INHALT // AUSGABE 12/2016
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IM BRENNPUNKT
Fachkräfte finden dank Inklusion
24
38 30
Technik Untergrundprüfungen
vor der Ausführung von Lackierungen sind wichtig ‒ wir geben Tipps.
Tapeziertechnik Luxuriöse
Tapetendesigns wollen perfekt verarbeiet sein ‒ wir geben Hilfestellung.
Wandbeschichtung Die Pa-
lette moderner Innenwandfarben wird vielseitiger, aber auch anspruchsvoller.
AKTUELL //
06 Meldungen 64 Panorama
KUNDENAUFTRAG //
20 Marketing
8 Tipps für gewinnbringendes Teambuilding
22 Marketing
»So macht s Kollege Auch!«
IM BRENNPUNKT // 10 Fachkräfte finden
dank Inklusion
Fachkräfte mit Behinderung sind ein Potenzial, das noch zu wenig beachtet wird. In Zeiten, wo Fachkräfte dringend gesucht werden, macht es für alle Beteiligten Sinn, Menschen mit einem Handicap auszubilden oder als Malerhelfer einzustellen. Lesen Sie, welche Hilfen es gibt und welche Erfahrungen Kollegen gemacht haben.
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24 Technik // Untergründe Metall als Untergrund
30 Wandbeschichtung Frisch gestrichen
38 Tapeziertechnik
Tipps für bessere Ergebnisse
42 Firmenfahrzeuge Sicherer Transport
46 Web-Baukastensysteme »Bau dir deine Homepage!«
farbe & raum
46
Web-Baukastensysteme Individuell
und professionell: mit
benutzerfreundlichen Tools können Sie Ihre Firmenwebseite selbst gestalten.
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Trends und Chancen Nachhaltigkeit in
allen Bereichen. Vom grünen Wandel der Märkte kann auch Ihr Betrieb profitieren.
TRENDS UND CHANCEN //
56 Trends erkennen // Neo-Ökologie Der neue Mainstream
Fotos: Christiane65/Fotolia, 1&1, Marburger Tapetenfabrik, Caparol, peshkova/Fotolia, Bernd Ducke/Mappe Covermotiv: Caparol
Ideen zum Wohlfühlen
Das Kundenmagazin für Ihren Malerbetrieb Erscheint 3 x im Jahr (Februar, Juni, Oktober)
farbe & raum Ideen zum Wohlfühlen
Heft 58 40:
Markus Schlegel – Farbige Fassade: Ordnung oder Störung?
2
Reportage: Mehr Platz für die Familie
4
Die neuen Tapeten: Opulente Wände
8
Fassaden: Fein herausgeputzt
12
Teppichboden: Trend modular
14
KennenlernPaket mit 40 Exemplaren nur € 25,-
60 Chancen nutzen // Neo-Ökologie Grüner Wandel
RUBRIKEN // 03 04 18 19 50 54 66
Editorial Inhalt Dialog // Besser mit Erfahrung Impressum Schaufenster // Materialien und Produkte Malerquellen Vorschau // Heft 01/2017
DIE MAPPE IM INTERNET // Webseite // www.mappe.de facebook // www.facebook.com/Mappe.Malerzeitschrift pinterest // www.pinterest.com/diemappe
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IM BRENNPUNKT //
INKLUSION
Fachkräfte finden dank
Inklusion
MITARBEITER Fachkräfte mit Behinderung sind ein Potenzial, das noch zu wenig beachtet wird. In Zeiten, wo Fachkräfte dringend gesucht werden, macht es für alle Beteiligten Sinn, Menschen mit einem Handicap auszubilden oder als Malerhelfer einzustellen. Lesen Sie, welche Hilfen es gibt und welche Erfahrungen Kollegen gemacht haben.
S
ie sind voller Eifer dabei, froh eine
sellschaft ist es normal, verschieden zu sein.
