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BERLINER MITBEWOHNER
Der Fischotter
Berliner Mitbewohner
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Die Insel Kratzbruch in der Rummelsburger Bucht steht unter Naturschutz und darf nicht betreten werden. Deshalb ist es für NABU-Aktive der AG Rummelsburger Bucht immer ein besonderes Erlebnis, wenn sie diesen Ort beim jährlichen Kontrolleinsatz zusammen mit Vertretern der Naturschutzbehörde besuchen dürfen. Diesmal, im Februar 2020, stieß die Gruppe auf außergewöhnliche Hinterlassenschaften: größere Mengen von Fischschuppen und Kothäufchen, die einen charakteristischen Geruch verströmten. Kein Zweifel, auf dem Inselchen war ein Fischotter zu Gast gewesen. Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra), einst vom Atlantik bis Japan und vom Polarkreis bis Indonesien weit verbreitet, wurde im 19. und 20. Jahrhundert stark dezimiert und vielerorts ausgerottet. Jäger stellten dem stattlichen Mardertier wegen seines Pelzes nach, Fischer töteten die Konkurrenz, die Verbauung von Flüssen zerstörte seinen Lebensraum. Obendrein beeinträchtigten Umweltgifte das Immunsystem und die Fruchtbarkeit der Tiere. Seit 1968 ist die Jagd auf Fischotter in Deutschland verboten, doch erst seit den 1990er Jahren nimmt ihre Zahl allmählich wieder zu, vor allem in den östlichen Bundesländern. Ist der Wassermarder nun dabei, auch die Hauptstadt zu besiedeln? Derk Ehlert, Wildtierexperte der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK), ist vorsichtig: „Es gibt auf jedem Fall Fischotter in Berlin, aber wir haben keinen Nachweis, dass sie dauerhaft hier leben und sich regelmäßig fortpflanzen.“ Denn Fischotter sind mobile Tiere, vor allem junge Männchen legen im Winter oft weite Strecken zurück. „Wenn man heute einen an der Zitadelle Spandau sieht“, so Ehlert, „kann der morgen in Hobrechtsfelde sein, und man könnte glauben, es wimmele hier nur so von Ottern.“
Schwer identifizierbare Pelztiere
Dem sei aber definitiv nicht so. Etwa drei bis vier Sichtungen werden pro Jahr bei der SenUVK aktenkundig, und diese Zahl stagniert seit etlichen Jahren. Häufig ist zudem unklar, ob es sich bei den beobachteten Säugern tatsächlich um Fischotter (und nicht um Biber oder Nutrias) handelt. Auch den NABU Berlin erreichen gelegentlich Filmclips mit schwer identifizierbaren Pelztieren. Immerhin wurde vor etwa drei Jahren Cucujus-Larve ein totes Jungtier in Hobrechtsfelde, also auf Berliner Territorium, gefun-
Insel Kratzbruch
den. Weil es noch ziemlich klein war, ist unwahrscheinlich, dass es von auswärts stammte. Und im letzten Sommer wollen Spaziergänger eine ganze Fischotter-Familie in den Gosener Wiesen beobachtet haben. Auch vom Tegeler Fließ und Tegeler See, vom Müggelsee und aus dem Wuhletal wurden Sichtungen gemeldet. Grundsätzlich hält Ehlert es schon für möglich, dass Fischotter in Berlin dauerhaft Fuß fassen, vor allem im Bezirk Treptow-Köpenick stünden die Chancen gut. Fischotter nachzuweisen ist jedoch gar nicht so einfach, da man die im Verborgenen lebenden Tiere selten sieht. Beim Monitoring stützen sich Biologen daher hauptsächlich auf die Kothaufen, die Fischotter zur Markierung und Kommunikation nutzen. Dabei suchen die Tiere gern bestimmte Stellen wiederholt auf, um dort ihre Botschaften zu hinterlassen. Auch wenn der Fischotter auf Kratzbruch also vermutlich nur auf der Durchreise war: Seine Duftbotschaft ist angekommen. Und die AG Rummelsburger Bucht sieht sich bestärkt in ihrem Engagement für die naturKäfer von oben nahen Uferzonen des Gewässers. Alexandra Rigos
Berg-Sandglöckchen
Zwischen Moor und Trockenrasen
Der Glühwürmchengrund in Spandau
Seit der Gründung der Spandauer Bezirksgruppe 2018 ist viel geschehen: Aus vier Mitstreiter*innen sind 40 geworden, von denen 20 aktiv mitwirken. In Kooperation mit dem Naturschutzamt Spandau haben wir uns der beiden Moorgebiete Glühwürmchengrund und Immenweide in Spandau-Hakenfelde angenommen. Ziel ist die Wiederherstellung von struktur- und artenreichen Lebensräumen. Rund um die Moorgebiete soll ein Schutzgürtel aus aufgegebenen Gartengrundstücken entstehen, die der Natur überlassen bleiben. Zwei dieser Flächen mit eher wiesenartiger Vegetation hat die Bezirksgruppe Spandau 2019 erfolgreich weiterentwickelt.
