Kinder
M채rz 2014
Bericht f체r die Patinnen und Paten
Kinder in die Schule: Die kleinen Unternehmer
Kinder von der Strasse: Wo Kinder Zuflucht finden
Lebensmut f체r Kinder: Dem Krieg trotzen
Inhalt 4 ■ Kolumbien Die Schreinerin aus Canoas 6 ■ Äthiopien Senait darf wieder lernen 7 ■ Nicaragua «Ich möchte Unternehmerin werden» 8 ■ Haiti «Nun haben wir wieder ein richtiges Schulhaus» 10 ■ Uganda Das Glück weitergeben 11 ■ Tschetschenien Kerim redet wieder 12 ■ Bangladesch Von Maurerinnen und Nähern 14 ■ Spenderporträt «Man hat mir etwas zugetraut» 15 ■ Bolivien Am Bahnhof ausgesetzt 16 ■ Ruanda Vom Strassenjungen zum erfolgreichen Musiker 18 ■ Brasilien Es gibt einen besseren Weg als die Strasse 20 ■ Interview «Manchmal braucht es Unterstützung von aussen» 21 ■ Philippinen Taifun, Armut, Kinderhandel 22 ■ Kuba Eltern zu Experten machen 24 ■ Bolivien Die Mutter von Cochabamba 26 ■ Palästina «Meine Tochter kann wieder lachen» 28 ■ Kolumbien Violeta und das lila Kummerkästchen 30 ■ Tadschikistan Umed Nurmatov: Olympischer Held 32 ■ Paten fragen – Kinder antworten 2 Caritas «Kinder» 2014
Die Welt aus der Sicht von Braise Agaba (10), Strassenjunge aus Ruanda.
Titelbild: Suane Melo Barreirinhas/PIAJ; Redaktion und Gestaltung: Caritas Schweiz; Papier: Carisma Silk, 100 % recycling
Stück für Stück eine gere chtere Welt Liebe Patin, lieber Pate «Mein Leben hat wieder eine Zukunft, ich bin so dankbar.» Das sagt die vierzehnjährige Senait aus Äthiopien, die dank Caritas die Schule besuchen darf und der eine frühe Heirat erspart blieb. Eine Zukunft geben und einen Beitrag leisten, damit Kinder ihr Leben positiv gestalten können – um nicht mehr, aber auch um nicht weniger geht es bei den CaritasKinderpatenschaften. Franciy aus Kolumbien, Joselín aus Nicaragua, Senait aus Äthiopien, Marie-Cristella aus Haiti, Jacqueline aus Uganda, Kerim aus Tschetschenien, Gualberto aus Bolivien, Emmanuel aus Ruanda, Flávio aus Brasilien, Gabriela aus Kuba, Neama aus Palästina, Umed aus Tadschikistan. Sie sind die Heldinnen und Helden unserer Berichte aus den Caritas-Kinderpatenschaften rund um die Welt. Sie sind glücklich, dass sie die Schule besuchen dürfen, dass sie Liebe und Zuneigung erfahren und dass sie zusammen mit Menschen, die an sie glauben, einen aufrechten Gang durch ihr Leben finden. Trotz Armut, Vernachlässigung, Trauma, Behinderung und Gewalt. «Dass mein Leben gelungen ist, hat auch damit zu tun, dass es immer wieder Menschen gegeben hat, die mir etwas zutrauten», sagt der Caritas-Pate und emeritierte Psychologieprofessor August Flammer. Er weiss, dass eine Kinderpatenschaft zwar nicht die ganze Welt verändert, aber für einzelne Kinder konkret etwas bewirkt. Es ist wunderbar, liebe Patin, lieber Pate, dass Sie zu den Menschen gehören, die Kindern etwas zutrauen. Sie wissen, dass die Zukunft einer besseren Welt in den Händen der Kinder liegt. Und Sie glauben daran, dass eine bessere Welt gelingt. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Grosszügigkeit. Pia Käch Caritas-Kinderpatenschaften 3
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Kinder in die Schule ■ Kolumbien
Die Schreinerin au s Canoa s Franciy ist 15 Jahre alt und besucht eine spezielle Schule. Hier wird sie auch in Landwirtschaft und in Kultur und Sprache ihres Volkes ausgebildet.
Verletzung eines Rinds heilt. Ich lerne auch zu schreinern und kann schon ganz allein Möbel herstellen», berichtet Franciy mit Elan. Hoher Einsatz
«Mein Vater ist Medizinmann. Er kennt die Natur gut und weiss, wie man Menschen und Tiere heilt», erzählt Franciy, die mit ihrem ganzen Namen Franciy Heliseth Guetio Puni heisst. Der Stolz in ihrer Stimme ist unüberhörbar. Franciy will alles lernen, was mit ihrer Kultur zu tun hat – und einiges kennt sie schon gut: Sie webt kunstvolle Stoffe mit traditionellen Mustern, sie ist eine begabte Tänzerin, und sie möchte ihre Kenntnisse der lokalen Sprache verbessern, damit sie ihr Wissen später weitergeben kann. Rinder heilen und Möbel schreinern
Franciy gehört zum Volk der Paez, welches das Reservat Canoas im Departement Cauca bewohnt. Die Paez stehen im kolumbianischen Bürgerkrieg zwischen allen Fronten und sind in ihrer Existenz besonders bedroht. Schon vor fünf Jahren warnte das Verfassungsgericht davor, dass die Paez wegen des Bürgerkriegs ganz verschwinden könnten. Franciy ist sich der Problematik bewusst und sagt: «Ich möchte später ein Mitglied des indigenen Rats werden, damit ich mich für die Anliegen unseres Volkes einsetzen kann.» Um solch ehrgeizige Träume zu verwirklichen, ist die junge Frau auf dem richtigen Weg. Sie besucht keine normale Schule, sondern die Landwirtschaftsschule Juan Tama. Dort lernt Franciy nicht nur den herkömmlichen Schulstoff, sondern wird auch in Kultur und Sprache ihres Volkes, in Kunsthandwerk sowie in nachhaltiger Landwirtschaft ausgebildet. «Derzeit nehmen wir Tierhaltung durch: wie ich ein Schwein kastrieren und bei der Geburt eines Ferkels helfen kann oder wie man die 4 Caritas «Kinder» 2014
Für dieses Wissen ist Franciy bereit, viel Zeit und Energie zu investieren. Ihr Tag beginnt schon um fünf Uhr morgens, denn wenn die Schule um viertel vor sieben anfängt, hat Franciy schon eine Stunde Schulweg hinter sich. Die Lektionen sind abwechslungsreich: Zwischen den Schulstunden im Klassenzimmer leisten die Schülerinnen und Schüler Gemeinschaftsarbeit und sind in landwirtschaftlichen Projekten beschäftigt. Wenn Franciy abends müde nach Hause kommt, hilft sie ihren Eltern, die ihr Einkommen als Kaffee- und Maisbauern erwirtschaften. Doch der grosse Einsatz lohnt sich: Mit dem Abschluss von Juan Tama verfügt Franciy über ein wertvolles Zertifikat der nationalen kolumbianischen Berufsschule. Das ermöglicht ihr eine landwirtschaftliche Laufbahn oder auch eine höhere Ausbildung. Doch bis dahin werden noch viele anstrengende Tage vergehen. ■
Neben dem herkömmlichen Schulstoff lernt Franciy (15) auch Ferkel kastrieren und Möbel schreinern. Text: Dominique Schärer; Bild: Daniel Rueda
Kolumbien: Ihr Stück gerechtere Welt
Bildung mit Hand und Fuss Die Landwirtschafts- und Berufsschule Juan Tama im Departement Cauca bietet neben einem Sekundarschulabschluss eine Ausbildung in ökologischer Landwirtschaft und in traditioneller indigener Kultur. Einerseits können die mehrheitlich indigenen, aber auch weissen und afrokolumbianischen Jugendlichen das Erlernte direkt in ihrem Heimatdorf anwenden, andererseits erhalten sie Zugang zur Universität. Die Schule hat ihre neutrale Haltung gegenüber bewaffne-
ten Akteuren konsequent behalten und ist dadurch eine Art Oase im kolumbianischen Bürgerkrieg. Gut zu wissen: – Im Jahr 2013 haben 189 Kinder und Jugendliche die Schule besucht. – Ein Ferkel kostet 190 Franken. – 20 Schülerinnen und Schüler schlossen 2013 mit der Matura ab, fünf von ihnen haben ein Studium begonnen. ■ www.caritas.ch/kinder/kolumbien-schule
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Kinder in die Schule ■ Äthiopien
Senait darf w ie der lernen Aus finanziellen und traditionellen Gründen werden in Äthiopien viele Mädchen schon ganz jung verheiratet. Senait Tesfamariam (14) ist eine frühe Heirat erspart geblieben. Sie besucht eine Caritas-Schule und freut sich darauf, bald selbst für ihr Leben sorgen zu können.
