chilli cultur.zeit

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Heft Nr. 7/16 6. Jahrgang

Was für ein Theater Was für ein Brite Was für Geschichten Intendantin Barbara Mundel im Interview

Auf der Couch mit Matt Woosey

Victor Boden gewinnt Krimipreis


kultur

„Bewegung für Herzen und Hirne“ Barbara Mundel über ihre finale Spielzeit, groSSe Fragen und heftige Kontroversen

S

ie geht in ihre elfte, ihre letzte Spielzeit, Barbara Mundel. Die Intendantin des Freiburger Stadttheaters im Gespräch mit den cultur.zeit-Redakteuren Lars Bargmann und Till Neumann. cultur.zeit: „Jetzt geht’s los“, steht auf dem Programmbuch zur neuen Spielzeit. Und drunter steht ein wenig startklares Auto. Warum ist das die Headline? Sie gehen doch schon in ihre elfte Saison … Mundel: Das ist ja ein bisschen ironisch gemeint, wir spielen mit dem Slogan, wir spielen ja auch mit dem Auto. Wir wollen aber trotzdem ganz ernst sagen, dass es noch einmal eine sehr kräftige letzte Saison werden wird.

Mundel: … ich finde, dass es eine Aufgabe von Theater ist, die großen Themen immer wieder neu zu besprechen. Nach außen, aber auch nach innen. „Unterwerfung“ von Houellebecq ist ein Beispiel dafür. Da geht es ja auch um Europa, aber auch um uns selbst. Den Text kann man durchaus als große Persiflage auf uns lesen. Ein Text, der auch innerhalb des Ensembles zu heftigen Diskussionen führt. Und genau das ist gut. cultur.zeit: Neben dem Besetzen von großen Themen ist ein zweites Charakteristikum ihrer Intendanz, immer wieder zu diskutieren, welche Rolle das Theater selbst in der Stadt, für die Stadt spielt. Warum ist das so wichtig? Mundel: Wir sind ein öffentlich gefördertes Haus, dann müssen wir uns auch fragen, wen in der Stadt erreichen wir eigentlich und können wir mit immer mehr Menschen in einen Dialog kommen? Ich finde, dieser Dialog ist für das Theater, aber vor allem für unsere Gesellschaft wichtig.

cultur.zeit: Das Programm beschäftigt sich intensiv mit der Frage nach Europa. Kaum war es fertig, kam der Brexit … Mundel: Das hat dem ganzen Programm noch mal eine neue, drängende Facette gegeben, aber Europa ist auch ohne Brexit ein spannendes Thema. Was sind die Stärken, was die Schwächen Europas? Mit „Eurotopia“ haben wir ein Herzstück cultur.zeit: Es gab vor zehn Jahren eine zu dem Thema in die Mitte der Spielzeit kernige Debatte darüber, ob es in Ordnung gesetzt. Acht Künstler aus Belgien, der ist, dass das Stadttheater viele Millionen Türkei, aus Deutschland, der Schweiz und dem Kongo werden komplett Damals drohte die unterschiedliche Blick auf Stimmung zu kippen Europa werfen. Wenn Hände sprechen: Barbara Mundel steht vor ihrer finalen Spielzeit im Freiburger Theater. Doch der Stadt bleibt sie treu: Nach der Intendanz wird sie sich ums 900-Jahr-Jubiläum kümmern.

cultur.zeit: Mit welchem Ziel? Mundel: Wir wollen neue Perspektiven auf einen erhärteten Diskurs werfen, aber auch versuchen, das Herz zu weiten, wieder bereit zu sein, Empathie zu empfinden, Bewegung in die Herzen und Hirne bringen. Wenn uns das gelingt, ist das viel. cultur.zeit: Neben Europa kreist der Spielplan auch um Macht, Gewalt, Unterwerfung, Religion. Das kleine Freiburger Theater und die großen Themen …

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vom Rathaus bekommt, aber nur zwei Prozent der Bevölkerung erreicht. Hören Sie das heute auch noch? Mundel: Damals war die Debatte sehr verhärtet und die Stimmung drohte zu kippen. Das nehme ich heute sehr anders wahr. Ich bin aber auch realistisch: Wenn die Verteilungskämpfe wieder härter würden, dann würde sich erweisen, wo wir heute stehen. Wenn sich der Gedanke durchsetzt, dass der Mensch nur homo oeconomicus ist, haben künstlerische Orte wie das Theater


Theater keine Chance. Ich habe aber das Gefühl, dass das Bedürfnis nach Orten wie Theater, Bibliotheken, Museen wieder steigt. cultur.zeit: Das Theater hat sich im vergangenen Jahrzehnt sehr geöffnet. Um neues Publikum zu gewinnen? Mundel: Es ist vor allen Dingen ein künstlerisches Konzept. Wir haben

sein. Das war mehr Tragödie als Lustspiel … Mundel: Wir haben Fehler gemacht, ohne Zweifel, aber wir kommen mit einem hellblauen Auge davon. Die Passage stellt eine komplexe Situation dar, eine Schnittstelle zwischen Publikumsfoyer für zwei Spielstätten, selbst ein Veranstaltungs- und Gastronomieraum.

dersetzt. Die Künstler werden im Museum arbeiten. Wir werden uns dabei auf vielen Ebenen mit dem Thema Erbe auseinandersetzen. Was, zum Beispiel, ist das europäische Erbe? cultur.zeit: Was ist Mundels Erbe? Mundel: Eine schwere Frage. Vielleicht habe ich den Blick auf die Möglichkeiten von Stadttheater erweitert. cultur.zeit: Andreas Liebmann will im Stück „Weltveränderer“ Ihre Intendanz Revue passieren lassen. Inwiefern sind Sie da selbst mit eingebunden? Mundel: Liebmann hat lange mit mir geredet und dabei sehr spezifisch auch nach den Projekten gefragt, die wir mit der Uni gemacht haben. Wir haben immer wieder gesellschaftliche Debatten aufgegriffen, die heute schon in anderem Kontext stehen als damals. Wir haben da, glaube ich, vieles vorausgeahnt. Was er aber daraus machen wird, weiß ich noch nicht.

Fotos: © tln

viel ausprobiert, viel mit Schulen in Stadtteilen gemacht, viele Netzwerke gesponnen. Wir haben viel Kompetenz im Haus gewonnen, das ist wunderbar. Natürlich freuen wir uns, wenn unser künstlerisches Konzept in und mit den Stadtteilen zu arbeiten, etwa mit dem Finkenschlag, dann auch das Publikum ins Theater bringt. cultur.zeit: Das im Frühsommer 2017 mit den ersten Festspielen in Weingarten sein vorläufiges Finale findet. Mundel: In Weingarten waren wir ja noch nie. Wenn wir noch einen Förderantrag bewilligt bekommen, wird daraus sogar ein Dreijahresprojekt, und wir spannen den Bogen zum Rieselfeld. Wir wollen das Projekt dann am Mittsommernachtstisch auch wieder ins Zentrum holen und haben noch zwei Abende im Großen Haus reserviert. cultur.zeit: Eine Verbindung von innen und außen sollte die Passage 46