Ein Gürtel aus ehemaligen Gärten
Die Grundstücke am Wildunger Weg 17 und am Schönauer Weg 21 lagen schon eine Weile brach, so dass sich die invasive Kanadische Goldrute breit gemacht hatte. Mit Grabegabeln, Spaten und Spitzhacke ist die BG ihr einmal im Monat auf den Leib gerückt und und hat freien Boden für einheimische Vegetation geschaffen. Dabei genossen wir wiederholt tatkräftige Unterstützung von Spandauer Bürger*innen, die sich an der frischen Luft auspowern wollten. Für die Neuansaat von einheimischen Pflanzen am Schönauer Weg spendete die Deutsche Wildtierstiftung gebietstypisches Saatgut. Mit viel Spaß und guter Laune haben wir den Boden von Wurzeln befreit, aufgelockert, das Saatgut ausgebracht und mit Holzbohlen angedrückt. Die Früchte unserer Arbeit konnten wir schon bald beobachten, als nach einem regenreichen September die ersten Pflänzchen keimten. Im Frühjahr 2020 freuten wir uns über Klatschmohn, Kornblume, Heide-Nelke, Koriander, Inkarnat-Klee, Wilde Möhre, Echte Kamille und viele andere Wildblumen. Zusammen mit schon vorhandenen Pflanzen wie Nachtkerze, Königskerze, Weißem Honigklee, Hauhechel und Wildem Dost entwickelte sich eine artenreiche Wiese, die den ganzen Sommer über Blüten für Wildbienen und Schmetterlinge bietet. Zur Abmagerung und Pflege der Wiese muss die Bezirksgruppe nun noch das Mähen mit der Sense lernen, was wir wegen der Corona-Pandemie aber erst einmal aufgeschoben haben. Die Fläche am Wildunger Weg besaß bereits den Charakter eines Trockenrasens. Durch die jahrelange Nutzung als Garten hatten sich aber auch dort nährstoffliebende Pflanzenarten ausgebreitet, neben der Kanadischen Goldrute auch Gehölze wie Schneebeere und Robinie, die es zunächst zu roden galt. Beim Graben stießen wir immer wieder auf Relikte aus der Vergangenheit wie
Bezirksgruppe Spandau in Aktion Zaunreste, Ziegelsteine, Kabel und verrostete Gartengeräte. Die Steine schichteten wir gleich zu einem Haufen für Eidechsen auf. Bislang haben wir zwar keine gesichtet, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ausgestattet mit jeweils zehn brandneuen Grabegabeln und Spaten sowie einer Schubkarre, die uns freundlicherweise die Stiftung Naturschutz Berlin finanziert hat, startete die Bezirksgruppe im November eine gemeinsame Pflanzaktion mit dem Projekt „Urbanität & Vielfalt“.
Große Pflanzaktion
Fast 30 Freiwillige fanden sich am Wildunger Weg gegenüber dem Glühwürmchengrund ein, um exakt 972 Jungpflanzen in den Boden zu bringen, darunter Heide-Nelke, Berg-Sandglöckchen, Gewöhnliche Grasnelke, Blaugrünes Schillergras, Kartäuser-Nelke, Rauer Löwenzahn und Golddistel. Alle diese Arten gehen derzeit wegen Überdüngung und Lebensraumzerstörung in Berlin zurück. Dabei vertragen gerade sie längere Trockenperioden und sind so gewappnet gegen den Klimawandel. Im Sommer 2020 führten Aktive des Projekts „Urbanität & Vielfalt“ dann ein Monitoring durch. Zwar waren nicht alle Setzlinge durch den Winter gekommen, doch sorgten reichlich Überlebende für schöne Blüteninseln im Trockenrasen. Die Bezirksgruppe Spandau wird sich auch weiterhin um das Wohl der Pflanzen kümmern, indem wir invasive Konkurrenten jäten und die Wiese einmal im Jahr mähen. Britta Laube