Baumeister B12/17

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B12

BAU ME ISTER

11 4 . J A H R G A N G

Dezember

17

Das ArchitekturMagazin

KOPE NHAGE N

INNSBRUCK

BARCELONA

Globaltourismus Grundrecht oder Geißel der Städte? ZÜRICH

TOURISMUS

PORTO

+ INTERVIEW MIT JÖRN WALTE R

12 4

194673

016003

D A,L I CH

16 € 18 € 19,90 € 24 SFR


4

B12

Köpfe

Ideen

Städtereisen boomen. Die vielen Touristen sind inzwischen allerdings mehr Fluch als Segen. Wie könnten Alternativkonzepte aussehen? 10

26

Typisch für die beiden Brüder: weiße Geometrie

Abseits der Massen in einer einsamen Bergregion

10 Aires Mateus

26 Zwei Solo-Häuser

Zwar verwurzelt mit Lissabon, planen die Brüder jetzt auch europaweit.

Weit weg von Barcelonas Rummel: Ferienhäuser von Office KGDVS und Pezo von Ellrichshausen

16 Grupo Habita Zwei mexikanische Architekten bauen ein kleines Hotelimperium auf und um.

20 SMA+ Einblick in die vietnamesische Architekturszene

BAU MEISTER. DE

Die beiden Grupo-HabitaGründer Carlos Couturier und Moisés Micha (Porträt Seite 16) haben viele Hotels umgebaut. Mehr davon finden Sie auf der Baumeister-Homepage.

46 Lanserhof in Lans Gesundheit als Reiseziel: Um- und Anbau von Ingenhoven Architects

54 Hotel in Porto Platz ist in der kleinsten Lücke: AltstadtHerberge mit Herz

64 Hotel in Zürich Gelungener Umbau eines 1980er-JahreGebäudes von Gigon/Guyer

72 Wohnhochhäuser in Antwerpen Tony Fretton Architects komplettieren das Westkaai.

FOTOS V.L .: FE RNANDO GUE RR A; BAS PRINCE N; STRÖM M A DANM ARK; FSB

Die unterstrichenen Beiträge rechts befassen sich mit dem Titelthema.


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Fragen

Lösungen

Gast-Arbeiter

82

10 8

Kopenhagen: überfüllt und bald geschlossen?

Türgriff in samtig-matter Bronze

82 Welche Sorte Tourist bist du?

98 Fassade

88 Was bleibt, Jörn Walter? 92 Wie geht es eigentlich dem Flughafen Berlin-Brandenburg? 94 Entscheidet sich die Zukunft des Weltklimas in den Städten?

Henriette Steiner hat eine Professur am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur an der Universität Kopenhagen inne. Für uns schreibt sie immer wieder über städtebauliche und architektonische Entwicklungen in Dänemark – dieses Mal über das Ende des Tourismus in Kopenhagen.

104 Qualitätsschmiede Besuch bei Farrow & Ball

106 Fenster, Türen, Tore 112 Referenz Neugestaltung des Hotels Wedina mit Farben von Keim

RUBRIKEN 6 EIN BILD 44 SONDERFÜHRUNG 62 KLEINE WERKE 94 ARCHITE K TUR + M ANAGE ME NT 11 4 PORTFOLIO: BAD 121 IMPRE SSUM + VORSCHAU 12 2 KOLUMNE

Vor drei Jahren wurde Philipp Valente (geb. Kutschker) von uns für die Baumeister Academy ausgewählt. Seitdem berichtet er für uns aus aller Welt. Zur Zeit studiert er Architektur mit Schwerpunkt kulturelles Erbe an der TU München. Neben seinem Masterstudium arbeitet er im Büro Peter Haimerl Architektur.


Anna Borgman und Candy Lenk

Wurf III

6 Ein Bild


7

FOTO: BORGM AN LE NK

Autobahnen verkörpern wie kaum ein anderes infrastrukturelles Element die Verheißung permanenter Mobilität. Gleichzeitig erzeugen sie auch eine Barriere, indem sie die Landschaft teilen, sie verschwimmen lassen. Die Wahrnehmung innerhalb dieses Geschwindigkeitsraums ist eine ganz eigene – vor allem dann, wenn etwas auftaucht, mit dem man dort nicht rechnet – ein Hindernis. Und genau das haben die Künstler Anna Borgman und Candy Lenk auf einer Autobahn in Dänemark platziert – ein meteoritenartiges Gebilde, das eine Barriere in der Barriere darstellt. Und siehe da: Plötzlich rücken andere Dinge wieder in den Vordergrund, und der Geschwindigkeitsraum wird zum Landschaftsraum. Die Installation ist Teil einer Serie, die sich „Wurf“ nennt. Die beiden Künstler platzieren den „Stein“, bei dem es sich eigentlich um eine mit Zellulosefasern ummantelte Holzkonstruktion handelt, an unterschiedlichen Orten, um durch die hervorgerufene Irritation einen Erklärungsversuch beim Betrachter zu provozieren.

