f79 – Jobstarter

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PRAKTIKA +++ FSJ +++ A USLANDSJAHR

R E T R A T JOBS +++

+ + + G N U ILD B S AU

M U I D STU

Foto // © iStock.com/Jacob Ammentorp Lund



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DAS

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JOBSTARTER

Gehalt für Gesundheit

Was ist ein Testimonial? Ein Magazin wie das f79 herzustellen kostet viel Geld. Es müssen Redakteure

Studie warnt vor Kopfzerbrechen übers Geld

und Grafiker bezahlt werden, die die Schülerredaktion betreuen und anleiten, deren Texte redigieren und das f79 layouten. Am Ende muss alles zusammengestellt, gedruckt und verteilt werden. Wenn da keiner etwas dazugeben würde, müsste das Schülermagazin sehr teuer verkauft werden. Für viele Jugendliche wäre es dann zu teuer. Daher suchen wir Foto // pixabay.de

immer Firmen und Einrichtungen, die das Projekt toll finden und uns finanziell

Wo geht die Reise hin? Gute Vorausplanung spart viel Ärger – auch finanziell.

unterstützen. Diese Unterstützer nennt Keiner sollte seinen Job nur fürs Geld

man Kooperationspartner. So eine

vorher, was ihr verdient. Überlegt euch also

Partnerschaft beruht immer auf Gegensei-

machen. Aber klar, jeder will fair bezahlt

gut, ob und wie ihr damit über die Runden

tigkeit. f79 bekommt Geld und der Partner

werden. Eine Studie zeigt, dass Menschen

kommt. Rechnet das durch, besprecht euch

erhält dafür ein Logo, eine namentliche

krank werden können, wenn sie sich

mit Freunden oder Familie. Macht einen

Nennung als Unterstützer oder er kann

ungerecht entlohnt fühlen. Für alle

vernünftigen Plan.

sich ein Redaktionsmodul wünschen.

Zukunftsplaner gilt deswegen: Wer früh

Letzteres nennen wir ein „Testimonial“.

rechnet, ist klar im Vorteil.

Schließlich zählt auch, was ihr nach Ausbil-

Stresserkrankungen, Depressionen,

könnt ihr euch vorher informieren. Ein Erzieher

Und wie funktioniert das? Schüler aus der Redaktion oder unser eigenes

Schaut am besten noch weiter voraus: dung oder Studium verdient. Auch darüber

Redaktionsteam besuchen ein Unterneh-

Herzprobleme. Das sind mögliche Folgen für

bekommt weniger als ein Architekt. Ein

men und befragen die Azubis nach ihren

Angestellte, die sich ungerecht bezahlt fühlen.

Informatiker mehr als ein Friseur.

Aus- und Weiterbildungswegen. Hierbei

Das Risiko, eine dieser Krankheiten zu

entstehen Texte im Rahmen der Berufs-

bekommen, ist stark erhöht, schreiben die

tigsten ist, dass ihr etwas findet, das euch

orientierung für Schüler. Solche Texte

Wissenschaftler der Hochschule Ravensburg-

gefällt. Denn krank machen kann auch ein Job,

sind als Testimonials gekennzeichnet.

Weingarten zu ihrer Studie. Im Umkehrschluss

der euch überfordert, unterfordert oder einfach

bedeutet das: Anerkennung für Arbeit ist

gegen den Strich geht. Die f79-Faustformel

wichtig – auch finanziell.

lautet: Folgt eurem Herz, aber schaut dabei

f79

Unser Jobstarter-Special ist in Zusammenarbeit mit dem „Jugend &

Als Auszubildender oder Dualer Student

Am Ende des Tages bleibt: Am wich-

auch auf die Zahlen. Den Mix aus tollem Job

Beruf“-Extra der Badischen Zeitung

könnt ihr in der Regel euer Gehalt nicht

und angemessenem Lohn kann man finden.

erstellt worden.

verhandeln. Ihr wisst aber in jedem Fall schon

Aber nur, wenn man sucht.

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JOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Testimonial

Technik, Zukunft, Emotionen Autohaus Schmolck setzt auf den Nachwuchs - in zwölf Ausbildungsberufen Rund 80 Azubis lernen im Autohaus Schmolck. In zwölf Berufen können sie dort eine Ausbildung oder ein Duales Studium machen. Geschäftsführer Bernhard Schmolck schätzt seine jungen Kräfte – und will ihnen eine vielfältige Ausbildung mit langfristigen Optionen bieten. Frauen sind auf dem Vormarsch.

Foto // tln

Der Star ist die Mannschaft: Geschäftsführer Bernhard Schmolck (links) und Marketingleiter Michael Gleichauf (rechts) schätzen den Nachwuchs – der wird von Anfang an eingebunden.

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Ausbildung · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Beim Gang durchs Emmendinger Autohaus stellt man schnell fest: Hier

