business im Breisgau

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Im Fokus Finanzen

Sinn & Unsinn von Subventionen

Gewitterwolken am Horizont

Die Wahl von Donald Trump ist ein Riesenproblem für die Wirtschaft

Bürokratie

Deutschland ist in Regeln eingemauert

Bilanzen

SC meldet Rekordzahlen, verstört aber die Fans

Start-ups

Robo-Kellner und Reinigungs-Roboter

Demokratie bringt Wohlstand

Wirtschaftsnobelpreis für drei in Amerika Forschende

Die Königlich-Schwedische Akademie hat Mitte Oktober den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis an die drei Forscher Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson vergeben. Sie haben in ihren Arbeiten aufgezeigt, wie Institutionen und Demokratien entstehen und sich auf den Wohlstand auswirken.

Das US-Forschertrio hat in aufwendigen Studien bis zurück in die Kolonialzeit belegt, dass starke Institutionen dem Volk (!) eines Landes auf Dauer mehr Wohlstand bringen. Und dass in Autokratien die Eliten die Regeln so manipulieren, dass das Volk vom Wohlstand abgeschnitten wird. Eine in diesen Zeiten bemerkenswert wirkungswillige Vergabe des Komitees.

sich seiner Stärken eines exzellenten Rechtsstaats, guter Institutionen und einer robusten Demokratie bewusst sein und sie besser nutzen, um aus der derzeitigen mentalen Depression herauszukommen und die großen Transformationen unserer Zeit besser zu meistern“, schreibt

Wer sich nicht frei entfalten kann, kann seine Talente nicht entwickeln. Wenn Menschen etwas unternehmen, brauchen sie verlässliche Eigentumsrechte und Spielregeln, die für alle gelten. Die Forschungsergebnisse des Trios könnten für gescheiterte Staaten lehrreich sein. Wenn sie denn dort gelesen und verstanden würden – und nicht Solitärinteressen das verhinderten.

Sie können aber auf der anderen Seite auch für europäische Demokratien lehrreich sein. „Vor allem Deutschland sollte

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in einem Beitrag für ZEIT online. Für Wohlstand und Fortschritt ist die Demokratie die entscheidende Größe. Insofern sind antidemokratische Parteien und Bewegungen wohlstands- und fortschrittsfeindlich. Deswegen befassen wir uns auch mit dem Standort Deutschland, der unter einer immer weiter um sich greifenden Überbürokratie ächzt. „Die Bürokratielasten sind wahnsinnig hoch“, sagte unlängst Lutz Goebel, der Vorsitzende des Deutschen Normenkontrollrats: „Deutschland ist und bleibt ein kompliziertes Land, das sich eingemauert hat in Regeln und Verfahren.“ Um nach US-Wahl und Ampelcrash keine allzu schlechte Laune zu bekommen: Hierzulande ist ja nicht nur die Bürokratie kompliziert. Tagsüber heißt es der Weizen und das Korn – und abends das Weizen und der Korn.

Herzlichst

Ihr Lars Bargmann | Chefredakteur

Foto: © Neithard Schleier
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Titel

Amerika hat Trump gewählt. Was Experten über die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Deutschland, Baden-Württemberg und Südbaden sagen 6-8

Bilanzen

Der Bundesligist SC Freiburg knackt erstmals die 200-Millionen-Umsatzmarke. Beobachtungen einer denkwürdigen Mitgliederversammlung / Kommentar 10-11

Köpfe

Jens Mohrmann wird neuer Messechef in Freiburg. Er steht vor einer herausfordernden Aufgabe 12

Selbst & ständig

Riesenauflauf beim Tell-your-Story: Wenn plötzlich Jan Delay auf der Bühne steht. In Kirchzarten 14-15

Bürokratie

Irrsinn, Ungetüm, Overkill: Der Ton um die deutsche Regelwut wird immer lauter. Immer mehr Firmen verlagern ins Ausland. Der Standort Deutschland hat ein Riesenproblem 16-18

IMPRESSUM business im Breisgau

Themenheft 11.2024

Das business im Breisgau erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli

Herausgeber:

chilli Freiburg GmbH

Paul-Ehrlich-Straße 13 79106 Freiburg

fon: 0761-76 99 83-0

fax: 0761-76 99 83-99 bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)

Inhalt

Start-ups

Von Robo-Kellnern und ReinigungsRobotern 20

Stadtentwicklung

Kleineschholz: Die Bürgermeisterriege strahlt bei der Vermarktung große Zuversicht aus. Ob zu Recht, wird sich 2025 entscheiden 22

Dietenbach: Der Architektenwettbewerb ums erste Quartiershaus ist entschieden: Es soll Rathaus, Kirche, Bürgersaal und Kita sein 24

Unternehmen in der Region

Kollinger-Gruppe: Die Metamorphose eines Mittelständlers 26-27

JobRad-Gruppe: Freiburger kaufen zu und verpflichten neuen CEO 31

Chefredaktion: Lars Bargmann

Redaktion: Philip Thomas, David Pister

Autoren: Werner Krieger

Titelcollage: Sven Weis, freepik.com

Fotos: iStock.com, Pixabay, freepik.com

Grafik: Felix Thatenhorst, Sven Weis

Lektorat: Beate Vogt

Anzeigen: Marion Jaeger-Butt, Nathalie Braun, beiermeister mediaberatung

Druck: Hofmann Druck, Emmendingen

Verbände

Europa: Was Günther Oettinger beim Freiburger WVIB-Talk kritisierte 28

Trübe Aussichten: Neue Konjunkturberichte von IHK und WVIB 30

Arbeitswelt

Ohne Migration läuft nichts: Arbeitsagentur, IHK und HWK legen neue Zahlen zum Ausbildungsmarkt vor 32

Von wegen Herbstbelebung: Am Arbeitsmarkt bringt der Oktober nur ein laues Lüftchen 33

Finanzwelt

Analyst Werner Krieger über Sinn und Unsinn von Subventionen 34

Menschen & Meldungen

Am EuroAirport fliegen die Passagierzahlen wieder Richtung Rekord / Waldhaus investiert vier Millionen in neue Abfüllanlage / Intuitive eröffnet mehr als 60 Millionen teuren Produktionsstandort in Freiburg / Volksbank spendet für junge Wölfe / 20. Messe marktplatz arbeit südbaden / Resort Luisenhöhe ausgezeichnet / Award für WEtell / Trauer um Gisela Sick 35-37

Fakten bitte

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 38

beklagen gut 90 Prozent der teilnehmenden 1736 Unternehmen, dass die Bürokratie seit 2022 weiter zugenommen hat. Fast die Hälfte (46 Prozent) gab an, in den vergangenen

Ein Unternehmen der Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.

Aufziehende Gewitterwolken

Die Wahl von Donald Trump ist ein Riesenproblem für die Wirtschaft

Die Amerikaner haben es wieder getan. Sie haben Donald Trump zum 47. Präsidenten der zerrissenen Staaten von Amerika gemacht. Was folgt daraus für die südbadische Wirtschaft? „Der amerikanische Zeitgeist ist Gift für unsere Wirtschaft“, sagt Dieter Salomon, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK). „Das Berechenbarste an Trump ist seine Unberechenbarkeit. Er wird sicher für wirtschaftliche und politische Turbulenzen sorgen“, kommentiert Bert Sutter, Präsident des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden (WVIB).

Ein Donnerstagabend in der Meckelhalle am Hauptsitz der Freiburger Sparkasse an der Kajo. Der Vorstand mit Daniel Zeiler, Bernd Rigl und Lars Hopp hatte zum Unternehmerforum eingeladen. Zwei Tage nach der US-Wahl. Rund

200 Firmenlenker waren gekommen. Arthur Landwehr, USA-Hörfunk-Korrespondent und Autor des SpiegelBestsellers „Die zerrissenen Staaten von Amerika“, analysierte, warum die Amerikaner einen Mann zu ihrem obersten Repräsentanten gewählt haben, den wohl niemand als Familienoberhaupt haben möchte. Sie versprechen sich schlicht ein besseres Leben. Vor allem auf dem Land. Vor allem, wenn sie zwischen 30.000 und 100.000 Dollar im Jahr verdienen. Landwehr nennt das „die Mittelschicht“.

Als Redner trat auch Rolf Schäffer auf die Bühne. Schäffer, blauer Anzug, weiße Socken, weiße Schuhe, leitet bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Gruppe Strategy/Macro. Er analysierte, was die Wahl von Trump für Deutschland bedeuten könnte. Man könnte das auch ohne viele Worte an einer schlichten Nachricht ablesen: Die LBBW hat ihre Wachstumsprognose für 2025 von

+ 0,7 auf - 0,2 Prozent angepasst. In Deutschland liegt die Exportquote, der Anteil am Bruttoinlandsprodukt, bei 47,9 Prozent. Der Exportweltmeister aber hat eine schwer zu gewinnende Partie vor sich: Trump hat Strafzölle angedroht, mal zehn, mal zwanzig Prozent, mal sechzig Prozent. Je nach Tagesform und adressiertem Staat. Es gilt als sicher, dass Zölle kommen, dass Trump sein Land in einen Handelskrieg führen wird. „Das produziert am Ende aber nur Verlierer“, sagt Schäffer. Deutschland ist vom protektionistischen Kurs besonders betroffen – und in Deutschland vor allem Baden-Württemberg. „Die America-first-Politik und die zu erwartenden Einfuhrzölle drohen auch Betriebe aus der Region hart zu treffen“, sagt Salomon. Etwa 200 Unternehmen im Kammerbezirk exportieren Waren in die Vereinigten Staaten. Großunternehmen wie Testo, Duravit oder Sick betreiben dort eigene Standorte: „Trumps protektionistische Politik würde unsere exportorientierte Wirtschaft vor ein Riesenproblem stellen“, sagt Salomon. Einfuhrzölle würden deutsche Produkte in den USA erheblich verteuern. In Deutschland produzierende Unternehmen sind unter diesen Bedingungen auf dem USamerikanischen Markt kaum mehr konkurrenzfähig. „Das Ziel ist klar“, sagt der Freiburger IHK-Chef, „deutsche Arbeitsplätze sollen in die USA verlagert werden.“

Nach Angaben des Statistischen Landesamts investierten baden-württembergische Unternehmen im Jahr 2022 rund 29 Prozent ihrer Direktinvestitionen in den USA. 92,7 Milliarden Euro. In Gegenzug flossen 5,6 Milliarden US-Investitionen ins Ländle (siehe Infobox, S. 8).

Zur Wahrheit, so Salomon, gehöre aber auch, dass Trump und Kamala Harris in der Handelspolitik keine Welten trennen. Seit Jahren erlebt der Protektionismus in den USA eine Renaissance: „Der amerikanische Zeitgeist ist Gift für unsere Wirtschaft.“

Schon Bidens Ökoprogramm verfolgte den Zweck, Arbeitsplätze aus dem Ausland in die Staaten zu holen. „Trumps Zollpolitik wird diesen Abwanderungsdruck auf unsere Unternehmen verstärken“, warnt Salomon, der vor wenigen Wochen mit einer Delegation regionaler Unternehmen in Washington und Chicago war. Schäffer erinnerte in der Meckelhalle daran, dass die Republikaner früher Verfechter von Freihandelszonen gewesen seien. „Das Berechenbarste an Trump ist seine Unberechenbarkeit.

»Wird für politische und wirtschaftliche Turbulenzen sorgen«

Er wird sicher für wirtschaftliche und politische Turbulenzen sorgen und die gesellschaftliche Spaltung des Landes nicht überwinden“, hatte WVIB-Präsident Bert Sutter am 6. November mitgeteilt. Protektionismus und Handelskriege seien zu befürchten: „Für Europa wird das wirtschaftlich und militärisch teurer.“

Die Entwicklung nach der Machtübernahme ist in jedem Fall ein „Weckruf an Europa und Deutschland“, an der eigenen politischen und sicherheitspolitischen Selbstständigkeit zu arbeiten und als Wirtschaftraum wettbewerbsfähiger zu werden. Das Motto müsse sein: Mehr Markt und weniger Staat, „sonst schaffen wir die Veränderungsgeschwindigkeit nicht“. Abends drauf spricht auch er in der Meckelhalle: „Wenn die Zölle kommen, dann wird sofort verhandelt.“ Die EU würde ja auch nicht tatenlos zusehen. Die Sutter Medizintechnik GmbH beschäftigt 170 Menschen am Hauptsitz in Emmendingen und an den Vertriebsstandorten in Georgia (USA) und Shenzen (China). Die ange-

kündigten Steuersenkungen in den Staaten nimmt er mit. Sagt aber auch: Wir sind nicht groß genug, dass das maßgeblichen Einfluss auf die Bilanz haben wird. Amerika sei jedenfalls für Produkte der Medizintechnik ein „irrsinnig attraktiver Markt“. 40 Prozent des Umsatzes machen dort 4 Prozent der Bevölkerung.

