CARITAS Nr. 3 / Juni 2019
Magazin
Die positive Wirkung der Karité-Nuss Seite 6
Menschen
Brennpunkt
Entwicklungspolitik
Antworten auf drängende Fragen
Prix Caritas geht nach Brasilien
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Tod und Zerstörung in Mosambik
Offener Brief
Entwicklungszusammenarbeit braucht Öffentlichkeit und Debatte Liebe Spenderinnen Liebe Spender Die Entwicklungszusammenarbeit hat in jüngster Zeit wieder an Aufmerksamkeit gewonnen. Es sind vor allem kritische Stimmen, die diese neue Präsenz in Politik und Medien ausgelöst haben. Diese Entwicklung ist zu begrüssen, denn Entwicklungszusammenarbeit braucht Öffentlichkeit und Diskussion, damit sie sich weiterentwickelt und in der Bevölkerung breit verankert bleibt. Die Entwicklungszusammenarbeit war auf der Politagenda lange Jahre praktisch inexistent und verschwand auch aus den Debattensendungen des Schweizer Fernsehens. Einzig humanitäre Katastrophen fanden Beachtung. Auch das Aussendepartement des Bundes hat wenig unternommen, um die Entwicklungszusammenarbeit zu den Leuten zu bringen. Die Mehrheit weiss deshalb nicht, mit welchen konkreten Herausforderungen diese konfrontiert ist. Die Wenigsten wissen, dass nach wie vor rund 850 Millionen Menschen weder schreiben noch lesen können, dass der Hunger in
«Die Wenigsten wissen, dass nach wie vor 700 Millionen Menschen in extremer Armut leben.»
der Welt in den letzten Jahren sogar wieder zugenommen hat oder dass 700 Millionen Menschen in extremer Armut leben, das heisst weniger als 2 Franken pro Tag verdienen. Caritas hat diese Ignoranz gegenüber der Entwicklungszusammenarbeit bereits vor vier Jahren thematisiert und sich entschieden, die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken. So haben wir einen Delegierten ernannt, der bei Treffen im Bundeshaus unsere Projekte präsentiert und Überzeugungsarbeit für eine starke Entwicklungspolitik leistet. Wir geben ein Jahrbuch heraus, das der Entwicklungspolitik gewidmet ist. Wir führen regelmässige Medienkonferenzen durch und präsentieren unsere Arbeit in den Regionen. Und: youngCaritas gelingt es, eine steigende Zahl junger Menschen für ein Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit zu gewinnen. Die Erfahrung zeigt, dass sich dieses Engagement lohnt und die Resonanz zu dieser Aufklärungsarbeit sehr positiv ausfällt. Wir werden künftig noch mehr dafür tun. Freundliche Grüsse
Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz
Bild: Franca Pedrazzetti
Inhalt
«Wir erhalten mehr Respekt»
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Die Entwicklungszusammenarbeit ist besonders wirksam, wenn sie die Unabhängigkeit von Frauen fördert. Das trifft auch im Tschad zu, wo viele Frauen ihre Kinder allein grossziehen. Caritas hilft ihnen, eine traditionelle Arbeit zu modernisieren: die Herstellung von Karité-Butter – oder Shea-Butter. Eine wichtige Hilfe, von der die ganze Gemeinschaft profitiert. Seite 6
Brennpunkt: Der Zyklon Idai wütete in Mosambik
Der Zyklon Idai hinterliess Zerstörung und Tod in Mosambik. Cheia hat überlebt und profitiert von der Wiederaufbauhilfe der Caritas.
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E ntwicklungszusammenarbeit: Bewirkt sie etwas?
Braucht es Entwicklungszusammenarbeit noch? Caritas gibt Antwort auf drängende Fragen. Sie zeigt auf, dass ihre Projekte durchaus Erfolg haben.
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Prix Caritas: Der Preis geht nach Brasilien
Die Fachorganisation São Martinho in Rio de Janeiro kümmert sich seit über 30 Jahren um Strassenkinder und Jugendliche aus den Favelas.
IMPRESSUM Das Magazin der Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Marketing, Adligenswilerstr. 15, Postfach, CH-6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22 Redaktion: Lisa Fry (lf); Fabrice Boulé (fbo); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Vérène Morisod Simonazzi (vm) Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Urban Fischer Titelbild: Fabian Biasio Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: PC 60-7000-4
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Echo
Medienecho
Viele Flüchtlinge finden im brasilianischen Grenzstaat Roraima Zuflucht.
