Klöster Spezial Schaffhausen

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SPEZIAL MAGAZIN

BODENSEE MAGAZIN

SPEZIAL

Kirchen, Klöster & Konzil

BODENSEE

Labhards

KONZ I L STADT

Konstanz

K LOSTE R I N S E L

Reichenau

Z I STE RZ I E N S E R K LOSTE R

Salem H I M M E LR E I CH D E S B A ROCK

Oberschwaben

&

Kirchen, Klöster Konzil ST I F TSB E Z I R K

St. Gallen

K A RTAU S E

Ittingen

K LOSTE R A LLE R H E I LI G E N

Klosterroute Untersee Zisterzienser-Frauenklöster Kloster Fischingen Klosterprojekt Meßkirch D/A 5,– € CHF 6.–

Schaffhausen

W I E G E E U ROP ÄI SCH E R KU LTU R


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Weingut Markgraf von Baden

DEM ERBE UND DER NATUR VERPFLICHTET Unsere Vorfahren haben ihr Land wie eine Gabe empfangen. Seit 900 Jahren nennen wir uns Markgrafen von Baden. Eine solche Gabe braucht einen Geist, um ihren Wert zu behüten und zu kultivieren. Dieser Geist hat bei uns einen Namen: Fidelitas – Treue, Verlässlichkeit. Fidelitas prägt unseren Umgang mit dem anvertrauten Land, seinen Ressourcen, seiner Kultur und Eigenart: Fidelitas ist das Motto unserer Familie. Erstklassige Weinqualität ist für uns ständiger Ansporn und Herausforderung. Das Weingut Markgraf von Baden ist Mitglied im VDP – eine besondere Anerkennung unserer Weinkultur.

Das Konziljubiläum ...

... heißt Europa willkommen! 2014 bis 2018 ist Europa zu Gast in Konstanz: Festspiele auf dem Münsterplatz, inszenierte Stadtführungen und grenzüberschreitende Themenwege, Bürgerfeste und Musik aus sechs Jahrhunderten laden dazu ein, europäische Geschichte neu zu entdecken. Aktuelle Diskussionen, künstlerische Experimente und spannende Begegnungen machen aus Konstanz 600 Jahre später erneut eine Stadt der Impulse und Ideen. Institutionen aus Konstanz, der Bodenseeregion, Deutschland und Europa bereiten das Jubiläum gemeinsam vor: Kultur, Wissenschaft, Bildung, Kirchen und Tourismus arbeiten eng zusammen und ermöglichen unterschiedliche Blickwinkel auf das historische Ereignis und seine heutige Bedeutung. Aktuelle Termine für Stadtführungen rund um das Konstanzer Konzil finden Sie bei der Tourist-Information Konstanz unter www.konstanz-tourismus.de

Mehr Informationen zum Jubiläum finden Sie hier: Konzilstadt Konstanz . Eigenbetrieb der Stadt Konstanz . Marktstätte 1 . D-78462 Konstanz . Telefon +49 (0)7531 363-27 0 info@konstanzer-konzil.de . www.facebook.com/konzilstadt . www.konstanzer-konzil.de

Weinverkauf Schloss Salem, 88682 Salem, Telefon +49 (0) 7553 81-284 Weinverkauf Birnauer Oberhof, 88690 Uhldingen-Mühlhofen, Telefon +49 (0) 7556 6002 www.markgraf-von-baden.de


Editorial Editorial D

ieses Bodensee Magazin Spezial “Kirchen, Klöster & Konzil“ führt Sie in eine Zeit, die scheinbar längst vergangen, für die Bodenseeregion jedoch bestimmend war und heute noch ist. Dabei stellt es kein leichtes Unterfangen dar, ein so geschichtsmächtiges Thema zugänglich und erlebbar zu machen. Denn der Beginn liegt weit zurück im 6. Jahrhundert, dem frühen Mittelalter, mit der Gründung des Bistums Konstanz, setzt sich mit den Klostergründungen in St. Gallen und auf der Insel Reichenau fort, umfasst als historischen Meilenstein das Konstanzer Konzil von 1414 bis 1418 und mündet in die Blütezeit des 18. Jahrhunderts – eine große Zeitspanne, die die Bodenseeregion zu einem politischen, religiösen und geistigen Zentrum im heutigen Europa machte. Über alle Landesgrenzen hinweg ist die Bodenseeregion als Ganzes von „Kirchen und Klöstern“ geprägt und dies nicht im Sinne einer rückwärts gewandten Verklärung. Kirchen und Klöster waren Zentren der Macht, nicht nur aufgrund ihres finanziellen Reichtums, sondern vor allem wegen ihrer geistigen Werte. Mit ihrem in Bibliotheken dokumentierten Wissensschatz, ihren ebenso unterschiedlichen wie eindrucksvollen Bauwerken, war die Region rund um den Bodensee Ausgangspunkt europaweiter kultureller und politischer Entwicklungen von wirklich historischer und schließlich europäischer Dimension. Dies wirkt bis heute nach, insbesondere mit den UNESCO-Welterbestätten St. Gallen und Insel Reichenau und den Jubiläumsfeierlichkeiten zum Konstanzer Konzil ab 2014.

1) Der Arbeitsgemeinschaft „Kirchen, Klöster & Konzil“ gehören an: Tourist-Information Konstanz GmbH, Norbert Henneberger, Kirstin Krauße. Konzilstadt Konstanz, Daniela Paas. Tourist-Information der Insel Reichenau, Karl Wehrle. Tourismus Untersee e.V., Christine Ecker. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg mit Kloster und Schloss Salem, Birgit Rückert, Marlene Pellhammer. Oberschwaben Tourismus GmbH (OTG), Andrea Winter. St. Gallen-Bodensee Tourismus, Boris Tschirky. Kartause Ittingen, Christa Fritschi, Corinne Rüegg. Kloster Allerheiligen in Schaffhausen, Peter Jezler; sowie als Medienpartner die Labhard Medien GmbH, Thomas Willauer, Jasmin Hummel.

Foto: OTG, Motiv Kloster Ochsenhausen

Die Bedeutung des Bodenseegebietes als Zentrum europäischer Kulturgeschichte will dieses Magazin der Arbeitsgemeinschaft „Kirchen, Klöster & Konzil“ (1) gemeinsam mit Labhard Medien für Gäste und Einheimische nachvollziehbar und erlebbar machen. Wir sind davon überzeugt, dass wir hier all denjenigen, die sich für dieses eindrucksvolle Thema interessieren, die internationale Bodenseeregion als einen Erlebnisraum präsentieren, der in seiner Vielfalt, in seiner Tiefe und Qualität einzigartig ist.


Inhalt Inhalt Editorial

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Inhalt

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Einführung

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Konstanz

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Insel Reichenau

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Klosterroute Untersee

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Salem

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Frauenklöster der Zisterzienser

44

Oberschwaben

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St. Gallen

58

Fischingen

68

Ittingen

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Schaffhausen

80

Klosterprojekt Meßkirch

90

Chronologie

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Karte

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Glossar

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Klosterregion Bodensee – Wiege europäischer Kultur Stadt der Kirchen, Klöster und des Konzils UNESCO-Weltkulturerbe Klosterinsel Reichenau Klosterspuren am Untersee — Klosterroute entlang des Seeufers Das Zisterzienserkloster Salem Wie die Abtei Salem zu fünf eigenwilligen Töchtern kam Himmelreich des Barock UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk St. Gallen Kloster Fischingen — Lebendiges Kloster mit bewegter Geschichte Kartause Ittingen — Geschichte und Kunst erleben Frühe Romanik — Klosterbezirk zu Allerheiligen in Schaffhausen Campus Galli — Karolingische Klosterstadt Meßkirch

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Foto: Achim Mende, Konstanzer M端nster


