business im Breisgau

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Wir t scha f t

business im breisgau

März 2016 Ausgabe Nr. 9 gratis

Es sprudelt die Gewerbesteuer

Südbadens Unternehmen spülen immer mehr Millionen in die Rathaus-Kassen Interview

1. FuckUp-Night in Freiburg

E-Autos

Bankbosse Marcel Thimm und Uwe Barth im Gespräch

Scheitern als Chance – Grünhof mit neuem Format

Freiburg will wieder Vorreiter sein



Editorial

Vollbremsung bei der Energiewende Südbaden stichelt gegen Berlin

W

Foto © ns

er die Windkraft quält, wird abgewählt.“ Andreas Markowsky, Chef der Freiburger Ökostromgruppe, nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Energiewende geht. Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel reiche lieber den Großkonzernen mit ihren großen Off-Shore-Plänen die Hand, als weiter an einer erfolgreichen, dezentralen Energiewende zu arbeiten. Im Wirtschaftsministerium werde, unterstützt vom rechten Flügel der CDU, hinter verschlossenen Türen an neuen Ausschreibungen für Windanlagen gearbeitet, die die kleinen Bürgerbeteiligungsprojekte fortan deutlich benachteiligen würden. Auch Badenova-Chef Thorsten Radensleben konstatiert, dass das, was an Ausschreibungen vorbereitet wird, „eher auf die Großen zugeschnitten ist“. Deutschland habe mal „ein sehr gutes Erneuerbare-Energien-Gesetz gehabt, jetzt ist es nicht mehr gut.“ Abgesehen davon, dass die Preise für den Ausstoß von Kohlendioxid zu niedrig seien, würden auf der einen Seite 20 Milliarden Euro in neue Stromtrassen von der Küste in den Süden investiert, aber kaum jemand kalkuliere mal auf der

anderen, mit wie viel weniger Geld die Energiewende in einem regional und dezentral ausgerichteten System vorangetrieben werden könne. „Offenbar hat keiner die Kraft, hier einen Systemwechsel hinzubekommen.“ Für Radensleben ist die Energiepolitik ein bisschen durch die Tagespolitik getrieben, es fehle eine klare politische Entscheidung, wie Deutschland hier weitermachen will. Die Redaktion konfrontierte das Wirtschaftsministerium mit den Stimmen aus Südbaden, die Berliner Behörde ließ eine schriftliche Anfrage der Redaktion indes unbeantwortet. Auch die grün-rote-Landesregierung hatte nach der gewonnenen Wahl vor fünf Jahren vollmundig verkündet, dass in Baden-Württemberg bis 2020 zehn Prozent des Stroms aus der Windkraft geholt werden sollen, dazu sollten 1000 neue Windräder gebaut werden. Auch dieser Plan dümpelte lange in der Flaute, 2014 lag der Anteil bei wenig turbulenten 1,1 Prozent. Erst seit 2015 dreht sich der Zubau schneller, es kamen 80 neue Anlagen dazu, es wurde viel mehr genehmigt als zuvor – und genau jetzt, so Markowsky, tritt Berlin auf die Bremse. Herzlichst, Ihr Lars Bargmann Chefredakteur 5 Anzeige

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Inhalt Titel

Niedrige Zinsen, steigende Personalkosten, haufenweise Bürokratie: Trotz schlechter Rahmenbedingungen haben Volksbank-Chef Uwe Barth und Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Marcel

Mobilität

Thimm ihre Gewinne stabilisiert. Gemeinsam vergaben sie 2015 rund 1,66 Milliarden Euro neue Kredite. Rekord. Trotzdem wollen sie Filialen schließen. Ein Doppelinterview. 10 -12

Experten

Steuerberater Erik Herr über Betriebsprüfungen und Bestechungsgelder 13 Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht über neue Förderungen für den Mietwohnungsbau 14

Menschen

Der neue Freiburger DGB-Chef Werner Siebler hatte schon mal Berufsverbot

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Messen

Bauen Warum die Elektroautos einfach nicht in Fahrt kommen

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Kommunen

Die Gewerbesteuer spült Millionen in die Kassen der Kämmerer. Manche erleben dabei Achterbahnfahrten, manche erklimmen immer neue Höhen, es gibt aber auch Verlierer 6-7

Verbände

IHK und wvib haben rund 2000 Unternehmen zur aktuellen Lage befragt. Ergebnis: IHK-Präsident Steffen Auer spricht von einem „Allzeithoch“, wvibGeschäftsführer Christoph Münzer von einer „guten bis sehr guten Lage“. Kritik gibt es wegen des Fachkräftemangels 8

Banken

Auch die GLS leidet unter den niedrigen Zinsen und muss darauf reagieren 13

Spatenstiche und Richtfest: Stadtbau, Gisinger und Schaub mit Millionenprojekten

Menschen & Meldungen

Die Rekordjäger von der S-Beteiligung / Gute Bilanzen bei Ganter und Waldhaus / Kolumne: Wie Hoteliers und FWTM nach dem Zoff um die Bettensteuer die Annäherung wagen / Sick investiert 25 Millionen Euro in Buchholz / Millionenverluste bei Micronas / Weniger Arbeitslose im Februar / Johnson Controls schließt Werk in Neuenburg 16-20

Scheitern als Chance Zu Gast bei der ersten FuckUpNight in Freiburg

Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Neunlindenstr. 35, 79106 Freiburg fon: 0761-292 70 60 | fax: 0761-292 70 61 bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

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Wie die die kleine Interbrossa zur Weltleitmesse Interbrush wurde 24-25

Stadtentwicklung

Der Siedlungsdruck lässt die Preise nun auch im Markgräflerland in die Höhe schießen 26-27

Politik

Mindestlohn: Die Bilanz nach einem Jahr fällt durchwachsen aus

Was der Feel-good-Manager bei billiger-mietwagen.de so macht

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Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen

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Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP) Redaktion: Lars Bargmann Autoren dieser Ausgabe: Tanja Bruckert, Valérie Baumanns, Dr. Stefan Pawellek, Philipp Peters, Erik Herr, Mathias Hecht, Erika Weisser

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28-29

Fakten bitte

Unternehmen

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IMPRESSUM business im Breisgau

15

30 29

Titel: © istockphoto.com / erhui1979 Fotograf: Neithard Schleier Grafik: Anke Huber Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Jonas Stratz, Uwe Bernhardt, Marlene Schick, Malika Amar


Mobilität

Zukunftsmusik: Der autonom fahrende Mercedes-Benz F015 Luxury in Motion kombiniert die Stromerzeugung an Bord mit einer besonders leistungsfähigen und kompakten Hochvoltbatterie. Zur Wasserstoffspeicherung sieht das Konzept Drucktanks aus CFK vor.

Nicht konkurrenzfähig Elektro-Autos kommen einfach nicht richtig in Fahrt

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Visualisierung: © Mercedes Benz

n Freiburg will man vorausfahren. Das Rathaus hat kürzlich erklärt, den Anteil an Elektrofahrzeugen in ihrer Flotte hochzufahren. Die Stadt will Vorbild sein – bundesweit. Drei von vier Autos sollen bereits im nächsten Jahr Strom tanken. Das sei ökologisch sinnvoller und spare Geld. Heißt es. Eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis. Die Freiburger Forscher haben ein Projekt der Badenova wissenschaftlich begleitet. Der kommunale Energieversorger hat 20 Kommunen geholfen, Elektroautos anzuschaffen. Die Badenova hat die Autos gekauft und an die Kommunen verleast. Mit einem kleinen Bonus. „Dabei handelt es sich um einen Zuschuss als Sonderzahlung für ein Leasing eines E-Smarts, wodurch die monatliche Rate deutlich gesunken ist“, erklärt Badenova-Pressesprecher Roland Weis. Dann hat das ISE untersucht, wie oft die Autos unterwegs waren, wohin sie fuhren und was das gekostet hat. „Dabei kam grob vereinfacht heraus, dass die Wirtschaftlichkeit nur aufgrund des Leasing-Zuschusses erreicht wurde“, so Weis, „ohne diese Förderung wäre ein Elektroauto wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig.“ Michael Kaulfuß glaubt, dass es andere Gründe sind, die zur Anschaffung eines Elektroautos führen. „Sie sind gut fürs Image, fürs Marketing“, sagt der Verkaufsleiter des MercedesHändlers Kestenholz in Freiburg. Dort wird auch der E-Smart verkauft. „Wir sind Marktführer“, sagt er stolz. Zwei von drei Neuzulassungen bundesweit gehen auf das Konto von Geschäftskunden. „Bei Elektroautos sind es mehr als 90 Prozent“, sagt Kaulfuß. Die Autos kommen über eine Tagesreichweite von 150 Kilometern kaum hinaus. Das reicht für die Fahrt von zu Hause ins Büro. Doch Pendlern sind die Autos oft zu teuer. Der Elektro-Smart mit einer Reichweite von 140 Kilometern kostet 25.000 Euro. Einstiegspreis. Fürs gleiche Geld

gibt’s von Mercedes die A-Klasse mit vierfacher Reichweite. Und während diese in fünf Minuten aufgetankt ist, dauert es beim Elektroauto noch immer mehrere Stunden. Kaulfuß hofft, dass die nächste Generation den Vorsprung der konventionellen Antriebe aufholt. Aber das neue Modell kommt erst zum Jahreswechsel 2017. Was die Autos dann draufhaben, verrät der Hersteller heute noch nicht. Und so laufen die schnurrenden Kleinwagen Gefahr, abgehängt zu werden. Im Januar war bundesweit unter 500 neu zugelassenen Pkws nur ein Elektroauto. In Südbaden liegt die Quote im Bestand bei mageren 0,7 Prozent – und droht weiter zu sinken. Denn weil der Smart in Kürze neu aufgelegt wird, will keiner mehr einen alten kaufen. Jannis Florous vom BMW-Händler Märtin ist überzeugt, dass Elektroautos nur mit Hilfe der Politik in die Gänge kommen können. Eine Prämie von 3000 bis 4000 Euro müsste es schon sein, so der Verkäufer des elektrischen i3, den es ab 35.000 Euro gibt. Will man noch einen 9-LiterBenzintank dazu – und so die Reichweite auf 300 Kilometer verdoppeln –, muss man sogar 40.000 Euro berappen. Dass die Politik eingreift, um die Autofahrer zum Umweltschutz zu überreden, wäre nichts Neues. Ende der 1980erJahre gab es einen Steuerbonus, wenn man ein Auto mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator bestellte. Damals ging es um 1100 Mark. Bundesweit fahren etwa 20.000 Elektroautos auf den Straßen. Die einst von Kanzlerin Angela Merkel genannte Zahl von einer Million bis ins Jahr 2020 sei nie realistisch gewesen, sagt Florous. Die Hersteller hätte nie so viele Autos bauen können. Ein Auto gibt es, das es in Sachen Reichweite mit den konventionellen Fahrzeugen aufnehmen kann: den Tesla. Der Einstiegspreis liegt bei etwa 120.000 Euro. Philipp Peters chilli | business im Breisgau | 03.2016 | 5


Kommunen

Eine Frage der Strategie Die Gewerbesteuer zählt zu den wichtigsten Einnahmen der Kommunen

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och nie in der Geschichte der Stadt Freiburg waren die Gewerbesteuereinnahmen so hoch wie im vergangenen Jahr: 183,4 Millionen Euro verbuchte Finanzbürgermeister Otto Neideck. Etwa 20 Prozent müssen die Kommunen als Umlage wieder ans Land abgeben. Bleiben unterm Strich fast 150 Millionen für den Stadtsäckel. Das Wirtschaftsmagazin business im Breisgau hat bei allen 47 Städten und Gemeinden im Breisgau die Zahlen seit 1996 angefragt. Dabei zeigt sich ein höchst heterogenes Bild: Manche haben ihre Erträge vervielfacht, andere kräftig verloren. Die Kommunen können mit dem Gewerbesteuerhebesatz die Belastungen für die Betriebe steuern. Da ist ein sensibles Händchen gefragt.

Den Vogel schießt aber das rheinland-pfälzische Dierfeld ab, wo der Hebesatz bei 900 liegt. Dierfeld hat aktuell ein Dutzend Einwohner. Der Rekordsatz wurde vom Bürgermeister mitbeschlossen: Der heißt Gerhard von Greve-Dierfeld und ist Inhaber der örtlichen Baumschule. Kuriose Zahlen gibt es auch in den Kommunen im Breisgau. In Reute etwa gleicht die Planung der Gewerbesteuereinnahmen für die Rechnungsamtsleiterin Marion Metzger einer Lotterie: 2011 waren es 1,54 Millionen Euro, 2012 nur 450.000, 2013 dann wieder 1.43 Millionen, 2014 keine 300.000 Euro mehr. Der Anteil am Verwaltungshaushalt schwankt heftig zwischen 5,7 und 26 Prozent. Während Herbolzheim 2006 noch fünf Millionen Euro einnahm, sackte das Ergebnis bis 2011 auf 2,95 Millionen Euro ab. Kenzingen hingegen steigerte sich im selben Zeitraum von 1,13 Millionen auf 2,08 Millionen Euro. Während der Anteil der Gewerbesteuer am 2014er Haushalt in Sölden und Pfaffenweiler nur 3,65 und 3,75 Prozent ausmacht, verbuchen die Kämmerer in Malterdingen oder in Freiburg satte 23,1 Prozent und 21,7 Prozent (2015). Während Ebringen seine Erträge seit 1996 verachtfacht hat, sind die Einnahmen in Eichstetten und Merzhausen nahezu unverändert. Merdingen und Riegel hingegen verloren jeweils rund 40 Prozent. Die 1500-Seelen-Gemeinde Wittnau brachte derweil das Kunststück fertig, ihre Erlöse zwischen 2006 und 2011 um rund 2200 Prozent zu steigern. Die Kommunen spielen diese Gewerbesteuererlöse, zu denen noch die Mittel aus dem Finanzausgleich, die Grundsteuer, die anteilige Umsatz- und Einkommenssteuer und die Grunderwerbssteuer kommen, nicht zweckgebunden in ihre Haushalte ein. „Wir sind da leidenschaftslos“, sagt der Freiburger Kämmerer Bernd Nußbaumer.

