Dakar/Senegal Bericht einer Reise von Dr. Hans-Peter Merz in der Zeit vom 7. – 14. Juni 2008
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Zweck der Reise war es, die Hauptstadt des Senegal, eines der politisch und wirtschaftlich stabilsten Länder Westafrikas aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Damit verbunden war die Vorbereitung eines NRW-Wirtschaftstages am 16. Oktober 2008 in der IHK zu Bochum, bei dem eine Delegation von Unternehmen aus verschiedenen westafrikanischen Ländern erwartet wird. Der Senegal ist ein westafrikanisches Land mit rund 12 Mio. Einwohnern, das 1960 von Frankreich unabhängig geworden ist. Die Hauptstadt Dakar macht rund 0,28 % der Landesfläche aus, es leben jedoch dort rund 25 % der Bevölkerung. Die Bevölkerungsdichte beträgt 12 233 Einwohner pro km². 80 % der Wirtschaftsaktivitäten des Landes finden in Dakar statt.
Besuch bei der Deutschen Botschaft – Gesprächspartner Bernhard Kotsch: Herr Kotsch berichtet, dass es einen akuten Bedarf an medizintechnischen Artikeln und Anlagen für die Gewinnung erneuerbarer Energien im Senegal gibt. Aus seiner Sicht gibt es aktuell wenig Investitionsmöglichkeiten, zumal die gesetzlichen Grundlagen hierfür nicht ausgereift seien. Verkaufen könne man im Senegal durchaus, da es kaum eine inländische Produktion insbesondere von Maschinenbauerzeugnissen gibt. Die Landwirtschaft ist wenig effizient, das politische Ziel, in 5 Jahren bei Nahrungsmitteln autark zu sein, erscheint eher utopisch.
Bernhard Kotsch, Erster Sekretär, stellvertretender Missionschef der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Dakar
Bisher gibt es wenig deutsche Aktivitäten im Senegal. Es besteht ein starker Wettbewerb aus Frankreich und zunehmend sind auch chinesische Unternehmen mit Textilien, Spielzeug, Haushaltswaren und dergleichen auf dem Markt. Angesprochen auf die geplante Reise von westafrikanischen Unternehmern nach Bochum bestätigte Herr Kotsch, dass es ein Interesse der Deutschen Botschaft an solchen Aktivitäten gibt. 2
Da klar vereinbart worden ist, dass alle Teilnehmer von dem Präsidenten der CONFEPAO (Westafrikanischer Unternehmerverband), Herrn Malick Maty Diop, vorgeprüft werden und auch für ihre Gesamtkosten für die Reise und den Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland selbst aufkommen werden, dürfte die Erteilung von Visa eher unproblematisch sein.
Besuch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung – Dr. Karsten Dümmel: Dr. Dümmel erläutert, dass die KAS seit 32 Jahren im Senegal aktiv ist und seit 18 Jahren Unterstützungsangebote für kleine und mittelständische Unternehmen im Programm hat. In diesem Rahmen arbeitet die KAS auch mit der CNP (Conseille National du Patronat). Er empfiehlt eine Kontaktaufnahme mit dieser Institution, da sie politisch sehr gut vernetzt ist. Seit Februar 2007 existiert ein neues Gesetzt für ausländische Unternehmen, das der Beschleunigung der Anmeldeverfahren dienen soll, die dadurch auf 2 Monate reduziert werden sollen. Nach allen Erfahrungen mit dem Land erscheint dies weitgehend utopisch zu sein. Das erhebliche touristische Potential insbesondere des südlichen Landesteiles (Casamance) liegt auch aufgrund der politischen Unruhen (bürgerkriegsähnliche Zustände) derzeit brach. Die Politik des Landes beschreibt Dr. Dümmel als paradox. Immer wieder kommt es zu informellen Behinderungen etwa von Unterstützungslieferungen von Getreide durch die Europäische Union (da es offiziell keinen Hunger im Lande gibt, bedarf es offiziell auch keiner solchen Unterstützung).