Senait geht gerne in die Schule. Sie ist fleissig, engagiert sich in Schulclubs und hat grosse Pläne für ihre Zukunft: «Ich möchte gerne einmal Ärztin werden», sagt sie selbstbewusst. Es ist noch nicht lange her, da träumte sie vor allem davon, ein Kind bleiben zu dürfen. Denn die Eltern planten ihre Hochzeit und nahmen sie darum in der vierten Klasse aus der Schule. Da war das Mädchen zwölf Jahre alt. Senaits Familie ist arm und lebt von der kargen Landwirtschaft, Seit Senait (14) in die Schule die zu wenig für die darf, hat ihr Leben eine Zukunft. Mutter und die acht Kinder einbringt. Der Vater ist ins Ausland gegangen, um dort für sich und seine Familie Geld zu verdienen. Eine Verheiratung der Töchter bedeutet in den ärmsten Regionen Äthiopiens immer eine finanzielle Entlastung für die Brautfamilie. Aber es ist auch Tradition. Ato Berhe Kidane, Direktor von Senaits Schule: «Viele Eltern haben selber keine Bildung genossen, und deshalb sind sie schwer davon zu überzeugen, wie wichtig die Schule für ihre Kinder ist.» Auf Senaits Schulabbruch wurden die Eltern-LehrerVereinigung und die Behörde aufmerksam und gemeinsam drängten sie die Mutter dazu, von einer Heirat abzuse6 Caritas «Kinder» 2014
hen – erfolgreich. Nun geht Senait wieder in die Schule. «Ich bin so dankbar», sagt Senait, die nie früh heiraten wollte. «Mein Leben hat wieder eine Zukunft.» ■
Äthiopien: Ihr Stück gerechtere Welt
Schule für Kinder auf dem Land Caritas unterstützt im Norden und Osten Äthiopiens Schulen auf dem Land. Besonderes Augenmerk liegt auf der Einschulung von Mädchen und der Verringerung von Schulabbrüchen. Die Schulen zeichnen sich aus durch hohe Qualität und vermitteln neben dem regulären Stoff Informationen zu Menschen-, Frauen- und Kinderrechten. Dazu gehören Mädchenbeschneidung, Mädchenheirat und HIV/Aids. Gut zu wissen: – Im Hochland von Hararghe erhalten 3000 Kinder und Jugendliche in 13 Schulen Zugang zur Grundschulbildung. – Im nördlichen Tigray werden 3 Volksschulen mit rund 600 Kindern von Caritas unterstützt. – Mit 550 Franken können für 20 Kinder Schul bänke angeschafft werden. ■ www.caritas.ch/kinder/aethiopien
Text: Ulrike Seifart; Bilder: ECC-ADCS, Andreas Schwaiger
Kinder in die Schule ■ Nicaragua
«Ich möchte Unter nehm er in werde n» Die 11-jährige Joselín del Carmen Hernández Galeano aus Nicaragua besucht dank Caritas die Schule – trotz ihrer strengen Arbeit als Strassenverkäuferin. Sie träumt davon, Unternehmerin zu werden.
Wie sieht dein Alltag aus, Joselín?
Also ich stehe um sechs Uhr auf und helfe meiner Mutter bei der Zubereitung von frittierten Bananen mit Käse und Huhn, die ich anschlies send bei der Busstation verkaufe. Dann gehe ich zum Stützunterricht und mache dort Hausaufgaben. Am Nachmittag haben wir bis halb sechs Schule, danach arbeite ich noch einmal bis acht Uhr. Um halb neun komme ich nach Hause.
Verantwortung und helfe meinem Bruder bei den Hausaufgaben. Was ist für dich besonders schwierig?
Letztes Jahr hatte ich einen Unfall, als ich Bananen kochte. Weil der Tisch wackelte, stürzte eine Pfanne mit heissem Wasser auf mich herab. Ich verbrannte mir beide Beine. Die Schmerzen waren furchtbar. Meine Mutter tat Salbe darauf, das hat geholfen. Seither übernimmt sie die Arbeit mit kochendem Wasser. Hast du einen Traum für die Zukunft?
Ich möchte gern Unternehmerin werden, mit einem Abschluss in Betriebswirtschaft und eigenem Computer. Meine Tante ist mein grosses Vorbild. Ich möchte in der Schule vorwärts kommen und meiner Mutter und meinem Bruder helfen. ■
Das sind sehr strenge Tage. Gibt es etwas, das dir besonders gefällt?
Ja, ich lerne gern, und meine Mutter unterstützt mich dabei, dass ich die Schule besuche. Ich übernehme gern
Nicaragua: Ihr Stück gerechtere Welt
Trotz Arbeit in die Schule In Nicaragua ermöglicht Caritas in den Regionen San Lucas und Posoltega arbeitenden Kindern den Schulbesuch. Wegen der grossen Armut sind viele Familien auf das Einkommen der Kinder angewiesen. Das Ziel der Caritas ist es, die Kinderarbeit einzuschränken und weniger gefährlich zu machen.
Text: Dominique Schärer; Bilder: Keyla Miranda Rodríguez, INPRHU
Gut zu wissen: – Schätzungen zufolge leisten in Nicaragua 80 000 bis 90 000 Kinder Kinderarbeit und besuchen die Schule gar nicht oder nur lückenhaft. – Die beiden Partnerorganisationen Instituto de Promoción Humana (INPRHU) und Asociación Los Quinchos ermöglichen 800 Kindern Stützunterricht. – Ein Basispaket mit Stiften, Heften und Schulranzen kostet rund 13 Franken. ■ www.caritas.ch/kinder/nicaragua
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Kinder in die Schule ■
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Haiti: Ihr Stück gerechtere Welt
Guter Schulunterricht in erdbebensicheren Gebäuden Mit der Fertigstellung gehen die fünf neuen, erdbeben sicheren Schulen in der Region südlich der Hauptstadt Port-au-Prince über ins Programm der Caritas-Kinderpatenschaften. Damit ist sichergestellt, dass in den neuen Gebäuden auch ein qualitativ guter Unterricht stattfindet. Weiterhin unterstützen die Kinderpatinnen und -paten die Schule im Armenviertel Trou Sable in der Stadt Gonaïves, wo rund 1600 Kinder zur Schule gehen.
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Gut zu wissen: – 1255 Schülerinnen und Schüler der zweiten Klasse haben Schulbücher für Französisch und Mathematik erhalten. – Insgesamt bieten die fünf neuen Schulhäuser Platz für 2500 lernbegierige Kinder. – 60 Primarschullehrerinnen und -lehrer konnten eine Weiterbildung besuchen. ■ www.caritas.ch/kinder/haiti
Kinder in die Schule ■ Haiti
«Nun haben w ir w ie der ein richtige s Schu lhau s» Mehr als drei Jahre lang mussten die Kinder von Gressier, Darbonne und Bolosse in PlastikUnterständen zur Schule gehen. Nun haben sie endlich wieder richtige Schulgebäude.
Die 13-jährige Marie-Christella ist stolz auf ihre neue, «richtige» Schule mit dem Namen Saint Vincent de Paul in Gressier. Als im Januar 2010 das verheerende Erd beben Haiti erschütterte, besuchte sie die zweite Klasse. Zum Glück überlebten sie und ihre Familie das Beben, doch ihre Schule war komplett zerstört. Die folgenden zwei Jahre Unterricht in Plastikunterständen haben dem Mädchen viel abverlangt. An der Eröffnungsfeier der Schule nahm Marie-Christella zusammen mit ihren Kameradinnen und Kameraden teil. Sie freut sich über das stattliche, erdbebensicher gebaute Gebäude, die schönen Klassenzimmer. Aber besonders glücklich ist sie über etwas, das so selbstverständlich klingt: getrennte Toiletten für Mädchen und Jungen. «Nun müssen wir nicht mehr warten, bis wir zuhause sind, um Pipi zu machen», sagt sie. Es gibt Eltern, die ihre heranwachsenden Töchter nicht mehr zur Schule schicken, wenn sanitäre Einrichtungen fehlen.
1640 Kinder haben im Oktober 2013 den Unterricht in den drei fertiggestellten Schulen von Gressier, Darbonne und Bolosse aufgenommen. Jede dieser Schulen hat 15 Klassenzimmer, die mit Schulbänken für 40 Kinder ausgestattet sind. Doch die Infrastruktur allein reicht nicht aus, damit diese Kinder tatsächlich die Bildungschancen erhalten, die sie verdienen. Daher stellen die Caritas-Patinnen und -Paten sicher, dass die Schulen auch in guter Qualität betrieben werden können: technische und finanzielle Unterstützung, Lehrmittel, Weiterbildung und die Einführung von Elternkomitees. Nun sind die Schüler dran
Bald wird Caritas Schweiz im Rahmen ihres Wiederaufbauprogramms zwei weitere Schulen in den Weilern Chauffard und Delatte fertigstellen. Eine neue Seite werde jetzt aufgeschlagen, sagt Grégory, der die neunte Klasse besucht. Und er präzisiert: «Ab jetzt steht die Leistung von uns Schülern im Mittelpunkt.» ■
Qualität zählt
Auch für Alenise Massenat, Mitglied des Komitees zum Wiederaufbau der Schule St. Vincent de Paul, ist die Eröffnung ein Meilenstein. «Ich bin sehr zufrieden mit dem neuen Gebäude, aber wir alle werden noch viel zufriedener sein, wenn wir die Schulerfolge unserer Kinder sehen werden», sagt sie. Über die Räumlichkeiten hinaus sorgen die Caritas-Patenschaften für eine gute Qualität der neuen Schulen. Text: Stefan Gribi; Bilder: Peter Eppler, Caritas Schweiz
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Kinder in die Schule ■ Uganda
Da s Glück wei terg eben Sekundarschule, Gymnasium, Universität: Der Bildungsweg von Jacqueline Kembabazi (28) ist nicht selbstverständlich und wurde möglich dank grossem Ehrgeiz und der Hilfe von Caritas.
