Themenheft
Jobstarter
Oktober 2021 Ausgabe Nr. 40
Offene Hörs
äle
3G-Regeln in Freiburg
Innovationen
Dual Architektur studieren an der DHBW in Lörrach
Optionen
Auf anderen Wegen
in den Wunschberuf
AUSBILDUNG & STUDIUM INTRO
Muss runterschalten: der Ausbildungsmarkt
ausgebremst
Foto: © pixabay.com
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Foto: © iStock.com/sturti
Krise trifft Ausbildung
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eniger als 500.000 neue Ausbildungsverträge sind 2020 in Deutschland abgeschlossen worden. So wenig gab es seit 1977 nicht. Der Rekord ist auf Corona zurückzuführen. Aber es gibt auch Lichtblicke: Studierende können wieder in den Hörsaal. Ganze 465.700 Ausbildungsverträge sind 2020 zustande gekommen. Fast 50.000 weniger als noch im Jahr zuvor. Erstmals seit 1977 ist damit die Schallmauer von 500.000 Ausbildungsverträgen pro Jahr unterboten worden. Besonders deutlich sind die Neuabschlüsse im Gast- und Verkehrsgewerbe zurückgegangen, meldet das Statistische Bundesamt. Am meisten getroffen hat es Industrie und Handel, dazu zählen auch Gast- und Verkehrsgewerbe. Stattliche 36.000 Verträge weniger sind es hier. Bei Tourismuskaufleuten sind sie um fast zwei Drittel eingebrochen. Bei Hotelfachleuten um etwa ein Drittel. Auch die Köche machen sich rar: Rund 20 Prozent Ausbildungsverträge weniger gibt es dort. Nicht alles auf dem Ausbildungsmarkt geht aber bergab: Die Ausbildungsverträge der Zimmerer legen um 11,7 Prozent zu, die der Zweiradmechaniker sogar um 13,1 Prozent. Dafür starten für Studierende wieder Präsenzveranstaltungen. Die 3G-Regeln sind je nach Uni oder Hochschule anders. Mehr dazu gibt’s in diesem Themenheft. Außerdem findet ihr Infos zum bundesweit ersten dualen Architekturstudium und der Wohnungsnot in Freiburg. Die Studierenden trifft es diesen Herbst doppelt hart, da gleich zwei Jahrgänge nach Freiburg strömen. Till Neumann
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STUDIUM ARCHITEKTUR
Zwischen Theorie und Praxis: In Lörrach kann man Architektur bald dual studieren
Leuchtturm in Lörrach
DHBW plant einzigartiges duales Architekturstudium
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Fotos: © iStock.com/Phynart Studio, DHBW Lörrach
n der Dualen Hochschule in Lörrach haben Rektor Theodor Sproll und Frank Hovenbitzer, Kreisvorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA), Anfang Oktober einen neuen Studiengang vorgestellt. Ab dem Wintersemester 2022/2023 soll Architektur erstmals in Deutschland dual studierbar sein. Die DHBW möchte dabei eigene Schwerpunkte setzen und in die Region hineinwirken. „Die Architektur ist die erstarrte Musik“, fand schon der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Mit diesem Satz ist der Zwiespalt, in dem sich das Fach bewegt, gut erfasst: Einerseits beinhaltet es gestalterische Elemente, ist also mit der Kunst verwandt. Andererseits ist die Architektur, wie die Musik, ein präzises Handwerk, das auf wissenschaftlichen Voraussetzungen beruht und gelernt sein will. Um das zu ermöglichen, bietet die Duale Hochschule