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önche, Nonnen und ihre Klöster haben seit dem frühen Mittelalter die Landschaft rund um den Bodensee maßgeblich gestaltet. Ihre besondere Wirtschafs- und Lebensweise hat hier nicht nur eine einzigartige Kulturlandschaft geschaffen, sondern Impulse für Neuerungen in vielerlei Hinsicht gegeben. Mit der landwirtschaftlichen Erschließung der seit der Römerzeit teilweise verödeten Gegenden, mit dem Wiederaufleben von Schriftlichkeit in den Klosterschreibstuben, mit dem Aufblühen der Wissenschaft, ja nicht zuletzt mit der Verbreitung des Christentums und der damit verbundenen geistigen und geistlichen Erneuerung geht ein enormer wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung einher, der weit über die Region hinaus wirkte: Mit gutem Recht darf die Bodenseeregion als Wiege mitteleuropäischer Kultur gelten! Irische Wandermönche auf alten Handelsstraßen Was machte die Region für die Mönche so interessant? Der Bodensee war bereits seit frühester Zeit eine Drehscheibe für Handel und Verkehr. Seine günstige Lage am Nordrand der Alpen mit den Zugängen zu den wichtigsten Alpenquerungen und seine Anbindung an die nach Norden, Osten und Westen führenden Verkehrswege machten ihn seit der Zeit der Römer zu einem der wichtigsten Verkehrswege der Region. Der Wasserweg bot die Möglichkeit, auch größere Mengen von Gütern kostengünstig zu transportieren. Insbesondere die alten (aus keltischen Siedlungen hervorgegangenen) Römerstädte, Bregenz im Osten und Konstanz mit dem Rheinübergang im Westen, waren wichtige Umschlagplätze. Die Landeplätze Bodman mit der Pfalz, Überlingen, Meersburg, Buchhorn und Lindau am Nordufer, und vor allem Romanshorn, Rorschach und Arbon am Südufer markieren wichtige Zentren der weiteren Entwicklung. Dabei nahm Konstanz mit dem bis ins frühe Mittelalter zurückreichenden Bischofsitz eine zentrale Rolle ein. Das Bistum Konstanz, das sich von Brienz im Süden bis kurz vor Backnang im Norden, von Kempten im Osten bis Breisach im Westen erstreckte, war bis zu seiner Aufhebung 1821 eines der größten Flächenbistümer im Heiligen Römischen Reich. Die zentrale Lage von Konstanz war auch noch im Spätmittelalter unangefochten und dürfte einer der entscheidenden Gründe dafür gewesen sein, dass Konstanz von 1414 bis 1418 Konzilstadt war. Zwei Voraussetzungen machten die Ansiedlung von Mönchen und den Aufschwung der Bodenseeregion erst möglich: zum einen die Eingliederung der alemannischen Stämme und Stammesführer in das Frankenreich, zum andern die von den Frankenkönigen geförderte Missionstätigkeit iro-schottischer Mönche. Bereits Anfang des 7. Jahrhunderts gelangte der Ire Columban in die Schweiz und an den Bodensee, wo er in Bregenz ein Kloster gründete, das allerdings bald wieder aufgegeben wurde. Columban selbst blieb nicht in der Region, sondern zog nach Italien weiter.

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Bodensee Magazin Spezial | Einführung

Nicht nur die Franken, auch andere hier ansässige Adelsgeschlechter betätigten sich — vor allem im späteren Verlauf des Mittelalters — als Klosterstifter und Förderer der Klöster. Die Region Bodensee und Hochrhein bildeten den Kernbereich des (hochmittelalterlichen) Herzogtums Schwaben, weitere Hochadelsgeschlechter waren hier begütert, sowohl die Staufer als auch die Welfen hatten hier Besitz. Auf der Habsburg (heute Kanton Aargau, Schweiz) liegt der Stammsitz der Habsburger. Entlang der alten Verkehrswege im Rheintal und entlang der alten Römerstraßen schritt die Christianisierung voran. Den Anfang bildeten Einsiedeleien im 7. Jahrhundert, wie jene des (irischen?) Mönchs Gallus im damals unwirtlichen Hinterland des südlichen Bodenseeufers (heute St. Gallen). Gallus war im Gefolge des Columban an den Bodensee gekommen. Auf den Wanderbischof und Missionar Pirmin wird eine ganze Reihe von Klostergründungen oder Klosterwiederherstellungen zurückgeführt. Sein Weg lässt sich von Neuweiler über Weißenburg, Maursmünster und Murbach im Elsass bis zur 724 gegründeten Reichenau verfolgen. Die geschützt auf einer fruchtbaren Insel im Untersee gelegene Reichenau gelangte rasch zu großer Blüte. Das Kloster entwickelte sich zu einem geistlichen und kulturellen Zentrum. Im 9. Jahrhundert war die Reichenau ein Mittelpunkt des durch Benedikt von Aniane reformierten Mönchtums. Von den klösterlichen Bauten blieben auf der Insel bis heute drei große Kirchen und die frühbarocke Klosteranlage von Mittelzell erhalten. Vor allem die ottonischen Wandmalereien in St. Georg in Reichenau-Oberzell und die eng damit verbundenen Wandmalereien in der kleinen Sylvesterkapelle von Goldbach bei Überlingen können bis heute einen Eindruck vom Kunstschaffen im Umfeld der Reichenau vermitteln. Klöster als kulturelle und geistliche Zentren im Karolingerreich Als Reichskloster war die Reichenau in die Verwaltung des karolingischen Reichs eingebunden. Vergleichbar dem in Rätien gelegenen Müstair und dem von der Reichenau aus besiedelten Kloster Pfäfers im Bistum Chur bildete es eine wichtige Station am Weg vom fränkischen Reich nach Italien. 819 wurde auch das an der Stelle der Einsiedelei des hl. Gallus von dem hl. Otmar gegründete Kloster St. Gallen Reichskloster. Wohl in diesem Kontext entstand auf der Reichenau der für St. Gallen bestimmte St. Galler Klosterplan. Auf der Reichenau und in St. Gallen entstanden wichtige Bibliotheken, und in den Skriptorien der beiden Klöster wurden Handschriften geschaffen, die zu den bedeutendsten des Mittelalters zählen. Die St. Galler Bibliothek blieb bis heute erhalten und besitzt unter anderem bedeutende Fassungen der Regeln des hl. Benedikt aus dem frühen 9. Jahrhundert. In ihrem Bestand wurden auch wichtige spätantike Manuskripte, wie Vitruvs “de re aedificatoria“ (Über die Baukunst) überliefert, das im


Klösterregion Bodensee Wiege europäischer Kultur

Konstanz – Bischofsitz, Stadt der Klöster und Stifte Kirchliches Zentrum bildete bis ins Spätmittelalter der Bischofsitz in Konstanz, der sich bis in die Zeit um 600 zurückverfolgen lässt. Den Dienst in der Kathedrale versah das Domstift, von dessen Gebäuden heute nur noch Teile des hochgotischen Kreuzgangs, der Kapitelsaal und die Domschule erhalten sind. Bischof Konrad I. (amt. 934–975) gründete noch ein Mauritiusstift, für das die im Kern bis heute erhaltene Mauritiusrotunde nordöstlich des Münsters erbaut wurde. Dabei bestanden oft enge Verbindungen zwischen den Konstanzer Bischöfen zu den bedeutenden Abteien im Bodenseeraum. Wiederholt waren Konstanzer Bischöfe zugleich Äbte in St. Gallen oder auf der Reichenau. Die Kathedrale des Bistums, das Münster in Konstanz, wurde im 11. Jahrhundert weitgehend neu errichtet. Die unter den Bischöfen Lambert und Rumold ausgeführten östlichen Bauteile, die 1058 geweiht wurden sowie das etwas jüngere, 1089 geweihte Langhaus sind bis heute in großen Teilen erhalten. Sie zählen zu den bedeutendsten Bauten dieser Zeit im Bodenseeraum. Zur Infrastruktur der Bischofstadt gehörte auch eine Reihe von Klöstern und Stiften, die als Abbild der Hauptkirchen Roms interpretiert werden. Das 983 von Bischof Gebhard II. gegründete Kloster Petershausen (in dessen barockem Klostergebäude heute das Archäologische Landesmuseum untergebracht ist), war Teil dieses „Konzepts” nach dem Vorbild der römischen Hauptkirchen. Zeit der Reformen: Benediktiner, Zisterzienser, Prämonstratenser Im 10./11. Jahrhundert erlebte das benediktinische Mönchtum eine Blütezeit, die auch am Bodensee ihre sichtbaren Spuren hinterlassen hat. Besonders aufwendig waren die Anlagen des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. Um das bis heute erhaltene Münster gruppierte sich eine ganze Reihe von Kapellen, die eine ganze Kirchenfamilie bildete. Der betont schlicht gehaltene Bau ist ganz vom Geist der Klosterreformen des späten 11. Jahrhunderts geprägt. In dieselbe Zeit reicht das Kloster St. Georgen in Stein am Rhein zurück. Aus der Frühzeit des Klosters haben sich die romanische Klosterkirche und Teile des Kreuzgangs erhalten. Auch die Propstei Wagenhausen bei Stein am Rhein

