business im Breisgau

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Wir t scha f t

business im breisgau

März 2015 Ausgabe Nr. 5 gratis

150

Ganter feiert Jubiläum

Freiburgs Bankbosse kritisieren EZB

Billiges Geld konterkariert Geschäftsmodell von Sparkassen & Volksbanken Verbände

Menschen

Zoffzone

Münzer: Mindestlohn ist Polit-PR

Die düstere Version des Thomas Jorberg

Nächste Runde im Freiburger Händlerstreit


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Editorial

Zoff, Kritik & der Ausfflug nach Padua business im Breisgau verpflichtet Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht

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Jugendarbeitslosigkeit bei nur 2,4 Prozent. Vollkommen anders sieht das in Italien aus: Mehr als 41 Prozent der Jugendlichen haben dort keinen Job. Unsere Redakteurin Tanja Bruckert machte sich gemeinsam mit Vertretern der Freiburger Handwerkskammer auf den Weg in die Partnerstadt Padua. Und recherchierte vor Ort, wie die wirtschaftliche Lage und die Stimmung bei den jungen Menschen ist. Über die steuerliche Lage berichtet im business im Breisgau regelmäßig der Freiburger Steuerberater Erik Herr. Mit dieser Ausgabe bekommt er Verstärkung: Mathias Hecht, Chef der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Hecht & Partner, warnt in seinem ersten Beitrag vor privaten Finanzierungen in Fremdwährungen. Wir wünschen anregende Lektüre.

Erlebnisreich war das Jahr für die Bosse der beiden großen Banken in der Region, die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau und die Freiburger Volksbank. Deren Chefs Marcel Thimm und Uwe Barth brachten zwar erneut gute Zahlen mit in die Redaktion, kritisierten aber dann auch die Politik der Europäischen Zentralbank. In zwölf Monaten werden die Banker wohl schlechtere Zahlen mitbringen.

Foto © ns

reiburgs Innenstadthändler machen weiter Druck gegen die Stadtspitze. Es wird mit harten Bandagen gekämpft, der Posten eines Stadtkümmerers steht zur Debatte. Während noch geredet wurde, schickte das business im Breisgau einfach mal zwei Stadtkümmerinnen auf die Straße. Und die berichten, was sie dort erlebt haben.

Seit Jahren gute Zahlen veröffentlicht die Freiburger Agentur für Arbeit: So lag im Februar die Arbeitslosenquote in Freiburg und den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen bei 4,4 Prozent, die der

Herzlichst, Ihr Lars Bargmann Chefredakteur

5 Anzeige

chilli | business im Breisgau | 11.2014 | 3


Inhalt Titel In Freiburg geht der Streit um die saubere Innenstadt weiter: Den Händlern gehen die jüngsten Zugeständnisse aus dem Rathaus nicht weit genug. Die Redaktion schickte noch während der Debatte schon mal zwei Stadtkümmerer undercover auf die Straße. 5–7

Bilanzen

auf Recherche in Freiburgs Partnerstadt Padua

14-15

Menschen & Meldungen

Steuerrecht Erik Herr und Mathias Hecht über Steuern und riskante Finanzierungen in Fremdwährungen 17, 24

Unternehmen Warum der Rauchwarnmeldespezialist Hekatron aus Sulzburg Seriensieger bei Great Place to work ist 25

Der EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg fliegt von Rekord zu Rekord: Die Chefpiloten gehen dennoch 8

Tourismus

Warum FWTM-Chef Bernd Dallmann gegen Andreas Braun, Chef der badenwürttembergischen Tourismus Marketing GmbH, wettert 9

Banken Sparkassenchef Marcel Thimm und Volksbank-Vorstand Uwe Barth über die EZB, die Schweizer Notenbank und das Ende ertragsstarker Bilanzen 10-12

Ausland 41,2 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Italien: bib-Redakteurin Tanja Bruckert

IMPRESSUM business im Breisgau Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Neunlindenstr. 35, 79106 Freiburg fon: 0761-292 70 60 | fax: 0761-292 70 61 bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

Die Württembergische setzt auf private Pflegetagegeldversicherungen 28 Das Rekordjahr bei der Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse / Pfizer spendet 15.000 Euro für Bürger in Not / Rekord beim Bauverein / Europapark durchbricht Schallmauer / Gauck beruft Gumbsch / Aurelius kauft Coats / Fey wird RKK-Chef / Schaub investiert / S-Immo-Chef Schmidt wettert gegen Regulierungswut / Wandres wandert nach Stegen 16–20

Unternehmen Die Freiburger Privatbrauerei Ganter feiert ihr 150-Jähriges – und geht gestärkt in die Zukunft 22–23

Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP) Redaktion: Lars Bargmann Autoren dieser Ausgabe: Tanja Bruckert, Sofia Conraths, Nicole Kemper, Sophie Radix, Till Neumann, Reinhold Wagner

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Gewerbegebiete 300 Firmen auf 170 Fußballfeldern: In Hochdorf sind Grundstücke rar 26-27

Banken Thomas Jorbergs düstere Vision

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Verbände Christoph Münzer und die Schwarzwald AG

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Fakten bitte Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 31

Titel: © Brauerei Ganter GmbH & Co. KG Fotograf: Neithard Schleier Grafik: Anke Huber Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Jonas Stratz, Uwe Bernhardt, Marlene Schick, Malika Amar


Titel

Streit um Schrott geht weiter Pläne der Stadtverwaltung sind dem Einzelhandel nicht genug

Ein Tropfen auf den heißen Stein? Den Händlern fehlen etwa Maßnahmen gegen Graffiti oder für die Sicherheit.

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Foto © tbr

reiburg sagt Schrotträdern, Urinpfützen und Fast-FoodMüll den Kampf an. Die Stadtverwaltung reagiert damit auf die Kritik des Einzelhandels und bringt mehrere Aktionen für mehr Sauberkeit in der Innenstadt auf den Weg. Doch der Lokalverein Innenstadt und die Händlerinitiative „WIR“ zeigen sich enttäuscht – ihnen ist das zu wenig. Mit einem Runden Tisch Ende Januar hatte alles begonnen: Einzelhändler und Kommunalpolitiker treffen sich, um über die Lage zu sprechen. Es geht um Sicherheit, Sauberkeit und verkaufsoffene Sonntage. Seitdem hagelt es Kritik von beiden Seiten. Die neu gegründete Händler-Vereinigung „WIR – Die Freiburger Innenstadt e.V.“ kritisiert in einem ganzseitigen offenen Brief die Haltung der Stadtverwaltung: „Viel politisches Geplänkel und kein Ergebnis!“ Oberbürgermeister Dieter Salomon zeigt Unverständnis über die Kritik und warnt, dass „einige Einzelhändler gerade dabei sind, den Ast, auf dem sie sitzen, abzusägen.“ Dennoch ergreifen Bürgermeisteramt und Abfallwirtschaft nun Maßnahmen, um die Kritikpunkte anzugehen:

Die Gehwegreinigung soll auf die an die Innenstadt angrenzenden Wege ausgeweitet werden, im Stadtzentrum wird durchgehend von 6 bis 21 Uhr gereinigt, ein spezieller Spülwagen soll gegen Pinkelecken angehen, Abfalltonnen und gelbe Säcke werden gegen Gebühr aus dem Haus heraus abgeholt, Schrottfahrräder vier- statt nur zweimal im Jahr entsorgt und ein Lastenrad soll wilden Müll in den Randbereichen der Innenstadt einsammeln. Dafür will das Rathaus rund 33.000 Euro in die Hand nehmen, der Spülwagen wird voraussichtlich Kosten von rund 20.000 Euro im Jahr verursachen, die ebenfalls die Stadt trägt. Ein guter Anfang, aber mehr auch nicht, findet die WIR-Vorsitzende Sandra Gintaut-Lutz: „Ich nenne das, den Pinsel nehmen und ein bisschen drüberstreichen – Visionen und konsequentes Handeln sehen anders aus.“ Michael Fleiner, Vorstand des Lokalvereins Innenstadt, sieht das ähnlich: „Die Stadt bewegt sich endlich, aber mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein ist das nicht.“ So würde etwa der Sicherheitsaspekt vollkommen ausgeklammert, denn obwohl Salomon das „Räuber fangen“ nicht bei der Stadt, sondern der Polizei sieht, gebe es durch die Polizeiverordnung sehr wohl eine Möglichkeit, Druck zu machen, so Fleiner.

Gintaut-Lutz sieht noch ein ganz anderes Thema vernachlässigt: einen Stadtkümmerer für Freiburg (siehe Seiten 6 und 7). Denn einem solchen hat FWTM-Geschäftsführer Bernd Dallmann erst einmal eine Absage erteilt: „Der Stadtkümmerer ist eine Maßnahme, die am Ende der Diskussionen steht, wenn wir wissen, was es für strukturelle Probleme gibt.“ Zwar habe die Initiative eine hohe emotionale Resonanz, aber keine statistische Relevanz: Bei Studien kommt die Sauberkeit der Innenstadt gut weg – sowohl, was die subjektive Bewertung von Besuchern als auch harte Zahlen betrifft. Für Gintaut-Lutz kein Argument gegen einen Stadtkümmerer. Im Gegenteil: Sie hält sogar zwei für nötig. Einer, der bei der FWTM angesiedelt ist und sich um Themen wie Erreichbarkeit, Sauberkeit und Sicherheit kümmert. Und einer, der zumindest zu einem Teil von den Händlern finanziert wird und sich um die Attraktivität der Innenstadt kümmert – von Pflanzen auf der Kaiser-Joseph-Straße bis hin zu kulturellen Angeboten. „Ruhig stellen“ lassen will sie sich durch die Maßnahmen nicht: „Wir bleiben dran und werden weiterhin intensiv im Gespräch bleiben.“ Tanja Bruckert

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Handel

Limone statt Pipi & Ratten Ein Tag als Stadtkümmerer in der Freiburger Innenstadt

Mit Händlern reden, Aufkleber abkratzen, üble Grüche bekämpfen: Braucht Freiburg einen Stadtkümmerer?

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Fotos © tbr / sc

ekommt Freiburg einen Stadtkümmerer oder nicht? Noch wird heiß diskutiert. Doch die business-im-Breisgau-Autorinnen Sofia Conraths und Tanja Bruckert warten das Ende nicht ab und ernennen sich kurzerhand selbst zu Stadtkümmerern. Ein Tag im Kampf gegen gelbe Säcke, beklebte Mülleimer und stinkende Pinkelgassen. Der Friseur will’s nicht gewesen sein, das Reisebüro ebenso wenig und auch beim Bäcker heißt es: Fehlanzeige. Gar nicht so einfach, den Besitzer des gelben Sackes zu finden, der am Dienstagvormittag in der Bertoldstraße an einem Baum lehnt. „Das geht so nicht“, findet Sandra Gintaut-Lutz, Inhaberin der Boutique „Jump“ und Vorsitzende der Einzelhändlerinitiative WIR. „Die Säcke werden erst Mittwochmorgen abgeholt, stehen aber schon den ganzen Dienstag rum.“ Die Freiburger Abfallwirtschaftssatzung gibt ihr Recht: Die Säcke dürfen erst am Abholtag ab 6 Uhr morgens auf die Straße. Einige Nachfragen später kann die Herkunft des Sackes doch noch geklärt werden: Die Mitarbeiterin einer anderen Boutique erkennt ihn wieder und erklärt sich sofort bereit, den Sack bis zum Abend in einer Abstellkammer zu verstauen. 6 | chilli | business im Breisgau | 03.2015

Ein kleiner Erfolg angesichts des Berges von gelben Säcken, der sich vor dem L’tur-Reisebüro auf der Kaiser-Joseph-Straße auftürmt. Reisebüromitarbeiterin Simone Hitz weiß, dass es hier jeden zweiten Dienstag so aussieht: „Wir haben uns schon daran gewöhnt, dass wir den ganzen Tag auf diesen Müllberg schauen.“ Die Schuldigen seien im benachbarten Ärztehaus zu finden, und tatsächlich gibt eine Arzthelferin im zweiten Stock an, dass einige der Müllbeutel aus ihrer Praxis stammen. Die Säcke erst am Abend rauszustellen, käme nicht in Frage: Dann sei nur noch eine einzige Arzthelferin da, die nicht gleichzeitig ihre Aufgaben erledigen und den Müll rausbringen könne. Zu einem kleinen Kompromiss ist die Mitarbeiterin aber bereit: Sie verspricht, ab jetzt den Müll mittags statt morgens rauszustellen. Was wohl die Abfallwirtschaftssatzung jetzt sagen würde, wenn sie sprechen könnte? Ein Argument dafür, die Säcke nicht stunden- oder gar tagelang auf der Straße stehen zu lassen, ist das Stadtbild. Ein anderes kennt Andreas Lotz, Schädlingsbekämpfer unter anderem für das Garten- und Tiefbauamt. „Die gelben Säcke locken Ratten an“, so Lotz, „die merken sich, wo die Nahrungsquelle ist und kommen immer wieder.“