Sutter sagt aber auch, dass er viele Geschäftsleute kenne, die Angst vor Trumps Einfluss auf die FED (Federal Reserve System, US-Notenbank) haben. Trump will im Prinzip, dass die FED nach seiner Pfeife tanzt. Also nicht das macht, wofür sie gegründet wurde, Geldpolitik, sondern das macht, was politisch gerade hilfreich ist. „Jegliche politische Einwirkung auf die Unabhängigkeit der Notenbanken ist ganz schlecht“, sagt Uwe Barth, Vorstandsvorsitzender der Freiburger Volksbank. Auch die Genossen haben viele mittelständische Kunden mit Geschäftsbeziehungen in den USA. „Bei denen macht sich große Unsicherheit breit.“

Die Europäische Zentralbank hat sich allerdings in den vergangenen 15 Jahren in Sachen Geldpolitik auch nicht mit Ruhm bekleckert. Die niedrigen Zinsen, sogar Negativzinsen, waren auch politisch motiviert. Und sind nach der hektischen Gipfelfahrt mit neun Zinserhöhungen zwischen

Bert Sutter: Mehr Markt, weniger Staat

Titel

Von wegen alles so schön bunt hier: Wenn Trump seinen Protektionismus durchzieht, wird das auch SüdbadenLand treffen.

Das Ländle und die USA

Einwohner:

The Länd hat 11,3 Millionen, die USA 335 Millionen. In BW lebten Ende 2023 rund 176.000 Menschen mit amerikanischem Pass. Bei der Bevölkerungsdichte ist es umgekehrt: In BW leben 318 Menschen auf einem Quadratkilometer, in den USA 36.

Lebenserwartung:

Ein neugeborener Junge aus dem Südwesten hat heute eine Lebenserwartung von 79,6 Jahren. Ein Mädchen eine von 83,9 Jahren. In den USA hat ein Junge 74,8 Jahre, ein Mädchen 80,2 Jahre.

Investitionen:

BW-Unternehmen investierten 2022 rund 92,7 Milliarden Euro in den USA. US-Firmen 5,6 Milliarden in BW. 5,6 Prozent des BIPs wurden in BW 2021 in Forschung und Entwicklung (FuE) investiert. Die höchste FuE-Intensität übrigens in der Europäischen Union. In den USA beträgt die FuE-Intensität 3,5 Prozent, in Kalifornien aber 6,9 Prozent. Die FuE-Investitionen Kaliforniens sind höher als die von Deutschland insgesamt.

Tourismus: 2023 meldeten die Beherbergungsbetriebe im Südwesten mit 10 und mehr Betten rund 259.000 US-Gäste mit über 720.000 Übernachtungen.

CO2-Ausstoß pro Kopf: 2022 lagen sie in BW bei 5,8 Tonnen. In den USA sind es knapp 15 Tonnen bar

September 2022 und September 2023 Teil des aktuellen Problems. Nicht zuletzt in der Immobilienbranche. Trumps angekündigte Richtungswechsel werden den USA dank der Steuergeschenke auch neue Schulden bescheren. Die USA stehen aktuell mit rund 36 Billionen US-Dollar in der Kreide. Die Schuldenquote (Verhältnis Schulden zum Bruttoinlandsprodukt) ist mit 118 Prozent heute schon doppelt so hoch wie in Deutschland. Am Tag nachdem Kanzler Olaf Scholz seinem Schuldenbremse predigenden Finanzminister Christian Lindner den Stuhl vor die Tür stellte, kann sich LBBW-Stratege Schäffer deswegen eine kleine Spitze nicht verkneifen: „Wir könnten es uns durchaus leisten, ein bisschen mehr auszugeben.“

Was also tun gegen die drohenden Handelskriege? Aus Salomons Sicht lautet die wichtigste Lehre: „Europa muss zusammenrücken, um im Handelskonflikt der beiden Großmächte USA und China nicht zerrieben zu werden.“

Dazu aber bedürfe es allem voran einer starken deutschfranzösischen Achse, wovon insbesondere auch Südbaden profitieren würde: „Doch leider sprechen Deutschland und Frankreich momentan nicht mit einer Stimme. „Und an diesem unterkühlten Verhältnis“, betont Salomon, „trägt nicht Macron Schuld.“ Lars Bargmann

Viele Rekorde und eine Rüge

Mitgliederversammlung beim SC Freiburg endet mit Abwahl von Funktionär

Fünf Stunden lang tagte das höchste Beschlussorgan des SC Freiburg. Am Ende der Mitgliederversammlung Mitte Oktober stand trotz neuer Rekordzahlen die Abwahl des Ehrenratsvorsitzenden und die Frage, was aus dem unbesetzten Amt des Präsidenten wird. Ein Experte vermutet Machtkämpfe hinter verschlossenen Türen und spricht von einer unprofessionell moderierten Veranstaltung.

„Wirtschaftlich haben wir ein herausragendes Jahr hinter uns“, bilanzierte Finanzvorstand Oliver Leki die Spielzeit 2023/24. Unterm Strich steht beim SC Freiburg ein Umsatz von 203,1 Millionen Euro und ein Jahresüberschuss von 40,8 Millionen. In der Vorsaison waren es 175,3 sowie 16,1 Millionen Euro. „Das sind die besten Zahlen, die wir je ausweisen konnten“, so Leki. Bankverbindlichkeiten habe der Verein nicht.

Verantwortlich für die Rekordzahlen sei nicht zuletzt der internationale Wettbewerb: „Die Europa League hat man früher wirtschaftlich belächelt.

Heute ist sie hochlukrativ.“ 88,6 Millionen Euro kassierte der Bundesligist insgesamt für seine mediale Verwertung. In der Saison 21/22 gab es für die internationalen DFL-Wettbewerber noch 3,3 Millionen Euro. Für die Spielzeit 24/25 sind 9,1 Millionen Euro veranschlagt.

Außendarstellung zu defensiv

Auch die Abgänge von Kevin Schade und Mark Flekken zum FC Brentford bescherten finanzielle Spielräume. Eine Summe nannte Sportvorstand Jochen Saier wie üblich nicht. Laut Medienberichten überwiesen die Briten für die beiden Spieler insgesamt 40 Millionen Euro in den Breisgau. Knapp 73.000 Mitglieder zählt der Sport-Club aktuell. Vor einem Jahr waren es rund 63.000. „Auch andere Bundesligisten bemerken Zuspruch, dieser Anstieg ist aber sicher überproportional“, kommentiert Leki. Eine Umfrage mit 7000 von ihnen ergab,

dass 85 Prozent den Spagat zwischen wirtschaftlichem Wachstum und den Vereinswerten für „gelungen“ oder „sehr gelungen“ halten. Weniger Zuspruch gab es für die Außendarstellung. 37 Prozent der Befragten beurteilen die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins als „zu defensiv“. In seiner Satzung steht, dass dieser neutral zu politischen, weltanschaulichen sowie konfessionellen Themen steht. Für Leki ein Fingerzeig: „Die Welt verändert sich. Damit werden wir uns beschäftigen müssen.“

Bis zum Jahresende will der SportClub mit dem Umbau des Dreisamstadions beginnen. Drei Jahre sollen die Arbeiten dauern. „Acht bis zehn Millionen Euro werden wir in die Hand nehmen“, sagt Leki. Diskussionsbedarf hatten die 980 stimmberechtigten Vereinsmitglieder in der Freiburger Messe dann aber doch. Schließlich war Anfang September publik geworden, dass SC-Präsident Eberhard Fugmann sein Amt unmittelbar niederlegen und nicht erneut zur Wahl antreten wird. Er hatte das Ehrenamt im Jahr 2021 übernom-

men. „Ausschlaggebend sind unterschiedliche Auffassungen über die Ausgestaltung des Amtes“, hieß es in der Einladung zur Mitgliederversammlung.

Bei Gesprächen zwischen dem satzungsgemäß für dieses Amt verantwortlichen Ehrenrat und Fugmann im ersten Quartal des Jahres sah es laut Ehrenratsvorsitzendem Rolf Ziegelbauer noch danach aus, als könnten „Vorbehalte“ ausgeräumt werden. „Im Gremium war nicht abzusehen, dass es diese Entwicklung geben könnte, dass sich Vorbehalte so verstärken“, sagt er. Welche Vorbehalte das waren, wollte keiner der Verantwortlichen trotz mehrfacher Nachfragen aus dem Publikum und in Fugmanns Abwesenheit beantworten.

„Ich halte das für schädigendes Verhalten an Herrn Fugmann, der in der Fanszene eigentlich ein gutes Standing hatte“, kommentiert ein Mitglied am Saalmikrofon. Auch einen neuen Kandidaten präsentierte der Ehrenratsvorsitzende zum Unmut der Mitglieder nicht. Die Zeit nach der Entscheidung „Ende Juli, Anfang August“ bis zur Mitgliederversammlung am 10. Oktober habe nicht ausgereicht. „Wir verstehen alle nicht, warum er nicht mehr Präsident werden sollte.

Wer Nächster wird, der hat die gleichen Probleme“, beklagt ein Fan von Commando Mooswald in der Runde.

Im Publikum saß auch der Organisationssoziologe Ulrich Martin Drescher. „Das war selten unprofessionell vorbereitet und moderiert“, sagt er nach der Veranstaltung im Gespräch mit der Redaktion und vermutet einen vorangegangenen Machtkampf hinter verschlossenen Türen – mit Bauernopfer Fugmann. Die Freiburger Definition eines ehrenamtlichen Club-Präsidenten in einem Verein samt Aufsichtsund Ehrenrat sei unüblich. „Das Amt ist eine Konstruktion aus Stocker-Zeiten“, sagt der 72-Jährige.

Auch die aktuelle Freiburger Vereinssatzung, wonach der Aufsichtsratsvorsitzende bei Stimmgleichheit der Vorstände entscheidet, werfe Fragen auf. „In einer Kapitalgesellschaft oder Genossenschaft ist so etwas nicht zulässig. Im Vereinsrecht schon, aber wir sprechen hier von einem Verein mit mehr als 200 Millionen Umsatz“, betont Drescher und schlussfolgert: „Der SC hat Wachstumsschmerzen.“

Die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung in eine Kapitalgesellschaft und eine damit verbundene Öffnung für große Geldgeber ist beim SC nicht geplant. Saier betont: „Wir sind unser eigener Investor.“

Saiers Versuche, die Wogen zu glätten, kamen zu spät: „Es war ein Fehler, das Amt inhaltlich so aufzuladen.“ Der ehemalige Schuldirektor Fugmann sei „von außen reingekommen, in den nicht unkomplexen Bereich Profifußball“. Laut Satzung ist der SC-Präsident zuständig für Mitgliederveranstaltungen, allgemeine Image- sowie Kontaktpflege zu Fanclubs und Teilnahme an Spieltagen, Ehrungen oder Sponsorenveranstaltungen. Wann und ob das Amt wieder besetzt werden soll, ist völlig offen.

Libero gesucht

Mehr als 200 Millionen Euro Umsatz, mehr als 40 Millionen Euro Gewinn. Trotz aller guten Nachrichten hat es der neunköpfige Ehrenrat des SC Freiburg in zwei Monaten nicht geschafft, einen Nachfolger für Eberhard Fugmann zur Wahl zu stellen. Dafür musste sein Vorstand Rolf Ziegelbauer nach schwachem Schuldeingeständnis den Hut nehmen.

Auch weil die „Vorbehalte“ gegen Fugmann auf wiederholte Frage nicht mal verklausuliert formuliert wurden. Über Nicht-Anwesende spricht man schließlich nicht, konterte der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich Breit ins Plenum. Das ist sicherlich recht, aber auch ein bisschen billig.

Ein Bekenntnis zur Präsidentenposition hat der Vorstand ebenso vermieden. Bereits 2018 hatte er die Dreierkette aus Finanz- und Sportvorstand sowie Präsident per Satzungsänderung aufgelöst und die Macht des damaligen Präsidenten Fritz Keller deutlich beschnitten. Seitdem bestimmt die Doppelspitze Leki / Saier. Beide sprachen auf der Mitgliederversammlung wiederholt von „Leitplanken“. Ihr SC nimmt immer mehr Fahrt auf, rast im Business Profifußball immer schnellere Runden. Bereits kleine Kurskorrekturen der beiden Steuermänner können schwerwiegende Folgen haben. Die Fans spüren das.

