ZHKMU 1 2014

Page 1

NR. 1 l 2014

DAS ZÜRCHER UNTERNEHMER-MAGAZIN

HAUPTBAHNHOF ZÜRICH

HERZ DER STADT – SCHRITTMACHER DER SCHWEIZ FRANCO KNIE JUN. ÄSS-BAR «DER ZIRKUS LIEGT «FRISCH VON UNS IM BLUT» GESTERN»

NETZWERK FRAUENUNTERNEHMEN


=heii _c =[iY^ ö" ab[_d _c L[hXhWkY^$

DER NEUE TRANSIT CONNECT 8[ij[ AhW\jije\\[\\_p_[dp i[_d[h AbWii[ =kj \ hi =[iY^ \j0 :[h d[k[ <ehZ JhWdi_j 9edd[Yj X[hp[k]j c_j Wki][p[_Y^d[j[d GkWb_j j[d" p$8$ c_j Z[d l[hXhWkY^ii[da[dZ[d ;9Ed[j_Y J[Y^debe]_[d" Z_[ kdiY^bW]XWh[ *$& B_j[h%'&& ac kdZ 9E(#;c_ii_ed[d led dkh '&. ]%ac [hc ]b_Y^[d$ B[][d I_[ `[jpj [_d[d deY^ ^ ^[h[d =[iY^ \ji]Wd] [_d kdZ fhe\_j_[h[d I_[ lec HkdZkc#Ieh]beifWa[j led 8ki_d[ii FWhjd[h _dab$ MWhjkd]" L[hiY^b[_ii" H[_\[d[hiWjp" ;hiWjpmW][d kdZ <_dWdp_[hkd] WX (/ HWff[d fhe A_bec[j[h $ C[^h [h\W^h[d I_[ Wk\ \ehZ$Y^ iem_[ Wk\ Xki_d[iifWhjd[h#\Y$Y^

AB FR. 14’600.-*

WXp ]b_Y^ WjjhWaj_l[h <bejj[daedZ_j_ed[d

Listenpreis exkl. MWST. Angebot bei teilnehmenden Händlern gültig bis 31.3.2014. * Berechnungsbeispiel/Angebot: Transit Connect Ambiente 1.0 EcoBoost, 100 PS/74 kW, Fahrzeugpreis Fr. 14’600.-. Abgebildetes Modell: Transit Connect Trend 1.0 EcoBoost, 100 PS/74 kW, Fahrzeugpreis Fr. 19’850.- (Katalogpreis Fr. 18’700.- plus Alufelgen 16" Fr. 550.- und Metallic-Lackierung Fr. 600.-). **Flottenkonditionen nur für Kunden mit Handelsregistereintrag.


INHALT I ZH KMU

Nr. 1

l 2014 l 3

5 AGENDA

6 10

Unternehmen 6 Franco Knie junior: «Der Zirkus liegt uns im Blut»

TITELTHEMA 10 Altstetten – Hauptbahnhof – Oerlikon» Die Durchmesserlinie

12 Hauptbahnhof Zürich: «Herz der Stadt – Schrittmacher der Schweiz»

14 Catering am Hauptbahnhof – im Gespräch mit Patrick Candrian

PROFIL 16 Äss-Bar: «Frisch von Gestern»

KULTUR 20 Cyclope: «vom Trümmerhaufen zum Zirkus»

Titelbild: Keystone / Martin Ruetschi

BUSINESS LUNCH 23 Der Schweiz bester Libanese

NETZWERK 24 Verband Frauenunternehmen

WIRTSCHAFT 26 E-Rechnungen: Einfacher zahlen, schneller kassieren

20

29 VZH NEWS 30 ZÜRICH IM BILD

IMPRESSUM ZÜRCHER KMU – Das Zürcher Unternehmer-Magazin erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren, Zürich, Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, print@zürcherkmu.ch

HERAUSGEBER: Remo Kuhn, kuhn@unternehmerzeitung.ch

CHEFREDAKTOR: Maximilian Treffer, treffer@zuercherkmu.ch REDAKTION: Manuela Paganini, paganini@swissnews.ch ; Lukas Studer, studer@swissnews.ch ; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch

MARKETING: Felix Keller, keller@unternehmerzeitung.ch ; Maximilian Treffer treffer@zuercherkmu.ch

MITARBEIT AN DIESER AUSGABE: Salome Kern, Jean-Pierre Reinle, Michel Kaufmann, Ronald Biehler, Matthias Hügli, Jens O. Meissner und Sheron Baumann LAYOUT & PRODUKTION: Angelina Sofia, sofia@swissnews.ch DRUCK: NZZ Print, Schlieren Zürich NACHDRUCK: Mit schriftlicher Genehmigung des Verlags und detaillierter Quellenangabe © Unternehmerzeitung / SWISS BUSINESSPRESS SA TEXT- UND BILDMATERIAL: Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS erscheinen ausserdem: SWISS NEWS – The National English Journal, SWISS CUISINE – Das Fachmagazin der Gehobenen Gastronomie, BUSINESS CLASS – Das Lifestyle-Magazin der Unternehmerzeitung, VR-Praxis – Das Schweizer Magazin für Verwaltungsräte


Bei uns ist Ihr Haus in besten Händen.

Viel über uns zu wissen genügt nicht, lernen Sie uns kennen.

sauber – sicher – fachkompetent

Busco Reinigung AG www.busco.ch / sauber@busco.ch

UNTERNEHMER BONUS Eine Firmenauskunft (Risiko-Analyse) nach Wahl des Wirtschaftsauskunftsdienstes Bisnode (früher Dun & Bradstreet) im Wert von CHF 45.– bei Bestellung eines Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 54.– oder Drei Firmenauskünfte (Risiko-Analysen, Wert total CHF 135.–) von Bisnode, bei Bestellung eines Zwei-Jahres-Abonnements der UnternehmerZeitung für CHF 96.–. Informieren Sie sich über neue Kunden, Lieferanten und Ihre Konkurrenz. Schützen Sie sich vor schlechten Zahlern und profitieren Sie vom Informationsvorsprung. Mehr Infos zu den Wirtschaftsauskünften von Bisnode auf www.monetas.ch/risikoanalyse

Senden Sie den ausgefüllten Coupon an Redaktion UnternehmerZeitung, Zürcherstrasse 39 8952 Schlieren (Fax: 044 306 47 11) oder mailen Sie die Bestellung auf unserer Homepage www.swissbusinesspress.ch/abo/UZ/abo_uz

Firma

Falls Sie das Abo jemand schenken möchten, hier bitte die Lieferadresse einsetzen:

Name

Name

Strasse

Strasse

Plz und Ort

Plz und Ort


l Nr. 1 l 2014 l 5

ZHKMU I AGENDA

ZKB V E R G IB T K MU - P R E I S F Ü R N A C HH A LTIGKEIT Ende Januar hat die Zürcher Kantonalbank zum fünften Mal den KMU-Preis für nachhaltige Unternehmen verliehen. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 150 000 Franken dotiert.

Mehr als 100 Unternehmen haben sich dieses Jahr ins Rennen um die Podestplätze begeben. Die achtköpfige Jury hat gemäss ZKB aktuelle und zukunftsweisende wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Aspekte beurteilt. Ganz oben und mit einem Preisgeld von 70 000 Franken stand zuletzt die Renggli AG aus Schötz. Das Luzerner Unternehmen ist auf den energieeffizienten Holzbau

in moderner Architektur spezialisiert und gehört zu den Pionieren der «Minergie-Standards». Auf den zweiten Platz, mit einer Preissumme von 40 000 Franken schaffte es die Schützen Rheinfelden AG. Mit seinem besonderen Klinik-im-Hotel Konzept ist die Privatklinik schweizweit eine der führenden Institutionen für Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie. 20 000 Franken und damit der dritte Rang geht an

Renggli AG aus Schötz ist Sieger des KMU-Preises. die Planet GDZ AG. Die Firma ist im Bereich der Absenkdichtungen führend in der europäischen Türenindustrie. Den Sonderpreis für Kleinst-

BRO S CHÜ R E « D I E K MU POLI TIK DE R S C H W E I Z » Ende 2013 ist die neue Broschüre über die Schweizer KMU-Politik des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF erschienen. Die Broschüre informiert über Finanzierungshilfen, Internationalisierungsförderung sowie Instrumente im Bereich

unternehmen gewann das Familienunternehmen Cave du Rhodan Mounir Weine AG. Das innovative Weingut aus dem Wallis kann sich über 20 000

Franken Preisgeld freuen. Der Moderator Stephan Klapproth führte gewohnt unterhaltsam durch den Abend in der Umweltarena in Spreitenbach. Er vermochte das Thema Nachhaltigkeit humorvoll in seine Moderation einzubinden. Interessenten können sich bis 14. April 2014 für die Vergabe des KMU-Preises der ZKB im Januar 2015 bewerben. Neu wird ein weiterer Sonderpreis für aussergewöhnliche Leistungen oder vorbildliche Kleinstunternehmen vergeben. www.zkb.ch/kmupreis

Fotos: Renggli AG , Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), Technopark® Immobilien AG / Tabea Vogel

NEUE STRUKTUREN F ÜR D EN TEC H N OPARK

Forschung und Innovation. Weitere Inhalte sind die administrative Entlastung von Unternehmen, die Aus- und Weiterbildung sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die neue Broschüre kann unter www.kmu.admin. ch heruntergeladen oder bestellt werden.

Karin Looser Der Technopark Zürich, der Jungunternehmen, etablierte Firmen sowie Hochschulen und Forschungsinstitutionen beherbergt und vernetzt, gibt sich eine neue Struktur. Die Dienstleistungen der Technopark Immobilien AG und der Stiftung sollen gebündelt werden, um eine noch grössere Fokussierung auf die Kerntätigkeiten zu ermöglichen.

Die Neustrukturierung will einerseits Synergiepotenziale im Managementbereich umsetzen, anderseits gilt es nach 20-jähriger erfolgreicher Tätigkeit, die Organisation den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Seit 1993 ist in der Schweiz eine lebendige Jungunternehmerkultur entstanden, deren Dynamik auch im Technopark Zürich eine noch schlankere und integrierte Führung erfordert. Das weit über den Wirtschaftsraum Zürich hinaus

bekannte Konzept wird damit gestärkt: Die Verknüpfung einer auf junge Unternehmen und deren Bedürfnisse ausgerichtete Infrastruktur mit den breiten Dienstleistungen, die Gründerinnen und Gründer in der Anfangsphase dringend brauchen. Der Technopark Zürich will damit die Überführung neuer Technologien in den Markt noch effektiver gestalten und einen wichtigen Beitrag zur Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze leisten.

Die ad-interim Leitung der neuen Organisation übernimmt per sofort Karin Looser, bisher CEO der Technopark Immobilien AG. Henning Grossmann, der die Stiftung Technopark Zürich seit 2010 als CEO führte und viele neue Projekte lancierte und umsetzte, wird den Technopark Zürich verlassen und eine neue Herausforderung übernehmen. Die Neustrukturierung soll bis Juli 2014 umgesetzt werden.


6

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I INTERVIEW

«Der Zirkus liegt uns im Blut» Den Circus Knie kennt jedes Kind in der Schweiz. Seit mittlerweile acht Generationen begeistert die Zirkusfamilie mit ihren Vorstellungen quer durchs Land. Mit über 200 Mitarbeitern ist der fahrende Betrieb ein klassisches KMU – mit einigen Besonderheiten.