Illustration: © istockphoto.com

In Reute fahren die Gewerbesteuern Achterbahn

Nach einer Erhebung der Unternehmensberatung Ernst & Young haben in Deutschland seit Jahresbeginn 1558 Kommunen die Hebesätze erhöht, nur 35 haben sie runtergefahren. Der Satz ist ein Standortfaktor: Während klamme Kommunen um jeden Cent kämpfen müssen, leisten sich manche reiche einen niedrigen Satz – und ziehen damit Unternehmen magisch an. Der Münchner Promi-Vorort Grünwald etwa hat einen Hebesatz von 240 (Freiburg: 420) und damit im vergangenen Jahr satte 172 Millionen Euro eingenommen. Grünwald hat 11.000 Einwohner. Und 7000 Unternehmen. Noch günstiger sind die Hebesätze nur in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Thüringen (alle 200). Eschborn punktet mit 280, in Hamburg sind 470 fällig, in München 490, in Oberhausen 550. Wenn ein Betrieb 500.000 Euro Jahresgewinn macht, zahlt der in Oberhausen mithin fast das Doppelte wie in Eschborn – wo etwa die in Freiburg bekannte Aurelis Real Estate GmbH ihren Sitz hat. 6 | chilli | business im Breisgau | 03.2016


Kommunen

Mit den Gewerbesteuereinnahmen wird nicht wieder direkt in noch mehr Gewerbesteuer investiert. Aber indirekt: Denn mit den Millionen-Erlösen können die Kommunen investieren, in die Infrastruktur, in neue Gewerbegebiete. Wenn etwa Bad Krozingen aktuell von privaten Eigentümern 15 Fußballfelder Flächen kauft, dann um dort ein neues Gewerbegebiet zu erschließen, das die Kasse von Bürgermeister Volker Kieber voller machen soll. Durch öffentliche Millionen-Investitionen, etwa in den Straßenbau oder den Ausbau des ÖPNV, verdient das regionale Handwerk, die Betriebe zahlen einen Teil über die Gewerbesteuer wieder zurück. Es gibt übrigens aktuell auch eine Kommune, die sich mit Händen und Füßen gegen zu hohe Gewerbesteuern wehrt. Nach einem Bericht der Fachzeitschrift „Der Neue Kämmerer“ muss die Deutsche Bank dem 8000-Seelen-Örtchen

Lützen in Sachsen-Anhalt 129 Millionen Euro Gewerbesteuer nachzahlen, für eine dort ansässige Tochter, die einen Pensionsfonds verwaltet. Das versetzte Bürgermeister Dirk Könnecke in Angst und Schrecken. Der Mann wehrt sich gegen die Überweisung, weil die Bank gegen den Bescheid des zuständigen Finanzamts Widerspruch eingelegt hat. Gewinnt sie, müsste Lützen nicht nur das Geld zurück, sondern auch Zinsen zahlen – rund acht Millionen Euro jährlich. So fürchtet Könnecke kurioserweise den „wirtschaftlichen Bankrott“, wenn plötzlich 129 Millionen Euro im Stadtsäckel landen. Der MDR berichtete zuletzt, dass sich derweil die Stadt, der Landkreis, das Finanzministerium und die Deutsche Bank auf eine Lösung geeinigt hätten.

Lars Bargmann

Das kassieren die Gemeinden Achterbahnfahrten beim Millionenspiel Gewerbesteuer Kommune

1996

2006

Au* Breisach Denzlingen Ebringen Ehrenkirchen Eichstetten Emmendingen Freiburg Glottertal Gundelfingen Herbolzheim Horben Kenzingen Malterdingen March Merdingen Merzhausen Pfaffenweiler Reute Riegel Schallstadt Sölden Teningen Vörstetten Wittnau

0,133 Mio. 3,512 Mio. 1,259 Mio. 0,112 Mio. 1,368 Mio. 0,838 Mio. 5,345 Mio. 66 Mio. 0,173 Mio. 2,752 Mio. 0,785 Mio. 0,016 Mio. 1,429 Mio. 0,359 Mio. 1,131 Mio. 1,13 Mio. 0,858 Mio. 0,039 Mio. k.A. 1,825 Mio. 0,472 Mio. 0,091 Mio. 3,177 Mio 0,675 Mio. 0,006 Mio.

0,366 Mio. 4,103 Mio. 2,940 Mio. 0,495 Mio. 1,216 Mio. 0,412 Mio. 6,052 Mio. 119,7 Mio. 0,186 Mio. 2,964 Mio. 5 Mio. 0,108 Mio. 1,139 Mio. 0,587 Mio. 1,543 Mio. 0,785 Mio. 1,009 Mio. 0,268 Mio. 1,171 Mio. 1,104 Mio. 0,752 Mio. 0,069 Mio. 5,281 Mio 0,401 Mio. 0,023 Mio.

2011 0,381 Mio. 4,96 Mio. 3,913 Mio. 0,270 Mio. 1,064 Mio. 0,523 Mio. 8,713 Mio. 145,7 Mio. 0,576 Mio. 3,678 Mio. 2,95 Mio. 0,101 Mio. 2,087 Mio. 1,166 Mio. 1,355 Mio. 0,54 Mio. 0,965 Mio. 0,248 Mio. 1,541 Mio. 0,531 Mio. 1,091 Mio. 0,067 Mio. 6,463 Mio 0,493 Mio. 0,5 Mio.

2016 (gepl.) % des Verwaltungshaushalts 2014 0,52 Mio. 14,89 4,5 Mio. 10,23 3,821 Mio. 16,3 0,96 Mio. (2015) 7,2 1,3 Mio. 7,8 0,8 Mio. 6 9,5 Mio. 17,07 160 Mio. 21,7 (2015) 0,423 Mio. 9,29 3,4 Mio. 18,01 3,5 Mio. 12,87 (2015) 0,14 Mio. 8,35 2,1 Mio. 9,0 1,322 Mio. 23,1 (2015) 2,0 Mio. 9,96 0,68 Mio. 7,6 0,95 Mio. 8,72 0,22 Mio. 3,75 1 Mio. rd. 26 1 Mio. 10,54 1,3 Mio. 12,56 0,08 Mio. 3,65 6,5 Mio. 19,65 0,593 Mio. 9,0 (2015) 0,29 Mio. 7,42

*Die Redaktion hatte alle 47 Städte und Gemeinden angefragt. In der Übersicht fehlen solche, die nicht geantwortet hatten. chilli | business im Breisgau | 03.2016 | 7


Verbände

Kritik an der Rente mit 63 IHK und wvib beklagen Fachkräftemangel

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Foto: © wvib

eweils mehr als 1000 Mitgliedsunternehmen haben die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) sowie der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (wvib) zur aktuellen Lage befragt. Ergebnis: IHK-Präsident Steffen Auer spricht von einem „Allzeithoch“, wvib-Geschäftsführer Christoph Münzer von einer „guten bis sehr guten Lage“. Kritik gibt es wegen des Fachkräftemangels. Die regionale Wirtschaft schätzt die aktuelle Situation – trotz ökonomischer Probleme in China und Massenzuwanderung – so gut wie lange nicht ein: Der IHK-Konjunkturklima-Index liegt zehn Punkte über dem langjährigen Mittelwert von 120 Punkten. 22 Prozent der Unternehmen wollen weiter einstellen (bei den Industriebetrieben: 17), 14 Prozent Mitarbeiter abbauen. Vielstimmig wird der Fachkräftemangel beklagt. So habe sich die Zahl der offenen Stellen von 5400 auf 7700 erhöht. Als starke Ursache hierfür machen die Betriebe die „Rente mit 63“ aus – bundesweit nutzten 400.000 Arbeitnehmer diese Möglichkeit, im IHK-Gebiet sind es 6000 Fachkräfte, die den Unternehmen „vorzeitig entzogen wurden“, so Auer. Die Investitionsbereitschaft sei weiter hoch, 36 Prozent der Betriebe wollen mehr investieren, nur elf Prozent zurückfahren. Vor allem die Baubranche sei bester Stimmung: 58 Prozent bezeichnen ihre Geschäftslage als gut, 40 Prozent als zufriedenstellend. Über 90 Prozent erwarten sich noch bessere Geschäfte. Bei den Dienstleistern melden 65 Prozent eine gute Geschäftslage, nur drei Prozent sind unzufrieden. In der Gastronomie sprechen 54 Prozent von einer guten Lage, 46 Prozent nennen sie befriedigend.

Christoph Münzer: Dreifach-Doping für die Wirtschaft. Die Konsumfreude ist ungetrübt: Sinkende Energiepreise, steigende Löhne und praktisch Null-Zinsen führen dazu, dass sich die Menschen etwas gönnen. Auer fordert von der Politik drei Dinge: Bei der Bildung solle es keine weiteren Systemwechsel mehr geben, Zahl und Qualität des Lehrpersonals müssten gestärkt werden. Die Duale Ausbildung müsse mehr gefördert werden: „Wir brauchen in der Region mehr ausgebildete Facharbeiter als studierte Ingenieure.“ Und schließlich müsse mehr Geld in die Infrastruktur gesteckt werden: „Nur mit Erhalt und Neubau von Straßen und Brücken kann die Wirtschaft im wahrsten Sinne fließen!“ Beim wvib meldeten die Unternehmen der sogenannten Schwarzwald-AG für 2015 ein Umsatzplus von 5,1 Prozent und 4,4 Prozent mehr Aufträge. „Trotz der zahlreichen globalen Risiken und Hindernisse auf den Absatzmärkten der wvib-Mitglieder ist die wirtschaftliche Lage stabil und weiterhin gut bis sehr gut“, so Münzer. Die Mischung aus niedrigen Zinsen, preiswertem Erdöl und starkem Dollar – von Münzer als „3-fach Doping“ bezeichnet – wirke

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noch immer. 45 Prozent der Betriebe erwarten im ersten Halbjahr 2016 steigende Umsätze, nur 12 Prozent rechnen mit sinkenden Zahlen. Die Mehrheit der wvib-Firmen ist direkt oder indirekt vom Export abhängig. Konflikte und politische Spannungen weltweit sorgen hier für Verunsicherung, erschweren Planungen und bergen Zusatzrisiken. So berichten einige Unternehmen, dass lukrative Geschäfte mit Russland eingebrochen seien; die konjunkturelle Abkühlung in China macht der Automobilindustrie und ihren Zulieferern sowie dem Maschinenbau Sorgen, der Nahe Osten berge kaum kalkulierbare Risiken, ebenso der Fall der Ölpreise. Ausweichchancen sind rar: Die Wirtschaft in den Schwellenländern gewinnt verhalten an Dynamik, gleiches gilt für die Ökonomie des Euroraumes, der laut einer Prognose des Instituts für Weltwirtschaft nur maximal zwei Prozent zulegen werde. Lediglich die USA und England locken mit einem Produktionsanstieg und vermehrter Kaufkraft; auch der Iran dürfte nach den Sanktionslockerungen wieder interessant werden.

Stefan Pawellek



Banken

»Kundennähe nicht auf dem Altar der Effizienz opfern« Sparkassen-Chef Marcel Thimm und VolksbankVorstandssprecher Uwe Barth über Filialschließungen, Rekordzahlen und beratende Maschinen

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iedrige Zinsen, steigende Personalkosten, haufenweise Bürokratie: Trotz der vielstimmig beklagten Rahmenbedingungen haben die beiden großen Regionalbanken auch im vergangenen Jahr wieder überzeugende Zahlen vorgelegt. Volksbank-Chef Uwe Barth und Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Marcel Thimm haben buchstäblich die Taschen voller Geld. Gemeinsam vergaben sie neue Kredite in Höhe von 1,66 Milliarden Euro. Das sind an jedem Arbeitstag 6,6 Millionen Euro. Und dennoch kündigen sie die Schließung von Filialen und den Abbau von Stellen an. Ein nicht ganz leicht zu kommunizierender Plan. Den sie im Interview mit business-im-Breisgau-Chefredakteur Lars Bargmann zu begründen versuchen.

business im Breisgau: Trotz anhaltender Niedrigzinsphase haben Sie im vergangenen Jahr gesteigerte MillionenErträge (siehe Infobox Seite 12) eingespielt. Man könnte meinen, das Geschäftsmodell der regionalen Banken ist gegen alle Widrigkeiten gut gewappnet. Barth: Wir haben zwar heute aus dem Zinsgeschäft noch mehr als 60 Millionen Euro Ertrag. Wenn die Zinsen aber so niedrig bleiben wie jetzt, dann werden wir 2020 rund 20 Prozent weniger haben. Das sind 12 Millionen Euro. Das können wir zwar teilweise durch Wachstum kompen-

sieren, aber nie so stark, um es voll auszugleichen. Wir könnten zwar auch ein paar Jahre mit weniger Erlösen leben, aber keine zehn Jahre. Dann ist unser Geschäftsmodell infrage gestellt. Thimm: Ich bin noch skeptischer. Wenn die Zinsen so bleiben, werden wir 2020 ein Drittel unserer Erträge verlieren. Nicht nur durch sinkende Zinsen, sondern auch durch steigende Kosten. Bei gleicher Mitarbeiterzahl steigen die Personalkosten jährlich um drei Prozent und der Aufwand durch immer mehr Bürokratie wird höher. Wir müssen also noch effizienter werden und versuchen, mehr Geschäft zu machen. bib: Mehr Geschäft in weniger Geschäftsstellen. Die Sparkasse hat angekündigt, bis 2020 bis zu 20 Geschäftsstellen zu schließen und 150 Arbeitnehmer weniger zu haben. Wie sieht es bei der Volksbank aus? Barth: Auch ich denke heute schon an 2020. Wir können unsere Erträge relativ gut planen, besser als Unternehmen mit unterjährigen Auftragsschwankungen, weil wir langfristige Bestände verwalten. Deswegen müssen wir schon heute an unser Filialnetz gehen, schon heute an die Personalplanung, damit wir 2020 noch das machen können, was wir sollen: Das Geld der Kunden verwalten und Kredite geben. bib: Eine Zahl? Heute haben Sie 34 Geschäftsstellen ... Barth: ... mittelfristig werden wir 20 bis 25 haben. bib: Deutsche Bank, Hypo Vereinsbank, Sparkassen, Volksund Raiffeisenbanken wollen in diesem Jahr bundesweit 1000 Filialen schließen. Allein in Freiburg gibt es mehr als 50 Geldinstitute, gibt es nicht viel zu viele Banken? Barth: Deutschland ist in der Tat overbanked.

