Caritas-Magazin März 2022

Page 1

CARITAS Nr. 2 / März 2022

Magazin

Libanon: ums Überleben ringen Seite 6

Am Puls

Menschen

Schweiz

Seite 5

Seite 10

Seite 13

Uganda: Spirale der Armut durchbrechen

Unsere neue Klimaspezialistin

Mehr Flexibilität im neuen Erbrecht


Offener Brief

Liebe Spenderinnen, liebe Spender Der Libanon steckt in der grössten wirtschaftlichen und politischen Krise seit dem Ende des Bürgerkrieges vor 30 Jahren. Und noch ist kein Ende in Sicht. Mona al-Barsha lebt in Beirut mit der dauernden Angst, ihren Job zu verlieren. Sie muss nicht nur für ihre beiden Töchter, sondern auch für ihre Schwester und ihre M ­ utter aufkommen. Die Preise steigen wegen der hohen Inflation und der Wirtschaftskrise ins Unermessliche. Ein Brot kostet heute etwa zehnmal so viel wie vor zwei Jahren. Der Strom aus dem Generator frisst fast drei V ­ iertel ihres Einkommens weg. Die Familie ist deshalb sehr froh um die Bargeldzahlungen, die sie von Caritas erhält. Aber nicht nur die Angst um den Job und die in den Himmel steigenden Preise belasten Mona und ihre Familie. Auch das Trauma der Explosion im Hafen Beiruts sitzt noch tief. Im August 2020 regnete es Steine und Geröll, überall lagen Verletzte. Es fühlte sich an wie im Krieg. Noch heute zucken sie bei jedem lauten ­Geräusch zusammen. Die Lage im Land ist weiterhin so unstabil, dass sie nie wissen, was am nächsten Tag passieren wird. Weiter stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe unsere Wissensmanagerin für

Im Libanon ist noch kein Ende der Krise in Sicht.

das Thema Klimawandel vor. Sie sammelt Methoden und Wissen in diesem Bereich und stellt sie allen Mitarbeitenden zur Verfügung. So trägt sie dazu bei, dass unsere Klimaprojekte immer professioneller und wirksamer werden. Davon profitiert zum Bespiel auch der Norden Ugandas, wie Sie in diesem Magazin nachlesen können. Migration ist ein grosses Thema in Afrika. Die Pandemie hat die Situation der Menschen in Afrika noch verschärft. Auch in der Sahelzone. Früher migrierten viele Menschen zwischen den verschiedenen Ländern im Sahel. Sie zogen dahin, wo es Verdienstmöglichkeiten gab. Doch Konflikte und wirtschaftliche Instabilität treiben nun viele Menschen auf die Flucht­ routen nach Europa. Caritas versucht, besonders gefährdete Gruppen wie Frauen und Kinder zu schützen. Ich hoffe, dass wir Ihnen einen interessanten Einblick in unsere Tätigkeiten geben können, und danke Ihnen für Ihre treue Unterstützung.

Elisabeth Karagiannis Leiterin Kommunikation und Marketing

2

Bild: Tabea Vogel


Inhalt

Gastgeberland in Not Der Libanon beherbergt 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge. Nun ist der Libanon als Gastgeberland selbst in Not geraten. Lebensmittel, Unterkunft, Strom oder medizinische Versorgung sind für die meisten Menschen nicht mehr erschwinglich. Alle kämpfen ums Überleben, Libanesinnen wie Mona al-Barsha und syrische Geflüchtete wie Abbas Shadid. Die C ­ aritas leistet Nothilfe, schafft menschenwürdigen Wohnraum und verbessert Einkommensmöglichkeiten. Eine Reportage aus Beirut. Seite 6

5 Am Puls: Nachhaltige Landwirtschaft in Uganda

Um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen, fördert Caritas im Nordwesten Ugandas nachhaltige Landwirtschaftsmethoden.

10

Menschen: Unsere Klimaspezialistin

Arabela Philipona hilft mit, die Klimaprojekte der Caritas noch wirksamer zu machen.

13

chweiz: Höhere freie S Quote im neuen Erbrecht

Das neue Erbrecht, gültig ab Januar 2023, geht auf neue Familienmodelle ein und gewährt mehr Flexibilität.

IMPRESSUM Das Magazin der Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Marketing, Adligenswilerstr. 15, Postfach, 6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22 Redaktion: Vérène Morisod Simonazzi (vm); Lisa Fry (lf); Fabrice Boulé (fbo); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Urban Fischer Titelbild: Ghislaine Heger Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: IBAN CH69 0900 0000 6000 7000 4 Klimaneutral gedruckt

3


Echo

Peter Lack: neuer Direktor von Caritas Schweiz

Medienecho Keystone SDA | «Caritas: Menschen knapp über der Armutsgrenze besser absichern» | 6.12.2021 «Caritas Schweiz hat in einem Appell die Schliessung der ‹schwerwiegenden Sicherungslücke› für Menschen mit einem Einkommen knapp über der Armutsgrenze gefordert. Die andauernde Pandemielage treibe auch viele Working Poor in eine Notlage. Der am Montag veröffentlichte Appell forderte Wirtschaft und Politik zu entschlossenem Handeln in sechs Bereichen auf, wie Vertreterinnen und Vertreter von Caritas Schweiz an einer Medienkonferenz darlegten.» Caritas-Appell für eine Schweiz ohne Armut unterzeichnen: caritas.ch/appell