Venezolanische Flüchtlinge in Brasilien und Kolumbien Venezuela ist unter dem Regime von Maduro verarmt, 80 Prozent der Bevölkerung leiden Hunger. Seit 2014 sind etwa vier Millionen Menschen in die umliegenden Länder geflohen. Brasilien Viele Flüchtlinge sind in Roraima, dem brasilianischen Grenzstaat, gestrandet. Ihre Lebensbedingungen sind prekär, die Flüchtlingsunterkünfte sind überfüllt. Die Caritas hilft mit ihrem lokalen Partner, die Lebensbedingungen von 3500 Migranten zu verbessern und humanitäre Versorgungslücken zu schliessen. Zudem unter-
stützt sie die Regierung beim Transfer von Flüchtlingen in andere Bundesstaaten. Kolumbien Auch in Kolumbien, wohin sowohl Venezolaner als auch Exilkolumbianer fliehen, ist die Lage der Flüchtlinge desolat. Die Caritas Schweiz leistet psychosoziale Unterstützung und bietet Berufsbildungsprogramme an, damit die Flüchtlinge schnell selbstständig werden und sich in die Gesellschaft integrieren. (lf) Mehr Informationen unter: caritas.ch/venezuela
Caritas-Schuldenberatung: Neue Website Die Caritas Schuldenberatung hat einen neuen Webauftritt. Die Beratungs-Hotline «SOS Schulden», die Online-Beratung sowie die persönliche Beratung bieten niederschwellige Hilfe für Menschen mit Schulden. Ausserdem informiert ein Ratgeber ausführlich über Themen, wie Betreibung, Pfändung und Konsumkredite. Unter «Budgetplanung» finden sich
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zahlreiche Tipps im Umgang mit Geld sowie die Budget-App «Caritas My Money». Die Rubrik «Aktuelles und Wissen» informiert über aktuelle Entwicklungen zum Thema Schulden. (lf)
Hier finden Sie mehr zum Thema: caritas-schuldenberatung.ch
NZZ | «Digitalisierung integrativ gestalten», Gastkommentar von Martin Flügel, Caritas Schweiz | 13.3.19 Zu den unbestrittenen Auswirkungen der Digitalisierung gehören die Veränderung von Jobs und eine immer kürzere Halbwertszeit von Know-how. Bildung und Weiterbildung müssen nicht nur die Arbeitsmarktfähigkeit, sondern auch den Anschluss an die Gesellschaft sichern. Wenn eine Ausbildung nicht mehr reicht, um ein Leben lang mitzuhalten, dann ist das lebenslange Lernen mit einem Weiterbildungsobligatorium zu konkretisieren. Radio SRF1 | Rendez-vous: «Mehr humanitäres Engagement für Syrien» | 25.4.19 Seit 2011 herrscht in Syrien Krieg. Die Schweiz engagiert sich dort seit Kriegsausbruch. Es ist das grösste humanitäre Engagement in der Geschichte der Schweiz. Doch das Hilfswerk Caritas hat den Bund aufgefordert, mehr für Syrien zu tun. Beobachter | «Raus aus den Schulden» | 1.3.19 Eine seriöse Beratungsstelle listet als Erstes alle Schulden auf und analysiert die finanzielle Lage. Zudem bittet sie die Gläubiger, für den Moment auf Inkassomassnahmen oder Betreibungen zu verzichten. «Oft erschrecken unsere Klienten über diese Schuldenliste. Meist ist die Summe doppelt so hoch, wie sie gemeint hatten», sagt Carmen Kern von der Caritas Thurgau. bauernzeitung.ch | Hilfe für Bergbauern: Caritas vermittelt Freiwillige | 14.5.19 Das Hilfswerk Caritas Schweiz sucht tausend Freiwillige für Sommer-Einsätze bei Bergbauernfamilien (…) Caritas vermittelt seit über vierzig Jahren Freiwillige an Bergbauern in Notlage. Hilfe benötigen diese Familien je nach Situation im Haushalt, bei der Arbeit in Haus und Hof, bei der Versorgung von Tieren oder bei der Betreuung von Kindern.
Bild: Felipe Larozza
Brennpunkt
Die Eltern von Cheia hoffen, dass ihr Leben voller Glück und Gesundheit sein wird.
Nach dem Zyklon Idai war die ganze Region überschwemmt.
Das Schicksal von Cheia Vanilla und ihren Landsleuten Am 15. März 2019 wird Mosambik vom Zyklon Idai heimgesucht. Massive Überschwemmungen und Zerstörung sind die Folge. Viele Menschen verlieren alles – über 600 gar ihr Leben. An diesem Abend kommt Cheia zur Welt. Cheia Vanilla wird am 15. März 2019 geboren – an dem Abend, als Zyklon Idai über ihre Heimat, die Region Manica fegt. Ihr Vater Fernando hat soeben ihre Nabelschnur mit einem Stück Schilf durchtrennt, als das Wasser in ihrer Hütte rasch ansteigt. Fer-
Eine halbe Million Hektare Ackerland ist vor der Ernte zerstört worden. nando und seine Frau Gloria müssen sich mit dem Neugeborenen schnell in Sicherheit bringen. In den Fluten rutscht Gloria aus und kann gerade noch das Baby hochhalten. Fernando – bereits auf den Ästen eines Mangobaumes – kann das Mädchen rechtzeitig packen und Gloria aus dem Wasser ziehen. Fernando und Gloria taufen ihr Kind «Cheia», weil bei der Geburt alles «cheia de agua» war – «voll Wasser». Der Zyklon Idai verwüstet im Zentrum von Mosambik alles: Häuser, Felder
Bilder: Pamela Stathakis; Andre Catueira, Keystone
und Strassen. Viele Menschen werden von den Fluten mitgerissen und finden den Tod. Alles steht unter Wasser. Caritas Schweiz leistet Nothilfe und verteilt mit Hilfe der lokalen Caritas-Organisation in der Region Manica Lebensmittel und Trinkwasser. Nach zehn Tagen fliesst das Wasser langsam ab. Tausende Menschen haben all ihr Hab und Gut verloren. Eine halbe Million Hektare Ackerland ist in der Region Manica kurz vor der Ernte zerstört worden. Die Flüsse laufen nun teilweise durch die Felder, sind voller Baumstämme, Schlamm oder Sand. Da die meisten Menschen von der Landwirtschaft leben, droht eine Ernährungskrise. Die Caritas wird die Einwohner der Region Manica noch mehrere Monate mit Essensrationen versorgen. Ein Dach über dem Kopf Nach einer Evaluation der Lage stellt die Caritas Mitte April in der gleichen Gegend
grosse Zelte als temporäre Behausungen auf. Sie baut 300 temporäre Unterkünfte – bei Bedarf werden noch weitere gebaut –, damit die Menschen ein Dach über dem Kopf haben. Zudem werden neben Lebensmitteln und Küchenutensilien auch Saatgut, landwirtschaftliche Geräte, Kleider und Schulmaterial verteilt. Ein neues Zuhause In einer zweiten Phase wird die Caritas den Menschen helfen, ihre Lehmhütten wieder aufzubauen – auf dem Land, das etwas höher liegt. Das Tiefland entlang des Flusses, das ganzjährig fruchtbar ist, kann vorläufig nicht für die Landwirtschaft genutzt werden – es ist versandet. Nun baut die lokale Bevölkerung auf kleineren Flächen in höheren Regionen an. Caritas unterstützt sie dabei mit Saatgut und Beratung für nachhaltigen Anbau. Fernando und Gloria hoffen, dass Cheias Name nicht nur an ein schreckliches Ereignis erinnern wird, sondern auch eine Verheissung ist für ein Leben voller Glück und Gesundheit. (lf)
Mehr Infos: caritas.ch/mosambik
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Reportage
Tschad: Die Frauen gestalten die Zukunft mit Text: Vérène Morisod Bilder: Fabian Biasio
Die Herstellung und Kommerzialisierung der Karité-Butter erlauben es Frauen wie Marie, unabhängig zu werden. Caritas hat den Herstellungsprozess professionalisiert.