Jacqueline kommt aus einem armen Dorf in Uganda. Ihr Vater starb im Jahr 2000 an Aids, ihre Mutter trägt die Krankheit seit Jahren in sich. Von den neun Kindern der Familie konnten nur vier die Schule besuchen. Als der Vater erkrankte, war nicht mehr genügend Geld vorhanden. Damals eine herbe Enttäuschung für Jacqueline. Für das kleine Mädchen war es ein grosses Glück, dass die Caritas und ihre Partnerorganisation Sisters of Our Lady of Good Counsel Würde gern etwas zurückgeben: einsprangen und die KosJacqueline (28). ten für Schule und Bücher übernahmen. Jacqueline: «Sie haben mir die Ausbildung ermöglicht und mich zu dem gemacht, was ich heute bin.» Ihre Vorliebe für Zahlen und die Arbeit der Schulbuchhalterin motivierten sie dazu, nach der Sekundarschule einen Diplomkurs zu absolvieren und mit dem Bachelor in Buchhaltung abzuschliessen. Andere unterstützen
Heute ist Jacqueline verheiratet und Mutter eines Sohnes. Ihr Job als Buchhalterin bei Sisters of Our Lady of Good Counsel erfüllt sie in verschiedener Hinsicht: Einerseits reicht ihr Gehalt so weit, dass sie damit auch die Mutter und die Geschwister unterstützen kann. Andererseits 10 Caritas «Kinder» 2014
kann sie mit ihrer Arbeit denen etwas zurückgeben, die ihr so geholfen haben: «Ich würde gerne mit anderen Waisen zusammen ein kleines Geschäft aufbauen – ein Teil des Gewinns müsste dann an die Sisters gehen.» ■
Uganda: Ihr Stück gerechtere Welt
Eine Chance für Aids-Waisen Die Caritas-Partnerin Sisters of Our Lady of Good Counsel ermöglicht Aidswaisen den Schulbesuch und eine Berufsausbildung. Dabei werden Kinder wie auch Gastfamilien eng von Sozialarbeitenden begleitet. Gut zu wissen: – 129 Halbwaisen und Waisen können die Schule besuchen und eine Ausbildung absolvieren. – 4 Franken kostet die Schuluniform für ein Kind. – Mit 8 Franken kann ein Kind ein Jahr lang mit Schulmaterial wie Büchern, Heften, Schreibzeug versorgt werden. ■ www.caritas.ch/kinder/uganda
Text: Ulrike Seifart; Bilder: Joseph Kitsha Kyasi, Kathrin Wyss
Kinder in die Schule ■ Tschetschenien
Kerim re det w ie der Mit Unterstützung der Patinnen und Paten hat Caritas in Tschetschenien Kindergärten ein gerichtet, in denen kriegstraumatisierte Kinder lernen konnten. Heute lernt das tschetschenische Schulsystem von den Caritas-Kindergärten. Eine Erfolgsgeschichte.
Kerim war ein leises Kind. Er sprach nicht. Er spielte nicht. Innerlich unruhig und reizbar war der fünfjährige Junge, als er in den COBEC-Kindergarten* der Caritas eintrat. Das war vor fünf Jahren. Heute ist Kerim zehn Jahre alt, fröhlich und voller Leben. Kerim ist ein Kind, wie es in Tschetschenien viele gibt. Unter den Kriegsfolgen haben sie besonders gelitten; ihr Verstummen war eines der typischen Stresssymptome. Damals, 2006, startete Caritas ein Programm, um den Kindern in ihrer Entwicklung zu helfen. Caritas setzte bewusst dort an, wo die Zukunft der Menschen vorgezeichnet wird: in der frühen Bildungsphase, im Kindergarten und in der Vorschule. Moderne Methoden
Inzwischen haben sich die Verhältnisse in Tschetschenien zum Besseren gewendet. Die Kinder, die heute in die Kindergärten kommen, sind nicht mehr von aktuellen Kriegsfolgen gezeichnet. Die COBEC-Einrichtungen braucht es aber weiterhin. Denn die Unterrichtsmethoden, die in den Kindergärten praktiziert werden, machen inzwischen Schule: Die entspannte Umgebung und der spielerische Zugang zum Lernen tragen Früchte. Kinder, welche die COBEC-Einrichtungen besucht haben, sind in ihrer Schullaufbahn erfolgreich. Das ist der Grund, warum das tschetschenische Bildungsministerium die Methoden für staatliche Vorschul-Einrichtungen übernimmt. Das ist ein Erfolg für Caritas. Mit ihren Kindergärten trägt sie zur nachhaltigen Entwicklung des Landes bei. ■ Text: Iwona Swietlik; Bild: Initiativa * COBEC = Community Based Early Childhood Education
Tschetschenien: Ihr Stück gerechtere Welt
Caritas macht Schule Caritas setzt sich dafür ein, dass tschetschenische Kinder eine frühkindliche Förderung nach den Grundsätzen moderner Pädagogik erhalten und trotzdem das staatliche Curriculum absolvieren. Eine ganzheitliche Förderung der Kinder unterstützt die friedliche Entwicklung der kriegsversehrten Gesellschaft. Die Kindergärtnerinnen erhalten eine Weiterbildung. Gut zu wissen: – In vier Dörfern können derzeit 320 sozial benachteiligte Kinder einen Kindergarten der Caritas besuchen. – 1900 Kinder sind seit 2006 durch den CaritasKindergarten gegangen. – Im Schuljahr 2012/2013 haben 280 Lehrerinnen eine von Caritas und COBEC entwickelte Weiterbildung besucht. ■ www.caritas.ch/kinder/tschetschenien
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Kinder in die Schule ■ Bangladesch: Ihr Stück gerechtere Welt
Bildung für das Leben Die Caritas-Kinderpatenschaften unterstützen zwei der insgesamt 23 Schulzentren des Centre for Mass Education in Science (CMES). Dank der Bildungsinitiative des Physikers Ibrahim Muhammad haben heute rund 20 000 Schülerinnen und Schüler aus ärmsten Verhältnissen Zugang zu Bildung. In einem einzigartigen Lehrgang erhalten sie neben der schulischen Grund bildung eine praktische Ausbildung, dank der sie ihre eigene Existenzgrundlage aufbauen können.
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Gut zu wissen: – Im Jahr 2013 wurden an den beiden von Caritas unterstützten Schulzentren in Jaldhaka und Malgara insgesamt 1100 Kinder und Jugendliche ausgebildet. – Das Schulmaterial für ein Grundschuljahr für 30 Kinder kostet zwischen 90 und 150 Franken. – In 7 Schulen wurden Solarpumpen installiert und rund 2500 Kinder erhielten dadurch Zugang zu sauberem Trinkwasser. ■ www.caritas.ch/kinder/bangladesch
Kinder in die Schule ■ Bangladesch
Vo n Mau rerinn en und Nähern Der Weg aus der Armut führt über ganzheitliche Bildung, ist Bashu Dev Gosh überzeugt. Der Lehrer unterrichtet an der Schule in Malgara in Bangladesch, an einer der Schulen des Centre for Mass Education in Science (CMES), die von den Caritas-Patinnen und -Paten unterstützt werden. Er bereitet bereits junge Schülerinnen und Schüler auf Erwerbsarbeit vor. Für Bashu Dev Gosh eine sinnvolle Notwendigkeit.
Auf die Erwerbsarbeit vorbereitet werden Schülerinnen und Schüler ab dem 11. Lebensjahr. Setzt man sie damit nicht dem Risiko der Kinderarbeit aus?
Wir sind uns dieses Problems absolut bewusst. Wir trainieren diesbezüglich auch unser Personal. Tatsache ist aber, dass gerade die armen Familien ihre Kinder oft zur Arbeit schicken. Viele Betriebe nutzen die Armut und Not dieser Familien aus. Wie schützt das Programm die Schülerinnen und Schüler vor Ausbeutung?
Ganzheitliche Bildung für die Kinder aus ärmsten Familien: Reichen Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen nicht?
Nein. Gerade sehr arme Menschen wie jene in Malgara im Norden von Bangladesch sind gezwungen, sehr verschiedene Fertigkeiten und Fähigkeiten zu entwickeln, damit sie ein Einkommen erwirtschaften und die Familie ernähren können. Darum ist der Unterricht im Näh-, Maurer- und Zimmerhandwerk, in Pilz- und Bienenzucht sinnvoll. Er wird für die Schülerinnen und Schüler später zur Existenzgrundlage. Unter ganzheitlicher Bildung verstehen Sie also das Erlernen verschiedener praktischer Fertigkeiten?
Nicht nur. Selbstverständlich unterrichten wir neben Bangla auch Englisch, Mathematik, Naturwissenschaften und betriebswirtschaftliche Grundkompetenzen. Ganzheitliche Bildung umfasst verschiedene Fähigkeiten und verbindet Allgemeinbildung mit organisatorischen, handwerklichen und ökonomischen Kompetenzen.
Wir sind im Kontakt sowohl mit den Familien als auch mit Betriebsleitern, um Kinderarbeit zu verhindern und sichere und gerechte Arbeitsverhältnisse zu schaffen. Zudem bieten wir einen speziellen Beratungsdienst für Absolventen an, um ihr Bewusstsein für die eigenen Rechte am Arbeitsplatz zu stärken. Welche Chancen haben die Absolventen Ihrer Schule auf dem Arbeitsmarkt?