wurde im 11. Jahrhundert gegründet und besitzt noch die Klosterkirche aus der Gründungsphase. Ebenfalls in diese Zeit der Klosterreformen fällt die Stiftung des welfischen Hausklosters Weingarten im Jahr 1056. Die gewaltige romanische Kirche wurde zwar im 18. Jahrhundert durch einen Neubau ersetzt, doch kann der Rest der südlichen Seitenwand heute noch einen Eindruck der ursprünglichen Größe vermitteln. Im 12. Jahrhundert breiteten sich die Reformorden der Zisterzienser und Prämonstratenser auch im Bodenseeraum aus. Während die Prämonstratenser mit ihren Stiften in Weissenau, Schussenried, Obermarchtal und Roggenburg eher in Oberschwaben angesiedelt waren, verfügten die Zisterzienser mit dem 1134 gestifteten Kloster Salem und dessen Tochterkloster Wettingen über zwei bedeutende Niederlassungen in der Nähe des Bodensees und des Hochrheins. Vor allem Salem erlangte im 13. und 14. Jahrhundert eine herausragende Bedeutung, die sich bis heute in dem hochgotischen Münster dokumentiert. Zahlreicher als die Männerklöster waren die Frauenklöster der Zisterzienser im Bodenseeraum. Ein Grund dürfte die nachhaltige Förderung der Frauenkonvente durch Abt Eberhard II. von Salem (amt. 1241–1276, ✝ 1284) gewesen sein. Zisterzienserinnen waren in Kalchrain, Feldbach, Wald, Gutenzell und Baindt angesiedelt. Klöster in den Städten – die Bettelorden Das 13. und 14. Jahrhundert war die große Zeit der Bettelorden, allen voran die Dominikaner und Franziskaner, die sich entlang der Hauptverkehrswege ausbreiteten. So verwundert es nicht, dass sich beide Orden früh in Konstanz niedergelassen und dort bereits im 13. Jahrhundert sehr stattliche Klöster errichtet haben. Das ungewöhnlich große Dominikanerkloster, das auf einer Insel der Stadt vorgelagert ist, wird heute als Inselhotel genutzt. In der umgebauten Klosterkirche befinden sich beachtliche Reste von Wandmalereien aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Im Zentrum der Hotelanlage liegt der (stark restaurierte) Kreuzgang aus dem 13. Jahrhundert. Das bedeutende Franziskanerkloster ist ebenfalls in weiten Teilen erhalten und wird heute teilweise als Schulgebäude und die ehemalige Kirche für Ausstellungs- und Veranstaltungszwecke genutzt. Auch die Frauenklöster der beiden Orden waren in der Region vertreten. Von diesen oft kleinen geistlichen Gemeinschaften kann das 1269 gestiftete Dominikanerinnenkloster Zoffingen (Konstanz) auf eine ununterbrochene klösterliche Tradition bis heute zurückblicken. Neben den Franziskanern und Dominikanern siedelten sich in der Bischofstadt 1268 auch die Augustinereremiten an. Von deren Niederlassung hat sich die heute barockisierte Klosterkirche, die heutige Dreifaltigkeitskirche, mit ihren Einführung | Bodensee Magazin Spezial

Foto: Th. Keller, Wandbild St. Peter und Paul, Insel Reichenau

15. Jahrhundert „wiederentdeckt“ wurde und die Architekturtheorie von der Renaissance bis heute beeinflusst hat. Große hochadelige Damenstifte, deren Gründungen in karolingische Zeit zurückreichen, waren in Lindau, Buchau und Säckingen angesiedelt. Das im 9. Jahrhundert gegründete Kanonissenstift in Lindau gilt als Keimzelle der späteren Stadt. Von den Damenstiften Lindau und Buchau haben sich die Kirchen und Konventsbauten des 18. Jahrhunderts, in Säckingen die mehrfach erneuerte Stiftskirche erhalten.

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bedeutenden Wandmalereien aus der Zeit des Konstanzer Konzils erhalten. Ebenfalls bereits im 13. Jahrhundert wurde das Franziskanerkloster in Überlingen gegründet. Der heutige, barock ausgestattete Kirchenraum stammt im Kern aus dem frühen 14. Jahrhundert und erhielt 1309 sein erstes Dachwerk. Im 15. Jahrhundert wurde der Obergaden aufgesetzt, erst 1752/53 wurde der Bau in zeitgemäßen Formen umgestaltet. Die Altar- und Skulpturenausstattung stammt zum überwiegenden Teil von Joseph Anton Feuchtmayer und von Franz Anton Dirr, der sich 1761 in Überlingen als Bildhauer niedergelassen hatte. Die Dominikaner und Franziskaner erfreuten sich einer besonderen Förderung der Habsburger. Unter König Rudolf I. wurden Mitglieder des Ordens häufig als Bischöfe berufen. Als König Albrecht I. 1308 bei Brugg an der Aare ermordet wurde, stifteten dessen Gemahlin und seine Tochter zu seinem Gedächtnis das Franziskanerdoppelkloster in Königsfelden. Die aufstrebenden Handelsstädte boten auch anderen Bettelorden Möglichkeiten der Entfaltung. 1344 ließen sich die Karmeliten in Ravensburg nieder. Ihre ungewöhnlich große Kirche entwickelte sich im 14. und 15. Jahrhundert zu einem bevorzugten Bestattungsort der Ravensburger Patrizier, wie der Mötteli, der Humpis und der Muntprat. Klöster in den Städten – Zeit der Renaissance Im 15. Jahrhundert entwickelte sich eine neue, moderne Wohn- und Lebenskultur in den Städten, die auch in den Klöstern einzog. In den Jahren 1436 bis 1555 wurde die neue Kirche des Chorherrenstifts Radolfzell (heute Pfarrkirche) erbaut. In dieselbe Zeit datiert der Bau der Chorherrenstiftskirche St. Pelagius in Bischofszell. Der in den Jahren 1487 bis 1519 nach einem Brand errichtete Neubau des Benediktinerklosters Mariaberg bei Rorschach, mit seinen prachtvollen Steinmetzarbeiten gilt als der wohl am besten erhaltene spätgotische Klosterneubau im Bodenseeraum. Ebenfalls noch im 15. Jahrhundert begonnen wurde der Neubau des Konventsgebäudes von Kloster Weingarten, das heutige Alte Kloster in Weingarten. Die in seltener Vollständigkeit erhaltene Abtei St. Georgen in Stein am Rhein erlaubt einen Einblick in das Klosterleben eines städtischen Benediktinerklosters zu Beginn der Neuzeit. Die Räume der Äbte Jodokus Krum und David von Winkelsheim der Benediktinerabtei St. Georgen in Stein am Rhein mit ihren wertvollen Renaissanceausstattungen dokumentieren den hohen Wohnstandard jener Jahre. Strenge Askese: Kartäuser - Einsiedler im Kloster Eine besondere asketische Form des Klosterlebens praktizierten die Kartäuser. Sie legten ein umfassendes Schweigegelübde ab und widmeten sich vollkommen dem kontemplativen Leben. 1461 wurde den Kartäusern das ehemalige Augustinerchorherrenstift Ittingen übergeben. Die Bauten der Kartäuser 6

Bodensee Magazin Spezial | Einführung

zeichnen sich dadurch aus, dass jedem der Brüder ein eigenes Gebäude mit kleinem Garten zur Verfügung steht, die entlang des Kreuzgangs angeordnet sind. Diese spezielle Architekturform ermöglicht dem Mönch ein Leben als Eremit im Kloster. Wesentliche Teile der Ittinger Anlage entstammen dem 17. Jahrhundert. In Buxheim, nördlich des Bodensees, hat sich eine zweite bedeutende Kartause erhalten. Abschied von der Askese? Klöster im Barock Das ausgehende 16. und frühe 17. Jahrhundert war für den Bodenseeraum eine Zeit wirtschaftlicher Prosperität. Der Wohlstand spiegelt sich in den zahlreichen anspruchsvollen Neubauten jener Zeit. Die vermutlich größte in dieser Zeit gebaute Anlage, Abtei- und Konventgebäude des Zisterzienserklosters Salem, fiel leider 1697 einem Brand zum Opfer. Einen Eindruck von der klösterlichen Architektur jener Zeit können das 1595 gebaute Jesuitenkolleg in Konstanz, das 1605/10 erbaute Konventsgebäude der (seit 1540 dem Konstanzer Domstift inkorporierten) Abtei Reichenau und die ab 1604 erneuerten Gebäude des (seit 1534 dem Konstanzer Domstift inkorporierten) Stifts Öhningen vermitteln. Den Typ der frühbarocken Klosteranlage vertritt die ab 1615 erbaute St. Galler Propstei Neu St. Johann mit ihrer bedeutenden frühbarocken Altar- und Skulpturenausstattung des Konstanzer Bildhauers Hans Schenk und dessen Neffen Hans Christoph Schenk. Im 17. Jahrhundert breiteten sich vor allem unter dem Eindruck der Schrecken des Dreißigjährigen Kriegs in den Städten neue Reformorden wie die Kapuziner aus, von denen sich bedeutende Anlagen nicht nur in Rottweil und Riedlingen, sondern auch in Überlingen erhalten haben. Die Bauten der Kapuziner sind betont schlicht gehalten und bieten einen programmatischen Gegenentwurf zu den zeitgenössischen frühbarocken Anlagen der anderen geistlichen Niederlassungen. Das 18. Jahrhundert bildete nochmals einen Höhepunkt der klösterlichen Kultur am Bodensee. In den großen Reichsabteien entstanden umfangreiche und repräsentative Neubauten. Zu den ersten Anlagen zählt der durch einen Brand notwendig gewordene Neubau des Klosters Salem nach Entwürfen von Franz (II.) Beer. Fast gleichzeitig wurden in Einsiedeln und Ottobeuren ebenfalls ambitionierte Projekte geplant. Dabei nähert sich die maßgeblich von Caspar Moosbrugger konzipierte achsialsymmetrische Anlage in Einsiedeln dem Idealkonzept eines Barockklosters, wie es auch eine Vogelschauansicht der geplanten Gesamtanlage von Weingarten (1723) und das Klostermodell des (unvollendet gebliebenen) Klosterneubaus von Schussenried repräsentieren. 1715 wurde mit dem schon seit längerer Zeit geplanten Neubau in Weingarten begonnen. Die ebenfalls nach Entwürfen von Beer begonnene und in ihrer heutigen Form maßgeblich von Donato Frisoni geprägte Klosterkirche ist zugleich der größte barocke Kirchenbau Oberschwabens. Auch in St. Gallen hatte man sich schon seit längerem mit Baugedanken getragen, als


Impressum

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ISBN 978-3-939142-84-3

schließlich 1750 mit dem Bau der heutigen Stiftskirche begonnen wurde. Der Deutsche Ritterorden entwickelte im 18. Jahrhundert gleichfalls eine rege Bautätigkeit in Altshausen und auf der Mainau, wo residenzartige Anlagen entstanden. Seine Baumeister Johann Kaspar und Franz Anton Bagnato waren auch für andere Auftraggeber nördlich und südlich des Sees tätig. Zu den Bauten des Deutschen Ordens zählt ebenfalls das exponiert gelegene Schloss Achberg bei Lindau mit seiner reichen Stuckausstattung.

