chilli – das Freiburger Stadtmagazin

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Ausgabe Februar 12. Jahrgang / #116

Ausgabe 02- 0 3/16 2,50 Euro

Was da wieder los ist: Termine & Partys 13.02. – 13.03.16

Gigantisch

Jubel und Trubel um neues Ballhaus

praktisch

Rathaus will grünes Licht für Rot-Radler

Melodisch

Teddy, Talk und Töne bei den Tuesday Tracks

romantisch

Landtagskandidaten im chilli-check

mit T h em en h ef t Bauen & Wohnen

ab 18. Februar im Kino

Du kommst hier nicht rein! Rassismus in Freiburgs Clubs? Härtetest mit drei Flüchtlingen



CHILLI EDITORIAL

Nachtaktiv mit Flüchtlingen

Grünes Licht für Rot-Radler – chilli bringt Rathaus ins Grübeln

Liebe Leserin & lieber Leser, Badischen Zeitung den Flüchtlingen den unser Redakteur Till Neumann brachte bei der Zutritt verwehren würden. Anstatt vom ersten Konferenz zu dieser Ausgabe ein Thema Schreibtisch aus zu arbeiten, machte sich mit, das zunächst nur verhaltene Reaktionen unsere Redakteurin Tanja Bruckert kurzentprovozierte. Warum Radler nicht einfach bei schlossen nächtens mit drei Flüchtlingen Rot trotzdem fahren dürften, wenn ansonsten auf den Weg in die Diskonichts los wäre. Wer kennt szene. Und förderte zutadas nicht: Man steht nachts ge, dass man komplexen um eins allein vor einer Roten Lebenswelten nicht mit einAmpel und wartet darauf, fachen Parolen und Handdass es Grün wird. Man lungen begegnen kann. Das guckt sich um, es ist niemand ist zwar keine Schlagzeile, zu sehen … darauf waren wir aber auch Neumann hängte sich ans nicht aus. Telefon, recherchierte und wurMit dieser Ausgabe haben de fündig. In vielen Städten wir unser seit fünf Jahren geht das bereits. In Paris sogar erscheinendes Kulturmagazin an 1800 Kreuzungen. Aber cultur.zeit in das chilli inauch in Straßburg, Basel, Coltegriert. Als eigenständiges mar, Mulhouse oder Brüssel. Kulturbuch, mit separatem Dann klingelte er bei Frank Cover, neuem Format, eigeUekermann durch. Der Chef Ab jetzt in jeder chilli-Ausgabe: nem Layout und Typografie. des zuständigen Garten- und Die cultur.zeit springt thematisch wie So erscheint die cultur.zeit nun Tiefbauamts fand die Idee bisher auch mal über die Grenzen der 10 Mal im Jahr und wertet spontan so verfolgenswert, Nachbarländer. damit auch die bisherige dass das Rathaus nun prüfen Kulturstrecke im chilli auf. wird, wo grünes Licht für Rot-Radler umsetzbar ist. Wir wünschen anregende Lektüre. Bleiben Ein zweites Thema war die Berichterstattung Sie, bleibt uns gewogen. über einige Clubs, die nach Recherchen der

Herzlichst, Ihr Lars Bargmann, Chefredakteur & die chillisten

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Titel Nachtleben

Ey, du kommst hier net rein! Was an den Rassismusvorwürfen gegen Freiburger Clubs dran ist Von Tanja Bruckert

E

s sind 239.000. So viele Ergebnisse bekommt, wer bei Google die Worte Flüchtlinge, Clubs und Freiburg eingibt. Ein Großteil davon ist keinen Monat alt. Ein Artikel in der Badischen Zeitung, wonach Flüchtlinge wegen Delikten wie sexuellen Übergriffen oder Diebstählen nicht mehr in Freiburger Clubs dürfen, hatte Ende Januar

heftige Diskussionen und ein bundesweites Medienecho (siehe linke Seite) ausgelöst. Diskobetreibern wurde vorgeworfen, Flüchtlinge in Sippenhaft zu nehmen, Türstehern wurde Rassismus unterstellt. Auch die BZ musste viel Kritik einstecken. Doch wie sieht die Realität an der Tür aus? Eine Nacht mit drei syrischen Flüchtlingen und einem Türsteher.