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in Lörrach ab dem nächsten Wintersemester den deutschlandweit ersten dualen Studiengang Architektur an. An der Hochschule wird dafür eine Professorenstelle geschaffen. Die Hochschule plant mit einem vollen Kurs pro Jahr, also etwa 25 bis 30 Studierenden. Sowohl bei Partnerunternehmen wie auch bei Dozent·innen sieht Hovenbitzer großes „Freiburger Potenzial“. Sproll kann sich vorstellen, dass die Architektur neben Gesundheit, Technik und Wirtschaft zum „vierten großen Pfeiler der Hochschule“ wird. Zunächst wird das Fach aber von der Technischen Fakultät angeboten. Deren standardisierter Verlaufsplan dient als Blaupause für den Aufbau des Fachs. Der vorgesehene Studienverlaufsplan soll Kompatibilität mit anderen Hochschulen in Deutschland und ganz Europa gewährleisten. Dementsprechend übernimmt die DHBW in Lörrach elementare Inhalte aus
bestehenden Studiengängen, will aber auch eigene Schwerpunkte setzen. Dabei soll die Anbindung an die Region eine große Rolle spielen und das auf mehrfache Weise: Laut Sproll sei Lörrach aufgrund der Lage im Dreiländereck prädestiniert für das Studium der Baukunst. Im Umland gebe es eine „exorbitante Architekturqualität“. Als Beispiele nennt er das VitraHaus in Weil, die Fondation Beyeler in Riehen und den Novartis Campus in Basel. Andererseits ist, wie in vielen anderen Branchen, auch in der Architektur ein großer Fachkräftemangel in der Region auszumachen. Laut einer Studie der KfW-Bank klagen 42 Prozent der Architekturbüros, durch Personalmangel beeinträchtigt zu sein. Insbesondere weil die nächsten Standorte für ein Architekturstudium in Karlsruhe, Stuttgart und Konstanz liegen und die Leute dort häufig „hängenbleiben“, klaffe im Schwarzwald eine große
ARCHITEKTUR STUDIUM ANZEIGEN
Lücke, meint Hovenbitzer. Auch nach freien Architekten gebe es in der Region einen „unheimlichen Bedarf. Wir sterben aus“, sagt er nur halb im Scherz. Hovenbitzer betont, dass das Augenmerk nicht nur auf den spektakulären Bauten im Umland liegen solle. Vielmehr sei es das alltägliche Bauen, das unseren Lebensraum präge: „Architektur ist gebaute Umwelt.“ In Lörrach will man deshalb eigene Akzente in der Ausbildung setzen, insbesondere Nachhaltigkeit in der Gestaltung stehe im Fokus: „Ein ansprechend gestaltetes Gebäude steht einfach länger als irgendein schlampiger Industriebau“, so der Architekt. In der Konstruktion soll die Holzbauweise, die im Südschwarzwald eine große Tradition habe, eine gewichtige Rolle spielen. Ein Akzent soll außerdem auf den Aspekten Recycling und Wiederverwendung in Kombination mit Digitalisierung liegen. Darüber hinaus soll durch die deutschlandweit einmalige Möglichkeit, Architektur dual zu studieren, auch ein bundesweiter Leuchtturm entstehen. Das Ziel: Lörrach für junge Talente attraktiv machen. Den Abschluss stellt der Bachelor of Science dar. Damit ist die Ausbildung zum Architekten allerdings nicht abgeschlossen. Um die weitere Qualifizierung (Master sowie Praxisjahre) zu ermöglichen, strebt die DHBW Lörrach Kooperationen mit verschiedenen Fachhochschulen an. Der Studiengang durchläuft momentan den gewöhnlichen Akkreditierungsprozess. Danach muss die Architektenkammer zustimmen. Damit im nächsten Wintersemester die ersten angehenden Architekt·innen ihr Studium aufnehmen können, muss also alles rundlaufen. Sproll und Hovenbitzer geben sich zuversichtlich. Der Bedarf scheint jedenfalls vorhanden zu sein: Ohne Aufforderung liegen der DHBW Lörrach inzwischen zehn Absichtserklärungen von Unternehmen und Kommunen vor, die bereit sind, Studierende auszubilden. David Baldysiak
DHBW-Rektor Theodor Sproll (l.) und BDA-Kreisvorsitzender Frank Hovenbitzer
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STUDIUM WOHNUNGSMARKT
»Traurig und wütend« Nach Corona und zwei Abi-Jahrgängen:
Mehr Studierende den je suchen Bleibe in Freiburg
Wenige Tage vor Vorlesungsbeginn suchen viele Studierende noch eine Wohnung.