Der Vorstand von Caritas Schweiz hat Peter Lack (53) zum neuen Direktor von Caritas Schweiz gewählt. Der neue ­Caritas-Direktor wird seine Stelle Mitte April antreten. Der 53-Jährige, der zurzeit die Leitung des Schweizerischen Samariterbunds verantwortet, besitzt langjährige Erfahrung im Management von Non-Profit-Organisationen und Verbandsführung. Peter Lack lebt in Birsfelden (BL). Er stu-

dierte an den Universitäten von Luzern, Berkeley (USA) und Freiburg Theologie und schloss das Studium mit dem Lizentiat ab. An der Universität von Freiburg absolvierte er ein Nachdiplomstudium in Verbands- und NPO-Management (VMI). Peter Lack bringt somit einen breiten Ausbildungs- und Erfahrungsschatz sowie vielfältige Kompetenzen mit. (vm)

Grösseres Armutsrisiko für Frauen Warum tragen Frauen in der Schweiz, trotz rechtlicher Gleichberechtigung, ein höheres Armutsrisiko als Männer? Warum sind Frauen von prekären Arbeitsverhältnissen stärker betroffen als Männer? Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise verstärken eine Tendenz, die die Armutszahlen jährlich klar belegen: Frauen tragen ein höheres Armutsrisiko als Männer. Im Sozialalmanach 2022 von Caritas Schweiz gehen

4

­ amhafte Expertinnen und Exn perten diesen Fragen nach und zeigen Lösungsansätze auf. Das Jahresbuch analysiert des Weiteren die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Schweiz im letzten Jahr. (vm)

Der Sozialalmanach 2022 ist erhältlich unter der Nummer: 041 419 24 19, online: caritas.ch/shop

Bauernzeitung | «Agronomisch gegen den Klimawandel» | 14.1.2022 ­«Die Entwicklungsorganisation Caritas mit Hauptsitz in Luzern nimmt u.a. Projekte im Bereich Landwirtschaft in Angriff. Eines davon ist 2019 gestartet und läuft bis 2023. Zielgruppe: 6000 direkt und über 32 000 indirekt Begünstigte. Mit einem Budget von knapp drei Millionen Franken zielt das Projekt auf eine klimaangepasste Landwirtschaft in Mali (Region Kolokani, Wegnia) ab.» WOZ Die Wochenzeitung | «Sozialhilfe: Reiche entlasten, Arme jagen» | 3.2.2022 «Wenn nun zusätzlich 1500 Drittstaatler:innen die gekürzte Sozialhilfe erhalten, könnten mit diesem Ansatz schweizweit wohl gerade einmal etwas mehr als fünf Millionen Franken jährlich eingespart werden. Für die einzelnen Betroffenen geht es hingegen um viel. Gemäss Caritas deckt der Grundbedarf schon heute das Existenzminimum kaum. Wird er noch gekürzt, werden sie die Armut kaum je hinter sich lassen können.»

Bild: Gaëtan Bally


Am Puls Sichere Existenzen aufbauen Gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern will Caritas Schweiz diese gefährlichen Wechselwirkungen durchbrechen. Die Menschen sollen trotz der tiefgreifenden Veränderungen die Ernährung und Existenz ihrer Familien dauerhaft sichern können. Die Baumbestände, der Boden und das Wasser sollen nachhaltiger genutzt werden. Dabei beziehen die Projekte sowohl die einheimische Bevölkerung als auch die Flüchtlinge mit ein.

Bäuerin Janet Intung (40): «Dank dem Kartoffelanbau können wir für die Schule der Kinder sparen.»

Die Spirale der Armut durchbrechen Das Leben im abgelegenen Nordwesten Ugandas war schon immer hart. Die Klimakrise verschärfte die Lage aber dramatisch. Die Region hat 900 000 Flüchtlingen aus dem Südsudan ein Zuhause gegeben. Und als wäre dies nicht genug, kommt auch noch die Corona-Pandemie dazu. Caritas Schweiz kämpft mit seinen lokalen Partnern dafür, diese Spirale der Armut zu durchbrechen. Dorfvorsteher Mahamudu Drate erzählt: «In den letzten Jahren hatten wir viel zu viel Sonne, unsere Ernten waren daher sehr schlecht und wir hatten nicht genug zu essen. Wir haben darum Bäume gefällt, um Holzkohle zu produzieren. Mit den Einnahmen konnten wir uns Essen kaufen». Die Wechselwirkungen, die durch die Klimakrise ausgelöst werden, sind gefährlich. Aus purer Not zerstö-

«Ich sehe wieder eine Zukunft für meine Familie.» ren die Menschen ihre natürlichen Lebensgrundlagen, verschlimmern die Bodenerosion und die Erhitzung. Durch die Aufnahme der vielen Flüchtlinge aus dem Südsudan erhöht sich der wirtschaftliche und soziale Druck. Das Konflikt­ potenzial wächst. Geld für die Schulbildung der Kinder war schon immer knapp und fehlt jetzt ganz. Wegen Covid-19

Bilder: Fabian Biasio, Caritas Ukraine

sind die Schulen seit Anfang 2020 geschlossen. Somit fehlt den Kindern die wichtige Schulmahlzeit. Die Region befindet sich in einem Teufelskreis: Hunger, G ­ ewalt, immer knapper werdende Ressourcen – und nun noch fehlende Bildungs­chancen für die Kinder.

