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Die Malerzeitschrift

Branchensoftware – Software für meinen Betrieb Werbung – Das Gesicht in der Menge Reportage – Schwäbische Tüftler Arbeitsschutz – Gut geschützt vor Schimmelsporen

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Inhalt Für die Zukunft gestalten.

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125 Jahre MALER UND LACKIERER INNUNG MÜNCHEN STADT UND LAND

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Editorial

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Nachrichten Betrieb und Kunde

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Branchensoftware – Die passende Software für meinen Betrieb Urteile Mitarbeitergespräche – So haben Sie mehr von Ihren Mitarbeitern Betrug – Wehren Sie sich gegen Trickbetrüger Digitale Gestaltung – Mit dem Computer entwerfen Bücher Bildung Werbung – Das Gesicht in der Menge Impulse

Lassen Sie sich inspirieren!

Farbe und Gestaltung 32 34

Farbgestaltung – Farbige Gesten Farbiges Maler unternehmen

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Reportage – Schwäbische Tüftler Mein Lieblingsobjekt – »Spannend und aufregend«

Wissen und Technik 42 46 47 48 53 54 56

Ökologie – Kunden gewinnen mit natürlichen Materialien Tonputz – Heilerde als Baustoff Bücher Arbeitsschutz – Gut geschützt vor Schimmelsporen Produkte Schimmelprophylaxe – Dem Schimmel auf der Spur Fassadenbeschichtungen – Argumente für das Kundengespräch

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Vorschau + Impressum Die Lacktechnik erhält durch die Anordnung der Schrift auf drei übereinander liegenden Glasplatten eine dreidimensionale Wirkung. Die Gestaltung zum Thema »Königsplatz« wurde in der Städtischen Meisterschule für Maler und Lackierer München ausgeführt.

Erleben Sie die Renaissance der Tapete: neue Materialien; leuchtende Farben; modernste Drucktechniken; eine große Palette an Herstellern! So bieten sich heute bisher ungesehene Möglichkeiten der kreativen Raumgestaltung. Wie breit und zeitgemäß die Auswahl ist, das zeigt Charlotte Abrahams in einem neuen Kompendium. Darin hat sie über 150 Tapeten aktueller Dessins von floralen über geometrischen Mustern bis hin zu ausgefallenen Bildtapeten zusammengetragen. Das Buch geht auf die Geschichte der Dessins ein, erklärt die Wirkung von Mustern und Farben, gibt Gestaltungsrat und bietet nicht zuletzt eine hilfreiche Anleitung, wie man an ausgefallene Tapeten kommt und wie man sie richtig an die Wand bringt. Besonders schön: die 150 hochwertigen, ganzseitig abgedruckten Tapetenmuster. Das Highlight: der auf 72 x 60 cm auffaltbare Umschlag, beidseitig vollflächig mit einer repräsentativen Auswahl an Dessins bedruckt. Besonders praktisch: die Bezugsadressen der Hersteller zu sowohl allen Mustern als auch zu den in den Wohn-Beispielen gezeigten Tapeten.

Charlotte Abrahams Tapete TRENDS, DESSINS UND WOHNIDEEN 2009. 256 Seiten mit 250 Farbfotos und 150 Tapetenmustern gebunden mit Schutzumschlag € 49,95 / sFr. 77.90 ISBN 978-3-7667-1802-0

Mappe 12.2010 www.callwey.de


Nachrichten

Nachrichten

Bündnis gegen Schwarzarbeit gestartet Gemeinsam haben der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Hartmut Koschyk, der Präsident des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz (Frankfurt a. M.), KarlAugust Siepelmeyer, und der stellvertretende Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Dietmar Schäfers, eine Bündniserklärung gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung im Maler- und Lackiererhandwerk unterzeichnet. Die Bündnispartner kommen regelmäßig in einer Arbeitsgruppe zusammen und verfolgen folgende Ziele: Einhaltung der für allgemeinverbindlich erklärten Mindestlöhne durch Kontrollen aller Betriebe und Personen in der Branche, einschließlich der Zeitarbeit, Schärfung des allgemeinen Bewusstseins für die negativen Folgen von

