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SELTENE SCHÖNHEITEN
Drei Viertel des Schwarzwalds sind mit Wald bedeckt, doch die Landschaft ist reich strukturiert und bietet mit offenen Lagen, Seen, Moorgebieten und vielen Einzelbiotopen ideale Lebensräume für seltene Pflanzen. REGIO-Autor Wolfgang Speer gibt faszinierende Einblicke in das florale Raritäten-Schatzkästlein
Selten und geschützt ist zum Beispiel die Türkenbundlilie, deren Name von der Turban-förmigen Blüte herrührt. Die eigenartige Pflanze blüht von Juni bis August an sonnigen Berghängen des Schwarzwalds, am Feldberg und entlang des Felsenwegs. An günstigen Standorten wird das Liliengewächs bis 150 Zentimeter hoch und entwickelt zauberhafte Blüten mit hellrosa-violett bis rot-braunen Tönen. Nachts verbreiten die Blüten einen süßen, intensiven Duft, der Nachtfalter anlockt, die die Blüten bestäuben.
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Der Gelbe Frauenschuh gehört zu den prachtvollsten Orchideen überhaupt. Die wild wachsende Art ist in Deutschland sehr selten. Im Schwarzwald war diese Pflanze früher weit verbreitet, heute sind große Ansammlungen kaum mehr auffindbar. Nur im Schwarzwald-BaarKreis gibt es noch wenige Stellen, wo diese Orchidee wild vorkommt. Sie benötigt eine Entwicklungszeit von vier Jahren für ihre Blatttriebe. Erst nach weiteren Jahren entwickeln sich die Blüten. Der Frauenschuh steht unter besonderem Schutz der Europäischen Union.
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Vom Relikt der letzten Eiszeit, dem Alpen-Glöckchen (l.), über den Gelben Frauenschuh (u.) bis zur Türkenbundlilie (o.) wachsen im Schwarzwald Exotinnen mit den unterschiedlichsten Ansprüchen.
Flohhatz Im Fr Hjahr
Die Heilpflanzen-Expertin über die magische Erle
Das Alpen-Glöckchen wird auch Troddelblume genannt und ist eine alpine Art, die in den Alpen bis auf 2800 Meter zu finden ist. Interessant ist, dass sie außerhalb der Alpen nur am Feldberg vorkommt. Das Glöckchen ist ein Relikt der letzten Eiszeit. Das zeigt sich auch am Standort der Pflanze, die feucht-kalte, teilweise moorige Plätze zur Entwicklung benötigt. Dabei treibt sie oft aus verbliebenen Schneeresten heraus. Die violetten Blüten mit Fransen blühen je nach Wetter- und Höhenlage von April bis Mai. Das Primelgewächs war Blume des Jahres 2004 und steht unter Schutz.
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Der Blaue Eisenhut ist eine Gebirgspflanze. Mit intensiv verführerischem Blau zieht sie verschiedene Hummelarten an. Die attraktive Pflanze erreicht Wuchshöhen von 50 bis 200 Zentimetern und blüht von Juni bis August. Das obere Kelchblatt deckt wie ein Helm die Seitenblätter ab, von daher kommt der Name Eisenhut. Jedoch gehört sie zu den giftigsten Pflanzen überhaupt. Nach der griechischen Mythologie entstand die Giftpflanze, als Herakles den Hund Zerberus aus der Unterwelt auf die Erde hinaufbrachte. Der vom Tageslicht geblendete Hund spuckte giftigen Speichel. Der fiel zur Erde und aus ihm wuchs der Eisenhut, dessen Gift alles Lebende ins Reich der Toten befördert.
Als typische Pionierpflanze in Flachwasser und Sümpfen gilt der Fieberklee. Die wild wachsende Pflanze blüht von Ende April bis Juni und entwickelt danach kleine Früchte. Die Blüten zeigen sich im Detail faszinierend: Fünf schmale Kronenblätter sind als Knospe zunächst rosa, mit Öffnung der Blüte hell-rosa bis weiß und mit langen Fransenhaaren besetzt. Die Bestäubung erfolgt meist durch Bienen und Schmetterlinge. Fieberklee trägt zur Verlandung von Wasser-
Erlen (Alnus) finden sich häufig an Tümpeln, Bächen oder in Mooren, wo sie ihre Wurzeln ins kühle Nass strecken. Ihr lichtes silbriggraues Laub bietet vielen Insekten Unterschlupf. Der Baum aus der Familie der Birkengewächse hat eine festigende, lüftende und entwässernde Wirkung auf den Boden, braucht jedoch mehr Nährstoffe als die Moorbirke.
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Aufgrund ihres Standorts ranken sich viele Geschichten um die Erle. Laut Sage soll die Ranhe Else im Erlengebüsch hausen und arme Wanderer verzaubern. Goethes Erlkönig ist jedoch kein Wassergeist, sondern wohl eher ein Elfenkönig.
Die besonderen Eigenschaften der Erle haben die Menschen immer schon fasziniert: Das Holz verfärbt sich, wenn man es schlägt, an der Schnittstelle blutrot, und die Nüsschen der Erle können durch ihre Luftpolster auf Wasser schwimmen. Zudem war die Erle ein geschätzter Nutzbaum: Die Rinde mit ihrem hohen Gerbstoffgehalt kam bei der Lederbearbeitung zum Einsatz, und mit den klebrigen frischen Zweigen wurde die Stube im Frühjahr ausgefegt, in der Hoffnung, dass die Flöhe daran hängenbleiben. Die Blätter werden als entzündungshemmendes Gurgelmittel eingesetzt.