Bodensee Magazin spezial „Kirchen, Klöster & Konzil“ ist eine Publikation der Labhard Medien GmbH Max-Stromeyer-Straße 116 D-78467 Konstanz Tel.: +49 (0)7531 / 9071-0 verlag@labhard.de, www.labhard.de

Klöster prägen Städte und Landschaft

Geschäftsführung Thomas Willauer twillauer@labhard.de Gabriele Schindler gschindler@labhard.de Redaktion Jasmin Hummel jhummel@labhard.de Autoren Ulrich Knapp, Henry Gerlach, Monika Spicker-Beck, Johannes Huber, Birgit Rückert, Christa Fritschi, Karina Barcyk, Elke und Peter Jezler, Bert Geurten Lektorat Marius Kiniorski, Henry Gerlach Foto: Achim Mende, Wandmalerei Kloster Allerheiligen, Schaffhausen

Die Bautätigkeit der Klöster umfasste auch die zu den Klöstern gehörenden Pfleghöfe, die das Bild der Städte mitprägten, sowie Pfarrkirchen und die Wallfahrtskirchen. So entstanden die Birnau als Wallfahrtskirche des Klosters Salem, die Wallfahrtskirche Baitenhausen bei Meersburg und Steinhausen als Wallfahrt des Prämonstratenserstifts Schussenried. Viele Klöster besaßen seit dem Mittelalter Weinberge an den Ufern des Sees, so die oberschwäbischen Abteien Irsee, Ochsenhausen, Ottobeuren, Schussenried, Weingarten und Weissenau sowie die schweizerischen Abteien Einsiedeln und St. Gallen. Zu den Weinbergen gehörten Verwaltungsbauten, Torkel (Weinpressen) und große Keller. Die Schlösser Hersberg und Kirchberg dienten der Verwaltung klösterlicher Weinberge der Abteien Ochsenhausen und Salem. Pfleghöfe der Klöster Einsiedeln, Irsee, Salem, Schussenried und Weingarten haben sich in Sipplingen und Hagnau erhalten. Im 18. Jahrhundert erlebten die naturwissenschaftlichen Sammlungen, die Bibliotheken und die Schulen der Klöster eine neue, letzte Blüte. Für die bedeutenden Bibliotheksbestände wurden neue prachtvolle Räume geschaffen. Vor allem in den spätbarocken Büchersälen wie in der Fürstabtei St. Gallen wurden theologische, philosophische und ordensgeschichtliche Themen zu komplexen Bildprogrammen verwoben. Bereits vom Geist der Aufklärung geprägt ist der klassizistisch umgestaltete Bibliotheksaal in Salem. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts verbreiteten gerade die Klöster die neuen Formen des Frühklassizismus im Bodenseeraum. Allen voran ist die Zisterzienserabtei Salem zu nennen. Die Säkularisation um 1803 setzte der klösterlichen Kultur im Bodenseeraum ein jähes Ende. Nur an wenigen Orten blieben die Klostergemeinschaften erhalten oder wurden wieder- und neugegründet (wie zum Beispiel das Zisterzienserkloster Mehrerau in Bregenz, das Zisterzienserpriorat in Birnau oder Kloster Hegne). Doch bereits zu früheren Zeiten verfiel so manches Kloster zu Ruinen, Klöster wurden aus unterschiedlichen Gründen aufgegeben, Besitz verkauft, andere Formen des Zusammenlebens und Wirtschaftens erschienen zeitgemäßer. Doch haben die Mönche und Nonnen der Bodenseeregion zu ihrer einzigartigen Kulturlandschaft verholfen, wie sie sich heute in ihrer ganzen Schönheit präsentiert. Ulrich Knapp

Layout Helga Stützenberger Grafische Umsetzung Marina Fricke Vertrieb Katharina Schlude kschlude@labhard.de Kartografie map solutions GmbH, Karlsruhe Druck Stürtz GmbH, Würzburg Titelbild Achim Mende; Motiv Honigschlecker, Wallfahrtskirche Birnau Layout Helga Stützenberger Umschlagsrücken Th. Keller; Motiv Pirminstatue, Insel Reichenau Fotos Wenn nicht anders vermerkt, wurden uns die Fotos von den betreffenden Projektpartnern zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns bei allen Projektpartnern. © Labhard Medien, 2012



F rühe R omanik

Der Klosterbezirk zu Allerheiligen in Schaffhausen

Fotos: Achim Mende

Selten findet man in Europa ein romanisches Kloster, dessen erste Jahrzehnte so umfassend und vielfältig am Ort überliefert sind wie zu Allerheiligen in Schaffhausen. Die grösste romanische Kirche der Schweiz, ein weiter romanischer Kreuzgang, eines der frühesten figürlichen Stiftergräber Europas, eine um 1100 entstandene Klosterbibliothek und ein dichter Bestand an Urkunden – all dies hat sich in der malerischen Stadt am Hochrhein erhalten.


Der weitläufige romanische Kreuzgang, einer der größten seiner Zeit in Europa, verzaubert mit Harmonie und Stille. Sein offener Dachstuhl ruht auf langen Reihen von Arkaden. Jeweils fünf Rundbögen werden von zierlichen Säulen mit Würfelkapitellen getragen.



Jerusalem, Grabeskirche, 4. Jahrhundert

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Schaffhausen, Kloster des Grafen Eberhard, begonnen um 1049

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Anastasis-Rotunde mit dem Grab Christi Urständkapelle

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Golgatha-Hof Kreuz-Hof Standort des Kreuzes AuĂ&#x;enkrypta mit Stiftergrabmal

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Kreuzbasilika Salvatorkirche

D 9 Atrium 10 Atrium


Ein zweites Jerusalem in Schaffhausen? Das Kloster zu Allerheiligen in Schaffhausen entstand an einem Entwicklungsschwerpunkt seiner Zeit. Bodensee und Hochrhein bildeten über Jahrhunderte keine Grenze, sondern ein Zentrumsgebiet an einer Hauptverkehrsachse Mitteleuropas. Im Mittelalter zog man, wann immer möglich, den Transport auf dem Wasser dem beschwerlichen Landweg vor. Rhein und Donau sind zwischen Bodensee und Ulm über eine Landbrücke von nur gut 100 Kilometern verbunden. Zusammen bilden die beiden Ströme eine rund 3.700 Kilometer lange Wasserstrasse diagonal durch Europa von Holland bis ans Schwarze Meer.

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Das Kloster bei den Stromschnellen vor dem Rheinfall

llerdings hinderten bei Schaffhausen bis zum Kraftwerk bau im 19. Jahrhundert Stromschnellen mit rund fünf Metern Gefälle die Fahrt auf dem Rhein. Drei Kilometer flussabwärts folgt der Rheinfall. Schiffstransporte mussten daher bei Schaffhausen auf Karren verladen und über Land geführt werden. Erst unterhalb des Rheinfalls ging die Fahrt auf dem Wasser weiter. Diesem Umstand verdankt die Stadt Schaffhausen ihren Ursprung. Und hier liegt wohl auch der Grund, weshalb Graf Eberhard von Nellenburg in den 1040er Jahren den Ort für seine Klostergründung wählte. Klöster gehorchten dem Gastgebot der Benediktsregel, und Allerheiligen verfügte über eine Klosterpfalz, die hochgestellten Reisenden eine würdige Absteige bot.