INTERVIEW MANUELA PAGANINI UND MAXIMILIAN TREFFER

Foto: Pascal Giger / Cirkus Knie Bearbeitung: A.Sofia

Herr Knie, der Circus Knie ist eine Institution. Was macht Ihren Zirkus so besonders? Franco Knie jun.: Die Qualität des Programms und die Verbundenheit der Schweizer Bevölkerung zu unserem Unternehmen. Genau wie meine Familie den Circus Knie von Generation zu Generation weiter führt, bleiben uns die Zuschauer über Generationen hinweg treu. Zum ersten Mal sind unsere Zuschauer als Kinder im Publikum, bis sie dann später ihren eigenen Nachwuchs zur Vorstellung mitbringen. Wir erarbeiten jedes Jahr ein komplett neues Programm, bieten viel Abwechslung und eine einzigartige Atmosphäre. Wie ist Ihr Zirkus zum Schweizer National-Circus geworden? Meine Vorfahren waren österreichische Hochseilartisten und ab 1814 regelmässig in der Schweiz unterwegs.1900 erhielt die Familie das Bürgerrecht im thurgauischen Gerlikon. Als im Jahre 1919 die 4. Generation der Familie Knie um die Brüder Friedrich, Rudolf, Charles und Eugen Knie ihre offene Arena mit Hochseil in einen Zeltzirkus umorganisierten, beschlossen die vier Gründer, den Zirkus als „Schweizer National-Circus der Gebrüder Knie“ und „Cirque Varieté National Suisse Frères Knie“ im Handelsregister einzutragen. Sie kauften ein Chapiteau und zogen fortan durchs Land. 1934 änderte unsere Familie das Unterneh-

men in eine Familien-Aktiengesellschaft, Gebrüder Knie, Schweizer National-Circus AG. Wie sieht der Arbeitsalltag von Franco Knie aus? Mein Tag beginnt meist gegen sieben Uhr. Die Pflege und das Training mit den Elefanten ist sehr zeitaufwändig. Vor und während der Tournee trainiere ich jeden Tag in der Manege mit ihnen. Neben den Trainings gehören natürlich auch Aufgaben in der Betriebsleitung dazu. Ich kümmere mich täglich um die Aufgaben und Mitarbeitenden in den Büros und in der Werkstatt. Auf Tournee haben wir fast jeden Tag mindestens eine Vorstellung, an gewissen Tagen sogar drei. Bis ich danach im Bett bin, dauert es oft bis ein Uhr morgens. Also haben sie mit den Elefanten drei zusätzliche Kinder adoptiert? (lacht) Das kann man wohl so sagen. Ich arbeite jeden Tag mit den Tieren. So gesehen bin ich vierfacher Familienvater. Gab es für Sie eine Alternative zum Zirkusleben? Ich bin bei meiner Mutter in einer ganz normalen Familie ausserhalb der Zirkuswelt aufgewachsen. Den Zirkus kannte ich nur von den Wochenenden und den Ferien bei meinem Vater. Nach einem normalen Schulabschluss habe


ZHKMU I INTERVIEW

«Zum ersten Mal sind unsere Zuschauer als Kinder im Publikum, bis sie dann später ihren eigenen Nachwuchs zur Vorstellung mitbringen.»

ich eineinhalb Jahre im IT-Bereich gearbeitet. Seit 1999 widme ich mich jedoch ganz dem Zirkus. Hier habe ich auch meine Frau kennen gelernt. Zusammen mit ihr und meinem Sohn trete ich seither in der Manege auf. Der Zirkus liegt uns nun mal im Blut.

Medien nicht ersetzen. In den zweieinhalb Stunden der Vorstellung entführen wir unsere Zuschauer in eine fremde Welt und bieten eine Pause vom schnelllebigen Alltag.

Wird Ihr Sohn einst in Ihre Fussstapfen treten? Das ist seine eigene Entscheidung. Für die Kinder ist der Auftritt im Zirkus ein Wollen und kein Müssen und das soll so bleiben. Freuen würde ich mich natürlich schon, wenn Chris Rui mir eines Tages nachfolgen würde.

Mit dem Circus Knie tragen Sie ein grosses Erbe. Haben Sie einen Plan B, falls der Zirkus von den modernen Unterhaltungsmedien verdrängt wird? Nein, wir gehen nicht davon aus, dass wir uns bald nach einem neuen Broterwerb umsehen müssen. Mit rund 350 Vorstellungen in über 40 Städten ist unser Tourneeplan randvoll. Von unseren Zuschauern erhalten wir laufend Rückmeldungen und verarbeiten diese gewissenhaft. Die Resonanzen sind durchwegs positiv, deshalb mache ich mir kaum Sorgen um unser Fortbestehen. Aber es ist wichtig, dass wir nicht stehenbleiben, sondern uns stetig weiterentwickeln. Wir bieten Zirkus zwischen Tradition und Innovation. Zudem betreiben wir in Rapperswil den Kinderzoo. Hier ist unser Winterquartier, in dem wir trainieren und uns auf die Saison vorbereiten. Für die Öffentlichkeit ist der Kinderzoo eine Schnittstelle zwischen Mensch und Tier, der Kindern und Erwachsenen eine Gelegenheit bietet, Tiere ganz nah zu erleben. Anders als im normalen Zoo können die Besucher die Tiere anfassen.

Die Unterhaltungskultur hat sich extrem verändert. Im Netz können wir uns jeden Tag den verrücktesten Zirkus der Welt anschauen. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung? Natürlich haben sich heute viele Dinge verändert. Unsere Kultur ist schneller, digitaler und oberflächlicher geworden. Mit unserem Programm bieten wir einen Ausgleich zu dieser Entwicklung. Unsere Vorstellung ist Live, ungeschnitten - einfach echt. Zirkus hautnah! Der Geruch nach Sägemehl und Popcorn gehört zu einem Zirkuserlebnis einfach dazu. Natürlich machen wir uns auch die Möglichkeiten der modernen Technik zu Nutze. Die Licht- und Tontechnik haben wir in den letzten Jahren massiv verbessert. Aber die Magie, die dem Zirkus zuteil ist, können digitale

l Nr. 1 l 2014 l 7


8

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I INTERVIEW

Mit Ihrem Familienunternehmen sind Sie eigentlich ein klassisches KMU. Das stimmt. Viele unserer Mitarbeiter sind schon seit 20 Jahren und mehr bei uns. In den acht Monaten auf Tournee sind wir mit unseren über 200 Mitarbeitenden aus 14 bis 16 Nationen eine grosse Familie. So eng, wie wir den Alltag zusammen verbringen, sollte das auch so sein. In gewissen Punkten unterscheiden wir uns vom typischen KMU. Wir müssen unser Programm, die Besetzung, den Standort und den Spielplan relativ weit im Voraus planen. Mit der Tourneeplanung 2015 sind wir schon fast fertig. Andererseits ist der Alltag im Zirkusleben sehr spontan und flexibel. Die Artisten kommen erst zehn Tage vor Tourbeginn aus aller Welt bei uns an. Dann werden die hochklassigen Nummern zu einem Gesamterlebnis zusammengefügt. Der Zirkus gerät immer wieder ins Visier der Tierschützer. Haben Sie ein offenes Ohr für diese Anliegen? Wir leben in einer Welt, in der alles kritisiert wird. Echte Tierschützer gibt es nicht viele. Mit seriösen Organisationen pflegen wir einen regelmässigen und konstruktiven Austausch und gehen auf ihre Kritik und Vorschläge ein. Schliesslich geht es um das Wohl der Tiere. Der Schweizer Tierschutz STS besucht unsere Betriebe regelmässig und würdigt diese in den Jahresberichten jeweils als vorzüglich und mustergültig. Das Wohl der Tiere steht bei unserer täglichenArbeit im Zentrum. Unsere Proben im Chapiteau wie auch im Winterquartier sind öffentlich zugänglich, unsere Zusammenarbeit mit den Tieren ist stets transparent. Dazu bieten wir für unser Publikum verschiedene informative Veranstaltungen rund um die Tiere. Kann Zirkushaltung für Tiere grundsätzlich artgerecht sein? Die Frage ist, was ist artgerecht? Ist ein Tier auf zehn Hektaren Brachland mit wenig Futter und ödem Alltag glücklicher, als ein Tier mit spannendem, abwechslungsreichen Tagesablauf und einem sicheren Leben? Den Komfort beim Transport beispielsweise haben wir kontinuierlich verbessert. Die Tiere sind sich den Transfer gewohnt. Wenn wir merken, dass ein Tier für den Zirkus nicht geeignet ist, dann nehmen wir es nicht mit auf Tournee. Der Zirkus Knie wird auch mit Zürich in Verbindung gebracht. Wie stehen Sie zur Stadt? Zürich ist die erste Grossstadt auf unserer Tournee und der Ort, an dem wir am längsten gastieren. Der Standort beim Bellevue ist schon sehr besonders. Wir pflegen ein gutes Verhältnis zur Stadtverwaltung und wurden stark in die Planung des neuen Sechseläutenplatzes miteinbezogen. Für die kulturelle Vielfalt der Stadt Zürich sind wir eine Bereicherung. Nach mehreren Jahren im Exil auf der Landiwiese kehren Sie dieses Jahr zurück an den Sechseläutenplatz. Sind Sie zufrieden mit dem Umbau? Wir freuen uns, zurück kehren zu können. Die Landiwiese war im Hinblick auf die Verkehrsanbindung nicht ideal gelegen. Viele Zuschauer mussten sofort nach der Vorstellung aus dem Zelt eilen, um den letzten Bus zu erreichen. Der Standort am Bellevue ist einfach wunderbar. Wir sind mitten im Stadtleben, da ist immer was los. Das rot-weisse

ZUR PERSON Franco Knie Junior (36) ist Stv. Technischer Direktor und Elefantenstallmeister. Seine Frau Linna (35), die er vor bald elf Jahren im Zirkus kennenlernte und sein Sohn Chris Rui (7) treten ebenfalls in der Manege auf.

Chapiteau ist ein Farbtupfer in der Stadt. Die Zusammenarbeit mit den Gastbetrieben rund um das Bellevue ist sehr gut. Logistisch stellt uns der Sechseläutenplatz jeweils vor eine grosse Herausforderung. Der Raum ist sehr begrenzt, dies fordert eine lange und sorgfältige Vorbereitung. Mit dem neuen Bodenbelag sind wir zufrieden. Natürlich müssen wir für die Tiere mehr einstreuen als auf einer Wiese, doch für die Elefanten ist der raue Boden gut für die Fusspflege. Zum Schluss: Was ist Ihr Lieblingsort in Zürich? Der Zirkus auf dem Bellevue und die Wohnwagen auf der Landiwiese. Die Ruhe und Idylle am Wasser ist nach einem Auftritt sehr entspannend. Leider dürfen wir nun die Landiwiese nicht mehr belegen und müssen die Wohnwagen auf dem Albisgüetli abstellen.

Foto: Nicole Boekhaus Circus Knie


2QOLQH ]X QHXHQ .XQGHQ 6R ZHUGHQ 6LH JHIXQGHQ

SXEOLFLWDV FK DG PD[JHR

(LQ HLQ]LJDUWLJHV 2QOLQH 3RZHU :HUEH 3DFNDJH DG PD[ *(2 E QGHOW GLH 7RS 2QOLQH %UDQGV GHU 6FKZHL]HU 1XW]HU ]X HLQHP GLJLWDOHQ :HUEHDQJHERW I U UHJLRQDOH XQG ORNDOH :HUEHNXQGHQ DG PD[ *(2 LVW ]LHOJHULFKWHW« UHJLRQDO EXFKEDU PLW *HR 7DUJHWLQJ 3HUIRUPDQFH RULHQWLHUW %H]DKOXQJ QXU EHL .OLFN

IOH[LEHO LP %XGJHW

8QG VR HLQIDFK LVW HV %HL DG PD[ *(2 EHVWLPPHQ 6LH« ZLHYLHO %XGJHW 6LH PRQDWOLFK LQYHVWLHUHQ LQ ZHOFKHU 5HJLRQ ,KUH $Q]HLJH DXVJHVWUDKOW ZHUGHQ VROO GLH /DXI]HLW ,KUHU .DPSDJQH

6R VLHKW ,KUH :HUEXQJ DXV 0LW DG PD[ *(2 KDEHQ 6LH QXOO $XIZDQG« :LU HUVWHOOHQ ,KUH $Q]HLJHQ XQG GHILQLHUHQ GLH ULFKWLJHQ 6XFKEHJULIIH :LU RSWLPLHUHQ ,KUH .DPSDJQHQ SHUPDQHQW I U PD[LPDOHQ :HUEHHUIROJ :LU ELHWHQ ,KQHQ HLQ WUDQVSDUHQWHV (FKW]HLW 5HSRUWLQJ

+DEHQ ZLU ,KU ,QWHUHVVH JHZHFNW" 'DQQ NRQWDNWLHUHQ 6LH XQV QRFK KHXWH DG PD[JHR#SXEOLFLWDV FRP RGHU 7HOHIRQ ZZZ SXEOLFLWDV FK DG PD[JHR


10

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I TITELTHEMA

Altstetten – Hauptbahnhof Oerlikon Die Durchmesserlinie ist die grösste innerstädtische Baustelle der Schweiz. Seit den 1990er Jahren wird über diese Strecke diskutiert. In drei Monaten wird das Milliarden-Projekt, mit dem unterirdischen Bahnhof Löwenstrasse, eröffnet. Die Bahnstrecke soll enorme Entlastungen im Zugverkehr für Zürich und die Schweiz bringen.

