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Im Interview: Diana Wiedemann kämpft für den Erhalt der Schwarzwälder Baukultur

Typisches Schwarzwaldholz: Die Weißtanne verleiht diesem Ferienhaus in Hofsgrund, das von lehmann_ holz_bauten gebaut wurde, seinen besonderen Charme.

Bauen mit Schwarzwal d h o lz

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Holzbauten sind im Kommen: In Deutschland ist fast jeder fünfte Neubau aus dem nachwachsenden Rohstoff. Die hohen Holzpreise könnten dieser für den Klimaschutz so wichtigen Entwicklung jedoch einen Dämpfer verpassen.

116 neue Wohnungen bilden im Freiburger Süden das größte Holzbauprojekt der Stadt. In Lörrach soll das erste klimaneutrale Gewerbegebiet Deutschlands in Holzbauweise entstehen. Und in Pforzheim wird gerade das Hochhaus CARL gebaut – das höchste Holzgebäude Baden-Württembergs. Es sind drei von unzähligen Bauvorhaben, die zeigen: der traditionelle Baustoff liegt im Trend. So wurden 2019 im Ländle mehr als ein Drittel aller Genehmigungen für Holzbauten ausgestellt.

Kein Wunder, schließlich sind die Vorteile mannigfaltig. Die Bauzeiten sind kürzer, zudem bieten die Häuser einen guten Dämmschutz, mehr Platz durch die dünneren Wände und ein gesundes Raumklima. Auch der Brand- und Schallschutz steht professionell ausgeführten Holzbauten nicht im Weg.

lehmann_holz_bauten Fotos: ©

Die enormen Kosten für Schnittholz könnten dem Trend nun jedoch schaden. „In den letzen Monaten war die Situation dramatisch“, erzählt Christian Lehmann, Planer und Inhaber von lehmann_holz_ bauten aus St. Georgen. „Im Schwarzwald gibt es zahlreiche Holzbauer, die aufgrund der hohen Materialkosten bei vollen Auftragsbüchern Minus machen. Für manche Firmen ist das existenzbedrohend.“ Der Grund: Die großen Sägewerke im Schwarzwald, die vorher fast nur regionale Abnehmer hatten, seien von Importeuren aus China oder Nordamerika überrollt worden, die ihre Ware zum dreifachen Preis gekauft haben. „Denen wurde das Holz aus der Hand gerissen“, weiß der Holzbauer.

30 Tonnen CO2 pro Haus

Aktuell beruhige sich der Markt zwar wieder, doch die alten Preise werde es nicht wieder geben. Für manche Bauherren sei das ein Grund, berichtet Lehmann, Alternativen für bereits geplante Holzgebäude zu suchen.

Es ist ein Schritt zurück, denn das wohl wichtigste Argument für heimische Hölzer ist der Beitrag zum Klimaschutz: In Holzhäusern wird über Jahre hinweg Kohlenstoff gebunden. So sind in dem Holz, das für ein durchschnittliches Einfamilienhaus verwendet wird, rund 30 Tonnen CO2 gespeichert.

Auch dem Wald schadet der Boom der Holzindustrie nicht, weiß Thomas Fillbrandt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Forstliche Verfahrenstechnik an der Uni Freiburg. Nahezu im gesamten Schwarzwald werde eine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben, bei der dem Wald nur einzelne Bäume entnommen werden. Die Lücken schließen sich durch nachwachsende Pflanzen von alleine.

Dass man gerade in den Wäldern des Südschwarzwalds immer wieder auf kahle Flächen stößt, hängt hingegen mit der andauernden Trockenheit zusammen. Vor allem die Fichte – der durch die großen Monokulturen in der REGIO wichtigste Baum für den Holzbau – leidet unter Wasserstress, der den Nadelbaum besonders anfällig für den Befall von Borkenkäfern macht. „In fünf bis zehn Jahren werden die Fichten knapp“, prognostiziert der Forscher.

Mehrere Initiativen suchen daher intensiv nach Alternativen, die den kommenden Klimawandel besser überstehen. Doch egal ob Weißtanne, Buche, Douglasie oder Kiefer – jeder dieser Bäume bringt auch Nachteile mit sich. „Wir dürfen deswegen keinesfalls den Fehler machen, wieder eine einzige Art als Monokultur zu pflanzen“, warnt Fillbrandt. „Denn ob ein Baum mit den sich ändernden Klimabedingungen zurechtkommt und sich hier auch im höheren Alter noch wohlfühlt, wissen wir erst in 70 bis 80 Jahren.“ tas

WEIN TRIFFT Weingut DESIGNWeber in Ett en h

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Beim Vino gilt vielerorts: je älter, desto besser. In Ettenheim, auf dem

Weingut des Ehepaars Weber, gehen die Uhren allerdings ein bisschen anders. Der Winzer und die Designerin sprechen eine neue, junge Generation von Weintrinkern an und verbinden daher seit 2013 traditionellen Weinbau mit modernster Architektur.

Text: Philip Thomas

Annika und Michael Weber haben die Zeichen der Zeit erkannt. 2008 wurde dem Ehepaar klar, dass ihr für acht Hektar Reben ausgelegter Weinkeller am Ettenheimer Kaiserberg zu klein sein würde, um im nächsten Jahrzehnt wirtschaftlich zu bestehen. „Wir konnten dort maximal 60.000 Liter einlagern“, erinnert sich Michael Weber. Statt an das Gemäuer aus den 70er-Jahren anzubauen, entschieden sich die beiden für einen Neubau.

Schnörkellos, aber stylisch sollte der werden – und bis zu 350.000 Flaschen fassen. Dazu modern, einladend, mit klaren Konturen, neuzeitliche Architektur mit traditionellem Weinbau verbinden und im Foyer und auf der Dachterrasse obendrein genügend Platz für Gäste und Events bieten. „Wir wollten keine weitere Industriehalle“, betont Annika Weber.

Bevor Webers aber den Bauhelm aufsetzten, schnürte das Ehepaar erst mal die Wanderstiefel: „Wir sind viel rumgereist und haben uns die coolsten und modernsten Gebäude in Sachen Weinbau angeguckt“, berichtet die 34-Jährige. Inspirieren lassen habe man sich unter anderem in Franken und am Neusiedler See in Österreich. „Dort war man damals schon viel weiter“, sagt sie.

Schnell wussten die beiden, was genau auch Baden gut zu Gesicht stehen sollte: Beton, Stahl und viel Glas. Kein Schnickschnack, alles aufs Wesentliche reduziert, dabei aber transparent. „Die Region lebt vom Tourismus. Unsere Besucher sollen sehen, wie der Wein reift“, sagt Annika Weber, die sich mit ihrem Mann deswegen auch für eine große und durchlässige Glasfront entschied.

Nach dem Spatenstich im Jahr 2011 wurden am Ettenheimer Kaiserberg über zwei Jahre hinweg 25.000 Kubikmeter Erde bewegt, 15.000 Kubikmeter Beton sowie 180 Tonnen Stahl verbaut und so

Foto: © Weingut Weber

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