Der Türsteher mustert den jungen Syrer kritisch: „Tut mir leid. Heute nur für Stammkunden.“ Jan Mustafa versteht das Wort Stammkunden nicht. Was er versteht: In diesen Club kommt er heute Abend nicht rein. Es ist Freitag, 22 Uhr. In dieser Woche hat Freiburg Schlagzeilen gemacht. „Weltoffen, grün – aber die Clubs sind für Flüchtlinge tabu“ hat die Rhein-Neckar-Zeitung getitelt. „Angebliche Belästigung: Freiburger Discos verbieten Flüchtlingen den Zutritt“ heißt es bei der Welt. Spiegel, Handelsblatt, Deutschlandfunk, FAZ – Medien in ganz Deutschland greifen das Thema auf. Auslöser ist ein Artikel in der BZ, wonach mindestens sechs Freiburger Clubs keine Flüchtlinge mehr einlassen, weil es zu sexuellen Übergriffen gekommen sei. Wie sieht die Situation nach dem Medienaufruhr aus? Jan Mustafa, Malek Kassem und Amin Abdullah, drei syrische Flüchtlinge, sind bereit, es auszuprobieren. Man könnte erwarten, dass die Türpolitik gerade besonders locker ist, doch gleich die ersten drei Türen bleiben verschlossen. Im Laufe des Abends wechseln sich offene und geschlossene Türen ab. Ein Muster ist nicht zu erkennen. Mal wird der lässig gekleidete Jan abgewiesen, mal muss Malek in seinem Hemd draußen bleiben, mal hilft die Begleitung von Frauen, mal nicht. Herrscht Rassismus an der Clubtür oder spielen doch andere Faktoren eine Rolle? Die Türpolitik ist undurchsichtig, einige Begründungen für eine Ablehnung – „nur Stammgäste“, „heute nur für Ältere“ – lassen sich an diesem Abend problemlos widerlegen. Für die drei Flüchtlinge, die sich im Freiburger Nachtleben nicht groß auskennen, bleibt es unverständlich, warum sie in manche Diskos reinkommen, in andere nicht. Nur eines ist klar: Kein Mal müssen sie, wie vereinzelt angekündigt, ihren Duldungsstatus vorzeigen und werden deshalb abgelehnt. Dabei war es genau diese Idee, an der sich die Debatte entzündet hatte: Laut einer internen E-Mail vom White Rabbit an seine Veranstalter hatte der Nachtclub am Siegesdenkmal die Entscheidung getroffen, Menschen ohne Aufenthaltsgestattung nicht mehr reinzulassen. Grund sei eine Reihe von Vor-

fällen wie sexuelle Belästigung, Taschendiebstähle oder die versuchte Vergewaltigung eines Gastes. Besonders abstrus: Der Club gilt als linksliberal, hier feiern und arbeiten Menschen aller Nationen, auf der Toilette, die für Frauen, Intersexuelle und Transen ist, hängen Aufkleber der Antifa. Die Reaktionen der Veranstalter des White Rabbits ließen nicht lange auf sich warten. „Die haben uns gehörig den Kopf gewaschen, und die Kritik war berechtigt“, heißt es in einer Stellungnahme des Clubs. „Das war ein interner Hilferuf“, sagt ein Mitarbeiter. Ein generelles Einlassverbot für Flüchtlinge – das rechtlich verboten ist – sei nie umgesetzt worden. Weitere Diskos wie El.Pi oder Crash schließen sich an und betonen auf ihren FacebookSeiten, dass sie nicht nach Hautfarbe oder Nationalität auswählen. „Dreist geheuchelt“ sei laut einer nicht namentlich gezeichneten Pressemitteilung des Autonomen Zentrums KTS zumindest die Stellungnahme des Crashs. Dessen Mitarbeiter würden regelmäßig Menschen brutal zusammenschlagen. Racial Profiling sei „in vielen Freiburger Clubs seit Jahren rassistischer Alltag“, heißt es weiter. Über solche Vorwürfe kann Daniel Mattuscheck nur den Kopf schütteln. Seit 15 Jahren steht er im Eingang des Crash und passt auf, dass keine Minderjährigen oder stark Betrunkenen reinkommen. Es ist kurz nach Mitternacht – Rush Hour an der Tür. An Mattuscheck vorbei drängen sich zwei Hipster, ein syrischer Flüchtling, ein Hippiemädchen mit Hennatattoos, zwei Schwarze mit Baggypants – und ein Mann im Rock. Keinen von ihnen weist der Türsteher ab. Auch Punks und Obdachlose, die in keinen anderen Club reinkämen, seien willkommene Gäste. Sogar ein Nackttänzer sei Stammgast. „Wichtig ist bei uns nicht das Aussehen, sondern das Verhalten“, sagt der bullige Mann mit den Tattoos, dem Totenkopfring und der schwarzen Lederjacke. Neben ihm hängt – für jeden gut sichtbar – die Hausordnung, die seit 20 Jahren nicht mehr geändert wurde. Wer sich nicht daran hält, wird rausgeschmissen. Der kampfsporterfahrene Türsteher weiß, welche Griffe er bei Widerstand anwenden