cultur.zeit: Wie geht es weiter? Mundel: Wir werden die Passage 46 jetzt nicht wieder verpachten, sondern verschiedene Formate testen. Was funktioniert in dem Raum, was nicht. Dann kann Peter Carp (Mundels designierter Nachfolger, d. Red.) eine fundierte Entscheidung treffen. cultur.zeit: Auch nach draußen, ins Museum für Neue Kunst (MNK), geht’s beim Projekt „Depot Erbe“. Museen sind Bewahrer, Theater eher nicht. Wie passt das zusammen? Mundel: Wir kooperieren schon lange. Theater ist eine der vergänglichsten Kunstformen, es gibt Versuche der Konservierung und Archivierung. Jetzt hatte die Bundeskulturstiftung den Tanzfonds Erbe ausgeschrieben. Kann man etwa Pina Bauschs Choreographien bewahren, soll man sie überhaupt bewahren? Wir schicken Künstler in ein Museum, das sich ja viel stärker mit dem Sammeln, mit dem Erbe auseinan-

cultur.zeit: Auf die Frage nach Ihrem Lieblingsprojekt der Spielzeit bekommen wir keine Antwort? Mundel: Ich bin stolz darauf, dass das ein sehr konsequenter Spielplan ist. Und, das Eurotopia-Projekt ist eine tolle Herausforderung. cultur.zeit: Sie werden bei der Aschenputtel-Oper „Cendrillon“, dirigiert von Fabrice Bollon, auch mal wieder selbst Regie führen, warum? Wegen der letzten Spielzeit? Mundel: Ja, sonst hätte ich das nicht gemacht. Ich wollte das während der Intendanz nicht vermischen. Aber nun ist es die letzte Spielzeit und auch noch die vorletzte Produktion. Eine Märchenoper. Es ist aber nicht die bekannte Aschenputtel-Geschichte, sondern eine ganz eigene Geschichte, eine sehr eigene Version. Vielleicht hat mich gereizt, dass es da viele Elfen und Geister gibt, die einem zur Hilfe eilen (lacht). cultur.zeit: Frau Mundel, vielen Dank für dieses Gespräch. September 2016 chilli Cultur.zeit 59


Musik

Foto: © Promo

Neustart auf der Couch Hochgelobter Blues-Musiker Matt Woosey stapelt in Freiburg tief

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ery, very good indeed!”, „Breath of fresh air”, „Superb”, „Simply stunning”, die Kritiker sind beeindruckt, wenn sie über Matt Woosey schreiben. Matt wer? Matt Woosey, ein englischer Singer-Songwriter, der gerade zum dritten Mal für den British Blues Award nominiert ist. Seit Dezember startet er in Freiburg einen neuen Anlauf – von der Couch aus.

von Till Neumann

Stimme, als hätte er sich die vergangenen Jahre ausschließlich von Whiskey und Tabak ernährt. Die Zuschauer jubelten ihn zum Sieg. „Ich wusste nicht einmal, dass das so ein Art X-Factor-Abend ist“, sagt Woosey und lacht beim Gespräch mit dem chilli in Ettenheim. Das Baby auf dem Schoß. Nicht nur auf der Bühne sieht man dem lockigen Engländer an, dass er bereits einiges erlebt hat. Schon als Student verbrachte er mehr Zeit im stickigen Proberaum als im Hörsaal. Das Studium in „Music Technolo-

Ziemlich deprimiert ist der 31-Jährige Ende vergangenen Jahres von der Insel ins Badische gezogen. Entnervt, enttäuscht, erschöpft – nach kraftraubenden Jah- 100 Gigs in 100 Tagen. Ochsentour ren. Mit seiner deutschen durch stickige Bars hinterlässt Spuren Frau und einem Baby lebt der Vollblutmusiker seither gy“ schaffte er mit Ach und Krach. „Ich weiß in Ettenheim, nördlich von Freiburg. So mancher hier dürfte den Mann mit der selbst nicht, warum ich das damals gemacht filigranen Reibeisenstimme dennoch ken- habe“, erzählt Woosey. Seit rund acht Jahren nen: Im April gewann er Freiburgs Song- lebt er nun von und für die Musik: „Wenn’s Slam „Die Goldene Sirene“ im „The Great in Großbritannien einen Quadratzentimeter Räng Teng Teng“. Nach einer zwölfstündi- gibt, in dem ich noch nicht gespielt habe, gen Anreise aus Nizza, wo er am Vorabend bin ich schockiert“, sagt Woosey. Mit Hund und Baby auf der Couch, das auftrat, spielte er im „Räng“ groß auf: Mit der Akustikgitarre sang er schmerzerfüllt gab’s früher nicht: Der Lebemann zog von von Lieben, Leben und Leiden. Mit einer Bar zu Bar, von Club zu Club. „Ich habe 60 chilli Cultur.zeit September 2016


Blues überall gespielt, wo ich konnte. Wenn ich mal einen konzertfreien Tag hatte, bin ich einfach irgendwo hin und habe Musik gemacht.“ Er spielte sogar mal 100 Gigs an 100 Tagen. An manche Jahre kann er sich nur vage erinnern, so exzessiv war sein Lebenswandel, erzählt er auf Englisch. Sein Deutsch ist noch etwas holprig. Die Ochsentouren durch rauchige Bars hinterließen Spuren. „Oft musste ich lauter sein als der Lärm. Meine Stimme hat sich dadurch verändert“, sagt Woosey. Nach sechs Jahren hatte er genug und beschloss, eigene Gigs in Konzertsälen zu organisieren. Mit frustrierendem Ende: „Ich habe einfach nicht genügend Karten verkauft, manchmal musste ich sogar absagen.“ Er war down, hatte keine Lust mehr. Im Dezember dann der Schritt nach Ettenheim. Alles auf Null. Seine Frau hat in der Gegend Familie. „Es ist friedlich hier, ich kann entspannen, fühle keinen Druck“, sagt Woosey, der vorher in Malvern bei Birmingham lebte. Druck macht höchstens das Baby. Als sein Kleiner beim Interview zu laut wird, übernimmt Mama. Allzu oft ist Woosey nicht zu Hause. Drei Tage hier, drei Tage da, drei Tage Ettenheim. Die Leidenschaft zur Musik hat er wiedergefunden – auf der Couch. Über die Plattform sofaconcerts.org wird er mittlerweile deutschlandweit gebucht. Er spielt auf Sofas in Hamburg, Dresden, Koblenz, Freiburg. Aber auch in Frankreich, der Schweiz und Holland. Kein anderer Künstler hat auf sofaconcerts für Freiburg nur annähernd so viele Gigs wie er. Die Kommentare sind euphorisch: „It was a great evening, Matt performs the guitar magic. Thank you very much!!!!“, schreibt ein Koblenzer. Auch Woosey ist begeistert. „Die Leute hören mir zu, wenn ich bei Sofakonzerten bin. Man hat direkten Kontakt, das macht richtig Spaß.“ An guten Abenden verdiene er richtig Geld. Einmal im Monat lädt er selbst Musiker zu Couchkonzerten zu sich nach Hause ein. Wie damals im „Räng“: „Everybody ist invited to my house in Ettenheim“, rief er dem Publikum zu. Seinem neunten Album hört man den Umbruch an. „Desiderata“, veröffentlicht im März, klingt nicht nach verrauchten Kneipen oder siffigen Bars, sondern nach Momenten der Ruhe und Reflexion. Elf Songs über Sehnsucht, rätselhafte Gefühle und große Liebe. Für die Aufnahmen hat Woosey namhafte Künstler gewonnen: Portishead-Drummer Clive Deamer oder Bas-

sist Danny Thompson, der schon für Cat Stevens oder Cliff Richard spielte. „Das sind Helden von mir“, schwärmt er. Woosey kommt bescheiden daher. Auch wenn er derzeit zum dritten Mal für den British Blues Award nominiert ist. Als „Acoustic Act“ und als „Young Artist“. „Ich rühre für das Voting keine Werbetrommel“, sagt Woosey. Mittlerweile sei ihm das egal. Genau wie Social-Media, von dem er sich komplett verabschiedet hat. Eine Homepage reicht. Auf Konzerten lässt er eine Liste für einen Mailnewsletter rumgehen. Alles auf Null: Matt Woosey ist jahrelang durch englische Bars gezogen. Jetzt startet er in Deutschland neu. Als Papa und Couchmusiker. In Freiburg will er eine Band gründen.