Die Bündnisparter (v.l.n.r.) mit einem Kampagnenmotiv: Karl-August Siepelmeyer, Hartmut Koschyk und Dietmar Schäfers

Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung, Förderung eines fairen Wettbewerbs unter gleichen Bedingungen statt ruinöser Preiskonkurrenz durch Lohndumping und illegale Praktiken, ordnungsgemäße Entrichtung der Steuern und der Beiträge zur Sozialversicherung aller Unternehmen und Arbeitnehmer, die Maler- und Lackiererarbeiten ausführen, präventives Handeln zur Vermeidung von

And the winners are… Der diesjährige Bundesleistungswettbewerb des Maler- und Lackiererhandwerks fand vom 7. bis 9. November in der Schule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart-Feuerbach statt. Sieger wurde Niklas Maas aus Rheinland-Pfalz. Seine Lehre absolvierte er beim Üdersdorfer Ausbildungsbetrieb Rudolf Bill. Zweite wurde Kathrin Turi aus Fernwald in Hessen, sie lernte beim Malerbetrieb R. Leithäuser. Aus Berlin

kam der Gewinner des dritten Platzes: Sascha Klingner erwarb seine Kenntnisse im Malerbetrieb Sven Hoffmann in Berlin. Insgesamt 12 Malergesellinnen und -gesellen aus ganz Deutschland mussten verschiedene anspruchsvolle Aufgaben bewältigen, von der Lackierarbeit, der Rastervergrößerung einer Silhouette, einer Klebetechnik bis hin zu einer dekorativen Oberflächentechnik. Das alles sollte mit dem Motto: »Goethe – 200 Jahre Farbenlehre« in Einklang gebracht werden, was sie auch alle ausdrucksvoll meisterten. In der Mitte strahlt der glückliche Sieger des Bundesleistungswettbewerbs 2010 Niklas Maas aus RheinlandPfalz. Umrahmt wird er von der zweitplatzierten Kathrin Turi (l.) aus Hessen und Sascha Klingner (r.) aus Berlin

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Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung, konsequenter Gesetzesvollzug bei der Bekämpfung der gewerbsmäßigen Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung.

Ausweitung des Mutterschutzes bringt Mehrbelastung für Betriebe Das EU-Parlament hat sich für eine Ausweitung des Mutterschutzes von derzeit 14 Wochen auf 20 Wochen und die Einführung eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs bei voller Bezahlung ausgesprochen. Dazu erklärt Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH): »Eine Ausweitung der Mutterschutzfristen bei voller Gehaltszahlung würde den Arbeitgebern deutliche Mehrbelastungen zumuten, die einem wirtschaftlichen Aufschwung im Wege stünden. Die Forderung des EU-Parlaments bedeuten alleine in Deutschland Mehrkosten von über 1,5 Milliarden ¡ im Jahr… In Deutschland haben wir mit der ›Elternzeit‹ ein gut funktionierendes Schutzsystem für Mütter und Väter. Aus Sicht des ZDH ist eine Überarbeitung der Mutterschutzrichtlinie deshalb generell nicht notwendig. Die Bundesregierung muss gemeinsam mit den anderen Mit-


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Betrieb und Kunde

Branchensoftware Programme für die wirtschaftliche und administrative Steuerung und Kontrolle eines Unternehmens gibt es viele. Umso schwieriger ist die Auswahl. Wie sich die einzelnen Lösungen unterscheiden, worauf es ankommt und was sich für wen am besten eignet, verrät dieser Beitrag, der auch eine Produkt-/Anbieterübersicht enthält.

