chilli Themenheft

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Themenheft

Karriere &CAMPUs

Juni 2019 Ausgabe Nr. 36

S p e c ia l

Lerndoping r W ar um Sc hü le en hm ne lin Ri ta

1000 Euro für jeden

Freiburg wird Forschungshochburg fürs bedingungslose Grundeinkommen



Finanzen Ausbildung

515 Euro

Azubi-Mindestlohn soll 2020 kommen

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ür Angestellte gibt es in Deutschland seit 2017 einen Mindestlohn. Er beträgt aktuell 9,19 Euro. Auch für Azubis soll ab kommendem Jahr eine Lohnuntergrenze gelten. Nicht alle sind davon begeistert. Ein Minimum von 515 Euro. Das sollen Auszubildende in Deutschland ab Januar 2020 bekommen. Es gilt ab dann für alle neu geschlossenen Ausbildungsverträge. So hat es die Bundesregierung im Mai beschlossen. Im Koalitionsvertrag waren ursprünglich 504 Euro festgehalten. Eine „ausgewogene Mindestvergütung“ nennt Bildungsministerin Anja Karliczek die neue Untergrenze. Rund zehn Prozent der Ausbildungsbetriebe sollen laut der CDUPolitikerin von der neuen Regelung betroffen sein. Die Vergütung für eine Ausbildung ist gestaffelt: Im ersten Jahr erhalten Azubis 515 Euro. Im zweiten Jahr steigt die Vergütung um 18 Prozent, im dritten um 35

Fotos: © freepik.com

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Prozent und im vierten um 40 Prozent. Außerdem steigt der Mindestlohn von Jahr zu Jahr. 2021 sollen schon 550 Euro im ersten Lehrjahr gezahlt werden. 2022 sind es 585 Euro. Im Jahr 2023 werden es 620 Euro. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ist wenig begeistert. Der flächendeckende Mindestlohn werde „der ganz unterschiedlichen Situation der Betriebe nicht gerecht“, heißt es dort. Vor allem kleine Handwerksbetriebe in strukturschwachen Regionen würden dadurch benachteiligt. Laut Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit haben Ende 2017 mehr als sieben Prozent der Auszubildenden weniger als 500 Euro im Monat verdient. 65.000 Azubis verdienten unter 400 Euro. Weitere 50.000 weniger als 500 Euro. Auszubildende im Friseurhandwerk im Osten Deutschlands verdienten zu dem Zeitpunkt 325 Euro. Till Neumann Anzeige

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Startschuss: dm-Gründer Götz Werner (links) und seine Frau Beatrice Werner mit Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer (Zweiter von links) und Professor Bernhard Neumärker.

1000 Euro für jeden

Deutschlands erste Professur für bedingungsloses Grundeinkommen startet in Freiburg

Fotos: © Uni Freiburg, iStock/Amankris

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onatlich 1000 Euro für jeden Bürger – einfach so. Ob das funktionieren kann, wird seit Juni in Freiburg so intensiv erforscht wie nirgendwo anders in Deutschland. Möglich macht das dm-Gründer Götz Werner. Der leidenschaftliche Verfechter eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) hat der Universität dafür zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit soll Bernhard Neumärker zehn Jahre lang ausschließlich dazu forschen. Wird Freiburg damit zur BGE-Hauptstadt? Dem Magazin „Karriere & Campus“ erzählt der 56-Jährige, wie ein BGE funktionieren kann. Und warum man das hier perfekt testen könnte. Ein dicker Stapel Unterlagen liegt auf dem Schreibtisch von Bernhard Neu-

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märker. In seinem Büro im vierten Stock des KG II füllen Bücher, Ordner und geheftete Seiten fast den gesamten Tisch. An der Wand hängt eine Zeichnung des Staatstheaters Stuttgart. „Es gibt viel zu tun“, sagt

»es gibt viel zu tun« der Direktor der Abteilung für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie der Universität Freiburg. Er ist seit dem 1. Juni Inhaber der in Deutschland einzigartigen Götz Werner Professur für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie. Hocherfreut ist nicht nur Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer, sondern auch Neumärker, dass der berühmte dm-

