Natur in Berlin 4/2020

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Der Fischotter Berliner Mitbewohner

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ie Insel Kratzbruch in der Rummelsburger Bucht steht unter Naturschutz und darf nicht betreten werden. Deshalb ist es für NABU-Aktive der AG Rummelsburger Bucht immer ein besonderes Erlebnis, wenn sie diesen Ort beim jährlichen Kontrolleinsatz zusammen mit Vertretern der Naturschutzbehörde besuchen dürfen. Diesmal, im Februar 2020, stieß die Gruppe auf außergewöhnliche Hinterlassenschaften: größere Mengen von Fischschuppen und Kothäufchen, die einen charakteristischen Geruch verströmten. Kein Zweifel, auf dem Inselchen war ein Fischotter zu Gast gewesen. Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra), einst vom Atlantik bis Japan und vom Polarkreis bis Indonesien weit verbreitet, wurde im 19. und 20. Jahrhundert stark dezimiert und vielerorts ausgerottet. Jäger stellten dem stattlichen Mardertier wegen seines Pelzes nach, Fischer töteten die Konkurrenz, die Verbauung von Flüssen zerstörte seinen Lebensraum. Obendrein beeinträchtigten Umweltgifte das Immunsystem und die Fruchtbarkeit der Tiere. Seit 1968 ist die Jagd auf Fischotter in Deutschland verboten, doch erst seit den 1990er Jahren nimmt ihre Zahl allmählich wieder zu, vor allem in

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Insel Kratzbruch

den östlichen Bundesländern. Ist der Wassermarder nun dabei, auch die Hauptstadt zu besiedeln? Derk Ehlert, Wildtierexperte der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK), ist vorsichtig: „Es gibt auf jedem Fall Fischotter in Berlin, aber wir haben keinen Nachweis, dass sie dauerhaft hier leben und sich regelmäßig fortpf lanzen.“ Denn Fischotter sind mobile Tiere, vor allem junge Männchen legen im Winter oft weite Strecken zurück. „Wenn man heute einen an der Zitadelle Spandau sieht“, so Ehlert, „kann der morgen in Hobrechtsfelde sein, und man könnte glauben, es wimmele hier nur so von Ottern.“

Schwer identifizierbare Pelztiere

Dem sei aber definitiv nicht so. Etwa drei bis vier Sichtungen werden pro Jahr bei der SenUVK aktenkundig, und diese Zahl stagniert seit etlichen Jahren. Häufig ist zudem unklar, ob es sich bei den beobachteten Säugern tatsächlich um Fischotter (und nicht um Biber oder Nutrias) handelt. Auch den NABU Berlin erreichen gelegentlich Filmclips mit schwer identifizierbaren Pelztieren. Immerhin wurde vor etwa drei Jahren ein totes Jungtier in Hobrechtsfelde, Cucujus-Larve also auf Berliner Territorium, gefun-

den. Weil es noch ziemlich klein war, ist unwahrscheinlich, dass es von auswärts stammte. Und im letzten Sommer wollen Spaziergänger eine ganze Fischotter-Familie in den Gosener Wiesen beobachtet haben. Auch vom Tegeler Fließ und Tegeler See, vom Müggelsee und aus dem Wuhletal wurden Sichtungen gemeldet. Grundsätzlich hält Ehlert es schon für möglich, dass Fischotter in Berlin dauerhaft Fuß fassen, vor allem im Bezirk Treptow-Köpenick stünden die Chancen gut. Fischotter nachzuweisen ist jedoch gar nicht so einfach, da man die im Verborgenen lebenden Tiere selten sieht. Beim Monitoring stützen sich Biologen daher hauptsächlich auf die Kothaufen, die Fischotter zur Markierung und Kommunikation nutzen. Dabei suchen die Tiere gern bestimmte Stellen wiederholt auf, um dort ihre Botschaften zu hinterlassen. Auch wenn der Fischotter auf Kratzbruch also vermutlich nur auf der Durchreise war: Seine Duftbotschaft ist angekommen. Und die AG Rummelsburger Bucht sieht sich bestärkt in ihrem Engagement für die naturnahen Uferzonen des Gewässers. Käfer von oben Alexandra Rigos


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