SARGANSERLAND
DONNERSTAG, 30. MAI 2013
Willkommene Hilfe in schwerer Zeit
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Funde von Severgall wieder in St. Gallen Dr. Regula Steinhauser von der Kantonsarchäologie St. Gallen hat die Fundgegenstände von Severgall,Vilters, wieder abgeholt. Das historische Museum in St. Gallen wird neu gestaltet und ein bedeutender Teil wird auch über Severgall berichten. Vilters. – Am 9.Oktober 2008 waren bedeutende Fundstücke von Severgall zur Einweihung der neuen Tafel bei Severgall nach Vilters gebracht worden. Die Tafel zeigt auf, welch geschichtsträchtiger Ort Severgall war. Zu diesem Anlass hatte Regula Steinhauser seltene Gegenstände von Severgall zur Verfügung gestellt und eine Vitrine gestaltet. Nach gut viereinhalb Jahren hat sie sie nun wieder abgeholt. Zu den gut beschrifteten Gegenständen gehörten etwa eine Klinge eines Erntemessers aus den Jahren 2700 bis 2500 vor Christus, Münzen aus römischen Zeiten, Scherben und ein Schreibmesser aus Eisen, aus der Zeit 11. bis 14.Jahrhundert nach Christus, das in der Schweiz nur zwei Mal gefunden wurde.
Sind «den jungen Menschen sehr dankbar für ihre Hilfe»: Marianne und Peter Kühne.
Peter und Marianne Kühne arbeiteten früher auf ihrem Bergbauernbetrieb inValens Hand in Hand. Seit der Krebserkrankung seiner Frau ist Peter Kühne auf freiwillige Helfer angewiesen. Von Ruth Bossert Valens. – Der prachtvolleAusblick auf die umliegenden Berge ist für Unterländer fantastisch. Friedlich grasen die Schottischen Hochlandrinder auf derWiese vor dem Haus, drei Esel grasen hinter dem Haus und machen sich ab und zu lauthals bemerkbar. Die Idylle auf 900 Meter über Meer trügt. Der Alltag von Peter und Marianne Kühne-Bühler ist aus den Fugen geraten. Durch die Krebserkrankung, bereits vor zwei Jahren diagnostiziert und bereits mehrmals mit Chemotherapien behandelt, ist die früher vor Energie strotzende Bergbäuerin geschwächt. Rückfälle im Krankheitsverlauf setzen der 50-Jährigen zu; immer wieder muss sie sich hinlegen, die Schmerzen sind oft unerträglich und die Medikamente hinterlassen ihre Spuren. Die Arbeiten, die Peter und Marianne Kühne früher jeweils im Frühjahr gemeinsam an die Hand nahmen, bleiben liegen. Der Bergbauer und gelernte Mechaniker macht, was er kann. Auf den 15 Hektaren Land werden rund 30 schottische Hochlandrinder gehalten. Die Muttertierhaltung wird nach biologischen Richtlinien geführt und das Fleisch ab Hof verkauft. Im Sommer weilt das Jungvieh auf derAlp (1500 bis 2200 Meter über Meer). Zum Betrieb gehören auch ein Maiensäss und ein Pachtgut in der näheren Umgebung. Polizistin, Informatiker, Lehrer Die drei Kinder der Kühnes sind zwischen 20- und 23-jährig und wohnen noch teilweise zu Hause. Sie arbeiten oder studieren, sind tagsüber auswärts. «Auch wenn sie sich gewohnt sind, zu Hause auf dem Betrieb anzupacken, hat die zusätzlicheArbeitsbelastung Grenzen», erklärt Marianne Kühne. «Deshalb haben wir den Kontakt mit Caritas gesucht und uns dort erkundigt, wie wir zu helfenden Händen kommen», erzählt Peter Kühne weiter und schildert, dass er bereits vor ein paar Jahren durch denAlpver-
ein auf den Caritas-Bergeinsatz gestossen sei. «Dann ging alles ziemlich rasch», schildern die beiden am Küchentisch. «Christian Gut, ein Sozialarbeiter der Caritas, hat uns besucht, unser Gesuch wurde im Internet aufgeschaltet und kurze Zeit später, es war Anfang April, hat sich eine junge Polizistin gemeldet, die bereit war uns zu unterstützen.» Nach ihr folgte ein junger Informatiker und heute hat Matthias Moser, ein 31-jährigerVolksschullehrer aus St.Gallen, seinen letzten Arbeitstag bei der Familie Kühne. Für die kommenden Wochen, während dem Heuet, sind es die Schwestern von Peter Kühne, die Hand anlegen, und ab Mitte Juli kann Peter Kühne nochmals mit einer vierwöchigen Hilfe einer Freiwilligen rechnen. Gutes Gefühl, zu helfen Weshalb stellt sich ein 31-Jähriger während mehreren Wochen in den Dienst der Caritas-Berghilfe? Matthias Moser lacht und erzählt, dass ihm in den vergangenen Jahren als festangestellter Lehrer im Vollpensum die Balance zwischen körperlicher und geistiger Arbeit, wie auch zwischen Arbeit und Freizeit zeitweise insWanken geraten sei. «Ich habe immer mehr gespürt, dass ich am gegenseitigen Verständnis zwischen Schule, Elternhaus und Schülern arbeiten will und mir dazu ein Jahr Auszeit gönne,