Collage: © chilli

Offene Lügen an geschlossenen Türen

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Titel Nachtleben

kutiert. Ein Ergebnis: Das überörtliche kennt, haben im Kagan keine Chance muss, schlagen würde er – entgegen Hausverbot, das bereits 2006 eingezu feiern. Falls einer der Gruppe Ärger der KTS-Behauptungen – nie jemanden. führt wurde, soll verstärkt genutzt wermache, könne es sonst für die Türsteher „Ich wurde schon x-mal angezeigt, weden. Wer einmal rausfliegt, kommt für kritisch werden, die dann in der Untergen Beleidigung oder Körperverletzung, zwei Jahre in keinen Club rein. zahl sind. Gerade bei Nordafrikanern und wurde immer freigesprochen“, erDieses Hausverbot kann etwa für Diebkomme es häufig vor, dass sie in großen zählt der 38-Jährige. „Ich habe nicht eine stahl, Sachbeschädigung, das VerabreiGruppen weggingen – und dann nicht Vorstrafe. Das zeigt doch schon, dass an chen von K.O.-Tropfen oder sexuelle Beläseingelassen würden. diesen Vorwürfen nichts dran ist.“ Dass tigung erteilt werden, erklärt Alexander Vermehrte Probleme wie sexuelle BeläsTürsteher angezeigt würden, sei nichts Hangleiter, Geschäftsführer der Dehoga tigungen hat auch Bitsch nicht bemerkt. Außergewöhnliches: Wer rausgeschmisBaden-Württemberg. Der Club teilt den In seinem eher kleinen Club seien solche sen wird, fühle sich oft gekränkt und unVerstoß der Dehoga mit, die den Gast Übergriffe allgemein seltener als in einer fair behandelt. dann schriftlich mit seinem Hausverbot Großraumdisko, wo sich die Täter weniVon vermehrten Übergriffen oder Diebbekanntmacht. Eine Liste mit Namen ger beobachtet fühlen. „Dass es Leute stählen merke man im Crash nichts. oder gar Bildern an die anderen Diskos gibt, die Stress machen, ist nichts Neues, „Wir hatten vor zwei Jahren Probleme gebe es nicht: Das Hausverbot soll vor aldas haben wir seit 15 Jahren. Mit Flüchtmit umherziehenden Banden, doch lem eine abschreckende Wirkung haben: lingen hat das überhaupt nichts zu tun.“ jetzt ist es gerade extrem ruhig.“ Was Falls der Täter doch wieder eine in den vergangenen Wochen Disko besucht und dort erneut jedoch zugenommen habe: die auffällig wird, kann ein StrafverVerunsicherung der Türsteher. „In fahren wegen Hausfriedensbruch der Diskussion wurden alle über eingeleitet werden. einen Kamm geschert. An mich Wer sich mehrfach strafbar haben sich jetzt einige gewendet, macht, dem könnte zudem bald die Angst haben, an den Pranger ein Betretungsverbot für die Ingestellt zu werden, wenn sie nenstadt drohen. Dieses Verbot Randalierer anderer Hautfarbe habe es in der Vergangenheit rausschmeißen.“ Mattuscheck immer mal wieder für einzelne ärgert es besonders, dass gerade Plätze gegeben, weiß Kulturbürdie südbadische Hauptstadt so germeister Ulrich von Kirchbach, in den Fokus geraten ist: „In Freidenkbar sei es jedoch auch für burg ist die Türpolitik sehr liberal. die komplette Innenstadt. Da sieht es in anderen Städten „Wir haben jetzt eine gute Anaganz anders aus.“ lyse, darauf können wir aufbau„Unserer Erfahrung nach ist Disen“, sagt von Kirchbach, der dem kriminierung in den Freiburger Runden Tisch ein weiteres Treffen Clubs gängige Praxis – und zwar in kleinerem Kreise folgen lassen in allen“, widerspricht ein KTS-Mitmöchte, um ein präventives Konarbeiter, der namentlich nicht gezept zu erarbeiten. Denkbar wäre nannt werden will. „Nachweisen etwa eine verstärkte Videoüberlässt sich das den Clubs natürlich Crash-Türsteher Mattuscheck: „Wichtig ist nicht das Auswachung oder das Deponieren nicht, die passen auf, dass sie keisehen, sondern das Verhalten.“ Foto: © tbr von Ausweisen beim Türsteher. ne Diskriminierungsklage bekomAuch Mitarbeiter und Gäste müssten Wie bei einem Runden Tisch zum Themen und erspinnen Ausreden.“ Parademehr sensibilisiert werden. ma Hausverbote im Rathaus klar wurde, beispiel dafür sei das Kagan. Freitagabend, 00.30 Uhr. Jan Mustafa, gebe es schon seit Jahren Probleme mit Ein Vorwurf, den dessen Inhaber Peter Malek Kassem und Amin Abdullah feibestimmten Gruppen, die sich weder Bitsch nicht gelten lässt:„Leute, die friedern im White Rabbit. Über Hausverbote mit einer Nationalität noch einer belich feiern wollen, kommen bei uns immuss sich an diesem Abend niemand stimmten Hautfarbe verknüpfen lassen. mer rein.“ Dennoch gäbe es bestimmte Gedanken machen – die Stimmung ist „Es gab in der Stadt schon immer verhalVolksgruppen, die stressbereiter seien friedlich. Überall im Club hängen Schiltensauffällige Leute“, so Harry Hochuli, als andere – weil sie ein anderes Weltder mit Aufdrucken wie: „Keine BelästiLeiter des Polizeireviers Nord, „wer das bild von Frauen hätten oder sich schnell gung!“ oder „Take care of your drinks“. ist, verschiebt sich immer wieder.“ in ihrer Ehre gekränkt fühlten. „Da sage Das White Rabbit zeigt, dass es ÜbergrifWie man diesen Problemgruppen beich an der Tür lieber einmal mehr Nein fen begegnen will, ohne zu diskriminiegegnen kann, haben Freiburger Politials einmal zu oft Ja“, erzählt Bitsch. ren. Deutlich macht das auch die Party, ker mit Vertretern der Polizei, FreiburDer Hauptgrund, warum Gäste abgedie für den nächsten Tag angesagt ist. ger Clubs, des Deutschen Hotel- und lehnt würden, sei aber ein ganz anderer: Sie steht unter dem Motto: Make love Gaststättenverbands (Dehoga) und die Gruppenstärke. Größere Männernot Flüchtlingskontrolle. frauenspezifischen Einrichtungen disgruppen, von denen Bitsch niemanden 10 CHILLI Februar 2016



