Mediendienst 8 12. Juni 2014
20 Jahre nach dem Krieg sind die Folgen der Überschwemmungen in Bosnien und Serbien gravierend
Um Jahre zurückgeworfen Erich Ruppen
Der Mediendienst der Caritas Schweiz ist ein Angebot mit Hintergrundtexten zur freien Verwendung. Für Rückfragen stehen die Autorinnen und Autoren gerne zur Verfügung.
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20 Jahre nach dem Krieg sind die Folgen der Überschwemmungen in Bosnien und Serbien gravierend
Um Jahre zurückgeworfen Starke Regenfälle führten Anfang Mai in Bosnien-Herzegowina und Serbien zu den schwersten Überschwemmungen seit 120 Jahren. Was bedeutet diese Katastrophe für die Menschen in den betroffenen Ländern? Die Schäden an der Infrastruktur geben ein Bild von den flächendeckenden Ausmassen der Katastrophe: Serbien rechnet mit rund 4500 Kilometern Strassen, die zerstört oder stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Gegen 2300 öffentliche, industrielle und infrastrukturelle Anlagen wurden überflutet, und 250 Brücken sind nicht mehr benutzbar. Der Schaden an den Häusern der rund 32 000 evakuierten Personen ist noch nicht überblickbar. Für Serbien bedeutet die Flut auch finanzpolitisch einen schweren Schlag, da der Finanzhaushalt des Landes hoch verschuldet ist. Die Regierung rechnet damit, rund 75 Prozent der Schäden finanzieren zu müssen. Das wird ohne einschneidende Sparmassnahmen nicht zu leisten sein.
Vertrauen in Politik fehlt Ähnlich verhält es sich mit Bosnien-Herzegowina. Rund 40 Prozent des Landes standen unter Wasser, 500 000 Personen waren vorübergehend evakuiert und sind es zum Teil immer noch. Über 2500 Erdrutsche waren zu verzeichnen, 1000 Häuser sind total zerstört, Zehntausende Häuser standen unter Wasser. Ein Grosssteil der Ernte und des Landwirtschaftslandes sind zerstört. Rund 200 Brücken müssen neu gebaut werden, unzählige Verbindungsstrassen sind nach wie vor unterbrochen. Es fehlt in Bosnien das Vertrauen der Bevölkerung, dass die Politik gute Lösungen herbeiführen kann. Der Grund dafür ist die Aufteilung des Landes in zwei in keiner Weise zusammen funktionierende Regionen. Auch hier fehlt es an Geldern, mit der gleichen Konsequenz wie in Serbien. Die Behebung der Schäden wird Jahre beanspruchen. Ein Grossteil der Finanzierungen wird auf den Gemeinden lasten oder von privaten Initiativen und Hilfsorganisationen abhängen.
Solidarität als zentraler Faktor Die Katastrophe hat die Länder um Jahre zurück geworfen. Dies ist für die Bevölkerung ein harter Schlag angesichts der Tatsache, dass der Krieg erst 20 Jahre zurückliegt. Viele Menschen haben sich in den letzten Jahren mühsam eine Existenz aufgebaut und stehen nun erneut vor einem Scherbenhaufen. Natürlich: die Menschen sind geschockt, wissen oft nicht, wie weiter. Es geht nun darum, diesen Rückschlag zu verarbeiten und neue Perspektiven zu gewinnen. Dabei ist die Solidarität ein wichtiger Faktor: Die ersten Hilfsaktionen kamen in Serbien und in Bosnien-Herzegowina von den Nachbarn und von Menschen, die selber nicht betroffen waren. Auch in der Schweiz ist eine starke Solidarität mit den Herkunftsländern spürbar. Caritas erhielt mehr als 60 Anfragen von Personen oder Organisationen, die um Unterstützung ansuchten, um Güter nach Bosnien-Herzegowina, Serbien oder Kroatien liefern zu können. Eine wichtige Aufgabe der Caritas ist es, hier in der Schweiz auf die Ausmasse dieser Katastrophe hinzuweisen. Vor Ort verfügt Caritas Schweiz über erfahrene Partnerorganisationen, welche die Not-
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hilfe mit Spenden aus der Schweiz – in Koordination mit den Regierungen und anderen Organisationen – leisten. Im Sommer startet die nächste Phase, in der in Bosnien die Häuser von Roma-Familien und anderen sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen von Schlamm und Schutt befreit werden. Gleichzeitig klärt Caritas den Bedarf für den Wiederaufbau, denn es wird Jahre dauern, bis die beiden Länder die Überschwemmungen vom Mai 2014 überwunden haben werden. Erich Ruppen, Programmverantwortlicher Osteuropa, Caritas Schweiz, E-Mail eruppen@caritas.ch, Tel. 041 419 23 13
Für weitere Informationen zur Nothilfe der Caritas in Bosnien-Herzegowina und in Serbien: www.caritas.ch/katastrophen/balkan
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