Gründer Werner ihm ermöglicht, eine Dekade lang ausschließlich zu dem Thema zu arbeiten. „Es wäre unverschämt, was anderes zu machen“, sagt der Freiburger Professor und lacht. Seit vielen Jahren arbeitet er zum BGE und hat Werner über Vorträge kennengelernt. Wichtig ist ihm, trotz Förderung unabhängig zu sein: „Das ist eine Namensforschung, aber kein Auftrag für dm oder Götz Werner. In meiner Forschung bin ich frei.“ Das BGE wird seit rund 15 Jahren diskutiert. Es steht für ein festes und verlässliches Einkommen für alle. Die Zahlung ist an keinerlei Gegenleistungen geknüpft. Im Zuge der Digitalisierung mehren sich Stimmen für das Modell, um Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden. Götz Werner sagt: „Um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu kön-


wirtschaft forschung nen, müssen wir Arbeit und Einkommen trennen und Arbeit als schöpferische Tätigkeit anerkennen.“ Auch Autor und Talkshow-Dauergast Richard David Precht fordert eine Summe von 1500 Euro im Monat für jeden. Neumärker macht kein Geheimnis daraus, ebenfalls an der Idee Gefallen zu finden. Er erforscht die Möglichkeiten einer monatlichen Zahlung von 1000 bis 1500 Euro. Also eine Summe, die Erwerbstätigen Anreiz bietet, etwas anderes zu tun. Und kreativ zu werden, wie Neumärker betont. „Beim BGE geht es um Zeitsouveränität. Also die Frage, was der Mensch mit seiner Zeit macht“, erklärt Neumärker. Vieles, was bisher in der Gesellschaft unentgeltlich gemacht werde, sei eigentlich Arbeit. Ehrenamtliche Tätigkeiten beispielsweise. Als Ökonom müsse man da vieles revidieren, zum Beispiel den Freiheitsbegriff. Denn „da geht’s nur um Tauschfreiheit“. Also Arbeit gegen Geld. Mit dem BGE jedoch werde die Trennung von Arbeit und Freizeit entkoppelt. Was ändert sich mit 1000 Euro im Monat? „Ich würde wetten, junge Leute schauen anders aufs Studium. Nicht nur rein karrieretechnisch“, sagt Neumärker. Statt BWL,

»vielleicht eine band gründen« Jura oder Medizin könnten Bereiche wie Kunst oder Musik stärker in den Fokus rücken. Was er selbst mit 1000 Euro tun würde? „Vielleicht eine Band gründen“, sagt der Hobbygitarrist. Der Versuch, als Musiker nebenher etwas Geld zu verdienen, würde ihn reizen. Schon jetzt nutzt er die Gitarre zur Erholung. „Wenn ich eine halbe Stunde darauf ­dilettiere, bin ich refresht.“ In der heutigen Arbeitswelt laufe vieles fremdbestimmt. „Man erträgt einen gewissen Grad der Ausbeutung“, sagt Neumärker. Freude käme in dem Modell nicht vor. „Man muss uns mit Lohn die Freizeit abkaufen. So sind wir sozialisiert.“ Das BGE könne das ändern. Denn der Mensch könne, wie Götz Werner sagt, kreativ werden. Und so nach mehr Sinn und Autonomie streben. Genau wie Philosoph Richard David Precht geht Neumärker davon aus, dass durch die Digitalisierung viele Arbeitsplätze verloren gehen. „Piloten oder Lokführer sind mindestens so gefährdet wie Stewardessen oder Zugbegleiter.“ Chancengleichheit bringe da wenig, wenn es für 1000 Leute nur noch einen Job gebe. Er ist überzeugt: „Wir müssen dem vorbeugen.“ Das BGE könne etwa ermöglichen, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf Augenhöhe agierten. Denn wer finanziell abgesichert sei, habe eine „Exit-Option“. Für Neumärker eine Erklärung, warum das Modell bei Arbeitgebern weniger Anklang findet.

Deutschland gespalten Etwa die Hälfte der Deutschen wünscht sich ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das hat kürzlich eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung gezeigt. 45 bis 52 Prozent befürworten demnach eine bedingungslose Zahlung. Besonders bei jungen Menschen mit höherem Bildungsgrad sei das Interesse groß. Ebenso wie bei links orientierten und Menschen mit geringerem Einkommen. Menschen über 65 Jahre stünden dem BGE jedoch eher skeptisch gegenüber.