Handel

So habe die Zahl der Ratten in der Innenstadt in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. „Schauen Sie sich nur mal an, was sonntagmorgens in der Innenstadt an Essensresten von McDonalds und Co. herumliegt – das sorgt dafür, dass die Ratten immer näher an uns heranrücken.“ Sind die selbsternannten Stadtkümmerer zur falschen Zeit unterwegs? Denn obwohl die Nummer des Scherbentelefons der ASF (siehe Infobox) parat ist: überquellende Mülleimer oder verdreckte Ecken sind nicht zu entdecken. Und für die eine liegengebliebene Brötchentüte oder die leere Bierflasche braucht man die Saubermänner nicht zu rufen. Dafür verweist Rolf Bauer vom Eisenwarenladen Luitpold Bauer am Schwabentor auf ein anderes Problem: Selbst wenn die Mülleimer nicht überquellen, sehen sie nicht gerade schön aus. Von den Malereien, mit denen Jugendliche vor vier Jahren die Eimer verschönert haben, ist kaum noch etwas zu sehen: Ein Werbeaufkleber neben dem anderen verunziert die Behälter. Und mit den Mülleimern allein ist es nicht getan: kaum eine Regenrinne oder eine Säule in der Innenstadt, auf der keine – großteils vergammelten und vergilbten – Aufkleber haften. Bauer leiht einen Spatel aus und schon geht’s ans Kratzen. „Mit einem Heißluftföhn würde es besser gehen“, rät ein Passant. Da gerade keiner zur Hand ist, zieht sich die Mülleimer-Säuberungsaktion: Ein Behälter, fünfzehn Minuten – bei rund 90 städtischen Mülleimern in der Innenstadt wäre ein Stadtkümmerer 22,5 Stunden allein mit Aufkleber-Abkratzen beschäftigt. Wie funktioniert das in anderen Städten? Mal besser, mal schlechter, wie Beispiele aus Neu-Isenburg und Mölln zeigen. In der hessischen Hugenottenstadt NeuIsenburg suchen zwölf ehrenamtliche Stadtkümmerer jede Woche nach Missständen im Stadtbild. Einer von ihnen ist Lothar Holm. Seit Beginn des Stadtkümmererprojekts im Sommer 2008 nimmt sich Holm anderthalb Stunden pro Woche, an denen er den ihm zugeteilten Stadtbereich in Neu-Isenburg abläuft. Auf seinem Weg fotografiert er alles, was ihm unangenehm auffällt: abgerissene Papierkörbe, volle Glascontainer und wilden Müll genauso wie kaputte Verkehrszeichen oder defekte Straßenbeleuchtungen. Die Bilder schickt Holm an Luis Iglesias, seinen Ansprechpartner beim städtischen Dienstleistungsbetrieb (DLB). Der leitet dann die Reinigung, Reparatur oder Räumung in die Wege. „Einmal lagen ein Sofa und ein Sessel im Flussbett“, erzählt Holm, „das habe ich fotografiert und an den DLB geschickt.“ Vier Stunden später transportierte ein LKW beide Möbelstücke ab. „90 Prozent der Aufträge gehen fix“, sagt der 66-Jährige. „Es dauert nur länger, wenn man Ersatzteile braucht.“ Doch selbst Hand anlegen und Aufkleber von Mülleimern abknibbeln – dafür ist er nicht zuständig: „Die Missstände sind ja oft Dinge, die ich gar nicht beheben kann und wo-

für ich auch nicht befugt bin.“ Er ist daher auf eine gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung angewiesen. Was passiert, wenn es bei dieser Zusammenarbeit hakt, zeigt das Beispiel der Eulenspiegelstadt Mölln in Schleswig-Holstein. Ende 2013 musste hier die Stadtkümmerer-Initiative nach drei Jahren wieder beendet werden. Schuld waren, so der ehemalige Stadtkümmerer Gaston Pruesmann, persönliche Empfindsamkeiten. Ein paar der ehrenamtlichen Arbeiter fühlten sich nicht genug beachtet und klagten über mangelnde Unterstützung seitens der Bürger und der Stadt. Dabei hätten die Kümmerer einiges umgesetzt: sie führten Sauberkeitsstatistiken, die an die Stadtverwaltung übergeben wurden, veranlassten neue Fahrradständer am Kurpark, erreichten die Verlegung von Bushaltestellen und die Einstellung von weiteren Stadtreinigern. Und was hält Pruesmann von der WIR-Initiative in Freiburg? Wenig. „Haben diese Einzelhändler denn selber schon mal einen Besen in die Hand genommen?“, echauffiert er sich. „Man sollte erst mal vor der eigenen Haustür kehren, anstatt sich sofort zu beschweren.“ Dabei sieht er jedoch nicht nur die Händler in der Pflicht, sondern auch die Passanten, die den Dreck erst produzieren. Sein Fazit: „Wir sollten alle mal anpacken.“ Gesagt, getan. Vom Schwabentor geht es in die Grünwälderstraße. In dem Durchgang neben dem Sportgeschäft „Sportarena“, das mit seinen zerbrochenen Schaufensterscheiben und den Graffiti derzeit ohnehin keinen guten Eindruck macht, schlägt dem Fußgänger zudem noch ein unüberriechbarer Pinkelgeruch entgegen. Der Drogeriemarkt um die Ecke bietet die Lösung: Duftneutralisierer aus der Dose. Großflächig aufgesprüht, und schon liegt statt Pinkelgestank der künstliche Geruch von Blumen in der Luft. Für den Langzeiteffekt schnell noch ein „Cool Lemon“-Pumpspray an die Wand geklebt, das Passanten im Vorbeigehen betätigen können. Laut Verpackung reicht es für rund 150-mal Limone statt Pipi.

In Mölln sind die Stadtkümmerer schon wieder Geschichte

Infobox: Scherbentelefon 0761/76 70 7- 710 Verschmutzte Straßen, wilder Müll oder Scherben auf Radwegen – ein spezielles Reinigungsteam der ASF kümmert sich nach Anruf. Schrotträder 0761/201- 6139 (vormittags) Um Räder, die eindeutig Müll sind (ein platter Reifen reicht da nicht aus), kümmert sich das Umweltschutzamt. Gemeldet werden können sie mit Ortsangabe und Beschreibung des Rades unter oben genannter Rufnummer.

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Bilanzen

Ungebremster Höhenfflug Am EAP steigen die Passagierzahlen weiter steil nach oben

Foto © EAP

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m EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg fliegt die Chefetage weiter von Rekord zu Rekord. Im vergangenen Jahr zählten Direktor Jürg Rämi und sein Vize Vincent Devauchelle erstmals mehr als 6,5 Millionen Passagiere, ein Plus von elf Prozent – fast doppelt so hoch wie der europäische Durchschnitt (5,6 Prozent). Die Zahl der Flüge nahm derweil nur um zwei Prozent auf 89.000 zu. Grund: Die Airlines fliegen mit größeren Flugzeugen, und diese sind besser ausgelastet. Wie hoch Umsatz und Gewinn sein werden, ist noch nicht bekannt.

Ein besonderes Ereignis: Während der OSZE-Konferenz landeten am 4. Dezember 2014 15 Staatsflugzeuge am EAP, unter anderem die Airforce 2 der Amis.

Dass Rämi und Devauchelle kurz nach der jüngsten Rekordbilanz – für die Öffentlichkeit überraschend – ihren Rückzug bekanntgaben, habe nichts mit Turbulenzen hinter den Kulissen zu tun, sagt Marketingdirektor Mario Eland: „Das war intern schon lange geplant.“ Der Schweizer Rämi geht nach zwölf Jahren Ende Juli mit 60 in Pension, der Franzose Devauchelle nimmt Ende Juni nach 13 Jahren seinen Hut. Weil der EAP beiden Ländern gehört und ein französischer Vize automatisch einen neuen Schweizer Direktor bedeuten würde. Das Duo hat erfolgreiche Arbeit geleistet. 2014 sind gleich elf neue Destinationen im Linienflugverkehr ans Rollfeld gegangen, zudem beflügelt das neue, 21.000 Quadratmeter große „PharmaTerminal“ mit lückenloser Kühlkette den Frachtverkehr, der im Vergleich zu 2013 mit 98.175 Tonnen um fünf Prozent zulegte, aber noch viel stärker wachsen wird: 19 Prozent sind für 2015 geplant, zudem drei Prozent mehr im Passagierverkehr.

Auch die Investitionen sind auf hohem Niveau: Rund 38 Millionen Euro steckte der EAP unter anderem ins Cargo-Terminal, in eine 24.000 Quadratmeter große neue Stationierungsfläche, in Sanierungen, die Renovierung des Personalrestaurants oder fünf neue Läden. 2015 geht die Qualitätsoffensive weiter: Die Gepäcksortieranlage wird aufgedoppelt (12 Mio.), das Restaurant im Dachgeschoss neu eröffnet, ein fünfstöckiges Parkhaus mit 2500 Plätzen gebaut (28 Mio. Euro), das alte Expressfrachtgebäude saniert (3 Mio.), neun neue Schneeräumungs- und vier neue Flughafenfeuerwehrfahrzeuge angeschafft (7,1). Das Gesamtvolumen liegt in diesem und teilweise im kommenden Jahr bei 55 Millionen Euro. Und die kommen mittlerweile nach dem Abbau von neunstelligen Verbindlichkeiten aus der Bordkasse. Trüb ist die Sachlage indes weiter beim Steuerstreit (wir berichteten): Ende Oktober hatten sich François Hollande und Corina Casanova in Paris ge-

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troffen, noch im März soll es aber eine Einigung geben. Die Swiss wird im Mai ihren Flugbetrieb am EAP komplett einstellen, aus „strategischen Gründen“, sagt Eland. Gerüchten zufolge ist die Swiss in Basel mit nicht wettbewerbsfähigen Flugzeugen (vier Turbinen mit 97 Plätzen gegenüber zwei mit 180 der Konkurrenz) am Start, unter anderem weil Bombadier mit neuen Fliegern drei Jahre im Verzug ist. Von den 6,5 Millionen Passagieren transportierte die Swiss ohnehin nur 263.000 und war damit nur auf Rang sechs. Zudem wartet die Bahnanbindung weiter auf die Gleissetzung: Die Franzosen sperrten sich bisher – mutmaßlich wegen des Steuerstreits – gegen ihren Finanzierungsanteil an der Planung, wobei es da nicht einmal um 100.000 Euro geht. Die Loslösung des Franken vom Euro wird laut Eland indes keine „nachfragedämpfenden Auswirkungen haben“.

Lars Bargmann


Tourismus

Polizeiakademie trübt den Glanz Freiburger Tourismusbilanz mit Licht und Schatten – Ärger um Bettensteuer

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Foto © ns

inkende Übernachtungszahlen knabbern an der Tourismusbilanz der Stadt. FWTMChef Bernd Dallmann hat dafür eine einfache Erklärung. Eine gegenläufige Interpretation ärgert ihn. Doch es gibt auch Grund zu jubeln. Erst mal musste Dampf raus: „Die Bettensteuer ist nicht ausschlaggebend“, wettert Bernd Dallmann, Chef der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG (FWTM), bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz zur Freiburger Tourismusbilanz. Grund des Ärgers: Schon am Vortrag war publik geworden, dass die Zahl der Übernachtungen in Freiburg im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent gesunken war (2014: 1,358 Millionen Übernachtungen). Das führte Andreas Braun, Chef der baden-württembergischen Tourismus Marketing GmbH, auf die Bettensteuer zurück, die Freiburg seit Anfang 2014 als einzige Stadt erhebt. Dallmann schmettert diese Interpretation ab: „Das ist die Ferndiagnose eines Quereinsteigers.“ Für ihn ist der eigentliche Grund der Negativbilanz die Polizeiakademie. Diese sei zwar teilweise noch in Betrieb, aber nicht mehr meldepflichtig. Das mache 40.000 Übernachtungen weniger. Würden diese in die Bilanz mit eingerechnet, liege Freiburg bei einem Plus von fast 0,8 Prozent, so Dallmann. Wegen der Bettensteuer seien möglicherweise ein paar Busreisen abgesagt worden, die Auswirkung bewege sich aber im „kleinen Bereich“. In Baden-Württemberg ist die Zahl der Übernachtungen in der Hotellerie um 3,8 Prozent gestiegen. Dazu trägt auch Freiburg bei: Die Bettenauslastung hier ist weiterhin die höchste des Landes. Mit 56,2 Prozent ist sie konstant zum Vorjahr. „Und das, obwohl wir 150 Zim-

Angeknabberte Altbauten: Am Siegesdenkmal wird Platz für ein neues Motel

One geschaffen.

mer mehr haben“, betont der FWTMChef. Der Landesschnitt liegt bei 41,4 Prozent. Freiburg wird gefolgt von Heidelberg (53 Prozent) und Stuttgart (52 Prozent). Steigerungspotenzial sieht Dallmann nur bedingt. „Wir haben den Deckel erreicht. Mehr Wachstum kann es nur geben, wenn es mehr Betten gibt.“ Das wird in absehbarer Zeit der Fall sein. „Die Amerikaner haben Freiburg entdeckt“, schwärmt Dallmann. Vier Hotelprojekte von US-Ketten sind derzeit in Planung: ein Super 8-Hotel der Wyndham-Gruppe mit 200 Zimmern auf dem Güterbahn-Areal, ein Hampton by Hilton mit 175 Zimmern am gleichen Standort, ein Haus der Intercontinental-Gruppe mit 125 Zimmern auf dem Strabag-Gelände und ein Motel One am Friedrichring mit 200 Zimmern. Geht es indes nach so manchem Bürger, kann Freiburg im Bereich Tourismus sparen. Das geht aus dem Beteiligungshaushalt 2015/16 der Stadt

hervor. Rund 2500 Freiburger haben sich dabei geäußert. 35 Prozent der Befragten sehen beim Thema „Wirtschafts-/Tourismusförderung und Messen“ Einsparpotenzial. Freiburg ist auch mit weniger Investitionen für Touristen reizvoll, sagen die Kritiker. Dallmann findet das nicht repräsentativ: „Nur etwa ein Prozent der Freiburger hat sich beteiligt.“ Er ist sich sicher: Wenn die Bürger wüssten, dass die FWTM-Ausgaben auch die Sanierung des Konzerthauses betreffen, würden sie das anders sehen. Für ausländische Gäste spielt das wohl kaum eine Rolle. Fünf Prozent mehr als noch im Vorjahr übernachteten 2014 in der Stadt. Die meisten kommen aus der Schweiz, gefolgt von Frankreich, Italien und den Niederlanden. Auch das Elsass legt touristisch zu: Mit 25,5 Millionen Übernachtungen (+ 1,7 Prozent) bejubeln unsere Nachbarn ein Rekordergebnis. Die meisten Gäste kommen aus Deutschland. Till Neumann

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Interview

Betreuen 14,6 Milliarden Kundengelder: Volksbank-Vorstand Uwe Barth (l.) und Sparkassen-Chef Marcel Thimm.

