chilli – das Freiburger Stadtmagazin

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TITEL KLIMAWANDEL

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milch Freiburger Wohnungen heizen. Bis zu 5000 Personen sollen davon ab 2024 profitieren. Die Aktivisten von Fridays for Future sehen die Dynamik und begrüßen den neuen Vorstoß. „Wir sind mit der Klimaschutz­offensive grundsätzlich zu­ frieden“, sagt Sprecher Lukas Gress. Er betont: „Es kommt nicht so oft vor, dass wir Lob aussprechen für politische Ziel­ setzungen.“ Dass mehr Geld zur Verfü­ gung stehe, sei positiv. Genau wie der Expert·innenrat. Entscheidend sei jetzt, dafür die richtigen Personen zu finden, die unabhängig die Anträge bewerten. „Wir werden da genau hinschauen“, sagt der 18-Jährige. 130 Maßnahmen für mehr Klima­ schutz hat die Freiburger Gruppe schon 2019 ans Rathaus gerichtet. Sie fordern unter anderem mehr Photovoltaikan­ lagen auf Freiburger Schulen. Auch die Wärmeversorgung müsse umgebaut werden. „Wir haben 93 Prozent fossile Wärme in Freiburg“, bemängelt Gress. Die Stadt sieht er jetzt in einer Vorreiterrol­ le. Tatsache sei aber: „Alle Kommunen in Deutschland sind weit hintendran.“ Ausruhen sei nicht angesagt: „Wir wollen weiter Druck machen“, sagt der Klimaaktivist. So geht es auch der Gruppe Klimaent­ scheid Freiburg. Sie will, dass Freiburg 2035 klimaneutral wird und einen Kli­ maentscheid erwirken. „Wir begrüßen es sehr, dass sich die Stadt ambitio­ niertere Ziele setzt“, sagt Sprecher Ju­ lian Kolbe. Diese seien auch dringend notwendig, wenn man sich den bishe­ rigen CO2-Reduktionspfad anschaue. In allen Bereichen muss schneller ge­ handelt werden: „Das betrifft sowohl die Strom- und Wärmeversorgung mit Erneuerbaren Energien als auch ein Umdenken beim Verkehr und Bauen.“ Im Rathaus dürfte man nicht bestrei­ ten, dass die zunehmenden Klimapro­ teste ihren Anteil an der neuen Offen­ sive haben. Martin Horn sieht keinen Wettstreit zu anderen Städten oder Verwaltungsebenen. Er konstatiert den­ noch: „Der Bund will 2045 klimaneutral sein, das Land im Jahr 2040. Es wäre bemerkenswert, wenn die Green City dann bei 2050 verharrt.“

SELTENES LOB DER AKTIVISTEN

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12 CHILLI DEZEMBER 2021/JANUAR 2022

Fotos: © Badenova, Patrick Seeger, Stadt Freiburg, Fraunhofer Institut

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 wirke: „Bei Temperaturen jenseits der 25-Grad-Marke sinkt der Leistungs­ grad von Photovoltaik-Paneelen um 0,4 Grad je weiterem Grad.“ Aktuell müssen solche Anlagen noch aus eigener Tasche gezahlt werden. Zwar betreibt der Energieversorger Ba­ denova seit Februar ein mit 21.380 Euro gefördertes Projekt „Viti-Photovoltaik“ in der Weinbauregion Kaiserstuhl, „För­ derung gibt es sonst jedoch noch nicht“, so Blank. Doch das könnte sich bald än­ dern. Die neue Regierung will Agri-Pho­ tovoltaik stärken. Auch die Badenova zeigt, dass der Zukunftsfonds zünden kann. Sie arbei­ tet mit dem Innovationsfonds für Kli­ ma- und Wasserschutz schon seit 20 Jahren erfolgreich. „Der Fonds hat seit dem Start im Jahr 2001 rund 33 Millio­ nen Euro Fördermittel für 312 Umwelt­ projekte bereitgestellt“, sagt Nach­ haltigkeits-Referentin Angela ­Hinel. Investitionen von 150 Millionen Euro seien dadurch in der Region angeschoben worden. Die 27-Jäh­ rige ist überzeugt: „Der Multiplikato­ ren-Effekt kann eine große Wirkung ent­ fachen.“ Auf ein großes Projekt hat sich die Ba­ denova-Tochter Wärmeplus eingelas­ sen. Um den Anteil erneuerbarer Ener­ gien am Wärmeverbrauch zu erhöhen, soll in der Region die Tiefengeothermie gefördert werden. Dafür wird aktuell ein Potenzialgebiet erkundet. Die Ba­ denova-Tochter ist vor allem um eine transparente Kommunikation bemüht. Schließlich ist vor allem die Katastrophe in Staufen, wo Bohrungen zu Hebungs­ rissen geführt haben, nicht vergessen. In öffentlichen Veranstaltungen erklä­ ren die Verantwortlichen mit Unterstüt­ zung von Wissenschaftlern, weshalb die geplante hydrothermale Tiefengeother­ mie sicher ist. Klaus Preiser, technischer Geschäftsführer der Wärmeplus: „Das Potenzial der Erdwärme ist in mensch­ lichen Dimensionen gerechnet quasi unerschöpflich.” Große Hoffnungen ruhen im Rathaus auch auf dem Wärmenetz 4.0 – eben­ falls in Kooperation mit Wärmeplus. Mit dem 36 Millionen Euro teuren Großpro­ jekt soll Abwärme der Schwarzwald­


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