Foto: © tln

Ginge es nach seinem Produzenten Tony Hobden, würde Woosey den Award gewinnen: „Matt ist ein Musiker, der das Publikum in den Bann zieht. Nur wenige Solokünstler bringen Songs so intensiv rüber.“ Auch Wooseys ehemaliger Manager Jeff Barnes ist angetan: „Ein exzellenter Gitarrist und sehr guter Sänger. Aber am außergewöhnlichsten ist sein Songwriting.“ Woosey selbst würde nie so große Töne spucken. Der selbsternannte „Eco Warrior“, der am liebsten mit dem Zug reist, erzählt lieber vom Neuanfang in Deutschland. Wie er in kleinen Schritten auf größere Bühnen will. In Freiburg hat er schon mehrfach gespielt und dabei Kontakte geknüpft. Sein nächstes Ziel ist, eine Band zu gründen. Mit der Freiburger Blues Association ist er in Kontakt. Dort dürfte man sich über die aus dem Nichts kommende namhafte Verstärkung freuen. „Woosey ist immer noch eines der bestgehütetsten Geheimnisse des Vereinigten Königreichs“, sagt Produzent Hobden. Für Freiburg gilt das nicht mehr.

live Matt Woosey ist am Montag, 22. August, live im Freiburger Litfass zu sehen und zu hören.

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e n g a a n r F ... 3 ... Julius Steinhoff

Fennis und Börner

Mockemalör

Eigenvertrieb

Jazzhaus Records

Hat das jemand aufgenomm?

Riesen

Foto: © Smallville

House am See

Löwenzahn und Seegurke

Chamäleon der Klangfarbe

Der Freiburg-Hamburger Labelbetreiber Julius Steinhoff startet eine Partyreihe im Waldsee. Am 1. September steigt dort erstmals das House-Event „Down by the Lake“. Wie es dazu kam und was die Besucher erwartet, erzählt der 36-Jährige im Interview mit chilli-Redakteur Till Neumann.

(tln). Rap trifft Elektro trifft Lichtballjonglage. Vier Jahre lang hat das Freiburger HipHop-Duo Fennis & Börner live sein Unwesen getrieben. Jetzt gibt’s das erste Album: „Hat das jemand aufgenomm?“ Statt mit Bällen wird mit Wörtern jongliert – Fennis alias Dennis Ficner kickt Doppelreime als gäb’s kein Morgengrauen. Zu Höchstform läuft er in „Theoretische Praxis“ auf: „Ich putze Brillengläser mit fettigen Fingern / meine rundesten Kreise sind nur eckige Dinger.“ Seine Reimketten platziert er passgenau auf Börners tiefenentspannten Gitarren-Beat, der als Titelmelodie für Peter Lustigs „Löwenzahn“ durchgehen könnte. Die wortakrobatischen Strophen werden durch Sound-Spielereien aufgebrochen. Zum Beispiel, wenn Börner in „Lippen tippen“ der Samplemaschine eine Ohrwurm-Melodie entlockt. Oder durch die hypnotischen Vokalfetzen bei „Fool“. Das Gefrickel geht ins Ohr und die Beine. In „Glück im Unglück“ und „Ganz egal, was auch passiert“ versucht sich Fennis im Rap-Gesang. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber witzig: „Wir sitzen hier und spielen Songs, zwei Kisten Bier, drei Riesenbongs.“ Die Lagerfeuer-Gitarre steht im Kontrast zum Synthie-Clubsound bei „Projekt Seegurke“. Die beiden experimentieren. Wer’s bunt mag, wird’s feiern.

(gna). Diese Stimme: kraftvoll, sexy, unschuldig. Magdalena Ganter spricht, ruft, haucht und fleht. Sie ist Meisterin darin, Stimme und Klangfarbe zu verändern. Mit kratziger, rauer Stimme singt die studierte Mezzosopranistin die tiefen Passagen und springt im nächsten Takt wie die Königin der Nacht in die Höhe. Man denkt: Das muss der Synthesizer sein – er ist es aber nicht. Die Sängerin ist gebürtige Hinterzartenerin. Daher auch der Name Mockemalör, die alemannisch-französische Neuschöpfung für „ein schönes Missgeschick“. Simon Steger an Klavier und Synthesizer sowie Martin Bach an den Drums machen das Berliner Trio komplett. Ihr neues Album – diesmal statt alemannisch auf hochdeutsch – verbindet Elektro und Pop mit etwas Klassik. Es beginnt dadaesk mit „Hund frisst Sinn“ – und wird zunehmend romantisch. „Egal wie dunkel es ist, ich weiß ’ne Lichtung für dich“, verspricht die Sängerin in „Lichtung“. Das Piano setzt einzelne Akkorde in Moll darunter und Ganter spielt sehnsüchtige Töne auf dem Akkordeon. Als wollte sie die Welt trösten, singt sie: Solange Kinder an Punkerengel glauben „ist ein Lächeln in der Stadt“. Außergewöhnliche Klänge treffen feinsinnige Verse: nichts zum Nebenbeihören.

Julius, wie kamst du zu „Down By The Lake“? Ich betreibe in Hamburg mit einem Freund das House-Label Smallville inklusive einem Plattenladen in St. Pauli. Seit eineinhalb Jahren bin ich wieder in Freiburg und will jetzt hier was starten. Über Rainer Trüby, auf dessen Rootdown-Partys ich früher immer war, kam ich ans Waldsee. Was erwartet die Besucher bei deinen Partys? Ich lade befreundete DJs ein, am 1. September kommt Move D aus Heidelberg, ein Pionier des deutschen House. In der Reihe gibt’s vor allem House zu hören. Es kann auch mal Techno sein, aber immer mit Deepness, nicht die totale Abfahrt. Der zweite Termin ist der 21. Oktober. Dann kommt Moomin, eines der Zugpferde von Smallville. Apropos, was verbirgt sich hinter Smallville? Das ist kleines Universum aus Plattenladen, Plattenlabel und Partyreihe. Mit einem Kollegen haben wir das 2005 in Hamburg gestartet. Mittlerweile haben wir in Berlin, Paris oder London Veranstaltungen gemacht und über das Label 11 Alben und 48 Singles veröffentlicht. Jetzt will ich das ein bisschen mit Freiburg verlinken. 62 chilli Cultur.zeit September 2016


Barrel of Blues

Mykki Blanco

Eigenvertrieb

!K7 / Dogfood Music Group

On a rainy Friday

Mykki

Der Sounddreck ... ... zum Dreck

Titel: Dreck Interpretin: Maxine Kazis So ein Dreck. Nennen wir das Song-Balg doch gleich beim Namen, beim richtigen Namen. So wie es die Interpretin aufrichtigerweise gleich selbst benannt hat, was uns die Arbeit hier bei der Sounddreck-Kolumne natürlich ungemein erleichtert. Trotzdem bleibt Nomen eben Omen. Und dazu auch noch kein gutes.