Auch Arbeitsmärkte könnten sich dadurch ändern. Gäbe es keine Müllmänner mehr, könne die Bereitschaft steigen, den Job besser zu bezahlen. Denn Sauberkeit wolle jeder. „Wir können das umgewichten, der Markt für Müllmänner oder Putzfrauen funktioniert dann vielleicht erst richtig.“ Um das BGE zu finanzieren, schwebt ihm vor, beispielsweise die Arbeit von Robotern zu besteuern. Oder die Mehrwertsteuer anzuheben. Überzeugt davon, das hinzubekommen, ist er schon jetzt. Nur der Bereich Gesundheit müsse über einen Extra-Topf bezahlt werden. Wegfallen würde so die Stigmatisierung von Einzahlenden und Empfängern. Schließlich sei plötzlich jeder Empfänger. „Auch Reiche kriegen das Cash auf die Kralle“, sagt Neumärker. Mit Beschimpfungen muss er hin und wieder leben. Erst kürzlich sei er auf einer Tagung angegangen worden: Von Kunst oder Sport kann man doch nicht leben. Er habe erwidert, dass der Markt dafür doch riesig sei. „Junge Leute können mit BGE plötzlich wie gestört bis zum 18. Lebensjahr für ihre Fußballerkarriere trainieren“, erklärt Neumärker. Denn die finanzielle Sicherheit sei da. Wer wisse, ob nicht auch aus ihm ein Regisseur geworden wäre? Noch etwas utopisch, aber dringend nötig findet er einen BGE-Test im Dreiländereck. Hier könnten Städte in Frankreich, der Schweiz und Deutschland die Ideen im Kleinen testen. Verschiedene Länder, Milieus und Gebiete seien ideal dafür. Prüfen müsse man das nicht wie in Finnland mit Arbeitslosen, sondern auch mit Gutverdienern. Orientieren sie sich um? „Wir wissen nicht, was sich alles entwickeln wird“, sagt Neumärker. Sicher ist für ihn jedoch eins: Die Arbeitswelt wandelt sich radikal. Darauf müssen Antworten gefunden werden. Till Neumann


Handwerk Perspektiven

Überseecontainer wird energieautarker Raum Energiewende-Projekt bringt Auszubildende und Studierende zusammen

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ie funktioniert ein Null-Energie-Haus? Wie arbeiten Planer und Handwerker daran? Diese Fragen soll ein umgebauter Überseecontainer beantworten. Auszubildende des Handwerks und Offenburger Studierende haben ihn innerhalb weniger Wochen geplant und ausgebaut.

Der Container soll Schülerinnen und Schüler für die Bereiche Versorgungstechnik und SHK begeistern. Er wird als Demonstrationsobjekt für die Aus- und Weiterbildung auf Messen dienen. Schon während des Baus haben rund 100 Schülerinnen und Schüler der Freien Christlichen Schule Freiburg die Anschaulichkeit des Containers direkt auf der Baustelle getestet. Bei den Führungen kamen sie mit den Auszubildenden und Studenten ins Gespräch. Simon Jakob, Lehrer der Freien Christlichen Schule, ist begeistert. „Die Vorstellung das Projektes war für alle eine gewinnbringende Erfahrung. Eine wirklich gelungene Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen.“ Warum so ein interdisziplinäres Projekt? „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit auf den Baustellen wegen der anspruchsvollen Systemintegration energieeffizienter

Gebäudetechnik neue Herausforderungen mit sich bringt“, erläutert Professor Jens Pfafferott von der Hochschule Offenburg. „Je größer das Verständnis der Akteure füreinander, desto einfacher lassen sich diese innovativen Konzepte umsetzen.“ Ziel des Projekts „SHK4FutureEnergysystems“ war der Umbau eines Seecontainers zu einem energieautarken Raum. Er soll ein Minimum an Raumkomfort bieten und gleichzeitig transportabel bleiben. „Ein wirklich anschauliches Projekt also, das ganz praxisbezogen Zukunftsenergien und die Arbeit der SHK-Berufe (Sanitär, Heizung und Klima) präsentiert“, erläutert Wolfram Seitz-Schüle, Geschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg. Die Kammer stellte für den Ausbau die Infrastruktur ihrer Gewerbe Akademie zur Verfügung. An sechs Freitagen haben die Auszubildenden und Studierenden an der Gewerbe Akademie in Freiburg umgesetzt, was in Professor Pfafferotts Lehrveranstaltung theoretisch geplant worden war. Von der Fußbodenheizung über eine Wärmepumpe, einen Speicher, eine Deckenheizung und -kühlung bis hin zu den Photovoltaik-Modulen auf dem Dach wurde alles installiert, was für eine Null-Energie-Ausstattung notwendig ist.