Foto: Malistor

Die passende Software für meinen Betrieb

Erstaunlich viele Handwerker glauben noch immer, ohne betriebswirtschaftliche Software auskommen zu können. Stattdessen behelfen sie sich mit Office-Standard- Alles im »grünen Bereich«? Kaufmännische Software vereinfacht die software – oder verzichten bei der Betriebs- Büroarbeit und schafft Sicherheit führung und dem Controlling sogar ganz auf den PC. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest beitsabläufen, Aufträgen und des gesamten Untereine Umfrage des Nürnberger Markforschungs-Innehmens. stituts Icon Added Value. Befragt wurden rund 1.500 Zu den Vorteilen zählen die Minimierung des ZeitUnternehmen aus unterschiedlichen Branchen. aufwands für kaufmännische sowie administratiKaufmännische Software nutzen danach lediglich ve Tätigkeiten und damit die Konzentration auf die 43 % – der Rest arbeitet zwar mit PC-Unterstützung, Kerntätigkeiten des Unternehmens. Weitere Vorbehilft sich bei kaufmännischen Prozessen aber mit teile sind eine schnellere Übersicht über aktuelle Office-Programmen wie Textverarbeitungs- oder Aufträge und betriebliche Prozesse, die RationaliTabellenkalkulationsprogrammen. Diese Standardsierung von Routinearbeiten wie die AngebotsbeSoftware ist aber nur begrenzt hilfreich. Sie verfügt arbeitung oder Rechnungsstellung, die Vermeiweder über Kontroll- und Steuerungsmöglichkeiten dung unnötiger Tätigkeiten wie die Mehrfacherfasnoch schöpft sie alle möglichen Rationalisierungssung von Daten sowie die Senkung von Kosten für potenziale aus. administrative Tätigkeiten. Wenn betriebswirtschaftliche Daten, Kosten und Das Wichtigste ist, dass Geschäfts- und Projektleiter Termine irgendwann aus dem Ruder laufen, kann es eine schnelle Übersicht über den aktuellen Stand für ein Unternehmen brenzlig werden. Dass dies der Projekte und die wirtschaftliche Situation ihres nicht passiert, auch dafür sorgen betriebswirtUnternehmens erhalten. Dadurch können sie bei schaftliche Lösungen. möglichen Engpässen frühzeitig reagieren, gegebenenfalls gegensteuern und dadurch Risiken miniDer digitale Betriebswirt mieren. Was versteht man konkret unter »kaufmänniKaufmännische Branchenlösungen sind teilweise scher« oder »betriebswirtschaftlicher« Software? sehr umfangreich und umfassen Teilbereiche von Im Allgemeinen ordnet man diesem Begriff alle ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning) zur Software-Werkzeuge zu, mit denen sämtliche Planung von Unternehmensressourcen und Steuekaufmännischen Prozesse – von der Ausschreibung rung von Geschäftsprozessen, von CRM-Lösungen und Kalkulation, über die Angebotserstellung, bis (Customer Relationship Management) zur Verwalzur Abrechnung – abgearbeitet, verwaltet und austung von Kundenkontakten sowie von Dokumengewertet werden können. Die dabei erfassten Datenmanagement-Systemen (DMS) für die Verwalten lassen sich in vielfältiger Weise auswerten und tung und Archivierung von Dokumenten und Plänutzen – für die Kontrolle und Steuerung von Arnen.

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Foto: Ralf Walz

Betrieb und Kunde

… die Vorkalkulation,

Foto: Malistor

… das Angebot …

Foto: Sage

… oder die Rechnungserstellung

Foto: Ralf Walz

Zu den zentralen Funktionen gehören die Verwaltung von Kunden- oder Lieferantenadressen, …

