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UMSCHWÄRMTE WEIDEN

Seit zehn Jahren wählt das Kuratorium „Wildbiene des Jahres” jährlich eine besondere Biene als Titelträgerin aus. Für 2023 fiel die Wahl der Kuratoren, zu denen Vertreterinnen des NABU Baden-Württemberg, des Arbeitskreises Wildbienen-Kataster Stuttgart und des Landesmuseums für Naturkunde gehören, auf die Frühlings-Seidenbiene.

Text: Erika Weisser

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Sie sind die ersten wilden Fliegerinnen im Jahr. Schon zeitig im März sind sie unterwegs. Sobald die Weiden blühen, sobald wärmende Sonnenstrahlen aus den samtigen silbernen Weidenkätzchen feine Pollenfäden wachsen lassen und sie in filigrane gelbe Blütenstände verwandeln, schwärmen sie in Scharen aus – angelockt vom zwar ganz zarten, doch betörenden Duft. An den Zweigen der Weiden finden die FrühlingsSeidenbienen ihre Lieblingspollen, die sie als Nahrung benötigen. Für sich und für ihre Brut – und somit für ihren Fortbestand.

In Sand gebaut

Der Fortbestand der Wildbiene des Jahres ist nicht gefährdet; diese größte der 14 heimischen Seidenbienen ist keine bedrohte Spezies. Denn die bis zu 15 Millimeter langen und eher unauffälligen Tierchen sind sehr anpassungsfähig:

Ursprünglich Bewohnerin von Flussauen mit ihren Uferwäldern und -gebüschen, ist die „Colletes cunicularius“ gut in der Lage, neue Lebensräume zu erschließen und zu besiedeln. Voraussetzung für den Nestbau sind lediglich sandige Böden sowie ertragreiche Nahrungsquellen in der Nähe – und das können zur Not auch früh blühende Obstbäume sein. Doch, so haben jahrelange Forschungen ergeben, bevorzugen sie eindeutig die Weidenpollen.

An blühenden Weiden findet die Frühlings-Seidenbiene ihre bevorzugte Nahrung. Diese wird in die unterirdischen Sandnester geflogen und dort für die nächste Generation eingelagert.

Warum diese überall in Deutschland vorkommenden Hautflügler nicht Weiden-, sondern Seidenbienen heißen? Das Sekret, mit dem die Weibchen die inneren Wände der Brutzellen auskleiden, so ist beim Naturschutzbund NABU zu erfahren, „härtet an der Luft zu einem seidig schimmernden Film aus – es bildet eine Art natürliches Polyester“. Dieses schützt die Eier und Larven vor Wasser, Keimen und Parasiten. Die Brutzellen befinden sich am Ende der oft mehrfach verzweigten und bis zu 50 Zentimeter weit ins Erdreich führenden Gänge, aus denen die Bodennester dieser Bienenart bestehen. Nachdem etwa Ende Mai die Eier dort abgelegt werden, bleibt die neue Bienengeneration bis zum nächsten Frühjahr unter dem Boden, ab August als fertige Bienen.

Gleich nach dem Schlüpfen in den ersten Frühlingstagen – und der sofortigen Paarung mit den etwas früher an der Oberfläche erschienenen Männchen – beginnen die Weibchen mit dem Bau neuer Nester in ebenen, sonnigen Flächen, in Sand- oder Kiesgruben. Und wenn der Nistplatz ideale Versorgungsbedingungen bietet, bauen mehrere Weibchen, die jeweils nur die eigene Brut versorgen, eben zur gleichen Zeit am gleichen Ort, unabhängig und unbehelligt von der Nachbarschaft. So entstehen ganze Bienen-Kolonien mit mehreren Dutzend „Familien“

Gerne siedeln die Seidenbienen sich auch an Hochwasserdämmen und auf mageren Wiesen an – und in den Sandkästen von Spielplätzen. Wenn sie ihre unterirdischen Nester dort gegraben haben, dann ist dies von März bis Mai an einem sehr regen Tiefflug-Verkehr zu erkennen: Bevor die Weibchen ihre Eier in den Brutkammern ablegen (und danach sterben), müssen sie mit Pollen- und Nektarvorräten ausgestattet werden, damit sich die Larven in den kommenden Monaten ernähren können. Und zu diesem Zweck fliegen alle Elternteile emsig zwischen Futterpflanze und Nest hin und her.