»Übereinkommen über die Rechte von Men-
Ausbildung machen oder arbeiten zu
Jeder ist willkommen«, unterstreicht die Ini-
schen mit Behinderungen« (Convention on
können, ein vollwertiges Mitglied der
tiative »Aktion Mensch«.
the Rights of Persons with Disabilities ‒
Gesellschaft zu sein ‒ Menschen mit einer
CRPD) am 13. Dezember 2006 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen be-
nen eine echte Bereicherung für einen Be-
Die UN-Behindertenkonvention und der nationale Aktionsplan
trieb sein. Es geht um Inklusion, die Einbe-
Einen wichtigen Meilenstein bei der Umset-
treten. Die Kernforderung: Menschen mit
ziehung von Menschen in die Gesellschaft,
zung von Inklusion markiert die UN-Behin-
Behinderung soll die aktive Teilhabe und
die Zugehörigkeit. »In einer inklusiven Ge-
dertenrechtskonvention. Sie wurde als
Teilnahme in allen Lebensbereichen der Ge-
Behinderung oder Lernbehinderung kön-
Je nach Art und dem Grad der Behinderung gibt es auch im Malerhandwerk Arbeit
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schlossen und ist am 3. Mai 2008 in Kraft ge-
Können Sie sich vorstellen, dass die Anstellung von Behinderten helfen könnte, den Fachkräftemangel zu kompensieren?
rungen machen. Zwei Drittel schätzen die
über zwölf Prozent der Bundesbürger, das
Leistungsfähigkeit wird als gleichwertig
sind 8,5 Millionen, schwerbehindert sein ‒
empfunden.
gleichzeitigen Bevölkerungsrückgang von
Menschen mit Behinderung sind nicht häufiger krank In der öffentli-
circa 14 Millionen, schätzt das Berlin-Institut
chen Diskussion existieren einige Vorurteile
für Bevölkerung und Entwicklung. Nur etwa
über vermeintliche Kosten einer Beschäfti-
vier Prozent der Behinderungen sind ange-
gung von Menschen mit Behinderung. Die
boren, 96 Prozent der Behinderungen treten
Ansicht, dass Menschen aufgrund ihrer Be-
erst im Lauf des Lebens auf. Fast die Hälfte
hinderung mehr Krankheitstage haben als
(46 Prozent) der schwerbehinderten Men-
Nichtbehinderte und so höhere Personalko-
schen ist zwischen 55 und 75 Jahre alt,
sten verursachen, konnte bisher nicht bestä-
knapp ein Drittel (29 Prozent) ist 75 Jahre
tigt werden. Im Jahr 2011 fielen in Deutsch-
und älter. Nicht nur im Hinblick auf den de-
land Krankheitstage vor allem aufgrund von
mografischen Wandel und in Zeiten des
Rückenleiden, seelischen Erkrankungen wie
lionen Menschen mehr als heute bei einem
Quelle: puls Marktforschung GmbH
Nein 55 %
Fachkräftemangels stellen behinderte Menschen ein Potenzial dar, das Unternehmen berücksichtigen sollten. Mitarbeiter, die bei-
ERLÄUTERUNG
sich mit staatlicher Unterstützung weiterbe-
Verschiedene Grade der Behinderung
schäftigen. Wer hierzu beispielsweise barrie-
Für Unternehmen sind aus rechtlicher Sicht
refreie Umbauten im Betrieb oder Ladenge-
bei der Beschäftigung von Menschen mit
schäft realisiert, tut damit gleichzeitig sei-
Behinderung generell drei Gruppen zu
sellschaft ermöglicht werden. In Deutschland
nen Kunden etwas Gutes, die ja auch immer
unterscheiden:
ist die UN-Behindertenkonvention im Jahr
älter werden. Überhaupt hat die Zunahme
1. Menschen mit einer Schwerbehinde-
2009 ratifiziert worden, 2011 erarbeitete die
an älteren Menschen in der Gesellschaft ei-
Bundesregierung einen nationalen Aktions-
ne steigende Nachfrage nach barrierefreien
gungsamt ein Grad der Behinderung (GdB)
plan zur Umsetzung der UN-Behinderten-
Produkten und Dienstleistungen zur Folge,
von mindestens 50 bescheinigt wird. Für sie
rechtskonvention unter Einbeziehung der
das heißt: Inklusion kommt allen zugute.
43 % glauben, dass die Anstellung Behinderter den Fachkräftemangel kompensieren könnte
spielsweise mit 55 Jahren krankheitsbedingt einen Behindertenstatus bekommen, lassen
Länder und der Interessensvertretungen behinderter Menschen.