Foto: © HWK FR

»Eine ganz neue Erfahrung«

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Erster Blick in den leeren Container:

Die Teilnehmer begutachten ihre Aufgabe.

Jonas Tritschler, Auszubildender bei Fehrenbach Haustechnik, ist begeistert vom Projekt: „Den Container von Grund auf zu gestalten und bis zur Fertigstellung dabei zu sein, ist total interessant. Außerdem ist das eine richtig gute Werbung für unser Handwerk!“ Constantin Klocke, der seine Ausbildung bei Jochen Sahl macht, freute sich über die fachliche Herausforderung. „Eine Wärmepumpe anzuschließen – das habe ich bisher noch nicht gemacht.“ Aus dem Handwerk kommt auch Student Rafael Köninger. „Es ist eine ganz neue Erfahrung, in diesem Projekt zu arbeiten. Wir lernen alle gegenseitig voneinander.“ Auch Eduard Bolinger ist begeistert. Dem gelernten technischen Zeichner für Maschinen- und Anlagenbau hat es vor allem die Technik angetan. „Ein autark laufendes Gebäude auszustatten und das von der Pike auf – das ist super.“ Karriere & Campus

Info

SHK4FutureEnergysystems ist ein Projekt der Hochschule Offenburg in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme – ISE unter Mitwirkung der RichardFehrenbach-Gewerbeschule sowie der Handwerkskammer Freiburg. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

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Ausbildung messe

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Karrieretipps vocatium Region

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ndlich den Schulabschluss in der Tasche. Doch wie geht’s weiter? Bei der vocatium-Messe soll es darauf mit passgenauer Beratung Antworten geben. Sie steigt am 16. und 17. Juli in Freiburg. Gesprächstermine werden schon vorher vereinbart. Wo ist der Weg aus dem Labyrinth der Möglichkeiten? Das will die Fachmesse für Ausbildung und Studium zeigen. Sie bietet jungen Menschen Hilfe bei der Karriereplanung. Egal ob Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst oder Auslandsaufenthalte. Gesetzt wird auf passgenaue persönliche Beratungen. Die Planungen beginnen daher schon weit vor der Messe: „Wir bereiten Jugendliche ab der 8. Klasse bis zum aktuellen Abiturjahrgang auf die Gesprächstermine mit unseren 71 Ausstellern vor“, so Yvonne Genster, Projektleiterin der Fachmesse für Ausbildung und Studium – vocatium Region Freiburg. „Die Schülerinnen und Schüler teilen uns ihre Beratungswünsche mit. Dann stehen am 16. und 17. Juli 2019 Ausbildungs- und Studienleiter sowie Experten im Konzerthaus Freiburg Rede und Antwort.“ Mehr als 2500 Schüler sollen bei rund 6700 Gesprächen den passenden Karriereweg finden. Kern des Konzepts ist eine zielführende Beratung. Zwischen Jugendlichen und Ausstellern arrangiert das Messeteam verbindliche Gesprächstermine. „Die Chance auf die passende Ausbildung oder das Studium wird dadurch erhöht“, sind die Macher überzeugt. „Dabei können die Beratungsziele der Jugendlichen sehr unterschiedlich sein“, beobachtet Genster. „Manche möchten sich erst einmal ein Bild von der Vielfalt

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Gewusst wie: Für die

Messe können schon vorab Termine vereinbart werden.

und Kontakte Freiburg steigt im Juli

der verschiedenen Branchen und beruflichen Möglichkeiten machen, andere kommen bereits mit einer Bewerbungsmappe zum Termin, den sie mit der Personalleitung führen.“ Von März bis Mai 2019 hat das Messeteam rund 55 Schulen in Freiburg und der Region besucht. So wollten sie die Jugendlichen im Unterricht an die Ausbildungsund Studienangebote der vocatium Region Freiburg heranführen. Jeder Schüler erhielt im Vorfeld ein Messehandbuch, das über die Bildungsangebote der Aussteller informiert. Interessierte konnten und können sich für verbindliche Gespräche auf der Messe anmelden und erhalten 14 Tage vor der Veranstaltung eine persönliche Einladung mit individuellen Terminen. Auch spontane Besucher sind herzlich willkommen und können sich an beiden Messetagen umfassend informieren, teilen die Veranstalter mit. Darüber hinaus geben Ausbildungsleiter Tipps zu Einstellungstests, Vorstellungsgespräch, Online-Bewerbung und vielem mehr. Schirmherren der Messe sind unter anderem Freiburgs OB Martin Horn und Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Till Neumann