Planung von Einnahmen und Ausgaben Ein wichtiger Aspekt ist die Ausbildung in nachhaltiger Landwirtschaft, die trotz Klimawandel gute Erträge garantiert und die natürlichen Ressourcen für die Zukunft sichert. Durch den Anbau von Gemüse wird die Ernährung abwechslungsreicher und gesünder. Um ihre Existenz sichern zu können, brauchen die Familien sichere Einkommensquellen. C ­ aritas unterstützt sie dabei, solche zu eruieren, bietet Schulungen an und hilft bei der Planung von Einnahmen und Ausgaben. Veränderungen sind bereits spürbar, wie auch Bäuerin Janet Intung berichtet: «Dank dem Projekt sind meine Kinder ­gesünder und wir können für die Schulgebühren sparen. Ich sehe wieder eine ­Zukunft für meine Familie.» Reto Urech

Hilfe für die Menschen in der Ukraine Der Krieg stürzt die Ukraine in eine humanitäre Katastrophe und treibt Hunderttausende in die Flucht. Mit Hilfe von Caritas Schweiz versorgt die Caritas Ukraine die Betroffenen mit Hilfsgütern. Caritas Schweiz unterstützt zudem die Nothilfe für die Aufnahme von Flüchtlingen in den Nachbarländern. Weitere Informationen: www.caritas.ch/ukraine

5


Reportage

Der tägliche Kampf ums Überleben Text: Anna Haselbach Bilder: Ghislaine Heger

Drei Generationen vor einer unsicheren Zukunft: Bargeldzahlungen helfen Familie al-Barsha, ihre Grundbedürfnisse zu decken.


Reportage

Die Getreidesilos gehören zu den wenigen Gebäuden im Hafen von Beirut, die der Explosion von 2020 teilweise standhielten.

Mona al-Barsha hat eine gute Ausbildung und eine Vollzeitstelle. Und doch kann sie die Grundbedürfnisse ihrer Familie kaum noch decken. Abbas Shadid ist froh, wenn er überhaupt ein Einkommen hat. Die Geschichten von Mona und Abbas zeigen, wie die rasch um sich greifende Armut im Libanon sowohl die syrischen Geflüchteten als auch die libanesischen Gastgemeinden verzweifeln lässt – und wie die Caritas ihnen zur Seite stehen kann. Mona al-Barsha*(40) öffnet uns im Wintermantel die Tür zu ihrer Wohnung im Beiruter Stadtteil Achrafieh. Hier lebt sie mit ihren beiden Töchtern Rachel (11) und Ricarda (9), ihrer Mutter und ihrer Schwester. Es ist 8.45 Uhr an einem trüben Januarmorgen. Im Halbdunkel, unter

«Die Stromrechnung verschlingt fast drei Viertel meines Einkommens.» dem Licht unserer Handy-Taschenlampen, ziehen wir die Schuhe aus. «Strom haben wir jeweils erst ab 10 Uhr», sagt Mona. Bis dahin muss die Familie ohne Licht, ohne Heizofen, ohne warmes Wasser auskommen. Stromausfälle gehören in Beirut schon lange zum Alltag. Doch seit das Land auf

den Bankrott zusteuert, geht im Libanon immer öfter das Licht aus. Der Staat kann sich den Treibstoff-Import nicht mehr leisten, den er für den Betrieb der Elektrizitätswerke benötigt. Heute kann von Glück sprechen, wer zwei Stunden täglich Strom vom öffentlichen Netz hat. Mona kauft, wie viele Familien, Elektrizität von privaten Anbietern dazu. Zu horrenden Preisen. «Die Stromrechnung verschlingt fast drei Viertel meines Einkommens», sagt sie. «Aber wir brauchen Elektrizität.» Rasend schneller Verfall der Währung Stellen Sie sich vor, alles – von Speise-Öl und Brot über Medikamente bis hin zum Benzin – kostet 10 Mal mehr als noch vor zwei Jahren. Und die Preise steigen immer weiter. Doch Ihr Einkommen ist praktisch gleich hoch geblieben. Wie überleben? So ergeht es den knapp sieben Millionen

Menschen im Libanon. Auch der Mittelstand verzweifelt – Menschen, die bisher gut leben konnten. Menschen wie Mona. Sie hat einen Bachelor-Abschluss und arbeitet Vollzeit bei einer Unternehmensberatung. Trotzdem reicht ihr Einkommen schon lange nicht mehr aus, um die 5-köpfige Familie zu ernähren. «Selbst Brot ist heute 10 bis 12 Mal teurer als vor zweieinhalb Jahren. Wir brauchen 2-3 Pakete pro Tag.» Und so rechnet sie jeden Tag aufs Neue. Die teuersten Lebensmittel leistet sie sich nur sehr selten. Monas Mutter und ihre Schwester, die eine geistige Behinderung hat, müssen auf wichtige Medikamente verzichten. Sie leihen sich Geld. Der Vater ihrer Töchter, von dem Mona getrennt ist, steuert zum Lebensunterhalt der Kinder etwas bei. Viel ist es nicht. Unterstützt von der Glückskette, steht die Caritas Mona mit Bargeldhilfe zur Seite. Das Geld setzt Mona vor allem für die Stromrechnung und für Medikamente ein. Krise über Krise Die Gründe für diese Notsituation sind vielschichtig. Über 1,5 Millionen Syrerinnen und Syrer haben im Libanon Z ­ uflucht

7


Reportage

Mona versucht ihren Töchtern einen möglichst normalen Alltag zu ermöglichen.

gesucht. Der Arbeits- und Wohnungsmarkt, aber auch die öffentliche Infrastruktur des kleinen Landes sind mit diesem Bevölkerungszuwachs heillos überfordert. Im Oktober 2019 erfasst eine schwere Finanz- und politische Krise das Land. Inflation greift um sich. Dann verschlimmern die Corona-Pandemie und

«Die Menschen sehen kein Licht am Ende des Tunnels.» die Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 die Lage weiter. Nach Schätzungen sind heute über drei Viertel der Gesamtbevölkerung von Armut betroffen. Auch die extreme Armut ist rasant angestiegen. «Das Land, das ihr sehen werdet, ist nicht mehr das Land, das wir kannten», hatte unsere libanesische Kollegin bei unserer Ankunft in Beirut gesagt. Im einst so belebten Shopping- und Ausgangsviertel Hamra sind die meisten Geschäfte geschlossen, internationale Laden-Ketten haben längst das Land verlassen. Uns begegnen Kinder, die im Abfall nach Wertstoffen suchen, mit deren Recycling sie etwas Geld verdienen können. «Manchmal möchte