Fotos: © iStock.com/AntonioGuillem, tln, Illustration: freepik
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napp 127.650 Wohnungen gibt es in Freiburg. Einen Mietvertrag für eine zu ergattern, ist derzeit besonders schwer – gleich zwei Abi-Jahrgänge sowie „Corona-Rückkehrer“ strömen zum Wintersemester an die Hochschulen der Stadt. Neben überdurchschnittlich stark gestiegenen Mieten macht den Studierenden auch der Mangel an Wohnraum zu schaffen. Ein Suchender berichtet von Trauer und Wut. 4900 Wohnplätze verwaltet das Freiburger Studierendenwerk, 576 weitere sind in Planung. Das sind nicht genug: „Wir verzeichnen mehr Bewerberinnen und Bewer-
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ber als zum Wintersemester 2019, also vor der Pandemie“, betont Ute Krystof, Sprecherin des Studierendenwerk Freiburg. Grund dafür sei, dass viele, die vergangenes Jahr ein digitales Semester von zu Hause begonnen haben, nun einen festen Wohnsitz in Freiburg suchen. Die Zimmer-Nachfrage übersteigt das Angebot. „Wir gehen davon aus, dass trotz stetig wachsender Anzahl an Wohnplätzen – sowohl bei uns als auch bei anderen Trägern – nicht alle Studierenden, die sich um einen Wohnheim-Platz bewerben, direkt unterkommen werden“, sagt Krystof. Auch die Zimmervermittlung des Studierenden-
werks, die Unterkünfte auf dem freien Wohnungsmarkt an Studierende vermittelt, verzeichnet laut Krystof seit Beginn des Monats eine starke Zunahme an Nachfragen. Die Wohnungen werden auf dem freien Markt allerdings immer teurer. 515 Euro im Monat zahlen Studierende in Deutschland durchschnittlich für eine 30-Quadratmeter-Wohnung. Das entspricht einer Preissteigerung von fast zwei Prozent gegenüber 2020. In Freiburg ist es sogar noch mehr: Laut dem aktuellen Studentenwohnreport des Finanzberaters MLP in Zusammenarbeit mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft
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betrug die Mietpreis-Steigerung in der Breisgaumetropole fast sechs Prozent. Studierende müssen in Freiburg tief in die Tasche greifen: Laut dem Statistischen Jahresbericht 2021 zur Bevölkerungs- und Wohnentwicklung lag die durchschnittliche Angebotsmiete im Jahr 2019 bei 10,60 Euro pro Quadratmeter. Am teuersten ist die Kaltmiete im Freiburger Stadtteil Kappel (14,90 Euro), Haslach-Haid (14,60) und Oberau (13,80). Die niedrigsten Angebote gab es im Mittel in Brühl-Industriegebiet (6,90 Euro), Waltershofen (7,70) sowie Opfingen (7,90). In den vergangenen zehn Jahren ist Freiburgs Bevölkerung um mehr als zehn Prozent gewachsen. Maßnahmen wie die vom Rathaus gestartete Wohnungstauschbörse sollen Milderung auf dem Mietmarkt bringen, verzeichnen aber bisher nur wenig Erfolgsmeldungen: Seit dem Start der Plattform am 10. Juni wurden zwar insgesamt 384 Wohnungen zum Tausch angeboten. Den Mieter wechselten nur zwei. Um den Notstand sichtbar zu machen, werben auch dieses Jahr der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn, die Rektorin der Albert-Ludwigs-Universität Kerstin Krieglstein sowie die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer auf Plakaten dafür, leerstehenden Wohnraum an Studierende zu vermieten. Auch die Notunterkunft des Studierendenwerks wird es dieses Jahr wieder geben. Björn sucht seit zwei Monaten ein WG-Zimmer in Freiburg. „Hier eine Wohnung zu finden, ist tendenziell ein Ding der Unmöglichkeit“, klagt der 24-jährige Student der Evangelischen Hochschule. Seine Suche hat bereits Spuren hinterlassen: „Vor zwei Wochen war ich aufgelöst, traurig und wütend. Mittlerweile bin ich gleichgültig. Ich kann es ja eh nicht ändern.“ Seine Ansprüche habe er bereits runtergeschraubt: „Neun Quadratmeter wären okay. Beim Budget bin ich hoch auf 450 Euro.“ Philip Thomas
Ausgebucht: Kurz nach dem Versenden der Zulassungen waren sämtliche Zimmer im Ulrich-Zasius-Wohnheim belegt.
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KARRIERE FORSCHUNG
Chemikerin Céline Calvino (31) arbeitet seit Januar in Freiburg.