SZENE Verkehr

Rote Ampel gibt grünes Licht

Auf chilli-Initiative: Freiburg will Radlern ermöglichen, schneller über Kreuzungen zu kommen

R

adler fahren bei Rot über die Ampel. Klingt verboten, ist aber vielerorts erlaubt. In Paris, Straßburg, Basel, Colmar, Mulhouse oder Brüssel zum Beispiel. Dort können Velos an ausgewählten Kreuzungen bei Rot rechts abbiegen oder geradeaus fahren. Köln will nun ebenfalls an den Start gehen. Und Freiburg? Die Stadt prüft, ob die Idee des Freiburger Stadtmagazins chilli umsetzbar ist. Auch Fraktionsvertreter sind angetan. Noch 2016 könnte Rot in Freiburg mancherorts für Radler zu Grün werden. Es ist der Traum vieler Radler: einfach mal ungebremst durch die Stadt fahren – keine roten Ampeln, keine Autos, keine Fußgänger. Nichts ist schließlich lästiger als anzufahren. Zumindest ein kleiner Teil des Traums könnte in Freiburg noch 2016 wahr werden: legal bei Rot über die Ampel fahren, wenn Platz ist. Die Vorfahrt aller anderen Verkehrsteilnehmer ist dabei zu berücksichtigen. In Paris ist das mittlerweile an 1800 Kreuzungen möglich. Vom chilli auf Rechtsabbiegen für Radler bei Rot aufmerksam gemacht, gibt sich die Freiburger Stadtverwaltung interessiert: „Die Idee ist nicht schlecht. Es gibt in Freiburg bestimmt Möglichkeiten, das zu testen“, sagt Frank Uekermann, Leiter des Garten- und Tiefbauamtes (GuT). Er möchte dem Beispiel Kölns folgen und sich für ein Pilotprojekt in Freiburg starkmachen. Über den Städtetag will er vom Bundesministerium für Verkehr eine Ausnahmeregelung bekommen. Auch bei der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen (AGKF) möchte er die Idee einbringen. Köln bemüht sich seit vergangenem Jahr um ein Pilotprojekt. Im Oktober haben sich alle Parteien per Dringlichkeitsantrag an die Stadtverwaltung gewandt. Diese hat jetzt „erste Gespräche mit dem zuständigen Landesministerium geführt“, berichtet Kölns Fahrradbeauftragter Jürgen Möllers auf chilliAnfrage. Ob eine Genehmigung erteilt werde, sei noch nicht absehbar. Auch in Hamburg, München, Berlin, Dortmund oder Hannover haben Parteien ein Pilotprojekt gefordert.

