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TISCHLEIN DECK DICH!
Sommerflieder (l.) und Obstblüten (u.) laden Nützlinge in den Garten.
Gärten bieten Lebensräume für zahlreiche Tiere. Zu den beliebtesten Gartengästen zählen bunte Schmetterlinge. Aber auch Wild- und Honigbienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere nützliche Bestäuber fühlen sich in bunt blühenden Gärten wohl. Jetzt können Vorbereitungen getroffen werden, damit es im Sommer fröhlich summt und brummt.
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Pflanze Mit
Symbolkraft
Die Heilpflanzen-Expertin über den wahre Wunder wirkenden Wiesenklee
Vor allem das natürliche Nahrungsangebot entscheidet darüber, welche und wie viele Tierarten sich im Garten ansiedeln. Möglichst vielfältige Blütenpflanzen und eine lückenlose Blütezeit vom Frühjahr bis zum Herbst bieten reichlich Nahrung für Insekten. Im März beginnt die Pflanzzeit für Gehölze und Stauden. Deshalb hält der Fachhandel jetzt ein reiches Pflanzensortiment zur Auswahl bereit. Immer mehr Kunden legen inzwischen Wert auf bienenund insektenfreundliche Arten und Sorten. Händler kennzeichnen diese daher oft mit entsprechenden Etiketten.
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Schon in vorchristlicher Zeit galt der Wiesen- oder Rotklee (Trifolium pratense) als Symbolpflanze: So soll er den Druiden eine heilige Pflanze gewesen sein, ebenso den Ureinwohnern Nordamerikas, die ihn als gesundmachend schätzten. In Zeiten der Christianisierung hat der irische Nationalheilige St. Patrick angeblich anhand der Dreizähligkeit seiner Blätter erklärt, was es mit der heiligen Dreifaltigkeit auf sich hat – hier jedoch berief er sich auf den Weißklee. Im Mittelalter galt der Klee als Symbol der Liebe.
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Besondere Bedeutung hatte und hat der seltene Fund eines vierblättrigen Kleeblattes. Es steht auch im 21. Jahrhundert noch für Glück, Gesundheit und Zuversicht.
Aber neben all der glücksbringenden Zauberwirkung des Wiesenklees sei auch erwähnt, dass er wahre Wunder wirkt bei Erkältungskrankheiten und bei Erschöpfung. Dafür sammelt man die Köpfchen des roten Wiesenklees, lässt sie trocknen und bereitet sich mit einem Löffel Honig oder Sirup einen wohlschmeckenden Tee zu.
Das Tagpfauenauge (o.) ist bei der Nektarsuche nicht wählerisch, bevorzugt aber im Sommer ebenso wie der Kleine Perlmutterfalter (l.) violette Blüten.
Schlaraffenland für Bienen
Fangen wir mit den Gehölzen an: Statt den Garten mit immergrünen Lebensbäumen (Thuja) und anderen ökologischen Nullnummern zu bestücken, können stattdessen blühende Ziergehölze und Obstbäume gepflanzt werden. Die Blüten von Apfel, Kirsche, Pflaume und Birne sind im Frühjahr echte Bienenweiden. Sie ziehen nicht nur Honigbienen an, sondern auch viele der insgesamt rund 560 hier heimischen Wildbienenarten. Diese friedfertigen Insekten bleiben in der Regel unbemerkt, weil sie meist Einzelgänger und oft winzig sind. Am auffallendsten ist wohl die große, blauschwarz schimmernde Holzbiene. Wildbienen sind, wie ihre domestizierten Verwandten, wichtige Bestäuber für Wild- und Nutzpflanzen. Viele weitere Blütengehölze – das müssen nicht unbedingt einheimische Arten wie Kornelkirsche, Weißdorn oder Schneeball sein – locken vom Frühjahr bis in den frühen Sommer hinein geflügelte Blütenbesucher an. Auch Rosen werden gern von Insekten auf Nektarsuche angeflogen. Allerdings nur, wenn sie einfache, ungefüllte oder maximal halbgefüllte Blüten haben. Die gefüllt blühenden Sorten halten weder Pollen noch Nektar bereit. Das gilt übrigens für alle Blütenpflanzen.