TEXT MAXIMILIAN TREFFER

Noch stehen die Uhren im Bahnhof Löwenstrasse still, doch der Countdown auf dem Bildschirm in der Haupthalle des Zürcher Hauptbahnhofs neigt sich dem Ende zu. Ohne Verspätungen kann der neue Untergrund-Bahnhof im Juni eröffnet werden. Neu werden dort, 16 Meter unter den bisherigen Gleisen vier bis neun am Kopfende des Hauptbahnhofes, die Gleise 31 bis 34 beheimatet sein. Die Schienen verlaufen unter Sihl und Limmat hindurch Richtung Osten und über zwei Viaduktbrücken Richtung Westen der Stadt. Der mit Kopfgleisen angelegte Hauptbahnhof erhält damit neben dem Bahnhof Museumsstrasse einen zweiten Durchgangsbahnhof. Ähnlich dem bereits bestehenden S-Bahnhof wird an der Löwenstrasse mittels Bau einer Ladenpassage, ein weiteres Shop-Ville mit 37 neuen Geschäften, entstehen. Neu sind die Perrons drei Meter breiter und mit mehr Treppen- und Rolltreppenaufgängen ausgestattet. Dies ermöglicht die Bewältigung von grösseren Pendlerströmen. Laut Schätzungen werden 2017 eine halbe Million Reisende den Hauptbahnhof täglich benützen. Mit dem neuen Bahnhof wird auch das Herzstück der Durchmesserlinie, der Weinbergtunnel, in Betrieb genommen. Durch diesen führt die östliche Strecke vom Hauptbahnhof unter den Quartieren Fluntern, Unterstrass und Oberstrass, nahe des Namensgebenden Weinbergs, nach Oerlikon. Im Tunnel kommt die gleiche Gleisbau-Technologie wie in der Neat-Röhre zum Einsatz. Fest einbetonierte Gleise, ohne Schotter, garantieren geringere Unterhaltskosten und Lärmemissionen. Mit dem Durchgangsbahnhof und dem Tunnel entsteht auf der Strecke Bahnhof Enge und Bahnhof Oerlikon ein Fahrtzeitgewinn von acht Minuten. Brücke zwischen Ost und West Die Bauarbeiten zur Durchmesserlinie laufen jedoch auch nach der Eröfnung weiter. Insgesamt erstreckt sich die Linie auf 9,6 Kilometern und besteht aus zwei 1156 und 394 Metern langen Brücken. Die beiden wichtigen Brücken werden voraussichtlich Ende 2015 eröffnet. Nach der Ausfahrt vom Bahnhof Löwenstrasse überqueren die Züge die neue Kohlendreieckbrücke. Dann führt die Strecke unter

Bauarbeiten im Abschnitt 1 der Durchmesserlinie

der Hardbrücke hindurch, auf die Letzigrabenbrücke, welche mit ihren 1156 Metern künftig die längste Bahnbrücke der Schweiz sein wird, über die Duttweilerbrücke und mündet im Bahnhof Altstetten, auf den bestehenden Schnellzuglinien. Die Fertigstellung der beiden Viadukte kann erst nach Inbetriebnahme der neuen S-Bahn vollzogen werden. Der letzte Bauabschnitt führt zwischen Hauptbahnhof und Langstrasse. Erst nach der Stilllegung des provisorischen Sihlpost-Bahnhofes, mit den Gleisen 51 bis 54, kann der letzte Abschnitt gebaut werden. Profitiert ab Sommer 2014 vor allem der Zürcher Regionalverkehr von den Neubauten, ist es nach Eröffnung der Brücken auch der nationale Bahnverkehr. Die Ost-West Achse (St. Gallen – Genf) führt ab Dezember 2015 über die DML bzw. durch den Bahnhof Löwenstrasse. Dies führt zu Entlastungen auf der wichtigen Strecke quer durchs Land. Die letzte Bauetappe bildet der Ausbau des Bahnhof Oerlikon, welcher voraussichtlich 2016 seinen Abschluss finden wird. Licht am Ende des Tunnels Die Idee um den Weinbergtunnel erwachte erstmals in den Siebziger Jahren. Auf Kosten des Hirschengraben – Zürichbergtunnels, geriet das Projekt in Vergessenheit. Angesichts des überraschenden Erfolgs der S-Bahn stiess der Zürcher Regionalverkehr bereits 1990 an seine Grenzen. Den dadurch resultierenden Kapazitäts-Engpässen wollte man mit einem entsprechenden Ausbau entgegentreten. Ende der Neunziger Jahre entschied sich der Kanton Zürich daher für die Durchmesserlinie, mit dem Weinbergtunnel. Vor sieben Jahren begann dann endlich der Bau des zwei Milliarden Franken Projektes. Seit der ersten Vorlage sind also nunmehr fast vierzig Jahre vergangen. Mit der Teileröffnung 2014 ist endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Die Realisation dieses Bauvorhabens untermauert Zürichs Rolle als Dirigent des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Die Entlastung und die Verkürzung der Fahrtzeiten, für den interregionalen Verkehr sowie für den Regionalverkehr, macht die Bahnlinie zu einem wichtigen Träger der Infrastruktur mit nationaler Bedeutung.


ZHKMU I TITELTHEMA

l Nr. 1 l 2014 l 11

K U R Z IN T E R V I E W M I T G E S AMTPRO JEKTLEITER RO LA ND KO BEL Das Projekt Durchmesserlinie ist in Sachen Termine, Kosten, Qualität und Sicherheit auf Kurs. Entsprechend werden wir das Budget von 2,031 Milliarden Franken einhalten können. Allerdings wird es eine Punktlandung.

Die Durchmesserlinie ist kurz vor der Inbetriebnahme. Wie verlaufen die letzten Tests – sind Sie im Zeitplan?

Roland Kobel: Die Arbeiten im neuen Bahnhof Löwenstrasse und im Weinbergtunnel sind grösstenteils abgeschlossen. Seit Anfang Februar läuft auch der Mieterausbau der neuen Geschäftsflächen. Bis zur Inbetriebnahme am 15. Juni 2014 führen wir noch verschiedene Tests aus. Natürlich befahren wir die neue Strecke mit den Zugstypen, die darauf zum Einsatz kommen. Ausserdem testen wir die Entrauchungsanlage im Bahnhof und das Fluchtkonzept im Weinbergtunnel, um für Ernstfälle gewappnet zu sein.

Sehen Sie weitere Projekte vor um den überfüllten S-Bahnverkehr in Zürich zu entlasten?

Roland Kobel, SBB Gesamtprojektleiter DML, auf der Baustelle der Durchmesserlinie am 4. Februar 2014 in Zürich Altstetten.

Nach der Eröffnung der gesamten Strecke kann mit Entlastungen auf der wichtigen Strecke St. Gallen–Genf gerechnet werden.

Die Letzigraben- und die Kohlendreieckbrücke

Was bedeutet das konkret für den nationalen Bahnverkehr?

befinden sich noch im Bau. Wie weit sind die

Die Durchmesserlinie ermöglicht neue Angebotskonzepte sowohl im S-Bahn- wie auch im Fernverkehr. Die grösste Neuerung für die Schnellzüge ist, dass die Spitzkehre im Kopfbahnhof wegfällt. Dadurch verringert sich die Fahrzeit auf der nationalen Ost-West-Achse um bis zu sechs Minuten. Zusammen mit weiteren Ausbauten im Raum Winterthur ermöglicht die Durchmesserlinie ausserdem eine zusätzliche schnelle Verbindung nach St. Gallen, welche die Gallusstadt in weniger als 60 Minuten erreicht. Die SBB möchte dieses Angebot im Dezember 2018 einführen. Noch sind aber nicht alle Fragen geklärt.

Arbeiten fortgeschritten?

Die Arbeiten an den beiden Brückenbauwerken verlaufen nach Plan. Den Rohbau beider Brücken schliessen wir im Laufe dieses Jahres ab. Das Vorschubgerüst «Letzi», mit dem die Letzigrabenbrücke erstellt wird, wird dann demontiert und grösstenteils entsorgt. Anschliessend bauen wir auf beiden Brücken die bahntechnischen Anlagen – Gleise, Fahrleitungen und diverse technischen Komponenten – ein und führen ebenfalls integrale Tests aus. In Betrieb gehen die die Letzigraben- und die Kohlendreieckbrücke im Dezember 2015.

Die Kosten belaufen sich auf 2,031 Milliarden Franken. Kann dieser Budgetrahmen eingehalten werden oder erwarten Sie, dass der Bau teurer zu Buche schlägt?

Nebst der Durchmesserlinie realisieren der Zürcher Verkehrsverbund und die SBB momentan die vierte Teilergänzung der Zürcher S-Bahn. Diese auf das ganze Betriebsgebiet verteilten Projekte für insgesamt 420 Millionen Franken schaffen schrittweise bis 2018 zusätzliche Kapazitäten. Anschliessend ist die Zitrone ausgepresst, wie Regierungsrat Ernst Stocker am Spatenstich der vierten Teilergänzungen sagte. Dann braucht die Zürcher S-Bahn ein komplett neues Betriebssystem, weil Teilergänzungen und -ausbauten nicht mehr ausreichen. Der ZVV und die SBB erarbeiten momentan unter dem Arbeitstitel «S-Bahn zweite Generation (2G)» ein solches Konzept. Dank der Annahme der FABI-Vorlage am 9. Februar können wir indes mit der Planung für die Beseitigung der grössten Engpässe im Raum Zürich beginnen. Der erste Ausbauschritt von FABI enthält nämlich Gelder für die Planung des vierten Gleises im Bahnhof Stadelhofen sowie des Brüttener- und des Zimmerbergtunnels II.

Fotos: SBB CFF FFS


12

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I TITELTHEMA

Herz der Stadt – Schrittmacher der Schweiz Bild: Wikimedia / Johann Baptist Isenring (1796–1860) / Sidonius

1847 Am 7. August 1847 eröffnet die erste, ganz auf Schweizer Boden befindliche Bahnstrecke zwischen Zürich und Baden. Der Fahrplanmässige Betrieb der «SpanischBrötli-Bahn» sah pro Tag vier Fahrten in jede Richtung vor. Die Reise dauerte eine dreiviertel Stunde und kostete etwa 1.60 Franken. Ihren Übernamen verdankt die Bahn der Badener Spezialität «Spanisch-Brötli», die nun ofenfrisch nach Zürich geliefert werden konnte. Der Bahnhof Zürich um 1847 von der Limmat her gesehen

Bild: Wikimedia / Micha L. Rieser

1871 Um den gestiegenen Verkehrsbedürfnissen Rechnung zu Tragen, wich der erste «Bahnhof Zürich» 1871 einem von Architekten Jakob Friedrich Wanner gestalteten Neubau an der gleichen Stelle. Die Halle war 43 Meter breit und 169 Meter lang. Insgesamt führten sechs Gleise in den Bauch des Gebäudes. 1893 erhielt der Bahnhof die heutige Bezeichnung «Hauptbahnhof Zürich».

Der Bahnhof Zürich im Bau 1870 Bild: SBB Historic

1933 wird die Bahnhofshalle 38 Meter kürzer und von den Gleisen befreit. So entstehen die heutige Bahnhofshalle und die Perronhalle aus Eisen und Glas. Der Bahnhof hat nun insgesamt 16 Gleise.

Die neu gestaltete Bahnhofshalle


ZHKMU I TITELTHEMA

l Nr. 1 l 2014 l 13

Der Hauptbahnhof Zürich hat im Laufe der Zeit eine unglaubliche Wandlung hinter sich. Eröffnet wurde er als Endpunkt der ersten inländischen Bahnstrecke von Zürich nach Baden. Mittlerweile ist der HB als Knotenpunkt für den Inlandverkehr, sowie für den Bahnverkehr ins nähere Ausland, unabdingbar. Der grösste Bahnhof der Schweiz wird laufend weiterentwickelt – von 1847 bis 2014 wurden Meilensteine gesetzt, die den öffentlichen Verkehr weitreichend veränderten.

Foto: www.alt-zueri.ch/turicum/verkehr

1973 Die Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes und die Bauarbeiten zum «Shopville» finden im Herbst 1970 einen Abschluss. Anders als erhofft, führt das neue „Shopville“ nicht zu einer Umstimmung des Volkes für eine U-Bahn in Zürich. Nach der erfolglosen Abstimmung 1962, war die Ablehnung bei der zweiten Abstimmung 1973 noch grösser. Heute beherbergt das Shopville über 130 Dienstleistungsbetriebe und 35 Restaurants im Hauptbahnhof. Das Modell des geplanten U-Bahnhof im Jahr 1962 aus der Projektzeitung Tiefbau

Foto: Keystone / STR

1981 Anders als beim U-Bahn Projekt, konnte 1981, das Projekt einer S-Bahn Zürich und der Verlängerung der Sihltal-Uetliberg-Bahn zum Hauptbahnhof, einen Erfolg an der Urne feiern. Im Mai 1990 erfolgte die Eröffnung des viergleisigen Untergrundbahnhof «Museumsstrasse» für die S-Bahn, sowie der SZU-Bahnhof (Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn). Ladenpassagen verbinden die beiden unterirdischen Bahnhöfe.