Dass andere Städte bereits Vorstöße gewagt haben, könnte die Sache für Freiburg vereinfachen, sagt Uekermann. „Wenn wir Glück haben, kann das in Freiburg noch dieses Jahr klappen, wenn wir Pech haben, wird’s nie was“, schätzt der GuTChef. An ausgewählten Stellen sei das Konzept einen Test wert. Konkrete Kreuzungen kann er noch nicht nennen, doch zwei Grundvoraussetzungen: übersichtliche Kreuzung und ein breiter Radweg. Wichtig sind Uekermann die Ergebnisse des Pilotprojekts in Basel. Dort wird „Rechtsabbiegen bei Rot für Velos“ seit Sommer 2013 erprobt. Zunächst an 4, mittlerweile an 13 Standorten. Dem chilli liegt eine Zwischenbilanz von Juni 2015 vor. Die Ergebnisse sind verblüffend: „Bisher keine registrierten Unfälle, hohe Akzeptanz bei Fußgängern“, heißt es dort. Und weiter: „Das Rechtsabbiegen bei Rot kann grundsätzlich als unproblematisch eingeschätzt werden, wenn Sichtverhältnisse auf querende Fußgänger gut.“ Verblüffend auch: „Eine Erhöhung der Missbrauchsquote nach der Einführung des freien Rechtsabbiegens durch Geradeausfahrer und Linksabbieger wurde nicht festgestellt, stattdessen ist dieser Anteil zurückgegangen.“ Soll heißen, die Akzeptanz, bei Rot zu halten, ist dadurch sogar gestiegen. Der Pilotversuch in Basel ist verlängert worden, wie Markus Störr vom Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt dem chilli erzählt. Noch bis Ende 2016 werde weitergetestet. Auch in den vergangenen Monaten habe es „keine nennenswerten Konflikte“ gegeben, informiert Störr. Den Wiener Mobilitätsforscher Ulrich Leth überrascht das nicht. Der 32-Jährige erforscht das Rechtsabbiegen bei Rot seit vier Jahren. „Radfahrern wird an Kreuzungen ohne Ampel zugetraut, die Querungsmöglichkeit selbst einzuschätzen. Es ist also völlig unverständlich, wieso bei gleichem Kreuzungsdesign mit Ampel diese Entscheidung auf einmal nicht möglich sein sollte“, sagt Leth. Radfahrer könnten ohne Karosserie und Motorhaube ihre Umgebung viel schneller wahrnehmen,

Farbenfroh: In der Zähringer Straße gibt es Ampeln en masse. So mancher nennt das die „Zähringer Lichtspiele“.


SZENE Kolumnen

Schneemänner bauen, Skifahren gehen, Schneeballschlachten veranstalten – all das war den Großteil des Winters über OUT. Bei solchen Sachen wünscht man sich, dass sie bald wieder Trend werden – liebe Klimaerwärmung, bitte lass mich meine neuen Skier nicht umsonst gekauft haben! – bei anderen ist OUT einfach OUT. Hoffentlich für immer. Was das ist, verrät Trendcheckerin Tanja Bruckert.

Vorreiter: In Basel können Radler bereits bei Rot rechts abbiegen.

Till Neumann

IN

Berittene Polizisten

Foto: © PPFreiburg

Das sind Bibi und Tina auf Amadeus und Sabrina. Nun ja, nicht ganz. Das sind Patrizia Hartl und Martin Moch auf Garmund und Countdown. Die beiden Polizisten stellten Ende Januar die erste Reiterstaffel in Freiburg vor. Bisher gab es Polizeireiter nur bei besonderen Anlässen wie SC-Spielen oder dem Papstbesuch, nun sollen sie regelmäßig an Brennpunkten wie dem Stühlinger Kirchplatz zum Einsatz kommen. Tiere im Einsatz gegen das Verbrechen – dass das funktioniert, wissen wir spätestens seit Kommissar Rex. IN!

