Caritas-Magazin Dezember 2021

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CARITAS Nr. 6 / Dezember 2021

Magazin

Appell für eine Schweiz ohne Armut Seite 6

Am Puls

Menschen

Weltweit

Seite 5

Seite 10

Seite 12

Haiti nach dem Erdbeben

Der neue Präsident: Claudius Luterbacher

Kinder finden Schutz in Uganda


Offener Brief

Liebe Spenderinnen, liebe Spender Die Auswirkungen der Pandemie sind gravierend. Viele haben ihre Arbeit verloren oder mussten aufgrund von Kurzarbeit mit 20 Prozent weniger Lohn auskommen. Vor allem Menschen im Tieflohnsegment können mit so einer Lohnkürzung ihre Lebenserhaltungskosten nicht mehr bestreiten. Viele waren auf Unterstützung angewiesen. Caritas Schweiz half mit Direktzahlungen, Beratungen und einem vergünstigten Angebot der Grundnahrungsmittel in den Caritas-Märkten. Die Pandemie hat aber nicht nur kurzfristig Menschen in die Armut gestürzt. Nein, sie hat eine Armut in der Schweiz aufgedeckt, die bereits strukturell ist und sich still ausbreitet. Die Armut ist in der Schweiz bereits vor Corona angestiegen. Im Jahr 2019 waren gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) 735 000 Menschen in der Schweiz von Armut betroffen, darunter 155 000 Kinder. Seit 2014 steigt die Armutsquote stetig an – von der grossen Öffentlichkeit unbemerkt. Und dies in der reichen Schweiz. Einige Branchen haben von der Corona-Krise profitiert und sind gewachsen. Andere Segmente traf es umso härter, so etwa die Gastronomie oder

«Die Pandemie hat eine Armut in der Schweiz aufgedeckt, die bereits strukturell ist.»

die Hotellerie. In diesen Branchen arbeiten viele Menschen mit einem tiefen Ausbildungsstand. Für sie wird es doppelt schwierig, im Arbeitsmarkt wieder Fuss zu fassen. Die Caritas hat sich der Bekämpfung der Armut verschrieben. Nun lancieren wir einen dringenden Aufruf: Wir bitten Sie, unseren «Appell für eine Schweiz ohne Armut» zu unterzeichnen. Es sollen geeignete politische Massnahmen ergriffen werden, um der Öffnung dieser Schere entgegenzuwirken. Auf Seite 9 erfahren Sie mehr. Uns beschäftigten aber auch die Klimakrise und wie die Bewohner des globalen Südens am meisten davon getroffen werden, obwohl sie nur einen Bruchteil so viel CO2 ausstossen wie wir im Norden. Mit verschiedenen Klimaprojekten helfen wir den Betroffenen, sich an das veränderte Klima anzupassen und neue Einkommensmöglichkeiten zu finden. Um diese Projekte zu finanzieren, haben wir die Klima-Aktie geschaffen. Lesen Sie mehr dazu in diesem Magazin. Ich danke Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender, für Ihr Interesse und die Unterstützung unserer Anliegen.

Elisabeth Karagiannis Leiterin Kommunikation und Marketing

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Bild: Tabea Vogel


Inhalt

Grosse Verletzlichkeit Marília S., Arbeiterin in der Westschweizer Uhrenindustrie, hat den Mut, sich der Kamera zu stellen. 2020 wurde sie als Folge der Pandemie arbeitslos. Plötzlich musste sie mit 20 % weniger Lohn auskommen und stand eines Tages vor dem leeren Kühlschrank. Es kostete sie grosse Überwindung, bei Caritas um Hilfe zu bitten. Marília S. ist ein Fall unter Tausenden. Seite 6

5 Am Puls: Haiti kommt nicht zur Ruhe

Das Erdbeben im August hat vielen die Existenzgrundlage geraubt. Caritas hilft beim Wiederaufbau.

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Menschen: Unser neuer Präsident

Im Mai wurde Claudius Luterbacher zum neuen Präsidenten der Caritas Schweiz gewählt. Was ist ihm wichtig?

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eltweit: Uganda W beherbergt Flüchtlinge, vor allem Kinder

Selber sehr arm, gewährt Uganda im Norden Flüchtenden aus Südsudan Zuflucht. Viele sind noch Kinder.

IMPRESSUM Das Magazin der Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Marketing, Adligenswilerstr. 15, Postfach, CH-6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22 Redaktion: Lisa Fry (lf); Fabrice Boulé (fbo); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Vérène Morisod Simonazzi (vm) Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Urban Fischer Titelbild: Ghislaine Heger Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: PC 60-7000-4 Klimaneutral gedruckt

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Echo

Ein sozialverträglicher Klimaschutz ist möglich Nach diesem von Klima-Katastrophen geprägten Jahr ist eine griffige Klimapolitik dringlicher denn je. Auch die Schweiz muss möglichst rasch ihren Ausstoss an Treibhausgas auf Null reduzieren. Für die Caritas ist klar: Klimapolitik und Sozialpolitik müssen dabei zusammen gedacht werden. In einem Positionspapier zeigen wir auf, wie die Schweiz eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise fördern kann, die sowohl die natürlichen Ressourcen schont als auch allen Menschen zugutekommt. Entscheidend ist, dass Personen in prekären Situationen nicht noch stärker belastet werden. Trotzdem sollen sie die Möglichkeit erhalten, klimaschonend zu handeln. (ah)

Neuer Caritas-Markt in Freiburg

Im neuen Caritas-Markt: Isabelle Reuse, Mitglied Direktion Caritas Freiburg, Thomas Künzler, Leiter Genossenschaft Caritas-Markt, Sabine Tahiri, Leiterin Caritas-Markt, Marie Guegan, Lernende Detailhandel (von links).