Konfflikte, Kassenlage und Konfrontationen

Freiburgs Bankbosse Uwe Barth und Marcel Thimm im Doppelinterview

Fotos © ns

D

ie beiden großen Publikumsbanken haben ihre jüngsten Bilanzen veröffentlicht. Der SparkassenVorstandsvorsitzende Marcel Thimm und auch der Volksbank-Chef Uwe Barth legten dabei trotz der andauernden Niedrigzinsphase stabile, gute Zahlen vor. Die Sparkasse erwirtschaftete 66, die Volksbank 30 Millionen Euro (siehe Infobox). Bemerkenswert vor allem, dass die Kun-

den insgesamt 370 neue Millionen in die Banken trugen. Im schon traditionellen Jahresgespräch mit Chefredakteur Lars Bargmann bewerteten die Bankbosse aber auch den politischen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB), der neuen Regierung in Griechenland und der Schweizer Nationalbank (SNB). Und kündigen die Schließung von Geschäftsstellen an. Eine Folge der EZB-Politik.

bib: EZB-Präsident Mario Draghi will bis Herbst 2016 für schwer fassbare 1,1 Billionen Euro Anleihen und andere Vermögenswerte kaufen, um die Deflationsgefahr zu bannen. Wie bewerten Sie das? Thimm: Sehr skeptisch. Ich glaube, dass es nicht richtig ist, mit so viel Geld fehlende Strukturreformen ersetzen zu wollen. Zudem geht dieser Kurs zulasten der Sparer. Und das tut uns als Sparkasse besonders weh. bib: Ist auch Ohnmacht mit im Spiel, wenn die EZB Ihre Geschäftsmodelle attackiert? Barth: Wir müssen damit umgehen. Die Befürworter des EZB-Kurses argumentieren mit einer drohenden Deflation und dem schwachen Wachstum in der EU, die Gegner sagen, dass damit dringende Strukturreformen erschwert werden, weil die Staaten sich günstig verschulden können und so nicht gezwungen werden, Reformen zu machen. bib: Und Sie selbst?

Barth: Ich bin eher skeptisch. Anders als in den USA, wo solche Maßnahmen schneller und direkter auf die Wirtschaft wirken, wird in Europa eine erweiterte Geldmenge vor dem Hintergrund des eh schon billigen Geldes keinen wesentlichen Einfluss auf das Wachstum haben. bib: Das billige Geld macht die Reichen noch reicher, weil sie in Immobilien und Firmen investieren können, und die Armen noch ärmer, weil sie auf dem Sparbuch kaum mehr einen Inflationsausgleich bekommen. Barth: Die Niedrigzinsphase ist ein riesiges Dilemma, eine bittere Folge der Staatsschulden- und Finanzkrise. Wir vernichten zwar keine Vermögen, weil wir noch keine negativen Realzinsen haben, das ist aber ein schwacher Trost. bib: Der sogenannte kleine Mann zahlt ohnehin schon die Zeche für die Krise, die Staatsschulden, die Geldpolitik der Notenbanken. Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon nennt das kalte Enteignung.

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Finanzwelt

Thimm: Das kann man so sehen. Trotzdem raten wir unseren Kunden in der Regel, ihr Geld sicher anzulegen, auch wenn es keine hohen Zinsen gibt. Mehr Zinsen gibt es nur mit höherem Risiko, und das passt zum Profil der meisten unserer Anleger nicht. bib: Die neue griechische Regierung hat ihre Europartner lange brüskiert, bis sie am 20. Februar eingeknickt ist, weil sie wieder Geld braucht. Wie bewerten Sie das? Barth: Ich habe ein Grundverständnis für die griechische Bevölkerung, die seit sechs Jahren auf eine harte Probe gestellt wird. Auf der anderen Seite wird es nur Wohlstand geben, wenn die Wettbewerbsfähigkeit des Landes wieder hergestellt wird … bib: … Wohlstand hierzulande ist auf Arbeit und Anstrengung gegründet und nicht auf Konsum und Kredit … Thimm: Die neue Regierung hat noch nicht vom Wahlkampf auf die Regierungsverantwortung umgeschaltet. Wir haben viele andere Länder, die auch mit großen Entbehrungen einen harten Weg gegangen sind. Ich sehe das Geschehen mit großer Sorge und befürchte, dass es am Ende zu einer Konfrontation mit einem nicht angenehmen Ausgang kommen wird. Barth: Wir haben in Spanien und Portugal in diesem Jahr noch Parlamentswahlen. Die Eurogruppe darf in Griechenland nicht klein beigeben, sonst gibt es die Gefahr einer Ansteckung, das ist meine Sorge. bib: Würde der Euroraum den Austritt Griechenlands verkraften? Thimm: Ich glaube schon. Aber die griechischen Bürger wollen das nicht. Die heben jetzt ihre Euros ab, weil sie diese nicht verlieren möchten. Barth: Im Vergleich zu 2009 wäre das jetzt verkraftbar. bib: Die Franzosen spielten unter dem Titel Black Swan mal den Euroausstieg durch. Sollte Deutschland das auch machen? Thimm: Ich glaube, wenn man das Rad mit der jetzigen Erfahrung zurückdrehen könnte, würde heute keiner mehr den Euro einführen. Jetzt ist das aber keine Alternative mehr. Barth: Bisher hat Deutschland vom Euro profitiert, dank unserer Exportstärke haben wir eine gute Beschäftigungsentwicklung und eine hohe Geldwertstabilität. Ob das dicke Ende ganz zum Schluss kommt, kann niemand sagen. bib: Mitte Januar schaffte die SNB urplötzlich die Bindung des Franken vom Euro ab. Darauf schnellte der Franken sprunghaft um gut 20 Prozent nach oben. Verstehen Sie den Kurs? Barth: Die Märkte sind richtig überrascht worden, zumal es zwei Wochen vorher noch Aussagen von Direktoren der SNB gab, die sich eindeutig zum Wechselkurs von 1,20 bekannt haben. Da muss man sich wundern über die Kommunikation. Das ist ein Vertrauensverlust. Thimm: Der Wechselkurs hat damit die Schweizer Wirtschaft nach 2011 nun erneut vor dramatische Probleme

gestellt. Unsere Region profitiert davon erst einmal, weil noch mehr Schweizer Kaufkraft nach Südbaden fließt. bib: FAZ und Handelsblatt haben hernach als Erste über eine heimliche Ankopplung berichtet. Die SNB arbeite an einer Art inoffiziellem Euro-Mindestkurs in einem Korridor von 1,05 bis 1,10 Franken je Euro. Dieses Wechselkursziel würde sich die SNB durchaus zehn Milliarden Franken kosten lassen. Barth: Ich kann mir gut vorstellen, dass die SNB weiter am Markt interveniert. Thimm: Das glaube ich auch. Mit der Schocktherapie hat die SNB zwar viele normale Wirtschaftstreibende vor den Kopf gestoßen, aber sie hat sicher auch viele Spekulanten abgeschüttelt, die jetzt ihre Wunden lecken. bib: Herr Thimm, die Ulmer Sparkasse hatte rund 22.000 hochverzinste Scala-Sparverträge mit ihren Kunden geschlossen. Nun wurde das dem Institut – angesichts des jahrelangen Zinstiefs – zu teuer und es will die Verträge kündigen. Vor dem Landgericht kassierte die Bank eine Pleite. Wie bewerten Sie das Vorgehen? Ein Imageschaden für die Sparkasse, den Hort der Seriosität … Thimm: Ja, das ist es. Die Berichterstattung war aber auch nicht immer seriös. Die Ulmer Verträge können stark zulasten der Bank gehen, sie haben ihren Kunden deshalb sehr attraktive Alternativen angeboten und meines Wissens noch keinen einzigen Vertrag gekündigt. bib: Stehen Sie vor ähnlichem Problem? Alte, teure Verträge und niedrige Zinsen am aktuellen Markt … Thimm: Ja, auch wir haben langfristige Sparverträge mit aus heutiger Sicht hohen Zinsen. Aber wir haben ja auch Kredite mit höheren Zinsen. Und Verträge müssen eingehalten werden. bib: Die Deutschen sind Aktienmuffel, auch wenn der DAX in historischen Höhen fliegt. Von den mehr als fünf Billionen Euro Privatvermögen sind keine zehn Prozent in Aktien angelegt. Stagniert bei Ihnen das Aktiengeschäft? Barth: Man muss das historisch verstehen: Der Deutsche ist über Jahrzehnte in seinem Sparverhalten von der Rente geprägt worden. Das hat sich erst in den letzten Jahren geändert. In den USA gibt es kein Rentensystem, deswegen herrscht da eine andere Sparkultur, die USA haben 50 Prozent in Aktienmärkten, aber auch die Holländer mit 30 oder die Schweden mit 25 liegen weit über den Deutschen. Thimm: Wir sind mit der Einstellung bisher ja so schlecht nicht gefahren. Und als die Menschen mal risikofreudiger waren, ist das prompt in die Hose gegangen. Zur Jahrtausendchilli | business im Breisgau | 03.2015 | 11


Interview

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wende platzte der neue Markt, 2009 gab es einen Aktiencrash. Trotzdem würde ein etwas höherer Aktienanteil am Sparvolumen bei vielen Menschen Sinn machen. Wir sahen 2014 bei unseren Kunden auch das erste Mal wieder nennenswerte Investitionen im Aktienbereich. Fonds spielen die Hauptrolle. Barth: Bei uns haben die Kunden mehr in Wertpapiere und Zertifikate und Aktienfonds investiert, nicht so sehr in Einzelaktien. bib: Besonderheiten in der 14er Bilanz? Thimm: Die entspannte Risikosituation. Es gab kaum Pleiten mit Kreditverlust. Und wenn, dann hatten wir bereits höher vorgesorgt, netto also überhaupt keine Verluste. Das war in den letzten 30 Jahren anders. Barth: Ich habe es noch nie erlebt, dass wir drei Jahre hintereinander überhaupt keine Zufuhren im Risikobereich hatten. bib: Eine positive Folge der Krise? Die neue Vorsicht des Unternehmers? Thimm: Ja schon, aber auch eine Folge von Basel II, das hat auf beiden Seiten, bei Banken und Unternehmen, etwas verändert. Die zweite Besonderheit ist, dass im letzten Quartal die Investitionen angesprungen sind. Diese Belebung macht Hoffnung, weil das immer ein Spiegelbild der regionalen Wirtschaft ist. Auch auf der Einlagenseite haben wir ein ordentliches Wachstum, aber noch erfreulicher ist wegen der Investitionen die Kreditseite.