Reportage «Wir sind Frauen vom Land». Marie, Colette, Marianne und die andern sind stolz auf ihre Herkunft. Sie leben in der Nähe der Stadt Sarh im Süden des Tschad, einer sehr armen Region. Um ihr Einkommen etwas aufzubessern, stellen sie Karité-Butter – oder Shea-Butter – her. Diese traditionelle Arbeit wird nun von Caritas professionalisiert. Eine gezielte und wirksame Hilfe. Die Frauen kommen in den frühen Morgenstunden zur Produktionsstätte für Karité in Balimba, in der Nähe von Sarh. Sie bringen die Karité-Nüsse, die sie geerntet haben. Sie binden sich die Schürzen
Die Frauen haben ihre Unabhängigkeit erkämpft und die ganze Gemeinschaft profitiert davon. um, ziehen die Gesichtsmaske an und stellen die Maschinen an. Die Arbeit kann beginnen. Die Frauen im Tschad müssen ihre Familie oft alleine durchbringen. Sie betreiben Kleinhandel oder bepflanzen ihre kleinen Landparzellen. Aber die Böden sind ausgelaugt und manch-
mal zertrampeln die Rinder der Viehzüchter ihre Pflanzungen. Um ihr Einkommen zu verbessern, ernten sie die Nüsse der Karité-Bäume. Daraus stellen sie Karité-Butter her. Bis heute war das Handarbeit, nach althergebrachter Art. Eine harte Arbeit. Die Herstellung von Karité-Butter – bei uns auch als Shea-Butter bekannt – hat grosses wirtschaftliches Potenzial. Caritas hat deshalb Produktionsstätten mit neuen Maschinen entwickelt. Ein lokaler Ingenieur hat die vier Maschinen konzipiert: eine Brechmaschine, eine Röstmaschine, eine Mühle und ein Butterfass. Die Brechmaschine knackt die Nüsse, die nachher in der Röstmaschine erhitzt werden. Die gerösteten Stücke werden durch die Mühle gelassen und kommen unten als dicke Paste heraus. Dieser Paste wird Wasser hinzugefügt, dann wird sie im Butterfass bewegt, bis eine feine Masse entsteht.
Eine professionelle Ausbildung Die Frauen, die in Kooperativen organisiert sind, haben eine Ausbildung für die Bedienung der Maschinen erhalten. Marie Bamounmanan ist eine von ihnen. Sie gibt ihr Know-how an andere Frauen der Produktionsstätte weiter. Eine zusätzliche Ausbildung fokussiert auf die Hygiene. Dass für die Herstellung des Öls Trinkwasser verwendet werden muss, ist ein wichtiger Bestandteil des Kurses. «Dank dieser Ausbildung verwenden wir nun Trinkwasser und unsere Butter ist jetzt von hoher Qualität», freut sich Marie. Seither ist die Produktion in die Höhe geschnellt. Vorher arbeiteten 20 Frauen 12 Stunden lang, um einen Sack Karité-Nüsse zu 36 Liter Öl zu verarbeiten. Heute brauchen vier Frauen drei Stunden, um aus sechs Säcken Karité-Butter herzustellen. Das heisst: Die Frauen sind 20 mal schneller und stellen 6 mal so viel Öl her. Es hat sich deshalb schnell gezeigt, dass auch die Vermarktung der Butter professionalisiert werden muss. «Wir versammeln uns einmal im Monat, um die nötigen Entscheidungen zu Herstellung und Verkauf zu treffen», erklärt Colette Yamtourbaye, die Präsidentin der Kooperative.
Ernährungssicherheit und Ausbildung Fast die Hälfte der tschadischen Bevölkerung ist von extremer Armut betroffen. Die Menschen leiden Hunger. 80 Prozent der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Die Programme von Caritas Schweiz zielen deshalb auf die Entwicklung einer fairen Landwirtschaft sowie einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen ab. Ungefähr 675 000 Personen profitieren davon. Professionalisierung erhöht Einkommen Die Caritas unterstützt vor allem Frauenkooperativen, um die Karité- und Erdnussproduktion sowie deren Vermarktung zu professionalisieren: Die
Produzentinnen kennen jetzt die Marktpreise und können so bei den Händlern bessere Preise aushandeln. Deshalb hat sich das Einkommen der Familien beträchtlich erhöht und erlaubt es vor allem den Frauen, die Lebensbedingungen ihrer Familie zu verbessern und mehr Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen. Dieses Projekt, das Caritas in Zusammenarbeit mit Swissaid durchführt, wird auch von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) unterstützt. Landwirtschaftliche Produkte werden im Tschad vor allem von kleinen Familienbetrieben mit sehr limitierten Mitteln produziert. Sie sind äusserst armutsgefährdet. Dieses Projekt stärkt die Men-
schen in der Sahelzone des Tschad, damit sie ihre Ernährungssicherheit nachhaltig verbessern können. Auch ihre Widerstandskraft gegenüber Klimaveränderungen und Naturkatastrophen wird erhöht. Berufsausbildung für die Jungen Da der Analphabetismus im Tschad ungefähr 78 Prozent beträgt, kann zurzeit nur ein winziger Prozentsatz der Jugendlichen eine Berufsausbildung absolvieren. Das Projekt versucht, jungen Frauen und Männern Berufsausbildungen anzubieten, die auf dem Markt gefragt sind.