Der erste S-Bahn-Zug fährt mit geladenen Gästen am 17. Mai 1990 auf der neuen Strecke Foto: Keystone/ Martin Ruetschi

2014 Mit fast 3000 Zugfahrten und über 400 000 Passagieren am Tag, ist der Hauptbahnhof Zürich heute einer der meist frequentierten Bahnhöfe Europas. 2014 wird mit dem Untergrundbahnhof Löwenstrasse, die Durchmesserlinie (Altstetten-Zürich HB-Oerlikon) teileröffnet.

Abfahrtszeiten für S-Bahn und Fernverkehr auf der grossen Anzeigtafel


14

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I TITELTHEMA

«Wir bieten an, was gefragt ist» Wer im Zürcher Hauptbahnhof etwas isst, wird von Candrian Catering bedient. Vom Burger King, über den Imbissstand, bis zum Au Premier, viele der gastronomischen Angebote gehören zur Unternehmung Candrian Catering. Patrick Candrian sagt, die Kundschaft profitiere von der Grösse des Familienunternehmens.

INTERVIEW MANUELA PAGANINI

Herr Candrian, welche Bedeutung hat der Hauptbahnhof Zürich für Ihr Unternehmen? Patrick Candrian: Das Geschäft meiner Familie ist schon seit vier Generationen im Hauptbahnhof zu Hause. Früher gab die SBB jeweils einem Betreiber pro Bahnhof den Auftrag, für die gesamte Verpflegung zu sorgen. Heute sind auch andere Anbieter im Hauptbahnhof vertreten. Dafür haben wir über die Jahre auch ausserhalb vom Bahnhof Fuss gefasst. Waren wir vor zehn Jahren noch mehrheitlich Mieter der SBB, sind wir jetzt mit Restaurants im Zürcher Flughafen, im Sihlcity und in Basel viel breiter abgestützt. Trotzdem, ein Unternehmen könnte sich keinen besser frequentierten Standort als den Zürcher Hauptbahnhof wünschen. In diesem Nadelöhr der Schweiz

gehen pro Tag 350 000 Menschen ein und aus. Davon verpflegen wir täglich jeweils mehrere tausend Personen. Mit Imbissbuden und Gourmetküche decken Sie ein breites Spektrum ab. Was ist Ihr Geschäftskonzept? Wir bieten das an, was gefragt ist. Die SBB verlangt von uns, dass wir ein ganzheitliches Angebot abdecken. Wirtschaftlich interessant sind vor allem die Verpflegungsstände. Das liegt daran, dass die grössten Ausgaben im Gastgewerbe die Personalkosten sind. Würden wir aber nur ein Unternehmen mit Take Away Ständen führen, wäre es uns wohl etwas langweilig. Nutzen Sie eigentlich Ihre Monopolstellung im Hauptbahnhof aus? Im Gegenteil, wir sind froh um die Konkurrenz. Sie belebt


ZHKMU I TITELTHEMA

das Geschäft und ist ein Gewinn für die Kundschaft. Heute hat sich der Konsum verändert und viele Kunden schätzen die Anonymität eines Supermarktes. Der Take Away, aber auch der normale Supermarkt eines Grossverteilers, sind die Konkurrenzangebote, die wir am meisten wahrnehmen. Unsere Kunden profitieren davon, dass unsere Restaurants zusammen arbeiten. Wir haben zum Beispiel eine eigene unterirdische Bäckerei, Kaffeerösterei und eine interne Wäscherei. Diese Synergien schlagen sich auch in unseren Preisen nieder. Für die Kundschaft spielt es eine untergeordnete Rolle, ob die Geschäfte von einem oder von verschiedenen Anbietern geführt werden. Für sie ist wichtig, dass die einzelnen Verkaufsstellen ihre Erwartungen erfüllen. Wie bewahren Sie eine persönliche Firmenkultur bei einem so grossen Unternehmen? Das ist nicht ganz einfach. Ein Vorteil unserer Firma ist die örtliche Nähe der Geschäftsleitung zu den einzelnen Betrieben. Pro Woche laufe ich mehrere Mal durch jede Verkaufsstelle im Bahnhof. Als Familienunternehmen profitieren wir davon, dass wir die Aufgabenfelder aufteilen können und einander sehr gut kennen.

Fotos: Manuela Paganini

Ihr Vater hat 2011 sein Amt als Geschäftsführer abgegeben. Was hat sich seither verändert? Die Rolle von meinem Bruder und mir ist eine andere, wir sind nicht die graue Eminenz. Meine Vorväter haben alle eine Patron Figur verkörpert. Diese Funktion haben wir nicht einfach mit der Aufgabe der Geschäftsleitung übernommen. Als Nachfolger müssen wir in diese Rolle hineinwachsen. Natürlich führt die jüngere Generation das erfolgreiche Konzept unserer Vorgänger weiter. Aber wir sind auch dabei, den einen oder anderen alten Zopf abzuschneiden. Zum Beispiel hat meine Schwester, die für das Firmenmarketing verantwortlich ist, neben wechselnder klassischer Kunstausstellungen neu auch Photographieausstellungen im Restaurant Au Premier eingeführt. Nicht alle unsere Gäste sind von der aktuellen Fotografie

l Nr. 1 l 2014 l 15

ZUR PERSON Patrick Candrian ist Mitglied der Geschäftsleitung von Candrian Catering und ist verantwortlich für deren Betriebe im Zürcher Hauptbahnhof, Sihlcity und Flughafen. Candrian Catering AG betreibt rund 40 Verkaufsstellen (Restaurants, Take Away und Catering Service), zwei Hotels und beschäftigt rund 1180 Mitarbeiter.

von Michel Comte begeistert. Aber sich kommentarlos in eine Umgebung einzufügen, ist auch nicht die Aufgabe der Kunst. Im Moment führt Claudio Bieri das Unternehmen, Sie und Ihr Bruder sind Mitglied in der Geschäftsleitung und haben Teilbereiche unter sich. Werden Sie Herrn Bieri eines Tages ablösen? Mein Bruder, Herr Bieri und ich haben unsere Büros direkt nebeneinander und führen viele Zwischen-Tür-undAngel-Gespräche. Sollte Herr Bieri eines Tages unsere Unternehmung verlassen, würde die Nachfolge neu definiert werden müssen. Candrian Catering wächst ständig. Ist Wachstum eine Bedingung für ein erfolgreiches Unternehmen? Natürlich freuen wir uns über Gelegenheiten, durch die unser Geschäft wachsen kann. Zu expandieren ist spannend und zieht meist einen Mehrwert für das ganze Unternehmen nach sich. Aber notwendig ist es nicht, wir können nicht beliebig wachsen. Für den Erfolg unseres Unternehmens ist wichtiger, dass wir gute Produkte verkaufen, die Mitarbeiter gut führen und auf Teamwork achten. Dazu gehört auch, dass wir einen angemessenen Gewinn erwirtschaften. Können Sie die Philosophie Ihres Unternehmens beschreiben? Uns liegt viel daran, eine gute Firmenkultur zu leben. Als Bewohner von Zürich sind wir verpflichtet, der Stadt etwas zurück zu geben. Mit unserem Unternehmen wollen wir Verantwortung übernehmen indem wir es so gut wie möglich führen. Der Zürcher Hauptbahnhof ist ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt. Der öffentliche Verkehr prägt unser Land enorm. Hier kann es nicht nur um Gewinnmaximierung gehen. Die Schweizerischen Bundesbahnen – und soweit ich sehe auch die Politik – sind sich dessen bewusst. Das ist wichtig.

Hinter den Kulissen von Candrian Catering. Eine vielfältige Auswahl von Delikatessen wird sorgfältigst für die Kundschaft hergerichtet


16

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I UNTERNEHMENSPROFIL

Frisch von Gestern Das Thema Food Waste ist in aller Munde. Ein Drittel unserer gekauften Lebensmittel landet im Müll. Die Äss-Bar im Zürcher Niederdorf will mit ihrem Konzept diesem Wegwerf-Wahn ein Ende setzen. Ganz nach der Devise «Frisch von Gestern», verkaufen sie preisgünstig Backwaren und Patisserie vom Vortag.

TEXT MAXIMILIAN TREFFER

«Vom 10-jährigen Schüler bis zur 80-jährigen Anwohnerin ist alles dabei.»

Immer wieder betreten Kunden am späten Nachmittag die Filiale der ÄssBar, an der Stüssihofstatt 6 im Zürcher Niederdorf, und zeigen sich erstaunt über das Konzept dieser Bäckerei. Viele halten die Schilder, die auf das «Food-Waste-Konzept» hinweisen, für einen Marketingclou. Nach einigen Auskünften der Verkäuferin wird klar, hier werden Backwaren vom Vortag angeboten. Die Idee dazu kam den vier Gründern beim wöchentlichen gemeinsamen Essen, an dem sie auch mal die übriggebliebenen Essensreste von gestern verwerteten. Dabei unterhielten sie sich über die ausufernde Verschwendung von Lebensmitteln. Schon war die Idee zur Äss-Bar geboren. Die Gründer Sandro Furnari, Raoul Stöckle, Philippe Martin, Raimund Möhl, kennen sich seit Jugendtagen und gehen alle anderen Jobs nach. Nebenbei betreiben sie die Äss-Bar. Von Backwaren hatten sie wenig Ahnung, sagen sie, wohl aber davon, wie man eine Firma aufbaut. Folgerichtig teilen sich die vier administrative und organisatorische Aufgaben. «Wir sind keine «Food-Aktivisten», betont Rika Schneider, die Filialleiterin in der Äss-Bar. «Politik hat keine grosse Rolle gespielt, vielmehr ist es einfach ein gutes Unternehmenskonzept.» Die gelernte Konditorin wurde als Expertin zum Projekt hinzugezogen. Mit ihrer Konditor- und Verkaufserfahrung habe sie ideal gepasst. Seit der Eröffnung im November, übernimmt sie mit vier Mitarbeitern den Verkauf und die Beratung im Laden.

Preisgünstigste Bäckerei in Zürich Bei ihrem Projekt gegen die Lebensmittelverschwendung, arbeitet das Unternehmen mit regionalen Partnerbäckereien zusammen. Jeden Morgen werden die übrig gebliebenen Waren bei den Partnerunternehmen abgeholt und in der Äss-Bar zu sehr fairen Preisen angeboten. Ursprünglich gab es das Produkt vom Vortag für die Hälfte des eigentlichen Preises, aber die Preisreduktion mittlerweile ist meist

höher. «Viele sagen wir seien zu günstig, doch wir wollen unsere Produkte für alle Leute erschwinglich anbieten.» Das «Schoggi-Brötli» kostet 50 Rappen, Patisserie 1.50 Franken, Torten zwischen acht und zwölf Franken, Sandwiches 3.50 Franken oder ein ganzes Brot zwei Franken. Das Projekt startete ursprünglich mit den Bäckereien Walter Buchmann AG, Fleischli AG und Ernst Hotz AG. Mittlerweile ist auch die Bäckerei John Bakery und der Take Away Martha‘s Salad auf den Zug aufgesprungen. Die Bäckereien werden an den verkauften Waren beteiligt. Das Interesse der Partner ist kein finanzielles. Die Betriebe sind froh ihre überschüssige Ware los zu werden und ihrem Gewissen etwas Gutes zu tun. Bis zu 10 Prozent des täglichen Angebots der Bäckereien würde normalerweise im Müll landen.