Info Foto: © freepik.com

vocatium Region Freiburg 16. und 17. Juli 2019 Konzerthaus Freiburg 8.30 – 14.45 Uhr Eintritt frei www.erfolg-im-beruf.de

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Anzeige FSJ

IMPRESSUM – Themenheft 06-2019 Das Karriere & CampusThemenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Str. 13, 79106 Freiburg www.chilli-freiburg.de Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.) Redaktion: Till Neumann (tln), Philip Thomas (pt), Lars Bargmann (bar) Autoren: Aljoscha Hahn Titelbild: iStock/Vasyl Dolmatov Grafik: Hannah Karayilan Lektorat: Beate Vogt

Anzeigen: Malika Amar, Marlene Schick, Christina Miklusch, Giuliano Siegel, Maria Schuchhardt Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG Ein Unternehmen der Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.

Der Mensch im Mittelpunkt FSJ oder BFD beim Inklusionsverband

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Füreinander da sein: Freiwilligendienste der Caritas

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Ob in Werkstatt, Wohneinrichtung, Kindertages- oder Begegnungsstätte für Senioren und Familien, in der Schulkindbetreuung oder Altenpflege: Immer stehen Menschen im Mittelpunkt. Die jährlich rund 150 jungen Freiwilligen im Verband sind mittendrin, um Inklusion zu leben. Die gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen ist das Ziel. Die Freiwilligen unterstützen beispielsweise Menschen mit einer Behinderung oder psychischen Beeinträchtigungen, Kinder und Jugendliche, Ältere, Langzeitarbeitslose oder Wohnungslose. Sie können sich bei dem freiwilligen Engagement über ihre beruflichen Ziele klar werden und wertvolle Erfahrungen sammeln. „Bewerberinnen und Bewerbern von außerhalb bieten wir bei Bedarf eine Unterkunft an“, sagt Silvija Honer, Koordinatorin für die Freiwilligendienste beim Caritasverband Freiburg-Stadt. Freiwillige können zudem kostenlos viele Gesundheits- und Weiterbildungsangebote nutzen. Neben FSJ und BFD bietet der Verband auch Ausbildungsplätze in der Heilerziehungspflege oder Altenpflege, Praxisstellen, Praktika und ein Duales Studium an. Nora Kelm

Infos

www.caritas-freiburg.de

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Foto: © MITO images/fotolia.com

ach der Schule sind viele beruflich noch unentschlossen. Wer dann ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) machen will, kann beim Caritasverband Freiburg-Stadt fündig werden.


Recruiting Personal

Bäckerhandwerk: Umsatzrekorde und Personalsorgen

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Kaisers Gute Backstube will mehr als nur einen Arbeitsplatz bieten

Fotos: © Kaisers Gute Backstube

er Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hat Ende April einen neuen Umsatzrekord gemeldet: 14,67 Milliarden Euro (plus 1,1 Prozent zum Vorjahr) nahmen die Bäcker im vergangenen Jahr ein. „Wir werten den starken Umsatz als Erfolg unserer handwerklichen Unternehmer, die sich dem harten Wettbewerb stellen, und bedauern gleichzeitig, dass die Gesamtanzahl an Betrieben zurückgegangen ist“, sagte Verbandspräsident Michael Wippler. Und auch die Zahl der Auszubildenden ist deutlich kleiner geworden. Das Problem des Nachwuchsmangels sei „von essentieller Bedeutung im Bäckerhandwerk“, im Ausbildungsberuf Bäcker sank die Zahl gegenüber dem Vorjahr um 4,2 Prozent auf 5996 Lehrlinge, bei den Bäckereifachverkäufern sackte die Zahl sogar um 9,3 Prozent auf nun 9876 ab. „Die Nachwuchssicherung ist eine der großen Aufgaben der Branche“, so Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider. Das weiß auch Birgit Kaiser, Geschäftsführerin bei „Kaisers Gute Backstube“ in Ehrenkirchen: „Wir müssen mehr als nur einen Arbeitsplatz bieten.“ Natürlich müsse das Finanzielle stimmen, deswegen würde Kaiser ihrem Team neben einer übertariflichen Bezahlung und Sonderzuschlägen an Sonn- und Feiertagen auch noch eine betriebliche Altersvorsorge, vermögenswirksame Leistungen und attraktive Personalrabatte ermöglichen. Und auch bei