Die Wahl der Ehrenratsmitglieder, die üblicherweise offen und en bloc geschieht, wurde nach erforderlicher Mehrheit einzeln verhandelt. Acht Bewerber erreichten das Quorum. Der Vorsitzende Ziegelbauer erhielt im zur später Stunde ausgedünnten Saal 212 Ja-Stimmen, 128 Enthaltungen und 250 Gegenstimmen. Der 75-Jährige wurde damit abgesetzt. Damit ist der Kader hinter der Mannschaft auf zwei Schlüsselpositionen geschwächt.

Philip Thomas

2008 zählte der Sport-Club keine 3000 Mitglieder. Gegner hießen damals Kickers Offenbach oder Alemannia Aachen. Heimspiele trug der SC auf schiefem und eigentlich zu kurzem Rasen mittels Ausnahmeregelung aus. 2024 sind es knapp 73.000 eingetragene Anhänger. Angestoßen wird in einer 131-Millionen-Euro-Arena. Und viele dieser Anhänger kennen den Verein bloß als erfolgreichen Bundesligisten. Aber was geschieht, wenn dieser Erfolg ausbleibt und der SC mit all diesen Fans und mit diesem Tempo ins Schlingern gerät? Dann braucht es einen etablierten Libero zwischen Fans, Vorstand und vor allem der Mannschaft. Philip Thomas

Mohrmann wird neuer Messechef

Hanna Böhme bekommt Verstärkung

Die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) hat einen neuen zweiten Geschäftsführer: Jens Mohrmann wird am 1. März als neuer Messechef anfangen. Er hat eine sehr ambitionierte Aufgabe vor sich.

Der Freiburger Gemeinderat war in seiner Sitzung am 22. Oktober dem Vorschlag des Aufsichtsrats gefolgt und hatte den 48-Jährigen verpflichtet. Vorangegangen war ein von der Dr. Heimeier Executive Search GmbH verantwortetes Auswahlverfahren, in dem es nach Informationen der Redaktion mittendrin noch drei kurzfristige Absagen aussichtsreicher Kandidaten gegeben hatte. Was selten vorkommt. „Hierzu können wir wegen des laufenden Verfahrens keine Angaben machen“, hieß es auf Anfrage aus dem Rathaus.

Mohrmann ist Diplom-Verwaltungswirt, verheiratet und Vater zweier Kinder. Er wird das komplette Kongress-, Veranstaltungs- und Messewesen verantworten. Und damit – nach einer politisch zu verantwortenden Hängepartie – nun ab dem 1. März endlich Hanna Böhme entlasten, die die FWTM mit mehr als 180 Beschäftigten seit der Trennung von Daniel Strowitzki im Februar 2023 alleine führen musste. „Mit Hanna Böhme und Jens Mohrmann haben wir ein Führungsduo, das die FWTM erfolgreich in die Zukunft führen wird“, ließ sich FWTM-Aufsichtsratschef Martin Horn in der Pressemitteilung zitieren.

„Ich freue mich darauf, mit dem gut und überaus engagiert aufgestellten Team der FWTM Mehrwert für Frei-

Aus dem württembergischen Fellbach ins badische Freiburg: Jens Mohrmann

burg zu schaffen“, sagte Mohrmann bei seiner Vorstellung im Gemeinderat. „Gemeinsam mit allen Partnern in der Stadt werden wir das Profil Freiburgs als Messe- und Kongressstandort weiter schärfen und nachhaltig nach vorne entwickeln.“ Das ist auch nötig: Kleinere Messestandorte haben es zunehmend schwer, mit attraktiven Profilen zu punkten. Publikumsmessen wie die Baden Messe, die die FWTM 2020 aufgrund des massiven Besucherrückgangs (von einst über 100.000 auf 37.000 im Jahr 2019) ad acta legte, sind längst nicht nur in Freiburg in der Defensive. Auch die Augsburger Frühjahrs-Ausstellung (afa) hatte einst über 100.000 Besucher, heuer waren es noch 20.000. Die Liste ist erweiterbar. Das Freiburger Stadtmagazin chilli hatte im Vorfeld der Kommunalwahl im vergangenen Mai alle Listen gefragt, ob die FWTM nicht eine Halle langfristig an einen Nutzer vermieten soll. Die stünde dann zwar als Messehalle nicht mehr zur Verfügung, würde aber zuverlässig Einnahmen generieren. Drei Listen stimmten dafür, sechs dagegen, acht enthielten sich. Die Messehallen sind ein Ass im Ärmel der FWTM, sie zu füllen, ist so knifflig wie ein Grand ohne Vier. Mohrmann ist seit über elf Jahren alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer der städtischen Fellbach Event und Location GmbH, die unter anderem die Schwabenlandhalle betreibt, und verantwortete jährlich mehrere Millionen Euro Umsatz. Zudem ist die Gesellschaft für alle städtischen Großveranstaltungen und die Märkte verantwortlich. Von daher passen Profil und Posten in Freiburg gut zusammen. Der designierte Messechef begann seine berufliche Laufbahn 2001 bei der Stadt Fellbach als Wirtschaftsförderer. Von 2011 bis 2013 war er Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Zukunftsregion Nordschwarzwald GmbH. Zusätzliche Führungserfahrung sammelte er in den Bereichen Stadtmarketing, Technologieförderung und Tourismus. Lars Bargmann

Große Sause für kleine Unternehmer

So war’s beim Tell-your-Story-Festival

Großer Auftrieb in den Black Forest Studios in Kirchzarten: Mitte September hatte Lexware mehrere hundert Selbstständige eingeladen, um das fünfjährige Tell-your-Story-Jubiläum zu feiern. Fünf Jahre ist die kleinste Zahl, die man überhaupt mit „Jubiläum“ schmücken kann. Aber die kleinste bekam eine ganz große Party zum Geburtstag. Die Subline „#WirFeiernSelbstständigkeit“ hat gehalten, was sie versprochen hatte. Und später am Abend stand dann auch noch Jan Delay auf der Bühne.

Um 15.30 Uhr ging die Party mit dem Founders-Market los. Erst früh in der Nacht trotteten die letzten Gäste vom Gelände, wo dann auch Gastgeber Sebastian Weiland seine Location abschloss: „Wir haben hier ja schon viel erlebt, aber was Lexware hier auf die Beine gestellt hat, war schon speziell.“

Gegen 17 Uhr strömten alle zur Main Stage, wo Lexware-Geschäftsführer Christian Steiger zur Moderatorin Christiane Stein auf die Bühne stieg. „Ihr seid das Rückgrat Deutschlands“, rief er in den vollbesetzten Saal. 97 Prozent aller deutschen Unternehmen seien kleine und Kleinstunternehmen. Mit zwölf Millionen Arbeitnehmern. Ein paar Hundert aus der ganzen Republik sind an diesem Abend gekommen, um neue Netzwerke zu knüpfen oder bestehende

noch feiner zu spinnen. Um sich die Storys anderer Gründer anzuhören. Um Workshops zu geben, Vorträge zu halten.

Es ging um nachhaltige Kosmetik und Wrestling, Duftkreationen und Soul Rave, florale Kunstwerke und Schuhwerkskunst. Es wurden vielerorts Videos von erfolgreichen Gründern

Überzeugungstäter: Bernd Herkenrath und Estella Schweizer

Selbst & ständig

gezeigt. Auch welche mit Lokalkolorit: So erzählte etwa Bernd Herkenrath, wie er in Staufen alten Schuhen sehr erfolgreich neues Leben einhaucht. Die Freiburgerin Estella Schweizer fesselte ihr Publikum mit einem Vortrag darü ber, wie man quasi den Planeten gesund essen könnte.

Schweizer erzählte, wie sie am Essenstisch von ihren Eltern immer zu hören kriegte, Essen sei Privatsache, sie wollten jetzt nicht darüber reden, was welche Zutat nun mit dem Planeten anrichte. Das Töchterchen aber, gerade erst mal zehn Lenze jung, wollte es schon damals und machte das Essen dann zu ihrer Profession.

Heute macht sie Food-Coachings, berät Gastronomien, schreibt Kochbücher, ist als Agentin für angewandten Genuss unterwegs. „Wenn sich alle Menschen der reichen Industrienationen ab heute pflanzlich ernähren, haben wir die Ziele des Pariser Abkommens bereits morgen erreicht.“ Das viele Arbeiten – selbst und ständig – schrecke sie nicht ab: „Ich mag Verantwortung“, erzählte sie den größtenteils Gleichgesinnten auf der Impulse Stage.

Screenshot aus dem After-Movie © Roser Brothers

Mittendrin: Die Blumenkünstlerin Valentina Teinitzer und der Bühnenkünstler Jan Delay

ließ die Modeschöpferin Meriem Lebdiri neue Kreationen von Models vorführen, dort sprach David Hettich darüber, wie aus der Mundologia das größte Reportage-Festival der Welt wurde.

Dort war später auch Ben Böckenförde (Gründer von Visual Statements aus Freiburg) und erzählte die spannende Geschichte des Dönercopter beziehungsweise wie die Medien damit die Öffentlichkeit aufmischten.

Egal, wo man sich aufhielt, mit wem man sprach, es wehte tatsächlich ein Gründer-Spirit über das Areal. Hier stolzierte die Wrestling-Supporterin Jazzy Gabert mit beinharten Kerlen und beinzeigenden Tänzerinnen (Leserbriefe bitte direkt an den Autor) über den Hof, dort knüpften Interessierte unter Anleitung von Valentina Teinitzer Blumengestecke, hier

Mit den Start-ups geht es übrigens bergauf: Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Neugründungen nach Angaben des Bundesverbands Deutsche Startups und der Datenbank Startup-Detector im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 um 15 Prozent auf 1384. Grund ist vor allem der Softwarebereich. Baden-Württemberg marschiert da allerdings nicht vorneweg, es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen München und Berlin.

Als später am Abend kein Geringerer als Jan Delay seinen Kopf auf der Main Stage zeigte, war für eine gute Stunde mal Schluss mit Plausch und Austausch. Ein cooles Finale für eine coole Veranstaltung.

Lars Bargmann

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Kann das weg?

Von der immer lauter werdenden Kritik am Bürokratie-Irrsinn

Wie es um die Bürokratie bestellt ist, zeigte unlängst etwa der 2. Oktober. Um kurz nach neun Uhr morgens meldete die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein, dass das „gestoppte Gleichbehandlungsgesetz“ durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der IHK für Erleichterung sorge. Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon lobte die „umsichtige Entscheidung im Sinne des Bürokratieabbaus“.

Sieben Stunden später hieß es in der nächsten Pressemitteilung: IHK reagiert besorgt auf Uneinigkeit in der Landesregierung. Salomon warnt vor „bürokratischem Overkill für die Wirtschaft“.

Was war passiert? Am Vorabend hatte es die Meldung gegeben, dass Kretschmann das geplante Gesetz stoppen wird. Salomon, sowohl IHK-Chef als auch Vorsitzender des Normenkontrollrates Baden-Württemberg, hatte das Vorhaben schon lange kritisiert. Auch viele Unternehmen und Kommunen hatten vor einem neuen Bürokratieungetüm gewarnt. „Es ehrt Winfried Kretschmann, dass er hingehört hat und diese umsichtige Entscheidung im Sinne des Bürokratieabbaus traf“, ließ sich Salomon zunächst zitieren. Ein paar Stunden später berichteten Medien, dass das Staatsministerium am Gesetzesvorhaben festhalten will. „Für die Wirtschaft wäre diese Entscheidung fatal“, musste Salomon nun kommentieren.

Bürokratie

In einer aktuellen Studie des Ifo-Instituts beklagen gut 90 Prozent der teilnehmenden 1736 Unternehmen, dass die Bürokratie seit 2022 weiter zugenommen hat. Fast die Hälfte (46 Prozent) gab an, in den vergangenen zwei Jahren geplante Investitionen wegen Verwaltungshürden nicht getätigt zu haben. Fast jeder fünfte Betrieb (18 Prozent) teilte mit, deswegen im Ausland zu investieren.

Kompendium bizarrer

Vorkommnisse

Dieter Salomon: Kritik am „Machwerk“ Gleichbehandlungsgesetz

Die Ziele des Gleichbehandlungsgesetzes sollen „wirksam und unbürokratisch“ erreicht werden, hieß es sodann aus Stuttgart. „Mir fehlt offen gestanden die Fantasie, wie ein solches Machwerk wie das Gleichbehandlungsgesetz unbürokratisch in die Praxis umgesetzt werden soll“, so Salomon. Aus Sicht des Normenkontrollrates und im Interesse der Wirtschaft könne er nur appellieren, auf die Einführung zu verzichten. Gerade in Zeiten, in denen die Unternehmen ohnehin an vielen Fronten zu kämpfen haben. In einer IHK-Umfrage im Sommer hatten schon zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmen angegeben, aufgrund der vielen Vorschriften und zähen Prozesse ihr weiteres Engagement in Deutschland zu überdenken.

