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Rundschau Ausgabe Landeck Die führende Wochenzeitung im Oberland und Außerfern Imst, am 10.03.2021, Nr: 10, 50x/Jahr, Seite: 44 Druckauflage: 18 614, Größe: 88,59%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13433237, SB: Ischgl
„Tourismus wird grandioses Comeback feiern!“ Mario Gerber, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WK Tirol, im RUNDSCHAU-Gespräch Mario Gerber ist ein Vollblut-Touristiker. Er konzentriert sich als Gastronom (Gerber Hotels) auf Landes- und Bundesebene voll auf den Tourismus und die Gastronomie. Unter anderem ist er auch VP-Landtagsabgeordneter und Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer (WK) Tirol. Derzeit füllen vor allem Telefonate und Videokonferenzen seinen 14-Stunden-Arbeitstag aus. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen fast immer der schwer angeschlagene Tourismus und die in einer Zwangsjacke feststeckende Gastronomie. RUNDSCHAURedakteur Gebi G. Schnöll sprach mit Mario Gerber über die Ist-Situation und über die Zukunft des Tourismus in Tirol. Von Gebi G. Schnöll RUNDSCHAU: Sehr geehrter Herr Gerber! Zuerst vielen Dank, dass Sie sich für dieses Gespräch Zeit genommen haben. Die Frage, wie es dem Tourismus in Tirol geht, erübrigt sich angesichts der derzeitigen Situation wohl. Daher die Frage, wie schlecht ist es um den Tourismus bestellt? Mario Gerber: Wir befinden uns in einer dramatischen Situation. Die Grenzen zu Tirol sind dicht, Gasthäuser und Hotels sind seit Monaten geschlossen und in den Skigebieten sind die Pisten so gut wie leer. Die Stimmung unter den Touristikern ist am Tiefpunkt angelangt. Wenn die Hotellerie nicht bald aufsperren kann, bricht der komplette Markt weg. Wir müssen endlich aufsperren. Es gibt in Tirol Regionen, in denen mit offenen Gastronomiebetrieben der Tourismus auch ohne Grenzöffnung belebt werden könnte. Äußerst wichtig wäre auch, dass die Gasthäuser bald wieder aufsperren dürfen. Die Gasthöfe, Restaurants und Cafés sind für die heimische Bevölkerung und die Urlaubsgäste gleichermaßen da, und sie sind ein wichtiger Teil des Tourismusgeschäftes. RS: Wer derzeit auf die Skipiste oder zum Friseur will, muss einen negativen Antigentest vorweisen. Wäre das auch für die Hotellerie und die Gastronomie sinnvoll? Gerber: Ja, natürlich! Das Freitesten wäre ein Ticket zum Neustart. Es wäre für viele Beherbergungsbetriebe ein Wirtschaften auch ohne offene Grenzen möglich. Die Gesundheit ist wichtig, das ist keine Frage! Man muss aber auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte berücksichtigen. Wenn das so weiter geht, steuern wir auf einen Kollateralschaden zu. Wir müssen lernen
mit dem Virus zu leben: Masken, Abstand, soziale Distanz und möglichst viele Tests können uns die Normalität zurückbringen. RS: Ist das Auf- und Zusperren eine Dauerlösung? Gerber: Nein, überhaupt nicht! Das ständige Auf- und Zusperren werden viele Betriebe nicht überleben. In der Wirtschaftskammer sind wir intensiv um finanzielle Hilfen und andere Unterstützungen für die Betriebe bemüht. Wir müssen aber auch gemeinsam mit Virologen Konzepte ausarbeiten, wie in Zukunft ein Tourismus stattfinden kann. Jedenfalls müssen wir testen, testen, testen und impfen, impfen, impfen. RS: Bei den Tests ist Tirol bundesweit ein Vorbild. Bei den Impfungen hapert es, weil der Nachschub an Impfstoffen fehlt? Gerber: Von der EU bin ich bitter enttäuscht. Die Europakarte gleicht, was die Impfungen betrifft, einem Fleckerlteppich. Es muss alles daran gesetzt werden, dass genügend Impfstoff vorhanden ist und alle Impfwilligen geimpft werden können. RS: Ostern steht unmittelbar vor der Türe. Normalerweise ist die Osterwoche ein gutes Geschäft. Wird es zu Ostern in den Tourismusregionen offene Lifte und Hotels geben? Gerber: Ich hoffe schon! Als Spartenobmann für Tourismus und Freizeit muss es mein Ziel sein, die Experten davon zu überzeugen, dass zu Ostern unter gewisssen Auflagen ein Tourismus stattfinden kann. Leider sind da noch die geschlossenen Grenzen und die Reisewarnungen: Ein gutes Ostergeschäft wird heuer wohl kaum mehr möglich sein. Ich werde jedenfalls weiterhin dafür plädieren, dass die Gastronomie so schell wie möglich aufsperren darf.
WK-Spartenobmann LA Mario Gerber ist sich sicher, dass der Tourismus in Tirol ein grandioses Comeback feiern wird. Fotos: Blickfang
RS: Die Gastronomie hat seit Anfang November geschlossen. In den privaten Kellerbars und Hinterhöfen wird gefeiert. War es die richtige Entscheidung der Bundesregierung, die Gastronomie zuzusperren? Gerber: Natürlich gibt es viele private Partys bei denen ohne Masken und Abstand gefeiert wird. In der Gastronomie wäre mit Sicherheit die Möglichkeit gegeben, bei den Gästen die vorgegebenen Regeln wie Negativtests, Maskenpflicht und Abstand zu kontrollieren und bei Bedarf den Gast darauf aufmerksam zu machen. RS: Wie hoch ist Ihrer Ansicht nach der Schaden, den die Pandemie im Tourismusgeschäft in Tirol bisher verursacht hat? Gerber: Sehr hoch. Im Bereich der Wertschöpfung sind es sicherlich einige Milliarden Euro. RS: Ischgl befindet sich nach den Vorgängen im März 2020 immer noch in einer schiefen Optik. Vor allem in den Nachrichten deutscher Sender wird es oft so dargestellt, als ob von Ischgl aus die ganze Welt mit dem Corona-Virus infiziert worden wäre. Gerber: Man kann nur appellieren, dass mit den Angriffen auf Ischgl endlich Schluss ist. Es macht keinen Sinn, dass ständig auf Ischgl und neuerlich auch auf Tirol abgezielt wird. Ja, es sind Fehler passiert, es macht taurig und nachdenklich, aber es muss Schluss sein mit den Schuldzuweisungen. Nachdenklich stimmt mich vor allem, dass kaum
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Mario Gerber: „Maske auf, Abstand halten, testen und impfen - dann besiegen wir das Coronavirus!“
noch von Wuhan gesprochen wird, von wo aus das Virus die ganze Welt erobert hat. RS: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Gerber: Dass die Corona-Fallzahlen endlich auf ein Niveau sinken, das wieder ein normales Leben und Wirtschaften möglich macht. Ich bin überzeugt davon, dass der Tourismus bald wieder das ist, was er war: Es wird ein grandioses Comeback geben, da bin ich mir sicher! RS: Vielen Dank für das Gespräch.
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