Heft Nr. 15 6. Jahrgang
Eloquent Teddy Smith talkt bei tuesday tracks
„Läuft bei euch“-Tour
Exquisit
Elegant
Unterlindenmuseum mit neuem Glanz
Freiburg hat Europas gröSSte Tanzschule
Freiburg Konzerthaus
13.3.2016 I 18:00 Uhr
Tickets: 0180/60 50 400 www.adticket.de
(0,20 Euro/Anruf inkl. MwSt aus den Festnetzen, max. 0,60 Euro/Anruf inkl. MwSt aus den Mobilfunknetzen)
Architektur
Ein städtebauliches Kleinod Das neue, alte Unterlinden-Museum in Colmar Fotos: © Musée Unterlinden/Erika Weisser
D
von Erika Weisser
Info Musée Unterlinden Place Unterlinden F-68000 Colmar Öffnungszeiten Mo., Mi., Fr., Sa., So. je 10 bis 18 h, Do. 10 bis 20 h Preise: 13/8 Euro Tickets: Tel. 0033 (0)3 89 20 15 58 www.musee-unterlinden.com
as Unterlinden-Museum in Colmar ist nicht wiederzuerkennen. Das nahe dem Zentrum der pittoresken elsässischen Stadt gelegene einstige Dominikanerinnenkloster präsentiert sich und seine Kunstwerke nach einer drei Jahre währenden Umgestaltung und Erweiterung nun in ganz neuem Licht, in einer völlig anderen Perspektive: Aus dem düster wirkenden Gemäuer neben dem Omnibusbahnhof und einer stark befahrenen Ringstraße am Rande der Altstadt haben die Architekten Richard Duplats (Kloster) sowie Herzog & de Meuron (Neubau & städtebauliches Konzept) ein Gesamtkunstwerk geformt. Für 44 Millionen Euro. Zur Eröffnung flog Staatspräsident François Hollande ein. War das Museum bisher schon mit 180.000 Besuchern eins der bestbesuchten in Frankreich, rechnet der Colmarer Bürgermeister Gilbert Meyer künftig mit 350.000. Im Herzen von Colmar ist ein urbaner Komplex aus Gebäuden und Freiräumen entstanden, der historische mit modernen
52 chilli Cultur.zeit februar 2016
Elementen verbindet und sich gleichsam einen zentralen Platz im städtischen Leben zurückerobert hat. Denn auf dem Place Unterlinden können sich jetzt Menschen aufhalten, ohne von Lärm und Abgasen belästigt zu werden. Die angrenzende Straße wurde vom Verkehr befreit, der Busbahnhof verlegt. Die parkenden Touristenbusse sind verschwunden, verstellen den Blick auf das einstige Kloster nicht mehr. Gut zur Geltung kommt jetzt auch die schöne Gründerzeit-Fassade des gegenüberliegenden früheren Stadtbads, das nun in den neuen Museumskomplex, der auf 8000 Quadratmeter vergrößert wurde, integriert ist: Der hohe, lichte Saal mit dem mit feinem Parkett abgedeckten Schwimmbecken wird künftig für besondere Veranstaltungen genutzt. Das Gelände zwischen den beiden historischen Bauwerken – dem Kloster aus dem 13. und dem Stadtbad aus dem 19. Jahrhundert – wurde als weiter, offener Raum gestaltet und den Fußgängern zurückgegeben. Und dem Wasser: Der schon lange hier verlaufende Canal de la
Museum Sinn wurde freigelegt und darf nach Jahrzehnten unter dem Asphalt endlich wieder an der Erdoberfläche fließen. Er gibt dem schlichten Platz eine besondere Note, zumal an einem seiner Ufer ein kleines Haus steht, das stilistisch der Wassermühle des ehemaligen Klosterbauernhofs nachempfunden ist, die einst an dieser Stelle stand. Dieser Neubau mit Walmdach dient als Lichtschacht für die Galerie, die den alten mit dem neuen Teil des Museums verbindet. Sie verläuft unterirdisch, damit die neu gewonnene städtebauliche Dimension des Platzes nicht gleich wieder eingeschränkt wird. Wenn man sie durchquert, um zum Neubau zu gelangen, merkt man davon freilich nichts: In den Räumen herrscht viel Helligkeit, die die hier ausgestellten, zunehmend modernen Bilder ins rechte Licht rückt. Am Ende der Galerie führt eine großzügige Wendeltreppe in den eigentlichen Neubau, den „Ackerhof“. Er bildet das Herzstück der Erweiterung und wurde eigens zu dem Zweck errichtet, die im Besitz des Museums befindlichen umfangreichen Sammlungen vom Mittelalter bis zur Moderne endlich adäquat zu präsentieren. Der Ackerhof ist ein langgezogener Bau, der an die Rückseite des Stadtbads angefügt ist. Zusammen mit dessen L-Form bildet er ein zum Place Unterlinden hin offenes, mit Apfelbäumen bepflanztes Carré – und spiegelt damit die Anordnung des Klosters, das sich, nach innen geschlossen, um einen Garten gruppiert, zu dem der jetzt bestens restaurierte Kreuzgang führt.
Das Haus am Kanal lässt Licht in die unterirdische Galerie zwischen altem und neuem Museum
Mathias Grünewald, Pablo Picasso und ihre Triptychonen Weitere architektonische Elemente des Klosters finden sich in den Spitzbogenfenstern an den Wänden und im Ausstellungsraum im Obergeschoss: Mit seinem steilen Giebel nimmt er die Bauform der ehemaligen Klosterkirche auf, in der jetzt übrigens auch Matthias Grünewalds Isenheimer Altar besser zur Geltung kommt als je zuvor. Dieses großartige Beispiel visionären mittelalterlichen Kunstschaffens ist Colmars berühmtestes Kunstwerk; jedes Jahr kommen Tausende Besucher allein wegen dieses Triptychons in die Stadt; jetzt hat es den Platz, der seiner besonderen kunsthistorischen Bedeutung zukommt. Das gilt auch für ein modernes Kunstwerk, von dem viele nicht einmal wissen, dass es überhaupt hier zu finden ist: Ein Bildteppich, der – fast in Originalgröße – eines der bekanntesten Bilder von Pablo Picasso reproduziert: Guernica. Ein modernes Triptychon, das der Künstler im Juni 1937 malte, unter dem Eindruck der kurz zuvor erfolgten Bombardierung der baskischen Stadt Guernika durch die deutsche Legion Condor. Jaqueline de la Baume-Dürrbach hat diese Tapisserie 1976 im Auftrag und unter Anleitung Picassos angefertigt – und der soll von dem Ergebnis begeistert gewesen sein. Das Colmarer Exemplar ist eines von nur drei existierenden. Das zweite hängt in einem Museum in Japan, das dritte im Vorraum des Sitzungssaals des UN-Weltsicherheitsrats in New York.