Bei den großen Firmen sieht es für den Standort Deutschland noch deutlich schlechter aus: 57 der größten deutschen Familienunternehmen mit 403.000 Beschäftigten und 90 Milliarden Euro Umsatz haben bei der Befragung mitgemacht. Von ihnen befassen sich – laut eigenen Angaben – fast 43 Prozent mit Verlagerungen ins Ausland. Die Stiftung Familienunternehmen war Auftraggeber der Studie. Ob die Antworten in solchen Umfragen auch in reale unternehmerische Handlungen münden, war und ist kaum nachzuvollziehen. Das Aufbegehren gegen die überbordende Bürokratie ist es indes schon. 2015 gab es in Bundesgesetzen insgesamt rund 44.500 Einzelnormen. Anfang dieses Jahres waren es knapp 52.500. Von wegen One-in-one-out. Dazu gibt es dann noch EU-Normen, Landes- und Kommunalverordnungen. Das neue Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler listet 100 Fälle von Bürokratie-Irrsinn auf. Nur ein paar Beispiele: Im baden-württembergischen Eberbach hat das Rathaus im November 2023 für 3000 Euro einen Zebrastreifen entfernt, weil der zu nah an einer Bushaltestelle lag. Den Zebrastreifen gab es schon seit 13 Jahren. Es ist zwar seither nichts

passiert, der Streifen musste trotzdem weg. Im hessischen Biedenkopf muss ein Drei-Meter-Sprungturm in einem Freibad abgebaut werden. Der Turm steht da seit 30 Jahren. Aber jetzt fiel irgendjemandem auf, dass das Becken nur 3,45 Meter tief ist. Viel zu gefährlich! Der Turm muss weg. Das Becken müsste tiefer sein. Wie tief? 3,50 Meter. Wenn sich im 31. Jahr plötzlich jemand verletzt, wäre die Kommune haftbar. Eine minimale Normabweichung würde helfen. Aber: Die gibt es in Deutschland nicht. Die Gemeinde Nörvenich (NRW) musste wegen bürokratischer Vorgaben einen Lärmaktionsplan aufstellen. Für 6000 Euro. Allein: Dort, wo der Lärmaktionsplan greifen soll, fehlen die Anwohner, die überhaupt von Lärm betroffen sein könnten.

In Naumburg (Sachsen-Anhalt) rissen Bauarbeiter eine völlig intakte Straße auf, um sie zu begradigen. Kosten: 500.000 Euro. Nach Fertigstellung war die S-Kurve allerdings immer noch eine S-Kurve. Von der Straße auf die Ostsee: Für den Fährverkehr im Küstendorf Missunde (SchleswigHolstein) wurde eine vier Millionen Euro teure Solarfähre gebaut. Sie sieht auch schick aus, hat nur einen Makel: Sie kann nicht eingesetzt werden, weil sie bei Wind wohl nicht sicher anlegen kann.

Im Stapelfelder Moor bei Hamburg wurde für 27.000 Euro eine Holzplattform gebaut, damit die Besucher besser die Moorlandschaft überblicken können. Die Plattform steht 1,5 Meter über dem Boden. Das sorgt nicht für großartige Übersicht, sondern ist eher eine übersichtliche Höhe. Im Hamburger Stadtteil Eißendorf wurde ein Radweg normgerecht verbreitert und mit schönen roten Pflastersteinen belegt – und als er fertig war, direkt gesperrt. Weil erst dann auffiel, dass der direkt benachbarte Fußweg – nach einer anderen Norm – zu schmal war.

Foto: © Michael Bode

Das Schwarzbuch, in diesem Jahr unter dem Schwerpunkt Bürokratie gefertigt, ist alljährlich ein Kompendium bizarrer Vorkommnisse. „Jahr für Jahr versickern Milliarden Euro Steuergeld durch die wuchernde Bürokratie, mit oft nur fragwürdigem Nutzen oder gar echtem wirtschaftlichen Schaden“, heißt es in dem Bericht. Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbunds: „Wir müssen immer wieder feststellen, dass oft gesunder Menschenverstand durch bürokratische Regeln ersetzt wird.“

Der Nachrichtenagentur dpa sagte Holznagel, dass die seit 2015 geltende „Onein-one-out“-Regel nicht ausreiche. Er fordert vielmehr eine „One-in-twoout“-Regel. Weniger Bürokratie werde die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit steigern und das Vertrauen der Bürger in den Rechtsstaat und die Demokratie stärken.

Justizminister Marco Buschmann hatte bereits im April auf EU-Ebene gefordert: „‚One in, two out‘, muss endlich gelten und zwar ohne Ausnahme und Flexibilitäten. Wirtschaftspolitisch relevante EU-Rechtsakte sollten – wie in den USA – ein Ablaufdatum be-

kommen.“ Demnach müsse sich die Politik nach Ablauf eines bestimmten Zeitraums zwangsläufig wieder mit einem Gesetz befassen, damit ein schlechtes oder sehr bürokratisches Gesetz nicht unkontrolliert weiter gilt.

Von der EU kämen indes zuverlässig neue Schiffsladungen mit neuen Vorschriften. Wegen einer neuen EUVerordnung für etablierte Medizinprodukte etwa hat der Freiburger Medizintechniker KLS Martin unlängst 2000 chirurgische Instrumente, die schon lange auf dem Markt sind, aus dem Programm genommen.

Eingemauert in Vielzahl von Regeln

Es ist einfach zu teuer und kostet viel zu viel Zeit, das alles zu liefern. Anlass für die Verordnung war ein Skandal mit französischen Brustimplantaten. So ist es meistens mit den Regeln: Einer baut Mist, daraus wird eine Regel gegossen, die alle anderen belastet. Auch der Deutsche Normenkontrollrat hat unlängst seinen Jahresbericht 2024 vorgelegt. Neben verhaltenem Lob gab es auch klare Ansagen. „Deutschland ist und bleibt ein kompliziertes Land, das sich eingemauert hat in eine Vielzahl von Regeln und Verfahren“, so der Vorsitzende Lutz Goebel. Die Bürokratielasten seien „wahnsinnig hoch“. Deswegen steige das Frustrationslevel bis hin zur Geschäftsaufgabe bei Unternehmen. Und

die Bevölkerung verlöre das Zutrauen, dass Deutschland seine Herausforderungen pragmatisch lösen kann. Oder kerniger, wie es Handwerkspräsident Jörg Dittrich neulich in einem Gastbeitrag für die Welt am Sonntag formulierte: „Die Illusion der staatlichen Vollkasko-Kontrolle schnürt den Betrieben die Luft zum Atmen ab.“ Auch in Freiburg gab es jetzt wieder einen Fall mit Regelkollaps: Die Familie Himmelsbach wollte auf ihrem denkmalgeschützten Gebäude eine PV-Anlage installieren. Was das Land bei Denkmälern grundsätzlich seit Sommer 2022 ermöglicht hatte. Es dauerte zwei Jahre, bis die Anlage jetzt auf dem Dach war. Ihre ganze Kraft darf sie aber nicht ausspielen: Weil die Familie auch Strom aus Wasserkraft produziert, darf sie nicht noch parallel Sonnenstrom ins Netz einspeisen. Dafür hätte sie einen zweiten Schaltschrank kaufen müssen – für 20.000 Euro. Unwirtschaftlich. Deswegen muss fortan die Solar-Anlage an mindestens 100 Tagen gedrosselt werden.

Reiner Dulger: Poltert gegen Lieferkettengesetz

Beim Arbeitgebertag in Berlin hatte Arbeitgeberpräsident Reiner Dulger an den Kanzler gewandt gesagt, dass von einer Bürokratieentlastung in den Betrieben nichts ankomme. Ein Beispiel sei das Lieferkettengesetz. Und Scholz sagte einfach: „Das kommt weg. Dieses Jahr noch.“ Das Jahr ist bald zu Ende.

Lars Bargmann

Marco Buschmann: One in, two out
Foto: © Michael Hübner

Robo-Kellner und Reinigungs-Roboter

Wie die SBS GmbH gegen den Fachkräftemangel vorgeht

Ein Freiburger Start-up bietet Roboter an, die Servicekräfte als Hilfskellner entlasten sollen. Aber auch in der Pflege oder der Industrie sollen sie eingesetzt werden. Die Servicebot.Solutions (SBS) verkauft nicht nur die Roboter, sondern will auch Prozesse in den Unternehmen effektiver gestalten.

Mini Bot fixiert sein Gegenüber. Stefan Marcial bewegt sich, der hüfthohe Roboter folgt. Er hebt den Bildschirm, dreht sich um die eigene Achse. Marcial drückt auf das Mikrofon-Symbol. „Bring mich zu Tisch zwei“, sagt er. „Ich bringe dich zu Tisch Unterstrich null zwei“, antwortet der Roboter und fährt davon. Bei einem Panzertape mit der Aufschrift „Tisch 2“ hält er an. „Sie sind an ihrem Tisch angekommen. Ein Kellner ist unterwegs“, sagt der Roboter und surrt zurück zum Empfang. Auch da ein Panzertape.

In einer Lagerhalle in Freiburg-Munzingen ist ein Parcours aus Panzertapes auf den Boden geklebt. Empfang, Tische, Küche: Ein simuliertes Restaurant. Jeder Klebestreifen stellt eine Position für die Roboter dar, die die SBS GmbH hier lagert und testet.

Stefan Marcial ist einer von drei geschäftsführenden Gesellschaftern des Freiburger Start-ups. Anfang des Jahres hat er mit zwei ExKollegen die Firma gegründet. Alle drei arbeiteten vergangenes Jahr noch bei einem Teninger Unternehmen. Alle in der obersten Führungsebene. 2023 wurde die Firma verkauft. „Die Führungsebene wurde rasiert. Das ist bei einem Verkauf ganz normal“, sagt Marcial. Das Trio wollte zusammenbleiben und etwas Neues finden.

Das haben sie: Servicebot.solutions bietet Roboter an, die einiges kön-

nen. Reinigen, transportieren, kommunizieren. Zum Einsatz kommen sollen sie in Lagerhallen, Kliniken, Pflegeheimen, Restaurants oder Supermärkten. „Mein Motto ist: wertvolle Mitarbeiter machen wertvolle Arbeit“, sagt Marcial. Seine Roboter sollen schwere oder monotone Aufgaben übernehmen, ohne Arbeitskräfte zu ersetzen.

Beispiel Restaurant: Der Robo-Kellner bringt die Gäste an ihren Tisch, wird in der Küche mit dampfenden Tellern beladen, fährt dreckiges Geschirr zur Sammelstation. Den Servicekräften bleibt mehr Zeit, Speisen zu empfehlen und nach dem Rechten zu sehen.

Marcial war schon immer technikbegeistert, hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Eigentlich könnte der 68-Jährige die Füße hochlegen. „Dann hat man verloren“, sagt er, „außerdem war es mir, wenn wir ehrlich sind, langweilig.“

In Deutschland gibt es bisher wenige Unternehmen, die Roboterlösungen anbieten. „Wir hinken da hinterher. Wir stecken nicht einmal in den Kinderschuhen“, so Marcial. Viele fürchteten Folgekosten oder einen

Verlust an Atmosphäre: „Dabei fehlt in der Gastro und auch sonst überall Personal.“

Zurzeit leiste er viel Pionierarbeit: die Roboter vorstellen, Ängste nehmen, Prozesse vorrechnen. Fünf Mitarbeiter und 20 Roboter zählt das Unternehmen. Die Roboter kommen aus China und Taiwan. 15.000 bis 18.000 Euro kostet ein Blechkamerad. Marcial will die Roboter für 15 bis 20 Euro am Tag vermieten. Dabei soll es aber nicht bleiben: SBS bietet neben der Hardware auch Beratung und Lösungen an, wie die Roboter am besten in laufende Prozesse integriert werden können. Installation und Reparatur inklusive.

Für ein Schweizer IT-Unternehmen sind Marcials Roboter schon unterwegs. „In diesem Jahr werden noch einige Roboter ihre Tätigkeit aufnehmen“, sagt er. Projekte mit einer Klinik, einem Autohaus, Skihotels und einer Stadt sind im Fluss. Dort soll ein Kommunikationsroboter in einem Migrationszentrum eingesetzt werden. Praktisch: Der Roboter spricht 33 Sprachen fließend und erkennt, welche Sprache sein Gegenüber spricht. David Pister

Mensch und Roboter: Hand in Hand im Service dank Servicebot.Solutions

Bürgermeisters Zuversicht

Beim Neubaugebiet sind elf Bewerber kurz vor dem Zuschlag

Die Kommission zur Vergabe der Grundstücke im Freiburger Baugebiet Kleineschholz sei ob der eingereichten Konzepte ganz „euphorisiert“ gewesen, erzählte Oberbürgermeister Martin Horn unlängst vor Journalisten. Elf Bewerber sind nun ausgewählt, das letzte Wort für die Baugrundstücke hat im Dezember der Gemeinderat.

