Werdegang: Seit 1993 eigene Hautarztpraxis. Fertigkeitsausweise für Lasertherapien; Mitglied der American Academy of Dermatology Ausbildung: Facharzt FMH für Dermatologie und Venerologie Liebste Hobbies: Fotografieren, Reisen Zivilstand: Ledig
Was mögen Sie nicht an Ihrer Branche? 1993 konnte man als Freiberufler eine eigene Praxis gestalten und zum Wohle des Patienten Therapien anbieten, welche die Amortisation der Gerätschaften nicht gewährleisteten. So konnte ich meinen Laserpark quer subventionieren. Heutzutage stehen Diskussionen und Reglemente zur Kosteneinsparung so im Vordergrund, dass man aufpassen muss, dass die Qualität nicht darunter leidet. Praxisinvestitionen für eine Alleinpraxis sind kaum mehr möglich. Ein Umzug der Ärzteschaft von der Selbständigkeit zum Angestelltenverhältnis, in durch CEO geführte Ärztezentren, scheint unumgänglich. Mir ist klar, dass mein Unternehmen klein ist, aber dadurch arbeite ich mit Menschen zusammen, um deren Probleme zu lösen und nicht zu erweitern. Denn bei mir steht der Patient im Fokus.
An welches Ereignis in Ihrer Karriere erinnern Sie sich am liebsten? Da muss ich an meinen Abschluss des Medizin-Studiums denken. Das Gefühl zu haben, endlich sich nicht mehr die Frage stellen zu müssen – «Kann ich meinen Traum verwirklichen?». Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, jetzt steht mir nichts mehr im Wege um mein eigener Chef zu sein. Was war Ihr grösster Fehlentscheid? Als junger Arzt hatte ich gewisse Vorstellungen von der Dermatologie, und wie dieses Fachgebiet dem Kanton Thurgau näher gebracht werden könnte – wir waren nur drei Dermatologen im Kanton. Da entschloss ich mich eine Weiterbildung mit dem Thema
Was zeichnet die Schweizer Wirtschaft aus? Die Liberalität wird in der Schweiz gross geschrieben, dies gibt eine Flexibilität um auf die Konjunktur zu reagieren. Im Vergleich zu anderen Ländern ist unsere Lebens- und Bildungsqualität noch vorbildlich, und es zeigt sich, dass die Schweizer Wirtschaft konstant stabil ist. Was wünschen Sie sich für die Schweiz? Erhaltung der direkten Demokratie, was die Schweiz auch auszeichnet. Schön wäre es, wenn die Schweizer Jugend sich in der Stimmbeteiligung schon früh engagieren würde.
Nr. 7/8 2015 | UnternehmerZeitung
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UnternehmerZeitung | Nr. 7/8 2015
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