Sehr gute. Da die öffentlichen Schulen keine Ausbildung in praktischen Fertigkeiten vorsehen, sind unsere Schülerinnen und Schüler bei Arbeitgebern beliebt und gesucht. Eine grosse Genugtuung für uns ist aber, dass sich die meisten Absolventen mit kleinen Betrieben selbständig machen. Für mich ist es eine Bestätigung dafür, dass ganzheitliche Bildung nachhaltig aus der Armut herausführt. Sie ist sozusagen der Boden für menschliche Entwicklung. ■
Besonders die Mädchen werden im Selbstbewusstsein gestärkt, um sich entfalten zu können. Text: Iwona Swietlik; Bilder: Pia Zanetti, Amrita Rozario
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«Man hat m ir etwas zugetraut»
Mit seinen Kinderpatenschaften will sich der emeritierte Psychologie-Professor August Flammer in die Reihe jener stellen, die den Teufelskreis der Armut durchbrechen wollen. Wenn August Flammer von seinen Patenschaften erzählt, so spricht er auch als Entwicklungspsychologe. «Die Ausbildung von Mädchen ist ein zentraler Schlüssel für die Zukunft», sagt er. Besonders in Entwicklungsländern könne nur mit Mädchenbildung der Teufelskreis von Armut, früher Mutterschaft, von verlassenen und arbeitenden Kindern ohne Ausbildung unterbrochen werden. Eine Caritas-Kinderpatenschaft verändere zwar nicht die ganze Welt, doch sie könne punktuell sehr wohl etwas bewirken. Egal ob in der Schweiz oder anderswo: Eine Gesellschaft müsse zum Wohl ihrer Kinder auch dafür sorgen, dass es den Eltern gut gehe, dass Familien integriert seien und ihre Dynamik entfalten können. Keine Zeit für die Pfadi
«Versuchen wir doch wenigstens lokal etwas mehr Gerechtigkeit zu schaffen, mit Nachbarschaftshilfe und Nächstenliebe, überhaupt mit Fairness und Solidarität», sagt August Flammer mit Blick auf das eigene Handeln. Ungerechtigkeit ist für ihn das «schmerzlichste Lebensthema», wie er selber sagt. Aufgewachsen ist der heute 75-Jährige im Kanton St. Gallen auf einem kleinen Hof mit «zehn Kühen, einem Pferd und sieben Mäulern, die gestopft werden wollten». Das Leben im Dorf seiner 14 Caritas «Kinder» 2014
Kindheit sei ärmlich gewesen; Kinder hätten von früh bis spät mitarbeiten müssen: «Für Pfadfinder-Nachmittage oder Musikunterricht war da kein Platz.» So wählte Flammer auch aus finanziellen Gründen zunächst den Lehrerberuf und gelangte erst mit 25 ins Psychologiestudium. Heute blickt der emeritierte Professor auf ein rei-
«Ungerechtigkeit ist mein schmerzlichstes Lebensthema.» ches Leben und eine vielfältige wissenschaftliche Karriere zurück. Der dreifache Grossvater engagiert sich sozial und politisch in seiner Gemeinde Bolligen bei Bern und pflegt zahlreiche Hobbies: Musik, Kochen, Gärtnern, Velofahren. Dass sein Leben trotz schwierigen Start bedingungen gelungen ist, habe auch damit zu tun, «dass es immer wieder Menschen gegeben hat, die mir etwas zutrauten.» Als Spender hat August Flammer bewusst die Caritas und vergleichbare Organisationen gewählt: Es seien die grossen und professionellen Hilfswerke, die von der Öffentlichkeit kontrolliert werden können. «Von ihnen erwarte ich, dass sie ihre Arbeit an der Basis aus bestmöglicher Einsicht und in aufgeklärter Weise ausüben.» ■ Text: Dominique Schärer; Bild: Andreas Schwaiger
Kinder von der Strasse ■ Bolivien
Am Bahnhof au sg esetzt Der heute 17 Jahre alte Gualberto wuchs auf dem Land auf und landete als Zehnjähriger auf den Strassen von La Paz – ausgesetzt von seiner Familie, ausgespuckt von der Armut.
Der Tag vor sieben Jahren, an dem sich sein Leben schlagartig änderte, wird Gualberto Ledezma Tola sicher nie mehr vergessen. Mit seinem Grossvater fuhr er wie üblich in die Hauptstadt La Paz, um Gemüse zu verkaufen. «Wir übernachteten beim Unterstand des Busbahnhofs», erzählt Gualberto mit leiser Stimme. «Am folgenden Tag sagte mein Grossvater zu mir, ich solle dort kurz auf ihn warten. Ich wartete stundenlang. Er kam nie Besucht heute wieder die Schule: Gualberto (17). mehr zurück.» Dass seine Familie ihn aussetzte, hat mit der grossen Not und Armut zu tun: Nachdem der Vater an einem Unfall gestorben war, wurde die Familie auch noch vom kleinen Grundstück vertrieben, wo sie sich als Kleinbauern mit dem Anbau von Hafer, Bohnen und Kartoffeln knapp über Wasser gehalten hatten. Gualberto macht Zukunftspläne
So kam es, dass aus dem Bauernjungen Gualberto ein Strassenjunge wurde. Schnell lernte er andere Strassenkinder kennen, die ihn glücklicherweise schon bald zum Programm der Caritas-Partnerin Fundación La Paz führten. Diesem Umstand ist heute zu verdanken, dass Gualberto wieder die Schule besucht. Der junge Mann hat klare Ziele, aber auch Träume für die Zukunft: Text: Dominique Schärer; Bilder: Fundación La Paz
«Kurzfristig möchte ich mir vom Ersparten einen DVD kaufen, mittelfristig das Schuljahr mit guten Noten abschliessen und später einmal an der Universität studieren.» Und manchmal träumt Gualberto vom früheren Leben als Schafhirte und von den friedlichen Sonnen untergängen, die sie im Kreis der Familie jeden Abend genossen hatten. ■
Bolivien: Ihr Stück gerechtere Welt
Eine Chance für Strassenkinder Die Caritas-Partnerin Fundación La Paz ermöglicht Strassenkindern sowie arbeitenden Kindern und Jugendlichen eine Zukunftsperspektive. Sie verfügt über Krippen, Vorschuleinrichtungen, Unterkünfte und macht Angebote zu Schule, Entwicklung und Berufsbildung. Gut zu wissen: – 600 Kinder und Jugendliche erhalten jährlich die Chance, ihr Leben zu verbessern. – Nur 30 Prozent der Strassenkinder brechen den Kontakt zum Projekt wieder ab. – Die medizinische Versorgung eines Strassen kindes kostet 90 Franken im Monat. ■ www.caritas.ch/kinder/bolivien-strasse
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Kinder von der Strasse ■
Ruanda: Ihr Stück gerechtere Welt
Schutz und Zuwendung finden Sie arbeiten hart, leben unter freiem Himmel, konsumieren Drogen und werden von der Gesellschaft verachtet: Das Leben der Strassenkinder in Ruanda beinhaltet das Gegenteil von dem, was die gute Entwicklung eines Kindes ausmacht. Die CaritasPartnerorganisation Abadacogora-Intwari setzt sich seit vielen Jahren für diese Kinder ein. Sie führt drei offene Zentren, in denen sie 500 Strassenkinder aufnimmt, ihnen ein liebevolles Umfeld bietet und eine Rückkehr in die Schule oder eine Berufsausbildung ermöglicht. Gut zu wissen: – 40 Mädchen und 68 Buben haben 2013 ihre Bildungsrückstände aufgeholt und können wieder die öffentliche Schule besuchen. – Mit 360 Franken können 30 Primarschul-Uniformen bezahlt werden. – Für 140 Franken erhält ein Kind an 240 Tagen im Jahr eine warme Mahlzeit. – 25 Kinder absolvieren derzeit eine Berufslehre bei Abadacogora-Intwari. ■ www.caritas.ch/kinder/ruanda
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Kinder von der Strasse ■ Ruanda
Vo m Stra ssenju ng en zum erfo lg reiche n Musiker Er war ein Strassenjunge, heute ist er ein aufstrebender Künstler: Für sein Spiel mit der traditionellen ruandischen Zither hat der 17-jährige Emmanuel Ntigurirwa einen natio nalen Musikpreis gewonnen. Dies ist auch ein Erfolg für das Caritas-Patenschaftsprojekt in Ruanda.
Aufgewachsen ist Emmanuel in den Slums von Kigali. Mit sechs verlor er seine Mutter, die viel zu früh an einer Krankheit starb. Der Vater kämpfte um die Existenz der Familie und war nicht in der Lage, den Kindern die nötige emotionale Geborgenheit zu geben. Dies trieb den sensiblen Buben auf die Strasse, wo er zwei Jahre mit Alkohol- und Drogenkonsum verbrachte. «Nachts schlief ich auf dem Trottoir oder in Strassengräben», erinnert sich Emmanuel. Eines Tages verwickelte ihn ein Mitarbeiter von Abadacogora-Intwari, der Emmanuel (17) kann heute Partnerorganisation von von seiner Musik leben. Caritas Schweiz für die Kinderpatenschaften in Ruanda, in ein Gespräch. Er ermunterte ihn, im Tageszentrum vorbeizuschauen. Hier gab es für Emmanuel eine Unterkunft, warme Mahlzeiten, es gab andere Kinder und Menschen, die sich um ihn kümmerten. Emmanuel blieb. Dank dem Stützunterricht konnte der wissensdursDrei Zentren für Strassenkinder bieten ein liebevolles Umfeld und die Rückkehr in die Schule. Text: Stefan Gribi; Bilder: Joseph Kitsha Kyasi
tige Junge bald wieder zur Schule gehen. Und er fand auch zu seinem Vater zurück. Rückblickend war die konstante Begleitung durch die Projektmitarbeitenden sehr wichtig, die ihn auch bei emotionalen Tiefschlägen immer wieder zum Weitermachen ermunterten. «Es muss doch auch junge Inanga-Spieler geben!»