Fotos: © ns

bib: Wie viele Sparkassen-Filialen werden erhalten? Thimm: Wir sind in 35 Städten und Gemeinden tätig, um die 45 Geschäftsstellen werden wir wohl immer haben. bib: Sind Fusionen in Ihren Häusern ein Thema? Thimm: Bei uns nicht. Vielen Sparkassen geht es ordentlich.


Konkurrenten nur auf den ersten Blick: Uwe Barth (l.) und Marcel Thimm eint die Sorge um die Erträge von morgen.

Das Fusionskarussell dreht sich aktuell nicht sehr schnell. Ob das Ende des Jahrzehnts noch so sein wird, entscheiden nicht zuletzt die Zinsen. Barth: Bei uns in Freiburg ist das momentan kein Thema. Thimm: Ich sehe das Thema der Geschäftsstellen nicht nur von der Kostenseite. Von unseren 69 Geschäftsstellen sind 30 Kleinstgeschäftsstellen mit weniger als zwei Mitarbeitern. Da haben wir auch zu wenig Fallzahlen, um eine hohe Beratungsqualität sicherzustellen, denn das hängt eng zusammen. Anspruchsvollere Geschäfte brauchen die besten Berater mit den entsprechenden Fallzahlen. Drei Mitarbeiter in einer Filiale sind das Minimum. Unsere Beschäftigten wollen auch nicht allein arbeiten, da geht es auch um Sicherheit, um Erfahrungsaustausch. In zweiter Linie geht es aber natürlich auch um die Kosten. bib: Herr Barth, auch Sie haben sehr kleine Geschäftsstellen, die wirtschaftlich nicht sinnvoll sind und deswegen geschlossen werden. Haben Sie keine Sorge, dass sie damit Kunden und auch Geschäft verlieren? Barth: Wir glauben nicht, dass das passiert. Wir werden die Kundenorientierung ja nicht auf dem Altar der Effizienz opfern. Wir bitten unsere Kunden, etwas längere, aber vertretbare Wege in Kauf zu nehmen. Die Internetbanken werden ja nun nicht plötzlich in der Fläche Filialen gründen und so um neue Kundschaft werben. Thimm: Wenn es in manchen Orten schon keinen Supermarkt, keinen Arzt und keine Apotheke mehr gibt, dann kann man von uns nicht immer erwarten, dass wir da bleiben. Der Kunde muss sich hier ohnehin schon in Nachbarorte bewegen und da wollen wir dann auch sein. bib: Ein Grund für den Druck auf Ihre Erträge ist auch die immer stärkere Regulierung: Wenn Kunden heute einen Kredit über 5000 Euro benötigen, kriegen sie mittlerweile einen Koffer voller Papiere mit nach Hause und können nach dem ganzen Aufwand dann auch noch 14 Tage lang überlegen, ob sie das wirklich wollten …

Barth: Nach dem ganzen Finanzdesaster ist Regulatorik per se nicht schlecht, sogar wichtig. Was aber für eine große internationale Investment-Bank richtig ist, muss für eine kleine Genossenschaftsbank nicht richtig sein. Wir bezweifeln stark, dass hier die Angemessenheit stimmt. Thimm: Im Windschatten einer durchaus richtigen Bankenaufsicht kommt der Verbraucherschutz. Und da gibt es ein starkes Missverhältnis zwischen einer Bankdienstleistung und anderen Dienstleistungen. Unsere Kunden fühlen sich teilweise schon entmündigt. Und dann werden wir vom Staat auch noch immer stärker als Erfüllungsgehilfe benutzt, etwa beim Thema Geldwäsche. Das alles ist für die Regionalbanken sehr teuer. bib: Es wird ja schon lange über die Regulierungswut geklagt, offenbar wenig erfolgreich. Barth: Unsere Verbände machen viel Lobbyarbeit, auch in Brüssel. Alle drücken Verständnis aus, aber die nächste EUVerordnung fliegt trotzdem bald auf den Tisch. Thimm: Wenn sie heute eine Wohnung ohne Rücktrittsrecht kaufen können, aber einen 3000-Euro-Konsumentenkredit nicht, dann stimmt etwas nicht. bib: Wie bewerten Sie die aktuell wenig imposanten Wachstumsraten der deutschen Wirtschaft? Barth: Der südbadischen Wirtschaft geht es gut. Wir haben 560 Millionen Euro an neuen Krediten ausgegeben, 300 im gewerblichen Bereich, 260 im privaten, hier vor allem für die Finanzierung von Immobilienankäufen oder Sanierungen. Was weniger gefragt ist, sind Kredite für Investitionen im klassischen, verarbeitenden Gewerbe. Thimm: Wir haben noch nie ein so großes Kredit-Neugeschäft gehabt, fast 1,2 Milliarden Euro. Zwei Drittel im Gewerbe, ein Drittel vor allem bei den Wohnbaufinanzierungen. Einen solchen Markt hatten wir in den letzten 20 Jahren nicht. Aber jenseits dessen wird eher gespart als investiert. Das Niveau bei Investitionen in die Zukunft ist eher mau. chilli | business im Breisgau | 03.2016 | 11


bib: Welche Besonderheiten lassen sich an Ihren Bilanzen ablesen? Barth: Eigentlich nur eine: Wir haben für unser Volumen schon seit Jahren sehr wenig Kreditrisiko. Es gibt nur ganz wenige Insolvenzen. Thimm: Wir haben saldiert auch keine Risiken. Das Besondere war aber die Höhe des Kreditgeschäfts. bib: Solange die Konjunktur in Fahrt bleibt, ist alles gut? Thimm: Selbst wenn sie einbrechen würde und wir jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag an Kreditrisiken zu verbuchen hätten, wäre das normal und in unseren Preisen einkalkuliert. bib: Die Digitalisierung des Bankgeschäfts schreitet schnell voran. Wo geht die Reise hin? Thimm: Die Digitalisierung war die größte Innovation der Branche in den letzten 50 Jahren. Damit wurde zum ersten Mal neuer Wettbewerb entwickelt. Heute gibt es zwischen Internetbanken und uns in dieser Hinsicht aber keine Unterschiede. Jetzt folgt die nächste Stufe: Gibt es einen Beratungsalgorithmus? Kann man Beratung so programmieren, dass der Kunde ähnlich wie im persönlichen Gespräch zu einem Produkt geleitet wird, das zu ihm passt. Das will nicht jeder Kunde, aber der eine oder andere doch. Das ist eine spannende Herausforderung. Barth: Wenn sich solche Firmen wie Apple, Amazon, Google, Intuit und PayPal zur Financial Innovation Coalition (FIN) zusammenschließen, mit dem Ziel, den Markt der Finanzdienstleistungen zu revolutionieren, macht man sich

schon Gedanken. Wenn wir in 20 Jahren erleben, dass Beratung komplett digital erledigt wird, dann haben wir schon ein Problem mit dem Geschäftsmodell. Thimm: Man kann das denke ich mit dem Einzelhandel vergleichen. Da vermischen sich schon jetzt der stationäre Handel und die digitale Welt. Der Einzelhändler berät den Kunden vor Ort, das passende Produkt wird dann beim Händler im Internet bestellt und geliefert. Vielleicht arbeiten unsere Kunden bald mit einer Maschine, aber der Berater sitzt trotzdem nebendran und führt ihn. bib: Die Digitalisierung, von der die gesichtslosen Banken profitieren, ist nicht nur Fluch für ihre Institute … Barth: Fluch und Segen würde ich sagen, weil sie uns auch hilft, produktiver zu sein. Vor zehn Jahren hatten wir zwei Milliarden Bilanzsumme, jetzt haben wir drei, aber 60 Mitarbeiter weniger. bib: Herr Barth, Herr Thimm, vielen Dank für dieses Gespräch.

Die Bilanzen im Vergleich Sparkasse Freiburg 2015 (Vgl. z. 2014)

Volksbank Freiburg 2015

Bilanzsumme Betr. Kundenvolumen – in Krediten – in Wertpapieren Ertrag – aus Zinsen – aus Provisionen Personal- & Sachkosten Operatives Ergebnis Ergebnis vor Steuern* Steuern Überschuss CIR** Geschäftsstellen Mitarbeiter

Bilanzsumme Betr. Kundenvolumen – in Krediten – in Wertpapieren Ertrag – aus Zinsen – aus Provisionen Personal- & Sachkosten Operatives Ergebnis Ergebnis vor Steuern* Steuern Überschuss CIR** Geschäftsstellen Mitarbeiter

5,34 Mrd. € 9,90 Mrd. € 4,22 Mrd. € 5,68 Mrd. € 169 Mio. € 119 Mio. € 50 Mio. € 103 Mio. € 66 Mio. € 28 Mio. € 21 Mio. € 7 Mio. € 59,8 69 1226

(-237 Mio.) (+336 Mio.) (+153 Mio.) (+183 Mio.) (+2 Mio.) (-3 Mio.) (+5 Mio.) (+2 Mio.) (+/-0) (+/- 0) (+1 Mio.) (-1 Mio.) (+0,1) (-2) (-49)

3,00 Mrd. € (+180 Mio.) 5,35 Mrd. € (+280 Mio.) 1,95 Mrd. € (+130 Mio.) 3,4 Mrd. € (+170 Mio.) 84,2 Mio. € (+5,6 Mio.) 61,4 Mio. € (+4,5 Mio.) 22,8 Mio. € (+1,1 Mio.) 49,7 Mio. € (+0,8 Mio.) 34,5 Mio. € (+4,5 Mio.) 15,6 Mio. € (+1,6 Mio.) 11,4 Mio. € (+1,4 Mio.) 4 Mio. € (+/- 0) 60 (-3) 49 (+1) 518 (-3)

* nach Reservenbildung und Bewertungen / ** So viel Cent gibt die Bank für 1 Euro Ertrag aus 12 | chilli | business im Breisgau | 03.2016

(Vgl. z. 2014)


Kolumne

Banken

Sinn statt Zins

Von der Betriebsprüfung bis zu Bestechungsgeldern

GLS Bank zieht positive Bilanz / Mehr Kunden und Einlagen in Freiburg

Foto: © privat

Der Freiburger Steuerberater Erik Herr ist ein Routinier im Geschäft. Für die bib-Leser berichtet er in jeder Ausgabe über Nützliches & Kurioses, Aktuelles & Steuerbares.

Strahlemänner nebst Strahlefrau: Dirk Kannacher, Thomas Jorberg, Andreas

Neukirch und Aysel Osmanoglu bilden den neuen GSL-Vorstand.

I

Foto: © GLS Bank

n Zeiten historisch niedriger Zinsen ist die Vorstellung der Bilanz nicht bei allen Banken ein erfreulicher Termin. In der GLS Bank im Freiburger Sonnenschiff ist die Stimmung hingegen gut. Während die Bilanzsumme der deutschen Bankenbranche 2015 um 145 Milliarden Euro geschrumpft ist, verzeichnet die sozial-ökologische Bank mit Sitz in Bochum einen Anstieg um 14,7 Prozent auf 4,17 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der Sparkasse Freiburg beläuft sich aktuell auf 5,34 Milliarden Euro. Dennoch stellt die sinkende Zinsmarge auch die GLS vor eine Herausforderung. Die Bank reagiert mit einem strukturellen Umbau. Der Wandel der Bank beginnt in der Führungsspitze: Seit Anfang des Jahres ergänzen die beiden neuen Vorstandsmitglieder Aysel Osmanoglu und Dirk Kannacher den bislang zweiköpfigen Vorstand. Es ist der erste Schritt einer umfassenden Umstrukturierung: Bis 2017 will das Geldhaus seine Effizienz um ein Viertel erhöhen – durch verbesserte Prozesse und weniger Neueinstellungen. Außerdem denke man über zusätzliche Ertragsquellen nach, wie etwa einen Grundbeitrag für die Kunden.