Klosterleben und Vorsorge für die Ewigkeit Zu jener Zeit führte ein Stifter seine Klostergründung noch wie ein eigenes Unternehmen. Man spricht daher von einem Eigenkloster. Dieses war zwar Teil der römischen Universalkirche, aber ganz vom Willen des Gründers abhängig. Sein Hauptzweck war die Vorsorge für das Jenseits. „Sammelt Euch nicht Schätze auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen“, heißt es im Matthäus-Evangelium (Mt 6.19), „sammelt euch aber Schätze im Himmel“. Als einen Weg dazu verstand man die Vermehrung der Gottesdienste und den Bau und Schmuck der Gotteshäuser. Ein Klosterstifter ermöglichte seinen Mönchen, ein gottergebenes Leben zu führen. Täglich beteten sie die sieben Stundengebete und die Komplet. Für diese intensive, mehrere Stunden dauernde Gebetsleistung brauchten die Mönche Unterstützung zu ihrem Lebensunterhalt. Diese boten Laienbrüder mit Feldarbeit bei geringerem Gebetspensum sowie abhängige Bauern und Zinspflichtige. Der Stifter, der das Kloster gebaut und für den Unterhalt des Konvents gesorgt hatte, stand für die Mönche in der Rolle des Wohltäters. Gewissermaßen als Dank leisteten sie täglich Fürbitte für ihn. Nach seinem Tod würden die Mönche jährlich den Sterbetag des Stifters mit einem festlichen Gedenken begehen, Messen lesen, das Totenoffizium mit Prozession an sein Grab halten und Almosen an die Bedürftigen spenden. Wer ein Kloster stiftete, schuf sich damit eine von Mönchen betriebene “Gebetsmühle“, die bis zum Jüngsten Tag für die gnädige Aufnahme des Stifters in den Himmel bittet.

Überregionaler Anspruch Der Stifter Eberhard von Nellenburg Die Grafen von Nellenburg tragen den Namen ihrer Stammburg bei Stockach, fünf Kilometer nordöstlich des Bodensees. Sie waren vom 9. bis ins 12. Jahrhundert ein bedeutendes Grafengeschlecht mit Gütern und Rechten im Hegau, Klettgau, Thurgau und Zürichgau. Eberhard von Nellenburg erhielt von Kaiser Heinrich III. 1045 das Münzrecht in Schaffhausen.1049 gründete er daselbst das Kloster zu Allerheiligen. Graf Eberhard gehörte zu jenen Persönlichkeiten des 11. und 12. Jahrhunderts, die mit ihren Kirchenbauten ein überregionales Anspruchsniveau anstrebten. Sie schufen sich eine eigene “Sakraltopographie”, in der eine ganze “Familie” von Kapellen mit ihren Altären dem Ort ein Heilsbild einschrieb. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als Laienbruder in seinem Kloster zu Allerheiligen.

Rekonstruktion des ersten Klosters, um 1049 begonnen und um den Kapellenhof erweitert. (oben links) Grabmal des Grafen Eberhard († 1078 / 79). Als Klostergründer trägt er das Kirchenmodell. Original um 1100 im Museum (rechts)

In Schaffhausen entstand in zwei Bauphasen aus dem Grundriss der Anlage ein Kirchenbild, das man als Abbild des Kreuzes und als Nachschöpfung der Grabeskirche von Jerusalem verstehen kann. Hier wie dort bildet das Atrium den Vorhof. Die Hauptkirche ist in Schaffhausen dem Erlöser (Salvator) geweiht, in Jerusalem dem Kreuz als Symbol der Erlösung. An beiden Stätten folgt ein Hof mit Bezug zu Golgatha, dem Schauplatz der Kreuzigung, den die Auferstehungskirche abschließt, in Schaffhausen eine Dreiapsiden-Anlage (Urständ-Kapelle), in Jerusalem die Anastasis-Rotunde. Das Stiftergrab lag in Schaffhausen in einer Außenkrypta im Brennpunkt der umliegenden Altäre. Die Gemeinschaft aller Heiligen und Christi Kreuzestod und Auferstehung sollten Gewähr bieten, dass Graf Eberhard dereinst Aufnahme im Himmel finden würde. Die Anspielung auf Golgatha erklärt sich aus dem Glauben, dass jene, die an diesem Ort begraben waren, als erste in den Genuss der Auferstehung kämen.

Schaffhausen | Bodensee Magazin Spezial 85



Folgenschwerer Kurswechsel Der Gründungsbau war mit dem Kreuzhof erst einige Jahre vollendet, der Stifter Graf Eberhard 1078/79 eben erst gestorben, da beschloss sein Sohn Graf Burkhard, ein gewaltiges neues Kloster zu errichten und den Bau seines Vaters fast vollständig niederzureißen. Nichts blieb übrig vom Konzept des Kirchenbildes, von Jerusalem oder von der Grabstätte am Fuß des Kapellenkreuzes. An die Stelle des Eigenklosters mit eigener Sakraltopographie trat die Unterordnung unter Rom. In den 1070/80er Jahren finden wir uns nämlich mitten im Investiturstreit. Papst Gregor VII. hatte Kaiser Heinrich IV. in die Knie gezwungen, hatte ihn 1077 vor der Burg von Canossa erniedrigt, wie nie ein Kirchenmann den römischen Kaiser gedemütigt hat. Das Reich war gespalten in eine päpstliche Partei und eine kaiserliche. Graf Burkhard schloss sich mit Schaffhausen dem Papst an. Er ließ 1080 eine tiefgreifende Klosterreform durchführen und die neue Kirche nach römischen Vorstellungen neu errichten. Der Reformer Burkhard von Nellenburg Und hierin liegt die besondere Faszination des Klosters zu Allerheiligen: An wenigen Orten Europas lässt sich der tiefgreifende Wandel des Investiturstreits so deutlich in der Baugeschichte ablesen wie in Schaffhausen.

Ein großes Vorbild für Schaffhausen Gregor VII. war vor seiner Papstwahl Mönch in der mächtigen Reformabtei Cluny im Burgund gewesen. Cluny war im Gegensatz zur bisherigen Praxis kein Eigenkloster, sondern direkt dem Papst unterstellt. In Cluny entstand nach zwei Vorgängerbauten ab 1088 die größte Abteikirche Europas (Cluny III). Sie war fünfschiffig wie die frühen Basiliken der Apostelfürsten Petrus und Paulus in Rom. Burkhard von Nellenburg wollte für Schaffhausen eine Reform nach dem Vorbild Clunys. Er verzichtete auf den Eigentumsanspruch am Kloster, übertrug ihm stattdessen umfangreiche Güter und Rechte und unterstellte es direkt dem Papst.

Graf Burkhard, der Sohn des Stifters Eberhard von Nellenburg, ließ für seinen Vater und sich in der Klosterkirche ein neues Stiftergrabmal mit der Darstellung der Verstorbenen errichten. Es ist eines der ältesten figürlichen Adelsgräber überhaupt. Graf Eberhard ist mit dem Kirchenmodell in der Hand als Kirchengründer gekennzeichnet. Graf Burkhard hält ein Bäumchen mit Wurzelballen in Händen, die festuca. Diese symbolisiert die Übertragung der Güter auf das Kloster, die Burkhard vorgenommen hatte. Mit diesem Stiftungskapital erlangte das Kloster die Unabhängigkeit von seinen Stiftern und entsprach damit dem Machtanspruch der römischen Universalkirche.

Der Neubau und andere Neuigkeiten Wohl in Kenntnis des Bauplans von Cluny III. ließ Burkhard von Nellenburg praktisch gleichzeitig mit Cluny auch in Schaffhausen die Fundamente für eine gewaltige fünfschiffige Kirche ausheben. 1105 wurde der massige, heute noch bestehende Neubau geweiht. Er weist allerdings nur drei Schiffe auf, die Ausführung der beiden äußeren Seitenschiffe kam aus unbekanntem Grund nicht zustande. Mit der Durchführung der Reform in Schaffhausen betraute Graf Burkhard den Abt Wilhelm von Hirsau im Schwarzwald. Das Kloster Hirsau, gegründet 1059 von Papst Leo IX., diente den Reformbestrebungen von Cluny als deutscher Stützpunkt. Die Hirsauer Reform stand im Investiturstreit auf Seiten des Papstes gegen den Kaiser und breitete sich weit über Deutschland aus. Die Klosterkirchen von Allerheiligen in Schaffhausen und Alpirsbach im Schwarzwald sind die bedeutendsten erhaltenen Bauzeugen der Hirsauer Reform. Zur Klosterreform gehörte auch die Erstellung einer Bibliothek. Während etwa drei Jahrzehnten schrieben Mönche in Schaffhausen Bücher ab, die man zu diesem Zweck vornehmlich von der Klosterinsel Reichenau auslieh. Die Abschriften sind größtenteils in der Schaffhauser Ministerialbibliothek erhalten, die schönsten von ihnen im Museum zu Allerheiligen zu besichtigen. Sogar der Bibliothekskatalog aus der Zeit um 1100 ist überliefert. Er zeigt denselben Aufbau wie das entsprechende Vorbild aus Cluny.