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JOBSTARTER

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arbeiten viele junge Leute. „Sie hat bei uns gelernt, er hat bei uns gelernt, er hat bei uns gelernt ...“, sagt Geschäftsführer Bernhard Schmolck und stellt seine Leute vor. Er freut sich über das dynamische Team: „Das bringt Drive rein“, lobt er die jungen Mitarbeiter. 1998 hat Schmolck den Mercedes-Benz PKW, Transporter und LKW Servicevertrag erhalten und ist seitdem kräftig gewachsen. Von 80 auf 300 Mitarbeiter hat sich die Firma in diesem Zeitraum gemausert. „Das ist eine Chance für junge Leute, sie können sich hier vielfältig ausbilden lassen“, sagt Schmolck. Die Bandbreite reicht von technischen und kaufmännischen Ausbildungsberufen bis zu dualen Studiengängen wie BWL-Automobilhandel, Informatik oder Controlling und Consulting. Mehrere Hundert Bewerbungen bekommt das Autohaus jährlich. Ein Luxus in Zeiten des Fachkräftemangels, sagt Marketingleiter Michael Gleichauf. 25 Azubis werden jedes Jahr neu eingestellt. Der Chef ist überzeugt: Kfz-Mechatroniker ist bei Jungs ein Modeberuf. Autos seien oft mit Emotionen verbunden. Zunehmend sind auch Frauen mit an Bord: Seit fünf, sechs Jahren nehme das zu, berichtet Schmolck. Vier Frauen arbeiteten mittlerweile in der Werkstatt. „Die laufen den Jungs den Rang ab“, sagt der Geschäftsführer und lacht. Im Unterschied zu vielen anderen Ausbildungsbetrieben sucht man bei Schmolck eine Lehrwerkstatt vergeblich. „Hier wird man ab Tag eins an die Hand genommen und integriert“, betont Schmolck. Durch das permanente Wachstum ist die Ausbildungspalette groß. Der Betrieb hat zum Beispiel ein eigenes Rechenzentrum, in dem Informatiker ausgebildet werden. „Wir sourcen nix aus“, unterstreicht Schmolck. Um den Nachwuchs zu erreichen, wird viel unternommen: Das Unternehmen pflegt seine Webpräsenz und zeigt sich auf Social-MediaKanälen. Auf allen Jobmessen der Region werden Stände betrieben, und für die Nacht der Ausbildung, die gemeinsam mit der Stadt Emmendingen organisiert wird, schmeißt Schmolck jährlich eine große Werkstattparty. Vorab können interessierte Schüler bei einer Führung das Haus kennenlernen. „Wir wollen, dass sie in den Beitrieb reinriechen“, sagt Schmolck. Das sei der beste Weg, um zu wissen, ob es das Richtige für einen sei. Vor zwei Jahren seien rund 600 Schüler da gewesen, berichtet Michael Gleichauf. Auch ein Jugendforum bietet der Betrieb mit Standorten in Müllheim und Vogtsburg an. Create your Future heißt das Event, das Azubis des Hauses eigenverantwortlich stemmen. Sie geben in Zusammenarbeit mit der Sick AG und der Volksbank Breisgau Nord Tipps und Coachings für Jugendliche. Wer zu Schmolck kommt, hat gute Karten, länger zu bleiben. Die Übernahmequote liegt bei 90 Prozent, berichtet der Geschäftsführer. „Wir brauchen jeden“, unterstreicht er. Durch den grenznahen Betrieb in Müllheim geht Schmolck auch hier neue Wege. Seit einigen Jahren wird auch in Frankreich nach Nachwuchs gesucht. Großes Potenzial sei dort vorhanden, aber leider gebe es auch Barrieren wie Sprache oder ein anderes Ausbildungssystem. Doch immer öfter klappe der Schritt über die Grenze: drei junge Franzosen absolvieren im Moment die grenzüberschreitende Ausbildung. E-Mobilität oder Fahrverbote – der Wandel der Branche macht Schmolck keine Sorgen. Im Gegenteil: „Das spielt uns in die Karten“, sagt er. Denn mit neuen Technologien entstünden auch neue Möglichkeiten. Und da seien junge Leute gefragter denn je.

Till Neumann

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JOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Finanzen

BAB, BAföG und Co. Wie Azubis ihre Vergütung aufbessern können In der Lehre verdienen Azubis meist nicht gerade üppig. Für viele ist es daher nicht leicht, über die Runden zu kommen. Doch es gibt finanzielle Hilfen für Lehrlinge. Wenn

BAB

Kind das Kindergeld auszahlen. Das sind für

Wohnen Azubis nicht mehr bei ihren Eltern

das erste und zweite Kind 192 Euro und für

und erhalten nicht genug Geld für ihren

das dritte Kind 198 Euro monatlich.

Lebensunterhalt, können sie bei der Agentur für Arbeit die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB)

BAFÖG

Konto landet, fühlt sich das für Auszubilden-

beantragen. Am besten stellen Jugendliche

Bei Bafög denkt man als Erstes an die

de erst einmal richtig gut an. Wer nicht mehr

das erste selbst verdiente Geld auf dem

den Antrag dafür schon vor Beginn ihrer

Studienförderung. Aber auch wer eine

bei seinen Eltern wohnt, kommt mit seiner

Ausbildung, bei einer Bewilligung wird BAB

schulische Berufsausbildung macht, kann

Vergütung aber oft nicht über die Runden.

nicht rückwirkend gezahlt.

unter bestimmten Voraussetzungen BAföG beziehen. Beantragt wird die Förderung beim

So erhalten Azubis finanzielle Hilfen: Foto // Pixabay

WOHNGELD

zuständigen Amt für Ausbildungsförderung.

Falls der Antrag auf BAB abgelehnt wurde, können

Schüler, die BAföG bekommen, müssen bei

Auszubildende Wohngeld bei der zuständigen

ihren Eltern ausgezogen sein.

Stelle der Gemeinde beantragen, in der sich die Wohnung des Auszubildenden befindet.

BILDUNGSKREDIT Im Gegensatz zu anderen finanziellen

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KINDERGELD

Förderungen ist ein Bildungskredit unabhängig

Für Jugendliche in der Ausbildung gibt es bis

vom Einkommen der Eltern. Berechtigt sind

zur Vollendung des 25. Lebensjahres weiter

volljährige Auszubildende, die ihre Lehre an

Kindergeld. Wenn der Auszubildende nicht

einer anerkannten Ausbildungsstätte machen.

mehr zu Hause wohnt und den Eltern keine

Ein Bildungskredit muss allerdings nach der

Kosten durch ihn entstehen, müssen sie ihrem

Ausbildung zurückgezahlt werden. BZ


Testimonial · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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Zwei Fliegen, eine Klappe Pflegewissenschaft verbindet Studium und Ausbildung

Foto // Till Neumann

Zwischen Klinik und Klausur: Lara hat ein hohes Pensum, der Abschluss eröffnet ihr dafür viele Möglichkeiten. Ausbildung? Oder Studium? Am besten beides, sagt Lara Tjhen.

lernen“, erzählt Lara. Also bewarb sie sich für den Bachelorstudiengang

Die 21-Jährige studiert Pflegewissenschaft an der Uni Freiburg.

Pflegewissenschaft in Freiburg. Dieser ermöglicht, Studium und Ausbil-

Parallel dazu macht sie eine Ausbildung als Gesundheits- und

dung zu kombinieren. Seit Oktober ist sie im Breisgau – und fährt

Krankenpflegerin an der Uniklinik. Die Kombination verlangt ihr viel

karrieretechnisch zweigleisig. Ist ihre Ausbildung in eineinhalb Jahren

ab, öffnet aber auch viele Türen.

abgeschlossen, bleibt ein Jahr an der Uni.

Zu Vorlesungszeiten ist Lara Studentin und lernt die Theorie der

Umgang mit Patienten und Krankheitsverläufen kennen, ist bei Bespre-

In der Psychiatrie begleitet sie erfahrene Kollegen, lernt den Berufsausbildung. Während der Semesterferien macht sie die praktische

chungen dabei. In anderen Bereichen hat sie schon eigenständig

Ausbildung auf Station. Beides bereitet sie auf ein Ziel vor: einen Beruf in

Patienten betreut. „Das ist viel Verantwortung“, sagt die Studentin.

der Pflege. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Sie könnte einen Master

Erfahrene Kollegen helfen ihr dabei, geben Tipps und Feedback. „Es ist

machen, in die Forschung gehen, an der Uniklinik arbeiten oder als

gut, wenn man jemanden hat, um Rücksprache zu halten“, sagt sie.