Auf diese Weise lassen sich individuelle Lösungen bedarfsorientiert zusammenstellen. Der Vorteil: man muss nur in diejenigen ProgrammModule investieren, die man für seine Arbeit auch tatsächlich benötigt. Ist später eine Funktionserweiterung erforderlich, werden einfach entsprechende Module hinzugekauft. Modularität kann auch ein Nachteil sein, wenn etwa Basisfunktionen (z.B. bestimmte Schnittstellen) teuer hinzugekauft werden müssen. Zur Pflicht kaufmännischer Software gehören Grundfunktionen wie die Stammdaten-Verwaltung von Kunden- und Lieferantenadressen, Artikeln, Leistungen usw., die Auftragsbearbeitung für die Erstellung und Verwaltung von Angeboten, Auftragsbestätigungen, Aufmaßen,Teil- und Schlussrechnungen usw. Angesichts des Preiskampfes innerhalb der Malerbranche ist die Vorund Nachkalkulation besonders wichtig, denn sie ermöglicht knapp kalkulierte und dennoch in der Gewinnzone liegende Angebote bzw. einen schnellen Soll-Ist-Vergleich. Weitere wichtige Grundfunktionen sind das Aufmaß, die Zeiterfassung, die Offene-Posten-Verwaltung, das Mahnwesen, die Lager-, Materialund Projektverwaltung, diverse Schnittstellen wie GAEB, DATANORM, MAREON, DATEV oder FIBU für den digitalen Datenaustausch mit Kunden, Projektpartnern und Lieferanten oder mit dem jeweils im Büro eingesetzten Lohnprogramm. Hinzu kommen branchenspezifische Funktionen für Maler und Stuckateure, wie z.B. eine speziell auf dieses Gewerk zugeschnittene Leistungs- und Artikeldatenbank.

Kaufmännische Software oder Office-Lösung?

Von A wie Angebot bis Z wie Zahlungseingang Mit einer einzigen Software lässt sich – so die Versprechungen der Anbieter – der komplette, für die meisten Handwerker eher lästige »Bürokram« erledigen.Welche Funktionen kaufmännische Software im Einzelnen bietet, hängt vom jeweiligen Programm und dessen Struktur ab. Kaufmännische Software ist in der Regel modular aufgebaut.

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Wo liegen die Unterschiede einer kaufmännischen Software gegenüber einer Office-Lösung? Kaufmännische Software basiert zunächst auf einer zentralen Datenbank. Gegenüber einer Tabellenkalkulation usw. hat dies viele Vorteile: Die Daten sind eindeutig, konsistent, lassen sich in der Regel von mehreren Anwendern bearbeiten und können in Sekundenschnelle beliebig ausgewertet werden. Außerdem besteht kaufmännische Software aus mehreren, ineinander greifenden Modulen, die sich individuell zusammenstellen lassen. Einmal erfasste Daten werden so vielfältig und effizient genutzt. Projektauswertungen und Unternehmenskennzahlen gibt es außerdem auf Knopfdruck.

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Maler unternehmen

»Spannend und aufregend«

Fotos: Recknagel

Mein Lieblingsobjekt In der alten Hansestadt Friesoythe befindet sich das Bürgerhaus der Malerfamile Pancratz, in dessen Räumen der Malerbetrieb Recknagel mit Unterstützung des gemeinnützigen Vereins Werkhaus Pancratz längst vergessene Kostbarkeiten zum Vorschein gebracht hat.

Zusammenarbeit mit dem Restaurator Georg Skrypzak und unter Mitwirkung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, in Person von Bernd Rothlübbers, und des Landkreises Cloppenburg, vertreten durch Herrn Andreas Wegmann, wurde das Projekt in Angriff genommen.

Für die Nachwelt erhalten

Malerarbeiten pur: Für Peter Recknagel und sein Team waren die Arbeiten im Werkhaus Pancratz eine Herzensangelegenheit und bereiteten viel Freude

Mehr ein Zufall führte die Friesoyther Architektin und freischaffende Künstlerin Kerstin Kramer und Malermeister Peter Recknagel zusammen. Dieser sandte Werbeflyer an ausgewählte Architekten, auf dem der Ausschnitt einer schablonierten Decke zu sehen war. Dieses Bild und mehr noch die Referenz über eine vom Malerbetrieb Recknagel ausgeführte Wiederherstellung einer Echtstuckdecke mit Jugendstilelementen aus dem Jahre 1890 erregten die Aufmerksamkeit von Kerstin Kramer, die sich daraufhin bei der Firma Recknagel meldete. Als Architektin mit viel Kunstverstand und Vorsitzende des Werkhaus Pancratz e.V. wollte sie das künstlerische Wirken der bekannten Friesoyther Kirchenmalerfamilie Pancratz weiter erforschen und hinter alten Tapeten- und Farbschichten verborgene Schätze des Gebäudes freilegen. Beim ersten persönlichen Gespräch zeigte Peter Recknagel der Architektin einige Bilder von Maler- und Schablonierarbeiten in einer Jugendstilvilla in München-Nymphenburg und besichtigte mit ihr zusammen die im Werbeflyer abgebildete, restaurierte Stuckdecke. Die ersten Schritte zum Werkhaus Pancratz waren getan. In enger