Gegen-den-Regen-Blues

Fuck doin’ Yoga

(tln). Es ist Freitag, es regnet. Einfach mal auf die Couch, Tee schlürfen, Musik hören. Die passende Scheibe dazu hat die Freiburger Band Barrel of Blues gerade rausgebracht. Das Debütalbum der vier Herren klingt aber erst mal gar nicht nach Regen-Blues. „Black Dog“ startet mit rockig-jaulender Elektrogitarre. Frontmann Ralf Deckert singt vom „worst blues i ever had“. Da zieht’s einen eher zur Kaffeemaschine. Bis die Brühe durchgelaufen ist, kann man ja ’ne Runde Luftgitarre spielen. Die Freiburger haben sieben der zwölf Songs selbst komponiert. Gecovert werden Stücke von Jimi Hendrix oder Charles Singleton. Stefan Bürkle an den Drums, Meinhard Köblin am Bass und Thomas Pohl an der Gitarre lassen es mit Sänger Deckert auf ihrem Debütalbum ordentlich grooven. Und setzen textlich Akzente: Das funkig-rockige „Bossmann Blues“ ist eine Abrechnung mit großmäuligen Chefs. „Professional Superman“ ist Feuerwehrleuten gewidmet, aber zugleich eine flammende Liebeserklärung. Die Scheibe hat auch ruhigere Seiten: „Rainy Friday“ zum Beispiel mit einem Mundharmonika-Solo von Deckert. Oder das flüsternde „Talk To Me“. Im verträumten „How Blue Can You Get“ geht’s um gebrochene Herzen. Spätestens da ist’s Gegen-den-Regen-Blues für die Couch.

(tbr). Die Hip-Hop-Szene kommt ja nicht immer minderheitenfreundlich daher. Ein Rapper, der schwarz, schwul, mit jüdischen Wurzeln und HIV-positiv ist, fällt allein deshalb auf. Und Mykki Blanco ist jemand, der gerne auffällt, ob mit raspelkurzen Haaren und Baggyjeans oder als Transgender-Frau mit Perücke. Auf seinem Mitte September erscheinenden Debütalbum nimmt er kein Blatt vor den Mund: Die Isolierung durch soziale Medien, der heuchlerische Umgang mit homosexueller Pornografie in Russland, die Reaktionen auf HIV-positive Menschen, Sex, Hass oder der Tod – der New Yorker kennt keine Tabuthemen. Verpackt sind die klaren und oft derben Worte („Yes I’m agressive, fuck doin’ Yoga“) in einen Mix aus Hip Hop und Elektro – mal synth-lastig wie „I’m In A Mood“, mal melodisch wie „Highschool Never Ends“ mit Kindergesang und Geigenspiel. Mitreißende Melodien, die sich mit tiefgründigen Texten verbinden – hörenswert! Für einen Vorgeschmack kann man sich das Video zu „Highschool Never Ends“ anschauen, eines der Album-Highlights: In einem berührenden Kurzfilm wird hier ein brutales Romeo und Julia gezeigt mit einem Skinhead und einem schwarzen Transsexuellen, die sich als Jugendliche ineinander verliebt haben.

So hört sich das dann an: „Mein Arsch fuckt mich ab, Yoga fuckt mich ab, mein Goldfisch fuckt mich ab, Sex fuckt mich, deine Mutter fuckt mich ab, mein Leben fuckt mich ab, Berlin fuckt mich ab, dieses Lied fuckt mich ab ...“, um dann im entwaffnend ehrlichen, geradezu programmtischen Refrain zu münden „Ich wollte Gold und es gab Dreck, nur Dreck. Ich hab das alles nicht gewollt, nur Dreck.“ Ich hab das nicht gewollt. So, so. Das sagen sie dann alle. Hinterher ist man oftmals schlauer oder man macht einfach weiter wie bisher. Wie unsere Maxine in diesem Fall. Ganz schön abgefuckt. Sie wollte Gold und bekam Dreck. Ein Pech aber auch. Wie heißt es so schön: „Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.“ Uns geht es da meistens nicht anders. Nur rufen wir nicht noch extra irgendwas in den Wald, der Dreck kommt uns somit auch nicht wie gerufen, aber er kommt, ob wir wollen oder nicht. So auch dieser „ Dreck“. In diesem Sinne: „Unser Job fuckt uns ab, dieser Song fuckt uns ab, die Geschpo fuckt uns ab ... wir haben das alles nicht gewollt, nur Dreck.“ Dreckig grüßt für Ihre Geschmackspolizei, Ralf Welteroth


kino

Eine unwiderrufliche Entscheidung Wenn plötzlich nichts mehr so ist, wie es zu sein scheint

Deutschland 2016 Regie: Anne Zohra Berrached Mit: Julia Jentsch, Bjarne Mädel, Emilia Pieske, Johanna Gastdorf u.a. Verleih: Neue Visionen Laufzeit: 103 Minuten Start: 22.9.2016

E

von Erika Weisser ltern dürfen alles sagen“, antwortet Markus, als Astrid fragt, ob man überhaupt „Downie“ sagen dürfe. Wie er es meint, bleibt unausgesprochen, wird aber trotzdem deutlich: Wenn wir dieses Kind nur wirklich annehmen, lieben und achten.

Wie gelähmt sitzen die beiden im Auto vor der der gynäkologischen Praxis, in der sie gerade das Ergebnis einer pränatalen Untersuchung erfuhren. Doch langsam weicht die Schockstarre, die sie erfasste, als sie erfassten, dass nach dem genetischen Befund zu 98 Prozent davon auszugehen sei, dass der Junge in Astrids Bauch ein Down-Syndrom habe. Und ziemlich bald ist auch ohne weitere Worte zu spüren, dass für sie das Kind zu ihrer Familie gehört. So wie die neunjährige Tochter Nele, die sich schon lange ein Brüderchen wünscht. Auf die angebotene Spätabtreibung, die in Deutschland in solchen Fällen bis zum Ende der Schwangerschaft erlaubt ist, wollen Astrid und Markus sich nicht einlassen. Sie diskutieren nicht einmal darüber, sind sich einfach einig, dass sie den Schritt wagen sollen, dass sie die in den ersten 24 Wochen der Schwangerschaft entstandene Beziehung zu ihrem Kind nicht aufgeben können. Dass diese Beziehung selbstverständlich bleibt, auch wenn sie nun eine neue Qualität bekommt. Und das Kind einen Namen. Behutsam bereiten sie die Tochter Nele auf das Anderssein des Brüderchens vor, kündigen auch im privaten Freundes- und Familienkreis an, dass ihr kleiner Moritz zwar nicht wie erwartet, aber dennoch willkommen sei.

