Mediendienst 10 24. Juli 2014
Unterst端tzung im Berggebiet
Geteilte Arbeit ist halbe Arbeit Stephanie Meli
Der Mediendienst der Caritas Schweiz ist ein Angebot mit Hintergrundtexten zur freien Verwendung. F端r R端ckfragen stehen die Autorinnen und Autoren gerne zur Verf端gung.
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Unterstützung im Berggebiet
Geteilte Arbeit ist halbe Arbeit Lange Tage, viel Sonnenschein und warme Temperaturen. Während ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung die Sommermonate geniesst, arbeiten die Bergbauern unablässig. Viele Familien stossen während der Sommermonate an ihre Grenzen. Caritas-Bergeinsatz unterstützt diese Familien, indem sie schnell, unkompliziert und gezielt Freiwillige vermittelt. Dass Hilfe wirklich nötig ist, zeigt ein bewegendes Beispiel einer jungen Bauernfamilie aus dem Kanton Freiburg. Ueli (20) und Irène (23) Wyss* sind seit einem Jahr stolze Besitzer eines eigenen Bergbauernbetriebes. Die Übernahme des Hofes war jedoch ungeplant und ein spontaner Entscheid der beiden. Als nach dem überraschenden Tod des Vaters von Ueli Wyss die Zukunft des Betriebes auf dem Spiel stand, setzten sich die beiden für eine Lösung ein und übernahmen den hoch verschuldeten Hof. Der desolate Zustand des Talbetriebes und der rund 30 Kilometer weit entfernten Alp schreckte die beiden nicht ab. Jedoch steht nun mehr Arbeit an, als das Paar und ihr Betriebshelfer bewältigen können. Arbeitstage von bis zu 16 Stunden sind an der Tagesordnung, der letzte arbeitsfreie Sonntag datiert noch aus der Zeit vor der Hofübernahme. Finanziell können sie es sich nicht leisten, weitere Personen einzustellen. Als Bäuerin Irène Wyss aufgrund der Schwangerschaft körperlich nicht mehr gleich viel leisten konnte, meldete ein Freund der Familie den Fall bei Caritas-Bergeinsatz.
Schnelle und unkomplizierte Hilfe am richtigen Ort Zehn Tage nach der Kontaktaufnahme vermittelte Caritas-Bergeinsatz den ersten Freiwilligen zu Familie Wyss. Was zu Beginn für das junge Paar etwas gewöhnungsbedürftig war, ist nun zu einem festen Bestandteil ihres Arbeits- und Familienalltags geworden. „Zuerst dachte ich, die Zeit mit den Freiwilligen wird schwierig. So viele neue Leute mit eigenen Wünschen und Vorstellungen, und ich war mir nicht sicher, ob es gut gehen wird. Inzwischen freuen wir uns jeden Sonntag auf die Ankunft einer neuen Person und ihre Geschichte“, so Bäuerin Irène Wyss. Besonders bei den Aufräumarbeiten auf der Alp und beim Heuen konnten die Helferinnen und Helfer das Bauernpaar entlasten. Auch die Weiden konnten dank der Freiwilligen gesäubert werden. „Es herrscht jetzt mehr Ordnung als zuvor, da war es Chaos pur. Wir waren nur zu zweit und hatten einfach keine Zeit für all die anstehenden Arbeiten“, stellt Irène Wyss fest. Bereits die Mithilfe während einer Einsatzwoche kann die Bauernfamilie sichtlich entlasten.
Einander helfen schlägt Brücken und bereichert Neben der tatkräftigen Unterstützung bei den landwirtschaftlichen Arbeiten und im Haushalt, ist auch der konstante Austausch mit den Freiwilligen eine Bereicherung für Irène und Ueli Wyss. Viele der Freiwilligen kommen aus dem urbanen Milieu und bringen neue Ideen und Ansichten mit auf die Alp. Das offene und unkomplizierte Bauernpaar schätzt den Kontakt zu den Freiwilligen darum auch sehr: „Der Austausch ist sehr wichtig für uns, um die Menschen besser kennenzulernen, die uns so konkret helfen. Mit einigen Freiwilligen entstehen so spannende und schöne Geschichten“, erzählt Irène Wyss. Bis Ende September helfen mindestens 13 Freiwillige für 21 Wochen und unterstützen das junge Paar vor allem bei den Alparbeiten und beim Heuen. 21 Wochen, in denen die beiden ein bisschen aufat-
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men können: „Jahrelang verkümmerte der Betrieb und da braucht es Kraft und Zeit, ihn wieder aufzubauen. Dank der Freiwilligen kommen wir diesem Ziel immer näher“ erzählt Irène Wyss. Und Ueli Wyss ergänzt: „Wir sind froh über jeden Tag mit den Freiwilligen, weil sie uns wirklich unterstützen können. Wir sind hier oben zwar noch lange nicht fertig, aber langsam nimmt es Form an.“ Bergbauernfamilien, die in eine Notsituation geraten sind oder aufgrund einer Überlastung nicht mehr weiter wissen, finden Unterstützung bei Caritas-Bergeinsatz. Über 500 Freiwillige von CaritasBergeinsatz unterstützen diesen Sommer rund 90 Bauernfamilien in den Alpen und im Jura. Insgesamt packen sie über 700 Wochen mit an und helfen dort auf dem Hof, wo Hilfe gerade am Nötigsten ist. *Namen der Redaktion bekannt. Stephanie Meli, Verantwortliche Marketing, Caritas-Bergeinsatz, E-Mail smeli@caritas.ch, Tel. 041 419 23 77
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