Mehr Raum für die Kunst: Zeitgenössische Werke und der Isenheimer Altar
februar 2016 chilli Cultur.zeit 53
tanzszene
Nicht nur Jubel rund ums Ballhaus Die gröSSte Tanzschule Europas verändert die Szene
I
m Januar hat die größte Tanzschule Europas ihre Pforten auf dem Areal der Ganter-Brauerei geöffnet. Mit einem neuen Kursangebot und breit gefächerten Trainingsmöglichkeiten fordert die Tanzschule Gutmann ihre Wettbewerber heraus und setzt neue Maßstäbe. Das sorgt schon vor der Eröffnung für Unruhen im tanzwütigen Freiburg.
von Valérie Baumanns
Ein Mann mit Visionen: Tanzschulchef Matthias Blattmann.
nanz der Kunden legte den Grundstein für das neue Gebäude-Ensemble, das die bisher in Freiburg verteilten 16 Tanzsäle von Gutmann vereint, erzählt Blattmann. Schon damit war die Tanzschule eine der größten in ganz Deutschland. Nun ist sie die größte Tanzschule Europas und zieht Hobbytänzer sowie Profis auf die Tanzfläche, was für die Konkurrenz auch mal ein Dorn im Auge sein kann. Blattmann ist sich bewusst, dass es für die anderen Tanzschulen nicht einfacher geworden ist: „Jubelschreie haben sie wohl nicht gemacht. Ich glaube aber, dass auch die anderen Tanzschulen einen treuen Kundenstamm haben und wir eher Leute anziehen, die vorher noch gar nicht getanzt haben.“ Für wenig Jubel hat auch der neu gegründete Tanzverein gesorgt. Hinter vorgehaltener Hand wird kritisiert, dass Gutmann Trainer und Tänzer mit günstigeren Preisen anlocken solle. „Wir haben niemanden abgeworben. Es sind jedoch Trainer und Tänzer zu uns
„Das Haus ist der Hammer. Unglaublich, was die da auf die Beine gestellt haben”, schwärmt Philip Meihofer aus Freiburg, der seit zwei Jahren bei Gutmann tanzt. Der 18-Jährige hat bei der Eröffnung des Ballhauses große Augen gemacht: „Ich bin echt begeistert und man merkt, dass dahinter irrsinnig viel Arbeit steckt!“ Steht man heute vor dem Ballhaus an der Leo-Wohleb-Straße, kann man bisher nur erahnen, was sich hinter dem großen Baugerüst versteckt. Hier und da fehlt noch der Feinschliff, an manchen Stellen wird noch fleißig gebohrt und geschraubt. Trotzdem läuft schon jetzt der Tanzbetrieb in den acht Ein 4,5 Millionen-Euro-Traum großen Sälen auf insgesamt 2000 Quadratmetern. Mit – nicht von Traumtänzern dieser Fläche und rund 5000 aktiven Mitgliedern ist die Tanzschule gekommen, nachdem wir den Tanzclub Freiburg e.V. gegründet haben, um unsedie größte Europas. Das Ballhaus ist das neue Prunkstück ren Tänzern die Möglichkeit zu bieten, an der Freiburger Tanzszene. Anstatt auf Par- Turnieren teilzunehmen.“ Durch die enge Zusammenarbeit mit kett wird hier auf einem hochwertigen Vinylboden das Tanzbein geschwungen. dem Europa-Park Rust und im Zuge Akustikdecken garantieren einen schönen des jährlichen Euro Dance Festivals Klang, die individuell einstellbare Beleuch- bekommen die Turnierpaare der Tanztung der Ballsäle sorgt für die richtige schule Gutmann die Chance, in dieser Tanzstimmung. „So stelle ich mir Tanz- Zeit mit den besten Trainern der Welt schule vor“, beschreibt Inhaber Matthias zu trainieren. Dennoch herrscht im Hintergrund Blattmann das 4,5-Millionen-Euro-Projekt. Der 43-jährige Unternehmer hat sich dicke Luft. Nach chilli-Informationen mit seinen beiden Kollegen Johnny erfragten bereits mehrere Freiburger Schmidt-Brinkmann und Christian Speng- Tanzvereine beim Tanzsportverband BadenWürttemberg, ob es korrekt sei, sich ler einen Traum erfüllt. Trotzdem sind die drei Freiburger keine durch die Vereinsgründung auch die Traumtänzer. Viel Arbeit und eine Menge GEMA-Gebühren zu sparen. Darf eine unternehmerischer Mut stecken hinter Tanzschule überhaupt einen Tanzdem Baugerüst. Vor allem die gute Reso- verein gründen? Präsident Wilfried
54 chilli Cultur.zeit februar 2016
tanzszene So sieht das Ballhaus bald aus: Eine stylische Terrasse und eine große Lounge-Area laden zum Entspannen ein. Rauschende Feste: Anfang Januar herrschte bei der Eröffnung Trubel auf den Tanzflächen. Visualisierungen: © Oliver Hecke Fotos: © Valentin Behringer
Scheible erklärt, dass das durchaus legitim sei, um bei Wettkämpfen und Turnieren anzutreten. Mit den GEMAGebühren hätte das jedoch überhaupt nichts zu tun. Es gibt aber auch Tanzvereine und Tanzschulen, die die Gutmann-Offensive kalt lässt. „Wir verfolgen einen ganz anderen Ansatz als Gutmann“, sagt Manuela Schraut-Keppeler vom Verein Tanzsportgemeinschaft Freiburg, „unsere Trainingseinheiten sind persönlicher, individueller und in kleineren Gruppen.“ Gutmann selbst setzt auf ein ganz anderes System: Hier werden monatliche Beiträge statt Kurse bezahlt, hier kann jeder mehrmals täglich auf seinem Niveau in seiner Sparte tanzen und ist eben nicht an „seinen Donnerstagabend“ gebunden. Es gibt auch Konkurrenten, die sich über die Eröffnung des Ballhauses freuen. „Seit Anfang Januar sind wir mit der Ballettschule Krain in den Räumen von Gutmann”, schwärmt etwa die Ballerina Meret Schweinfurth. „Ich finde aber, das Schönste am Ballhaus ist das Zusammenkommen ganz unterschiedlicher Tanzstile.“ Durch die gute Vernetzung untereinander könnten auch andere Tanzschulen neue Mitglieder oder Interessierte dazugewinnen. Der Druck auf den Freiburger Tanzmarkt ist groß. Blattmann sieht drei Gründe: Durch die Nähe zum Dreiländereck, die Universität und die Offenheit der Freiburger Bevölkerung hat sich die Stadt mittlerweile zu einem echten Tanz-Mekka entwickelt – egal, ob Standard, Salsa, Westcoast-Swing oder Hiphop. Hier trifft sich alles, was in der Tanzszene Rang und Namen hat. „Das ist schon absolute Weltspitze, was man in Freiburg bekommen kann, wenn man danach sucht“, schwärmt Blattmann. Vom 10. bis zum 14. Februar unterrichten die weltbesten Trainer, Tänzer und Choreographen beim Euro Dance Festival im Europa-Park und ziehen auch Hobbytänzer wieder in die Region. februar 2016 chilli Cultur.zeit 55
Musik
Gangsterquiz und Teddysongs Bei Freiburgs erster Musik-Talkshow „Tuesday Tracks“ geht’s hoch her
F
von Till Neumann
reiburg hat seinen ersten Musik-Talk. Einmal im Monat moderiert Sänger Teddy Smith im „Puzzles“ die Tuesday Tracks. Mit seiner Freundin Amina Nikolaus organisiert er die Show für Nachwuchsmusiker. Die beiden setzen auf Nervenkitzel, ein Gangsterquiz – und Egoismus.