der Wohnungssuche wird geholfen. Fast noch wichtiger sei aber der Umgang im Team: „Bei uns ist Wertschätzung nicht nur eine Floskel. Wir haben null Toleranz für jedwede Form von Diskriminierung am Arbeitsplatz“, so Kaiser. Eine hausinterne Sozialberatung sei auch in Notlagen für die Mitarbeitenden da.

Mit Yoga und Rückenschule Die Azubis können sich in der hauseigenen Kaiserakademie fortbilden, Führungskräften bietet der 1948 gegründete Familienbetrieb moderne Coachings und Fortbildungen, sämtliche Beschäftigten können Gesundheitskurse wie Yoga oder Rückenschule in Anspruch nehmen, und engagierte Azubis können sich über eine Übernahmegarantie freuen. Aktuell arbeiten bei Kaiser 29 Auszubildende. Sechs Planstellen sind derzeit unbesetzt. „Kaisers gute Backstube“ zählt mit insgesamt 43 Filialen und über 450 Mitarbeitern zu den führenden Bäckereien in Südbaden. Der Zentralverband weiß um die Personalsorgen des Bäckerhandwerks, sieht sie im demografischen Wandel und der zunehmenden Akademisierung begründet und fährt daher aktuell die Kampagne „Back dir deine Zukunft“. Damit, so Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider, „leisten wir bereits einen immensen Beitrag dazu“ und stünden Betrieben wie jungen Menschen und Quereinsteigern mit Rat und Tat zur Seite. chilli/bar

Kriegen einiges gebacken:

„Bei uns ist gegenseitige Wertschätzung nicht nur eine Floskel.“

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lernen medizin

Gefährlicher Helfer:

Viele haben das Medikament schon probiert, um sich aufzuputschen.

Lernen auf Ritalin

Schüler dopen sich mit gefährlichem ­Aufputschmittel

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Foto: © freepik.com, privat

icht nur im Sport wird gedopt. Auch Schüler pushen sich mit illegalen Mitteln zu Höchstleistungen. Weit verbreitet ist das ADHS-Medikament Ritalin. Zwei junge Konsumenten aus Freiburg berichten von den Wirkungen. Ein Psychiater warnt vor den Folgen. Georg* (Name geändert) ist 18 Jahre alt und macht Abitur. Schon in der fünften Klasse bekam er wegen einer ADS-Diagnose Ritalin verschrieben. Heute missbraucht Georg das Medikament. Es kostet 50 Euro für 50 Tabletten mit jeweils 20  mg Wirkstoff. Die Kosten trägt die Krankenkasse. „Ich nehme es mehrmals die Woche“, sagt Georg. „Um meine Konzentration zu steigern und um Müdigkeit zu bekämpfen.“ Seine Erfahrung damit: „Man kann sich auf Ritalin auf das Wesentliche konzentrieren.“ Er nimmt es zum Lernen und für Klassenarbeiten. Auch Tobias* (Name geändert) dopt sich mit Ritalin. „Ich kriege es von einem Bekannten, der es verschrieben bekommt“, sagt der 20-jährige Azubi. Er nutzt die Tabletten zum Lernen und zum Feiern. Der Effekt: „Ich halte länger durch.“ In Unkosten stürzt er sich damit nicht: „Ich zahle drei Euro pro Pille, die jeweils