Hintergrund sind vor allem die niedrigen Zinsen, die nicht nur nach Einschätzung der GLS noch jahrelang so bleiben werden. So liegt die Zinsmarge mit 1,87 Prozent erstmals unter der Zwei-Prozent-Marke. „Die Herausforderung durch die kleiner werdenden Zinsmargen stellt sich uns genauso wie jeder anderen Bank“, so Wilfried Münch, GLS-Regionalleiter BadenWürttemberg, unlängst in Freiburg. Doch die Zinsen sind auch ein Vorteil für die Bank, die ihr Geld nur in nachhaltige Projekte investiert. „Viele Menschen denken: Wenn ich schon keinen Zins bekomme, nutze ich mein Geld wenigstens für etwas Sinnvolles“, sagt Münch. Das zeichnet sich in der Bilanz ab: Das Rohergebnis ist um 7,55 auf 84,46 Millionen Euro gestiegen. Der Gewinn allerdings wegen höherer Kosten und Rücklagenbildung um 670.000 auf 5,09 Millionen Euro gesunken. In Freiburg sind die Kundeneinlagen um elf Prozent auf 245 Millionen Euro gestiegen, die Kredite um 16 Prozent auf 97 Millionen. Die Zahl der Kunden ist um zehn Prozent auf 12.000 Menschen gestiegen. Diese unterstützen mit ihrem Geld regionale Projekte wie das Freiburger Second Hand Kaufhaus inova secondo oder das Ecofashiongeschäft Zündstoff im Stühlinger. tbr

Betriebsprüfung: Sie müssen nicht dulden, dass ein Prüfer Sie übergeht und versucht, Auskünfte bei Dritten einzuholen. Bei einem unlängst vor dem Bundesfinanzhof (BFH) entschiedenen Fall wurde bei einem ausländischen Lieferanten nach möglichen Provisionszahlungen angefragt, um diese mit der vorliegenden Buchhaltung abzustimmen. In solchen Fällen ist das Ergebnis der Prüfung anfechtbar. Arbeitsecke: Nach einem aktuellen Urteil des BFH ist eine Arbeitsecke steuerlich nicht mehr anrechenbar, da der Raum nahezu ausschließlich zur Erzielung von Einnahmen genutzt werden muss, sich aber genau das nicht objektiv überprüfen lässt. Auch dann nicht, wenn ein Nutzungszeitenbuch geführt wird, da dies keinen ausreichenden Beweiswert hat. Geburtstagsfeier: Ein Finanzgericht hat entschieden, dass die Kosten einer Geburtstagsfeier dann als Werbungskosten/Betriebsausgaben abziehbar sind, wenn ausschließlich Arbeitskollegen eingeladen sind. Allerdings wurde Revision beim BFH eingelegt. Dennoch sollten Sie nachweisen können, dass keine Freunde oder Verwandte eingeladen waren, die Feier in den Räumen des Arbeitgebers und zumindest teilweise während der Arbeitszeit stattfand. Bestechungsgelder: Einem Arbeitnehmer von einem Dritten gezahlte Bestechungsgelder zählen zu den sonstigen Einkünften. Gibt der Empfänger diese Gelder aber an den geschädigten Arbeitgeber ab, werden diese als Werbungskosten gewertet. Werden sie nicht weitergeleitet und nicht erklärt, liegt eine Steuerhinterziehung vor! www.herr-stb.de

chilli | business im Breisgau | 03.2016 | 13


Steuern

So will der Gesetzgeber den Wohnungsbau ankurbeln Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht über eine neue Förderung im Mietwohnungsneubau

N

Foto: © ns

achdem der soziale Mietwohnungsbau in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zum Stillstand gekommen ist – nach Expertenberechnungen fehlen bundesweit aktuell 770.000 soziale Mietwohnungen –, hat das Bundeskabinett Anfang Februar nun den „Entwurf eines Gesetzes zur steuerlichen Förderung des Mietwohnungsneubaus“ gebilligt. Mit diesem Gesetz, das noch auf seine Genehmigung durch die zuständige Europäische Kommission wartet, sollen zeitnah Investoren zum Neubau von Mietwohnungen in Ballungsräumen mit angespannter Wohnungssituation gewonnen werden. Neuer Wohnraum soll nur für untere und mittlere Einkommensgruppen geschaffen werden, Wohnungen mit einem hohen Standard werden von einer Förderung ausgeschlossen. Unter anderem Freiburg, Emmendingen, Gundelfingen oder auch Bad Krozingen könnten profitieren. Die Förderung soll durch eine Sonderabschreibung erfolgen, hierzu wird ein neuer § 7b in das Einkommensteuergesetz aufgenommen. Die Sonderabschreibung soll im Jahr der Anschaffung oder Herstellung und im darauf folgenden Jahr bis zu 10 Prozent, im dritten Jahr bis zu 9 Prozent betragen. Da die normale Abschreibung bei Wohngebäuden (2 Prozent jährlich) weiterhin gilt, können Investoren innerhalb von drei Jahren somit insgesamt bis zu 35 Prozent der Aufwendungen steuerlich geltend machen. Das könnte den Bau von Mietwohnungsgebäuden tatsächlich attrakti-

ver machen, wenn es geeignete Flächen gibt. Die Sonderabschreibung ist indes nur in Gebieten mit engen Wohnungsmärkten möglich, dies sind Gemeinden mit den Mietenstufen IV bis VI, in denen die Mieten mindestens 5 Prozent oberhalb des Bundesdurchschnitts liegen. Zusätzlich werden auch Gebiete mit Mietpreisbremse (§ 556d BGB) und Gebiete mit abgesenkter Kappungsgrenze (§ 558 Abs. 2 S. 2,3 BGB) gefördert. Zu den förderfähigen Gebieten würden demnach neben Freiburg (Mietenstufe 6 und Mietpreisbremse) auch Gundelfingen (Stufe 5), Emmendingen (Stufe 4) oder Bad Krozingen (Stufe 5) gehören. Der Gesetzgeber knüpft seine Offensive aber an eine ganze Reihe von Bedingungen: So dürfen die Herstellungskosten pro Quadratmeter Wohnfläche insgesamt nicht mehr als 3000 Euro betragen. Liegen sie darüber, zieht sich die öffentliche Hand ruckartig zurück. Die förderfähige Bemessungsgrundlage wird auf maximal 2000 Euro je Quadratmeter begrenzt. Die Aufwendungen für das Grundstück und die Außenanlagen unterliegen nicht der Förderung und sind nicht zu berücksichtigen. Der Investor muss wissen, dass nur die anteilig auf die Wohnfläche entfallenden Anschaffungs- und Herstellungskosten förderfähig sind: Betrieblich genutzte Flächen sind nicht förderfähig. Gefördert werden nur neu hergestellte oder neu angeschaffte Gebäude. Ein angeschafftes Gebäude ist dann neu, wenn es bis zum Ende des Jahres der Fertigstellung angeschafft wird. Zudem deckelt der Gesetzgeber den Fördertopf zeitlich: Gefördert werden sollen nur Mietwohnungsgebäude, für die der Bauantrag in den Jahren 2016

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Kompetenter Fachmann: Mathias Hecht. bis Ende 2018 gestellt wird. Die Sonderabschreibung kann letztmals im Jahr 2022 in Anspruch genommen werden – um eine volle Förderung zu erhalten, muss das Gebäude also bis 2020 fertiggestellt sein. Zudem muss sich der Investor – und gegebenenfalls dessen Gesamtrechtsnachfolger – verpflichten, die geförderte Fläche nach Fertigstellung oder Anschaffung mindestens zehn Jahre lang entgeltlich zu Wohnzwecken zu vermieten. Bei einem Verstoß wird die Sonderabschreibung rückwirkend versagt. Ob durch dieses Gesetz eine erhöhte Bautätigkeit erreicht werden kann, ist indes fraglich. Eine erhöhte Bautätigkeit kann nur erreicht werden, wenn das benötigte Bauland zur Verfügung steht, dies ist insbesondere in Freiburg leider kaum vorhanden. Zudem zeigen vergangene Förderungen mit Sonderabschreibungen, dass es hierdurch zu Fehlallokationen durch Preisbeeinflussung kommt. Für Investoren kann diese Förderung jedoch eine attraktive Alternative sein. Mehr Infos zu Mietenstufen nach Gemeinden: www.wohngeld.org


Neubau

Spatenstich-Richtfest-Dreierlei in Freiburg Gisinger, Stadtbau und Schaub investieren rund 60 Millionen Euro

N

ach dem Spatenstich ist vor dem Richtfest: Die GisingerGruppe und die Freiburger Stadtbau (FSB) haben innerhalb weniger Tage den Auftakt für den Bau von 160 Wohnungen in Freiburg gesetzt. Das Sanitätshaus Schaub ist schon ein Stückchen weiter: Die Traditionsfirma feierte Richtfest im neuen Gewerbegebiet Haid-Süd und ist damit dort Pionier. Den Anfang machte die Stadtbau: Geschäftsführer Ralf Klausmann und Baubürgermeister Martin Haag freuten sich, dass die FSB auf dem Güterbahnhofareal 40 Mietwohnungen bauen kann, weil das Land das 6,8 Millionen Euro teure Effizienzhaus 55 mit zinslosen

5,1 Millionen Euro fördert. Das 2000 Quadratmeter-Grundstück an der ZitaKaiser-Straße hatte das Rathaus der Eigentümerin Aurelis Real Estate im Wege eines städtebaulichen Vertrags kostenlos abgenommen und dann der FSB übertragen. Die Miete wird anfänglich bei 5,50 Euro pro Quadratmeter liegen (33 Prozent unterm Mietspiegel), obwohl der Bau eines Quadratmeters nach Klausmanns Angaben 2900 Euro kostet. Kurz drauf schaufelten Karl-Jörg und Stefan Gisinger zusammen mit Oberbürgermeister Dieter Salomon und Haag die erste Erde fürs Projekt „Sonnenhöfe“ an der Uffhauser Straße. Gisinger baut hier bis 2020 auf knapp einem Hektar für rund 40 Millionen Euro 120 Eigentumswohnungen. „Für uns ist es ein

herausragendes städtebauliches, architektonisches und gestalterisches Projekt, das allein durch seine Formensprache einzigartig ist und eine neue Bau-Ära in Haslach einläutet“, sagte Karl-Jörg Gisinger. „Wir sind dankbar für jeden Bauträger, der in Wohnungsbau investiert, weil jede zusätzliche Wohnung zu einer Entspannung des Marktes beiträgt“, so Salomon. Die ersten 30 Wohnungen werden im Herbst 2017 fertig sein. Wieder nur ein paar Tage später feierte Schaub Richtfest an der Bötzinger Straße, wo der Generalunternehmer Freyler Industriebau GmbH einen Verwaltungstrakt mit 1600, ein Kundenzentrum mit 580 und eine Werkstatt mit 3500 Quadratmetern baut. Schaub investiert einen zweistelligen Millionenbetrag. bar 5 Anzeige

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Kommentar

Unternehmen

Sick setzt auf Südbaden Fotos: © Sick AG

Sensorhersteller investiert 25 Millionen Euro Zarte Annäherung Groß war der Auftrieb, als unlängst FWTM-Chef Bernd Dallmann, Tourismuschefin Franziska Pankow sowie die beiden Hotelchefinnen Astrid Späth und Kirsten Moser erklärten, warum es so sinnvoll sei, dass die FWTM nach 20-jähriger Abstinenz wieder den lokalen Hotel-Buchungsservice organisiert. Der war, als das Internet noch auf wackligen Beinchen daherkam, ein verlustreiches Geschäft mit sechsstelligen Fehlbeträgen, ging hernach durch viele Hände, bis neulich der Branchenriese HRS den amtierenden Anbieter schluckte – was manchen übel aufstieß. So groß der Auftrieb, so klein ist aber die wirtschaftliche Relevanz: Freiburgs Betten werden allenfalls bei größeren Kongressen oder Tagungen auf solche Weise gebucht. Nein, es war nach dem nervigen Dauerstreit um die Bettensteuer vielmehr ein bisschen Symbolik, eine erste zarte Annäherung von Hoteliers und FWTM – wenngleich noch kein Schlüpfen unter eine Decke. Späth sei „sehr begeistert“, das sei der „erste Schritt“ dafür, Freiburg als Marke besser zu vermarkten. Aus der Bettensteuer finanziert wird der indes nicht. Das, so Dallmann, gehe gar nicht, weil sonst die Kartellbehörden anklopfen würden. So sind Provisionen rund um 12 Prozent zu zahlen und 160 Euro Grundgebühr – was bei kleineren Anbietern auf keine große Begeisterung stieß. Dennoch: Es ist richtig, wenn Hoteliers und Tourismusförderer mehr an einem Strang ziehen, die Überschüsse aus der Bettensteuer so investiert werden, dass sie die Betten tatsächlich voller machen, und über freiburg.de Suchende mit wenigen Klicks nebst Betten auch Karten für Fußball, Kultur oder Stadtführungen buchen können. Lars Bargmann

Bekenntnis zum Standort: Das neue Distributionszentrum der Sick AG in Buchholz lagert rund 40.000 Produkte. WALDKIRCH. Die Sick AG hat in Buchholz ein neues Distributionszentrum in Betrieb genommen. 25 Millionen Euro investierte der Sensorenspezialist. Der Vorstandsvorsitzende Robert Bauer begrüßte zur Eröffnung unter anderem EU-Kommissar Günther Oettinger, den Emmendinger Landrat Hanno Hurth oder denWaldkircher Oberbürgermeister Roman Götzmann. Für Sick ist es die größte Einzelinvestition in der 70-jährigen Geschichte des Unternehmens – und die wurde nicht in Asien oder Amerika investiert, sondern in Waldkirch. Das hochautomatisierte, 11.000 Quadratmeter große Lager bildet nun das logistische Drehkreuz innerhalb Europas. Mehr als 40.000 Endkunden sowie die

Von links: Hanno Hurth, Robert Bauer, Günther H. Oettinger, Roman Götzmann (OB Waldkirch) und die Aufsichtsrats-Ehrenvorsitzende Gisela Sick.

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Sick-Tochtergesellschaften weltweit werden zukünftig direkt von Buchholz aus beliefert. Das neue Gebäude entspricht den höchsten umwelttechnischen Standards, so wird bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) eine Zertifizierung in Silber angestrebt. Sick bietet 40.000 Produkte an, die teilweise sehr kurzfristig an die Kunden ausgeliefert werden. Das neue Logistikzentrum, das die schnelle Belieferung dieser Kunden ermöglicht und sich in räumlicher Nähe zu den wichtigsten Produktionsstandorten befindet, sei ein „entscheidender Faktor“ im weltweiten Wettbewerb, meldet das Unternehmen, das in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert. Das bisherige Lager war bereits vor Jahren zu klein geworden, sodass weitere Lagerflächen in Freiburg-Hochdorf und Kapazitäten bei externen Dienstleistern in Anspruch genommen wurden. Sick zählt zu den Technologie- und Marktführern und ist mit mehr als 50 Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie zahlreichen Vertretungen rund um den Globus präsent. Im Geschäftsjahr 2014 beschäftigte Sick weltweit rund 7000 Mitarbeiter und erzielte einen Konzernumsatz von knapp 1,1 Milliarden Euro. bib


PMI setzt mehr als 10 Millionen um

FREIBURG. Der MedizintechnikHersteller Pro Med Instruments (PMI) hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr erstmals auf über 10 Millionen Euro gesteigert. Die Erlöse kletterten um 17 Prozent auf 10,3 Millionen Euro. Zum Gewinn macht das auf neurochirurgische Produkte spezialisierte Unternehmen um Geschäftsführer Matthias Schüle keine Angaben.