Drummer Silas Benz grinst, das Publikum johlt. Später wird gespielt. Zum Beispiel Gangsterquiz. „Ich bereue nichts, außer …“, fragt Teddy, beide müssen abwechselnd antworten. Fällt einem nichts mehr ein, hat er verloren. „Keine Sorge, man wird nicht erschossen, wenn man das Spiel nicht gewinnt“, witzelt der Moderator. Gangster ist nur das Quiz. Teddy Smith alias Teddy Oculi war früher Teil des Freiburger Beatbox-Trios Acoustic Instinct. Mittlerweile ist der gelernte Grafiker hauptberuflich Musiker und Gesangslehrer. „Moderieren ist für mich ungewohnter als singen“, sagt
22 Uhr. Showtime. Alle Augen auf Teddy Smith. Schwarzer Vollbart, schwarzes Jackett, charmantes Lächeln. „Herzlich willkommen zu den Tuuuueeesday Tracks“, begrüßt der 32-jährige Moderator sein Publikum in der „Wohnzimmerbar“ Freiburgs, dem Puzzles. Der Laden ist randvoll. Spiel mit dem Nervenkitzel macht 90 Minuten Programm. Zu Gast ist das Elektro-Duo die Sängerin nervös Casu. Teddy spielt, quizzt und quatscht mit den Musikern am Bier- Smith. Davon merkt man nichts – lockerfass-Tisch. Dazwischen geben Casu ihre lässig leitet er die Show. Kleine Fehler Tracks zum Besten. „Die meisten Songs passieren, sind aber Teil des Programms. sind Abrechnungen mit meinem Ex- „Spontaneität ist das Herzstück. Wir Freund aus Kanada“, plaudert Sängerin wollen mit dem Nervenkitzel spielen“, Luisa Robbin aus dem Nähkästchen. Ihr sagt er.
56 chilli Cultur.zeit februar 2016
Talkshow
Fotos: © tln
Das merken auch die Künstler. „Ich war anfangs etwas nervös, weil es keinen Anhaltspunkt gab, wie das ablaufen würde“, erzählt Casu-Sängerin Luisa Robbin dem chilli. Das sei aber unnötig gewesen, den Abend fand sie wunderbar. „Die Spiele, die Hintergrundmusik, die kleinen Visuals auf den Bildschirmen, alles sehr liebevoll gemacht“, findet Robbin. Smith organisiert die Show mit seiner Freundin Amina Nikolaus. Die 28-jährige Pädagogik-Studentin kümmert sich um Redaktion, Orga und Marketing. Smith hat bei der Musikauswahl das letzte Wort. Die „Schnapsidee“ zum Format kam ihm eines Abends im Puzzles. Mit Geschäftsführer Umut Inan saß er bei einem Drink zusammen. Der wünschte sich mehr Kulturprogramm. „Du willst Kultur? Ich kann Kultur!“, sagte Smith. Er und Nikolaus stehen auf MusikTalks wie Inas Nacht, TV Noir oder Jimmy Fallon, wollen aber eigene Wege gehen. Sie stecken viel Zeit in die Vorbereitung der detailverliebten Show. „Die Tuesday Tracks haben riesiges Potenzial“, sagt Nikolaus, die gerne mal John Mayer ein-
laden würde. Smith träumt von Showband und Show-Schreibtisch. Derzeit bemühen sich die beiden um Fördergelder von Stadt oder Land. Für Smith sind die Tuesday Tracks ein Mixtape: „Was ich gerne höre, kommt in die Show.“ Klingt egoistisch. „Das ist es“, sagt der Sänger und lacht. Für jede Show entwickelt das Duo neue Spiele. Nur eines gab’s in jeder der sechs Folgen: das Gangsterquiz. Später müssen die Künstler die Antwort auf eine Frage ans Publikum erraten. Seid ihr Einzelkinder? Aus den Boxen dröhnt spannungsgeladene Musik à la „Wer wird Millionär“. Nur ein Ja-Schild geht hoch. „Boah, krass, ich seh’ ein Einzelkind. Schnappt’s euch“, ruft Smith und lacht. Für die Macher ist Improvisation das A und O. „Wir wollen den Wow-Effekt“, sagt Amina Nikolaus. Den könne man nicht planen. So wie im Dezember. Da sang Smith ein spontanes Duett mit Alex Mayr zum Thema „Der Nikolaus bin ich“. Der Freestyle schlug ein, das Video dazu ist das bisher erfolgreichste der Tuesday Tracks.
Fesselnd: Musiker Teddy Smith (schwarzes Jackett) moderiert seit einem halben Jahr die Tuesday Tracks im „Puzzles“. Bei Freiburgs erster Musik-Talkshow wird geredet, gewitzelt und gejammt. Im Januar war das Elektro-Duo Casu zu Gast. Das Publikum mischt munter mit.
februar 2016 chilli Cultur.zeit 57
REZENSIONEN 3 Fragen an ...
Julian Maier-Hauff
Lumaraa
Springstoff
Bassukah
Not Yet Begun
Gib mir mehr
Foto: © privat
Bernhard Hofmann
Studium für DJs und Co.
Tief wie ein See
Frecher Frauenrap
Die Hochschule für Kunst, Design und Populäre Musik Freiburg (hKDM) arbeitet am Studiengang Digital Music Design. Er richtet sich an Musiker, deren Instrument der Computer ist. chillist Till Neumann hat mit hKDM-Prorektor Bernhard Hofmann (50) über das Projekt gesprochen.
(Till Neumann). Ein studierter Jazztrompeter macht elektronische Musik. Ein „Ein-Mann-Orchester“. Julian Maier-Hauff sucht die Symbiose zwischen analog und digital. Der Wahl-Freiburger hat mit Manu Chao, Irie Revolté oder Samy Deluxe gespielt. Nebenbei legt er in Bangalore, Beirut oder Freiburg auf. Anfang Februar ist seine erste EP „Not Yet Begun“ erschienen. Der Titelsong startet still wie ein See und endet tief wie das Meer. Spätestens wenn R0T0M0D dem Track seine zerbrechliche Stimme leiht und Maier-Hauff mit dem Flügelhorn über Piano und Bass gleitet, ist das melancholisch-melodisch-dahintreibende Stück große Kunst. Die übrigen elf Songs sind experimenteller. Treibende Drums, wabernde Synthies, loungige Bässe. Maier-Hauff nennt das improvisierte Instrumentalmusik. Die Songs entstehen im Moment, Improvisation ist Grundhaltung. Über die Länge von zwölf Stücken birgt das die Gefahr, sich zu verlieren. So fehlt an manchen Stellen die klare Linie des Titeltracks, der eine Moment, der unter die Haut geht. Die zweite EP des Wahlfreiburgers ist für Juni 2016 angekündigt, das Album für September. Man darf gespannt sein, was JMH noch alles im Köcher hat. Gerne mehr Not Yet Beguns. Wenn das der Maßstab ist, kann’s groß werden.