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Kerstin Kramer entwickelte ein Restaurierungskonzept, welches sich in Teilen an das Konzept von David Chipperfield (Neues Museum Berlin) anlehnt. Dabei ging es darum, Teilflächen in ihrem vorgefundenen Zustand zu bewahren, zu versiegeln und so der Nachwelt zu erhalten ebenso wie freigelegte Dekorationen zu fixieren und zu sichern. Alte Arbeiten, von denen nur noch wenige erhalten waren, sollten rekonstruiert werden. Dazu waren neue Schablonen anzufertigen und das Gesamtwerk neu anzulegen. »Jeder Tag war spannend und aufregend zugleich«, berichtet Peter Recknagel. In wochenlanger Kleinarbeit wurden die Zeugnisse früherer Handwerkskunst freigelegt, die überdeckenden Farb-, Putz- und Spachtelschichten abgetragen. Fündig wurden Peter Recknagel und seine Mitarbeiter fast immer dort, wo sie auch Gestaltungsarbeiten der »alten Meister« vermuteten. »Einmal war es ein mit dem Spitzpinsel bemaltes Medaillon an der Decke des Flures, das ein Bergdorf zeigt – mit so filigranen Details, als seien sie mit einem Federkiel hervorgehoben –, das plötzlich unter vielen Farbschichten erkennbar wurde«, erzählt der Maler. Große Teile dieser Arbeit zum Beispiel wurden in grauer Vorzeit leider mit einem nahezu unlösbaren weißen Lack überstrichen. Und auch solche Medaillons mit Personenporträts traten zutage, aus denen das »Gesicht« mutwillig herausgekratzt wurde. Belege eines Konflikts zweier Kirchenmaler? Vielleicht wird die mit der Aufarbeitung des Pancratz-Nachlasses befasste Bremerhavener Kulturwissenschaft-


Das volle Programm: Schablonierungen, Linierungen und Dekorationsmalereien verhelfen dem Werkhaus Pancratz zu seinem früheren Glanz

Die neuen Kalk-Innenputze Jetzt TÜV-geprüft!

Wo es sinnvoll erschien, wurden originale Malereien erhalten und fixiert

lerin Beate Brokowski irgendwann Auskunft darüber geben können. Auch andere Entdeckungen begeisterten das Pancratz-Team. Unter einer Fläche, die zuletzt mit Dispersionsfarben und Spachtelmassen überarbeitet wurden, leuchteten pötzlich Rosengirlanden hervor, deren teilweise Freilegung viele Tage beanspruchte. So genannte »Fenster in die Vergangenheit« wurden nach den Vorbildern auf der Berliner Museumsinsel angelegt und fixiert und in mehreren Räumen wurden die Dekorationen rekonstruiert. Hunderte von Metern an Linierungen wurden neu angelegt oder ausgebessert und Flächenaufteilungen wieder hergestellt sowie alte Malereien und Schablonierungen gereinigt. Zur Wiederherstellung der Putzflächen an Decken und Wänden wurde ausschließlich Stuckgips, Lehm- und Kalkmaterial verarbeitet. Für die Deckenbeschichtung kamen, mit der Bürste aufgetragen, Kalk- und Silikatmaterialien sowie Leimfarbe zum Einsatz. Verwendet wurden vor allem Produkte von Keimfarben. Der Hersteller mischte und lieferte die originalgetreuen Farbtöne in Kleinmengen und konnte jederzeit zur Beratung herangezogen werden. Das erfolgreiche Gesamtergebnis wäre nicht zustande gekommen ohne das harmonische Zusammenspiel der einzelnen Arbeiterteams und der Materiallieferanten. Peter Recknagel

service3.com

Aus der Vergangenheit geholt: Originales und Rekonstruiertes existieren nebeneinander