Wenn das Gespräch auf seine grosse Passion, die Musik, kommt, beginnen die Augen des scheuen jungen Mannes zu leuchten. Er erzählt, wie er die Inanga, die traditionelle ruandische Zither, das erste Mal im Fernsehen gesehen hatte und vom ersten Augenblick an völlig fasziniert war. «Die meisten Leute, die Inanga spielen, sind alt. Ich sagte mir: Es muss doch auch junge Spieler geben!» Und so begann er fleissig zu üben. Heute spielt er oft an Hochzeiten und kann von seinen Einkünften als Musiker leben. Er kann davon sogar die Ausbildung seiner Schwester Pelagie bezahlen, die Sekretärin lernt. Gerne würde Emmanuel auch für Strassenkinder komponieren. Und was er mit den 500 Franken macht, die er für den Musikpreis gewonnen hat? «Videoclips gestalten wie echte Stars», sagt er schmunzelnd. Gewalt in den Familien
Die Zahl der Kinder in Ruanda, die auf der Strasse leben, ist auch heute noch gross. Die Regierung versucht das Problem in den Griff zu bekommen und die Kinder in ihre Familien zu reintegrieren. Aber genau dort ist oft die Ursache des Problems. Viele Eltern sind noch immer von den Ereignissen rund um den Genozid von 1994 traumatisiert, es gibt Gewalt in den Familien, und oft werden Kinder von den Müttern verstossen, wenn diese einen neuen Partner haben, der die Kinder des Vorgängers nicht akzeptieren will. Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass die Zahl der Strassenkinder langsam zurückgeht, was auch das Verdienst von Projekten wie Abadacogora-Intwari ist. ■ 17
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Kinder von der Strasse ■ Brasilien
Es gibt eine n be sseren W eg als d ie Stra sse Früher mussten die drei Geschwister Flávio, Fabíola und Fabrício Souza arbeiten gehen, statt die Schule zu besuchen. Heute kennen sie ihre Rechte und klären auch andere Kinder und Jugendliche auf.
«Unsere Mutter hat keine Zeit für uns», berichten die Geschwister Flávio (14), Fabíola (13) und Fabrício (12). Keine Zeit hat die Mutter, weil sie die zwölfköpfige Familie als Hausangestellte durchbringen muss. Doch das Geld reicht hinten und vorne nicht. Das Dreiergespann wohnt mit der Mutter, weiteren Geschwistern und der Familie der ältesten Schwester in einer winzigen Holzbaracke in einem verwahrlosten Viertel der Stadt Cametá
im Norden Brasiliens. «Unser Quartier ist gefährlich, es gibt viele Einbrüche, und es werden bei Raubüberfällen immer wieder Leute umgebracht», erzählt Flávio. Hier Gewinne, dort Armut
Zwar hat Brasilien den Kampf gegen die Armut erfolgreich aufgenommen. Doch die soziale Ungleichheit bleibt riesig, und nach wie vor leben 12,6 Millionen Menschen von weniger als einem Dollar pro Tag. Diese Entwicklung trifft auch auf die Region Cametá zu, wo sich neue Unternehmen niedergelassen haben, um mit den reich vorhandenen Schätzen der Natur wie Wasserkraft, Holz oder Bodenschätzen grossen Gewinn zu machen. Doch gleichzeitig wird die Umwelt verschmutzt, viele Menschen werden von ihrem Land vertrieben und die Städte wach-
Sie kennen ihre Rechte und klären andere Kinder darüber auf: Fabíola (links), Fabrício (Zweiter von rechts) und Flávio (rechts) mit ihrer Mutter und den Cousins.
18 Caritas «Kinder» 2014
Text: Dominique Schärer; Bilder: Esther Belliger, Suane Melo Barreirinhas/PIAJ
sen immer schneller. 78,2 Prozent der Bevölkerung von Cametá sind verarmt, und die Kinder und Jugendlichen sind von den sozialen Problemen besonders betroffen. Putzen auf der Hühnerfarm
Auch die drei Geschwister kamen in Cametá unter die Räder: «Früher haben wir auf einer Hühnerfarm geputzt. Bezahlt wurden wir mit dem Geflügel, das nicht verkauft wurde», blickt Fabíola zurück. Die Freizeit verbrachten sie und ihre Brüder auf der Strasse. Sogar als die jüngste Schwester sich bei einem Unfall mit kochendem Essen gefährlich verbrühte, musste die Mutter arbeiten gehen. Umso glücklicher war die Familie, als sie auf das Programm der Caritas Brasilien stiess, das Kindern und Jugendlichen eine Tagesstruktur bietet und sie über ihre Rechte aufklärt. Von einem Schicksal auf der Strasse verschont
Voller Elan machten Flávio, Fabíola und Fabrício beim Angebot an Freizeitaktivitäten mit, von Fussball über Capoeira bis hin zur Ludothek, und besuchten die Workshops über den Schutz vor sexuellem Missbrauch, Kinderarbeit und häusliche Gewalt. Sie lernten schnell und wollen ihr neues Wissen heute an andere Kinder und Jugendliche weitergeben. Wenn es darum geht, in den Gruppenarbeiten des Programms Verantwortung zu übernehmen, so gehören die drei zu den Ersten, die motiviert mitmachen. «Heute wissen wir, dass es wichtig ist, die Schule zu besuchen, damit wir eine gute Ausbildung und eine bessere Zukunft haben», betont Fabrício.
«Wir sind glücklich, dass wir unsere Freizeit nicht mehr auf der Strasse verbringen müssen.» Dass die Geschwister die Arbeit auf der Hühnerfarm aufgeben konnten, ist auch der Caritas Brasilien zu verdanken, welche die Jugendlichen mit ausgewogenen Mahlzeiten versorgt. «Wir sind glücklich, dass wir unsere Freizeit nicht mehr auf der Strasse verbringen müssen, dass wir etwas lernen können und mit unserem neuen Wissen auch das Zusammenleben in unserer Familie verbessern», sagen die drei Jugendlichen. ■
Brasilien: Ihr Stück gerechtere Welt
Kinder lernen ihre Rechte kennen Caritas Schweiz unterstützt im Norden und Nord osten das landesweite Programm PIAJ (Programa Infância, Adolescência e Juventude) von Caritas Brasilien für gefährdete Kinder und Jugendliche. Das Programm ermöglicht den Kindern eine Tagesstruktur und schützt sie vor der Gefahr, als Strassenkinder zu enden. In Rio de Janeiro schützt Caritas Schweiz zusammen mit der Organisation São Martinho Strassenkinder mit Betreuung durch Sozialarbeiter auf der Strasse, mit einem Mittagstisch, Stützunterricht, Freizeitaktivitäten und Berufsbildung für Jugendliche aus den Favelas von Rio. Gut zu wissen: – Im Jahr 2013 unterstützte Caritas mit dem Programm PIAJ 327 Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 14 Jahren. – Die Anwältinnen und Anwälte von São Martinho haben Einsitz in acht Bürgerräten, Organisationen und Netzwerken für Kinderrechte. – Mit 30 Franken kann ein Strassenkind einen Monat lang mit einer Mahlzeit versorgt werden. ■ www.caritas.ch/kinder/brasilien
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«Kinder» 2014 Caritas
«Manchmal braucht es Unters tützung vo n au ssen» Wie bedeutsam der Schutz von Kindern ist, zeigt die Familiengeschichte der Schauspielerin Yangzom Brauen. Yangzom Brauen, in Ihrem Buch «Eisenvogel» beschreiben Sie, wie Ihre Mutter als Kind aus Tibet nach Indien flüchten und als Steinklopferin arbeiten musste. Wie hat sie sich aus dieser Situation befreit?
Sie haben sich als Präsidentin des Vereins Tibeter Jugend in Europa stark für Menschenrechte in Tibet engagiert. Was bringt das Engagement von jungen Menschen?
Meine Mutter konnte in Indien dank einem Hilfswerk die Schule besuchen. Diese Bildung hat ihre Zukunft geprägt und ihr geholfen, das Leben zu gestalten. Gemeinsam mit meinem Vater gelang es ihr, ein Leben in Sicherheit aufzubauen.
Es sind die Jungen, die künftig für diese Welt verantwortlich sind. Darum ist es wichtig, dass zum Beispiel die Schule bei Jugendlichen ein Bewusstsein für Solidarität schafft. Mir selbst ist es unvergesslich, wie wir in der Schule gemeinsam mit Flüchtlingskindern Bäume gepflanzt haben. Solche Aktionen können für das spätere Engagement von jungen Menschen sehr prägend wirken.
Hat diese Familiengeschichte Ihre eigene Kindheit beeinflusst?
Im Gegensatz zu meiner Mutter haben mein Bruder und ich eine unbeschwerte Kindheit genossen. Meine Eltern haben es geschafft, nicht eigene schlechte Erfahrungen, sondern das Beste an uns Kinder weiterzugeben. Das ist eine grosse Leistung. Doch sicher hat uns unsere Familiengeschichte Mitgefühl gelehrt. Wie zeigt sich dies in Ihrem eigenen Leben?
Ich unterstütze zum Beispiel unsere Grossfamilie in Tibet. So haben wir Geld gesammelt für eine Gemeinschaftsdusche, welche die Dorfbewohner an die Nachbardörfer vermieten und so ein Einkommen erwirtschaften. Auch die Arbeit von Hilfswerken zeigt: Manchmal braucht es Unterstützung von aussen, damit die Menschen der Armut entrinnen können.
Was können wir von der reichen Schweiz aus für eine bessere Welt tun?