Verschiedene Formen der Behinderung Im Sozialgesetzbuch der Bundesrepu-
Foto: Christiane65/Fotolia
Zusammenarbeit positiv ein, vor allem die
heute sind es zehn Prozent. Das sind 1,8 Mil-
Keine Angabe 2%
Ja 43 %
Inklusion ist im unternehmerischen Interesse Im Jahr 2050 werden
Die Leistungsfähigkeit wird als gleichwertig empfunden Auf einem
rung sind Personen, denen vom Versor-
gilt ein besonderer Schutz. 2. Menschen mit einem geringeren
Grad der Behinderung als 50, die durch die Arbeitsagentur formal schwerbehinderten
inklusiven Arbeitsmarkt ist es Normalität,
Menschen gleichgestellt werden. Dies ist
dass Menschen mit Behinderungen ganz
der Fall, wenn einem Menschen durch seine
blik Deutschland wird geregelt, ob und ab
selbstverständlich dort arbeiten, wo Men-
Behinderung Wettbewerbsnachteile auf
wann ein Mensch als behindert gilt. Von einer
schen ohne Behinderungen auch arbeiten.
dem Arbeitsmarkt entstehen, wodurch bei-
Behinderung wird gesprochen, wenn die ge-
Inklusion in der Arbeitswelt setzt auf die
spielsweise ein geeigneter Arbeitsplatz
sundheitlichen Probleme länger als sechs Mo-
Stärken der Menschen und reduziert sie
nicht erhalten oder gefunden werden kann.
nate anhalten und zu einer Beeinträchtigung
nicht auf ihre Defizite. Es wird gefragt, wo
3. Menschen mit einem geringeren
der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft
liegen die Stärken des behinderten Mitar-
führen. Grob gefasst lassen sich vier verschie-
beiters, wo kann ich ihn gut in meinem Un-
schwerbehindert noch gleichgestellt sind.
dene Formen der Behinderung unterschei-
ternehmen einsetzen? Da gibt es auch im
Wer behinderte Menschen an ihrem Ar-
den: körperliche Beeinträchtigungen, zum
Malerhandwerk Möglichkeiten, wie unsere
beitsplatz unterstützen möchte, muss sich
Beispiel der Funktionsverlust einzelner Glied-
Beispiele zeigen. Eine Behinderung hat kei-
mit den verschiedenen Behinderungsarten
maßen oder chronische Erkrankungen, Sin-
ne zwingende Leistungsminderung zur Fol-
auskennen: Wie äußert sich die Behinde-
nesbeeinträchtigungen wie der Verlust der
ge, häufig sind Menschen mit Behinderung
rung? Welche Einschränkungen sind damit
Sehfähigkeit auf einem oder beiden Augen,
besonders motiviert, weil sie ihr Handicap
verbunden? Welche Hilfen gibt es? Informa-
kognitive Beeinträchtigungen wie geistige Be-
kompensieren möchten. Studien zeigen,
tionen gibt es im Themenheft ZB Spezial
hinderungen und Lernbehinderungen sowie
dass Personalverantwortliche überwiegend
»Was heißt hier behindert«, das unter
psychische Behinderungen wie Depressionen
gute bis sehr gute Erfahrungen mit der Be-
www.mappe.de zum Download bereitsteht.
oder Persönlichkeitsstörungen.
schäftigung von Menschen mit Behinde-
Grad der Behinderung als 50, die weder
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KUNDENAUFTRAG // WANDBESCHICHTUNG
!
INNENFARBEN Farbe ist nicht gleich Farbe: Bei der Wahl der Beschichtung für Wand- und Deckenflächen im Innenraum haben Kunden heute hohe Ansprüche und stellen konkrete Forderungen. Wir zeigen Ihnen, worauf es ankommt und was Sie beachten sollten. Die Ansprüche an moderne Innenwandfarben sind so vielfältig wie deren Einsatzmöglichkeiten. Dem Maler steht eine breite Produktpalette zur Verfügung, aus der er je nach Objektsituation und vorgesehener Nutzung das passende Produkt auswählen kann
MEHR AUSGEWÄHLTE PRODUKTE ZUM THEMA:
INNENFARBEN
Foto: Caparol
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D
ie Zeiten, in denen eine Innenwandfarbe nur gestalterischen Zwecken diente, sind lange vorbei. Seit Jahrzehnten arbeitet die Industrie am funktio-
nalen Zusatznutzen von Innenwandfarben. Die Einführung der Latexfarben und des Glanzüberzugsmittels Capaplex von Caparol in den 1950er Jahren ‒ auch als Elefantenhaut bekannt ‒ legten den Grundstein für die Entwicklung der funktionellen Innenbeschichtungen.