Recycling mit Licht
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Ausgezeichnete Forscherin will Plastik aufbereiten
Fotos: © tln
önnen UV-Wellen das Plastikmüllproblem auf der Erde bekämpfen? Das möchte Céline Calvino herausfinden. Die 31-Jährige arbeitet seit Januar an der Universität Freiburg. Im Exzellenzcluster livMatS will die weitgereiste Schweizerin neue Wege beschreiten. Schon jetzt gab’s die erste Auszeichnung. Gerade mal zehn Monate ist Calvino Nachwuchsgruppenleiterin und Principal Investigator an der Uni Freiburg. Die Laborarbeit hat sie größtenteils gegen Projektmanagement eingetauscht. Leicht fällt ihr das nicht immer, erzählt sie auf Englisch in ihrem Büro an der Technischen Fakultät. Doch die Vision, mit Licht zu recyceln, treibt sie an. Wie sehr sie für die Forschung brennt, wird klar, als sie ihre Ideen mit einem Schaubild erklärt: Sie möchte Moleküle so modifizieren, dass sie bei Bestrahlung brechen und wieder zusammengehen können. Sie sollen dann in Polymerketten (Plastik) gesetzt werden. So will sie Materialien kreieren, die nahezu ohne Qualitätsverlust repariert, ge-
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formt oder recycelt werden können. „Controlled breaking and forming of chemical bonds“, nennt sie das. Chemische Verbindungen aufbrechen, um etwas Neues zu schaffen. Und das mit Hilfe von Licht. Schwer recycelbare Kunststoffe sollen so verzichtbar werden. Aufgewachsen ist die Chemikerin in der Schweiz, promoviert hat sie in Fribourg, als Postdoktorandin war sie in Chicago. Interviews gibt sie in Englisch, Spanisch oder Französisch. Deutsch lernt sie parallel zum Fulltimejob. Der geht auch mal bis in die Nacht. Viel Wissen gibt es in dem Bereich noch nicht, berichtet Calvino. Bisher werde Plastik beim herkömmlichen Recycling beispielsweise erhitzt – und dabei beschädigt. Aus einer Flasche könnten so Fasern für Klamotten werden, aber eben keine neuen Flaschen. Das möchte Calvino ändern. Für ihre Arbeit fehlt ein Photoreaktor. Damit könnte sie intensiver Molekülreaktionen auf UV-Wellen erforschen. 30.000 Euro kostet ein solches Gerät. Für die Finanzierung hat Calvino einen Förderantrag bei
der Wissenschaftlichen Gesellschaft Freiburg gestellt. Der hat so überzeugt, dass sie die beantragten 5000 Euro erhalten hat und mit dem „Horst-Freisler-Projekt“ ausgezeichnet wurde. Das bringt weitere 1000 Euro und Sichtbarkeit. Ideen hat sie viele und die Zeit ist knapp. Fünf Jahre geht ihr Vertrag. Calvino ist überzeugt: „Wahrscheinlich werde ich ein Leben lang in dem Bereich forschen.“ Erste anwendbare Ergebnisse mit Lichtrecycling hält sie in rund zehn Jahren für möglich. Till Neumann
Im Labor: Calvino arbeitet mit UV-Wellen, Moleküle reagieren darauf unterschiedlich.
RECHT AUSBILDUNG
Anders als vorgestellt
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Was tun, wenn die Ausbildung schlecht startet?