„Es sind viele spannende und intelligente Projekte, heute ist ein schöner Tag für Freiburg“, sagte Baubürgermeister Martin Haag. Horn rekurrierte auf seinen Wahlkampf vor mittlerweile sechs Jahren: Schon damals hatte er Bauen ohne gewinnorientierte Unternehmen propagiert. Das Adjektiv hat sich mittlerweile in „gemeinwohlorientiert“ gewandelt. Und nur solche Bauherren dürfen sich in Kleineschholz engagieren. Unter den 24 bewerteten Konzepten hätten 21 diese Gemeinwohl-Vorgabe erfüllt. Und sich bei den Kriterien Qualität, Realisierungsverlässlichkeit sowie Beitrag fürs Quartier durchgesetzt.

Die elf Auserwählten würden mindestens 60 Prozent geförderten Mietwohnungsbau bringen. Manche zudem noch preisgedämpfte Wohnungen. Und sechs wollen mit Holz bauen. Die antretende Kleineschholz-Elf spielt im 1-3-4-3System: Es gibt einen „etablierten Freiburger Akteur“, drei bisher nicht in Erscheinung getretene, vier Projekte von Genossenschaften und drei des Mietshäusersyndikats. Für zwei Grundstücke gab es noch keine einwechselwürdigen Kandidaten, diese werden nun erneut ausgeschrieben.

Zudem kauft die Freiburger Stadtbau GmbH vom Rathaus zwei Grundstücke, ebenso die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Insgesamt

Überzeugt vom Quartier: Martin Horn (m.), Martin Haag (2. v.r.) und das Projektteam Kleineschholz.

wird es auf rund 29.000 Quadratmetern mehr als 500 Mietwohnungen geben. In Gebäuden, die mindestens vier und höchstens acht Geschosse haben. Eigentum spielt im politischen Denken in Freiburg weiterhin kaum eine Rolle. Auch die Zuschussgeber –ob sie nun KfW oder L-Bank heißen und ohne deren Kredite gar kein Bagger ins Neubaugebiet rollen wird – haben hauptsächlich Mieter im Fokus. Dabei lag in Deutschland die Eigentumsquote im Jahr 2022 bei mickrigen 46,5 Prozent – in keinem anderen Land in der EU sind es noch weniger. Zum Vergleich: In Rumänien liegt die Quote bei 94,8 Prozent, in Norwegen bei 79,4, in Spanien bei 76, in den Niederlanden bei 70,6 Prozent. Auch im geplanten Stadtteil spielt im politischen Diskurs nur der geförderte Mieter eine Rolle. Seit nunmehr neun Jahren gilt der gemeinderätliche Beschluss der 50-Prozent-Quote für geförderte Mietwohnungen. Dabei spielt das Eigentum bei der Altersvorsorge

die tragende Rolle: So hatte etwa eine Empirica-Studie aus dem Jahr 2022 ermittelt, dass Eigentümer beim Eintritt ins Rentenalter ein fünf Mal so hohes Nettovermögen wie Mieter haben. Immerhin: Das Rathaus wollte ursprünglich auch die Baugrundstücke nur vermieten, machte dann aber, um die Vermarktungschancen zu verbessern, einen Rückzieher und Eigentum möglich. 2000 Quadratmeter Nutzfläche sollen für Gemeinschaftsflächen, ein inklusives Café, Co-Working-Flächen gebaut werden. Zudem wird die StadtbauTochter Freiburger Kommunalbauten auf einem Grundstück an der Bahnlinie eine Hochgarage bauen. Horn und Haag sind zuversichtlich, dass die Bauherren im Laufe des kommenden Jahres auch ihre Finanzierungen und Bauanträge beisammenhaben. Und vor allem Horn forderte erneut „auskömmlich gefüllte Fördertöpfe bei Bund und Land“. 2026 könnte es dann losgehen mit dem Bau nachhaltig bezahlbarer Mietwohnungen. Lars Bargmann

Foto: © ns

hat jetzt ein Gesicht

Freiburger Büros überzeugen beim Wettbewerb um Quartiershaus Dietenbach

Das Freiburger Architekturbüro Spiecker Sautter Lauer hat zusammen mit Krause Landschaftsarchitekten und noi architektur hörmann weinfurtner (alle aus Freiburg) den Realisierungswettbewerb für das Quartiershaus Q1 im geplanten Stadtteil Dietenbach gewonnen. „Das wird das Gesicht von Dietenbach, ein tolles, identifikationsstiftendes Gebäude“, sagte Baubürgermeister Martin Haag bei der Vorstellung der Entwürfe.

Zwölf Büros aus dem ganzen Bundesgebiet hatten ihre Hüte in den Ring geworfen, kurioserweise kommt am Ende nicht nur der Sieger, sondern auch der Silbermedaillengewinner (Sacker) und Bronzepreisträger (K9 Architekten) aus Freiburg. Das, so der Jury-Vorsitzende Tobias Wulf, sei ein „Zeichen für die Freiburger Planungskultur“. Rund 3000 Quadratmeter Nutzfläche bietet der Entwurf, eine sechsgruppige Kita ist drin, ein Bürgersaal, eine attraktive Dachterrasse, Räume für Büros, den Quartierstreff. Zum Gebäude zählt auch der Quartiersplatz, für den die Planer nicht weniger Kreativität

aufbringen mussten. Und auf dem auch der erste Wochenmarkt im Stadtteil die ersten Bewohner versorgen soll. Auf 15,5 Millionen Euro taxiert das Rathaus die Kosten – Stand heute. Anfang 2028, so Ulrich Becht, VizeAmtsleiter des städtischen Gebäudemanagements, soll es losgehen, im Herbst 2029 das erste heitere Kindergeschrei zu hören sein.

Passivhausstandard angestrebt

„Der Baukörper ist kompakt und weist ein günstiges Oberflächen-VolumenVerhältnis auf. Durch die Holztafelbauweise, verbunden mit Brett sperrholzdecken und einer vorgehängten Fassadenbegrünung, ist eine ressourcenschonende Erstellung des Gebäudes zu erwarten“, heißt es in der Begründung der Jury. Der angestrebte Passivhausstandard, verbunden mit einer Solaranlage auf den Flachdächern, lasse insgesamt einen „klimaneutralen Betrieb“ erwarten.

Die Stadt hatte den Auslobungstext fürs erste Quartiershaus, dem weitere in

weiteren Bauabschnitten folgen sollen, durchaus eng gefasst: So sind die Entwürfe auf den ersten Blick relativ ähnlich, auf den zweiten aber doch sehr individuell. Die Jury hatte kein leichtes Spiel, die Podestplätze zu vergeben. Zum Quartiersplatz hin recken sich fünf Geschosse in die Höhe, auf der anderen Seite sind es nur zwei, die mit einem gelochten Flachdach geschlossen sind. Das Loch im Dach soll Licht in den Innenhof bringen, im Modell wächst auch gleich mal ein Baum aus dem Baukörper. „Gebäude und Platzgestaltung harmonieren miteinander, die Architektur greift die Anforderungen an die Kita-Gestaltung und einen städtischen Begegnungsraum auf, und es entsteht ein Ensemble, das eine schöne neue Mitte für den neuen Stadtteil schafft“, lobte Rüdiger Engel, Leiter der Projektgruppe Dietenbach. Dennoch muss das Gewinnerteam seinen Entwurf weiter optimieren, etwa das Fontänenfeld näher ans Café und die Behinderten-Stellplätze näher an den Eingang rücken. Die Goldmedaille muss verteidigt werden.

Lars Bargmann

Metamorphose eines Mittelständlers

Wie sich die Kollinger-Gruppe auf den Weg in die Zukunft macht

Neue Heimat für Cleverflex: Ralph Kollinger wird im The Bow einen neuen City-Showroom eröffnen.

Volatil, das ist die viel zitierte Vokabel, wenn es um Aktien geht. Volatil wie nie ist aber in diesen Zeiten vor allem der Automarkt. Nicht nur VW ist deswegen in den Schlagzeilen. Und dabei geht es auch nicht nur um Batterieautos. Um China. Um Zölle. Um Tausende Arbeitsplätze. Es geht auch um das selten harmonisch schaltende Getriebe zwischen Herstellern und Händlern. Und welche Schlüsse Menschen wie Ralph Kollinger aus all dem ziehen.

Kollinger ist Chef der gleichnamigen Gruppe. Mit mehr als 100 Mitarbeitern. Mit 12.000 aktiven Kunden. Mit 60 bis 70 Millionen Euro Umsatz. Mit breit gefächertem Markenangebot von A bis V – von Alfa Romeo über Fiat und Jaguar über Land Rover bis hin zu Volvo. Wenn

ein Geschäftsführer wie Kollinger morgens aufwacht, kommt schon mal die Meldung rein, dass Jaguar im kommenden Jahr gar keine neuen Autos mehr ausliefert. Oder dass Volvo vier von zehn Händlern die Neuwagenverträge kündigt. Oder irgendwas anderes aus seinen mittlerweile elf Gesellschaften.

»Eine riesige Revolution«

„Es gab auch in der Vergangenheit im Automarkt immer wieder mal brachiale Veränderungen, aber aktuell findet eine riesige Revolution statt“, erzählt Kollinger (53) beim Redaktionsbesuch. Wie das eigentümergeführte Familienunternehmen – eine bedrohte Art in der Autobranche –

in die Zukunft zu führen ist, das war in den vergangenen 18 Monaten neben dem durchaus anspruchsvollen Tagesgeschäft die große Herausforderung. Im Kern geht es dabei um mehr Unabhängigkeit von den Herstellern. Von denen also, die seine Ware liefern. Ein Drahtseilakt.

Ein Beispiel dafür ist Jaguar. Die traditionsreiche Marke, die nach der Übernahme durch die indische TataGruppe in kurzer Folge viele erfolgreiche Modelle an den Markt brachte und rasant Anteile gewann: F-Type, XF, XE, I-Pace, F-Pace, E-Pace –Think big war die Maxime. Nun aber folgt der Salto mortale: Alle Modelle laufen aus, Jaguar will nur E-Autos bauen und das nur noch im LuxusSegment. Eine gewagte Wette auf die Zukunft. Die Zielgruppe wird massiv schrumpfen. Eine Herausforderung auch für alle Händler.

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Vision 2030 – das steht jetzt als Headline über Kollingers Agenda. Und drunter steht ab sofort ganz offensiv: Kollinger Gruppe. Bisher standen in der ersten Reihe in den Verkaufsräumen die einzelnen Marken im Vordergrund. Und drunter steht „Mobilität für Südbaden“. So wie etwa die Badenova kein reiner Energielieferant mehr ist, so wird auch Kollinger kein reiner Autohändler mehr sein, sondern ein markenübergreifender Mobilitätsdienstleister. Mit Cleverflex hat die neue Reifenstellung auch einen neuen Namen bekommen – und bald auch einen neuen Standort: Denn Kollinger hat sich mit der neuen Marke im spektakulären Neubau The Bow auf dem Güterbahnhof (wir berichteten exklusiv) zwei Drittel des Erdgeschosses gesichert und zudem zwei Drittel der Büroflächen im zweiten Obergeschoss. Sehr gut möglich, dass unten im City-Showroom dann im Herbst 2025 auch ein Polestar steht. Oder ein anderer Newcomer. Neben dem bestehenden Headquarter an der Ellen-Gottlieb-Straße wird es schon der zweite Standort auf dem Freiburger Güterbahnhof sein.

hat. Volvo ist auch eine gefragte Dienstwagen-Marke bei Unternehmen wie der Sick AG, Roche in Basel oder Auma in Müllheim, für die Kollinger schon seit Jahren die Adresse ihres Vertrauens ist.

Doch auch bei Premium Automobile auf der Haid wird es nicht nur oberflächliche Veränderungen geben: „Wir werden dort massiv investieren und schon bald auch PremiumBrands anderer Marken haben“, erzählt Kollinger. Welche, will er noch nicht sagen. Jedenfalls entscheide er, was auf dem Hof steht, und nicht mehr der Hersteller.