Am 1. September wurde im Zentrum von Freiburg ein weiterer Caritas-Markt eröffnet. Die Caritas-Märkte kämpfen an vorderster Front gegen die stille Ausbreitung der Armut in der Schweiz. «Unser Laden entspricht einem Bedürfnis», sagt Patrick Mayor, der Präsident von Caritas Freiburg.

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«Die Pandemie hat dem Kanton zugesetzt und die Situation vieler Menschen verschärft.» Im Caritas-Markt erhalten Kundinnen und Kunden trotz kleinem Budget Qualitätsprodukte. Bereits im ersten Monat empfing der neue C ­ aritas-Markt 2300 Kundinnen und Kunden – mehr als erwartet.

Medienecho Radio SRF1 | Isabelle Nold in der Sendung «Morgengast» | 6.10.2021 Was die Situation in den Schuldenberatungen der Caritas betreffe, herrsche «Ruhe vor dem Sturm», sagt Isabelle Nold von Caritas Schweiz. «Caritas musste im letzten Jahr sehr viel Soforthilfe leisten und hat 20 000 Menschen unterstützt. Wir wissen, dass die Pandemie die bestehende Ungleichheit zwischen Arm und Reich verschärft hat und es in Budgets von Menschen mit wenig Geld einen Einbruch gegeben hat. Die Direkthilfe greift noch, wir haben in der Schuldenberatung noch keinen starken Anstieg. Viele Leute brauchen jetzt auch ihr Erspartes auf, für Rechnungen, für Steuern und Krankenkassen. Ich empfehle, nicht zu lange zu warten und lieber zu früh als zu spät in eine Schuldenberatung zu gehen.» Tages-Anzeiger | «Klimabericht als ­ er Klimawan‹Weckruf› » | 9.8.2021 D del treffe alle, am härtesten aber die Ärmsten, warnt Caritas Schweiz in einer Stellungnahme auf den Bericht des Weltklimarates. Dieser sei «zutiefst beunruhigend». Der Klimawandel schreite ungebremst voran, heisst es in einer Mitteilung der Hilfsorganisation auf Twitter. «Deshalb stehen wir für Klimagerechtigkeit ein.» Bieler Tagblatt | «Auf schwieriger Mission in Haiti» | 9.8.2021 Die Hilfsorganisation ist seit vielen Jahren in Haiti tätig, denn die Bevölkerung leidet immer noch an den Folgen des verheerenden Erdbebens von 2010 und der beiden Tropenstürme Matthew und Irma von 2016 und 2017. Caritas arbeitet stets mit einheimischen Organisationen zusammen. Hunderte von Häusern wurden errichtet und Kinder konnten neue Schulen beziehen. Diese Bauten haben dem Erdbeben vom August standgehalten.

Bilder: Urban Fischer, Caritas Schweiz


Am Puls

Das Beben im August forderte über 2000 Menschenleben und zerstörte 130 000 Häuser. Caritas hilft beim Wiederaufbau.

Den Menschen über längere Zeit beistehen Haiti kommt nicht zur Ruhe. Das schreckliche Erdbeben, das am 14. August den Westen des Landes erschütterte, raubte vielen die Existenzgrundlage. Wie kann die Caritas den krisengebeutelten Menschen wirksam helfen? Als Thor Maeder-Gerber, der für Caritas Schweiz die erste Nothilfephase vor Ort koordiniert hat, kurz nach dem Erdbeben in die betroffenen Dörfer reiste, traf er Menschen am Ende ihrer Kräfte: «Sie stehen unter Schock. Die vielen Traumata der letzten Jahre kommen wieder hoch.» Erdbeben, Hurrikane, Ernährungskrisen

«Jede Geste, jede Aufmerksamkeit ist willkommen». und politische Unruhen prägen seit Langem das Leben der Haitianerinnen und Haitianer. Hoffnung zu schöpfen: Das scheint schwer. Das neuerliche Beben forderte über 2000 Menschenleben, zerstörte einmal mehr Teile der Infrastruktur und 130 000 Häuser. Erdrutsche und Steinschlag machten Felder zunichte, sodass die Familien keine Ernten haben. So verschärft

Bilder: Pamela Stathakis

sich die anhaltende Ernährungskrise, von der fast die Hälfte der Menschen in Haiti betroffen ist. Bargeldhilfe stärkt die lokalen Märkte Das unmittelbare Überleben sichern: Das ist das erste Ziel. Caritas Schweiz unterstützte die Soforthilfe der lokalen Partner in den ersten Wochen, so dass Verletzte medizinisch versorgt wurden, Familien ein Dach über dem Kopf erhielten und sich gegen die Pandemie schützen konnten. 2000 besonders betroffene Familien erhielten Bargeld-Beträge, um ihre Grundbedürfnisse decken zu können. Diese Form von Hilfe trägt zum Funktionieren der lokalen Wirtschaft bei. «Wir wollen auch vermeiden, dass Konvois mit Hilfsgütern überfallen und ausgeraubt werden, wie dies an manchen Orten vorkam», so Maeder-Gerber. Schliesslich verteilten wir Solarlampen und Bausätze für Unterkünfte an weitere 750 Familien.

