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INTERVIEW RÜCK- UND AUSBLICK
Nachdem im Jubiläumsjahr 2021 wichtige Rahmenbedingungen für die strategische Neuausrichtung des SPI geschaffen wurden, brach per 1. Januar 2022 eine neue Ära an. Die drei neu in das Büro des Stiftungsrats des SPI gewählten Mitglieder, Stiftungsratspräsident Philippe Müller, Vizepräsident Fritz Lehmann und SPI-Direktor Stefan Aegerter, nahmen ihre Funktion und Zusammenarbeit auf. Gleichzeitig erfolgte der Startschuss für die strategischen Leitlinien «SPI 2022–2025» und parallel dazu auch der Kick-Off des neuen Bildungspolitischen Gesamtkonzepts (BGK). Schliesslich wurde per 1. September 2022 die neue Organisationsstruktur des SPI umgesetzt. 2022 war also ein Jahr, in dem vieles in Gang gesetzt und für die Zukunft vorbereitet wurde. Philippe Müller und Stefan Aegerter reflektieren im Gespräch mit Rastislav Valach (Verantwortlicher Kommunikation) über das vergangene Jahr und wagen einen Ausblick.
Philippe Müller, Sie sind seit dem 1. Januar 2022 Präsident des Stiftungsrats. Wie erlebten Sie dieses erste Jahr in Ihrer neuen Funktion?
Philippe Müller (PM): Es war in der Tat sehr spannend, obwohl ich mit der Thematik durch meine Erfahrung als Sicherheitsdirektor des Kantons Bern und als Vorstandsmitglied der KKJPD gut vertraut bin. Die sehr weitläufigen Tätigkeiten des SPI kannte ich in diesem Umfang tatsächlich nicht – da bin ich ehrlich. Ich habe viel Wert gelegt darauf, das Institut mit all seinen Aufgaben näher kennen zu lernen – und das sind nicht wenige. Das SPI steht an der Schwelle einer neue Ära. Umso wichtiger ist es, nahe am Puls dieser Neuausrichtung zu sein. Ich stelle fest: Wir sind gut aufgestellt für die Zukunft. Das ist auch wichtig, schliesslich steht das Berufsfeld Polizei vor grundlegenden Veränderungen.
Sie sprechen die Strategie «SPI 2022–2025» an. Im letzten Geschäftsbericht haben Sie im Ausblick betont, wie wichtig es sei, das SPI und seine Dienstleistungen sichtbarer zu machen, sich fundiert der Digitalisierung anzunehmen und die Kooperation mit den Partnern auszubauen. Inwiefern sehen Sie das nach Ihrem ersten Jahr als Präsident bestätigt?
PM: Daran hat sich daran nichts geändert. In der Zwischenzeit habe ich einen vertieften Einblick erhalten, wie das SPI sich diesen und weiteren wichtigen Herausforderungen stellen will. Hierzu stehe ich mit Direktor Stefan Aegerter seit Beginn in regem und intensivem Austausch. Er leistet mit seinem Team bemerkenswerte Arbeit in einem durchaus schwierigen Umfeld. Tatsächlich stellt sich das SPI voll und ganz in den Dienst eines nationalen Bildungssystems Polizei. Es ist qualitativ hochwertig, modern und auf die aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnisse ausgerichtet.
Wo genau steht denn das SPI in dieser Hinsicht?
PM: Das aktuelle Produkteniveau und Angebot ist in allen Bereichen gut. Ich nehme dies auch durch Rückmeldungen «von der Front» und aus den verschiedenen Gremien wahr. Wir können dies allerdings nur aufrechterhalten, wenn das SPI sein Angebot laufend an die aktuellen Bedingungen, an neue Lernformen und die Kompetenzorientierung anpasst. Es muss das Potenzial der Digitalisierung optimal ausschöpfen und die Zusammenarbeit mit allen Partnern im In- und Ausland intensivieren. Potenzial sehe im Bereich des verstärkten Austauschs mit Wissenschaft und Forschung.
Und was braucht es, damit das SPI diese Rolle vollumfänglich wahrnehmen kann?