rgendwie hatte man sich die Aufgaben, die Vorgesetzten oder die Stimmung im Team anders vorgestellt. Welche Möglichkeiten haben Auszubildende, wenn die ersten Schritte in die Arbeitswelt gar nicht gelingen? Wer direkt nach dem Schulabschluss in eine Ausbildung startet, weiß oft nicht genau, was auf ihn zukommt. Aber was, wenn Azubis im Ausbildungsbetrieb überhaupt nichts gefällt? Können sie einfach den Betrieb wechseln? „Einfach wechseln, geht nicht“, sagt Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht. „Der Azubi müsste zunächst das Ausbildungsverhältnis
mit dem Altbetrieb beenden, also zum Beispiel einen Aufhebungsvertrag schließen oder kündigen.“ Für einen Aufhebungsvertrag ist das Einverständnis des Betriebs nötig, erklärt der Fachanwalt. Kündigen kann man einseitig, also ohne Einverständnis des Arbeitgebers. „Für die Kündigungsmöglichkeiten kommt es aber entscheidend darauf an, wie lange die Ausbildung schon läuft“, sagt Bredereck. Während der Probezeit (ein bis vier Monate) könne das Berufsausbildungsverhältnis jederzeit ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist gekündigt werden. Nach Ablauf der Probezeit jedoch dürfen Azubis nur aus wichtigem Grund gehen. „Das müssen allerdings
gravierende Gründe sein – zum Beispiel schwerwiegende Vertragsverletzungen des Arbeitgebers.“ Mit einer Frist von vier Wochen darf der Auszubildende auch nach der Probezeit kündigen, wenn er die Berufsausbildung aufgeben oder sich für eine andere Berufstätigkeit ausbilden lassen will. „Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, lohnt es sich häufig, trotzdem mit dem Ausbildungsbetrieb zu sprechen. Unmotivierte Azubis sind oft gar nicht gewünscht“, sagt Bredereck. Häufig sei die Unzufriedenheit auch beidseitig. Dann könne eine entsprechende Aufhebung vermutlich einvernehmlich erreicht werden. chilli ANZEIGE
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STUDIUM CORONA
Exmatrikulation droht Studierende müssen im Wintersemester 3G für Präsenzlehre vorweisen
Hoffen lange Warteschlangen vermeiden zu können: Die Freiburger Hochschulen haben verschiedene Konzepte, um die neue Verordnung umzusetzen.
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Fotos: © iStock.com/alvarez
as Wintersemester steht auch in Freiburg in den Startlöchern. Die Lehre geht nach drei digitalen Semestern nun wieder in Präsenz über die Bühne. Das stellt die Freiburger Universität und die Hochschulen vor Herausforderungen. Denn die Zugangsvoraussetzung heißt: 3G. Wer sich nicht an die Regeln hält, dem droht mancherorts der Rauswurf.
„Ich hab mir bis jetzt noch nicht so viele Gedanken gemacht, wie es wird, wenn die Veranstaltungen wieder in Präsenz sind“, sagt Friederike von Wallmoden, Studentin der Neueren deutschen Literatur, Kultur und Medien. Seit die 24-Jährige geimpft ist, macht sie sich wenig Sorgen um Einschränkungen. Der Nachweis öffnet ihr ohnehin alle Türen. Auch die der Universität Freiburg. Denn die stellt – wie alle anderen Hochschulen auch – im Wintersemester auf Präsenzlehre um. Wer nicht geimpft oder genesen ist, für den kann es teuer werden. Schließlich sind die offiziellen Schnelltests seit dem 11. Oktober kostenpflichtig. Die Grundlage für die neuen Vorgaben schafft die Landes-Corona-Verordnung Studienbetrieb. „Mit den zuletzt festgelegten Regelungen hatten und haben die Hochschulen alle Möglichkeiten, zu überwiegend Präsenzlehre zurückzukehren“, sagt Landeswissenschaftsministerin Theresia Bauer. Die neue Verordnung hält an den 3G-Regeln fest. Neben der Vorgabe, dass die Studierenden geimpft, genesen oder mindestens schnellgetestet sein müssen, heißt das: Lehrveranstaltungen sind zwar generell wieder möglich, sofern jedoch der Mindestabstand nicht gewährleistet werden kann, besteht weiterhin eine
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Maskenpflicht. Das Einhalten der 3G-Regeln kann etwa anhand von Stichproben oder mit Hilfe digitaler Lösungen überprüft werden. An den Freiburger Hochschulen wird die neue Verordnung unterschiedlich umgesetzt: Während die Planenden der Albert-Ludwigs-Universität zum Zeitpunkt der Recherche noch auf der Suche waren, wie sie die 24.000 Studierenden und knapp 7000 Mitarbeitenden überprüfen und deren Kontaktdaten erheben können, sind die deutlich kleineren Hochschulen längst einen Schritt weiter. Die gefundenen Lösungen unterscheiden sich jedoch auch hier. Sie reichen von der Kontrolle durch Lehrpersonen über sogenannte Hörsaalpässe hin zu Vignetten, die auf die Studierendenausweise geklebt werden (mehr Details im Infokasten). Zweierlei haben alle gemeinsam: Große Vorlesungen und gelegentlich kleinere Veranstaltungen werden auch weiterhin zusätzlich digital angeboten. Außerdem: Wer sich nicht an die Vorgaben hält, dem drohen Strafen. Mitunter schwere. Beim ersten Verstoß folgt beispielsweise ein Verweis aus den Gebäuden oder vom Campus. Wer sich ein zweites Mal nicht an die Regeln hält, läuft Gefahr, suspendiert zu werden oder eine Anzeige zu kassieren. Die Katholische Hochschule spricht sogar von einer möglichen Exmatrikulation. Die meisten Studierenden müssen sich aber wie auch Friederike von Wallmoden nicht sorgen. Nach ersten Rückmeldungen aus den Hochschulen geht das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst derzeit von einer sehr hohen Impfquote unter den Studierenden aus – ersten Schätzungen der Hochschule
CORONA STUDIUM Macromedia nach sind rund 85 Prozent der Freiburger Studierenden geimpft. Für alle mit 2G-Nachweis kann das Semester also beinahe wie vor der Pandemie starten. Liliane Herzberg
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Info Albert-Ludwigs-Universität Erarbeitung der Konzepte.