Dr. Karsten Dümmel, Représentant Résident der Konrad-Adenauer-Stiftung in Dakar
Ohne die starke Einbindung in mächtige Netzwerke geht im Senegal überhaupt nichts. Bei allen Aktivitäten sind grundsätzlich die 6 großen Ethnien angemessen zu berücksichtigen. Darüber hinaus gibt es 4 so genannte Bruderschaften, dabei handelt es sich um vorkoloniale Adelshäuser, die gleichzeitig bedeutende religiöse Funktion hatten. Mit ihnen lässt sich einiges bewegen, gegen sie nichts. Das System geht auf das 16. Jahrhundert zurück und ist Ausdruck der senegalesischen Form des Islam, der im übrigen eine ausgesprochen tolerante Version dieser Glaubensrichtung darstellt.
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Das System der Bruderschaften muss man sich so vorstellen, dass die Nähe des Einzelnen zu seinem jeweiligen Fürstenhaus (Nähe definiert als Einbindung in das Netzwerk, wen man kennt, mit wem man verwandt ist, wen man in bestimmten Situationen um Unterstützung bitten kann) den Einfluss des Einzelnen in der Gesellschaft wesentlich bestimmt. Die Bruderschaften sind eine semiformelle Parallelstruktur zu den politischen Strukturen. Das Land ist in 14 Präfekturen aufgeteilt, die jeweiligen Präfekten werden vom Präsidenten der Republik direkt ernannt. Diese komplexen und undurchsichtigen traditionellen Strukturen sind auch für internationale Unternehmer extrem wichtig. Entscheidend ist es, den politischen und religiösen Führer für sich und die eigenen Vorhaben zu gewinnen und in eine Interessensharmonie zu bringen. Die Bruderschaften üben enormen politischen Einfluss aus, speziell der „kleine Mann“ ohne Bildung ist diesem Einfluss weitgehend ausgeliefert. Politische Macht und Bildung gehen nur teilweise miteinander einher, selbst im Parlament befinden sich eine Reihe von Analphabeten, deren Macht dadurch aber nicht relativiert wird. Dr. Dümmel empfiehlt generell, Menschen mit einem internationalen Ausbildungshintergrund als Ansprechpartner zu finden. Diese können über die vorgegebenen politischen Strukturen einerseits differenziert nachdenken, sie sind mit dem System aber auch hinreichend vertraut. Dem Protokoll wird in geschäftlichen und politischen Zusammenhängen erhebliche Bedeutung beigemessen. Sitzordnung und die richtige Reihenfolge der namentlichen Vorstellung von Veranstaltungsteilnehmern sind weder trivial noch unerheblich, Geschäftsessen dauern gerne auch mal 4 Stunden. Dr. Dümmel beschreibt den Senegal als ein Land mit Visionen, zumindest in Ansätzen formiert sich eine Zivilgesellschaft. Insgesamt tummeln sich 60 NGOs im Senegal. Die Casamance ist eine eigene Welt, sie beherbergt 2 große Ethnien, ist eine ehemalige portugiesische Kolonie, die seit 1905 französisch geworden ist. Nachdem Senegal die diplomatischen Beziehungen mit Taiwan abgebrochen hat, gibt es seit 1 ½ Jahren wieder eine chinesische Botschaft in Dakar. Das Botschaftsgelände ist riesig, insgesamt deutlich größer als die Französische. Die Chinesen bringen ihr gesamtes Personal bis hin zum Gärtner aus China mit.
Besuch bei Ministère de l’Hydraulique et du Réseau Hydrographique National – Alassane Kane, Directeur de Cabinet:
Alassane Kane, Directeur de Cabinet des Ministère de l’Hydraulique et du Réseau Hydrographique National in Dakar (3. v. l.) 4
Herr Kane erläutert, dass die staatliche Wasserversorgung SONES stark mit Frankreich kooperiert. Das Trinkwasser für Dakar wird aus einer Fördertiefe von 100 – 300 Metern gewonnen und durch die SONES aufbereitet und an den Endverbraucher geliefert. Abwasseraufbereitung existiert derzeit nur in rudimentären Anlagen, die eine Kapazität von 4 000 m³ und 65 000 m³ haben. Aktuell gibt es ein Projekt zur Versorgung des ländlichen Raums, das mit einer finanziellen Größenordnung von 2 Mrd. Euro gedacht ist. Finanziert wird das Projekt durch die afrikanische Entwicklungsbank. Ziel ist es den Versorgungsgrad der Bevölkerung von heute 75 % um 10 % bis 2015 zu erhöhen. Die EU fördert einige Projekte im Bereich Wind- und Solarenergie. Die technische Führung im Solarbereich, die Deutschland weltweit inne hat, ist im Ministerium sehr gut bekannt. An entsprechenden Projekten besteht Interesse. Die problematische Wartung von Solaranlagen soll auf private Unternehmen übertragen werden.