8

man nur weinen, wenn man sich unser Land heute ansieht», sagt Mona. Wo Hoffnung hernehmen? Sie versucht, ihren Töchtern Sicherheit zu vermitteln. Doch die Sorge, dass sie plötzlich in akute Not geraten könnten, begleitet Mona jeden Tag. Die Angst, dass ein Familienmitglied einen Aufenthalt im Krankenhaus benötigt und sie die exorbitanten Kosten nicht bezahlen kann. Vor allem aber die Angst vor dem Verlust

Plakate erzählen von der Wut und Verzweiflung der Bevölkerung.

ihrer Stelle. «Wie sollen wir überleben, wenn mein Arbeitgeber – wie so viele – Konkurs geht? Ich habe keine Ahnung.» Vom Staat ist keine Unterstützung zu erwarten. Immer mehr Subventionen werden gestrichen. Seit Monaten wartet die Familie darauf, dass die Behörden die Rente von Monas verstorbenem Vater auf ihre Mutter umschreiben und weiter auszahlen. Das würde ihnen etwas Luft verschaffen. Werden sie das Geld je sehen? Sie wissen es nicht. «Das schlimmste ist», sagt Mona, «dass die Menschen hier im Land kein Licht am Ende des Tunnels sehen. Es gibt viele Gerüchte und Befürchtungen. Aber keine Hoffnung für uns.» Mona ist es ein Anliegen, dass wir nicht nur ihre Geschichte erzählen. «Alle haben zu kämpfen. Aber anderen geht es noch viel schlechter als uns.» Syrische Geflüchtete in extremer Armut Zu den Menschen, die in extremer Armut leben, gehört der Grossteil der syrischen Geflüchteten (89 %). Wie eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zeigt, verlieren sie öfter im Wettbewerb um die raren Arbeitsplätze. Sie sind als billige Arbeitskräfte vor allem in der Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor im Einsatz.

Plakate erzählen von der Wut und Verzweiflung der Bevölkerung.


Reportage Wir treffen Abbas Shadid* auf einer Baustelle im Stadtteil Dekwaneh. Seit 2016 lebt er, der aus Aleppo stammt, im Libanon und bringt seine 5-köpfige Familie mit Gelegenheitsjobs durch. Einige Zeit war er als landwirtschaftlicher Hilfs­arbeiter tätig. Doch das Bauwesen ist sein Metier. «Schon mein Vater arbeitete auf dem Bau. Ich habe diese Arbeit von klein auf kennengelernt. Sie liegt mir im Blut.» Eine Ausbildung hat er nicht. Auch er kämpft jeden Tag mit den hohen Lebenshaltungskosten. Sie sind seine grösste Sorge: «Transport, Miete – die Dinge sind unerschwinglich geworden.» Die Familie wohnt sehr einfach. Seine Kinder – junge Erwachsene – finden keine Arbeit.

Endlich kann Abbas für einige Monate die Miete bezahlen.

Ein Einkommen mit Plättlilegen Die Baustelle, auf der wir Abbas treffen, wird von der Caritas betrieben. Sie renoviert Sozialwohnungen und bietet gleichzeitig bedürftigen arbeitslosen Menschen befristet Arbeit und damit ein Einkom-

men. Abbas’ Fachgebiet ist das Plättli­ legen. Mit grosser Präzision verlegt er die Böden in den Wohnungen. Als erfahrener Mitarbeiter leitet er die jüngeren Bauarbeiter an – die meisten von ihnen wie Abbas geflüchtet aus Syrien – und gibt sein Wissen weiter. «Das mache ich sehr gern, es ist eine schöne Aufgabe», sagt er mit einem Lachen. Wie viele geflüchtete Syrerinnen und Syrer wünscht sich auch Abbas, in seine Heimat zurückzukehren, in sein Elternhaus. Doch in Syrien stünden er und seine Familie vor dem Nichts. Die Anstellung im Caritas-Projekt schätzt er deshalb sehr. «Sie ist eine echte Entlastung. Jetzt kann ich für einige Zeit die Miete pünktlich bezahlen.» Und das ist wenigstens etwas. *alle Namen geändert.

Weitere Informationen unter: www.caritas.ch/libanon

So hilft Caritas den bedürftigen Libanesen und den syrischen Flüchtlingen Seit 2012 engagiert sich Caritas Schweiz im Rahmen ihrer Hilfe für die Betroffenen des ­Syrienkriegs im Libanon. Dabei kamen die Projekte stets sowohl Syrerinnen und Syrern als auch schutzbedürftigen Menschen der Gastgemeinden im Libanon zugute. Das ist heute umso wichtiger, um die zunehmende Konkurrenz zwischen den Bevölkerungsgruppen um Unterstützungsleistungen nicht zu verstärken. Die Caritas ist mit konkreter humanitärer Hilfe für die Menschen in Not da. Dabei verbinden wir kurzfristige Nothilfe mit langfristigeren Ansätzen, um Armut nachhaltig zu bekämpfen. Bargeldhilfe Ein wichtiges Element unseres Programms ist die Unterstützung von Not leidenden Familien mit Bargeld. Diese Hilfe erlaubt den Menschen, ihre dringendsten Grundbedürf­ nisse zu decken und dabei selbst zu entschei-

den, wofür sie das Geld einsetzen. Die Bargeldunterstützung hat sich auch in der Corona-Krise bewährt, denn sie kann teils ohne physischen Kontakt abgewickelt werden. Günstige und menschenwürdige Wohnungen Stark baufällige Sozialwohnungen im Beiruter Stadtteil Dekwaneh werden renoviert. Die Gebäude aus den 70er Jahren dienten ursprünglich als Wohnraum für intern Vertriebene während des libanesischen Bürgerkriegs und sind im Besitz unseres Partners Caritas Libanon. Bedürftige Familien können Mietverträge zu günstigen Konditionen abschliessen. So erhalten sie bezahlbaren, sicheren Wohnraum.