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Reportage Ernährung, Schule und sogar eine Krankenversicherung Dank der Kommerzialisierung der Karité-Butter, die für Küche und Kosmetik verwendet wird, konnte Marie die Ausbildung ihrer Tochter im Gesundheitsbereich bezahlen und Colette konnte ihren Sohn an die Universität schicken. Die Kooperative kann heute ihre Mitglieder bei Schwierigkeiten finanziell unterstützen. «Wir haben nun einen anderen Platz in der Gesellschaft», betont Marie.
« Dies ist ein zukunfts trächtiges Geschäft mit grossem Potenzial. » Ganz in der Nähe, in Danamadji, lebt Marianne Nguerassem, die Karité-Butter produziert und zudem Erdnussstauden anpflanzt. «Heute kann ich dank meiner Ausbildung die Preise mit den Männern auf Augenhöhe verhandeln. Vorher hätte ich mich das nie getraut, es gehörte sich nicht für eine Frau». Ihr Leben hat sich seither verbessert. «Wir können jetzt zweimal am Tag essen, die Kinder gehen zur Schule und die ganze Familie besitzt eine Krankenversicherung», sagt sie
Vier Maschinen wurden konzipiert und installiert. Seither ist die Produktion der Karité-Butter in die Höhe geschnellt.
strahlend. Die Frauen haben ihre Unabhängigkeit erkämpft und die ganze Gemeinschaft profitiert davon. Das Projekt am Leben erhalten In Zukunft geht es darum, das Projekt am Leben zu erhalten. Denn mit der beträchtlichen Produktionssteigerung entsteht Druck auf die Baumpflanzungen. Die Karité-Bäume verlangen viel Geduld, erst nach zehn Jahren wachsen die Nüsse. Inzwischen wurden in sechs Pärken der Region Karité-Bäume gepflanzt. Dafür wurden zwei Sorten ausgewählt, die besonders viel Öl hergeben.
Bauernfamilien im Tschad brauchen Ihre Hilfe Ihre Spende hilft tschadischen Bauernfamilien, ihre Ernährung zu sichern und ihre Kinder in die Schule zu schicken.
Helfen Sie mit einer Spende! Spendenkonto: 60-7000-4 Vermerk: «Tschad»
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Die Produktionssteigerung hat das Interesse der Kosmetikfirmen in Europa geweckt. Kontakte wurden hergestellt, die Verhandlungen sind im Gange. Bevor die Karité-Butter jedoch nach Europa exportiert werden kann, muss sie zertifiziert werden. Labeye Koulemadjibeye, Generalsekretärin der Produktionsstätte von Koumra, arbeitet daran. Sie ist zuversichtlich. «Wenn wir unsere Butter exportieren können, schafft das neue Arbeitsplätze. Unser Produkt ist gefragt und hat Potenzial.» Mehr Informationen finden Sie hier: caritas.ch/tschad
Reportage
Entwicklungszusammenarbeit zeigt: Armut ist nicht Schicksal Jean Ngamine, was brauchen die Menschen im Tschad im Moment am dringendsten? Die wichtigsten Bedürfnisse sind Ernährungssicherheit, Zugang zu Trinkwasser, Gesundheitsversorgung sowie Schulbildung von Kindern und Jugendlichen. Sie müssen wissen, dass die ärmsten Haushalte heute 80 Prozent ihres Einkommens für die Ernährung ausgeben. Die Ernährungssicherheit hat also erste Priorität, erst dann können die Eltern in Schule und Gesundheit ihrer Kinder sowie in den Zugang zu Trinkwasser investieren. Die Caritas engagiert sich dort, wo sie etwas bewirken kann: in der Ernährungssicherheit, in der Anpassung an die Klimaveränderung sowie in der Reduktion von Naturkatastrophen. Die Caritas arbeitet vor Ort mit den lokalen Behörden zusammen und orientiert sich am Nationalen Entwicklungsplan. Warum ist die Entwicklungszusammenarbeit im Tschad wichtig? Sie ist wichtig, weil sie die Ärmsten in den entlegensten Gegenden erreicht. Es ist vor allem entscheidend, die Jungen zu unterstützen. Diese ziehen sonst in die Stadt und nehmen Gelegenheitsjobs an, auf der Suche nach einem besseren Leben. Sie werden leicht Opfer von Extremisten aller Art. Die Entwicklungszusammenarbeit hilft den Ärmsten, bei sich zu Hause eine Zukunft aufzubauen. So können wir auch verhindern, dass die Jungen das Abenteuer der Migration wagen und sich und ihre Familien in Gefahr bringen. Welches sind die grössten Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit im Tschad? Die Zusammenarbeit hat den Ärmsten und Verletzlichsten der Gesellschaft das Vertrauen in sich zurückgegeben. Sie sehen, dass sie von ihrer Arbeit leben können, dass Armut und Hunger nicht
Bild: zVg
Hilfsmitteln auf dem Feld gearbeitet hat. Meine Mutter hat Erdnussöl hergestellt und verkauft. Meine Eltern haben mich zur Schule geschickt, in den Ferien arbeitete ich jeweils auf dem Feld. Ich weiss deshalb, wie hart die Arbeit in der Landwirtschaft ist. Ich ging danach an die Universität und bin heute Agronom. In der Entwicklungszusammenarbeit kann ich mich für meine Landsleute einsetzen.
Jean Ngamine ist Direktor des Büros von Caritas Schweiz im Tschad.