Grabmal des Grafen Burkhard († um 1105). Original um 1100 im Museum (oben) Grundrisse vom ersten Klosterbau (grau) begonnen 1049 und dem Neubau (blau) 1080—1105 (unten)

Elke und Peter Jezler

Rekonstruktion des Neubaus um 1105 (oben) Klosterkirche Allerheiligen (1080–1105), der größte romanische Kirchenbau der Schweiz (unten)

Schaffhausen | Bodensee Magazin Spezial 87


W O gibt es W A S ? AUSKUNFT Museum zu Allerheiligen Schaffhausen
 Klosterstrasse CH-8200 Schaffhausen Tel.: +41 (0) 52 633 07 77
 admin.allerheiligen@stsh.ch www.allerheiligen.ch

Öffnungszeiten/ Führungen Museum zu Allerheiligen Schaffhausen Die Anlage des ehemaligen Klosters zu Allerheiligen in Schaffhausen beherbergt heute das gleichnamige Museum. Es präsentiert neben den Zeugnissen aus der Klostervergangenheit unter einem Dach die Archäologie der Region, Schaffhauser Stadt- und Wirtschaftsgeschichte, eine bedeutende Kunstsammlung u.a. mit Werken von Cranach, Hodler, Vallotton, Otto Dix und Adolf Dietrich sowie eine naturkundliche Sammlung. Münster, Kreuzgang und Kräutergarten sind tagsüber frei zugänglich.

Weitere Auskünfte Schaffhauserland Tourismus www.schaffhauserland.ch

zum Thema Der Onyx von Schaffhausen gilt als das kostbarste weltliche Schmuckstück aus dem europäischen 13. Jahrhundert. Die Mitte bildet ein römisch antiker Kameo, ein Relief, das in den farbig geschichteten Stein geschnitten ist. Die Fassung ist eine überreiche mittelalterliche Goldschmiedearbeit, besetzt mit vielen Saphiren, Granaten und Perlen. Sie dürfte in den kaiserlichen Hofwerkstätten Friedrichs II. in Süditalien entstanden sein. Die Preziose gelangte über die Grafen von Frohburg an das Kloster Paradies bei Schaffhausen und wird heute im Museum zu Allerheiligen gezeigt.

Öffnungszeiten Di–So 11.00–17.00 Uhr Montags geschlossen Besondere Öffnungszeiten Karfreitag, 24./25. Dez. und 1. Jan. geschlossen. Alle übrigen nationalen Feiertage geöffnet, auch wenn sie auf einen Montag fallen. Anmeldung für Führungen Tel.: +41 52 633 07 77 oder
 admin.allerheiligen@stsh.ch

88 Bodensee Magazin Spezial | Schaffhausen

„Was Du nicht willst dass man Dir tu…“. Die beiden Reliefs aus Sandstein illustrieren die antike Fabel vom Fuchs, der den Storch zum Gastmahl lädt. Der Storch geht wegen des flachen Tellers hungrig vom Tisch und revanchiert sich, wie die zweite Szene zeigt, auf seine Weise. Der Bauschmuck stammt aus der Blütezeit des Klosters zu Allerheiligen im 12. Jahrhundert und ist im Museum ausgestellt.

Eine Loggia, heute Teil des Museums, verband im 13. Jahrhundert die Wohnung des Abts mit dem Gästetrakt des Klosters. In den Arkaden sind allegorische Darstellungen erhalten wie dieser Elefant mit einem Turm auf dem Rücken. Das Motiv ist seit der Antike ein Symbol für Mut, Weisheit und Stärke.


wowas & 2010 neu eröffnet: Ausstellung zur Klostergeschichte. In der Michaelskapelle sind romanische Steinmetzarbeiten und mittelalterliche Handschriften aus der Klosterbibliothek zu sehen. W as sonst Die schmuckvollen Häuser und Plätze der verkehrsfreien Schaffhauser Altstadt geben der Stadt zwischen Munot und Rhein ein festliches Gepräge. Eine abwechslungsreiche Gastronomie und ein vielfältiges Ladenangebot machen das Flanieren und Verweilen zum Vergnügen.

DER BESONDERE TIPP

Rheinfall bei Schaffhausen Ein Besuch am Rheinfall, dem größten Wasserfall Europas, ist zu jeder Jahreszeit ein unvergessliches Erlebnis. In mehreren Armen stürzen hier die Wassermassen aus einer Höhe von 23 Metern in die Tiefe. Über Treppen und Aussichtskanzeln kann man das Schauspiel aus nächster Nähe erleben. Der bizarre Felsen in der Flussmitte ist sogar mit einem Boot zu erreichen. Beim Schloss Laufen am Zürcher Ufer erlaubt ein Lift den barrierefreien Zugang zum stiebenden Wasser. Der Rheinfall war für die mittelalterliche Schifffahrt das unüberwindbare Hindernis, dem die Stadt Schaffhausen ihre Entstehung und frühe Blüte verdankt. Rund um den Verladeplatz an der Schifflände oberhalb der ersten Stromschnellen wuchs die Siedlung rasch heran. Die Schiffsladungen wurden auf Wagen durch die Stadt und über Land geführt und drei Kilometer flussabwärts, gleich unterhalb des Rheinfalls, erneut auf Schiffe verladen. Dieser alte Hafen ist heute noch erkennbar.

Schaffhausen | Bodensee Magazin Spezial 89


5.–10. Jh. Frühes Mittelalter 719 eigentliche Gründung des Benediktinerklosters St. Gallen durch Otmar

Um 600 erste Kirche St. Stephan, Konstanz

Ca. 480-547 Benedikt von Nursia

Um 600 Gründung Bistum Konstanz

612 Gallus gründet eine Einsiedlerzelle

400

500

724 Gründung des Klosters Reichenau durch den Wanderbischof Pirmin und Bau der ersten Klosterkirche 799 Weihe des ursprünglichen Baus der Kirche St. Peter (und Paul), ReichenauNiederzell

600

700

11.–13. Jh. Hochmittelalter 11.–13. Jh. Romanik

12.–16. Jh. Gotik

1049 Gründung des Benediktiner-

klosters zu Allerheiligen in Schaffhausen

1056 Gründung des Benediktinerklosters Weingarten

Anfang des 12. Jh. Neubau St. Peter und Paul, Reichenau-Niederzell

1084 Gründung Kartäuserorden mit Kloster "La Grand Chartreuse" in Grenoble

1134 Gründung des Zisterzienserklosters Salem

1089 Weihe des Konstanzer Münsters Ca. 1090-1153 Bernhard von Clairvaux, wichtigster Vertreter des Zisterzienserordens

1093 Gründung der Benediktiner-

klöster Wiblingen und Ochsenhausen

1000

1152 Bestätigung der Gründung des Klosters Ittingen durch Papst Eugen III. (ursprünglich Augustinerchorherren-Stift) Ca. 1181-1226 Franz von Assisi, Gründer des Franziskanerordens

1183 Gründung des Prämonstratenserklosters

Schussenried

1236 Gründung des Dominikanerklosters in Konstanz (heutiges Inselhotel)

1100

1200 1760–1830

NeuzeiT 1600–1770 Barock 1720–1770 Rokoko 1746-1749 Bau der Wallfahrtskirche 1704-1708 Bau der

Idda-Kapelle des Klosters Fischingen

1758-1767 Bau des barocken Bibliotheksaals im Kloster St. Gallen

1714-1783 Barocker

1755-1766 Bau der barocken Kloster-

1715-1724 Bau der

1763-1767 Barockisierung der

Neubau der Gesamtanlage des Kloster Wiblingen

1618-1648 Dreißigjähriger Krieg

1600 92 Bodensee Magazin Spezial | Chronologie

Birnau (Kloster Salem)

Basilika Weingarten

kirche, heutige Kathedrale des Bistums St. Gallen Klosterkirche Ittingen

1700

1789 Französische Revolution

K


Chronologie

Chronologie 962 Kaiserkrönung Otto I. in Rom, die als Gründungsdatum des seit dem Spätmittelalter sogenannten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gilt

816 Weihe der Klosterkirche St. Maria (Ursprung des heutigen Münsters), Reichenau-Mittelzell

Um 970 Gründung des Benediktinerkonvents St. Georgen auf dem Hohentwiel, Umsiedlung nach Stein am Rhein 1007

896 Weihe von St. Georg, ReichenauOberzell

983 Gründung des Benediktinerklosters Petershausen durch den heiligen Bischof Gebhard von Konstanz

Ende 9. Jh. Bau der Krypta des

Konstanzer Münsters

800

900 14.–15. Jh. Spätmittelalter 15.–16. Jh. Renaissance

Neuzeit

1414–1418 Konstanzer Konzil 1415 Reformator Jan Hus (ca.1369-1415) wird als Ketzer verbrannt

1524 Ittinger Sturm - Bildersturm und Klosterbrand in der Reformationszeit

1417 Oddo Colonna wird im Kaufhaus in Konstanz zum Papst gewählt (Martin V.)

1483-1546 Martin Luther

1461 Kartäuserorden erwirbt

1492 Beginn der Neuzeit mit der Entdeckung Amerikas

Kloster Ittingen

1300

1540 Inkorporation des Klosters Reichenau in das Hochstift des Bistums Konstanz

1400

1500

Klassizismus 1803 Reichsdeputationshauptschluss: weltliche Fürsten werden für Verluste während der napoleonischen Kriege entschädigt. Säkularisation: Aufhebung kirchlicher Institutionen und die Verstaatlichung ihres Besitzes sowie die Einverleibung der geistlichen Fürstentümer und Herrschaften des Heiligen Römischen Reiches durch größere Territorialstaaten.