Es geht uns in der Schweiz so gut, dass wir die Möglichkeit haben, andere zu unterstützen. Wir können unsere Solidarität in Form von Spenden sowie mit konkreter Hilfe und Unterstützung in unserem Umfeld zeigen. So haben wir in unserer Familie Weihnachten immer zusammen mit alleinstehenden Personen gefeiert, die sonst einsam zu Hause gesessen hätten. ■
Yangzom Brauen
Die Schauspielerin und Autorin Yangzom Brauen (*1980) wuchs als Tochter einer tibetischen Mutter und eines Schweizer Vaters in Bern auf. Sie spielte in Schweizer Filmen und Hollywood-Produktionen. Ihr Buch «Eisenvogel» erzählt die Geschichte ihrer Familie.
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Text: Dominique Schärer; Bild: Marc Gruninger
Lebensmut für Kinder ■ Philippinen
Taifun, Ar mut, Kinder handel Nach den verheerenden Zerstörungen des Taifuns «Haiyan» im November 2013 sind auf den Philippinen Kinder noch mehr der Gefahr ausgesetzt, Opfer von Prostitution und Menschenhandel zu werden. Die Caritas-Partner tragen dazu bei, dies zu verhindern.
«Es bricht einem fast das Herz, die Kinder in Not zu sehen», sagt Kaira Alburo von der Organisation A2D Project, mit der Caritas auf den Philippinen zusammenarbeitet. Nachdem der Taifun «Haiyan» im November 2013 über die philippinischen Inseln hinwegfegte, berichtete sie von 160 000 Kindern, die im Land ohne Schutz auf Hilfe warteten. «In einer solchen Situation voller Chaos und Not sind Kinder besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel, Prostitution, Gewalt und Missbrauch zu werden», betont Kaira Alburo. Darum seien nicht nur die unmittelbare Nothilfe, sondern auch die langfristigen Patenschaftsprojekte jetzt ganz besonders wichtig.
Weil sich die Lebensbedingungen der Armen auf den Philippinen laufend verschlechtern, werden immer mehr Kinder von kriminellen Schlepperbanden unter falschen Versprechungen in die Städte gelockt und zu Prostitution, Pornographie, Cybersex oder ausbeuterischer Arbeit in Fabriken gezwungen. Besonders dort, wo Armut mit Tourismus und guten Verkehrswegen zusammentrifft – zum Beispiel in Cebu City, der Hauptstadt einer der vom Taifun «Haiyan» am heftigsten getroffenen Inseln. Hier baut Caritas mit Partnern ein Nachbarschaftsnetz auf, das verdächtige Vorgänge im Quartier sofort an die Behörden meldet. Zudem werden Eltern und Kinder geschult und über ihre Rechte aufgeklärt. Einkommensfördernde Massnahmen sollen die finanzielle Lage der Eltern verbessern. «Gerade nach einer Naturkatastrophe müssen wir die Familien stärken, damit sie sich der Gefahr von Kinderhandel bewusst werden», betont Kaira Alburo. ■
Philippinen: Ihr Stück gerechtere Welt
Kinder vor Missbrauch schützen Caritas hat ihr Engagement gegen Kinderhandel auf neue Regionen übertragen. In Cebu City baut sie mit dem Share With A Child Movement (SACMI) ein Warnsystem zur Prävention von Kinderhandel auf. Der zweite Partner FORGE leistet Präventionsarbeit im Transportsektor – einem der Brennpunkte des organisierten Kinderhandels. Die langjährige Caritas-Partnerorganisation Preda ist nicht mehr auf Unterstützung aus der Schweiz angewiesen.
Text: Dominique Schärer; Bild: Francis Abraham
Gut zu wissen: – Caritas Schweiz und SACMI bauen in 8 Quartieren von Cebu City Nachbarschaftsnetze auf. – Rund 23 000 Eltern und Kinder sollen bis 2016 in Cebu City über Kinderrechte aufgeklärt werden. – Mit 50 Franken können 3 Personen eine eintägige Schulung zur Prävention von Kinderhandel besuchen. ■ www.caritas.ch/kinder/philippinen
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«Kinder» 2014 Caritas
Lebensmut für Kinder ■ Kuba
Eltern zu Experten mache n Unter der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation leiden in Kuba behinderte Kinder besonders. Der Staat hat kaum Ressourcen für besondere Bedürfnisse. In die Lücke springen engagierte Eltern – mit Unterstützung von Caritas.
Wer die 8-jährige Gabriela im hellen Wohnzimmer der Familie Bello besucht, merkt: Das aufgeweckte Mädchen mit den blauen Augen wird ebenso geliebt wie gefördert. «Gabriela hat einen starken Willen und nimmt die Dinge sehr genau», erzählt ihr Vater Loisel Bello. Der blonde Lockenkopf eifert in allen Dingen ihrem zwei Jahre älteren Bruder David Alejandro nach. Die Zweitklässlerin, die eine Spezialschule für Kinder mit Behinderung besucht, zeigt gerne vor, dass sie bereits Trotz eines seltenen Syndroms schreiben kann. Dass hat Gabriela (8) viele Fortschritte sie das kann, ist nicht gemacht. selbstverständlich, denn Gabriela ist mit dem Prader-Willi-Syndrom (PWS) zur Welt gekommen. Neben kognitiven und motorischen Problemen hat sie kein Sättigungsgefühl und nimmt mit bereits 60 Prozent der normalen Kalorienmenge an Gewicht zu. Sie ist ihr Leben lang auf eine strikte Diät angewiesen.
und es dem örtlichen Gesundheitssystem an Informationen, an Geld und an technischen Mitteln fehlt, so hängt das Wohl des Kindes in erster Linie von den Eltern ab. Im besten Fall werden diese zu fähigen Experten für ihr Kind – oder die Familie zerbricht angesichts der grossen Last. Gabriela hatte Glück: Ihre Eltern bauten ein Netzwerk auf, um ihre Tochter in der Entwicklung besser unterstützen zu können und anderen zu helfen, die nicht über gleich gute Ressourcen verfügen wie sie. «Wir schätzen, dass es in Kuba 500 bis 1500 betroffene Kinder gibt, die keine korrekte Diagnose haben», sagen Gabrielas Eltern, beide Universitätsprofessoren. In Kuba fehlen die technischen Möglichkeiten, um das Syndrom zu diagnostizieren. Kongresse und Forschung
Das Vorhaben eines Netzwerkes, das inzwischen 20 Familien umfasst, wäre ohne die Unterstützung von Caritas aussichtslos gewesen, denn auch ein Medizinprofessor verdient in Kuba nur zwischen 15 und 25 Dollar pro Monat. So haben Gabrielas Eltern kein Internet und müssen betroffene Familien persönlich aufsuchen – doch auch die Busreisen sind teuer. Daneben betreiben Gabrielas Eltern Lobbying bei Spitälern und Behörden, um auf das seltene Syndrom aufmerksam zu machen. Mit Erfolg: Es wurde in regionalen Fernsehsendungen über die Krankheit berichtet, sie wurde in den Lehrplan für Speziallehrerinnen und -lehrer aufgenommen und Doktorarbeiten darüber geschrieben. Schliesslich konnten 2010 und 2012 in Havanna erstmals Kongresse zum Prader-Willi-Syndrom durchgeführt werden. ■
20 Familien helfen sich aus
Überall auf der Welt stehen Eltern vor riesigen Herausforderungen, wenn ein Kind mit Behinderung zur Welt kommt. Doch wenn die Krankheit dazu noch selten ist 22 Caritas «Kinder» 2014
Caritas Schweiz unterstützt in Kuba Kinder mit Behinderung sowie deren Eltern. Text: Dominique Schärer; Bilder: Lea Breitner, Pia Zanetti
Lebensmut für Kinder ■ Kuba: Ihr Stück gerechtere Welt
Eltern helfen sich gegenseitig In Kuba unterstützt Caritas in elf Diözesen Kinder mit Behinderung, von Autismus über Down-Syndrom bis hin zu seltenen Krankheiten. Die Eltern vernetzen sich, um besser auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen zu können. Zudem ermöglicht Caritas die Begleitung durch Fachpersonen, psychologische und medizinische Betreuung.
Gut zu wissen: – Eine Busreise über 100 Kilometer für einen Familienbesuch kostet 36 Franken. – Am Programm sind rund 440 Freiwillige beteiligt, davon viele Fachpersonen. – Dank den Patinnen und Paten von Caritas Schweiz können in Kuba 1700 Kinder mit Behinderung entsprechend ihren Bedürfnissen gefördert werden. ■ www.caritas.ch/kinder/kuba
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«Kinder» 2014 Caritas
Lebensmut für Kinder ■ Bolivien
Die Mutter vo n Cochabamba Die 67-jährige Porfiria Torres aus Cochabamba ist seit 20 Jahren als Pflegemutter für die Caritas-Partnerin Infante tätig. Über 80 Kinder sind schon bei ihr ein- und ausgegangen.
Porfiria Torres, sie sind 80-fache Pflegemutter – wie ist es dazu gekommen?
Ich wurde als zweitjüngstes von sieben Geschwistern geboren und begann schon früh, mich um meine Nichten und Neffen zu kümmern. Drei von ihnen wuchsen sogar während einiger Jahre bei mir auf, bis meine Tochter zur Welt kam und meine Schwester ihre Kinder wieder zu
sich nahm. Nun, die Freude und die Sorge für die Kinder sind ein Leben lang geblieben. Warum stiessen Sie zu Infante?