Besuch beim Ministerium de la Jeunesse et de l’Emploi des Jeunes – Mamadou Lamine Keita:
Mamadou Lamie Keita, Minstre de la Jeunesse et de l’Emploi des Jeunes (2. v. l.)
Herr Keita berichtet von der großen politischen Bedeutung der Beschäftigung für Jugendliche. Hierzu hat die Regierung Wade eine Vielzahl von Programmen aufgelegt. Ein Beispiel der internationalen Zusammenarbeit ist die Kooperation in der Landwirtschaft mit Spanien. Dabei fragen landwirtschaftliche Kooperativen in Spanien Fachkräfte aus dem Senegal saisonal nach, bilden diese in Spanien aus und senden sie nach der Saison wieder nach Senegal zurück. In einem zweiten Schritt dieser Kooperation sollen mit spanischer Hilfe landwirtschaftliche Betriebe im Senegal eingerichtet werden, um dadurch die große Arbeitsmigration nach Spanien überflüssig zu machen. Herr Keita sieht in Joint-Ventures in der Landwirtschaft große Entwicklungsmöglichkeiten. Er spricht ein zentrales Problem der Landwirtschaft in der Casamance an. Immer zur Erntezeit entsteht ein schlagartiger 5
Überschuss an Mangos, Papayas und anderen Früchten, die mangels Konservierungs- und Weiterverarbeitungsmöglichkeiten schlicht auf den Plantagen verfaulen. Er beschreibt die Demographie Senegals wie folgt: von den 12 Mio. Einwohnern sind 60 % unter 25 Jahre alt. Die völlige Bevölkerungskonzentration auf Dakar geht auf die kolonialen Industriestrukturen zurück. Verschärft wird die Situation heute nicht nur durch die Landflucht aus Senegal selbst, sondern auch durch einen erheblichen Migrationsdruck aus Nachbarländern. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt einer Untersuchung aus 2003 zu Folge bei 32 %. Viele Jugendliche haben zwar einen Hochschulabschluss, finden aber keine Arbeit, geschweige denn eine ihren Fähigkeiten entsprechende. 40 % des senegalesischen Staatshaushaltes sind für Bildung reserviert. Da es an nachfolgenden Aufnahmestrukturen fehlt, macht sich diese enorme Anstrengung aber letztlich nicht bezahlt. Der Minister ist davon überzeugt, dass nur der private Sektor die Wirtschaft entwickeln kann. Es gibt einen Nationalfonds zur Förderung von Jugendprojekten, die aber keine Kontinuität hatten, da es an der Anbindung an einen erfahrenen ausländischen Joint-Venture-Partner fehlte.