Stand der Technik Nicht das Bindemittel ist für die Auswahl der Innenwandfarbe entscheidend, sondern das Einsatzgebiet, die Kundenwünsche und die Anforderungen, die an das Beschichtungssystem gestellt werden. Generell ist festzustellen, dass Deutschland bei Innenwandfarben nach wie vor ein Mattfarbenmarkt ist. Bei Innenfarben sind lösemittel- bzw. weichmacherfreie und emissionsminimierte Produkte der allgemeine Stand der Technik. Als Bindemittelbasis werden Druckpolymere, Styrolacrylate oder Reinacrylate verwendet. Für besondere Anwendungen werden diese Bindemittel mit funktionellen Additiven, Füllstoffen und Bindemitteln kombiniert ‒ zum Beispiel Silikonharzfarben im Innenbereich mit langer Offenzeit, für eine streifenfreie Optik auf schwierigen Untergründen. Im Innenbereich findet derzeit eine Rückbesinnung auf Foto: Brillux
mineralisch gebundene Anstriche statt, da silikatische Farben durch moderne Rezepturen heute fleckenfrei auftrocknen, lagerstabil sind und werkseitig verarbeitungsfertig geliefert werden. Silikatfarben sind vielseitig einsetzbar, eignen sich für die moderne Wandgestaltung und sorgen
Zurück zur Natur: Im Innenbereich findet eine Rückbesinnung auf mineralisch gebundene Anstriche statt
mit natürlichen Rohstoffen für ein gesundes Raumklima. Mit ihren feuchtigkeitsspeichernden Eigenschaften und ihrer
Technik bei Meffert: »Hier liegt aber immer noch der Fokus
hohen Alkalität beugen sie der Schimmelpilzbildung vor.
auf rationellem Verarbeiten und einem wirtschaftlichen
Silikatprodukte benötigen aufgrund ihres hohen pH-Werts,
Preis-Leistungs-Verhältnis. Zeit ist Geld ‒ Profis arbeiten zeit-
also ihrer Alkaliät, keine herkömmlichen Konservierungsmit-
und kostenoptimiert. Besonders hervorzuheben sind Pro-
tel wie Formaldehyd oder Isothiazolinone, die oft in Farbre-
dukte mit ausgezeichneten Ausbesserungsergebnissen, die
zepturen zu finden sind. Dadurch sind die Produkte frei von
heute im Baustellenbetrieb immer wichtiger werden.«
Konservierungsstoffen, allergikergeeignet und bieten auf-
»Aktuell sehen wir zwei große Trends im Bereich der In-
grund der hohen Alkalität einen natürlichen Schutz vor Al-
nenfarben«, erläutert Thomas Müller, Anwendungstechni-
gen und Pilzen.
ker bei PPG Coatings Deutschland: »Zum einen gewinnt das Thema Wohngesundheit an Bedeutung, zum anderen steigt
Wohngesundheit und Nachhaltigkeit War es frü-
die Nachfrage nach sogenannten Funktionsfarben, also Far-
her normal, dass es nach der Renovierung eine Zeit lang
ben, die über spezielle Eigenschaften verfügen wie Steue-
nach frischer Farbe roch, so hat sich dieser Umstand dra-
rung der Offenzeit, optimierte Reinigungsfähigkeit oder an-
stisch geändert. Eine Geruchsbelästigung wird vom Kunden
tibakterielle Wirksamkeit.«
kaum akzeptiert und er möchte seine Räumlichkeiten
Die Ansprüche an eine Innenwandfarbe sind heute so
schnellstmöglich wieder nutzen. Lange Renovierungszeiten
vielfältig wie deren Einsatzmöglichkeiten. Auch Filmschutz,
sind nicht gewünscht.
die Option der Photokatalyse und hohe Diffusionsfähigkeit
Bei einer Vielzahl von Produkten wird der Blaue Engel
können realisiert werden. Dank der stetigen Weiterentwick-
oder eine ergänzende Zertifizierung ‒ z. B. durch den TÜV ‒
lung von Farben ist es möglich, produktspezifische Schwä-
verwendet. Ein wichtiger Leitgedanke ist das Thema Aller-
chen wie den Schreib- und Poliereffekt oder auch den Pig-
gie. Hier ist eine starke Nachfrage konservierungsmittelfreier
mentabrieb in den Griff zu bekommen.