Schicksal sind. Dieses Vertrauen ist die Basis. Unsere Projekte haben vor allem den Frauen ein anderes Bewusstsein gegeben. Sie haben jetzt ein eigenes Einkommen und können auch Land erwerben. Kein Gesetz verbietet es den Frauen im Tschad, Land zu besitzen,
Wie sehen Sie die Zukunft des Tschad? Der Tschad befindet sich in einer schwierigen Situation, die Korruption ist gravierend, der Staat investiert nicht genug in den Unterhalt der Strassen. Doch seit die Grenzen geöffnet sind, reisen viele Tschader und sehen in anderen Ländern, was möglich ist. Es gibt Junge, die im Ausland studiert haben und jetzt in ihr Land und ihre Dörfer zurückkehren. Der Tschad könnte sich also zu einem funktionierenden Land mit einem gewissen Wohlstand entwickeln.
« So können wir verhindern, dass die Jungen das Abenteuer der Migration wagen. » aber in den Familien wird das Grund eigentum an die Söhne vererbt. In unseren ländlichen Produktionsgemeinschaften sind die Frauen unabhängig und tragen dieselbe Verantwortung wie die Männer. So können sie auch ihre Töchter in die Schule schicken. Was hat Sie veranlasst, sich in der Entwicklungszusammenarbeit in Ihrem Land zu engagieren? Ich bin Sohn eines bescheidenen Landarbeiters. Ich habe gesehen, wie mein Vater ein Leben lang mit einfachsten
Hier finden Sie das ganze Video-Interview: caritas.ch/tschad
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Entwicklungszusammenarbeit
Beispiele aus der Broschüre Ist Entwicklungszusammenarbeit nicht von gestern? Brunnen bauen und finanzieren ist längst nicht mehr der wichtigste Beitrag der Entwicklungshilfe. Sie ist mit der Zeit gegangen und hat sich stark verändert. Vermehrt geht es heute darum, erfolgreiche Ideen und bewährte Ansätze weiterzugeben. Ziel ist es, die Menschen vor Ort so zu stärken, dass sie sich selbst helfen können. Es werden zum Beispiel lokale Organisationen unterstützt, dass sie selbst die besten Lösungen finden, damit sie Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Die Einkommen der Menschen im Süden erhöhen sich durch die Professionalisierung der Herstellungsprozesse.
Antworten auf drängende Fragen zur Entwicklungszusammenarbeit Braucht es Entwicklungszusammenarbeit heute noch? Kommt das Geld dort an, wo es gebraucht wird? Was will die Schweiz damit erreichen? Caritas gibt in einer Broschüre Antworten auf drängende Fragen. Die Entwicklungszusammenarbeit wird heute zunehmend kritisch hinterfragt. Ist sie wirklich das richtige Mittel, um Armut zu bekämpfen, oder bewirkt sie gar das Gegenteil von dem, was sie erreichen will? Auch gerät die Entwicklungszusammenarbeit immer mehr in den Fokus der Politik. Sie müsse der Schweiz direkten Nutzen bringen, primär Migration verhindern oder ganz einfach weniger kosten, lauten die Forderungen. Eine Broschüre gibt Auskunft Für eine Organisation wie die Caritas Schweiz, die sich im gleichen Masse in der Schweiz wie in der weltweiten Entwicklungszusammenarbeit engagiert, ist diese veränderte Wahrnehmung von
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Bedeutung. Spenderinnen und Spender wollen wissen, was von den gestellten Fragen zu halten ist und wie die Caritas dazu Stellung bezieht. Sie möchten auch erfahren, wie sie selbst reagieren können, wenn sie auf solche Themen angesprochen werden. Caritas Schweiz hat deshalb eine 40-seitige, kostenlos erhältliche Broschüre unter dem Titel «Müssen wir überall helfen?» verfasst. Sie gibt in einer einfach verständlichen Sprache Antworten auf viele drängende Fragen. (sg)
Bestellung und Infos: caritas.ch/eza
Wirkt Entwicklungshilfe überhaupt? Ja, sie wirkt, das belegen unabhängige externe Untersuchungen. Sie zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Entwicklungsprojekte des Bundes ihre Ziele weitgehend erreicht. So sind zum Beispiel 85 Prozent der Projekte im Bereich Beschäftigung (Berufsbildung, Aufbau von Wertschöpfungsketten in der Landwirtschaft, verbesserte Arbeitsbedingungen) zufriedenstellend bis sehr gut verlaufen. Ist die Schweiz zu grosszügig? 2018 wies der Bund eine Summe von 3 Milliarden Franken für die «öffentliche Entwicklungszusammenarbeit» aus. Gegenüber 2016 ist das knapp eine halbe Milliarde weniger, was ein beträchtlicher Rückgang ist. Die Staatengemeinschaft und die Schweiz haben im Rahmen der UNO vereinbart, dass wohlhabende Länder mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für das internationale Entwicklungsengagement bereitstellen sollen. Die Schweiz verfehlte diese Zielmarke 2018 mit 0,44 Prozent bei weitem. Das ist der tiefste Wert seit 2013.
Bild: Alexandra Wey
Jahresbericht 2018
Die Caritas hilft Menschen, die ihre Existenz durch den Klimawandel verloren haben, neue Einkommensquellen zu finden. Die Ernährungssicherheit soll erhöht werden.