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Fotos: © Neue Visionen Filmverleih

24 Wochen

Die Entscheidung bleibt indessen nicht lange privat; Astrid und Markus sind öffentliche Personen: Sie ist eine sehr gefragte und erfolgreiche Kabarettistin, er ihr Manager. Und so ist die Nachricht – ohne ihr Zutun – denn auch bald im Radio zu hören. Was freilich dazu führt, dass ihre nächsten Auftritte vollkommen ausverkauft sind, sich ihre Fangemeinde noch vergrößert. Bis zu dem Zeitpunkt, da es Buhrufe hagelt, da Astrid auf der Bühne steht – und kein einziges Wort über die Lippen bringt, weil selbst ihre ansonsten so zuverlässige freche Berliner Schnauze versagt. Denn inzwischen hat sie erfahren, dass Moritz einen sehr schweren Herzfehler hat, der vermutlich sein ganzes Leben lang nicht wirklich heilbar sein wird. Und für ihn mit großen Leiden verbunden ist. Und plötzlich steht sie vor einer Entscheidung, vor der sie nie stehen wollte – und vor der niemand jemals stehen sollte: Vor der Entscheidung über Leben oder Tod. Und sie zerbricht fast daran. Ein unfassbar eindringlicher und schmerzlicher Film, mit einer großartig spielenden Hauptdarstellerin: Julia Jentsch.


Mein ziemlich kleiner Freund

Hedis Hochzeit

Die letzte Sau

Foto: © Concorde Filmverleih

Foto: © Arsenal Filmverleih

Foto: © Drei Freunde

Frankreich 2016 Regie: Laurent Tirard Mit: Jean Dujardin, Virginie Efira u.a. Verleih: Concorde Laufzeit: 99 Minuten Kinostart: 1.9.2016

Tunesien/Belgien/Frankreich 2016 Regie: Mohamed Ben Attia Mit: Majd Mastoura, Sabah Bouzouita u.a. Verleih: Arsenal Laufzeit: 88 Minuten Kinostart: 22.9.2016

Deutschland 2016 Regie: Aron Lehmann Mit: Golo Euler, Rosalie Thomass u.a. Verleih: Drei Freunde Laufzeit: 86 Minuten Kinostart: 29.9.2016

Auf großem Fuß

Aufbruch ins Ungewisse

Rebell wider Willen

(ewei). Alexandre ist klein geraten – er misst gerade einmal 1,36 Meter. Dass er dennoch auf recht großem Fuß lebt, verdankt er seiner Selbstsicherheit, der dicken Haut, die er sich im Lauf der Zeit zugelegt hat: Zielstrebig hat er sich über Hänseleien und Zwergenwitze hinweggesetzt, hat es zum erfolgreichen Architekten gebracht, der sich teure Hobbys leistet, in exklusiven Locations verkehrt, über gut funktionierende Netzwerke verfügt und ein beneidenswert schönes Haus besitzt. Dass der charmante Mann eigentlich sehr verletzlich und unsicher ist, wird deutlich, als er sich in die schöne Anwältin Diane verliebt. Denn sie ist zwar von Alexandre fasziniert, geht eine Beziehung mit ihm ein. Doch sie fühlt sich bald ziemlich überfordert mit den Reaktionen ihrer nächsten Bekannten und Verwandten, schafft es nicht, zu ihm und ihren Gefühlen zu stehen. Ein sehr ehrlicher, menschlicher Film – mit dem nötigen Sinn für Humor.

(ewei). Hedi braucht lange, bis er sich aus der Vorherrschaft seiner Mutter befreit. Und der schüchterne junge Handelsreisende schafft dies auch nicht alleine, aus eigenem Antrieb: Erst als er sich eine Woche vor seiner geplanten Hochzeit während einer Dienstreise in die selbstbewusste Rim verliebt, gelingt es ihm zum ersten Mal in seinem Leben, eine selbstständige Entscheidung zu treffen. Doch der Weg, den Hedi nach langem Zögern endlich wählt, ist sehr schmerzhaft. Nicht nur für seine Mutter und die von ihr arrangierte Braut und deren Familie. Sondern vor allem für ihn selbst. Voller Zweifel, ob er einfach mit den Traditionen brechen und der Stimme seines Herzens und Verstandes folgen kann, begibt er sich auf bisher unbekanntes Terrain und wird gleichsam zum Symbol für den demokratischen Aufbruch seines Landes. Ein unaufgeregter, authentischer, wun­derbarer Film – prämiert mit zwei Silbernen Bären der Berlinale 2016.

(ewei). Die Aussichten des schwäbischen Schweinebauers Huber sind nicht eben rosig: Seine kleine Landwirtschaft ist gegenüber den Agrar­ fabriken nicht mehr konkurrenzfähig. Die heimlich angebetete Nachbars­ tochter Birgit geht auf Geheiß ihres reichen Vaters als Betriebsleiterin auf einen soeben erworbenen Rindermasthof im Brandenburgischen, obwohl sie lieber beim Huber auf dessen kleinem Hof bleiben würde. Doch der ist pleite. Und wird während der Beerdigung des Dorfmetz­ gers durch einen Meteoriteneinschlag auch noch zur Ruine. Huber packt also die einzige überlebende Sau in den Beiwagen seines Motorrads und macht sich auf den Weg. Irgendwohin. Als heimatloser Vagabund. Und er findet Gefallen an diesem Leben, trifft auf Menschen, denen es ähnlich erging wie ihm: Kleine, die von den Großen kaputt gemacht wurden. Und wird Rebell und Tierbefreier. Ein köstliches, anarchisches Road­ Movie-Märchen über Freiheit und Unabhängigkeit.


kino KINO

Drei Freunde im Sattelschlepper

voll von der Rolle

Abenteuerreise zur Rettung eines Olivenbaums

Foto: © Jakob Reinhart

Blaue Brücke: Neun Freunde machten das Cinema Exil.

Fremde werden Freunde (ewei). Dass Filme Fremde zu Freunden machen können, glauben nicht nur die Medienpädagogin Irene Schumacher und der Filmemacher Jakob Reinhart. Davon sind auch die neun jungen Neu-Freiburger überzeugt, mit denen sie in den vergangenen Monaten an einem Projekt namens „Cinema Exil“ arbeiteten, dessen Ergebnisse am 17. und 18. September im Harmonie-Kino präsentiert werden: Unter dem Motto „Filme aus der Heimat“ findet dort ein Festival statt, dessen Programm die beiden Freiburger Medienschaffenden gemeinsam mit Rama, Aisha, Fadi und Miran aus Syrien, mit Suraya und Farhad aus Afghanistan, mit Etaganet aus Eritrea, Lucky aus Nigeria sowie Muni aus Ghana in wöchentlichen Treffs überlegt und umgesetzt haben. Dabei haben die jungen Geflüchteten – sie sind zwischen 17und 24 Jahre alt – nicht nur Filme ausgesucht, die sie als wichtig oder „irgendwie typisch“ für ihr Land ansehen. Und die ein Lebensgefühl zum Ausdruck bringen, das ihnen bedeutsam scheint für das Verständnis für ihre Länder – und damit für sie selbst. Filme, von denen sie denken, dass sie zu Gesprächen über Unterschiede und Gemeinsamkeiten führen und somit zum Abbau gegenseitiger Vorurteile beitragen können. Sie haben sich auch – und das ist das Ziel des Vereins „Kommunikation & Medien“ – im Umgang mit Kommunikationsmedien geübt, haben kleine Filme gedreht, Interviews geführt, gelernt, worauf es bei Drehbuch und Regie ankommt. Und sie haben die Programm-Flyer gestaltet, haben an den zusammen mit Uni-TV produzierten Trailern mitgewirkt, die bereits jetzt im Kino zu sehen sind und zur Teilnahme am Festival einladen, bei dem es außer vier außergewöhnlichen Filmen ein vielfältiges Rahmenprogramm gibt. Info: www.kubus3-projektwerkstatt.de