Besuch beim Ministerium de l’Economie et des Finances – Mme. Néné MBoup NDiaye Dieng:
Mme Néné MBoup NDiaye Dieng, Directeur de Cabinet du Minitre d’Etat, Ministre de l’Economie et des Finances (3. v. l.) Die Vertreterin des Ministers erläutert, dass es eine Sonderabteilung zur Stärkung der Privatwirtschaft im Ministerium gibt, KMU sind als Basis des deutschen Wirtschaftserfolges sehr wohl bekannt. Die beiden Mitarbeiter, Herr Sano und Herr D’Juf, erläutern die Veränderungen der Fiskal- und Investitionsförderungspolitik, die eine Kapitalrepatriierung uneingeschränkt möglich macht. Angesichts der Vielzahl von Berufsschulen sollten ausländische Unternehmer hinreichende ausgebildete Arbeitskräfte finden. Folgende Programmbereich zur Armutsbekämpfung werden vom Ministerium administriert. Förderung der arbeitsplatzschaffenden Industrie Substitution von Importen bessere Befriedigung des Bedarfs an brauchbaren Wirtschaftsinformationen Konzentration auf die Förderung von KMU 6
Präsident Wade hat einen Ausschuss zur KMU-Förderung geschaffen, der 2mal im Jahr tagt und dem er selbst vorsitzt. Die Gründung eines Unternehmens sei in 48 Stunden möglich. Ein Ausschuss zur Erhöhung der Transparenz soll Korruption und Mauscheleien bei der Projektvergabe eindämmen. Für die westafrikanische Union (15 Staaten) gibt es gemeinsamen Submissionskodex, nachdem ausländische Unternehmen Lizenzen erhalten, um sich an Ausschreibungen beteiligen zu können. Interessante Bereiche für ausländische Aktivitäten sind Projekte, die der Politik der Ernährungssicherung dienen, da diese zur Zeit absoluten Vorrang hat. In der Landwirtschaft sind dies Projekte der Milchproduktion und der Herstellung von Mais und Reis. Wichtig ist darüber hinaus die Verbesserung des Fischfangs. Ausländer können hierzu vorhandene Anlagen übernehmen respektive neue Anlagen errichten oder die technische Ausrüstung dafür stellen. Für Projekte im Bereich des Tourismus gibt es Steuervergünstigungen. Chancen werden insbesondere im Business- und Politdelegationstourismus gesehen. Von großem Interesse ist insbesondere auch der Telekom-Sektor. Das Engagement chinesischer Unternehmen im Senegal wird ausdrücklich begrüßt. In Shanghai wurde eine Investitionsbank für Westafrika gegründet, die mit einem Kapitalstock von 15 Mrd. US-Dollar ausgestattet ist.
Besuch bei der Direction du Port: Der Hafendirektor von Dakar, Bara Sady, selbst empfing uns und erläuterte die Bedeutung des Hafens von Dakar als traditionellem Tor zu Westafrika. Bei der anschließend von ihm persönlich vorgenommenen Führung durch die Hafenanlagen, zeigte er die neu aufgeschütteten Kaianlagen, eine im Bau befindliche Abfertigungshalle sowie ein nagelneues Güterverteilzentrum, das aus 6 – 8 sehr großen Umschlaghallen besteht. Die hier angelandeten Waren sollen über die neue, von einem chinesischen Konsortium gebaute, Autobahn ins Landesinnere per LKW verbracht werden. Das Containerhandling erfolgt heute noch mittels großer Kranwagen auf Riesenreifen und sieht nicht sehr effizient aus. Eine große Menge von Containern steht teilweise etwas ungeordnet wirkend herum. Die Dubai Port of Authority hat kürzlich die Konzession für das Hafenmanagement erworben. Erste Auswirkungen davon sind die Verfüllung eines bestehenden Hafenbeckens, auf dem ein brückengestützter Containerumschlagplatz entstehen soll.
Eine der Hallen des neuen Güterverteilzentrums 7
Das Containerhandling im Hafen von Dakar erfolgt zur Zeit noch mit Kranwagen
Mit dem Hafendirektor, Bara Sady, bei der Besichtigung
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Besuche bei der Fernsehstation RDV, dem Radiosender 98,7 Ocean und CEAN und der staatlichen Zeitung Soleil: Der Präsident der CONFEPAO, Herr Diop, nutzte meinen Besuch, um über die verschiedenen Medien auf die geplante Unternehmerreise hinzuweisen.
Das Aufnahmestudio von RDV
Besuch der Ile de Gorée: Die Ile de Gorée ist dem Hafen von Dakar vorgelagert und kontrolliert diesen. Von Europäern wurde die Insel 1442 entdeckt (Portugal). Danach wechselte sie 15mal den Besitz zwischen Portugiesen, Holländern, Engländern und Franzosen. Das Eiland ist vulkanischen Ursprungs und so klein, dass es zu Fuß gut zu erkunden ist. Die Ile de Gorée war eines der vielen Zentren entlang der westafrikanischen Küste, über die der Sklavenhandel nach Amerika abgewickelt wurde. Der Ort ist heute UNESCO-Weltkulturerbe.