Ein echter Schmetterlingsmagnet unter den Ziersträuchern mit zudem langer Blütezeit ist der Sommerflieder (Buddleja). An sonnigen Tagen tummeln sich die Falter dort oft in großer Zahl und saugen mit ihren langen Rüsseln Nektar aus den kleinen, aber zahlreichen Blütenkelchen. Andere im Sommer blühende Ziersträucher mit Sogwirkung auf Bienen und Schmetterlinge sind Fingerstrauch (Potentilla fruticosa) und Japanischer Spierstrauch (Spiraea japonica). Wussten Sie übrigens, dass viele Falter und deren Raupen auf ganz bestimmte Pflanzenarten oder Blütenfarben spezialisiert sind? Ausgewachsene Tagpfauenaugen etwa bevorzugen lilafarbene Blüten, und die Raupen dieser Art fressen am liebsten Brennnesseln. Die Raupen des prächtigen Schwalbenschwanzes brauchen als Nahrung Doldenblütler wie Wilde Möhre, Dill oder Fenchel, die Falter dagegen saugen Nektar gern aus violetten Blüten.
Neben Blütengehölzen bieten viele Stauden einen reich gedeckten Tisch für Insekten auf Pollenund Nektarsuche. Auch hier gilt: Es müssen nicht unbedingt einheimische Arten sein. Zwar sind
Blut-Weiderich, Moschus-Malve, Fingerhut und Große Sterndolde (Astrantia major) ebenso schöne Wildpflanzen wie wertvolle Gartenschätze. Doch auch Staudenarten aus fernen Ländern bieten heimischen Insekten Nahrung. Phlox, Indianerund Duftnesseln (Monarda und Agastache), Woll-Ziest, Sonnenbraut, Steppensalbei und blaue Kugeldisteln (Echinops) sind nicht nur Blickfänge in den Beeten, sondern außerdem beliebte Landeplätze für hungrige Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Und wer das Schöne mit dem Nützlichen verbinden will, pflanzt Kräuter aller Arten. Viele davon ziehen mit ihren duftenden Blüten Insekten magisch an. Thymian, Bohnenkraut, Oregano, Lavendel, Rosmarin, Salbei und Minze-Arten gedeihen übrigens nicht nur im Garten, sondern auch in Töpfen. So können schon ein paar Kräutertöpfe auf dem Bal kon oder der Terrasse eine wertvolle Nektartankstelle für hungrige Bie nen sein. Und damit die Saison im Garten möglichst früh starten kann, sollten Zwiebelblüher nicht vergessen werden (die müssen allerdings schon im Herbst gepflanzt werden). Zu den Favoriten zählen hier Schneeglöckchen, Winterlinge,
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Krokusse und Traubenhyazinthen, natürlich auch Tulpen und Narzissen sowie exquisite Schönheiten wie die Schachblume. Oft sind diese Frühaufsteher unter den Stauden die erste Bienennahrung nach einem kalten Winter.
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Unordnung tut gut
Doch es kommt nicht nur auf ausreichende Nahrung für alle Entwicklungsstadien der Insekten an. Auch geeignete Plätze zur Fortpflanzung, sichere Versteckmöglichkeiten sowie geschützte Überwinterungsquartiere entscheiden darüber, ob sich eine vielfältige Insektenpopulation im Garten etablieren kann. Viele Wildbienen- und Hummelarten ziehen ihre Brut im Boden oder in trockenen Pflanzenteilen auf. Damit dies erfolgreich gelingt, braucht es Sandflächen, Trockenmauern, Totholzhaufen und hohle Pflanzenstängel, etwa von Schilf und Bambus. Notfalls tut es auch ein Insektenhotel, das leicht selbst gebastelt werden kann. Anleitungen dafür gibt es in Büchern und im Internet. Außerdem gehört in jeden insektenfreundlichen Garten eine Wasserstelle, etwa eine Schale mit Steinen darin, damit die Insekten dort landen und trinken können. Und etwas Unordnung in der einen oder anderen Gartenecke schadet auch nicht, denn wild wachsende Pflanzen, abgeblühte Stauden oder eine Ecke, wo Brennnesseln wuchern dürfen, bieten Rückzugsräume und Winterquartiere. Dann summt und brummt es auch im folgenden Jahr wieder im Garten und Schmetterlinge landen munter flatternd auf bunten Blüten.