Produkte festzustellen. »Auch im Objektbereich wird ver-
»Die Produkte sollen nachweislich keine Schadstoffe
stärkt der Blaue Engel nachgefragt oder externe Stellen mit
enthalten und auch technische Leistungen gewinnen an Be-
der Begutachtung und Bewertung der ausgewählten Pro-
deutung«, erklärt Andreas Oberle, Produktmanager für In-
dukte beauftragt«, kommentiert Thorsten Ehrhardt, Leiter
nenfarben bei der Sto SE. »Die Wand soll zum Beispiel auch
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TRENDS ERKENNEN // NEO-ÖKOLOGIE
Der neue
Mainstream
L
ange Zeit war ökologisches Be-
ders aus. Angesichts des Klimawandels,
der Zeit, mit globalem Klima- und Ressour-
wusstsein und Handeln eher die Sa-
endlicher Ressourcen, Dürren, Hungersnö-
censchutz, dem Erhalt einer gesunden, le-
che einer gesellschaftlichen Minder-
ten, Plastikmüll in den Meeren, um nur eini-
benswerten Umwelt und einer vielfältigen
heit. Menschen, die sich für Natur und
ge Umweltprobleme zu nennen, aber auch
Natur. Sie nehmen ihre Rolle als mündige
Umwelt und soziale Belange einsetzten,
aufgrund von sozialer und wirtschaftlicher
Konsumenten ernst und achten darauf, was
wurden belächelt. Eine umweltbewusste
Ungerechtigkeiten können und wollen
und wo sie einkaufen, welchen Dienstlei-
Lebensweise wurde vielfach mit Verzicht,
viele nicht mehr die Augen verschließen.
ster sie beauftragen und wie die Firmenpo-
Freudlosigkeit und Reglementierung in
Immer mehr Menschen befassen sich aktiv
litik in Bezug auf Nachhaltigkeit und sozi-
Verbindung gebracht. Heute sieht das an-
und bewusst mit den drängenden Themen
ales Engagement ist.
Ein breites ökologisches Bewusstsein und konsequentes Handeln hilft jungen Menschen, die mit am stärksten vom Klimawandel betroffen sind
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Foto: peshkova/Fotolia
GESELLSCHAFT Die neue Form ökologischen Bewusstseins und Handelns beruht auf einem starken Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein in breiten Teilen der Gesellschaft, sowohl was die Konsumenten angeht, als auch die Unternehmen. Hintergrund sind die drängenden Themen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Rohstoffknappheit. Der Megatrend Neo-Ökologie wird die Märkte radikal verändern und damit auch Unternehmen sowie ihre Prozesse, Produkte und Dienstleistungen. Malerbetriebe können vom grünen Wandel der Märkte profitieren, denn das Konsumieren mit gutem Gewissen wird zum Wachstumsmotto.
Ökologie bezeichnet, ein Begriff, den das
Foto: privat
Die neue Form ökologisch-ethischen Handelns wird vielfach als Neo-
Thomas Hajduk Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen
»Kunden fragen immer öfter nach dem Ursprung von Rohstoffen, Mitarbeiter wünschen sich einer sinnerfüllten Arbeit nachzugehen, Anwohner möchten beim Werkausbau konsultiert werden.«
Zukunftsinstitut als Megatrend ausgemacht hat. Für die Forscher um Matthias Horx ist die Neo-Ökologie ein sehr mächtiger Trend, denn »er verschiebt die Koordinaten des Wirtschaftssystems in Richtung einer neuen Business-Moral und des inzwischen viel zitierten Lifestyle of Health and Sustainability (LOHAS). Neo-Ökologie umfasst dabei nicht nur die klassisch ›grünen‹ Themen, sondern ebenso die sozial-ökologischen Folgen un-
kunft konsumentengetrieben. Was in der
dukte ein »Fairtrade-Mindestpreis« garan-
seres Handelns: Einst rein moralische, sozi-
Lebensmittelbranche mit ›Bio‹ und ›Fairtra-
tiert wird, unabhängig vom Weltmarktpreis.
ale oder ökologische Fragen ökonomisieren
de‹ begann, weitet sich auf immer mehr Be-
Darüber hinaus wird für viele Produkte auch
sich. Umweltschutz, faire Arbeitsbedingun-
reiche der Wirtschaft aus«, so schreibt
eine Fairtrade-Prämie bezahlt. Die zu Genos-
gen, Korruptionsbekämpfung und Chan-
marktforschung.de.