Wenn es um wohngesunde Innenräume geht, macht SCHWENK den Unterschied: Die neuen Kalk-Innenputze sind als erste Trockenmörtel vom TÜV Nord als allergikergeeignet zertifiziert. Das bedeutet: Ein komplettes System mit ausschließlich allergenund schadstoffkontrollierten Produkten und damit maximale Sicherheit für gesundheitsbewusste Bauherren. Die neuen Kalkputze verbessern zudem auf ganz natürliche Weise durch kurzfristige Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit das Raumklima und sorgen so für mehr Behaglichkeit. Auch in puncto Verarbeitung setzt die neue Linie Maßstäbe: Vom neuen naturhellen KIP bis zur Glätte als System entwickelt, lassen sich mit der Kalk-Innenputzlinie von SCHWENK gestalterisch anspruchsvolle Oberflächen erreichen – und dies bei einfachster Handhabung. Die neuen SCHWENK Kalk-Innenputze – TÜV-zertifizierte Sicherheit für zufriedene Kunden. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.schwenk-putztechnik.de


Wissen und Technik

Dem Schimmel auf der Spur Schimmelprophylaxe Häufiges Ärgernis in Wohnungen, aber auch an Fassaden ist der Befall durch Schimmel. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Beeinträchtigung der Optik, da Schimmel auch die Gesundheit des Menschen schädigen kann. Lesen Sie, welche Ursachen Schimmel haben kann und wie er erst gar nicht ensteht.

Schimmelpilzsporen sind allgegenwärtig in der Luft und Wasser in Form von Mikroorganismen vorhanden. Sie haben in der Natur die Aufgabe, organisches Material zu zersetzen. Das gelingt am besten bei Temperaturen von 17 °C bis 25 °C. Ist dann noch Feuchtigkeit vorhanden, gedeihen Schimmelpilze am besten. Leider sind genau diese Bedingungen häufig in Wohnräumen (Lufttemperatur) und an Oberflächen von Decken und Wänden anzutreffen (Kondensat). Bauteiloberflächen sind somit die idealen Brutstätten für Schimmelpilze.

Schimmel liebt Feuchtgebiete

Durchfeuchtete Außenwand… …führt zu Schimmel auf der Innenwand

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Damit es zum Schimmelbefall kommt, müssen günstige Bedingungen herrschen: Schimmel bevorzugt feuchte Orte. Darum ist anzustreben, solche nicht entstehen zu lassen. Oftmals werden diese Bestrebungen allerdings durch Bauteildurchfeuchtung zunichte gemacht. Diese treten meist infolge eines Schadens an oder im Gebäude auf: Leckagen, horizontale Durchfeuchtungen von Wänden, vertikal aufsteigende Feuchtigkeit in Wänden sowie Rohrleitungsschäden. Auf solche Ereignisse hat der Nutzer keinen oder wenig Einfluss. Eine nicht zu unterschätzende Ursache für Schimmel kann eine Fassadendurchfeuchtung sein. Bei abnehmender Diffusionsfähigkeit der Baustoffe im Querschnitt von innen nach außen oder Schlagregenpenetration dringt mehr Feuchtigkeit in die Wand als anschließend wieder herausdiffundieren kann. Eine Feuchtigkeitszunahme im Querschnitt der Wand führt auch

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raumseitig zu feuchten und kalten Wandoberflächen. Dies wiederum fördert die Schimmelpilzbildung.

Kondensat auf Oberflächen Feuchte Bauteiloberflächen haben allerdings oftmals auch nutzerabhängige Ursachen: hohe Luftfeuchtigkeit (viele Pflanzen, häufiges Duschen, Kochen, Trocknen von Wäsche u.a.), unzureichendes oder falsches Lüftungsverhalten, unzureichende Beheizung oder Mobiliar an der Innenseite von Außenwänden. Diese Ursachen können natürlich auch gekoppelt auftreten.