(Tanja Bruckert). „Ich bin die Eins in deiner Stadt, auch wenn du mich noch gar nicht kennst“ – wenn es Rapperin Lumaraa an einem nicht mangelt, dann ist das Selbstbewusstsein. Die 25-Jährige aus Landshut nimmt auch auf ihrer dritten Platte „Gib mir mehr“ kein Blatt vor den Mund. Frech, großkotzig und oft ziemlich fies hat sie sich in der männerdominierten HipHop-Welt einen Namen gemacht. Männer sind bei Lumaraa gedichteschreibende, rühreikochende Weicheier wie im Song „Lappen“. Wenn sie über eine Trennung rappt wie im ersten Song „Gib mir mehr“, ist da kein Herz-Schmerz, sondern ein jubelndes „Ich bin wieder am Start“. Und ein betrügender Ex bekommt von ihr ein unmissverständliches „Fick dich“. Verpackt sind die Texte in reduzierte Ohrwurmmelodien. Oft zeigt die Musikerin, dass sie auch singen kann – „Fick dich“ kommt sogar komplett ohne Rap-Passagen aus. Streckenweise wirkt Lumaraa wie eine moderne Version der 90er-Girlgroup Tic Tac Toe. Umso schöner, wenn der erhobene Mittelfinger auch mal dem einen oder anderen Song mit etwas mehr Tiefgang Platz macht. Etwa dem poetischen „Drachenfliegen“, der zeigt, dass die Rapperin nicht nur auf Konfrontation gebürstet ist. Eine Platte für alle, die klare Worte zu schätzen wissen.
cultur.zeit: Herr Hofmann, die hKDM hat Digital Music Design mit einer Kursreihe erprobt. Wie kam es dazu? Hofmann: Wir wissen von Künstlern, die Musik machen, aber kein Instrument spielen. Sie designen Musik am Computer. Wir haben uns gefragt: Sind das ernstzunehmende Musiker? Kann man die studieren lassen? Beides haben wir mit ja beantwortet. Wir wollen das Thema jetzt erforschen. Die Kursreihe richtete sich zum Beispiel an DJs, audio-visuelle Künstler oder Filmmusik-Produzenten. cultur.zeit: Bis Januar waren sieben Kurse. Es ging um Audio- und Studiotechnik oder elektronische Live-Performance. Wie groß ist der Bedarf? Hofmann: Groß. Wir hatten sieben feste Teilnehmer und ein paar Einzelanmeldungen. Einer kam sogar aus Wien mit dem Flugzeug. Mitte April startet nun die zweite Kursreihe. Wenn es gut läuft, soll daraus ein Bachelorstudiengang werden. cultur.zeit: Was macht Mac-Musiker besonders? Hofmann: Man hat das Bild, dass das Einzelgänger sind, die alleine an ihren Sachen basteln. Wir müssen sie anders ausbilden als traditionelle Musikstudenten, denn sie lernen anders. Die Didaktik muss überdacht werden, bei der Gehörbildung zum Beispiel. Möglicherweise müssen wir Fachbegriffe anders erklären. Sicher ist, dass wir externe Dozenten ins Boot holen. Mehr Infos: www.hkdm.de 58 chilli Cultur.zeit februar 2016
Lukas Meister
Acoustic Fun Orchestra
Trip to Mixico
Der Sounddreck ...
Rummelplatzmusik
B&B Productions
... zur Pizza
Gold · Zeit · Raketen
Headline Titel: „Komm lass dich kneten“ und „Du bist ne Pizza“ Urheber: Fabio Gandolfo, der singende Pizzaakrobat Jahr: 2015 „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ oder in diesem Fall eher „Wes Lied mich nervt, des Pizza ich diss“. Ungenießbar ist noch stark untertrieben. Das Ganze ist belegt mit viel Schwachsinn, debilem Käse und einer gehörigen Portion unsexy Schlüpfrigkeit.
Leise laute Raketen
22 Hits in einem Song
(Till Neumann). Kopf aus, Hirn an – so sollte man „Gold · Zeit · Raketen“ hören. Das neue Album des Singer-Songwriters Lukas Meister bietet verträumten Akustik-Pop aus „Meister“-Hand. Soll heißen: nachdenkliche Töne, feinsinnige Texte und ganz viel Gitarre. Der in Berlin lebende Freiburger hat ein Gespür für detailverliebte Bilder. Er singt von zum Himmel fliegenden Raketen, von an den Strand gespülten Neuankömmlingen und doppelt schlagenden Herzen. Nach dem Debütalbum „Wanderjahre“ im Jahr 2013 ist ab dem 13. März nun seine zweite Scheibe am Start. Die zwölf Songs sind aus einem Guss und meist minimalistisch instrumentiert. „Die Zeit“ kommt mit zwei Gitarren aus, bei „Raketen“ mischen sich Drums, Bass und ein Keyboard dazu. Hier und da entdeckt man eine Mundharmonika oder Trompete. Unter die Haut geht die Single „Wenn es vorbei ist“. Meister singt heiser über das traurige Ende einer Beziehung. Ein Song zum Tränenvergießen. Das Video ist bereits veröffentlicht. „Golden“ ist dafür tanzbar, mitsingbar und groovt genüsslich vor sich hin. Seine mit Crowdfunding finanzierte Platte dürfte so manchem AkustikFan goldene Zeiten bescheren. Wer die Augen schließt, entdeckt ein paar Raketen am Nachthimmel. Ganz laut, aber irgendwie auch ganz leise.
(Valérie Baumanns). Wow, ganz neue Musik. Das Acoustic Fun Orchestra aus Freiburg lädt zu einer Reise ein. Auf der mischt es Coverversionen aus dem Rock- und Pop-Genre bunt zusammen. Hier wird das Gehör aufs Äußerste herausgefordert, denn schon der Titeltrack „Trip To Mixico“ verbirgt 22 Hits in nur einem Song. Mit abrupten Übergängen springt das Quartett von einem Klassiker zum nächsten. Nach nur wenigen Sekunden Sexmachine von James Brown geht’s auch schon weiter mit Get up, stand up von Bob Marley. Hier wird alles auseinandergepflückt und gemixt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Da kann schnell aus Adeles Ballade Someone Like You ein ganz neues Stück werden. Weniger traurig, aber dennoch tiefsinnig. Manchmal muss man eben zweimal hinhören, um das eigentliche Lied rauszuhören. Genau das macht die Reise so spannend. „Dass wir mal was von Depeche Mode spielen würden, hätte keiner von uns gedacht. So wird aus synthetischer Kälte akustische Wärme, und Avicii gibt’s auch noch seinen Senf dazu“, so die Band. Tatsächlich vermischen sich hier extravagante Klänge aus Enjoy The Silence von Depeche Mode mit lagerfeuertauglichen Beats von Aviciis Wake Me up. Das schafft etwas komplett Neues. Mittanzen garantiert!