PM: Das SPI ist in allen Bereichen auf die Unterstützung der Partnerinstitutionen angewiesen, auch finanziell. Es setzt seine neue Strategie ja nicht für sich selbst um, sondern einzig zum Wohl der gesamten schweizerischen Polizeilandschaft. Deshalb muss das SPI am Puls der Zeit sein, seine Aktivitäten in den ihm zugewiesenen Bereichen weiter ausbauen und die benötigten Kompetenzen konsolidieren. Damit einher geht eine gesunde finanzielle Basis und das Bekenntnis der Partner, diesen Weg weiter zu unterstützen.
Stefan Aegerter, Sie sind nun seit dem 1. Januar 2022 als gewählter Direktor des SPI im Amt. Wie sieht Ihr Rückblick auf dieses Jahr aus?
Stefan Aegerter (SA): Ich bin grundsätzlich zufrieden; wir haben unsere Jahresziele weitestgehend erreicht. Mit der Umsetzung der Strategie« SPI 2022–2025» richten wir die Institution auf die Zukunft aus. Dabei haben wir auch die internen Strukturen überprüft und angepasst. Priorität hatte für mich, dass die Mitarbeitenden ihren Platz in der neuen Organisation gefunden haben. Das ist gelungen. Ein solcher Prozess ist immer mit Unsicherheiten verbunden und es war mir wichtig, diesen Prozess in persönlichen Gesprächen nahe zu begleiten. Dieser endet nicht mit dem Kalenderjahr. Wir gehen die nächsten Schritte in der Weiterentwicklung des SPI fokussiert an, ohne die vielschichtigen Anforderungen an die Polizeiarbeit der Zukunft zu vernachlässigen, die uns weiter stark fordern werden.
Wie gehen Sie mit diesen Herausforderungen um?
SA: Es ist ein Privileg, gemeinsam mit den Mitarbeitenden des SPI bestmögliche Rahmenbedingungen für die polizeiliche Aus- und Weiterbildung in der Schweiz zu schaffen. Natürlich ist das nicht immer einfach. In einem föderalen System ist es unmöglich, allen Bedürfnissen in gleicher Weise gerecht zu werden. Aber es muss uns allen bewusst sein: Die Aufmerksamkeit und Erwartungshaltung der Öffentlichkeit an das Berufsfeld Polizei verändern sich gerade markant. Umso wichtiger ist das gemeinsame Ausrichten aller Beteiligten auf die Zukunft.
Wie empfanden Sie die Zusammenarbeit im neu zusammengesetzten Büro?
SA: Wir ergänzen uns in dieser Runde sehr gut: Präsident Philippe Müller bringt seine erfolgreiche politische Erfahrung als Regierungsrat, Sicherheitsdirektor und Vorstandsmitglied der KKJPD klar und deutlich ein. Mit der langjährigen Praxis- und Führungserfahrung des Vizepräsidenten Fritz Lehmann als ehemaligen Kommandanten verfügen wir über die notwendige Polizeierfahrung. Unsere Diskussionen sind fokussiert und durchaus auch lebendig – wir sind längst nicht immer der gleichen Meinung. Aber genau damit stellen wir die optimalen Rahmenbedingungen für die Arbeit des Stiftungsrats sicher. Persönlich schätze ich den professionellen Austausch und die klaren Vorgaben.
PM: Tatsächlich, ich empfand die Zusammenarbeit ebenso als sehr angenehm und zielorientiert. Diese ist geprägt von der gemeinsamen Zielsetzung, das Bildungssystem Polizei weiterzuentwickeln.
Was wurde 2022 im Prozess der weiteren Strategieentwicklung umgesetzt?
SA: Wir haben im Rahmen von Tagungen, Kommissionen und Gremien unsere fünf strategischen Leitlinien vorgestellt und uns dabei zwei Fragen gestellt: Warum ist es wichtig? Wie erzielen wir damit konkret einen Mehrwert? Daraus haben wir dann pro Leitlinie Umsetzungsmassnahmen konkretisiert.
So entstanden Arbeitspakete, die wir schrittweise mit unseren Partnern umsetzen. Wir dürfen eines nicht vergessen: Der Erfolg unserer Leistungen hängt damit zusammen, die Bedürfnisse der Praxis immer wieder abzuholen, zu reflektieren und – wenn nötig – anzupassen. Das braucht Zeit, lohnt sich aber auf jeden Fall. Exemplarisch dafür steht die SPI-Tagung 2022 –aus den Rückmeldungen entstehen nun konkrete Produkte.