Caritas-Bergeinsatz • Dauer: mindestens fünf Tage bis mehrere Wochen • Kosten: Ein Bergeinsatz ist kostenlos. Unterkunft und Verpflegung werden von der Familie übernommen. Einzig dieAn-undAbreise muss selber bezahlt werden. •Anforderungen: Zwischen 18 und 70 Jahren, motiviert, geistig und körperlich fit. Es sind keine spezifischen Kenntnisse nötig. • Ziel: Die Familie entlasten, wo Hilfe nötig ist: bei der Kinderbetreuung, im Stall, bei Alparbeiten, beim Heuen, im Haushalt oder bei baulichen Arbeiten. (rb) Weitere Informationen: Caritas: www.bergeinsatz.ch oder unter Telefon 041 419 22 77. Speziell für Jugendliche bietet Agriviva (früher Landdienst) Plätze an: www.agriviva.ch
Bild Ruth Bossert
um all das zu machen, das mir Spass macht, mir Erfahrungen bringt und mich Energie tanken lässt.» Nach einem Sprachaufenthalt in Frankreich und etlichen Stellvertretungen an unterschiedlichen Schulen sei er nun hier im Taminatal gelandet. «Jeden Abend bin ich todmüde ins Bett gefallen», erzählt der verheiratete Lehrer lachend und erwähnt die steilen Hänge, an denen er zusammen mit Peter Kühne Holz und Äste zusammengetragen und Ordnung gemacht habe. Zäune mussten geflickt werden, das Imkermaterial von Marianne Kühne, die drei Völker Bienen betreut, habe er wieder instandgestellt, und am Morgen habe er jeweils den Stall der «Highlander» ausgemistet. «Es war eine sinnvolle Arbeit, die ich ausführen durfte, und ich wurde sehr offen und freundlich aufgenommen», zieht er heute Bilanz. Er habe hin und wieder eine gewisse Demut gespürt, gegenüber den Menschen, die dieseArbeit tagtäglich bewältigen, aber auch gegenüber der Natur, den Tieren und Pflanzen. «Es ist ein gutes Gefühl, jemanden in einer Notsituation zu unterstützen.» Zudem habe er Einblick in einen Familienalltag gewonnen, den ich so nicht kannte und der mich tief beeindruckte und bereicherte.» Er gehe nun zurück in seinen Alltag, werde noch nach Namibia reisen und sich aufs neue Schuljahr und auf seine neue Klasse vorbereiten. Durchwegs positive Erfahrungen Marianne und Peter Kühne sind sich einig, dass der Landwirt diese strengen Frühjahrsarbeiten nach dem üppig ausgefallenen Holzschlag des vergangenenWinters, derWaldrandpflege und die vielen anderen Arbeiten an den Zäunen, aufWeiden und rund um den Hof, nicht alleine hätte bewältigen können. Ihr Feedback über die vergangenenWochen mit den Freiwilligen ist durchwegs positiv. «Wir sind den jungen Menschen sehr dankbar für ihre Hilfe, und durch die vielen positiven Diskussionen liessen sie uns Einblick nehmen in ihre unterschiedlichen Lebensformen», erzählt Marianne Kühne, und ihr Mann ergänzt, dass der Kontakt nicht nur bereichernd und abwechslungsreich gewesen sei, sondern man habe auch immer wieder die Krankheit und die bange Frage nach der Zukunft für eine Weile vergessen können.
Wertvolle Fundstücke Die Vitrine stand abwechselnd einige Zeit in der Raiffeisenbank Vilters, im Gemeindehaus inWangs und im Pfarreiheim in Vilters. So konnte der Verkehrsverein Vilters die wertvollen Fundstücke der Bevölkerung näherbringen, ohne dass sie dazu in die Hauptstadt St.Gallen hätten reisen müssen. «Es ist zu hoffen, dass die 348 Fundgegenstände von Severgall, wovon die meisten im Archiv der Kantonsarchäologie St.Gallen im Keller aufbewahrt werden, vom Keller in die Aus-
Bei der Vitrine: Dr. Regula Steinhauser und Stefan Baumgartner.
stellungsräume kommen», heisst es in der Mitteilung des Verkehrsvereins. Aber nicht nur in St.Gallen, auch in Sargans, im Museum im Schloss, sind einige Stücke von Severgall zu sehen. Überdies hat Regula Steinhauser Verkehrsvereinspräsident Louis Hüppi beim Abschied versprochen, dass man in einigen Jahren wieder eineVitrine mit Fundgegenständen von Severgall gestalten könnte. (pd)
Eine Knacknuss?
Was zeigen diese Fotos? Im Rahmen des Jubiläums «50 Jahre Kantonsschule Sargans» haben Sekundarschülerinnen und -schüler Fotoarbeiten zum Thema: «Natur in Rätseln» eingereicht. Am Tag der offenen Tür von übermorgen Samstag (10 bis 11.30 Uhr) werden die Gewinner des Fotowettbewerbs sowie des Wettbewerbs Kurzgeschichten und Live on Stage ausgezeichnet. Das gestrige Bild von Niels Niemann zeigt eine Walnuss, gefunden im Wald in Buchs. (kss)