Macromedia
Personen im 2G-Status können die Zertifikate am Student Service Desk vorlegen und erhalten dort eine Kennzeichnung im Studierendenausweis. Alle anderen müssen entweder einen negativen Schnelltest (nicht älter als 24 Stunden) mitbringen oder kostenlos einen vor Ort ebenfalls am Service Desk durchführen. Die Regeln werden durch Stichproben geprüft.
Evangelische Hochschule
Alle Studierenden mit 2G-Nachweis erhalten eine Vignette auf die Rückseite ihres Ausweises. Alle anderen müssen einen negativen Schnelltest (24h) oder PCR-Test (48h) mitbringen. Ob eine Testung vor Ort möglich ist, wird derzeit geprüft. Lehrende sehen die Nachweise jeweils vor dem Eintritt zu den Veranstaltungen ein.
Hochschule für Musik
Prüfung mittels elektronischem Verfahren mit einer hochschuleigenen Software. Zu Beginn des Wintersemesters wird vor dem Eingang der Hochschule eine Prüfstation aufgestellt, an der Studierende, Lehrende und andere Hochschulangehörige eins der 3 Gs nachweisen können. Sie legen dort ihren Hochschulausweis auf, dann den Nachweis (QR-Code) vor und im Anschluss wird ihr Hochschulausweis für den entsprechenden Zeitraum freigeschaltet. Für Studierende, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können oder die aus dem Ausland kommen und deren Nachweis hier nicht anerkannt ist, bietet die Hochschule
An die Uni oder an den See? Dein Ticket – dein Tag!
eine kostenlose PCR-Pooltestung an. Termine: Immer montags, mittwochs und freitags jeweils um 7.30 Uhr in der Mensa.
Pädagogische Hochschule
Die Dozent·innen kontrollieren die 3G-Regeln jeweils vor Beginn der Veranstaltung. Studierende können einwilligen, dass der 2G-Status in einem sogenannten Hörsaalpass festgehalten wird, dann müssen sie den Nachweis nicht bei jeder Veranstaltung vorzeigen.
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Katholische Hochschule
3G-Prüfung durch Lehrende vor den Veranstaltungen. Ein Aufkleber auf dem Studierendenausweis (bei geimpften Studierenden) soll das Verfahren der ständigen Überprüfung stark beschleunigen. Selbsttests sind nicht gültig und können
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auch nicht an der Hochschule durchgeführt werden.