Pfizer spendet 15.000 Euro BERLIN/FREIBURG. Der Pharmahersteller Pfizer mit Niederlassung in Freiburg hat 15.000 Euro für in Not geratene Menschen gespendet. Den Scheck überreichte der Leiter des Freiburger Pfizer-Werks, Axel Glatz, unlängst dem Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon. Pfizer unterstützt den Freiburger Sozialfonds bereits seit mehr als zehn Jahren. „Freiburg ist, als einer unserer weltweit größten Produktions- und Verpackungsstandorte, eine wichtige Betriebsstätte für Pfizer – wir fühlen uns hier sehr verbunden. Aus diesem Grund möchten wir der Stadt und ihren Bürgern etwas zurückgeben“, so Glatz. Pfizer mit Hauptsitz in New York beschäftigt weltweit 107.000 Mitarbeiter und setzte 2014 49,6 Milliarden US-Dollar um.

Brauereien

Ganter auf Erfolgskurs Umsatzplus und Medaillen FREIBURG. Die Privatbrauerei Ganter in Freiburg hat ein sehr erfolgreiches Brauerjahr 2015 hingelegt. Der Umsatz legte um 2,4 Prozent auf 17,7 Millionen Euro zu. Maßgeblichen Anteil hatte das Geschäft mit der Gastronomie, das ebenfalls um 2,4 Prozent zulegte. Aber auch im Einzelhandel punktete Ganter mit einem Plus von 2,5 Prozent, vor allem die neuen Bügelflaschenbiere (Urtrunk, Magisch dunkel) ziehen Kunden an. Insgesamt legte das Familienunternehmen beim Flaschenbier um 3,6 Prozent zu. Eine echte Erfolgsgeschichte ist das Jubiläumsbier, das helle Lager. Allein in den ersten Monaten nach der Markteinführung gingen gut 15.000 Kästen über die Tresen. „Die klare Ausrichtung als regionale Brauerei mit höchsten Qualitätsansprüchen trägt also Früchte“, kommentieren die Geschäftsführer Katharina Ganter-Fraschetti und Detlef Frankenberger, die gerade erst wieder 2,8 Millionen Euro in eine neue Abfüllanlage investiert haben. Die regionale Ausrichtung zieht: Im Braujahr 2014/2015 kamen rund 15.000 Besucher zu den Führungen beim Ganter-Brau-Erlebnis.

Foto: © Ganter

Menschen & Meldungen

Unternehmensausrichtung trägt Früchte: Katharina Ganter-Fraschetti und Detlef Frankenberger. Kurz darauf schwappte die nächste gute Nachricht ins Haus: Bei der alljährlichen DLG-Prämierung gewann der Urtrunk Silber, das „GANTER Badisch Weizen Hefehell“ ergatterte sogar die Goldmedaille. „Dass wir diesen Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen konnten, erfüllt uns mit Stolz, gerade bei Weizenbieren ist das etwas ganz Besonderes“, sagt Braumeister Markus Dessecker. „Die Freude darüber ist natürlich riesig“, so Ganter-Fraschetti, „die Auszeichnungen zeigen, dass unsere Brauerei für absolute Bierkompetenz steht.“ bar 5 Anzeige

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Menschen & Meldungen

Erneut Rekord bei der S-Beteiligung

Unmüssig verkauft FREIBURG. Die Unmüssig-Gruppe wird das derzeit im Bau befindliche Motel One am Siegesdenkmal für rund 28 Millionen Euro an die Allgemeine Rentenanstalt Pensionskasse AG verkaufen, eine hundertprozentige Tochter der Württembergische Lebensversicherung AG. In Frankfurt hat der Projektentwickler Peter Unmüßig unlängst den zur Revitalisierung anstehenden, 19-geschossigen Wohnturm „Blue Horizon“ für rund 55 Millionen Euro an einen institutionellen Investor veräußert.

FSM investiert in Kirchzarten KIRCHZARTEN. Der Kirchzartener Elektronikproduzent FSM AG hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 19 Prozent auf 19 Millionen Euro gesteigert. Nun hat das Unternehmen mit aktuell 130 Mitarbeitern neun Millionen Euro in einen neuen, 4600 Quadratmeter großen Firmensitz am Rande von Kirchzarten investiert. Die Eröffnung ist für den 22. April geplant.

Strom teurer, Gas günstiger

SÜDBADEN. Der Energieversorger Badenova senkt zum 1. April, also nach dem Ende der Heizperiode, die Preise für Erdgas und erhöht zeitgleich die Strompreise. Die Kunden müssten im Jahr durchschnittlich 17,88 Euro mehr für Strom ausgeben, heißt es in einer Mitteilung. Beim Gas spare ein Kunde mit 18.000 Kilowattstunden 23,56 Euro, einer mit 33.000 kWh 43,20 Euro jährlich.

Die Eigenkapitalstärker mit Ausnahmejahr Foto © Sparkasse Freiburg

Firmensitz der S-Beteiligung: „Vorausschauend gewirtschaftet“. FREIBURG. Den Vorjahresrekord noch einmal geknackt: Nachdem die Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Freiburg (S-Beteiligung) schon 2014 mit einem Gewinn von 1,5 Millionen Euro auf Rekordniveau lag, konnte das vierköpfige Team um Geschäftsführer Hermann Dittmers im vergangenen Geschäftsjahr noch einmal kräftig zulegen: Stolze 2,4 Millionen Euro – nebst 600.000 Euro Zinsen – überweist die Tochter aufs Konto der Mutter. Das starke Ergebnis verdankt sich vor allem erfolgreichen Verhandlungen über die ertragreiche Rückführung mehrerer Beteiligungen: Firmenchefs, die dank der Eigenkapitalspritze der S-Beteiligung ihre Ziele umsetzen konnten, kauften sich nun die Anteile wieder zurück. Zusätzlich profitierte Dittmers von Reserven, die er über die vergangenen Jahre gebildet hatte: „Ein solch gutes Ergebnis stellt bei uns sicherlich eine Ausnah-

me dar“, sagt der Geschäftsführer, „es zeigt aber auch, dass wir die letzten Jahre umsichtig sowie vorausschauend gewirtschaftet haben.“ Ein Unternehmen habe im vergangenen Jahr den Schritt in die Insolvenz gehen müssen. Dies bringe das Geschäft einer Beteiligungsgesellschaft aber auch mit sich. Aktuell hält diese 47 Beteiligungen (mit je maximal 10 Prozent) an 33 Unternehmensgruppen mit einem Buchwert von 16 Millionen Euro. Für das weitere Wachstum stehe man mit mehreren Firmen in vielversprechenden Gesprächen. Geplant sind neue Beteiligungen für 7,5 Millionen Euro. „Zu uns kommen auch Unternehmer, die neben der Optimierung ihrer Eigenkapitalquote ihr Privatvermögen von ihrem Firmenvermögen trennen möchten“, erklärt Dittmers. Und genau das ermögliche eine Beteiligung, für die keinerlei Sicherheiten zu stellen sind. bar

beitsmarkt befindet sich nach wie vor in einer sehr guten Verfassung“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Christian Ramm. Es gehe nun nicht zuletzt darum, sich intensiv um die Integration der Flüchtlinge zu kümmern. Gleichzeitig dürfe man die Belange von Langzeitarbeits-

losen oder Geringqualifizierten nicht aus den Augen verlieren. Und: Als strukturelle Folge einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt werde es für viele Arbeitssuchende zunehmend schwierig, „auf einen Zug aufzuspringen, der schon mächtig Fahrt aufgenommen hat“. bib

Weniger Arbeitslose SÜDBADEN. Ende Februar waren in Freiburg sowie den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen 15.056 Männer und Frauen ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte oder 371 Menschen auf 4,3 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 2,3 Prozent. „Der Ar-

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Menschen & Meldungen

Fischer zieht nach Freiburg FREIBURG. Die Unternehmensgruppe Fischer verlagert ihre Stahlankerproduktion, ihren Werkzeugbau und ihr Ordermanagement von Emmendingen ins Gewerbegebiet FreiburgHochdorf. Dort hat sich Fischer auf Vermittlung der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH eine Immobilie samt Grundstück gekauft. „Es ist mir eine Freude, dass wir für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Region ein neues Gebäude als Ersatz für unseren bisherigen Standort in Emmendingen gefunden haben“, sagt Klaus Fischer.

Trumpf-Hüttinger baut ab FREIBURG. Der Freiburger Maschinenhersteller Trumpf-Hüttinger baut 50 von 400 Stellen ab. Grund sei der drastische Umsatzrückgang in den vergangenen Jahren, wie der Geschäftsführer Stephan Mayer der Badischen Zeitung erzählte.

Millionenverlust bei Micronas

Neues Gewerbegebiet

ZÜRICH/FREIBURG. Der Schweizer Chiphersteller Micronas mit Werk in Freiburg muss für 2015 einen Umsatzeinbruch um 15 Prozent auf 134,4 Millionen Schweizer Franken verkraften. Währungsbereinigt, in Euro gerechnet, ist der Umsatz um drei Prozent zurückgegangen. Die Firma machte insgesamt 12,2 Millionen Franken Verlust. Nach Unternehmensangaben sind 3,7 Millionen Franken Verlust allein durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses entstanden. Der japanische Konzern TDK Corporation wird Micronas übernehmen.

Grüninger wird Chef STAUFEN. Michael Grüninger wird Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Staufen-Breisach. Er tritt Anfang 2017 das Erbe von Herbert Lehmann an. Grüninger gehört seit Jahresbeginn dem Vorstand der Sparkasse Hegau-Bodensee an.

BAD KROZINGEN. Die Kurstadt wächst nicht nur mit neuen Wohnbaugebieten, sondern bereitet nun auch das neue Gewerbegebiet Am Krozinger Weg vor. Die Erschließung der etwa 15 Fußballfelder großen Fläche, noch im privaten Besitz, soll im Herbst starten. Die Badenova Konzept GmbH soll die Verhandlungen mit den Eigentümern und hernach auch Regie bei der Erschließung führen.

340 Jobs fallen weg NEUENBURG. Der US-Autozulieferer Johnson Controls schließt sein Werk in Neuenburg. Damit gehen 340 Jobs verloren. IG Metall-Gewerkschaftssekretär Thomas Bittner äußerte sich gegenüber der BZ „entsetzt". Zwar gebe es eine Standortgarantie bis 2018, dennoch will das Unternehmen das Werk zum Ende des Jahres dichtmachen. Johnson Controls lieferte Autositze für Peugeot-Citroën nach in Sochaux und Mulhouse. bib 5 Anzeige

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Menschen & Meldungen

Rehatec jetzt in Riegel

Waldhaus mit Rekordumsatz Weiter wachsen gegen den Trend Foto: © Waldhaus

Mehr Platz für mehr intelligente Lösungen Foto © Privat

Neuer Sitz: Lekkerland-Gebäude. RIEGEL. Die Rehatec Planungsgesellschaft mbH ist von Endingen nach Riegel gezogen. Das vor 30 Jahren gegründete Unternehmen setzt damit weiter auf Wachstum. Die Architekturplaner und Spezialisten für technische Gebäudeausrüstung, bisher auf mehrere Gebäude verteilt, sitzen nun gemeinsam im ehemaligen Lekkerland-Bürogebäude im Oberwald. „Das bedeutet hoch funktionale, sichere, wirtschaftliche und nachhaltige Technik exakt auf den Bedarf unserer Auftraggeber zugeschnitten“, sagt Rehatec-Geschäftsführer Robert Wehrle. „Deshalb war es uns wichtig, alle unter einem Dach zu versammeln, um unseren Kunden ein bestmögliches Zusammenspiel in jeder Projektphase zu bieten.“ Rehatec bietet als Full-Service-Dienstleister Beratungsleistungen, Gesamtplanung und Projektleitung für Gestaltungs- und Gebäudekonzepte und die gesamte technische Gebäudeausrüstung. Typische Rehatec-Projekte sind die Ausstattung von Forschungsoder Industriegebäuden mit Klimaund Heiztechnik, Brandmeldeanlagen, modernster Elektro-, Mess-, Steuerund Regeltechnik, Datentechnik oder mit Sonderversorgungsanlagen, oft in Verbindung mit Architektur und Anlagenlayout. bib

Erfolgreich: Dieter Schmid (Mitte) freut sich mit seinen Braumeistern Bernhard Vötter (rechts) und Bernhard Ebner über das erfolgreiche Braujahr. WALDHAUS. Während bundesweit der Bierabsatz weiter sinkt (allein zwischen 2006 und 2015 um mehr als elf Prozent), wächst er in der Privatbrauerei Waldhaus ungebrochen: Die „Biermanufaktur“ steigerte im vergangenen Braujahr den Ausstoß um acht Prozent auf 75.500 Hektoliter und fuhr mit knapp neun Millionen Euro den besten Umsatz der Unternehmensgeschichte ein. „Wir spüren den erfreulichen Rückenwind in der Bevölkerung und fühlen uns auch im schwierigen deutschen Biermarkt pudelwohl“, kommentiert Brauereichef Dieter Schmid. „Der Trend geht seit einigen Jahren verstärkt in Richtung regionaler, authentischer Biere“, sagt Schmid. Verlierer seien die „klassische Massenbiere“. Schmids Zahlen sind durchaus beeindruckend: Zwischen 2010 und 2015 legte der Ausstoß um über 80 Prozent

zu. „Unsere Geschäftspolitik sowie die hundertprozentige Ausrichtung auf Qualität sind seit vielen Jahren verlässliche Garanten für unsere Kunden. Und es werden kontinuierlich mehr“, freut sich Schmid. Dafür investierte die Brauerei im vergangenen Jahr schon 4,5 Millionen Euro ins neue Logistikzentrum, fürs laufende Jahr stehen erneut zwei Millionen Euro für neue Gärtanks und neue Technik zur Verfügung. Erst kürzlich waren alle zehn Bierspezialitäten von der Monde Selection in Brüssel mit einer Gold-Medaille ausgezeichnet worden. „Die großen Herausforderungen, die der schrumpfende Biermarkt mit sich bringt, sind mir durchaus bewusst. Ich bin mir aber sicher, dass wir mit unserem tollen Team sowie unserer starken Marke für die Zukunft gut aufgestellt sind“, so Schmid. bib

Zahoransky wächst

Coca-Cola schließt Standort

TODTNAU. Die Zahoransky Group hat ihren Umsatz 2015 um 3 auf 83 Millionen Euro gesteigert. Die Geschäftsführer Ulrich Zahoransky und Gerhard Steinebrunner erwarten auch fürs laufende Jahr mehr Umsatz. Dafür wird derzeit im spanischen Werk die Fläche auf 4200 Quadratmeter verdoppelt.