Jahresbericht 2018: Unsere Arbeit gegen die Armut Die Caritas bekämpft Armut und ihre Ursachen im In- und Ausland. Dies waren die zentralen Themen im letzten Jahr. Ob in der Schweiz oder in Entwicklungsländern, die Caritas setzt sich für die Ärmsten der Gesellschaft ein und versucht, ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Klimawandel und Migration Die Folgen des Klimawandels bringen immer mehr Menschen weltweit in existenzielle Not. Deshalb haben Klimaschutz und Armutsbekämpfung bei Caritas höchste Priorität. Im Jahresbericht können Sie nachlesen, welche drei Massnahmen die Caritas definiert hat, um die Resilienz der Menschen im globalen Süden zu stärken, wie sie sich an die Klimaveränderungen anpassen und die Folgen von Naturkatastrophen antizipieren können. Anhaltende Krisen nehmen zu Anhaltende Krisen, wie zum Beispiel der Krieg in Syrien, sind ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von Caritas. Sie setzt
Bilder: Fabian Biasio
mehr als die Hälfte ihrer humanitären Hilfe für solche Krisen ein. Der Jahresbericht beschreibt, wie die Mittel immer mehr für Schulbildung eingesetzt werden, um Kindern eine Zukunftsperspektive zu geben. Flüchtlinge ausbilden und integrieren Im Inland förderte Caritas Schweiz letztes Jahr verstärkt die Ausbildung und Inte gration von jungen Flüchtlingen und Asylsuchenden. Im Jahresbericht erklären wir am Beispiel der Syrerin Lava Khalil, wie diese Menschen gefördert werden und sich so rascher in unsere Gesellschaft eingliedern und selbstständig werden. Im März 2018 eröffnete Caritas Schweiz in Matran, Kanton Freiburg, das Haus für Bildung und Integration. Hier wohnen Flüchtlinge und erhalten Intensivkurse in Französisch und Mathematik, damit sie später in die Berufsfachschule eintreten und einen Beruf erlernen können.
Politik auf Bundesebene Auf Bundesebene setzt sich Caritas Schweiz politisch für die Armutsbekämpfung ein. Sie fordert eine wirksame Armutspolitik mit bildungs- und familienpolitischen Massnahmen. Ausreichende Verbilligung von Krankenkassenprämien sowie eine bessere Kontrolle der Vergabe von Kleinkrediten waren 2018 Schwerpunkte. Für die Entwicklungszusammenarbeit fordert die Caritas vom Bund, dass er mehr Verantwortung übernimmt und sich mit den Ärmsten und Benachteiligten solidarisch zeigt. Einige Zahlen 2018 hat Caritas 90,6 Prozent ihrer Mittel für Projekte im In- und Ausland verwendet. Insgesamt hat sie 226 Projekte weltweit im Kampf gegen die Armut umgesetzt. Für administrative Arbeiten und das Fundraising wurden 9,4 Prozent ausgegeben. (lf) Blättern Sie online in unserem Jahresbericht: caritas.ch/jahresbericht
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Menschen Alltagsfragen
Alan de Abreu (20), Rio, Brasilien
Lucimar Correa, Koordinatorin, und Frei Adailson Quintino dos Santos, Direktor, von São Martinho.
Strassenkinder in Rio erhalten neue Perspektiven Der diesjährige Prix Caritas wurde am 12. Juni 2019 im KKL Luzern feierlich dem Direktor und der Koordinatorin der brasilianischen Fachorganisation São Martinho überreicht: Frei Adailson Quintino dos Santos und Lucimar Correa. Die Organisation kümmert sich seit Jahren um die Strassenkinder in Rio. In Brasiliens Städten leben Tausende Kinder und Jugendliche auf der Strasse – auch in Rio. Sie sind Gewalt, sexuellem Missbrauch, Kriminalität und Drogen ausgesetzt. Seit über 30 Jahren kümmern sich Frei Adailson Quintino dos Santos, Direktor von São Martinho, und Lucimar Correa, Koordinatorin, um diese Kinder und Jugendlichen. Sie leiten ein Team von Sozialarbeitern, Lehrerinnen, Psychologen und Juristinnen, die übers Jahr bis zu 1800 Kinder und Jugendliche betreuen. Freizeit- und Bildungsaktivitäten Die Sozialarbeitenden von São Martinho suchen auf der Strasse den Kontakt mit den Strassenkindern und unterstützen sie in ihrem Umfeld. Sie verteilen Lebensmittel und Hygieneartikel und informieren die Kinder über das Angebot von São Martinho. In einer zweiten Phase werden die Kinder in den Einrichtungen von São Martinho beraten und betreut. Auch sportliche und kulturelle Freizeit- und Bildungsaktivi-
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täten sind Teil des Programms. Dadurch eröffnen sich den Kindern neue persönliche, soziale und berufliche Perspektiven – sie entwickeln ihre eigene Persönlichkeit und lernen, ihre Rechte wahrzunehmen. Auch für Kinder und Jugendliche aus den Favelas gibt es ein Angebot. Sie erlernen ein Musikinstrument oder üben sich in Kampfsportarten wie Capoeira und Judo. Zudem erhalten sie Unterricht in Administration, Informatik und Bürgerkunde. Jugendliche, die den Grundkurs absolviert haben, können sich um eine Lehrstelle bei einem der 48 Partnerunternehmen von São Martinho bewerben. Dort arbeiten sie als administrative Hilfskraft oder als Logistiker. So erleben sie Wertschätzung und fassen Vertrauen. Mit ihrem Ausbildungslohn unterstützen die meisten Jugendlichen ihre Familien. (lf)
Mehr Infos: caritas.ch/prixcaritas
«Ich möchte unbedingt eine Anstellung finden – ich unterstütze meine Schwester, ihre Kinder und meine Tante.» Wie hast du São Martinho kennen gelernt? Vor sechs Jahren habe ich oft hier in der Nähe auf der Strasse übernachtet. So habe ich einen Sozialarbeiter von São Martinho getroffen. Ich durfte jeweils im Zentrum duschen und habe auch etwas zu Essen erhalten. An welchen Aktivitäten nimmst du im Zentrum São Martinho teil? Ich spiele liebend gern Fussball, habe jetzt aber nicht mehr so viel Zeit dafür. Hat sich deine Situation verändert? Ja, die Anwältinnen in São Martinho haben mir offizielle Papiere beschafft. Das Zentrum hat mir zudem eine Lehrstelle vermittelt. Das ist toll! Wo machst du deine Ausbildung? Ich arbeite beim öffentlichen Rechtsbeistand als administrative Hilfskraft. Ich gehe jeden Morgen zur Schule. Auch ins Zentrum gehe ich regelmässig. Hast du eine Vision für die Zukunft? Ja, ich möchte unbedingt eine Anstellung finden, wenn ich mit der Lehre fertig bin. Ich unterstütze meine Schwester, ihre drei Kinder sowie meine Tante. Das ist mir wichtig. Interview: Olga Sommer
Bilder: Oliver Kuhn
Schweiz
Erweitertes Asylverfahren – Finanzierung muss gesichert werden
Das beschleunigte Asylverfahren muss eine gerechte Rechtsvertretung beinhalten.