Und was heisst das zum Beispiel ganz konkret für den Bereich des Milizsystems?
SA: Es ist unerlässlich, die Zusammenarbeit und die Netzwerke zu stärken, denn die Identifikation mit der Marke «SPI» ist mitentscheidend für die Aufrechterhaltung des Milizsystems. Nur das SPI bringt die Polizei schweizweit in dieser Form zusammen. 2023 werden wir ein einheitliches Beziehungsmanagement umsetzen und einführen. Zum Beispiel die Kursstäbe: Diese werden künftig von der Ernennung über die Administration samt «Welcome-Kit» bis hin zur Verabschiedung einheitlich betreut. Künftig publizieren wir Personalmutationen von bestimmten Rollen standardisiert auf der NBPP. Und ja: Auf vielfachen Wunsch werden wir auch den lange vermissten «SPI-Badge» wieder einführen. Und das sind nur einige Beispiele. Wir wollen eine Community aufbauen, die diesen Namen verdient.
Was dürfen wir mit Blick auf die Leitlinie «Aufbau eines nationalen methodisch-didaktischen Kompetenzzentrums für die Polizei» erwarten?
SA: Das SPI führt jährlich über 300 Veranstaltungen durch – mit über 1500 Personen in Kursstäben und anderen Rollen. Dazu kommen je 11 Vor- und 16 Hauptprüfungen in fünf Prüfungskreisen. Der damit verbundene Aufwand wird manchmal unterschätzt. Dabei ist die methodisch-didaktische Kompetenz im Milizsystem mitentscheidend für die Qualität unserer Dienstleistungen. Wir haben jetzt schon die Reform der SVEB-Anerkennung vorbereitet; diese wird in den methodisch-didaktischen Kursen (MDK) ab 2024 umgesetzt. Parallel dazu bauen wir einen MDK-Auffrischungskurs für das bestehende Milizpersonal auf. Ein neuer Kurs soll die Verwendung digitaler Tools im Unterricht vereinfachen. Dies soll es Kolleginnen und Kollegen ermöglichen, allfällige digitale und didaktische Lücken zu schliessen und so den neuen Anforderungen gerecht zu werden –ohne Druck und sehr praxisorientiert. Zusätzlich bieten wir im Bereich Methodik und Didaktik individuelle Beratungen an. All dies geschieht auf die an der SPI-Tagung 2022 erhaltenen Rückmeldungen hin.
Die Forschung im Bereich der Polizei soll mit der neuen Strategie mehr Gewicht erhalten. Welche Entwicklungen zeichnen sich ab?
SA: Verschiedene Disziplinen beschäftigen sich mit der Polizei als Organisation und mit ihren Aufgaben. Jedoch waren die jeweiligen Forschungstätigkeiten bisher zu wenig sichtbar und nicht koordiniert. Polizeiarbeit und -ausbildung sind immer praxisorientiert, stützen sich gleichzeitig aber zu wenig auf Erkenntnisse aus der angewandten Forschung. Hier hinken wir dem Ausland etwas hinterher. Unser Konzept «From science into practice: Forschungsdialog Polizei Schweiz» soll diese Lücke füllen. Es muss uns gelingen, Themen früher zu antizipieren, Forschungsergebnisse zu konsolidieren und zeitgerecht in wirkungsorientierte Bildungsprodukte zu transferieren. Und noch mehr: Das SPI wird künftig noch stärker als Plattform fungieren, die Wissenschaft, Praxis, Akademie und Bildung zusammenbringt. Die erste Resonanz auf diese Initiative ist erfreulich – diese Stossrichtung entspricht den bestehenden Erwartungen.
Es wird in der Tat viel bewegt. Wie sieht es denn mit der Finanzierung der entsprechenden Vorhaben aus?
PM: Klar ist: Die Umsetzung einer Strategie ist nirgendwo gratis. Wir gehen sehr umsichtig und klug mit unseren finanziellen Mitteln um. Es ist immer ein Spagat zwischen der Forderung, innovativ zu sein, auf der einen Seite und dem Imperativ, Ausgaben im Rahmen zu halten und Produkte qualitativ zu verbessern, ohne sie teurer zu machen, auf der anderen. Beides zusammen geht nicht. Ich wiederhole mich: Die Anforderungen an den Polizeiberuf steigen in allen Bereichen des polizeilichen Leistungsauftrags. Wir stehen vor wegweisenden Herausforderungen und müssen daher unsere personellen Kompetenzen bis 2027 erweitern. Aus diesem Grund unterstützt der Stiftungsrat des SPI eine moderate Anhebung der Beiträge durch die Kantone.
