Fotos: Bestattungsinstitut Müller
Lust auf REGIO | 03.2022
24
Be
KONVENTIONEN IM WANDEL
statten als
B
ng ufu er
Seebestattungen, aus Asche gepresste Diamanten, Rockmusik auf der Trauerfeier: Bestattungen sind längst nicht mehr ausschließlich von der Religion geprägt. Doch auch wenn einst unvorstellbare Wünsche heute Alltag sind – einiges bleibt nach wie vor ausgeschlossen. Text: Pascal Lienhard
Land & Leute
Begeistert berichten Sandra Müller und Lisa Senftle von einem Beruf, über den die wenigsten wirklich Bescheid wissen. Da sind viele neugierig und interessiert. „Sie löchern mich geradezu mit Fragen“, erzählt Müller. Verständlich, gehen die beiden jungen Frauen doch einer außergewöhnlichen Beschäftigung nach: Sie sind Bestatterinnen. Müller leitet das Familienunternehmen „Müller Bestattungen“, Lisa Senftle macht hier eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft.
Besonders wichtig ist in ihrer Branche der enge Kontakt zu den Hinterbliebenen. Das wird durch die Pandemie natürlich erschwert. „Für uns ist es ein Spagat zwischen Abstand und Nähe“, sagt die 33-jährige Geschäftsführerin und Trauerbegleiterin. Teile der Gespräche werden schon mal aufs Telefon verlegt, auf den persönlichen Kontakt verzichten kann und will das Unternehmen aber nicht. Schließlich haben die Hinterbliebenen meist viele Fragen, vielleicht auch ganz spezielle Wünsche. Nicht selten weichen diese von althergebrachten Traditionen ab.
„Wir arbeiten mit Menschen – und Menschen verändern sich“, fasst Müller zusammen. Waren Begräbnisse über lange Zeit – wie das gesamte Leben – stark von religiösen Gepflogenheiten geprägt, hat sich hier viel getan. Müller beobachtet, dass Bestattungen freier und individueller werden. Beispiele sind Seebestattungen oder Ruhewälder. Und Heavy Metal auf der Trauerfeier? „Das ist fast schon normal geworden“, berichtet Müller. „Wenn jemand im Leben ein Rocker war, passt Kirchenmusik nicht unbedingt.“