Neues Asylverfahren: Caritas beauftragt Die grösste Veränderung des neuen Asylgesetzes ist das Recht jedes Asylsuchenden auf eine kostenlose, vom Bund finanzierte Rechtsvertretung. In der Westschweiz, der Zentralschweiz und dem Tessin werden die Rechtsberatungsstellen von Caritas Schweiz geführt. Seit März 2019 ist in der ganzen Schweiz das beschleunigte und dezentralisierte Asylverfahren rechtskräftig. Mit dem neuen Verfahren hat jeder Asylsuchende, Anspruch auf eine kostenlose Rechtsberatung, sobald er in einem Bundesasylzentrum eintrifft. Zwei Personen begleiten ihn während des ganzen Verfahrens, informieren ihn über seine Rechte und Pflichten und gewährleisten seine Rechtsvertretung. Faires Verfahren garantieren Die Behörden gehen davon aus, dass im beschleunigten Verfahren 60 Prozent der Asylgesuche innerhalb von 140 Tagen entschieden werden können. Die verbleibenden 40 Prozent der Asylanträge werden im Rahmen des erweiterten Verfahrens bearbeitet, hierfür werden die Asylsuchenden den Kantonen zugewiesen. (Spalte rechts).
Bild: Reto Albertalli
Caritas befürwortet das beschleunigte Asylverfahren, aber nur unter der unabdingbaren Voraussetzung einer gerechten und effizienten Rechtsvertretung. Ein schneller Entscheid ermöglicht den Asylsuchenden, die einen positiven Bescheid bekommen, eine frühzeitige Integration. Doch wichtige Aspekte des Verfahrens müssen noch verbessert werden. Nur wenn auch die Erfordernisse der Rechtsvertretung beachtet werden, kann ein faires Verfahren garantiert werden. Caritas Schweiz führt die Rechtsvertretung im Rahmen des beschleunigten Verfahrens in den Bundeszentren von Boudry (NE), Chevrilles (FR), Vallorbe (VD) sowie am Genfer Flughafen. Im Zentrum Glaubenberg (OW), in der Zentralschweiz sowie in den Bundeszentren Balerna und Novazzano im Tessin arbeitet Caritas Schweiz mit SOS Ticino zusammen. (fb)
Neben den neuen beschleunigten Asylverfahren gibt es immer noch die erweiterten Verfahren. Dabei handelt es sich um komplexere Fälle, die den Kantonen zugeteilt werden, weil sie nicht in 140 Tagen abgeschlossen werden können. Für diese Verfahren ist eine Rechtsvertretung nur für entscheidrelevante Verfahrensschritte vorgesehen. Wichtige Aufgaben, die zur sorgfältigen Mandatsführung gehören, werden nicht finanziert: das Aktenstudium, die Entscheideröffnung sowie die Kindesschutzmassnahmen für unbegleitete Minderjährige. Rechtsberatung auch in sozialen Fragen Die bestehenden Rechtsberatungsstellen für Asylsuchende werden deshalb auch in Zukunft eine wesentliche Rolle in der rechtlichen und sozialen Unterstützung spielen, die finanziell nicht gedeckt ist. Asylsuchende brauchen in den Themen Wohnen, Gesundheit, Sozialhilfe und Integration Unterstützung. Da die Kantone sparen, werden die Rechtsberatungsstellen immer stärker beansprucht. Sie beraten und begleiten Asylsuchende in sozialen Anliegen. Ihre Beratungsund Vernetzungstätigkeit fördert die Zusammenarbeit innerhalb des Unterstützungssystems und damit auch die Integration der Betroffenen. Die Rechtsberatungsstellen, wie sie Caritas Schweiz in der Zentralschweiz sowie in Freiburg, Jura und Neuenburg führt, sind deshalb wichtiger denn je. Für diesen Teil ihrer Tätigkeit brauchen sie jedoch eine eigenständige nachhaltige Finanzierung, die auch durch Spenden alimentiert werden muss. (lf)
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Service
Agenda 25. August 2019 Caritas-Sonntag, Kollekte in katholischen Kirchen für die Arbeit von Caritas Schweiz 12. September 2019 Informationsanlass für Spenderinnen und Spender Gasthaus Adler, Solothurn
Frühzeitig vorsorgen – auch digital Jeder Mensch hat Anrecht auf ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben – bis zum Schluss. Mit der Caritas-Vorsorgemappe gelingt es, die letzten Dinge zu regeln und den eigenen Willen klar und verbindlich zum Ausdruck zu bringen. Die Mappe enthält vier Leitfäden, die Ihnen zeigen, wie Sie am besten vorgehen. • Im Vorsorgeauftrag geben Sie Anweisungen für rechtliche, persönliche und finanzielle Belange im Falle einer Urteilsunfähigkeit. • Im Leitfaden für das Verfassen eines Testaments erhalten Sie wertvolle Hinweise und konkrete Tipps, worauf Sie beim Schreiben des letzten Willens achten sollten. • In der Patientenverfügung geben Sie Entscheidungshinweise, wie Sie behan-
delt werden wollen, wenn Sie schwer krank sind. • In der Broschüre «Anordnungen für den Todesfall» halten Sie Ihre Wünsche betreffend Trauerfeier und Bestattung fest. Digitaler Nachlass In der überarbeiteten Auflage erfahren Sie zudem alles über den digitalen Nachlass. Die Broschüre zeigt auf, für welche digitalen Dienste und Benutzerkonten Sie Anweisungen hinterlassen sollten. Ihre Hinterbliebenen werden dankbar sein, wenn sie Ihre Passwörter auffinden können.