Nahe bei den Menschen sein und diskret helfen Die Nothilfe soll eine erste Sicherheit bieten, aus der die Betroffenen neue Perspektiven entwickeln können. Angesichts der politischen Krise und der fragilen Sicherheitslage – nach der Ermordung des Präsidenten – ist es für die Menschen in Haiti besonders wichtig, dass sie jetzt langfristig auf die Caritas zählen können. «Die Hilfe muss nahe bei den Betroffenen sein, diskret und ihre Inanspruchnahme freiwillig. Nur so können wir gezielt und wirksam Unterstützung bieten», unterstreicht Maeder-Gerber. Die Caritas bereitet nun den Wiederaufbau von fast tausend Häusern vor. Dafür bilden wir Handwerkerinnen und Handwerker in Bautechniken aus, die Erdbeben und Hurrikanen widerstehen. Und wir werden ihnen helfen, wieder ein Einkommen zu erzielen. «Jede Geste, jede Aufmerksamkeit ist willkommen», berichtete Maeder-Gerber. «Der Bedarf ist enorm, sei es in materieller, finanzieller oder psychologischer Hinsicht.» (ah)

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Reportage

Um Hilfe zu bitten ist keine Schande Text: Fabrice Boulé Bilder: Ghislaine Heger

Nach dem ersten Shutdown hat Marília ihre Arbeit verloren, die sie sehr geliebt hat.


Reportage

Wenn sie an ihren Kanzachi-Blumen arbeitet, kommt Marília zur Ruhe. Das Kunsthandwerk wirkt wie ein Antidepressivum auf sie.

Der Ausbruch der Corona-Krise im letzten Jahr hat das Leben der 46-jährigen Marília S. verändert. Ihr Fall steht beispielhaft für Tausende, welche von der Pandemie schwer getroffen wurden. Sie wurden durch den Lockdown und dem wirtschaftlichen Abschwung in eine gravierende materielle und soziale Notlage katapultiert. Der Bund bringt es auf den Punkt. Corona verschlechtert die Lebensbedingungen von Menschen mit geringem Einkommen. Genau das erlebt jetzt Marília S. einige Monate nach dem Schock durch die erste Pandemiewelle. Den Arbeitsplatz in der Westschweizer Uhren­industrie hatte

«Ihr Lebenslauf gefällt uns. Wir melden uns, wenn es wieder aufwärts geht.» sie über ein Temporärbüro ­bekommen. Die Arbeit gefiel ihr gut und sie machte sich Hoffnung auf eine Festanstellung. «In der Belegschaft sowie zwischen Arbeitnehmenden und Vorgesetzten herrschte ein gutes Klima. » Als die Pandemie ausbrach, gehörte Marília aufgrund ihrer Anfälligkeit für Bronchial­infekte zur besonders gefährdeten Risiko­gruppe. Leider

gehörte sie auch zu den Ersten in ihrem Betrieb, die 2020 pandemiebedingt ihre Arbeit verloren. «Mein Chef sagte mir, dass er mich wiedereinstellen würde, sobald sich die Situation verbessere, aber seither habe ich nichts mehr von ihm gehört», sagt sie. Diese 20 Prozent tun richtig weh Für die alleinlebende Marília, Mutter einer 19-jährigen Tochter, zeigen die Zahlen gnadenlos, in welcher Situation sie sich befindet. Mit der Einbusse von 20 Prozent auf ihren Lohn von 3800 Franken, kann sie ihren finanziellen Verpflichtungen einfach nicht mehr nachkommen. Marília und ihr Mann trennten sich 2019. Der Vater ihrer Tochter bezieht seit Frühjahr 2020 auch Kurzarbeitsentschädigung. Wie soll sie in solch einer Situation wieder auf eigenen Füssen stehen? Die persönlichen Ersparnisse sind in wenigen Monaten aufgebraucht. Der grösste Teil von Marílias Familie lebt in ihrem Heimat-

land Portugal. Auf Unterstützung durch die Familie kann sie also kaum zählen. Noch heute ist Marília sehr bewegt, wenn sie über den Juli 2020 spricht, als ihr noch genau 40 Franken blieben, um sich Essen zu kaufen. Sie erinnert sich noch gut an die drei Tüten mit Lebensmitteln, die eine Freundin diskret vor ihrer Haustür deponierte. Sie war am Abgrund angelangt. «Ihr Lebenslauf gefällt uns. Wir melden uns, wenn es wieder aufwärts geht.» Dies las sie unzählige Male, als sie sich auf offene Stellen bewarb. Ihre Bewerbungsmappe hatte sie per Post oder per Mail losgeschickt, immer in der Hoffnung, eine neue Arbeit zu finden. Doch die Pandemiewellen folgten sich auf dem Fusse und Marília kam nicht mehr aus dem Tief. Dass sie gerne bastelt und Spass am Dekorieren hat, half ihr sehr durchzuhalten in dieser Zeit. Auch ihre Reiki-Ausbildung. Durch Zufall erfuhr sie, dass sie bei der regionalen Caritas-Organisation Nothilfe beziehen könnte. Marília hat ihr Leben lang von ihrer Hände Arbeit gelebt, hat immer pünktlich ihre Rechnungen bezahlt und niemals fremde Hilfe in Anspruch genommen. So hatte sie es von

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Reportage wohl sie sogar etwas mehr verdient als zuvor. Aber die neue Arbeit bringt sie wieder auf Kurs und macht sie stolz auf ihre Unabhängigkeit. Auch hat sie die Hoffnung, dass ihre befristete Anstellung eines Tages zu einer unbefristeten wird. Als sie jünger war, träumte sie von einem Studium. Aber wie so oft hatte das Leben andere Pläne. Heute hat sie das feste Ziel vor Augen, sich beruflich weiterzubilden, um besser qualifiziert zu sein und einen höheren Lohn zu erhalten. Nur so ist sie besser gewappnet für die Unwägbarkeiten des Lebens.