Barth: Bei den Einlagen sind wir überrascht worden, die legten leicht zu. Bei den Krediten kann ich Ähnliches berichten. Der Region geht es gut, es war ein gutes Kreditjahr. bib: Wenn die EZB weiter so agiert, werden Ihre Erträge zurückgehen. Barth: Natürlich. Die seit mehr als 100 Jahren bewährten Geschäftsmodelle von Volksbanken und Sparkassen gründen auf den Zinsertrag, weil wir eben nicht im weltweiten Investmentgeschäft unterwegs sind. bib: Also müssen Sie noch heftiger auf die eigenen Kosten schauen. Thimm: Wenn das Zinsniveau so bleibt, wird die Geschäftsstellenstruktur nicht so bleiben wie sie ist. Wir werden in ein paar Jahren sicher weniger als heute haben. Barth: Das ist auch bei uns ein Thema. Wir müssen Nähe neu definieren. bib: Was kostet eine kleine Filiale auf dem Land, 250.000 Euro? Thimm: Wir kalkulieren mit 250.000 bis 300.000 Euro bei anderthalb Mitarbeitern. Von unseren aktuell 71 Filialen sind 27 Kleinstgeschäftsstellen, die sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen. Aber noch mehr als ein Kostenthema ist es ein Qualitätsthema. Um gute Beratung sicherzustellen brauchen wir ausreichende Fallzahlen und ein Mitarbeiterteam, das sich untereinander austauschen kann. Weniger als drei Mitarbeiter sollten es deshalb in keiner Filiale sein. Barth: Das Internetbanking nimmt ständig zu, durch die jüngeren Generationen wird sich das weiter verändern. Wir müssen unseren Genossen gute Alternativen für wegfallende Filialen bieten. bib: Welche Geschäftsstellen es trifft, ist noch nicht entschieden? Barth und Thimm: Nein. bib: Herr Barth, Herr Thimm, vielen Dank für das Gespräch.

Bilanz Sparkasse Freiburg 2014*

Bilanz Volksbank Freiburg 2014*

Bilanzsumme 5570 (+61) Betr. Kundenvolumen 9565 (+334) – in Krediten 4066 (+143) – in Einlagen/ Wertpapieren 5499 (+191) Ertrag 167 (+6) – aus Zinsen 121 (+5) – aus Provisionen 45 (+1) Personal- & Sachkosten 101 (+5) Operatives Ergebnis 66 (+2) Ergebnis vor Steuern** 30 (+1) Steuern 22 (+1) Überschuss 8 (+/-0) Cost-Income-Ratio 59,9 Geschäftsstellen 71 (+/-0) Mitarbeiter 1275 (+8)

Bilanzsumme 2820 (+169) Betr. Kundenvolumen 5073 (+254) – in Krediten 1819 (+73) – in Einlagen/Wertpapieren 3253 (+181) Ertrag 78 (+3) – aus Zinsen 57 (+2) – aus Provisionen 22 (+1) Personal- & Sachkosten 49 (+/-0) Operatives Ergebnis 30 (+3) Ergebnis vor Steuern** 14 (+2) Steuern 10 (+2) Überschuss 4 (+/-0) Cost-Income-Ratio 63 Geschäftsstellen 48 (-1) Mitarbeiter 521 (+/-0)

*in Millionen Euro (nicht die letzten 3 Angaben); ** nach Reservenbildung und Bewertungen 12 | chilli | business im Breisgau | 03.2015


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19.02.15 15:06


Ausland

Verzweifflung trotz Wirtschaftsstärke Zu Besuch in der norditalienischen Partnerstadt Padua

Von der Uni in den Einzelhandel: Die Chemikern Silvia Bragagnolo sieht in Padua keine Zukunft mehr für sich.

V

enetien ist eine der wirtschaftsstärksten Regionen Italiens – doch die Arbeitslosenzahlen steigen, junge Italiener wandern ins Ausland ab, und ein strikter Arbeitsschutz verhindert Neueinstellungen. bib-Redakteurin Tanja Bruckert ist mit einer Delegation

der Handwerkskammer in Freiburgs Partnerstadt Padua gefahren und hat sich die Situation vor Ort angeschaut. Sie sah: Eine prächtige Kunststadt mit verzweifelten Jugendlichen, erfolgreichen Kleinunternehmen und einer rechtspopulistischen Partei an der Spitze.

Vom Prato della Valle, einem der größten öffentlichen Plätze Europas, sieht man den Baukran bereits. Einige Schritte später steht man vor dem „Antonianum“, einer alten Klosterschule. 12.000 Euro kostet hier der Quadratmeter, dafür gibt es Butlerservice und Wellness. Im wirtschaftsstarken Ventien wechseln selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Luxuswohnungen den Besitzer. Doch blieb auch das reiche Veneto von der Krise nicht verschont: Rund 20.000 Unternehmen haben seit 2008 dicht gemacht. Die Arbeitslosigkeit in der Provinz Padua ist mit 8,7 Prozent zwar noch vergleichsweise niedrig – in Italien lag sie 2014 bei 12,4 Prozent –, doch die Zahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Hatte Padua 2009 rund 17.700 Arbeitslose, waren es 2013 mehr als 34.000. Zum Vergleich: Freiburg hat trotz vergleichbarer Einwohnerzahl rund 6800 Arbeitslose. Dramatisch hoch ist die Jugendarbeitslosigkeit: 2014 war mehr als jeder dritte Italiener unter 24 Jahren ohne Arbeit. Die Lösung für viele junge Paduaner ist der Weg ins Ausland. 2013 wanderten rund 60.700 Italiener nach Deutsch-

land aus, mehr als doppelt so viele wie 2012. Die meisten kommen aus Venetien oder der Lombardei nach Deutschland, rund ein Viertel hat einen Hochschulabschluss. Auch die Universitätsstadt Padua verliert viele kluge Köpfe ans Ausland. Etwa die Chemikerin Silvia Bragagnolo. Das weitläufige Gebäude der Unione Provinciale Artigiani Padova (UPA), der paduanischen Handwerkskammer, hüllt sich in Nebel. Von italienischem Flair ist an diesem tristen Februartag nicht viel zu spüren, doch das Temperament Bragagnolos zeigt schnell, dass hier keine Deutsche sitzt. Mit fliegenden Händen erzählt die 23-Jährige von ihrem Studium, auf das Dutzende von Bewerbungen folgten – alle erfolglos. Ihr gegenüber sitzt Riccardo Abbate, Ausbilder an der Gewerbeschule Lörrach. Er wird entscheiden, ob Bragagnolo für eine Ausbildung als Bäckerin in Südbaden geeignet ist. „The job of my life“ heißt das Ausbildungsprojekt des deutschen Arbeitsministeriums und der Arbeitsagentur, das arbeitslosen Nachwuchskräften aus dem Ausland eine Ausbildung in einem deutschen Betrieb ermöglichen soll.

Fotos © tbr

Der Job Act soll’s richten

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Ausland

Momentan machen acht junge Menschen aus Padua eine Ausbildung im südbadischen Handwerk, in diesem Jahr könnten noch 30 hinzukommen. So viele sind zu den Vorstellungsgesprächen erschienen. Für Bragagnolo steht fest: Selbst wenn es heute nicht klappen sollte, sie geht ins Ausland. „Ohne Arbeitserfahrung ist es in Padua unmöglich, einen Job zu finden, und ohne Job kann ich keine Arbeitserfahrung sammeln“, beschreibt die studierte Chemikerin die Situation. Dass selbst in dieser wirtschaftsstarken Region gut ausgebildete Menschen keine Arbeit finden, liegt nicht zuletzt am strikten italienischen Arbeitsschutz. „Die Einstellungshürden sind viel zu hoch“, weiß der Freiburger Carlo Alberti, der seit sieben Jahren zwischen Freiburg und Padua pendelt, und verweist auf den Kündigungsschutz in Artikel 18 des italienischen Arbeiterstatuts von 1970. Eine Reform von Italiens Regierungschef Matteo Renzi, der „Job Act“, soll diesen nun so lockern, dass neu eingestellte Arbeiter in den ersten drei Jahren einfacher entlassen werden können. So will Renzi Unternehmen motivieren, endlich wieder Personal einzustellen. Die in Padua und Venetien regierende rechtspopulistische Partei Lega Nord ist indes gegen die Reform. Streit gibt es auch um die Steuern. So rechnete Luca Zaia, Präsident der Region Venetien für 2014, dass die Region 71 Milliarden Euro Steuern zahle, während der Staat nur 50 Milliarden in

die Region investiere. Ein Dorn im Auge der venetianischen Bevölkerung: Bei einer nicht rechtskräftigen Online-Petition im vergangenen Frühjahr stimmten 89 Prozent der Teilnehmer – laut Organisatoren 73 Prozent der Wahlberechtigten – für die Unabhängigkeit Venetiens. „Viele haben das Gefühl, dass der Norden den Süden finanziert“, so Alberti. So sei es ja auch in Bayern. Und so wie Bayern in Deutschland werde Venetien Teil Italiens bleiben. Gerade für die Industrie sei eine Unabhängigkeit ein NoGo. Und ohne die geht es in der Provinz Padua nicht: Sie macht mit 1453 Produktionsunternehmen 34,3 Prozent der gesamten Wirtschaft aus. Es sind vor allem kleine Betriebe, die international arbeiten und durch ihre Flexibilität von der Wirtschaftskrise nicht so schwer getroffen wurden. Eines von ihnen: Eine Druckerei, in der alle Harry-Potter-Bücher gedruckt werden. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig erschließt sich beim Bummel durch die historische Altstadt von Padua sofort: der Tourismus. Die prächtigen Basilikas, die 14 Kilometer Bogengänge, die Cappella degli Scrovegni mit den Fresken von Giotto, die Denkmäler, die den Besucher an fast jeder Straßenecke erwarten, machen schnell deutlich, warum die Stadt der Künste jährlich mehr als 1,2 Millionen Tanja Bruckert Touristen anzieht. 5 Anzeige

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Menschen & Meldungen

15.000 Euro gegen die Not BERLIN/ FREIBURG. Der Leiter des Freiburger Pfizer-Werks, Axel Glatz, und Personalchef Uwe Lürig haben dem Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon einen Spendenscheck über 15.000 Euro in die Hand gedrückt. Damit unterstützt das Unternehmen mit Hauptsitz in New York in Freiburg in Not geratene Bürger. „Für uns ist Freiburg ein wichtiger Standort, und wir fühlen uns der Stadt verbunden“, sagte Glatz.

S-Beteiligung mit Rekord Volles Programm auch in 2015 Foto © Sparkasse Freiburg

Siemens hilft und siegt FREIBURG. Die Siemens-Niederlassung Freiburg unterstützt die Freiburger StraßenSchule mit 3000 Euro. Niederlassungsleiter Norbert Schmidt und Jörg Oberkirch aus dem Betriebsrat überreichten die Spende an Magdalena Wolf und Christine Devic von der StraßenSchule. Zudem wurde die Siemens-Niederlassung im konzerneigenen Wettbewerb „Deutscher Meister“ in der Kategorie „Siemens erfolgreich vor Ort“.

Erfolgreicher Europapark RUST. Der 1975 gegründete EuropaPark hat im vergangenen Jahr erstmals mehr als fünf Millionen Gäste gezählt. Das Rekordergebnis hängt maßgeblich mit der in Zusammenarbeit mit dem französischen Erfolgsregisseur Luc Besson erarbeiteten Attraktion „Artur und die Minimoys“ zusammen, die 25 Millionen Euro gekostet hat und 20 Prozent mehr Franzosen nach Rust lockte. Insgesamt hat Park-Chef Roland Mack damit die 100-Millionen-Gäste-Schallmauer durchbrochen.

Gauck beruft Gumbsch BERLIN/FREIBURG. Bundespräsident Joachim Gauck hat Peter Gumbsch in den Wissenschaftsrat berufen. Damit ist der Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik (IWM) in Freiburg und Halle nun Mitglied des wichtigsten wissenschaftspolitischen Beratungsgremiums in Deutschland.

Neuer Sitz: Die S-Beteiligung hat Räume im Sparkassenbau Unterlinden bezogen. Die Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Freiburg hat im vergangenen Geschäftsjahr 1,5 Millionen Euro Gewinn gemacht und diese – nebst 700.000 Euro Zinsen – in die Bank eingespeist. So viel wie noch nie. Das Rekordergebnis von Geschäftsführer Hermann Dittmers verdankt sich nicht zuletzt dem Verkauf zweier Beteiligungen. Hier haben die Unternehmer, die einst die Geldspritze der S-Beteiligung benötigt hatten, die Anteile nun zurückgekauft. Die S-Beteiligung hält aktuell 50 Beteiligungen (mit je maximal 10 Prozent) an 40 Unternehmensgruppen mit einem Volumen von 17 Millionen Euro. Aktuell steht die Sparkassen-Tochter mit sieben weiteren Firmen in Gesprächen. „Geplant sind Investitionen in einer Höhe von 1,6 Millionen Euro“, sagte Sparkassen-Vorstand Erich Greil bei der Bilanzpressekonferenz. „Zu

uns kommen Unternehmer, die ihre Liquidität schonen wollen, aber mit möglichst viel Eigenkapital strategische Entscheidungen umsetzen wollen“, so Dittmers. Nicht immer geht die Strategie auf: Ein Betrieb musste im vergangenen Jahr in die Insolvenz gehen. Die gute Entwicklung macht der Geschäftsführer unter anderem daran fest, dass die Beteiligungsgesellschaft mit der Sparkasse im Hintergrund auf ein sehr erfahrenes Netzwerk zurückgreifen kann, sich mittlerweile in sehr vielen Branchen gut auskenne und einen engen Kontakt mit den Unternehmern pflege. „Wir sind aus Sicht der Unternehmen ein Evergreen-Fonds, wir brauchen keine Exit-Strategie wie die meisten anderen Eigenkapitalgeber, wir können den Betrieben quasi endlos zur Seite stehen.“ bar

Andreae versus Schäuble FREIBURG/BERLIN. Die Freiburger Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae (Grüne) hat den aus Freiburg stammenden Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble für die geplante Erbschaftsteuerreform kritisiert. Zwar mache ein Freibetrag zur Verschonung kleiner bis mittlerer Betriebsvermögen

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Sinn. Die von Schäuble angestrebten 70 Millionen Euro gingen allerdings „weit über die laut Bundesverfassungsgerichtsurteil zulässige Pauschalverschonung von kleinen und mittleren Unternehmen hinaus.“ Das bringe keine verfassungsfeste Regelung und damit keine Rechtssicherheit für den Unternehmensübergang.