Entwicklungshelferin in Afrika tätig sein. Die große Auswahl ist hart erkämpft: Ins zweite Semester kommt

Die Studium-Ausbildung-Kombination schließt für sie eine Lücke zwischen Theorie und Praxis. Das sei essenziell in der heutigen Zeit: „Es ist

Lara jetzt. Bis zum Semesterbeginn lernt sie in Vollzeit die praktische Arbeit

super wichtig, dass in der Pflege was passiert.“ Die Menschen werden

in der Pflege kennen. „Heute habe ich Spätschicht in der Psychiatrie“,

schließlich immer älter, Pfleger werden an vielen Ecken und Enden

erzählt die gebürtige Hamburgerin Anfang April. Ihr Einsatz geht von 12.48

gebraucht. „Da kann man viel bewirken“, ist Lara überzeugt.

Uhr bis 21 Uhr. Nach Feierabend setzt sie sich an eine Hausarbeit. Das

Dahin zu kommen, braucht viel Engagement. Auch bei der ange-

Thema: Veränderungen im Körperbild einer Frau nach einer Brustamputati-

spannten Lage in Pflegeberufen. „Man muss sich durchwurschteln“, nennt

on wegen Krebs.

Lara das. Doch die Mühe ist es wert: Ist der Abschluss geschafft, geht ihr

Tief eintauchen kann sie damit in die Materie. Und ihren Beruf von

Horizont weit über den Standard hinaus. Sie kann später nicht nur

theoretischer und praktischer Seite kennenlernen. „Das ist super span-

Patienten versorgen, sondern auch Studien auswerten und in den

nend“, sagt Lara. Und schließe eine Lücke. So wisse man nicht nur, was in

Pflegealltag übersetzen. Das Theoriewissen ermöglicht ihr, mehr Verant-

der Pflege zu tun ist – sondern auch, warum etwas gemacht wird. Sie ist

wortung zu übernehmen und komplexere Aufgaben zu bewältigen.

eine von rund 30 Studierenden des Jahrgangs. Manche davon studieren berufsbegleitend. Gestartet ist sie als Auszubildende in Lübeck. Die Ausbildung hat ihr gefallen, doch sie wollte weitergehen: „Ich hab’ total Lust, mehr zu

Nach dem Bachelor könnte sie sich vorstellen, einen Master dranzuhängen. Pflegepädagogik oder Pflegemanagement interessieren sie. Vorab eine Weile in der Uniklinik zu arbeiten, sei aber wichtig: „Es ist abgefahren, was hier alles passiert.“

Till Neumann

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JOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Testimonial

Junge Wilde, altes Handwerk Mauer Jürgen Hättich über Begeisterung, Bauwerke und Politik f79: Herr Hättich, wie sind Sie zum Maurerhand-

f79: Bauen

werk gekommen?

Hättich: Ja. Auch aus Gründen der Nachhaltig-

kammer Freiburg 2017 mit einer Fotoaus-

Hättich: Der Beruf hatte für mich als jungen Kerl

keit müssen wir ressourcenschonender bauen.

stellung zu den „Jungen Wilden“ im

seinen Reiz, weil man Robustheit und Gewandt-

Die Klimaproblematik zwingt zum Umdenken.

Handwerk gezeigt. Nun kommen die

heit mitbringen muss. Eigenschaften, die man ja

Dabei kann man sagen: Denkmalschutz ist

gerade als Teenager unter Beweis stellen will.

Klimaschutz. Die Energiebilanz eines alten

Auch die alte Zunftkleidung hat mich beeindruckt.

Gebäudes ist unschlagbar im Vergleich zu

Das Handwerk ist für viele nicht nur Beruf, sondern Berufung. Das hat die Handwerks-

Gesichter der Ausstellung zu Wort. So auch Jürgen Hättich. Der Maurermeister und

heutigen energieaufwendig hergestellten

geprüfte Restaurator im Maurerhandwerk erzählt von der Leidenschaft für seinen Job.

ist ja auch ein Umweltthema.

f79: Warum sind Sie Meister geworden?

Materialien.

Hättich: Mir war von Anfang an klar, dass es mit Fotos // Markus Dietze

Brennt für sein Handwerk: Jürgen Hättich hat schon als Teenager gewusst, was er später mal werden will.

der Lehre nicht zu Ende sein sollte. Dass man

f79: Ein Appell an die Politik?

viele Möglichkeiten für den Berufsweg hat, ist

Hättich: Genau. Die Politik muss begreifen, dass

gerade im Baubereich ein entscheidender Vorteil.

es ein breites Programm braucht, die historische

Ich habe mit Anfang 20 schon den Meister

Bausubstanz verträglich instand zu setzen, anstatt

gemacht und einige Jahre im Beruf gearbeitet.

immer neue Baugebiete auszuweisen. In meiner

Dann bin ich meiner Leidenschaft gefolgt und

Selbstständigkeit habe ich öfter die Erfahrung

habe den Restaurator im Maurerhandwerk

gemacht, dass dieses Potential nicht erkannt wird.

gemacht. Seit meiner Selbstständigkeit vor neun Jahren darf ich das alte Handwerk ausüben und

f79: Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?

mitwirken, alte Bauwerke und somit unser

Hättich: Die Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich.

kulturelles Erbe zu erhalten.

Es sind fast ausschließlich individuelle Ansätze gefragt, also keine Arbeit von der Stange. Von

f79: War das ein Grund, bei der Ausstellung

mittelalterlichen Mauern über barocke Gewölbe

„Junge Wilde, altes Handwerk“ mitzumachen?

bis zu alten Lehmwänden ist alles dabei. Einfach

Hättich: Ja. Zwar bin ich nicht mehr der

ein Beruf, der Freude macht. In gewissen

Allerjüngste, aber dennoch recht wild! Das muss

Momenten macht er demütig und nachdenklich in

man auch sein, wenn man als Einzelkämpfer und Selbstständiger bestehen will. Mir liegt

Anbetracht der Leistung unserer Vorfahren. Unsere heutigen Möglichkeiten hatten die nicht.

es am Herzen, jüngeren Menschen die Lust am Handwerk nahezubringen. Das geschieht heute zu wenig.

f79: Selbst gestalten – auch das zählt, oder? Hättich: Man muss „die Hand sehen“ bei einer Arbeit! Nach diesem Motto arbeite ich. Glatte

f79: Ist restaurieren angesagt? Hättich: Klar. In der Wegwerfgesellschaft ist die „Kultur der

sterile Flächen sind mir ein Graus, schließlich bin und bleibe ich HANDwerker, jung und wild eben!