Besichtigung des Hauses der Sklaven: Von diesen Einrichtungen gab es auf der Insel über 20. Die gefangenen Westafrikaner wurden nach ihrer Versteigerung dorthin gebracht, gewogen und bis zur Verschiffung in Kerkern von 2,60 auf 2,60 m für bis zu 15 Menschen gehalten. Die Gefangenen wurden nach Geschlechtern getrennt, jeweils zu zweit zusammengekettet und dann nach Amerika verschifft. Nelson Mandela war vor ein paar Jahren an diesem Ort gewesen und hat 10 lange Minuten in einem der halbmannshohen Kerker zugebracht, in die man renitente Sklaven eingesperrt hatte. Es gibt Schätzungen, wonach in rund 2 ½ Jahrhunderten etwa eine Millionen Menschen durch diese Anlagen gegangen sind. Ein Ort äußersten Grauens, der mit Auschwitz in eine Kategorie gehört.
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Sklavenhaus auf Gorée – La porte sans retour
Weiter auf der Insel besichtigt wurde die große doppelläufige Kanone, die die Franzosen im 2. Weltkrieg installiert haben sowie deren Bunkeranlagen. Die Kanone hat im September 1940 ein britisches Schiff mit 800 Mann versenkt (Gorée war von der Vichy-Regierung besetzt).
Abendeinladung des Präsidenten der CCI Kayar: Abendessen mit Herrn Gueye, dem Präsidenten der Chambre de Commerce et d’Industry von Kayar (40 km nördlich von Dakar), und seinem technischen Berater, der früher Generalsekretär dieser CCI war. Dieser erläuterte das IHK-Konzept im Senegal. Es gibt 11 Bezirke mit je einer IHK und einem Dachverband mit Sitz in Dakar, dessen Vizepräsident Gueye ist. Es gibt keine Pflichtmitgliedschaft, die IHK’s werden vom Staat alimentiert. Die Aufgaben liegen in der Vermittlung zwischen Staat und Wirtschaft. Herr Gueye ist einer der bedeutendsten Industriellen Senegals und eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit. Der Vermögensgrundstock wird durch Immobiliengeschäfte und Bauunternehmungen gebildet, darüber hinaus ist er in verschiedensten Bereichen tätig. Die Wohnsituation ist großzügig.
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Idrissa Gueye, Administrateur de Sociétés Überlandfahrt zum Lac Rose: Herr Diop brachte mich zum Lac Rose, einem Salzsee, aus dem mit archaischen Methoden Salz gewonnen wird, unmittelbar benachbart ist ein Tourist Ressort mit Rundbungalows in Meeresnähe. Auf dem Weg dahin konnte ich die neuen Wohnentwicklungsgebiete Dakars sehen. Erschlossenes Bauland, soweit das Auge reicht. Herr Diop besitzt dort zwei Grundstücke von insgesamt 65 ha, die er zu parzellieren und (nach Wunsch auch mit aufstehender Bebauung) weiter zu verkaufen gedenkt. Zwischen seinen beiden Grundstücken schneidet die Trasse der neu entstehenden Autobahn die bisher wichtigste Hauptverkehrsachse, das heißt seine Grundstücke werden recht bald zu dem bevorzugten Wohnlagen derer gehören, die nicht im Zentrum von Dakar wohnen wollen.
Anmerkungen zu Malick Maty Diop:
Malick Maty Diop, Unternehmer und Präsident des westafrikanischen Unternehmerverbandes CONFEPAO in seinem Büro 11
Senegalesischer Unternehmer, Mitte 50, der über seinem Landsmann Abbasse So den Kontakt zur IHK Bochum hergestellt und mich im April d.J. in der IHK besucht hat. Er ist Präsident des von ihm gegründeten westafrikanischen Unternehmerverbandes CONFEPAO. Er ist im Immobilien-, Bau- und Tourismusgeschäft aktiv, stattet Krankenhäuser mit Equipment aus und betreibt allgemeine Handelsaktivitäten. Sein persönliches Ziel ist es, im Senegal die Nr. 1 für das Importgeschäft aus Deutschland zu werden. Bildungshintergrund: Nach dem Abitur in Dakar Ausbildung an der Sorbonne in Paris (Ingenieurwissenschaften und Betriebswirtschaft), dann 10 Jahre für mehrere Firmen in den USA und 5 Jahre für eine Firma in Kanada tätig. Seit rund 12 Jahren wieder im Senegal als selbständiger Geschäftsmann tätig. Absolut umtriebig, komplex vernetzt und offensichtlich mit den richtigen Beziehungen gesegnet. (Es war im angelegen, seinen deutschen Gast per Limousine direkt am Flugzeug abzuholen und über die VIP-Lounge der Regierung ins Land zu holen und auch auf diesem Wege wieder zu verabschieden und dabei mit großer Selbstverständlichkeit den ebenfalls ausreisenden Gesundheitsminister sowie den christlichen Kardinal von Dakar zu begrüßen.) Herr Diop kommuniziert ständig: mit dem neuesten 2-Chip-Nokia aus China sowie mit den beiden Festnetzapparaten, mit hereinkommenden Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Der Terminplan für meinen Aufenthalt entstand und wandelte sich zum Teil während der Fahrt zu einzelnen Institutionen, Sonderwünsche (wie dem nach einer Hafenbesichtigung) wurden in kürzester Zeit eingearbeitet. Der große Wert der interkulturellen Vorbereitungsseminare, die die IHK reichlich anbietet, wurde mir erstmals voll bewusst.