Von den Launen der Hersteller jedenfalls wird er sich ein Stück weit emanzipieren. Was Marken, aber auch was das Portfolio an Dienstleistungen angeht: So knüpften die Freiburger etwa ein globales Netz auf dem Remarketing-Markt. Dort werden Autos gehandelt, für die sich deutsche Autofahrer nicht mehr interessieren. Es wird bei Cleverflex Leihwagen geben, kurz- oder mittelfristig, Abo-Autos mit Freiburger Kennzeichen, im Aufbau befindet sich zudem ein Corporate Car-Sharing-Angebot mit Filiale und Web-Auftritt.

Die Metamorphose geht noch weiter: An der Tullastraße hat Kollinger ein knapp 4300 Quadratmeter großes Grundstück mit Gebäude gekauft, das sowohl Standort für VolvoSelekt-Gebrauchtwagen ist als auch zur Logistik-Drehscheibe für Autos umfunktioniert wird. Volvo Engelhard ist das traditionsreichste Volvo-Haus in ganz Deutschland. Die schwedische Premium-Marke bietet Kollinger im Freiburger Industriegebiet Nord und in Müllheim im Markgräfler Automobilzentrum direkt an der B3 an, wo Kollinger gerade 800.000 Euro in ein Facelifting investiert

Die Metamorphose wirkt auch nach innen in die Belegschaft: „Wir haben allen gezeigt, wohin wir als Unternehmen wollen.“ Und Kollingers Frau Alexandra Feder, im Betrieb Personalchefin und einst auch Lehrbeauftragte für Personalmanagement an der Freiburger Universität, hat jeden Stein umgedreht, neue Anreize für gestandene Mitarbeitende, aber auch für neue Azubis geschaffen. Mehr, selbst wenn sie noch mehr Budget dafür hätte, geht nicht, sagt sie.

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Anpackendes Paar: Ralph Kollinger und Alexandra Feder im Volvo-Showroom in Müllheim

Brandrede für Europa

Günther Oettinger findet für die Krisen Europas deutliche Worte

Baden-Württembergs ehemaliger Ministerpräsident Günther Oettinger rüttelt bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen in Baden (WVIB) sein Publikum wach: Europa sei bedroht und müsse unbedingt zusammenhalten. Auch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sieht der ehemalige Spitzenpolitiker in Gefahr.

„Wir sollten die Jungen rausschicken. Ihr Spielfeld wird Europa sein“, sagt Günther Oettinger. Als er sich 1972 nach dem Abitur für einen Studienstandort entschied, hat er die Wahl gehabt. Heimspiel in Tübingen oder Auswärtsspiel in Heidelberg. Heute sei das anders: „Europa ist der Platz für das Heimspiel. Wir sollten unsere Kinder als Europäer erziehen.“

Wohin steuert Europa? Diese Frage stellte sich der WVIB und lud zur Beantwortung den 71-jährigen Oettinger ein. WVIB-Präsident Bert Sutter machte gleich zu Beginn seine Einstellung zur EU deutlich: „Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden.“ Leider gebe es auch vieles, das nicht so gut laufe: kein Konsens in der Sicherheitspolitik, keine gemeinsamen Lösungen für den Klimawandel und ein bürokratisches Korsett für Unternehmen. Damit übergab er an Oettinger.

In gewohnt schwäbisch-zackiger Art und mit Spitzen in Richtung Ampelregierung, Parteikollegin Ursula von der Leyen und den allgemein herrschenden Zeitgeist zeichnete der ehemalige Spitzenpolitiker ein düsteres Bild der aktuellen Weltlage. Doch er sprach auch von Potenzialen und davon, dass es sich lohne, für Europa einzustehen.

Vor fünf Jahren hat sich Oettinger aus der Politik verabschiedet. Nach einer beachtlichen Karriere: Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, EU-Kommissar. An Ruhestand denkt Oettinger aber noch lange nicht. Er ist Geschäftsführer einer Beratungsfirma, sitzt in Aufsichtsräten und ist Präsident einer hessischen Privathochschule.

Oettingers größtes Thema an diesem Abend: der Kampf der Systeme. Nordkoreanische Soldaten, Drohnen aus dem Iran, Dual-Use-Güter aus China: Beim russischen Angriffskrieg werde der Kampf von Autokratie gegen Demokratie sichtbar. „Der Krieg gegen die Ukraine ist ein Krieg gegen uns“, so Oettinger. Längst befinde man sich in einem weltweiten hybriden Krieg. Russland stecke das wenige Geld, das es habe, in den Krieg. Und Deutschland? „Die Feuerwehr und der Schützenverein sind wehrhafter als die Bundeswehr.“

Natürlich geht es auch um die Wirtschaft. „Sanktionen machen nur Sinn, wenn wir etwas haben, was die anderen brauchen“, sagt Oettinger. Deutschland sei nicht mehr der „Ausrüster für

die Welt“ – bekannt für Tüftelei und Präzision. Oettinger sieht den Industriestandort Deutschland in Gefahr. Wegen hoher Energiepreise und bürokratischer Hürden wanderten Unternehmen ab – das Geld gehe ins Ausland. Außerdem werde die deutsche Gesellschaft immer älter. Fachkräfte fehlen. „Die Warnlampen müssen an. Wir gehen den Bach runter“, sagt er. Ob Wettbewerbsfähigkeit oder Umweltschutz: Solche Themen könne man nur im europäischen Team angehen. „Aber bitte nicht überreguliert“, fügt Oettinger hinzu. Deutschland und die EU befinden sich aktuell in einer schwierigen, aber chancenreichen Zeit. Oettinger ruft zum Mut zur Zumutung auf: „Wir brauchen einen Aufbruch. Nicht nur auf dem Kasernenhof, auch auf dem Münsterplatz“, so Oettinger. WVIBGeschäftsführer Christoph Münzer, der die anschließende Fragerunde moderiert, fasst Oettingers Vortrag zusammen: „Das Problem sind nicht die anderen. Das Problem sind wir.“ Nach der Rede wirken die meisten euphorisiert. Auf der Treppe zu Wein und Essen schüttelt ein Zuhörer fassungslos den Kopf. „Fantastisch“, bringt er heraus. David Pister

Günther Oettinger: Warnung vor einem weltweiten hybriden Krieg

Politik wird zum Risiko

IHK und WVIB mit trüben Konjunkturumfragen

Industrie- und Handelskammer

Südlicher Oberrhein (IHK) und der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden (WVIB) haben ihre Konjunkturumfragen für die ersten neun Monate des Jahres vorgestellt. Ergebnis: Stimmung schlecht, Aussichten trübe, harsche Kritik an der Wirtschaftspolitik.

„Wir sehen kein Licht am Ende des Tunnels“, sagte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Alwin Wagner. Erstmals seit Herbst 2020, der noch ganz im Zeichen der Covid-19Pandemie stand, haben nun mehr Unternehmen angegeben, eine schlechte Geschäftslage (27 Prozent) als eine gute (21 Prozent) zu haben. Nur noch 22 Prozent planen, die Investitionen am Standort auszuweiten, während 36 Prozent solche zurückfahren wollen. „Es gibt keine Aufbruchsstimmung. Seit fünf Jahren springt die Wirtschaft nicht mehr so richtig an, es geht im Zickzackkurs nach unten“, sagte Wagner. Die Angaben zur aktuellen Geschäftslage und den Geschäftserwartungen werden zum IHK-Konjunkturklimaindex kombiniert. Werte über 100 zeigen Wachstum an, Werte unter 100 deuten auf eine Rezession hin. Der Index verliert acht Punkte und liegt nun bei 94 Punkten – der tiefste Stand seit zwei Jahren.

Die größten Belastungsfaktoren? Für zwei Drittel der Betriebe ist es die schwache Inlandsnachfrage – der höchste Wert seit 2011. 42 Prozent sehen mittlerweile aber auch in der Wirtschaftspolitik ein Risiko fürs eigene Unternehmen. Noch nie in den vergangenen 13 Jahren seien so viele Unternehmen unzufrieden mit der Politik gewesen.

Besonders die zu hohe Bürokratiebelastung (Bauvorschriften, Berichtspflichten, Datenschutz, Lieferkettengesetz) wird kritisiert, aber auch die fehlende Verlässlichkeit etwa bei Fördermaßnahmen. „Das alles darf einen Standort wie Deutschland nicht kennzeichnen, wo die Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen ein wesentliches Merkmal sein müsste“, so Wagner. Wegen der Bundestagswahl sei zudem die Gefahr groß, „dass wir ein weiteres Jahr dabei verlieren, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes wieder zu verbessern und damit den Transformationsprozess der Wirtschaft zu unterstützen.“

„Wir sind noch immer mitten in der Krise“, fasste auch WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer die Ergebnisse seiner Umfrage zusammen. Die Betriebe hätten im Schnitt ein Umsatzminus von 5,9 Prozent im

Politischer Schlingerkurs

Vergleich zum Vorjahreszeitraum gemeldet. Und nur 16,7 Prozent rechnen in den nächsten sechs Monaten mit steigenden Umsätzen. Ende Juni waren es noch 23,2 Prozent. 38,2 Prozent rechnen mit weiteren Umsatzrückgängen.

Der WVIB-Geschäftsklimaindex (Saldo aus aktueller Geschäftslage und Geschäftserwartung) liegt derzeit bei minus 29 Punkten. In der Umfrage vor einem Jahr lag er mit 3 Punkten noch knapp im Plus. Auch beim Frühindikator Auftragseingang schlägt sich die Krise deutlich nieder. In den vergangenen neun Monaten ist der Auftragseingang in den Unternehmen um 3,67 Prozent zurückgegangen. Nur noch 15,7 Prozent der Unternehmen rech-

Alwin Wagner: „Kein Licht am Ende des Tunnels.“

nen mit mehr Auftragseingängen. Vor drei Monaten waren es 19,9 Prozent. „Politischer Schlingerkurs und halbherziges Herumdoktern an Symptomen verspielen Vertrauen, sorgen für Verunsicherung und Ärger“, kritisierte Münzer. Wenn Deutschland wieder auf Wachstumskurs kommen soll, müssten die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln deutlich verbessert werden. Daran sollte die Ampel arbeiten, statt „planwirtschaftlichen Träumen nachzuhängen“. Die schuldenfinanzierte Investitionsprämie von Robert Habeck würde die Situation verschlechtern.

In die gleiche Kerbe schlägt WVIB-Präsident Bert Sutter: „Habeck verkauft teuren Aktionismus und persönliche Inszenierung als zukunftsgerichtete Ursachenbekämpfung. Klüger ist es, wenn wir das Geld gar nicht erst bei den Unternehmen und Steuerzahlern der Zukunft einsammeln, dann müssen wir auch keine Heerscharen von Beamten mit der Verteilung von Investit ionsprämien beschäftigen.“ bar

DDer neue CEO Christoph von Tschirschnitz (Mitte) mit Holger Tumat (2.v.l.), CFO Reiner Heine (l.) und den JobRad-Gründern Ulrich und Sandra Prediger

JobRad expandiert

Freiburger kaufen Mehrheit an belgischem Marktführer

ie Freiburger JobRad-Gruppe hat die Mehrheit der Anteile an der belgischen Cyclis Bike Lease gekauft, dem Marktführer im Dienstradleasing in Belgien. „Mit Cyclis Bike Lease werden wir den Wirkungskreis der JobRad Gruppe in ein attraktives, schnell wachsendes Umfeld ausweiten“, kommentiert Holger Tumat, Mitgründer von JobRad und CEO der JobRad Holding SE.

Wie JobRad verfügt Cyclis Bike Lease über eine leistungsstarke digitale Plattform, die alle Beteiligten intuitiv und in Echtzeit zusammenbringt und sämtliche Prozesse im Dienstradleasing unkompliziert abwickelt. Mit einem 24/7-Service für Unternehmen und Beschäftigte bietet der Dienstrad-Anbieter in Belgien einen ebenso hohen Qualitätsstandard wie JobRad in Deutschland und Österreich. „Durch die Aufnahme in die JobRad Gruppe bekommt Cyclis Bike Lease starken Rückenwind, um den belgischen Markt weiterhin maßgeblich zu ge-

stalten und seine führende Rolle im Land auszubauen“, betont CEO Joep Kempen, der die neue JobRad-Tochter weiter führen wird. Cyclis Bike Lease erwirtschafte zuletzt mit 40 Mitarbeitern rund 50 Millionen Euro Umsatz. Auch in Österreich hat die JobRadGruppe Dienstradleasing mit einer eigenen Gesellschaft erfolgreich etabliert. Die Zeichen stehen auf Expansion. In Deutschland hat JobRad eigenen Angaben zufolge mehr als 1,5 Millionen Menschen zu einem Dienstrad verholfen. Aktuell arbeiten mehr als 1000 Menschen für die

Gruppe, die seit dem 1. Oktober mit Christoph von Tschirschnitz auch einen neuen CEO in der JobRad Holding SE hat. Der Mobilitäts- und Leasing-Experte bildet zusammen mit CFO Reiner Heine das neue Führungstandem. Tumat wechselte in den Aufsichtsrat.