Reparatur“ mehr denn je gefragt. Es geht darum, auch mit wenig Aufwand Dingen eine längere Haltbarkeit zu geben. Es dürfte klar sein, dass wir Menschen so auf Dauer nicht weitermachen können.

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INFOS Die Bilder der Ausstellung „Junge Wilde, altes Handwerk“ gibt’s hier zu sehen: www.hwk-freiburg.de/vorbilder

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Karriere · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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Smartphone-Bewerbung Fünf Tipps zur Stellensuche am Handy Zwei von drei Fachkräften gehen regelmäßig mit dem Smartphone auf Jobsuche. Das zeigt eine StepStone-Studie. Das Handy wird sogar zunehmend direkt zur Bewerbung genutzt, meldet die Online-Jobplattform. Sie gibt vier Tipps, worauf bei der Smartphone-Bewerbung zu achten ist. 1. LEBENSLAUF Der Lebenslauf (CV) wird im mobilen Bewerbungsprozess zum Herzstück. Er ist die Entscheidungsgrundlage für Personaler. Deshalb muss er alles bieten, was dem Arbeitgeber vermittelt werden soll. Wichtig ist, nicht nur Karrierestationen aufzulisten. Es sollten auch stichpunktartig Angaben zu Aufgaben und Tätigkeitsschwerpunkten gemacht werden. Aber Achtung: Der Lebenslauf sollte nicht länger als zwei Seiten sein. 2. ANSCHREIBEN Stundenlang über einem Anschreiben brüten, das an einen Brief erinnert? Bewerbungsunterlagen in einer Mappe zusammenstellen? Das ist nicht mehr zeitgemäß – und früher oder später Vergangenheit. Für Bewerber ist das eine gute Nachricht: Immerhin ist die Formulierung eines individuellen Schreibens für 48 Prozent der Jobsuchenden eine große Hürde im Bewerbungsprozess – so das Ergebnis einer StepStoneBefragung. Künftig wird ein Kurzschreiben in einem Freitextfeld das klassische Anschreiben ersetzen. 3. VERFÜGBARKEIT In der Bahn, in der Warteschlange, auf der Couch. Mit dem Smartphone kann man sich von überall aus bewerben. Voraussetzung ist: Wichtige Unterlagen wie der Lebenslauf müssen orts- und geräteunabhängig verfügbar sein. Der CV kann auf einer Jobplattform hinterlegt sein oder in einer Cloud gespeichert werden. Also Dropbox, Google Drive & Co. Wer das macht, sollte den Lebenslauf stets aktuell halten. 4. QUALITÄT UND SORGFALT Die mobile Jobsuche ist schnell und einfach. Dennoch sollten auch Smartphone-Bewerbungen mit Sorgfalt erstellt werden: Rechtschreibfehler sind zu vermeiden, korrekte Groß- und Kleinschreibung ist natürlich gefragt. Auch allgemeine Höflichkeitsformeln sind Standard, auf keinen Fall sollte man in Telegrammstil oder Umgangssprache verfallen. Wichtig sind eine ordentliche Anrede- und Schlussformel. Ebenso gilt: Vom Unternehmen geforderte Dokumente sollten angehängt werden. 5. PERSONALER Sieben von zehn großen Unternehmen nutzen ein Bewerbermanagementsystem. Damit können Recruiter eine Liste passender Bewerber filtern. Wer da oben auftauchen will, sollte sämtliche Felder im OnlineBewerbungsformular ausfüllen. Gibt es für die Ausbildung oder Branche keine passende Option, sollte die bestzutreffende Variante ausgewählt werden. Bei Freitextfeldern sollte man sich auf seine Stärken und Schlüsselbegriffe für die anvisierte Stelle konzentrieren.

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RUBRIKJOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Testimonial

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Grenzkontrollen und Goldbarren

LT HA

Lisa macht ein duales Studium beim Zoll, weil sie was erleben will Schmuggler aufgepasst. Beim Zoll gibt

„Ich habe mir erst mal überlegt, wo meine

ZOLL

Bei der Menge ist das gar nicht so

es eine Studentin, der auf frischer Tat

Stärken sind“, erinnert sich Lisa an ihre Zukunfts-

einfach. „Das Schwierigste ist die Masse“, sagt

Ertappte nicht so einfach wegrennen.

planung. Noch vor dem Abitur in Gundelfingen

Lisa. Vier große Hauptfächer stehen auf dem

beschäftigte sie sich damit. Schnell wurde ihr

Stundenplan, in jedem müsse man auf der

klar: Ein normaler Bürojob kann sie nicht

Höhe sein. Um das zu schaffen, klemmte sie

glücklich machen. Etwas anderes muss her,

sich jeden Nachmittag hinter ihre Bücher. „Ich

etwas mit ein bisschen Nervenkitzel.

habe versucht dranzubleiben“, nennt sie ihre

Schnell kamen Zoll und Polizei in die engere

Strategie. Andere, die erst in den letzten

Auswahl. „Das sind spannende Berufe, da kommt

Wochen vor der Prüfung mit Lernen anfingen,

man raus, hat viel Action“, dachte sie sich. Doch

kamen ins Schleudern. Nicht alle haben die

was sie in der Presse über Polizisten las, die bei

Prüfung Mitte Februar bestanden – und

Demos oder von Betrunkenen angegangen werden,

müssen nun noch mal ran.

Gemeint ist Lisa Federer. Die 19-Jährige macht seit rund einem Jahr ein duales Studium beim Zoll. Nebenher sprintet sie fünf Mal die Woche ins Ziel. Foto // Till Neumann

schreckte sie ab. „Das war mir eine Nummer zu viel“, sagt Lisa. Es blieb ihr Favorit: der Zoll. Was macht man als Zollbeamtin?

Für Lisa ging’s mit Praxis weiter. Ihre erste Station war das Zollamt in Freiburg. Drei Wochen lang bekam sie dort erste Einblicke in

Infos aus erster Hand bekam Lisa auf einer

den Arbeitsalltag. „Oh Gott, davon habe ich

Jobmesse in Freiburg: „Am Stand konnte

keine Ahnung“, dachte sie sich an den ersten

man mit echten Zöllnern reden.“ Was sie

Tagen. Doch Stück für Stück verstand sie die

erzählten, machte sie neugierig. Kurzerhand

Zusammenhänge. Das gelang auch, weil sie

meldete sie sich zu einem Schnuppertag

auf „Warenbeschauen“ mitgenommen wurde.

beim Zollamt in Weil am Rhein an. Dort

Dort prüfte der Zoll beispielsweise Schmuck,

gab’s erste Einblicke in die Arbeit von

der ins Ausland verfrachtet werden sollte.