Menschen & Meldungen

BREISGAU. Die Spareinrichtung des Bauvereins Breisgau wuchs im vergangenen Jahr um zehn Prozent oder 7,7 Millionen Euro auf 87,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2013 gab es einen Zuwachs um 4,6 Millionen Euro. Die Mitgliederzahl kletterte erstmals über 19.000 (+1226). Vorstand Reinhard Disch rechnet für den geplanten Neubau von rund 300 bezahlbaren Miet- und Eigentumswohnungen bis 2017 mit einem Investitionsvolumen von 70 Millionen Euro.

Ausgezeichnet kundenfreundlich FREIBURG. Die Sparkasse FreiburgNördlicher Breisgau hat beim 5. Freiburger Kundenspiegel zum 5. Mal in Folge den ersten Platz belegt. Sparkassen-Chef Marcel Thimm freut sich vor allem darüber, dass die Bank zum ersten Mal in allen Kategorien die jeweils höchste Wertung bekommen hat. Auch die Apotheke am Theater, Sport Kiefer, das Braun-Möbel-Center und Optik Nosch wurden ausgezeichnet.

Aurelius kauft Coats KENZINGEN. Die Handarbeitssparte des britischen Unternehmens Coats mit aktuell 110 Mitarbeitern in Kenzingen wird von der börsennotierten Beteiligungsgesellschaft Aurelius AG gekauft. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Haushalte überschuldet FREIBURG. Knapp 7,8 Prozent der Freiburger haben so viele Schulden, dass sie ihre Kredite nicht bedienen können. Die „Creditreform Freiburg Zimmermann KG” hatte die Zahlen in einem Schuldenatlas für die BZ zusammengestellt. Schon seit 2007 (8,65 Prozent) stieg die Quote nicht mehr über 8 Prozent. Wie bekannt, sind ein Hauptproblem die Wohnkosten: Im Schnitt gibt der Freiburger 44 Prozent seines Einkommens dafür aus. Ein bundesweiter Spitzenwert.

Vom Feiern zur Basisversorgung

Hiermaier neuer Chef beim EMI FREIBURG. Stefan Hiermaier ist der neue Chef beim Ernst-Mach-Institut, das Standorte in Freiburg, Wintersweiler und Holzen hat. Hiermaier, bisher Vize, folgt damit Klaus Thoma nach, der das EMI 18 Jahre lang leitete.

Hidria GIF wird GIF ActiveVent FREIBURG. Die Hidria GIF GmbH, einer der weltweit führenden Planer und Hersteller von flächenaktiven Lüftungsdecken für gewerblich genutzte Küchen, der 1976 in Freiburg gegründet worden war, hat das Dach des slowenischen Hidria-Konzerns verlassen und firmiert nun unter GIF ActiveVent GmbH. Im Rahmen eines Management-Buy-out haben die langjährigen Manager Volker Eckmann und Steffen Wintergerst das seit 2006 zur Klimasparte des Hidria-Konzerns gehörende Unternehmen übernommen. Alle 40 Arbeitsplätze in Freiburg, Prag, Lünen, Alzenau, Ulm und Mönchengladbach bleiben erhalten.

Schaub investiert FREIBURG. Das Sanitätshaus Schaub will für über zehn Millionen Euro auf einem 11.000 Quadratmeter großen Grundstück im Freiburger Gewerbegebiet Haid ein rund 7000 Quadratmeter großes Gesundheitszentrum bauen. Im April sollen die Arbeiten beginnen.

Seltmann bestätigt FREIBURG. Andreas Seltmann, Geschäftsleiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der Hekatron Vertriebs GmbH in Sulzburg, ist der alte und neue Präsident der Marketing Community Freiburg/Südbaden (macs). Er wurde bei der jüngsten Mitgliederversammlung einstimmig gewählt. Neben der Wahl des Präsidenten standen weitere Wahlen für Vorstandsämter an: Wieder gewählt wurden auch Stefan Gihring (Finanzen) und Tino Schneider (Kommunikation). Macs bib hat derzeit 217 Mitglieder.

Der Freiburger Steuerberater Erik Herr ist ein Routinier im Geschäft. Für die bib-Leser berichtet er in jeder Ausgabe über Nützliches & Kurioses, Aktuelles & Steuerbares. Foto: © privat

Bauverein stark

Kolumne

Betriebsveranstaltungen: Ab 2015 sind wieder sämtliche Kosten einzurechnen, auch Begleitpersonen werden nun den Mitarbeitern zugerechnet. Pro Beschäftigtem können Sie aber zweimal jährlich einen Freibetrag von 110 Euro in Anspruch nehmen. Erstmalige Berufsausbildung: Mit Jahresbeginn hat der Gesetzgeber zwar verboten, solche Kosten als Betriebsausgaben (BA) oder Werbungskosten (WK) abzuziehen. Das wird aber wohl nicht halten: Es ist bereits ein Musterverfahren beim Bundesverfassungsgericht anhängig. Diese Kosten sind daher vorsorglich weiter als BA oder WK zu erklären. Lohnsteuerfreie Arbeitgeber-Leistungen: Beruflich bedingte Betreuungskosten für Kinder (bis 14) oder pflegedürftige Angehörige können nun bis zu 600 Euro pro Mitarbeiter und Jahr steuer- und sozialversicherungsfrei übernommen werden. Aber nur, wenn sie zusätzlich zum Lohn gezahlt werden. Der Empfänger muss sie als selbstständige Einkünfte erklären, falls nicht nur Kostenersatz geleistet wird. Vorauszahlungen von Honoraren: Durch Bilanzierung konnte bei Einzelunternehmern oder Personengesellschaften bisher die Besteuerung von Vorauszahlungen an Architekten oder Ingenieure bis zur Stellung der Schlussrechnung aufgeschoben werden. Durch ein neues Urteil tritt nun aber die Ergebnisrealisation sofort ein, falls solche Abschlagszahlungen nach der HOAI angefordert werden. Basisversorgung: Der bisher feste Jahreshöchstbetrag von 20.000 Euro wird ab sofort jedes Jahr gesteigert. Für 2015 gelten 22.172 Euro. www.herr-stb.de

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Menschen & Meldungen

S-Immo vermittelt für 50 Millionen Euro

Fey neuer RKK-Chef

Mit schwesterlichem Beistand: Helmut Schillinger (l.) übergibt an Bernd Fey. FREIBURG. Bernd Fey (50) heißt der Nachfolger des langjährigen Geschäftsführers des RKK-Klinikums Helmut Schillinger (65). Fey ist seit mehr als 20 Jahren als Führungskraft in der Gesundheitswirtschaft tätig, zuletzt als Geschäftsführer der Kliniken Schmieder mit sechs Standorten in Baden-Württemberg.

Solar-Fabrik erhält Auftrag FREIBURG. Die in der Insolvenz befindliche Freiburg Solar-Fabrik liefert 24.000 Module mit einer Leistung von sechs Megawatt für das Repowering (neue starke Module ersetzen alte schwächere) eines Solarparks auf einer Konversionsfläche in Deutschland. „Aufgrund der guten Erfahrungen mit der Solar-Fabrik haben wir auch bei diesem Projekt auf deren Qualitätsmodule gesetzt“, so Steffen Binzel, Geschäftsführer Vertrieb der Densys PV5 GmbH.

9,5 Millionen Euro fürs Dreisamtal STEGEN. Der 1981 von Claus Wandres gegründete Maschinenbauer Wandres baut im Stegener Gewerbepark für 9,5 Millionen Euro eine neue Produktionshalle. Auf rund 6850 Quadratmetern will Wandres, aktueller Jahresumsatz rund 20 Million Euro, seine Hightech-Reinigungsanlagen fertigen. Zum Vergleich: 2007 waren es noch zwölf Millionen Euro. Wandres beschäftigt 110 Menschen.

Visualisierung © Sacker Architekten

Foto © RKK

Begehrtes Objekt: Auf dem Güterbahnhof entstehen attraktive Neubauten. Die Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg hat im vergangenen Jahr 222 Wohnungen und Häuser für rund 50 Millionen Euro an den Mann oder die Frau gebracht und damit nach Schätzungen des business im Breisgau rund 2,2 Millionen Euro verdient. Geschäftsführer Thomas Schmidt ist optimistisch, dass im laufenden Jahr das Ergebnis noch besser wird, weil die S-Immo großen Erfolg mit der Vermarktung der 74 Wohnungen auf dem Güterbahnhof hat: „80 Prozent sind bereits reserviert.“ Ein Quadratmeter kostet hier im Schnitt 4155 Euro – bei „toller Ausstattung“. Nach seiner Kenntnis wird der Gutachterausschuss der Stadt Freiburg Ende März berichten, dass die Preise in Freiburg im Neubaubereich im Vergleich zu 2013 moderat um etwa fünf Prozent gestiegen

sind. Die Steigerungskurve flache ab. Deutliche Worte findet Schmidt, wenn es um die „Regulierungswut“ des Gesetzgebers geht: Die Mietpreisbremse sei ein stumpfes Schwert, die Eigentümer würden dann eben andere Kosten erhöhen. Das Besteller-und-BezahlerPrinzip bei den Maklern sieht er ebenso skeptisch: „Wenn mich ein Wohnungssuchender anruft, dann darf ich dem nach aktueller Lage keine Wohnung anbieten, die ich schon im Angebot habe, weil ich die ja im Auftrag des Eigentümers im Angebot habe. Oder ich arbeite kostenlos.“ Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr sei er angesichts sehr schwieriger Rahmenbedingungen (knappes Bauland, lange Genehmigungszeiten im fünften Jahr des Angebotsengpasses) „sehr zufrieden“. bar

Riesterer kandidiert

Forscher erhält 1,8 Millionen

ESCHBACH. Der Geschäftsführer des Gewerbeparks Breisgau, Markus Riesterer, will Bürgermeister von Eschbach werden. Der 47-Jährige ist seit sechs Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister von Horben, war von 2007 bis 2009 CDUKreisverbandsvorsitzender und war bis 2009 auch schon zehn Jahre lang hauptamtlicher Bürgermeister von Sölden.

FREIBURG. Der an der Freiburger Universität arbeitende Quantenphysiker Tobias Schätz erhält mit einem Consolidator Grant eine renommierte Auszeichnung des Europäischen Forschungsrats und für die nächsten fünf Jahre eine Förderung von 1,8 Millionen Euro. Schätz arbeitet daran, Atome und Ionen mit Licht einzufangen.

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Menschen & Meldungen

Neue Doppelspitze

3. BusinessRun in Freiburg

SÜDBADEN. Simone Stahl ist neue nebenamtliche Geschäftsführerin bei der Regio-Verkehrsverbund Freiburg GmbH (RVF). Sie leitet seit 2005 auch die Geschäfte der SüdbadenBus GmbH (SBG) und beerbt nun Christoph Landwehr, ebenfalls SBG-Geschäftsführer, der zusätzlich Aufgaben bei DB Regio Bus Baden-Württemberg übernehmen wird. Dorothee Koch, die hauptberufliche Unternehmensbereichsleiterin der Freiburger Verkehrs AG (VAG), wurde als RVFGeschäftsführerin für weitere fünf Jahre bestätigt.

FREIBURG. Nach 1300 bei der Premiere und 3800 im Vorjahr rechnet die BusinessRun Freiburg GbR in diesem Jahr mit mehr als 5500 Teilnehmern. Die GbR gehört zu je 50 Prozent der Kölner BusinessRun Veranstaltungs GmbH und der runabout sports Freiburg GmbH, die auch den Freiburg-Marathon ausrichtet. Der BusinessRun führt das Feld am 11. Juni am Ende einer sechs Kilometer langen Strecke ins Schwarzwald-Stadion. Anmeldungen unter: www.business-run-freiburg.de

Bank spendet Bauwagen FREIBURG. Die BBBank unterstützt den Waldorfkindergarten Kleine Linde in Freiburg mit 100 Euro. Von dem Geld kann ein Bauwagen für die Kinder angeschafft werden.

Innovationspreise für 8000 Euro SÜDBADEN. Die Technologiestiftung BioMed Freiburg vergibt seit 1992 im zweijährlichen Turnus einen Innovationspreis an kleine und mittlere Unternehmen und Existenzgründer, die besonders innovativ und bereits erfolgreich am Markt sind. In diesem Jahr gingen die jeweils mit 2000 Euro dotierten Preise an die Enit Energy IT Systems GmbH (Freiburg), ans Gründungsprojekt „immune2day“, an die pro med instruments GmbH (alle Freiburg) sowie an die Schreinerei Wolfgang Fünfgeld aus Müllheim.