In Fulda (oder doch Köln?) treibt dieser singende Pizzabäcker und auch Akrobat (was uns eher am Allergeschmackspolizeiwertesten vorbeigeht) schon seit Längerem sein Unwesen. Kostprobe gefällig? „Komm lass dich kneten, mal richtig kneten, ... denn meine flinken Finger, kleine Signorina, die können das prima ... liebe Frauen lasst doch das Gemecker, Vorhang auf hier, kommt der Pizzabäcker ... Casanova in der Hose, Café Latte, schöne Rose für die kleine Signorina, ich mache dir Bambina.“ Noch einen Nachschlag? „Ich steck dich in den Ofen und verbrenn dich, du bist ne Pizza, kein Salat ... kann nicht länger auf dich warten, hast so schöne Fleischtomaten, ich leg meine Salami drauf und mach den Ofen auf.“ Appetit vergangen? Uns schon lange. Mit Essen spielt man nicht, so lautet zumindest ein ungeschriebenes Gesetz. Das Gleiche gilt analog auch für Musik und reziprok für die Kombination aus beidem. Die Pizza ist mittlerweile schützenswertes deutsches Kulturgut, und daher kann es nicht geduldet werden, wenn ein hessischer Pizzaakrobat, ganz gleich ob mit Migrationsvorder- oder -hintergrund, unsere Leibspeise in Grund und Boden, na ja, singt. Köln, bitte übernehmen! Buon Appetito, für die Geschmackspolizei Freiburg Ralf Welteroth
kino
Dichtung & Wahrheit Gefangen am ort des Schreckens
Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück Deutschland 2015 Regie: Florian Gallenberger Mit: Emma Watson , D. Brühl u.a. Verleih: Majestic Filmverleih Laufzeit: 110 Minuten Start: 18.2.2016
Fotos: © Majestic / Ricardo Vaz Palma
A
uf das in den 1970er Jahren sehr gebräuchliche Genre des Polit-Thrillers greift Florian Gallenberger in seiner neuen Kinoproduktion zurück. Es passt: „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ spielt selbst in jenen bewegten Jahren; der reale Hintergrund für die fiktive Geschichte ist der am 11. September 1973 erfolgte Militärputsch gegen den chilenischen Präsidenten Salvador Allende und die erste Zeit der Diktatur von General Augusto Pinochet. Die fließenden Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit erzeugen dabei eine Spannung, die den Blick auf die zeitgeschichtlichen politischen Verhältnisse öffnet: Die Realität stellt sich durch die darin eingebettete erfundene persönliche (Liebes-)Geschichte umso krasser dar, während diese Geschichte im Zusammenhang mit den „wirklichen“ Ereignissen an Plausibilität gewinnt – sie hätte genau so passieren können. Und: Vielleicht ist sie auch passiert – wir wissen es nur nicht. Über den Ort, den Gallenberger als Schauplatz für seinen Film wählt, wissen wir tatsächlich nicht besonders viel. Denn bis in die 1990er Jahre war die 1961 vom deutschen Sektenprediger Paul Schäfer und seinen Anhängern gegründete und mit eiserner Hand geführte Colonia Dignidad im Süden des Landes ein hermetisch abgeschottetes Terrain, von dessen Innenleben hinter unüberwindbaren Stacheldrahtzäunen nur wenig zu erfahren war. Über dieses während Pinochets Diktatur als landwirtschaftlicher Musterbetrieb angepriesene Anwesen gelangten fast keine Informationen nach außen. Und auch fast keine Menschen: Wer einmal dort
von Erika Weisser
war, kam nicht mehr heraus. Höchstens unter großer Lebensgefahr. Diese Erfahrung machen auch die beiden Protagonisten in Gallenbergers Film, Lena (Emma Watson) und Daniel (Daniel Brühl), ein deutsches Liebespaar, das zum Zeitpunkt des Putsches gerade in der Hauptstadt Santiago weilt. Am Morgen danach werden sie aufgegriffen; Daniel wird von einem Spitzel als Sympathisant Allendes denunziert und auf die Colonia gebracht, wo er in den Folterkellern, die Schäfer (auch in Wirklichkeit) der Militärjunta zur Verfügung stellte, brutalst gequält wird. Lena beschließt, ihn zu befreien und schließt sich unter Vorspiegelung anderer Beweggründe der Sekte an – und erlebt bald den blanken Horror. Schäfer (Mikael Nyqvist) entpuppt sich als sadistischer Kinderschänder und Meister des Psycho-Terrors, der sich damit rühmt, die „wahre Kunst der Folter“ zu praktizieren: Nämlich die, die keine Spuren hinterlässt. Der Film geht trotz gelegentlicher Ungereimtheiten sehr nahe. Das liegt vor allem an den Hauptdarstellern Emma Watson, Daniel Brühl und Mikael Nyqvist, die überzeugend spielen, was wirklich hätte geschehen können.
KINO
KINO FILMTIPPS
Trash Detective
Foto: © W-Verleih
Foto: © Camino Filmverleih
Deutschland, Österreich 2014 Regie: Lia Jaspers Dokumentarfilm Verleih: W-Verleih Laufzeit: 94 Minuten Start: 11.2.2016
Deutschland 2014 Regie: Maximilian Buck Mit: Therese Hämer, Karl Knaup u.a. Verleih: Camino Filmverheih Laufzeit: 106 Minuten Start: 18.2.2016
voll von der Rolle Foto: © Universal Pictures International France
Match me
Beziehungshunger
Beweise aus dem Mülleimer
(ewei). „How to find love in modern times“ heißt der Untertitel des Films, in dem Lia Jaspers drei ganz unterschiedliche junge Menschen ein Jahr lang bei ihrer Suche nach dem definitiven, ja ultimativen Glück begleitet. Was in besagten modernen Zeiten nicht eben einfach ist. Auch wenn es angesichts schier grenzenloser und ultraschneller Kommunikationsmittel nicht so zu sein scheint. Dabei bauen die beiden bindungshungrigen Frauen und ihr männliches Pendant weniger auf glückliche Zufälle oder gar ihre eigenen Fähigkeiten, einen Partner zu finden. Vielmehr legen sie ihr künftiges Liebesleben vertrauensvoll in die Hände von Profis: Matchmaker-Agenturen. Dabei wählen die Protagonisten ganz unterschiedliche Wege, um das Ziel einer festen Beziehung zu erreichen. Ein sympathischer Film, der zeigt, dass es immer mehr Königskinder gibt, die nicht zueinander kommen können – nicht wegen zu tiefen Wassers, sondern wegen zu viel Planung – und Verplanung.