Zöllnerinnen und Zöllnern. Da wusste sie:

Zweite Station war das Autobahnzollamt in Weil am Rhein. Fast eine Million Lastwagen

Das ist es. Klar war für Lisa auch: Sie will ein duales

passieren dort jährlich die EU-Außengrenzen

Studium machen, Theorie und Praxis

zur Schweiz. Bei den Prüfungen sah sie

verbinden. „Nicht nur trockenen Unterricht“,

gebrauchte Militärstiefel, Pferde, Autos oder

fasst sie zusammen. Diesen Mix hat sie nun

Goldbarren. Das zeigte ihr, wie umfassend die

seit August 2017. Im Wechsel lernt sie die

Aufgaben der Zollbeamten sind.

Theorie in Münster und die Praxis beim Hauptzollamt Lörrach. Nach einer einwöchigen Einführung im Hauptzollamt zog sie nach Münster. Im sechsmonatigen

Ihr Studium geht bis zum Sommer 2020. Am liebsten würde sie danach bei der Zollfahndung oder der Finanzkontrolle Schwarzarbeit einsteigen. „Ich bin jung, sportlich und hätte gerne ein bisschen Action“,

Grundstudium lernte sie dort die

sagt sie. Fithalten wird sie sich dafür wie von

rechtlichen Grundlagen ihres

selbst: Neben der Ausbildung ist Lisa Hob-

Berufs. „Das war eine große

bysprinterin. Fünf Mal die Woche trainiert sie für

Umstellung“, sagt die sportliche

Bestzeiten über 100 und 200 Meter. Zu Fuß

Frau mit den langen braunen

entkommt da keiner.

Haaren. „Plötzlich ist man auf

Till Neumann

sich alleine gestellt, muss neue Freunde finden.“ Doch nicht nur das meisterte sie auf dem Campus mit Sportplätzen, Grillstelle und

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INFOS Ausbildung beim Zoll Bereich // Gehobener Dienst

Mensa problemlos. Auch den Unter-

Dauer // drei Jahre

richtsstoff bewältigte sie „hervorragend“,

Gehalt // ca. 1300 Euro

wie Antje Bendel, Sprecherin des

Sonstiges // Dienstlaptop wird gestellt

Hauptzollamtes Lörrach, betont.

Im Netz // zoll.de & talent-im-einsatz.de


Tipps · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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JOBSTARTER

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ABC

AusbildungsAzubis geben Tipps zum Berufseinstieg

Folge 10: Das erste Mal im Anzug

Name // Moritz Bange Alter // 18 Jahre Beruf // Finanzassistent, 2. Ausbildungsjahr Betrieb // Volksbank

Foto // Britt Schilling

Für viele ist der Abiball die Premiere im Anzug. So ging es auch Moritz Bange von der Volksbank Freiburg. Nach einiger Überlegung entschied er sich für einen dunkelblauen mit weißem Hemd und Fliege. Doch dabei hat es der angehende Finanzassistent nicht belassen.

Einige Monate nach dem Abiball war es so weit: Die Ausbildung sollte in wenigen Tagen losgehen, ich musste mich zunehmend mit dem Gedanken anfreunden, ab sofort jeden Morgen Krawatte und Anzug anzuziehen. Am ersten Tag musste Mama natürlich noch schnell ein Foto machen, dann ging es zum Bus. Auf dem Weg zur Arbeit zog das Outfit auffallend viele Blicke auf sich. Ich fühlte mich, als sei ich der erste Mensch, den die Leute jemals im Anzug gesehen hätten. Anders als beim Abiball war ich jetzt nicht einer von vielen, der einen Anzug trug – nein, ich war ganz alleine. Aber auch dieses Gefühl verschwand mit der Zeit. Ich fühlte mich wieder wohl im Bus, da die Blicke vermutlich doch nicht so extrem waren, wie es mir anfangs vorgekommen war. Jetzt merkte ich aber einen anderen Nebeneffekt immer stärker: Wenn ich durch die Stadt lief, grüßten auf einmal eine Großzahl der anderen Anzugträger, ohne dass man sich jemals zuvor gesehen hatte. Auch wenn ich in einen x-beliebigen Laden ging, wurde ich direkt anders behandelt, einfach nur, weil ich einen Anzug trug. Einen weiteren Vorteil bringt die tägliche Kleidungsfrage mit sich: Es gibt nicht mehr die Überlegung, ob ich heute einen grauen oder blauen Pulli anziehe und welche Hose am besten dazu passen könnte. Morgens wird einfach der Anzug und ein Hemd angezogen. Aber schneller geht es dadurch auch nicht wirklich. Das Krawattenbinden beansprucht immer noch etwas Zeit und Nerven. Bei allem Lob des Anzugs muss man der Wahrheit jedoch trotzdem in die Augen blicken – der Sommer kommt und dann gibt es wahrlich bessere Optionen als einen Anzug.

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magazin.volksbank-freiburg.de

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Vielseitig, aktiv, modern Ein Beruf, zwei Wege: Ausbildung und Sudium zum Physiotherapeuten

Foto // GSSW So wird’s gemacht: Theorie und Praxis gehen Hand in Hand.

Physiotherapie bringt Menschen in Bewegung und befähigt sie zum selbstständigen Alltag mit hoher Lebensqualität. Wer den Beruf lernen möchte, hat in der Region gleich zwei Optionen: eine traditionelle Ausbildung oder ein innovatives Studium. Physiotherapeuten werden in unterschiedlichsten Bereichen tätig: in Praxen, Rehazentren oder Kliniken, aber auch in Sportvereinen oder öffentlichen Einrichtungen. Ein Ausbilder sind die Gesundheitsschulen Südwest GmbH (GSSW). Sie bieten in Emmendingen und Freiburg die traditionelle staatlich anerkannte Ausbildung Physiotherapie. Kleine Klassen sorgen für familiäre Atmosphäre. Die Ausbildung dauert drei Jahre: Sie gliedert sich zum einen in theoretischen und praktischen Vollzeitunterricht. Zum anderen in mehrwöchige praktische Ausbildungsphasen in Kliniken, Fachpraxen und anderen medizinischen Einrichtungen. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit der staatlichen Prüfung, die zur Berufszulassung Physiotherapeut/in berechtigt. Ein zweites Angebot ist das berufsqualifizierende Studium Physiotherapie an der Hochschule Furtwangen (HFU). Es ist stark praxisorientiert, integriert den staatlich anerkannten Abschluss und befähigt in erster Linie zur Arbeit mit Patienten. Am Campus in Furtwangen und dem modernen Studienzentrum in Freiburg lernen Studierende sieben Semester lang. Die HFU bietet das berufsqualifizierende Studium als einzige öffentliche Hochschule des Landes an. Die wissenschaftliche Orientierung sichert eine Ausbildung auf aktuellem Forschungsstand. Gleichzeitig öffnen sich Wege auf den internationalen Arbeitsmarkt, in Master und Promotion. tln IM NETZ www.bewerbung.gssw.eu | www.physio.hs-furtwangen.de

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FSJ · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

Offener Austausch Beim FSJ an der Friedrich-Husemann-Klinik steht der Mensch im Mittelpunkt

Foto // FHK Viel gelernt: Sheila Tolen (rechts) bei ihrem Freiwilligendienst im Klinikum.