«Man darf sich nicht schämen, um Hilfe zu bitten.» Marília ist erleichtert, dass sie nach längerer Zeit wieder eine Stelle gefunden hat und sie ihre Rechnungen wieder selber bezahlen kann.

ihren E ­ ltern gelernt: Fleissig und rechtschaffen sollte sie sein. Werte, die Marília auch ihrer Tochter weitergeben möchte. Es kostet sie eine unglaubliche Überwindung, ihr Schamgefühl zu unterdrücken und an die Tür der regionalen Caritas-Organisation zu klopfen. «Man hat mich sofort ernst genommen und mir zugehört», erinnert sie sich lächelnd. Unterstützung mit Rat und Tat Mit den Einkaufsgutscheinen, die sie nach Klärung ihrer Situation erhält, konnte sie unkompliziert Dinge des täglichen Bedarfs kaufen. Caritas übernahm auch für zwei Monate die Mietzinszahlungen und die Krankenkassenprämien. Dann galt es, rückständige Steuerforderungen zu verhandeln und einen Plan für das Begleichen der Kreditkartenschulden aufzustellen. Eine schmerzhafte Erinnerung an eine Zeit, in der die Familie sich ein klein wenig Sorglosigkeit g ­ egönnt hatte. Die Aussensicht auf eine scheinbar

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unlösbare Situation sowie ein paar professionelle erste Ratschläge ­ermöglichen das Entwickeln von Lösungsansätzen. Die schnelle Finanzhilfe, die das ­Caritas-Netz seit April 2020 zur Verfügung stellen konnte, half Tausenden, eine Übergangszeit – subsidiär zur Unterstützung durch den Bund – etwas zu entspannen. Die staatlichen Hilfsprogramme erwiesen sich in vielen Fällen als zu schwerfällig. Zahlreiche Hilfsbedürftige waren auf schnelle Unterstützung angewiesen. «Man darf sich nicht schämen um Hilfe zu bitten und man sollte auch nicht zu lange damit warten», sagt Marília mit Nachdruck und ohne Scheu. Sie ist eine der wenigen, die ihre prekäre Situation vor der Kamera bezeugt. So richtig erleichtert war Marília erst im Dezember 2020, als sie von einem anderen Unternehmen in ihrer Region wieder eingestellt wurde. Endlich sah sie Licht am Ende des Tunnels. Grosse Sprünge kann sie zwar auch jetzt nicht machen, ob-

Die Lebensbedingungen verschlechtern sich Seit dem Beginn der Pandemie im Frühling 2020 hat die Caritas mit Unterstützung der Glückskette mehr als 20 000 Menschen mit einer Direktzahlung geholfen. Zudem hat sie über 13 000 Menschen beraten, über andere Hilfsangebote informiert oder an die richtige Stelle verwiesen. Die Zahlen, die das Bundesamts für Statistik Anfang Oktober veröffentlichten, sprechen eine klare Sprache: Die Coronakrise verschlechtert die Lebensbedingungen der Einkommensschwächsten. Bei 11,3 % der Bevölkerung sank das Einkommen durch die Pandemie. Die grösste Einkommenseinbusse erlitten die Menschen, die schon vor der Krise zu den Einkommensschwächsten gehörten. Oft sind dies Personen, die auf Abruf arbeiten oder nur einen befristeten Vertrag haben. Stark betroffen sind vor allem Menschen aus dem Hotel- und Gastgewerbe (35,5 %) sowie Ausländerinnen und Ausländer (16,7 %). Diese Zahlen zeigen, dass die Schweiz eine Strategie zur gezielten Armutsbekämpfung braucht. Weitere Informationen: www.caritas.ch/marilia


Appell

Caritas startet Appell für eine Schweiz ohne Armut Die Corona-Krise hat die Armut in der Schweiz sichtbar gemacht und verschärft. Daraus gilt es, die richtigen Lehren zu ziehen. Caritas lanciert Würdige einen Arbeit: mit existenzsichern«Appell für eine Schweiz ohne Armut» und ruft dazu auf, diesenden zuLöhnen unterstützen. und Stellen Sie sich vor, Sie würden pro Monat 2279 Franken* auf ihr Konto ausbezahlt bekommen. Könnten Sie damit all Ihre Ausgaben bezahlen? Miete, Krankenkasse, Kleidung, weitere Gesundheitskosten, Steuern, Mobilität, Geschenke, Hobbys, Essen und alle weiteren Artikel, die Sie für den täglich Gebrauch benötigen? Wer diese Schwelle als EinzelperBezahlbarer Wohnraum: son unterschreitet, gilt in der Schweiz als Das Bereitstellen arm. Für eine Familie mit zwei Kindern istvon preisgünstigem Bezahlbarer und der Betrag bei 3976 Franken, was starke Wohnraum Wohnraum UnterstützungsEinschränkungen in allen Lebensberei- angebote für die chen erfordert. 735 000 Personen in derWohnungssuche für Haushalte mit tiefen Schweiz sind in der Schweiz von Armut Einkommen. betroffen. Die Zahl ist bereits vor der Corona-Krise, also in wirtschaftlich guten Zeiten, stetig gestiegen. Seit Beginn der Pandemie gibt es noch mehr Menschen, die ihre Existenz nicht mehr aus eigener Kraft sichern können. Es muss etwas geschehen Die Corona-Krise hat die Armut in der Schweiz, die es zuvor schon im Verborgenen gab, für die breite Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Immer mehr Menschen drohen, mit den rasanten Veränderungen den gesellschaftlichen Anschluss zu verlieren. Sollen Bilder von Menschen, die für die Abgabe von Nahrungsmitteln Schlange stehen, in der Schweiz zur Normalität werden? Für ­Caritas ist klar, dass etwas geschehen muss, damit die reiche Schweiz endlich wirksam gegen die Verbreitung der Armut vorgeht. *offizielle Armutsgrenze

Gleiche Bildungschancen: Ein schrankenloser Zugang zu Nachholbildungen, Weiterbildungen und Umschulungen. Gleiche

Arbeitsmodellen, familienfreundlichen Arbeitszeiten und sozialer Sicherheit Würdige

Arbeit

Bildungschancen

Gleiche Möglichkeiten Gleiche für Familien: Möglichkeiten Ein lückenloses, qualitativ gutes und für Familien bezahlbares Angebot an familienergänzender Kinderbetreuung

Erst bei 0 % Armut sind wir 100 % Schweiz

Existenzsicherung Existenzsicherung: Ergänzungsleistungen für alle Menschen, deren Einkommen nicht für den Lebensunterhalt reicht, sowie die Abschaffung der rechtlichen Verknüpfung von Aufenthaltsstatus und von Politik und Wirtschaft Existenzsicherung.