RIEGEL. Der US-Getränkekonzern Coca-Cola schließt seinen Vertriebsstandort in Riegel, 23 von 57 Arbeitsplätzen fallen weg. Der Konzern: „Supermarktketten übernehmen die Belieferung ihrer Filialen zunehmend selbst oder durch eigene Partner.“ Durch die sinkende Auslastung sei Riegel nicht mehr wirtschaftlich.

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Startups

Expansion fehlgeschlagen: Während der Biosk bei der Stadthalle brummte, blieben die Gäste dem Café in der

Merianstraße fern.

Ein Hoch aufs Scheitern

Freiburger FuckUp-Nights wollen zeigen: Zum Erfolg gehört auch Misserfolg

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Fotos: © Lars Millentrup

aypal-Gründer Max Levchin hat es getan. StarbucksCEO Howard Schultz auch. Und Steve Jobs erst recht. Sie sind mit einer Idee so richtig gegen die Wand gefahren, bevor sie sich in die Liga der erfolgreichsten Geschäftsleute der Welt einreihten. Dass Scheitern zum Erfolg dazugehört, da ist man sich im Freiburger Gründerzentrum Grünhof sicher. Und so sollen hier nun regelmäßig Unternehmer bei sogenannten FuckUp-Nights von ihrem Scheitern erzählen. Der große Arbeitsraum des Grünhofs ist bei der ersten Freiburger FuckUp-Night auch auf dem letzten Platz gefüllt. Die Stimmung ist gut, es wird viel gelacht. Das liegt auch daran, dass auf der Bühne keine tragisch gescheiterten Existenzen stehen. Im Gegenteil: Biosk-Betreiber Lars Millentrup, Serial Entrepreneur Magnus Kanholt und Visual-Statements-Gründer Benedikt Böckenförde sind erfolgreiche Freiburger Unternehmer – von denen allerdings jeder schon einmal mit einer Idee voll daneben gelegen ist. Sei es der Traum, Döner fliegen zu lassen, die schwedische Telekommunikationsbranche aufzumischen oder ein Café zu eröffnen. So ist auch Millentrups Gründergeschichte eigentlich eine Bilderbuchgeschichte: Als die Unibibliothek 2008

in die Stadthalle zieht, übernehmen er und sein Geschäftspartner Julien Röslen einen heruntergekommenen Kiosk und verwandeln ihn in das Kult-Biosk. Das Geschäft läuft von Anfang an gut, es folgen ein mobiler Kaffeestand und im Sommer 2014 ein Café in der Merianstraße. Doch während die Gäste dem Stadthallenkiosk weiterhin die Bude einlaufen, herrscht im Café gähnende Leere. „Irgendwann ist man nachts aufgewacht und hat nur gedacht: Scheiße“, erinnert sich Millentrup. Als klar ist, dass nichts mehr geht, verkaufen die Jungunternehmer ihr Café. Millentrup hat aus seinen Fehlern gelernt: Im Sommer ein Café ohne Außenplätze eröffnen, erwarten, dass der Laden auch ohne Werbung läuft, sich nicht genug vom erfolglosen Vorgänger abgrenzen – all das könnte ihm heute nicht mehr passieren. Durch Fehler erfolgreicher werden: Das ist die Idee hinter den FuckUp-Nights, die 2012 ihren Anfang in Mexiko nahmen und mittlerweile in rund 150 Städten weltweit stattfinden. Deutschland ist eine Hochburg dieser Events, vielleicht weil man sich hier mit dem Scheitern schwerer tut als in anderen Ländern. Nach einer Studie der Stuttgarter Universität Hohenheim finden die meisten Deutschen, dass eine Unternehmensgründung wegen des Risikos einer Bauchlandung nicht zu empfehlen ist. Kein Wunder: Zwar glauben die meisten

grundsätzlich auch an zweite Chancen – Unternehmer, die eine Idee einfach mal ausprobieren und damit scheitern, dürfen aber kaum auf Verständnis hoffen. Das ist auch im Grünhof nicht anders: „Wir sehen hier, dass viele solche Angst vorm Scheitern haben, dass sie manche Projekte gar nicht erst starten“, sagt Leiterin Martina Knittel. „Im Leben geht es doch immer darum, dass man losläuft und dadurch lernt. Nur, wenn man eine Firma gründet, scheint das nicht zu klappen.“ Abschreckend wirken da sicher auch die Statistiken: Nach drei Jahren müssen mehr als 30 Prozent der Gründer die Segel streichen, die ersten sechs Jahre überlebt nicht einmal jedes zweite Startup. Dabei kann die richtige Herangehensweise das Risiko schon drastisch verringern: Beim Gründerbüro der Universität Freiburg gehen nach der ersten Beratung nur ein Drittel der Gründungsvorhaben tatsächlich an den Start – von diesen überleben dann aber auch 78 Prozent. „Man sollte sich von den Risiken nicht abschrecken lassen“, sagt Gründerbüroleiter Thomas Maier, der selbst schon eine Insolvenz hinter sich hat. „Die Überlebenschancen sind sehr hoch.“ Ähnlich hört sich das auch bei Millentrop nach seinem Vortrag im Grünhof an: „Ich hoffe, ich konnte die Leute ermutigen, in die Selbstständigkeit zu gehen. Es lohnt sich – auch wenn man den Karren mal an die Wand fährt.“

tbr

chilli | business im Breisgau | 03.2016 | 21


Personalentwicklung

Gute Atmosphäre: Hausschuhe, Rückzugsorte und frisches Gemüse – Raphael Meese (re.) sorgt dafür, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen.

Eheberater im Büro Feel-Good-Manager sollen für eine bessere Stimmung im Job sorgen

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Fotos: © Jan Knoff, vb

irmen-Events, Sportangebote, Latte-Macchiato-Flats und jeden Tag ein frisches Frühstück verwandeln den Arbeitsplatz in eine echte Wohlfühloase. Viele Chefs großer Unternehmen wissen, dass sie ohne zufriedene Mitarbeiter keinen Erfolg haben können: Wer sich wohlfühlt, arbeitet effektiver. Um den Arbeitsalltag attraktiver zu gestalten, stellen Firmen vereinzelt sogar schon Feel-GoodManager ein. Auch große Unternehmen aus Freiburg und der Region setzen auf das betriebliche Gesundheitsmanagement, um ihren Mitarbeitern den Arbeitsalltag angenehmer, gesünder zu machen. So stellt etwa die Universität Freiburg ihren über 6000 Beschäftigten schon seit fünf Jahren den kostenlosen Pausenexpress während der Arbeitszeit. „Mit Hilfe eines Übungsleiters lernen die Mitarbeiter kleine Übungen zur Dehnung und Entspannung kennen, die sie in den Arbeitsalltag integrieren können“, erklärt Katharina Alberti, die Pausenexpress-Projektleiterin an der Uni Freiburg, das Prinzip der aktiven Pause am Arbeitsplatz. Es gibt jedoch nur sehr wenige Unternehmen, die einen Mitarbeiter einstellen, der sich ausschließlich um das Wohlergehen seiner Kollegen kümmert. „Der Fokus auf die Zufriedenheit

der Mitarbeiter wird weiter zunehmen, denn zufriedene Mitarbeiter erbringen bessere Leistungen“, prophezeit Raphael Meese, Feel-Good-Manager beim Onlinevergleichsportal billiger-mietwagen. de mit Büros in Freiburg und Köln. Der 28-jährige Produktmanager löst Konflikte, kümmert sich um die Wünsche seiner Kollegen, organisiert Firmenfeiern und Ausflüge. Über einen sogenannten Optimierer – früher hieß das mal Kummerkasten – können die 210 Mitarbeiter ihre Beschwerden loswerden. Die Schlüsselgewalt liegt alleine bei Meese, der die beiden Kästen in Köln und Freiburg alle zwei Wochen leert und bearbeitet. Dann fungiert er als Mediator und trägt das Problem mit einem passenden Lösungsvorschlag der Geschäftsführung vor. Meese beschreibt sich selber als eine Art „Eheberater“, wenn er versucht, Konflikte zwischen zwei Kollegen zu schlichten, für laktosefreie Milch sorgt oder akustische Trennwände organisiert, die die Lautstärke in den Großraumbüros dämmen. Im Eingangsbereich des Freiburger Büros in der Konrad-GoldmannStraße schlüpfen die Mitarbeiter zum Schichtbeginn in ihre Büro-Hausschuhe, schlendern an großen Pflanzen zu ihren Plätzen, und nach der Spätschicht darf auch mal das ein oder andere Bierchen gezischt werden. Es gibt kostenlose Getränke, täglich frisches Obst und Gemüse oder vergünstigte Beiträge durch

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eine Kooperation mit dem Fitnessanbieter Hansefit in Freiburg. Trotz wachsendem Interesse gibt es in Deutschland bisher nur wenige FeelGood-Manager. Der Job setzt keine spezifische Ausbildung voraus. Meese hat Marketing und Internationales Management studiert und arbeitete bei mietwagen.de zunächst als Produktmanager: „Ich denke, dass Offenheit, Geselligkeit, Objektivität und organisatorisches Geschick wichtig sind.“ Trotzdem sieht er sich selber nur als Stellschraube des ganzen Konstrukts, welches die Mitarbeiter in den Vordergrund stellt. Die unternehmerische Sorge um das Wohlbefinden der Mitarbeiter sorgt für Veränderungen in der Arbeitswelt. Der Europa-Park Rust etwa bietet seinen 3500 Mitarbeitern sogar eine eigene Akademie. „Fachtraining wie Sicherheits-, Service-, PC-, Verkaufs-, Kommunikations- und Teamtraining gehören zum Standard“, sagt Jakob Wahl, Referent der Geschäftsführung. Zudem unterhält der Park ein eigenes Fitness-Studio und sponsert seinen Mitarbeitern auch mal Wein- oder Spirituosenseminare. Ein Feel-Good-Manager macht derweil nicht in jeder Firma Sinn. „Ein Unternehmen, das noch nie viel Wert auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter gelegt hat“, sagt Meese, „kann mit einem Feel-Good-Manager auch nicht alle Probleme lösen.“

Valérie Baumanns


Gewerkschaften

»8,50 Euro, auch für Flüchtlinge« Einst Berufsverbot, jetzt berufen: Werner Siebler ist neuer DGB-Chef in Freiburg

Sein ganzes Arbeitsleben lang hat sich Werner Siebler in der Gewerkschaft engagiert.

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Fotos: © Privat

er Stadtverband Freiburg des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hat einstimmig einen neuen Vorsitzenden gewählt: Werner Siebler, den langjährigen Betriebsrat bei der Deutschen Post AG und Vorsitzenden der ver.di-Betriebsgruppe Brief. Siebler ist kein Unbekannter: Der Tuniberger war 1984 als Briefträger entlassen worden, weil er Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei war. Er klagte sich erfolgreich zurück, erreichte aber keinen Beamtenstatus mehr. Siebler übernimmt das Amt von Bernd Wagner, der den rund 30.000 Freiburger DGB-Mitgliedern 13 Jahre lang vorstand. Die beiden Gewerkschafter haben schon oft zusammengearbeitet, unter anderem während des Poststreiks im vergangenen Jahr, an dem Siebler als Betriebsrat und Ver.di-Gruppenvorsitzender maßgeblich beteiligt war. Der 60-Jährige stand schon einmal an der Spitze einer DGBOrganisation: Von 1976 an war er fünf Jahre lang Vorsitzender des DGB-Jugendverbands. Er betritt „also kein Neuland“. Sein ganzes Berufsleben lang war er gewerkschaftlich engagiert, scheute in den oftmals harten Arbeitskämpfen keine Auseinandersetzungen. Er hat dabei eine Hartnäckigkeit entwickelt, die nicht nur den Kollegen zugute kam, sondern ihn selbst dorthin brachte, wo er heute wieder ist: bei der Post. Dort hatte der gebürtige Waltershofener mit 15 Jahren als Postjungbote angefangen – mit der Ab- und Aussicht auf eine lebenslange Beamtenlaufbahn. Doch 1984 wurde der Briefträger im Rahmen des sogenannten Radikalenerlasses von 1972 entlassen: Als DKP-Mitglied war er „ins Visier des Verfassungsschutzes geraten“; die Behörden hegten Zweifel daran, dass seine Gesinnung mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar sei.