Anfang November meldete das Freiburger Vorzeigeunternehmen, dass die Deutsche Bahn, die seit 2016 Dienstrad-Leasing anbietet, als erste Kundin mehr als 100.000 Firmenräder laufen hat.

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Ohne Migration läuft nichts

Zu viele Plätze für zu wenig Bewerber

Migration ist nicht die Mutter aller Probleme. Ganz im Gegenteil: Betrachtet man die Ausbildungsbilanz, ist sie ein großer Teil der Lösung. Trotz eines hohen Anteils an ausländischen Auszubildenden bleiben in Südbaden viele Stellen unbesetzt.

„Ohne Zuwanderung sähe es richtig düster aus“, sagt Simon Kaiser, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK). Die IHK registriert zwar im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Anstieg (+ 0,4 Prozent) bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, trotzdem konnte jeder vierte Ausbildungsplatz nicht besetzt werden. Würden die ausländischen Auszubildenden fehlen, würde die Lücke deutlich größer ausfallen: Aktuell haben 17,5 Prozent der Auszubildenden eine ausländische Staatsbürgerschaft – bei den neu abgeschlossenen Verträgen sind es sogar 20 Prozent.

Bei den Herkunftsländern kommt es zu einer Verlagerung: Weg von den Ländern, aus denen Menschen fliehen, wie Syrien oder Afghanistan, hin zu Ländern, in denen Unternehmen gezielt rekrutieren. Marokko, Vietnam, Türkei, Rumänien und Indonesien führen die Top 10 der Herkunftsländer an – dann folgt die Ukraine.

Insgesamt gibt es deutliche Zuwächse im Feld der Elektrotechnik und im Bereich Bau, Steine, Erden. Rückläufig sind die Zahlen dafür bei Industriekaufleuten und in der Metalltechnik. Im Gegensatz zur IHK, die noch nicht ganz die Zahlen des Vor-Corona-Niveaus erreicht hat, hat die Handwerkskammer Freiburg (HWK) den Einbruch durch die Pandemie komplett kompensiert. „Die Zahlen bewegen sich wieder auf dem Niveau der 2010er-Jahre“, so HWK-Präsident Christof Burger. 2463 neue Ausbildungsverträge konnten abgeschlossen werden – ein Plus von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch im Handwerk spielen Azubis ohne deutschen Pass eine immer größere Rolle. „Die demografische Entwicklung zwingt uns, den zunehmenden Fachkräftemangel mit gezielter Einwanderung zu bekämpfen“, sagt Burger. Das Vorhaben der Bundesregierung, die Mittel für Integrations- und Sprachkurse zu kürzen, hält der Kammerpräsident für keine gute Idee: „Das widerspricht allem, was uns die Zahlen sagen.“ Während die Berufe Kraftfahrzeugmechatroniker und Elektroniker beliebt sind und weiter Aufschwung erfahren, sinkt die Zahl derer, die Beton- und Stahlbetonbauer werden wollen. Und das bei einstürzenden Brücken und maroder Infrastruktur. „Wer soll die Brücken sanieren“, fragt Wolfram SeitzSchüle, der bei der HWK den Geschäftsbereich Berufliche Bildung leitet.

Die Zahl der Frauen im Handwerk sinkt: Nur rund 17 Prozent aller Auszubildenden sind Frauen. Dabei gebe es wenige Berufe mit einem Anteil von 90 Prozent – auf der anderen Seite aber Wachstumsberufe in der Metall- und Elektronikbranche mit nur 2 Prozent Frauenanteil.

„Auf 50 Prozent der Bevölkerung zu verzichten, wird sich keine Branche leisten können“, sagt Seitz-Schüle.

„Die Bewerberlücke bleibt groß“, bilanziert auch Anna Melchior, stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg. Auf 100 Ausbildungsstellen kommen 85 Bewerbende. Der Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren konnte allerdings gestoppt werden und geht nun leicht ins Plus (+ 0,8 Prozent). Berufe mit großem Bewerbermangel gibt es im Verkauf von Lebensmitteln oder im Handel. An Ausbildungsplätzen fehlt es bei den Medien oder der Immobilienwirtschaft.

Nur jeder zweite Bewerbende beginnt auch die Ausbildung. „Sie entscheiden sich nicht gegen die Berufsausbildung, sondern haben strukturell schlicht alle Möglichkeiten“, sagt Melchior. Es sei ein Bewerbermarkt. Die Bewerbenden hätten keinen Druck.

David Pister

Von wegen Herbstbelebung

Arbeitslosenquote nur um 0,1 Punkte gesunken

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Freiburg waren Ende Oktober 15.469 Frauen und Männer ohne Arbeit. 205 weniger als Ende September. Die Arbeitslosenquote sinkt um 0,1 Punkte auf 4,0 Prozent. „Die Entwicklung im Oktober ist enttäuschend“, kommentiert Agentur-Geschäftsführer Alexander Merk.

Eine Herbstbelebung sei „kaum spürbar“, der Arbeitsmarkt zwar weiter robust, aber seine Widerstandsfähigkeit werde Monat für Monat auf die Probe gestellt: „Die Quittung ist ein saisonbereinigter Anstieg der Arbeitslosigkeit, der bislang noch moderat ausfällt.“

In der Stadt Freiburg liegt die Arbeitslosenquote nun bei 5,5 Prozent, im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald bei 3,4 und im Kreis Emmendingen bei 3,0 Prozent. Positive Signale sind im konjunkturellen Herbstnebel kaum zu sehen. Die Arbeitskräftenachfrage ist rückläufig, der Bedarf an Beratung zur Kurzarbeit weiter hoch.

„Die anhaltende Konjunkturschwäche fällt in eine Zeit, in der der Arbeitsmarkt ohnehin schon durch die digitale und ökologische Transformation herausgefordert wird. Um gut durch den Strukturwandel zu kommen, wären Investitionen in die Weiterbildung wichtig. Wenn in Boomphasen dafür die Zeit fehlt, wäre jetzt der richtige Augenblick“, betont Merk und weist auf die Möglichkeit hin, dass Weiterbildung während der Kurzarbeit von der Agentur für Arbeit finanziell gefördert werden kann. Landesweit ist die Zahl der Arbeitslosen um 1,5 Prozent auf 272.983 zurückgegangen. Die Quote blieb mit 4,3 Prozent stabil. Im Oktober 2023 hatte sie bei 3,9 Prozent gelegen. Auch bundesweit ist die übliche Herbstbelebung ausgeblieben. Die Bundesagentur meldete einen Rückgang um 16.000 auf 2,791 Millionen – einen so geringen Rückgang der Zahlen im Oktober habe es zuletzt vor 20 Jahren gegeben. Im Oktober 2023 waren 183.000 Menschen weniger ohne Job. „Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt“, sagte die Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles in Nürnberg, „fällt in diesem Jahr weitgehend aus.“ bib/bar

Am Arbeitsmarkt herrscht nur ein laues Lüftchen.

Wie der Staat Milliarden verbrennt

Analyst Werner Krieger über Sinn und Unsinn von Subventionen

Die Subventionspolitik unseres Wirtschaftsministeriums zeugt von einem großen ökonomischen Unverständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge. Und von einer sozio-ökologischen Planwirtschaft mit ständigen Eingriffen in den Markt, Wettbewerbsverzerrungen und politischer Sprunghaftigkeit.

Allein dieses Jahr liegt das Subventionsbudget bei 67 Milliarden Euro und damit doppelt so hoch wie im Schnitt der zehn Jahre vor Corona. Genaue Berechnungen der Bundesregierungen über den Nutzen dieser Subventionen liegen nicht vor. So aber kann eine industrielle Transformation nicht gelingen. Im Gegenteil: Sie sorgt letztlich für eine weitere fortlaufende Deindustrialisierung am Standort Deutschland. Gewinner gibt es am Schluss keine – weder die Wirtschaft noch die Umwelt profitieren. Nur einige Beispiele: Der krisengeschüttelte Halbleiterkonzern Intel kämpft bekanntlich mit Qualitätsproblemen. Zu allem Überfluss ist jetzt auch noch der Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg für zwei Jahre auf Eis gelegt worden. Zu denken gibt in diesem Zusammenhang, dass Berlin zugesagt hatte, dieses Projekt mit stolzen 9,9 Milliarden Euro zu fördern. Jeder der erhofften 3000 Arbeitsplätze würde dadurch mit 3,3 Millionen subventioniert werden. Wie ist es aber mit einem Standort bestellt, wenn der Staat in diesem Umfang Gelder locker machen muss, um Firmen überhaupt dazu zu bewegen, nach Deutschland zu kommen?

Dem Batteriehersteller VARTA wurden 300 Millionen Euro zugesagt, wovon 137 schon ausgereicht worden sind, um die Produktion möglichst in Deutschland zu halten. Inzwischen ist VARTA kollabiert und für die Aktionäre war es ein Totalverlust.

Werner Krieger (62): Finanzmarktanalyst, Gründer und Geschäftsführer der GFA Vermögensverwaltung GmbH

Um die Stahlindustrie im Lande zu halten und CO₂-Emissionen zu reduzieren, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck ThyssenKrupp für den Bau eines grünen Stahlwerks zwei Milliarden Euro zugesagt, von denen schon ein Viertel geflossen sind. Bekanntlich leidet ThyssenKrupp seit Langem an schwacher Nachfrage und hohen Energiepreisen. Befürchtet wird der Verlust von 10.000 der bisher 27.000 Stellen. Bereits durchgesickert ist, dass die geplante Direktreduktionsanlage deutlich mehr kosten wird als die dafür veranschlagten 2,7 Milliarden. Wird der Staat hier also weitere Gelder lockermachen? Weitere Firmen der gebeutelten Stahlindustrie sollen rund fünf Milliarden Euro erhalten.

Ein weiteres Desaster ist der VW-Konzern: Kein anderer Konzern hat konsequenter auf die Stromer gesetzt. Viele

Milliarden hat Volkswagen aufgebracht, um kapitalintensiv die Elektromotoren zu entwickeln und neue Fabriken zu bauen. Immerhin hat er dafür mindestens 6,4 Milliarden Steuergelder erhalten. Leider aber hechelt VW dennoch technisch der amerikanischen und chinesischen Konkurrenz hinterher, die zudem viel günstiger ist. Schließlich wurde auch VW vom Aus der E-Auto-Prämie kalt erwischt, die aber jetzt wohl wieder – nach dem Motto „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ – durch eine Abwrackprämie ersetzt werden soll. Die Folge ist ein erwarteter Stellenabbau von 30.000 Mitarbeitern. Eine Planungssicherheit aber besteht für die Unternehmen weiterhin nicht. Ökonomisch ist die Sache einer staatlich gelenkten Industriepolitik und einer ausufernden Subventionspolitik schon lange geklärt. Sicher ist auch, dass wenn die schlechten Standortfaktoren Deutschlands nicht von der Basis angegangen werden, alle darauf aufgepfropfte Subventionen ins Leere laufen. Milliarden an Steuergeldern werden so vernichtet. Und das angesichts eines sehr schwachen Wirtschaftswachstums. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat kürzlich in der FAZ ausgeführt, dass durch staatliche Zahlungen ein gewisses Erpressungspotenzial entsteht. Es gibt Druck auf den Staat, schlechtem Geld gutes hinterherzuwerfen. Grimms Fazit: „Es wird viel Geld versprochen und trotzdem dreht man sich im Kreis. Wann wacht da jemand auf?“ Habecks Milliardensubventionen verfälschen Marktsignale und sind ein Angriff auf das System, das unserem Land Wohlstand gebracht hat.

Freiburger Innovationspreis 2025 FREIBURG. Die Stiftung Innovationsallianz Freiburg hat den Freiburger Innovationspreis ausgeschrieben, der bereits zum sechsten Mal in Zusammenarbeit mit Stryker Leibinger GmbH & Co. KG vergeben wird. Unterstützt wird die Ausschreibung von der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau. Der Preis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Darüber hinaus stiften die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein sowie die Handwerkskammer Freiburg zum dritten Mal zwei „Sonderpreise“ in Höhe von jeweils 3000 Euro für die Bereiche Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie Handwerk. Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury. Stichtag für die Bewerbung ist der 28. Februar 2025. Das Online-Bewerbungsformular ist seit dem 1. November 2024 abrufbar unter www.freiburg.de/innovationspreis

20. Marktplatz arbeit südbaden

SÜDBADEN: Südbadens führende Messe für Karriere, Studium, Ausund Weiterbildung, marktplatz arbeit südbaden, setzt ihren Wachstumskurs fort und kann für ihre 20. Ausgabe am 15. und 16. November über 100 Aussteller begrüßen. Die Messe bestätigt damit, dass sie dafür sorgt, dass der erste Schritt zum beruflichen Erfolg leicht und schnell getan sein kann. „Unser Angebot ist breit gefächert“, betont Projektleiterin Stefanie Salzer-Deckert, die die Messe von Anfang an betreut und immer weiter fortentwickelt hat.