Seifriz-Preis Handwerk + Wissenschaft FREIBURG. Der Verein Technologietransfer Handwerk zeichnet bereits zum 27. Mal solche Unternehmer und Forscher mit dem Seifriz-Preis Handwerk + Wissenschaft aus, die gemeinsam innovative Produkte entwickelt und auch

schon auf den Markt gebracht haben. Die Gewinnerteams erhalten Preisgelder in Höhe von insgesamt bis zu 25.000 Euro. Bewerbungsschluss ist der 10. Juni 2015. Info: www.seifriz-preis.de. 5 Anzeige

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Menschen & Meldungen

Weniger Arbeitslose

6,4 Millionen Euro für Industrieparks

Stiftung feiert Richtfest FREIBURG. Die Heiliggeistspitalstiftung feierte Anfang März das Richtfest beim Neubau eines Pflegehauses an der Heinrich-Heine-Straße in Freiburg. Das Haus Marga Sauter wird 38 Pflegeplätze in Wohngruppen für 10 bis 14 Menschen bieten und im Spätherbst dieses Jahres bezugsfertig sein. Das Investitionsvolumen liegt bei 6,5 Millionen Euro.

Genossen bauen FREIBURG. Die Baugenossenschaft Familienheim Freiburg eG hat neben ihrer Geschäftsstelle in der Gaußstraße mit dem Bau eines neuen Servicezentrums für die Mitglieder begonnen. Zudem entsteht ein moderner Tagungsund Konferenzraum, in dem auf 80 Quadratmetern Informationsveranstaltungen für Mieter stattfinden können. Für die Planung zeichnet das Freiburger Büro Hetzel + Ortholf Architekten verantwortlich. Anfang 2016 soll es fertig sein. Zu den Investitionen wurden keine Angaben gemacht.

Viele Stellen noch unbesetzt

Foto © IG Bau

SÜDBADEN. Die Badenova AG und das E-Werk Mittelbaden haben den Zuschlag für das EU-Projekt „Vernetzte Industrieparks“ erhalten, das neue Technologie-Impulse beim Energiemanagement in Unternehmen sowie in Gewerbe- und Industriegebieten liefern soll. Profitieren werden das Industriegebiet Nord in Freiburg, die Gewerbegebiete in OffenburgBohlsbach und Elgersweier sowie das Industriegebiet in Lahr, wo pilothaft effizienzsteigernde Technologien eingesetzt werden sollen. Die Fördermittel für das millionenschwere Vorhaben kommen von der EU und dem Land Baden-Württemberg. Insgesamt sind Investitionen in Höhe von 6,4 Millionen Euro geplant. Schon jetzt beteiligen sich rund 20 Unternehmen an dem Projekt. Mehr Info: www.regiowin.eu, www.klimaschutz-oberrhein.de.

Saubere Sache: In Südbaden herrscht beinahe Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenquote in Freiburg sowie den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen ist im Februar um 0,1 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent gesunken. Das teilt die Agentur für Arbeit Freiburg mit. Demnach waren 15.058 Frauen und Männer arbeitslos, 297 weniger als im Vormonat. Die Jugendarbeitslosigkeit bleibt mit 2,4 Prozent weiter niedrig. Zum Vergleich: In Italien lag sie 2014 bei 41,2 Prozent. Hierzulande hofft Agenturchef Christian Ramm auf weiter sinkende Zahlen: „Es gibt weniger Arbeitslose als vor einem Jahr, und die Arbeitgeber melden uns viele Stellenangebote. Darüber freue ich mich.“ Die geringe Jugendarbeitslosigkeit dürfe nicht Anlass sein, in den Bemühungen nachzulassen, junge Menschen an der Schwelle von der Schule in den Beruf nach besten Kräften zu unterstützen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wies in einer

Studie nach, dass eine frühe Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt das spätere Risiko, arbeitslos zu werden und es vor allem zu bleiben, nachhaltig verringert. „Auf der anderen Seite müssen wir für die vielen Stellenangebote zusätzliche Beschäftigungspotenziale erschließen, auch qualitativ.” Er richte den Blick auf ungelernte Beschäftigte, auf die Stille Reserve (Wiedereinstieg, Asylbewerber) sowie auf Jugendliche und Fachkräfte aus dem Elsass und der Europäischen Union. Während die Zahl der Arbeitslosen in Freiburg und Umland sowie im Markgräflerland abnahm, stieg sie im Landkreis Emmendingen und im Hochschwarzwaldleicht an. Freiburg hat 6829 Arbeitslose (-161 oder 0,1 auf 6,0 Prozent), der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald saldiert 4992 (-148 oder 0,1 auf 3,6 Prozent), der Landkreis Emmendingen 3237 (+30, bib unverändert 3,6 Prozent).

85 Millionen fürs Staudinger

Buss wird Chef

FREIBURG. Das Freiburger Rathaus will für 85 Millionen Euro die Staudinger Gesamtschule neu bauen. Am 28. April entscheidet darüber der Freiburger Gemeinderat. Am Staudinger lernen derzeit knapp 1300 Schüler.

LAHR. Christian Buss, 51, ist der neue Leiter des Finanzamts und beerbt damit Karl-Heinz Huy, der ans Finanzamt Villingen-Schwenningen wechselt. Für die Lahrer Finanzbehörde arbeiten 170 Menschen. bib

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Unternehmen

Überleben im Haifischbecken Brauerei Ganter schaltet nach 150 Jahren Produktion einen Gang zurück

Herrlich gelegen: Für das reine Brauereigeschäft benötigt Ganter nur ein Viertel des Areals. Die weitere Entwicklung des Grundstücks werde aber noch durch die Planungen für den Stadttunnel blockiert.

Fotos © Ganter, sr

I

n diesem Jahr feiert die Brauerei Ganter in Freiburg ihr 150-jähriges Jubiläum. Die Geschäftsführer freuen sich nicht nur darüber: Die Umstellung auf das regionale Geschäft und die Umstrukturierung der Produktionstechnik zahlen sich bereits aus.

Projekt habe man überlegen wollen, wie man in dem „Haifischbecken Biermarkt“ weiter überleben kann, erklärt Geschäftsführer Detlef Frankenberger. Durch politische Entscheidungen wie dem Alkoholverbot am Arbeitsplatz oder die Senkung der Promillegrenze im Verkehr, aber auch den

In den 80er Jahren fuhr ein Weihnachtszirkus durch Deutschland, der mit seinen Elefanten auch in Freiburg Halt machte. Da die Elefanten kaltes Wasser nicht vertrugen, füllte der Zirkusdirektor das warme Kühlwasser der Brauerei Ganter ab, um seine Tiere zu versorgen – sozusagen für eine Elefantensauna. Wasser für Elefanten braucht Ganter heute nicht mehr bereitzustellen. Die Brauerei modernisierte vor fünf Jahren mit dem Projekt „Ganter 2010“ ihre komplette Technik, arbeitet seither mit neuer Pumpe und Kälteanlage und verbraucht 60 Prozent weniger Wasser. Nebenkosten und auch der Gasverbrauch haben sich halbiert. Mit dem

»Wir sind keine Traumtänzer« demographischen Wandel und ein neues Gesundheitsbewusstsein ist der Bierverbrauch in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Hätten die Ganters weitergemacht wie bisher, hätten sie Massenbiere herstellen und umziehen müssen. Oder sich in die Arme einer größeren Brauerei legen. Übernahmeangebote habe es genügend gegeben, erzählt Geschäftsführerin Katharina Ganter-Fraschetti. Die Brauerei hat sich indes vom Massengeschäft zurückgezogen und konzentriert sich aufs regionale Geschäft und auf

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die Produktion von Spezialitäten wie einem hellen Lager. Die Hälfte des Personals aus Spitzenzeiten wurde entlassen, heute arbeiten noch 42 Menschen bei Ganter. „Wir sind keine Traumtänzer“, sagt Ganter-Fraschetti, „es war die richtige Entscheidung.“ Der Gewinn des operativen Geschäftes ist derzeit noch gering, aber Frankenberger ist sicher: „Die neue Technik hält 20 bis 30 Jahre. So lange müssen wir nichts mehr in die Produktionstechnik investieren, und wenn die Abschreibungskosten zurückgehen, wird auch der Gewinn höher.“ Von den 30.000 Quadratmetern des Ganter-Areals wird nach der Umstrukturierung nur noch ein Viertel für die Bierproduktion gebraucht. Den Rest wolle man nutzen für Wohnungen und Gewerbeflächen. Ein Teil des Areals wird bereits umgebaut für die Tanzschule Gutmann: Diese will dort ihre Zentrale einrichten und die Fläche für Großevents nutzen. Für den Umbau des restlichen Geländes sei man noch in der Wartschleife.


Jubiläum

Stolz: Detlef Frankenberger (l.), Katharina Ganter-Fraschetti mit neuer Ganter-Biografie und Ernst Ludwig Ganter.

Da der geplante Stadttunnel in Freiburg am engen Ganterknoten einen Vollanschluss bekommt (Autofahrer können von jeder Richtung raus- oder reinfahren), muss in einem etwa fünf Meter breiten Streifen auch unter dem GanterAreal gebaut werden. Erst danach soll der Bebauungsplan für Ganter erstellt werden. „Wie lange sich das noch ziehen wird, wissen wir nicht“, sagt Geschäftsführer Ernst Ludwig Ganter. Auch das Freiburger Rathaus sei sehr interessiert am Umbau, „weil Wohnungen dringend gebraucht werden“, so Frankenberger. Ursprünglich sollte der Umbau des Areals schon Ende 2014 abgeschlossen sein. Da aber das Regierungspräsidium Freiburg mitentscheide, ginge alles etwas länger. RP-Sprecher Matthias Henrich erklärt, dass die Vorplanung nun abgeschlossen sei. Nun laufe die Abstimmung zwischen Ganter, Stadt Freiburg und dem RP, um die verschiedenen Bedürfnisse in Einklang zu bringen. Ganter wird auch diese Zeitspanne noch aushalten können: Bei der IHK Südlicher Oberrhein sind nur 0,2 Prozent aller 60.500 gemeldeten Betriebe älter als 150 Jahre. Ganter gehört dazu. Alle drei Ganter-Chefs prognostizieren: „Wenn es so weitergeht, produzieren wir auch in 150 Jahren noch.“ Sophie Radix 5 Anzeige

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Steuern

Keine Finanzierung in Fremdwährung Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht über die Auswirkung von Kursgewinnen und -Verlusten

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Foto © ns

it der überraschenden Loslösung vom Euro hat die Schweizer Notenbank die eigene Wirtschaft vor enorme Aufgaben gestellt, den einen oder anderen Spekulanten abgeschreckt, in der Schweiz arbeitende Deutsche über Nacht mit einer satten Lohnerhöhung beschenkt, andererseits deutsche Auftragnehmer bei den Eidgenossen vor neue Herausforderungen gestellt. Es gibt aber auch auf der privaten Ebene Auswirkungen: Finanzierungen, insbesondere von Immobilien, wurden aufgrund der hohen Zinsdifferenzen bisher oft in fremder Währung abgeschlossen. Die Wechselkursrisiken wurden dabei bewusst, zuweilen auch unbewusst, in Kauf genommen. Dabei sind sie erheblich: So sank der Wechselkurs des Schweizer Franken seit 2010 von etwa 1,50 Euro pro Franken auf aktuell rund 1,07 Euro. Der Euro hat in dieser Zeit also rund 30 Prozent an Wert verloren. Ungezählte Anleger, Investoren und Darlehensnehmer fragen sich nun, ob und wenn ja wie insbesondere Kursverluste steuerlich angesetzt werden können. Im Rahmen privater Veräußerungsgeschäfte zählen zu den Wirtschaftsgütern (§ 23 Abs. 1 Nr. 2 EStG) auch Devisen. Demnach sind Gewinne oder Verluste, die innerhalb der Spekulationsfrist von einem Jahr erzielt werden, steuerpflichtig. Realisiert werden sie durch Zurücktausch in den Euro oder eine andere Fremdwährung. Ein Wechselkursgewinn über den Freibetrag von 600 Euro ist steuerpflichtig, ein Verlust nur innerhalb der sonstigen Einkünfte nutzbar und rück- oder vortragbar. Es liegt kein „Spekulationsgeschäft“ vor, wenn wegen der Ausnutzung von