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AUSBILDUNG VERKEHRSGEWERBE
Raus auf die Straße
Berufskraftfahrer·innen werden verstärkt gesucht
Foto: © SOEREN STACHE (DPA)
Aus- und Entladen, Fahrprüfungen für den Lkw, der richtige Umgang mit Kunden: Die Kompetenzen für Kraftfahrer·innen – und damit die Ausbildungsinhalte – sind deutlich breiter, als man vermuten würde. Auch die möglichen Einsatzfelder sind weit gestreut: Ausgebildete Berufskraftfahrer·innen finden nach Informationen des Bundesinstituts für Berufsbildung (bibb) Anstellungen in Unternehmen des Güterkraftverkehrs, der Logistik, der Entsorgung, des Reiseverkehrs und des öffentlichen Personennahverkehrs. Vor allem in Großbritannien ist der Mangel an Kraftwagenfahrer·innen aktuell dramatisch. Wie ist die Lage hierzulande? „Es gibt deutlich mehr freie Plätze als Bewerber·innen“, so Robert Merle. Er ist bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein für die Ausbildungsberatung und Abschlussprüfungen in den gewerblichen Berufen zuständig. Für alle, die sich für den Job begeistern könnten, sei daher aktuell der beste Zeitpunkt für eine Bewerbung. Eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer ist etwa bei der Klotz GmbH Spedition in Freiburg möglich. Ge-
Berufskraftahrer·in: Ein Beruf fürs Leben, in dem es nie langweilig wird. Aktuell ist ein besonders guter Zeitpunkt für eine Bewerbung.
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schäftsführer Bernd Klotz bestätigt die Einschätzung der IHK. „Es könnten gerne mehr Bewerber sein“, konstatiert er. Auch das Speditions- und Logistikunternehmen Streck Transportges. mbH mit Hauptsitz in Lörrach bietet eine Ausbildung an. „Bei uns gibt es aktuell mehr Bewerbungen als freie Plätze“, berichtet Kerstin Kern. Sie ist Ansprechpartnerin für die gewerblichen Ausbildungsberufe bei Streck. „Jedoch hat die Qualität der Bewerbungen in den letzten Jahren abgenommen.“ Nach Ansicht von Klotz seien Bewerber·innen, die sich für die Ausbildung zum Berufskraftfahrer interessieren, oftmals junge Menschen, die einen Mix aus Freiheit, Selbstständigkeit und den Kontakt mit anderen Menschen mögen. „Es ist ein sehr sinnstiftender Beruf, da ohne Logistik die Kühlschränke und Wohnzimmer der Bürger leer wären. Hinzu kommt, dass der Berufskraftfahrer durch seine Planung und Fahrweise die Umwelt schützen kann.“ Die Arbeit als Kraftwagenfahrer sieht er als einen Beruf fürs Leben, bei dem es nie langweilig werde. Worauf sollten sich Azubis einstellen? „Die Ausbildung ist schon recht anspruchsvoll“, betont Kerstin Kern von der Firma Streck. Schließlich ginge es nicht nur um technische Fertigkeiten. Vielmehr seien die Fahrer auch Botschafter für das Unternehmen bei den Partnern vor Ort sowie auf der Straße. Kurzum: Es ist ein Job, bei dem es eben doch um deutlich mehr geht, als nur für ein paar Stunden hinterm Steuer zu sitzen. Pascal Lienhard
Fotos: © iStock.com/Smederevac
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er denkt, dass Berufskraftfahrer·innen einfach nur Lkw fahren, der hat weit gefehlt. In der dreijährigen Ausbildung werden deutlich mehr Kenntnisse vermittelt. Da qualifizierte Bewerber·innen Mangelware sind, ist aktuell ein besonders guter Zeitpunkt für eine Bewerbung.
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RVF-SemesterTicket
Für 14,90 Euro pro Monat mobil
Zum Wintersemester können Studierende wieder das SemesterTicket des Regio-Verkehrsverbund Freiburg erwerben. Es gilt im gesamten RVF-Gebiet. Dieses umfasst nicht nur die Stadt Freiburg, sondern auch die Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald. Das RVF-SemesterTicket ist für Studium und Freizeit nutzbar – also nicht nur für die Fahrt zur Uni, sondern auch für eine umweltfreundliche und nachhaltige Mobilität in der ganzen Region. Studierende bezahlen für das Ticket einmalig 89 Euro und haben damit 6 Monate lang rund um die Uhr freie Fahrt in allen Bussen und Bahnen im RVF.