senschaften zusammengeschlossenen Bau-
cengleichheit gehören zunehmend mit zum
ern entscheiden selbst, wofür die Fairtrade-
ökonomischen Gewinnspiel. Konsum findet
Nachhaltig und fair konsumieren
Prämie verwendet wird, z. B. für den Bau von
unter veränderten Prämissen von ethisch-
Ein wichtiges Kaufkriterium ist für viele Men-
Trinkwasserbrunnen, den Bau oder die Re-
ökologischen Kriterien und Nachhaltigkeit
schen der faire Handel ‒ Fairtrade. Die Orga-
novierung von Straßen und Schulen, die
statt. Wer weiter auf Business as usual setzt
nisation Fairtrade unterstreicht: »Egal auf
medizinische Versorgung sowie Fortbil-
oder nur oberflächliches Greenwashing be-
welchem Kontinent oder in welchem Land:
dungen. Zahlreiche Städte in Deutschland
treibt, bleibt mittelfristig auf der Strecke«,
Menschen wollen mit ihrer Arbeit minde-
haben sich als Fairtrade-Gemeinde bewor-
dahingehend beschreibt das Zukunftsinsti-
stens so viel verdienen, dass sie davon leben
ben und die Auszeichnung erhalten, wenn
tut den Megatrend.
können. ... In vielen Bereichen hat der Faire
sie die Kriterien erfüllten. Eines ist, dass ab-
Handel Pionierarbeit geleistet und in der Be-
hängig von der Einwohnerzahl, eine ge-
Die Macht der Konsumenten Tag
völkerung ein Bewusstsein für kritischen
wisse Anzahl an lokalen Geschäften, Restau-
für Tag tun wir jede Menge Dinge, die mit
Konsum geschaffen. Seit es vielen Men-
rants usw. mindestens zwei Produkte aus
darüber entscheiden, ob das Klima ge-
schen nicht mehr egal ist, wie ein Produkt
fairem Handel anbieten.
schützt, knappe Ressourcen geschont oder
entsteht, achten zunehmend mehr Firmen
Menschenrechte geachtet werden: Das
auf die Einhaltung von Sozialstandards.« Ein
Regionalität stärken Mit dem »Natio-
fängt beim morgendlichen Frühstücksei an,
Kriterium des fairen Handels ist ein fairer
nalen Programm für nachhaltigen Konsum«
geht weiter mit der Wahl des Verkehrsmit-
Preis, das heißt, dass für bestimmte Pro-
des Bundesumweltministeriums (BMU) soll
tels für dem Weg zur Arbeit und endet noch lange nicht, wenn wir abends im Katalog
DEFINITION
denn mit ihren eigenen Konsum- und Le-
Neo-Ökologie ist mehr als »Naturschutz« und hat längst nichts mehr mit Birkenstock-
bensgewohnheiten können sie das Ange-
Sandalen und kratzigen Wollpullis zu tun. Neo an der Ökologie ist, dass sie Nachhaltig-
bot beeinflussen und ganze Branchen um-
keit und Effizienz in allen Bereichen bedeutet: In der Finanzwirtschaft ebenso wie im
krempeln. »Konsumenten sind immer mehr
Städtebau, in Mobilitätskonzepten oder im moralischen Konsum. Was in den vergange-
dazu bereit, Geld für ›gute‹ Produkte auszu-
nen Jahrzehnten eher eine Beschäftigung für elitäre Minderheiten war, wird jetzt zum
geben. Fair, grün und nachhaltig sind die
Mainstream: Bio wird der neue Standard. Die fortschreitende Erderwärmung und der
entscheidenden Qualitätskriterien von mor-
Klimawandel werden die Menschen zunehmend für Umweltthemen sensibilisieren.
gen. Kaum ein Unternehmen bekommt den
Andererseits setzt sich der Schadstoffausstoß fort, besonders in den Schwellen- und Ent-
Wertewandel nicht zu spüren. Umweltma-
wicklungsländern wird es daher zu massiven Umweltproblemen kommen. Dem sollen
nagement und ökologische Nachhaltig-
Verschärfungen von Gesetzen und politische Markteingriffe entgegenwirken, was wie-
keitsstrategien sind nicht nur ein Mechanis-
derum neue Märkte für Umweltschutztechnologien entstehen lässt. Eben genau unter
mus des Risikomanagements oder ein Mittel
diesen veränderten Voraussetzungen von Globalisierung, Klimawandel, Rohstoff-
zur Steigerung der Popularität, sondern
knappheit sowie einem stärkeren Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein der Kon-
werden vielmehr überlebensnotwendig für
sumenten wird Wachstum künftig aus einer neuen Mischung von Ökonomie, Ökologie
Unternehmen. Denn stärker noch als von
und gesellschaftlichem Engagement generiert.
Kühlschrank in Frage kommt. Konsumen-
Quelle Definition: Zukunftsinstitut
tinnen und Konsumenten haben Macht,
Mischung aus Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichem Engagement
blättern, um herauszufinden, welcher neue
der Technologie sind Unternehmen in Zu-
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