(ewei). Uwe Krollhass hat’s schwer in dem schwäbischen Dorf, wo jeder jeden kennt und alle glauben, von allen alles zu wissen. Ein Säufer ist er, verdreckt und stinkend. Und weil er im Suff außerdem öfters ausfällig und übergriffig wird, hält es keiner lange aus in seiner Nähe. Er sucht sie auch nicht. Er ist froh, wenn er unbehelligt seine filmrissigen Vollräusche ausschlafen kann – in seinem Haus, das genauso heruntergekommen ist wie er. Am Morgen nach dem großen Fasnachtsumzug wird ihm der Filmriss fast zum Verhängnis: Susi, Tochter des Dorfreichsten und örtliche Dorfschönheit, ist verschwunden. Und er wird verdächtigt, ihr „etwas angetan“ zu haben. Mit dem ersten Schnaps im Frühstücksmüsli kommt freilich eine vage Erinnerung in Uwes Kopf: Er hat das Mädchen in einem Auto gesehen – blutüberströmt. Keiner glaubt ihm, so ermittelt er auf eigene Faust und kommt in Mülleimern schließlich der Wahrheit auf die Spur. Witziges, manchmal etwas dick aufgetragenes Drama mit Lokalkolorit.
Channing Tatum in „Hail, Caesar“
Wer gewinnt den Bären? (ewei). „Get your Kicks at Berlinale 66“ schreibt Festivaldirektor Dieter Kosslik in seinem Grußwort – in Anlehnung an Nat King Coles Song Route 66. Das Berliner Filmfestival, so Kosslik, wolle wie diese sagenhaft Route Orte, Knotenpunkte, Kontinente verbinden, über die Filmkultur zur Völkerverständigung beitragen. Ganz im Sinne der ersten Berlinale vor 65 Jahren, als auch Millionen Menschen auf der Flucht waren. Unter den 18 Filmen, die am Wettbewerb um den Goldenen Bären teilnehmen, haben einige das Thema Krieg, Vertreibung und Flucht zum Inhalt. Da ist etwa Gianfranco Rossis Film „Fuocoammare“ (Feuer über dem Meer) über einen 12-jährigen Jungen, der auf einer Insel wohnt, auf der sich zwei Welten dramatisch berühren: Lampedusa. Oder „Cartas da Guerra“ (Kriegsbriefe) von Ivo M. Ferreira, der einen portugiesischen Militärarzt an seine Frau schreiben lässt, dass „der Krieg uns alle zu Insekten macht, die ums Überleben kämpfen“. Der Eröffnungsfilm „Hail, Ceasar“ von Joel und Ethan Coen läuft außer Konkurrenz; dieser Film, der einen nicht eben traumhaften Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik Hollywood eröffnet, kommt am 18. Februar, noch vor dem Ende der Berlinale, in die deutschen Kinos. Der Kinostart von Spike Lees „Chi-Raq“ ist hingegen noch nicht bekannt. Diese mit Witz, Satire und Musik angereicherte Variante des klassischen Lysistrata-Stoffs läuft ebenfalls außer Konkurrenz. Wie immer gibt es auch Welturaufführungen. Zu ihnen gehört Hans Steinbichlers „Tagebuch der Anne Frank“. Dieser Film ist ab 3. März im Kino zu sehen.
februar 2016 chilli Cultur.zeit 61
kino Mustang
Südafrika: Der Kinofilm
El Clan
Foto: © Weltkino
Foto: © comfilm.de
Foto: © 2015 PROKINO Filmverleih GmbH
Türkei/Frankreich 2015 Regie: Deniz Gamze Ergüven Mit: Güneş Nezihe Şensoy, Elit İşcan u.a. Verleih: Weltkino Laufzeit: 97 Minuten Start: 25.2.2016
Deutschland 2015 Regie: Christian Wüstenberg, Silke Schranz Dokumentarfilm Verleih: Comfilm Laufzeit: 95 Minuten Start: 25.2.2016
Argentinien 2015 Regie: Pablo Trapero Mit: Lili Popovich, Stefanía Koessl u.a. Verleih: Prokino Laufzeit: 108 Minuten Start: 3.3.2016
Unbefangene Gefangene
Auf Mandelas Spuren
Unbefangene Gefangene
(ewei). Fünf Schwestern, 17 Jahre ist die älteste, 11 die jüngste, tollen nach erfolgreich beendetem Schuljahr übermütig mit gleichaltrigen Jungs im Schwarzen Meer umher. Nicht weit vom Strand liegt das Dorf, in das sie kichernd und von Energie sprühend zurückkehren – und auf die versteinert wirkende Großmutter treffen, die ihnen doch bisher so viel Freiheit ließ. Die Unbefangenen werden zu Gefangenen: Der Onkel sperrt sie ein, veranlasst Jungfräulichkeitstests, lässt sie nach den Ferien nicht in die Schule zurückkehren, steckt sie in unförmige, verhüllende Kleider, organisiert Nachbarinnen, die sie in Haushaltsführung unterrichten, sucht nach passenden Bräutigamen. Da ihnen keine Wahl bleibt, unterwerfen sich die Mädchen den Konventionen – doch nur scheinbar. Sie halten noch mehr zusammen als zuvor, jede sucht für sich einen Weg in die Freiheit. Ein traumhaft schön inszenierter Film mit überraschenden Wendungen und großartigen Darstellerinnen.
(ewei). „Nordsee von oben“ war gestern – 2011. Für ihren neuen Film sind Silke Schranz und Christian Wüstenberg an das andere Ende des Atlantischen Ozeans gereist: an das Kap der guten Hoffnung. Zwei Monate waren sie in Südafrika, Swaziland und Lesotho unterwegs, erlebten eine vielfältige Natur, faszinierende Tierwelten und höchst unterschiedliche menschliche Kulturen. Und hielten natürlich alles mit der Kamera fest. Bewegende Begegnungen sind darunter, die unter einem besonderen Blickwinkel dokumentiert werden: Da begleiten sie Township-Bewohner durch die engen Gassen ihrer Wellblechsiedlungen. Dort öffnet ihnen ein stolzer Zulu-Farmer die Tür zu seinem traditionellen Rundhaus. Und schließlich werden sie auf dem Pausenhof der ehemaligen Grundschule Nelson Mandelas von neugierigen Schülern umringt. Am Freitag, 4. März 2016, 19 Uhr sind die beiden Dokumentarfilmer zum Gespräch über diese Entdeckungsreise im Harmonie-Kino.
(ewei). Im Windschatten der Militärs, die 1976 eine blutige Diktatur in Argentinien errichteten und mindestens 30.000 Menschen entführten, bringt es eine Familie zu großem Reichtum – mit Geschäften, die denen der Machthaber ähneln. Im Schutz von Politik und Polizei betreibt der nach außen rechtschaffene, in seinem gutbürgerlichen Stadtteil in Buenos Aires hoch angesehene Clan-Patriarch Arquímedes Puccio Kidnapping, Lösegelderpressung und Mord. Kaltblütig plant er die Verbrechen und setzt sie mit Unterstützung seines Sohnes Alejandro um: Als Starspieler der besten Rugby-Mannschaft des Landes kann er geeignete Opfer ausfindig machen, ohne in Verdacht zu geraten. Angesichts der vielen Verschwundenen fallen die privaten Machenschaften der Puccios ohnehin nicht weiter auf. Man kommt erst auf ihre Spur, als die Entführungen nach dem Ende der Diktatur weitergehen. Ein fein recherchierter Gänsehaut-Thriller um eine abgründige Vater-Sohn-Beziehung.