Unsere Forderungen

Ein barrierefreies EinGesundheitssystem barrierefreies Gesundheitssystem: Eine deutliche Reduktion der Belastung durch Krankenkassenprämien für Haushalte mit tiefen Einkommen und die Sicherstellung einer gleichwertigen GesundSchritte,heitsversorgung. damit allen Menschen

Caritas fordert konkreten in der Schweiz ein Leben in Würde und sozialer Sicherheit garantiert ist: • Würdige Arbeit mit existenzsichernden Löhnen • Gleiche Bildungschancen für alle

• Gleiche Möglichkeiten für alle Familien bei der Kinderbetreuung • Existenzsicherung durch Ergänzungsleistungen für alle Menschen, deren Einkommen nicht für den Lebensunterhalt reicht • Eine deutliche Reduktion der Belastung durch Krankenkassenprämien für Haushalte mit tiefen Einkommen • Bezahlbarer Wohnraum

Eine Schweiz ohne Armut ist möglich – unterzeichnen Sie den gemeinsamen Appell! www.caritas.ch/appell

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Brennpunkt Menschen letzten Mai zum Präsidenten des Präsidiums gewählt wurde, muss er sicherstellen, dass die neue Strategie der Caritas Schweiz umgesetzt wird. «Unser Ziel ist es, Armut im In- und Ausland zu bekämpfen und auch politisch Einfluss zu nehmen. Durch unser Know-how können wir viel bewirken und unsere hohe Professionalität gibt uns auch das Recht, Forderungen zu stellen», so Luterbacher. Die ­Caritas geniesse eine hohe Glaubwürdigkeit und die gelte es zu behalten.

Schön früh hat sich Claudius Luterbacher mit ethischen Werten in Unternehmen und Organisationen befasst.

Ein menschenwürdiges Leben für alle Claudius Luterbacher ist im letzten Mai zum neuen Präsidenten der Caritas Schweiz gewählt worden. Hier gibt er Auskunft, wie er seine neue Aufgabe sieht. Claudius Luterbacher (42) ist in Abtwil im Kanton St. Gallen zusammen mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Nach der Matura wollte er eigentlich Wirtschaft studieren, merkte aber, dass ihn das nicht vollständig befriedigen würde. Er interessierte sich für Ethik. Zuhause lernte der

«Nachhaltigkeit in unseren Projekten ist ein wichtiges Ziel.» Sohn eines Unternehmers früh, was es heisst, Verantwortung für Mitarbeitende zu übernehmen und welche Werte dabei wichtig waren. Er beschloss deshalb, in Freiburg Betriebswirtschaft und Theologie zu studieren, da es das Fach Wirtschaftsethik nicht gab. So konnte er seine Interessen unter einen Hut bringen. Nach dem Studium schrieb er eine Dissertation zum Thema Wirtschafts- und Sozialethik. Wie führt man Mitarbeitende? Wie verhält sich das

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Streben eines Unternehmens nach Gewinn mit ethischen Prinzipien? Wie kann man Güter gerecht teilen, so dass alle menschenwürdig leben können? Früher wurden solche Fragen belächelt oder abgelehnt, doch heute gehört es zum modernen Management, dass ein Unternehmen ethische und nachhaltige Werte vertritt. «Ein Stichwort dazu ist ‹Corporate Social Responsibility›. Dabei geht es in der Unternehmensführung auch um Umwelt und Soziales», erklärt Claudius ­Luterbacher. Unternehmen und Organisationen werden heute an entsprechenden Kennzahlen gemessen. Bei der Caritas ist er beeindruckt von der hohen Motivation der Mitarbeitenden. Hohe Glaubwürdigkeit Bereits in den sieben Jahren seit ­Claudius Luterbacher im Vorstand der ­ ­ Caritas Schweiz ist – im letzten Jahr im Präsidium –, hat er sich damit befasst, wie diese Werte bei Caritas gelebt werden. Seit er nun im

Neue Themen und innovative Ansätze Ein wichtiges Thema in der neuen Strategie ist die Klimagerechtigkeit. «Hier gehen wir neue, sorgfältig evaluierte Partnerschaften ein, um unser Know-how auf diesem Gebiet zu ergänzen und zu vertiefen», erläutert Luterbacher. «Wir konnten in letzter Zeit innovative Projekte aufgleisen in Zusammenarbeit mit der World Meteorological Organization.» Die Caritas hilft mit ihren Projekten den Menschen im Süden, sich dem veränderten Klima anzupassen und neue Einkommensquellen zu schaffen. Eine grosse Herausforderung bleibt es, Geldgeber für Projekte zu finden, erklärt Luterbacher. «Vermehrt bewerben wir uns um EU-finanzierte Projekte. Wir dürfen stolz darauf sein, dass wir uns bereits für solche Projekte qualifizieren konnten. Die geforderten Standards sind hoch, aber sie garantieren eine gute Qualität. Nachhaltigkeit in unseren Projekten ist ein wichtiges Ziel. Wir müssen die Menschen vor Ort befähigen, in ihre Ausbildung investieren und sie miteinbeziehen. Zudem stärken wir die lokalen Strukturen.» Protokolle statt Bücher Hauptberuflich ist Claudius Luterbacher im Bistum St. Gallen als Kanzler und Ökonom tätig. Das Präsidium bei ­Caritas Schweiz leitet er ehrenamtlich. Er opfert dafür Einiges an Freizeit. Er liest inzwischen mehr Protokolle als Bücher. Einen Ausgleich findet der vierfache Vater in der Familie und beim Sport. Mit seinem Gravel-Bike ist er für abenteuerliche Fahrten im Gelände gerüstet. (lf)

Bild: Nique Nager


Brennpunkt

Kemal Sipović und Arnela Fidahić machen eine sechsmonatige Ausbildung als Textilfacharbeitende und erhalten so eine Zukunftsperspektive.