1848 Gründung des schweize-

rischen Bundesstaates, es folgte die Aufhebung der Klöster

1922 Neugründung des Benediktinerklosters Weingarten (bis 2010)

1821 Auflösung des Bistums Konstanz

1892 die Barmherzigen Schwes-

1977 Wiedererrichtung des Klosters Fischingen

und Gründung des Erzbistums Freiburg

1827 Einsetzung des ersten Erzbischofs

von Freiburg

tern vom Heiligen Kreuz erwerben die ehemalige Sommerresidenz der Konstanzer Fürstbischöfe in Hegne und nutzen es als Kloster

1800

1977-1983 Gründung der

2004 Gründung der

1900

2000

privatrechtlichen Stiftung Kartause Ittingen

Cella St. Benedikt auf der Reichenau

Chronologie | Bodensee Magazin Spezial 93


ROTTWEIL

Wehingen

K H

Stetten am kalten Markt

H k

Aldingen

SIGMARINGEN

TROSSINGEN SPAICHINGEN 14

32

313

311

MENGEN

81

311

„Karolingische Klosterstadt Meßkirch“

523

TUTTLINGEN

MESSKIRCH

311

Ostrac 313

Kloster Wald

PFULLENDORF

311 33

31

DEUTSC Engen

Stockach

31 98

314

Heiligenberg

81

Sipplingen

33

SINGEN

Sylvesterkapelle Goldbach

314

GOTTMADINGEN

15

34

Kloster Allerheiligen Schaffhausen

Kloster St. Katharinental

SCHAFFHAUSEN

31n

31

34

81

ÜBERLINGEN

RADOLFZELL

Wallfahrtskirche REICHENAU Kloster St. Genesius Kloster St. Georgen 13 Kloster Feldbach Klosterkirche Öhningen Steckborn Triboltinger Wagenhausen Nikolauskapelle Stein am Rhein Klosterinsel Werd

4

Thur

Kartause Ittingen

MARKDO

MEERSBURG Stetten Hagnau

KONSTANZ

31

Immenstaa

Kirchen-, Klöster-, Konzilstadt KREUZLINGEN

B

16

Wallfahrtskirche Klingenzell

31

Mainau Deutschordensschloss

Diessenhofen 14

Wallfahrtskirche Birnau

UhldingenMühlhofen

Kloster Hegne

UNESCO Weltkulturerbe

Deggenha

Salem

Franziskanerkloster Überlingen Birnau

Münster und Kloster Radolfzell Kloster Kloster Adelheiden Grünenberg Klosterinsel Reichenau 33

Zisterzienserkloster Salem

O

7

D

1

13

WEINFELDEN 7

FRAUENFELD

ROMA 16

7

SCHWEIZ

7 1

14

WINTERTHUR

Stiftskirche St. Pelagius

Amriswil

Bischofszell

1

WIL 1 Kloster Königsfelden Kloster Wettingen

WALLISTELLEN

FISCHINGEN

Kloster Fischingen

ST.GALLEN

Stift

UNE


Kloster Obermarchtal

Riedlingen

Kloster Wiblingen

Kloster Heiligkreuztal

Kloster Heggbach

Heiligkreuztal

Gutenzell-Hürbel Klosterkirche Gutenzell

BIBERACH 312

32

Kloster Ochsenhausen

Bad Buchau

311

MENGEN

OCHSENHAUSEN 7

Wallfahrtskirche Steinhausen

Steinhausen

BAD SAULGAU

32

Rot an der Rot

30 Kloster Schussenried

Bad Schussenried

MEMMINGEN Ostrach

Kloster Ottobeuren

Altshausen

F

EUTSCHLAND

465

BAD WALDSEE

Deutschordensschloss 32

30

Leutkirch

rg

Kloster Baindt WEINGARTEN Deggenhausertal

Basilika und Kloster Weingarten

Kloster Weißenau

Kißlegg

RAVENSBURG

30 32

MARKDORF 33 Meckenbeuren

WANGEN

467

u

30

Immenstaad

EN

FRIEDRICHSHAFEN

96

Deutschordensschloss Eriskirch Achberg 31

D

12

LINDENBERG

Langenargen

E

308

31

Kressbronn

ROMANSHORN

LINDAU

N

S

Kanonissenstift Lindau

E

E

Arbon 11

32

Neukirch

TETTNANG

BREGENZ Kloster Mehrerau

RORSCHACH 1

Stiftsbezirk St. Gallen UNESCO Weltkulturerbe

ÖSTERREICH

202

Benediktinerkloster Mariaberg

A14 13

Kirche St. Gallus

200

DORNBIRN

Isny im Algäu


Glossar Abt lat. abbas=Vater; Vorsteher eines Klosters Abtei lat. abbatia; Kloster, dem ein Abt oder eine Äbtissin vorsteht Apsis Chorabschluss, halbkreisförmig oder polygon Arkaden von Pfeilern oder Säulen getragene Bögen, bezeichnet auch Bogengänge Askese Streng enthaltsame und entsagende Lebensweise Augustinereremiten Mönchsorden, gehört zu den Bettelorden, der sich nach der

zugänglicher Teil eines Klosters (von lat. claustrum, clausura; davon dt. Kloster)

Augustinerchorherren Männerorden, dessen Regel sich auf den hl. Augustinus

Konklave Versammlung der Kardinäle zur Papstwahl Konvent Mitgliedergemeinschaft eines Klosters; baulich: Wohnbereich in

Regel des hl. Augustinus richtet bezieht, s. auch Chorherren

Basilika besondere Bauform einer Kirche (unabhängig von der Funktion, Größe oder

Bedeutung); drei- oder fünfschiffiger (Kirchen-)Bau mit breiterem und überhöhten Mittelschiff, der Obergaden mit Fenstern sorgt für Licht

Benediktiner Mönche des Ordens, der sich auf den hl. Benedikt von Nursia und seine Ordensregel beruft; kontemplativ ausgerichtet Bettelorden Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten, Augustiner-Eremiten; Orden mit besonderer Armutsverpflichtung; stehen als Reformorden im Gegensatz zu kontem plativen Orden; im Mittelalter besonders in den Städten angesiedelt, daher im sozia len Bereich und in der Seelsorge aktiv; Verdienste auch im wissenschaftlichen Bereich Bischof griech. episkopos=Aufseher, Hüter, Schützer; geistlicher Würdenträger der

christlichen Kirche mit geistlicher und administrativer Leitung eines bestimmten Gebietes

Brevarium lat. brevis=kurz; auch Brevier, kurzes Verzeichnis aller Teile des Stundengebets

Bruderschaft Vereinbarung geistlicher Gemeinschaften, über den Tod hinaus durch Gebete und Messopfer einander zu helfen Cella lat. cella=kleiner Raum; Mönchszelle, Klosterzelle; nach Aufgabe des Dormito riums (gemeinsamer Schlafraum der Mönche) privater Schlaf- und Wohnraum eines Mönchs Chor abgetrennter, dem Klerus vorbehaltener Kirchenraum, meist durch Lettner oder

Schranke abgetrennt

Chorherren auch: Kanoniker, Mitglieder einer Stiftskirche, eines Stift- oder Domka-

pitels, die nach einer Ordensregel leben und liturgische Aufgaben an ihrer Stifts kirche erfüllen (z. B. gemeinsames Chorgebet, Messfeiern)

Cluniazenser Reformorden, 910 gegründet, der aus dem Benediktinerorden hervor- ging, benannt nach dem Mutterkloster Cluny im Burgund Dom lat. domus=Haus; Kirchengebäude, eigentlich Bezeichnung für Bischofskirche; aber auch eine große Kirche kann als Dom bezeichnet werden, s. auch Kathedrale

Dritter Orden christliche Laiengemeinschaft, die sich an den Idealen eines Männer oder Frauenordens ausrichtet Epitaph griech. taphos=Grab; Gedenktafel mit Inschriften für einen Verstorbenen,

angebracht an Säulen oder Kirchenwänden

Eremiten griech. eremos = allein, unbewohnt; Mönche, die als Einsiedler leben wollen; ursprüngliche/früheste Formen des Mönchtums; Mönche streben nach Askese in der Abgeschiedenheit (Gegensatz zu koinobitischer Lebensweise von Mönchen) Fresko Wandmalerei, die auf den feuchten Putz aufgetragen wird Grangien Wirtschaftshöfe, Gutshöfe des Klosters, besonders der Zisterzienserklöster Illumination Gesamtheit des malerischen Buchschmucks, teilweise durch Vergol-

dungen ergänzt

Inkunabeln Wiegendruck, sehr frühe, mit beweglichen Lettern gedruckte Schriften seit Erfindung des gutenbergschen Druckverfahrens

Jesuiten Ordensgemeinschaft "Gesellschaft Jesu", gegründet von Ignatius von Loyola