Erst 1991 kam Siebler wieder zur Post: Er hatte sich auf eine öffentlich ausgeschriebene Stelle als Zusteller beworben. Obwohl der umstrittene Erlass bereits abgeschafft und die Post kein Staatsunternehmen mehr war, wurde er abgelehnt. Er klagte sich aber erfolgreich ein. Jetzt, da er mit seinem Einstieg in die Altersteilzeit die letzte Phase seines Arbeitslebens einläutet, freut Siebler sich auf neue Herausforderungen. Darauf, „den Blick über die Post und ver. di hinaus auf andere Felder zu richten“. Und davon gebe es in Freiburg viele. Einerseits sei die Stadt „sehr reich gesegnet mit prekären Beschäftigungsverhältnissen“, in denen Menschen zu Niedriglohn und/oder in befristeten Verträgen arbeiten. Auf der anderen Seite gebe es aber auch viele gut bezahlte Arbeitsplätze im hochtechnologischen Sektor. Und entsprechend unterschiedlich seien die Interessen, die es zu vertreten gilt: In den Tarifrunden, die in diesem Jahr anstehen und in denen es – notfalls auch mit Streik – immer um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen gehe. Verschlechterungen seien nicht hinnehmbar, so ist Siebler etwa strikt gegen alle Versuche, Sonderregelungen und Ausnahmen beim Mindestlohn durchzusetzen, für den die Gewerkschaften „mehr als zehn Jahre lang gekämpft“ hätten. Er solle im Gegenteil lückenlos eingeführt werden, auch für Flüchtlinge. Die 8,50 Euro seien viel zu wenig, die reichten „vorne und hinten nicht“ zum Leben. Es müsse ganz schnell eine Erhöhung auf über zehn Euro erfolgen, sonst sei auch die Altersarmut vorprogrammiert: Wer 40 Jahre lang für seine Arbeit nur den jetzigen Mindestlohn erhalte, der habe später „praktisch gar keine Rente“ und müsse Grundsicherung beantragen. Siebler selbst wird voraussichtlich von seiner Rente leben können. Auch wenn sie geringer ausfällt als die, die er ohne Berufsverbot hätte erwarten können.

Erika Weisser

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Messen

Die Geschichte einer Weltleitmesse Warum sich das Schicksal der Freiburger Interbrush in einer Nacht in Zürich entschied

Ein Himmel voller Pinsel: Die Erfolgsgeschichte der Bürstenmesse begann 1977 auf dem Alten Messplatz.

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Fotos: © FWTM

an schrieb das Jahr 1960, als sich Vertreter der weltweiten Bürstenund Pinselindustrie anlässlich der Jubiläumsfeier des in Freiburg ansässigen Branchenmagazins „Brossa-Press“ in der Freiburger Stadthalle trafen. An eine Fachmesse dachte damals noch niemand. Erst 1977 ging die erste Interbrossa mit 70 Ausstellern in der Messehalle 2 über die Bühne. Es war der Auftakt zur Weltleitmesse Interbrush, die Ende April ihre elfte Auflage in Freiburg erleben wird. Die Zutaten waren vorhanden: Der Schwarzwald ist historisch ein Zentrum der Bürstenindustrie, die Fachpresse war am Ort, da fassten sich der

damalige Freiburger Messechef Helmar Biskaborn und der Brossa-PressVerleger Rainer Grüb ein Herz und machten aus dem Branchentreffen von 1960 die Interbrossa. Nach dem Anfangserfolg beschloss man gemeinsam, diese künftig alle drei Jahre zu machen. Nach der zweiten Auflage 1980 wech-

»Für Freiburg ein echter Volltreffer« selte der Neuling in einen vierjährigen Turnus, der bis heute noch dem Innovationszyklus der Bürstenmaschinen entspricht. Es war vom Start weg eine internationale Messe: Firmen aus aller Welt tummelten sich, zeigten ihre neuesten Maschinen, Zuliefermaterialien und

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Rohstoffe, wichtige Abschlüsse wurden getätigt. „Für einen flächenmäßig relativ kleinen Messeplatz wie Freiburg war das ein echter Volltreffer“, sagt der ehemalige Freiburger Messechef Klaus W. Seilnacht. Wegen des hohen Zuspruchs von Ausstellern und Besuchern und der hohen Internationalität wurde die Freiburger Messe 1996 in den Weltverband der Messen „UFI“ aufgenommen – eine Anerkennung, die damals nur große, internationale Messeplätze erhielten. Um die UFI-Prüfer von Freiburg zu überzeugen, musste anfangs ein bisschen improvisiert werden. Serviceräume mit internationalem Standard? „Die hatten wir in den alten Hallen nicht, die mussten wir provisorisch schaffen“, sagt Seilnacht, „wir bauten optisch ansprechende Verkleidungen


Messen

Internationales Format: Einmal in vier Jahren trifft sich die Bürstenbranche der Welt in Freiburg – und profitiert dabei

auch von zahlreichen Fachvorträgen.

der Halleneingänge bis hin zu behelfsmäßigen, regenfreien Übergängen von Halle zu Halle. Das erinnerte stark an ,potemkinsche Dörfer‘.“ Andere Messeplätze blickten in der Folge durchaus neidisch auf den Volltreffer und so blieben Versuche nicht aus, die Interbrossa aus Freiburg wegzulocken. Die veralteten Hallen an der Schwarzwaldstraße boten viele Angriffspunkte, konnten die Mindestanforderungen einer internationalen Fachmesse kaum mehr erfüllen. „Es waren die regelmäßig guten Ergebnisse der Aussteller, das gute Miteinander, der Ausblick, dass ein neues Messegelände in Freiburg geplant wurde und nicht zuletzt die unschätzbare Tatsache, dass mit der Firma Zahoransky ein ganz Großer der Branche in unmittelbarer Nähe, in Todtnau und Freiburg, angesiedelt ist, die eine Abwanderung der Interbrossa in den 90er Jahren verhinderte“, erzählt Seilnacht. Die neue Messe öffnete 2000 ihre Tore, jetzt konnten alle eigentlich zufrieden sein. Aber: Gleichzeitig wurde erstmals die Konkurrenzmesse „BrushExpo“ in Luxemburg gemacht. Die Mehrzahl der Aussteller hielt Freiburg die Treue; in der Branche setzte sich die Meinung durch, dass eine Messe völlig ausreichend sei. In einer bis in die Nacht reichenden Sondersitzung in Zürich mit den führenden Vertretern der Branche und der Messe Freiburg konnte nach zähem Ringen eine Einigung erzielt werden. „Die Verhandlungen waren nicht einfach“, erinnert sich

Seilnacht, „wurden aber vom Geiste getragen, eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden. Ich war glücklich, dass sich Freiburg als einziger Standort durchsetzen konnte.“ Der Messename blieb dabei aber auf der Strecke: Aus der italienisch angehauchten Interbrossa wurde die – internationaler klingende – Interbrush. 2006 kletterte Daniel Strowitzki, seit 2015 neuer Messechef, an Bord der Messegesellschaft: „Ich gehe zu jedem Verbandstreffen, rede regelmäßig mit den Landesvorständen, besuche Firmen, um Wünsche der Branche rechtzeitig erkennen zu können.“ Es sei eine überschaubare Branche mit familiärem Charakter – deshalb passe deren Welttreffen auch zu einem überschaubaren Messestandort. Im Schnitt 2,1 Tage bleibt ein Interbrush-Besucher, von denen bis zu 90 Prozent aus dem Ausland kommen. Das führe dazu, dass die Hotels alle vier Jahre zu Interbrush-Zeiten gut belegt sind und nicht wenige Besucher würden noch einige Urlaubstage im Schwarzwald dranhängen. „Freiburg“, sagt Seilnacht, „bietet die Möglichkeit, Geschäfte zu machen und sich danach zu entspannen.“ Und Strowitzki fügt schmunzelnd hinzu: „Besonders USBesucher wollen nicht selten im Vorfeld wissen, ob es auch sicher frischen Spargel geben werde.“ 70 Aussteller waren es bei der Premiere 1977, Ende April werden es jetzt mehr als 200 sein. Das alte Messegelände hatte rund 12.000 Quadratme-

ter Hallenfläche, heute sind alle 21.500 gefüllt. Die Bürstenindustrie, die 2014 über 700 Millionen Euro Umsatz allein in Deutschland verzeichnete, ist eine alte Branche: Die meisten Firmen sind 50 Jahre und älter. Kaum ein Laie kann sich vorstellen, wo deren Produkte überall im Einsatz sind: technische Bürsten für den kratzerfreien Transport von Komponenten, für Waschstraßen, Make-up, Medizin, Malerei, Kehrbesen bis zum Handfeger. „Laut Statistik gibt es in jedem deutschen Haushalt 46 Bürsten und Pinsel“, weiß Seilnacht: Wer aber glaubt, dass auf der Interbrush nur Stubenbesen neben Zahnbürsten und Rasierpinsel neben riesigen Rollenbürsten stehen, irrt. „Hier werden tonnenschwere Prototypen aufgebaut, mit denen diese Produkte erst einmal hergestellt werden“, sagt Strowitzki. Was die Hallenbelegung zu einer kniffligen Organisationsaufgabe werden lasse. Aber bisher ging immer alles problemlos über die Bühne – und das wird vermutlich auch 2016 wieder so sein. Stefan Pawellek

Info:

Interbrush 2016 Wo: Messe Freiburg Wann: 27. bis 29. April Eintritt: Tagesticket 40 Euro, Dauerticket 70 Euro www.interbrush.com

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Stadtentwicklung

Schwarmstadt, Schnäppchen und Spielräume Immobilienmarkt Südbaden: Der Druck auf dem Kessel entlädt sich im Umland Neubau-Areal in Weil am Rhein:

Die Grenzstadt setzt auf Innenentwicklung. Einen Wettbewerb für eine Fläche hat die Stuckert Wohnbau gewonnen.

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Visualisierung: © Stuckert Wohnbau

er Siedlungsdruck in Südbaden wird immer größer: Bauland- und Immobilienpreise schießen dabei nicht nur in Freiburg in die Höhe, auch von Süden her kommt neuer Druck, weil Schweizer und Pendler im Grenzgebiet kräftig einkaufen. Es regiert ein Verkäufermarkt. Die Forderungen nach einer regional abgestimmten Siedlungspolitik werden lauter. Angebot und Nachfrage regeln den Preis, lautet eine uralte Regel der Ökonomie. Und sie gelte – darauf legen Wirtschaftswissenschaftler wert – für alles, was auf dem freien Markt gehandelt wird. Also auch für Immobilien. Freiburg sei eine „Schwarmstadt“, sagt Oberbürgermeister Dieter Salomon mit leisem Stolz, jeder schwärme von ihr und wolle hier leben. Tatsächlich ist die

Breisgau-Metropole seit Mai 1987 bis Juni 2015 um rund 45.000 auf 222.343 Einwohner gewachsen. Allein in den vergangenen vier Jahren zogen 12.671 Menschen an die Dreisam, obwohl die Zensuserhebung 2011 praktisch bei allen Kommunen die Einwohnerzahl deutlich nach unten korrigierte. Die Zuzügler lösten eine entsprechende Nachfrage aus und drehten somit indirekt auch an der Preisschraube: Kostete der Quadratmeter in einer Eigentumswohnung 2009 noch rund 3000 Euro, waren es im vergangenen Jahr schon mehr als 4500. Ein weiterer Hauptverdächtiger bei der Ursachenforschung ist der Mangel an Neubauten: 2014 wurden ganze 15 Bauplätze für Ein- oder Zweifamilienhäuser ausgewiesen und nur 11 für den Geschosswohnungsbau. Und weil laut städtischem Gutachterausschuss neue Reiheneck- oder Doppelhäuser in Freiburg heute schon bis

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zu 645.000 Euro kosten (in Günterstal kosten freie Reihenhäuser aktuell sogar rund 800.000), weichen die Menschen vermehrt ins Umland aus, etwa nach Emmendingen oder nach Denzlingen. In Denzlingen lagen die Bodenpreise 2006 zwischen 220 und 510 Euro, sie kletterten bis 2015 um gut 17 Prozent auf 265 und 590 Euro. Noch deutlicher dreht sich die Preisspirale beim Neubau: Nach Angaben aus dem Rathaus kostete 2005 ein Quadratmeter im Geschosswohnungsbau 1193 Euro, 2010 schon 2595 Euro, 2015 dann stolze 3140 Euro. Auch der Gebrauchtmarkt zog nach: Die Preise legten zwischen 2005 und 2015 um knapp 44 Prozent zu – von 1518 auf 2185 Euro. In Emmendingen ist die Lage ähnlich: Die Baulandpreise legten um fast 20 Prozent zu. Die Quadratmeterpreise kletterten von 2500 auf 3300 Euro (Neubau) und von 1250 auf 1400 Euro