Sheila Tolen hat ihr Freiwilliges Soziales Jahr an der FriedrichHusemann-Klinik in Buchenbach bei Freiburg gemacht. Im „ältesten anthroposophischen Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie in Europa“ schätzt sie das Miteinander, Therapieansätze und tiefe Einblicke. „Soeben haben wir lecker gefrühstückt, weil Freitag ist und wir da mit Ärzten und Psychologen immer ein ,soziales Frühstück‘ gestalten. Da tauscht man sich über andere Dinge aus als sonst im Klinikalltag. Es ist ein außergewöhnliches Miteinander hier. Mein Dienst startete um Viertel nach acht. Erst war Frühbesprechung, dann Morgenrunde. In der werden eine Bildbetrachtung oder ein Spaziergang gemacht. Bei diePasen Seelen- oder Achtsamskeitsübungen lernt man, wie viel Einsatz ein Patient zeigt oder wie er mit anderen interagiert. Ein weiterer Therapieansatz sind Einreibungen und Wickel. Nach rund einem halben Jahr haben wir FSJler gelernt, Fußeinreibungen durchzuführen. Die Wickel bekommen viele Patienten abends, um zur Ruhe zu finden. Je nach Dienst hat man Zeit, mit Patienten spazieren zu gehen oder ein Spiel zu spielen. Daneben gibt es Aufgaben ohne Patientenkontakt, zum Beispiel anthroposophische Medikamente zu richten, Post zu holen oder Termine mit den Therapeuten auszumachen. Man arbeitet sehr selbstständig hier. Immer wieder kann man auch in Therapien reinschnuppern. Es gibt Bewegungstherapien, Werktherapien, Psychoedukationsgruppen. Ich kann das FJS hier auf jeden Fall empfehlen. Die Klinik ist ein schöner Ort, man kommt mit vielen offenen Menschen in Kontakt. Dass der Mensch, der Patient, hier im Mittelpunkt steht, ist stets spürbar. Ganz nebenbei erlangt man wahnsinnig viel Fachwissen und Kompetenzen – auch bei Seminaren am Bodensee.“ f79


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JOBSTARTER · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Freiwilligendienst t ANZEIGEN

Wachsen und dabei Bundesfreiwilligendienst für Durchstarter

Engagiert: Raphael Habel hilft bei seinem Freiwilligendienst Menschen mit Handicaps.

Den Schulabschluss in der Tasche. Und jetzt? Für alle Unentschlossenen und Weltverbesserer gibt es vor dem Beruf, einer Ausbildung oder einem Studium immer noch die Möglichkeit, sich sozial, kulturell oder ökologisch zu engagieren. Auch, wenn man für ein Freiwilliges Soziales Jahr schon zu alt ist. 41.680 Bufdis gibt es in Deutschland. Einer von ihnen ist Raphael Habel. Nach seinem Master in Umweltnaturwissenschaften entschied sich der 26-Jährige erst mal gegen einen Bürojob und für einen Tapetenwechsel: „Während meiner Uni-Zeit saß ich viel vorm PC. Da habe ich etwas anderes und Soziales gesucht.“ Gefunden hat er beides bei der Individuellen Schwerbehinderten-Assistenz (ISA) der AWO, bei der er neun Monate lang in Freiburg seinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) leistet. Dabei unterstützt Habel Menschen mit Behinderung, die ihre eigenen vier Wände einem Heim vorziehen, ihren Alltag aber nicht alleine bewältigen können: „Unter anderem erledige ich den Haushalt, Hygiene und helfe beispielsweise vom Bett in den Rollstuhl.“ Besondere Dankbarkeit erwartet Habel für sein Engagement nicht. Er mag es, für seine Klienten da zu sein und schätzt die Abwechslung der Aufgaben: „Meine Arbeit ist sehr facettenreich und macht mir viel Spaß.“ Abwechslungsreich ist auch das Angebot beim Bundesfreiwilligendienst. Ob Recherche und Führungen in einem Museum, Nachmittagsbetreuung an einer Schule, Obdachlosenhilfe oder Arbeit in ökologischer Landwirtschaft: Die Einsatzstellen beim BFD sind so vielfältig wie die Gesellschaft, der geholfen wird. Habel ist glücklich, seine Stelle im sozialen Bereich gefunden zu haben: „Sonst wäre ich damit wohl nicht in Berührung gekommen.“ In einem Rahmen von 6 bis maximal 18 Monaten kann sich jeder Bürger zum Bundesfreiwilligendienst melden. Die Einsatzzeit beträgt in der Regel zwölf Monate und kann mit einer Pause sogar wiederholt werden. Jeder Dienstleistende erhält ein Taschengeld von maximal 390 Euro im Monat. Obendrauf können Bufdis Berufskleidung, Unterkunft und

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Engagement · · · · · · · · · · · · · · · ·