OUT

Rassistische Bürgerwehr

Für mehr Sicherheit auf den Straßen will angeblich auch die Bürgerwehr Freiburg sorgen, die sich vergangenen November auf facebook formiert hat. Mittlerweile quillt die Seite über vor rassistischen Hasspostings. Doch wo es ein OUT gibt, gibt es meist auch jemanden, der etwas dagegen tut. In diesem Fall: die Burgerwehr Freiburg. Die Satire-Seite wurde von einer Gruppe Studenten, dem „Asozialen Netzwerk“, ins Leben gerufen. „Die Aussagen der Bürgerwehr sind so austauschbar für jedes Thema“, sagt Burgerwehr-Mitglied Amadeo Stabsi. „Wir machen uns das zunutze, um die rechte Seite ins Lächerliche zu ziehen.“ Foto: © iStockphoto.com

Kreuzungen einsehen, herannahende Fahrzeuge hören. Außerdem seien sie grundsätzlich vorsichtig: „Man ist ohnehin gezwungen, für die anderen Verkehrsteilnehmer mitzudenken, weil man ohne Knautschzone am stärksten von einem Unfall betroffen wäre“, betont der Österreicher. Dass beim illegalen Queren von Kreuzungen viele Unfälle passieren, weist Leht zurück. Trotz des teilweise sehr verbreiteten Rotfahrens, lese man nichts von Unfällen in der Presse. Offizielle Zahlen dazu gebe es nicht – auch die Freiburger Polizei nennt auf chilli-Anfrage keine näheren Fakten. Dass so mancher Radler auch mal bei Rot über die Ampel radelt, dürfte dort jedoch kein Geheimnis sein. Nicht nur Leth findet: Die Idee legalisiert, was bereits vielerorts Realität ist. Für Johannes Bruns sind rote Ampeln ein Reizthema. Der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Deutschland (ADFC) Freiburg ist selbst schon nachts um halb drei an einer roten Ampel verwarnt worden, als er eine Kreuzung überquerte und kein Auto weit und breit zu sehen war. „Das ist Slapstick, man lacht sich kaputt“, wettert Bruns. Die Wartezeiten für Radler seien in Freiburg zu lang. Das führe dazu, dass auch mal bei Rot gefahren wird. Einen Rechtsabbieger-Test an ausgewählten Kreuzungen in Freiburg würde Bruns begrüßen. Das könne das Radfahren sogar sicherer machen: „Wer bei Grün fährt, ohne zu gucken, gefährdet sich mehr als bei Rot mit entsprechender Umsicht.“ Radunfälle an roten Ampeln seien extrem selten. Dem pflichtet Christoph Hammann-Kloss bei: „Die meisten Unfälle passieren, wenn Radler abgelenkt sind. Wer bei Rot über die Ampel fährt, ist aufmerksam“, sagt der Chef des Freiburger Fahrradkurierdienstes Velokurier. Auch im Gemeinderat stößt das Thema auf offene Ohren: Die Fraktionen Grüne, CDU, Junges Freiburg / Die Partei / Grüne Alternative Freiburg (JPG) sowie Freiburg Lebenswert/ Für Freiburg (FL/FF) würden ein Pilotprojekt begrüßen, sofern die Sicherheit aller Teilnehmer gewährleistet ist, teilen sie auf chilli-Anfrage mit. In den Niederlanden ist Rechtsabbiegen bei Rot für Radler schon seit 1990 möglich. Im US-Staat Idaho dürfen Radler rote Ampeln seit 1982 als Stoppschilder betrachten. Ältere Semester erinnern sich an eine Errungenschaft der DDR: der grüne Pfeil. Er ermöglicht allen Verkehrsteilnehmern bei Rot rechts abzubiegen. In Freiburg ist er nur noch vereinzelt zu finden. Ein Rechtsabbieger-Pilotprojekt könnte das Format zurück ins Rampenlicht rücken. Zurück in die Zukunft.

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Fotos: © tln/Kantons Basel

IN & OUT

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VERANSTALTUNGSKALENDER

Termine

Partys 13. 2.– 13. 3.

Wise Guys Läuft bei euch Tour am 13. März 2016 im Konzerthaus, Freiburg Foto: © www.blende4.de

VERANSTALTUNGSKALENDER Samstag

13.2.2016 Ausstellungen I‌ n diesem Hause wohnt mein Schatz E‌ xponate aus acht Jahrhunderten, 30.1.-8.1.17 Augustinermuseum, Freiburg Info: www.freiburg.de/museen

‌Zeit – Augenblicke & Momente ‌ achspigmentbilder, Bildobjekte & W Fotografien, 30.1.-8.4. Amtsgericht, Freiburg Info: www.gedok-freiburg.de

‌4. Internationaler Evard-Preis ‌Gesamtschau verschiedener Künstlerpositionen, 13.2.-24.4. Kunsthalle Messmer, Riegel Info: www.kunsthallemessmer.de