Regionen stärken, Menschen eine Perspektive geben Mit innovativen und integralen Projekten schafft Caritas Schweiz in Bosnien und Herzegowina neue Einkommensmöglichkeiten und bessere Bildungsangebote. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden stärkt sie die regionale wirtschaftliche Entwicklung. Davon profitieren Frauen, Jugendliche und ethnische Minderheiten. Arnela Fidahić (33) und Kemal Sipović (20) leben in Prača, einer Gemeinde mit rund 1000 Einwohnern in Bosnien und Herzegowina (BiH). Die Gemeinde gehört zu den ärmsten des Landes. Das

«Ich sehe eine neue Lebensperspektive für mich.» ­ ebiet ist unerschlossen und die AbwanG derung gross, denn es gibt kaum Jobs. Arnela und Kemal gehören jedoch zu den Glücklichen, die jetzt an einem sechsmonatigen Spezialtraining teilnehmen dürfen, das von Caritas Schweiz unterstützt wird. Seit Anfang 2021 arbeitet die C ­ aritas mit der Gemeinde Prača und dem Textilhersteller Mraz im Nachbarort zusammen. Gemeinsam haben sie 25 Jobs für arbeitslose Menschen in Prača geschaffen.

Bild: Cat Norman Tahirović

Ausschluss von Minderheiten In BiH haben es Frauen, Jugendliche sowie Minderheiten wie die Roma nicht leicht. Vor allem in ländlichen Gebieten sind sie stark von Armut betroffen und werden oft auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene ausgegrenzt. Bei den Roma beträgt die Arbeitslosenquote 45 Prozent, bei den Jugendlichen gar 80 Prozent. Jobs, Bildung und stärkere Gemeinden Die Caritas verfolgt mit ihren Projekten einen integralen, innovativen Ansatz. Auf der einen Seite schafft sie neue Stellen, Einkommensmöglichkeiten und bessere Bildungsangebote. Auf der anderen Seite hilft sie den Gemeindeverwaltungen effizienter und effektiver zu werden und stärkt die lokalen Gemeinschaften. So werden benachteiligte Gruppen integriert

und die Entwicklung von Gemeinden und Regionen gefördert. Durch die neu geschaffenen Perspektiven verringert sich die Auswanderung. Nach der halbjährigen Ausbildung werden Arnela und Kemal für mindestens drei Jahre bei Mraz als qualifizierte Textilfacharbeitende angestellt – mit Sozialversicherung, unter fairen Bedingungen und der Option für eine Verlängerung. ­Kemal lebt zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwester noch bei den Eltern. «Wenn ich meine Ausbildung abgeschlossen habe, möchte ich auf jeden Fall bei der Textilfirma Mraz bleiben», sagt er. «Die Bedingungen sind fair und ich sehe eine neue Lebensperspektive für mich.» Arnela hat sogar noch eine zusätzliche Chance wahrgenommen. Sie nimmt am lokalen Wirtschaftsförderungsprogramm teil, das auch Teil des Projektes ist. «Mit dem neuen Gewächshaus kann ich nun zusätzlich Gemüse anbauen und es auf dem Markt verkaufen», freut sie sich. (lf)

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Brennpunkt Weltweit

Bereits mit zwei Jahren musste Elisa mit ihren Geschwistern vor dem Krieg im Südsudan fliehen. Im Camp Bidibidi, das von Caritas unterstützt wird, wächst sie in sicherer Umgebung auf und kann zur Schule gehen.

Kinder gehören nicht auf die Strasse Nord-Uganda ist besonders stark von Armut betroffen. Trotzdem beherbergt es viele Flüchtlinge aus Südsudan. Die meisten Leidtragenden der Konflikte sind Kinder. Ihr Leben ist geprägt von Entbehrung und Gewalt. Mit diesem Projekt bewahrt Caritas rund 2300 einheimische und geflüchtete Kinder und Jugendliche vor einem Leben auf der Strasse. Elisa war zwei Jahre alt, als ihre Eltern 2016 von einer Rebellengruppe im Südsudan ermordet wurden. Daraufhin floh sie mit ihrer älteren Schwester und den übrigen vier Geschwistern vor dem Krieg nach Uganda. Dort fanden sie im riesigen Flüchtlingscamp Bidibidi im Norden des Landes Zuflucht.