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A

lma weiß, was sie will. Und vor allem: Was ihr Großvater will. Was er braucht, damit er wieder mit ihr spricht. Damit er wieder leben kann. Denn anders als die anderen Familienmitglieder ahnt sie, dass Großvater nicht an Demenz leidet, sondern an einem Ereignis, das etwa zehn Jahre zurückliegt. Damals verkauften Almas Vater und sein Bruder nämlich den prächtigsten Olivenbaum, der im Garten der Familie in einem nordspanischen Dorf zu finden war. Obwohl sich ihr Vater vehement gegen den Verkauf des 2000 Jahre alten und für ihn heiligen Baums wehrte, wurde er gestutzt, verstümmelt, mit Bagger und Kran aus der Erde gerissen und abtransportiert. Im Tausch gegen 30.000 Euro. Diese gingen an den Bürgermeister – für die Baugenehmigung eines direkt am Strand gelegenen und inzwischen längst geschlossenen Restaurants, mit dem die Brüder vom Touristenboom profitieren wollten. Almas Großvater hat seither kein Wort mehr gesprochen. Er ist nur täglich zu der Stelle gegangen, an der der Baum einst stand. Und er hat jedes Mal einen Stein niedergelegt – mittlerweile ist dort ein riesiger Grabhügel entstanden. Und genau dorthin will Alma den Olivenbaum zurückbringen; sie hat inzwischen herausgefunden, dass er im Foyer des hochmodernen Firmengebäudes eines Düsseldorfer Energiekonzerns einen Platz gefunden hat. Und gleichsam als Logo für die Nachhaltigkeit des Unternehmens dient.

von Erika Weisser Foto: © Piffl Medien

Mit Onkel Alcachofa und Freund Rafa macht sie sich in einem schweren Sattelschlepper auf den 1500 Kilometer weiten Weg in die schicke Rheinmetropole, auf eine Abenteuerreise mit tragikomischen Zwischenfällen – und einem desaströsen Ende mit einer ganz eigenen Dynamik. Eine mitreißender, von den vier Hauptdarstellern glänzend gespielter Film über widerständiges Bewusstsein und Handeln, mit der richtigen Dosis an befreiendem Humor. Am 23. 8., 21 Uhr ist Premiere im Sommernachtskino im Schwarzen Kloster. Dort gibt es die Möglichkeit, sich an der Patenschaftskampagne zur Rettung der Olivenbäume in der Region Oliete zu beteiligen.

El Olivo Der Olivenbaum Spanien/Deutschland 2016 Regie: Icíar Bollaín Mit: Anna Castillo, Javier Gutierrez, Pep Ambrò, Manuel Cucala u.a. Verleih: Piffl Medien Laufzeit: 98 min. Kinostart: 25. August 2016


DVD Hasret Sehnsucht Deutschland 2015 Regie: Ben Hopkins Dokumentarfilm Studio: good!movies Laufzeit: 85 Minuten Preis: ca. 17 Euro

Die Kommune Dänemark 2016 Regie: Thomas Vinterberg Mit: Trine Dyrholm, Ulrich Thomsen u.a. Studio: Prokino Laufzeit: 111 Minuten Preis: ca. 15 Euro

Raum – Liebe kennt keine Grenzen Irland 2015 Regie: Lenny Abrahamson Mit: Brie Larson, Jacob Tremblay u.a. Studio: Universal Laufzeit: 118 Minuten Preis: ca. 13 Euro

Rettungslose Liebe

Schwieriges Erbe

Nur vier Wände

(ewei). Istanbul ist nicht nur für den britischen Regisseur Ben Hopkins faszinierend. Für ihn ist dieser Schmelztiegel zwischen Orient und Okzident eine Stadt der Geister, der Träume und einer rettungslosen Liebe. Mit seinem Film lädt er zu einer Stadtführung zu Orten weitab vom touristischen Standardprogramm ein. Wir bewegen uns zwischen Dokumentation und Imagination, zwischen Melancholie und Humor – und spüren den besonderen Reiz, den Istanbul auf viele Menschen ausübt.

(ewei). Eine gut situierte Kleinfamilie eröffnet in ihrer frisch geerbten Villa in einem Kopenhagener Nobelviertel eine Wohngemeinschaft; es beginnt ein fröhlich-entspanntes Leben mit regelmäßigen Partys, Essens­ treffs und Hausversammlungen. Ein Leben, in dem bis auf die Bierkasse alles stimmt. Bis sich der Ehemann in die Studentin Emma verliebt. Ein spielstarkes Filmvergnügen über das Dilemma von Dichtung und Wahrheit; mit dem Silbernen Bären der Berlinale 2016 für Trine Dyrholm.

(ewei). Der 5-jährige Jack kennt nur vier Wände. Jede Minute seines Lebens hat er in diesem Raum verbracht, viele davon im Schrank, in dem seine Mutter ihn vor dem Mann versteckt, der sie vor sechs Jahren entführte und seither hier gefangen hält. Das Kind ist ihr einziger Trost in der ausweglosen Situation. Aus der es dann doch einen Ausweg gibt. Ein großartiger Film, der die alptraumhafte Situation in erschütternder Intensität nachfühlbar macht. Oscar für Brie Larson.

Spotlight USA 2015 Regie: Tom McCarthy Mit: Michael Keaton, Mark Ruffalo u.a. Studio: Paramount Laufzeit: 128 Minuten Preis: ca. 14 Euro

Freeheld USA 2015 Regie: Peter Sollett Mit: Julianne Moore, Ellen Page u.a. Studio: Universum Laufzeit: 104 Minuten Preis: ca. 13 Euro

Ein Mann namens Ove Schweden 2015 Regie: Hannes Holm Mit: Rolf Lassgård, Bahar Pars u.a. Studio: Concorde Home Entertainment Laufzeit: 100 Minuten Preis: ca. 15 Euro

Tiefe Abgründe

Kein Ort zum Leben?

Mürrische Abschottung

(ewei). Im Jahr 2011 begannen Journalisten der US-amerikanischen Tageszeitung Boston Globe mit Recherchen in einem heiklen Fall: Mutmaßlicher Kindesmissbrauch innerhalb der katholischen Kirche war der Verdacht, den das investigative Team bald massenhaft bestätigt fand – und damit weltweit für Erschütterung sorgte. Der Film zeichnet die Arbeit der Journalisten in Form eines nüchternen und dennoch emotionalen Doku-Dramas genau nach. Zwei Oscars 2016: Bester Film & bestes Drehbuch.

(ewei). Laurel ist Polizistin. Und in ihrem Beruf ebenso souverän wie die männlichen Kollegen. Weniger souverän geht sie mit ihrer sexuellen Neigung um – bis sie sich in die junge Automechanikerin Stacie verliebt: Die beiden Frauen lassen ihre Partnerschaft eintragen und ziehen in ein gemeinsames Haus. Als Laurel eine tödliche Krebs-Diagnose erhält, will sie ihrer Partnerin ihre Pension überschreiben, damit sie das Haus behalten kann. Zunächst vergeblich. Ein großartiger Film.