Die Quartierbäckerei im Niederdorf Das Einkaufen in der Ässbar ist ein Erlebnis. Von Tag zu Tag unterscheidet sich die Auslage, da die Backstuben immer andere Produkte übrig haben. «Meistens sind die Sandwiches schnell vergriffen und wir können gegen Abend nur noch Patisserie anbieten». Doch sie seien ja schliesslich noch in der Testphase, meint Schneider. Das im Herbst letzten Jahres eröffnete Geschäft ist das erste dieser Art in der Schweiz. Die Gründer konnten dabei auf Erfahrungen aus Frankreich und Deutschland zurückgreifen. Im Unterschied zu den Vorbildern aus den Nachbarländern, wo ausschliesslich Brot verkauft wird, bietet der Zürcher Ableger jedoch nahezu das gesamte Sortiment einer Bäckerei zum Verkauf. Neben Salaten und Schokoladen-Kreationen, natürlich vom Vortag, gibt es auch Kaffee, welcher jedoch, mittels Selbstbedienung, ganz frisch aus der Maschine kommt. Die Idee entstand zwei Jahre vor Realisierung des Projektes. Die Suche nach der passenden Liegenschaft bereitete den Gründern Kopfzerbrechen. Eigentlich wünschten sie sich einen Standort an der Langstrasse, im Zürcher Kreis 4, wo vor allem auch am Abend


ZHKMU I UNTERNEHMENSPROFIL

l Nr. 1 l 2014 l 17

Im Zürcher Niederdorf werden Backwaren vom Vortag angeboten

Fotos: Maxililian Treffer

Betrieb herrscht. Das Ladenlokal im Niederdorf, wo früher Dieci-Gelati, seine «italienischen Spezialitäten» verkaufte, sei jedoch eine gute Wahl. Neben Studenten und viel Laufkundschaft ist die Ässbar zur Bäckerei für die Nachbarschaft geworden. «Viele Kunden kenne ich schon beim Namen, ich bin jeden Tag am auswendig lernen» und dabei gerät Rika Schneider ins Schwärmen: «Am Anfang dachte ich, es kämen nur Studenten, doch die Anwohner sind unsere Stammkunden geworden. Oft höre ich, das ist endlich unsere Quartierbäckerei. Der grosse Kontakt zur Kundschaft ist mir sehr wichtig.» Das Publikum ist völlig durchmischt vom 10-jährigen Schüler bis zur 80-jährigen Anwohnerin, vom Randständigen zum Banker, sei alles dabei. Der Geschmack der Backwaren ist einwandfrei. «Viele mögen das Brot einen Tag älter und auch für die Verdauung ist das gut» sagt die Filialleiterin. Im Laden wird vor allem dunkles Brot, wie Roggen oder Sauerteig, verkauft. Weissbrot würde zu schnell austrocknen, deshalb wird es bis auf wenige Ausnahmen nicht angeboten. Bei den Sandwiches und der Patisserie merkt man keinen Unterschied im Geschmack. Es gäbe einzelne Ausnahmen wie Blätterteig-Gebäck, welches schnell austrocknet und alt schmeckt. «Solche Produkte verschenken wir dann lieber, bevor wir einen unzufriedenen Kunden haben. Erfah-

rungen haben die «Reste-Verwerter» schon im Vorfeld bei diversen Produkttests gesammelt. Mit Erfolg, das Angebot ist am Abend meist schwer ausgedünnt. Nach einem Tag wandert auch das Sortiment der Ässbar in den Müll. Besser als der Grossverteiler Das Ziel selbsttragend und unabhängig zu wirtschaften, scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Bei Erfolg wollen die Verantwortlichen ausbauen. «Wir bekommen viele Anfragen von Interessierten, die bei uns arbeiten oder sich anderweitig engagieren wollen.» Andere Lebensmittel anzubieten sei schwierig. Für Gemüse beispielsweise, benötige es wieder anderer Kühlungen und Fachkenntnisse. Rika Schneider ist vom Angebot überzeugt: «Unsere Qualitätsware schlägt das Angebot vom Grossverteiler bei weitem.» Ein kleiner Geschmackstest lässt keine Wünsche offen. Am Montag bleibt der Laden geschlossen, da vom Sonntag keine Reste da sind.

Äss-Bar Stüssihofstatt 6, 8001 Zürich Öffnungszeiten: Dienstag-Samstag ca. 09.00 Uhr bis ca. 18.30 Uhr Sonntag und Montag geschlossen www.aess-bar.ch


18

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I WIRTSCHAFT

Ein Arbeitgeber-Image schaffen Ein Unternehmen braucht immer die besten Fachkräfte. Falsch! Dies ist einer der grossen Irrtümer bei der Rekrutierung. Nicht die besten, sondern die passendsten Mitarbeiter benötigt ein Unternehmen, wenn es Erfolg haben will. Was sind also geeignete Gradmesser, um festzustellen, ob Unternehmen und Mitarbeiter zusammenpassen? Welche Aufgabe übernimmt dabei das Employer Branding und wie «macht» man es richtig?

TEXT VON MICHEL KAUFMANN

Zu den begehrtesten Fachkräften gehören hierzulande besonders Informatiker, Ingenieure, Techniker und Handwerker. KMU haben typischerweise in diesen Segmenten Schwierigkeiten, gutes Personal zu finden. Wenn sie zielgerichtetes Employer Branding betreiben, erhöhen sie ihre Chancen, Vakanzen zu besetzen spürbar. Und dazu brauchen KMU weder eine bestimmte Mindestgrösse noch grosse Budgets. Das Wichtigste ist das Engagement eines relativ kleinen Kreises von Beschäftigen im HR – und eventuell ausgewählter Ambassadoren – sowie von Mitgliedern aus der Geschäftsleitung.

CHECKLISTE FÜR EMPLOYER BRANDING 1. Überprüfung der Anzahl Bewerbungen und Anzahl Bewerbungsgespräche pro Vakanz 2. Konsequentes Sammeln an Informationen von potenziellen Kandidaten in Form von 15-minütigen Einführungsgesprächen durch den HR-Verantwortlichen vor Beginn des eigentlichen Bewerbungsgespräches, z.B.: − Welche Bewerbungsquelle wurde gewählt? (Karriere-Website, Recruiting-Video, Online-Bewerbungsformular, Bekanntenkreis etc.) − Welchen Eindruck hat das Unternehmen beim Kandidaten hinterlassen? − Welches Image hat das Unternehmen vermittelt? 3. Disziplin ist gefragt und keine komplexen, teuren Softwares zur Datenerfassung

Echte Leistungen, glaubwürdige Werte Analysen und Planung sind das A und O, um einen Employer Branding Prozess in Gang zu setzen. Dazu gehört in erster Linie, die Positionierungsstrategie des Unternehmens zu erarbeiten. Ein klares Bild zum IST-Zustand muss her: Welche Merkmale machen das Unternehmen als Arbeitgeber besonders und attraktiv? Welche Stärken und Schwächen hat es? Kernbestandteil der Analyse ist eine saubere Segmentierung der Unternehmensmerkmale nach Zielgruppen – und damit auch der Zielmedien – sowie die Konkurrenzbeobachtung. Ein klares Bild über das Umfeld, in dem sich das Unternehmen im Markt bewegt, hilft, das eigene Profil zu schärfen, sich von anderen ähnlichen Arbeitgebern abzugrenzen, die richtigen Botschaften für die Angesprochenen zu definieren und folglich ein attraktives und glaubwürdiges Leistungsversprechen zu formulieren. Nur so kann ein potenzieller Kandidat herausfinden, ob seine persönlichen Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen und ob er oder sie das passende Talent für die ausgeschriebene Vakanz hat. Dies ist die Grundlage für qualitativ bessere Bewerbungen. Gut geplant, nachhaltig wirksam Gutes Employer Branding ist keine «Einmalaktion», sondern ein mittel- bis langfristiger Prozess, der je nach Zielsetzungen des Unternehmens zwei bis vier Jahre andauern kann und darüber hinaus nachhaltiges Engagement erfordert. Im Zentrum stehen die Kommunikation, ein wirksa-

mer Markenaufbau und eine nachhaltige Markenpflege. Und nicht etwa eine bunte Werbekampagne, die Unsummen an Geld verschlingt und keine bleibende Wirkung bei ihrer Zielgruppe hinterlässt. Je nach Grösse, Bedürfnissen und finanziellen Ressourcen werden die Prozesse inhouse oder extern entwickelt. KMU setzen meist auf die enge Anbindung ihrer eigenen HR- und Marketing-Spezialisten und vergeben je nach Auslastung und Know-how Kommunikationsstrategien an externe Profis. Konzerne hingegen entscheiden sich oftmals dafür, ein eigenes Team aus Personalmarketing-und Kommunikations-Spezialisten anzustellen und sie als Teil der HR-Organisation einzubinden.

Bildquelle: Bilderbox / Erwin Wodicka

Die wichtigsten Instrumente des Employer Branding Stellenanzeigen und Karriere-Webseiten gehören mit 80 Prozent zu den meist genutzten und damit zu den wichtigsten Instrumenten im Rekrutierungsprozess von KMU. Sie sind der erste Eindruck, den das Unternehmen beim Bewerber hinterlässt. Der Fokus muss auf einer aufmerksamkeitsstarken und authentischen Kommunikation liegen. Stellensuchende von heute wollen keine überholten Floskeln und langweilige Unternehmensporträts in den Ausschreibungen lesen. Viel wichtiger sind attraktiv formulierte Texte, die kurz und kompakt die wichtigsten Kernbotschaften transportieren. Der Einsatz von bewegten Bildern, zum Beispiel Videos mit Kurzinterviews der Mitarbeitenden, geben einen authentischen Einblick in die Firma. Erst wenn diese Basics beherrscht werden, sollten Arbeitgeber


ZHKMU I WIRTSCHAFT

l Nr. 1 l 2014 l 19

über zusätzliche Massnahmen, wie beispielsweise interaktive Rekrutierungsspiele in Form von Mobile-Apps nachdenken und beginnen, in diese Kanäle zu investieren.

ZUR PERSON

Perfekt in das Team eingepasst, damit eine harmonisch zusammenwirkende Einheit entsteht.

Michel Kaufmann ist Leiter Marketing & Product Management sowie stellvertretender CEO der JobCloud AG. Er hat die Entwicklung des führenden Schweizer Onlineunternehmens JobCloud AG massgeblich mitgestaltet und setzt einen grossen Fokus auf die ständige Optimierung des Produktportfolios. www.jobs.ch

Mitarbeiter als Botschafter einsetzen Vorausgesetzt das Unternehmen macht einen guten Job als Arbeitgeber, ist das Einbinden von Mitarbeitern als Botschafter unbedingt zu empfehlen. Denn: Die glaubwürdigsten Botschafter eines Unternehmens sind die Beschäftigten. Sie können bezeugen, dass es sich um ein modernes Arbeitsumfeld mit Angeboten wie flexiblen Arbeitszeiten, Home Office, Fringe Benefits, ein gutes Arbeitsklima, Weiterbildungen oder Kinderkrippe handelt. Und warum als HR-Verantwortlicher nicht auch Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme einführen? Die Angestellten erhalten die Möglichkeit, Kandidaten aus ihrem eigenen Umfeld als Anwärter für die ausgeschriebene Stelle zu empfehlen. Sie erzählen ihrem Bekanntenkreis vom Arbeitgeber mit der freien Vakanz und teilen die Ausschreibung parallel in ihren sozialen Netzwerken wie XING oder LinkedIn mit. Mündet die Empfehlung in einer erfolgreich besetzten Stelle, wird der Mitarbeiter mit einer Erfolgsprämie belohnt. Je nach Zielgruppenansprache kann es auch sinnvoll sein, Stellenausschreibungen mit Angaben zur eigenen Arbeitgeberbewertung anzureichern. Hinweise auf Top-Bewertungen bei Kununu.com, auf das verliehene „Great place to work“-Prädikat oder das just erhaltene „Home Office Friendly“-Label erhöhen die Glaubwürdigkeit und Attraktivität eines Arbeitgebers.

Anzeige

NEUE HORIZONTE IM HR! www.personal-swiss.ch

Jetzt sparen! www.personal-swiss.ch/ registrierung

9.–10. April 2013 | Messe Zürich 12. Fachmesse für Personalmanagement

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG


20

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I KULTUR

Vom Trümmerhaufen zum Zirkus Gross und metallisch – das ist «Le Cyclope», das Kunstwerk von Jean Tinguely. Im gleichnamigen Spektakel ist er das Zentrum der Geschichte und der Akrobatik. Vom 28. Februar bis Ende Mai 2014 wird die verrückte Produktion in Winterthur aufgeführt.