Zinsdifferenzen in einer Fremdwährung Darlehen aufgenommen werden, die innerhalb eines Jahres nach Abschluss des Vertrages zurückgezahlt werden, schrieb das Bundesfinanzministerium im Oktober 2004. Hier liegt aktuell eine Revision (BFH IX R 38/07) beim Bundesfinanzhof. Auch Kapitalerträge auf Guthaben in fremder Währung führen bei einem Umtausch nicht zu einem privaten Veräußerungsgeschäft, da diese nicht angeschafft wurden (BMF 25.10.2004 TZ 42). Zudem sind Wechselkursgewinne oder -verluste außerhalb der Spekulationsfrist nicht steuerbar. Laufende Kapitaleinkünfte (etwa Veräußerungsgewinne aus Aktien, gewerbliche Einkünfte oder aus nicht selbstständiger Arbeit) sind dagegen im Bezugszeitpunkt mit den aktuellen Wechselkursen umzurechnen. Gewinne oder Verluste aus der Umrechnung in Euro (zu einem gegenüber der Vorperiode geänderten Wechselkurs) werden dann im Rahmen der Einkünfteermittlung besteuert. Nimmt ein deutscher Steuerzahler ein Darlehen in ausländischer Währung auf, um damit den Kauf einer vermieteten Immobilie zu finanzieren, sind (gem. BFH-Urteil vom 09.11.1993) die Kursverluste bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung übrigens nicht als Werbungskosten absetzbar, weil sie nicht direkt durch die Vermietung veranlasst wurden, sondern, weil sich die in ausländischer Währung zu tilgende Kreditverbindlichkeit umgerechnet in Euro erhöht hat. Dieser Mehraufwand ist daher der Vermögenssphäre zuzuordnen – ebenso wie die reguläre Tilgung eines Darlehens in inländischer Währung. Bei weiter fallenden Kursen haben Immobilienkäufer noch ein ganz anderes Problem: Das Beleihungsobjekt, die Immobilie, wird in Euro bewertet, ergo sinkt der Beleihungswert in Schweizer

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Kompetent in Steuerfragen: Mathias Hecht. Franken mit jeder Aufwertung desselben gegenüber dem Euro. Unterschreitet der Beleihungswert dann eine kritische Grenze, wird die finanzierende Bank eventuell weitere Sicherheiten vom Darlehensnehmer fordern – oder eine Umschuldung in Euro verlangen. Das kann sogar bis zur Kündigung des Darlehens führen. Dies geschieht für den Darlehensnehmer oftmals zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, der mögliche Kurserholungen nicht mehr abwarten kann. Fazit: Die Finanzierung in einer Fremdwährung wie dem Schweizer Franken ist auf Grund der erheblichen Wechselkursrisiken für einen Großteil der Privatpersonen nicht zu empfehlen. Die begrenzte steuerliche Abzugsfähigkeit von Verlusten verstärkt nur noch das Wechselkursrisiko. Die aktuell bestehenden Zinsdifferenzen zwischen dem In- und Ausland kompensieren diese Risiken nicht. Mathias Hecht Hecht und Partner GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Leopoldring 3, 79098 Freiburg www.hechtundpartner.de


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Great place to work: Hekatron Der Seriensieger aus Sulzburg

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Foto © Great Place to Work® Institute

er Sulzburger Rauchwarnmeldespezialist Hekatron hat am 4. März in Berlin beim Wettbewerb „Great Place to Work, Deutschlands Beste Arbeitgeber 2015" gleich zwei Preise eingeheimst. Sowohl die Hekatron Technik GmbH mit 354 Beschäftigten als auch die Vertriebs GmbH mit 256 Mitarbeitern wurden ausgezeichnet. Schon 2013 hatten die Sulzburger zweifach gewonnen, 2011 und 2009 war es jeweils der Vertrieb. „Da der Großteil der Wertung durch anonyme Mitarbeiterbefragungen zustande kommt, sind wir stolz auf uns und auf unsere Mitarbeiter“, sagt Personalchef Matthias Lehmann. Ferienbetreuung, flexible Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Beruf und Lebensumfeld, Duschhandtuchservice, besondere Angebote für Radfahrer oder älter werdende Beschäftigte – die Liste der mitarbeiterfreundlichen und -fördernden Themen ist lang. Schwer in eine Liste oder Tabelle einzutragen ist indes das noch Wichtigere: „Wir sehen in erster Linie den Menschen, für uns sind sie eben kein Humankapital, sondern elementarer Bestandteil des Unternehmenserfolgs“, sagt Lehmann.

Das frohe Hekatron-Trio Andreas Seltmann, Matthias Lehmann und TechnikGeschäftsführer Michael Roth (v.l.n.r.). Er selbst lebt es vor: Am 6. März stand er morgens um 5.30 Uhr vorm Werkstor und verabschiedete die Nachtschicht. Alle 700 Beschäftigten, darunter derzeit 36 Auszubildende, bekamen nach der Preisverleihung ein kleines Dankeschön in die Hand gedrückt. Allein im vergangenen Jahr stellte Hekatron 120 neue Menschen ein. In diesem Jahr sind 50 weitere geplant. Das Geschäft mit Rauchmeldern brummt. Man wachse aber in allen Bereichen. Auch Lehmann kennt natürlich das Problem, gute Mitarbeiter zu bekommen und zu halten. „Aber wir sind ein besonderer Arbeitgeber, wir haben interessante Jobs, und wenn die künftigen Kollegen schon sagen, dass man bei uns sehr gute Arbeitsbedingungen hat, dann wirkt das auch.“ Mit den Preisen bekommen die 100 besten Fir-

men auch die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung – für Lehmann das Wichtigste: „Dann können wir genau sehen, wo wir gut sind, wo wir super sind oder wo wir noch was machen müssen.“ Dazu wird es dann eigene Workshops geben. Die sichtbareren Dokumente der Auszeichnungen stehen als Glas-Stelen im Firmeneingang. „Die müssen die Mitarbeiter jeden Tag sehen, schließlich wird der Preis im Wesentlichen durch sie verliehen.“ Manche der Preisgekrönten erklärten in Berlin, wie sich ihr Investment in die Mitarbeiter auch wirtschaftlich rechne. Da kann Lehmann nur den Kopf schütteln: „Wenn ich meinem Chef das vorrechnen müsste, dann wäre das hier nicht mein richtiger Arbeitsplatz.“ Der Mann arbeitet seit siebeneinhalb Jahren in Sulzburg. Bisher wollte sein Chef offenbar noch keinen solchen Rechenschaftsbericht. bar 5 Anzeige

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business im Breisgau

Insel zwischen Stadtrand und Naherholung Ein Streifzug durchs Gewerbegebiet Hochdorf

Gewerbe im grünen Bereich: Auf 170 Fußballfeldern sind in Hochdorf rund 300 Betriebe tätig. Foto: Ballonteam Norbert Blau

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ie ein Keil schiebt sich das Gewerbegebiet Hochdorf zwischen die am Stadtrand von Freiburg gelegenen Ortsteile Landwasser und Hochdorf. Dazwischen liegen nur noch die Autobahn und die Elsässer Straße, die die beiden Ortsteile und das Gewerbegebiet miteinander verbindet.

Die zwei offenen Seiten grenzen an den Mooswald und den Hochdorfer Wald, an Bannwälder, Naturschutzgebiete und Fauna-Flora-Habitate. Wer hier arbeitet, ist in wenigen Schritten mitten in der Natur, an Fließgewässern und Radwegen. Die besonderen Standortgegebenheiten bedingen, dass das Gewerbegebiet heute wie zu seiner Erschließung vor 37

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Jahren eine gleichbleibende Größe von rund 120 Hektar einnimmt. Wer vergrößern will und muss, kann nur noch in die Höhe bauen. Und das tun nicht wenige. Denn zu den Pionieren der ersten Stunde gesellten sich dank guter Anbindungen an Freiburg-Landwasser und das Industriegebiet Nord sowie zur neuen Messe und zur A5 immer mehr Firmen, die sich durch Innovation und


business im Breisgau

Internationalität einen ausgezeichneten Ruf erworben haben – und deren Geschäfte entsprechend gut laufen. Für Christoph Lang-Jakob, Hochdorfs ehrenamtlicher Ortsvorsteher, zählen dazu die großen Transport- und Logistik-Unternehmen Streck und Dachser, die ITFirma Sirius und die FGB (Freiburger Graphische Betriebe). Dazu kommen innovative Neuzugänge wie die Bechtle IT, die Dr. Falk Pharma GmbH oder die weltweit expandierende Firma Zahoransky Formenbau. Und auch ungewöhnliche Solitärbetriebe, die man hier kaum erwarten würde, wie die Taifun Tofuproduzenten oder die Firma Beschläge Koch, die übrigens noch bis zum 3. Juni eine Kunstausstellung im Haus hat. Für Lang-Jakob zählen, obwohl schon lange ansässig, der Kiosk und Bernd´s Imbiss noch immer zu den Geheimtipps unter den Gastro-Betrieben. Eine – viel genutzte –Besonderheit – sei der Nachtbriefkasten der Post.

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Nur noch ein, zwei Filetgrundstücke zu haben Insgesamt teilen sich heute etwas mehr als 300 Unternehmen die rund 170 Fußballfelder große Fläche. „Nur ein oder zwei Filetstücke sind aktuell noch unbebaut, die übrige Fläche ist praktisch belegt“, so der Ortsvorsteher, „und die Besiedlung ist sehr konstant, weil das Gebiet einfach attraktiv ist.“ Was an Fortschritt möglich war, wurde in den vergangenen bald vier Jahrzehnten bereits bestmöglich umgesetzt: 1997 wurde der Gewerbeverein Hochdorf gegründet, der sich für die Kooperation und Anhörung mit Stadt und Behörden einsetzte. Die vielseitige Durchmischung unterschiedlichster Branchen sorgte im Laufe der Standortentwicklung für zunehmende Attraktivität: Nur die 1998 anlässlich des 20. Jubiläums durchgeführte Leistungsschau blieb trotz der 60.000 Besucher bislang ein Unikum. Stattdessen aber organisiert der Verein für seine Mitglieder unter dem Motto „Mehrwert für Unternehmer“ regelmäßig Fortbildungen und gemeinsame Veranstaltungen und kümmert sich um die optimale Vernetzung und Förderung der Kontakte sowie die stete Optimierung der Rahmenbedingungen. Der nächste entscheidende Durchbruch wird mit dem Bau der Rheintalbahn erwartet, deren Güterbahntrasse direkt am Gelände vorbeiführen soll. Aber Lang-Jakob relativiert: „Vor 2030 wird da kein Zug fahren. Und die Lärmschutzbedingungen sind schon jetzt aus dem Mittelalter.“

Reinhold Wagner

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Sicher in die Zukunft

Mit der Württembergischen auch für den Pflegefall gerüstet

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Foto © Matthias Koch

m Jahr 1960 lag die durchschnittliche Lebenserwartung eines neugeborenen deutschen Jungen bei 69,9 Jahren. Dessen Enkel, 50 Jahre später geboren, hat mehr als elf zu erwartende Lebensjahre hinzubekommen. Bessere Lebensbedingungen und medizinischer Fortschritt führen dazu, dass die Menschen in den modernen Industrienationen immer älter werden. Doch geistig fit und körperlich fidel bis zum letzten Tag eines langen Lebens bleibt kaum jemand. In Deutschland sind aktuell über 2,6 Millionen Menschen auf die Pflegeleistungen anderer angewiesen, das heißt, sie benötigen Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags, bei der Körperpflege, beim Kochen, beim An- und Ausziehen oder beim Einkaufen. Zwei Drittel dieser Menschen werden ambulant, ein Drittel stationär betreut. Wenn Partner oder Familie die notwendige Pflege nicht selbst leisten können, droht oft ein finanzielles Fiasko, warnt Peter Stübing, Gebietsdirektor der Württembergischen Versicherung: Die gesetzliche Pflegeversicherung, unbestritten eine gute Einrichtung, stellt im Pflegefall lediglich eine Grundversorgung dar, die einer Ergänzung im Rahmen der privaten Vorsorge bedarf. Der Versicherungsexperte rechnet vor: „Ein Platz im Pflegeheim kostet mindestens 3500 Euro, die ambulante Pflege zu Hause ist noch teurer. Der Staat übernimmt davon nur einen Teil – wenn Sie dann eine Differenz von 2500 bis 3000 Euro im Monat selbst aufbringen müssen, geht das schnell an die Substanz.“ Wohl dem, der vorgesorgt hat: Die private Pflegetagegeldversicherung der Württembergischen leistet bereits ab Pflegestufe 0 (Demenz). Bei stationärer Pflege werden für die Pflegestufen 1 bis 3 durchgängig 100 Prozent des vereinbarten Tagessatzes gezahlt. Die Versicherung hilft zudem in praktischen Fragen, etwa bei der Suche nach einem geeigneten Pflegeplatz. Stübing empfiehlt ein frühes Einsteigen zu günstigen Konditionen, das sich im Bedarfsfall schnell bezahlt mache: Wer schon mit 30 Jahren Pflegevorsorge trifft, zahlt bis zum Ende seines 85. Lebensjahres insgesamt weniger an Beiträgen, als ihn ein Aufenthalt von fünf Monaten im Pflegeheim kosten würde. Die Pflegevorsorge spiele aber nicht nur im Blick aufs Alter eine Rolle, sagt Stübing: „Die meisten Menschen denken beim Thema Pflege an die Zeit nach der Erwerbstätigkeit, dabei kann es jeden treffen. Durch einen Unfall kann auch ein Kind oder Jugendlicher dauerhaft zum Pflegefall werden.“ Für seine eigenen Kinder zahlt der Gebietsdirektor deshalb gerne die geringen Monatsbeiträge, „in der Hoffnung, dass man die Versicherung nie braucht“. 28 | chilli | business im Breisgau | 03.2015