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40 mg hat“, sagt Tobias. „Das sind schon sehr starke Dinger.“ Zeitweilig nutzte er Ritalin wochenlang täglich. Mittlerweile hat er seinen Konsum reduziert, aus Angst vor einer Abhängigkeit. Davor warnt auch Claus Normann, Psychiater und Oberarzt der Uniklinik Freiburg: „Personen, die regelmäßigen Konsum betreiben, können das Gefühl bekommen, keine Aufga-

keine angst vor sucht be mehr ohne die Substanz erledigen zu können“, bestätigt der 51-Jährige. Soll heißen: Eine psychische Abhängigkeit ist möglich. „Ritalin wird zur Behandlung von ADHS- Patienten genutzt“, erklärt Normann. Dass es beim Lernen helfen kann, ist ihm bewusst: „Alle äußeren Einflüsse werden ausgeblendet, der Fokus wird auf die vorliegende Arbeit gerichtet.“ Ein Tunnelblick also in Zeiten permanenter Ablenkung durch Instagram und Co. Georg hat keine Angst vor einer Sucht: „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich es brauche, wenn ich es mal auslasse. Ich denke, wenn man es in einem gemä-

ßigten Rahmen nimmt, kann nichts passieren.“ Nebenwirkungen treten allerdings auf. Am häufigsten sei starkes Schwitzen, kalte Hände und ein hoher Puls, erzählt Georg. Akute Nebenwirkungen schildert auch Claus Normann. Es könne zu Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit und Depressionen kommen. Und im schlimmsten Fall? „Wenn man wirklich ultra hohe Dosen einnimmt, können sich Arterien zusammenziehen“, sagt Normann. Daraus resultierten Blauverfärbungen oder gar Absterben von Fingern. Das sei aber extrem selten. Langzeitwirkungen von Ritalin sind unklar. Studien gibt es bisher keine, bestätigt Normann. Dabei ist das Medikament bei jungen Menschen der Renner: „In meinem Freundeskreis wird es hauptsächlich zum Lernen oder zum Feiern verwendet. Ich kenne nur wenige, die es noch nie probiert haben“, sagt Tobias. Auch Georg bestätigt das. Als er erfahren habe, wie viele Konsumenten es in seinem Freundeskreis gibt, war er erstaunt. Auch eine Karriere & Campus-Umfrage in Schülerkreisen bestätigt: Viele haben Ritalin schon probiert. Es von Mitschülern mit Ritalin-Rezept zu bekommen, ist einfach.


Warum wird es so intensiv genutzt? „Ich denke, dass sich viele einem starken Druck ausgesetzt fühlen und sich Abhilfe verschaffen wollen“, sagt Georg. Ob von den Eltern, der Schule, Klassenkameraden oder seinen eigenen Ansprüchen. Genau wie Tobias hat er nicht vor, aufzuhören. Wirklich schlechte Erfahrungen haben sie damit noch nicht gemacht. Claus Normann hält zumindest die Behandlung von Patienten für vertretbar. „Das hat sich als gutes und nebenwirkungsarmes Mittel zur Behandlung von ADHS bewährt.“ Auch den gelegentlichen Missbrauch von Ritalin sieht er aus rein medizinischer Sicht nicht wirklich kritisch. „Es ist ein gut verträgliches Medikament und ich vermute, dass die gelegentliche Einnahme kein großes medizinisches Risiko darstellt.“ Der negativste Faktor sei die psychische Abhängigkeit, die man bei regelmäßigem Konsum entwickeln könne. Das Hauptproblem sieht er anderswo: „Ich finde den ethisch moralischen Aspekt wichtiger. Allgemein: Doping – ich unterscheide nicht zwischen Tour de France oder Studenten – ist unfair.“ Man verschaffe sich einen Vorteil gegenüber den anderen. So erhöhe sich der Druck auf das Umfeld. Ein Teufelskreis, den nicht nur die Tour de France kennt. Aljoscha Hahn

Neuro-Enhancer boomen Ritalin ist der Handelsname eines Arzneistoffes, der eigentlich Methylphenidat heißt. Er wirkt stimulierend und wird Kindern mit ADHS verschrieben. Ritalin hilft Menschen mit Aufmerksamkeitsdefiziten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Bei gesunden Menschen erzielt Ritalin eine aufputschende Wirkung. Das Medikament zählt zu den sogenannten NeuroEnhancern. Auch Hirndoping genannt. Der Global Drug Survey hat dazu mit einer internationalten Studie in 15 Ländern gezeigt: Die Zahl der Hirn-Doper nimmt zu. Sie hat sich von 2015 bis 2017 verdreifacht. Auch in Deutschland steigt die Zahl. 2017 sollen drei Prozent der Befragten schon einmal zu solch verschreibungspflichtigen Mitteln gegriffen haben. Zu Neuro-Enhancern zählen Medikamente wie Ritalin, Dexamphetamin und Modafinil.