Meine eigenen Kinder wurden gross, mein Sohn besuchte tagsüber die Schule und meine Tochter studierte Medizin. Da ich mich zuhause ohne Aufgabe allein fühlte, schlug mir mein Bruder vor, mich als Pflegemutter zu bewerben. Eine Psychologin und andere Fachleute führten Gespräche mit uns, und schliesslich wurde unsere Familie ausgewählt. Dieser Schritt hat unser Leben total verändert, und die vielen Kinder, die anschliessend kamen, brachten viel Freude in unser Haus.
Porfiria Torres inmitten ihrer grossen Familie, darunter zwei eigene erwachsene Kinder, zwei Enkel und zwei Pflegekinder.
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Text: Dominique Schärer; Bilder: Infante
Wie läuft das ab, wenn ein Kind neu zu Ihnen kommt?
Meine Familie unterstützt mich voll und ganz, und auch unsere Nachbarn und Verwandten bieten immer wieder Hilfe an. Wenn ich mit einem Pflegekind nach Hause komme, stehen sie erwartungsvoll an der Türe, um uns willkommen zu heissen. Viele Kinder sind in einem desolaten Zustand: unterernährt, mit traurigen Augen, einige weisen Spuren von Misshandlung auf. Es ist wunderschön zu sehen, wie sie sich dann erholen, an Gewicht zunehmen, zu lächeln beginnen, laufen und reden lernen und wieder aus vollem Herzen lachen können. Können Sie sich noch an alle Kinder erinnern?
Wir hatten schon über 80 Kinder bei uns, die alle zurück in ihre eigene Familie oder zu Adoptiveltern fanden. Sie heissen Sergio, María, Pablo, wir hatten drei oder vier verschiedene Daniel. Oft tat der Abschied sehr weh, wenn sie uns wieder verliessen. Haben Sie noch Kontakt zu den Kindern?
Ja, manchmal fragten wir nach und manchmal liessen uns auch die Adoptiveltern wissen, wie es dem Kind geht. Der Vater eines Mädchens, das ich sehr liebte, war äusserst aufmerksam und schickte uns immer Fotos von dem Kind. Offensichtlich schätzte er uns und lud uns manchmal zu einem Grillabend ein. Das Schönste ist zu wissen, dass die Kinder eine neue Familie gefunden haben, wo sie glücklich sind. Es ist so wichtig, dass Kinder geliebt werden, und umgekehrt möchte ich selbst nie ohne Kinder leben müssen. ■
Bolivien: Ihr Stück gerechtere Welt
Eine Familie finden Die Caritas-Partnerorganisation Infante vermittelt verlassene und vernachlässigte Kinder in ausgebildete Pflegefamilien, damit sie nicht in schlecht ausgestatteten Heimen mit zu wenig Ressourcen untergebracht werden müssen. Wenn sie nicht in ihre Familien zurückkehren können, unterstützt Infante eine Adoption im Land selbst. Zudem leistet Infante Lobbyarbeit für Kinderrechte. Gut zu wissen: – Die medizinische Versorgung eines Kindes kostet pro Jahr durchschnittlich 43 Franken. – Im Jahr 2013 wurden 10 Pflegefamilien ausge bildet. – Ende 2013 waren 25 Kinder im Programm, von denen 6 wieder in ihre Ursprungsfamilie zurückkehren konnten. ■ www.caritas.ch/kinder/bolivien-lebensmut
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«Kinder» 2014 Caritas
Lebensmut für Kinder ■
Palästina: Ihr Stück gerechtere Welt
Das Trauma bewältigen Der lokale Caritas-Partner YEC (Youth Empowerment Center) betreibt in Gaza ein Nothilfeprogramm für kriegstraumatisierte Kinder. In drei Zentren und drei Stationen in Kindergärten und Schulen wird den Kindern geholfen, damit diese ihre schrecklichen Erlebnisse verarbeiten können. Auch die Familien werden in die therapeutische Arbeit miteinbezogen.
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Gut zu wissen: – Rund 600 Kinder besuchen pro Tag eines der Hauptzentren von YEC. Pro Jahr sind das 187 000 Besuche. – Jedes Jahr betreut YEC rund 7000 Kinder und ihre Familien. – Im Jahr 2013 haben 364 Mädchen und 393 Buben an Theatertherapien teilgenommen. – In den Maltherapien sind 4100 Zeichnungen entstanden. ■ www.caritas.ch/kinder/palaestina
Lebensmut für Kinder ■ Palästina
«Meine To chter kann w ie der lachen» Mit elf Jahren hat die kleine Neama Maroof Dinge erlebt, die niemand erleben möchte. Sie musste machtlos zusehen, wie ihr Cousin nach einem Bombenangriff starb. Ihre Mutter Naima erzählt von Neamas schlimmen Erlebnissen und wie ihr dank Caritas geholfen werden konnte. nicht an den Krieg erinnern. Ich habe «denIchTodwillmitmich eigenen Augen gesehen. Es ist immer noch ein Albtraum. Es war vor einem halben Jahr und draus sen tobte der Krieg.* Wie üblich betete ich am Morgen, dass dieses sinnlose Blutvergiessen endlich aufhören möge. Um die Mittagszeit besuchte uns Haytham (13), ein Sohn meines Schwagers, und wir assen gemeinsam. Das Geräusch der fallenden Bomben kam immer näher und die Kinder wurden ganz aufgeregt. Neama, meine elfjährige Tochter, lief mit Haytham auf das Dach, um zu sehen, was passierte. Mein Schwager befahl ihnen, sofort wieder herunter zu kommen. Kurz danach schlug eine Bombe in unser Haus ein. Ich hörte meine Tochter schreien: «Haytham, Haytham, wach auf! Rede mit mir!» Doch Haytham reagierte nicht mehr. Er starb auf dem Weg ins Spital. Alle standen wir bei ihm, und als wir ihn anschauten, war uns, als würden wir uns vom eigenen Leben verabschieden. Neama erlitt Verletzungen an Beinen und Füssen. Die äusseren Wunden heilten schnell, doch die seelischen blieben. Neama plagten Albträume, sie war völlig verängstigt und begann wieder ins Bett zu machen. Sie wurde aggressiv, und in der Schule konnte sie sich nicht mehr konzentrieren. Dank dem Patenschaftsprojekt findet Neama Maroof (11) wieder ins Leben zurück. Text: Ulrike Seifart; Bild: Youth Empowerment Center * Das Interview wurde im Frühling 2013 geführt
Ein paar Wochen nach dem schrecklichen Ereignis bekamen wir Besuch von einem Psychologen-Team des Youth Empowerment Center. Ich kannte die Leute damals nicht. Sie beobachteten Neama und die anderen Kinder, und als sie gingen, liessen sie mir eine Broschüre über Traumata und einige Spielzeuge da. Und sie gaben mir eine Überweisung für das Zentrum in Beth Lahiyah. Ich war anfangs sehr skeptisch. Wie sollten die uns schon helfen können? Als wir dann aber dort waren, merkte ich schnell, wie sehr es ihnen am Herzen lag, Neama zu unterstützen. Seither gehen wir jede Woche einmal ins Zentrum. Neama bekommt Förderunterricht und nimmt an verschiedenen Aktivitäten teil. Sie zeichnet, spielt und macht Sport – Dinge, die sie zum Lachen bringen und fröhlich machen. Wir besuchen gemeinsam therapeutische Sitzungen und Theaterworkshops. Dort lernt sie, die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Ich verstehe nicht viel von psychologischer Arbeit, aber ich sehe, was für eine gute Wirkung die Behandlung auf Neamas Leben hat. Seit vier Monaten werden wir nun dort betreut, und ich kann wirklich sagen: Meine Tochter ist auf dem Weg, wieder ein normales Kind zu werden. Die Leistungen in der Schule werden stetig besser, seit zwei Monaten nässt sie nicht mehr ein, verliert langsam ihre Ängste und mag das Leben. Ich habe nicht genügend Worte, um meine Dankbarkeit auszudrücken. Danke, an euch alle! ■
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«Kinder» 2014 Caritas
Lebensmut für Kinder ■ Kolumbien
Violeta und das lila Kum m erkästchen Für Kinder sind die Armenviertel von Medellín voller Gefahren. Wer trotz Gewalt, Drogen und Kinderarbeit gesund heranwachsen will, braucht eine starke Persönlichkeit. Dafür sorgt die Caritas-Partnerin Combos – auf neuen Wegen.
Wenn die zehnjährige Vianely Liseidy García Guerra traurig ist, so weiss sie, wem sie ihre Sorgen anvertrauen kann: einem lilafarbenen Kummerkästchen, das mit dem Namen «Violeta» angeschrieben ist. Dort sind auch ein leuchtender Stein, ein goldener Schlüssel, eine Murmel und andere Kostbarkeiten aufbewahrt. In dieser kleinen Schatzkiste deponieren die Mädchen im Zentrum der Caritas-Partnerin Combos tagtäglich ihre Briefe mit
ihren innersten Wünschen, Ängsten oder Erlebnissen. Dinge, die sie sonst niemandem erzählen können. Hartes Flüchtlingsleben
«Ich hätte so gern ein eigenes Zimmer. Bitte, Violeta, hilf mir und auch meiner Mutter», schrieb Vianely einmal in einem solchen Brief. Für eine Zehnjährige hat sie schon viel Schweres erlebt. Ihre Familie musste wegen des Bürgerkriegs in ein Armenviertel der Stadt Medellín flüchten. Dort wartete nicht das Paradies, sondern ein Leben geprägt von Kriminalität, Drogenhandel und Kinder arbeit. Wie unzählige andere Flüchtlinge vom Land leidet die Familie auch hier unter der Gewalt von bewaffneten Banden. In diesem bedrohlichen Umfeld bringen Vianelys Mutter und der Stiefvater die vier Kinder nur mit viel Mühe und Not als Strassenverkäufer durch.