‌Wildlife Photographer of the Year

‌31. Automobil 2016

‌ it 6. Tuning & Sound Convention m Messe, Freiburg ★ 10–18 Uhr Info: www.automobil-freiburg.de

‌ it Ayurveda Gewicht halten M & gesund bleiben

‌ ie Anti-Diät der Ayurvedischen Küche D Cook & Live, Vordermattenstr. 2, Freiburg ★ 10 Uhr Info: www.cook-and-live.de

‌Internationales Tangofestival

‌ it DJ Giacomo Bombonato, DJ Florin m Bilbiie u.v.m., auch 14.2. Saal im E-Werk, Freiburg ★ 14 Uhr Info: www.ewerk-freiburg.de

‌Valentinstag

‌ erwöhnzeit mit 4-Gang-Menü, Brunch V oder Buffet Hotels im Europa-Park, Rust ★ 18 Uhr Info: www.europapark.de

‌ este Fotografien des Jahres 2015, B 27.11.-3.4. Naturhistorisches Museum, Basel Info: www.nmb.bs.ch

‌Wo ist Knut?

Ghost City

‌Kosmos – Vom Urknall zum Denken

F‌ otografien von Manuel Kreitmeier Theater der Immoralisten, Freiburg Info: www.immoralisten.de

22 CHILLI Februar 2016

Events

‌ inner im Dunkeln mit den Mordsdamen D Gasthaus Zähringer Burg, Freiburg ★ 19 Uhr Info: www.mordsdamen.de ‌Neufassung 2013 Planetarium, Freiburg ★ 19.30 Uhr Info: www.planetarium-freiburg.de

› Alle Angaben ohne Gewähr


VERANSTALTUNGSKALENDER ‌Asiatisches Neujahrsfest zum Jahr des Affen

‌ ünstlerische & musikalische K Darbietungen, Asia-Quiz & Buffet BarTasia, KaJo 279, Freiburg ★ 18 Uhr Info: Reservierungen unter: Tel. 0761 21775099‌

Vampire, Blut & böse Buben ‌ er blutrünstige Ghostwalk D Am Predigertor, Freiburg ★ 20 Uhr Info: www.historix-tours.de

Music ‌Konzert der Tunsler Chöre

‌ it dem Kinderchor, Männergesangsverein m Kolping & die Hochtöner Kurhaus, Bad Krozingen ★ 19 Uhr Info: www.bad-krozingen.de

‌ eethovens Pastorale, B ein furioses Tubakonzert & ein Hauch von Belle Époque

‌ interkonzert des Per-Tutti-Orchesters W Steinhalle, Emmendingen ★ 19.30 Uhr Info: www.per-tutti-orchester.uni-freiburg.de

‌The Doors Without Words

J‌ azz Ensemble Baden-Württemberg Tollhaus, Karlsruhe ★ 20 Uhr Info: www.tollhaus.de

Kino ‌Mörderischer Engel

7‌ 5 Jahre Charlotte Rampling Kommunales Kino, Freiburg ★ 19.30 Uhr Info: www.koki-freiburg.de

‌ sturoi – Transsylvanischer U Knoblauch

F‌ ilm des Monats – Rumänische Komödie Kommunales Kino, Freiburg ★ 21.30 Uhr Info: www.koki-freiburg.de

Oper ‌Die Sache Makropolous

‌ per von Leoš Janáçek O Oper, Straßburg ★ 20 Uhr Info: www.operanationaldurhin.eu

Party ‌Internationale Evergreens

‌ its der 70er, 80er & 90er Jahre mit DJ H Markthalle, Freiburg ★ 20 Uhr Info: www.markthalle-freiburg.de

‌Noche de Salsa

‌ it DJ Marco Antonio m Mamasita Club, Freiburg ★ 21 Uhr Info: www.mamasita-club.de

‌Jungle Club

‌ it dabei: B-Complex m BalzBambii, Freiburg ★ 22 Uhr Info: www.balzbambii.de

‌Showdown

T‌ he best Party in Town Etage Eins, Offenburg ★ 22 Uhr Info: www.etageeins-og.de

‌Top of the Pops ‌Cäthe

‌ agabund Tour 2016 V Jazzhaus, Freiburg ★ 20 Uhr Info: www.jazzhaus.de

‌Öl des Südens

‌ as Freiburger A-Cappella-Männer-Quintett D Vorderhaus, Freiburg ★ 20 Uhr Info: www.vorderhaus.de

‌Textor & Renz

Z‌ wei Stimmen, Kontrabass & E-Gitarre Jos Fritz Café, Freiburg ★ 20.30 Uhr Info: www.josfritzcafe.de