lose Menschen an. Damit können sie legal ein Einkommen generieren und Notsituationen abfangen. Dabei erwerben sie auch Knowhow im Bauwesen. Doch angesichts der anhaltenden Krise braucht es auch langfristigere Perspektiven. So tragen wir weiter dazu bei, dass junge syrische Flüchtlinge und Libanesinnen und Libanesen trotz der schwierigen Wirtschaftslage in der Arbeitswelt Fuss fassen und ihr Leben selbst meistern können. Schulungen und Coachings vermitteln Fach-, Unternehmens- und Lebenskompetenzen. Finanzielle Starthilfen für die Gründung von Kleinstunternehmen oder finanziell geförderte Praktika erleichtern den Berufseinstieg. Firmen, die Praktikumsplätze für Jugendliche anbieten, stärken wir mit Beratung und Sachleistungen.

Ein Einkommen erwirtschaften Für die Renovierungsarbeiten an den Sozialwohnungen stellt die Caritas befristet arbeits-

9


Brennpunkt Menschen Alltagsfragen

Moses Mangenga, (44), Uganda

«Ich investiere das Geld in die Zukunft meiner Familie.»

Arabela (rechts aussen): Die nachhaltigsten Massnahmen retten nicht nur ein Ökosystem, sondern verbessern auch die Lebensqualität der Bevölkerung.

Mehr als nur gepflanzte Bäume Arabela Philipona (31) sorgt dafür, dass die Caritas-Projekte Klimakriterien miteinbeziehen, damit die Menschen im Süden sich an die Folgen des Klimawandels anpassen können. Sie sammelt Methoden und Wissen der Caritas in diesem Bereich. «Ich konnte hautnah miterleben, wie unsere Klimaprojekte in Tadschikistan die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung stark verbessert haben», erzählt Arabela Philipona. «Die Projekte zeigen, dass Massnahmen im Klimabereich dann am nachhaltigsten sind, wenn sie zur

Arabela sammelt Wissen und Methoden, um die Klimaprojekte der Caritas zu verbessern. ­ rhaltung eines gesunden Ökosystems E beitragen und zugleich die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung steigern.» So haben Pflanzungen von Obstbäumen zusammen mit tiefwurzelnden Futterpflanzen nicht nur die Hangstabilität verbesserten, sondern den Bauern auch höhere Erträge gebracht. «Klimaprojekte sind viel mehr als ein paar gepflanzte Bäume», stellt Arabela Philipona fest. «Das Ganze ist kom-

10

plexer.» Nach ihrem Studium der Wirtschafts- und Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Klima- und Umweltthemen erwarb sie einen Master of Advanced Studies in Entwicklung und Zusammenarbeit. In dieser Zeit begann sie für ­Caritas Schweiz in Tadschikistan zu ­arbeiten. Neueste Erkenntnisse einbeziehen Zurück in der Schweiz arbeitet Arabela nun als Wissensmanagerin Klima. Ihre Aufgabe ist es, das in den Klimaprojekten gewonnene Wissen aufzubereiten und den Mitarbeitenden zugänglich zu machen. Arabela tauscht sich dazu auch mit wissenschaftlichen Partnern und professionellen Netzwerken aus, um die neusten Erkenntnisse in die Projekte von ­Caritas einfliessen zu lassen. Sie kann sich aber auch auf ihre Kollegen verlassen: «Ich bin beeindruckt von unseren lokalen Mitarbeitern. Sie tragen mit ihrem Engagement, ihrem fundierten Wissen bei.» (vm)

Sie sind der «LandwirtschaftsChampion» Ihres Dorfes, was heisst das genau? Ich wurde durch das Caritas-Projekt als Trainer im Kartoffelanbau ausgebildet. Nun zeige ich den Mitgliedern unserer Gruppe, wie man mehr Ertrag erwirtschaften kann. Was ist Ihre Motivation, diese Verantwortung zu übernehmen? Ich habe durch das Projekt meinen Kartoffel-Ertrag stark gesteigert, diese Erfahrung will ich nun teilen. Zudem lerne ich dadurch selber immer wieder dazu. Wie ist es für Sie ein Lehrer zu sein? Es macht mich stolz zu sehen, dass mein Wissen angewendet wird und dass wir alle nun mit modernen Anbaumethoden arbeiten. Was hat sich in Ihrem Leben verändert? Ich habe früher viel getrunken. Heute spare ich dieses Geld und investiere es in die Zukunft meiner Familie. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Zuerst will ich für meine Familie ein solides Haus bauen, die Schulgebühren für meine Kinder zahlen und dann ein Motorrad kaufen, um meine Familie und andere transportieren zu können. Reto Urech

Bilder: Fabian Biasio, Caritas Schweiz


Brennpunkt

ALGERIEN

MALI

MAURETANIEN

Arlit l Timbuktu l

l Léré

Agadez l

l Ber

NIGER

l Kayes Diboli

ELFENBEINKÜSTE

LI

BE

RI

GHANA

BENIN

Kongoussi l ¤l Niamey San l l Kaya l Bénéna ¤ Siensol ¤Ouagadougou Bamako l Tenkodogo BURKINA ll Cinkansé FASO GUINEA NIGERIA Bittou TOGO

l

Legenden: ¤ Hauptstädte der Länder im Einsatzgebiet l Städte mit Verteilungsstellen der Caritas

A

Eine junge Migrantin in Burkina Faso erhält einen Gutschein, damit sie Lebensmittel und Hygieneartikel kaufen kann.