(ewei). Seit dem Tod seiner Frau lebt Ove in tiefer Trauer – und unbändiger Wut. Und die kriegen seine Nachbarn in der Reihenhaussiedlung täglich zu spüren: Jeden Morgen macht er mürrisch seinen Kontrollgang auf der Suche nach Falschparkern, unordentlichen Fahrrädern oder unkorrekter Abfalltrennung. Obwohl er ihnen leid tut, gehen sie ihm so gut es geht aus dem Weg. Erst die neue Nachbarin Parvaneh schafft es, Ove zurück ins Leben zu holen. Eine Geschichte zum Lachen und Weinen. September 2016 chilli Cultur.zeit 67


Literatur

Mordsgeschichte vom Modellbauer Der Freiburger Victor Boden holt Silber beim Schwarzwälder Krimipreis

D

von Erika Weisser

Die Geschichten des Schwarzwälder Krimipreises sind zu finden in:

Tannenduft und Totenglocken – Historische Schwarzwaldkrimis Von Anne Grießer (Hrsg.) Wellhöfer Verlag 2016 298 Seiten Paperback Preis: 12,95 Euro Ab 26.9.2016 im Handel

ie Gewinner des mit 600 Euro dotierten Schwarzwälder Krimipreises 2016 heißen Volker Hesse, Victor Boden und Andrea Timm. Sie setzen sich unter mehr als 100 eingereichten Kurzgeschichten bei der Jury aus drei erfahrenen Regionalkrimischreibern durch. Beim Lesefest zur Preisverleihung am 24. September werden sie aus ihren Kurzkrimis lesen, die alle in einem historischen Kontext des Schwarzwalds angesiedelt sind.

mehr existierendes Genre-Magazin, unter dem Pseudonym Alexander Schwarzberg. Den Sci-Fi-Roman, an dem er gerade schreibt, will er aber unter seinem richtigen Namen veröffentlichen. Unter diesem Namen war Victor Boden auch schon für andere Preise nominiert – und hat zweimal gewonnen: Die von ihm für den Münchner Zoch-Verlag illustrierten Spiele „Villa Paletti“ und „Niagara“ erlangten den Titel „Spiel des Jahres“. Der AutodiUnter den Prämierten dakt arbeitet regelmäßig ist Victor Boden der einfür Zoch, ist derzeit an zige Freiburger, er zog im der grafischen UmsetJahr des Mauerfalls von zung eines neuen Spiels. der Isar an die Dreisam. Dabei stellt er hohe „Ein reiner Klang“ heißt Ansprüche an sich, gibt seine vielschichtige, klug einen Entwurf erst aus durchdachte, bestens reder Hand, wenn er selcherchierte und brillant ber zufrieden ist. So war geschriebene Geschichte es auch bei der historiüber einen Tyrannenschen SchwarzwaldgeMordversuch in Villinschichte. Deshalb hat er Foto: © privat gen, die es auf den zweiauch „geahnt, dass er ten Platz schaffte. unter den Preisträgern Victor Boden: „Schon ganz aufgeregt“. Dabei dachte der landen“ könnte. Zu58-jährige gelernte Modellbauer zunächst gleich hat er es „befürchtet“. Boden hat gar nicht daran, überhaupt an dem alle noch nie öffentlich vorgelesen und ist drei Jahre vom Verein „Freiburger Kri- „schon ganz aufgeregt“. mipreis“ ausgerichteten Schreibwettbewerb teilzunehmen. Die thematische Vorgabe schien „eigentlich nichts für mich“ zu Lesefeste zum ... sein: Boden liest nur selten Krimis, kennt sich im Schwarzwald „so gut wie gar nicht“ ... Schwarzwälder Krimipreis 2016 aus und hat es auch nicht so sehr mit historischen Romanen und Erzählungen. Do., 22.9., 19.30 Uhr, Alter Friedhof, Doch dann habe sich in seinem Kopf die Lesung mit Birgit Hermann, Renate Klöppel & Idee für seine im Glockengießer-Milieu Alexa Rudolph spielende Geschichte festgesetzt und zuse- Fr., 23.9, 19.30 Uhr, Café au Lait hends Gestalt angenommen. Dennoch Krimi-Slam mit allen, die da sind liegen seine eigentlichen Themen „eher in Sa., 24.9., 19.30 Uhr, Artjamming der Zukunft“: Anspruchsvolle Science Fic- Preisverleihung mit Lesung der Gewinner Volker tion oder phantastische Literatur seien Hesse, Victor Boden & Andrea Timm sein Ding. Er hat auch bereits eine ganze So., 25.9., 10.30 Uhr, Bergstation Schauinsland Menge phantastische Comics verfasst und Kriminelles Frühstück & Lesung mit Anne Grießer gezeichnet – für ein inzwischen nicht www.freiburger-krimipreis.de

68 chilli Cultur.zeit September 2016


FRezi

Kaltes Wasser

von Jakob Hein Verlag: Galiani Berlin 240 Seiten, gebunden Preis: 18,99 Euro

Besser leben ohne Plastik

von Anneliese Bunk, Nadine Schubert Verlag: oekom, 2016 112 Seiten, Taschenbuch Preis: 12,95 Euro

Das Schweigen der Schweine

von Alexa Rudolph Verlag: Emons 272 Seiten, Paperback Preis: 11,90 Euro

Mit allen Wassern gewaschen

Nicht nur für Hardcore-Ökos

Tödliche Verstrickungen

(ewei). Friedrich Bender verfügt über einen messerscharfen Verstand und eine genaue Beobachtungsgabe. Doch es liegt nicht nur an diesen löblichen Eigenschaften, dass er es im Leben zu etwas bringt. Und sich auch in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen mühelos zurechtfindet. Ausschlaggebend ist vor allem Benders kreativer Umgang mit der Realität, seine Fähigkeit, das Wechselspiel von Dichtung und Wahrheit zu seinem persönlichen Vorteil zu nutzen. Schon als DDR-Kindergartenkind entdeckt er seine besonderen manipulativen Talente, die er in der Schule zur Perfektion treibt: In der Gewissheit, dass sich niemand über wirkliche Sachverhalte informiert, schafft er sich dort als Agitationsbeauftragter durch gezieltes Weglassen, fantasievolles Hinzufügen oder schlichtes Erfinden von Tatsachen eine gewisse Machtstellung. Dank dieser Erfahrung ist er in der Wendezeit, die mit seinen persönlichen pubertären Wechseljahren zusammenfällt, den anderen stets einen Schritt voraus. Und auch als Westler bringt es der Ostler mit falschen Titeln und geschönten Biografien zu einigem Erfolg. Und zu Geld. Die höchst amüsante Geschichte eines hemmungslosen Aufschneiders.

(tbr). Zwischen Hawaii und dem amerikanischen Festland treibt eine Plastikinsel, so groß wie Mitteleuropa. Doch man braucht gar nicht so weit blicken: Der Rhein ist einer der am meisten mit Mikroplastik verseuchten Flüsse der Welt. Dass es ein Buch über das Leben ohne Plastik tatsächlich in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat, zeigt, dass mittlerweile nicht nur Hardcore-Ökos die Brisanz des Themas erfasst haben. Es hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass die Autorinnen nicht mit erhobenem Zeigefinger drohen, sondern Schritt für Schritt zum Umdenken motivieren. Warum nicht mal den Ketchup aus der Glasflasche kaufen? Wie wäre es, Kokosöl statt Make-Up-Entferner zu benutzen? Oder einfach mal den eigenen Stoffbeutel in der Bäckerei befüllen zu lassen? Bunks und Schuberts Tipps sind gar nicht so schwer umzusetzen – auf einige kann man auch selber kommen. Andere sind außergewöhnlich wie das Waschen mit Kastanien oder die selbstgebaute Fruchtfliegenfalle. Und manche sind halt doch nur für Hardcore-Nutzer, wie der selbstgerührte Bastelkleber oder das Zähneputzen mit zerkaubaren Tabs. Ergänzt werden die Tipps mit Rezepten von Lebensmitteln, die man sonst vor allem in Plastikverpackungen bekommt wie Knuspermüsli, Fruchtgummis oder Cracker.