«Ich möchte einmal Krankenschwester werden.» In diesem Camp leben besonders viele unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die Schutz benötigen. Das Risiko, dass diese Kinder auf der Strasse landen, ist hoch. Dieser Gefahr sind aber auch die einheimischen Kinder ausgesetzt. Die Familien sind Selbstversorger, doch die natürlichen Ressourcen sind massiv über-

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nutzt, und die Böden sind ausgelaugt. Die grosse Armut, der Hunger und die oft erlebte Gewalt treiben die Kinder schliesslich auf die Strasse. Gezielte und ganzheitliche Unterstützung Daher unterstützt Caritas Schweiz mit diesem Projekt ganz gezielt 450 besonders stark von Armut betroffene einheimische sowie geflüchtete Familien. Das Projekt wird gemeinsam mit Partnerorganisationen umgesetzt, dir vor Ort aktiv sind. Wir helfen Familien, neue Einkommensmöglichkeiten zu erschliessen und Zugang zu Mikrokrediten sowie Weiterbildung zu erhalten. Zudem unterstützen wir sie beim Aufbau eines eigenen kleinen Unternehmens. Auch Elisas ältere Schwester, die ein kleines Geschäft für Haushalts-

waren und Lebensmittel eröffnen möchte, profitiert von diesem Angebot. Bewusstsein für Kinderrechte stärken Die Familien sollen zudem ein stärkeres Bewusstsein für Kinderrechte entwickeln. Den Jugendlichen stehen bei Problemen spezialisierte Rechtsberaterinnen und Rechtsberater zur Verfügung, die durch Caritas geschult wurden. Die Kinder können die Schule besuchen, wo sie nicht nur etwas lernen, sondern auch ein kostenloses Mittagessen bekommen. Um die Existenz der Bauernfamilien zu sichern, sind Massnahmen zur nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen besonders wichtig. Ein ökologisches Gleichgewicht ist unabdingbar, wenn sie weiterhin von ihren Feldern leben wollen. Dank dem Caritas-Projekt können die Kinder und Jugendlichen in einem sichereren Umfeld aufwachsen und sehen eine Perspektive in ihrem Leben. Elisa blickt voller Zuversicht in die Zukunft: «Wenn ich einmal gross bin, möchte ich Krankenschwester werden.» (vm)

Bilder: Moses Okwonga


In Mali lernen Bäuerinnen und Bauern, wie sie nachhaltig anpflanzen und sparsam mit den knappen Ressourcen umgehen können.

Caritas Schweiz lanciert Klima-Aktie Der Klimawandel trifft die ärmsten Menschen auf der Welt am stärksten. Armut bekämpfen heisst deshalb auch, Menschen vor den Folgen der Erderhitzung zu schützen. Mit der Klima-Aktie geht Caritas Schweiz neue Wege: Sie ermöglicht damit jedem und jeder, weitsichtige Klima-Projekte zu unterstützen. Diesen Sommer hat der Weltklimarat seinen neuen Bericht zur Klimaveränderung präsentiert. Er ist alarmierend: Der Klimawandel schreitet ungebremst voran und wirkt sich bereits heute verheerend aus. Das bereitet auch Mario Slongo, dem

Um für die Klimagerechtigkeit zu kämpfen, braucht Caritas Partner an ihrer Seite. ehemaligen «Wetterfrosch» beim Schweizer Radio DRS und heutigen Mitglied des Präsidiums von Caritas Schweiz, grosse Sorgen: «Immer häufiger stellen sich Ex­ tremwetterlagen ein, die ganze Regionen verändern und die Lebensgrundlagen der Bewohnerinnen und Bewohner zerstören. Am meisten betroffen sind arme Menschen in Entwicklungsgebieten. Ihnen

Bild: John Kalapo

muss dringend geholfen werden, da sie weder Ausbildung noch finanzielle Mittel haben, um sich den neuen Bedingungen in kurzer Zeit anzupassen.» Klimaprojekte bekämpfen die Armut Der Klimawandel gehört zu den wichtigsten Ursachen der wachsenden Armut. Mit ihren Projekten engagiert sich ­Caritas dafür, dass Menschen in den ärmsten Ländern trotz des sich stark ändernden Klimas gute Ernten und ein sicheres Einkommen erzielen können. Es gilt auch, Ressourcen wie Wälder oder Wasser möglichst schonend und zukunftsorientiert zu nutzen. Dafür setzt Caritas auf ­lokal verankerte Projekte, bezieht die betroffenen Menschen vor Ort mit ein und treibt innovative Lösungen voran, so etwa in Mali, Äthiopien oder Tadschikistan.

Konkret zu Klimagerechtigkeit beitragen Um dieses Ziel zu erreichen, braucht die Caritas Partner an ihrer Seite. Sie hat darum die Klima-Aktie lanciert. Immer mehr Menschen in der Schweiz wollen konkret gegen die Folgen der fortschreitenden Erderhitzung handeln. Sie möchten einen Beitrag zur Klimagerechtigkeit leisten und der betroffenen Bevölkerung in ärmeren Regionen der Welt konkret helfen. Wer eine Klima-Aktie zeichnet und diese jährlich erneuert, tätigt wahrlich eine nachhaltige Investition zugunsten der Menschen, die heute schon am meisten unter den veränderten Bedingungen leiden. «Ich möchte meinen Beitrag jetzt leisten und habe darum Klima-Aktien von Caritas Schweiz gezeichnet», sagt Mario Slongo. (sg)

Hier können auch Sie eine Klima-Aktie zeichnen! www.klima-aktie.ch

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Service

carla by Caritas: bewusst einkaufen

In Emmen (LU) gibt es ein neues Geschäft von Caritas Schweiz, das Kleider aus erster und zweiter Hand verkauft. Der Laden heisst «carla by Caritas». Hier finden Sie

Agenda

Kleider und Accessoires für einen zahlbaren Preis für die ganze Familie. Zeitlose Basics und ausgewählte Einzelstücke von Marken wie H&M, Massimo Dutti, Marc Cain, Tommy Hilfiger, COS, Burberry gehören zum Sortiment.