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Karriere Soziales

Gewinn mit Sinn

AWO-Freiburg bietet vielfältige Möglichkeiten im FSJ & BFD

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„Alle Freiwilligen sollen bei uns etwas mitnehmen können für die eigene Zukunft“, erklärt Gerd Neumann. Er ist bei der AWO-Freiburg zuständig für die Information, Beratung und Vermittlung von Interessierten für FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) und BFD (Bundesfreiwilligendienst). Neumann findet solch ein freiwilliges Engagement gut: „Man kann die

Nicht bloß Zaungäste: Freiwillige bei der AWO

eigene persönliche Entwicklung prima mit der Hilfe für Menschen mit Handicap, für Kinder oder ältere Menschen verbinden.“ Viele würden zuerst denken: „Das könnte ich nicht!“ Doch dann stellen sie das Gegenteil fest, berichtet Neumann. Die Erfahrungsberichte auf der FSJSeite der AWO bestätigen das. Dort

sind auch freie Stellen sowie Fotos, Videos und Beschreibungen der möglichen Bereiche zu finden: von der Kita bis zu ambulanten Diensten für behinderte oder ältere Menschen. Profis aus Pädagogik und Pflege begleiten die Freiwilligen. Aktuell baut die AWO-Freiburg ein Team auf, das einen körperbehinderten Studenten der Uni Freiburg unterstützen soll. Bei dessen Begleitung unterwegs und zu Hause wechseln sich die Helfer ab. Till Neumann

Kontakt

Gerd Neumann und Anette Dossenbach Tel: 07 61/4557782, fsj@awo-freiburg.de www.fsj-freiburg.de

Kitas bilden Fachkräfte aus

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Nachqualifizierung bei concept maternel

ufgepasst: Alle, die in einer Kindertageseinrichtung arbeiten wollen und einen pflegerischen oder pädagogischen Berufsabschluss haben, können sich bei „concept maternel“ in Freiburg und Emmendingen zu Fachkräften in Kindertageseinrichtungen nachqualifizieren lassen. Die Nachqualifizierung umfasst 25 Fortbildungstage, die berufsbegleitend laufen. Die concept maternel GmbH ist ein gemeinnütziger Träger, der zehn Kindertagesstätten im Raum Freiburg und Emmendingen betreibt. Das Unternehmen gibt sein breites Wissen im Bereich Bildung und Betreuung an pädagogische Fachkräfte weiter. Es gibt mehr als 450 Betreuungsplätze für Kinder. Dabei bildet die liebevolle Kinderbetreuung in den Bildungseinrichtungen den Schwerpunkt der Arbeit. Alle Kinder werden ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechend individuell gefördert und begleitet. Mit der berufsbegleitenden Nachqualifizierung wird die Grundlage für die zukünftige berufliche Tätigkeit in einer Kindertagestätte geschaffen. Die Einrichtungen mit langen Öffnungszeiten und ohne Ferienschließzei-

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ten bieten die besten Voraussetzungen für ein ausgeglichenes Familienleben parallel zur Berufstätigkeit. Die Nachqualifizierung ist für Physiotherapeuten, Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten, Logopäden, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, Hebammen und Entbindungspfleger, Haus- und Familienpfleger, Dorfhelfer, Fachlehrer für musische Fächer und für Personen, die die erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grundschulen oder Grund- und Hauptschulen oder für das Lehramt an Sonderschulen erfolgreich bestanden haben. Der Start der Nachqualifizierung ist im Oktober 2019. Der Anmeldeschluss hierfür ist am 30. August 2019. Die Kosten liegen bei 1700 Euro. Schulungsort ist die private Fachschule für Sozialpädagogik, Basler Landstraße 30, in Freiburg. chilli

Infos unter

www.pfsf.bildungsconcepte.de

Foto: © RCW GmbH Concept-maternel

Foto: © AWO Freiburg

as mach’ ich nach der Schule? Das fragen sich nicht wenige. Viele haben Lust auf Neues und wollen sich sozial engagieren. Die AWO (Arbeiterwohlfahrt) bietet dafür zahlreiche Möglichkeiten.




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