Migrierende im Sahelgebiet unterstützen Mit dem Projekt Promisa will Caritas Menschen auf den Migrationsrouten im Sahelgebiet besser schützen. Wir fördern lokale Partner vor Ort, welche die Grundbedürfnisse und Rechte der Migrierenden stärken. «Das Geld, das ich erhalten habe, hat mir sehr geholfen», erzählt Mariame H., eine junge Malierin, Mutter von vier Kindern. «Ich gehe zu den Leuten nachhause und mache ihre Wäsche. Sonst müsste ich um Almosen bitten.» Seit mehreren Monaten lebt Mariame in Kaya, einer Stadt im Kreuzpunkt der Migrationsrouten in

Caritas schützt die Schwächsten unter den Migrierenden. der nördlichen Zentralregion von Burkina Faso. Zuvor lebte sie mit ihrer Familie in der Gemeinde Mondoro in Mali an der Grenze zu Burkina. Ihr Dorf wurde 2019 und 2020 Schauplatz mehrerer tödlicher Terroranschläge gegen die malische Armee, der es nicht gelingt, die Region zu kontrollieren. Ein Teil der Bevölkerung floh, um anderswo Zuflucht zu suchen. Mariames Ehemann wurde verletzt und befindet sich immer noch in Behandlung.

Bild: Anne Mimault, Karte: Caritas Schweiz

Die Unsicherheit treibt ins Exil Mariame H. erhielt im Rahmen des Promisa-Projekts von Caritas Schweiz eine Direkthilfe in Form von Gutscheinen über 15 000 CFA-Franken (25 Franken). Wir realisieren dieses Projekt in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern in Burkina Faso, Mali und im Niger. Es sind tausende in Kaya und in der ganzen Region, die zwischen mehreren Ländern der Region hin und wieder zurück migrieren. Diese zirkulären Migrationsströme tragen aktiv zur Armutsbekämpfung bei. Doch die zunehmende Instabilität führt zu einem Rückgang dieser regionalen Migration. Immer mehr Menschen versuchen stattdessen, das Mittelmeer zu überqueren, um in Süditalien oder Spanien Arbeit zu finden.

dels setzen den Menschen zu. So begeben sich immer mehr Menschen auf die Fluchtwege nach Europa. Promisa bietet eine Grundversorgung mit Wasser, Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln und medizinischer Versorgung sowie psychologische Unterstützung. In Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden zielt Caritas darauf ab, die schwächsten Gruppen unter den Migrierenden – Kinder, Frauen und Opfer von Menschenhandel – zu schützen. «Die Unsicherheit, die von verschiedenen bewaffneten Gruppen ausgeht, führt seit einigen Jahren zu einer Verlagerung der Migrationsrouten», sagt Olivier Dumont, der Landesdirektor der Caritas Schweiz in Burkina Faso. «Für die Migrierenden ist die Durchquerung von Ländern wie Burkina Faso, Mali oder den Niger inzwischen sehr riskant. Durch eine flexible Kontaktaufnahme mit den Migrierenden können wir unsere Projektaktivitäten an die veränderte Situation anpassen.» (fbo)

Die Schwächsten schützen Bewaffnete Konflikte und Terroranschläge sowie soziale und wirtschaftliche Krisen lassen nicht viele Perspektiven offen. Auch die Folgen des Klimawan-

11


Brennpunkt Schweiz

Ein Platz am Tisch Bernhard Rehrl, Geschäftsführer Mars Schweiz AG, beantwortet Fragen zur Kooperation des Unternehmens mit Bon Lieu.

Die Bon Lieu-Restaurants bieten Armutsbetroffenen und Normalverdienenden frische und gesunde Mahlzeiten.

Restaurants Bon Lieu: Wichtiger denn je für Armutsbetroffene Viele Menschen in der Schweiz müssen pandemiebedingt noch stärker als zuvor auf ihr Budget achten. Wer von Armut betroffen oder bedroht ist, kann sich einen Restaurantbesuch kaum leisten. Die Bon Lieu-Restaurants von Caritas Schweiz und SV Stiftung ermöglichen Armutsbetroffenen ein erschwingliches auswärtiges Essen – mit Mars Schweiz als Partner. Das Restaurantkonzept Bon Lieu überwindet Trennendes, bringt Menschen zusammen und verbindet attraktive Gastronomie mit sozialer Verantwortung: Armutsbetroffene und Normalverdie-

Jeder Mensch verdient es, Zugang zu gesunden Lebensmitteln zu haben. nende können in Restaurants, die das Bon Lieu-Label tragen, zu angepassten Konditionen frische und feine Küche geniessen. Nach der Wiedereröffnung der Gastronomiebetriebe der Schweiz im letzten Frühling nutzen von Armut betrof-

12

fene Einzelpersonen – auch ganze Familien – das Bon Lieu-Angebot erneut rege. In Restaurants mit dem Bon Lieu-­ Label erhalten zudem sozial Benachteiligte dank Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten eine Chance, in der Arbeitswelt wieder Fuss zu fassen. So leisten die Restaurants auch einen wichtigen Beitrag zur Arbeitsintegration. Aktuell gibt es in der Deutsch- und Westschweiz insgesamt 12 Bon Lieu-Standorte. Um Bon Lieu zu fördern, ist Mars Schweiz eine Partnerschaft mit Caritas Schweiz und SV Stiftung eingegangen. Im Rahmen des dreijährigen Engagements sollen vier zusätzliche Gastronomiebetriebe zu Trägern des Labels Bon Lieu werden. (sg)