Peter Stübing: „Das geht schnell an die Substanz.” Interessenten, die sich über die Pflegetagegeldversicherung oder andere Produkte der Württembergischen informieren wollen, empfiehlt er einen Besuch auf der Website des Unternehmens oder ein persönliches Gespräch mit einem der 70 Vertriebsmitarbeiter in der Region. Eine gute Gelegenheit zum direkten Kontakt bieten auch die Emmendinger Gesundheitstage am 11. und 12. April, bei denen die Württembergische ihre aktuelle „Initiative für Gesundheit & Pflege“ präsentiert.

nike

Württembergische Versicherung Die Württembergische bietet Versicherungsschutz für alle Bereiche des täglichen Lebens. Die Wurzeln reichen zurück ins Jahr 1828, in dem sich engagierte Bürger in Stuttgart zur Württembergischen PrivatFeuer-Versicherungs-Gesellschaft zusammenschlossen. Die erste Freiburger Geschäftsstelle eröffnete 1954, heute betreut die Gebietsdirektion Freiburg im Industriegebiet Hochdorf 48 Generalagenturen mit über 75.000 Kunden in Südbaden. Gebietsdirektion Freiburg Hanferstr. 28 79108 Freiburg www.wuerttembergische.de


Finanzwelt

Jorbergs düstere Vision Vorstandssprecher der GLS Bank sieht Bankenwelt vor Umbruch

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Fotos © GLS-Bank

homas Jorberg ist sich sicher: Banken in der heutigen Form wird es bald nicht mehr geben. Bei einem Besuch in Freiburg hat der Vorstandssprecher der ökologisch-nachhaltigen GLS Bank erklärt, warum er das so sieht. Ganz uneigennützig ist das nicht. „Banken wie heute gibt es in zehn Jahren nicht mehr.“ Thomas Jorberg redet Tacheles im prall gefüllten Saal des Sonnenschiffs an der Merzhauser Straße. Der Vortrag über die „Bankenwelt im Umbruch“ zeichnet ein düsteres Bild: Glaubt man dem Öko-Banker, steht die Branche vor einem gewaltigen Umbruch. Rund 100 seiner Kunden aus Südbaden lauschen gespannt. Jorberg, die Brille weit vorne auf der Nase, spricht mit ruhiger Stimme. Den prophezeiten Umbruch begründet er mit vier Herausforderungen: Niedrige Zinsen, starke Regulierung, digitaler Wandel und misstrauische Kunden. „Zu viele Banker haben bestochen, getrickst, manipuliert. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist langfristig gestört, wenn nicht zerstört.“ Das „Nullzinsniveau“ sei die Folge eines dauerhaften Überangebots von Geld auf den Finanzmärkten. Das mache den Banken zu schaffen: Sie könnten durch die kleinen Zinsmargen kaum mehr ihren Betrieb finanzieren. „Wenn das Niveau so tief sinkt, dass man damit den eigenen Aufwand nicht mehr finanziert bekommt, wird’s spannend.“ Für Jorberg ist es nur eine Frage der Zeit, bis das eintritt. Die Europäische Zentralbank, die seit März monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen aus Euroländern kauft, hält er nicht für den Hauptverursacher. Den Markt mit Geld zu fluten, verstärke aber, dass sich das Geld an den falschen Orten staue. Dabei werde es in anderen Bereichen gebraucht: „Bildung, Kultur, Soziales!“ Ein Prozent der Weltbevölkerung habe mehr als 50 Prozent des Geldes. Reiche suchten verzweifelt nach Schuldnern. „So viel Unfug können die gar nicht machen, um das alles auszugeben.“ Auch in Sachen Bargeld werde sich einiges ändern. „Wasser kann man nicht digitalisieren, Geld aber schon.“ Crowdfinancing oder Online-Systeme wie PayPal und Google Play zeigten jetzt schon, wie Finanzgeschäfte im Netz abgewickelt werden. Auch bei der GLS Bank gehe der Trend zu digital: 60 Prozent der Kunden regelten ihre Geschäfte über das Internet. Und wie sehen die Banken in zehn Jahren aus? „Wir machen dann vieles nicht mehr selbst. Wir sind vielmehr der Ansprechpartner, um die richtigen Ansprechpartner zu vermitteln. Und zwar für eine Geldanlage, um anderen zu helfen

Thomas Jorberg: „Zu viele Banker haben bestochen, getrickst, manipuliert." – nicht um Gewinn zu machen.“ So gesehen, spielt der Umbruch der GLS voll in die Karten. Denn dort ist schon heute die Philosophie: „Der Kunde kommt zu uns wegen des Mehrwerts, nicht wegen der Rendite.“ Ein Freiburger Student, der seit einigen Monaten GLS-Kunde ist, bestätigt das: „Finanzielle Rendite ist mir absolut egal. Sinn und ein gutes Gefühl sind ja auch eine Rendite.“ Till Neumann

Infobox • • • • •

Die GLS Bank investiert ausschließlich in sozialökologische Projekte. Kunden können selbst bestimmen, wo ihr Geld angelegt wird. Die GLS hat 188.000 Kunden (+ 14 Prozent im Jahr 2014). Die Bilanzsumme für 2014 beträgt 3,64 Milliarden Euro (+ 12 Prozent). In Freiburg ist eine von bundesweit sieben Filialen. Diese hat 11.062 Kunden (+ 12,5 Prozent im Jahr 2014).

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Kommentar

Verbände

Mindestlohn? Polit-PR! Christoph Münzer und die Schwarzwald AG

Foto © WVIB

Kurios – Bürger gegen 150 Zimmer Beim ersten Bürgerentscheid in der Geschichte von Bad Krozingen ging es nicht um ein neues, großes Gewerbegebiet, nicht um irgendwelche Steuern oder stadthistorisch bedeutsame Angelegenheiten: Es ging um einen vergleichsweise simplen Hotelneubau im Kurpark. Kurios, möchte man aus der Ferne denken. Wenn Bürger jetzt schon über 150 Zimmer entscheiden, dann ist ansonsten in der Kurstadt die Welt wohl nicht nur morgens um sieben noch in Ordnung. Aber wenn fast jeder Dritte oder 4200 der Wahlberechtigten auf Protest-Listen einer Bürgerinitiative seine Unterschrift setzt, breitet sich bei den Volksvertretern im Gemeinderat kollektives Unwohlsein aus. Bürgermeister Volker Kieber war fürs Hotel, Rolf Rubsamen als Geschäftsführer der Kur und Bäder GmbH der maßgebliche Antreiber, CDU und FDP hätten ebenfalls pro Hotel gestimmt. Nichts wird es nun mit den Plänen der Kufsteiner Künig-Gruppe, die einen zweistelligen Millionenbetrag investiert hätte – und sich nach der Entscheidung schmallippig zurückzog. So richtig erklärbar ist das deutliche Abstimmungsergebnis (4937 zu 1513) nicht. Vielleicht damit, dass die Bad Krozinger jeden Tag an neuen Bauprojekten vorbeifahren, weil seit einigen Jahren in der noch kleinen, vielleicht aber schon bald großen Kreisstadt (mehr als 20.000 Einwohner) sehr viel gebaut wird – adieu Dorf. Wie künftige Investoren den Streit um die 150 Zimmer werten, wird sich zeigen. Dem Tourismusstandort Bad Krozingen, der rückläufige Gästezahlen hat, hätte ein Luxushotel gut getan. Und der Stadtkasse auch. Lars Bargmann

Steht auf Schwarzwald: Christoph Münzer

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obbyismus? Christoph Münzer winkt ab: „Dafür haben wir fast keine Zeit.“ Der Mann führt die Geschäfte des 1946 gegründeten Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden (WVIB). Er schaut von seinem Büro aus auf den Schönberg. Und sagt: „Schwarzwald AG, das ist unser Thema.“ Die Schwarzwald AG, das sind aktuell 1002 Unternehmen mit 185.000 Beschäftigen und 37 Milliarden Euro Umsatz. Die AG, der Münzer vorsteht, macht aber nicht viel mehr als die Beiträge der Mitglieder zu verbuchen. Es geht vielmehr ums Label Schwarzwald AG, um eine griffige Formel, unter die alle Mitgliedsbetriebe passen. Seit im Schwarzwald Kuckucksuhren gemacht werden, hinter Münzer an der Wand hängen Exemplare, sei das ein Cluster, ein Begriff, der heute beim Run auf Fördergelder fast schon notwendige Bedingung ist: „Der Mittelstand ist trotz der deutschen Förderpolitik stark“, sagt Münzer. Und die Themen für diesen sind zahlreich: Von Anfang Juli 2013 bis Ende Juni 2014 führten 17 der 47 Mitarbeiter mehr als 5300 Beratungsgespräche, kamen mehr als 3600 Unternehmen zu

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650 Veranstaltungen, besuchten knapp 5500 Menschen die Seminare und Lehrgänge der WVIB-Akademie. Den Mindestlohn sieht Münzer als „Polit-PR“, die den Sinn für die Realität eher vernebelt als schärft. Wer in einer Exportweltmeisternation gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA protestiert, „sägt den Ast, auf dem wir sitzen“. Der WVIB hilft seinen Mitgliedern in den meisten aller wichtigen Fragen: Nachfolge, Expansionspläne, Marktzugänge, Personal, Sicherung des Knowhows. „Wissen und Wärme, beides aus einer Hand und ohne Eigeninteresse“, umschreibt Münzer den Unterschied zu Unternehmensberatungen, die viele WVIB-Leistungen auch anbieten. Und: „Persönliches Vertrauen gibt es im Internet nicht." Der WVIB ist zudem ein Vehikel, um Wissen im einen Betrieb auch dem anderen zugänglich zu machen – wenn es nicht gerade Rivalen im gleichen Becken sind. Die Schwarzwald AG, die in Freiburg erfolgreich die Industriemesse i+e veranstaltet, ticke genossenschaftlich, gehorche aber natürlich Marktgesetzen. Der Etat liegt 2015 bei rund 7,8 Millionen Euro, die eine Hälfte erwirtschaftet sie selbst, die andere kommt aus den Beiträgen. Lobbyismus trägt dazu nichts bei. bar


Fakten

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 475.000 960.000 mehr als 32

Zahl der Staus 2014 in Deutschland Staulänge in Kilometern Wartezeit in den Staus in Jahren

255 Euro 140 Euro 180 Euro 11,25 Euro 12,30 Euro 10,20 Euro

Preis einer Stehplatz-Dauerkarte beim SC Paderborn Preis einer Stehplatz-Dauerkarte beim FC Bayern München Preis einer Stehplatz-Dauerkarte beim SC Freiburg Kosten für einen Liter Bier und eine Wurst beim SC Paderborn Kosten für einen Liter Bier und eine Wurst beim FC Bayern München Kosten für einen Liter Bier und eine Wurst beim SC Freiburg

Wie viel Frauen 2013 in der EU im Schnitt weniger als Männer verdienten (in %) Wie viel Frauen 2013 in Deutschland im Schnitt weniger als Männer verdienten (in %) Wie viel Frauen 2013 in Estland im Schnitt weniger als Männer verdienten (in %)

16 22 30

Zahl der Einbrüche pro 100.000 Einwohner in Bonn Zahl der Einbrüche pro 100.000 Einwohner in Augsburg Zahl der Einbrüche pro 100.000 Einwohner in Freiburg

563,8 53,9 234

Taschendiebstähle in Freiburg 2013 Taschendiebstähle in Freiburg 2014

678 1092

Kaufkraft 2015 eines durchschnittlichen Hamburgers im Monat Kaufkraft 2015 eines durchschnittlichen Mecklenburg-Vorpommerns im Monat Kaufkraft 2015 eines durchschnittlichen Baden-Württembergers im Monat Kaufkraft 2015 eines durchschnittlichen Freiburgers im Monat

555.000 667.000 13.853 25.673

Zahl der Personen, die im ersten Halbjahr 2013 nach Deutschland kamen Zahl der Personen, die im ersten Halbjahr 2014 nach Deutschland kamen Zahl der aufgenommen Asylsuchenden 2013 in Baden-Württemberg Zahl der aufgenommen Asylsuchenden 2014 in Baden-Württemberg

46 47 33 29

Anteil von Frauen bei den Erwerbstätigen in der EU 2013 (in %) Anteil von Frauen bei den Erwerbstätigen in Deutschland 2013 (in %) Anteil von weiblichen Führungskräften 2013 in der EU (in %) Anteil von weiblichen Führungskräften 2013 in Deutschland (in %)

Zahl der von der Politik gewünschten Elektroautos auf deutschen Straßen 2020 Zahl der Anfang 2015 auf deutschen Straßen fahrenden Elektroautos

1972 Euro 1483 Euro 1913 Euro 1809 Euro

1 Million 18.948

Till Neumann, Lars Bargmann / Idee: brandeins chilli | business im Breisgau | 03.2015 | 31


Alle reden vom Mittelstand. Wir mit ihm.

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