TEXT SALOME KERN

Artisten springen über die Bühne. Im Hintergrund steht ein grosser Turm aus Metall. Ein Schauspieler verkriecht sich in einem alten Autoscooter. Rechts davon steht ein schäbiger Wohnwagen. Plötzlich leuchten die Lichter des Autoscooters und er fährt – scheinbar selbstständig – los. Auf der Bühne erwacht Leben. Die Schauspieler tanzen, klettern Stangen hoch, springen auf dem Trampolin – ein einziger Zirkus. Die Band unterlegt die Szenerie mit Musik, eine Sänger mit ihrer Stimme. Die Artisten kämpfen um einen Koffer. Dann stoppt die Musik abrupt und der Regisseur gibt Anweisungen durch das Mikrofon. Die Artisten diskutieren die Szene. Am 28. Februar muss alles bereit sein, dann startet die Aufführungsserie. Bis Ende Mai wird Cyclope in der Halle 52 in Winterthur aufgeführt. Denkender Metallkopf Die Geschichte dreht sich um das Bühnenbild. Alles erinnert an einen alten, halbverfallenen Vergnügungspark. Rostende Schienen einer Achterbahn, ein altes Karussell und verwischte Beschriftungen – ein trauriges Bild. Doch plötzlich kriechen die ehemaligen Gaukler aus ihren Löchern. Sie beschliessen aus den Trümmern einen Kopf zu erbauen. Bevor die Gaukler fertig sind, erwacht der Kopf zum Leben. Er blickt umher, die Lippen bewegen sich. Der Kopf fühlt, liebt und denkt. «Mit den richtigen Lichteinstellungen machen wir aus dem Metallkopf einen scheinbar lebenden Menschen», sagt Soolfrank. «Ein unvergesslicher Abend» Cyclope hat bereits letztes Jahr in Biel grosse Erfolge gefeiert. 27 000 Personen sind zum Bielersee gereist. «Unglaublich», «ein unvergesslicher Abend» oder «Das Beste was ich gesehen habe», waren die Reaktionen des Publikums. Nun kommt Cyclope für drei Monate nach Winterthur. «Die Schweizer haben bereits als Kinder Zirkusshows besucht – hier herrscht eine Tradition», sagt der Produzent Darko Soolfrank. «Wir stossen überall auf offene Ohren.» Cyclope ist ein Zirkus ohne Tiere. Artistik, die eine Geschichte erzählt. Ganz ohne Worte. «Tinguely hat sich


ZHKMU I KULTUR

l Nr. 1 l 2014 l 21

Fotos: Keystone / Photopress /Sabine Burger

durch seine Maschinen ausgedrückt, durch den Lärm», sagt Soolfrank. «Das soll bei uns auch so sein.» Zentrum des Spektakels ist der Cyclope. Die Gemeinschaftsskulptur von Jean Tinguely und mehr als zehn weiteren Künstler ist Namens- und Ideengeber. «Le Cyclope» ist ein über 22 Meter hoher Kopf, die Produzenten haben dafür zehn Tonnen Stahl verbaut. «Wir haben nur gebrauchtes Metall verwendet», sagt Soolfrank. Nur schon um den Kopf aufzubauen, waren acht Männer sechs Wochen lang am Werk. Insgesamt 40 Personen sind auf und hinter der Bühne beschäftigt. Die zwölf Artisten stammen aus der ganzen Welt, gemeinsam haben sie 23 010 Kilometer Reiseweg zurückgelegt, um nach Winterthur zu reisen. Ihre Spezialitäten reichen von Seiltanz über Clownnummern bis zur Partnerakrobatik. Zwei der Artisten – Christopher Schlunk und Iris Pelz – gewannen mit einer Doppelnummer die Silbermedaille an einem Nachwuchswettbewerb für Artisten. Früher Gasturbinen heute Zirkus Drako Soolfrank erinnerte das Kunstwerk von Tinguley sofort an ein fertiges Bühnenbild. «Meine Augen begannen zu leuchten.» Dann begann die Planung. Auch für Jean Tinguely war sein Hauptkunstwerk kein Schnellschuss. 1969 bis 1994 dauerten die Arbeiten im Wald Milly-la-Forêt bei Paris, wo das Original heute noch steht. Eine Schwierigkeit hatte Tinguely allerdings. Als er damals zum Bürgermeister ging, sagte dieser: «Arbeite heimlich, du erhältst sowieso keine Bewilligung.» Er drückte beide Augen zu, damit das Kunstwerk entstehen konnte. «So ging das bei uns natürlich nicht», sagt Soolfrank und lacht. «Wir haben in Zürich keine genug grosse Halle gefunden.» Als Drako Soolfrank die Halle 52 in Winterthur sah, glänzten seine Augen erneut. In der ehemaligen Sulzerhalle wurden früher Gasturbinen produziert, die Atmosphäre passt zur Geschichte. Nach den Aufführungen in Winterthur, reist die Truppe weiter nach Basel. Dort wird die Produktion vom 10. Juli bis Ende September 2014 unter freiem Himmel gezeigt.

CYCLOPE – DAS SPEKTAKEL 28. Februar bis Ende Mai 2014 Winterthur, Halle 52, Katharina Sulzer Platz Die Produktion stammt aus der Feder der Maag Music & Arts, den Machern von «Ewigi Liebi» und «Schweizermacher».


22

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I PROMOTION

Offerten der beruflichen Vorsorge über Online-Plattform Erstmals können in der Schweiz für die berufliche Vorsorge (BVG) Vorsorgelösungen über das Internet gerechnet und abgeschlossen werden für sämtliche Unternehmungen und Branchen. Die neue BVG-Online-Plattform „NoventusDirect“ von Noventus PensionPartner AG in Zürich ermöglicht dies.

TEXT RONALD BIEHLER

Was vor ein paar Jahren erfolgreich für Krankenversicherungen eingeführt wurde, ist jetzt auch für die berufliche Vorsorge möglich. Deshalb hat die Noventus PensionPartner AG, eine Tochterfirma der ECOFIN-Gruppe, neu eine Online-Plattform namens «NoventusDirect» entwickelt, welche die berufliche Vorsorge so einfach machen soll «wie die Online-Buchung eines Restaurants». Das ist Reto, der als Jungunternehmer eine gute Vorsorgelösung benötigt.

Das ist Walter, der als erfolgreicher Geschäftsführer für seine Mitarbeitenden eine solide Vorsorgelösung will.

Mit dem BVG-Online-Rechner auf der Website www.noventusdirect. ch erstellt der Unternehmer selber in nur vier Schritten günstige und transparente BVG-Offerten. Ohne Umweg über Vermittler, die nach einer Sendung des Kassensturzes vom 1. Oktober 2013 in der zweiten Säule jährlich mehrere Hundert Millionen Franken Provisionen beziehen. Auf der Website noventus.ch erklären der Jungunternehmer Reto und der

erfolgreiche Geschäftsmann Walter wie die BVG-Offerten einfach und direkt gerechnet werden können. Sagt dem Unternehmer die Offerte zu, kann er sich direkt bei der BVGSammelstiftung NoventusCollect anschliessen. NoventusDirect steht neuen oder bestehenden Unternehmen aus allen Branchen und allen Grössen offen. Es bestehen weder BranchenRestriktionen noch Mindestgrenzen für die Anzahl der Mitarbeitenden.

Die Sammelstiftung NoventusCollect stellt die berufliche Vorsorge für rund 660 Vorsorgewerke mit 5000 Versicherten sicher mit einem Vermögen von CHF 360 Mio. und weist Ende 2013 einen Deckungsgrad von rund 110% auf.

www.noventus.ch


ZHKMU I BUSINESS LUNCH

l Nr. 1 l 2014 l 23

Der Schweiz bester Libanese Das «Le Cèdre» liegt an der Badenerstrasse und beim Bellevue Zürichs. Es begeistert durch Authentizität und den stets aufmerksamen, orientalischen Charme sprichwörtlich zelebrierter Gastfreundschaft.

TEXT JEAN-PIERRE E. REINLE*

Hier fühlt sich der Gaumen durch das Eintauchen in die reichhaltigen, filigranen und gesunden Spezialitäten der echten libanesischen Küche unmittelbar überwältigt! Da sind zunächst die «Mezzeh», eine Auswahl an bis zu 100 verschiedenen Vorspeisen. «Tabbouleh», ein exotischer Salat aus fein geschnittenem Petersilie, frischer Pfefferminze und in Brunoise geschnittenen Tomaten. Das ist in der Schweiz nirgendswo anders derart würzig zu finden! Oder grillierte Auberginenwürfel mit pikanten Peperoncini, «Salata al rahib» genannt. «Bamje» aus dem Heilgemüse Okra mit frischem Koriander an Tomatensauce und Olivenöl. Mit Sesamsauce, Edel-Zitrone vom Frischmarkt und kaltgepresstem Olivenoel begeisternd mundende Kichererbsen-Mousse. Oder grillierte und zusammen mit selbiger Sauce und Olivenoel zubereitete, mit Gra-

natapfelkernen getopte Auberginen. Diese «Dips» werden am besten in Kombination mit dreierlei Fleischspiessen aus gegrilltem Rind, Lamm und Geflügel genossen. Wahlweise auch mit einem Spiess aus gehacktem und mit Frischkräutern gewürzten Rindfleisch! Als warmer Auftakt empfehlenswert die Linsensuppe oder mit Kalbfleisch und Pistazien gefüllte und grillierte Teigröllchen («Rakakat bil lahme»). Oder «Sambussek chudra», worunter man mit sieben Gemüsen gefüllten und frittierten Blätterteig versteht. Der Begriff «Seschok» bezeichnet aus Kalb- und Lammfleisch mit pikanten Gewürzen und Knoblauch hausgemachte Würstchen. Mit geschrotetem Korn gemischtes, mit Pinienkernen gefülltes und grilliertes Kalbstartar trägt den spassigen Namen «Kippi miklié». «Sauda Djeij bi Rummen» wird die gebratene und von Granatapfel- oder Knobli-Zitronensauce begleitete Pouletleber genannt. Es empfangen Sie die stets sympathisch-herzlichen Gastgeber Maurice und Chalil Houraibi mit charmantem Team!

Fotos: zVg

Le Cèdre

Le Cèdre Bellevue

Badenerstrasse 78, 8004 Zürich, 044 241 42 72, Mo.-Fr. 11.30-14.00/18.00-00.30, Sa.&So. 18.00-00.30

Schifflände 5, 8001 Zürich, 044 252 83 70, Mo.-So. von 09.00-00.30

*jean-pierre e. reinle, bruggerstr. 37, 5116 schinznach bad jpreinle@jpr-kommunikation.ch


24

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I NETZWERK

Frauen vernetzen Über ein Drittel der Schweizer KMU werden von Frauen geführt. Der Verband Frauenunternehmen bündelt die Interessen der Unternehmerinnen.

TEXT MANUELA PAGANINI

Die Zielgruppe des Verbands Frauenunternehmen ist ganz klar bestimmt: Alle Verbandsmitglieder sind Frauen und 90 Prozent davon führen ein eigenes Unternehmen. Um in den Verband aufgenommen zu werden, müssen die Bewerberinnen selbstständig tätig sein, oder eine Firma besitzen in der sie eine aktive Führungsaufgabe innehaben. Der Verband nimmt aber auch Frauen auf, welche bald eine Firma gründen wollen. Brauchen Unternehmerinnen und selbständig tätige Frauen einen eigenen Verband? Esther-Mirjam de Boer, die Präsidentin des Verbands Frauenunternehmen, meint, unbedingt. «Bis Frauen in der Wirtschaft eine gleichgestellte Rolle einnehmen, braucht es Institutionen, die ihren Interessen eine Stimme geben», sagt de Boer und führt weiter aus: « Dieses Bedürfnis nach einer Vertretung nach aussen ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen.» Nicht auf Mission Dass die Wirtschaft von mehr Frauen in der Chefetage profitieren würde, sei unbestritten erklärt de Boer. Der «War of Talents», der Wettbewerb um fähige Köpfe, nehme zu – und sei entscheidend für das Wirtschaftswachstum eines Landes. «Die Länder mit mehr Unternehmerinnen und weiblichen Führungskräften in der Wirtschaft sind fitter und klar im Vorteil», sagt sie. Schweizer Firmen hätten erkannt, dass mehr Vielfalt in ihren Führungspositionen mehr Wettbewerbsfähigkeit bringe. Aber bis jetzt würden die Veränderungen eher schleppend vorankommen. «Wenn wir dieses Tempo beibehalten, wird die Schweiz in Rückstand geraten. Auch wenn sich der Verband Frauenunternehmen in Diskussionen um Frauen in der Wirtschaft einbringt, sieht er es nicht als seine Aufgabe für Gleichstellung zu sorgen. Sein Engagement sieht er im Dienste der gesamten Schweizer Volkswirtschaft. Eine wettbewerbsfähigere Schweiz, so das Credo, ist im Interesse aller Beteiligten. An der Bereitschaft, auf die Anliegen der Frauen einzugehen, mangle es den Arbeitgebern nicht, sagt de Boer. Ihr falle mehr die Ratlosigkeit auf, mit der viele Entscheidungsträger an das Thema herangingen. Für den Verband Frauenunternehmen liegt ein Grund, wieso Frauen weniger häufig in der Chefetage grösserer Unternehmen arbeiten, in den Spielregeln der Wirtschaft. Sie seien von Männern gemacht und auf die Bedürfnisse von Männern ausgerichtet. Frauen gründeten daher lieber eigene Firmen, statt sich den männlich geprägten Karrierestrukturen anzupassen, sagt de Boer. «Selbständig arbeitende Frauen können ihren Arbeitsalltag besser auf vielseitige Verpflichtungen abstimmen.» Wenn mehr Frauen ins Management sollen, müsse sich das System ändern, damit es attraktiver für Frauen werde.