Was hat Mars Schweiz dazu motiviert, sich als Unternehmen für Armutsbetroffene zu engagieren? Im Zuge der Weiterentwicklung der Marke «Ben’s Original» haben wir uns verpflichtet, für mehr Integration und Gleichberechtigung einzustehen. Wir glauben, dass jeder Mensch es verdient, sich wohl und verstanden zu fühlen und Zugang zu gesunden Lebensmitteln zu haben. Das Erleben des Markenversprechens von Ben’s Original «Allen einen Platz am Tisch bieten» ist eine globale Initiative von Mars. Sie arbeitet dazu mit verschiedenen NGOs zusammen. Wir sind stolz darauf, mit Caritas Schweiz und der SV Stiftung ideale Partner in der Schweiz gefunden zu haben. Was möchten Sie damit erreichen? Unsere Partnerschaft mit Caritas Schweiz und SV Stiftung ist ein dreijähriges Engagement, das Restaurant-Projekt Bon Lieu zu unterstützen. So tragen wir zur Schaffung einer integrativeren Gesellschaft bei, bekämpfen Ungerechtigkeit und bieten möglichst vielen Menschen einen Platz am Tisch. Wie kommt dieses Engagement intern sowie bei Kundinnen und Kunden an? Unser Engagement, vier neue Bon Lieu-Restaurants zu unterstützen, findet grossen Anklang bei unseren Kundinnen und Kunden wie auch bei den Mitarbeitenden. Dass dadurch die soziale Integration durch ein differenziertes Preisangebot für weniger privilegierte Familien und bedürftige Menschen gefördert, erhält viel Zustimmung.

Bild: Jacques Palut/Fotolia


Schweiz

Das neue Erbrecht gewährt mehr Flexibilität Das 100-jährige Erbrecht der Schweiz wird per Januar 2023 erneuert. Die Pflichtteile werden insgesamt kleiner und damit die freie Quote grösser. Somit erhalten die Menschen, die auch nach ihrem Ableben noch Gutes tun wollen, mehr Spielraum. Viele Menschen in der Schweiz haben das Glück, ihren Nachkommen eine kleinere oder grössere Geldsumme hinterlassen zu können. Das Schweizer Erbrecht regelt jedoch klar, wer Anrecht auf einen Pflichtteil hat, wie gross dieser ist und welcher Teil des Nachlasses frei verfügbar bleibt. Der Pflichtteil sichert den nächsten Angehörigen eine Mindestbeteiligung am Nachlass und kann nicht

Die freie Quote wird grösser und gewährt so mehr Spielraum. umgangen werden. Per Januar 2023 wird das Erbrecht erneuert und gibt den Erblassern mehr Flexibilität, selbstbestimmt seinen Nachlass zu regeln. Dank der Verringerung des Pflichtteils erhöht sich die frei verfügbare Quote, die geliebten Menschen ausserhalb des Familienkreises zugesprochen werden kann oder einer gemeinnützigen Organisation, die einem am Herzen liegt.

Bild: Fabian Biasio

Was ist neu? In Zukunft fällt der Pflichtteil für die Eltern weg und derjenige für die Kinder wird heruntergesetzt. Der Gesetzgeber passt damit das Gesetz der heutigen Zeit an, in der es zum Beispiel viele PatchworkFamilien gibt. Gleich bleibt jedoch der Pflichtteil für den Ehepartner oder die eingetragene Partnerin. Wie verfüge ich über die freie Quote? Sie können frei entscheiden, wen Sie bei der freien Quote begünstigen wollen. Viele möchten sich auch nach ihrem Tod für Menschen einsetzen, die weniger Glück im Leben hatten. Sie wollen etwas Sinnvolles und Nachhaltiges hinterlassen. Nur mit einem Testament können Sie sicherstellen, dass diejenigen Menschen oder Organisationen begünstigt werden, die Ihnen wichtig sind. Auch nach dem Tod Gutes tun Caritas Schweiz bietet als Zewo-zertifiziertes Hilfswerk zahllose Möglichkeiten, Menschen in Not zu unterstützen, sei es in der Schweiz oder im Ausland. Wir be-

kämpfen Armut weltweit. Mit nachhaltigen Projekten befähigen wir Menschen, ihre Existenz wieder selbst in die Hand zu nehmen. Dabei arbeiten wir eng mit lokalen Partnern zusammen. Im Inland bieten wir Beratungen und verschiedene armutsbezogene Projekte – vom Caritas-Markt bis zur KulturLegi. Im Ausland sind wir zu Stelle, wenn Menschen durch eine Katastrophe das Dach über dem Kopf und ihre ganze Existenz verlieren. In der Entwicklungszusammenarbeit helfen wir Menschen, neue Einkommensquellen zu erschliessen oder sich an die neuen Klimabedingungen anzupassen. Denn die Herausforderungen werden durch die Klimakrise immer grösser. Und der Hunger in der Welt steigt wieder an. Testament erstellen oder prüfen Wenn Sie bereits ein Testament haben, sollten Sie es noch dieses Jahr überprüfen und allenfalls anpassen, da sie nun über eine höhere freie Quote verfügen oder gewisse Formulierungen nicht mehr gesetzeskonform sind. Bei Fragen beraten wir Sie gerne: Nicole Rogenmoser, Tel. 041 419 22 12, E-Mail: nrogenmoser@caritas.ch Mehr Informationen unter: caritas.ch/testament

13


Service

Die KulturLegi wächst Zudem profitieren Nutzerinnen und Nutzer der KulturLegi neu von einer erweiterten Produktepalette von über 3600 Angeboten. Nebst vielen zusätzlichen Möglichkeiten in den Bereichen Kultur und Sport, gibt es nun in gewissen Regionen auch Weiterbildungsgutscheine. Zum Teil werden Pflege-, Computer- oder Informatikkurse mitfinanziert. Nicht zu vergessen: Mit der KulturLegi-Karte kann man in der Zwischenzeit in 21 Caritas-Märkten in der ganzen Schweiz günstige Lebensmittel eingekaufen. (lf)

Die KulturLegi der Caritas kann in verschiedenen Bereichen ein Wachstum verzeichnen. Bereits über 120 000 Nutzerinnen und Nutzer mit einem schmalen Budget erhalten bis zu 70 Prozent Rabatt bei Angeboten aus den Bereichen Kultur, Sport, Bildung und Gesundheit.