Fazit und Einschätzung: Dakar ist eine unglaublich lebhafte Wirtschaftsmetropole, die Sitz einer Anzahl von internationalen Institutionen (darunter die Zentralbank der Westafrikanischen Währungsunion)ist.
Westafrikanische Zentralbank
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Bittere Armut und erheblicher Reichtum liegen unmittelbar nebeneinander. Bettler und Krüppel bestimmen das Straßenbild ebenso wie modernste SUV’s, Stromausfälle sind ebenso an der Tagesordnung wie das Verkehrschaos. Überall an den Straßen stehen Verkaufsstände mit sehr ähnlicher Produktpalette.
Überall werden Waren angeboten
Der innerstädtische ÖPNV wird mit Kleinbussen abgewickelt und ist völlig unzureichend, die aus der Franzosen-Zeit stammende Bahnverbindung in Richtung Thiès ist so gut wie unbenutzbar. Der Bahnhof von Dakar ein Paradies für Eisenbahnenthusiasten.
Der ÖPNV erfolgt mittels völlig überlasteter Kleinbusse 13
Deutliche Zeichen des Aufschwungs: Es wird überall gebaut. Die Stadt wächst nach Osten rapide. Ein chinesisches Konsortium baut eine Autobahn von Dakar in Richtung Thiès. Chinesische Geschäftsleute haben die Gebäude rechts und links eines Boulevards vollständig aufgekauft und bieten dort Waren des täglichen Bedarfsfeil.
Chinesische Händler haben eine rd. 1,5 km lange Straße beidseitig aufgekauft und verkaufen Waren Die Wirtschaft wird in starkem Maße von libanesischen Händlern bestimmt. Dubai engagiert sich im Hafen. Die Boombranche schlechthin ist die Telekommunikation. Ich habe in Dakar in einer Woche mehr I-Phones gesehen, als in Deutschland seit der Markteinführung. Wer auf sich hält, besitzt ein Portable Dernière Generation und benutzt es unablässig. Die Kostenabrechnung erfolgt über Pre-Paid-Karten, die von fliegenden Händlern an jeder Straßenkreuzung feil geboten werden.
Straßenhändler, der Telefonkarten verkauft 14
Bezüglich der Planung unseres NRW-Wirtschaftstages Westafrika am 16. Oktober 2008 sind wir so verblieben, dass wir bis spätestens Ende Juli 2008 die abschließende Teilnehmerliste der westafrikanischen Teilnehmer erhalten. Wir werden anhand dieser Profile geeignete Gesprächspartner in Deutschland suchen und ein klassisches B2B-Match-Making vorbereiten. Als Referent soll Andreas Fikre-Mariam von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (Telefonisch vor Ort abgestimmt) gewonnen werden. Für ein weiteres Referat soll die BfAI in Köln angesprochen werden. Grußworte wird Herr Diop sprechen sowie möglicherweise der senegalesische Botschafter in der Bundesrepublik. Je nach der protokollarischen Zusammensetzung der Delegation sollte Präsident/Vizepräsident der IHK sowie ein Vertreter des Wirtschaftsministeriums NRW gewonnen werden. Die Durchführung der Veranstaltung als NRW-Schwerpunktaktivität ist mit Federführer Eschenbaum abgestimmt.
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