Esther-Mirjam de Boer ist Präsidentin des Verbands Frauenunternehmen. Foto: Frederike Asael Photography

ZUM VERBAND Der Verband Frauenunternehmen besteht seit 1998. Seinen rund 2’000 Mitgliedern und InteressentInnen steht der Verband mit Rat und Tat aktiv zur Seite. Ein breites Servicespektrum bietet den Mitgliedern sowohl finanziell wie fachlich und marketingstrategisch nachhaltige Unterstützung für ihren unternehmerischen Erfolg. Zum Veranstaltungsangebot gehören eine Jahrestagung im Spätherbst sowie regelmässig stattfindende Anlässe, die auf Begegnung und Erfahrungsaustausch fokussieren. Mittels Website, Social Media sowie gezielten elektronischen News und Hintergrundberichten informiert der Verband seine Mitglieder und InteressentInnen über Aktuelles,Trends und Angebote, die für den Auf- sowie Ausbau des unternehmerischen Wirkens nützlich sind. Der Jahresmitgliederbeitrag beläuft sich auf 240 Franken. www.frauenunternehmen.ch


ZHKMU I NETZWERK

Gut gemeinte Unwörter Frauenförderung als solches lehnt de Boer ab. Der Begriff alleine sei schon kontraproduktiv, sagt sie. Er unterstelle, dass Frauen nicht alle Ansprüche der Wirtschaftswelt erfüllten und Nachhilfe brauchten um mit Männern gleichauf zu sein. «Dem ist nicht so», sagt de Boer, «die Qualitäten der Frauen respektive Unternehmerinnen sind einfach anders gelagert. Die Wirtschaft muss lernen, dieses Potenzial zu erschliessen.» Laut de Boer gründen Frauen eher Firmen, die eine konkrete Nachfrage nach einem Produkt oder einer Dienstleistung decken. Die Projekte seien oft weniger innovativ und expansionsfähig als Firmengründungen von Männern. Dafür seien sie weniger risikobehaftet und gingen viel seltener in Konkurs. Ein anderes Wort, dem de Boer den Garaus machen möchte, ist Teilzeitarbeit. Die Unterscheidung von Vollund Teilzeitpensums führe dazu, dass Vollzeitpensen eher für voll genommen würden, während Teilzeitangestellte als halbe Portion gesehen würden. «Arbeitgeber sollten grundsätzlich kleinere Arbeitspakete schnüren, die geringere Präsenzzeit erfordern», sagt de Boer. Solche Pensen seien besser zugeschnitten auf die privaten Verpflichtungen vieler Frauen – und Männer. Für de Boer sind Verwaltungsratsmandate ein Beispiel dafür, dass auch Aufgaben mit hoher Verantwortung in kleinen Pensen bewältigt werden können. Wenn die gesamte Verantwortung für ein Unternehmen in ein Teilzeitpensum passt, müsse es auch möglich sein, die Aufgaben aller anderen Posten so eng zu fassen.

l Nr. 1 l 2014 l 25

«Teilzeitarbeit ist keine halbwertige Version der Vollzeitarbeit», meint Esther-Mirjam de Boer.

Foto: Ky Mbiti

Anzeige

Treuhand | Steuer- und Rechtsberatung Wirtschaftsprüfung | Unternehmensberatung Informatik-Gesamtlösungen

Suchen Sie eine zukunftsgerichtete Softwarelösung? ABACUS ist die parxiserprobte ERP-Software für KMU – individuell anpassbar und flexibel. Dank zukunftsweisender Technologien bietet ABACUS die effiziente Abwicklung aller Geschäftsprozesse – garantiert. Fragen Sie unsere Spezialisten – Sie werden begeistert sein. www.obt.ch

OBT AG Berikon | Brugg | Heerbrugg | Lachen SZ | Oberwangen BE | Rapperswil SG Reinach BL | Schaffhausen | Schwyz | St.Gallen | Weinfelden | Zürich


26

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I WIRTSCHAFT

E-Rechnung: Einfacher zahlen, schneller kassieren Egal ob CDs, Unterwäsche oder Zement – für immer mehr Handelsware kommt die Rechnung elektronisch. Die E-Rechnung vereinfacht den Zahlungsprozess und spart ihren Nutzern Zeit und Geld. Viele Firmen und Privatpersonen steigen deshalb um.

TEXT MATTHIAS HÜGLI, PRODUKTMANAGER E-RECHNUNG POSTFINANCE

Beim Winterthurer CeDe Shop will man die E-Rechnung nicht mehr missen. Das 1976 gegründete Unternehmen ist mit heute 55 Mitarbeitenden eine Branchengrösse im Versandhandel von CDs, DVDs, Games, Software und Büchern. 2011 wurden die ersten elektronischen Rechnungen verschickt. Heute ist die E-Rechnung aus dem Betrieb nicht mehr wegzudenken. Die E-Rechnung ist das elektronische Pendant zur Papierrechnung. Sie ersetzt diese und hat die gleichen Rechtsfolgen. «In erster Linie haben von der Einführung des elektronischen Zahlens unsere Kunden profitiert», sagt Firmenchef Martin Zeller. Sie können ihre Rechnungen nun schneller und einfacher als früher zahlen: Es braucht nur noch ein paar Mausklicks im Onlinebanking. Deshalb gibt es auch eine anhaltende Tendenz unter den Kundinnen und Kunden des Unternehmens, die E-Rechnung zu nutzen. Auch der CeDe Shop hat Vorteile: Dank des Wegfalls der manuellen Verarbeitung steigen die Datenqualität und die Zustellrate. Die Durchlaufzeiten gehen zurück, Druck und Versand entfallen gänzlich. «Wenn immer mehr unserer Kundinnen und Kunden auf die E-Rechnung umstellen, kommen Volumeneffekte zum Tragen und dann werden wir noch stärker von Kosteneinsparungen profitieren können», freut sich Zeller. Dies sei ein kontinuierlicher Prozess. Problemloser Einsatz im Gross- und Einzelhandel Voll auf die E-Rechnung setzt auch der Bauzulieferer CRH Distribution mit seinen Marken BauBedarf, Gétaz, Miauton, RegusciReco und Richner. Gut 300 000 Stück davon gehen jährlich ein. CRH hat in der Schweiz 120 Standorte wo Baumaterial, Bäder, keramische Platten, Haustechnik, Küchen, Werkzeuge, Holz und Stahl verkauft werden und setzt mit rund 2500 Mitarbeitern jährlich Waren für mehr als 1,5 Milliarden Franken um. «Heute wird bei uns bereits jede dritte Rechnung elektronisch verarbeitet», erklärt Jörg Ilg, Leiter Shared Service Finance Deutschschweiz. Der Übergang zur elektronischen Verarbeitung eingehender Rechnungen war für CRH Swiss Distribution ein logischer Entwicklungsschritt. «Früher haben wir alle empfangenen Papierrechnungen eingescannt und elektronisch in unserem System weiterverarbeitet», erinnert sich Ilg. Jetzt kommt die Rechnung bereits als Datei ins Haus.

Damit entfällt die manuelle Erfassung und physische Archivierung. Das beschleunigt die Prozesse Die E-Rechnung senkte damit den operativen Aufwand für CRH Swiss Distribution und verschaffte auch den rund 50 Lieferanten eine einfachere Rechnungsverarbeitung. Die E-Rechnung lässt sich in die bestehende Finanzsoftware integrieren. Die Verarbeitungsschritte bleiben erhalten. «So kann die E-Rechnung einfach in bestehende Workflow-Prozesse eingebaut werden», erklärt Ilg, der die E-Rechnung mit PostFinance umsetzte. Er sieht die E-Rechnung zudem als Beitrag zur Nachhaltigkeit des Unternehmens. Man spare Papier, Couverts und Versandkosten. Auch CeDe-Chef Martin Zeller berichtet von einer völlig reibungslosen Pilotphase und Inbetriebnahme. Zwei Franken pro versandter Rechnung sparen Der Büromaterialhändler Lyreco bekommt dank der E-Rechnung sein Geld früher. Im Schnitt erfolge der Zahlungseingang bei E-Rechnungen sieben Tage schneller als bei Papierrechnungen, heisst es in einer von swissDIGIN publizierten Fallstudie. Das swissDIGIN-Forum (swiss Digital Invoice), fördert die Verbreitung der E-Rechnung und wird vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz geleitet. Laut swissDIGIN konnte auch der Wäschehersteller Calida die Kosten für die Einführung der E-Rechnung binnen kürzester Zeit wieder hereinholen, weil die Belegvolumen sehr hoch waren. Ausserdem liefen die dem Rechungsausdruck auf Papier vorgelagerten Buchhaltungsprozesse bereits elektronisch ab, was die Datenqualität und die reibungslose Umstellung auf die E-Rechnung sicherte. Wie stark die E-Rechnung Firmen sparen hilft, hat die Fachhochschule Nordwestschweiz ermittelt. Laut einer Studie sparten die Unternehmen 2011 total rund 250 Millionen Franken ein. Damals wurden rund 12 Millionen E-Rechnungen an Geschäftskunden verschickt. Rechnungssteller sparen mit der E-Rechnung zwei Franken pro Rechnung, Rechnungsempfänger sogar 15 Franken. Im Vordergrund steht die mit der E-Rechnung bei Unternehmen mögliche automatisierte Verarbeitung und Archivierung. In den erwähnten Zahlen nicht enthalten sind die E-Rechnungen, die im Gesundheitswesen über spezialisierte Dienstleister abgewickelt werden und organisationsinterne Verrechnungslösungen in Konzernen. «Berücksichtigt man, dass diese 12 Millionen E-Rechnungen nur etwa 2,5 Prozent aller in der Schweiz zwischen Unternehmen und Organisationen ausgetauschten Rechnungen ausmachen, offenbart

Bildquelle: Bilderbox Erwin Wodicka


ZHKMU I WIRTSCHAFT

sich für die Schweizer Wirtschaft und Verwaltung ein enormes Einsparpotenzial», stellt die Studie der FHNW fest. Mehr als 14 Millionen E-Rechnungen pro Jahr Mittlerweile sind die Zahlen gewachsen. 2012 wurden laut swissDIGIN in der Schweiz rund 14 Millionen elektronische Rechnungen verschickt. Die Zahl der ins Ausland verschickten E-Rechnungen stieg besonders stark um über 20 Prozent auf 5,2 Millionen Stück. Im Gegenzug kamen 0,51 Millionen E Rechnungen aus dem Ausland in die Schweiz, eine Zunahme von mehr als 10 Prozent. 2013 stiegen die Zahlen weiter an, genaue Daten werden jedoch erst im April 2014 publiziert. Die Statistik erfasst die E-Invoicing- Dienstleister Postfinance, Abacus, B2Bnet, io-market, PENTAG, SIX Paynet, STEPcom und Swisscom. Die Aktivitäten des swissDIGIN-Forum, welches total über 60 Mitglieder hat, sind mit dem «E-Government-Schweiz Vorhaben E-Rechnung» der öffentlichen Hand koordiniert. Mausklick statt Papierkram Auch bei den Verbrauchern ist der Trend klar: Bis Ende November 2013 hatten sich mehr als eine Millionen E-Finance-Kunden der PostFinance und E-Banking-Kunden der anderen Schweizer Banken für die Nutzung der E-Rechnung angemeldet. Jeden Monat würden das rund 15 000 Personen tun, heisst es auf der Webseite e-rechnung.ch die von Postfinance und SIX Payment Services als Informationsplattform rund um die E-Rechnung unterhalten wird. Die Anmeldung für die E-Rechnung sowie die Regis-

l Nr. 1 l 2014 l 27

trierung bei den Rechnungsstellern erfolgt direkt in den Onlinezahlungsanwendungen von PostFinance oder von anderen Banken. Eine elektronisch erhaltene Rechnung kann man am Bildschirm ansehen und zum Beispiel bei PostFinance mit drei Mausklicks bezahlen. Das Abtippen der Zahlungsinformationen entfällt. Als Empfänger kann man eine E-Rechnung jedoch auch ablehnen. Diese Services sind für Privatkunden kostenlos und umweltfreundlicher als eine Papierrechnung. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass die flächendeckende Einführung der E-Rechnung zu den erklärten Vorhaben der Bundesverwaltung gehört. Gemäss der E-Government-Strategie des Bundes soll die elektronische Rechnung die gesamte öffentliche Verwaltung durchdringen. Bundesverwaltung, Kantone und Gemeinden wollen deshalb bis 2016 die papierlose Lieferantenrechnung zum Normalfall machen. In Zukunft werden auch die Behörden selbst vorzugsweise elektronische Rechnungen versenden. Auch jenseits der Schweizer Grenzen verbreitet sich die E-Rechnung weiter. Nach Dänemark ist Österreich der zweite EU-Mitgliedsstaat, der für die mehr als 60 000 Lieferanten des Bundes verpflichtend die elektronische Rechnung einführt. Wer mit dem Bund Geschäfte machen will, muss seit Januar 2014 den elektronischen Weg wählen. Allerdings sind noch nicht alle Lieferanten so weit. Die österreichische Wirtschaftskammer hat deshalb eine Schonfrist bis zum Ende des ersten Quartals ausgehandelt, innerhalb derer Unternehmen noch auf die E-Rechnung umstellen dürfen.