18. Dezember 2021 Aktion «Eine Million Sterne» Ab 16.00 Uhr in der ganzen Schweiz Orte und Informationen: einemillionsterne.ch

Markenkleider bei Caritas Die Markenkleider werden uns von den Modehäusern gespendet, statt sie zu verbrennen. Durchschnittlich kaufen Menschen in der Schweiz pro Jahr rund 30 Kilogramm Kleider, ein Fünftel davon wird wieder entsorgt. Dieses Verhalten schadet unserer Umwelt. Es ist also besser, weniger zu konsumieren, unsere Kleider länger zu tragen und Second-Hand zu kaufen. (lf)

28. Januar 2022 Caritas-Forum «Wenn Armut weiblich ist» Eventforum Bern 9.30 –15.30 Uhr Anmeldung: caritas.ch/forum oder 041 419 22 22

Mehr Informationen unter: carlabycaritas.ch

Prix Caritas, 10. Juni 2022 Preisverleihung im KKL

21. März 2022, 19.00–20.30 Uhr Info-Abend für interessierte Pflegeeltern Caritas Schweiz, Luzern

Digi-Treff – den Anschluss nicht verlieren Wer heute digital nicht fit ist, verliert schnell den Anschluss. Alles spielt sich heute online ab. Gerade Menschen, die am Existenzminimum leben, besitzen jedoch oft nicht die nötigen digitalen Fähigkeiten. Die Caritas möchte diesen Menschen helfen, ihre digitalen Kompetenzen zu verbessern und die Chancen der neuen Entwicklungen zu nutzen. Dank der grosszügigen Unterstützung von Sunrise können wir diese wichtige Dienstleistung anbieten. Online-Kompetenzen erwerben Im letzten Frühling hat Caritas Aargau die ersten Digi-Treffs eröffnet. Hilfesuchende können ohne Voranmeldung mit ihrem Laptop oder Smartphone vorbeigehen und ihre Fragen zu verschiedenen Anwendungen stellen. Freiwillige helfen

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ihnen, Rechnungen per E-Banking zu bezahlen, eine Online-Bewerbung zu verfassen oder sich beim RAV anzumelden. Eine Frau freut sich, dass sie jetzt per Zoom am Deutschunterricht teilnehmen kann. Ein anderer Teilnehmer kann jetzt seine Rechnungen von zuhause aus zahlen. Für Annick Grand von Caritas Aargau ist es wichtig, «dass alle Menschen Zugang zu sozialen Leistungen erhalten, auf die sie einen Anspruch haben.» Im Herbst haben auch die Regionalen Caritas-Organisationen in Luzern, Jura und Neuenburg ihre Digi-Treffs eröffnet. Die Kantone Bern, Graubünden, Solothurn und Waadt werden bald folgen. (lf)

Mehr Informationen unter: caritas.ch/digi-treff

Bilder: Leticia Perrenoud, Thomas Plain


Gemeinsam

Warum ich Caritas ein Legat gebe

Guido Käppeli, Schwyz

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Nachhaltiges Verhalten früh verankern In unserem Projekt «Faires Lager» wollen wir die jugendlichen Teilnehmenden für nachhaltiges Verhalten begeistern. Die Jugendlichen werden für globale Zusammenhänge sensibilisiert und motiviert, bewusst und nachhaltig zu handeln. Sie entwickeln dabei eigene Lösungsansätze, um ein Umdenken in ihrem Jugendverband zu bewirken. Wir alle sind gefordert, wenn es um die Bekämpfung des Klimawandels geht. In der Schweiz verbrauchen wir mehr Ressourcen, als uns jährlich zur Verfügung stehen würden. Aus diesem Grund müssen wir handeln und Verantwortung übernehmen. Doch wo fängt man an und welches sind die eigenen Handlungsmöglichkeiten? Hier setzt Faires Lager an, indem es Leiterinnen und Leiter mit konkreten Tipps für ein klimaschonendes Konsumverhalten unterstützt. Dabei ist ein positiver Zugang zum Thema sowie das Entwickeln von eigenen Lösungsansätzen zentral. Sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen Das Projekt «Faires Lager» unterstütz Lagerleiterinnen und Lagerleiter mit einem Leitfaden für nachhaltige Jugendlager, bietet aber auch eine Austauschplattform

Bilder: Blauring Schwyz, zVg

mit Erfahrungsberichten von Pfadi- oder Jubla-Gruppen. Sie lernen nicht nur, wie man Lager nachhaltig gestaltet, sondern auch, wie sie die Jugendlichen für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen begeistern können. Der alljährliche Wettbewerb bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich auf spielerische Art mit einem Nachhaltigkeitsthema wie etwa der Saisonalität von Früchten und Gemüse auseinanderzusetzen und dabei die Vorteile sowie die eigenen Handlungsmöglichkeiten im Alltag zu erarbeiten. Das Projekt «Faires Lager» besteht seit sieben Jahren und hat seither fast 14 000 junge Teilnehmende für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert. Vera Ziswiler Projektleitung Faires Lager

«Ich möchte, dass nach meinem Tod, das was noch übrig bleibt, denen zukommt, die es nicht so gut hatten wie ich. Caritas ist ein Hilfswerk, dass mir Gewähr gibt, dass mein Wille bestmöglich umgesetzt wird.»

Bernhard Ulrich-Vögtlin, Olten

«Ich möchte auch nach meinem Tod Menschen unterstützen, die weniger Glück hatten als ich – zum Beispiel in Afrika. Hilfe zur Selbsthilfe ist mir wichtig. Darum begünstige ich Caritas Schweiz in meinem Testament und unterstütze so ihre nachhaltigen Projekte. Ich weiss, dass ich der Organisation vertrauen kann.»

Weitere Informationen: faires-lager.ch

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Nicht für Marco: Er braucht zwei Jobs, um über die Runden zu kommen.

Für eine Schweiz ohne Armut. Jetzt Appell unterzeichnen: caritas.ch/appell

Persönlichkeitsschutz: Name und Bild geändert.

Die Schweiz steht für ein hohes Lohnniveau.


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