(ewei). Unerklärliche, gar schauerliche Ereignisse treiben die Breitnauer Kettererhof-Bäuerin Erna um: Zuerst findet sie in der Brusttasche des soeben aus der Waschmaschine gezogenen Arbeitshemdes ihres Mannes Lutz einen kralligen Hühnerfuß. Dann erfährt sie während ihres Besuchs beim verlotterten Bauern des benachbarten Wehrlehofs, dass dessen schönstes Schaf gestohlen wurde – und findet kurz darauf einen abgetrennten Schafskopf auf der Schwelle ihrer Haustür. Als am nächsten Tag auch noch die ihr anvertraute Enkelin spurlos verschwindet, findet Erna Ketterer keine Ruhe mehr. Sie versucht herauszufinden, wie die mysteriösen Vorkommnisse zusammenhängen – und vor allem: Wer hinter all diesen Gräueltaten steckt. Wer sie ausgeheckt hat. Schon bald keimt in ihr ein Verdacht, doch den behält sie wohlweislich für sich, äußert sich auch gegenüber dem Freiburger Kriminalkommissar Poensgen nur äußerst kryptisch. Und dann ist Erna die nächste Person, die plötzlich verschwindet. Und erst viel später gefunden wird. Später noch als der ukrainische Hofgehilfe Igor, der eines Tages erschossen im totenstillen Schweinestall liegt. Eine ziemlich schön-schräge Geschichte um Schuld und Sühne, die der Freiburger Autorin Alexa Rudolph freilich ein wenig zu wort- und detailreich geraten ist.

Die ist live zu hören am 27. August, ab 21.30 Uhr in der Spechtpassage, bei Jakob Heins Lesung „Unter Sternen“.

September 2016 chilli Cultur.zeit 69


chilli astrologie

Das »bierernste«

chilli-Horoskop

Die Liebes-Edition von HobbyAstronautin Tanja Bruckert

Widder

Waage

21.03. – 20.04.

24.09. – 23.10.

Jede Nationalität hat so ihre Klischees: Die Italiener gelten als charmant, die Spanier als feurig, die Deutschen als ordentlich. Gut, dass hört sich erst mal wenig sexy an, aber mach dir nichts draus: Was ist der Beziehungsstreit Nummer Eins? Wer die Zahnpasta im Waschbecken verteilt hat. Und da helfen weder Charme noch Feuer, sondern nur ein Putzlappen.

Du wirst deine große Liebe in diesem Monat finden. Sie heißt Gertrude. Wie, du bist schon in einer glücklichen Beziehung mit jemand anderem? Und außerdem stehst du auf Männer? Und der Name Gertrude ist dir viel zu Old School? Also echt: Wie sollen denn die Sterne ihren Job machen, wenn du dich so unkooperativ zeigst?!

Stier

Skorpion

21.04. – 21.05.

24.10. – 22.11.

Studien zeigen: Wer beim ersten Date persönliche Informationen teilt, baut Intimität auf. Dabei gilt es allerdings, das richtige Maß zu wahren: Infos zu deiner Kindheit, deinen Lieblingsorten in Freiburg oder deinen Hobbys sind top. Abstand nehmen solltest du von detailgenauen Beschreibungen deiner Krankheiten, deinen Ex-Beziehungen und all deiner nervigen Spleens.

Zwilling 22.05. – 21.06. Du willst die Liebe per App finden. Doch irgendwie will es nicht klappen: Statt attraktiven Partnern findest du hier nur Tiere, die du mit Bällen abschießen sollst. Mach dich doch auf den Weg in die Herrenstraße: Hier findest du Gleichgesinnte. Und wenn mal jemand von seinem Handy aufschaut – dann könnte es mit dem Flirt sogar klappen.

Krebs 22.06. – 22.07. Wenn deine Alte chillen will – kein Problem. Denn ich hab (Lese-)Stoff. Vom romantischen Dinner im Bio-Restaurant (S. 16) über den gemeinsamen Theaterbesuch (S. 54 & 55) bis hin zu stimmungsvoller Mucke (S. 58 & 59) – du hast es vielleicht noch nicht gewusst, aber chilli ist DAS Magazin für Verliebte. Da braucht’s auch keinen Schnaps mehr!

LÖWE 23.07. – 23.08. Verliebt, verlobt, verheiratet. Getrennt, geschieden, gerichtlich bis aufs letzte Hemd ausgezogen. Merkst du was? Du solltest dich lieber an die „Ver“als an die „Ge“-Worte halten. Na ja, außer natürlich, du willst deinen Schatz verarschen, deine Versprechen brechen und die Nachbarin verführen. Dann verbrennst du dir ganz schnell die Finger.

JUNGFRAU 24.08. – 23.09. Beziehungen sind wie Videospiele: Man sammelt Bonuspunkte, um ins nächste Level aufzusteigen. Die Wunderwaffe: Blumen. Zum Geburtstag oder am Valentinstag verschenkt, bringen sie gut Punkte. Es sei denn, sie sind von der Tanke – das kann dich schnell ein Leben kosten. Und wer richtig punkten will, verschenkt sie ohne Anlass und selbst gesammelt. Highscore!

70 CHILLI September 2016

Du willst deine Liebe offiziell machen, möchtest aber kein Vermögen für einen Verlobungsring ausgeben. Trotzdem solltest du die Finger von diesen Trauringautomaten lassen, bei denen es zu jedem Ring noch einen Kaugummi dazu gibt. Den Verlobungskuss kannst du dann nämlich trotz deines frischen Pfefferminz-Atems vergessen.

schütze 23.11. – 21.12. Sie träumt vom Prinzen auf dem weißen Schimmel, er von der Prinzessin, die ihr meterlanges Haar herunterlässt. Doch Märchenbeziehungen sind wenig alltagstauglich. Das merkst du spätestens dann, wenn der Urlaub platzt, weil er sich um das Pferd kümmern muss und spontane Unternehmungen wegfallen, weil sie stundenlang Haare föhnt.

steinbock 22.12. – 20.01. Du hast endlich den perfekten Partner gefunden: Einer, der alles mitmacht. Der niemals mit dir streitet. Der die gleiche Musik, die gleichen Filme und die gleichen Bücher mag wie du. Der gut aussieht und immer Lust auf Sex hat. Und das Beste: Wenn er dir doch auf den Geist geht, kannst du einfach die Luft rauslassen und ihn im Schrank verstauen.

wassermann 21.01. – 20.02. Zwei texanische Forscher haben herausgefunden: Männer wirken ­attraktiver, wenn sie beim ersten Date die Nerven der Angebeteten kitzeln. Wer ins Kino geht, sollte daher lieber einen Thriller als eine romantische Komödie wählen. Doch nicht übertreiben: Der blutrünstige Splatter-Horrorfilm kommt beim ersten Date nur selten gut an.

fische 21.02. – 20.03. Du willst deiner großen Liebe einen Antrag machen – in aller Öffentlichkeit. Der ideale Platz: Mitten auf dem Spielfeld im SC-Stadion vor allen Zuschauern. Kleiner Tipp: Warte nicht zu lange damit. Sagt dein Schatz jetzt nein, blamierst du dich immerhin nur vor 25.000 Leuten. In drei Jahren sind es schon 10.000 mehr.




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