Volksbank spendet 5000 Euro an die „Wölfe“ FREIBURG. Die Volksbank Freiburg unterstützt die Jugendarbeit des EHC Freiburg. Claudia Bodien, Referentin für das gesellschaftliches Engagement der Volksbank Freiburg, überreichte den symbolischen Scheck während einer Drittelpause auf dem

Bekenntnis zu Freiburg

Intuitive eröffnet neuen Standort in Freiburg

FREIBURG. Intuitive, ein weltweit führendes Unternehmen in der minimalinvasiven Medizin und Pionier der roboterassistierten Chirurgie mit Hauptsitz in Kalifornien, hat am 4. November seinen neuen Standort an der Hermann-MitschStraße im Freiburger Industriegebiet Nord eröffnet.

Damit setzt das Unternehmen ein starkes Zeichen für Innovation und Wachstum in der Region. Der neu errichtete Komplex beherbergt auf rund 30.000 Quadratmetern ein Zentrum für Forschung und Entwicklung, Produktion, Schulung sowie Vertrieb und bietet Platz für bis zu 600 Mitarbeiter. Die Investitionskosten belaufen sich auf mehr als 60 Millionen Euro.

„Der neue Standort ist ein wichtiger Schritt für die Krankenhausversorgung in Deutschland und Europa. Hier schaffen wir beste Voraussetzungen, um die Entwicklung roboterassistierter minimalinvasiver Versorgung zum Wohle der Patientinnen und Patienten weiter voranzutreiben“, sagte Dirk Barten, Senior Vice President und General Manager Europa sowie Geschäftsführer der Intuitive Deutschland GmbH. „Die neuen Gebäude bündeln unsere Kompetenzen

v.l.: Marc Esslinger (2. Vorsitzender EHC Freiburg), Janis Wagner (Kaufmännische Leitung EHC), Claudia Bodien (Volksbank Freiburg) und Jens Ziser (Schatzmeister EHC)

In der Schlüsselposition (v.l.): Mark Brosius (Intuitive Surgical Inc), Rainer Kracht (Vollack GmbH), Martin Horn (Oberbürgermeister Freiburg), Harald Haigis, Dirk Barten und Benno Bröcher (Intuitive Surgical Optics GmbH).

unter einem Dach und ermöglichen es uns, noch enger mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten, um die Patientenversorgung weltweit weiter zu verbessern“, ergänzte Harald Haigis, Vice President der EMEA Manufacturing Operations und Geschäftsführer der Intuitive Surgical Optics GmbH. Das Gebäude erfüllt die Voraussetzungen für den Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. bib/bar

Eis. „Wir schätzen das langjährige Engagement der Volksbank Freiburg für die Jugendarbeit unserer Wölfe sehr“, sagte Marc Esslinger, der 2. Vorsitzender des EHC Freiburg. Ermöglicht wurde die Spende durch die Kunden der Volksbank Freiburg, die beim Gewinnsparverein e.V. ein Gewinnsparlos gezeichnet haben. Mit jedem gekauften Los unterstützen sie gemeinnützige Einrichtungen in der Region.

EuroAirport bald wieder auf Rekordhöhe

Neuer Winterflugplan bietet neue Ziele

BASEL-MULHOUSE-FREIBURG.

Am EuroAirport steigen die Passagierzahlen: Bis Ende Oktober haben 7,65 Millionen Passagiere das Drehkreuz im Dreiländereck genutzt. Im Vorjahreszeitraum waren es rund 6,9 Millionen. Der neue Winterflugplan setzt zudem neue Akzente.

Bis zum Rekordergebnis aus dem Jahr 2019, als 9,1 Millionen Menschen die Sicherheitsschleusen passierten, ist es angesichts der aktuellen Zahlen nun nicht mehr weit. Im vergangenen Jahr hatte der EuroAirport in den beiden letzten Monaten 1,18 Millionen Passagiere. Bleibt das gleich, kratzt die Plattform heuer an der Rekordmarke. Fünf Jahre nach dem Schock durch die globale Pandemie. Der Ende Oktober in Kraft getretene Winterflugplan bietet nun 80 direkte Destinationen in 29 Ländern.

Bruno Kaiser verstärkt

Chefetage

BERNAU. Seit 2017 leiten Andreas Wiesler, Herbert Duttlinger und Stefan Spitz als geschäftsführende Gesellschafter die Geschicke der Holzbau Bruno Kaiser GmbH. Das mittlerweile 130 Mann und Frau starke Unternehmen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und baut von der französischen Grenze bis zum Bodensee ökologische Gebäude in Holz. Nun sind Hansjörg Klingele und Benedikt Wibser in die Geschäftsführung berufen worden. Andreas Wiesler: „Wir möchten die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Dafür bündeln wir themenbezogen die Bereiche und schaffen klare Verantwortungen.“

Zudem Zubringerdienste zu den internationalen Drehkreuzen. Neu im Angebot oder wieder ins Programm aufgenommen sind London Luton mit easyJet (5x/Woche), die marokkanische Hauptstadt Rabat mit Air Arabia (2x/Woche) sowie die spanischen Städte Sevilla und Valencia mit easyJet (je 2x/Woche). Einen dichteren Takt gibt es etwa nach London Stansted, Prag, Tuzla und Zagreb. bib/bar

Luisenhöhe ausgezeichnet

MÜNCHEN / HORBEN. Die Luisenhöhe – Gesundheitsresort Schwarzwald wurde als Finalist beim renommierten

Ausgezeichnetes Resort in ausgezeichneter Landschaft: Die neue Luisenhöhe.

„Hotelimmobilie des Jahres 2024“ ausgezeichnet. Für die begehrte Auszeichnung „Hotelimmobilie des Jahres

2024“ hat die interdisziplinäre Fachjury unter 33 Bewerbern aus zehn europäischen Ländern, zehn Hotels aus sechs Ländern nominiert. Für Rüdiger Wörnle, den Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft der Luisenhöhe, die BCW Hotels & Resorts GmbH, eine „ehrwürdige und ganz besondere Auszeichnung“. Sie würdige Idee, Konzeption, Planung und Umsetzung in ihrer Ganzheitlichkeit und sei zugleich Anerkennung und Wertschätzung für den Qualitätstourismus im Schwarzwald.

WEtell ausgezeichnet

FREIBURG. Der Mobilfunkanbieter WEtell hat den Sustainability Heroes Award 2024 gewonnen. WEtell verfolge nicht das Ziel, Nachhaltigkeit als Verkaufsargument zu nutzen, sondern Mobilfunk zu verkaufen, um aktiv zur Nachhaltigkeit beizutragen. Dies gelingt durch die Einführung „klimapositiver“ Mobilfunktarife, heißt es in der Begründung der Jury. Um den Schritt von Klimaneutralität zu Klimapositivität zu gehen, investiert WEtell in den Ausbau erneuerbarer Energien sowie in klimafreundliche Start-ups in Deutschland. WEtell zeigt eindrucksvoll, dass sich Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung mit wirtschaftlichem Erfolg vereinbaren lassen: Bereits drei Jahre nach dem Markteintritt erreichte das Unternehmen den Break-evenPunkt.

BWK ausgezeichnet

BREISACH. Der Badische Winzerkeller hat die Auszeichnung als beste Genossenschaft Badens erhalten. Diese prestigeträchtige Ehrung, die in diesem Jahr erstmalig im Rahmen des Meininger’s International Cooperative Contest verliehen wurde, würdigt Genossenschaften anhand verschiedener Kriterien. Zur Beurteilung gezogen werden unter anderem Verkostungsergebnis, Preis-Leistungs-Bewertung und Marktbedeutung. Der Badische Winzerkeller konnte in allen Bereichen überzeugen und sich gegen zahlreiche

Tradition trifft Technologie

Waldhaus tätigt Rekordinvestition in moderne Abfüllanlage

WALDHAUS. Die Privatbrauerei Waldhaus hat rund vier Millionen Euro in eine neue Abfüllanlage investiert. Nach einer kurzen Eingewöhnungs- und Umstellungsphase laufen alle Abläufe inzwischen überwiegend flüssig ab, meldet die Brauerei.

Von der Flaschen-Waschmaschine über den FlaschenFüller bis zur Kastenpalettierung wurden neue, hochmoderne Maschinen in den Abfüllprozess integriert. Während mit der alten Anlage 12.000 Flaschen pro Stunde abgefüllt werden konnten, schafft die neue mit bis zu 24.000 Flaschen das Doppelte. Damit das reibungslos funktioniert, mussten auch die Bandsteuerungen und Fließbänder zwischen den einzelnen Maschinen erneuert und angepasst werden. Brauerei-Chef Dieter Schmid: „Mich begeistert bei dieser Investition besonders, dass die neuen Maschinen einen Baustein zur Re-

Dieter Schmid (r.) mit dem Technischen Leiter Steffen Müller (l.) und Produktionsleiter Mathias Matt.

duzierung unseres ökologischen Fußabdrucks beisteuern, da sie die Ressourcen effizienter nutzen und den Energieverbrauch senken.“

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Mitbewerber durchsetzen. „Wir sehen diese Ehrung als Verpflichtung, auch in Zukunft unsere Rolle als regionaler Partner und Unterstützer zu festigen. Durch nachhaltige Praktiken und Engagement in der Gemeinschaft möchten wir einen positiven Beitrag leisten und unseren Kunden hochwertige Produkte anbieten“, so Vorstandsvorsitzender André Weltz

Trauer um Gisela Sick

WALDKIRCH. Gisela Sick ist am 1. November im Alter von 101 Jahren verstorben. Der Sick-Vorstandsvorsitzende Mats Gökstorp: „Gisela Sick war eine beeindruckende Persönlichkeit. Wir haben ihr viel zu verdanken. Seit dem ersten Tag unseres Unternehmens war und bleibt sie untrennbar mit der Kultur, der langfristigen Ausrichtung und dem nachhaltigen Geschäftserfolg verbunden. Sie war eine Frau mit großem Mut, starker Schaffenskraft und unternehmerischer Weitsicht. Das hat unseren Weg zum globalen Konzern geebnet. Wir gedenken ihr mit größtem Respekt und werden ihr Andenken bewahren.“ Sick beschäftigt aktuell rund 12.000 Menschen. bar

Gisela Sick

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen

Der Staat ist zwar nicht gut darin, die Gewinner von morgen zu finden, aber ganz sicher finden die Verlierer von gestern den Staat (sinngemäß nach Moritz Schularick vom Kiel Institut für Weltwirtschaft).

Direkt-Investitionen baden-württembergischer Unternehmen in den USA im Jahr 2022 (in Mrd. Euro)

Direkt-Investitionen von US-Unternehmen in Baden-Württemberg im Jahr 2022 (in Mrd. Euro) 5,6

Gesammelte Wahlkampfspenden von Donald Trump für die US-Wahl 2024 (in Mrd. Dollar) 1,8

Gesammelte Wahlkampfspenden von Kamala Harris für die US-Wahl 2024 (in Mrd. Dollar) 2,3

Kurs von Bitcoin am 4. November 2024, einen Tag vor der US-Wahl (in Euro) 62.025,25

Kurs von Bitcoin am 6. November 2024, einen Tag nach der US-Wahl (in

Anteil der Einser-Abiturienten (1,0 – 1,9) an allen Abiturienten in Deutschland im Jahr 2008 (in Prozent)

ins Schienennetz von Österreich im Jahr 2023 (in Euro)

für Verspätungen der DB im Jahr 2016 (in Mio. Euro)

Entschädigungszahlungen für Verspätungen der DB im Jahr 2023 (in Mio. Euro)

Baukostensteigerung im Wohnungsbau in den Niederlanden zwischen 2007 und 2017 (in Prozent) 6

Baukostensteigerung im Wohnungsbau in Deutschland zwischen 2007 und 2017 (in Prozent) 33

auf dem heutigen Gebiet von Baden-Württemberg im Jahr 1893 (in Hektar)

auf dem heutigen Gebiet von Baden-Württemberg im Jahr 2022 (in Hektar)

Anstieg der Waldflächen pro Jahrzehnt seit 1893 (in Hektar)

Größe der Stadt Ulm (in Hektar)

Quellen: IW Köln, Arbeitsagentur Freiburg, Statistik BW Lars Bargmann / Idee: brandeins

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