13. September 2019 Informationsanlass für Spenderinnen und Spender Kaufmännischer Verband, Winterthur 18. September 2019 Informationsanlass «Selbstbestimmt im Alter» Haus der Generationen, Bern 20. September 2019 Informationsanlass «Selbstbestimmt im Alter» Haus der Generationen, Bern 16. Oktober 2019 Vernissage Almanach Entwicklungspolitik 2020 Neubad, Luzern
Bestellen Sie hier Ihre Vorsorgemappe. caritas.ch/vorsorge
Ein sinnvolles Trauergeschenk Viele Menschen kommunizieren bereits vor ihrem Tod den Wunsch an die Hinterbliebenen, zum Anlass der Beerdigung eine Spende an ein Hilfswerk zu machen. Oft verschafft es eine innere Befriedigung, auch nach dem Tod noch etwas Gutes und Sinnvolles zu tun. Diesen Wunsch hegte auch Leo Bieris Mutter. «Meine Mutter zeigte sich schon zu Lebzeiten solidarisch mit Menschen, denen es nicht so gut geht. Auch ich fand
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die Idee einer Spende für Menschen in Not eine sinnvolle Sache», erklärt Leo Bieri aus Luzern. «Die Familie, Freunde und Bekannte haben die Spendenmöglichkeit im Namen meiner Mutter rege genutzt.» Leo Bieri und seine Mutter hatten das Anliegen frühzeitig besprochen, als es ihr immer schlechter ging. Er war froh, alles so zu arrangieren, wie es seiner Mutter gefiel und viel Positives auszulösen.
Natürlich können auch die Hinterbliebenen solche Spenden veranlassen. Vermerken Sie auf der Todesanzeige: «Anstelle von Blumen wünschen wir eine Spende an Caritas Schweiz». Notieren Sie den Namen der verstorbenen Person sowie Spendenkonto PC 60-7000-4. Für eine Beratung wählen Sie 041 419 22 61. Mehr Information zur Trauerspende: caritas.ch/trauer
Gemeinsam
Deshalb bin ich dabei: Caritas-Bergeinsatz
Ephraim Camenzind (36), Bern
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Ein gutes Klima fürs Klima Tausende junge Leute gehen weltweit seit Monaten für einen effektiven Klima schutz auf die Strasse. Um den Klimawandel einzudämmen braucht es enorme Anstrengungen. Diese müssen nun endlich angepackt werden. Mit konkreten Projekten ist youngCaritas seit Jahren in diesem Bereich tätig. «Jetzt braucht es den Klimanotstand!» Die Forderung der jungen Klimaaktivistinnen und -aktivisten könnte richtiger nicht sein. Gerade für die Menschen in den Caritas-Projektländern ist bereits viel Not und Elend aufgrund des Klimawandels entstanden. Nur wenn eine Krise als solche anerkannt wird, kann adäquat reagiert werden. Damit wir unsere CO2-Emissionen nachhaltig reduzieren können, braucht es verschiedene Massnahmen. Unter anderem haben die internationale Wirtschaft und der Schweizer Finanzplatz eine wichtige Rolle. Gleichzeitig braucht es jeden Einzelnen. youngCaritas übernimmt hier eine aktive Rolle und unterstützt junge Menschen bei ihren Bemühungen. Als Mitinitiator und Trägerschaftsmitglied von Faires Lager, fördern wir seit fünf Jahren mit grossem Erfolg nachhaltige Jugendlager. Neben dem konkreten Lageralltag gehört auch das Vermitteln des notwendigen Fachwissens dazu.
Bilder: Helen Joss, zVg
Unser Projekt «SuStainability» motiviert Schulklassen und Jugendgruppen, ihren nächsten Anlass möglichst nachhaltig zu gestalten. Eine Schulreise mit dem Velo, ein Theaterabend mit vegetarischen Häppchen? Alles ist denkbar – packen wir es an. Andreas Lustenberger Weitere Infos: faires-lager.ch und youngcaritas.ch/sustainability
MigrAction-Weekend 2019, vom 5. – 8 . September in Einsiedeln Am jährlichen MigrAction-Weekend treffen sich junge Menschen aus der ganzen Schweiz. Sie tauschen sich zum Thema Migration aus und diskutieren Möglichkeiten sich zu engagieren. Jetzt anmelden: youngcaritas.ch/migraction
Mein Einsatz bei einer Bergbauernfamilie im Jura war sehr spannend und persönlich bereichernd. Ich konnte die Familie entlasten und spürte eine grosse Dankbarkeit. Ich wurde sofort in die Familie integriert, der Umgang war sehr herzlich. Die Arbeit im Stall, Wald und Hof war anstrengend, mir hat aber vor allem der Umgang mit den Tieren gefallen. Ich habe gelernt, was es heutzutage heisst, Bauer zu sein. Eine grosse Herausforderung.
Valerie Vögli (28), Zürich
Bei meinem Einsatz auf einem kleinen Bauernhof oberhalb von Schwyz arbeitete ich mit einer Bäuerin zusammen. Es freute mich, dass wir uns auf Anhieb verstanden. Um 5.30 Uhr aufstehen war hart, aber es hat sich jeden Tag aufs Neue gelohnt. Sich um 100 Schafe zu kümmern, braucht Zeit. Doch es war einzigartig: Zwei Schäfchen sind gesund und munter auf die Welt gekommen! Körperlich kam ich an meine Grenzen, aber Natur, Tiere und Familie haben mir sehr gut getan. Ich würde es jederzeit wieder machen.
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Marie Bamounmanan (56), Tschad, ist durch ihre Arbeit unabhängig geworden
Das Richtige tun
Wenn Armut ihr Gesicht zeigt Erfahren Sie mehr Ăźber Marie: www.dasrichtigetun.caritas.ch