DVD Sand Dollars
Amour Fou
Brasserie Romantiek Das Valentins-Menü
Dominikanische Republik 2015 Regie: L. Amélia Guzmàn, I. Cárdenas Mit: Geraldine Chaplin, Yanet Mojica u.a. Verleih: Edition Salzgeber Laufzeit: 88 Minuten Preis: ca. 17 Euro
Österreich 2014 Regie: Jessica Hausner Mit: Christian Friedel, Birte Schnöink u.a. Verleih: good!movies Laufzeit: 82 Minuten Preis: ca. 16 Euro
Belgien 2015 Regie: Joël Vanhoebrouck Mit: Sara De Roo, Axel Daeseleire u.a. Verleih: good!movies Laufzeit: 102 Minuten Preis: ca. 16 Euro
Eine letzte Liebe
Armer Heinrich
Ball der einsamen Herzen
(ewei). Welche seltsamen Wege die Liebe gehen kann, zeigen Laura Amélia Guzmàn und Israel Cárdenas in „Sand Dollars“: Anne, eine wohlhabende Französin im Großmutter-Alter, die (vielleicht) als Sex-Touristin in die Dominikanische Republik gekommen ist, ist seit drei Jahren liiert mit der einheimischen Noéli, deren Großmutter sie tatsächlich sein könnte. Die Beziehung ist einseitig, doch Anne ist so rettungslos verliebt in das Mädchen, dass sie ihre Betrügereien und Lügen duldet, dass sie akzeptiert, nicht geliebt zu werden – oder eben nur gegen Bezahlung. Denn Noéli, die gelegentlich auch männliche Sextouristen beglückt, kassiert ab: Sie und ihr Freund Yeremi leben schließlich von den reichen Urlaubern. Er ist es auch, der sie trotz glühender Eifersucht immer wieder in deren Arme treibt. Irgendwann steht indessen eine Entscheidung an. Für alle drei. Präzise erzähltes Drama mit zwei großartigen Hauptdarstellerinnen, in dem niemand verurteilt und nichts naiv romantisiert wird.
(ewei). Am 21. November 1811 kamen zwei Menschen durch die Hand des einen zu Tode: Heinrich von Kleist, der zu Lebzeiten oft erfolglose Dichter, erschoss zuerst seine Begleiterin Henriette Vogel und dann sich selbst. Schon lange war der depressive Romantiker „innerlich so wund, dass mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert.“ Als eifriger Besucher literarischer Salons war er schon lange auf der Suche nach einer Frau, die ihn mit ihrer Liebe aus seiner Einsamkeit befreien und mit ihm den Weg aus dem Leben gehen würde. In der zarten, schönen und ebenfalls melancholischen Henriette hatte der arme Heinrich die Seelenverwandte schließlich gefunden. Jessica Hausners Film zeichnet in behutsamen Dialogen und Bildern die langsam keimende Beziehung, die eher eine hoffnungslose Interessensgemeinschaft zweier Unglücklicher ist als Liebe.
(ewei). Was an diesem Valentins-Abend als romantisches Tête-à-Tête-Dinner in der Brassereie Romantiek gedacht war, endet eher als Ball der einsamen Herzen. Und hinterher ist nichts mehr, wie es war. Nichts. Zumindest bei den Hauptakteuren des hinreißend schrägen Films: Chefin Pascaline zerstreitet sich bei der Zubereitung des Valentins-Menüs heillos und endgültig mit ihrem Bruder, dem trinkwütigen Chefkoch. Das gutsituierte Ehepaar, das sich schon lange anödet, geht endlich getrennte Wege. Pascalines früherer Freund, der nach 20 Jahren Abwesenheit wieder bei ihr landen will, reist entgegen seiner Erwartung ohne sie ab. Ein völlig verklemmter Beziehungssuchender, der das romantische Menü als passende Kulisse für ein Blind Date ausgewählt hat, wird über Selbstgespräche zum Draufgänger. Und eine sitzengelassene Ehefrau, die trotzig allein zum Dinner kommt und verzweifelt selbst gemachte Pralinen futtert, verlässt das Lokal in Begleitung. Köstlich, nicht nur wegen des Menüs.
3 DVDs zu gewinnen! Teilnahme über www.chilli-freiburg.de – Stichwort: „Sand Dollars“
3 DVDs zu gewinnen! Teilnahme über www.chilli-freiburg.de – Stichwort: „Amour Fou“
3 DVDs zu gewinnen! Teilnahme über www.chilli-freiburg.de – Stichwort: „Brasserie Romatiek ...“
Literatur
Mit dem Kopf ist es so eine Sache Die Freiburgerinnen Kathrin Feldhaus und Margarethe Mehring-Fuchs beeindrucken mit Demenz-Projekt
von Erika Weisser
Wenn der Kopf hinausgeht, ganz weit fort Wie Menschen mit Demenz das Leben sehen Veronika-Stifung Rottenburg (Hg.) Patmos Verlag 2016 136 Seiten, Hardcover Mit Audio-CD „Bruchstücke“ 16,99 Euro Ab 15. Februar im Handel
Das ist den beiden Feldforscherinnen gelungen. Das Buch, das im Dialog auf Augenhöhe entstand, ist ein Fundus an großartigen Botschaften aus der JetztLebenswelt derer, denen Bruchstücke aus dem eigenen Leben fehlen. Ganz erstaunliche Interpretationen des Daseins sind dort zu lesen, manchmal auch philosophische Betrachtungen, nicht nur über das Alter. „Das Schlimmste ist, wenn sie daheim sitzen und zum Fenster rausschauen und es geht kein Wind – also bewegt sich der Baum auch nicht“, steht da. Oder: „Die Vergesslichkeit, das ist eben die Gesellschaftsform schon.“ Die beiden Autorinnen, die in dem sorgsam verfassten und gestalteten Buch nicht nur Gespräche dokumentiert, sondern an manchen Stellen auch persönliche
Es ist ihr früher schon passiert, dass sie etwas vergaß: „Ich bin ein Zwillingskind. Hab eine Schwester, die sieht original aus wie ich. Wenn die Lehrerein ihren Namen sagte, stand ich auf. Dann hab ich gesagt, entschuldigen Sie, ich hab ihn vergessen.“ Frau Zimmermann ist nicht die Einzige, die Kathrin Feldhaus und Margarethe Mehring-Fuchs von der Vergesslichkeit und erinnerten Ereignissen ihres Lebens erzählt hat: Die beiden Freiburgerinnen, die als freiberuflich Kulturschaffende schon einige Projekte ins Leben riefen, haben ein Jahr lang immer wieder Bewohner von drei stationären Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg besucht. Im Sommer 2014 starteten sie ein DeMargarete Mehring-Fuchs & Kathrin Feldhaus menz-Projekt, dessen Ergebnis jetzt als Buch vorliegt. Ziel war Kommentare eingefügt haben, sind sich es, nicht über die Krankheit zu sprechen, einig, dass die Begegnung mit diesen sondern mit den Erkrankten. Sie wollten starken Persönlichkeiten „ein wunderbares zeigen, sagt Kathrin Feldhaus, wie die Be- Erlebnis“ war, bei dem sie selbst „viel troffenen „selbst auf das Thema schau- gelernt haben“. Mehr noch: Sie haben den Menschen, en“. Und nicht, wie die Gesellschaft oder die ihnen ihre Welt öffneten, ihre ganz perDemenzforscher es tun. Sie wollten die „Menschen sprechen las- sönliche Sprache zurückgegeben. Und die sen, die in der öffentlichen Wahrnehmung ist auf der beiliegenden CD „Bruchstücke“ nicht mehr als individuelle Persönlichkeiten sogar zu hören. In Poetry-Slam-Version, existieren, die für sich selbst sprechen kön- begleitet von verdichteten Texten von Slam-Poet Tobias Gralke. nen“, fügt Margarethe Mehring-Fuchs an.