1534 in der Zeit der Gegenreformation; die Ordensmitglieder sind weder zu einer besonderen Ordenstracht noch zu einem gemeinschaftlichen Leben in einem Kloster verpflichtet; Lebensgemeinschaft in Kommunitäten; früher in der Mission, heute vor allem in Bildungseinrichtungen und in der Wissenschaft tätig

Kathedrale Kathedra=Sitz, Stuhl; Kirche, die zu einem Bischofssitz gehört Kenotaph eigentlich "leeres Grab", Scheingrab, Grabdenkmal Klause/Klausur Kloster; abgeschiedener Wohnort eines Mönchs, für Laien nicht Koinobiten gr. Koinobion= Zusammenleben; mönchische Lebensform, bei der sich die Mönche zu einer Wohn- und Lebensgemeinschaft zusammenfinden, im Gegensatz zum Eremitentum

einem Kloster

Konzil lat. concilium=Versammlung; Zusammenkunft, beratende Versammlung; bei den christlichen Kirchen Zusammenkunft von Klerikern

kontemplativer Orden Mönchsgemeinschaft, die in Abkehr von weltlichen Dingen

in der Abgeschiedenheit in einem Kloster lebt (vita contemplativa) und durch Askese und Gebet (positiv) auf die Welt einwirkt; im Gegensatz zu Orden, die nach dem Ideal tätiger Nächstenliebe soziale Arbeit leisten (viat activa), s. auch Bettelorden

Kreuzgang Teil eines Klosters/Konventsgebäudes; offene oder (durch Fenster) geschlossene Gänge, die einen rechteckigen Innenhof umschließen Krypta unterirdischer Bereich einer Kirche, dient oft als Grablege und/oder für besondere liturgische Zwecke, z. B. als Aufbewahrungsort von Reliquien Laienbrüder Mitglieder einer Ordensgemeinschaft ohne Priesterweihe Liturgie gottesdienstliche Handlungen Missale Messbuch mit Gebeten, Lesungen und Gesängen für die Messfeier Mitra Hohe Bischofsmütze Münster lat. monasterium=Kloster; Mönchskirche, Bezeichnung wird auch für (größere) Kirchen ohne Kloster verwendet

Orden Gemeinschaft, die sich an bestimmte Ideale oder Regeln ausrichtet; religiöse Vereinigung, die nach bestimmten Regeln lebt Paramente im Kirchenraum und Liturgie verwendete Textilien Patrozinium Fest des Kirchenpatrons Pilaster einer Wand vorgelagerter Pfeiler (nicht freistehend) Prälat Würdenträger (z. B. Abt, Bischof) innerhalb der katholischen Kirche mit leitender

Funktion, Ehrentitel für Inhaber eines höheren Amtes

Prämonstratenser im 12. Jh. gegründeter Orden, der das kontemplative Leben im Kloster mit Seelsorge und sozialem Engagement verbindet; lebt nach der Augustinerregel Priorat von einer Abtei abhängiges und einem Prior geleitetes Kloster, bzw. dem Prior zugeordneter Bereich im Kloster

Probst lat. propostus=Vorgesetzter; Vorsteher einer Chorherrengemeinschaft Prokurator Vermögensverwalter eines Klosters Refektorium Speisesaal der Mönche Reformation kirchliche Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1648, die zur

Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, reformiert) führte

Reliquie lat. reliquiae=Zurückgelassenes, Überrest; körperliche Überreste eines Heiligen oder Dinge, die mit dem Heiligen in Berührung waren Retabel gemalte Tafel oder Schrein mit Schnitzfiguren hinter dem Altar Rotunde Baukörper mit kreisförmigem Grundriss Säkularisation Aufhebung kirchlicher Institutionen und die Verstaatlichung ihres

Besitzes sowie die Einverleibung der geistlichen Fürstentümer und Herrschaften des Heiligen Römischen Reiches durch größere Territorialstaaten während des Napoleo nischen Zeitalters

Kanoniker s. Chorherren; Weltgeistliche, die Gottesdienst in einem Dom oder Münster besorgen

Schirmvögte König oder Adliger, der ein lehensherrschaftsähnliches Recht an einem Kirchengut (sog. Vogtei) hatte

Kardinal Vom Papst verliehener religiöser Titel, der zur Papstwahl verpflichtet Karmeliter, Karmeliten ursprünglich von Kreuzfahrern und Pilgern im Karmel-

Spolien lat. spoliare=rauben, plündern; Bauteil oder Fragment eines Gebäudes, das in einem anderen Kontext benutzt/in einem anderen Gebäude verbaut wird

gebirge gegründeter Orden, der sich an der Lebensweise der Eremiten ausrichtete; in Europa schließlich zu den Bettelorden gehörend; Aufspaltung in Beschuhte und Unbeschuhte Karmeliten; bedeutendste Vertreterin: Teresa von Avila

Kartause, auch Karthause Kloster des Kartäuserordens; besondere architekto-

nische Form: die einzelnen Wohnhäuschen der Mönche gruppieren sich um den Großen Kreuzgang; so wird eine weitgehend eremitische Lebensweise im Kloster ermöglicht

Kartäuser Mönche eines im 11. Jh. gegründeten Ordens, der die Lebensweise eines Einsiedlers mit der in einer Klostergemeinschaft zu verbinden versucht; benannt nach Gründungskloster La Chartreuse; s. auch Koinobiten und Eremiten

96 Bodensee Magazin Spezial | Glossar

Stift eine mit einer Stiftung (meist Grundbesitz) ausgestattete Körperschaft im Bereich der Kirche

Stundengebet regelmäßige Gebete zur Tages- und Nachtzeit Wallfahrt Reise zu einer heiligen Stätte Zehnt Steuern weltlicher oder geistlicher Grundherrschaft Zisterzienser Reformorden, der sich im 11. Jh. von den Benediktinern abspaltete;

Intention zur Ordensgründung war die strengere Auslegung der Ordensregeln des Benedikt von Nursia; benannt nach Ursprungskloster Citaux im Burgund; kon templativ ausgerichtet


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Weingut Markgraf von Baden

DEM ERBE UND DER NATUR VERPFLICHTET Unsere Vorfahren haben ihr Land wie eine Gabe empfangen. Seit 900 Jahren nennen wir uns Markgrafen von Baden. Eine solche Gabe braucht einen Geist, um ihren Wert zu behüten und zu kultivieren. Dieser Geist hat bei uns einen Namen: Fidelitas – Treue, Verlässlichkeit. Fidelitas prägt unseren Umgang mit dem anvertrauten Land, seinen Ressourcen, seiner Kultur und Eigenart: Fidelitas ist das Motto unserer Familie. Erstklassige Weinqualität ist für uns ständiger Ansporn und Herausforderung. Das Weingut Markgraf von Baden ist Mitglied im VDP – eine besondere Anerkennung unserer Weinkultur.

Das Konziljubiläum ...

... heißt Europa willkommen! 2014 bis 2018 ist Europa zu Gast in Konstanz: Festspiele auf dem Münsterplatz, inszenierte Stadtführungen und grenzüberschreitende Themenwege, Bürgerfeste und Musik aus sechs Jahrhunderten laden dazu ein, europäische Geschichte neu zu entdecken. Aktuelle Diskussionen, künstlerische Experimente und spannende Begegnungen machen aus Konstanz 600 Jahre später erneut eine Stadt der Impulse und Ideen. Institutionen aus Konstanz, der Bodenseeregion, Deutschland und Europa bereiten das Jubiläum gemeinsam vor: Kultur, Wissenschaft, Bildung, Kirchen und Tourismus arbeiten eng zusammen und ermöglichen unterschiedliche Blickwinkel auf das historische Ereignis und seine heutige Bedeutung. Aktuelle Termine für Stadtführungen rund um das Konstanzer Konzil finden Sie bei der Tourist-Information Konstanz unter www.konstanz-tourismus.de

Mehr Informationen zum Jubiläum finden Sie hier: Konzilstadt Konstanz . Eigenbetrieb der Stadt Konstanz . Marktstätte 1 . D-78462 Konstanz . Telefon +49 (0)7531 363-27 0 info@konstanzer-konzil.de . www.facebook.com/konzilstadt . www.konstanzer-konzil.de

Weinverkauf Schloss Salem, 88682 Salem, Telefon +49 (0) 7553 81-284 Weinverkauf Birnauer Oberhof, 88690 Uhldingen-Mühlhofen, Telefon +49 (0) 7556 6002 www.markgraf-von-baden.de


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SPEZIAL MAGAZIN

BODENSEE MAGAZIN

SPEZIAL

Kirchen, Klöster & Konzil

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KONZ I L STADT

Konstanz

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Salem H I M M E LR E I CH D E S B A ROCK

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Kirchen, Klöster Konzil ST I F TSB E Z I R K

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Klosterroute Untersee Zisterzienser-Frauenklöster Kloster Fischingen Klosterprojekt Meßkirch D/A 5,– € CHF 6.–

Schaffhausen

W I E G E E U ROP ÄI SCH E R KU LTU R


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