In Panik sollten Kinder und Eltern indessen nicht geraten: Die Frühlings-Seidenbienen sind ungefährlich – die Männchen haben gar keinen Stachel und die Weibchen nur einen schwachen, den sie laut NABU „nur in äußerster Bedrängnis“ einsetzen. Allerdings ähneln sie bei oberflächlichem Hinsehen den Honigbienen, die auch im zeitigen Frühjahr unterwegs sind. Diese sind etwa gleich groß, doch sie haben viel kräftigere, schaufelförmige Hinterbeine, außerdem setzen sich die gelben Haarbinden vom gleichfalls schwarzen Hinterleib deutlicher sichtbar ab als bei der Frühlings-Seidenbiene. Es lohnt sich also, sich näher mit ihnen zu befassen. Und genau das ist der Sinn der jährlichen Wildbienen-Kürung.

Bettlad Und Potschamber

Der Mundart-Autor aus Schallstadt war zu Besuch im (Wörter-)Museum

Was kammer nit alles sähne im Museum in de Richebacher Hammerschmiedi bi Lohr im Schwarzwald! Blosebalg, Schruubstöck, Schmiedehämmer. Für d Schriiner Band-, Loch-, Spalt-, Stich- un Furniersäge. Für d Gerber Stoßiise, Falziise, Schabebaum.

Ä Immehiisli mit Abkehrbäse, Honigsieb un -schleuder. Dissel (Deichsel), Heuliecher (Haken, um das Heu aus dem Wagen zu ziehen), Wiesbaum (Längsstange, die das aufgeladene Heu zusammenhält), Kappezaum (Halfter für Zugtiere), Kummig (Zuggeschirr), Miggi (Bremse), Sägis (Sense), Bolderwage (Wagen mit Dielenbrettern), Kump (Behälter für den Wetzstein), Schdrupfer (Schrubber), Seijer (Sieb), Rutscherli (einfaches Bügeleisen), Scheesli (Kinderwagen), Briehschapf (Schöpfkelle für die Jauche), Gutter (dicke Flasche), Klepperli (Sandale mit Holzsohle, Klapper) un Guuf (Sicherheitsnadel), Bettlad (Bettgestell).

Un wo d Bettlad isch, isch au de Potschamber nit witt. Mit de Sache verschwinde au d Wörter. Aber in de Hammerschmiedi sin si uffghobe.

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Die Nonne mit der weißen, für die Vinzentinerinnen typischen ausladenden Haube schaut nicht eben barmherzig. Also nicht so, wie es dem Selbstverständnis dieses Frauenordens entsprechen sollte. Sie scheint eher ungeduldig, scheint ein Stoßgebet zum Himmel zu schicken, dass das Kind, das im Garten verträumt mit den Blumen spielt und lästige Fragen stellt, doch endlich zu Potte kommen möge. Dass es sich endlich fügen möge in die Gemeinschaft, die nur mit und nach strengen Regeln funktioniert.

Haareziehen gehörte zur Strafpädagogik im Waisenhaus – wenn Kinder nicht bedingungslos gehorchten oder allzu verträumt und verspielt waren.

Die strenge Gemeinschaft: In der ehemaligen Zisterzienserabtei in der Ortsmitte von FreiburgGünterstal war bis ins Jahr 1978 ein Waisenhaus untergebracht; hier lebten ab 1940 Tausende verwaister, unehelicher oder einfach unerwünschter Kinder und Jugendliche unter den Fittichen der Nonnen. Und die wenigsten von ihnen haben gute Erinnerungen an die Zeit. Miserable Lebens- und Entwicklungsbedingungen sowie eine gewaltsame, strafende „Erziehung“ waren niemals zu hinterfragende Norm, Schläge, Essenszwang und andere entwürdigende Repressalien an der Tagesordnung.

Viele von ihnen haben das Erlebte jahrelang mit sich herumgetragen, haben erst in einer vor zehn Jahren von Autor Dirk Schindelbeck vor- gelegten Dokumentation von ihren nicht immer geglückten Lebenswegen erzählt. Diese diente als Grundlage für das Stück „Die Ehemaligen“, das die Laien-Senioren-Theatergruppe Methusalems und Regisseur Veit Arlt in einem zwei Jahre währenden Prozess entwickelten. Zusammen mit sechs mutigen früheren Waisenhausbewohner·innen. Sie bringen eine vielstimmige, aus unterschiedlichen biografischen Schnipseln zusammengesetzte Geschichte auf die Bühne, in der die einen die Rollen der anderen übernehmen. ewei

Info

„Die Ehemaligen“

Aufführungstermine unter: www.theater.freiburg.de

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