Text

Alexander Russ


+18,5

+11,4

Wachsender Markt

Anstieg der Übernachtungen von Touristen in der EU

+13,1

im Jahr 2016 im Vergleich zu 2015

+1,2

(Zahlen in Prozent) Seit 2009 steigen die Übernachtungszahlen in Europa

+4,6

stetig – hauptsächlich durch die Zu-

-8,7

nahme von Touristen aus Nicht-EU-Ländern. Anteil der Übernachtungen von Nicht-Einheimischen (Werte in Prozent): +9,3 > 60 40 – 60 < 40 keine Daten

-1,9


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QUE LLE: E UROSTAT

72

6 Ideen: Solo-Häuser bei Barcelona Lanserhof bei Innsbruck Hotel Armazém in Porto Hotel Züri in Zürich Wohntürme in Antwerpen

SOLO-HAUS PEZO VON E LLRICHSHAUSE N + SOLO-HAUS OFF ICE KGDVS

25


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Ein moderner Palladio inmitten der Natur: das perfekte Quadrat in der Grundfläche als gestalterisches Motiv


Ideen

1 bis 2

29


38

Ideen

Das ringfĂśrmige Dach mit einem Durchmesser von 40 Metern wird von vier geraden Reihen mit jeweils neun StĂźtzen getragen.

1 bis 2


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S

eit über 30 Jahren gibt es den Lanserhof – das Rezept ist erfolgreich: Der österreichische „Naturarzt“ Franz Xaver Mayr hat am Anfang des letzten Jahrhunderts eine Methode zur Entgiftung, Entschlackung und Entsäuerung entwickelt, nach deren Regeln das Hotel geführt wird. Mit dem Konzept von klösterlicher Abgeschiedenheit, Diskretion und ärztlicher Betreuung, weit weg von der Hektik der Stadt in landschaftlicher Idylle, zieht es ein internationales Publikum an. Das Konzept Das Taxi ku r v t von Innsb ruck hinauf auf eine Hochebene und hält am Rand des Dorfs Lans auf einem Parkplatz. Hotel ist keines in Sicht, nur hohe Büsche. Ein schmaler Fußweg führt dahinter durch einen Garten auf einen L-förmigen Gebäudewinkel zu, der sich ganz offenbar aus Bauten verschiedener Jahrzehnte zusammensetzt – ein wenig 1980er, 1990er und eine großzügige Verglasung mit Terrasse. Ingenhoven Architekten haben die Bestandsgebäude saniert und gleichzeitig um einen separaten Neubau erweitert, der sich jedoch noch hinter dem Stammhaus versteckt. Zunächst gelangt man beim Eintreten in einen niedrigen, weit verzweigten Raum, der sich zur großartigen Aussicht auf die Berge öffnet. Menschen in Bademänteln oder Trainingsanzügen wandeln umher, die Atmosphäre gleicht einer Mischung aus Luxushotel und Kurklinik. Dennoch blickt man sich neugierig um, denn der Ort ist beliebt bei Prominenz und vielen Stammgästen, wie man hört, die sich hier strengen Regeln unterwerfen: kein Alkohol, kein Kaffee, nur basische Kost nach einem strengen Zeitplan, kein Fernseher. Dafür Anwendungen und bei Bedarf ärztliche Versorgung. Bei Tisch wird man platziert, und es wird erwartet, dass man sich vorstellt und höflich Konversation betreibt; rundum sind alle Sprachen zu hören, und wer glaubt, dass sich hier nur gut situierte ältere Herrschaften aufhalten, irrt – vom japanischen Teenager in schlaksiger Marken-Jogginghose und Beanie bis zur juwelenbehängten, russischen Greisin sind alle Altersgruppen vertreten. Die Architekten haben alle gemeinsamen Bereiche erneuert: Empfang, Kaminzimmer, Bibliothek – die Textilien und Polsterbezüge in sanften Steintönen gehalten, auf den Böden geweißte, geölte Eiche verlegt und die Geländer mit Leder WEITER


Ideen

3

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Fragen

1

Hochsaison: Der „Nyhavn“ ist der alte Hafen Kopenhagens und eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.


85

FOTO: STRÖM M A DANM ARK

Lokal und authentisch Die Idee des Konzepts ist klar: Reisende, die trotz eines verregneten Sommers und hoher Preise ein Reiseziel wie Kopenhagen ansteuern, erhalten im Gegenzug die Möglichkeit, die hohe Lebensqualität und die Vorzüge eines nordischen Wohlfahrtsstaates kennenzulernen. In den Broschüren, die Wonderful Copenhagen drucken lässt, wird die Fahrradkultur der Stadt gepriesen, ebenso die sozialdemokratisch geprägte Architektur und die lange Tradition der Stadtplanung. Kopenhagen erscheint als sauber, nachhaltig und einladend. Außerdem wird betont, dass die Stadt mit ihrer Kultur (historisches Stadtzentrum und Museen), ihren Einkaufsmöglichkeiten (dänische Mode und dänisches Design) und ihrer kulinarischen Infrastruktur (die boomende neue nordische Küche) eine einzigartige Mischung zu bieten hat. Kopenhagen wird gewissermaßen als lebendes Museum dargestellt, wo eine lebendige Tradition, zum Beispiel die Monarchie, mit den Charakteristika des modernen Dänemarks, etwa dem omnipräsenten Fahrrad, einer vorbildlichen Gegenwartsarchitektur und skandinavischem Design, zusammentreffen. Die neue Strategie, die Mikkel Aarø-Hansen aufzeigt, will vor allem mit der Betonung des Authentischen, des Lokalen und der Modernität der Stadt punkten. Seine Raffinesse liegt darin, dass sie die Touristen dazu einlädt, das Wunschbild von Kopenhagen mitzuprägen und dabei eine tragende Rolle zu übernehmen. Was vermieden werden soll, ist eine weitere Ausdehnung einer touristischen Parallelkultur, die als überholt gilt, der Vergangenheit angehört – ein Kennzeichen des Massentourismus des 20. Jahrhunderts war.


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