Agenda 4. April 2022, 17.30 Uhr Online-Anlass «Afrika – Entwicklungszusammenarbeit auf einem instabilen Kontinent» 8. April 2022 Caritas-Forum «Wenn Armut weiblich ist» Eventforum Bern 16. Mai 2022, 9.30 Uhr Informationsanlass für Spenderinnen und Spender in Wädenswil 17. Mai 2022, 17.30 Uhr Informationsanlass für unsere Spenderinnen und Spender In Winterthur

Weitere Informationen zur KulturLegi unter: kulturlegi.ch

10. Juni 2022, Prix Caritas Preisverleihung im KKL

Team-Event auf der Alp Verbinden Sie ein eindrückliches Erlebnis für Ihre Mitarbeitenden mit sozialem Engagement: Caritas-Bergeinsatz bietet eintägige Teamevents für Firmen auf Schweizer Bergbauernhöfen an. Unter der Anleitung des Bergbauern oder der Bergbäuerin packen die Mitarbeitenden auf dem Hof dort an, wo viel Handar-

14

beit gefragt ist und Maschinen nur noch punktuell zum Einsatz kommen. Die Hilfe ist deshalb so wertvoll, weil aufwendige und arbeitsintensive Aufgaben gemeinsam viel effizienter erledigt werden können. Die Einsätze sind für unterschiedliche Gruppengrössen geeignet und finden im Voralpen- und Alpenraum statt – oft

mit spektakulärer Aussicht. Melden Sie sich bei Interesse an bei bergeinsatz@ caritas.ch oder unter 041 419 23 29. (lf)

Mehr Informationen unter: bergeinsatz.ch/firmen

Bilder: Daniel Dioszeghy, Caritas Schweiz


Gemeinsam

Lernen im Digi-Treff

Marie Eve Morf (75), Bremgarten (AG)

san Thurairajah «Tanam» stehen: Shathu ter dem Sieger-Projekt hin die , hen nsc Me s) Die rte von link Cindy Mühlethaler (Vie (Zweiter von links) und

Wer wagt, gewinnt

«Im Digi-Treff der Caritas habe ich viel gelernt und gleich praktisch umgesetzt. So konnte ich mein Covid-Zertifikat auf mein Handy laden und lernte, wie ich ein Dokument formatieren kann. Ich weiss auch, dass ich falls nötig jederzeit wiederkommen kann. Und das beste: Der Service ist gratis.»

Und sie haben es gewagt! Am 13. November wurde nun das Siegerprojekt des youngCaritas-Award erkoren. Die jungen Menschen, die hinter den 16 eingereichten Projekten stehen, haben trotz der Pandemie den Start gewagt. Mit kreativen Ideen gehen sie soziale und ökologische Herausforderungen an. Sie sind jung, mutig und mit viel Herzblut für ihre Sache engagiert. Sie setzen sich ein für psychische Gesundheit, Ökologie, Armutsbetroffene und vieles mehr: Unzählige junge Menschen haben 2021 eigenständig Freiwilligenprojekte für den youngCaritas-Award lanciert, mit denen sie aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen anpacken. Junge Kunstschaffende aus Tansania und der Schweiz nehmen sich mit dem gemeinsamen Theaterprojekt «uncovered kin» den Folgen des Kolonialismus an. Die «Tauchstation» fördert die politische Partizipation von jungen Menschen mit multimedialen Formaten. Und «NC Wiki» ermöglicht mit gratis Vorbereitungsmaterial mehr Chancengleichheit beim Test für medizinische Studiengänge. Das Gewinnerprojekt «Tanam» beschäftigt sich gleich mit zwei Themen. Indem sie Secondhandkleidung modern umgestalten und den Erlös für einen gemeinnützigen Zweck spenden So verbinden sie Soziales und Nachhaltiges.

Bilder: Christine-Joy Apolinar

Feiern und sich engagieren Die 16 wegweisenden Projekte wurden am 13. November von über 100 Besuchenden im Kulturhaus Dynamo gefeiert und von Zuschauenden im Livestream angefeuert. Am Award hatten die Projektmachenden die Chance, auf der grossen Bühne ihr Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen. Zugleich konnten sie neue Kontakte knüpfen. Die Zuschauenden ihrerseits gingen mit einer grossen Portion Inspiration und mit neuen Ideen nach Hause. Nora Engler

Interkulturelles Sommerlager Vom 7.–13. August 2022 verbringen Jugendliche aus der Schweiz – mit oder ohne Fluchthintergrund – in Zweisimmen eine Woche voller Spass und spannender Begegnungen. Jetzt anmelden unter: www.youngcaritas.ch/sola

Marcel Rebetez (69), Alle (JU)

«Ich besitze ein Smartphone, habe ein iPad und einen Computer. Ich bin also gut ausgerüstet, aber ziemlich verloren, wenn es darum geht, mit diesen Geräten zugehen. Ein Dankeschön an Caritas für die Organisation der ‹Cafés numériques›, die zudem noch kostenlos sind! Ich bin sicher, dass ich meine Grundkenntnisse in dieser sympathischen Umgebung verbessern werde.»

15


Youssef Ghanem (43), Libanon, ist angesichts der Inflation in grosse Armut abgerutscht.

Das Richtige tun

Wenn Armut ihr Gesicht zeigt Erfahren Sie mehr über Youssef: caritas.ch/youssef


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.