Online kaufen & IPad gewinnen
Studierende der folgenden vier Hochschulen können ihr SemesterTicket online kaufen: Albert-LudwigsUniversität, Pädagogische Hochschule, Hochschule für Musik und Katholische Hochschule. Im Online-Shop der Freiburger Verkehrs AG (VAG) ist das SemesterTicket kontaktlos erhältlich. Unter allen Studierenden, die das SemesterTicket online kaufen und am Gewinnspiel teilnehmen wollen, verlost der RVF ein iPad. In den kostenlosen Apps „FahrPlan+“ oder „VAG mobil“ können Besitzer·innen das SemesterTicket hochladen und bei Kontrollen – auch offline – vorzeigen. Wer mag, kann das SemesterTicket aber auch ganz klassisch ausdrucken. Der Vorteil beim Online-Kauf: bei einer Kontrolle muss nur ein Lichtbildausweis vorgezeigt werden. Online-Bestellung: www.vag-onlineshop.de
Die RegioKarte für Studierende in Freiburg
Studierende der weiteren Freiburger Hochschulen erhalten das SemesterTicket wie bisher an DB-Automaten nach Eingabe ihrer Matrikelnummer sowie in den VAG Kundenzentren „pluspunkt“ und Radstation, dem Südbadenbus-KundenCenter Freiburg (ZOB) und bei allen DB-Verkaufsstellen im RVF. Weitere Infos: www.rvf.de/semesterticket oder auf facebook mit Freizeittipps Pascal Lienhard
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AUSBILDUNG BERUFSEINSTIEG
Auf anderen Wegen ugendliche, die kurz vor Start des neuen Ausbildungsjahres noch keine Stelle gefunden haben, müssen das Jahr nicht gleich abschreiben. Je nachdem, welche Voraussetzungen und Vorstellungen sie mitbringen, können sie alternative Wege einschlagen. Was bietet sich an?
Foto: © Patrick Pleul (dpa)
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Optionen für Jugendliche, die im neuen Ausbildungsjahr noch ohne Lehrstelle sind
Stellenbörsen
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) verweist für die Suche nach offenen Lehrstellen auf die Internetseiten der Handwerkskammern sowie bundesweit auf lehrstellen-radar.de. Auch die Industrie- und Handelskammern sammeln unter ihk-lehrstellen-boerse.de freie Ausbildungsplätze, weitere Angebote finden Interessierte zudem über die Jobbörse der Arbeitsagentur unter jobboerse.arbeitsagentur.de
Einstiegsqualifizierung
Wer bei der Suche nach einem Ausbildungsberuf in der Wunschbranche bislang noch nicht erfolgreich war, kann auch über eine Einstiegsqualifizierung (EQ) nachdenken. Das Programm soll jungen Menschen den Weg in die Ausbildung erleichtern. Mitfinanziert von der Agentur für Arbeit können junge Erwachsene ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum absolvieren, das sie auf die Ausbildung vorbereitet. Während der Qualifizierungsmaßnahme verdienen Jugendliche auch schon etwas Geld und können die Berufsschule besuchen.
IMPRESSUM – THEMENHEFT 10.2021 Das Jobstarter-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Str. 13, 79106 Freiburg www.chilli-freiburg.de Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Till Neumann (tln), David Baldysiak (db), Liliane Herzberg (herz), Pascal Lienhard (pl) Anzeigen: Christoph Winter (Leitung), Fredrik Frisch, Giuliano Siegel, Jennifer Patrias
Grafik: Miriam Hinze, Tatjana Kipf Lektorat: Beate Vogt
Titelbild: © iStock.com/Nikada
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Das Themenheft ist in Zusammen arbeit mit dem „Jugend & Beruf“-Extra der Badischen Zeitung erstellt worden. Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG Ein Unternehmen der Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.
Im Pflegeheim: Das FSJ oder andere Freiwilligendienste können eine Alternative zum Ausbildungsstart sein.
BvB
BvB steht für Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB). Diese dient ebenfalls der Vorbereitung auf eine Ausbildung. Anders als bei der Einstiegsqualifizierung können Jugendliche und junge Erwachsene in Praktika gleich verschiedene Berufsfelder austesten. Während der (maximal) 12 Monate dauernden Maßnahme werden die Jugendlichen sozialpädagogisch begleitet. Wie bei der EQ ist die Bundesagentur für Arbeit eine geeignete Ansprechpartnerin.
Freiwilligendienste
Wer noch gar nicht wirklich weiß, was der Wunschberuf ist, oder ob es überhaupt eine Ausbildung sein soll, kann sich etwa für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bewerben.
Regionale Angebote
Nicht zuletzt können sich Jugendliche bei ihren örtlichen Berufsberatungen der Agentur für Arbeit über regionale Angebote informieren. Amelie Breitenhuber (dpa)