Anzeige

WERBUNG, die (ein)leuchtet flexibel

unübersehbar auffällig umweltschonend modern

www.suissedisplays.ch

Suisse Displays GmbH Leutschenbachstr. 95 CH-8050 Zürich T: +41 44 308 38 38


28

l Nr. 1 l 2014 l

ZHKMU I MANAGEMENT

Der Teufel liegt im Detail Die Hochschule Luzern entwickelt im Projekt «Integrales Risikomanagement» ein Instrumentarium zur ganzheitlichen Sicherung der Geschäftstätigkeit für KMU. Kernstück ist ein Knowledge Framework, das die vier Themenfelder unternehmerisches Risikomanagement, Krisenmanagement, Business Continuity Management sowie internes Kontrollsystem integriert.

TEXT VON JENS O. MEISSNER UND SHERON BAUMANN

Seit rund drei Jahrzehnten werden in der allgemeinen Unternehmensführung integrierte oder integrale Ansätze gefordert. Diese Entwicklung hat ihre Gründe. Zum einen ist festzustellen, dass das Management stetig schwierigere Bedingungen vorfindet. Die Vorhersagbarkeit der Märkte geht weiter zurück und die Schwankungen in der Lieferkette nehmen eher zu als ab. Kurz: Die Unsicherheit steigt. Zum anderen wollen auch noch viele andere Ansprüche erfüllt werden. Im Zweifel ist der nächste gewonnene Kundenauftrag das beste Risikomanagement des Unternehmers. Eine solche Logik leuchtet vorerst ein, da es mit einem neuen Auftrag auch wirtschaftlich weitergeht. Aber auch hier verbergen sich Risiken: Ist der Auftrag DIE AUTOREN lukrativ, lässt er sich mit einem hohen Deckungsbeitrag umsetzen? Wurde die Verlässlichkeit der Lieferanten wirklich überprüft? Kurz: Von der ständigen Überforderung in der Geschäftswelt können wir ein Lied singen. Und zwar darüber, wie wir in dieser Umgebung, in der viele Gefahren im Detail stecken, überhaupt noch fähig sind, nachhaltige Entscheide zu fällen und Risiken zu managen. Eine mögliche Antwort liegt darin, bestehende und entwiJens O. Meissner, Dozent für Organisation und Innovation ckelte Konzepte und Methoden zu sowie Co-Leiter des Masterstudiums in Risk verwenden und zu kombinieren. HieManagement an der Hochschule Luzern. runter verstehen wir eine integrale Lösung.

Sheron Baumann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Luzern und Mitarbeiter im Projekt «Integrales Risikomanagement».

Relevante Eckpfeiler eines integralen Ansatzes Zum integralen Ansatz im Risikomanagement müssen zwei Dinge einbezogen werden: Erstens sind dies bereits bestehende Managementinformationen und -systeme. Hierzu gehören Informationen aus der Buchhaltung und dem Internen Kontrollsystem der Organisation. Hinzugezogen werden dürfen auch Informationen aus der Informatik, dem Personalwesen, der Produktion und dem Produktsupport.

Damit lässt sich bezüglich der Einschätzung aktueller Gefährdungen von Seiten des Managements schon viel erreichen, sofern die Diskussion über warnende Hinweise nicht in der Hierarchie verzerrt oder von der Unternehmensleitung kleingeredet oder ignoriert wird. Zweitens umfasst ein integraler Ansatz vorhandene Konzepte, die man zum Ausbau eines Risikomanagement-Systems verwenden kann. Ein integraler Ansatz berücksichtigt zweierlei Konzepte: Hierzu zählen das klassische Risikomanagement und das Kontinuitätsmanagement. Das Risikomanagement dient zur Erkennung und Bearbeitung aktueller und zukünftig auftretender Risiken, beispielsweise bei Veränderungen der Konkurrenzlage. Das Kontinuitätsmanagement dient dazu, im Moment eines schadenden Ereignisses handlungsfähig zu bleiben, beispielsweise im Fall eines Standortausfalls. Diese beiden Konzepte gilt es zusammenzubringen: Hierzu müssen die vorhandenen Managementinformationen berücksichtigt werden, das Bewusstsein unterschiedlicher Ansatzpunkte vorhanden sein und die verwendeten Grundbegriffe gemeinsam definiert werden. Ein Unternehmen etabliert somit sein ganz eigenes, aber eben durchdachtes Rahmenwerk. Ansatzpunkte für Mittelständler und Kleinunternehmen Mit einem solchen Vorgehen steht kein Unternehmen wirklich alleine da. Zwar haben grosse Unternehmen den Vorteil einer grösseren Arbeitsteilung. Aber auch hier wird mit Komplexität gekämpft. Sind es im kleineren Massstab unterentwickelte Strukturen und Ansätze, so hadern Grossunternehmen mit Silodenken und Konzeptüberschwemmung. Im Kleinunternehmen hingegen herrscht in der Regel ein äusserst pragmatisches Klima. Managementkonzepte müssen sich bewähren. Sie müssen verständlich und greifbar sein. Einfach messbar und rasch umgesetzt ist die perfekte Lösung. Deshalb wurde im Forschungsprojekt «Integrales Risikomanagement» am Competence Center Management & Law der Hochschule Luzern zusammen mit dem Fachverein BCMnet.CH, dem Unternehmen Thomson Reuters sowie dem Beratungsunternehmen RFM Dr. Imfeld ein Instrument zur Bestimmung des Reifegrads eines integrierten Ansatzes entwickelt. Die Kommission wird unterstützt von der Kommission für


ZHKMU I VZH NEWS

l Nr. 1 l 2014 l 29

SCHNELLE ANALYSE FÜR KMU Fünf Fragen, die Sie sich stellen sollten: – Können Sie Ihre drei wichtigsten Mitarbeiter bei Ausfall umgehend ersetzen? – Wurde Ihr Geschäft im letzten Jahr durch unvorhergesehene Ereignisse gestört? – Haben Sie einen «Plan B» für Unterbrüche Ihrer Auftragsabwicklung? – Befasst sich die Unternehmensleitung mindestens einmal pro Quartal mit den wichtigsten Risiken? – Gibt es neben der Unternehmensleitung einen Verantwortlichen für das Risikomanagement? – Nutzen Sie bewusst Synergien zwischen Risikomanagement, internen Kontrollen und Krisenmanagement? Sollten Sie zwei oder mehr Fragen mit Nein beantwortet haben, beschäftigen Sie sich ungenügend mit dem Thema Risiko und dem Umgang mit Risiken. Foto: www.hslu.ch / Andri Stadler Luzern / Bilderbox.com

Technologie und Innovation KTI. Dafür beantwortet ein Unternehmen online rund 30 Fragen (Zeitaufwand: 45 Minuten). Der Fragebogen resultiert in einem Bericht, der eine Einschätzung zum aktuellen Risikomanagement des Betriebs abgibt. Zudem werden die eigenen Ergebnisse mit denen anderer Unternehmen verglichen. Nach der Auswertung stehen nebst dem entsprechenden Bericht auch weiterführende Checklisten, Informationen von Beratungsunternehmen und bei Bedarf persönliche Kontakte des Projektteams zur Verfügung. Den gröbsten Detailteufel sollten Sie so also im Griff behalten können.

Hinweis: Unternehmen können das neu entwickelte Instrument für ein integrales Risikomanagement gratis nutzen, dafür ist eine Anmeldung notwendig. Interessierte können bei Thomson Reuters einen kostenlosen Zugriff beantragen (ben.maouhoub@thomsonreuters.com). Weitere Informationen sind auch auf www.hslu.ch/integrales-rm zu finden.

VZH NEWS VERBAND ZÜRCHER HANDELSFIRMEN

044 211 40 58 www.vzh.ch

Der Verband Zürcher Handelsfirmen (VZH) ist mit seinen rund 2300 Mitgliedsfirmen eine starke Stimme der Arbeitgeber im Wirtschaftsraum Zürich. Die Mitgliedsfirmen profitieren u.a. von der kostenlosen Rechtsberatung im Arbeitsund Sozialversicherungsrecht und den regelmässig erscheinenden Mitteilungsblättern mit aktuellen personalrechtlichen und politischen Informationen wie Gerichtsurteilen, Checklisten, Gesetzesneuerungen, Veranstaltungshinweisen u.v.m. In der Ausgabe vom 10. Februar 2014 erschienen u.a. folgende Beiträge:

1. Urteil Arbeitnehmende haben das Recht, Einsicht in ihr Personaldossier zu verlangen. Der Umfang dieses Einsichtsrechts ist in der Praxis jedoch häufig unklar, da nach dem Datenschutzgesetz nicht nur die eigentliche Personalakte zum Personaldossier gehört, sondern alle Personendaten, die von ihrem Aufbau her die betroffene Person erschliessbar machen. Aufgrund dieser weitreichenden gesetzlichen Definition stellt sich für Arbeitgeber die Frage, welche Unterlagen effektiv zum Personaldossier gehören und damit dem Arbeitnehmer vorgelegt werden müssen. Das Bundesgericht hat dazu in einem Entscheid vom November 2013 etwas Klarheit geschaffen und präzisiert, dass E-Mails zwischen Vorgesetzten, die über den Arbeitnehmenden ausgetauscht werden, sogenannte «interne Akten zur Willensbildung» darstellen und deshalb dem Personaldossier nicht zwingend beigelegt werden müssen (BGE 8C_467/2013 vom 21.11.2013). 2. Auslagenersatz im Bewerbungsverfahren Insbesondere nach einer Absage kommt es bisweilen vor, dass ein nicht berücksichtigter Bewerber Auslagenersatz verlangt. Ein solcher ist in der Regel nur geschuldet, wenn die Parteien dies im Vorfeld ausdrücklich vereinbart haben. Zu denken ist primär an Reise-, Verpflegungs- oder Übernachtungskosten. Wurde keine besondere Vereinbarung getroffen, hat jede Partei grundsätzlich ihre eigenen Kosten zu tra-

gen. Selbstverständlich ist es einer Firma unbenommen, ein positives Zeichen zu setzen und – auch im Sinne des sog. «Employer Branding» – einen freiwilligen Beitrag zu leisten. Für weitere Informationen zum Verband Zürcher Handelsfirmen wenden Sie sich bitte an:

VZH – Verband Zürcher Handelsfirmen Seegartenstrasse 2, 8008 Zürich Telefon: 044 211 40 58 E-Mail: info@vzh.ch Fax: 044 211 34 92 www.vzh.ch

Foto: Bilderbox.com


30

l Nr. 1 l 2014

ZH KMU I ZÜRICH IM BILD

Ganz fertig ist der grösste Platz der Schweiz noch nicht. Erst im April 2014, wenn Bäume, Sitzbänke und ein Wasserspiel den Platz beleben, wird der Zürcher Sechseläuteplatz offiziell eingeweiht. Der Valser Quarzit, aus dem die über 110 000 Steinplatten sind, ist über 250 Millionen Jahre alt. Mit den Verankerungen im Bild wird der Zirkus Knie im Frühjahr sein Zelt auf dem Platz aufschlagen. Bild: Manuela Paganini


Vorsorge-Rechner!

Jetzt BVG-Vorsorgeangebote selber und einfach im Internet rechnen und Geld sparen:

www.noventusdirect.ch

Besuchen Sie uns: Vorsorgeforum 1. April 2014 Hotel Victoria-Jungfrau, Interlaken Die Fachmesse 2. S辰ule, 7./8. Mai 2014 Kongresshaus Z端rich www.pk-messe.ch

Noventus PensionPartner AG Neum端nsterallee 6 8032 Z端rich Tel: +41 43 499 3636 Fax: +41 43 499 3645 E-Mail: info@noventus.ch www.noventus.ch


All inclusive 27 functions, 205 g, 105 mm Victorinox AG, Schmiedgasse 57, CH-6438 Ibach-Schwyz, Switzerland, T +41 41 818 12 11, F +41 41 818 15 11, info@victorinox.ch MAKERS OF THE ORIGINAL SWISS ARMY KNIFE I WWW.VICTORINOX.COM


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.