64 chilli Cultur.zeit februar 2016
Foto: © Marc Doradzillo
J
eder weiß, wo mein Zimmer ist – nur ich nicht!“ Frau Zimmermann hat ihr Zimmer schon oft gesucht. Und hat es immer gefunden, denn sie kann sich ja auf die verlassen, die wissen, wo es ist. Sie ist schon über 90 und lebt in einem Seniorenzentrum in Oberdorf. Und manchmal ist sie sicher, dass ihre Schwester auch dort lebt. Und die Eltern.
FRezi
Alles ist gut
von Helmut Krausser Verlag: Berlin, 2015 240 Seiten, gebunden Preis: 20 Euro
Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
von Clemens J. Setz Verlag: Suhrkamp, 2015 1021 Seiten, gebunden Preis: 29,95 Euro
Alles kann warten – ein Roadtrip
von Marc Hofmann Verlag: Conbook Medien, 2015 320 Seiten, Taschenbuch Preis: 9,95 Euro
Die Macht der Melodie
Die Dämonen der Rache
Verlorene Jugend
(Dominik Bloedner). Opernhäuser werden abgefackelt, Menschen erleiden in Konzertsälen tödliche Herzattacken, ein Manuskript mit rätselhaften Musiknoten wird in einer jüdisch-polnischen Familie über Jahrhunderte weitervererbt und gelangt über Umund Irrwege nach Berlin. Dort haust in der Jetztzeit der erfolglose und verkannte Komponist Marius Brandt in einem schmuddeligen Hinterhof, gibt sich dem Alkohol hin, versucht vergeblich, seine Geliebte zum Höhepunkt zu bringen, lebt Allmachtfantasien aus und schwadroniert über Donaueschingen (nicht über die Stadt, sondern über die dortigen elitären Musiktage). Was ist denn das für eine abenteuerliche Komposition? Es ist der aktuelle Roman von Helmut Krausser – ein Künstlerroman, ein Schelmenstück, eine gelungene Satire. In „Alles ist gut“ läuft eigentlich nicht alles gut für den Protagonisten. Als er endlich mal einen Auftrag ergattert, muss bei der Uraufführung in Hamburg der Krankenwagen anrücken. Der Teufel hat wohl seine Finger in diesem faustischen Spiel. Wie in „Melodien“ (1993) geht es wieder um die große Kunst, die Suche nach Unsterblichkeit und die Macht der Melodie. Am Ende ein furioses Finale. Auf einmal taucht Krausser selber auf. Nicht als Retter, nicht als Erklärer, sondern als unsympathischer und narzisstischer Taktstockschwinger. Ein famos geschriebenes Buch, ein toller Sound. Lesen!
(Erika Weisser). Wer wissen will, was in der „Stunde zwischen Frau und Gitarre“ geschieht, sollte auf alles gefasst sein; darf sich nicht abschrecken lassen von mehr als 1000 Seiten Lektüre, die an sich schon anstrengend genug sind – und sich zudem bald als ziemlich abgründig erweisen. Schon auf den ersten Seiten stellt sich das Gefühl ein, einen ungebremsten Abstieg in die untergründigen Schluchten menschlichen Daseins zu erleben. Einen Abstieg in den Untertage-Abbau diverser Geheimnisse und Neurosen, die heutige Dämonen in Seelen und Köpfen hinterlassen. Denn die Geschichte, die Clemens J. Setz auftischt, erweist sich nach dem anfänglichen Anschein der Alltäglichkeit als ziemlich schwer verdaulich: Die junge, einigermaßen neurotische Bloggerin Natalie jobbt zwecks Lebensunterhalts in einem Heim für Menschen mit Handicap. Sie betreut einen älteren Mann, der im Rollstuhl sitzt und regelmäßig von einem jüngeren Mann besucht wird. Doch unter der Oberfläche der scheinbaren Freundschaft brodelt es: Der ältere Mann hat den jüngeren einst massiv gestalkt – und dessen Frau in den Selbstmord getrieben. Und der weiß nun nicht, wie er seine Rache-Dämonen freilassen soll. Ein verstörendes, großartiges Buch.
(Valérie Baumanns). Ganz schön deprimierend, wenn man mit Anfang 40 plötzlich merkt, dass das Leben mit Lichtgeschwindigkeit vorbeirauscht. Trotzdem ist es noch nicht zu spät, um mit einer guten Portion Waghalsigkeit und ordentlich Anlauf mitten ins Abenteuer zu springen. Das haben sich auch Paul, Robert und Immel gedacht, als sie sich ohne Vorahnung auf einen Roadtrip in ihre alte Heimat begeben. Um sich mit seinem Vater auszusprechen, plant der Berliner Lehrer Paul, spontan in den Schwarzwald zu fahren. Mit im Gepäck seine zwei besten Jugendfreunde. Drei unterschiedliche Charaktere, die sich dieselbe Frage stellen: Lebe ich eigentlich das Leben, das ich leben will? Paul wohnt zwar in Berlin, führt aber nicht das hippe Leben der Großstadt. Sein Beruf ödet ihn an, und von seiner Frau hört er immer nur die gleiche Leier. Robert lebt als karrieregeiler Assistenzarzt nur für seinen Job. Als seine Beziehung scheitert, schmeißt er alles hin. Der arbeitslose Künstler Immel spielt den Paradiesvogel des Trios und sorgt immer wieder für aufregende Begegnungen. Eine spontane Reise quer durch Deutschland mit tiefsinnigen Gesprächen, prägenden Erinnerungen und Klängen von Bruce Springsteen. februar 2016 chilli Cultur.zeit 65
die letzte seite
Literarisches Notgepäck „Ich verachte Rassismus, weil ich ihn für barbarisch halte, egal ob er nun von einem schwarzen oder weißen Menschen kommt.“
Nelson Mandela, (1918– 2013), 27 Jahre lang politischer Gefangener, erster schwarzer Staatspräsident Südafrikas, Friedensnobelpreisträger
Foto: South Africa The Good News www.sagoodnews.co.za
„Wenn ich mit meiner Relativitätstheorie recht behalte, werden die Deutschen sagen, ich sei Deutscher, und die Franzosen, ich sei Weltbürger. Erweist sich meine Theorie als falsch, werden die Franzosen sagen, ich sei Deutscher, und die Deutschen, ich sei Jude.“
Albert Einstein, (1879–1955), in Deutschland geborener Physiker, Nobelpreisträger
Foto: F. Schmutzer
66 chilli Cultur.zeit februar 2016