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Rockmusik & Diamanten: Bestat- tungen im Wandel der Zeit

KONVENTIONEN IM WANDELBestatten als Beruf un g

Seebestattungen, aus Asche gepresste Diamanten, Rockmusik auf der Trauerfeier: Bestattungen sind längst nicht mehr ausschließlich von der Religion geprägt. Doch auch wenn einst unvorstellbare Wünsche heute Alltag sind – einiges bleibt nach wie vor ausgeschlossen.

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Text: Pascal Lienhard

Begeistert berichten Sandra Müller und Lisa Senftle von einem Beruf, über den die wenigsten wirklich Bescheid wissen. Da sind viele neugierig und interessiert. „Sie löchern mich geradezu mit Fragen“, erzählt Müller.

Verständlich, gehen die beiden jungen Frauen doch einer außergewöhnlichen Beschäftigung nach: Sie sind Bestatterinnen. Müller leitet das Familienunternehmen „Müller Bestattungen“, Lisa Senftle macht hier eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft.

Besonders wichtig ist in ihrer Branche der enge Kontakt zu den Hinterbliebenen. Das wird durch die Pandemie natürlich erschwert. „Für uns ist es ein Spagat zwischen Abstand und Nähe“, sagt die 33-jährige Geschäftsführerin und Trauerbegleiterin. Teile der Gespräche werden schon mal aufs Telefon verlegt, auf den persönlichen Kontakt verzichten kann und will das Unternehmen aber nicht. Schließlich haben die Hinterbliebenen meist viele Fragen, vielleicht auch ganz spezielle Wünsche. Nicht selten weichen diese von althergebrachten Traditionen ab.

„Wir arbeiten mit Menschen – und Menschen verändern sich“, fasst Müller zusammen. Waren Begräbnisse über lange Zeit – wie das gesamte Leben – stark von religiösen Gepflogenheiten geprägt, hat sich hier viel getan. Müller beobachtet, dass Bestattungen freier und individueller werden. Beispiele sind Seebestattungen oder Ruhewälder. Und Heavy Metal auf der Trauerfeier? „Das ist fast schon normal geworden“, berichtet Müller. „Wenn jemand im Leben ein Rocker war, passt Kirchenmusik nicht unbedingt.“

Auch in Zeiten von Corona ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von „Müller Bestattungen“ der enge Kontakt zu den Hinterbliebenen wichtig. Vor Ort können sie etwa Särge oder Urnen in Augenschein nehmen.

Laura Müller (r.) leitet „Müller Bestattungen“, Lisa Senftle macht eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft.

Dennoch ist nicht alles möglich. „Wir haben in Deutschland sehr strenge Regeln“, sagt Müller. Ein Beispiel: In Frankreich oder den USA können Hinterbliebene die Asche einer verstorbenen Person in der Urne mit nach Hause nehmen. Nicht so in Deutschland. Ähnliches gilt für die Diamantenbestattung. Bei dieser wird ein Teil der Asche zu einem Diamanten gepresst, der zu einem Schmuckstück weiterverarbeitet werden kann. Eine Variante, die vielen attraktiv erscheint – in Deutschland jedoch nicht zulässig ist. „Gerade in der Grenzregion bekommt man viel aus der Schweiz oder Frankreich mit und möchte sich vielleicht daran orientieren“, sagt Müller. „Aber wir haben in Deutschland einige der strengsten Regeln Europas.“

Neuer Blick aufs Leben

Ist es nicht bedrückend, ständig mit Tod und Trauer konfrontiert zu sein? Wenn sie von ihrer Arbeit erzählt, hört die 19-jährige Senftle oft diesen einen Satz: „Schön, dass du das machst – ich könnte es nicht.“ Doch für sie und Müller ist der Beruf zu etwas ganz Alltäglichem geworden. „Es ist nicht so, dass wir den ganzen Tag traurig im Büro sitzen“, erklärt Senftle.

Selbst an das Arbeiten an einem Verstorbenen gewöhne man sich, so Müller. Für viele sei es eine Überwindung, einen fremden Menschen zu berühren – ob tot oder lebendig. „Dahingehend unterscheidet sich unsere Arbeit nicht von der eines Krankenpflegers“, findet die Bestatterin. Zudem betont sie, dass der Job positive Impulse gebe: „Wenn man sieht, wie schnell Tod und Trauer ins Leben treten können, schätzt man das Leben viel mehr.“

KOLUMNE Alemannisches von Stef an P fl aum

Foto: Till Neumann

„GEH-N-I HIT HALT ÄMOL BÄNKLE”

Der Mundart-Autor aus Schallstadt erzählt vom mobilen Miteinander.

S git sitter no nit lang in manche Ort sog’nannti „Mitfahr-Bänkli“, wo de dich eifach druffhucksch un wartsch, bis eber kunnt un dich mitnimmt. D Martha het müsse zum Dokter. Sie het aber de Bus verbasst. „Geh-n-i hit halt ämol Bänkle“, het si denkt un isch wittersch glaufe zu sellem „Mitfahr- Bänkli“ am Dorfussgang. Do huckt si jetz un hofft, s nimmt si ebber mit nab ins Daal.

„Bin gschpannt, wie langs duuret, bis de erschte kummt“, denkt si un schun het si-n-ä alter Ford höre knattere. „Mit dere alte Kutsch fahr i nit, i bin doch nit lebensmüd!“ Ä SUV, wo het welle anhalte, het si au witterschgwunke. „Mit soneme Benzinfresser fahr ich doch nitte!“

Jetz isch si anfange unruhig wore, de Termin war für halber niini ussgmacht. Aber jetz isch de VW-Bus vum Nochber angrollt, der het bremst un nussgrufe: „Martha, was machsch du do am Zischdig in aller Herrgottfrühji ?“ „Was isch hit, Zischdig?“, het d Martha verwundert gfrogt, „I hab denkt s isch Mittwoch. No muss i jo erscht morge fahre!“ „Martha, stiig ii, i bring di heim“, het de Noochber gsagt un beidi hen bim Abfahre lutt mitänander glacht.

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