Die Umsetzung der Strategie führte zu einer Umstrukturierung des SPI, zur Schaffung eines Stabsbereichs und in der Folge zur Einstellung von Stabschefin und Vizedirektorin Marlis Jacot-Guillarmod. Inwiefern war diese Umstrukturierung notwendig, um die Ziele der strategischen Achsen zu validieren?
SA: Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsleitung stellen wir die Umsetzung sowohl des operativen Tagesgeschäfts wie auch der Strategie «SPI 2022–2025» sicher. Ein kompetenter Direktionsstab ist unabdingbar, um alle Aktivitäten auf Direktionsebene effizient zu planen und zu steuern. Deshalb war es ein wichtiger und richtiger Schritt, einen Direktionsstab zu etablieren, der sich bereits bewährt hat. Marlis Jacot-Guillarmod wird uns mit ihrer langjährigen Erfahrung weiterbringen.
PM: Die interne Umstrukturierung per 1. September 2022 ist Teil der Strategie «SPI 2022–2025». Damit einher geht die Überführung des SPI in ein nationales Kompetenzzentrum für die polizeiliche Aus- und Weiterbildung von Kadern und Spezialisten/-innen in der Schweiz, die gleichzeitig der nächsten Etappe des Bildungspolitischen Gesamtkonzeptes (BGK) Rechnung trägt.
Inwiefern wurde denn die Organisation der Geschäftsbereiche angepasst?
SA: Die bisherigen Stabsstellen Kommunikation und Qualitätssicherung wurden in den Stab des SPI integriert und durch die neuen Fachbereiche Planung und Steuerung, Recht und Projektmanagement ergänzt. Im gleichen Schritt wurden auch die anderen Geschäftsbereiche aufgewertet und auf die strategischen Leitlinien ausgerichtet. So entstanden die folgenden Bereiche:
– Bildungsstrategie und Produktentwicklung (bisher: Bildungsmedien)
– Forschung und Sprachen (bisher: Forschung, Lehre, CentreDoc und Sprachdienste)
– Bildungsadministration und Dienste (bisher: Allgemeine Dienste und z.T. Lehrgänge und Kurse)
Die Geschäftsstelle Prüfungen wurde neu als Geschäftsstelle Organisation der Arbeitswelt Polizei direkt dem Vorsitz der Trägerschaft (Direktor des SPI) unterstellt.
Philippe Müller, Sie haben bereits die Fortsetzung des BGK erwähnt, die 2022 in Angriff genommen wurde. Worum geht es dabei genau?
PM: Im Rahmen des neuen BGK wird die Ausund Weiterbildung der polizeilichen Führungskräfte und Spezialisten/-innen harmonisiert, modernisiert und modularisiert. Das SPI führt dieses nationale Projekt im Auftrag der KKJPD mit allen Partnerorganisationen durch – wie bereits die Reform der Grundausbildung vor zwei Jahren. Die heutigen und künftigen Führungspersonen und Spezialisten/-innen im Berufsfeld Polizei sollen auf diese Weise für die Zukunft fit gemacht werden. Unsere Institutionen müssen Zukunftstrends in der Polizeiarbeit nun rasch aufnehmen. Das SPI hat bereits in der Planungsphase vor zwei Jahren klug antizipiert. Die Herausforderungen akzentuieren und kumulieren sich jetzt: beim Fachkräftemangel, bei der Tertiarisierung in der Arbeitswelt oder auch beim Wandel innerhalb der Gesellschaft.
Diese Themen prägen tatsächlich auch die Diskussion in der Öffentlichkeit. Können Sie hierzu die Hintergründe aus Sicht der Polizeiausbildung etwas ausführen?
PM: Die Aufmerksamkeit und auch die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit an die Polizei ändern. Die Bevölkerung ist zunehmend technisch versiert und erwartet das auch von der Polizei. Unbestritten ist: Diese digitale Gesellschaft bringt neue und tiefgreifende Herausforderungen für die Polizei mit sich. Die Zahl und Komplexität der Herausforderungen, vor denen die Polizei steht, steigt rasant an. Dieser sich wandelnde Kontext erfordert zwangsläufig weitreichende Veränderungen in der Polizeiarbeit – und somit in der künftigen Befähigung unserer Polizeikräfte durch glaubwürdige Bildungsprodukte.