Dem lila Kummerkästchen vertraut Vianely (10) ihre innersten Sorgen und Gedanken an.
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Text: Dominique Schärer; Bilder: Luca Zanetti, Daniel Rueda
Von der Strasse in die Schule
Auch Vianely half früher jeden Tag beim Strassenverkauf mit und hatte vor lauter Arbeit keine Zeit, die Schule zu besuchen. Bis sie auf die Organisation Combos traf, die Kindern wie ihr Sicherheit bietet und warme Mahlzeiten sowie den Zugang zur Schule ermöglicht. Heute verbringt Vianely viel Zeit im Zentrum von Combos und arbeitet nur noch wenige Stunden auf der Strasse. Sie hat einen Raum gefunden, wo Lernen und Nachdenken Platz haben und sie mit ihren Freundinnen spielen kann. Und sie hat Lesen und Schreiben gelernt und kann ihre Gedanken immer besser ausdrücken. Worte für Gefühle finden
«Gerade Kinder, die in einem so schwierigen Umfeld aufwachsen, müssen in ihrer Selbstachtung gestärkt werden und lernen, sich konstruktiv einzubringen», sagt Nadja Buser, Kolumbien-Verantwortliche von Caritas Schweiz. Um dies zu erreichen, hat die lokale Caritas-Partnerin Combos einen innovativen pädagogischen Ansatz entwi-
«Die Kinder müssen in ihrer Selbstachtung gestärkt werden.» Kolumbien: Ihr Stück gerechtere Welt ckelt: das lila Kummerkästchen. Es ist der Briefkasten des fiktiven Mädchens Violeta, mit dem sich die Kinder identifizieren. Mit ihren Briefen üben die Kinder nicht nur, Gefühle auszudrücken und ihrer Fantasie einen Raum zu geben. In einer von sexuellem Missbrauch und Machismo geprägten Gesellschaft müssen besonders die heranwachsenden Mädchen lernen, für die eigenen Bedürfnisse und Rechte einzustehen. Die Briefe an Violeta haben aber auch noch ein anderes Ziel, wie Nadja Buser erklärt: «Man erkennt etwa akute Gefährdungen früher. Zum Beispiel, wenn bewaffnete Akteure versuchen, Kinder zu rekrutieren. Darauf kann man dann rechtzeitig, gezielt und behutsam reagieren.» Damit aus Kindern keine Kindersoldaten, sondern eigenständige Erwachsene werden. ■
Arme Kinder stärken Die Partnerorganisation Combos engagiert sich in den von Gewalt dominierten Armenvierteln von Medellín, damit Kinder vor bewaffneten Akteuren geschützt werden und die Schule abschliessen können. In Bogotá bietet die Organisation Crear Jugando Kindern einen sicheren Ort und eine Tagesstruktur, damit sie ihre Freizeit nicht auf der gefährlichen Strasse verbringen müssen. Gut zu wissen: – Bei Combos werden 700 Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 14 Jahren in ihrer Kompetenz so gestärkt, dass sie sich nicht von bewaffneten Akteuren rekrutieren lassen. – 150 Kinder und Jugendliche besuchen jeden Tag das Zentrum Crear Jugando in Bogotá. – 1 Franken 80 Rappen kostet eine warme Mahlzeit für ein Kind. ■ www.caritas.ch/kinder/kolumbien-lebensmut
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«Kinder» 2014 Caritas
Lebensmut für Kinder ■
Tadschikistan: Ihr Stück gerechtere Welt
Selbstbewusst durchs Leben Mit der Unterstützung der Caritas-Patinnen und -Paten integrieren in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe inzwischen drei Schulen und drei Kindergärten behinderte Kinder in ihren «normalen» Klassen. Lehrpersonen, Sozialarbeitende und Freiwillige werden darin geschult, wie eine solche Integration am besten funktioniert. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit hilft, die Situation behinderter Kinder zu verbessern.
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Gut zu wissen: – 140 Kinder mit Behinderung haben im Jahr 2013 die von Caritas unterstützten Schulen und Kindergärten besucht. – Die Caritas-Partnerin Sitorai Umed beschäftigt eine Logopädin, eine Ergotherapeutin, eine Psychologin und eine Heilpädagogin. – Der Monatslohn einer Logopädin beträgt rund 500 Franken. ■ www.caritas.ch/kinder/tadschikistan
Lebensmut für Kinder ■ Tadschikistan
Um ed Nu rmatov: Olympischer Held Die Olympischen Spiele 2013 in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe kennen einen Helden: Umed Nurmatov. Er ist 6 Jahre alt, sprachbehindert, begeisterter Fussballspieler und hat es bis ins Fernsehen gebracht. Vor allem aber ist er eines: glücklich.
Wettkämpfen messen; eine Organisation, die solches in die Öffentlichkeit trägt. Nur ganz langsam setzt sich in der tadschikischen Gesellschaft nämlich die Einsicht durch, dass auch Behinderte das Recht auf einen Platz in der Mitte der Gesellschaft haben. Selbstvertrauen schaffen
Als Umed seinen Kameraden in den letzten Sommer ferien erklärte, wie man richtig Fussball spielt, nahm er Hände und Füsse zu Hilfe, gestikulierte wild und rannte aufgeregt hin und her. Denn das, was Umed in seiner Sprache sagt, ist ohne Gesten und Vorzeigen nur schwer zu verstehen. Es tönt fremd aus seinem Mund und viele Worte sind eigene Erfindungen. Dass Umed stark sprachbehindert ist, spielte auf dem Hof seiner Grossmutter, wo er die Sommerferien verbrachte, aber für einmal keine Rolle: Schliesslich war er Teilnehmer der «Special Olympics» und hatte es bis in die Nachrichten geschafft. Die Beachtung seiner Kameraden hatte er damit gesichert, denn wer sonnt sich nicht gerne im Licht eines Fernsehstars.
«Viele Eltern schämen sich, wenn ihr Kind nicht normal ist. Sie verstecken es oder versorgen es in einem Heim», sagt Umeds Mutter. «Wir sind glücklich, dass Umed dank Caritas den Kindergarten besuchen kann, wo er mit ganz normalen Kindern zusammen ist und die Lehrerin ihm hilft, richtig sprechen zu lernen. Er hat an Selbstvertrauen gewonnen und ich bin sicher, dass ihm das hilft, um im Leben zu bestehen. Ich habe nicht daran geglaubt, dass es einmal so kommen würde. Aber ich weiss jetzt, wie grausam es für ein behindertes Kind ist, wenn man es vor Freunden, Nachbarn oder sogar vor der Familie versteckt.» Für einen solchen Bewusstseinswandel sind Anlässe wie die «Special Olympics» wichtig. Sie zeigen Eltern und einer breiten Öffentlichkeit, was Behinderte erreichen können, wenn der Wille da ist, sie auf ihrem speziellen Weg zu begleiten und zu fördern.
Behinderte Kinder sind anders normal
Es waren besondere Tage für die 40 behinderten Kinder, die vom 18. bis zum 20. März 2013 in Duschanbe an den «Special Olympics» teilnahmen. Sie massen sich in Fussball, Tennis und einer Vielzahl anderer Spiele. Was für uns in der Schweiz zum normalen Programm heilpädagogischer Schulen gehört, sorgte in Tadschikistan für Aufsehen: behinderte Kinder, die sich in sportlichen Auch dank dem Fussballspiel hat Umed (6) an Selbstvertrauen
Geschichten erzählen
Umed besucht jetzt das zweite Kindergartenjahr und bereitet sich auf den Übertritt in die Schule vor. Zusammen mit seinen Kameraden ist er sicher, dass er das schafft. Auf jeden Fall macht er gute Fortschritte beim Sprechen. Das ist auch wichtig, denn noch immer erzählt er viel von den Olympischen Spielen – und seine Heldentaten werden von Mal zu Mal etwas grösser. Und Umed weiss, dass seine Hände und Füsse für seine Geschichten irgendwann einmal nicht mehr reichen. ■
gewonnen und ist auf dem besten Weg, richtig sprechen zu lernen. Text: Jörg Arnold; Bild: Safargul Safarova
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«Kinder» 2014 Caritas
Pate n frag en – Kinder antworte n Was ist dein grösster Wunsch?
Die Familie von Daniela Bosshard Züger (52) und Niklaus ZügerBosshard (59) unterstützt drei Patenschaftsprojekte und möchte wissen, was der grösste Wunsch der Kinder ist.
Claudia Orlachea Naranjo (13), Kuba «Mein grösster Wunsch ist es, mir für meinen 15. Geburtstag blonde Strähnchen in die Haare machen zu lassen. An diesem Tag werde ich ein lila Kleid tragen.»
Catherine Ainembabazi (10), Uganda «Ich träume davon, Ärztin zu werden und Leben zu retten.»
Mohamad Hatem Marrey (11), Palästina «Ich würde gern in einer friedlichen, sicheren und stabilen Welt leben, wo man reisen kann, wohin man will. Ich wäre ein Profi-Fussballer und könnte mit unserer Natio nalmannschaft in anderen Ländern spielen.»
Was möchten Sie von den Kindern aus den Caritas-Patenschaftsprojekten wissen? Richten Sie Ihre Fragen per E-Mail an patenschaften @caritas.ch oder schicken Sie uns eine Postkarte. Caritas Schweiz Patenschaften Löwenstrasse 3, Postfach CH-6002 Luzern
Telefon: + 41 41 419 22 22 Telefax: + 41 41 419 24 24 E-Mail: patenschaften @caritas.ch
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