Gutes tun und Unentschlossene

Foto // Fritz Kinateder

Verpflegung erstattet bekommen und sind kostenlos über ihre Dienststelle versichert. Habel kommt damit auf ungefähr 480 Euro. Lohnenswert ist der Bundesfreiwilligendienst auch für Schüler, die sich nach der mittleren Reife oder dem Abitur unsicher sind, ob ein Studium oder eine Ausbildung für sie das Richtige ist. Statt sich etwa direkt in ein Archäologie-Studium zu stürzen, können Unentschlossene in das Arbeitsfeld via BFD zum Beispiel im Landesamt für Denkmalpflege reinschnuppern und bei Gefallen direkt Praxiserfahrung sammeln. Eine Ausbildung in dem angestrebten Bereich wird nicht vorausgesetzt. Im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr kann der BFD nicht im Ausland, dafür aber auch nach dem 27. Lebensjahr geleistet und sogar wiederholt werden. Trotz schriftlicher Bewerbung und Vorstellungsgespräch: „Meine Stelle zu bekommen, war relativ unkompliziert“, sagt Habel. Um seinen Wunschplatz sollte man sich allerdings rechtzeitig kümmern. Die Nachfrage ist groß und beliebte Stellen sind schnell vergeben. Ebenso schnell scheinen viele Bufdis ihren Dienst aber auch wieder zu beenden: Nach einem aktuellen Bericht bricht jeder Dritte seinen Dienst vorzeitig ab. „Die nackten Zahlen stimmen“, bestätigt Peter Schloßmacher aus dem Bundesamt für Familie gegenüber f79. Allerdings zähle in diese Quote auch hinein, wer sich nach der Schule zwölf Monate anmeldet und nach elf Monaten, beispielsweise wegen eines Studienplatzes, entsprechend verkürzt. „Es ist nicht so, dass die Leute alle keinen Bock hätten“, sagt Schloßmacher. Habel zählt nicht zu den Abbrechern. Ihm gefällt die Arbeit so gut, dass er nach dem BFD in Teilzeit bei der AWO weiterarbeiten möchte. IM NETZ www.bundesfreiwilligendienst.de www.bafza.de/aufgaben/freiwilligendienste www.bufdi.eu

Philip Thomas


DAS

fü r FrSCHÜLERM ei bu rg AG un d Re AZIN gi on

JOBSTARTER

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Testimonial

Hämmern mit Hingabe Straßenbauer brauchen Geduld, Kraft und Ausdauer

Kreativ, kleinteilig, abwechslungsreich. Der Beruf des Straßenbauers verlangt Kenntnisse in vielen Bereichen. Gearbeitet wird

Klack, klack, klack. Toni und Leon stehen

zen abgeheftet. Eine zeigt das Logo der

vor einer tischgroßen Platte, zur Hälfte gefüllt

Freiburger ASF (Abfallwirtschaft u. Stadtrei-

mit fein sortierten Steinen. Mit Gefühl und

nigung Freiburg). Das hat Leon an der

Präzision bearbeiteten sie diese, bis sie

Mülldeponie Eichelbuck umgesetzt – sein

Wie das geht, lernen Toni Prierert und Leon

nahtlos ins Gesamtgefüge passen. „Das ist

bisher größtes Projekt.

Rotzinger beim Garten- und Tiefbauamt der

ein Wappen fürs Theater Freiburg“, erklärt

Stadt Freiburg. Die angehenden Straßen-

Toni. Es sei 90 Jahre an den Treppen vorm

Arbeitsalltag. Die meiste Zeit verbringen sie

Theater gewesen und müsse nun neu

draußen auf großen und kleinen Baustellen.

gemacht werden. Der 19-Jährige kümmert

Wetterfest zu sein, ist da Grundvorausset-

sich mehrere Wochen darum. „Jeder

zung. „Außer wenn es aus Kübeln schüttet,

einzelne Stein muss passen“, sagt der

gibt es keinen Grund, nicht zu arbeiten“, sagt

Auszubildende im dritten Lehrjahr.

Ausbilder Saier. Außerdem gibt’s viel zu

mit Pflastersteinen, Beton oder Marmor.

bauer arbeiten in ihrer Werkstatt gerade an einem Wappen fürs Theater Freiburg. Fotos // Till Neumann

Kinnbart, roter Pulli, schwarze Kappe.

müssen transportiert werden – gearbeitet

triert zu Werke. Für ihn ist Straßenbauer ein

wird oft am Boden. „Fitness ist wichtig“,

„Traumberuf“, bei dem er sich kreativ

betont Leon. Toni schätzt das Arbeitsklima im Betrieb

Fast drei Jahre schon macht er die Ausbil-

und die Tatsache, dass er die Ergebnisse

dung und steht kurz vor der Gesellenprü-

seiner Arbeit unmittelbar sieht. „Man freut

fung. Im Juli wird er sie ablegen.

sich über lächelnde Gesichter“, erzählt er

Das Theaterwappen bearbeitet er

von staunenden Passanten. Ein Teil davon ist

gemeinsam mit Leon. Der 18-Jährige ist

auch, für eine barrierefreie Innenstadt zu

Azubi im ersten Lehrjahr und hämmert

sorgen: Wenn zum Beispiel Bodenmarkie-

bereits fleißig mit. „Mir gefällt es gut hier,

rungen für Sehbehinderte angebracht

man ist oft an der frischen Luft und hat

werden, sind die Straßenbauer zur Stelle.

viele Aufgaben“, sagt er. Zur Ausbil-

Auch für Rollstuhlfahrer legen sie Hilfen an.

dung kam er durch den Tipp seines Vaters. Nach einem Probepraktikum war er an einem Wappen fürs Theater Freiburg.

tragen: Steine, Baumaterial und Werkzeuge

Toni kommt lässig daher, geht aber konzen-

austoben kann und viel Abwechslung hat.

Präzision gefragt: Toni (oben) und Leon arbeiten

Den Azubis gefällt ihr variabler

überzeugt und bewarb sich. Toni wusste sogar schon viel früher,

Immer wieder ist dabei Geduld gefragt. Manchmal wird wochenlang an etwas gearbeitet. „Das verlangt Hingabe“, sagt Ausbilder Saier. Die Früchte der Arbeit sind

dass ihm das kreative Arbeiten mit Steinen

dafür weit über Freiburg hinaus zu sehen. An

gefällt. Bereits als kleiner Springer half er

der Werkstattwand hängt wie zum Beweis

seinem Vater, der im Garten- und Land-

ein Foto aus dem sükoreanischen Suwon.

schaftsbau arbeitet. „Pflastern habe ich ultra

Seit 2015 hat es mit Freiburg eine Städte-

gemocht“, erinnert er sich. Heute ist es sein

partnerschaft – als Geschenk gab’s damals

tägliches Brot.

zwei steinerne Städtewappen. Angefertigt

„Eigentlich ist der Begriff ,Straßenbauer‘ irreführend“, sagt Ausbilder Dieter Saier. Der durchtrainierte Mann findet „Pflasterhand-

wurden sie in der Freiburger StraßenbauerWerkstatt.