Das Heiz- und Lüftproblem Eine weit verbreitete Ursache ist die so genannte »Kipp«-Lüftung. Wohnräume und Bäder werden bei gekipptem Fenster gelüftet, meistens, wenn die Bewohner nicht anwesend sind und gleichzeitig die Heizung gedrosselt haben. Dies geschieht über eine längere Zeitspanne, von morgens bis in den späten Nachmittag. In diesen Stunden findet nur ein geringer Luftaustausch statt. Dabei sinkt zwar die Lufttemperatur in den Räumen, gleichzeitig kühlen aber die Oberflächen am freien Lüftungsspalt der Fenster ab, angrenzende Oberflächen wie Leibungen, Wand und Decke kühlen ebenso ab. Auch die entfernteren Bauteiloberflächen der Räume sind davon betroffen. Besonders Bauteile mit guten Wärmeleitfähigkeiten kühlen verstärkt ab. Wenn die Bewohner den Raum wieder heizen und nutzen, steigt die Luftfeuchte wieder an, aber die Bauteile sind noch abgekühlt und benötigen eine gewisse Zeit, um sich wieder aufzuheizen. Während dieser mehrstündigen Zeitspanne findet die Kondensation an den abgekühlten Bauteilen statt, Feuchte bildet sich als Kondensat, der Schimmel kann wachsen.


Wissen und Technik

Bauphysikalische Ursachen Zudem gibt es auch bauphysikalische Ursachen, die von Anfang an entscheidend sein könnten, ob es zu Schimmelbefall kommt oder nicht. Hier spielen Wärmebrücken eine Rolle: So genannte geometrisch bedingte Wärmebrücken finden sich z. B. in der Innenecke von rechtwinklig zueinander stehenden Außenwänden. Hier ist die innenseitige Erwärmungsfläche kleiner als die außenseitige Abkühlungsfläche. Daher ist ein überproportionaler Wärmeverlust zu erwarten, und Kondensation tritt erneut auf, wenn sich feuchtwarme Raumluft hier abkühlt. Ähnlich liegt der Fall, wenn Heizkörper falsch platziert sind. Moderne Heizkörper geben ihre Wärme als Strahlung frontal zum Raum hin oder durch erwärmte aufsteigende Luft (Konvektion) ab. Am effektivsten wird die Konvektion ausgenutzt, wenn die Heizkörper unmittelbar unterhalb der relativ kalten Flächen wie z. B. Fenster angeordnet sind. Werden die Heizkörper dagegen unterhalb von Fensterbänken angeordnet, so führt dies zu Behinderung der Konvektion. Auf diese Weise entsteht ein toter Winkel, in welchem sich Feuchtigkeit ansammelt. An den so genannten konstruktiven Wärmebrücken entsteht ein Temperaturgefälle und führt zu Kondensatbildung an diesen kälteren Flächen. Betroffen sind meist Massivbauteile und Bauteilanschlüsse. Stoffbedingte Wärmebrücken entstehen bei der Kombination von Baustoffen, mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit, z. B. Beton und Bewehrung. Klassisches Beispiel sind auch Dübel in WDVS-Fassaden, die sich als punktartige Abzeichnungen optisch bemerkbar machen. In solchen Fällen spricht man auch vom »LeopardenEffekt«. Hans-Joachim Rolof

Die rechtwinklige Außenecke als geometrische Wärmebrücke führt zu kühler Innenecke und Kondensat: Schimmel wegen Wärmebrücke

Konvektive Wärmebrücke zum Fenster führt zu Schimmel an der Fensterleibung

Stoffbedingte Wärmebrücke führt zu Erhöhung der Oberflächentemperatur am Dübelteller der WDVS-Fassade: lokal weniger Kondensation, kein Befall

Feuchtemessgeräte | Datenlogger | Regelanlagen | Taktmessanlagen

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Achtung »Kipper«! Feuchtwarme Raumluft kondensiert bei gekipptem Fenster auf der WDVS- Fassade. Die Folge: Schimmelbefall!


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