‌Phil Donkin Quartet

‌ it seiner neu erschienenen CD ‚The Gat‘ m Bird‘s Eye Jazz Club, Basel ★ 20.30 Uhr Info: www.birdseye.ch

‌Oliver Scheidies

‌ bgrundtief lustige Lieder A Schlosskeller, Emmendingen ★ 20.30 Uhr Info: www.schlosskeller-emmendingen.de

‌Mission T

‌70-90er Southern-Blues-Rock Mehlsack, Emmendingen ★ 20.30 Uhr Info: www.mehlsack.com

‌ ie 2000er Party D Freiraum, Offenburg ★ 22 Uhr Info: www.freiraum-offenburg.de

‌SchwuLesDance

‌Gay-Lesbian Party Waldsee, Freiburg ★ 22 Uhr Info: www.waldsee-freiburg.de

‌Nachtasyl Bday EazyM

‌ Js: Eazy M, Francesco Ballato, D Mandibula, Tist & Marco Di Feo Drifter‘s Club, Freiburg ★ 23 Uhr Info: www.drifters-club.de ‌ it dabei: The Doppelgangaz, DJs Tray, m Philister & Giddla Rossstall 2 in der Kaserne, Basel ★ 23 Uhr Info: www.kaserne-basel.ch

‌Love is in the Air

‌TechHouse/DeepHouse/Techno/Minimal Schmitz Katze, Freiburg ★ 23 Uhr Info: www.schmitz-katze.com

‌ ingapore Sling, Solarbaby S & Aftershow

‌ it seinem aktuellen Album ‚Der Mond m ist schuld‘ Furioso, Freiburg ★ 21 Uhr Info: www.sebastianblock.net

Musical ‌The Shoo Shoos

‌ ie neue Produktion! D Die Schönen – Musiktheater im E-Werk, Freiburg ★ 20 Uhr Info: www.dieschoenen.com

tipp

‌Katzenbande

Tanz

‌Sebastian Block

tipp

‌ usic by DJ JayLu M Schneerot, Freiburg ★ 23 Uhr Info: www.schneerot.de

‌Connected

‌ oise-Rock, Lofi, Wave N Slow Club, Freiburg ★ 21 Uhr Info: www.slowclub-freiburg.de

Foto: © Bilderbox

‌HipHop strikes back

‌ lackslash, Seven Empires B & True Punch ‌ onzerte & CD-Releasepartys K MensaBar, Freiburg ★ 20.30 Uhr Info: www.sevenempires.de

RVF

‌ ie 90er Party D Jazzhaus, Freiburg ★ 23 Uhr Info: www.jazzhaus.de

‌Memory Fiction

T‌ anz-Performance von Zina Vaessen der Kompanie Offspace Südufer, Haslacherstr. 43, Freiburg ★ 20 Uhr Info: www.suedufer-freiburg.de

Theater ‌Das WG-Projekt

‌ treifzug durch Freiburger Wohn-, ZweckS & Lebensgemeinschaften Werkraum, Theater Freiburg ★ 19.30 Uhr Info: www.theater.freiburg.de

‌Die Schutzflehenden

T‌ ragödie nach Aischylos Großes Haus, Theater Freiburg ★ 19.30 Uhr Info: www.theater.freiburg.de

› Noch mehr Termine auf chilli-freiburg.de

chill & thrill vom 8. Februar bis 18. März

1,5 Stunden zahlen – 3 Stunden bleiben Für Schüler und Azubis mit RegioKarte haben der RVF und das Badeparadies Schwarzwald eine besondere Aktion: bis zum 18. März zahlen sie eineinhalb Stunden und können drei Stunden bleiben. Und die Fahrt zum Badeparadies und zurück ist kostenlos. Und dann kann es losgehen mit „chill & thrill“, wie das Aktionsmotto lautet. Den „thrill“ auf Edelstahl-Halfpipe, Freefallrutsche & Co. finden oder in der Palmenoase „chillen“. Von Freiburg aus ist Titisee mit dem Zug in knapp 40 Minuten zu erreichen. Vom Bahnhof Titisee zum Badeparadies Schwarzwald gibt es einen regelmäßigen Busverkehr. Man kann die Strecke aber auch laufen: der Fußweg dauert nur zehn Minuten. Info: www.regiokarte-schueler.de, www.badeparadies-schwarzwald.de Februar 2016 CHILLI 23


Dies war eine Leseprobe der Februar-Ausgabe 2016.

Sie haben lust auf mehr? Das komplette Heft ist unter abo@chilli-online.de oder im Handel erh채ltlich.


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