Stadtentwicklung

(Bestand). Parallel stiegen auch die Einwohnerzahlen: Denzlingen erlebte binnen elf Jahren (2004 bis 2014) ein erstaunliches Wachstum um 60 Prozent auf 13.406 Bürger, Emmendingen wuchs von 2006 bis Ende 2014 um knapp 1000 Bürger auf nun 26.872. Es gibt sehr viele darunter, die sich Freiburg nicht (mehr) leisten konnten. Thomas Schmidt, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg, bringt es auf den Punkt: „In den vergangenen fünf, sechs Jahren hat sich der Immobilienmarkt in der Region zu einem ausgeprägten Verkäufermarkt gewandelt. An der Spitze steht Freiburg, einer der teuersten Wohnstandorte in Deutschland.“ Hier werde es selbst für Gutverdiener immer schwerer, die aufgerufenen Preise zu bezahlen, trotz günstiger Bauzinsen. Hauptnachfrager seien derzeit Kapitalanleger und solvente Mieter, die ins Eigentum wechseln wollen: „Familien sind vermehrt auf Standorte im Umland angewiesen.“ So sind auch Bad Krozingen, Staufen, Müllheim und andere in den Fokus geraten. Schallstadts Bürgermeister Jörg Czybulka etwa erzählt, dass bei den von der Gemeinde ausgewiesenen Wohngebieten sehr viele Freiburger nachfragten – was zu Unmut unter den Schallstadter Bürgern führe. Gleiches berichtet der Marcher Bürgermeister Helmut Mursa. Das Neubaugebiet „Neumatten“ in Hugstetten wurde von Freiburgern als „Schnäppchen“ angesehen, wohingegen Marcher Bürger die hohen Preise monierten. Dennoch: Im Umland sind die Preise, so Thomas Schmidt, etwa 1000 Euro unter denen in Freiburg. Der Siedlungsdruck strahlt mittlerweile bis nach Müllheim. „Man ist von hier mit der Bahn in 21 Minuten am Freiburger Hauptbahnhof“, so Rathaus-Chefin Astrid Siemes-Knoblich. Die Bevölkerung in Müllheim habe sich „sehr dynamisch entwickelt“. Das gilt aber nur für die allerjüngste Vergangenheit: Ende 2005 gab es 18.199 Einwohner, zur Jahresmitte 2015 dann 18.610. In der zweiten Jahreshälfte aber zog es an, die 19.000er-Einwohnermarke ist nun passiert. Eine solche Beschleunigung habe man nicht erwartet, räumt Siemes-Knoblich ein, sie rechnet bis 2020 mit mindestens 1000 Neubürgern: „Bei uns treffen sich die Wellen aus Freiburg und Basel.“ Für Christian Haberberg, Geschäftsführer von Stauss & Partner in Freiburg und Bad Krozingen, liegt das Markgräflerland „strategisch gut“ und profitiere von der starken Nachfrage und dem knappen Immobilienangebot in Freiburg und im Grenzgebiet bei Lörrach: „Viele Interessenten kaufen verstärkt im Markgräflerland ihre Wunschimmobilie, die dort noch vorhanden und erschwinglicher sind als in den benachbarten Großstädten.“ Auch Michaela Lehmann vom Markgräfler Immobilien-Büro Ponkratz & Lehmann OHG, sieht eine stärkere Nachfrage: „Die instabile Lage auf dem Aktienmarkt lässt die Zahl der Kapitalanleger wachsen. Zu bemerken ist eine erhöhte Nach-

frage aus der Schweiz und von Pendlern. Die Folge ist ein Käuferüberschuss, was die Preise in die Höhe steigen lässt.“ Auch in Lörrach stiegen die Baulandpreise seit 2005 um gut 21 Prozent auf jetzt durchschnittlich 377 Euro. Der Neubau legte im selben Zeitraum von 2137 auf 3300 Euro zu, der Altbau von 1222 auf 1626 Euro. Anders als andernorts ist die Stadt aber zuletzt nicht stark gewachsen (2005: 46.835 Einwohner, 2015: 48.677.) Siemes-Knoblich regt an, dass im kommenden Regionalplan größere Spielräume für die Ausweisung von Neubaugebieten eingeräumt und Bauberechtigungen auch zwischen Kommunen getauscht werden können. Das findet auch Steffen Adams, Sprecher im Lörracher Rathaus. Er plädiert für eine konzertierte Vorgehensweise, denn „die Entwicklung um Müllheim und Neuenburg zeigt deutlich auf, dass eine abgestimmte Siedlungsentwicklung über den Regionalplan hinaus zunehmend an Bedeutung gewinnen wird.“

Die Wunschimmobilie ist im Umland eher und deutlich günstiger zu haben

Stefan Pawellek 5 Anzeige

chilli | business im Breisgau | 03.2016 | 27


Politik

Um drei ist Schicht im Schacht Auch nach einem Jahr Mindestlohn ist die Kritik noch nicht verstummt

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eit dem 1. Januar 2015 gibt es in Deutschland den gesetzlichen Mindestlohn – und seitdem erhitzt er die Gemüter. Nicht nur der renommierte Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen hält ihn für falsch. Besonders groß ist der Unmut in der Gastronomie. So leiden laut einer aktuellen Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga mehr als 60 Prozent der Mitgliedsbetriebe in Baden-Württemberg unter Ertragseinbußen durch das Mindestlohngesetz. Auch in Freiburg klagen die Gastronomen – mit dem Mindestlohn an sich hat das jedoch gar nichts zu tun.

Bittere Beigaben: Während die Gewerkschaften feiern, schmeckt der Gastronomie der Mindestlohn gar nicht.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund jubelt: Der Mindestlohn sei „bislang ein großer Erfolg“. Statistiken scheinen das zu untermauern: Seit der Einführung ist die Beschäftigung gestiegen, die Arbeitslosigkeit gesunken. Es gibt weniger Minijobs und mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Freiburg macht da keine Ausnahme: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region ist von Juni 2014 bis Juni 2015 um zwei Prozent gestiegen, die der geringfügig Entlohnten hingegen erstmals seit Jahren leicht gesunken. „Der Mindestlohn hat am Beschäftigungstrend nichts geändert“, sagte Enzo Weber, Arbeitsforscher des Institute for Employment Research (IAB) bei einem Vortrag in der Freiburger Agentur für Arbeit. „Bisher ist nicht zu beobachten, dass er dem Arbeitsmarkt geschadet hat. Man kann dadurch aber auch nicht wesentlich Armut beseitigen“, so sein nüchternes Fazit. Genaue Evaluationen werde man erst 2017 machen können, vorher beruhe jede Bewertung lediglich auf Einschätzungen. Auch der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen warnt vor voreiligen Schlüssen. Ohne Korrelationsanalysen könne man nicht beurteilen, ob die Wirtschaft in dieser konjunkturellen Hochphase ohne den Mindestlohn nicht noch besser dastehen würde. „Ich halte den Mindestlohn nach wie vor für falsch“, so der Kritiker. Bei manchen Menschen läge die Produktivität einfach auf einem Niveau, das keine 8,50 Euro die Stunde wert sei. „Eine Gruppe, die ganz sicher massiv unter dem Mindestlohn leiden wird, sind die Zuwanderer mit niedrigem Qualifikationsniveau.“ Eine These, die Hanspeter Fakler, Pressesprecher der Freiburger Agentur für Arbeit, so nicht unterschreiben würde: Für

Langzeitarbeitslose gebe es bereits eine Ausnahmeregelung vom Mindestlohn (Unternehmer könnten sechs Monate weniger bezahlen), die im Freiburger Bereich allerdings noch in keinem Fall in Anspruch genommen wurde. „Wir gehen davon aus, dass das bei Flüchtlingen genauso wäre.“ Dass der Mindestlohn ein Weg aus der Armut sei, hält er jedoch ebenfalls für unrealistisch: Mit einem Stundenlohn von 8,50 Euro bleibe man in Freiburg – vor allem als Ernährer einer Familie – weiterhin in der Bedürftigkeit. Das zeigt auch eine Renten-Berechnung des Bundesarbeitsministeriums: Um eine Rente von mindestens 769 Euro pro Monat – also gerade einmal die Grundsicherung im Alter – zu bekommen, müsste ein Beschäftigter mindestens 11,50 Euro pro Stunde verdienen. Und das 45 Jahre lang bei einer Vollzeitstelle. Für Arbeitnehmervertreter wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist eine Erhöhung daher unumgänglich. „Ein Leben lang arbeiten und dann doch nur ‚Alters-Hartz-IV‘ bekommen – das kann und das darf es nicht sein. Der gesetzliche Mindestlohn steckt noch in den Kinderschuhen. Aber wir werden ihn groß bekommen“, ist sich NGG-Geschäftsführer Claus-Peter Wolf sicher. Ein weiterer Kritikpunkt: Die geringe Zahl der Menschen, die überhaupt profitiert haben. Anders als in Ostdeutschland, wo laut IAB-Studie vor Einführung des Mindestlohns 24 Prozent der Betriebe mindestens einem Mitarbeiter keinen Mindestlohn bezahlten, waren es in Baden-Württemberg weniger als 7 Prozent. „Letztendlich gibt es in unserer Region wenige schwarze Schafe“, weiß Andreas Kempff, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein. „Die meisten zahlen den Mindestlohn oder mehr. Die wenigen, die darunter lagen, hätten mit dieser Bezahlung

Foto: © NGG

Wenige schwarze Schafe in der Region

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Mindestlohn

früher oder später vermutlich keine Mitarbeiter mehr gefunden und ihre Bezahlung anpassen müssen.“ Ähnlich wie in der Industrie stellt sich die Lage auch im Handwerk dar: „In vielen Bereichen des Handwerks liegt die Vergütung der Mitarbeiter schon lange über dem gesetzlichen Mindestlohn“, so Wolfram Seitz-Schüle, Geschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Freiburg. Klagen über den Mindestlohn an sich – sagt auch Kempff – gebe es kaum, eher über die damit verbundenen Dokumentationspflichten. Selbst im Gastgewerbe – der Branche, in der der Mindestlohn laut IAB am stärksten gegriffen hat – sind die 8,50 Euro kein Aufreger. Auch nicht für Jörg Dattler, Geschäftsführer des Schlossbergrestaurants Dattler: Schon vor der Einführung habe jeder Mitarbeiter – einschließlich der studentischen Aushilfen – mindestens 8,50 Euro bekommen. Dennoch muss Dattler finanzielle Einbußen hinnehmen: „Das Problem ist, dass das Arbeitszeitgesetz so in den Fokus gerückt ist.“ Durch das Mindestlohngesetz wird verstärkt darauf geachtet, dass die Schichten nicht länger als zehn Stunden sind – eine Regelung, die sich mit dem Gastronomiealltag schlecht verträgt. So würden etwa bei einer Hochzeit die Gäste oft bis in die Morgenstunden feiern wollen. Seit dem Mindestlohn sei bei ihm

jedoch um drei Uhr Schluss. „Ich kann schließlich nicht mitten in der Nacht die Schicht wechseln. Welcher Mitarbeiter macht denn das mit?“ So ist einfach Schicht im Schacht. Auch für den Freiburger Gastronomen Toni Schlegel, der unter anderem das Greiffenegg Schlössle oder den Ganter Brauereiausschank betreibt, sind die Arbeitszeitregeln das eigentliche Übel: „Branchenweit hat das dazu geführt, dass die Öffnungszeiten eingeschränkt wurden. Auch das Greiffenegg Schlössle musste einen Ruhetag einführen.“ Die Regelung habe die Gastronomie durch den leer gefegten Arbeitsmarkt besonders getroffen: Es fänden sich keine Kräfte, die die kürzeren Arbeitszeiten auffangen könnten. „Im letzten Jahr haben wir einige Tage nicht so stark auslasten können, wie wir uns das gewünscht hätten“, moniert Schlegel. Auch die Mitarbeiter selbst seien genervt. Viele hätten gerne in vier Tagen 40 bis 48 Stunden gearbeitet, um dann drei, vier Tage freizumachen. Das ist nun nicht mehr möglich. Die einzigen, die bei ihm vom Mindestlohn profitierten, seien die studentischen Aushilfen, so der Gastronom: „Und das war ja wohl nicht die Gruppe, die geschützt werden musste.“

Realitätsfernes Arbeitszeitgesetz

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Fakten

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 14 76 10

Paare in Deutschland, bei denen die Frau mehr Einkommen hat (in %) Paare in Deutschland, bei denen der Mann mehr Einkommen hat (in %) Paare in Deutschland, bei denen beide gleich viel Einkommen haben (in %) Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt Freiburg Ende 2014 in Euro Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt Karlsruhe Ende 2014 in Euro Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt Stuttgart Ende 2014 in Euro Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt Mannheim Ende 2014 in Euro Pro-Kopf-Verschuldung im Landkreis Emmendingen Ende 2014 in Euro Pro-Kopf-Verschuldung im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald Ende 2014 in Euro Durchschnittliche Lebenserwartung eines 1970 in Baden-Württemberg geborenen Jungen Durchschnittliche Lebenserwartung eines 1970 in Baden-Württemberg geborenen Mädchens Durchschnittliche Lebenserwartung eines 2014 in Baden-Württemberg geborenen Jungen Durchschnittliche Lebenserwartung eines 2014 in Baden-Württemberg geborenen Mädchens

1470 * 613 1050 3047 825 988 68,5 74,5 79,4 83,9

So viel machte die Gewerbesteuer 2014 bei den Einnahmen in Sölden aus (in %) 3,65 So viel machte die Gewerbesteuer 2015 bei den Einnahmen in Malterdingen aus (in %) 23,1 1,3 1,6 89

Zahl der alleinerziehenden Deutschen mit minderjährigen Kindern 1996 (in Mio.) Zahl der alleinerziehenden Deutschen mit minderjährigen Kindern 2014 (in Mio.) Zahl der alleinerziehenden Mütter 2014 (in %) Veränderung der Gewerbesteuereinnahmen von 2006 auf 2011 in Herbolzheim (in Mio.) Veränderung der Gewerbesteuereinnahmen von 2006 auf 2011 in Emmendingen (in Mio.) Veränderung der Gewerbesteuereinnahmen von 2006 auf 2011 in Freiburg (in Mio.)

-3,05 +2,66 +26

Umsatz von Real Madrid in der Saison 2014/2015 ohne Transfererlöse (in Mio.) Umsatz von Bayern München in der Saison 2014/2015 ohne Transfererlöse (in Mio.) Umsatz von West Ham United in der Saison 2014/2015 ohne Transfererlöse (in Mio.) Umsatz des SC Freiburg in der Saison 2014/2015 ohne Transfererlöse (in Mio.)

577 474 160,9 62,9

Zahl der Geburten in Freiburg 2015 Jahr, als zuletzt mehr als 5000 Kinder in einem Jahr in Freiburg geboren wurden

5002 1968 11.300 3450 484 48 57

Verkehrstote in Deutschland im Jahr 1991 Verkehrstote in Deutschland im Jahr 2015 Verkehrstote in Baden-Württemberg im Jahr 2015 Verkehrstote in Berlin im Jahr 2015 Verkehrstote im Bereich der Polizeidirektion Freiburg Anteil des reichsten Zehntels am Nettovermögen aller Haushalte in Deutschland 1998 (in %) Anteil des reichsten Zehntels am Nettovermögen aller Haushalte in Deutschland 2013 (in %)

*alle Angaben mit Eigenbetrieben 30 | chilli | business im Breisgau | 03.2016

45,1 51,9

Lars Bargmann / Idee: brandeins


Der * im Steuerteich. * Hecht & Partner GmbH | Leopoldring 3 | 79098 Freiburg Telefon 0761 2 82 65-0 | Telefax 0761 2 82 65-26 info@hechtundpartner.de | www.hechtundpartner.de



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