SA: Das SPI konzentriert sich in erster Linie auf den bildungspolitischen Aspekt der aktuellen Herausforderungen, muss aber den Gesamtkontext kennen und beleuchten: Was soll ein künftiges Bildungssystem Polizei leisten können? Wie bringen wir mehrheitsfähige Bildungsprodukte schneller in die Polizeipraxis? Wie schaffen wir gesellschaftlichen Wert ( public value ) durch wirkungsvolle police leadership ? Ich betone es nochmals: Unser Ansatz «From science into practice» wird hier wichtige Unterstützung bieten.
Und welche Schritte wurden bereits im vergangenen Jahr eingeleitet?
SA: Das neue BGK umfasst mehrere Teilprojekte: die Erarbeitung von Kompetenzprofilen, die Reform der Führungsausbildung, die Koordination der Abschlüsse im Bereich der höheren Berufsbildung sowie der Hoch- und Fachhochschulen. 2022 ging es primär um die Vorbereitung der gesamten Projektorganisation. Denn entscheidend ist eine breite Akzeptanz und die Einbindung der gesamten Polizeilandschaft. Wir haben die Gremien über einen umfassenden Nominationsprozess konstituiert. Ich glaube, das war bereits bei der Reform der Grundausbildung der Schlüsselfaktor zum Erfolg. So sind im Begleitausschuss Akteurinnen und Akteure aus Praxis, Forschung und Bildung vertreten, zudem alle Sprachregionen, Konkordate und Städte. Das ist einmalig und zeigt die Wichtigkeit des Zusammenspiels aller Disziplinen. Weiter haben wir in einer Zukunftsumfrage umfassendes Datenmaterial zur Analyse der Situation im Berufsfeld Polizei zusammengetragen.
Wie sieht diese Zukunftsumfrage genau aus?
SA: Die Zukunftsumfrage ist ein zentraler Aspekt des dreiteiligen Analyseberichts. Wir haben anhand von 37 Zukunftsthesen das gesamte Berufsfeld der Polizei befragt. Wir wollten wissen, wie sich aus Sicht der Praxis das Berufsfeld Polizei verändert und welche Trends die Arbeit merklich prägen werden. Die Auswertung ist bemerkenswert. Wir haben aus allen Korps nahezu 1700 Rückmeldungen von fünf Führungsebenen erhalten. Die Auswertung zeigt: Auch die Polizeilandschaft schätzt den Handlungsbedarf als hoch ein. Interessant ist dabei, dass sich in der Bewertung der Thesen keine strukturellen und regionalen Unterschiede zeigten. Das Teilprojekt zu den Kompetenzprofilen wird die Analyse nun verwenden, um künftige Schlüsselqualifikationen, Kompetenzen und Bildungswege zu verdichten. Aus diesen zu validierenden Empfehlungen werden anschliessend die Bildungsprodukte abgeleitet.
Wer ist im neuen BGK alles involviert?
SA: Das neue BGK ist kein Projekt des SPI, sondern eine Reform des Bildungssystems Polizei von der Polizei, mit der Polizei, für die Polizei – und in dieser Dimension in der Schweizer Polizeilandschaft einzigartig. Alle Beteiligten wurden von Beginn an in den Prozess eingebunden – wie bei der Grundausbildung. Der einzige Unterschied: Mit Philippe Allain (Kapo Fribourg) und Christian Brenzikofer (Kapo Bern) unterstützen mich zwei Kommandanten in der operativen Projektleitung. Uns ist bewusst: Auch hier wird es nicht einfach, den unterschiedlichen Ansprüchen, Bedürfnissen und Anforderungen gerecht zu werden. Wir sind dazu bereit und davon überzeugt, dass es das Berufsfeld Polizei auch ist. Die eigentliche – typisch schweizerische – «Königsdisziplin» aber bewältigen wir nur gemeinsam: Nämlich alles auf einen grösstmöglichen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Dem SPI steht also eine bewegte, spannende und zukunftsweisende Phase bevor. Wir bleiben dran. Ich danke Ihnen beiden für das aufschlussreiche Gespräch.