Till Neumann

werk“ passender. Denn große Straßen würden von seinem Betrieb nur selten

Im Netz

gebaut. Der Schwerpunkt liege auf

Infos zu den Ausbildungsberufen und Studiengängen

Flächen, Wegen oder Verzierungen. Das

der Stadtverwaltung Freiburg gibt’s auf der Seite

können seine Auszubildenden bestätigen: „Man braucht zeichnerische Begabung“, sagt Toni. Im Berichtsheft der Auszubildenden hat er eigene Bleistiftskiz-

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www.wirliebenfreiburg.de



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· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Schule

Keine Noten, keine Pflicht An der freien demokratischen Schule „Kapriole“ wird anders gelernt Noten erst ab der zehnten Klasse. Kein Pflichtunterricht. Demokratische Entscheidungen. Das ist Alltag in der freien demokratischen Schule „Kapriole“ in

Meike (17) sitzt konzentriert auf dem Sofa

mehr konzentrieren kann, mache ich einfach

und lernt Deutsch. Hussam (14) hört Musik.

irgendwas anderes.“ Schon in der Grund-

Am Tisch spielen Anne, Jeremy, Mira und

schule sei diese Freiheit toll gewesen. Auch

Zoran das Spiel „Dixit“. Sie diskutieren und

die Beziehung zwischen Schülern und Lehrer

lachen viel. Meike stört das nicht, sie bereitet

sei super: „Ich fühle mich richtig wohl, wie

war selbst auf dieser Schule. Sie stellt das

sich weiter auf die morgige Deutschklausur

zu Hause“, betont Anne. Das liegt auch an

etwas andere Lernmodell vor, bei dem die

vor, da sie dieses Jahr ihren Werkreal-Schul-

der Einrichtung: Die Räume sind bunt

Meinung der Schüler genauso eine große

abschluss macht.

gestaltet, es gibt Sofas und Tische für

Freiburg. f79-Autorin Anouk Plocher (17)

Rolle spielt wie die der Lehrer.

Was in der Privatschule in Littenweiler passiert, ist ungewöhnlich. Denn die Kapriole

Fotos // Anouk Plocher

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In Freiburg ist das Modell einzigartig, in

hat andere Regeln als viele staatliche

Deutschland nicht: Rund 100 freie Alternativ-

Schulen: Hier kann man jeden Tag selbst

schulen gibt es. Seit 1997 gehört die

entscheiden, was man lernen möchte.

Kapriole dazu und ist staatlich genehmigt. In

Regeln, Angebote oder Projekte werden von

Freiburg unterrichten 22 Lehrer rund 150

Schülern und Lehrern gemeinsam in der

Schüler. Die Tage sind unterteilt in drei

Schulversammlung beschlossen, in welcher

Blöcke mit regelmäßigen Angeboten.

die Lehrer genauso wie die Schüler eine

Montagmorgens ist Mathewerkstatt, in der

Stimme haben.

sich Schüler Themen frei aussuchen können.

Anne Langer (15) ist seit der ersten

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Gruppenarbeiten.

Dienstag ist Schulversammlung. Mittwoch ist

Klasse an der Kapriole und findet das super:

Englischkurs. Präsenzzeit ist von 8.30 Uhr

„Hier habe ich das Recht, Nein zu sagen.

bis 13 Uhr. Die Angebote am Nachmittag

Wenn ich mich zum Beispiel in Mathe nicht

kann man freiwillig besuchen. Da können die


Bildung · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

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Jeder sein Tempo: Schüler lernen an der Kapriole, wann und wie sie wollen.

Schüler etwa selbst Seife machen, Vogelhäuschen bauen, Sport machen oder prüfungsrelevante Kurse besuchen. Auch für die Lehrer ist das besonders. Mart Rutkowski ist seit 2006 an der Kapriole. „Du hast eigentlich nirgendwo ein so gutes, klares und deutliches Abbild, was Demokratie ist und wie sie funktioniert“, sagt der 38-Jährige. Er findet: „Demokratie ist nicht problemfrei, aber super.“ Natürlich gebe es Schüler, die mit dem freien Lernen Schwierigkeiten haben. „Wir sind keine leichte Schule, du musst hier die Verantwortung für dich selbst übernehmen“, sagt er. Auch Steffi Sommer arbeitet an der Kapriole. Die 49-Jährige ist seit sechs Jahren dort, eine ihrer Aufgaben ist, Kinder beim Lernen, Spielen und Leben zu begleiten. „Es ist einfach wahnsinnig toll, was für eine eigenständige und mit sich selbst zufriedene Persönlichkeit man hier entwickeln kann“, schwärmt die Pädagogin. Zoran würde ihr recht geben. Er hatte einst Zweifel am Lernerfolg und wechselte in der 7. Klasse auf die Albert-Schweitzer Schule. Nach zwei Monaten war er wieder zurück: „Die Lehrer sind gar nicht drauf eingegangen, wie weit man denn eigentlich mit dem Stoff ist“, sagt er. Die Distanz zwischen Lehrer und Schüler fand er „total doof“, zum Beispiel, dass man die Lehrer siezen muss. Im Flur klingelt das Schülertelefon. Man hört Schüler toben. Die Gruppe beendet ihr Spiel. Zoran beeilt sich, um noch einen guten Platz in der Mathewerkstatt zu bekommen. Er macht dieses Jahr seinen Werkrealschul-Abschluss.

Anouk Plocher

Die Kapriole Die Privatschule in Freiburg-Littenweiler ist eine freie demokratische Schule. Sie besteht aus Grund- und Werkrealschule. Ein Grundsatz lautet: Schüler lernen wann, wo, was, wie und mit wem sie wollen. Bei der wöchentlichen Schulversammlung entscheiden Schüler und Lehrer gleichberechtigt. Die meisten Schüler, die an der Kapriole ihren Abschluss machen, gehen danach auf eine weiterführende Schule und probieren, Abitur zu machen. Wenige machen ein FSJ oder starten direkt eine Ausbildung.

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· · · · · · · · · · · · · · · · · · · Karriere

Hilfe für Planlose Mehr Transparenz beim Übergang zum Job

Foto // Pixabay Was tun nach der Schule? Die Datenbank „Überaus“ soll Wege aufzeigen.

Schule und dann? Nicht allen Schulabgängern gelingt der direkte Einstieg in die berufliche Ausbildung. Für Jugendliche, die nach der Schule nicht sofort den Wechsel in eine Ausbildung schaffen, gibt es schulische Bildungsgänge. Das Angebot ist allerdings breit gefächert und unübersichtlich und je nach Bundesland unterschiedlich. Außerdem haben die Programme verschiedene Zielgruppen und Zugangsvoraussetzungen. Für mehr Durchblick soll nun die neue Datenbank „Überaus“ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sorgen. Jugendliche, Eltern und Lehrer finden hier Informationen über mehr als 130 schulische Bildungsgänge, die sich nach verschiedenen Kriterien durchsuchen und filtern lassen. Die Nutzung der Datenbank ist kostenlos, eine Anmeldung nicht nötig. f79 IM NETZ www.ueberaus.de/schulische-bildungsgaenge Zur Programmdatenbank: www.ueberaus.de/programm

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